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Jahresbericht 2004<br />

ANALYSE • PRÄVENTION • KOMMUNIKATION<br />

REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />

LANDESGESUNDHEITSAMT


Jahresbericht 2004<br />

REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />

LANDESGESUNDHEITSAMT


Impressum<br />

Regierungspräsidium Stuttgart<br />

Landesgesundheitsamt<br />

Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711/1849-0, Fax 0711/1849-242<br />

abteilung9@rps.bwl.de<br />

www.rp-stuttgart.de<br />

www.gesundheitsamt-bw.de<br />

April 2005<br />

Entwurfsfassung vom 14.3.03


Vorworte .................................................................................................................................................... 5<br />

Highlights 2004 ....................................................................................................................................... 7<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Übersicht .................................................................................................................................................. 10<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong> ....................................................................................... 12<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen ............................................................................................... 61<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden .......................................................................................... 81<br />

Organisationsstruktur<br />

Organisationsplan Regierungspräsidium Stuttgart .................................................................................. 92<br />

Eingliederung des Landesgesundheitsamtes in das Regierungspräsidium Stuttgart<br />

zum 01.01.2005 ....................................................................................................................................... 93<br />

Ref. 91: Recht und Verwaltung (bisher Abt. Z: Zentrale Verwaltung) ...................................................... 95<br />

Ref. 92 (bisher Abt. 1): Umweltbezogener Gesundheitsschutz ............................................................... 97<br />

Ref. 93 (bisher Abt. 2): Allgemeine Hygiene, Infektionsschutz ................................................................ 99<br />

Ref. 94 (bisher Abt. 3): Gesundheitsförderung, Prävention, Rehabilitation ........................................... 101<br />

Ref. 95 (bisher Abt. 4): Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung ............................................ 103<br />

Ref. 96 (bisher Abt. 5): Arbeitsmedizin, Staatlicher Gewerbearzt ......................................................... 105<br />

Anhang<br />

1 Grundlagen und Ziele<br />

Auszug ÖGD-Gesetz .................................................................................................................... 110<br />

Leitlinien „Gesund leben und arbeiten in Baden-Württemberg“ ................................................... 111<br />

2 Laborunterstützter Infektionsschutz ................................................................................................... 113<br />

3 Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes ............................................................................. 128<br />

4 Aus-, Fort- und Weiterbildung ............................................................................................................ 144<br />

5 Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung ........................................................................... 150<br />

Service<br />

1 Index .................................................................................................................................................. 160<br />

2 Lageplan Landesgesundheitsamt ...................................................................................................... 162<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Inhaltsverzeichnis


4<br />

Vorworte<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Zum 01.01.2005 wurde das bisher eigenständige<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Rahmen<br />

der Verwaltungsstrukturreform als Abteilung mit<br />

landesweiter Zuständigkeit in das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart eingegliedert. Mit diesem Schritt wurde<br />

der dreistufige Aufbau der Landesverwaltung,<br />

bestehend aus den Landesministerien, den Regierungspräsidien<br />

und den Land- und Stadtkreisverwaltungen<br />

gestärkt und zugleich die Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen, dem Bürger Beratung und Entscheidungen<br />

“aus einer Hand” kompetent und einheitlicher<br />

als bisher anzubieten.<br />

Über das gesamte Jahr hinweg ist das Landesgesundheitsamt<br />

bei vielerlei Gesundheitsthemen in ganz<br />

Baden-Württemberg präsent. Der vorliegende Jahresbericht<br />

2004 beschreibt ausgewählte Arbeitsgebiete<br />

und Projekte und vermittelt eindrücklich die<br />

Vielfältigkeit seiner Aufgaben.<br />

Ich freue mich, dass es gelungen ist, das Markenzeichen<br />

dieser Fachkompetenz für die Zukunft zu erhalten:<br />

Es steht weiterhin für das Leistungsspektrum des<br />

Öffentlichen Gesundheitsdienstes, des Landesarztes<br />

für Behinderte und des Staatlichen Gewerbearztes<br />

einschließlich der Arbeitsmedizin in der Prävention/Gesundheitsförderung<br />

und im Gesundheitsschutz.<br />

In diesem Sinne bereichert die Eingliederung des<br />

Landesgesundheitsamtes das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart und erweitert sein Angebot um wichtige<br />

Themenbereiche rund um die Gesundheit.<br />

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für<br />

deren Engagement und die Bereitschaft, die Eingliederung<br />

und den damit verbundenen Umgestaltungsprozess<br />

innerhalb des Regierungspräsidiums Stuttgart<br />

voranzutreiben. Ein Beleg für dieses Engagement<br />

war der Gesundheitstag im Regierungspräsidium<br />

Mitte Juli 2004 als gelungener Auftakt der Zusam-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Mit dem Jahreswechsel 2004/05 begann für das<br />

Landesgesundheitsamt (LGA) durch die Eingliederung<br />

in das Regierungspräsidium Stuttgart als Abteilung<br />

9 im Rahmen der Verwaltungsreform ein neuer<br />

Abschnitt. Für uns wichtige Ziele konnten dabei erreicht<br />

werden: nur für wenige Mitarbeiter wird sich die<br />

Arbeitsstelle verändern, der Landesbetrieb bleibt erhalten<br />

und auch unser Markenzeichen, das LGA-<br />

Logo, kann weiter verwendet werden. Das diese<br />

erste Phase der Eingliederung gut verlief, ist ein<br />

Verdienst der Mitarbeiter sowohl im LGA wie auch im<br />

Regierungspräsidium Stuttgart. Dafür gilt allen Beteiligten<br />

ein besonderer Dank.<br />

Der fachlichen Arbeit des LGA wurde eine besondere<br />

Anerkennung durch die Auszeichnung des Projektes<br />

“Anna und Marie” mit dem deutschen Präventionspreis<br />

des BMGS und der Bertelsmann Stiftung zu Teil.<br />

Ebenso konnte bei LÜKEX, der Katastrophenübung<br />

des Bundes und der Länder Ende November, das<br />

Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz mit seiner fachkundigen<br />

Beratung überzeugen. Vertrauen in den Sachverstand<br />

des LGA wurde uns auch dadurch entgegengebracht,<br />

dass Mitarbeiter des LGA sowohl in internationalen<br />

als auch nationalen Expertengruppen, wie der<br />

WHO oder Fachkommissionen am Umweltbundesamt<br />

tätig sind. Fachliche Anerkennung erfuhren wir auch<br />

dadurch, dass ein Kooperationsvertrag mit der Universität<br />

Hohenheim über die Zusammenarbeit in der Parasitologie<br />

abgeschlossen werden konnte und wir dem<br />

Ziel, Collaborating Center der WHO zu werden, nicht<br />

mehr fern sind. Vertrauen in die Aus-, Fort- und Weiterbildungskompetenz<br />

des LGA zeigte sich in der regen<br />

Nachfrage – einem Bereich, der sich für uns zu einem<br />

wichtigen Geschäftsfeld entwickelt hat.<br />

Ziel für die Zukunft muss es sein, diese Fachkompetenz<br />

und Fähigkeiten des LGA zu erhalten und neuen<br />

Herausforderungen immer wieder anzupassen.<br />

5<br />

Vorworte


6<br />

Vorworte<br />

menarbeit, weit vor dem verwaltungsmäßigen Vollzug<br />

der Eingliederung.<br />

Es gilt nun, den gemeinsamen Weg so zu gestalten,<br />

dass die Bündelung von interessensneutraler fachlicher<br />

Kompetenz und Beratung mit den klassischen<br />

Vollzugsaufgaben einer Behörde positiv nach außen<br />

wirkt und die Bürgerinnen und Bürger den Nutzen<br />

dieser Kombination spüren. Der Anspruch der “Bürgernähe”<br />

wird nur eingelöst, wenn Menschen in ihren<br />

Anliegen ernst genommen, gut beraten und in ihrem<br />

Handeln unterstützt werden. Dies ist Auftrag und<br />

Ansporn zugleich für die tägliche Arbeit in unserer<br />

Behörde.<br />

Stuttgart, im April 2005<br />

Dr. Udo Andriof<br />

Regierungspräsident<br />

Die vielfältigen Aktivitäten des LGA wären allerdings<br />

auch im Jahr 2004 ohne Unterstützung und Kooperation<br />

unserer Partner nicht möglich gewesen. Stellvertretend<br />

für alle gilt mein Dank dem Sozialministerium<br />

und den anderen Ministerien, den Regierungspräsidien,<br />

Gesundheitsämtern und sonstigen Behörden,<br />

Einrichtungen im Land, in den Kreisen und Kommunen<br />

und im Bund.<br />

Mein Dank gilt ebenso den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern, die sich im vergangenen Jahr wieder<br />

engagiert und motiviert für die Belange des LGA<br />

eingesetzt haben.<br />

Stuttgart, im April 2005<br />

Dr. Jürgen Wuthe<br />

Präsident<br />

Abt. 9 Landesgesundheitsamt<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern<br />

als Risikofaktor für Hautkrebs<br />

In einer Pilotstudie an den Gesundheitsämtern in<br />

Stuttgart, Mannheim und Ravensburg wurde die Pigmentmaldichte<br />

bei Viertklässlern in Abhängigkeit von<br />

Hauttyp sowie Haar- und Augenfarbe standardisiert<br />

erfasst. Messgröße war die Anzahl pigmentierter,<br />

erworbener Naevi (“Leberflecken”), die zu einem<br />

Großteil von der UV-Bestrahlung der Haut abhängig<br />

ist. Diese gelten v. a. im Kindesalter als ein wesentlicher<br />

Risikofaktor für das Auftreten des malignen<br />

Melanoms. Die Pilotstudie mit der Koppelung von<br />

Untersuchung und Fragebogen an die Eltern zum<br />

Sonnenschutzverhalten ihrer Kinder ermöglicht die<br />

zielgerichtetere Entwicklung von Präventionsmaßnahmen<br />

zur Senkung des Melanomrisikos durch<br />

Verringerung der Sonnenexposition von Kindern.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 12)<br />

Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung<br />

der Badedermatitis am<br />

Bodensee durch ein interdisziplinäres<br />

Gemeinschaftsprojekt mit weiteren<br />

wissenschaftlichen Instituten<br />

Mit Beginn der jährlichen Badesaison kommt es an<br />

natürlichen Badegewässern zum Auftreten von Hautausschlägen,<br />

die mit starkem Juckreiz verbunden sind.<br />

Diese sog. Badedermatitis wird von Trichobilharzia sp.,<br />

einem Parasiten von Wasservögeln, verursacht. Badedermatitis-Meldungen<br />

fallen von Jahr zu Jahr unterschiedlich<br />

hoch aus. Ist eine Region sehr stark betroffen,<br />

so kann das Problem zu wirtschaftlichen Einbußen<br />

in den betroffenen Gemeinden führen: Die Touristen<br />

bleiben aus. Für die Eindämmung der Badedermatitis<br />

ist nicht nur eine einzige Maßnahme ausreichend. Es<br />

müssen vielmehr antiparasitäre und ökologische Methoden<br />

ineinander greifen, um den Entwicklungszyklus<br />

von Trichobilharzia zu unterbrechen.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 30)<br />

Die molekularbiologische Identifikation<br />

der Erbinformationen von Noroviren<br />

bei der Verfolgung von Infektketten bei<br />

Gruppenerkrankungen in Baden-<br />

Württemberg<br />

Noroviren gehören zu den häufigsten Erregern von<br />

Durchfallerkrankungen. Sie sind durch Lebensmittel<br />

oder von Person zu Person übertragbar. Seit Beginn<br />

der aktiven Surveillance beim LGA im Jahr 1999<br />

wurden insgesamt 845 Ausbrüche untersucht und<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

bei 42 % (= 358) Noroviren als Ursache festgestellt.<br />

Mittels molekularbiologischer Methoden hat der Laborbereich<br />

des LGA im Jahr 2004 Teile der Erbinformationen<br />

des Virus bei über 300 Proben aus fast 200<br />

Gruppenerkrankungen entschlüsselt und die jeweiligen<br />

“Stammbäume” miteinander verglichen. So können<br />

Infektionsquellen leichter aufgedeckt und Infektketten<br />

gezielter verfolgt werden.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 32)<br />

Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />

– ein ernst zu nehmendes Problem<br />

Die überaus erfolgreiche Anwendung von Antibiotika<br />

in der Human- und Veterinärmedizin in den letzten 50<br />

Jahren erfährt durch vermehrt restistente Keime eine<br />

bedenkliche Entwicklung: Fast ein Drittel (genau:<br />

29 %) aller im LGA im Jahr 2004 untersuchten Salmonellenstämme<br />

zeigten Antibiotikaresistenzen in<br />

unterschiedlichem Ausmaß und verdeutlichen die<br />

Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Erkennung<br />

von Trends bei der Resistenzentwicklung.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 35)<br />

Förderpreis Gesundheit – Prävention<br />

von Übergewicht bei Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

Die Bedeutung von Ernährung und Bewegung ist<br />

weitgehend bekannt. Trotzdem nehmen Übergewicht<br />

und Bewegungsmangel sowie dadurch verursachte<br />

Krankheiten in den Industrienationen weiter zu. Der<br />

Förderpreis, 2004 erstmals ausgeschrieben, will auf<br />

das Thema aufmerksam machen und die 243 eingereichten<br />

Präventionsprojekte, -programme und -maßnahmen<br />

für die Kooperation unterschiedlicher Akteure<br />

und die Vernetzung untereinander über eine Datenbank<br />

zur Verfügung stellen. Die Preisträger werden<br />

im Juni 2005 im Rahmen einer Fachtagung<br />

vorgestellt und prämiert.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 45)<br />

Infektionsfrei.de – neue Arbeitsschutz-<br />

Homepage verschiedener Akteure im<br />

Gesundheitswesen unter dem “Dach”<br />

des LGA<br />

Nach einer Umfrage bei 682 Beschäftigten im Gesundheitsdienst<br />

sind die wichtigsten Ursachen berufsbedingter<br />

Infektionen Stich- und Schnittverletzungen<br />

mit kontaminierten Instrumenten wie Spritzen,<br />

Skalpellen und Lanzetten. Die meisten gemel-<br />

7<br />

Highlights 2004


8<br />

Highlights 2004<br />

deten Erkrankungen im Gesundheitsdienst sind<br />

schwer verlaufende und schlecht therapierbare Viruskrankheiten<br />

wie Hepatitis-B und -C und selten<br />

auch AIDS. Ein zusätzliches Risiko ist die mögliche<br />

Infizierung von Patienten. Der Internetauftritt als<br />

Gemeinschaftsprojekt verschiedener Körperschaf-<br />

ten und Einrichtungen, die sich mit dem Arbeitsschutz<br />

im Gesundheitswesen befassen, will Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer im Gesundheitsdienst informieren<br />

und praktische Problemlösungen anbieten.<br />

(Ausführliche Informationen dazu auf S. 81)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

9<br />

Highlights 2004


10<br />

Übersicht<br />

Die Schlagworte<br />

• <strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

• Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

• Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Berichte aus der Arbeit<br />

sind die Leitbegriffe des bevölkerungsmedizinischen<br />

Arbeitsverständnisses des Landesgesundheitsamtes<br />

und Ausdruck des interdisziplinären und abteilungsübergreifenden<br />

Verständnisses der Aufgabenerledigung.<br />

Nimmt die Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern zu? Pilotstudie zur Bestimmung der<br />

Pigmentmaldichte bei Kindern ..................................................................................................................... 12<br />

Netzwerk Chemische Risikostoffe................................................................................................................ 14<br />

Resorptionsverfügbarkeit – Detailuntersuchung zur Gefahrenbeurteilung von Schadstoffen<br />

im Boden .......................................................................................................................................... 16<br />

Langzeituntersuchung zur Lungenentwicklung von Schülern in Baden-Württemberg ist<br />

abgeschlossen ............................................................................................................................................. 18<br />

Schimmelpilzkonzentrationen in Kindergärten ............................................................................................. 19<br />

Ringversuche – chemische Innenraumschadstoffe ..................................................................................... 22<br />

Qualität der Badegewässer in der Badesaison 2004: Jahresstatistik, Forschungsergebnisse,<br />

aktuelle Entwicklungen ............................................................................................................. 25<br />

Typisierung von Kryptosporidien zur Verfolgung einer Schwimmbad-Infektion ........................................... 29<br />

Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung der Badedermatitis-Belastung am<br />

Bodensee: ein Gemeinschaftsprojekt des Landesgesundheitsamtes sowie limnologischer<br />

und zoologischer Institute ............................................................................................................................ 30<br />

Molekulare Epidemiologie von Norovirus-Gruppenerkrankungen in Baden-Württemberg<br />

2001-2004 .................................................................................................................................................... 32<br />

Monitoring von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen ............................................................................... 35<br />

Sanierung von Hausinstallationen bei Legionellenbefall .............................................................................. 37<br />

Wie sauber sind Spielplätze in Baden-Württemberg? ................................................................................. 39<br />

Q-Fieber-Epidemie in Esslingen .................................................................................................................. 41<br />

Sommergrippenstudie: Untersuchungen zur Relevanz zeckenübertragener Infektionen ............................ 42<br />

Möglichkeiten und Probleme bei der Untersuchung vermuteter Krankheitshäufungen ............................... 43<br />

Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen .............................. 45<br />

Deutlicher Rückgang von Keuchhusten bei Schulkindern in Baden-Württemberg durch<br />

höhere Impfraten .......................................................................................................................................... 46<br />

Der Zahnarzt bohrt kaum noch. Vom Erfolg der Kariesvorsorge. ................................................................ 48<br />

Moderne Arbeitsmethoden für die Verwaltung: Kooperation zwischen schulärztlichem<br />

Dienst und Gesundheitsberichterstattung .................................................................................................... 49<br />

ICF und Teilhabe für Menschen mit Behinderung ........................................................................................ 51<br />

Down-Syndrom: Vorurteil und Wirklichkeit ................................................................................................... 53<br />

Landesgesundheitsamt beteiligt sich an WHO-Lärmprojekten .................................................................... 56<br />

Influenza, Grippe, Erkältung, Schnupfen – warum sich ein Killervirus zwischen Harmlosigkeiten<br />

verstecken kann ................................................................................................................................ 57<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Influenza-Saison 2003/04 ............................................................................................................................ 61<br />

Netzwerk Gesundheitsfördernde Kindertagesstätten ................................................................................... 64<br />

Regionale Netzwerke Frühförderung und Integration .................................................................................. 66<br />

Suchtprävention ........................................................................................................................................... 68<br />

Neuere Entwicklungen im Bereich HIV/AIDS und anderer sexuell übertragbarer<br />

Erkrankungen ............................................................................................................................................... 70<br />

Umgebungsuntersuchung – Aufgabe des Betriebsarztes oder des Amtsarztes? ........................................ 72<br />

Inhalationsallergie im Backgewerbe – was tun? .......................................................................................... 74<br />

Rinderhaltung – Gefährdungen nach BioStoffV ........................................................................................... 76<br />

Vier Jahre betriebliche Gesundheitsförderung in der Berufsschule ............................................................. 78<br />

Projekt Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken ................................................................................. 79<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

infektionsfrei.de – eine Arbeitsschutz-Homepage für den Gesundheitsdienst ............................................. 81<br />

Neue Fortbildungen: Hygiene in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen ........................................................................ 82<br />

Leitfaden für Hygienestandards in Arztpraxen ............................................................................................. 83<br />

Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung – (wie) geht das? ............................................................. 84<br />

Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg – auf dem richtigen Weg in die<br />

Zukunft? ....................................................................................................................................................... 86<br />

Gesundheitstag im Regierungspräsidium Stuttgart – ein voller Erfolg! ........................................................ 89<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

11<br />

Übersicht


12 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Nimmt die Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern zu? Pilotstudie<br />

zur Bestimmung der Pigmentmaldichte bei Kindern<br />

Bernhard Link, Ref. 92<br />

Regelmäßige Untersuchungen zur Häufigkeit von<br />

Hautpigmentmalen eignen sich als Screening-Methode,<br />

um Änderungen bei der UV-Strahlenbelastung<br />

der Haut und dem damit verbundenen Risiko für<br />

Hautkrebserkrankungen zu erkennen. In einer Pilotstudie<br />

an den Gesundheitsämtern in Stuttgart, Mannheim<br />

und Ravensburg wurde die standardisierte Erfassung<br />

von Pigmentmalen bei Viertklässlern in Abhängigkeit<br />

vom Hauttyp sowie der Haar- und Augenfarbe<br />

erfolgreich erprobt. Die Auswertung eines gleichzeitig<br />

mitverwendeten Fragebogens macht deutlich,<br />

dass viele Sonnenbrände bei Kindern durch eine<br />

konsequentere Anwendung von Sonnenschutzmaßnahmen<br />

vermieden werden könnten.<br />

Hintergrund der Studie<br />

Die Inzidenz des malignen Melanoms steigt in<br />

Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />

an und liegt gegenwärtig bei ca. 14 Neuerkrankungen<br />

pro 100 000 Personen im Jahr. Dass die<br />

Mortalität in den letzten 30 Jahren dennoch nahezu<br />

konstant bei ca. zwei Fällen pro 100 000 pro Jahr<br />

geblieben ist, dürfte auf eine frühzeitigere Diagnosestellung<br />

und die damit verbundene höhere Heilungschance<br />

zurückzuführen sein. Als wesentlicher Risikofaktor<br />

für das Auftreten des malignen Melanoms<br />

wird die UV-Bestrahlung der Haut v. a. im Kindesalter<br />

angesehen. Für die primäre Prävention des malignen<br />

Melanoms ist daher insbesondere die Verringerung<br />

der kindlichen Sonnenexposition von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Als Maß für die Sonnenexposition im Kindesalter<br />

kann die Anzahl pigmentierter erworbener Naevi (“Leberflecken”)<br />

herangezogen werden, da die Häufigkeit<br />

dieser Naevi ausser von der vererbten Disposition<br />

zu einem großen Teil von der vorausgegangenen<br />

UV-Exposition abhängig ist. Die Pigmentmaldichte<br />

gilt daher ebenfalls als Risikofaktor für das Auftreten<br />

von malignen Melanomen im Erwachsenenalter. Ein<br />

Monitoring der Naevuszelldichte in Form von regelmäßigen<br />

Querschnittsuntersuchungen bei Kindern<br />

einer bestimmten Altersgruppe kann daher zur Beurteilung<br />

herangezogen werden, ob Maßnahmen zur<br />

Verminderung der UV-Exposition bei Kindern wirksam<br />

sind und ob das Melanomrisiko durch solche<br />

Maßnahmen gesenkt werden kann.<br />

Beobachtungsgesundheitsämter als<br />

Instrument für die Durchführung eines<br />

Pigmentmal-Monitorings<br />

Die Beobachtungsgesundheitsämter haben über die<br />

Untersuchung der Viertklässler die Möglichkeit, Querschnittsuntersuchungen<br />

in standardisierter Form durchzuführen.<br />

Durch ein Monitoring in festen Zeitabständen<br />

(z. B. alle drei Jahre) an jeweils den gleichen<br />

Schulen ist es möglich, Veränderungen der kindlichen<br />

UV-Exposition zu ermitteln. So lassen sich auch regionale<br />

Vergleiche innerhalb von Baden-Württemberg<br />

durchführen und Unterschiede bei der Umsetzung<br />

primärer Präventionsmaßnahmen erkennen. In einer<br />

Pilotstudie im Jahre 2004 wurde daher das Personal<br />

der Beobachtungsgesundheitsämter entsprechend geschult<br />

und die Durchführbarkeit eines solchen Pigmentmal-Monitorings<br />

geprüft.<br />

Voraussetzung für die Vergleichbarkeit der Untersuchungen<br />

ist eine standardisierte Vorgehensweise.<br />

Da ein entsprechendes Monitoring-Programm in Niedersachsen<br />

bei Einschulungsuntersuchungen unter<br />

der Federführung der Universitätshautklinik Göttingen<br />

bereits realisiert wurde, konnten die dort angewandten<br />

Standardisierungsmaßnahmen übernommen<br />

werden. Zur Schulung der Mitarbeiter der Beobachtungsgesundheitsämter<br />

Mannheim und Ravensburg<br />

wurden zunächst an zwei Schulen in Stuttgart<br />

insgesamt ca. 70 Viertklässler unter der Anleitung<br />

eines Hautarztes vergleichend von beiden Teams<br />

untersucht. Anschließend wurden in Mannheim ca.<br />

400 Viertklässler und in Aulendorf und Bad Waldsee<br />

im Kreis Ravensburg knapp 300 Viertklässler auf<br />

Pigmentmale untersucht.<br />

Die Anzahl der Pigmentmale mit einem Durchmesser<br />

über 2 mm wurde zur besseren Vergleichbarkeit auf<br />

die Körperoberfläche bezogen; hierzu war die Ermittlung<br />

von Körpergröße und Gewicht erforderlich. Außerdem<br />

wurde bei den Kindern der Hauttyp nach<br />

Fitzpatrick, die Haarfarbe, die Augenfarbe und die<br />

Häufigkeit von Sommersprossen erfasst. In einem<br />

Fragebogen, der von den Eltern auszufüllen war,<br />

wurde zusätzlich das bisherige Sonnenschutzverhalten<br />

abgefragt.<br />

Ziele dieser Pilotuntersuchung waren<br />

• die Ermittlung der Streubreite der Pigmentmaldichte<br />

und anderer statistischer Kenndaten,<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

• die Ermittlung der Vergleichbarkeit von Untersuchungen<br />

durch unterschiedliche Untersuchungsteams<br />

und<br />

• die Prüfung der Eignung von Viertklässlern und<br />

Erfassung des zeitlichen Aufwandes für ein regelmäßiges<br />

Screening der Pigmentmaldichte.<br />

Ergebnisse der Untersuchung<br />

Pigmentmaldichte<br />

Der Median für die Pigmentmale lag bei den zehnjährigen<br />

Kindern in der Untersuchung bei 7 Pigmentmalen<br />

pro Person bzw. bei 7,4 Pigmentmalen pro m². Da die<br />

Häufigkeit der Pigmentmale wesentlich vom Hauttyp<br />

abhängt, ist beim Vergleich von Untersuchungen primär<br />

der Bezug zum Hauttyp notwendig. Diese Ergebnisse<br />

sind in der Abbildung dargestellt.<br />

Erwartungsgemäß nimmt die Pigmentmaldichte vom<br />

hellen zum dunklen Hauttyp ab. Bei einer Untersuchung<br />

von sechsjährigen Kindern in Niedersachsen,<br />

die mit den gleichen Untersuchungsmethoden durchgeführt<br />

wurde, lag der Median der Pigmentmaldichte<br />

bei 5,8. Ein direkter Vergleich zwischen beiden Studien<br />

ist nicht möglich, da die Kinder in Baden-Württem-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

berg im Schnitt vier Jahre älter waren und die Anzahl<br />

der Naevi mit dem Alter deutlich ansteigt.<br />

Sonnenschutzverhalten<br />

Aus den Angaben der Eltern im Fragebogen ist<br />

abzuleiten, dass in den überwiegenden Fällen Maßnahmen<br />

zum Sonnenschutz bei Kindern ergriffen<br />

werden (siehe Tabelle). Allerdings zeigt sich auch,<br />

dass hier durchaus noch mehr getan werden kann.<br />

Dies betrifft die Anwendung von Sonnencremes mit<br />

hohen Lichtschutzfaktoren, die Bedeckung der Haut<br />

mit leichter Kleidung (Verwendung von T-Shirt, Sonnenmütze<br />

u. Ä.) bei direkter Sonneneinstrahlung und<br />

der Verzicht auf direkte Sonnenbestrahlung während<br />

der Mittagszeit. Die Häufigkeit von Sonnenbrand<br />

kann durch solche Maßnahmen v. a. bei den hellhäutigen<br />

Kindern noch deutlich reduziert werden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Naevidichte bei verschiedenen Hauttypen<br />

Die Pilotstudie zeigt, dass sich die Untersuchungsmethode<br />

im Rahmen von Untersuchungen an den Beobachtungsgesundheitsämtern<br />

einsetzen lässt; der Zeitaufwand<br />

beträgt etwa fünf Minuten je Kind. Um einen<br />

Untersuchereffekt weitgehend auszuschließen, müs-<br />

13<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


14 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Angaben zum Sonnenschutzverhalten<br />

sen regelmäßige Vergleichsuntersuchungen durch die<br />

Untersuchungsteams durchgeführt werden. Ein direkter<br />

Vergleich der Ergebnisse mit ähnlichen Untersuchungen<br />

in anderen Regionen ist wegen des unterschiedlichen<br />

Alters der Probanden nicht möglich.<br />

Netzwerk Chemische Risikostoffe<br />

Stefan Kluge, Ref. 92<br />

Fragestellungen im Bereich der Abwehr biologischer<br />

und chemischer Gesundheitsbedrohungen gehen häufig<br />

über den gewohnten Arbeitsbereich der damit befassten<br />

Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

(ÖGD) hinaus und sind oft nur interdisziplinär und<br />

mit Hilfe spezieller Informationsquellen zu beantworten.<br />

Der Arbeitsbereich Toxikologie des Kompetenzzentrums<br />

Gesundheitsschutz im Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) beteiligt sich aktiv an Konzeptionen für die<br />

Vernetzung der auf diesem Gebiet tätigen Experten.<br />

Praktisches Ergebnis ist die Vereinbarung einer Kooperation<br />

mit der Vergiftungsinformationszentrale Freiburg<br />

und dem Expertensystem MEDITOX sowie die<br />

Einrichtung eines gemeinsamen elektronischen Forums<br />

auf dem UmInfo-Regionalknoten Stuttgart.<br />

Ausgangssituation<br />

Für wirkungs- und verantwortungsvolles Handeln im<br />

Bereich Gesundheitsschutz, insbesondere im Zu-<br />

Die Kopplung der Untersuchungen mit einem Fragebogen<br />

zum Sonnenschutzverhalten ermöglicht die<br />

zielgerichtete Entwicklung von Präventionsmaßnahmen<br />

zur Senkung des Melanomrisikos.<br />

sammenhang mit der Abwehr terroristischer Aktivitäten,<br />

sind aktuelle, qualitätsgesicherte Informationen<br />

über biologische und chemische Risikostoffe und die<br />

von ihnen ausgehenden Bedrohungen und Gefahren<br />

unverzichtbar. Die komplexen Zusammenhänge im<br />

Bereich der biologischen und chemischen Gesundheitsbedrohungen<br />

konfrontieren allerdings Ärzte,<br />

Naturwissenschaftler, Verwaltungsbeamte, Ministerien<br />

und sonstige Behörden, die mit diesem Themenkreis<br />

befasst sind, nicht selten mit Problemfeldern<br />

weit außerhalb ihrer bisherigen Arbeitsschwerpunkte.<br />

Oft liegen die Fragestellungen in Bereichen, die<br />

nicht in den gängigen Publikationen, Lehrbüchern,<br />

Nachschlagewerken etc. abgehandelt werden, sondern<br />

nur mit Hilfe seltener Spezial- oder “grauer”<br />

Literatur sowie unter Umständen nichtöffentlicher<br />

Datenbanken beantwortet werden können. Hinzu<br />

kommt, dass chemische und biologische Bedrohungen<br />

nicht an Bezirks- oder Landesgrenzen Halt machen.<br />

Hieraus resultiert die Notwendigkeit intensiver<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

kollegialer Zusammenarbeit, um den Anforderungen<br />

dieses interdisziplinären, grenzübergreifenden Arbeitsgebietes<br />

gerecht zu werden.<br />

Die Idee<br />

Die Nutzung heutiger Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

führt leicht zu einer unüberschaubaren<br />

Datenflut, deren Bewältigung zeit- und kostenintensiv<br />

ist. Notwendige Arbeiten zur Informationsverdichtung,<br />

-bewertung und -aufbereitung sowie zur<br />

Qualitätssicherung und zur zeitgerechten Bereitstellung<br />

von Informationen können unter den gegebenen<br />

Umständen nicht mehr von einzelnen, sondern nur im<br />

Verbund mit anderen, auf einer vernetzten Arbeitsplattform<br />

zusammengeführten Einrichtungen und<br />

Experten (z. B. in Landesgesundheitsämtern, Kompetenz-<br />

und Behandlungszentren, Giftinformationszentren<br />

etc.) geleistet werden. Zusammenarbeit bei<br />

Sammlung und qualifizierter Aufarbeitung von Stoffdaten<br />

soll Doppelarbeit vermeiden und eine effizientere<br />

Arbeitsweise mit den zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen ermöglichen.<br />

Das Ziel<br />

Informationspool<br />

E-Mail und Internetnutzung gehören heute neben<br />

Telefon und Fax zum Standard dieser Arbeitsplätze.<br />

Somit ist es v. a. eine Frage des richtigen Informationsmanagements,<br />

Daten beziehungsweise Informationen<br />

über eine geeignete Plattform im Netzwerk<br />

gemeinsam zu erarbeiten, um sie bei Bedarf zum<br />

richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge am richtigen<br />

Ort und in der erforderlichen Qualität zur Verfügung<br />

zu stellen. Alle Informationen werden über die<br />

Kooperationspartner fachlich abgestimmt und können<br />

qualitätsgesichert über eine elektronische Plattform<br />

den im Gesundheitsschutz tätigen Partnern zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Die elektronische Plattform<br />

Als zeitgemäße Basis der Arbeit in einer vernetzten<br />

Arbeitsgruppe soll ein zugangskontrolliertes Intranet<br />

mit einer Softwarelösung aus dem CSCW-Bereich<br />

(Computer Supported Cooperative Work) fungieren,<br />

auf das über verschiedene Wege zugegriffen werden<br />

kann (Intra- oder Internet, Telefonnetz/Modem). Entsprechende<br />

Produkte bieten Nutzungsmöglichkeiten,<br />

die weit über die etablierter E-Mail-Kommunikationswege<br />

mit dem wechselseitigen und Rund-Versand<br />

von Dokumenten hinausgehen, u. a. spezielle<br />

Gruppenkommunikationsfunktionen (Dateiabgleich,<br />

gemeinsames Bearbeiten von Dokumenten, Antwort<br />

mit Zitat, strukturierte Anzeige der Diskussionsver-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

läufe, Vor- und Rückwärtsblättern in einer Diskussionskette,<br />

Chronologie wer die Information wann gelesen,<br />

gesichert und ggf. bearbeitet hat), Einzel- und<br />

Gruppen-Chat, Vertraulichkeit (automatisch verschlüsselte<br />

Zugangs- und Übertragungswege für alle<br />

Dokumente/Dateien), frei administrierbare hierarchische<br />

Nutzergruppenarchitektur (Lese-, Schreib-, Up-/<br />

Downloadrechte für Gruppen und einzelne Nutzer,<br />

selektive Rechte auf Dokumentebene), Moderatorfunktion<br />

(Freigabe von Dokumenten), Sprach-Mailboxen,<br />

Benachrichtigungsfunktion (über SMS, Pager,<br />

E-Mail, Sprachnachricht).<br />

Der Sachstand<br />

Der Arbeitsbereich Toxikologie des Kompetenzzentrums<br />

Gesundheitsschutz pflegt fachliche Kontakte zu<br />

Toxikologen und anderen Experten auf dem Gebiet der<br />

chemischen Risikostoffe: mit dem Bereich Lebensmittelüberwachung<br />

(Arbeitsgruppe Verbraucherschutz des<br />

Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum),<br />

dem Expertensystem MEDITOX, den deutschen und<br />

europäischen Giftinformationszentren, speziell den für<br />

die Nachbarregionen im Mandatsgebiet der Oberrheinkonferenz<br />

zuständigen Einrichtungen in Zürich und<br />

Strasbourg, dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie<br />

der Bundeswehr, dem Robert Koch-Institut<br />

und dem Bundesinstitut für Risikobewertung, mit der<br />

Gesellschaft für Klinische Toxikologie, der Europäischen<br />

Assoziation der Giftzentren und Klinischen Toxikologen<br />

(EAPCCT), dem Internationalen Programm<br />

für Chemische Sicherheit (IPCS/INTOX) und der Abteilung<br />

Gesundheitsgefahren bei der Europäischen<br />

Kommission.<br />

Gegenseitige Information und Austausch erfolgen hier<br />

derzeit noch überwiegend auf konventionelle Weise,<br />

d. h. per E-Mail/Mailinglisten, Fax, Telefon etc. Seit<br />

Dezember 2001 gibt es unter Federführung des<br />

Robert Koch-Instituts für den Bereich biologische Gefahren<br />

ein zugangskontrolliertes Internet-Forum des<br />

Arbeitskreises Bevölkerungsschutz, in dem der Austausch<br />

über die Bewertung chemischer Risikostoffe<br />

allerdings bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt.<br />

Ein außerordentlich flexibles und leistungsfähiges<br />

CSCW-System ist im ÖGD schon seit gut zehn Jahren<br />

für die Arbeit des Umweltmedizinischen Informationsforums<br />

(UmInfo) in Form der FirstClass ® -Software etabliert,<br />

welches im Laufe der Jahre auf zahlreiche Themen<br />

des ÖGD und anderer medizinischer Nutzergruppen<br />

ausgedehnt wurde. Diese Plattform ist nach entsprechenden<br />

Anpassungen ohne Weiteres auch für<br />

Zwecke des Netzwerks Chemische Risikostoffe nutzbar.<br />

Als Betreiber des UmInfo-Regionalknotens Stuttgart<br />

und als Träger des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />

hat sich das LGA aktiv an konzeptionellen<br />

Vorarbeiten zur Vernetzung der im Bereich biologi-<br />

15<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


16 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

scher und chemischer Gefahren tätigen Experten/Institutionen<br />

beteiligt.<br />

Während über die Umsetzung auf nationaler Ebene<br />

bisher keine Entscheidung getroffen wurde und gerade<br />

ein bundesweiter Grundsatz-Abstimmungsprozess<br />

über die zukünftige Finanzierung des zentralen<br />

UmInfo-Dienstes läuft, konnte auf der Landesebene<br />

Baden-Württemberg inzwischen eine entsprechende<br />

Zusammenarbeit des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />

mit der Vergiftungsinformationszentrale<br />

Freiburg (VIZ) und MEDITOX unter Einsatz der<br />

FirstClass ® -Lösung vereinbart werden. Gegenstand<br />

sind der frühzeitige Austausch von Informationen<br />

über für den ÖGD relevante Zwischenfälle und Vergiftungen<br />

mit Chemikalien sowie über Häufungen<br />

verdächtiger Symptomkonstellationen sowie Austausch<br />

und Abstimmung von Stoffdokumentationen.<br />

Dabei sollen Synergieeffekte durch Bündelung der<br />

unterschiedlichen Ansätze und Kompetenzen (VIZ:<br />

Individualmedizin; MEDITOX: Information für Rettungskräfte;<br />

LGA: Bevölkerungsmedizin, Vor- und<br />

Nachsorge) sowie der unterschiedlichen Zugänge<br />

der beteiligten Einrichtungen zu Fachliteratur, Datenbanken<br />

und Fallberichten erreicht werden. Als elektronische<br />

Plattform wurde ein geschlossenes Forum<br />

auf dem UmInfo-Regionalknoten Stuttgart eingerichtet,<br />

den die drei Partner über Intranet (Landesverwaltungsnetz)<br />

oder per Modem über das Telefonnetz<br />

erreichen können, wobei auch eine verschlüsselte<br />

Datenübertragung und eine sichere Kommunikation<br />

im Krisenfall gewährleistet sind. In direktem Zusammenhang<br />

damit steht das im April 2004 an gleicher<br />

Resorptionsverfügbarkeit – Detailuntersuchung zur Gefahrenbeurteilung<br />

von Schadstoffen im Boden<br />

Hanswerner Jaroni, Ref. 92<br />

Baden-Württemberg verfügt landesweit über umfangreiche<br />

Daten zur Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />

im Boden, die vom Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium<br />

und der Landesanstalt für Umweltschutz aufgearbeitet<br />

und für die Gefahrenabschätzung im Rahmen<br />

der Bewertung schädlicher Bodenverunreinigungen<br />

zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Bestimmung<br />

der Resorptionsverfügbarkeit liefert wertvolle<br />

Informationen für die abschließende Bewertung des<br />

Wirkungspfades Boden – Mensch.<br />

Pflichten zur Gefahrenabwehr<br />

“Jeder, der auf den Boden einwirkt, hat sich so zu<br />

verhalten, dass schädliche Bodenveränderungen<br />

Stelle eingerichtete sog. SEGGES-Forum für die interne<br />

Kommunikation der als Schnelle Einsatzgruppe<br />

Gesundheitsschutz besonders zu schulenden Gruppe<br />

von Ärzten im ÖGD und für die Verteilung der vom LGA<br />

erstellten Merkblätter chemischer Risikostoffe sowie<br />

anderer Handreichungen für den ÖGD im Zusammenhang<br />

mit der Abwehr chemischer und biologischer<br />

Gefahren.<br />

Ausblick<br />

Momentan wird der UmInfo-Regionalknoten Stuttgart<br />

mit neuer Hard- und Software (Windows ® 2000, First-<br />

Class ® -Server 8.0) aufgerüstet, da er nach Eingliederung<br />

des LGA in das Regierungspräsidium Stuttgart ab<br />

2005 verstärkt als Basis eines Intranets für den ÖGD<br />

Baden-Württemberg dienen soll. Neben Verbesserungen<br />

der Funktionalität kann damit zukünftig auch ohne<br />

die Software FirstClass ® -Client von jedem Internet-<br />

Computer aus mit jedem beliebigen Internet-Browser<br />

eine abhörsichere Verbindung zum System aufgebaut<br />

werden. Die Nutzungsmöglichkeiten und die Akzeptanz<br />

des UmInfo-Regionalknotens Stuttgart werden<br />

damit deutlich erhöht und ebenso der weitere Betrieb<br />

als unabhängiger Server gesichert, falls das zentrale<br />

UmInfo-System in Osnabrück für den ÖGD zukünftig<br />

nur noch eingeschränkt nutzbar sein sollte. Wenn dies<br />

auch kein Ersatz für die im deutschen Sprachraum<br />

einmalige UmInfo-Plattform ist, so steht zumindest der<br />

Weiterentwicklung des Regionalknotens Stuttgart als<br />

Host für die Zwecke eines Netzwerks Chemische Risikostoffe<br />

nichts im Wege.<br />

nicht hervorgerufen werden. Der Grundstückseigentümer<br />

und der Inhaber der tatsächlichen Gewalt über<br />

ein Grundstück sind verpflichtet, Maßnahmen zur<br />

Abwehr der von ihrem Grundstück drohenden schädlichen<br />

Bodenveränderungen zu ergreifen.”<br />

So lauten die ersten beiden Absätze des § 4 des<br />

Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG), bei dem<br />

es um die Pflichten zur Gefahrenabwehr geht. Um<br />

Gefahren zu erkennen, die von erhöhten Schadstoffgehalten<br />

in Böden für die Schutzgüter Mensch, Nutzpflanzen<br />

sowie das Grundwasser ausgehen können,<br />

werden in der Bundesbodenschutzverordnung<br />

(BBodSchV) als Beurteilungshilfen für die Gefahrenabschätzung<br />

sogenannte Prüfwerte für einzelne<br />

Schadstoffe bzw. Schadstoffgruppen festgelegt.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Prüfwerte für einzelfallbezogene<br />

