Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Meenos Wetterwelten<br />
Extremer Wetterwandel<br />
© Halfpoint/ Adobe Stock<br />
Werden ich oder meine Kolleg:innen<br />
nach den Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels<br />
gefragt, dann lautet die<br />
Antwort meist „Es wird extrem!“. Gemeint<br />
ist wohl nicht das Kl<strong>im</strong>a, sondern das Wetter.<br />
Wird noch einmal nachgehakt, wie sich das<br />
Wetter zukünftig entwickelt, sagen wir: „Es<br />
wird <strong>im</strong>mer extremer.“ Damit schnappt die<br />
Falle zu, wir haben zwei Probleme: schl<strong>im</strong>mstes<br />
Wetter zum einen und einen gedoppelten<br />
Superlativ zum anderen. Denn „extrem“ ist<br />
nach meinem grammatikalischen Grundverständnis<br />
ein Superlativ – und einen Superlativ<br />
kann man nicht steigern. Und doch wird<br />
es so verwendet. Es dürfte die Hilflosigkeit<br />
zum Ausdruck bringen, nicht genau sagen zu<br />
können, wie das Wetter in 100, 50, 30 oder 10<br />
Jahren ist.<br />
Zerstörerische Kraft<br />
Das Kl<strong>im</strong>a ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich<br />
egal – mein Interesse gilt dem Wetter! Da<br />
lauert die zerstörerische Kraft. Das Kl<strong>im</strong>a ist<br />
dermaßen träge, es hinterlässt kaum Spuren.<br />
Es sind aber genau diese Fußabdrücke, die<br />
uns wachrütteln und deutlich machen, dass<br />
wir JETZT und nicht morgen handeln müssen.<br />
Der Waldbrand muss schließlich auch<br />
JETZT gelöscht werden und nicht nächste<br />
Woche. Das Extremwetter, von dem gesagt<br />
wird, es käme in ein paar Jahren – es ist<br />
längst da.<br />
Die Erde brennt<br />
Dabei geht alles so schnell, man kommt gar<br />
nicht hinterher. Noch vor fünf Jahren lautete<br />
der Titel meiner Vorträge „Die Erde hat<br />
Fieber“, heute heißen sie „Die Erde brennt!“.<br />
Und es ist in meinen Augen nicht der wachsweiche<br />
Kl<strong>im</strong>awandel, dem wir an den Kragen<br />
müssen. Zahlen wie 1,5 oder 2 Grad Kelvin<br />
verharmlosen völlig, was die eigentliche Herausforderung<br />
ist. Wenn die Temperaturen auf<br />
über 40 bis 50 Grad Celsius steigen und Dürre<br />
die Erdoberfläche zum Abbrennen vorbereitet<br />
hat, ist dies das Extremwetter, aus dem Waldbrände<br />
entstehen.<br />
Es ist der Wetterwandel, der uns vor sich hertreibt.<br />
Jeder Möchtegern-Wirbelsturm unter<br />
einer Gewitterwolke hat heutzutage das Zeug<br />
zum Tornado. An Verabredungen wird sich<br />
nicht mehr gehalten. Ein Superlativ knackt<br />
den nächsten. Dabei muss nicht zwingend auf<br />
das geguckt werden, was in der Welt passiert,<br />
obwohl wir das kein bisschen aus den Augen<br />
verlieren dürfen. Es reicht schon, nur auf<br />
Schleswig-Holstein zu blicken. Mögen die<br />
Auswirkungen des Wetterwandels bei uns <strong>im</strong><br />
Vergleich zu Deutschland und der Welt noch<br />
am wenigsten extrem ausfallen, es raubt uns<br />
nicht die Verantwortung, alles Mögliche dagegen<br />
zu tun.<br />
Meeno Schrader<br />
Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist<br />
das Wetter für Meeno Schrader weit<br />
mehr als nur Small Talk. Er hat es an<br />
den unterschiedlichsten Plätzen der<br />
Welt „getestet“ und lebte und arbeitete<br />
unter anderem in Australien, Korea,<br />
der Karibik und den USA. Seit 2002 ist<br />
er der „Wetterfrosch“ des Schleswig-<br />
Holstein-Magazins be<strong>im</strong> NDR. In der<br />
<strong>Lebensart</strong> verrät er jeden Monat einen<br />
Gedanken aus seinen Wetterwelten.<br />
96 lebensart