Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„<br />
Mein Eindruck ist, dass sehr<br />
“<br />
viele Bürgerinnen und Bürger<br />
stark motiviert sind, für die<br />
Energiewende etwas zu tun.<br />
© Halfpoint/ Adobe Stock<br />
große Aufgabe und die Zeit läuft uns davon. Der dramatisch heiße<br />
Sommer hier <strong>im</strong> Land und die vielen Naturkatastrophen weltweit<br />
haben uns dies noch mal eindrücklich vor Augen geführt.<br />
Bleiben wir in Schleswig-Holstein: Inwieweit st<strong>im</strong>men Sie<br />
sich mit anderen Ministerien ab, um auf diesem Weg schnell<br />
voranzukommen? Denn um die Erderwärmung zu stoppen,<br />
bedarf es doch Maßnahmen, die viele Bereiche betreffen.<br />
Das st<strong>im</strong>mt. Kl<strong>im</strong>aschutz ist eine Aufgabe, die nicht in einem<br />
Ressort allein stattfinden kann. Auch wenn wir das Kl<strong>im</strong>aschutzministerium<br />
sind, ist es eine Aufgabe für die gesamte Landesregierung.<br />
Das wurde auch <strong>im</strong> Koalitionsvertrag festgehalten. Daher<br />
muss jedes Ministerium <strong>im</strong> nächsten Jahr einen Plan vorlegen, wie<br />
es in seinem Politikfeld die Kl<strong>im</strong>aziele erfüllen und sogar übererfüllen<br />
will. Das bedeutet: Wir sind eine Kl<strong>im</strong>aschutzregierung und<br />
jedes Ressort ist ein Kl<strong>im</strong>aschutzministerium. Mein Ministerium<br />
ist das koordinierende Haus. Ich werde bei meinen Kolleginnen<br />
und Kollegen <strong>im</strong>mer wieder mit dem Thema Kl<strong>im</strong>aschutz auf der<br />
Matte stehen.<br />
Auch die Industrie und jedes Unternehmen müssen langfristig<br />
spürbar zum Kl<strong>im</strong>aschutz beitragen. Wie schätzen Sie die<br />
Bereitschaft ein und können Sie in diesem Zusammenhang<br />
Beispiele für vorbildliche Unternehmen nennen?<br />
In Schleswig-Holstein haben sich viele Unternehmen auf den Weg<br />
gemacht – zum Teil natürlich auch situationsbedingt. Denn wir<br />
haben ja nicht nur eine Kl<strong>im</strong>akrise, sondern auch eine Preiskrise<br />
infolge des fürchterlichen Kriegs in der Ukraine. Ich nenne zwei<br />
Beispiele: In Brunsbüttel gibt es einen Hersteller von Ammoniak<br />
und technischen Stickstoffprodukten wie AdBlue. Das Unternehmen<br />
plant, ein Viertel seines Energieverbrauchs auf erneuerbaren<br />
Strom umzustellen. Das ist eine gewaltige Menge. Ein weiteres<br />
Beispiel ist die Raffinerie in Heide. Sie ist Partner und Koordinator<br />
des Projekts WESTKÜSTE100. Das Projekt hat das Ziel, aus<br />
erneuerbarem Strom Wasserstoff in industriellem Maßstab zu<br />
erzeugen und damit die Dekarbonisierung von Wärme, Transport<br />
und Industrie voranzutreiben. Damit sollen etwa eine Million<br />
Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Es ist großartig, dass wir<br />
uns in Schleswig-Holstein auf den Weg machen, die Industrie von<br />
morgen zu erfinden. Mit den vielen Windkraftanlagen sind wir ein<br />
Top-Standort dafür.<br />
„In Schleswig-Holstein<br />
geht es dabei vor allem<br />
um den zügigen Ausbau<br />
erneuerbarer Energien,<br />
mit denen wir Treibhausgase<br />
vermeiden können.”<br />
In Brunsbüttel entsteht zurzeit ein Flüssiggasterminal<br />
(LNG-Terminal). Diese LNG-Infrastruktur wollen Sie – nach<br />
eigenen Aussagen – zu einem Multienergieterminal für erneuerbare<br />
Energie ausbauen. Wie kann das gelingen?<br />
Das LNG-Terminal ist aus der bitteren Notwendigkeit geboren,<br />
kurzfristig andere, auch fossile, Energieträger <strong>im</strong>portieren zu müssen.<br />
Putin nutzt Erdgas als Waffe und diese Waffe müssen wir ihm<br />
nehmen. Meine Partei will raus aus Öl und Gas. Leider haben die vier<br />
letzten Bundesregierungen – alle geführt von der CDU – die Energiewende<br />
komplett verschlafen und teilweise sogar aktiv verhindert.<br />
Die Konsequenz: Wir sind leider noch <strong>im</strong>mer hochgradig abhängig<br />
von fossilen Energieträgern. Deswegen ist es zum jetzigen Zeitpunkt<br />
richtig, das LNG-Terminal in Brunsbüttel aufzubauen – auch wenn<br />
es keine Kl<strong>im</strong>aschutztechnologie ist. Umso wichtiger ist es, dass wir<br />
an dieser Stelle keine Fehler machen, die dazu führen, dass wir uns<br />
dauerhaft an diesen fossilen Energieträger binden. Das heißt, das<br />
LNG-Terminal in Brunsbüttel muss von vornherein so konzipiert<br />
werden, dass die Infrastruktur künftig auch den Import erneuerbarer<br />
Energieträger ermöglicht. Es sind derzeit ja zwei Projekte:<br />
Zunächst ist ein schw<strong>im</strong>mendes LNG-Terminal für die Übergangszeit<br />
vorgesehen, bis in ein paar Jahren ein festes Terminal entstehen<br />
kann. Dieses feste Terminal soll so ausgerichtet sein, dass grüner<br />
Wasserstoff und dessen Derivate angelandet werden können.<br />
Genau das muss der Weg sein. Wir können bei uns sehr viel Energie<br />
selbst produzieren – vor allem hier in Schleswig-Holstein. Mit Blick<br />
auf ganz Deutschland werden wir aber auch langfristig nicht um<br />
Energie<strong>im</strong>porte herumkommen. Nur, dass diese dann kl<strong>im</strong>aneutral<br />
sein müssen.<br />
10.<strong>2022</strong> Anzeigenspezial lebensart 13