Prüfung<br />

Prüfwerte sind nach § 8 BBodSchG Werte, bei deren<br />

Überschreitung unter Berücksichtigung der Bodennutzung<br />

eine einzelfallbezogene Prüfung durchzuführen<br />

und festzustellen ist, ob eine schädliche Bodenveränderung<br />

oder Altlast vorliegt. Die nutzungsspezifischen<br />

Prüfwerte für die Szenarien Kinderspielflächen,<br />

Wohngebiete, Park- und Freizeitanlagen<br />

sowie Industrie- und Gewerbeflächen sind als<br />

Gesamtgehalte pro kg Boden angegeben. Dabei wird<br />

davon ausgegangen, dass die festgestellten Schadstoffkonzentrationen<br />

(z. B. bei oraler Aufnahme) auch<br />

zu 100 % vom menschlichen Organismus aufgenommen<br />

werden. Insgesamt wurde bei der Ableitung der<br />

Prüfwerte nach Anhang 2 BBodSchV die Exposition<br />

so bemessen, dass unter Worst-case-Bedingungen<br />

(bezüglich ungünstiger Annahmen für Aufenthaltsdauer,<br />

Bodenaufnahmemenge, kg Körpergewicht,<br />

Bioverfügbarkeit des Schadstoffes) auf das Vorliegen<br />

einer Gefahr geschlossen werden muss.<br />

Detailuntersuchungen bei Prüfwertüberschreitungen<br />

Werden Prüfwertüberschreitungen festgestellt, so<br />

sind nach § 3 (4) BBodSchV Detailuntersuchungen<br />

durchzuführen. Unter § 2 Begriffsbestimmungen wird<br />

unter 4. die Detailuntersuchung definiert als “Vertiefte<br />

weitere Untersuchung zur abschließenden Gefährdungsabschätzung,<br />

die insbesondere der Feststellung<br />

von Menge und räumlicher Verteilung von<br />

Schadstoffen, ihrer mobilen oder mobilisierbaren<br />

Anteile, ihrer Ausbreitungsmöglichkeiten in Boden,<br />

Gewässer und Luft sowie der Möglichkeit ihrer Aufnahme<br />

durch Menschen, Tiere und Pflanzen dient.”<br />

Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />

Hinsichtlich des Schutzgutes “menschliche Gesundheit”<br />

bietet sich als Detailuntersuchung im Sinne<br />

einer Einzelfallprüfung die Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />

an. Sie kennzeichnet den Anteil<br />

eines Schadstoffes im Boden, der über den Magen-<br />

Darm-Trakt (orale Aufnahme) oder die Atmungsorgane<br />

(inhalative Aufnahme) in den Organismus (Blut,<br />

Lymphe, Gewebe) aufgenommen werden kann. Bodenbestandteile<br />

wie Humus (PAK-Adsorption) oder<br />

Bindungsformen wie Sulfide oder Oxide (Löslichkeit<br />

von Metallen) können die Resorptionsverfügbarkeit<br />

stark beeinflussen. Schadstoffe, die im Magen-Darm-<br />

Trakt nicht durch Verdauungssäfte von der Bodenmatrix<br />

gelöst werden können, d. h. nicht potentiell<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

resorbierbar sind, werden zum größten Teil unverändert<br />

wieder ausgeschieden.<br />

Entwurf der DIN-Vorschrift E DIN 19738<br />

In den letzten Jahren wurden Testsysteme entwickelt,<br />

mit denen die Mobilisierung von Schadstoffen<br />

aus der Bodenmatrix unter physiologischen Bedingungen<br />

in vitro bestimmt werden kann. Daraus entwickelte<br />

sich ein vereinheitlichtes Testsystem, das als<br />

Entwurf einer DIN-Vorschrift auf dem Prüfstand steht<br />

(E DIN 19738). Im Rahmen von Forschungsvorhaben<br />

im Auftrag des Umweltbundesamtes konnte gezeigt<br />

werden, dass die Methodik für ein physiologienahes<br />

Elutionsverfahren zur Ermittlung der Resorptionsverfügbarkeit<br />

im Laborversuch weit fortgeschritten<br />

ist.<br />

Wertvolle Informationen für die Bewertung<br />

des Wirkungspfades Boden –<br />

Mensch<br />

Das LGA hat schon in einer sehr frühen Phase der<br />

Testentwicklung die Methodik zur Überprüfung der<br />

Resorptionsverfügbarkeit als Instrument zur detaillierten<br />

Sachverhaltsermittlung in der Altlastenbewertung<br />

eingesetzt, da erfahrungsgemäß nur ein Teil der<br />

Schadstoffmenge aus der Bodenmatrix mobilisiert<br />

wird und es daher z. T. zu einer erheblichen Überschätzung<br />

des Risikos kommen kann, wie sich bei<br />

verschiedenen Altlasten gezeigt hat. Das führte in<br />

Einzelfällen zu erheblichen Einsparungen von Sanierungskosten,<br />

was den vergleichsweise geringen Kostenaufwand<br />

für die Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />

rechtfertigte. In der Fortbildungsveranstaltung<br />

“Bodenschutz in Baden-Württemberg unter gesundheitlichen<br />

Aspekten” berichtete uns Dipl. Biol.<br />

Petra Günther über Praxiserfahrungen aus Untersuchungen<br />

zur Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />

in Böden. Sie konnte die Erfahrungen des<br />

LGA bestätigen, dass “... mit der Methodik zur Überprüfung<br />

der Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />

im Boden ein Instrument zur weiteren Sachverhaltsprüfung<br />

im Rahmen der Detailuntersuchung<br />

zur Verfügung ... steht, welches wertvolle Informationen<br />

für die abschließende Bewertung des Wirkungspfades<br />

in Bezug auf schädliche Bodenveränderungen<br />

nach BBodSchV liefert.”<br />

Merkblatt über die Resorptionsverfügbarkeit<br />

nach DIN 19738<br />

Baden-Württemberg verfügt landesweit über umfangreiche<br />

Daten, die in Zusammenarbeit mit dem Um-<br />

17<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


18 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

weltministerium und der Landesanstalt für Umweltschutz<br />

aufgearbeitet und für die Gefahrenabschätzung<br />

im Rahmen der Bewertung schädlicher Bodenverunreinigungen<br />

zur Verfügung gestellt werden sollen.<br />

Bundesweit liegen bislang wenige Erfahrungen<br />

für die praktische Umsetzung vor. Ein Merkblatt über<br />

Langzeituntersuchung zur Lungenentwicklung von Schülern in<br />

Baden-Württemberg ist abgeschlossen<br />

Peter Eickhoff, Ref. 92<br />

Im Projekt Beobachtungsgesundheitsämter wurde in<br />

der Zeit von 1996-2002 eine Kohortenstudie durchgeführt<br />

mit dem Ziel, die Lungenentwicklung bei<br />

Schülern von der vierten bis zur siebten Schulklasse<br />

zu erfassen. Ausgehend von der durch andere Untersuchungen<br />

gestützten Hypothese, dass umweltbedingte<br />

Verunreinigungen der Atemluft, insbesondere<br />

mit Feinstäuben, zu Beeinträchtigungen der Lungenentwicklung<br />

(besonders des Lungenvolumens) führen<br />

können, wurden in vier verschieden belasteten<br />

Regionen Baden-Württembergs (Gesundheitsämter<br />

Mannheim, Offenburg, Ravensburg und Stuttgart)<br />

Kinder über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet<br />

und untersucht.<br />

Untersuchungsareale und -gruppen,<br />

Zeitrahmen, Inhalte der Untersuchung<br />

Im Bereich der Beobachtungsgesundheitsämter wurden<br />

für die Studie die Untersuchungsareale Mannheim-Zentrum<br />

und -Neckarstadt West, Kehl, Aulendorf/Bad<br />

Waldsee, Stuttgart Ost und Bad Cannstatt<br />

gewählt. Ausgehend von der vierten Grundschulklasse<br />

kamen die Probanden jeweils im Abstand von drei<br />

Jahren, also 1996/97 und 1999/2000 in der ersten<br />

Kohorte, 1998/99 und 2001/02 in der zweiten Kohorte<br />

zur Untersuchung. Da die Teilnahmequoten in der<br />

Zweituntersuchung deutlich unter denen der ersten<br />

Untersuchung lagen (z. T. bei 40 %), wurde auf die<br />

ursprünglich beabsichtigte Fortsetzung der Studie<br />

über das siebte Schuljahr hinaus verzichtet. Aus<br />

beiden Untersuchungszyklen standen nach der Zweituntersuchung<br />

noch Ergebnisse von 380 bzw. 297<br />

Schülern für die Auswertung zur Verfügung.<br />

Daten zur Luftschadstoffbelastung wurden von der<br />

UMEG (Gesellschaft für Umweltmessungen, Umwelterhebungen<br />

und Gerätesicherheit, Karlsruhe) zur<br />

Verfügung gestellt, die an den Untersuchungsorten<br />

Messstationen zur Erfassung der gängigen gasförmigen<br />

Verunreinigungen und von Feinstäuben betreibt.<br />

den Einsatz des Testsystems zur Bestimmung der<br />

Resorptionsverfügbarkeit für die gesundheitliche<br />

Bewertung des Wirkungspfades Boden – Mensch im<br />

Rahmen der Gefahrenabwehr bei schädlichen Bodenverunreinigungen<br />

könnte über die Landesgrenzen<br />

hinaus von großem Interesse sein.<br />

Für die Auswertung wurden als wichtige Stör- bzw.<br />

Einflussfaktoren aus dem Lebensumfeld der Probanden<br />

über einen Fragebogen Angaben zur passiven<br />

und aktiven Zigarettenrauchbelastung und zu akuten<br />

und chronischen Atemwegserkrankungen erhoben.<br />

Zusätzlich wurden Körpergröße, Gewicht, Geschlecht<br />

und die Nikotinbelastung (über die Messung von<br />

Cotinin im Urin) berücksichtigt.<br />

Die Lungenentwicklung wurde durch Lungenfunktionsuntersuchung<br />

in einem Ganzkörperplethysmographen<br />

geprüft. Hierbei dienten die Parameter Totale<br />

Lungenkapazität TLC, Vitalkapazität VC, Strömungswiderstand<br />

in den Atemwegen SR und Strö-<br />

tot<br />

mungsgeschwindigkeitsmessungen (FEV , MEF )<br />

1 50<br />

als Bewertungsgrößen.<br />

Ergebnisse<br />

Bei den Luftschadstoffen (Feinstaub, NO 2 , SO 2 , CO)<br />

zeigte sich im Jahresmittelwert während des sechsjährigen<br />

Beobachtungszeitraums eine kontinuierliche<br />

Abnahme der Belastung in allen Untersuchungsarealen,<br />

während die Ozonbelastung im Wesentlichen<br />

unverändert blieb. Die regional unterschiedlichen<br />

Belastungsprofile blieben dabei erhalten, wobei<br />

Bad Waldsee als Vergleichsgebiet für die Studie mit<br />

Ausnahme der Ozonwerte die geringste Belastung<br />

aufwies.<br />

Bei 73 % der untersuchten Schüler in der 7. Klassenstufe<br />

wurde im Urin kein Cotinin gefunden, was gegen<br />

eine Passivrauchbelastung dieser Personen spricht.<br />

Besonders interessant waren die Ergebnisse der Lungenfunktionsuntersuchungen:<br />

Über alle oben genannten<br />

Kenngrößen zeigte sich kein relevanter Ortsunterschied<br />

in der Lungenentwicklung der untersuchten<br />

Schüler. Unter Einbeziehung der Cotininbefunde und<br />

Fragebogenangaben fanden sich nach Berechnung<br />

mit verschiedenen statistischen Modellen als wichtigste<br />

Einflussfaktoren auf die Lungenentwicklung das<br />

Körpergewicht und die Körpergröße.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Fazit<br />

Über den Beobachtungszeitraum von jeweils drei<br />

Jahren zeigten sich im Rahmen dieser Studie aufgrund<br />

von Lungenfunktionsuntersuchungen keine<br />

regionalen Unterschiede in der Lungenentwicklung<br />

der untersuchten Schüler. Trotz unterschiedlicher<br />

regionaler Belastungsprofile konnten bei insgesamt<br />

rückläufiger Luftschadstoffbelastung als relevanteste<br />

Schimmelpilzkonzentrationen in Kindergärten<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Einflussfaktoren für die Lungenentwicklung lediglich<br />

Körpergröße und Gewicht gesichert werden. Wenn<br />

auch ein Beobachtungszeitraum von drei Jahren<br />

sehr kurz erscheinen muss, gibt die vorliegende<br />

Studie doch einen wichtigen Hinweis darauf, dass bei<br />

den in Baden-Württemberg vorherrschenden Luftschadstoffbelastungen<br />

mit Hilfe der Lungenfunktionsuntersuchung<br />

keine relevanten Einflüsse bei<br />

der Lungenentwicklung nachzuweisen sind.<br />

Thomas Gabrio, Ursula Weidner, Ref. 93; Valentina Maisner, Ursula Görlich,<br />

Landratsamt Ravensburg/Gesundheitsamt<br />

Obwohl es aufgrund baulicher Schwachstellen in<br />

Kindergärten häufiger zu Schimmelpilzschäden<br />

kommt, konnte bei der Untersuchung von 42 Gruppenräumen<br />

in 14 Kindergärten kein nennenswerter<br />

Unterschied zwischen diesen und den in anderen<br />

Studien des Landesgesundheitsamtes (LGA) ermittelten<br />

Schimmelpilzkonzentrationen in Schulen und<br />

Wohnungen festgestellt werden. Auffällig sind die<br />

großen Konzentrationsschwankungen der einzelnen<br />

Schimmelpilzarten in den verschiedenen Objekten<br />

und die Zunahme von Penicillium spp. in der Innenraumluft<br />

im Verhältnis zur Außenluft.<br />

Problemstellung<br />

Aufgrund der Bauweise, wie z. B. Ständerbauten mit<br />

Flachdachkonstruktion, treten in Kindergärten wiederholt<br />

relevante Schimmelschäden auf. Im Sinne<br />

der Prävention sollte daher vom LGA innerhalb des<br />

Projektes Beobachtungsgesundheitsämter die Schimmelpilzkonzentration<br />

in Kindergärten ermittelt werden.<br />

Mittels der Bestimmung der Schimmelpilzkonzentration<br />

in der Luft bzw. auch im Bodenstaub kann<br />

eingeschätzt werden, ob in dem untersuchten Kindergarten<br />

ein Schimmelpilzschaden wahrscheinlich<br />

ist. Parallel dazu sollte durch die Messung der CO 2 -<br />

Konzentration das Lüftungsverhalten in den Kindergärten<br />

überprüft werden, da neben baulichen Schäden<br />

häufig auch falsches Lüftungsverhalten die Ursache<br />

für Schimmelpilzschäden ist. In Kindergärten<br />

und Schulen ist oft mangelndes Problembewusstsein<br />

und daraus resultierend falsches Nutzungsverhalten<br />

anzutreffen.<br />

Material und Methode<br />

Im Landkreis Ravensburg wurden in 14 Kindergärten<br />

42 Gruppenräume im Winter 2003/04 auf ihre Schimmelpilzkonzentration<br />

untersucht. Zur Findung der<br />

Objekte wurden die Kindergartenträger des Landkreises<br />

Ravensburg angeschrieben und gebeten,<br />

Objekte zu benennen, in denen die Untersuchungen<br />

durchgeführt werden könnten. Bestimmt wurden mittels<br />

Luftkeimsammlung die kultivierbaren Schimmelpilzsporen<br />

in der Luft, mittels der Gesamtpartikelzählung<br />

die Anzahl der kultivierbaren und nicht kultivierbaren<br />

Schimmelpilzsporen in der Luft, wenn vorhanden,<br />

die Konzentration der Schimmelpilze im Teppichstaub<br />

sowie die CO 2 -Konzentration in der Luft.<br />

Parallel zu der Messung im Innenraum wurde auch<br />

eine Untersuchung der Außenluft als Referenz durchgeführt.<br />

Lag ein sichtbarer Schimmelpilzbefall vor,<br />

wurde ein Klebefilmabrisspräparat oder/und ein Abklatsch<br />

genommen. Die Probenahme und Objektbegehung<br />

erfolgte durch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes<br />

Ravensburg, wobei in einem Begehungsprotokoll<br />

Angaben zur Bausubstanz, bauliche Mängel<br />

und das Nutzungsverhalten dokumentiert wurden.<br />

Die Kultivierung und Differenzierung der Schimmelpilze<br />

erfolgte im mykologischen Labor des LGA.<br />

Die Kindergärten erhielten einen Befund und ggf.<br />

Empfehlungen zur Schadensbeseitigung. Die Interpretation<br />

und Bewertung der erhaltenen Werte erfolgte<br />

auf der Basis der in den Leitfäden des Umweltbundesamtes<br />

und des LGA abgeleiteten Bewertungskriterien.<br />

Zur Auswertung wurden die ermittelten Daten<br />

mit den Ergebnissen verglichen, die in früheren Studien<br />

des LGA innerhalb des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />

und eines vom Umweltbundesamt<br />

geförderten Projektes erhalten wurden.<br />

Ergebnisse<br />

Die Konzentration der kultivierbaren Schimmelpilze<br />

lag bei den untersuchten Kindergärten sowohl in der<br />

Innenraumluft als auch in der Außenluft in einem ähnlichen<br />

Bereich, wie er in vergleichbaren Studien des<br />

LGA bisher auch erhalten wurde (erste Abbildung).<br />

19<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


20 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Gesamt-KBE in der Innenraumluft und der Außenluft im Winter 1997-2004<br />

Verhältnis der Mediane der Konzentration relevanter Schimmelpilzgattungen<br />

in der Außenluft und in der Innenraumluft<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Differenz der Schimmelpilzkonzentration Innenraumluft minus Außenluft der verschiedenen<br />

Schimmelpilzgattungen aller Proben<br />

Prozentuale Anzahl von Überschreitungen des 1. Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m 3 im Winterhalbjahr<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

21<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


22 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Der Median der Konzentration von Cladosporium<br />

spp. ist in der Außenluft deutlich höher als in der<br />

Innenraumluft (zweite Abbildung), bei den Penicillien<br />

spp. ist dies genau umgekehrt. Ähnliche Ergebnisse<br />

wurden auch in anderen Studien des LGA erhalten.<br />

Die dritte Abbildung verdeutlicht ebenfalls die Erniedrigung<br />

der Cladosporium spp.-Konzentration und die<br />

Erhöhung der Penicillium spp.-Konzentration in der<br />

Innenraumluft im Verhältnis zur Außenluft sowie die<br />

große Spannweite, mit der die einzelnen Schimmelpilzgattungen<br />

in den verschiedenen Objekten bestimmt<br />

wurden.<br />

Die Tabelle gibt die Anzahl der Überschreitungen des<br />

unteren Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m3 wieder.<br />

Der Vergleich mit anderen Studien des LGA zeigt,<br />

dass die prozentuale Anzahl der Überschreitungen<br />

ähnlich häufig war wie bei den anderen Studien und<br />

dass diese Überschreitungen besonders häufig bei<br />

Penicillien auftraten.<br />

Ringversuche – chemische Innenraumschadstoffe<br />

Thomas Gabrio, Ref. 93; Gerhard Volland, Materialprüfungsanstalt/Universität Stuttgart;<br />

Fritz Schweinsberg, Reutlingen<br />

Der externen Qualitätssicherung kommt im Bereich<br />

chemischer Innenraumschadstoffe eine große Bedeutung<br />

zu. Die bisher vom Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) organisierten Ringversuche zeigen deutlich,<br />

wie wichtig eine Überprüfung der Qualität der Labore<br />

und die Verbesserung der Messwertsicherheit der<br />

Ergebnisse ist.<br />

Problemstellung<br />

Der Innenraumbereich spielt bezüglich der Belastung<br />

mit chemischen Schadstoffen eine besondere<br />

Rolle. Dies gilt sowohl für die “alten Schadstoffe”<br />

PCB, PCP, PAK, Formaldehyd usw. als auch für die<br />

“neuen Schadstoffe” wie z. B. Aldehyde, Terpene,<br />

wasserlösliche schwerflüchtige Lösungsmittelbestandteile.<br />

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen<br />

von schadstoffbelasteten Innenräumen leiten<br />

sich oft Entscheidungen mit nicht nur großer ökonomischer<br />

Tragweite ab. Die Schließung einer Schule<br />

bringt z. B. meist auch eine deutliche Verschlechterung<br />

der Unterrichtsmöglichkeiten mit sich. Daher<br />

kommt der Messwertsicherheit eine besondere Bedeutung<br />

zu. Aus diesem Grunde wurde u. a. im LGA<br />

ein Arbeitskreis “Chemische Innenraumschadstoffe”<br />

etabliert.<br />

Diskussion<br />

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass es keine relevanten<br />

Unterschiede der Schimmelpilzkonzentrationen<br />

zwischen Wohnungen, Schulen und Kindergärten<br />

gibt. Auffällig ist die große Spannweite, mit der die<br />

einzelnen Schimmelpilzarten in der Luft nachgewiesen<br />

wurden. Die häufigen Überschreitungen des<br />

unteren Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m 3 bei<br />

Penicillium spp. ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf<br />

allgemeine hygienische Probleme im Innenraum (z. B.<br />

verderbende Lebensmittel, Abfälle usw.) und die<br />

hohe Sporenfreisetzungsrate dieser Gattung zurückzuführen.<br />

Zu erkennen ist dies auch an der Zunahme<br />

der Gattung Penicillium spp. in der Innenraumluft im<br />

Vergleich zur Außenluft. Am Beispiel von Penicillium<br />

spp. wird deutlich, wie wichtig der Sachverstand des<br />

jeweiligen Gutachters bei der Beurteilung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />

in der Innenraumluft ist.<br />

Material und Methode<br />

Vom Arbeitskreis wurden bisher folgende Ringversuche<br />

durchgeführt:<br />

• erster Ringversuch zur Bestimmung von Pentachlorphenol<br />

und Lindan (Nov. 2002)<br />

• zweiter Ringversuch Pentachlorphenol und Lindan<br />

(Nov. 2003) jeweils in homogenisierten Holzproben<br />

und kommerziellen Standardlösungen<br />

• erster Ringversuch PCB in PCB belasteten Schallschutzdeckenplatten<br />

(Nov. 2003)<br />

• zweiter Ringversuch PCB in einem technischen<br />

PCB-Gemisch (Frühjahr 2004)<br />

• dritter Ringversuch PCB in einem technischen PCB-<br />

Gemisch (Winter 2004)<br />

• erster Ringversuch Aldehyde (Winter 2004)<br />

Beim ersten und zweiten Ringversuch PCP sowie<br />

beim ersten Ringversuch PCB (6 Indikator-Kongenere<br />

– PCB 28, 52, 101, 138,153 und 180) wurden die<br />

Substanzen sowohl in Form von Standardlösungen<br />

(Reinsubstanzen) als auch von weitgehend homogenisierten<br />

Materialproben versandt. Für die späteren<br />

Ringversuche wurden nur noch Standardlösungen<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

verwendet, wobei beim zweiten Ringversuch PCB<br />

einer Standardlösung ein technisches PCB-Gemisch<br />

zudotiert wurde, um zu überprüfen, ob die Teilnehmer<br />

die sechs Indikatorkongenere sicher von den anderen<br />

PCB-Kongeneren abtrennen können. Da es sich<br />

beim zweiten Ringversuch PCB herausgestellt hatte,<br />

dass die chromatographische Trennung des PCB<br />

138 von den anderen PCB-Kongeneren offensichtlich<br />

bei den einzelnen Teilnehmern unterschiedlich<br />

gut erfolgte, wurde dem Gemisch zusätzlich PCB 163<br />

zur Überprüfung des chromatographischen Systems<br />

für die Bestimmung von PCB 138 zudotiert und PCB<br />

31 zur Absicherung für PCB 28. Außerdem wurde<br />

beiden Lösungen PCB 118 zugesetzt, da dieses<br />

Kongener bezüglich der Bestimmung der koplanaren<br />

PCB an Bedeutung gewonnen hat. Die n-Aldehyde<br />

(von C1-C10) des ersten Aldehyd-Ringversuchs wurden<br />

in Form der Dinitrophenylhydrazone abgegeben.<br />

Zur Durchführung der Bestimmung wurde den Laboren<br />

vier bis sechs Wochen Zeit gegeben. Mit den<br />

Ergebnissen der jeweils geforderten Dreifachbestimmung<br />

sollten die Teilnehmer auch Angaben zur angewandten<br />

Methode mitteilen (Extraktion, Lösungsmittel,<br />

innerer Standard, Detektion usw.). Die Teilnehmer<br />

wurden aufgefordert, die Untersuchungen<br />

selbständig durchzuführen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Ergebnisse<br />

An den Ringversuchen beteiligten sich durchschnittlich<br />

30-40 überwiegend deutsche, aber auch einige<br />

österreichische und schweizer Labore. Die Abbildungen<br />

geben einige Ergebnisse der bisherigen Ringversuche<br />

wieder.<br />

Von den Laboren wurden bezüglich der Extraktion,<br />

der verwendeten Lösungsmittel, der inneren Standards,<br />

der Detektion usw. die unterschiedlichsten<br />

Methoden genutzt. Die Tabelle zeigt beispielhaft,<br />

dass es hinsichtlich des prozentualen Anteils der<br />

mittels GC-ECD bzw. GC-MS detektierten PCB zwischen<br />

allen Laboren und den “guten Laboren”, deren<br />

Ergebnisse bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-<br />

Bereich der Streuung aller Labore lagen, keinen<br />

stetigen methodisch bedingten Einfluss gab.<br />

Diskussion<br />

Die Ergebnisse der bisherigen Ringversuche zeigen,<br />

wie wichtig die externe Qualitätssicherung und die<br />

Verbesserung der Messwertsicherheit im Bereich<br />

chemischer Innenraumschadstoffe ist. So zeigt u. a.<br />

die zweite Abbildung deutlich, dass selbst bei der<br />

Vergleich: Streuung von PCP und HCH, alle Labore (N = 36; unkorrigiert = uk) im 2. Ringversuch<br />

(Material und Standardlösung) mit Laboren (N = 10; korrigiert = k), deren Ergebnisse bei allen<br />

Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />

23<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


24 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Vergleich: Streuung von PCB, alle Labore (N = 37; unkorrigiert = uk) im 1. Ringversuch<br />

(Standardlösung) mit Laboren (N = 21; korrigiert = k), deren Ergebnisse bei 14 von 16<br />

Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />

Vergleich: Streuung von PCB, alle Labore (N = 33; unkorrigiert = uk) im 2. Ringversuch<br />

(Standardlösung + technisches PCB-Gemisch) mit Laboren (N = 11; korrigiert = k), deren<br />

Ergebnisse bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Prozentualer Anteil der Labore, die die PCB-<br />

Bestimmung mittels GC-ECD bzw. GC-MS<br />

durchgeführt haben<br />

Standardlösung die Streuung der Ergebnisse der<br />

Labore sehr hoch ist. Die Ausreißer deuten darauf<br />

hin, dass einige der Labore Probleme bei der Ergebnisberechnung<br />

hatten. Zwischen dem 5. und dem 95.<br />

Perzentil besteht z. T. ein Unterschied im Bereich von<br />

1 zu 10 (siehe Tabelle). Das würde auf den Innenraumbereich<br />

beispielhaft umgesetzt heißen, dass<br />

einige Labore 300 ng/m 3 PCB ermitteln würden und<br />

andere 3 000 ng/m 3 . Aus der Tabelle wird deutlich,<br />

dass die große Streuung nicht auf die vielen methodischen<br />

Unterschiede zwischen den Laboren zurück-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

zuführen ist. Auffällig ist, dass es zwischen der Streuung<br />

aller Labore zu den Laboren, deren Ergebnisse<br />

bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-Bereich lagen,<br />

bei PCB 138 geringere Unterschiede als bei den<br />

anderen PCB-Kongeneren gibt (dritte Abbildung).<br />

Dies ist ein Indiz dafür, dass es bei PCB 138 neben<br />

den anderen Fehlern auch Probleme bezüglich der<br />

chromatografischen Trennung von den anderen in<br />

dem technischen Gemisch enthaltenen PCB-Kongenere<br />

gibt. So lag die relative Streuung der Ergebnisse<br />

der “guten Labore” des PCB 138 bei 21 % und die<br />

durchschnittliche Streuung der anderen Indikator-<br />

PCB bei 6 %. Der Median aller Labore unterscheidet<br />

sich bei allen Proben kaum vom Median der “guten<br />

Labore” und entspricht trotz der großen Streuung bei<br />

den Standardlösungen dem wahren Wert. Da bei der<br />

Qualitätsüberprüfung der Labore schon Standardlösungen<br />

wichtige Erkenntnisse bezüglich der Messwertunsicherheit<br />

der einzelnen Labore ermöglichen,<br />

erscheint es aus Praktikabilitätsgründen sinnvoll, ein<br />

Ringversuchssystem für chemische Innenraumschadstoffe<br />

auf der Basis von Standardlösungen zu etablieren.<br />

Es kommt v. a. darauf an, dass die Labore<br />

regelmäßig an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

teilnehmen können.<br />

Qualität der Badegewässer in der Badesaison 2004: Jahresstatistik,<br />

Forschungsergebnisse, aktuelle Entwicklungen<br />

Albrecht Wiedenmann, Ref. 93<br />

Die Überwachung der Badegewässer in Baden-<br />

Württemberg hinsichtlich der für die EU-Klassifizierung<br />

relevanten mikrobiologischen und chemischen<br />

Parameter ergab in der Badesaison 2004 ein ähnlich<br />

hohes Qualitätsniveau wie im Vorjahr. Das im Jahr<br />

2003 landesweit eingeführte Verfahren der flächenintegrierten<br />

Probenahme, mit dem es gelingt, gute<br />

und schlechte Gewässerqualitäten zuverlässiger zu<br />

unterscheiden und Fehlklassifizierungen zu verhindern,<br />

hat sich dabei offensichtlich bewährt. Zur Identifizierung<br />

der Quellen fäkaler Verunreinigungen von<br />

Badegewässern wurde im Rahmen einer Projektarbeit<br />

im Landesgesundheitsamt (LGA) eine Methode<br />

entwickelt, mit der sich Belastungen durch Fäkalien<br />

aus Siedlungsabwässern von Belastungen durch<br />

einzelne Wasservögel oder einzelne Badegäste unterscheiden<br />

lassen. Die Ergebnisse zur Prüfung der<br />

Praxistauglichkeit dieser Methode befinden sich in<br />

der Auswertung. Am 28.06.2004 haben sich die EU-<br />

Umweltminister auf einen neuen Entwurf der Badegewässerrichtlinie<br />

geeinigt. Die neuen Grenzwerte<br />

für die Einstufung der Badegewässer sind für die<br />

Küstengewässer anspruchsvoller als die bisherigen<br />

und sollen zu einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes<br />

führen. Für die Binnenbadegewässer bleibt<br />

der derzeitige Gesundheitsschutz für die Badenden<br />

erhalten. Dieser Entwurf wird zurzeit im EU-Parlament<br />

beraten.<br />

Jahresstatistik<br />

Von den 306 Badestellen, deren Qualität vom Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst (ÖGD) in Baden-Württemberg<br />

während der Badesaison laufend überprüft wird,<br />

konnten 293 (95,8 %) in die höchste Qualitätsklasse<br />

„zum Baden gut geeignet“ eingestuft werden und erhalten<br />

in der Badegewässerkarte einen „blauen Punkt“.<br />

Acht Badestellen (2,6 %) erhielten das Prädikat „zum<br />

Baden geeignet“ und einen „grünen Punkt“. Nur fünf<br />

Badestellen (1,6 %) mussten als „zeitweilig belastet“<br />

eingestuft werden und werden für die Badesaison<br />

2004 mit einem „roten Punkt“ markiert. An vier Badestellen<br />

musste der Badebetrieb vorzeitig eingestellt<br />

werden. In einem Fall war die Uferböschung großflächig<br />

abgebrochen, so dass wegen Unfallgefahr kein<br />

25<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


26 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Badebetrieb stattfinden konnte. In einem Fall kam es<br />

durch sanierungsbedürftige Undichtigkeiten an einer<br />

Stauvorrichtung zu einer erheblichen Abnahme des<br />

Wasserstands. In einem weiteren Fall wurde wegen<br />

Niedrigwasserstand in Verbindung mit einer Grenzwertüberschreitung<br />

die Badesaison vorzeitig beendet.<br />

Im Landkreis Heidenheim trat das bisher einmalige<br />

Ereignis auf, dass ein Biber den natürlichen Zufluss<br />

eines Badesees aufgestaut und dem See damit quasi<br />

„das Wasser abgegraben“ hat. Die Rückkehr des Bibers<br />

in eine dichtbesiedelte Landschaft wie Baden-<br />

Württemberg ist aus Sicht des Naturschutzes sicherlich<br />

zu begrüßen und muss hier gegen den Verlust der<br />

Badestelle abgewogen werden. Über solche unvorhergesehenen<br />

Ereignisse, die den Badebetrieb beeinträchtigen,<br />

wird unter dem Stichpunkt „Aktuelles“ in der<br />

Badegewässerkarte Baden-Württemberg im Internet<br />

zeitnah informiert. Ein Zugriff auf die Badegewässerkarte<br />

kann über die Internetseiten des ÖGD (www.<br />

gesundheitsamt-bw.de), der Landesanstalt für Umweltschutz<br />

(www.lfu.baden-wuerttemberg.de) und<br />

während der Badesaison auch des Sozialministeriums<br />

(www.sozialministerium-bw.de) erfolgen.<br />

Forschungsergebnisse<br />

Projekt „Flächenintegrierte Probenahme“<br />

Im Jahr 2003 wurde an allen Badestellen in Baden-<br />

Württemberg versuchsweise die flächenintegrierte<br />

Probenahme eingeführt. Computersimulationen, die<br />

am Institut für Allgemeine Hygiene und Umwelthygiene<br />

der Universität Tübingen durchgeführt wurden,<br />

hatten anschaulich gezeigt, dass die mittlere Wasserqualität<br />

am Probenahmetag viel präziser ermittelt<br />

werden kann, wenn nicht nur an einem einzigen<br />

Punkt, sondern parallel an zwei oder mehr repräsentativen<br />

Punkten einer Badestelle beprobt wird und<br />

man vor Ort eine Mischprobe herstellt (vgl. Jahresbericht<br />

2003). Gute und schlechte Wasserqualitäten<br />

können auf diese Weise sicherer erkannt und<br />

voneinander abgegrenzt werden, so dass zufällige<br />

Fehlklassifizierungen unwahrscheinlicher werden. Für<br />

die Bestimmung der Konzentration chemischer Substanzen<br />

in Oberflächengewässern ist dies bereits ein<br />

gängiges Verfahren, das in einer internationalen Norm<br />

(ISO 5667-4, Guidance on sampling from lakes)<br />

beschrieben ist. Um den Effekt dieses Verfahrens in<br />

der Praxis ermitteln zu können, wurde beschlossen,<br />

zunächst mit Mischproben aus jeweils zwei Entnahmepunkten<br />

zu beginnen und zusätzlich zur Konzentration<br />

in der Mischprobe bei einem Teil der Proben<br />

auch die Konzentration des zweiten (neuen) Entnahmepunktes<br />

separat zu bestimmen. Aus diesen beiden<br />

Konzentrationen kann dann ohne Weiteres auch<br />

die Konzentration am ersten Entnahmepunkt berechnet<br />

werden. So war es möglich festzustellen, wie oft<br />

die flächenintegrierte Probenahme eine Fehlklassifizierung<br />

der Wasserqualität im Hinblick auf Richt- und<br />

Grenzwertüberschreitungen verhindert hat. Von den<br />

insgesamt 3 075 Mischproben, die in der Badesaison<br />

2003 gezogen wurden, konnte im LGA in 1 823 Fällen<br />

(59 %) zusätzlich auch die Konzentration am zweiten<br />

(neuen) Entnahmepunkt bestimmt werden. Eine Fehlklassifizierung<br />

einzelner Messergebnisse wurde in<br />

79 Fällen durch die flächenintegrierte Probenahme<br />

verhindert (siehe Tabelle). Hochgerechnet auf die<br />

Gesamtprobenzahl von 3 075 wären dies 133 Fälle.<br />

Dabei fällt auf, dass mit der konventionellen Probenahmetechnik<br />

deutlich mehr ungerechtfertigte Richtwertüberschreitungen<br />

aufgetreten und auf der anderen<br />

Seite zwei tatsächliche Grenzwertüberschreitungen<br />

nicht ordnungsgemäß erkannt worden wären.<br />

Die zuverlässige Abgrenzung guter und schlechter<br />

Gewässerqualitäten ist nicht nur aus Sicht des gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutzes wichtig. Sie ist<br />

auch entscheidend, wenn es darum geht, kurzfristig<br />

Vorsorgemaßnahmen wie Badeverbote anzuordnen<br />

und langfristig Sanierungsmaßnahmen für Gewässer<br />

primär dort durchzuführen, wo sie am Dringendsten<br />

erforderlich sind.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung spiegeln sich auch<br />

in der Klassifizierung der Badegewässer im mehrjährigen<br />

Vergleich wider (erste Abbildung).<br />

Effekt der flächenintegrierten Probenahme gegenüber dem konventionellen Verfahren bei 1 823 Proben aus<br />

306 Badegewässern in Baden-Württemberg im Jahr 2003<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Klassifizierung der Badestellen in Baden-Württemberg gemäß EU-Richtlinie 76/160/EWG 1995-2004<br />

Standardabweichungen der Hemmhofdurchmesser von zehn verschiedenen Antibiotika bei<br />

Darmenterokokken-Isolaten aus unterschiedlichen fäkalen Quellen<br />

Die Proben der Wasservögel unterscheiden sich signifikant von den Abwasserproben aus der Kläranlage (KA)<br />

und der Stuhlprobe eines Menschen; p < 0,001 (ANOVA).<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

27<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


28 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Die Zahl der Gewässer mit weniger als 20 % Richtwertüberschreitungen<br />

(„zum Baden gut geeignet“)<br />

hat seit Einführung der flächenintegrierten Probenahme<br />

deutlich zugenommen. Dass diese Verbesserung<br />

nicht die Folge eines statistischen Kunstgriffs<br />

ist, belegen einige bekannte „Problemfälle“, insbesondere<br />

Badestellen an durch Siedlungsabwässer belasteten<br />

Flüssen, die weiterhin als „zeitweilig belastet“<br />

eingestuft werden mussten. Die Untersuchungen<br />

zur flächenintegrierten Probenahme im Vergleich mit<br />

der konventionellen Technik wurden in der Badesaison<br />

2004 fortgesetzt, um eine aussagefähigere Grundlage<br />

zur Beurteilung dieses neuen Verfahrens zu<br />

erhalten.<br />

LGA-Projekt „Identifikation der Quellen fäkaler<br />

Verunreinigungen von Badegewässern“<br />

Nach dem Entwurf für eine neue EU-Badegewässerrichtlinie<br />

sollen in Zukunft statt der beiden Parameter<br />

„fäkalcoliforme Bakterien“ und „gesamtcoliforme Bakterien“<br />

die beiden Parameter „E. coli“ (EC) und „Darmenterokokken“<br />

(DE) als Indikatoren für fäkale Verunreinigungen<br />

in Badegewässern bestimmt werden.<br />

Um bei fäkalen Verunreinigungen von Badegewässern<br />

mit Richt- und Grenzwertüberschreitungen für<br />

E. coli oder Darmenterokokken gezielte Abhilfemaßnahmen<br />

schaffen zu können, ist die Identifikation der<br />

Quelle der Verunreinigung unerlässlich. Ein wichtiges<br />

Entscheidungskriterium ist hierbei, ob es sich um<br />

systematische Kontaminationen durch kommunale<br />

Abwässer handelt oder um lokal begrenzte Verunreinigungen<br />

durch einzelne Wasservögel oder einzelne<br />

Badegäste. Die Problematik der möglichen Belastung<br />

von Badegewässern durch Ausscheidungen<br />

von Wasservögeln war auch Gegenstand einer Landtagsanfrage<br />

im Dezember 2002. Im LGA wurde in<br />

diesem Zusammenhang eine Methode entwickelt,<br />

mit der sich bei Laborversuchen Abwasserproben<br />

aus kommunalen Kläranlagen von Kotproben einzelner<br />

Wasservögel oder einzelner Menschen anhand<br />

der Resistenz gegenüber verschiedenen Antibiotika<br />

unterscheiden ließen (zweite Abbildung).<br />

Der Projektbericht ist als PDF-Datei im Internet<br />

(www.gesundheitsamt-bw.de) im Servicebereich<br />

„Fachpublikationen“ abrufbar. Die Methode wurde an-<br />

schließend auch einem Praxistest unterzogen, dessen<br />

Ergebnisse nach Abschluss der Auswertung ebenfalls<br />

publiziert werden.<br />

Aktuelle Entwicklungen<br />

Neuer Entwurf der EU Badegewässerrichtlinie<br />

Am 28.06.2004 haben sich die EU-Umweltminister<br />

auf einen neuen Entwurf der Badegewässerrichtlinie<br />

geeinigt. Die neuen Grenzwerte für Escherichia coli<br />

und Darmenterokokken sind für die Küstengewässer<br />

anspruchsvoller als die bisherigen und sollen zu einer<br />

Verbesserung des Gesundheitsschutzes führen. Für<br />

die Binnenbadegewässer bleibt der derzeitige Gesundheitsschutz<br />

für die Badenden erhalten. Die Bewertung<br />

der Badestellen soll in Zukunft nicht mehr<br />

wie bisher aufgrund der Messergebnisse einer einzelnen<br />

Badesaison erfolgen, sondern die Messergebnisse<br />

von insgesamt vier aufeinander folgenden<br />

Jahren berücksichtigen. Dadurch werden seltene<br />

und kurzfristige Qualitätsschwankungen weniger stark<br />

gewichtet. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass bis<br />

zu 15 % der Messwerte bei der Gesamtbewertung<br />

außer Acht gelassen werden können, wenn sie während<br />

vorübergehender und vorhersehbarer Episoden<br />

mit schlechter Wasserqualität ermittelt wurden und<br />

die Badegäste während dieser Episoden durch Badeverbote<br />

geschützt wurden. Statt der bisherigen<br />

drei Qualitätskategorien sind vier Kategorien geplant:<br />

„ausgezeichnete Qualität“, „gute Qualität“, „akzeptable<br />

Qualität“ und „unzureichende Qualität“. Der<br />

o. g. Entwurf wird zurzeit im EU-Parlament beraten.<br />

Um die Auswirkungen neuer Richt- und Grenzwerte<br />

auf die Badegewässer in Baden-Württemberg vorab<br />

abschätzen zu können, untersucht das LGA im Auftrag<br />

des Sozialministeriums bereits seit mehreren<br />

Jahren die Badestellen am Bodensee auch nach den<br />

neuen Kriterien. Bei den aktuell vorgeschlagenen<br />

Richt- und Grenzwerten würden drei Badestellen am<br />

Bodensee in die Kategorie „gute Qualität“ eingestuft,<br />

alle übrigen Badestellen am Bodensee in die Kategorie<br />

„ausgezeichnete Qualität“, auch ohne die 15 %-<br />

Regel in Anspruch zu nehmen. Der Gesetzentwurf<br />

muss nun noch im EU-Parlament beraten werden.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Typisierung von Kryptosporidien zur Verfolgung einer<br />

