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Lebensart im Norden | Oktober 2022 | Hamburg West

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„<br />

Mein Eindruck ist, dass sehr<br />

“<br />

viele Bürgerinnen und Bürger<br />

stark motiviert sind, für die<br />

Energiewende etwas zu tun.<br />

© Halfpoint/ Adobe Stock<br />

große Aufgabe und die Zeit läuft uns davon. Der dramatisch heiße<br />

Sommer hier <strong>im</strong> Land und die vielen Naturkatastrophen weltweit<br />

haben uns dies noch mal eindrücklich vor Augen geführt.<br />

Bleiben wir in Schleswig-Holstein: Inwieweit st<strong>im</strong>men Sie<br />

sich mit anderen Ministerien ab, um auf diesem Weg schnell<br />

voranzukommen? Denn um die Erderwärmung zu stoppen,<br />

bedarf es doch Maßnahmen, die viele Bereiche betreffen.<br />

Das st<strong>im</strong>mt. Kl<strong>im</strong>aschutz ist eine Aufgabe, die nicht in einem<br />

Ressort allein stattfinden kann. Auch wenn wir das Kl<strong>im</strong>aschutzministerium<br />

sind, ist es eine Aufgabe für die gesamte Landesregierung.<br />

Das wurde auch <strong>im</strong> Koalitionsvertrag festgehalten. Daher<br />

muss jedes Ministerium <strong>im</strong> nächsten Jahr einen Plan vorlegen, wie<br />

es in seinem Politikfeld die Kl<strong>im</strong>aziele erfüllen und sogar übererfüllen<br />

will. Das bedeutet: Wir sind eine Kl<strong>im</strong>aschutzregierung und<br />

jedes Ressort ist ein Kl<strong>im</strong>aschutzministerium. Mein Ministerium<br />

ist das koordinierende Haus. Ich werde bei meinen Kolleginnen<br />

und Kollegen <strong>im</strong>mer wieder mit dem Thema Kl<strong>im</strong>aschutz auf der<br />

Matte stehen.<br />

Auch die Industrie und jedes Unternehmen müssen langfristig<br />

spürbar zum Kl<strong>im</strong>aschutz beitragen. Wie schätzen Sie die<br />

Bereitschaft ein und können Sie in diesem Zusammenhang<br />

Beispiele für vorbildliche Unternehmen nennen?<br />

In Schleswig-Holstein haben sich viele Unternehmen auf den Weg<br />

gemacht – zum Teil natürlich auch situationsbedingt. Denn wir<br />

haben ja nicht nur eine Kl<strong>im</strong>akrise, sondern auch eine Preiskrise<br />

infolge des fürchterlichen Kriegs in der Ukraine. Ich nenne zwei<br />

Beispiele: In Brunsbüttel gibt es einen Hersteller von Ammoniak<br />

und technischen Stickstoffprodukten wie AdBlue. Das Unternehmen<br />

plant, ein Viertel seines Energieverbrauchs auf erneuerbaren<br />

Strom umzustellen. Das ist eine gewaltige Menge. Ein weiteres<br />

Beispiel ist die Raffinerie in Heide. Sie ist Partner und Koordinator<br />

des Projekts WESTKÜSTE100. Das Projekt hat das Ziel, aus<br />

erneuerbarem Strom Wasserstoff in industriellem Maßstab zu<br />

erzeugen und damit die Dekarbonisierung von Wärme, Transport<br />

und Industrie voranzutreiben. Damit sollen etwa eine Million<br />

Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Es ist großartig, dass wir<br />

uns in Schleswig-Holstein auf den Weg machen, die Industrie von<br />

morgen zu erfinden. Mit den vielen Windkraftanlagen sind wir ein<br />

Top-Standort dafür.<br />

„In Schleswig-Holstein<br />

geht es dabei vor allem<br />

um den zügigen Ausbau<br />

erneuerbarer Energien,<br />

mit denen wir Treibhausgase<br />

vermeiden können.”<br />

In Brunsbüttel entsteht zurzeit ein Flüssiggasterminal<br />

(LNG-Terminal). Diese LNG-Infrastruktur wollen Sie – nach<br />

eigenen Aussagen – zu einem Multienergieterminal für erneuerbare<br />

Energie ausbauen. Wie kann das gelingen?<br />

Das LNG-Terminal ist aus der bitteren Notwendigkeit geboren,<br />

kurzfristig andere, auch fossile, Energieträger <strong>im</strong>portieren zu müssen.<br />

Putin nutzt Erdgas als Waffe und diese Waffe müssen wir ihm<br />

nehmen. Meine Partei will raus aus Öl und Gas. Leider haben die vier<br />

letzten Bundesregierungen – alle geführt von der CDU – die Energiewende<br />

komplett verschlafen und teilweise sogar aktiv verhindert.<br />

Die Konsequenz: Wir sind leider noch <strong>im</strong>mer hochgradig abhängig<br />

von fossilen Energieträgern. Deswegen ist es zum jetzigen Zeitpunkt<br />

richtig, das LNG-Terminal in Brunsbüttel aufzubauen – auch wenn<br />

es keine Kl<strong>im</strong>aschutztechnologie ist. Umso wichtiger ist es, dass wir<br />

an dieser Stelle keine Fehler machen, die dazu führen, dass wir uns<br />

dauerhaft an diesen fossilen Energieträger binden. Das heißt, das<br />

LNG-Terminal in Brunsbüttel muss von vornherein so konzipiert<br />

werden, dass die Infrastruktur künftig auch den Import erneuerbarer<br />

Energieträger ermöglicht. Es sind derzeit ja zwei Projekte:<br />

Zunächst ist ein schw<strong>im</strong>mendes LNG-Terminal für die Übergangszeit<br />

vorgesehen, bis in ein paar Jahren ein festes Terminal entstehen<br />

kann. Dieses feste Terminal soll so ausgerichtet sein, dass grüner<br />

Wasserstoff und dessen Derivate angelandet werden können.<br />

Genau das muss der Weg sein. Wir können bei uns sehr viel Energie<br />

selbst produzieren – vor allem hier in Schleswig-Holstein. Mit Blick<br />

auf ganz Deutschland werden wir aber auch langfristig nicht um<br />

Energie<strong>im</strong>porte herumkommen. Nur, dass diese dann kl<strong>im</strong>aneutral<br />

sein müssen.<br />

10.<strong>2022</strong> Anzeigenspezial lebensart 13

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