LEBENSRAUM Herbst/Winter 2022/2023
Lifestylemagazim München
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ESSEN + GENIESSEN<br />
Das Wort „Barrique“ steht<br />
heute als Synonym für ein<br />
kleines Eichenholzfass mit<br />
einem Fassungsvermögen<br />
von in der Regel 225 Litern<br />
Einmal abgesehen vom allgegenwärtigen Genuss<br />
heimischen Bieres zählen auch die nahen<br />
deutschen, östereichischen und tiroler Weingüter<br />
zu den zahlreichen gastronomischen Sensationen,<br />
die Besucher zur Verkostung der größtenteils<br />
eigenen und regionalen Produkte einladen.<br />
Besen, Hecken, Sträuße – die Bezeichnung für den<br />
Winzerausschank ist regional sehr verschieden. Der<br />
Ursprung ist jedoch allen gemeinsam: Als Zeichen<br />
dafür, dass die Winzerstube geöffnet hatte, hängte<br />
der Winzer einen Strauß, Besen oder Kranz ans Tor.<br />
Im Westen Deutschlands heißen die Stuben deshalb<br />
bis heute Straußwirtschaften, im Badischen und im<br />
Württembergischen jedoch Besenwirtschaften oder<br />
Besenschänken – hier war der Besenreisig die Einladung<br />
zum Eintreten. In der Bodenseeregion ist der<br />
Name Rädle oder Rädlewirtschaft gebräuchlich und<br />
im Fränkischen wiederum ist der Name Heckenwirtschaft<br />
verbreitet, was jedoch mit Hecken nichts zu<br />
tun hat: Der Begriff kommt von fränkisch „Häcker“<br />
– und damit war schlicht der Winzer gemeint.<br />
Allesamt sind sie der Inbegriff für Genuss und gemütliches<br />
Beisammensein. Auch wenn sich die<br />
Wirtschaften vom Namen her unterscheiden – gemeint<br />
ist immer das Gleiche: Winzer öffnen Gästen<br />
ihre Türen, um sie in ungezwungener Atmosphäre<br />
mit ihren eigenen Weinen und regionalen, bodenständigen<br />
Spezialitäten zu verwöhnen. Ganz besonders<br />
reizvoll und nicht weit entfernt von uns ist die<br />
Einkehr an der Romantischen Straße, von Würzburg<br />
am Main bis nach Füssen. Hier bieten die Heckenund<br />
Besenwirtschaften tolle saisonale Highlights<br />
der Gastlichkeit. Heute unterliegen die circa 150<br />
BARRIQUE-FASS<br />
Das Barrique ist<br />
ein Eichenfass, das<br />
heute vor allem<br />
zum Ausbauen von<br />
Wein, aber auch<br />
Whisky und Bier<br />
dient. Meist werden<br />
Barriquefässer<br />
im Bordelaiser<br />
Schiffsmaß von 225<br />
Litern verwendet.<br />
Ursprünglich war<br />
das relativ kleine<br />
Barrique ein reines<br />
Transportfass<br />
zum Weinexport<br />
nach England. Die<br />
frisch hergestellten<br />
Fässer wurden<br />
zum Biegen der<br />
Dauben innen<br />
verkohlt. Diese<br />
Schicht erzeugt<br />
ein ausgeprägtes<br />
Vanille-Aroma im<br />
Wein. Weiterhin<br />
gibt ein Barrique,<br />
im Gegensatz zu<br />
weingrün gemachten<br />
großen<br />
Holzfässern,<br />
Gerbstoffe (Tannine)<br />
an den Wein<br />
ab. Gemeinsam ist<br />
allen in Holzfässern<br />
erzeugten Weinen<br />
ein gewisses Maß<br />
an Oxidation.<br />
Heckenwirtschaften in Franken einigen Auflagen und<br />
dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen betrieben<br />
werden. So sind zum Beispiel die Öffnungszeiten<br />
geregelt. Es sind maximal 4 Monate erlaubt. Diese<br />
werden meist in zwei Abschnitte (im Frühjahr zum<br />
Ausschank des frischen, jungen Weins und im <strong>Herbst</strong><br />
zur Federweißen-Zeit) eingeteilt. An der Mainschleife<br />
zum Beispiel üblicherweise nur am Wochenende. Am<br />
Untermain haben die Heckenwirtschaften drei bis<br />
vier Wochen durchgehend geöffnet und müssen dann<br />
schließen. Außerdem dürfen nur maximal 40 Sitzplätze<br />
vorhanden sein, nur eigene angebaute Weine zum<br />
Ausschank kommen und einfach zubereitete Speisen<br />
gereicht werden.<br />
HEURIGER IN ÖSTERREICH<br />
Buschenschänken und Heurigen zählen natürlich<br />
auch in Österreich zum wertvollen Kulturgut. Sie bieten<br />
ebenfalls eine Form der Direktvermarktung und<br />
sind beliebtes Ausflugsziel. Dem heutigen Buschenschank<br />
geht eine langjährige Entwicklung voraus, die<br />
eng an die Geschichte des Weinbaus gekoppelt war. Es<br />
lässt sich nicht genau sagen, wann der erste Buschenschank<br />
eröffnet wurde. Aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach brachten jedoch die Franken und Bayern unter<br />
Karl dem Großen und Otto I. die Sitte des erlaubten<br />
„Weinausschanks an Fremde“ mit nach Österreich.<br />
Ein „Heuriger“ ist zum einen der Wein der letzten Ernte,<br />
der bis 11. November des Folgejahres so bezeichnet<br />
Der Lauf der Natur bestimmt, was in die<br />
Kochtöpfe der Wirtschaften kommt<br />
14 <strong>LEBENSRAUM</strong> 2/22