Schwimmbad-Infektion<br />

Kathrin Hartelt, Astrid Kirch, Christiane Wagner-Wiening, Peter Kimmig, Ref. 93<br />

Besonders in den Sommermonaten ist mit dem Auftreten<br />

von Kryptosporidien-Infektionen zu rechnen.<br />

Die Infektionsquellen sind dabei meist unbekannt<br />

oder lassen sich allenfalls vermuten. Das hängt u. a.<br />

damit zusammen, dass für die Verfolgung von Infektketten<br />

bisher keine geeigneten Nachweisverfahren<br />

zur Verfügung standen. Durch die Etablierung einer<br />

Kryptosporidien-spezifischen PCR sowie anschließender<br />

Sequenzierung gelang die Typisierung von<br />

Kryptosporidien-Isolaten. Damit konnte ein epidemiologischer<br />

Zusammenhang von Kryptosporidiosen<br />

mit einem Schwimmbadbesuch wahrscheinlich gemacht<br />

werden.<br />

Einleitung<br />

Der einzellige Darmparasit Cryptosporidium parvum<br />

ist weltweit verbreitet und zählt zu den bedeutendsten<br />

Erregern von Durchfällen bei Jungtieren v. a. von<br />

Kälbern; auch der Mensch ist von dieser Zoonose<br />

betroffen. In Deutschland sind durchschnittlich 1-2 %<br />

der Durchfallerkrankungen auf Kryptosporidien zurückzuführen.<br />

Kinder sind sehr viel häufiger betroffen,<br />

im ersten Lebensjahr stellt diese Infektion eine<br />

der häufigsten Durchfallursachen dar. Neben einem<br />

direktem Kontakt mit erkrankten Tieren kann es auch<br />

über Kontamination von Lebensmitteln oder Trinkwasser<br />

zu Infektionen kommen; bei unzureichender,<br />

nur auf Desinfektion beruhender Trinkwasseraufbereitung<br />

ist es in der Vergangenheit mehrfach zu<br />

Durchfallepidemien kommen.<br />

Fallbericht<br />

Im vergangenen Jahr traten einige Kryptosporidiose-<br />

Fälle in Vaihingen/Enz auf, die nach den Ermittlungen<br />

des Gesundheitsamtes Ludwigsburg offenbar im<br />

Zusammenhang mit einem Freibadbesuch standen.<br />

Bei den Erkrankten handelte es sich um Kinder, die<br />

im Planschbecken des Vaihinger Freibads gebadet<br />

hatten.<br />

Mit Hilfe eines direkten Immunfluoreszenz-Testes (IFT)<br />

konnten sowohl in den Stuhlproben als auch im Beckenwasser<br />

Kryptosporidien nachgewiesen werden.<br />

Da sich damit allein ein epidemiologischer Zusammenhang<br />

noch nicht ausreichend beweisen lässt, wurde<br />

ein molekularbiologisches Nachweisverfahren zur Typisierung<br />

von Kryptosporidien entwickelt und etabliert.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Methoden<br />

Bisherige molekularbiologische Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass C. parvum in mindestens zwei<br />

genetisch unterschiedlichen Genotypen vorkommt;<br />

Genotyp 1 bzw. H wurde ausschließlich bei humanen<br />

Infektionen gefunden, Genotyp 2 bzw. C kommt<br />

dagegen sowohl in tierischen als auch humanen<br />

Wirten vor. Mittels einer einfachen PCR, deren Primer<br />

den Mikrosatellitenlokus G35348 amplifizieren<br />

(Cacciò et al. 2000), sowie anschließender Sequenzierung<br />

war eine Unterscheidung in insgesamt sechs<br />

Subtypen möglich: Subtyp H1 und H2 innerhalb des<br />

Genotyps H und Subtyp C1-C4 innerhalb des Genotyps<br />

C.<br />

Ergebnisse<br />

Insgesamt wurden neun Stuhlproben sowie das Beckenwasser,<br />

bei denen mittels IFT Kryptosporidien<br />

nachgewiesen wurden, molekularbiologisch untersucht.<br />

Dabei konnte in sieben Stuhlproben sowie im<br />

Beckenwasser ein positives PCR-Ergebnis erzielt<br />

werden. Mit Hilfe der Sequenzierung konnten alle<br />

Proben dem Kryptosporidien-Subtyp H1 zugeordnet<br />

werden.<br />

Ferner wurden vier weitere Stuhlproben von Kindern<br />

aus derselben Region untersucht (Überlassung der<br />

Stuhlproben durch das Labor Enders), die nicht im<br />

Planschbecken waren, bei denen jedoch ebenfalls<br />

mittels IFT Kryptosporidien gefunden worden waren.<br />

In drei Fällen war die PCR positiv, bei Sequenzierung<br />

wurde durchweg ebenfalls der Subtyp H1 identifiziert.<br />

Diskussion<br />

Da sowohl bei den Kindern, die das Schwimmbad<br />

besucht hatten, als auch bei denjenigen, die nicht im<br />

Schwimmbad waren, derselbe Subtyp nachgewiesen<br />

wurde, stellt sich die Frage, ob zwischen den<br />

beiden Ausbrüchen ein Zusammenhang besteht.<br />

Unter dieser Voraussetzung müsste die Infektion<br />

zunächst durch direkten Kontakt, von Mensch zu<br />

Mensch, und dann anschließend über das Beckenwasser<br />

erfolgt sein. Jedoch könnte die Infektion auch<br />

auf umgekehrtem Wege, zunächst über das Wasser<br />

29<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


30 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

und anschließend durch direkten Kontakt, zu Stande<br />

gekommen sein.<br />

Ob tatsächlich eine Verbindung zwischen diesen<br />

Kryptosporidiose-Fällen besteht, lässt sich am Ehesten<br />

anhand der geographischen Verteilung der einzelnen<br />

Subtypen verfolgen. Cacciò et al. (2000) konnten<br />

bei der Untersuchung von 48 humanen Isolaten<br />

den Subtyp H1 in 17 Proben (35,4 %), von denen<br />

zwölf Proben aus den Niederlanden und fünf aus den<br />

USA stammten, nachweisen. Ähnliche Daten ergeben<br />

sich aus einer dänischen Studie, in der der<br />

Subtyp H1 in 33,3 % (n = 24) der untersuchten Proben<br />

Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung der Badedermatitis-<br />

Belastung am Bodensee: ein Gemeinschaftsprojekt des Landesgesundheitsamtes<br />

sowie limnologischer und zoologischer Institute<br />

Astrid Kirch, Kathrin Hartelt, Peter Kimmig, Ref. 93<br />

Mit Beginn der Badesaison kommt es in mitteleuropäischen<br />

Naturgewässern jedes Jahr zum Auftreten<br />

von Hautausschlägen, die durch Parasiten von Wasservögeln<br />

verursacht werden. Im Sommer 2003 wurde<br />

aufgrund der am Bodensee verstärkt auftretenden<br />

sog. Badedermatitis und der damit verbundenen<br />

Abreise vieler Urlaubsgäste eine Arbeitsgruppe gegründet,<br />

die diesem Problem mit der Entwicklung<br />

entsprechender Maßnahmen entgegentreten sollte.<br />

Aufgrund des späten Startzeitpunktes konnte das<br />

Untersuchungsprogramm nur Teilergebnisse liefern<br />

und wurde 2004 fortgesetzt.<br />

Trichobilharzia: ein Parasit, der sich<br />

verirrt<br />

Die Badedermatitis wird von Trichobilharzia sp. ausgelöst,<br />

einem Parasit, dessen Endwirte verschiedene<br />

Wasservogelarten umfassen. Sein Entwicklungszyklus<br />

durchläuft zwei Vermehrungsphasen. Die geschlechtsreifen<br />

Pärchenegel leben in den Darmgefäßen<br />

der Wasservögel. Diese scheiden mit dem Kot<br />

die Eier der Saugwürmer (Trematoden) ins Gewässer<br />

aus. Aus diesen Eiern schlüpfen Wimpernlarven<br />

(Mirazidien), die in die Zwischenwirte, verschiedene<br />

Wasserschneckenarten, eindringen und ein zweites<br />

Vermehrungsstadium anschließen. So entstehen<br />

letztendlich die Gabelschwanzlarven (Zerkarien), die<br />

direkt wieder in die Wasservögel über die Haut eindringen<br />

und sich dann innerhalb von zwei Wochen zu<br />

geschlechtsreifen Würmern entwickeln. Somit ist der<br />

Kreislauf geschlossen.<br />

(n = 72) vorkommt, wobei die Proben nicht nur aus<br />

Dänemark, sondern auch aus Spanien, Italien, Griechenland,<br />

den USA, Afrika und Asien stammten<br />

(Enemark et al. 2002). Für Deutschland liegen bezüglich<br />

der Häufigkeitsverteilung der einzelnen Subtypen<br />

keine Daten vor. Daher lässt sich die Frage, ob<br />

bei den Kryptosporidiosen in der Region Vaihingen<br />

ein epidemiologischer Zusammenhang besteht, noch<br />

nicht abschließend beantworten. Mit der jetzt etablierten<br />

Methode ist eine Differenzierung in sechs<br />

Subtypen möglich. Zur Verbesserung der Infektketten-Verfolgung<br />

wird an einer weiteren Subtypisierung<br />

gearbeitet.<br />

Bei der Suche nach einem Endwirt reagieren Zerkarien<br />

auf Turbulenzen im Wasser, plötzliche Beschattung<br />

und Temperaturdifferenzen sowie auf verschiedene<br />

Körperfette wie Cholesterol und Ceramid. Da<br />

Mensch und Wasservogel alle drei Bedingungen der<br />

Wirtsfindung erfüllen und beide oft dasselbe Gewässer<br />

benutzen, kommt es zur folgenreichen Verwechslung.<br />

Während sich die Zerkarien in ihrem natürlichen<br />

Endwirt bis zur Geschlechtsreife entwickeln<br />

können, werden sie im Fehlwirt Mensch bereits beim<br />

Eindringen durch die Haut von dessen Immunsystem<br />

attackiert. Es kommt durch Entzündungsreaktionen<br />

zum typischen Erscheinungsbild der Badedermatitis.<br />

Prinzipiell besteht die Möglichkeit, über Maßnahmen<br />

gegenüber den Endwirten, den Zwischenwirten oder<br />

durch die Bekämpfung der Zerkarien dem Problem<br />

entgegenzutreten. Versuche, die Schneckenpopulation<br />

und damit die Zwischenwirtspopulation zu mindern,<br />

um die Durchseuchungsrate der Endwirte zu<br />

reduzieren, ist mehrfach gescheitert, zuletzt bei Projekten<br />

am Lac d´Annecy (Frankreich).<br />

Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener<br />

Einrichtungen (Gesundheitsamt Konstanz, Limnologisches<br />

Institut der Universität Konstanz, Institut<br />

für Seenforschung Langenargen, Landesgesundheitsamt<br />

(LGA), Max Planck Forschungsstelle für<br />

Ornithologie sowie Abteilung Parasitologie der Universität<br />

Erlangen) wurde versucht, Lösungen zur<br />

Bekämpfung der Badedermatitis zu erarbeiten.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Epidemiologische Erhebungen zur<br />

Badedermatitis: Zerkarienfunde und<br />

Befallsmeldungen<br />

Durch die Befragung mit standardisierten Fragebogen<br />

durch das Gesundheitsamt Konstanz konnten<br />

während der Badesaison 2004 die meisten Badedermatitisfälle<br />

in der Zeit vom 23. Juli bis 24. August<br />

verzeichnet werden. Insgesamt war das Auftreten<br />

der Badedermatitis gegenüber 2003 jedoch wesentlich<br />

geringer. Doch aufgrund der unterschiedlichen<br />

Wetterverhältnisse der Jahre 2003 und 2004 sind nur<br />

bedingt Vergleiche anzustellen. Während des Jahrhundertsommers<br />

2003 kam es zu einem massenhaften<br />

Auftreten der Badedermatitis bereits Mitte Juni<br />

bis Mitte Juli. Der Sommer 2004 begann mit vielen<br />

kühlen und regnerischen Tagen, an denen kein Badegast<br />

am See zu erwarten war. Erst ab Mitte Juli<br />

wurden die Tage wärmer. Daraus ist ersichtlich, wie<br />

abhängig das zeitliche Auftreten der Badedermatitis<br />

und ihre Intensität von den klimatischen Bedingungen<br />

ist. Ebenso spielt die Zwischenwirtspopulation<br />

eine bedeutende Rolle. So gingen dieses Jahr zahlreiche<br />

Dermatitismeldungen von Stellen ein, die eine<br />

sehr hohe Schneckendichte und eine Trichobilharzia<br />

Prävalenz von bis zu 25 % aufwiesen.<br />

Schneckenverteilung und Trichobilharzia-Befall<br />

Wie bereits im Vorjahr wurden umfangreiche Schneckenaufsammlungen<br />

durch das Limnologische Institut<br />

der Universität Konstanz durchgeführt, um die<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Schneckenverteilung und deren<br />

Befallshöhe mit Trichobilharzia<br />

zu erfassen. Dabei<br />

wurden gezielt nur Schnecken<br />

der Familie Lymnaeidae<br />

(Radix spp., Lymnea stagnalis,<br />

Stagnicola spp.) gesammelt,<br />

da sich bei der Probenahme<br />

2003 weitere<br />

Schnecken-Arten als zerkarienfrei<br />

erwiesen haben. Zu<br />

Beginn der Untersuchungen<br />

im Juni waren die flachen<br />

Tiefenstufen bis 1 m Wassertiefe<br />

nahezu schneckenfrei.<br />

In ca. 2 m Tiefe fanden<br />

sich durchschnittlich ca. 25<br />

Individuen und erst in tieferen<br />

Gebieten (4 m und 8 m)<br />

konnten zahlreiche Schnecken<br />

gesammelt werden<br />

(durchschnittlich ca. 200).<br />

Diese Verteilung änderte sich<br />

im Laufe des Sommers, wobei die Flachwasserbereiche<br />

verstärkt besiedelt wurden. Die Befallsrate der<br />

Schnecken mit Trichobilharzia lag wie bereits im<br />

Vorjahr auf sehr geringem Niveau zwischen 0,11 %<br />

und 0,37 %.<br />

Bestimmung des Artenspektrums der<br />

Endwirte am Bodensee<br />

Um das Wirtsspektrum der Endwirte festlegen zu<br />

können, wurden von der Max Planck Forschungsstelle<br />

für Ornithologie Vogelkotproben der unterschiedlichsten<br />

Wasservögel eingesammelt und anschließend<br />

im LGA auf das Vorhandensein von Parasiteneiern<br />

untersucht. Diese Untersuchungen führten jedoch<br />

zu keinen aussagekräftigen Ergebnissen, da<br />

trotz hohem Anteil von Stockentenkot, die bekanntermaßen<br />

Endwirte von T. franki sind (Müller und Kimmig<br />

1994), kein Nachweis von Trematodeneiern gelang.<br />

Es ist zu vermuten, dass die Ei-Ausscheidung<br />

so gering war, dass sie trotz etablierter Untersuchungsmethoden<br />

unter der Nachweisgrenze lag.<br />

Bestimmung der am Bodensee<br />

vorkommenden Trichobilharzia-Arten<br />

Bereits im Jahr 2003 wurde aufgrund der identifizierten<br />

Zwischenwirtsschnecken angenommen, dass es<br />

sich bei dem Erreger der Badedermatitis um die von<br />

Müller und Kimmig (1994) entdeckte Art T. franki<br />

handelte. Eine definitive Aussage ließ sich bisher<br />

jedoch nicht treffen, da eine Artbestimmung bis dato<br />

nur anhand der Morphologie der Adultwürmer mög-<br />

31<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


32 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

lich war, was eine experimentelle Infektion von Enten<br />

voraussetzte. Die Zerkarien von Trichobilharzia-<br />

Arten lassen sich morphologisch nicht unterscheiden.<br />

Mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden<br />

(Polymerasekettenreaktion, Sequenzierung), die im<br />

LGA entwickelt wurden, gelang es dann jedoch, eine<br />

Artbestimmung an Zerkarien vorzunehmen. Damit<br />

ließ sich nachweisen, dass die Trichobilharzia-infizierten<br />

Schnecken vom Bodensee durchweg Trichobilharzia<br />

franki beherbergten.<br />

Entwicklung von Repellentien<br />

An der Universität Erlangen wurden verschiedene<br />

Creme-Formulierungen mit bereits zugelassenen<br />

Wirkstoffen auf ihre Wirksamkeit gegen den Zerkarienbefall<br />

untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass<br />

die Quallen und Sonnenschutz für Kinder LSF 30 der<br />

Firma Canea Pharma GmbH einen Schutz gegen<br />

Zerkarien aufweist. Diese Austestung fand bislang<br />

jedoch nur an T. ocellata statt, es ist aber aufgrund<br />

der engen Verwandtschaft auch von einer Wirksamkeit<br />

gegen T. franki auszugehen. Der Infektionszyklus<br />

dieser Art konnte an der Universität Erlangen<br />

etabliert werden; die Prüfung des Präparates hin-<br />

Molekulare Epidemiologie von Norovirus-Gruppenerkrankungen<br />

in Baden-Württemberg 2001-2004<br />

Rainer Oehme, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />

Noroviren gehören zu den häufigsten Erregern von<br />

Durchfallerkrankungen. Sie sind durch Lebensmittel<br />

oder von Person zu Person übertragbar und verursachen<br />

oft Erkrankungshäufungen in medizinischen<br />

Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen.<br />

Mittels molekularbiologischer Methoden<br />

können Infektionsquellen aufgedeckt und Infektketten<br />

verfolgt werden.<br />

Noroviren sind häufige Erreger von<br />

infektiöser Gastroenteritis<br />

Noroviren (früher Norwalk-like Viren) sind die Hauptursache<br />

für nicht-bakterielle Gastroenteritiden in industrialisierten<br />

Ländern. Sie gehören zur Familie der<br />

Caliciviren und wurden früher unter dem Begriff der<br />

„small-round-structured viruses“ zusammengefasst.<br />

Diese viralen Gastroenteritiden sind lange stiefmütterlich<br />

behandelt worden, da ihr mikrobiologischer<br />

Nachweis relativ schwierig war – die Viren lassen<br />

sich bis heute für die Routinediagnostik nicht anzüch-<br />

sichtlich seiner Wirksamkeit gegen T. franki wird<br />

demnächst erfolgen.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Trotz der geringen Befallsrate von Schnecken mit<br />

Trichobilharzia und trotz der negativen Kotuntersuchungen<br />

der Wasservögel kommt es immer wieder<br />

zu Badedermatitisfällen. Diese fallen zwar von Jahr<br />

zu Jahr unterschiedlich stark aus, die Erfahrung der<br />

letzten Jahre weist jedoch auf eine insgesamt zunehmende<br />

Problematik hin. Dieses Projekt hat eine Methode<br />

gezeigt, wie man sich als Badender vor einer<br />

Attacke der Zerkarien schützen kann. Es liegen aber<br />

bis jetzt noch keine Ergebnisse zur Dezimierung der<br />

Erreger selbst vor. Eine sicher zu empfehlende Maßnahme<br />

ist das Verhängen eines Fütterungsverbotes<br />

von Wasservögeln, da diese dann die von Menschen<br />

genutzten Gewässer weniger stark besiedeln. Inwieweit<br />

durch ökologische Maßnahmen die Zwischenwirtsschnecken<br />

reduziert werden können, ist bisher<br />

noch unklar. Generell wird zur Eindämmung des<br />

Problems jedoch nicht nur eine einzige Maßnahme<br />

ausreichend sein. Es müssen vielmehr antiparasitäre<br />

und ökologische Methoden ineinander greifen.<br />

ten. Inzwischen stehen jedoch Immunoassays und<br />

PCR-Methoden zum Nachweis zur Verfügung, so<br />

dass eine Routinediagnostik in vielen Labors durchgeführt<br />

werden kann. Eine erste große Norovirus-<br />

Erkrankungswelle wurde im Winter 2002/03 beobachtet,<br />

mit einer enormen Anzahl von Krankheitsausbrüchen<br />

und Einzelerkrankungen weltweit. Im Dezember<br />

2004 wurde erneut ein starker Anstieg an<br />

Erkrankungsfällen registriert (zweite Abbildung).<br />

Sequenzierung zum Infektkettennachweis<br />

Seit dem Beginn der aktiven Surveillance von Gruppenerkrankungen<br />

im Landesgesundheitsamt (LGA)<br />

im Jahr 1999 wurden 845 Ausbrüche registriert und<br />

untersucht. Bei 358 Ausbrüchen (42 %) waren Noroviren<br />

die Ursache der Erkrankungen. Im Jahr 2004<br />

wurden mehr als 300 Proben aus fast 200 Gruppenerkrankungen<br />

der Jahre 2001-2004 sequenziert.<br />

Hierbei wird ein Teil der spezifischen Erbinformation<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Cluster 1<br />

Cluster 2<br />

Cluster 3<br />

Cluster 4<br />

Cluster 5<br />

Cluster 6<br />

Cluster 7<br />

Cluster 8<br />

Cluster 9<br />

Cluster 10<br />

Cluster 11<br />

33<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


34 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Norovirus-Meldungen (Baden-Württemberg) Jan 2001 - Dez 2004 nach Kalenderwoche<br />

des Virus entschlüsselt und mit entsprechenden Bereichen<br />

anderer Virusisolate verglichen. Die Darstellung<br />

der so gewonnenen Informationen erfolgt dann<br />

mittels sogenannter Stammbäume (erste Abbildung).<br />

Anhand solcher Stammbäume lassen sich Verwandtschaftsverhältnisse<br />

der Virenisolate untereinander<br />

und Veränderungen über die Zeit hinweg feststellen.<br />

Teile dieser Untersuchung wurden im Rahmen eines<br />

Forschunsgprojektes der Landesstiftung Baden-<br />

Württemberg durchgeführt. Die Stammbaum-Untersuchung<br />

aller sequenzierten Virus-Isolate zeigte, dass<br />

die Genogruppe 2 (GGII) mit über 95 % dominierte.<br />

Die Sequenzierung von Norovirusisolaten wird neben<br />

der Stammbaumanalyse v. a. dazu verwendet,<br />

Infektionsketten zu verfolgen. Sie dient also dazu, die<br />

Identität zwischen verschiedenen Norovirusisolaten<br />

(z. B. von Küchenpersonal und erkrankten Personen)<br />

nachzuweisen oder auszuschließen. Im Rahmen des<br />

oben genannten Forschungsprojektes wurde beim<br />

Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA)<br />

Stuttgart der Nachweis von Norovirus aus Lebensmittelproben<br />

etabliert. Inzwischen konnte so auch bei<br />

zwei Gruppenerkrankungen der ursächliche Zusammenhang<br />

zwischen dem Konsum von Noroviruskontaminierten<br />

Lebensmitteln und der Erkrankung<br />

von Personen nachgewiesen werden.<br />

Aufgrund der geringen Infektionsdosis und der hohen<br />

Infektiosität kommt den Hygienemaßnahmen bei<br />

Verdacht auf eine Norovirusinfektion besondere Bedeutung<br />

zu. Als Verbreitungsweg der Noroviren sind<br />

fäkal-orale Kontakt- bzw. Schmierinfektionen und<br />

Übertragungen durch kontaminierte Lebensmittel oder<br />

verunreinigtes Wasser beschrieben.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Monitoring von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />

Gerda Klittich, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />

Die Anwendung von Antibiotika in der Human- und<br />

Veterinärmedizin hatte in den letzten 50 Jahren vielen<br />

schweren Erkrankungen den Schrecken genommen.<br />

Diesen positiven Erfahrungen steht jedoch auch<br />

eine negative und bedenkenswerte Entwicklung gegenüber:<br />

die zunehmende Auslese und Ausbreitung<br />

resistenter Keime, die auf eine Antibiotikabehandlung<br />

nicht mehr ansprechen.<br />

Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />

– ein ernst zu nehmendes Problem<br />

Antibiotikaanwendungen in der Human- und Tiermedizin<br />

sowie Resistenzentwicklung folgen mikrobiologisch<br />

und epidemiologisch erklärbaren Gesetzmäßigkeiten.<br />

Anwendungen in der Humanmedizin, der Veterinärmedizin<br />

und der Landwirtschaft leisten ihren Beitrag<br />

zur Resistenzausbreitung. Antibiotikaresistenzen bei<br />

Salmonellen sind auch deswegen besonders problematisch,<br />

weil Salmonellen zu den häufigsten Erregern<br />

lebensmittelbedingter Infektionen gehören. Geflügelfleisch<br />

und Geflügelfleischprodukte sind eine der Hauptinfektionsquellen<br />

der Erkrankung. Die bestehenden<br />

Rechtsvorschriften zur Lebensmittelhygiene und Kontrolle<br />

von Zoonosen (Erreger, die vom Tier auf den<br />

Menschen übertragen werden) umfassen eine Reihe<br />

von Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung der<br />

Verseuchung von Nahrungsmitteln mit Salmonellen.<br />

Eines der Hauptziele ist es, die Durchseuchung der<br />

verschiedenen Tierpopulationen (z. B. Legehennen,<br />

Mastgeflügel, Puten und Schlachtschweine) mit Salmonellen<br />

zu vermindern. Die Verwendung von Antibiotika<br />

gegen Salmonellen ist ein Beispiel für mögliche<br />

Bekämpfungsmethoden. Über einen solchen Einsatz<br />

können Resistenzen entstehen und letztendlich beim<br />

Verbraucher ankommen. Antibiotikaresistenzen bei<br />

Salmonellen und anderen Bakterien stellen ein zuneh-<br />

Einfach- und Mehrfachresistenzen aller getesten Salmonellenstämme<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

mendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.<br />

Die Folgen einer Resistenz gegenüber bestimmten<br />

Antibiotika, insbesondere Fluorchinolonen und Cephalosporinen,<br />

sind besonders gravierend. Diese<br />

Antibiotika haben eine große Bedeutung für die Therapie<br />

von systemischen bakteriellen Infektionen beim<br />

Menschen.<br />

Fast ein Drittel aller untersuchten<br />

Stämme zeigen Antibiotikaresistenzen<br />

Um einen besseren Überblick über die Entwicklung<br />

von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen zu bekommen,<br />

wurden im Jahr 2004 alle serotypisierten<br />

Salmonellen-Isolate unter Anwendung des Agardiffusionstests<br />

auf ihre Resistenz gegenüber folgenden<br />

antimikrobiell wirksamen Substanzen geprüft:<br />

Ampicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Cefotaxim,<br />

Cefuroxim, Chloramphenicol, Gentamicin, Kanamycin,<br />

Nalidixinsäure, Ofloxacin, Streptomycin, Sulfonamid,<br />

Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Tetracyclin und<br />

Trimethoprim.<br />

Bei den untersuchten Stämmen handelte es sich um<br />

Patientenisolate, sowie Stämme aus Lebensmitteln<br />

und Stämme tierischen Ursprungs, die vom CVUA<br />

Stuttgart im Rahmen einer Kooperation überlassen<br />

wurden.<br />

Von 986 getesteten Salmonellenisolaten waren 699<br />

(71 %) sensibel gegenüber allen getesteten Antibiotika<br />

und 287 Isolate (29 %) zeigten Antibiotikaresistenzen<br />

in unterschiedlichem Ausmaß. Dabei waren<br />

169 Isolate multiresistent (17 %), 98 Isolate (10 %)<br />

zeigten eine Einfachresistenz und 20 (2 %) eine<br />

Zweifachresistenz (erste Tabelle). Auffallend ist die<br />

hohe Multiresistenzrate bei S. Typhimurium, die<br />

35<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


36 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Resistenz verschiedener Salmonellen-Serovare gegen einzelne Antibiotika<br />

Resistenzraten aller Salmonellen-Serovare gegen verschiedene Antibiotika<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

vorwiegend auf den Lysotyp DT 104 zurückzuführen<br />

ist. S. Typhimurium wird häufig aus Schwein und Rind<br />

isoliert und ist für ungefähr ein Fünftel aller Salmonellenerkrankungen<br />

beim Menschen verantwortlich.<br />

Aber auch bei dem häufigsten Salmonellen Serovar<br />

– Salmonella Enteritidis – sind inzwischen Multiresistenzen<br />

zu beobachten, wenn auch in weitaus geringerem<br />

Maße (2 %, siehe erste Tabelle). Die Resistenzen<br />

verschiedener Serovare gegen die einzelnen<br />

Antibiotika sind in der zweiten Tabelle dargestellt.<br />

Neben den bekannten hohen Resistenzraten gegen<br />

Sulfonamide, Tetracycline und Penicilline wurden<br />

erstmals auch Resistenzen gegen Cephalosporine<br />

der zweiten und dritten Generation nachgewiesen.<br />

Fluorchinoloneresistenzen waren noch nicht nachzuweisen.<br />

Da sich der Test auf Nalidixinsäureresis-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

tenz in einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung<br />

(BfR) aber als guter Frühindikator für eine<br />

beginnende Fluorochinolonresistenz erwiesen hat,<br />

sind die hier nachgewiesenen Nalixidinsäureresistenzen<br />

als Warnhinweis zu sehen. Da sowohl Cephalosporine<br />

als auch Fluorchinolone eine große Bedeutung<br />

in der Behandlung von Infektionskrankheiten<br />

beim Menschen besitzen, ist diese Entwicklung<br />

besonders kritisch zu beobachten (siehe Abbildung).<br />

Die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen ist eine<br />

vielschichtige Aufgabe, die Tier- und Humanmediziner<br />

gleichermaßen fordert. Das Erfassen und <strong>Beobachten</strong><br />

der Resistenzentwicklung ist ein wichtiger<br />

Beitrag zum gesundheitlichenVerbraucherschutz.<br />

Hierdurch können Trends bei den Resistenzentwicklungen<br />

frühzeitig erkannt werden.<br />

Sanierung von Hausinstallationen bei Legionellenbefall<br />

Jens Fleischer, Ref. 93<br />

Nach Hochrechnung mehrerer nationaler und internationaler<br />

Studien ist in Deutschland schätzungsweise<br />

mit 6 000-10 000 Legionella-Pneumonien pro Jahr zu<br />

rechnen. Bei etwa 1-5 % der in Krankenhäusern<br />

behandelten Pneumonien wird eine Legionellose diagnostiziert<br />

(Quelle RKI). Mit der Umsetzung der neuen<br />

Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) im Jahre<br />

2003 sind im Rahmen der amtlichen Trinkwasseruntersuchung<br />

von Wasserversorgungssystemen auch<br />

verstärkt Hausinstallationen, vornehmlich öffentlicher<br />

Gebäude wie z. B. Schulen, Kindergärten, Alten- und<br />

Pflegeheime sowie von Krankenhäusern mit in die<br />

Überwachung aufgenommen worden. Die in der<br />

TrinkwV vorgesehenen periodischen Untersuchungen<br />

auf das Vorhandensein von Legionella-Species<br />

in den o. g. öffentlichen Einrichtungen werden auch in<br />

Baden-Württemberg entsprechend den Ausführungshinweisen<br />

zur Trinkwasserverordnung des Ministeriums<br />

für Ernährung und Ländlichen Raum durchgeführt.<br />

Sanierung ja, aber mit welchen<br />

Verfahren?<br />

Positivraten von bis zu 50 % in erwärmtem Trinkwasser<br />

(siehe Untersuchungszahlen des Landesgesundheitsamtes<br />

[LGA] im Anhang 2) verdeutlichen die<br />

Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen, sowohl<br />

als Akut- wie auch in Form langfristig wirksamer<br />

Maßnahmen. Diese Notwendigkeit spiegelt sich ebenso<br />

in der gestiegenen Zahl der Anfragen zu geeigneten<br />

Sanierungsmaßnahmen und Techniken durch<br />

die Gesundheitsämter und die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen<br />

wider. Als Hauptproblematik<br />

werden von Betreiberseite fast immer das Fehlen<br />

eines generellen Maßnahmenkatalogs oder fehlende<br />

Ansprechpartner sowie die bei der Sanierung<br />

anfallenden hohen Personal- und Sachkosten genannt.<br />

Während beim Neubau von Warmwasserversorgungsanlagen<br />

im Vorfeld eine Legionellenkontamination<br />

des Systems oftmals vermieden werden kann,<br />

(Anwendung des DVGW Arbeitsblatt W551 vom April<br />

2004) sind es oft alte, mehrfach umgebaute und<br />

erweiterte Systeme, die hinsichtlich einer Sanierung<br />

große Probleme bereiten. Wenn es sich bei diesen<br />

Gebäuden dann noch um Einrichtungen handelt,<br />

welche besonders gefährdete Personen (Personen<br />

>65 Jahre, Raucher, immunsupprimierte Personen,<br />

chronisch Kranke Menschen) beherbergen, dann<br />

werden schnell Sofortmaßnahmen notwendig, für<br />

deren sinnvolle Planung und Durchführung oft nicht<br />

die notwendige Zeit bleibt. Ergebnis sind dann halbfertige<br />

Lösungen, Wiederverkeimungen des Systems<br />

innerhalb kurzer Zeit durch unsachgemäß durchgeführte<br />

thermische oder chemische Desinfektionsmaßnahmen.<br />

Etwaige bauliche Veränderungen werden<br />

aus finanziellen Gründen oftmals erst gar nicht in<br />

Erwägung gezogen.<br />

Grundsätzlich gibt es jedoch mehrere Möglichkeiten<br />

der Sanierung bzw. Desinfektion, die entweder für<br />

sich oder in Kombination auch sinnvoll angewendet<br />

werden können:<br />

37<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


38 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

• Die Thermische Sanierung beinhaltet in aller Regel<br />

eine Reinigung des Systems (Entschlämmen der<br />

Boiler und Verteilerbalken, Entfernung von Aufwüchsen)<br />

und eine Aufheizung des Systems auf<br />

ca. 60-70 °C, wobei das stark erhitzte Wasser dann<br />

zur Spülung der endständigen Entnahmestellen<br />

verwendet werden sollte.<br />

• Die chemische Sanierung erfolgt ebenfalls nach<br />

vorangegangener Reinigung mittels Zugabe von<br />

meist chlorhaltigen Präparaten. Wichtig hierbei ist<br />

eine Kontrolle der gleichmäßigen Verteilung des<br />

Desinfektionsmittels auch in den Verzweigungen<br />

des Systems und die Überwachung der geeigneten<br />

Einwirkzeit.<br />

• Die technischen Sanierungsmaßnahmen bestehen<br />

in der Regel aus einem Rück- bzw. Umbau der<br />

zentralen Warmwasserversorgung (Boiler, Speicher,<br />

Verteilerbalken, Mischer und Pumpen) in<br />

dezentrale, kleinere Systeme oder z. B. in der<br />

Anwendung einer UV-Desinfektion. Vorteil sind<br />

hierbei die kürzeren Leitungswege, das Vermeiden<br />

von Totleitungen und – nicht zu vergessen – kürzere<br />

und effektivere Aufheizzeiten und Temperaturen.<br />

Eine Dezentralisierung der Warmwasseraufbereitung<br />

ist immer dann zu empfehlen, wenn<br />

große und weitverzweigte Systeme saniert werden<br />

müssen.<br />

Vor- und Nachteile der verschiedenen<br />

Sanierungstechniken<br />

Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen kann<br />

meist nur zu einer Kombination der o. g. Maßnahmen<br />

geraten werden, zumal es bei der Sanierung von<br />

Warmwasserinstallationen keine wirkliche Patentlösung<br />

gibt.<br />

Eine sinnvolle Einschätzung der Gefährdungslage<br />

und der daraus erforderlich werdenden Maßnahmen<br />

kann häufig nur durch eine Inspektion der Gegebenheiten<br />

vor Ort erfolgen.<br />

Ebenso muss eine Sanierungsmaßnahme an den gemessenen<br />

Legionellenkonzentrationen und an der Art<br />

der Kontamination (lokal oder systemisch) bemessen<br />

werden. Natürlich darf bei all diesen Überlegungen<br />

auch eine Kosten-Nutzen-<strong>Analyse</strong> nicht fehlen.<br />

Das LGA empfiehlt die Einbeziehung der Gesundheitsämter<br />

vor Ort und die Orientierung der Maßnahmen<br />

am derzeit gültigen Arbeitsblatt W551 des<br />

DVGW.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Wie sauber sind Spielplätze in Baden-Württemberg?<br />

Isolde Piechotowski, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />

Immer wieder wird die Infektionsgefährdung durch<br />

Mikroorganismen im Spielsand diskutiert. Im Rahmen<br />

der Spielsand-Studie des Landesgesundheitsamtes<br />

(LGA) sollten Einflussfaktoren auf die hygienische<br />

Beschaffenheit von Spielsand ermittelt werden,<br />

um so allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene<br />

ableiten zu können. Die Untersuchung zeigt,<br />

dass sich keine klaren Aussagen bezüglich möglicher<br />

Einflussfaktoren ableiten lassen. Somit muss<br />

die Ableitung von Empfehlungen zur Spielsandhygiene<br />

weiterhin pragmatisch erfolgen.<br />

Hintergrund<br />

Fragen der Hygiene auf Spielplätzen und insbesondere<br />

die Infektionsgefahr durch Mikroorganismen im<br />

Spielsand sind seit vielen Jahren ein Thema des<br />

Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Für die<br />

hygienische Beurteilung von Spielsand gibt es keine<br />

einheitlichen Untersuchungsmethoden oder Bewertungsmaßstäbe.<br />

Zudem stellt die mikrobiologische<br />

Untersuchung nur eine Momentaufnahme der hygienisch-mikrobiologischen<br />

Qualität des Spielsandes<br />

dar. Auch verschiedene Aufbereitungsmaßnahmen<br />

wie thermische Desinfektion oder Reinigung (mechanisch<br />

oder maschinell) können die Keimbelastung<br />

nicht nachhaltig reduzieren. Von vielen Obersten<br />

Landesgesundheitsbehörden wird daher aus rein<br />

pragmatischen Gründen ein jährlicher Sandaustausch<br />

gefordert oder empfohlen.<br />

Im Rahmen der Spielsand-Studie des LGA sollten<br />

mögliche Einflussfaktoren auf die hygienische Beschaffenheit<br />

von Spielsand ermittelt werden, um evtl.<br />

allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene ableiten<br />

zu können.<br />

Studiendesign<br />

Teilnahmebereite Gesundheitsämter in Baden-<br />

Württemberg wurden gebeten, in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />

jeweils auf Spielplätzen öffentlicher sowie<br />

privater Träger Spielsandproben zu entnehmen.<br />

Die Vorgehensweise wurde schriftlich eingehend erläutert,<br />

um eine standardisierte Probenahme zu gewährleisten.<br />

Die Materialien zur Probenahme und die<br />

Fragebögen wurden vom LGA zentral zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Probenahme<br />

Auf öffentlichen Spielplätzen sowie Sandkästen privater<br />

Einrichtungen wurden Spielsandproben aus<br />

10 cm Tiefe von der Mitte und den vier Ecken des<br />

Sandkastens als Mischprobe entnommen. Mit einem<br />

desinfizierten Löffel wurden die Proben in sterile<br />

250 ml Flaschen gefüllt und gekühlt am selben Tag<br />

zum LGA transportiert.<br />

Über ein Probenahmeprotokoll wurden Lage und<br />

Größe, Art des Zugangs, optischer Verschmutzungsgrad<br />

und Art der Verschmutzung sowie Pflege und<br />

Reinigung des Spielplatzes bzw. Sandkastens erfasst.<br />

Untersuchungsmethoden<br />

Die bakteriologische Untersuchung umfasste die<br />

Anzahl der Koloniebildenden Einheiten, KBE (Gesamtkeimzahl),<br />

E. coli, coliforme Keime (nur bei 113<br />

Proben aus dem Jahr 2001) und Fäkalstreptokokken<br />

als Indikatorkeime mit quantitativer Untersuchung.<br />

Salmonellen und Campylobacter (nur bei 113 Proben<br />

aus dem Jahr 2001) sowie Parasiten wurden qualitativ<br />

untersucht. Die Untersuchung auf Parasiten erfolgte<br />

mikroskopisch nach Durchmischung von 1 g<br />

Sand mit MIF-Lösung, Filtration über Gaze, Zufügung<br />

von 1 ml Ethylacetat und anschließender Zentrifugation.<br />

Zur Untersuchung wurde ein Tropfen des<br />

Bodensatzes auf einen Objektträger aufgebracht.<br />

Ergebnisse<br />

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 148 Spielsandproben<br />

aus 13 Landkreisen untersucht. 104<br />

(71,7 %) Spielplätze lagen in Vororten oder Randlagen,<br />

41 (28,3 %) in dicht besiedelten Gebieten. 93<br />

(62,8 %) Spielplätze waren öffentlich zugänglich, 55<br />

(33 %) befanden sich in Einrichtungen (z. B. Kindergärten)<br />

ohne öffentlichen Zugang.<br />

Die Gesamtkeimzahl lag in einer Probe unter 10 -4 , in<br />

39,2 % der Proben bei 10 -4 bis 9 x 10 -5 und in 60,1 %<br />

der Proben bei 10 -6 bis 9 x 10 -7 . E. coli konnte in<br />

40,5 % der Proben nachgewiesen werden, Coliforme<br />

in 41,6 % und Fäkalstreptokokken in 74,3 %. Die gute<br />

Korrelation der Fäkalindikatoren untereinander zeigt<br />

die Abbildung.<br />

39<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


40 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Campylobacter wurden in 7,1 % der untersuchten<br />

Proben (N = 113) nachgewiesen, Salmonellen waren<br />

nicht nachweisbar.<br />

Parasiten wurden in insgesamt 38 Proben nachgewiesen.<br />

Dabei handelte es sich in 16 Fällen um<br />

Toxocara spezies, in drei Fällen um Capilaria spezies,<br />

in den anderen Fällen um nicht humanpathogene<br />

Parasiten wie Milben und sonstige Nematoden.<br />

Zur Untersuchung der Assoziation mit möglichen<br />

Einflussfaktoren wurden die Parameter KBE, E. coli,<br />

humanpathogene Parasiten und Campylobacter herangezogen.<br />

Die Einflussfaktoren wurden begrenzt<br />

auf diejenigen, die aufgrund ihrer Verteilung sowie<br />

aufgrund theoretischer Überlegungen als wesentlich<br />

erschienen. Die Auswertung ergab eine signifikante<br />

positive Assoziation zwischen sichtbarer pflanzlicher<br />

bzw. organischer Verschmutzung und der Gesamtkeimzahl<br />

(OR = 3,5; 95 % Konfidenzintervall: 1,35-<br />

8,78). Regelmäßige Pflege bzw. Reinigung des Spielsandes<br />

war entgegen der Erwartung mit höheren<br />

Gesamtkeimzahlen assoziiert (OR = 5,1; 95 % Konfidenzintervall:<br />

1,27-20,52). Für die anderen Parameterkombinationen<br />

ergaben sich keine signifikanten<br />

Assoziationen und auch keine klare Richtung eines<br />

möglichen Zusammenhangs.<br />

Bewertung und Schussfolgerung<br />

Vielfältige Eintragspfade aus der Umwelt führen dazu,<br />

dass Spielsand in vielen Fällen mit Mikroorganismen<br />

belastet ist, die ein potentielles Infektionsrisiko für<br />

spielende Kinder darstellen können. Die Ergebnisse<br />

der vorliegenden Untersuchung, wonach bei ca. 40 %<br />

der Proben ein Hinweis auf fäkale Verunreinigungen<br />

besteht, bestätigen weitgehend die Untersuchungen<br />

anderer Arbeitsgruppen. Dennoch wird das Infektionsrisiko<br />

durch bakteriell kontaminierten Spielsand<br />

insgesamt als eher gering eingeschätzt.<br />

Die systematische Betrachtung möglicher Einflussfaktoren<br />

erwies sich als problematisch. Ein wesentlicher<br />

Faktor dabei ist die Schwierigkeit der standardisierten<br />

Erfassung der Einflussfaktoren sowie die<br />

große Anzahl potentieller Einflussfaktoren. Vor diesem<br />

Hintergrund müssen die Ergebnisse der Zusammenhangsanalysen<br />

vorsichtig interpretiert werden.<br />

Da sich aus der Untersuchung keine klaren Aussagen<br />

bezüglich möglicher Einflussfaktoren ableiten<br />

lassen, erfolgt die Ableitung von Empfehlungen zur<br />

Spielsandhygiene weiterhin pragmatisch.<br />

Zur Pflege des Sandes sollten folgende Punkte beachtet<br />

werden:<br />

Nachweis von Fäkalindikatoren in Spielsandproben<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

• Zulauf von Hunden und Katzen unterbinden (Einzäunung)<br />

• Sandkästen in Einrichtungen über Nacht bzw.<br />

Wochenende abdecken<br />

• Regelmäßig visuelle Kontrolle und mechanische<br />

Grobreinigung, Entfernung von Fremdkörpern und<br />

organischen Verunreinigungen<br />

• Regelmäßiger Sandaustausch pro Spielplatzsaison<br />

scheint nicht unbedingt erforderlich.<br />

Q-Fieber-Epidemie in Esslingen<br />

Peter Kimmig, Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />

Im Januar 2004 wurden dem Gesundheitsamt Esslingen<br />

zwei Fälle einer durch Q-Fieber verursachten<br />

atypischen Pneumonie gemeldet. Recherchen beim<br />

Veterinäramt ergaben, dass im betroffenen Landkreis<br />

in einer Ziegenherde vermehrt Q-Fieberinfektionen<br />

aufgetreten waren. Beide Patienten hatten<br />

direkten bzw. indirekten Kontakt mit dieser Ziegenherde.<br />

Im weiteren Verlauf traten weitere 51 Fälle auf.<br />

In Abstimmung mit dem Landesgesundheitsamt (LGA)<br />

und dem Veterinäramt Esslingen wurden Maßnahmen<br />

zum weiteren Vorgehen bei dieser Q-Fieber-<br />

Epidemie getroffen. Schwerpunkte hierbei lagen zum<br />

Einen in der Ermittlung weiterer Q-Fieberinfektionen,<br />

v. a. bei Risikopatienten wie Schwangeren und Patienten<br />

mit Herzfehlern, zum Anderen bei der Behandlung<br />

der infizierter Tiere und der Entsorgung des hoch<br />

infektiösen Stallmistes.<br />

Hintergrund<br />

Q-Fieber, eine bakterielle Infektion, die durch Coxiella<br />

burnetii verursacht wird, kann zu fiebrigen Allgemeininfektionen<br />

und Pneumonien führen. Der wichtigste<br />

Infektionsweg dieser Erkrankung führt über<br />

infizierte Tiere. Die Infektion der Tiere erfolgt über die<br />

Schafzecke Dermacentor, die für Coxiellen den Reservoirwirt<br />

darstellt. Coxiellen-Infektionen verursachen<br />

v. a. bei Schafen, Ziegen und Rindern Genitalinfektionen,<br />

die zu vermehrten Aborten bei trächtigen<br />

Tieren führen. Die Fruchthäute und die -Flüssigkeit<br />

des Abortmaterials, aber auch Geburtsprodukte lebend<br />

geborener Lämmer enthalten dann massenhaft<br />

Coxiellen, die nach Eintrocknen zu einer aerogenen<br />

Verbreitung führen können. Bei Wind können dabei<br />

die eingetrockneten Coxiellen-Stadien über mehrere<br />

Kilometer weit verfrachtet werden. Bei der indirekten<br />

Übertragung kann auch mit Coxiellen kontaminierte<br />

Kleidung eine Rolle spielen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Die mikrobiologische Untersuchung des Spielsandes<br />

kann nicht als Basis für Empfehlungen zur Sandpflege<br />

herangezogen werden.<br />

Das aktualisierte Merkblatt zur hygienischen Beurteilung<br />

von Spielsand kann unter www. gesundheitsamt-bw.de<br />

und weiter unter Service, Fachpublikationen<br />

& Software, Hygiene & Infektionsschutz abgerufen<br />

werden.<br />

Ausbruchsgeschehen<br />

Im Januar 2004 wurden dem Landkreis Esslingen<br />

zwei Fälle einer durch Q-Fieber verursachten atypischen<br />

Pneumonie gemeldet. Nach dem Auftreten<br />

weiterer Fälle konnte über intensive Befragungen der<br />

Betroffenenen durch das Gesundheitsamt Esslingen<br />

der Ausgangsherd der Infektionen ermittelt werden.<br />

Dabei handelte es sich um eine Ziegenherde, die in<br />

einem provisorischen Stall am Rande der betroffenen<br />

Gemeinde untergebracht war. Veterinärmedizinsche<br />

Untersuchungen ergaben, dass ein Großteil der<br />

Tiere eine Coxiellen-Infektion durchgemacht hatte.<br />

Mehrere Mutterschafe lammten im betroffenen Zeitraum<br />

ab. Man konnte daher von einer hohen Coxiellen-Belastung<br />

des Stallmistes ausgehen. Auffällig<br />

war, dass eine große Anzahl von Q-Fieberinfektionen<br />

ohne einen direkten Kontakt zu den infizierten Tieren<br />

auftrat. Weitere Recherchen ergaben, dass es zu<br />

indirekten Übertragungen, zum Einen durch eine<br />

mögliche Windverfrachtung von Coxiellen aus dem<br />

betroffenen Ziegenstall und zum Anderen über die<br />

kontaminierte Kleidung des Ziegenbesitzers gekommen<br />

ist.<br />

In einer ad hoc-Besprechung, an der Vertreter des<br />

Gesundheitsamtes Esslingen, des LGA und des Veterinäramtes<br />

Esslingen teilnahmen, wurden die von<br />

medizinischer und veterinärmedizinischer Seite erforderlichen<br />

Maßnahmen festgelegt:<br />

• Da die Q-Fieber-Infektion, auch bei asymptomatischen<br />

Verlauf, v. a. für Schwangere und Patienten<br />

mit Herzfehlern eine Gefährdung darstellt, wurden<br />

mittels eines Rundschreibens Gynäkologen und<br />

Internisten in den betroffenen Teilgemeinden dazu<br />

aufgefordert Seren dieser Risikogruppen an das<br />

LGA zur Untersuchung auf Coxiellen-Antikörper<br />

einzusenden.<br />

41<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


42 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

• Die Tiere des Infektionsherdes wurden zunächst<br />

mit Tetrazyklinen therapiert. Zur Abtötung von Schafzecken<br />

erfolgte eine Behandlung mit Tylosin. Der<br />

Tierbesitzer erhielt Auflagen zur Vermeidung der<br />

“Verschleppung” von Coxiellen aus dem Stall.<br />

• In Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim,<br />

Institut für Umwelt- und Tierhygiene wurde durch<br />

das Veterinärmamt Esslingen die Vorgehensweise<br />

zur Desinfektion und Entsorgung des mit Coxiellen<br />

belasteten Mistes festgelegt.<br />

Fazit<br />

Die aufgetretene Epidemie zeigt die Relevanz von Q-<br />

Fieberinfektionen speziell in Regionen mit Ziegen-<br />

Sommergrippenstudie: Untersuchungen zur Relevanz zeckenübertragener<br />

Infektionen<br />

Peter Kimmig, Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />

Die Relevanz zeckenübertragener Infektionen in Baden-Württemberg<br />

ist durch die epidemiologischen<br />

Untersuchungen im Landesgesundheitsamt (LGA)<br />

bisher v. a. für die Erreger der FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)<br />

und der Lyme-Borreliose aufgezeigt<br />

worden.<br />

Untersuchungen an Zecken, die im LGA seit Jahren<br />

durchgeführt werden, zeigen jedoch, dass noch andere<br />

Krankheitserreger aufgrund ihres Vorkommens<br />

in Zecken eine Rolle für humane Infektionen spielen<br />

könnten. Im Jahre 2004 wurden daher Seren von<br />

Patienten, die nach einem Zeckenstich ein sommergrippenartiges<br />

Krankheitsbild entwickelten, von niedergelassenen<br />

Ärzten im Rahmen einer Studie an<br />

das LGA zur Untersuchung eingesandt. Die Differentialdiagnostik<br />

beinhaltet neben der Untersuchung auf<br />

FSME und Borreliose im LGA eine weiterführende<br />

Diagnostik auf noch andere Erreger. Diese Untersuchungen<br />

werden im Laufe des Jahres 2005 am<br />

Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München<br />

und am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und<br />

Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführt.<br />

Untersuchungen von Zecken auf verschiedene Krankheitserreger,<br />

die vom LGA seit Jahren vorgenommen<br />

werden, haben ergeben, dass neben den bekannten<br />

Mikroorganismen – FSME-Viren, Borrelien und Coxiellen<br />

(Q-Fieber) – noch weitere Erreger in Zecken<br />

nachzuweisen sind. Es handelt sich um Anaplasmen,<br />

die in den USA als Verursacher der sog. Ehrlichiose<br />

gut bekannt sind, um Rickettsien (Fleckfiebererreger),<br />

verschiedene Viren, darunter das im Neckartal<br />

bzw. Schafzucht auf. Aufgrund der hohen Umweltstabilität<br />

des Erregers und der Möglichkeit der Windverfrachtung<br />

ist beim Auftreten von epidemieartig<br />

auftretenden atypischen Pneumonien stets das Q-<br />

Fieber differentialdiagnostisch mit in Betracht zu ziehen.<br />

Das dargestellte Ausbruchsgeschehen und die anschließende<br />

Vorgehensweise zeigt, das eine gute<br />

und enge Zusammenarbeit zwischen Behörden sowie<br />

Humanmedizinischen und Veterinärmedizinischen<br />

Einrichtungen unbedingt erforderlich ist, um<br />

ein schnelles und effektives Einschreiten bei Auftreten<br />

von Q-Fieberepidemien zu ermöglichen. Im beschrieben<br />

Fall führte die beispielhafte Kooperation zu<br />

einer raschen Aufklärung und Beendigung der Q-<br />

Fieberepidemie.<br />

vorkommende sog. Eyachvirus, ein Verwandter des<br />

Colorado-Zeckenstichfieber-Virus sowie um Babesien,<br />

einzellige Parasiten, die Malaria-ähnliche Krankheitsbilder<br />

verursachen können.<br />

In Mitteleuropa sind die FSME, die Lyme-Borreliose<br />

und das Q-Fieber “anerkannte” zeckenübertragene<br />

Infektionen. Ob auch die übrigen o. g. Erreger Erkrankungen<br />

verursachen können, ist bisher unklar. Es<br />

wird indessen jedoch vermutet, dass sich auch bei<br />

diesen eine systemische Infektion im Menschen entwickeln<br />

kann, bei der eine Phase durchlaufen wird, in<br />

der die Erreger im Blut zirkulieren. Dabei ist davon<br />

auszugehen, dass es unabhängig vom Erreger zu<br />

einem Sommergrippen-artigen Krankheitsbild mit Fieber,<br />

Kopf-und Gliederschmerzen kommen kann.<br />

Zur Klärung dieser Frage sollte eine Kooperationsstudie<br />

führen, an der außer dem LGA auch das<br />

Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, das LGL<br />

sowie ein niedergelassener Arzt in Hessen und in<br />

Baden beteiligt waren. Durch serologische Untersuchungen<br />

von Patienten, die nach einem Zeckenstich<br />

eine “Sommergrippe” entwickelt hatten, sollten dabei<br />

Art und Häufigkeit von zeckenübertragenen Erregern<br />

ermittelt werden. Durch direkte Ansprache und durch<br />

Aufruf in der lokalen medizinischen Presse gelang<br />

es, ca. 300 Ärzte zur Mitarbeit zu gewinnen. Diese<br />

sandten Seren von insgesamt 389 Patienten ein. Von<br />

besonderer Bedeutung waren dabei sog. gepaarte<br />

Seren aus der Akut- und der Rekonvaleszenzphase,<br />

d. h. Blutproben, die im Abstand von 4-6 Wochen<br />

entnommen worden waren. Aufgrund der verzöger-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Anzahl der durch FSME-Viren und Borrelien<br />

verursachten „Sommergrippen“<br />

ten Immunantwort ist es nur durch die Untersuchung<br />

derartiger Serumpaare sicher möglich, kürzliche Infektionen<br />

festzustellen.<br />

Bisher wurden die Proben im LGA auf FSME- und<br />

Borreliose-Antikörper untersucht. Neben der Erfas-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

sung akuter Infektionen konnten die Untersuchungen<br />

wertvolle Informationen zu zurückliegenden<br />

FSME- bzw. Borreliose-Infektionen liefern. Aufgrund<br />

anamnestischer Angaben zum Impfstatus wurden<br />

FSME-Titer nach Impfung ausgeschlossen.<br />

Bei der Untersuchung von 259 Patienten, von denen<br />

Doppelseren vorlagen, konnte in vier Fällen (1,5 %)<br />

eine akute FSME-Infektion und in 35 Fällen (13,5 %)<br />

eine akute Borreliose-Infektion nach Zeckenstich diagnostiziert<br />

werden (siehe Abbildung).<br />

Bei der Untersuchung aller Patientenseren (389)<br />

fanden sich in 42 Fällen (10 %) serologische Hinweise<br />

auf eine zurückliegende FSME-Infektion und in 70<br />

Fällen (18 %) auf eine zurückliegenden Borreliose-<br />

Infektion (Seroprävalenz). Das gleichzeitige Vorliegen<br />

“alter” FSME- und Borreliose-Titer konnte in 14<br />

Fällen (3,5 %) beobachtet werden. Bei 105 (27 %)<br />

Patienten lag eine FSME-Impfung vor.<br />

Somit konnte bisher in 39 Fällen die Ursache (FSME<br />

bzw. Borreliose) der vorliegenden Sommergrippen-<br />

Symptomatik nach Zeckenstich ermittelt werden.<br />

Die weiteren Untersuchungen der Seren auf weitere<br />

Erreger zeckenrelevanter Infektionen erfolgen im Institut<br />

für Mikrobiologie der Bundeswehr sowie im<br />

LGL. Aufgrund der sehr aufwendigen und zeitintensiven<br />

Testverfahren ist mit dem Abschluss dieser Untersuchungen<br />

erst im Laufe des Jahres 2005 zu<br />

rechnen. Damit wird damit erstmals eine umfassende<br />

Studie auf die o. g. Krankheitserreger anhand eines<br />

großen Patientenkollektivs vorliegen, die mit Sicherheit<br />

neue Erkenntnisse zur Bedeutung zeckenübertragener<br />

Infektionen in Baden-Württemberg und somit<br />

für Mitteleuropa liefern kann.<br />

Möglichkeiten und Probleme bei der Untersuchung vermuteter<br />

Krankheitshäufungen<br />

Iris Zöllner, Ref. 95<br />

Vorgestellt wird eine Empfehlung zum Vorgehen bei<br />

Anfragen zu vermuteten Krankheitshäufungen, die<br />

sowohl die Schwierigkeiten als auch die Möglichkeiten<br />

kleinräumiger Untersuchungen berücksichtigt.<br />

Ein entscheidender Faktor bei solchen Clusteruntersuchungen<br />

ist die Art der Risikokommunikation und<br />

die Information aller Beteiligten.<br />

Clusteruntersuchungen<br />

Ein bekanntes historisches Beispiel einer Clusteruntersuchung<br />

ist die <strong>Analyse</strong> einer Häufung von Cho-<br />

lera-Erkrankungen im Londoner Staddteil Soho im<br />

Jahre 1854, die von dem Arzt John Snow durchgeführt<br />

wurde. Snow hatte erfahren, dass in der Nähe<br />

der Broad Street innerhalb von zehn Tagen mehr als<br />

500 Personen an Cholera gestorben waren. Seine<br />

Vermutung aus früheren Untersuchungen, dass die<br />

Ausbreitung der Cholera durch kontaminiertes Wasser<br />

begünstigt wurde, erhärtete sich, als er die Todesfälle<br />

in den Stadtplan einzeichnete und eine Häufung<br />

in der Nähe einer Wasserpumpe in der Broad<br />

Street feststellte. Er nahm an, dass das Wasser aus<br />

dieser Pumpe kontaminiert sei. Snow stieß mit dieser<br />

43<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


44 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Vermutung zunächst auf Skepsis, da zu diesem<br />

Zeitpunkt Cholera noch nicht allgemein als übertragbare<br />

Krankheit betrachtet wurde. Weitere Nachforschungen<br />

ergaben, dass von 137 Personen, die<br />

Wasser aus der Pumpe in der Broad Street getrunken<br />

hatten, 80 erkrankt waren, im Gegensatz zu 20 Erkrankten<br />

unter 299 Personen, die kein Wasser von<br />

dieser Pumpe getrunken hatten. Das entspricht einem<br />

fast neunfachen Cholerarisiko nach dem Genuss<br />

von Wasser aus dieser „Quelle“. Aus diesem<br />

Grund wurde die Pumpe außer Betrieb gesetzt. Tatsächlich<br />

ergab eine Untersuchung, dass das Wasser<br />

durch eine undichte Sickergrube nahe der Pumpe<br />

kontaminiert worden war.<br />

Die Frage nach den Möglichkeiten und Problemen<br />

kleinräumiger Untersuchungen stellt sich meist, wenn<br />

in einer Region, einer Gemeinde oder einem Ortsteil<br />

eine erhöhte Erkrankungs- oder Mortalitätsrate beobachtet<br />

oder auch nur vermutet wird und von der<br />

betroffenen Bevölkerung eine nähere Untersuchung<br />

dieser “Häufung” gefordert wird. In solchen Fällen<br />

sind Epidemiologen in der schwierigen Situation,<br />

erklären zu müssen, dass eine beobachtete Häufung<br />

nicht notwendigerweise auf eine gemeinsame Ursache<br />

zurückgeführt werden kann und dass auch im<br />

Rahmen von Zufallsschwankungen derartige Häufungen<br />

auftreten können. In einigen dieser Situationen<br />

stellt sich nach Prüfung der Datenlage auch<br />

heraus, dass es sich um keine auffällige Erkrankungs-<br />

bzw. Mortalitätsrate handelt. In der Öffentlichkeit<br />

lösen derartige Erklärungen nicht selten Unverständnis<br />

bzw. Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen<br />

aus, was sich in entsprechenden Presseberichten<br />

widerspiegelt oder auch durch solche verstärkt<br />

wird. Häufig werden durch Bürgerinitiativen weitere<br />

Untersuchungen gefordert oder eigene Erhebungen<br />

angestrebt.<br />

Bei seltenen Erkrankungen bestehen sog. “Cluster”<br />

(Häufungen) oft aus weniger als zehn beobachten<br />

Fällen und umfassen meist mehrere Diagnosen. Die<br />

aus näherer Untersuchung dieser Cluster zu erwartenden<br />

Erkenntnisse werden daher als eher gering<br />

eingeschätzt, zumal auch statistische Auswertungen<br />

im allgemeinen an den kleinen Fallzahlen scheitern.<br />

Kenneth Rothman hat die Vorbehalte gegen solche<br />

Untersuchungen in folgenden Punkten zusammengefasst:<br />

• Einzelne Cluster sind im allgemeinen zu klein für<br />

epidemiologische Untersuchungen.<br />

• Den Beobachtungen liegen selten klare Falldefinitionen<br />

zugrunde (heterogenes Diagnosenspektrum).<br />

• Die Festlegung einer sinnvollen Bezugspopulation<br />

ist schwierig und erfolgt meist willkürlich.<br />

• Die angeschuldigte(n) Exposition(en) liegen sehr<br />

oft im Bereich niedriger Konzentrationen; sie sind<br />

heterogen und vage definiert.<br />

• Durch das Cluster wird öffentliche Aufmerksamkeit<br />

hervorgerufen, die eine unverfälschte Datenerhebung<br />

(insbesondere per Fragebogen) erschwert<br />

oder unmöglich macht.<br />

Die Verzerrung von Untersuchungen durch öffentliche<br />

Aufmerksamkeit stellt ein ernsthaftes Problem<br />

dar, weil die Erhebung von Symptomen oder Erkrankungen<br />

in betroffenen Gebieten häufig vollständiger<br />

als in nicht betroffenen (Vergleichs)-Regionen ausfällt.<br />

Ein weiteres Problem stellen kleine Fallzahlen<br />

dar. So genügen bei einer mittleren Inzidenz von<br />

1/100 000 in einer Gemeinde mit 5 000 Einwohnern<br />

vier Erkrankungsfälle innerhalb von zehn Jahren, um<br />

ein signifikant erhöhtes relatives Risiko von 8 zu<br />

erhalten (Neutra, 1990). Inwieweit es sich dabei um<br />

eine wirkliche Risikoerhöhung handelt, lässt sich<br />

anhand von vier Fällen kaum mit Sicherheit sagen.<br />

Rothman kommt zu dem Schluss, dass wegen der<br />

aufgeführten Probleme der wissenschaftliche Wert<br />

von Clusteruntersuchungen als nicht sehr hoch einzuschätzen<br />

ist. Zumindestens sind Erkenntnisse zur<br />

Ätiologie von Erkankungen kaum zu erwarten.<br />

Möglichkeiten und Grenzen von<br />

Clusteruntersuchungen<br />

Raymond Neutra empfiehlt dennoch, im Falle von<br />

vermuteten Krankheitsclustern diesen Beobachtungen<br />

je nach Möglichkeit bis zur vollständigen Abklärung<br />

der beobachteten Fälle nachzugehen. Vom<br />

Center of Disease Control in Atlanta wurden Empfehlungen<br />

für das Vorgehen bei Clustermeldungen erarbeitet.<br />

Dabei ist hervorzuheben, dass ein Abschluss<br />

der Untersuchung je nach Resultat nach jedem der<br />

aufgeführten Schritte als möglich angesehen wird,<br />

falls sich der Hinweis auf eine erhöhte Erkrankungsoder<br />

Mortalitätsrate nicht bestätigt oder ein Erkenntnisgewinn<br />

nicht zu erwarten ist. Für eine Clusteruntersuchung<br />

werden folgende Schritte empfohlen:<br />

1. Kontaktaufnahme<br />

zu den Personen, die ein Cluster vermutet bzw.<br />

darüber berichtet haben. Die Mehrzahl der Beobachtungen<br />

kann oder könnte bereits in diesem<br />

Stadium geklärt werden, wobei der erste Kontakt<br />

einen entscheidenden Einfluss auf die weitere<br />

Entwicklung hat.<br />

2. Erhebung<br />

bestehend aus<br />

a) einer vorläufigen Einschätzung der Situation<br />

möglichst mit einer groben Abschätzung des<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

relativen Risikos (Liegt eine deutliche Erhöhung<br />

vor?)<br />

b) einer Bewertung der Fälle mit Überprüfung der<br />

Diagnosen<br />

c) einer sorgfältigen Untersuchung des Clusters<br />

einschließlich einer Literaturrecherche, der<br />

Festlegung der geographischen Grenzen und<br />

der Datenbasis sowie einer deskriptiven Darstellung<br />

und einer statistischen <strong>Analyse</strong><br />

Vor der ersten groben Abschätzung des relativen<br />

Risikos sollte das Einverständnis der Betroffenen<br />

eingeholt werden, um eine später evtl. erforderliche<br />

Abklärung der Diagnose(n) zu ermöglichen.<br />

Falls sich eine erhöhte Erkrankungs- bzw. Mortalitätsrate<br />

bestätigt und die biologische und epidemiologische<br />

Plausibilität zwingend ist:<br />

3. Untersuchungen zur Durchführbarkeit einer<br />

Studie<br />

In diesem Schritt sollte geklärt werden, ob in der<br />

gegebenen Situation eine Untersuchung möglich<br />

wäre und daraus ein Erkenntnisgewinn in Bezug<br />

auf mögliche Risikofaktoren bzw. Ursachen zu<br />

erwarten ist.<br />

Falls ein Erkenntnisgewinn aus einer ätiologischen<br />

Untersuchung erwartet wird:<br />

4. Ätiologische Studie, Ursachenforschung<br />

Die Untersuchung von Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

erfolgt i. Allg. nicht notwendigerweise<br />

durch Clusteruntersuchungen. Hierzu sind andere<br />

Studienansätze meist eher geeignet.<br />

In jedem Fall sollte nach Abschluss einer Untersuchung,<br />

unabhängig davon, ob dieser bereits nach<br />

Schritt 1 oder erst nach Schritt 3 erfolgt, ein Bericht<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

erstellt und die Information über die Ergebnisse an<br />

die Betroffenen weitergeleitet werden.<br />

Das Problem multiplen Testens<br />

Eine besondere Schwierigkeit bei der Risikokommunikation<br />

zu kleinräumigen Untersuchungen stellt folgendes<br />

Problem dar. Angenommen, in allen 16 095 Gemeinden<br />

und 117 kreisfreien Städten der Bundesrepublik<br />

besteht das gleiche Erkrankungsrisiko. Wenn man<br />

das Risiko für jede Gemeinde berechnen bzw. schätzen<br />

könnte und testen würde, ob eine statistisch signifikante<br />

Risikoerhöhung vorliegt, so würde man bei der<br />

üblichen Vorgehensweise für etwa 810 (5 %) der<br />

Gemeinden einen „falschen Alarm“ auslösen, obwohl<br />

de facto kein erhöhtes Risiko vorliegt. Warum ist das<br />

so? Ein statistischer Test hat i. Allg. eine Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von 5 %, die man als Wahrscheinlichkeit<br />

für einen „falschen Alarm“ auffassen kann. Testet man,<br />

ob in einer bestimmten Gemeinde ein erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />

vorliegt, werden im Hintergrund eigentlich<br />

16 212 statistische Tests durchgeführt. Ergibt sich<br />

dann im Test eine statistisch signifikante Erhöhung, so<br />

lässt sich nicht ohne Weiteres sagen, ob es sich um<br />

eine nur zufällig zustandegekommene („falsche“) oder<br />

um eine „echte“ Signifikanz handelt. Aus diesem Grund<br />

sind ansonsten gebräuchliche statistische Tests in<br />

dieser Situation nicht geeignet, um die Frage zu beantworten,<br />

ob eine regionale Häufung von Erkrankungen<br />

zufällig oder expositionsbedingt ist. Bei seltenen Erkrankungen<br />

kommt erschwerend hinzu, dass die extrem<br />

hohen Erkrankungs- oder Mortalitätsraten mit<br />

größerer Wahrscheinlichkeit in kleineren Gemeinden<br />

beobachtet werden. D. h., je kleiner die betrachtete<br />

Gebietseinheit und damit die Bevölkerung, umso größer<br />

ist die Wahrscheinlichkeit, extreme Raten zu finden.<br />

Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht bei<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

Katrin Eitel, Ref. 94<br />

Der Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht<br />

bei Kindern und Jugendlichen wurde von<br />

September bis November 2004 erstmalig vom<br />

Gesundheitsforum Baden-Württemberg ausgeschrieben.<br />

Gefördert und begleitet wird das Vorhaben<br />

von der Robert-Bosch-Stiftung. Insgesamt wurden<br />

243 Projekte eingereicht. Die Preisträger werden<br />

von einer Jury ausgewählt und im Juni 2005 im<br />

Rahmen einer Fachtagung vorgestellt und prämiert.<br />

Als Preisgelder sind insgesamt 10 000 Euro ausgelobt.<br />

Prävention von Übergewicht<br />

Bewusste Ernährung und körperliche Aktivität auch<br />

im Alltag sind für Gesundheit und Wohlbefinden in<br />

allen Lebensphasen wichtig. Dies gilt insbesondere<br />

für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.<br />

Die Bedeutung von Ernährung und Bewegung<br />

ist seit Jahren weitgehend bekannt. Trotzdem<br />

nehmen Übergewicht und Bewegungsmangel<br />

sowie dadurch verursachte Krankheiten in allen Industrienationen<br />

stetig zu.<br />

45<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


46 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Das Lebensumfeld und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

haben entscheidenden Einfluss<br />

auf die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten<br />

und damit auf die Entstehung von Übergewicht bei<br />

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wesentliche<br />

Schutzfaktoren sind das Stillen des Säuglings,<br />

eine bedarfsgerechte Ernährung, eine umfassende<br />

Bewegungsförderung in allen Lebensbereichen und<br />

eine aktive Freizeitgestaltung mit einer begrenzten<br />

Zeit vor Computer und Fernsehgerät.<br />

Eine langfristig wirksame Gesundheitsförderung, die<br />

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig<br />

verhindern will, erfordert eine Kooperation unterschiedlicher<br />

Akteure und Vernetzung untereinander.<br />

Förderpreis Gesundheit<br />

Das Gesundheitsforum Baden-Württemberg (Unterarbeitsgruppe<br />

Prävention und Gesundheitsförderung)<br />

initiierte 2004 erstmals den Förderpreis Gesundheit,<br />

der die Prävention von Übergewicht bei Kindern und<br />

Jugendlichen als Thema aufgriff. Gefördert und begleitet<br />

wird das Vorhaben von der Robert Bosch-Stiftung.<br />

Durch die Ausschreibung, Durchführung und medienwirksame<br />

Präsentation des ”Förderpreises Gesundheit”<br />

soll auf die Bedeutung von gesunder Ernährung<br />

und Bewegung aufmerksam gemacht, ein<br />

Überblick über Projekte, Programme und Maßnahmen<br />

zur Prävention von Übergewicht erhalten und<br />

eine sinnvolle Qualitätsentwicklung der Präventionsmaßnahmen<br />

vorangebracht werden.<br />

Ziel ist eine Stärkung gesundheitsfördernder Verhaltensweisen<br />

(im Ess-, Bewegungs-, Arbeits- und Freizeitverhalten)<br />

und der Lebensverhältnisse, die zu<br />

einem Rückgang von Übergewicht und Adipositas<br />

Deutlicher Rückgang von Keuchhusten bei Schulkindern in<br />

Baden-Württemberg durch höhere Impfraten<br />

Iris Zöllner, Ref. 95; Bernhard Link, Ref. 92<br />

Bei der Auswertung der Daten aus dem Projekt<br />

Beobachtungsgesundheitsämter fiel auf, dass in den<br />

Jahren 2000/01 und 2002/03 Keuchhusten seltener<br />

als früher von den Eltern der untersuchten Kinder<br />

berichtet wurde. Bezieht man die Impfdaten aus den<br />

Einschulungsuntersuchungen in die Betrachtungen<br />

ein, so ist bei den entsprechenden Einschulungsjahrgängen<br />

ein deutlich höherer Anteil der Schulanfänger<br />

gegen Keuchhusten geimpft gewesen.<br />

bei Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg<br />

führen können.<br />

Bis 30.11.2004 konnten bereits durchgeführte oder<br />

auch laufende Projekte zur Gesundheitsförderung,<br />

die das Ernährungsverhalten und/oder die körperliche<br />

Aktivität von Kindern, Jugendlichen und deren<br />

Familien nachhaltig verbessern, eingereicht werden,<br />

beispielsweise Projekte zu den Themen Stillförderung,<br />

Ernährung, Bewegung, Entspannung, Freizeitgestaltung,<br />

Sport oder Verpflegungsangebote.<br />

Zum Mitmachen aufgefordert wurden Einzelpersonen,<br />

Zusammenschlüsse und Netzwerke sowie Einrichtungen<br />

und Unternehmen in Baden-Württemberg, die<br />

Initiativen zur Prävention von Übergewicht bei Kindern<br />

und Jugendlichen und/oder deren Umfeld anbieten.<br />

Der Förderpreis Gesundheit stieß auf unerwartet<br />

große Resonanz: Insgesamt wurden 243 Projekte<br />

eingereicht. Beteiligt haben sich u. a. 60 Schulen, 55<br />

Tageseinrichtungen für Kinder, 22 Sportvereine, 12<br />

Landratsämter, 4 Hochschulen sowie Ärzte, Krankenkassen,<br />

Unternehmen, Wohlfahrtsverbände, Ernährungsfachkräfte,<br />

Stadt- und Landkreise.<br />

Im Jahr 2005 werden innovative und nachahmenswerte<br />

Projekte von einer mit Experten aus Wissenschaft<br />

und Praxis besetzten, interdisziplinären Jury<br />

ausgewählt und am 22.06.2005 im Rahmen einer<br />

Fachtagung vorgestellt und prämiert. Als Preisgelder<br />

sind insgesamt 10 000 Euro ausgelobt.<br />

Die vielfältigen Projekte werden erfasst und in einer<br />

elektronischen Datenbank nach der Preisverleihung<br />

veröffentlicht.<br />

Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung überprüft,<br />

ob die Ausschreibung des Förderpreises eine wirksame<br />

Maßnahme zur Förderung des Präventionsgedankens<br />

in Baden-Württemberg ist.<br />

Keuchhusten bei zehnjährigen Schulkindern<br />

In Baden-Württemberg besteht im Vergleich zu einigen<br />

anderen Bundesländern keine Meldepflicht für<br />

Erkrankungen an Keuchhusten. Die folgenden Beobachtungen<br />

beruhen deshalb auf Daten aus dem<br />

Projekt „Beobachtungsgesundheitsämter“ und der<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Keuchhusten bei zehnjährigen Schulkindern in Aulendorf/Bad Waldsee, Kehl,<br />

Mannheim und Stuttgart 1992/93-2002/03<br />

Lebenszeitprävalenzen und 95 %-Konfidenzintervalle<br />

Entwicklung der Durchimpfung gegen Keuchhusten bei Einschulungskindern (Baden-Württemberg 1987-2002)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

47<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


48 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Erhebung des Impfstatus aus dem Impfbuch anlässlich<br />

der Einschulungsuntersuchung.<br />

Im Rahmen des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />

werden Eltern von Viertklässlern in Mannheim,<br />

Stuttgart, Kehl und Aulendorf/Bad Waldsee<br />

u. a. gebeten, anzugeben, ob ein Arzt jemals Keuchhusten<br />

bei ihrem Kind festgestellt hat. Die Ergebnisse<br />

zu dieser Frage aus den seit 1992/93 durchgeführten<br />

Querschnittsuntersuchungen sind in der ersten<br />

Abbildung dargestellt.<br />

Die Prävalenz des Keuchhustens zeigte in den Jahren<br />

2000-2003 einen deutlichen Rückgang in allen<br />

Untersuchungsorten. Die berichtete Häufigkeit lag<br />

2002/03 nur noch bei einem Viertel der 1995/96<br />

Der Zahnarzt bohrt kaum noch. Vom Erfolg der Kariesvorsorge.<br />

Günter Pfaff, Ref. 95; Uwe Niekusch, Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis/Gesundheitsamt<br />

Landesweite Stichprobenuntersuchungen geben Aufschluss<br />

über die Zahngesundheit bei Kindern in<br />

Baden-Württemberg.<br />

Durch gute Zahnhygiene sind Zahnschäden und in der<br />

Folge Karies- und Zahnersatzbehandlungen weitgehend<br />

vermeidbar. In Baden-Württemberg führen deshalb<br />

37 Regionale Arbeitsgemeinschaften für Zahn-<br />

berichteten Raten. Dieser Rückgang steht mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit einer Zunahme<br />

der Impfungen gegen Keuchhusten. In der<br />

zweiten Abbildung sind die seit 1987 bei Schulanfängern<br />

erhobenen Durchimpfungsraten gegen Keuchhusten<br />

dargestellt. Für die meisten der im Winterhalbjahr<br />

2002/03 untersuchten Viertklässler wurde<br />

der Impfstatus 1998 in der Einschulungsuntersuchung<br />

erhoben. Der geringere Rückgang des Keuchhustens<br />

in Aulendorf/Bad Waldsee ist wahrscheinlich<br />

auf eine niedrigere Impfrate zurückzuführen. Von<br />

den Schulanfängern im Jahr 1998 waren im Landkreis<br />

Ravensburg 41 % gegen Keuchhusten geimpft<br />

(im Vergleich zu 65 % in Stuttgart und Mannheim und<br />

zu 60 % im Ortenaukreis).<br />

gesundheit Maßnahmen zur Jugendzahnpflege durch.<br />

Zahnärzte und Helferinnen besuchen regelmäßig Kindergärten<br />

und Schulen. Dort informieren sie über Mundhygiene<br />

und eine zahngesunde Ernährung. Das Landesgesundheitsamt<br />

beobachtet die Wirksamkeit dieser<br />

Gruppenprophylaxe seit 1994 in regelmäßigen<br />

epidemiologischen Begleituntersuchungen.<br />

Entwicklung der Zahngesundheit bei 12-jährigen Kindern 1994-2004<br />

Durchschnittliche Anzahl der durch Karies geschädigten Zähne im Dauergebiss<br />

Entwicklung des DMF-T-Index und seiner Komponenten<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Zwischen März und Juli 2004 untersuchten 15 Zahnärzte<br />

der Gesundheitsämter 2 748 Kinder in 6. Klassen<br />

zufällig ausgewählter Schulen. Statistische Vergleiche<br />

mit Voruntersuchungen erfolgen nach Befunden<br />

von 1 906 zwölfjährigen Kindern.<br />

Seit 1994 ging die Zahl der kariösen Zähne bei den<br />

12-Jährigen um rund 72 % (genau: 71,7 %) zurück.<br />

Damit nimmt Baden-Württemberg in der Zahngesundheit<br />

bei Kindern bundesweit eine Spitzenposition<br />

ein.<br />

Sieben von zehn Kindern (genau 69,3 %) hatten<br />

überhaupt keine kariösen Zähne. Noch 1994 hatte<br />

nur jedes dritte Kind kariesfreie Dauerzähne (31,7 %).<br />

Günstig entwickelte sich auch die Teilnahme an<br />

Präventionsmaßnahmen. Kennzahl ist der Anteil der<br />

Kinder, bei denen wenigstens ein Dauerzahn durch<br />

Versiegelung der Kaufläche mit einer Schutzschicht<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

gegen Karies geschützt ist. Unter deutschen Kindern<br />

stieg er von 23,5 % auf 79,9 %. Bei den Zwölfjährigen<br />

anderer Nationalität nahmen Versiegelungen sogar<br />

von 10,3 % auf 71,2 % zu. Das Vorsorgeprogramm<br />

zur Zahngesundheit umfasste bisher die 3- bis 12-<br />

Jährigen. Im Schuljahr 2004/05 werden sechsjährige<br />

Erstklässler und erstmals auch 15-Jährige untersucht,<br />

um Hinweise auf die Nachhaltigkeit der Zahngesundheitsvorsorge<br />

zu erhalten. Die Ergebnisse<br />

lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />

Vertragspartner in der Zahngesundheitsvorsorge sind<br />

die Krankenkassen und Ersatzkassen, die Landeszahnärztekammer<br />

und das Sozialministerium. Sie<br />

arbeiten in der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit<br />

Baden-Württemberg e. V. zusammen.<br />

Die Verbesserung der Zahngesundheit bei Kindern<br />

belegt: Vorsorge ist wirksam.<br />

Moderne Arbeitsmethoden für die Verwaltung: Kooperation<br />

zwischen schulärztlichem Dienst und Gesundheitsberichterstattung<br />

Pia Zehkorn, Anja Diedler, Daniela Krämer, Ref. 95<br />

Die knapper werdenden finanziellen und personellen<br />

Ressourcen in der öffentlichen Verwaltung erfordern<br />

die Optimierung von Arbeitsabläufen und die Konzentration<br />

auf wichtige Aufgabenfelder. Die Sachgebiete<br />

Kinder- und Jugendärztlicher Dienst (KJGD)<br />

und Gesundheitsberichterstattung im Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst (ÖGD) haben durch eine verstärkte<br />

Zusammenarbeit im Jahr 2004 Methoden<br />

entwickelt, die sowohl zur Verbesserung der Arbeitsabläufe<br />

wie auch zur Identifikation prioritärer Handlungsfelder<br />

eingesetzt werden können.<br />

Die Ausgangssituation<br />

Zentrale Aufgabe des KJGD der Gesundheitsämter<br />

ist die Einschulungsuntersuchung. Sie hat ihre rechtliche<br />

Grundlage im Schulgesetz und wird in Baden-<br />

Württemberg meist flächendeckend durchgeführt.<br />

Jährlich sind ca. 115 000 Kinder zu dieser Pflichtuntersuchung<br />

zu erwarten. Die Tabelle gibt einen Überblick<br />

über die zum Schuljahr 2004/05 durch den<br />

KJGD erstmals untersuchten Kinder.<br />

Aus der Anzahl und dem Umfang der Einschulungsuntersuchungen<br />

(Tabelle) wird die Notwendigkeit einer<br />

kontinuierlichen Optimierung der Arbeitsabläufe<br />

deutlich. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen<br />

erlauben an sich einen Überblick über den<br />

Gesundheitszustand von Schulanfängern und bilden<br />

die informative Grundlage für gesundheitspolitische<br />

Entscheidungen und ihre spätere Evaluation.<br />

Werkzeuge der Gesundheitsberichterstattung<br />

In Kooperation mit Vertretern des KJGD und der<br />

Gesundheitsberichterstattung wurden Methoden entwickelt,<br />

die Daten bzw. Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung<br />

unter Aspekten der Qualitätssicherung<br />

und der Bevölkerungsmedizin auszuwerten<br />

und zu präsentieren. Ziel ist die Formulierung von<br />

Handlungsempfehlungen für gesundheitspolitische<br />

Entscheidungsträger. Erkenntnisse aus den Einschulungsuntersuchungen<br />

sollen zur Steuerung der regionalen<br />

Gesundheitspolitik einschließlich der Gesundheitsförderung<br />

und Prävention beitragen.<br />

EPI-INFO: Werkzeug für die Auswertung<br />

Das kostenlose Datenbank- und Statistikprogramm<br />

EPI INFO der Centers for Disease Control and Prevention<br />

(CDC) in Atlanta ist ein wichtiges Werkzeug<br />

zur Erhebung und Auswertung von Daten im ÖGD.<br />

EPI INFO arbeitet mit Datenbanken im MS Access-<br />

Format. Erstmals für den Einschulungsjahrgang 2004<br />

49<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


50 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Demografische Angaben zu den Erstuntersuchungen 2004<br />

erhielt daher jedes Gesundheitsamt eine CD mit den<br />

schulärztlichen Daten im MS Access-Format. Dadurch<br />

können die schulärztlichen Daten zu Fragen der<br />

Qualitätssicherung oder lokaler Problemlagen selbst<br />

weiter ausgewertet werden.<br />

Die Auswertung von schulärztlichen Daten erfordert<br />

neben Werkzeugen auch Wissen: Im Dezember 2004<br />

wurden zwei zweitägige EPI-INFO Schulungen angeboten,<br />

zu denen insgesamt 22 Kollegen aus zehn<br />

Gesundheitsämtern kamen. Den Kursteilnehmern<br />

wurden anhand ihrer eigenen Daten Möglichkeiten<br />

zu weiteren Auswertungen gezeigt. Die erarbeiteten<br />

Auswerteschritte werden in Form einer Dokumentation<br />

denen zur Verfügung gestellt, die an diesen<br />

Fortbildungsveranstaltungen nicht teilnehmen konnten.<br />

DatenPräsentationsSystem: Werkzeug für die<br />

Darstellung<br />

Das DatenPräsentationsSystem (DPS) ermöglicht<br />

den leichten und schnellen Zugang zu einer Vielzahl<br />

an Gesundheitsdaten und ihre grafische Darstellung<br />

als Karte oder als eine von vielen anderen Abbildungsformen.<br />

Das DPS ist eine public domain-Software<br />

der Weltgesundheitsorganisation (Regionalbüro<br />

Europa) und wurde erstmals Mitte der 90er-Jahre<br />

durch das Landesgesundheitsamt für die Anwendung<br />

in Baden-Württemberg angepasst. Fortlaufend<br />

wurde die Datenbank u. a. um die Daten der zurückliegenden<br />

Einschulungsuntersuchung aktualisiert und<br />

den Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt. Im<br />

August 2004 wurde eine in ihren Funktionen deutlich<br />

erweiterte Version des DPS veröffentlicht. Sie enthält<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

– +<br />

GBE benötigt Monitoring-Daten auf<br />

SU erheben regelmäßig Daten, die<br />

kleinräumiger Ebene<br />

auch kleinräumige Auswertungen<br />

GBE bietet regionale Auswertungs -<br />

SU benötigt auch Auswertungen<br />

+ instrumente und -verfahren<br />

bzgl. regionaler Fragestellungen –<br />

GBE bietet Auswertungsverfahren, die<br />

Probleme teilweise kompensieren k önnen;<br />

Daten aus den Jahren 1991 bis 2003 insbesondere<br />

aus den Bereichen Einschulungsuntersuchung und<br />

Bevölkerungsstatistik. Zum Jahresbeginn 2005 wurden<br />

die Daten aus der Einschulungsuntersuchung<br />

2004 eingefügt.<br />

Mit Hilfe des DPS können Daten der Einschulungsuntersuchungen<br />

aus den vergangenen 13 Jahren<br />

verglichen oder die demografische Entwicklung anschaulich<br />

dargestellt werden. Regionale Unterschiede<br />

lassen sich mit den Karten eindrucksvoll abbilden.<br />

Die Beispiele zeigen nur zwei von vielen Präsentations-Möglichkeiten<br />

des DPS.<br />

ICF und Teilhabe für Menschen mit Behinderung<br />

Birgit Berg, Ref. 94<br />

zulassen<br />

– +<br />

GBE benötigt Instrumente für<br />

SU bietet Möglichkeit für<br />

eigene Erhebungen<br />

Sondererhebungen zu<br />

Datenqualität der SU ist nicht<br />

+ <strong>Analyse</strong>n durch GBE k önnen die Basis für<br />

immer optimal –<br />

Qualitätsmanagement der SU darstellen<br />

unterschiedlichen Fragestellungen<br />

– +<br />

GBE benötigt Lobby für<br />

Über das Ziel Gesundheit von Kindern<br />

und Jugendlichen besteht vergleichs -<br />

Gesundheitsthemen und -ziele<br />

– GBE benötigt Eingang in die<br />

Kreispolitik und planerische<br />

Komponente<br />

weise breiter gesellschaftlicher Konsens<br />

Durch die in vielen Kreisen etablierte<br />

Jugendhilfeplanung bestehen<br />

Anknüpfungspunkte zu bereits<br />

existierenden Planungsprozessen<br />

Die Einschränkung/Beeinträchtigung der Teilhabe<br />

am Leben in der Gesellschaft/Gemeinschaft ist ein<br />

zentrales Kriterium, nach dem die Notwendigkeit<br />

beurteilt wird, unterstützende Leistungen der Eingliederungshilfe<br />

für Menschen mit Behinderung nach<br />

dem Sozialgesetzbuch XII (SGB XII) oder dem Kinder-<br />

und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) unter dem<br />

Dach des SGB IX bereitzustellen. Die Feststellung,<br />

ob eine bestimmte Abweichung vom alterstypischen<br />

Gesundheitszustand auch eine Beeinträchtigung der<br />

Teilhabe an alterstypischen Lebenszusammenhängen<br />

ausgelöst hat, ist zeitaufwändig und nur begrenzt<br />

standardisierbar. Sie ist eine Aussage, deren Fundament<br />

interdisziplinäre Fachinformation aus persönlichen<br />

Kontakten zu dem jeweiligen Menschen mit<br />

Behinderung ist, abgeglichen mit den Lebensbedin-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

+<br />

Die mit DPS erzeugten Karten und<br />

Abbildungen können unmittelbar in<br />

ein Word-Dokument oder eine PowerPoint-Präsentationübernommen<br />

werden. Das DPS ist ein Werkzeug,<br />

mit dem die Ergebnisse (nicht<br />

nur) der Einschulungsuntersuchungen<br />

hervorragend grafisch darstellt<br />

und über die Zeit bzw. regional<br />

verglichen werden können.<br />

Gute Kooperationen sind<br />

keine Einbahnstrassen<br />

und wollen gepflegt werden<br />

KJGD und Gesundheitsberichterstattung<br />

ergänzen sich in der Erfüllung<br />

ihres Arbeitsauftrags und der<br />

Lösung ihrer jeweiligen Fragestellungen. Die möglichen<br />

Schnittstellen und Anknüpfungspunkte der beiden<br />

Aufgabenbereiche sind in der zweiten Abbildung<br />

exemplarisch dargestellt.<br />

Zur Intensivierung der Zusammenarbeit werden im<br />

Jahr 2005 zusätzliche Fortbildungen angeboten. Dazu<br />

gehört u. a. der Kurs Angewandte Gesundheitsberichterstattung<br />

mit den Daten der Einschulungsuntersuchung.<br />

Sie soll den Umgang mit den neuen “Werkzeugen”<br />

aus der Gesundheitsberichterstattung sicherer<br />

machen und zugleich zu ihrer Weiterentwicklung<br />

beitragen.<br />

gungen in seinem sozialen Umfeld sowie den Erwartungen<br />

und Motivationen des behinderten Menschen<br />

selbst und seiner Angehörigen. Die ICF (Internationale<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung<br />

und Gesundheit) wird bei dieser Feststellung<br />

zukünftig als Mittel zur Vereinheitlichung des Vorgehens<br />

eine Rolle spielen. Zeit und Entscheidungen<br />

(er)sparen wird sie nicht.<br />

Was heißt “Teilhabe” und “Beeinträchtigung<br />

der Teilhabe”?<br />

Das WHO-Konzept der gleichberechtigten Teilhabe<br />

(participation) aller Menschen eines Gemeinwesens<br />

an den altersgemäß “normalen” Aktivitäten und Kom-<br />

51<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


52 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

munikationsformen der Menschen dieses Gemeinwesens<br />

besteht seit ca. zwei Jahrzehnten. Bei den<br />

Vorarbeiten zur heutigen ICF wurde es weiter ausformuliert<br />

und 2001 in Menschenbild und Sprache des<br />

deutschen Sozialgesetzbuches IX übernommen.<br />

Teilhabe<br />

“participation” hat nach einer Definition der Princeton<br />

University einen passiven und einen aktiven Aspekt:<br />

• “involvement” = “Zustand des Gemeinsam-beteiligt-Seins”<br />

und<br />

• “engagement” = “Akt des Sich-Beteiligens an Aktivitäten<br />

einer Gruppe”<br />

Aus den beiden Aspekten wurde im angelsächsischen<br />

Raum aus der “Integration” der Begriff der<br />

“Inclusion” behinderter Menschen weiterentwickelt.<br />

Dabei geht es ebenfalls um Teilhabe. Beim Inklusionsbegriff<br />

wird die Verpflichtung, die Bedingungen<br />

für eine Teilhabe behinderter Menschen zu schaffen,<br />

stärker als bisher als Aufgabe aller Menschen eines<br />

Gemeinwesens gewichtet.<br />

In der deutschsprachigen ICF wird Teilhabe als Einbezogensein<br />

(involvement) einer Person in eine Lebenssituation<br />

definiert. In Deutschland ist Teilhabe<br />

bisher ein junger Begriff, vornehmlich der Sozialgesetzgebung,<br />

der Selbsthilfe und der Politik, weniger<br />

der Wissenschaft.<br />

Einschränkung oder Beeinträchtigung der<br />

Teilhabe<br />

Die Teilhabe ist in Deutschland vom WHO/ICF-Begriff<br />

zum sozialrechtlichen Kriterium im SGB IX, SGB<br />

VIII und SGB XII avanciert – als wesentlich eingeschränkteTeilhabefähigkeit<br />

in § 53 des SGB XII und<br />

als beeinträchtigte Teilhabe in § 35a des SGB VIII.<br />

Die Grundidee – ist die Eingliederung gefährdet, liegt<br />

eine Ausgrenzung vor? – spielt jedoch seit jeher in<br />

der Eingliederungshilfe eine wichtige Rolle.<br />

In der deutschsprachigen ICF sind “Einschränkungen<br />

der Partizipation [Teilhabe]” definiert als “Probleme<br />

beim Einbezogensein in eine Lebenssituation,<br />

die eine Person erlebt”. Dabei erhebt sich die Frage<br />

nach den Maßstäben für normale, d. h.“normal gestörte<br />

Teilhabe”, der sich ein Mensch ohne Behinderung<br />

gegen-übersieht. Die ICF führt hierzu aus: “Das<br />

Vorhandensein einer Einschränkung der Partizipation<br />

[Teilhabe] einer Person wird durch den Vergleich<br />

mit der erwarteten Partizipation [Teilhabe] einer Person<br />

der entsprechenden Kultur oder Gesellschaft<br />

ohne Behinderung bestimmt.” In den ICF-Materialien<br />

wird die Erwartung geäußert, dass dazu gesellschaftsund<br />

kulturbezogene Standards entwickelt werden.<br />

Angesichts der Verschiedenheit der Lebensverhältnisse<br />

je nach Alter, Geschlecht, Wohnort, Ausbildung,<br />

Herkunft usw. können jedoch solche Standards<br />

deutschlandweit, ja schon landesweit, nur allgemein<br />

auf qualitativem, nicht quantitativem Niveau<br />

formuliert werden. Alles deutet darauf hin, dass die<br />

“normale” Teilhabe auf kleinräumigem, alters- und<br />

zielgruppenspezifischem Niveau beleuchtet werden<br />

muss. Damit bleibt die Feststellung der Grenze, des<br />

“cut off points”, zur eingeschränkten Teilhabe wenig<br />

standardisierbar.<br />

Was ist die ICF ?<br />

Dr. Gro Harlem Brundtland, ehemalige Generaldirektorin<br />

der WHO, formulierte 2002 verkürzt, aber griffig:<br />

“Während die ICD Krankheiten ... klassifiziert, klassifiziert<br />

die ICF Gesundheit.”<br />

Im Umgang mit der ICD (Internationale Klassifikation<br />

der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme,<br />

derzeit 10. Revision der WHO 1992 als ICD-10<br />

gültig) zeigte sich rasch, dass allein medizinische Diagnosen<br />

zu Krankheiten und Störungen eine Behinderung<br />

nicht zufriedenstellend abbilden. Ob und in welchem<br />

Umfang eine Krankheit/Störung zu Behinderung<br />

geführt hat, sagen ICD-10-Diagnosen nicht aus.<br />

Um mehr Information über das Ausmaß der tatsächlichen<br />

Funktionseinschränkung, der tatsächlichen Einschränkung<br />

der individuellen Teilhabe an der altersüblichen<br />

Kommunikation mit Anderen (z. B. Familie,<br />

Kindergarten, Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnen,<br />

Freizeit), die vorhandenen Fähigkeiten und die förder-<br />

oder hinderlichen Bedingungen der Lebensumwelt<br />

zu erhalten, wurde über Zwischenschritte die<br />

ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />

Behinderung und Gesundheit) entwickelt. Politische<br />

Absicht dabei war, die Lebenssituation aller<br />

Menschen abbilden zu können, nicht nur behinderter<br />

Menschen. Die ICF für das Alter ab 18 Jahren ist seit<br />

Oktober 2004 auf der homepage www.dimdi.de in<br />

deutscher Fassung abrufbar.<br />

Die Adaptation für das Alter von 0-18 Jahren liegt<br />

bisher nur als Entwurf ICF-CY (ICF-Children and<br />

Youth, Oktober 2003) in englischer Sprache vor. Er<br />

ist über den online-browser der WHO unter<br />

www.who.int/icf/onlinebrowser einzusehen. Von einer<br />

internationalen Arbeitsgruppe wurden Kurzversionen<br />

mit altersbezogenen Variablen und Fragebögen<br />

dazu für vier Altersgruppen von 0-18 Jahren<br />

entwickelt, die zur Zeit in vorwiegend klinischer Erprobung<br />

sind. Eine 2003 auf einem WHO-Treffen in<br />

Köln gezeigte Präsentation zur ICF-CY ist unter<br />

www.rivm.nl/who-fic/Colognepresentations/63.ppt<br />

abrufbar.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Was kann die ICF voraussichtlich<br />

leisten und was nicht?<br />

Größere Vereinheitlichung der Beschreibung<br />

– Abnahme von “Fachchinesisch”<br />

Gemeinsame Benutzung der ICF von medizinischen,<br />

pädagogischen und weiteren beteiligten Fachkräften<br />

kann die Verständigungsprobleme aufgrund verschiedener<br />

Fachsprachen vermindern, jedoch nicht aufheben.<br />

Da die Variablen der ICF grundsätzlich allgemeinverständlich<br />

sind, werden betroffene Menschen<br />

möglicherweise besser verstehen können, welche<br />

Einschätzungen Fachleute verschiedener Berufsgruppen<br />

zu ihrer Lage treffen. Dem Geist der ICF entspricht,<br />

dass Betroffene zu den Einschätzungen über<br />

sie Zugang haben.<br />

Größere Vereinheitlichung der Dokumentation<br />

Die ICF könnte bei der Entwicklung einer einheitlicheren<br />

Dokumentation zu Zielen, Verlauf und Ergebnissen<br />

von Leistungen der Eingliederungshilfe bzw.<br />

zur Teilhabeverbesserung eine Hilfe sein. Beim Abgleich<br />

vorhandener Instrumente wie Formblätter J,<br />

HB/A, Hilfeplanraster usw. stellt man fest, dass Grundelemente<br />

der ICF bereits im Vorgehen bei der Hilfebewilligung<br />

enthalten sind, da die Betrachtung der<br />

Teilhabe für die Eingliederungshilfe nicht neu ist.<br />

Untersuchung von Lebensumfeldern auf<br />

Teilhabechancen<br />

Es gibt bereits eine Arbeitsgruppe im Geschäftsbereich<br />

des Kultusministeriums, die das Lebensumfeld<br />

“Schule” auf Teilhabechancen im Sinne der ICF prüft.<br />

Eine ähnliche Prüfung, die gemeinsame Teilhabechancen<br />

behinderter und nichtbehinderter Kinder<br />

beleuchtet, ist auch wünschenswert für das Lebensumfeld<br />

“Freizeit”, das sich v. a. im näheren Wohnum-<br />

Down-Syndrom: Vorurteil und Wirklichkeit<br />

Sylvia Kowalik, Ref. 94<br />

Die Lebensbedingungen für Menschen mit Down-<br />

Syndrom haben sich in den letzten Jahren sehr<br />

verbessert. Es besteht die Möglichkeit, von Anfang<br />

an Förderung und Unterstützung zu bekommen sowie<br />

in Familie und Gesellschaft leben und lernen zu<br />

können. Um Menschen mit Down-Syndrom in ihrer<br />

Persönlichkeit und Individualität respektieren und<br />

akzeptieren zu können, ist es nötig, vorurteilsbehaf-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

feld abspielt. Dabei stünden die Teilhabe-Möglichkeiten<br />

aller Kinder im Mittelpunkt, nicht allein behinderter<br />

Kinder.<br />

Teilhabe-Einschränkung und Teilhabe-<br />

Beeinträchtigung bleiben Einzelfall-<br />

Entscheidungen<br />

Ärztliche Gutachter und Fachleute in den Sozial- und<br />

Jugendämtern suchen nach Orientierungshilfen bei<br />

der Entscheidung, ob im Einzelfall eine Einschränkung<br />

oder Beeinträchtigung der Teilhabe vorliegt.<br />

Die ICF wird mittels ihrer Gliederungsraster eine<br />

weitere Hilfe bieten, relevante Lebensbereiche dafür<br />

zu <strong>untersuchen</strong>, was auch bisher schon vielerorts mit<br />

Hilfe eigener “Checklisten” geschieht. Die jeweils<br />

eigene Schlussbeurteilung nach guter Recherche<br />

wird auch mit ICF weiter erforderlich und nicht an ein<br />

Instrument delegierbar sein.<br />

Zukünftige Anwendung der ICF in der Einzelcodierung<br />

über alle Ebenen – noch wesentliche<br />

Fragen offen<br />

Eine zukünftige Einführung der ICF nicht nur als<br />

Orientierungshilfe aufgrund von Gliederungsrastern<br />

und einzelnen wichtigen Variablen, sondern als konkrete<br />

umfassende Kodierung von Körperfunktionen,<br />

Körperstrukturen, Aktivitäten und Teilhabe sowie<br />

Kontextfaktoren ist nicht absehbar. Dies hängt mit<br />

fehlenden Messinstrumenten mit ICF-Bezug zusammen,<br />

aber auch mit der noch vorhandenen Unklarheit<br />

darüber, wieviel wirklich notwendige zusätzliche Information<br />

man dadurch gewinnt und ob diese die<br />

zusätzlich eingesetzte Zeit rechtfertigt. Da bei einer<br />

Gesamtanwendung umfassende Informationen über<br />

einen betroffenen Menschen kodiert zusammengeführt<br />

würden, wäre es erforderlich, dass neben dem<br />

Datenschutz auch die Selbsthilfeverbände einem<br />

solchen Verfahren zugestimmt hätten.<br />

tetes Denken in Kategorien aufzugeben. Die Lebensperspektive<br />

von Menschen mit Down-Syndrom weiter<br />

zu entwickeln bedeutet, die Schaffung eines abgegrenzten<br />

“Schonraumes” für Menschen mit Behinderung<br />

überflüssig zu machen. Es geht hierbei um die<br />

Wahrnehmung und Wertschätzung eines Jeden, unabhängig<br />

von seinen Fähigkeiten und Unfähigkeiten,<br />

so dass es normal sein darf, verschieden zu sein.<br />

53<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


54 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Down-Syndrom – was ist das?<br />

Das Down-Syndrom ist ein verbreitetes angeborenes<br />

Syndrom. Es kommt überall auf der Welt vor mit einer<br />

Häufigkeit von etwa 1 auf 800 Geburten. In Deutschland<br />

werden jährlich ca. 1 200 Kinder mit Down-<br />

Syndrom geboren. Der englische Arzt John Langdon<br />

Down hat 1866 als Erster die Besonderheiten dieser<br />

Menschen beschrieben. Wegen des leicht asiatischen<br />

Aussehens prägte er den Begriff “Mongolismus”.<br />

Einerseits wies Down auf die Lernfähigkeit der<br />

Kinder hin, andererseits prägte er den Begriff “mongoloider<br />

Schwachsinn”, dessen entwertende Begrifflichkeit<br />

die heutige Wahrnehmung immer noch prägt.<br />

1959 wurde von Lejeune entdeckt, dass Menschen<br />

mit Down-Syndrom in jeder Körperzelle 47 (statt<br />

üblicherweise 46) Chromosomen haben. Die genetische<br />

Information des Chromosoms Nr. 21 ist überzählig<br />

vorhanden; in 96 % der Fälle als freie Trisomie<br />

21.<br />

Aufgrund des überzähligen Chromosoms haben<br />

Menschen mit Down-Syndrom körperliche Besonderheiten,<br />

die sie von anderen unterscheiden. Häufig<br />

auftretende Probleme sind eine Schwäche des Bindegewebes<br />

und der Muskeln, Infektanfälligkeit und<br />

Unterfunktion der Schilddrüse. Herzfehler oder Erkrankungen<br />

im Magen-Darm-Bereich können ebenfalls<br />

vorkommen. Diese Probleme sind durch geeignete<br />

Maßnahmen weitgehend therapierbar.<br />

Die geistigen Fähigkeiten der Menschen mit Down-<br />

Syndrom wurden in der Vergangenheit unterschätzt.<br />

Sie sind ausgesprochen lernfähig, wenn man ihnen<br />

die Chancen dazu gibt, sich zu entfalten.<br />

Situation in Deutschland<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts lag das Durchschnittsalter<br />

eines Menschen mit Down-Syndrom bei neun<br />

Jahren. Diese kurze Zeit verbrachten sie meist in der<br />

Familie, wo sie ausser der familiären Betreuung<br />

keine weitere Förderung bekommen.<br />

1940:<br />

Während des Zweiten Weltkrieges werden im Nationalsozialismus<br />

im Zuge der Ermordung behinderter<br />

Menschen viele Menschen mit Down-Syndrom umgebracht.<br />

1950:<br />

Kinder mit Down-Syndrom werden häufig gleich nach<br />

der Geburt in Institutionen untergebracht. Sie erhalten<br />

kaum Förderung, da die gängige Meinung ist,<br />

dass sich eine solche nicht lohne. Die medizinische<br />

Versorgung ist ungenügend.<br />

1960:<br />

Eltern setzen sich zunehmend für ihre Kinder ein. Es<br />

entsteht u. a. die Elterninitiative der Lebenshilfe, die<br />

sich der Interessen behinderter Menschen annimmt.<br />

1970:<br />

Gründung vieler Frühförderstellen. V. a. in den ersten<br />

Lebensjahren steht den Kindern mit Down-Syndrom<br />

ein wachsendes Therapieangebot zur Verfügung.<br />

Spezielle pädagogische Fördermaßnahmen sind noch<br />

unterentwickelt, da man meint, dass Menschen mit<br />

Down-Syndrom im kognitiven Bereich nicht lernfähig<br />

seien.<br />

1980:<br />

Kinder mit Down-Syndrom besuchen in der Regel<br />

einen Sonderkindergarten und Schulen für geistig<br />

Behinderte. Später finden sie in beschützenden<br />

Werkstätten Beschäftigung. Viele wohnen in speziellen<br />

Wohnheimen.<br />

1990:<br />

Der Wunsch nach Integration wird immer stärker:<br />

Kinder mit Behinderungen sollen gemeinsam mit<br />

nicht behinderten Kindern unterrichtet werden. Eltern<br />

sind vielerorts Vorreiter auf diesem Gebiet.<br />

2000:<br />

Unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse,<br />

v. a. aus dem Bereich der Hirnforschung und der<br />

Genetik, sollen die individuellen Fähigkeiten von<br />

Personen mit Down-Syndrom gefördert werden, damit<br />

sie ein weitgehend selbst bestimmtes Leben<br />

führen können.<br />

Lebensperspektiven für Menschen mit<br />

Down-Syndrom<br />

Welche Lebensperspektiven haben Menschen mit<br />

Down-Syndrom in unserer Gesellschaft? Fest steht,<br />

dass diese bisher von der Mehrheit der Menschen<br />

ohne Down-Syndrom definiert werden.<br />

Entwicklung der Anerkennung von Individualität<br />

in der Gemeinsamkeit<br />

Behauptungen, dass Menschen mit Down-Syndrom<br />

immer freundlich und glücklich, musikalisch, schwerfällig<br />

oder stur sind, schnell ermüden und nicht abstrakt<br />

denken können, sind unzutreffende Verallgemeinerungen.<br />

Manche Eigenschaften mögen auf einige von<br />

ihnen zutreffen. Nie jedoch treffen sie auf alle Menschen<br />

mit Down-Syndrom gleichermaßen zu.<br />

Menschen mit Besonderheiten sind wertvolle Mitglieder<br />

der Gesellschaft, sie müssen ihren Platz und ihre<br />

Stellung in eben dieser Gesellschaft haben. Es erfor-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

dert eine neue Denkweise, die es erlaubt, Besonderheit<br />

und Normalität, zwei auf den ersten Blick sich<br />

ausschließende Eigenschaften, miteinander zu vereinbaren.<br />

Wie lässt sich eine gesellschaftliche Integration,<br />

eine Normalisierung von Lebens- und Lernbedingungen<br />

für Menschen mit Down-Syndrom realisieren?<br />

Förderung der Entwicklung<br />

An erster Stelle steht die liebevolle Aufnahme des<br />

Kindes mit Down-Syndrom in der Familie, ohne die<br />

sich das Kind trotz der besten Therapien nicht entfalten<br />

wird. Insgesamt verläuft die Entwicklung eines<br />

solchen Kindes verlangsamt und anders als bei anderen<br />

Kindern. Deshalb sind frühe Hilfen wichtig.<br />

Viele Kinder erwerben mit früher Förderung die Fähigkeit,<br />

zu lesen, zu schreiben und ein Instrument zu<br />

spielen. Da die Sprachproduktion sehr viel mehr als<br />

das Sprachverständnis Schwierigkeiten bereitet, ist<br />

eine professionelle Unterstützung der Sprachentwicklung<br />

nötig.<br />

Eine frühe physiotherapeutische Förderung tritt der<br />

motorischen Entwicklungsverzögerung entgegen, so<br />

dass später Schwimmen, Rad fahren oder Tennis<br />

Sportarten sind, die auch von Menschen mit Down-<br />

Syndrom ausgeübt werden. In der sozialen Entwicklung<br />

wird ihnen eine gute Kompetenz nachgesagt.<br />

Trotzdem ist ein gezieltes Training sozialer Fähigkeiten<br />

nötig, insbesondere auch der Umgang mit nichtbehinderten<br />

Menschen. Das bietet sich v. a. in einer<br />

integrativen Umgebung an.<br />

Integration<br />

Die Integration von Menschen mit Down-Syndrom in<br />

allen Bereichen des sozialen und gesellschaftlichen<br />

Lebens ist wesentlich für eine gute Entwicklung. Nur<br />

wenn das Kind mit Down-Syndrom von Anfang an am<br />

“normalen” Leben teilnimmt, kann es sich zu einer<br />

fähigen, kompetenten Person entwickeln, die sich in<br />

unserer Gesellschaft auch zurechtfindet.<br />

Der Besuch eines regulären Kindergartens ist mittlerweile<br />

häufige Praxis. Viele Kinder besuchen Schulen<br />

für geistig Behinderte. Integrationsbestrebungen<br />

haben dazu geführt, dass Kinder mit Down-Syndrom<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

auch in Regelschulen, die integrativ arbeiten, lernen<br />

können. Dabei gibt es zwischen den verschiedenen<br />

Bundesländern Unterschiede; so finden wir im Norden<br />

ein größeres Angebot an Integrationsschulen als<br />

im Süden. Kooperationsklassen oder sogenannte<br />

Außenklassen in Regelschulen sind andere Alternativen,<br />

wobei die gemeinsam verbrachte Zeit im Unterricht<br />

unterschiedlich ist.<br />

Integration hält oft an einer Zwei-Gruppen-Einteilung<br />

fest: behindert und nicht behindert. Somit bleibt das<br />

Kind mit Behinderung vor allen Dingen eins: anders.<br />

In diesem Zusammenhang tritt mehr und mehr der<br />

Begriff der Inklusion auf, wobei es darum geht, die<br />

Integration auf ein anderes Niveau zu heben. Nicht<br />

die Zusammenführung von Personen steht im Vordergrund,<br />

sondern die generelle Anerkennung von<br />

Individualität in der Gemeinschaft.<br />

Nach der Schulzeit arbeiten die meisten Erwachsenen<br />

in einer Werkstatt für Behinderte. Durch den<br />

Integrationsgedanken gehen einige junge Menschen<br />

einer Tätigkeit in der “normalen Arbeitswelt” nach.<br />

Bekannt sind hierfür u. a. das Hotel-Restaurant “Anne-<br />

Sophie” in Künzelsau und das Reutlinger Kaffeehäusle.<br />

Aber auch in Kindergärten, Altersheimen<br />

oder Krankenhäusern sowie in Geschäften arbeiten<br />

Menschen mit Down-Syndrom.<br />

Auch die Wohnsituation ändert sich. Der Trend bewegt<br />

sich eindeutig weg von Heimen. Immer häufiger leben<br />

Menschen mit Down-Syndrom mit anderen Menschen<br />

in betreuten Wohngemeinschaften zusammen.<br />

Ausblick<br />

Viele Außenstehende sind der Meinung, dass ein<br />

Mensch mit Down-Syndrom an seiner Behinderung<br />

leide. Oft hängt dies jedoch mit der Reaktion der<br />

Umwelt auf sie zusammen. Aufklärungsarbeit ist deshalb<br />

nach wie vor äußerst wichtig; die jährlichen Down-<br />

Syndrom-Wochen im Oktober tragen hierzu bei.<br />

Viele selbstbewusste Menschen mit Down-Syndrom<br />

treten heute für ihre Rechte auf Selbstbestimmung<br />

ein. Die Australierin Ruth Cromer stellte auf dem<br />

6. Down-Syndrom-Weltkongreß 1997 in Madrid fest:<br />

“Ich bin keine Behinderte. Ich bin ein Mensch mit<br />

einem Handikap. An erster Stelle bin ich ein Mensch.”<br />

55<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


56 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

Landesgesundheitsamt beteiligt sich an WHO-Lärmprojekten<br />

Snezana Jovanovic, Ref. 92<br />

Die Bevölkerung in Baden-Württemberg betrachtet<br />

Lärm als wichtigstes Umweltproblem. Forschungsarbeiten<br />

und aktuelle epidemiologische Studien belegen,<br />

dass akute und chronische Lärmbelastung zu<br />

einer Beeinträchtigung der Gesundheit führen kann,<br />

auch wenn der Schallpegel weit unterhalb der Schwelle<br />

für Gehörschäden liegt. Das Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) beteiligt sich an zwei WHO-Lärmprojekten:<br />

“Noise and Health Indicators” und “Night Noise<br />

Guidelines”.<br />

Lärm – relevantes Umweltproblem auch<br />

in Baden-Württemberg<br />

Die Bevölkerung in Baden-Württemberg betrachtet<br />

Lärm als wichtigstes Umweltproblem. Eine repräsentative<br />

Befragung von 3 000 erwachsenen Personen<br />

durch die Landesanstalt für Umweltschutz im Sommer<br />

1999 hat ergeben, dass sich 57 % aller Befragten in<br />

ihrem Wohnbereich durch Lärm gestört oder belästigt<br />

fühlen. 6,6 % der Befragten bezeichnen das Ausmaß<br />

der Belästigung als stark oder äußerst stark. Dominierende<br />

Lärmquelle ist dabei der Straßenverkehr. An<br />

zweiter Stelle steht der Fluglärm, gefolgt von Lärm<br />

durch Nachbarn. Durch Industrie- und Gewerbelärm<br />

fühlen sich 15 % der Befragten gestört und belästigt.<br />

Nahezu gleich auffällig ist der Schienenverkehr, hier<br />

insbesondere der Güterverkehr. Bei den Sport- und<br />

Freizeitanlagen werden Sportanlagen häufiger genannt.<br />

Jüngste Forschungsarbeiten und aktuelle epidemiologische<br />

Studien belegen, dass akute und chronische<br />

Lärmbelastung zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit<br />

führen können, auch wenn der Schallpegel weit<br />

unterhalb der Schwelle für Gehörschäden liegt.<br />

Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang<br />

nächtliche Lärmeinwirkungen zu <strong>beurteilen</strong>, da sie<br />

Schlafstörungen sowie vegetative Reaktionen unterhalb<br />

der Aufweckschwelle verursachen können.<br />

Europäische Indikatoren für Lärm<br />

Wie entwickelt sich die Umweltqualität im Hinblick<br />

auf die Lärmbelastung und wie wirkt sie sich auf<br />

unsere Gesundheit aus? Um für die Beantwortung<br />

dieser Frage einheitliche Beurteilungsmaßstäbe auf<br />

europäischer Ebene bereitzustellen, hat das Europäische<br />

WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />

Büro Bonn (WHO-ECEH), das internationale Projekt<br />

“ECOEHIS – Development of environment and health<br />

indicators for EC countries” initiiert. Ziel des Projektes<br />

ist die Entwicklung von Indikatoren für die Messung/<br />

Beobachtung der bevölkerungsbezogenen Exposition<br />

und gesundheitlichen Wirkungen, für die Beobachtung<br />

der Wirksamkeit von politischen und administrativen<br />

Maßnahmen sowie Handlungen und Aktionen<br />

und ihre internationale Vergleichbarkeit. Die<br />

WHO-Gruppe “Lärm und Gesundheit” ist dabei zuständig<br />

für die Entwicklung von Indikatoren für Lärm.<br />

Das LGA beteiligt sich seit April 2003 an dem Projekt.<br />

Auf der Grundlage von vorhandenen wissenschaftlichen<br />

Daten wurden zuerst im Rahmen von zwei<br />

“technical meetings” 18 Indikatoren entwickelt. Maßgebend<br />

für die Entwicklung eines Indikators waren<br />

u. a. folgende Kriterien: grundsätzliche Bedeutung,<br />

einfache Interpretation, zeitnahe Verfügbarkeit, Verfügbarkeit<br />

für die meisten der WHO-Mitgliedsstaaten,<br />

Vergleichsmöglichkeit zwischen diesen. Die 18 Indikatoren<br />

wurden von Experten geprüft und anschließend<br />

sechs Indikatoren für die Testphase ausgewählt.<br />

In neun EU-Ländern wurden die sechs Indikatoren<br />

mit realen Daten getestet. Die Ergebnisse der<br />

Testphase wurden im Juli 2004 vorgestellt und diskutiert.<br />

Von den sechs getesteten Indikatoren wurden<br />

schließlich zwei für die sofortige Anwendung in der<br />

EU ausgewählt, zwei wurden für die weitere Ausarbeitung<br />

vorgeschlagen und zwei wurden abgelehnt.<br />

Indikatoren, die für die sofortige Anwendung in der<br />

EU geeignet sind:<br />

• Betroffenheit durch Lärm: Anteil der Population, die<br />

unterschiedlichen Lärmpegeln (L und L ) ver-<br />

den night<br />

schiedener Lärmquellen (Straßen-, Flug- und Schienenlärm)<br />

ausgesetzt ist<br />

• Nationale Regelungen von Freizeitlärm (Innen- und<br />

Außenlärm)<br />

Indikatoren, die für die weitere Ausarbeitung geeignet<br />

sind:<br />

• Zusatzrisiko für Herzkrankheiten durch Lärmexposition<br />

• Angaben von Betroffenen über Lärmbelästigung<br />

und Schlafstörungen<br />

Indikatoren, die abgelehnt wurden:<br />

• Vorhandensein und Effektivität von Lärmminderungsplanung<br />

• Die Bereitschaft für die Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie<br />

in nationales Recht<br />

Die Projektergebnisse wurden auf der 4. Interministeriellen<br />

Konferenz für Umwelt- und Gesundheit vom<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

23.-25.06.2004 in Budapest vorgestellt. In der Deklaration<br />

wurde die Weiterentwicklung und stufenweise<br />

Implementierung von Indikatoren bzw. eines indikatorenbasierten<br />

Informationssystems zu gesundheitsbezogenen<br />

Umweltfaktoren beschlossen.<br />

WHO-Projekt “Night Noise Guidelines”<br />

Das Europäische WHO-Zentrum für Umwelt und<br />

Gesundheit, Büro Bonn (WHO-ECEH) koordiniert<br />

seit 2004 das Projekt “Night Noise Guidelines”. Ziel<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

dieses Verbundprojekts mit 19 Partnern (u. a. auch<br />

dem LGA) ist die Erstellung eines Leitfadens, der die<br />

derzeit vorliegenden Erkenntnisse über die gesundheitlichen<br />

Auswirkungen verschiedener Lärmquellen<br />

(Straßen-, Flug- und Schienenlärm) zusammenfassend<br />

darstellt. Kinder als Risikogruppe werden darin<br />

ganz besonders berücksichtigt. Anhand gesundheitlicher<br />

Endpunkte werden Richtwerte für den Nachtlärm<br />

abgeleitet. Der Leitfaden soll den Gesetzgeber<br />

und die Öffentlichkeit informieren und einheitliche<br />

Regelungen in der EU auf den Weg bringen.<br />

Influenza, Grippe, Erkältung, Schnupfen – warum sich ein Killervirus<br />

zwischen Harmlosigkeiten verstecken kann<br />

Dorothea Maslo, Ref. 95<br />

Jedes Jahr im Herbst erfolgen Aufrufe zur Grippeimpfung<br />

und regelmäßig bleibt die Anzahl der Geimpften<br />

hinter der Erwartung der Gesundheitsschützer zurück.<br />

Die Grippe wird nicht ernst genommen. Nicht jeder<br />

Schnupfen ist eine Grippe, nicht jede Erkältung eine<br />

Influenza. Fachleute befürchten gefährliche Kombinationen<br />

aus “menschlichen” und “tierischen” Influenzaerregern<br />

als Grundlage für weltweite Ausbrüche (Pandemien),<br />

die viele Menschenleben kosten könnten.<br />

Was ist der Unterschied zwischen<br />

Erkältung und Influenza?<br />

Es ist wohl ein ungenauer Umgang mit der Sprache,<br />

der die Unterschiede verwischt. Die Bezeichnungen<br />

“Erkältung” und “Grippe” werden häufig gleichbedeutend<br />

verwendet. Dadurch wird die Grippe verharmlost.<br />

Hinter einer Erkältung stecken aber ganz andere<br />

Erreger als hinter der “echten” Grippe, der Influenza.<br />

Erkältungen wie z. B. durch Rhinoviren nehmen<br />

meist einen leichten Verlauf. Es kribbelt in der Nase<br />

– man merkt, dass “etwas im Anzug ist”. Dann läuft<br />

die Nase, der Kopf schmerzt, Hustenreiz tritt hinzu.<br />

Auch erhöhte Temperatur oder moderates Fieber<br />

können auftreten: unangenehm, aber selten lebensgefährlich.<br />

Anders Influenza. Die “echte” Grippe beginnt plötzlich<br />

mit schweren Krankheitszeichen wie hohem Fieber,<br />

Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf-, Rückenund<br />

Gliederschmerzen. Nicht selten sind Lichtscheu,<br />

Tränenfluss, Augenschmerzen sowie Nasenbluten.<br />

Die oft wochenlange Erholungsphase ist häufig mit<br />

quälendem Reizhusten verbunden. Gefürchtet sind<br />

rasche, heftige Verlaufsformen mit plötzlichem Herz-<br />

Kreislaufversagen oder einer schweren Lungenentzündung,<br />

die innerhalb von 24-48 Stunden zum Tode<br />

führen können.<br />

Besonders anfällig für Lungenentzündungen sind<br />

Menschen ab dem 65. Lebensjahr, Patienten mit<br />

Vorerkrankungen an Herz und Lunge sowie Stoffwechselerkrankungen<br />

und Kleinkinder. Influenza ist<br />

keine Erkältung.<br />

Was ist das besondere an Influenza-<br />

Viren?<br />

Influenza-Viren sind Orthomyxoviren. Es gibt drei<br />

Typen. Für menschliche Infektionen sind v. a. die<br />

Typen A und B von Bedeutung. Influenza-A-Viren<br />

sind die häufigste Ursache für Influenza-Epidemien.<br />

Sie werden nach den antigenen Eigenschaften ihrer<br />

Hülle weiter unterteilt in 15 HA- und neun NA-Subtypen.<br />

HA steht für Hämagglutinin (H) und NA für<br />

Neuraminidase (N). Die Bezeichnung von Influenza-<br />

Viren ergibt sich aus dem ersten Fundort eines Virus,<br />

einer laufenden Nummer, der Jahreszahl und den<br />

Antigenen. Beispiel: A/California/7/2004 (H3N2).<br />

Das Besondere an Influenza-Viren ist ihre Fähigkeit,<br />

ihre genetischen Eigenschaften durch Antigendrift<br />

oder Antigenshift ständig zu verändern.<br />

Antigendrift ist, bildlich gesprochen, ein “langsames<br />

Dahintreiben”. Durch eine Folge von Punktmutationen,<br />

die Änderungen nur an einzelnen Stellen der<br />

Virusgene bewirken, kommt es zu einer allmählichen<br />

Umgestaltung der Oberflächenantigene.<br />

Antigenshift ist hingegen ein plötzlicher Wechsel<br />

genetischer Eigenschaften. Wenn zwei verschiede-<br />

57<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


58 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

ne Influenza-Virenstämme denselben Organismus,<br />

Mensch oder Tier, infiziert haben, können sie untereinander<br />

Gene austauschen. Diese Neukombination<br />

von genetischem Material führt sprunghaft zu einem<br />

neuen Influenza-Stamm. Antigenshift wurde bisher<br />

nur bei Influenza-A-Viren beobachtet.<br />

Durch Änderung ihrer genetischen Eigenschaften<br />

entgehen die Grippeviren dem immunologischen Gedächtnis<br />

des Körpers. Abwehrzellen, die bei früher<br />

durchgemachten Influenza-Infektionen gebildet wurden,<br />

erkennen die veränderten Viren nicht mehr. Bei<br />

einer Ansteckung wird man erneut grippekrank.<br />

Influenza-Impfstoff – ein Wettlauf<br />

zwischen Hase und Igel<br />

Influenza-Viren ändern sich ständig. Deshalb muss<br />

auch der Influenza-Impfstoff ständig angepasst werden.<br />

Die zirkulierenden Virus-Varianten und ihre Häufigkeit<br />

werden weltweit beobachtet. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

empfiehlt nach den weltweiten Beobachtungen<br />

halbjährlich drei Influenza-Virusstämme,<br />

deren Antigene Bestandteil der Impfstoffe für die<br />

nächste Influenza-Saison auf der Nord- und auf der<br />

Südhalbkugel werden sollen. Ziel ist ein möglichst<br />

breiter Impfschutz gegen die am häufigsten erwarteten<br />

Influenza-Virus-Varianten und solche, die ihnen<br />

ähnlich sind. Dieser Blick in die Zukunft ähnelt dem<br />

Wettlauf zwischen Hase und Igel – auch im Ergebnis:<br />

In den letzten Jahren war der “Igel” Impfstoff zu<br />

Beginn der Grippesaison immer schon in der passenden<br />

Zusammensetzung verfügbar, bevor der “Hase”<br />

Influenza-Virus sich durch Antigendrift zu weit verändert<br />

hatte. Den alle drei bis fünf Jahre auftretenden<br />

Grippewellen könnte man also mit Impfungen gut<br />

begegnen – wenn “Mann” und “Frau” sich denn<br />

impfen lassen.<br />

Wie schütze ich mich gegen Influenza?<br />

• Körpereigene Abwehr entwickeln. Der beste Schutz<br />

ist die jährliche Impfung. Die Influenzasaison beginnt<br />

im Herbst. Deshalb sollte die jährliche Impfung<br />

vorzugsweise im September bis November<br />

erfolgen. In Baden-Württemberg ist die Influenza-<br />

Impfung allgemein empfohlen, so dass sich jeder<br />

impfen lassen kann. Der Impfschutz beginnt zwei<br />

Wochen nach der Impfung.<br />

• Ansteckung vermeiden. Influenza wird durch Tröpfchen<br />

übertragen. Das Vermeiden von Anhusten<br />

und Anniesen, verbunden mit einer ausreichenden<br />

Händehygiene, ist eine wichtige Maßnahme zur<br />

Vorbeugung – wie bei allen anderen Erkältungskrankheiten.<br />

Auch das Meiden von Menschenansammlungen<br />

in der Grippezeit ist wichtig. Wer<br />

krank ist, sollte zu Hause bleiben, um andere nicht<br />

anzustecken.<br />

• Antivirale Medikamente. Seit wenigen Jahren gibt<br />

es Medikamente gegen Influenza-Viren. Sie wirken<br />

jedoch nur, wenn mit ihrer Einnahme kurze Zeit,<br />

längstens 48 Stunden nach Auftreten der Symptome,<br />

begonnen wird. Dann können der Krankheitsverlauf<br />

verkürzt und die Beschwerden gemildert<br />

werden. Antivirale Medikamente können bei Ansteckungsgefahr<br />

(z. B. bei Risikopersonen in Gemeinschaftseinrichtungen<br />

wie Altenheimen) auch vorbeugend<br />

eingenommen werden.<br />

Es bleibt dabei: Der sicherste Schutz gegen Grippe<br />

ist durch die jährliche Impfung zu erwarten.<br />

Warum ist die Vogelgrippe für den<br />

Menschen gefährlich?<br />

Gefürchtet sind Influenza-Pandemien, die durch Influenza-A-Viren<br />

verursacht werden, bei denen eine<br />

Antigenshift stattgefunden hat. Sie überziehen in<br />

Abständen von 10-40 Jahren ganze Kontinente. Die<br />

Erkrankungs- und Sterberaten sind deutlich höher<br />

als bei normalen Grippewellen.<br />

Influenza-A-Viren kommen weltweit beim Menschen,<br />

bei Säugern und in großer Vielfalt bei Vögeln,<br />

insbesondere bei Wasservögeln vor. Die seit 2003 in<br />

Asien beobachtete Vogelgrippe (aviäre Influenza)<br />

mit der Oberflächenantigen-Kombination H5N1 ist<br />

bislang für den Menschen nicht besonders ansteckend.<br />

Wo es durch engen Kontakt mit infiziertem<br />

Geflügel zu einer Ansteckung von Menschen gekommen<br />

ist, verliefen die Grippe-Erkrankungen allerdings<br />

schwer und Todesfälle waren häufig. Bei Redaktionsschluss<br />

zu Beginn des Jahres 2005 wurden<br />

Einzelfälle einer Ansteckung von Mensch zu Mensch<br />

vermutet.<br />

Die eigentliche Gefahr besteht nun in einer Doppelinfektion<br />

mit einem aviären und einem menschlichen<br />

Influenza-Virus-Stamm. Dann kann durch Kombination<br />

der Genanlagen ein neuer Influenza-Erreger mit<br />

bisher nicht bekannten Eigenschaften entstehen.<br />

Falls dieses neue Influenza-Virus eine hohe Ansteckungsfähigkeit<br />

und Übertragbarkeit besitzt, hat es<br />

das Potential zum “Killervirus” mit weltweiter Ausbreitung.<br />

Influenza-Experten denken an die 1918 aufgetretene<br />

“Spanische Grippe”: die Zahl der durch sie<br />

verursachten Todesfälle wird auf 20-40 Millionen<br />

geschätzt. Es kam zu mehr Todesopfern als im gesamten<br />

1. Weltkrieg.<br />

Fachleute sind sicher, dass eine neue Pandemie<br />

kommen wird. Die Frage ist nur, wann. In vielen<br />

Ländern laufen Vorbereitungen für diesen Fall. Bei<br />

einer Influenza-Pandemie kann passender Impfstoff<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Sterblichkeit in Baden-Württemberg in % des Erwartungswertes, Januar-September 2003<br />

(nach Jendritzky und Koppe, 2004)<br />

Influenzameldungen Baden-Württemberg 2003 (N= 960)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

59<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>


60 Berichte aus der Arbeit<br />

<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />

möglicherweise nicht schnell genug und nicht in<br />

ausreichender Menge hergestellt werden. Daher ist<br />

in den Konzepten auch die Bevorratung antiviraler<br />

Medikamente vorgesehen. Der Nationale Pandemieplan<br />

für Deutschland wurde im Januar 2005 vom RKI<br />

veröffentlicht (www.rki.de).<br />

Was geschieht in Baden-Württemberg?<br />

Während der jährlichen Influenzasaison typisiert das<br />

Labor des Landesgesundheitsamtes (LGA) Influenza-Viren<br />

aus Rachenabstrichen von Erkrankten (siehe<br />

Beitrag „Influenza-Saison 2003/04“). Die Landesstelle<br />

Meldewesen im LGA beobachtet und leitet alle<br />

Meldungen über Influenza-Erregernachweise an das<br />

Robert Koch-Institut weiter (zweite Abbildung). Die<br />

Umsetzung des Nationalen Pandemieplanes erfolgt<br />

auf Landesebene unter Federführung des Sozialministeriums.<br />

Eine interessante Beobachtung unterstützt<br />

die Warnungen, dass die echte<br />

Grippe sehr gefährlich sein kann:<br />

Die in der ersten Abbildung dargestellten Erhöhungen<br />

der Sterblichkeit über den Erwartungswert<br />

(= 100 % der langjährig beobachteten Sterblichkeit<br />

zu dieser Jahreszeit) können nicht direkt einer Ursache<br />

zugeordnet werden. Bemerkenswert ist jedoch,<br />

dass die Erhöhung im Frühjahr 2003 mit der Influenzaperiode<br />

in diesem Jahr zusammenfällt. Der zweite<br />

Gipfel im Sommer entspricht der Hitzewelle im August<br />

2003.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Influenza-Saison 2003/04<br />

Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />

Im Landesgesundheitsamt (LGA) konnte in der Influenza-Saison<br />

2003/04 nach Unterbrechung in der<br />

Saison 2002/03 die Influenza-Studie wieder durchgeführt<br />

werden. 518 Rachenabstriche von Patienten<br />

aus Baden-Württemberg, bei denen nach RKI-Falldefinition<br />

ein klinischer Verdacht auf eine Influenza-<br />

Erkrankung bestand, wurden im Zeitraum 2003/04<br />

von niedergelassenen Ärzten an das LGA eingesandt<br />

und dort mittels PCR und Zellkultur auf Influenza<br />

A bzw. B untersucht. Die Untersuchungen gaben<br />

zum Einen Aufschluss über den Verlauf der<br />

Influenza-Epidemie 2003/04 in Baden-Württemberg,<br />

zum Anderen ermöglichte die Anzucht der Viren, die<br />

nur in spezialisierten Laboratorien durchgeführt wird,<br />

die anschließende Feintypisierung der isolierten Influenza-Stämme<br />

im Nationalen Referenzzentrum.<br />

Diese Typisierung erlaubt die Erkennung etwaiger<br />

Virustyp-Veränderungen im Verlaufe einer Influenza-<br />

Epidemie und ist Grundlage für die Zusammensetzung<br />

des Impfstoffes für die nächste Influenza-<br />

Saison.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Ergebnisse der Untersuchungen von<br />

Rachenabstrichen auf Influenza-Viren<br />

im LGA<br />

Bei der Influenza-Saison 2003/04 handelte es sich<br />

insgesamt um eine Influenza-Epidemie niedriger bis<br />

moderater Aktivität. Nach Berichten der AGI (Arbeitsgemeinschaft<br />

Influenza) wurden in Deutschland in<br />

der Influenza-Saison 2003/04 fast ausschließlich Influenza<br />

A-Viren des Subtyps H3N2 isoliert.<br />

Im LGA wurden von Oktober 2003-April 2004 im<br />

Rahmen der Influenza-Surveillance in Baden-<br />

Württemberg insgesamt 518 Rachenabstriche, die<br />

von niedergelassenen Ärzten eingesandt wurden,<br />

mittels Polymerasekettenreaktion auf Influenza A<br />

und B untersucht.<br />

Dabei handelte es sich um Rachenabstriche von<br />

Patienten, bei denen ein klinischer Verdacht auf eine<br />

Influenza-A: PCR-Nachweise im LGA pro Kalenderwoche im Laufe der Influenza-Saison 2003/04<br />

(Einsendungen: N=520)<br />

61<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


62 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Influenza-Erkrankung bestand. In 161 Fällen wurden<br />

Influenza-A-Viren nachgewiesen. Eine Influenza-B-Infektion<br />

konnte in keinem der Fälle diagnostiziert<br />

werden. Die höchste Influenza-Aktivität war in<br />

den Monaten Januar und Februar festzustellen (erste<br />

Abbildung). Betroffen von den Influenza-A-Infektionen<br />

waren v. a. Patienten in den Altersklassen 10-<br />

14 und 15-19 Jahre (zweite Abbildung). Die Verteilung<br />

der nach IfSG gemeldeten labordiagnostischen<br />

Nachweise aus dem LGA sind im Anhang dargestellt.<br />

Ergebnisse zur Typisierung der<br />

Influenza-Isolate<br />

Altersverteilung der Patienten mit positivem Influenza-A-Nachweis<br />

In der PCR Influenza-positiv getestetes Abstrichmaterial<br />

wurde im LGA zur weiterführenden Diagnostik<br />

auf Zellkultur gegeben und die angezüchteten Viren<br />

zur Typisierung an das Referenzzentrum für Influenzaviren<br />

(NRZ-Hannover) gesandt.<br />

Bei allen im LGA isolierten und an das NRZ gesandten<br />

Virusisolaten handelte es sich um Influenza A<br />

(H3N2)-Viren der Variante A/Fujian/411/2002-like.<br />

Nach Berichten der AGI reagierte die Mehrzahl der<br />

bisher in Deutschland typisierten H3N2-Viren im HAT<br />

(Hämagglutinationstest) sowohl sehr gut mit Immunseren<br />

gegen den in der Influenza-Saison 2003/04<br />

eingesetzten Impfstamm A/Panama/2007/99 als auch<br />

gegen Immunseren der neuen Variante A/Fujian/<br />

411/02. Die molekularen <strong>Analyse</strong>n hingegen ergaben,<br />

dass die analysierten Stämme genetisch enger<br />

mit dem A/Fujian/411/02 verwandt waren. Dieses<br />

Ergebnis stand nicht im Widerspruch zu den serologischen<br />

Befunden und zeigte, dass noch eine gute<br />

Kreuzreaktivität zwischen Panama-like- und Fujianlike-Viren<br />

nachweisbar war.<br />

Die im LGA durchgeführte Influenza-Studie trägt im<br />

wesentlichen Maße zur Surveillance der Influenza-<br />

Aktivität in Baden-Württemberg bei. Da die Influenza-<br />

Virusisolierung nur noch in wenigen Laboren in<br />

Deutschland durchgeführt wird, ist die weiterführende<br />

Zellkultur-Diagnostik im Rahmen der Influenza-<br />

Studie zum Einen für die Beobachtung von Virusveränderungen<br />

während der bestehenden Influenza-<br />

Saison und zum Anderen für die Zusammensetzung<br />

des Impfstoffes für die nächste Saison von großer<br />

Bedeutung.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Einsendungen/nach IfSG gemeldete labordiagnostische Influenza-Fälle nach Landkreis<br />

(Influenza-Saison 2003/04)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

63<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


64 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Netzwerk Gesundheitsfördernde Kindertagesstätten<br />

Catharina Wackes, Ref. 94<br />

Das Landesgesundheitsamt (LGA) beteiligt sich als<br />

Kooperationspartner auf Landesebene am bundesweiten<br />

Modellprojekt zur Förderung von Gesundheitspotentialen<br />

bei sozial benachteiligten Kindern<br />

im Elementarbereich. Baden-Württemberg ist eines<br />

von fünf Bundesländern, die sich mit jeweils drei<br />

ausgewählten Kindertagesstätten am Projekt beteiligen.<br />

Entwickelt und koordiniert wurde das Projekt<br />

von der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen<br />

e. V.<br />

Hauptanliegen ist es, unter aktiver Beteiligung aller<br />

Akteure die Gesundheitspotentiale im Lebens- und<br />

Arbeitsbereich Kindertagesstätte zu ermitteln und<br />

einen Prozess organisatorischer Veränderungen anzuregen,<br />

der über die Schaffung gesundheitsgerechter<br />

Verhältnisse die gesundheitliche Situation der<br />

Kinder, Eltern und Erzieherinnen nachhaltig verbessern<br />

soll.<br />

Modellprojekt Förderung von Gesundheitspotentialen<br />

bei sozial benachteiligten<br />

Kindern im Elementarbereich<br />

Der Zusammenhang von Armut und Gesundheit ist<br />

von frühester Kindheit an sichtbar. Die Auswirkungen<br />

sozialer Benachteiligung auf die Gesundheit und das<br />

Gesundheitsverhalten sind vielfältig belegt. Kinder<br />

aus armen Familien weisen nicht nur einen schlechteren<br />

Gesundheitsstatus auf; sie werden auch durch<br />

Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung<br />

schwer erreicht. Auffallend ist, dass Kinder aus<br />

sozial benachteiligten Familien häufiger Defizite in<br />

der Sprachkompetenz vorweisen. Auch sind diese<br />

Kinder vermehrt fehl ernährt oder haben bereits Störungen<br />

in der Bewegungskoordination erworben.<br />

Einrichtungen zur außerhäuslichen Kinderbetreuung<br />

können auf diese Defizite ausgleichend und kompensierend<br />

wirken. Individuelle Förderung kann dort ansetzen,<br />

wo sie aufgrund innerfamiliärer oder sozialstruktureller<br />

Mängel benötigt wird.<br />

Über den Setting-Ansatz können betroffene Kinder<br />

und deren Eltern in die Präventionsarbeit integriert, in<br />

ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit gestärkt und<br />

zu gesundheitsgerechtem Verhalten motiviert werden.<br />

Kinder werden so in einem sehr frühen Alter<br />

erreicht, in dem negative gesundheitsschädigende<br />

Eigenschaften noch nicht aufgetreten bzw. noch nicht<br />

verfestigt sind.<br />

Allerdings stellen die Mitarbeiter/innen der Kindertagesstätten<br />

in sozialen Brennpunkten (“Gebieten mit<br />

besonderem Entwicklungsbedarf”) nicht nur vermehrte<br />

gesundheitliche Probleme von Kindern (und Eltern)<br />

fest, sondern berichten gerade dann von erhöhten<br />

Anforderungen an die eigenen Kompetenzen und<br />

Ressourcen, wenn der Anteil sozial benachteiligter<br />

Kinder in einer Einrichtung besonders hoch ist. Der<br />

Aspekt der Erzieherinnengesundheit darf daher in<br />

einem Projekt, das das gesamte Setting Kindertagestätte<br />

umfasst, nicht vernachlässigt werden.<br />

Projektziele<br />

Ziel ist es, unter aktiver Beteiligung aller Akteure die<br />

Gesundheitspotentiale im Lebens- und Arbeitsbereich<br />

Kindertagesstätte zu ermitteln und einen Prozess<br />

organisatorischer Veränderungen anzuregen,<br />

der über die Schaffung gesundheitsgerechter Verhältnisse<br />

die gesundheitliche Situation der Kinder,<br />

Eltern und Erzieherinnen nachhaltig verbessern soll.<br />

So werden Gesundheitsförderungspotentiale im Elementarbereich<br />

für Kinder und Eltern aller sozialer<br />

Schichten ausgebaut, ohne sozial benachteiligte<br />

Familien zu stigmatisieren.<br />

Zu den weiteren Projektzielen gehören u. a. die<br />

Entwicklung eines übertragbaren Handlungskonzeptes<br />

zur Umsetzung der Ergebnisse unter Beteiligung<br />

von Praktikerinnen, die Förderung der Vernetzung<br />

mit anderen Kindertagesstätten und der Kooperation<br />

mit Einrichtungen und Fachstellen im Stadtteil oder<br />

Stadt-/Landkreis.<br />

Geplante Umsetzung des Modellprojekts<br />

Das Gesamtprojekt in seiner ursprünglich geplanten<br />

Form war auf drei Jahre angelegt. Es gliederte sich in<br />

drei Projektphasen mit unterschiedlichen Schwerpunkten:<br />

• Entwicklung eines Handlungskonzepts zur Gesundheitsförderung<br />

von sozial benachteiligten Kindern<br />

im Setting Kindertagesstätte unter Beteiligung von<br />

Expertinnen aus der Praxis<br />

• Kooperation mit Akteuren und Institutionen vor Ort<br />

und auf Landesebene<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

• Erprobung an verschiedenen Modellstandorten und<br />

in fünf verschiedenen Bundesländern<br />

Geplanter Ablauf in den Modellkindertagesstätten<br />

In fünf Bundesländern wurden in Kooperation mit<br />

dem LGA/den Landesvereinigungen für Gesundheit<br />

und den jeweiligen Trägerorganisationen jeweils drei<br />

Modellkindergärten ausgewählt, die das Handlungskonzept<br />

in ihrer Einrichtung erproben und an dessen<br />

Weiterentwicklung mitarbeiten.<br />

Geplant war, eine Erzieherin aus den jeweiligen<br />

Kindertagesstätten zur “Gesundheitsbeauftragten” zu<br />

benennen, die mit einem Stellenanteil von 10 % einer<br />

Vollzeitstelle von Projektmittel finanziert werden sollte.<br />

Diese Gesundheitsbeauftragte sollte unterstützt<br />

werden durch eine Projektberaterin, die am LGA<br />

angegliedert ist und ebenfalls von Projektmittel finanziert<br />

werden sollte. Die Gesamtprojektleitung ist bei<br />

der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen<br />

angesiedelt.<br />

Auswahlkriterien für die Modellkindertagesstätten<br />

Für die Teilnahme an dem Modellprojekt sollten die<br />

Kindertagesstätten folgende Kriterien erfüllen:<br />

• Ein wesentlicher Teil der Kinder der Einrichtung<br />

kommt aus sozial benachteiligten Familien.<br />

• Die Kindertagesstätte liegt in einem “sozialen Brennpunkt”<br />

bzw. in strukturschwachem, ländlichem<br />

Raum.<br />

• Das Projekt wird im “Setting Kindertagesstätte”<br />

verankert, d. h. im gesamten sozialen System und<br />

bezieht alle Akteure mit ein.<br />

• Es gibt einen Teambeschluss, in dem die Bereitschaft<br />

aller Mitarbeiterinnen zur Teilnahme festgelegt<br />

wurde.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Bisherige Umsetzung des Modellprojekts<br />

In der Pilotphase wurden ein Handlungskonzept zur<br />

Gesundheitsförderung von sozial benachteiligten<br />

Kindern im Setting Kindertagesstätte unter Beteiligung<br />

von Expertinnen aus der Praxis entwickelt. Es<br />

gliedert sich in einen Leitfaden und in ein praxisorientiertes<br />

Manual, das umfangreiche Checklisten mit<br />

Zielformulierungen, Maßnahmeplanungen, Literaturhinweise<br />

und Hinweise auf Modellprojekte enthält.<br />

Zur Teilnahme am Modellprojekt beworben haben sich<br />

insgesamt sechs Kindertagesstätten aus Baden-<br />

Württemberg, aus denen drei aus Baden-Baden, Bönnigheim<br />

sowie Leonberg ausgewählt wurden. Beteiligt<br />

am Projekt sind auch die jeweiligen Fachkräfte für<br />

Gesundheitsförderung der Gesundheitsämter der Landkreise<br />

Rastatt, Ludwigsburg und Böblingen.<br />

Die ursprünglich geplante Umsetzung des Projekts<br />

mit einer Gesundheitsbeauftragten innerhalb der Kindertagesstätte<br />

sowie einer Projektberaterin konnte<br />

(noch) nicht realisiert werden, da bisher die finanziellen<br />

Mittel nicht bereit standen.<br />

Alle drei Modellkindertagesstätten haben sich jedoch<br />

bereit erklärt, auf der Basis des Handlungskonzeptes<br />

und im “Verbund” des Netzwerks mit dem Projekt ohne<br />

finanzielle Unterstützung zu starten. Die Aufgabe der<br />

“Gesundheitsberaterin” haben die jeweiligen Leiterinnen<br />

der Kindertagesstätte im Rahmen ihrer Leitungsfunktion<br />

übernommen, da alle davon überzeugt sind,<br />

dass Gesundheitsförderung nicht als kurzfristiges Projekt,<br />

sondern nur fest verankert im Kindergartenalltag<br />

nachhaltig Wirkung zeigen kann. Als sehr positiv und<br />

motivierend wurde der kollegiale Austausch bei den<br />

jeweiligen Netzwerktreffen genannt. Zusätzlich unterstützt<br />

auf ihrem Weg zu einer gesundheitsfördernden<br />

Kindertagesstätte werden sie durch die Fachkräfte für<br />

Gesundheitsförderung aus den Gesundheitsämtern.<br />

Das LGA wird die zukünftigen Netzwerktreffen mit<br />

allen Beteiligten koordinieren und fachlich begleiten,<br />

Materialien und Infos zur Gesundheitsförderung zur<br />

Verfügung stellen sowie im Jahr 2005 eine Fachtagung<br />

organisieren, bei dem u. a. das Modellprojekt<br />

vorgestellt werden soll.<br />

65<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


66 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Regionale Netzwerke Frühförderung und Integration<br />

Cornelia Esther, Ref. 94<br />

Die regionale Vernetzung der Angebote für Frühförderung<br />

und Integration, d. h. auch für eine erfolgreiche<br />

integrative Erziehung von Kindern mit Entwicklungsstörungen<br />

und Behinderungen gemeinsam mit<br />

Kindern ohne Behinderung, wird durch ärztliche,<br />

medizinisch-therapeutische, pädagogische und psychologische<br />

Fachleute in unterschiedlichster Form<br />

gestaltet und gelebt.<br />

Grundsätzliche Aspekte aus Theorie und badenwürttembergischer<br />

Praxis werden beschrieben, die<br />

in der Tätigkeit des Medizinischen Bereichs der Überregionalen<br />

Arbeitstelle Frühförderung Baden-<br />

Württemberg sowohl in der Fortbildung der Fachkräfte<br />

als auch in verschiedensten Verfahrensklärungen<br />

vor Ort immer wieder von zentraler Bedeutung sind.<br />

Grundsätzliche Aspekte<br />

Die Komplexität der kindlichen Entwicklung, ihre möglichen<br />

Beeinträchtigungen und die daraus folgende<br />

Behinderungen insbesondere im Vorschulalter erfordern<br />

ein vernetztes, auch systemorientiertes Denken,<br />

um Früherkennung und Frühförderung so gestalten zu<br />

können, dass diese den Frühfördergrundsätzen (Ganzheitlichkeit,<br />

Kind- und Familienorientierung, Kooperation<br />

und Interdisziplinarität) gerecht wird.<br />

Mit Veränderung des Blickwinkels – nicht befangen<br />

innerhalb eines Systems, sondern mit Wechsel der<br />

Sichtweise – ist ein Systemverständnis des Ganzen<br />

und ein themenzentriertes Handeln möglich mit dem<br />

Ziel, keine Ist-Zustände zu verfestigen, sondern Fähigkeiten<br />

des Einzelnen im System sichtbar zu machen.<br />

Effiziente Früherkennung und Frühförderung<br />

sorgt mit dafür, dass ein Kind mit Entwicklungsstörungen/Behinderung<br />

integrativ mit anderen Kindern<br />

ohne Behinderung aufwachsen kann.<br />

Sozialrechtliche Grundlagen dieser fachlichen Arbeit<br />

finden sich im Sozialgesetzbuch (SGB) IX §§ 4, 30,<br />

55, 56; SGB XII §§ 53, 54 und in der Frühförderungsverordnung<br />

(FrühV; Downloads im Internet unter www.<br />

bmgs.bund.de/download/gesetze_web/gesetze.htm).<br />

In seinem Bericht „Die Kunst, vernetzt zu denken“ an<br />

den Club of Rome 2001 schreibt Frederic Vester:<br />

„Was wir brauchen, ist eine neue Sicht der Wirklichkeit;<br />

die Einsicht, dass vieles zusammenhängt, was<br />

wir getrennt sehen, dass die sie verbindenden unsichtbaren<br />

Fäden hinter den Dingen für das Geschehen<br />

in der Welt oft wichtiger sind ...“. Damit verbun-<br />

den ist auch der ökologische Denkansatz, der die<br />

Realität interdisziplinär wahrnimmt. Dinge werden<br />

nicht innerhalb ihrer eigenen Kategorie, sondern das<br />

Beziehungsnetz zwischen ihnen fachübergreifend<br />

erfasst. Erkennung, Steuerung und selbsttätige Regelung<br />

ineinander greifender vernetzter Abläufe<br />

müssen dabei transparent gemacht werden (biokybernetischer<br />

Denkansatz). Die Reduktion der Datenflut<br />

mittels gezielter Auswahl relevanter Variablen ist<br />

dabei erforderlich, um ein System ganzheitlich erfassen<br />

und bewerten zu können.<br />

Wenn-dann-Prognosen dienen dazu, das System<br />

auch gegenüber unerwarteten Ereignissen robuster<br />

zu machen.<br />

Gestaltungsprinzipien<br />

Rahmenbedingungen<br />

Interdisziplinäre Kooperation gelingt langfristig und<br />

nachhaltig dann am besten, wenn die Rahmenbedingungen<br />

strukturiert und festgelegt werden. Es bedarf<br />

der Institutionalisierung von personellen, zeitlichen,<br />

räumlichen, ökonomischen sowie fachlich-inhaltlichen<br />

Rahmenbedingungen, wie Regina Jenni es in<br />

ihrem Beitrag anlässlich der Jahrestagung der Überregionalen<br />

Arbeitsstelle Frühförderung Baden-<br />

Württemberg am 26.10.2004 im Stuttgart beschrieben<br />

hat.<br />

Leitprinzipien für den interdisziplinären Austausch<br />

sind:<br />

• Ressourcennutzung<br />

• Kindliche und familiäre Ressourcen und Fähigkeiten,<br />

spezifisches Fachwissen und individuelle Erfahrungen<br />

• Gleichwertigkeit<br />

• Alle Beteiligten sind grundsätzlich gleichwertige<br />

Partner, unabhängig von Rang und Namen.<br />

• Themenzentrierung<br />

• Kind und Familie, deren Bedürfnisse und Rechte<br />

auf adäquate Entwicklungsbegleitung<br />

• Lösungsorientierung<br />

• Gemeinsame Blickrichtung auf ein zukünftiges Ziel<br />

unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen<br />

und Variablen der Beteiligten (Abbildung).<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Aufgaben der Einzelperson v. a. zu Beginn einer<br />

Arbeitsgruppe (Team) sind v. a. Klärung der<br />

• eigenen Berufsidentität (Kompetenzen und Grenzen)<br />

• Erwartungen an sich selbst und an die Gruppe<br />

(Rollenverständnis)<br />

• Themen und Ziele des eigenen und des gemeinsamen<br />

Wirkens<br />

Effizienzsteigerung gemeinsamer Besprechungen<br />

wird erreicht durch:<br />

• Spielregeln<br />

• Gesprächsleitung<br />

• prinzipielle Sitzungsstruktur<br />

• Entwicklung einer gemeinsamen Sprache<br />

• Einbringen spezifischer Fachkompetenzen<br />

• Visualisieren von Gesprächsinhalten<br />

• Einsatz von Videoaufnahmen<br />

Erfahrungen aus der Praxis<br />

In der Rahmenkonzeption Frühförderung Baden-<br />

Württemberg 1998 werden bereits wichtige Voraussetzungen<br />

für eine interdisziplinäre Kooperation benannt,<br />

deren Umsetzung für die Interdisziplinären<br />

Frühförderstellen durch die „Frühförderungsgrundsätze“<br />

intern festgelegt ist.<br />

Dazu haben sich in den Regionen in den letzten Jahren<br />

durch die Initiative verschiedener Fachgruppen sehr<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

unterschiedliche interdisziplinäre Arbeitsstrukturen<br />

entwickelt und bewährt, wie die<br />

Präsentationen der Fachleute aus den Stadtund<br />

Landkreisen im Rahmen des Symposions<br />

Interdisziplinäre Frühförderung Baden-<br />

Württemberg 2003 wirkungsvoll zeigten.<br />

Der Wunsch nach fachlichem Austausch<br />

über die individuelle kindbezogene Kooperation<br />

hinaus mündete in fachgruppenspezifische,<br />

aber auch interdisziplinäre Arbeitskreise,<br />

in denen auch Fortbildungen stattfanden.<br />

Aus diesen Arbeitskreisen heraus, die sich regionalisiert<br />

oder stadt- bzw. landkreisweit entwickelt<br />

hatten, entstanden institutionalisierte Arbeitskreise<br />

oder Verbünde mit einem definierten und strukturierten<br />

Auftrag. Zeitliche und personelle kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit ließ interdisziplinäre Teams mit externen<br />

Partnern entstehen, wie beispielsweise in den<br />

Landkreisen Rems-Murr-Kreis oder Freudenstadt ein<br />

Netzwerk Frühförderung und Integration. Die Interdisziplinäre<br />

Frühförderstelle (IFFS), die sonderpädagogischen<br />

Frühberatungsstellen (SPB), die Ärzte in<br />

Niederlassung (Kinder- und Jugendärzte), der Kinderklinik<br />

und des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes<br />

(KJGD) des Gesundheitsamtes haben in<br />

Kooperation mit dem Sozialamt des Landkreises und<br />

anderen ein Verfahren für eine kind- und familienorientierte<br />

Frühförderung und Integrationsbegleitung<br />

entwickelt. Auch in anderen Regionen bestehen ähnliche<br />

Strukturen, die diesem Bedarf und dem Recht<br />

auf eine adäquate Entwicklungsbegleitung unter Berücksichtigung<br />

der vorhandenen und notwendigen<br />

Ressourcen Rechnung tragen. Beispiele gibt es u. a.<br />

auch im Landkreis Göppingen und Reutlingen, der<br />

Stadt Stuttgart oder der Stadt Freiburg, wo es für die<br />

Eltern mit ihren Kindern eine zentrale Anlaufstelle in<br />

einer IFFS oder einer SPB gibt und die Fachkompetenzen<br />

dort gebündelt werden.<br />

Allen gemeinsam ist, dass die interdisziplinäre Kooperation<br />

durch eine ganzheitliche Sichtweise der einzelnen<br />

Partner getragen wird und bei aller Individualität<br />

nicht immer einfach ist (Abbildung). Die Kreisarbeitsgemeinschaften<br />

Frühförderung in Federführung der<br />

regionalen Sozial- und Jugendämter können diese<br />

Entwicklungsprozesse wesentlich mit befördern.<br />

67<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


68 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Suchtprävention<br />

Anne Röhm, Ref. 94<br />

Suchtprävention ist u. a. eine Schwerpunktaufgabe<br />

im ÖGD Baden-Württemberg. Ihre Ziele sind rational<br />

begründet (Aktionsplan Drogen und Sucht der Bundesregierung<br />

2003) und aus der Gesundheitsberichterstattung<br />

des Bundes und Landes abgeleitet. Die<br />

konkrete Umsetzung und Schwerpunktsetzung wird<br />

auf der Bedarfs- und Interventionsebene des Landes<br />

bestimmt. Dabei sind das Sozialministerium, das<br />

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sowie die<br />

Beauftragten für Suchtprophylaxe der Stadt- und<br />

Landkreise unter Einbindung des ÖGD wichtige Kooperationspartner.<br />

Im Bereich der primären Prävention<br />

werden hier vorrangig Modellprojekte zur Erreichung<br />

der Präventionsziele und ihrer Teilziele durchgeführt.<br />

Struktur der Suchtprävention<br />

Die Umsetzung der auf Bundesebene definierten<br />

Gesundheitsziele erfolgt in enger Abstimmung mit<br />

der Koordinationstelle für Suchtfragen des Sozialministeriums.<br />

Die aktuell gegebenen finanziellen und<br />

personellen Beiträge des Landes, der Landkreise,<br />

Krankenkassen, Sponsoren und anderer Beteiligter<br />

und die auf Landesebene gegebene Strukturen und<br />

Bedarfe bestimmen die Umsetzung der gesamtgesellschaftlich<br />

definierten Aufgaben im Bereich der<br />

Suchtprävention. Es wird darauf geachtet, Doppelstrukturen<br />

zu vermeiden bzw. abzubauen. Das Sozialministerium<br />

ist Auftraggeber spezifischer Projekte,<br />

die im Landesgesundheitsamt (LGA) weiterentwickelt<br />

und koordiniert werden. Die Umsetzung erfolgt<br />

nach dem Grundsatz der Subsidiarität und in enger<br />

Kooperation mit verschiedenen Akteuren der Stadtund<br />

Landkreise, verschiedener Landesverbände und<br />

Ministerien. In Baden-Württemberg steht dafür ein<br />

vergleichsweise hervorragendes Landes- und kommunales<br />

Netzwerk für Suchtprävention zur Verfügung.<br />

In 35 Land- und neun Stadtkreisen sind 27 (Stand:<br />

Januar 05) Beauftragte für Suchtprophylaxe für die<br />

Koordination und Durchführung institutionenübergreifender,<br />

suchtpräventiver Maßnahmen auf kommunaler<br />

Ebene zuständig. Sie haben häufig die Leitung der<br />

regionalen Arbeitskreise “Suchtprävention” und einen<br />

direkten Zugang zu Behörden und Versorgungseinrichtungen.<br />

Sie sind regionale Ansprechpartner<br />

für Lehrer, Eltern, Schüler, Presse, Betroffene und<br />

damit “Frühwarnsystem” für regionale Bedarfe. Im<br />

Bereich des Ministeriums für Kultus, Jugend und<br />

Sport sind ca. 32 Beauftragte für Suchtfragen in vier<br />

Oberschulämtern und ca. 4 600 Suchtpräventionslehrer<br />

aller Schulen Baden-Württembergs potentielle<br />

Kooperationspartner von zunehmender Bedeutung.<br />

Sie sind in den regionalen Arbeitskreisen Sucht organisiert.<br />

Daneben sind die Fachkräfte für Gesundheitsförderung<br />

der Gesundheitsämter sowie die Mitarbeiter<br />

der ambulanten bzw. stationären Beratungsund<br />

Behandlungsstellen des Suchtkrankenversorgungs-<br />

und des medizinischen Systems Kooperationspartner.<br />

Das LGA vertritt das Sozialministerium<br />

beim Bund-Länder-Koordinierungskreis Suchtprävention<br />

der BzgA in Köln und ist Mitglied am Runden<br />

Tisch “Rauchfreie Schule” beim Ministerium für Kultus,<br />

Jugend und Sport.<br />

Tabakprävention: “Be Smart – Don´t Start”<br />

– der Nichtraucherwettbewerb für Schulklassen<br />

der Stufe 6-8 (www.besmart.info)<br />

Die Reduzierung des Tabakkonsums zur Verringerung<br />

der tabakbedingten Krankheiten und Todesfälle<br />

ist eines von fünf prioritären Gesundheitszielen in<br />

Deutschland. Die gesundheitlichen Schäden stehen<br />

in engem Zusammenhang zur Raucherquote und zu<br />

den Rauchgewohnheiten. Der Großteil der Jugendlichen,<br />

die bis zum 18. Lebensjahr nicht mit dem<br />

Rauchen begonnen haben, werden auch später nicht<br />

damit anfangen. Aus diesem Grunde ist es naheliegend,<br />

1. die Quote der “Nie-Raucher” unter Kindern und<br />

Jugendlichen zu erhöhen,<br />

2. den Kenntnisstand über die Folgen des Rauchens<br />

und Passivrauchens in der Bevölkerung zu<br />

entwickeln und<br />

3. die Arbeits- und Lebensbedingungen für (noch)<br />

Nichtraucher insbesondere in Schulen zu verbessern.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, beteiligt sich das Sozialministerium<br />

gemeinsam mit dem Ministerium für<br />

Kultus, Jugend und Sport und dem LGA an der<br />

Nichtraucherkampagne. Zum dritten Mal erfolgt die<br />

Durchführung mit finanzieller Unterstützung der AOK<br />

Baden-Württemberg und in diesem Schuljahr erstmalig<br />

durch das Ministerium für Kultus, Jugend und<br />

Sport. Die landesweite Koordination in Baden-<br />

Württemberg liegt beim LGA. Die Zahl der Teilnehmerklassen<br />

wurde mit zuletzt 1 234 Klassen und ca.<br />

31 000 Schülern aus 40 Stadt- und Landkreisen und<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

allen Schularten Baden-Württembergs nahezu verdoppelt.<br />

Damit hat Baden-Württemberg nach Nordrhein-Westfalen<br />

und Bayern im Bundesvergleich die<br />

dritthöchste Teilnehmerzahl. Ebenso hat sich die<br />

Zahl der Kooperationspartner in den Stadt- und Landkreisen<br />

verdoppelt und erweitert. Insgesamt 22 Beauftragte<br />

für Suchtprophylaxe sowie Suchtbeauftragte<br />

der Oberschulämter, Sozialdezernenten und<br />

Stadtjugendpfleger stehen als regionale Ansprechpartner<br />

für Lehrer, Schüler, Eltern und Pressevertreter<br />

zur Verfügung. Hervorragende Beispiele für nachhaltige<br />

Präventionsarbeit sind der Ostalbkreis, die<br />

Landkreise Heilbronn und Ludwigsburg sowie der<br />

Stadtkreis Baden-Baden. Die Nachfrage, die Evaluationsergebnisse<br />

von Hanewinkel und Wiborg (2003)<br />

sowie die Entwicklung und Diskussion der “Rauchfreien<br />

Schulen” belegen den positiven Effekt des<br />

Programms.<br />

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr:<br />

“Jung, mobil + KLAR” (www.peer-projekt.de)<br />

Die Reduzierung des kritischen Alkohol- und (illegalen)<br />

Drogenkonsums in der Bevölkerung zur Verhinderung<br />

von gesundheitlichen Folgeschäden und Todesfällen<br />

soll erreicht werden. Die Unfallbelastung<br />

junger Männer im Straßenverkehr, insbesondere von<br />

Fahranfängern, ist überproportional hoch. 18- bis 25-<br />

Jährige haben das höchste Risiko, unter Alkohol- und<br />

Drogeneinfluss zu verunfallen. Um diesem Problem<br />

zu begegnen, hat das LGA in Kooperation mit dem<br />

Sozial- und Innenministerium, dem Fahrschullehrerverband<br />

Baden-Württemberg und den Beauftragten<br />

für Suchtprophylaxe in den Landkreisen Esslingen<br />

und Göppingen das PEER-Projekt an Fahrschulen<br />

zur Alkohol- und Drogenprävention im Straßenverkehr<br />

initiiert und aufgebaut. Die Projektarbeit wird<br />

inhaltlich und fachlich von einem Beirat begleitet und<br />

zunächst in den Landkreisen Esslingen und Göppingen<br />

durchgeführt und evaluiert. Die landesweite Koordination<br />

in Baden-Württemberg liegt beim LGA.<br />

Der Aufbau und die Umsetzung des PEER-Projektes<br />

in den Modellregionen wird von den zuständigen<br />

Beauftragten für Suchtprophylaxe organisiert. Sie<br />

sind Ansprechpartner für Peers und Fahrschulen. Im<br />

Mai 2004 wurden 38 junge Erwachsene zwischen 18<br />

und 24 Jahren (Peers) unter Einbeziehung örtlicher<br />

Kooperationspartner (Suchtberater, Suchtmediziner,<br />

TÜV, Polizei u. a.) in drei Seminaren ausgebildet. Das<br />

nächste Ausbildungsseminar ist für das 1. Quartal<br />

2005 geplant. 17 Peers haben sich entschieden,<br />

aktiv im Projekt mitzuarbeiten. Sie erhalten für ihr<br />

Engagement eine Aufwandsentschädigung. Unter<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

regelmäßiger Anleitung durch die Beauftragten für<br />

Suchtprophylaxe wurden von ihnen zur theoretischen<br />

Fahrschulausbildung zusätzliche Unterrichtseinheiten<br />

in den Fahrschulen entwickelt und trainiert. Die<br />

Peers gehen zu zweit in die Fahrschulen und diskutieren<br />

mit den Fahrschülern über das Thema Suchtmittel<br />

und Straßenverkehr. Die Fahrschüler werden<br />

zur Wahrnehmung des Trink-Fahr-Konfliktes sensibilisiert<br />

und sollen die Eigenverantwortung für ihr<br />

Verhalten übernehmen. Das Ziel ist die Vermeidung<br />

von Rauschfahrten. Von September bis Dezember<br />

2004 haben sich 17 Fahrschulen aus beiden Landkreisen<br />

am Projekt beteiligt und insgesamt 20 Peer-<br />

Einheiten nachgefragt und durchgeführt. Dabei wurden<br />

ca. 250 Fahrschüler erreicht. Die ersten Rückmeldungen<br />

der Fahrschullehrer und Fahrschüler sind<br />

durchweg positiv. Im Jahr 2005 wird die Peer-Ausbildung<br />

mit einer zweckgebundenen Spende der DaimlerChrysler<br />

AG unterstützt.<br />

Multiplikatorenfortbildung zur Prävention von<br />

HIV und AIDS<br />

Die Anzeichen für ein allgemeines Nachlassen bei<br />

der HIV-Vorbeugung werden mehr. Notwendiges eigenverantwortliches<br />

Gesundheitsverhalten im Bereich<br />

der Sexualität und des Drogenkonsums ist<br />

wieder in den Hintergrund gerückt. Wissenlücken<br />

sind festzustellen und das Schutzverhalten geht zurück.<br />

Das Robert Koch-Institut beobachtet einen<br />

Anstieg der HIV-Erstdiagnosen und anderer sexuell<br />

übertragbaren Infektionen. Aus den Ergebnissen der<br />

Versorgungsanalyse von Firsching & Schöntag zur<br />

HIV-und AIDS-Prävention im Landkreis Tübingen<br />

resultierte Handlungsbedarf. Vom Gesundheitsamt<br />

und Oberschulamt Tübingen wurde daraufhin ein<br />

zeitlich befristeter “Arbeitskreis HIV- und AIDS-Prävention”<br />

einberufen. Kooperationspartner waren neben<br />

dem LGA das Psychologische Institut der Universität<br />

Tübingen, die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg,<br />

die AIDS-Hilfe sowie Lehrkräfte verschiedener<br />

Schularten. Es wurde ein Fortbildungscurriculum<br />

für Lehrkräfte entwickelt und vom 20.-22.09.2004<br />

durchgeführt. Ein Schwerpunkt lag auf der Vermittlung<br />

kultureller Besonderheiten junger deutschstämmiger<br />

Aussiedler und Familien aus der Türkei. Die<br />

Lehrkräfte erhielten von Expertinnen mit migrationsspezifischem<br />

Hintergrund Orientierungshilfen für den<br />

Umgang mit unterschiedlichen moralischen und ethischen<br />

Wertvorstellungen sowie Haltungen und Ansprüchen,<br />

die sich auf Grund der unterschiedlichen<br />

kulturellen Herkunft von Schülern und deren Eltern in<br />

ihrem Arbeitsfeld ergeben.<br />

69<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


70 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Neuere Entwicklungen im Bereich HIV/AIDS und anderer sexuell<br />

übertragbarer Erkrankungen<br />

Johanna Körber, Ref. 94<br />

Die Neufassung der Fachlichen Empfehlungen zu<br />

den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-<br />

Beratung/§ 19 IfSG war aufgrund der neuen Gesetzeslage<br />

notwendig. Das “Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik”,<br />

das beim Sozialministerium angesiedelt<br />

ist, hat diesem Papier zugestimmt. Insbesondere<br />

vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen<br />

sowohl bei HIV als auch bei anderen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten sollen die vorliegenden Empfehlungen<br />

als Grundlage für eine zukunftsorientierte<br />

Arbeit in den entsprechenden Beratungsstellen der<br />

Gesundheitsämter dienen. Sie stellen eine wichtige<br />

Arbeitshilfe bei der Umsetzung der §§ 3 und 19 IfSG<br />

sowie des § 7 ÖGDG dar.<br />

Definition von sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten<br />

Geschlechtskrankheiten sind Infektionskrankheiten.<br />

Sie werden durch sehr verschiedene Erreger verursacht,<br />

denen spezielle Krankheitsbilder zuzuordnen<br />

sind. Im englischen Sprachraum werden diese Krankheiten<br />

unter der Sammelbezeichnung Sexually Transmitted<br />

Diseases – sexuell übertragbare Krankheiten<br />

(STD) geführt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) zählt inzwischen mehr als 30 Erreger, die<br />

durch sexuellen Kontakt übertragen werden können.<br />

Weiterentwicklung der Aufgaben<br />

aufgrund neuer Rechtsgrundlagen<br />

Schutz vor Infektionen gehört zu den Kernaufgaben<br />

des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Dazu<br />

zählt auch der Schutz vor sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten. Seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes<br />

(IfSG) zum 01.01.2001 hat dieser Aufgabenbereich<br />

eine neue gesetzliche Grundlage. Das<br />

IfSG hat auf die Arbeit der Gesundheitsämter im<br />

Bereich AIDS/STD weitreichende Auswirkungen: Bis<br />

zur Einführung des IfSG führten die Gesundheitsämter<br />

in Gemeinden mit mehr als 35 000/50 000 Einwohnern<br />

(in denen gemäß Art. 297 EGStGB i. V. m.<br />

der VO über das Verbot der Prostitution vom<br />

03.03.1976 Prostitution nicht verboten ist) Pflichtuntersuchung<br />

bei Prostituierten durch. Dabei bezogen<br />

sie sich auf das GeschlkrG vom 23.07.1953. Dieses<br />

Gesetz kannte lediglich vier Geschlechtskrankheiten,<br />

nämlich Lues, Gonorrhoe, Ulcus molle und Venerische<br />

Lymphknotenentzündung. 1987 wurde in<br />

allen Gesundheitsämtern zusätzlich AIDS-Beratung<br />

eingeführt, die auf HIV/AIDS beschränkt war, jedoch<br />

die gesamte Bevölkerung als Zielgruppe hatte – und<br />

zwar zunächst als Modellprogramm der Bundesregierung.<br />

Am Ende der Modellphase wurden die AIDS-<br />

Beraterinnen vom Land übernommen. Mit der Einführung<br />

des ÖGDG am 12.12.1994 erhält die AIDS-<br />

Beratung durch § 7 Abs. 2 S. 4 eine gesetzliche<br />

Grundlage. Mit der Einführung des IfSG am 01.01.2001<br />

wurde erstmalig eine gemeinsame gesetzliche Grundlage<br />

zu allen sexuell übertragbaren Erkrankungen<br />

einschließlich HIV/AIDS geschaffen. Dabei haben<br />

insbesondere die Erfahrungen aus der AIDS-Prävention<br />

Eingang in die Gesetzgebung gefunden. Entsprechend<br />

wurde die Prävention zum zentralen Leitgedanken<br />

des IfSG. § 3 IfSG weist die Information<br />

und Aufklärung der Allgemeinheit als öffentliche Aufgabe<br />

aus, die von den nach Landesrecht zuständigen<br />

Stellen zu erfüllen ist. § 19 IfSG präzisiert diese<br />

Aufgabe für bestimmte Fälle, nämlich u. a. für alle<br />

sexuell übertragbaren Erkrankungen. Daraus folgt:<br />

Jedes Gesundheitsamt – unabhängig von der Zahl<br />

der Einwohner – ist verpflichtet, zumindest Beratung<br />

zu allen sexuell übertragbaren Erkrankungen anzubieten.<br />

Untersuchung und im Einzelfall Behandlung<br />

müssen angeboten oder zumindest sichergestellt<br />

werden. Darüber hinaus soll für besondere Zielgruppen<br />

auch aufsuchende Arbeit geleistet werden. Die<br />

Betreuung von Prostituierten im Rahmen der Geschlechtskrankenfürsorge<br />

wurde der neuen Rechtslage<br />

angepasst, d. h. generell kontrollierende und<br />

verpflichtende Untersuchungen werden nicht mehr<br />

durchgeführt.<br />

Epidemiologische Entwicklung bei<br />

AIDS und anderen sexuell übertragbaren<br />

Erkrankungen<br />

Seit der Einführung des IfSG ist Treponema pallidum<br />

(Erreger der Syphilis) nichtnamentlich meldepflichtig.<br />

Durch die Veränderung in der Art der Meldepflicht<br />

sind die Fallzahlen erst ab 2001 vergleichbar. Für das<br />

Jahr 2003 wurden dem Robert Koch-Institut 2 932<br />

neu diagnostizierte Syphilis-Fälle gemeldet. Das bedeutet<br />

im Vergleich zu 2002 einen Anstieg um 20 %.<br />

Seit Inkrafttreten des IfSG ist damit die Zahl der<br />

Meldungen in jedem Diagnosehalbjahr kontinuierlich<br />

angestiegen. Bundesweit wurde im Jahr 2003 (2002)<br />

eine Inzidenzrate der Syphilis von 3,6 (2,9) Erkrankungsfällen<br />

pro 100 000 Einwohner erreicht. In Ba-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

den-Württemberg betrug die Inzidenzrate für Syphilis<br />

2003 2,0 pro 100 000 Einwohner und war damit<br />

gleich hoch wie im Vorjahr.<br />

Die Anzahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen<br />

steigt seit 2001 wieder an. Bislang ist die Zunahme<br />

weitgehend auf Männer mit gleichgeschlechtlichen<br />

Sexualkontakten beschränkt. Das Robert Koch-Institut<br />

geht davon aus, dass die Fallzahlen in Baden-<br />

Württemberg, die 2003 deutlich zunahmen, 2004<br />

wieder leicht zurückgehen, jedoch auf einem höheren<br />

Niveau bleiben als im Jahr 2002. Die Inzidenzrate<br />

der neu diagnostizierten HIV-Infektionen betrug bundesweit<br />

im Jahr 2003 (2002) 2,2 (2,0) Erkrankungsfälle<br />

pro 100 000 Einwohner.<br />

Auch Hepatitis-B wird hauptsächlich bei sexuellen<br />

Kontakten übertragen. Die Inzidenzrate betrug im<br />

Jahr 2003 1,6 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner<br />

und lag damit etwas niedriger als im Jahr 2002 mit 1,7<br />

Erkrankungen pro 100 000 Einwohner. In Baden-<br />

Württemberg sank die Inzidenzrate von 1,9 im Jahre<br />

2002 auf 1,4 pro 100 000 Einwohner im Jahre 2003.<br />

Alle anderen STDs sind nicht bzw. nicht mehr meldepflichtig.<br />

Aufgrund mangelnder Daten ist es nicht<br />

möglich, Trends für die Verbreitung weiterer STDs<br />

anzugeben. Bei den viralen STDs sind weltweit die<br />

Infektionen mit genitalen Herpes-Viren und Papillomaviren<br />

am Weitesten verbreitet. Bezüglich der bakteriellen<br />

STDs spielen Chlamydia trachomatis und<br />

Gonokokken die größte Rolle.<br />

Folgen von sexuell übertragbaren<br />

Erkrankungen<br />

STDs können je nach Erreger und Zustand des<br />

Immunsystems asymptomatisch verlaufen bzw. mit<br />

geringfügigen Krankheitszeichen einhergehen. Sie<br />

können aber auch ganz andere Krankheiten vortäuschen<br />

oder auch schwere spezifische Symptome<br />

aufweisen. Die meisten STDs haben ernste Folgen,<br />

wenn sie nicht behandelt werden. Manche sind nach<br />

wie vor nicht heilbar. Nur wenige heilen von selbst<br />

aus. Die individuellen Folgen können einschneidend<br />

sein. So ist allgemein bekannt, dass eine unbehandelte<br />

HIV-Infektion zum Tode führt. Nahezu unbekannt<br />

dagegen ist, dass zu den schwerwiegendsten<br />

Folgen der Chlamydien-Infektion, die häufig ohne<br />

deutliche Symptome verläuft, Verklebungen und<br />

Vernarbungen der inneren Geschlechtsorgane gehören,<br />

was ein hohes Risiko für Eileiterschwangerschaften<br />

bzw. Unfruchtbarkeit bedingt. Dabei ist die<br />

genitale Chlamydien-Infektion wahrscheinlich die<br />

häufigste STD in den Industrieländern. Für Deutschland<br />

liegen keine belastbaren Daten vor. Nach Hochrechnungen<br />

ist jedoch mit weit über 100 000 Infektionen<br />

pro Jahr zu rechnen. Experten gehen davon<br />

aus, dass erworbene Unfruchtbarkeit am häufigsten<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

durch Chlamydien-Infektionen versacht wird. In einem<br />

Land, das sich größte Sorgen um die demografische<br />

Entwicklung macht, sollte diesem Umstand<br />

mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />

Unterstützung der Gesundheitsämter<br />

bei der Umsetzung des § 19 IfSG<br />

Bereits bei der Amtsärztetagung am 06./07.12.2000<br />

hat die Abt. 3 (seit 01.01.2005: Ref. 94) des Landesgesundheitsamtes<br />

(LGA) empfohlen, die im § 19 IfSG<br />

vorgeschriebenen Aufgaben den AIDS-Fachkräften<br />

zu übertragen. Diesen Vorschlag haben die Gesundheitsämter<br />

weitgehend umgesetzt. In Gesundheitsämtern<br />

mit einer Beratungsstelle für Prostituierte<br />

wurde die Zusammenarbeit zwischen AIDS-Beratern<br />

und Mitarbeitern dieser Beratungsstelle intensiviert,<br />

zum Teil sind die beiden Organisationseinheiten<br />

bereits zusammengefasst worden. Die Mitarbeiter in<br />

den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-<br />

Beratung werden durch Ref. 94 wie folgt unterstützt:<br />

• Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und<br />

praktischer Erfahrungen, die als Basis für die Beratung<br />

und Diagnostik/Therapie von STDs sowie für<br />

die Planung und Durchführung von präventiven<br />

Maßnahmen dienen<br />

• Fortbildungen zur Klinik, Diagnostik und Therapie<br />

der verschiedenen STDs, zu den Rahmenbedingungen<br />

für eine solche Beratungsstelle und zur<br />

Prävention von STDs. Die Fortbildungen sind auf<br />

den konkreten Bedarf der Fachkräfte vor Ort abgestimmt.<br />

• Organisation und Moderation von Dienstbesprechungen<br />

und Arbeitskreisen zum Austausch von<br />

Erfahrungen und Erkenntnissen mit dem Ziel, im<br />

Rahmen regionaler Gegebenheiten eine einheitliche<br />

Angebotspalette in den verschiedenen Beratungsstellen<br />

für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung<br />

zu erreichen.<br />

• Qualitätssicherung: 2004 wurden in Abstimmung<br />

mit Gesundheitsämtern die “Fachliche Empfehlungen<br />

für die Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§<br />

19 IfSG” neu gefasst. Das<br />

“Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik”<br />

hat den<br />

neuen Fachlichen Empfehlungen in der Sitzung<br />

vom 12.11.2004 zugestimmt. Die Empfehlungen<br />

stellen eine wichtige Arbeitshilfe bei der Umsetzung<br />

der §§ 3 und 19 IfSG sowie des § 7 ÖGDG<br />

dar.<br />

Das LGA als Leiststelle für den ÖGD wird auch<br />

künftig seinen Beitrag zur Optimierung der Beratung<br />

sowie der präventiven Arbeit in den Beratungsstellen<br />

für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§ 19 IfSG”<br />

leisten.<br />

71<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


72 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Umgebungsuntersuchung – Aufgabe des Betriebsarztes oder des<br />

Amtsarztes?<br />

Peter Michael Bittighofer, Ref. 96<br />

Die Umgebungsuntersuchungen nach Tuberkulose-<br />

(Tbc-)Verdacht bei einem Patienten oder Beschäftigten<br />

im Krankenhaus gehören zu den Aufgaben des<br />

Gesundheitsamtes. Traditionell werden sie jedoch<br />

vom Betriebsarzt ausgeführt. Dies ist angesichts<br />

knapper Einsatzzeiten nicht unbedingt gerechtfertigt.<br />

Es lassen sich jedoch Kompromisse schließen.<br />

Die niedrige Tbc-Prävalenz in Deutschland hat zur<br />

Abschaffung der Reihenuntersuchungen geführt.<br />

Untersuchungen finden nur noch bei sog. Risikogruppen<br />

statt. Dazu zählen beruflich exponierte Personen<br />

im Gesundheitsdienst in bestimmten Bereichen<br />

(z. B. pulmonologischen Einheiten, bestimmten<br />

Labors, Pathologie-Einheiten, Notfallambulanzen,<br />

Altenpflege), Sozialberufe mit Kontakten zu Migranten,<br />

Asylbewerbern, Bewohnern von Gemeinschaftsunterkünften<br />

(Asylbewerberheime, Anstalten des<br />

Strafvollzugs) oder Personen mit Einschränkung der<br />

Immunkompetenz.<br />

Problemlage<br />

Eine nicht nur sporadische Gefährdung von Beschäftigten<br />

im Gesundheitswesen, insbesondere in Krankenhäusern,<br />

beschränkt sich heute auf besondere<br />

Bereiche. Es werden aber in allen Bereichen Patienten<br />

aufgenommen, die an Tbc erkrankt sind und<br />

deren Tuberkuloseerkrankung erst nach einer Latenzzeit<br />

erkannt wird. Bis dahin können die bislang<br />

als unverdächtig geltenden Patienten in ihrer Umgebung<br />

schon Infektionen verursacht haben, die im<br />

Nachhinein aufgefunden werden müssen. Bei diesen<br />

“Umgebungsuntersuchungen” kommt es zu einer<br />

Überschneidung von Aufgabenbereichen nach<br />

dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) und der BioStoffV<br />

mit verschiedenen Zuständigkeiten:<br />

• Die Gesundheitsämter haben zur Bekämpfung<br />

übertragbarer Krankheiten die Pflicht, die erforderlichen<br />

Ermittlungen über Ansteckungsquelle und<br />

Ausbreitung der Krankheit vorzunehmen (§ 25[1]<br />

IfSG) und dazu ansteckungsverdächtige Personen<br />

vorlzuaden. Die Vorgeladenen sind zu der Untersuchung<br />

verpflichtet (§ 26 IfSG). Dies ist die Rechtsgrundlage<br />

für die Umgebungsuntersuchungen, die<br />

in Krankenhäusern immer wieder dann erforderlich<br />

sind, wenn bei einem Patienten eine offene Tbc<br />

diagnostiziert worden ist. An dieser im Rahmen der<br />

hoheitlichen Funktionen des Gesundheitsamtes<br />

auszuübenden Ermittlungen haben die betroffenen<br />

Personen teilzunehmen. Es gibt keine Freiwilligkeit;<br />

diese Untersuchungen können auch<br />

zwangsweise angeordnet werden.<br />

• Nach § 15a BioStoffV ist der Arbeitgeber verpflichtet,<br />

im Gesundheitsdienst entsprechend Anhang IV<br />

BioStoffV nur solche Personen zu beschäftigen,<br />

die vor Beginn der Tätigkeit und danach in regelmäßigen<br />

Abständen untersucht worden sind. Die Untersuchung<br />

schließt auch die Gefährdung durch<br />

Tbc-Erreger ein, soweit die Beschäftigten in Tuberkuloseabteilungen<br />

und anderen pulmonologischen<br />

Einrichtungen, in mikrobiologischen Labors mit entsprechendem<br />

Untersuchungsmaterial oder in der<br />

Pathologie tätig sind. Eine unmittelbare Pflicht für<br />

den Beschäftigten zur Teilnahme an der Untersuchung<br />

besteht jedoch nicht. Darüber hinaus gibt es<br />

eine Reihe weiterer Bereiche, in welchen erfahrungsgemäß<br />

Patienten oder betreute Personen mit<br />

aktiver Tbc zu erwarten sind, wie schon oben<br />

genannt. Hier muss der Arbeitgeber entsprechend<br />

dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung Vorsorgeuntersuchungen<br />

anbieten. Ob die Beschäftigten<br />

dieses Angebot wahrnehmen, ist in ihr Belieben<br />

gestellt. Alle diese Untersuchungen macht ein fachkundiger<br />

Arzt, im Allgemeinen der Betriebsarzt, der<br />

dann auch die Gesundheitsakten mit den Ergebnissen<br />

der Untersuchung führt (§ 15 [3] BioStoffV).<br />

Aus traditionellen Gründen wird mit den Umgebungsuntersuchungen<br />

entsprechend § 26 IfSG häufig noch<br />

der Betriebsarzt oder Personalarzt eines Krankenhauses<br />

im Auftrag des Gesundheitsamtes betraut.<br />

Diese Handhabung geht vermutlich auf die frühere<br />

Unfallverhütungsvorschrift (UVV) “Behandlung und<br />

Pflege von Kranken und Siechen“ zurück, die in den<br />

80er-Jahren von der UVV „Gesundheitsdienst“ abgelöst<br />

wurde. Danach mussten in mindestens sechsmonatigem,<br />

später mindestens jährlichem Abstand<br />

praktisch alle Beschäftigten eines Krankenhauses<br />

radiologisch untersucht werden (Thorax). Es bestand<br />

also ein umfassendes Untersuchungsregime mit kurzen<br />

Untersuchungsabständen, dessen Ergebnisse<br />

bei erforderlichen Umgebungsuntersuchungen herangezogen<br />

werden konnten. Häufig bestand auch<br />

zwischen Krankenhaus und Gesundheitsamt eine<br />

Übereinkunft, die es ermöglichte, dass beim Auftreten<br />

von Tuberkulose bei einem Patienten (oder auch<br />

einem Beschäftigten) der Personalarzt praktischer-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

weise gleich die Umgebungsuntersuchungen durchführte,<br />

welches dem Gesundheitsamt den personellen<br />

und zeitlichen Aufwand für die Untersuchungen<br />

und dem Krankenhausträger Ausfallszeiten seines<br />

Personals für die Untersuchungen im Gesundheitsamt<br />

ersparte.<br />

Dies ging bzw. geht solange gut, wie alle Beteiligten<br />

“mitspielen“, die Beschäftigten eingeschlossen. Es<br />

muss jedoch klar zwischen der Intention einer arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchung und der<br />

seuchenhygienischen Aufgabe des Gesundheitsamtes<br />

unterschieden werden. Die Vorsorgeuntersuchung<br />

hat den Zweck, die Beschäftigten vor arbeitsbedingten<br />

gesundheitlichen Risiken zu bewahren bzw. das<br />

individuelle Risiko des Beschäftigten abzuschätzen.<br />

Die Umgebungsuntersuchung dient dem Schutze<br />

der Bevölkerung und kann deshalb auch ggf. mit<br />

Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden.<br />

Das Umfeld, in dem arbeitsmedizinische Untersuchungen<br />

und seuchenhygienische Umgebungsuntersuchungen<br />

stattfinden, hat sich jedoch in den<br />

letzten 25 Jahren erheblich geändert. Infektionsschwerpunkte<br />

haben sich verlagert: Die Tuberkulose<br />

als dauernde Gefährdung spielt nur noch in besonderen<br />

Bereichen (siehe oben) eine Rolle. Nur dort hat<br />

der Arbeitgeber noch die Pflicht, regelmäßige Untersuchungen<br />

bezüglich Tbc-Erreger vornehmen zu lassen.<br />

In allen anderen Bereichen ist es in die Entscheidung<br />

der Beschäftigten gestellt, ob sie die angebotenen<br />

Untersuchungen wahrnehmen oder nicht. Untersuchungen<br />

finden in größeren Zeitabständen (bis zu<br />

drei Jahre) statt. Die Gesundheitsämter können also<br />

nicht mehr wie in vergangenen Zeiten auf die dokumentierten<br />

Ergebnisse eines zeitlich dicht gestaffelten<br />

Untersuchungsregimes zurückgreifen. Darüber<br />

hinaus treten die Rechte der Beschäftigten bei Vorsorgeuntersuchungen<br />

stärker hervor – und von diesen<br />

Rechten wird auch Gebrauch gemacht. Der<br />

Betriebsarzt, der im Allgemeinen diese Vorsorgeuntersuchungen<br />

vornimmt, ist zudem Vertrauensperson<br />

für Beschäftigte wie auch für den Arbeitgeber.<br />

Tritt er als Vollstrecker staatlichen Handelns auf, so<br />

gerechtfertigt es sein mag, könnte dies seiner Vertrauensstellung<br />

Schaden zufügen. Eine Untersuchung<br />

nach IfSG, die als personalärztliche Tätigkeit betrachtet<br />

werden könnte, kann deshalb auch nicht<br />

Bestandteil der Einsatzzeit sein, die dem Betriebsarzt<br />

für seine Aufgaben zur Verfügung steht.<br />

Andererseits kann die Durchführung von Umgebungsuntersuchungen<br />

durch das Gesundheitsamt mit erheblichen<br />

Nachteilen für Beschäftigte und Arbeitge-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

ber verbunden sein, da diese Untersuchungen im<br />

Allgemeinen in der Arbeitszeit ausgeführt werden<br />

und in den Räumen des Gesundheitsamtes stattfinden.<br />

Dies kostet viel Zeit und Aufwand für die Beschäftigten.<br />

Die Untersuchungsergebnisse werden<br />

zudem nicht vom Betriebsarzt dokumentiert, so dass<br />

er nur davon erfährt, wenn bei Erkrankung oder bei<br />

Tbc-Konversion eines Beschäftigten pflichtgemäß<br />

eine Berufskrankheiten(BK)-Anzeige durch den Amtsarzt<br />

erstellt wird. Das Untersuchungsprogramm des<br />

Betriebsarztes wird terminlich auch nicht neu justiert,<br />

wie dies nach einer Umgebungsuntersuchung durch<br />

ihn selbst möglich wäre.<br />

Fazit<br />

Es ist festzuhalten, dass Untersuchungszwecke und<br />

-ziele von arbeitsmedizinischer Vorsorge bzw. Umgebungsuntersuchungen<br />

sehr verschieden sind, auch<br />

wenn die Untersuchungsinhalte weitgehend übereinstimmen.<br />

Die aktive Teilnahme des Betriebsarztes<br />

bzw. des für die arbeitsmedizinische Vorsorge ermächtigten<br />

Arztes an den Umgebungsuntersuchungen<br />

ist allein schon wegen der unterschiedlichen<br />

Aufgabenkonzepte (Betriebsarzt als beratende und<br />

mit Argumenten überzeugende Vertrauensperson<br />

versus Amtsarzt als Hoheitsträger mit Durchsetzungsauftrag)<br />

problematisch. Die Nachteile einer klaren<br />

Trennung der Untersuchungen, insbesondere der<br />

damit verbundene erhöhte Aufwand, wiegen nach<br />

unserer Auffassung dagegen nicht so schwer. Wegen<br />

der heute nur noch einen Teil des Personals<br />

umfassenden und zeitlich nicht mehr so dicht gestaffelten<br />

Untersuchung der Beschäftigten durch den<br />

Betriebsarzt in Bezug auf Tbc-Erreger kann nur noch<br />

mit Einschränkung auf zurückliegende Referenz-Ergebnisse<br />

zurückgegriffen werden, die ggf. zur Eingrenzung<br />

des Konversionszeitpunktes sinnvoll gewesen<br />

wären.<br />

Es wird daher nach Abwägung aller Gründe empfohlen,<br />

Umgebungsuntersuchungen vom Gesundheitsamt<br />

durchführen zu lassen. Der Betriebsarzt sollte<br />

jedoch Informationen über die Untersuchung (Datum,<br />

betroffene Einrichtung des Krankenhauses) und<br />

– mit Einwilligung der jeweiligen Beschäftigten –<br />

auch das Ergebnis der Untersuchung zur Dokumentation<br />

in seinen Unterlagen erhalten. Übernimmt der<br />

Betriebsarzt jedoch die Umgebungsuntersuchungen<br />

in Absprache mit dem Krankenhausträger und dem<br />

Gesundheitsamt, so sollen sie außerhalb der betriebsärztlichen<br />

Einsatzzeit ausgeführt werden.<br />

73<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


74 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Inhalationsallergie im Backgewerbe – was tun?<br />

Cornelie Einsele, Ref. 96<br />

Beschäftigte im Backgewerbe sind gefährdet, eine<br />

allergische Atemwegserkrankung in Form von Bäckerschnupfen<br />

und/oder Bäckerasthma zu erleiden.<br />

Manch einem berufsbedingt Erkrankten, welcher<br />

dennoch in seinem Beruf tätig ist, kann geholfen<br />

werden.<br />

Trotz Bäckerschnupfen passionierter<br />

Konditor<br />

Bereits vor etlichen Jahren wurde bei dem langjährig<br />

als Konditormeister tätigen Versicherten eine Inhalationsallergie<br />

auf Mehle mit vorwiegend rhinitischer<br />

Symptomatik diagnostiziert. In der eigenen Konditorei,<br />

einem inzwischen Ein-Mann-Betrieb mit angeschlossenem<br />

Cafe, entstehen unter seiner Hand<br />

weiterhin süße Kreationen.<br />

Durch das Präventionsprogramm seines Unfallversicherungsträgers<br />

(UVT) für an Bäckerasthma und/<br />

oder -schnupfen erkrankte Versicherte konnte ihm<br />

geholfen werden, mit seinem gesundheitlichen Problem<br />

am Arbeitsplatz zurecht zu kommen. Regelmäßig<br />

benötigt er jedoch Medikamente gegen seine<br />

berufsbedingte Atemwegsallergie in Form von Asthmasprays<br />

und Tabletten, für deren Kosten sein UVT<br />

aufkommt.<br />

Ähnlich mag es manchem Bäcker oder Konditor<br />

ergangen sein, welcher trotz berufsbedingter Inhalationsallergie<br />

seinen Beruf nicht aufgeben wollte oder<br />

konnte. Jedenfalls berichtet der zuständige UVT,<br />

durch das in den letzten Jahren entwickelte neuartige<br />

Präventionsprogramm sei es gelungen, bei ungefähr<br />

80 % der ca. 900 bisher behandelten, berufsbedingt<br />

erkrankten Versicherten, welche nach wie vor im<br />

Backgewerbe tätig sind, die Beschwerden deutlich<br />

zu verringern oder gar Beschwerdefreiheit zu erreichen.<br />

Derartige Maßnahmen kommen jedoch meist<br />

nur für solche Personen in Betracht, welche eher<br />

geringe Krankheitserscheinungen aufweisen und/<br />

oder wie Backstubenleiter vorwiegend aufsichtsführende<br />

und organisatorische Aufgaben wahrnehmen.<br />

Daten und Fakten gefragt?<br />

Allergische Atemwegserkrankungen wurden im April<br />

1961 als Berufskrankheit (BK) nach Nummer 4301<br />

(BK 4301) in die Liste der BK neu aufgenommen. Zu<br />

mehreren Tausend Fällen jährlich werden in Deutschland<br />

Anzeigen über eine BK 4301 erstattet. In den<br />

vergangenen 15 Jahren gingen die Zahlen von über<br />

5 000 jedoch auf unter 4 000 pro Jahr zurück. Ein<br />

großer Anteil der angezeigten BK 4301 – ungefähr<br />

800-1 000 Fälle pro Jahr – entfällt auf Beschäftigte im<br />

Backgewerbe, wovon bei ca. 75 % eine berufliche<br />

Genese bestätigt wird. Als Ursache erwiesen sich<br />

vorwiegend Mehlstäube, insbesondere Roggen- und<br />

Weizenmehl, außerdem pulverförmige Backmittel<br />

(neuere Bezeichnung für Backhilfsmittel), welche als<br />

allergieauslösende Stoffe mit sogar höherer allergener<br />

Potenz Enzyme wie Amylase, Xylanase und<br />

Cellulase enthalten. An weiteren Allergenen zu nennen<br />

sind Schimmelpilze und Ausscheidungen von<br />

Milben und Vorratsschädlingen, wie Korn- und Reismehlkäfer.<br />

Ob bei einem im Backgewerbe Beschäftigten<br />

überhaupt eine allergische Atemwegserkrankung<br />

auftreten kann, hängt von der Veranlagung ab, welche<br />

sich im Einzelfall nur bedingt vorhersagen lässt.<br />

Als ungünstig zu werten sind vorbestehende allergische<br />

Erkrankungen, wie Heuschnupfen insbesondere<br />

auf Gräserpollen oder allergisches Bronchialasthma<br />

auf Hausstaubmilben.<br />

Anzustreben ist in jedem Fall eine möglichst geringe<br />

Konzentration an Mehl- und Backmittelstäuben sowie<br />

sonstigen inhalativen Belastungen am Arbeitsplatz.<br />

Der in Deutschland zulässige Grenzwert (MAK)<br />

für Mehl von 4 mg/m³ kann allerdings nicht verhindern,<br />

dass sich eine Mehlstauballergie entwickelt.<br />

Eine Sensibilisierung auf Mehle kann nahezu ausgeschlossen<br />

werden, wenn der deutlich niedrigere<br />

amerikanische Grenzwert (TLV: threshold limit value)<br />

von 0,5 mg/m³ eingehalten wird. Ist bereits eine<br />

Sensibilisierung auf Mehle eingetreten, ist mit einer<br />

konzentrationsabhängigen Beschwerdesymptomatik<br />

zu rechnen.<br />

Abhilfe in Sicht?<br />

Beengte räumliche Verhältnisse in so mancher Bäckerei<br />

mitten in der Innenstadt haben vielerorts dazu<br />

geführt, dass der eigentliche Backbetrieb auf die<br />

grüne Wiese ins Industriegebiet verlagert wurde, wo<br />

in großzügig angelegten Hallen nach dem neuesten<br />

Stand der Technik produziert wird. Inhalative Belastungen<br />

können hierdurch im Allgemeinen verringert<br />

werden.<br />

Da im Produktionsbereich von Backbetrieben Mehlstaub<br />

auftritt, ist dieser von Räumen ohne besondere<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Mehlstaubbelastung, wie Verkaufs-, Pausen-, Aufenthalts-,<br />

Sanitär- und Wohnräume, baulich zu trennen.<br />

Im Bereich der Umkleideräume sollten Einrichtungen<br />

zur getrennten, luftigen Aufbewahrung von Arbeitsund<br />

Straßenkleidung vorhanden sein, beispielsweise<br />

Spinde mit Luftlöchern, um zu verhindern, dass unerwünschte<br />

Stoffe von Bereichen innerhalb der Produktion<br />

nach außerhalb und umgekehrt verschleppt werden.<br />

Im Produktionsbereich sollten Fußböden und<br />

Wände wie auch alle Einrichtungen, Geräte und Maschinen<br />

leicht zu reinigen sein. So kann der Übergang<br />

vom Fußboden zur Wand durch abgerundete Ecken<br />

reinigungsfreundlich gestaltet werden. Hohlräume,<br />

Risse, Spalten und kleine Nischen in der Bausubstanz,<br />

wo sich Schmutz, Ungeziefer, Schimmelpilze verbergen<br />

können, sind zu beseitigen.<br />

Bei der Lüftung ist – unabhängig davon, ob auf<br />

natürliche Weise oder mittels einer speziellen raumlufttechnischen<br />

Anlage gelüftet wird – zu beachten,<br />

dass Luftzugerscheinungen vermieden und Stäube<br />

möglichst wenig aufgewirbelt werden sowie zusätzliche<br />

mikrobielle Probleme, z. B. infolge Taupunktunterschreitung,<br />

nicht entstehen können.<br />

Die Arbeitsverfahren, Einrichtungen, Geräte, Maschinen,<br />

Stoffe usw. sind so zu wählen, dass eine nennenswerte<br />

Staubentwicklung erst gar nicht auftritt.<br />

Die Verarbeitung von Mehl und Backmitteln ist in<br />

möglichst geschlossenen Systemen vorzunehmen.<br />

Wird mit Mehl und pulverförmigen Backmitteln jedoch<br />

offen umgegangen, ist ganz besonders auf<br />

staubarmen Umgang zu achten, wenn keine Mehlstaub-Absauganlagen<br />

vorhanden sind. Wird Mehl<br />

aus dem Mehlsilo in Teigknetbottiche offen eingebracht,<br />

so sollte, falls hierzu ein Füllschlauch verwendet<br />

wird, dieser bis zum Boden der Behältnisse<br />

reichen und der Vorgang dosiert vorgenommen werden.<br />

Wird Mehl aus Säcken offen umgefüllt, empfiehlt<br />

es sich, spezielle Geräte oder Rutschen zu<br />

verwenden und geringe Fallhöhen einzuhalten.<br />

Weiterhin kann Staubentwicklung gering gehalten<br />

werden, wenn bei der maschinellen Teigherstellung<br />

im kleinsten Gang angeknetet wird, der Teigknetbottich<br />

mit einem dicht schließenden Deckel verschlossen<br />

wird, Backmittel nicht in Form von Pulver, sondern<br />

als Flüssigkeit, Paste oder Granulat verwendet<br />

werden, bei der Teigverarbeitung von Hand gewöhnliches<br />

Backmehl als Trennmittel durch ein staubarmes<br />

grobkörniges Spezialmehl ersetzt wird. Kommt<br />

bei der manuellen Teigverarbeitung jedoch gewöhnliches<br />

Backmehl als Trennmittel zum Einsatz, sollte<br />

dieses auf die Arbeitstische nicht per Handwurf,<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

sondern mit einem Sieb verteilt oder mit der Hand<br />

aufgelegt und verrieben werden. In Betracht kommen<br />

außerdem solche Mehle als Trennmittel, welche nicht<br />

oder nur in geringem Maße allergieauslösend wirken,<br />

wie z. B. Stärkemehl. Auf Mehl als Trennmittel kann<br />

gelegentlich ganz verzichtet werden, wenn z. B.<br />

Körbe zum Backen von Brot nicht mit Mehl bestäubt<br />

werden, sondern mit speziellen Textilien ausgelegt,<br />

Backbleche mit Backpapieren, entsprechenden Tüchern<br />

oder Folien belegt oder aber Öle oder Fette als<br />

Trennmittel verwendet werden.<br />

Kann bei einzelnen Arbeitsgängen deutliche Mehlstaubentwicklung<br />

nicht verhindert werden, sind weitergehende<br />

Vorkehrungen zu treffen. Hierzu zählen<br />

Kapselung von Maschinen, Mehlstaub-Absauganlagen<br />

v. a. an der Mehleingabe sowie das zeitweise<br />

Tragen von persönlichem Atemschutz.<br />

Im Übrigen sind sonstige im Backgewerbe auftretende<br />

inhalative Belastungen von Arbeitsplätzen fern zu<br />

halten. So werden Backdünste durch in Backöfen<br />

integrierte Absauganlagen und zusätzliche über Backofenöffnungen<br />

angebrachte Abzugseinrichtungen<br />

abgeleitet. Abzuführen sind auch die im Bereich von<br />

Friteusen entstehenden Fettdämpfe, z. B. durch<br />

Dunstabzugseinrichtungen mit Fettfiltern. Ferner ist<br />

es ratsam, bei der regelmäßig im Betrieb notwendigen<br />

Reinigung, Desinfektion und Schädlingsbekämpfung<br />

solche Verfahren anzuwenden, bei welchen die<br />

Mitarbeiter nicht unnötig Aerosolen oder Gasen ausgesetzt<br />

sind.<br />

Um Bäckerasthma und -schnupfen frühzeitig erkennen<br />

und behandeln zu können, sind arbeitsmedizinische<br />

Untersuchungen zu empfehlen. Spezielle arbeitsmedizinische<br />

Vorsorgeuntersuchungen für im<br />

Backgewerbe Beschäftigte sind zwar nicht vorgeschrieben,<br />

dringend geraten wird aber zu entsprechenden<br />

Untersuchungen, wenn insbesondere Auszubildende<br />

eingestellt werden.<br />

Fazit<br />

Im Backgewerbe lässt sich die Gefährdung hinsichtlich<br />

Bäckerasthma/-schnupfen eindämmen, wenn<br />

o. g. Schutzmaßnahmen, insbesondere staubarmer<br />

Umgang mit Mehl, von allen Beschäftigten umgesetzt<br />

werden. So besteht bei einigen der berufsbedingt an<br />

Inhalationsallergien Erkrankten inzwischen die Chance,<br />

ihre bisherige Tätigkeit im Backgewerbe weitgehend<br />

beschwerdefrei fortzusetzen – meist allerdings<br />

nur unter individueller ärztlicher Behandlung.<br />

75<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


76 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Rinderhaltung – Gefährdungen nach BioStoffV<br />

Camilla Jetter, Ref. 96<br />

Der vorherrschende Mischcharakter landwirtschaftlicher<br />

Betriebe in den alten Bundesländern (d. h. es<br />

werden sowohl Tiere gehalten als auch Acker- und<br />

Futterbau betrieben) birgt verschiedenartige Gefahren<br />

für die Beschäftigten. Da sind zum einen die<br />

möglichen Atemwegserkrankungen durch die luftgetragenen<br />

Arbeitsstoffe, zum anderen Zoonosen, die<br />

unterschiedlich häufig auftreten können. Nur durch<br />

umsichtiges Handeln, Nutzung effektiver Technologien<br />

und durch möglichst weitreichende artgerechte<br />

Tierhaltung kann die physische (und psychische)<br />

Gesundheit von Mensch und Tier auf Dauer erhalten<br />

werden, was sich letztendlich auch auf die Qualität<br />

des Produktes auswirkt.<br />

Die meisten Betriebe in Baden-Württemberg halten<br />

Rinder sowohl zur Milch- als auch zur Fleischgewinnung.<br />

Die besichtigten Ställe hatten überwiegend<br />

einen Tierbestand von 50-100 in Anbindehaltung.<br />

Die Belastungen der Beschäftigten in der Landwirtschaft<br />

sind größtenteils durch den unmittelbaren<br />

Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen gekennzeichnet.<br />

Gemäß BioStoffV handelt es sich dabei um<br />

ungezielte Tätigkeiten. Die Tierart, aber insbesondere<br />

die Produktions- und Haltungsbedingungen, bestimmen<br />

u. a. die Höhe der Exposition gegenüber luftgetragenen<br />

biologischen Arbeitsstoffen. In landwirtschaftlichen<br />

Bereichen treten häufig Staubbelastungen<br />

auf, wie sie in anderen industriellen Umgebungen<br />

nicht akzeptiert werden würden (Warren 1989).<br />

Von größter Bedeutung ist der Umgang mit pflanzlichem<br />

Material, da die Mikroorganismen an Staubpartikel<br />

gebunden mit der Atemluft aufgenommen werden.<br />

Dies kann zu Atemwegserkrankungen führen,<br />

die von Symptomen wie Kurzatmigkeit und Husten<br />

über die chronische Bronchitis, das allergische Asthma<br />

bronchiale, die exogen-allergische Alveolitis (z. B.<br />

Farmerlunge) bis zu toxischen Erscheinungen führen.<br />

Das allergische Asthma bronchiale kann auch<br />

durch Tierhaare, Tierschuppen, Milben oder durch<br />

Schimmelpilzsporen ausgelöst werden. Toxische Syndrome<br />

treten bei Exposition gegenüber Heu, Getreide<br />

oder Silageprodukten auf und werden auch als<br />

Getreidefieber, Lungenmykotoxikose oder atypische<br />

Farmerlunge bezeichnet. Verantwortlich dafür sind<br />

nicht die Mikroorganismen selbst, sondern die von<br />

ihnen gebildeten Endotoxine bzw. Mykotoxine, die<br />

inhaliert werden.<br />

Besonders hohe Staubentwicklung ist beim Verladen,<br />

Transportieren oder Umfüllen (z. B. Öffnen von<br />

Heu- und Strohballen) von pflanzlichem Material gegeben.<br />

Dabei entstehen kleinere Bruchstücke und<br />

Abrieb bis zu atembaren Teilchen, die sich in der<br />

umgebenden Luft verteilen, was man sehr eindrucksvoll<br />

bei Sonnenschein beobachten kann. Die Getreidetrocknung,<br />

das Füllen und Entleeren von Getreidespeichern<br />

und Futtersilos sowie die Zubereitung von<br />

Futtermischungen und die Fütterung selbst können<br />

u. a. je nach Verfahren ebenfalls zu den Tätigkeiten<br />

mit hoher Staubbildung gehören.<br />

Im Tierstall führt generell die Verwendung von Einstreumaterialien<br />

zu einer Erhöhung der Staubexposition<br />

und damit verbunden auch zu einer Zunahme<br />

mikrobieller Belastung. Die Mikroben stammen dabei<br />

auch aus den Einstreumaterialien selbst (Bakterienund<br />

Schimmelpilzbesatz) und von Keimen (z. B. aus<br />

den Fäzes) der Tiere, welche an die Einstreupartikel<br />

gebunden werden. Weiterhin gibt es zwischen den<br />

Einstreumaterialien (Heu, Stroh, Sägemehl) große<br />

Unterschiede hinsichtlich der Keim- bzw. Endotoxinund<br />

Staubkonzentration. Das warmfeuchte Klima in<br />

Tierställen stellt ideale Wachstumsbedingungen für<br />

Pilze und Bakterien dar.<br />

Nicht zuletzt wird die biologische Belastung durch<br />

den Bewegungsrhythmus der Tiere und des Landwirtes<br />

im Laufe eines Tages verändert bzw. erhöht.<br />

Hinsichtlich der Schadstoff-Konzentrationen ist es<br />

ein Unterschied, ob sich die Tiere bewegen oder in<br />

Ruhe befinden, ob der Landwirt füttert, ausmistet<br />

oder einen Kontrolldurchgang macht oder ob fremde<br />

Personen in den Tierbereich gelangen. Besonders in<br />

Anbindeställen merkt man die Angst der Tiere vor<br />

fremden Personen an ihrem unruhigen Verhalten.<br />

Auch Windstöße lassen kurzfristig die Staubkonzentrationen<br />

in die Höhe schnellen. Weitere erhebliche<br />

Unterschiede gibt es natürlich in der Form der Haltung.<br />

Man unterscheidet z. B. zwischen einem Anbindestall<br />

(wird 2010 verboten), welcher in Süddeutschland<br />

stark vertreten ist, einem Laufstall, einem Offen-<br />

Front-Stall oder einem Außenklimastall. Letzterer<br />

weist die geringste Belastung auf bei Einhaltung der<br />

Mindest-Hygienemaßnahmen (TRBA 500).<br />

Beim Umgang mit lebenden Tieren sind die Beschäftigten<br />

v. a. durch von Tieren auf den Menschen<br />

übertragbare Krankheiten (Zoonosen) gefährdet. Es<br />

sind ca. 200 derartige Krankheiten bekannt. Erreger<br />

können Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze sein.<br />

Viele Krankheitsrerreger werden von den Tieren mit<br />

dem Urin, Kot oder anderen Körpersekreten ausge-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

schieden und gelangen somit in die Gülle oder den<br />

Stallmist. Dabei ist auch an die Ausscheidungen von<br />

Tieren zu denken, bei denen die Krankheit noch nicht<br />

ausgebrochen ist, die aber den Erreger schon in sich<br />

tragen.<br />

Die Vermehrungsfähigkeit von Krankheitserregern<br />

ist bei Stallmist und Gülle unterschiedlich. Der strohhaltige<br />

Stallmist erhitzt sich selbst, wobei die meisten<br />

Erreger abgetötet werden. Dies ist bei der Gülle oft<br />

nicht möglich, da sie häufig nicht über sechs Monate<br />

gelagert wird, was aber für die Keimabtötung notwendig<br />

wäre. Bandwurmeier oder auch Salmonellen haben<br />

sehr lange Überlebenszeiten in der Gülle. Ein<br />

direkter Kontakt mit Gülle kommt selten vor. Die<br />

Übertragung erfolgt meistens indirekt über die Kontamination<br />

von Pflanzen nach dem Ausbringen der<br />

Gülle auf den Feldern. Beim Ausbringen der Gülle mit<br />

Tankfahrzeugen bilden sich Aerosole, die oft über<br />

weite Entfernungen getragen werden. Rinder können<br />

beim Grasen die Erreger (z. B. Bandwurmeier) wieder<br />

aufnehmen. Aus Umweltgründen (Geruchsbelästigung)<br />

wurden neue technische Verfahren entwickelt.<br />

Sie arbeiten die Gülle und den Dung in den Boden<br />

ein. Als Nebeneffekt wird die Aerosolbildung erheblich<br />

gemindert.<br />

Größere Bedeutung haben die Reinigungsverfahren.<br />

Wird z. B. der häufig mit Kot verschmierte Melkstand<br />

statt mit einem Wasserschlauch mit einer Hochdruckreinigung<br />

abgespritzt, so steigt die Aerosolkonzentration<br />

erheblich. Die Kleidung des Landwirts<br />

kann dann möglicherweise mit EHEC-Bakterien kontaminiert<br />

werden und im schlimmsten, jedoch sehr<br />

seltenen Fall zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom<br />

(HUS) durch Schmierinfektion führen.<br />

Im Gegensatz zum HUS ist die Trichophytie (Kälberoder<br />

Rinderflechte) weit verbreitet. Sie überträgt sich<br />

leicht auf den Menschen. Zwischen den Tieren findet<br />

der Hautpilz eine effektive und schnelle Verbreitung<br />

durch gemeinsam genutzten Bürsten, durch das Reiben<br />

an Absperrvorrichtungen und durch den Körperkontakt<br />

der Tiere untereinander. Diese Erkrankung<br />

lässt sich nur schwer verhindern.<br />

Zu den wichtigsten Krankheiten beim Umgang mit<br />

Tieren und tierischen Produkten zählen die Erkrankungen<br />

der Verdauungsorgane, die von einer Reihe<br />

von Bakterien verursacht werden. Bei den Rindern<br />

sind auch in Deutschland viele Tiere latente Träger<br />

und Ausscheider von Erregern der Campylobakterio-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

sen. Häufig ist Campylobacter auch mit anderen<br />

Erregern der “Enteritis infectiosa” beim Menschen<br />

vergesellschaftet.<br />

Wichtigste Schutzmaßnahme gegenüber luftgetragenen<br />

Arbeitsstoffen ist die Verminderung der Staubbelastung.<br />

Dies lässt sich im landwirtschaftlichen<br />

Bereich auf unterschiedliche Weise, nur in Abhängigkeit<br />

von den betriebsspezifischen Gegebenheiten<br />

realisieren. Es darf dabei nicht übersehen werden,<br />

dass selbst bei Einhaltung des allgemeinen Staubgrenzwertes<br />

von 6 mg/m³ gesundheitlich bedenkliche<br />

Luftkeimkonzentrationen auftreten können. Die<br />

Inhaltsstoffe des Staubes sind daher wichtig.<br />

Geschlossene Fahrerkabinen z. B. auf Traktoren<br />

bewähren sich seit langem. Eine künstliche Trocknung<br />

bei Heu und Stroh beugt der Schimmelbildung<br />

vor. Installationen von Belüftungsanlagen verbessern<br />

das Stallklima erheblich. Dennoch lassen sich<br />

immer wieder sog. “tote Winkel” finden, die ggf. einer<br />

spezifischen örtlichen Behandlung zu bestimmten<br />

Jahreszeiten bedürfen. Das Anfeuchten oder das<br />

Einmischen von Ölen bei Schüttgütern wird empfohlen.<br />

Beim Zerkleinern von Getreide mit Walzenstühlen<br />

werden weniger schwebfähige Teilchen produziert<br />

als bei Verwendung von Hammermühlen. Eine<br />

Umstellung von mehlförmigen auf pelletiertes oder<br />

flüssiges Tierfutter trägt ebenfalls zur Minderung der<br />

Staubbildung bei.<br />

An persönlichen Schutzmaßnahmen ist das Tragen<br />

eines Atemschutzgerätes möglich. Finanzielle Unterstützung<br />

wird bei drohender Erkrankung von Seiten<br />

der Berufsgenossenschaft gewährt. Einfache Papierhalbmasken<br />

sind wirkungslos. Nur P3-Partikelfilter<br />

halten Viren, Pilze und deren Sporen zurück. Eine<br />

Hygiene-Schleuse lässt sich häufig auch in alten<br />

Bauten einrichten. Sorgfältige Hautpflege sollte selbstverständlich<br />

werden.<br />

Um Zoonosen rechtzeitig auf die Spur zu kommen,<br />

sind die Tiere in ihren Verhaltensweisen zu beobachten,<br />

erkrankte Tiere abzusondern. Neu gekaufte Tiere<br />

müssen sorgfältig untersucht werden. Evtl. müssen<br />

Bürsten (z. B. bei Trichophytie) ausgewechselt,<br />

die Absperreinrichtungen desinfiziert werden. Es gibt<br />

diverse Schutzimpfungen, die zu beachten sind. Laktierende<br />

Kühe benötigen besondere Aufmerksamkeit<br />

nicht nur unter dem hygienischen Aspekt. Schweine<br />

sollten auch nicht zum Eigenbedarf in Rinderställen<br />

gehalten werden.<br />

77<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


78 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Vier Jahre betriebliche Gesundheitsförderung in der Berufsschule<br />

Elisabeth Härtig, Ref. 96<br />

Für viele junge Menschen ist der Friseurberuf der<br />

Traumberuf schlechthin. Er steht für modernes Styling,<br />

Outfit und Kreativität. Weniger bekannt sind<br />

damit verbundene gesundheitliche Risiken, insbesondere<br />

berufsbedingte Hauterkrankungen. Diese<br />

können im Extremfall sogar zur Berufsaufgabe führen.<br />

Durch die Aktionen in der gewerblichen Schule<br />

im Hoppenlau, Stuttgart, soll bei den Berufsschülern<br />

für einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen<br />

Gesundheit geworben werden.<br />

Besonders im Friseurberuf kommt es schon während<br />

der Lehrzeit häufig zum Auftreten von Hauterkrankungen.<br />

Mit 53,4 % vorzeitig aufgelösten Ausbildungsverträgen<br />

ist das Friseurshandwerk führend im<br />

Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen (Bundesministerium<br />

für Bildung und Wissenschaft.<br />

Bei den Hauterkrankungen im Friseurberuf handelt<br />

es sich im Wesentlichen um kumulativ-subtoxische<br />

Handekzeme, auf die sich eine Sensibilisierung aufpfropfen<br />

kann. Es entstehen allergische Kontaktekzeme,<br />

die in der Folge zur Aufgabe des Friseurberufs<br />

führen oder die Ausübung des Berufs dauerhaft<br />

behindern. Gerade für den Friseurberuf gibt es Studien,<br />

in denen die Auswirkungen von Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

(z. B. Tragen von Handschuhen, Verwendung<br />

von Hautschutzmitteln, geeignete Arbeitstechniken<br />

und -organisation) die Erkrankungsrate<br />

effektiv vermindern können, wenn sie frühzeitig schon<br />

in der Lehrzeit bekannt sind und beachtet werden<br />

(Schwanitz HJ, Uter W, Wulfhorst B). Es kommt also<br />

darauf an, Lehrlinge, die neu in den Beruf kommen,<br />

über Arbeitsschutzmaßnahmen zu informieren, aber<br />

auch Arbeitsschutz mit ihnen zu trainieren (Verhaltensprävention).<br />

Aktionstag “Gesund und fit im Friseursalon”<br />

Da neue Studien in Niedersachsen ergeben haben,<br />

dass der Bekanntheitsgrad der Arbeitsschutzvorschriften<br />

(Technische Regeln für Gefahrstoffe [TRGS]<br />

530, 531, 540) bei Friseurlehrlingen abgenommen<br />

hat, versuchen wir zur Prävention von Friseursekzemen<br />

bei den Stuttgarter Berufsschülern beizutragen<br />

und haben 2004 bereits zum vierten Mal einen Aktionstag<br />

“Gesund und fit im Friseursalon” in der Hoppenlau-Berufsschule<br />

durchgeführt. Optimale Präventionsmaßnahmen<br />

zur Vermeidung von Hauterkrankungen<br />

werden theoretisch und praktisch vorgestellt.<br />

Hautschutz (Landesgesundheitsamt)<br />

In Kurzreferaten wird der Hautschutz in der Theorie<br />

dargestellt und durch praktische Übungen mit geeigneten<br />

Hautschutzpräparaten und zweckmäßigen<br />

Handschuhen individuell demonstriert. Natürlich werden<br />

hierbei auch andere gesundheitlich wesentliche<br />

Themen angesprochen, die im Friseursalon eine<br />

Rolle spielen.<br />

Stressbewältigung (Innungskrankenkasse)<br />

Auch der Umgang mit Kunden will gelernt sein,<br />

besonders, wenn vor den Feiertagen sehr viele Kunden<br />

versorgt werden müssen. Der psychologisch<br />

geschickte Umgang mit Kunden und das Umfunktionieren<br />

der eigenen Dysstressbelastung in Eustress<br />

wird von einem Psychologen vermittelt. Hierbei soll<br />

auch geübt werden, wie dem Kunden, anderen Lehrlingen,<br />

Kollegen oder dem Meister Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

am Besten erklärt werden.<br />

Umgang mit ergonomischen Belastungen<br />

(Innungskrankenkasse/Gesundheitsamt<br />

Stuttgart)<br />

Besonders ältere Friseure leiden oft unter Wirbelsäulenbeschwerden<br />

infolge von ergonomisch ungünstigen<br />

Arbeitshaltungen. Hier stehen im Friseurberuf<br />

sinnvolle Arbeitshilfen wie ergonomisch geformte<br />

Scheren, Hocker und höhenverstellbare Stühle zur<br />

Verfügung. Der richtige Gebrauch dieser Hilfen wird<br />

durch einen Referenten erklärt. Zusätzlich soll ein<br />

aktiver Ausgleich für die tägliche einseitige Belastung<br />

der Muskulatur in Form von sinnvollen Dehnund<br />

Bewegungsübungen für die Pausen und Dehn-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

und Kräftigungsprogrammen für zu Hause vermittelt<br />

werden.<br />

Optimale Ernährung (Innungskrankenkasse)<br />

Oft bleibt im Friseurberuf nur wenig Zeit für die<br />

Mittagspause. Das Frühstück muss vor Ort eingenommen<br />

werden. Tipps zur optimalen Ernährung<br />

werden gegeben. Rezepte können selbst ausprobiert<br />

werden.<br />

Darüber hinaus werden die für Friseure wichtigen<br />

Regeln im Arbeitsschutz vom Gewerbeaufsichtsamt<br />

Stuttgart vorgestellt. Um den Anreiz zur Teilnahme zu<br />

fördern und den Lerneffekt der Veranstaltung zu<br />

prüfen, wird der Wissensstand der Teilnehmer nach<br />

der Veranstaltung mit Hilfe eines kleinen Fragebogens<br />

abgefragt. Richtig ausgefüllte Fragebogen neh-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

men an einer Verlosung mit anschließender Preisverleihung<br />

teil. Bei einer jedesmal im Anschluss stattfindenden<br />

Plenumssitzung kann von allen Beteiligten<br />

Kritik an der Veranstaltung geübt werden. Die allgemeine<br />

Meinung fällt insgesamt positiv aus,<br />

insbesondere auch deshalb, weil an einem solchen<br />

Aktionstag das Wissen lebendiger als im normalen<br />

Unterrichtsalltag vermittelt werden kann.<br />

Unser Plan für die Zukunft ist, Unterrichtsmaterial<br />

und Unterrichtseinheiten vorzubereiten und den Berufsschulen<br />

zur Unterrichtsgestaltung anzubieten.<br />

Da solche Veranstaltungen eine großflächigere Verbreitung<br />

finden sollen, versuchen wir die Berufsschullehrer<br />

zu unterstützen, mit Hilfe des von uns<br />

bereitgestellten Materials selbst solche Veranstaltungen<br />

durchzuführen.<br />

Projekt Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken<br />

Renate Müller-Barthelmeh, Elke Häberle, Ref. 96<br />

Zwischen 2002 und 2004 führte das Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) in Kooperation mit der Universitätsklinik<br />

Heidelberg ein Projekt zur Qualitätssicherung bei<br />

in Deutschland erhältlichen Nadelschutztechniken<br />

durch. Es war bundesweit das erste Projekt, in dem<br />

diese Nadelschutztechniken klinisch überprüft wurden.<br />

Arbeitnehmer im Gesundheitswesen sind verschiedensten<br />

Belastungen ausgesetzt. Beruflich erworbene<br />

Infektionskrankheiten spielen dabei eine wichtige<br />

Rolle. Von den blutübertragbaren Erregern sind das<br />

Hepatitis-B-Virus (HBV), das Hepatitis-C-Virus (HCV)<br />

und das Humane Immunodefizienz Virus (HIV) für<br />

das Berufskrankheiten(BK)-Geschehen im Gesundheitswesen<br />

am bedeutsamsten. So wurden im Jahr<br />

2002 bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />

und Wohlfahrtspflege 254 Verdachtsfälle einer<br />

beruflich erworbenen Hepatitis-C-Erkrankung gemeldet.<br />

Die Zahl der gemeldeten Hepatitis-B-Verdachtsfälle<br />

betrug 170, die der HIV-Verdachtsfälle 9.<br />

Die Infektionserreger HBC, HCV und HIV können<br />

durch Nadelstichverletzungen (NSV) übertragen<br />

werden. Verschiedenen Untersuchungen zufolge geht<br />

man davon aus, dass im stationären Bereich des<br />

Gesundheitswesens bei 750 000 Beschäftigten mehr<br />

als 500 000 NSV pro Jahr auftreten. D. h. es kommt<br />

durchschnittlich bei etwa zwei Drittel der Beschäftigten<br />

zu einer Nadelstichverletzung im Jahr 1 . Bei einer<br />

Studie in Wuppertal wurde eine durchschnittliche<br />

Zahl von 0,98 NSV pro Jahr und Beschäftigten ermittelt<br />

(Beie 2000), bei einer Befragung in Freiburg<br />

ergab sich eine durchschnittliche Rate von 0,41 NSV<br />

pro Mitarbeiter und Jahr (Hasselhorn et al 1995). Es<br />

handelt sich also keinesfalls um unbedeutende Einzelereignisse,<br />

wie verschiedentlich angenommen<br />

wird.<br />

Rechtliche Grundlage für entsprechende organisatorische,<br />

technische und persönliche Schutzmaßnahmen<br />

bilden das Arbeitsschutzgesetz und die Biostoffverordnung.<br />

Die Technische Regel für Biologische<br />

Arbeitsstoffe (TRBA) 250 “Biologische Arbeitsstoffe<br />

im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege”<br />

geht im Detail darauf ein. Zu den technischen Schutzmaßnahmen<br />

sind Instrumente mit Nadelschutzvorrichtungen<br />

zu zählen.<br />

Mit dem Ziel, eine Qualitätssicherung der in Deutschland<br />

verfügbaren Nadelschutztechniken (NST) vorzunehmen,<br />

wurde 2002 im LGA ein Projektantrag formuliert<br />

und vom Sozialministerium genehmigt. Die<br />

Anfrage nach einer Kooperation wurde von dem<br />

1 gemäß Safety First, einer Gemeinschaftsinitiative der Universität Wuppertal – Fachgebiet für Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin<br />

und Infektionsschutz, der Albert-Ludwig-Universität Freiburg – Abteilung für medizinische Soziologie und deutsche Koordinierungsstelle<br />

für Gesundheitswissenschaften/Public Health, der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e. V. und<br />

der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege e. V.<br />

79<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen


80 Berichte aus der Arbeit<br />

Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />

Leitenden Betriebsarzt der Universitätsklinik Heidelberg,<br />

Herr Dr. Buchholz, gerne aufgenommen. In<br />

dieser Klinik ist bereits seit 1990 ein Meldesystem für<br />

NSV etabliert. Das Studiendesign wurde unter wissenschaftlicher<br />

Begleitung von Prof. Dr. Dr. Hofmann<br />

und seiner Mitarbeiter ausgearbeitet.<br />

Ziel der Studie war es, die konventionellen Instrumente<br />

und die NST in verschiedenen Applikationsbereichen<br />

hinsichtlich der Häufigkeit von NSV und<br />

hinsichtlich der Handhabbarkeit zu vergleichen. Des<br />

Weiteren sollte die Melderate von NSV an der Universitätsklinik<br />

Heidelberg validiert, die Aufmerksamkeit<br />

der Beschäftigten gegenüber NSV erhöht und das<br />

Sicherheitsverhalten entsprechend verbessert werden.<br />

Ein weiteres Ziel war es, eine offizielle Empfehlung<br />

zum Einsatz von NST zu geben. Der zeitliche<br />

Rahmen des Projektes lag zwischen 2002 und 2004.<br />

Die Untersuchung an der Universitätsklinik Heidelberg<br />

erfolgte im stationären Bereich. Es wurden drei<br />

nach Möglichkeit vergleichbare Projektgruppen zu je<br />

sechs Stationen aus den Bereichen Intensivmedizin,<br />

Notfallambulanz, Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie<br />

und Haut rekrutiert. Die Gruppe I bildete die<br />

Kontrollgruppe, Gruppe II erhielt Schulungen zu einem<br />

verbesserten Sicherheitsverhalten und die Gruppe<br />

III verwendete zusätzlich über zwölf Monate (Interventionszeitraum)<br />

NST, die den anerkannten Anforderungen<br />

des National Institute for Occupational<br />

Safety and Health (NIOSH) an Instrumente zum<br />

Schutz vor NSV entsprachen. Zuvor wurden die Be-<br />

schäftigten im Umgang mit den neuen Instrumenten<br />

geschult.<br />

Die Hersteller B. Braun Melsungen AG, Becton Dickinson<br />

GmbH, Medex GmbH , Sarstedt AG, Terumo<br />

GmbH und Tyco Healthcare GmbH stellten die NST<br />

für zwölf Monate kostenfrei zur Verfügung. Als weitere<br />

Projektpartner konnten die Unfallversicherungsträger<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg und die Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

gewonnen werden.<br />

Vor und nach dem Interventionszeitraum wurden alle<br />

drei Gruppen mit Fragebögen zur Häufigkeit von NSV<br />

in den letzten zwölf Monaten, zum Meldeverhalten,<br />

zu den Umständen der NSV und zur Bekanntheit der<br />

Meldesysteme befragt. Die Beschäftigten der Gruppe<br />

III erhielten zusätzlich nach sechs und nach zwölf<br />

Monaten Anwendungszeit Fragebögen zur Bewertung<br />

der Handhabbarkeit der NST. Des Weiteren<br />

wurden die NSV-Meldungen der Beschäftigten aller<br />

drei Gruppen vor und während des Interventionszeitraums<br />

analysiert. Entsorgungsbehälter wurden vor<br />

und während des Interventionszeitraumes stichprobenartig<br />

überprüft.<br />

Die wissenschaftliche Auswertung der erhobenen<br />

Daten übernahm die Freiburger Forschungsstelle Arbeits-<br />

und Sozialmedizin. Ein Abschlussbericht wird<br />

derzeit erstellt. Die Erstveröffentlichung der Studienergebnisse<br />

wird im Rahmen der 45. Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin<br />

e. V. im April 2005 in Bochum erfolgen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

infektionsfrei.de – eine Arbeitsschutz-Homepage für den<br />

Gesundheitsdienst<br />

Christel Grüner, Ingrid Hügle, Ref. 96<br />

Der Internetauftritt ist ein Gemeinschaftsprojekt von<br />

Körperschaften und Einrichtungen, die sich mit dem<br />

Arbeitsschutz im Gesundheitswesen befassen. Sie<br />

soll Beschäftigte im Gesundheitsdienst informieren,<br />

wie sie berufsbedingte Infektionen vermeiden können.<br />

2002 wurden laut dem “Unfallverhütungsbericht Arbeit”<br />

der Bundesregierung 1 786 berufsbedingte Infektionen<br />

aus dem Gesundheitsdienst gemeldet, von<br />

denen 27 % als Berufskrankheit (BK) anerkannt<br />

wurden. Nach einer Umfrage bei 682 Beschäftigten<br />

im Gesundheitsdienst sind die wichtigsten Ursachen<br />

von berufsbedingten Infektionen Stich- und Schnittverletzungen<br />

mit kontaminierten Instrumenten wie<br />

Spritzen, Skalpellen oder Lanzetten. Es wurden 0,98<br />

Nadelstichverletzungen pro Jahr und Mitarbeiter festgestellt.<br />

Nur 9,3 % davon wurden gemeldet. (Quelle:<br />

Kralji, N. Nadelstichverletzungen im Gesundheitsdienst,<br />

Zahnärztliche Mitteilungen 19, 2002, 36-37).<br />

Als BK angezeigte Infektionen 2002<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Seltener wurden luftgetragene Infektionen oder<br />

Schmierinfektionen gemeldet.<br />

Die meisten gemeldeten Erkrankungen sind schwer<br />

verlaufende und schlecht therapierbare Viruskrankheiten<br />

wie Hepatitis-B, -C und selten auch AIDS.<br />

Daneben spielt die Tuberkulose als oft schwer behandelbare<br />

bakterielle Erkrankung eine Rolle. Für<br />

die betroffenen Arbeitnehmer, vorwiegend Pflegepersonal,<br />

Arzthelferinnen, seltener Laborpersonal,<br />

Ärzte und Hilfspersonal, bedeutet dies Krankheit,<br />

unter Umständen auch Schlimmeres: erhebliche Einschränkungen<br />

in der beruflichen Tätigkeit, Invalidität<br />

oder sogar Tod.<br />

Infizierte Mitarbeiter im Gesundheitsdienst können<br />

wiederum Patienten infizieren. Für Unternehmen im<br />

Gesundheitsdienst können diese krankenhaushygienischen<br />

Folgen verheerende Konsequenzen haben.<br />

Heute kann man Infektionen vermeiden – dank<br />

81<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


82 Berichte aus der Arbeit<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

BK-Anzeigen in Gesundheitsberufen 1994-2004<br />

neuer Arbeitsschutztechniken. Zusammen mit Partnern<br />

im Arbeitsschutz wie den zuständigen Ministerien,<br />

der Staatlichen Gewerbeaufsicht, den im Gesundheitsdienst<br />

tätigen Berufsgenossenschaften und<br />

Arbeitnehmerorganisationen wurde deshalb eine<br />

Neue Fortbildungen: Hygiene in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen<br />

Dr. Elke Roller, Ref. 91<br />

Der Wandel im Gesundheitswesen mit der vermehrten<br />

Forderung nach qualitätssichernden Maßnahmen<br />

erfordert von allen Leistungserbringern eine<br />

neue Ausrichtung auf dem Gesundheitsmarkt. Das<br />

Landesgesundheitsamt (LGA) hat entsprechend sein<br />

Programm im Bereich Fort- Aus- und Weiterbildung<br />

um die Kurse Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen<br />

erweitert und trägt somit dem wachsenden Bedarf an<br />

praxisorientierter Fortbildung Rechnung.<br />

Fortbildung als Erfolgsfaktor für die<br />

Arzt- und Zahnarztpraxis<br />

Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Reform der gesetzlichen<br />

Krankenkasse (GKV-Modernisierungsge-<br />

Homepage mit Informationen zum Schutz der Mitarbeiter<br />

im Gesundheitsdienst vor berufsbedingten Infektionen<br />

erstellt. Diese Homepage bietet Arbeitgebern<br />

wie Arbeitnehmern im Gesundheitsdienst praktische<br />

Problemlösungen an.<br />

Inhalte der Homepage<br />

Auf der Homepage www.infektionsfrei.de findet man<br />

Informationen zu folgenden Themen:<br />

• Medizin: beruflich bedingte Infektionen, Mikroorganismen<br />

• Arbeitsschutz: Schutzausrüstung, Atemschutz<br />

Hautschutz, Handschuhe, Schuhe, Kleidung,<br />

Schutzbrillen, safety needles, Kanülenabwurfbehälter<br />

• Recht: Infektionsschutzgesetz, Arbeitsschutzrecht,<br />

Chemikalienrecht, Mutterschutzrecht, Jugendschutzrecht,<br />

Vorschriften der Berufsgenossenschaften<br />

• Arbeitshilfen: Gefährdungsbeurteilung, Hygienepläne,<br />

Handschuhplan, Mutterschutzmerkblätter,<br />

Hautschutzplan, Betriebsanweisungen<br />

• Arbeitsmedizin: Verhalten bei Verletzungen, Vorsorgeuntersuchungen,<br />

Impfungen, Chemoprophylaxe<br />

Über Aktualisierungen und Fortbildungen informiert<br />

eine Mailing-Liste, in die man sich eintragen kann.<br />

Der Staatliche Gewerbearzt hofft, damit einen Beitrag<br />

zur Verbesserung des Arbeitsschutzes im Gesundheitsdienst<br />

zu leisten.<br />

setz) sind alle Leistungserbringer im medizinischen<br />

Bereich zu Maßnahmen der Qualitätssicherung nach<br />

§§ 135a und 136a SGB V verpflichtet. Zudem ist<br />

durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) die fakultative<br />

infektionshygienische Überwachung von Arztund<br />

Zahnarztpraxen durch das Gesundheitsamt im<br />

§ 36 verankert. Ergänzend fordert auch die BGR 250<br />

der Berufsgenossenschaft die Erstellung eines Hygieneplans.<br />

Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe haben<br />

in einer ärztlichen Praxis vorrangige Bedeutung.<br />

Hieraus ergibt sich für die Praxen ein zunehmender<br />

Bedarf an gut geschultem und informiertem Personal,<br />

um durch eine Optimierung der hygienischen<br />

Rahmenbedingungen den gesetzlichen Vorgaben<br />

Rechnung tragen zu können.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Die vom LGA angebotenen Fortbildungen vermitteln<br />

das entsprechende Wissen und die Anleitung zur<br />

Umsetzung der Hygienevorschriften im Praxisalltag,<br />

um Personal und Patienten vor Infektionen zu schützen.<br />

Somit wird eine solide Basis für die erforderliche<br />

Qualitätssicherung geschaffen. Durch gezielte Befragung<br />

der Teilnehmer und entsprechender Aktualisierung<br />

der Kursinhalte versuchen wir den Bedürfnissen<br />

des Praxisalltags Rechnung zu tragen.<br />

Im Jahre 2004 wurde jeweils zweimalig der Kurs<br />

„Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen“ angeboten.<br />

Der Lehrgangsinhalt orientiert sich am Rahmenlehrplan<br />

der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung<br />

(DGSV). Der Kurs umfasst 50 Unterrichtsstunden<br />

à 45 Minuten und gliedert sich in den jeweils<br />

dreitägigen Teil 1 und 2.<br />

Zu den unterrichtsbegleitenden Materialien gehört<br />

auch die vom LGA 2004 herausgegebene Broschüre<br />

„Leitfaden Praxishygiene; Hygiene in der Arztpraxis<br />

und beim Ambulanten Operieren“.<br />

Inhalte:<br />

• Grundlagen der Mikrobiologie und Infektiologie<br />

• Anleitung zur Überwachung von Arbeitsabläufen<br />

z. B. Verbandswechsel, Injektionen<br />

Leitfaden für Hygienestandards in Arztpraxen<br />

Peter Weidenfeller, Ref. 93<br />

Hygienische Standards bei der Behandlung von Patienten,<br />

der Aufbereitung von Geräten und Instrumenten<br />

und bei der Ausstattung und Organisation<br />

klinischer Betriebe gelten nicht nur für Krankenhäuser,<br />

sondern gleichermaßen auch für Arztpraxen.<br />

Deren Aufgabenbereich wird durch die zunehmende<br />

Verlagerung von stationärer zu ambulanter Behandlung,<br />

kürzere Verweildauer in Kliniken und steigende<br />

Zahlen ambulanter Eingriffe größer, damit auch die<br />

Anforderungen an das betriebseigene Hygienemanagement.<br />

Ein vom Landesgesundheitsamt (LGA) erstellter ausführlicher<br />

„Leitfaden Praxishygiene in der Arztpraxis<br />

und beim Ambulanten Operieren“ bietet zusammen<br />

mit einem Hygienerahmenplan für Praxen und ambulante<br />

OP-Einrichtungen zahlreiche aktualisierte Informationen<br />

als Hilfestellung für Betriebe und Gesundheitsbehörden,<br />

die für die hygienische Aufsicht über<br />

die Arztpraxen zuständig sind.<br />

Die Berufsordnung für Ärzte fordert von allen Angehörigen<br />

dieses Berufsstandes die gewissenhafte Ausführung<br />

der gebotenen Maßnahmen nach den Regeln der<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

• Erstellung, Fortschreibung und Überwachung von<br />

Hygieneplänen<br />

• Praxisreinigung, Wäscheversorgung sowie die<br />

sonstige Ver- und Entsorgung<br />

• Schulung und praktische Anleitung von Personal<br />

• Vermittlung der notwendigen rechtlichen Grundlagen<br />

und Beispiele für die Umsetzung in der Praxis<br />

• Maßnahmen zur Aufbereitung und Freigabe von<br />

Sterilgut gemäß § 4(3) der Medizinproduktebetreiberverordnung<br />

(MPBetreibV) für Aufbereitung von<br />

Medizinprodukten in Verbindung mit der Richtlinie<br />

des Robert Koch-Institutes und des Bundesinstitutes<br />

für Arzneimittel und Medizinprodukte zu den<br />

„Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung<br />

von Medizinprodukten“<br />

• Spezielle hygienischen Anforderungen der modernen<br />

Medizin (z. B. Endoskopie, ambulantes Operieren<br />

• Praxisorganisation, Qualitätsmanagement<br />

Nach erfolgreichem Ablegen der schriftlichen Abschlussprüfung<br />

erhält der Teilnehmer die Bestätigung<br />

der Sachkenntnis gemäß § 4(3) MPBetreibV für<br />

die Instandhaltung von Medizinprodukten in der ärztlichen<br />

Praxis und somit die Erlaubnis zur Freigabe<br />

des aufbereiteten Gutes nach der Sterilisation.<br />

ärztlichen Kunst. Dies bezieht auch für die Arztpraxis<br />

die Beachtung hygienischer Vorgaben mit ein, wie sie<br />

aus dem Infektionsschutzgesetz, dem Medizinproduktgesetz<br />

und der Medizinprodukte-Betreiber-Verordnung,<br />

der Biostoff-Verordnung und den berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschriften abgeleitet werden.<br />

Hygiene ist integraler Bestandteil der Routine im medizinischen<br />

Betrieb und wird umso selbstverständlicher<br />

umgesetzt, je besser ihre Anforderungen in die praxisinternen<br />

Arbeitsanweisungen und Schulungen eingebunden<br />

sind.<br />

Im Krankenhaus kann der Arzt auf ein Netzwerk zuständiger<br />

Funktionsträger in Verwaltung, Technik, Pflegedienstleitung<br />

und Hauswirtschaft zurückgreifen,<br />

zudem auf den Sachverstand von Hygienefachkräften<br />

und Sterilisationsassistenten. In der eigenen Praxis<br />

muss sich der ärztliche Leiter um das Hygienemanagement<br />

selbst kümmern. Er kann aber die Gestaltung<br />

des Hygieneplans und die Aufsicht über hygienerelevante<br />

Arbeitsabläufe je nach Qualifikation der Mitarbeiter<br />

delegieren.<br />

83<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


84 Berichte aus der Arbeit<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

Grundsätzlich ist die gesamte Belegschaft der Praxis<br />

für die Hygiene mitverantwortlich. Alle Mitarbeiter müssen<br />

sich mit der Zielsetzung des Hygieneplanes identifizieren.<br />

Voraussetzung ist aber eine ausführliche<br />

und dokumentierte Einweisung in die Unterlagen. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass die in den verschiedenen<br />

Berufen des Gesundheitswesens ausgebildeten Personen<br />

oftmals auch über unterschiedliche Kenntnisse<br />

zu den Aufgaben und Inhalten der Hygiene verfügen.<br />

Diese Vielfalt gilt es für die betriebseigenen Hygienestandards<br />

allgemein verständlich zusammenzufassen<br />

und jedem Mitarbeiter der Praxis eine seiner Qualifikation<br />

angemessene Funktion im Rahmen des Hygienemanagements<br />

zuzuweisen.<br />

Viele Leistungen, die früher ausschließlich zur stationären<br />

Behandlung gehörten, wurden zumindest fakultativ<br />

in den ambulanten Bereich übernommen, so dass<br />

dem Hygienekonzept ein entsprechend höherer Stellenwert<br />

zukommt. Der Ruf der ambulanten Versorgung<br />

hängt auch von der erfolgreichen und dokumentierten<br />

hygienischen Qualitätssicherung ab. Bei behördlichen<br />

Kontrollen von Arztpraxen beschriebene Mängel betrafen<br />

vornehmlich Defizite beim betriebseigenen Hygieneplan,<br />

eine nach Vorgaben des Medizinprodukterechts<br />

unzureichende Aufbereitung von Instrumenten<br />

und Prüfung der Sterilisatoren sowie Fehler bei der<br />

Praxisreinigung und Materiallagerung.<br />

Zur Erstellung und Umsetzung eines zeitgemäßen<br />

Hygienekonzeptes sind Grundkenntnisse über aktuell<br />

gültige Richtlinien und gesetzliche Vorgaben erforderlich.<br />

Dies betrifft insbesondere die Standards bei der<br />

Instrumentenaufbereitung und Sterilisation, bei der<br />

Dokumentation und Sterilgutlagerung, bei Gerätewartung,<br />

Vorratshaltung und Wäscheversorgung, beim<br />

Umgang mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, bei<br />

der Entsorgung von Praxisabfällen, Fragen des Arbeits-<br />

und Infektionsschutzes sowie die hygienischen<br />

Anforderungen beim Ambulanten Operieren und in der<br />

Endoskopie.<br />

Die Vielzahl der unterschiedlichen Gerätschaften zur<br />

Geräte- und Instrumentenaufbereitung im Praxisbe-<br />

reich verlangt vom Anwender einen angemessenen<br />

Überblick über technische Verfahren und verschiedene<br />

Gerätemodelle, den er nicht immer besitzt. Unvollständige<br />

und widersprüchliche Informationen von verschiedenen<br />

Seiten verleiten zu voreiligen Entscheidungen.<br />

Im Rahmen eines vom Sozialministerium und vom<br />

LGA initiierten Projektes zur Hygiene in Arztpraxen<br />

wurde ein 150-seitiger, farbig gedruckter und bebilderter<br />

Leitfaden erstellt, der dem niedergelassenen Arzt<br />

jeglicher Fachrichtung, insbesondere aber auch dem<br />

ambulanten Operateur, eine praxisnahe Hilfestellung<br />

bei der Gestaltung des betriebseigenen Hygienemanagements<br />

bietet. Inhalte betreffen außer die o. g.<br />

Themen die hygienegerechte bauseitige Ausführung<br />

und Einrichtung der Praxen und ambulanten OP-Einheiten,<br />

Hygienemaßnahmen bei Eingriffen und Behandlungen,<br />

den Umgang mit multiresistenten Erregern,<br />

die Anforderungen an den Hygieneplan und die<br />

Qualitätssicherung bei technischer Einrichtung und<br />

Dienstleistungen. Zahlreiche Querverweise und aktualisierte<br />

Links geben Auskunft zu weiteren Informationsquellen.<br />

Ein zusätzliches Kapitel befasst sich mit<br />

den rechtlichen Grundlagen der behördlichen Überwachung<br />

der Praxis, mit Vorschlägen zur Themenauswahl<br />

bei der Begehung und zur Durchführung der<br />

Besichtigung der Betriebe.<br />

Das Informations- und Beratungsangebot des LGA zur<br />

Hygiene in der Arztpraxis beinhaltet darüber hinaus<br />

auch Fortbildungsveranstaltungen auf Kreisebene sowie<br />

zentrale Fortbildungskurse für Arzthelferinnen aus<br />

Arzt- und Zahnarztpraxen mit Erwerb der Sachkunde<br />

zur Freigabe von Sterilgut in der Praxis.<br />

Rahmenhygienepläne für Arztpraxen sind von der<br />

Webseite des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

(www.gesundheitsamt-bw.de) unter „Service: Fachpublikationen/Hygiene<br />

und Infektionsschutz“ als PDF-<br />

Dateien verfügbar. Termine für dezentrale Fortbildungsveranstaltungen<br />

werden mit den Fortbildungsbeauftragten<br />

der Kreisärzteschaften vereinbart.<br />

Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung – (wie) geht das?<br />

Barbara Leykamm, Ref. 94<br />

Evaluation, Qualitätssicherung und Evidenzbasierung<br />

sind derzeitig vieldiskutierte Begriffe in Gesundheitswissenschaft,<br />

-politik und -praxis. Mit einer Fachtagung<br />

im Oktober 2004 hat das Landesgesundheitsamt<br />

(LGA) diese Fachdebatte aufgegriffen. Vorgestellt<br />

wurden unterschiedliche Vorgehensweisen zur<br />

Ermittlung der Evidenz. Die Übertragung des Anspruchs<br />

der evidenzbasierten Medizin auf die Ge-<br />

sundheitsförderung ist nur bedingt möglich. Wirksamkeitsnachweise<br />

sind im komplexen Handlungsfeld<br />

Gesundheitsförderung zwar schwierig, aber nicht<br />

unmöglich. Sie erfordern ein breites qualitatives und<br />

quantitatives Methodenrepertoire.<br />

Zunehmend wird die Forderung nach messbaren<br />

Ergebnissen und Evidenzbasierung auch für die Ge-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

sundheitsförderung erhoben. Mit der Fachtagung<br />

„Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung –<br />

wie geht das?“ im Oktober 2004 hat das LGA in<br />

Zusammenarbeit mit den Sprecher für Gesundheitsförderung<br />

der Stadt-/Landkreise in Baden-Württemberg<br />

diese Fachdebatte aufgegriffen. Im interdisziplinären<br />

Fachaustausch mit rund 50 Teilnehmer aus<br />

unterschiedlichen Praxisfeldern wie z. B. der Gesundheitsämter,<br />

der Krankenkassen, der Schulverwaltung<br />

und der Wohlfahrtsverbände wurden Begriffe<br />

geklärt und unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

zur Ermittlung der Evidenz diskutiert.<br />

Klärung der Begriffe<br />

Zum Einstieg in das Tagungsthema erläuterten Dr.<br />

Thomas Böhler (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung<br />

Baden-Württemberg) und Prof. Dr. Petra<br />

Kolip (Universität Bremen) die zentralen Begriffe:<br />

• Evidenzbasierung<br />

- in der Medizin: wissenschaftlich fundiertes, beweiskräftiges<br />

Wissen über die Wirksamkeit medizinischer<br />

Interventionen. Evidenzgrade von I<br />

(Evidenz auf der Grundlage randomisierter, kontrollierter<br />

Studien, durchgeführt und veröffentlicht<br />

nach wissenschaftlich anerkannten Standards)<br />

bis V (Meinungen anerkannter Experten,<br />

Assoziationsbeobachtungen, deskriptive Darstellungen,<br />

Konsensus-Konferenzen u. a.)<br />

- in der Gesundheitsförderung: auf der Basis valider<br />

und relevanter Kenntnisse (Evaluationsstudien)<br />

werden Maßnahmen ausgewählt.<br />

• Evaluation<br />

Systematische Bewertung von Maßnahmen und<br />

Programmen zur Wirkung der Maßnahmen (Effektivität)<br />

und zum Kosten-Nutzen-Verhältnis (Effizienz)<br />

• Qualität/-sicherung<br />

Unter Qualität wird das Ausmaß verstanden, indem<br />

Gesundheitsleistungen die Wahrscheinlichkeit erwünschter<br />

Interventionsergebnisse erhöhen und<br />

mit dem Stand der Wissenschaft übereinstimmen<br />

(Institut of Medicine, zitiert nach Rosenbrock 2004).<br />

Qualitätssicherung hat zum Ziel, das, was gemacht<br />

wird, gut zu machen. Dazu gehören auch die Entwicklung<br />

von Qualitätskriterien und Qualitätszielen.<br />

Die in Evidenzklasse I geforderten randomisierten,<br />

kontrollierten Studien sind nur bedingt geeignet, Interventionen<br />

der Gesundheitsförderung methodisch<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

zu begleiten. Die Anforderung an die Evaluation von<br />

Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind aus folgenden<br />

Gründen wesentlich komplexer:<br />

• Gesundheitsförderung wirkt indirekt, sie will Lebensstile<br />

und Lebensbedingungen als Determinanten<br />

der Gesundheit verändern. Damit sind die<br />

Indikatoren zur Erfassung der Veränderungen<br />

schwierig zu bestimmen, denn der Erfolg der Maßnahme<br />

kann nicht direkt an einer Veränderung der<br />

Morbidität oder der Risiken abgelesen werden.<br />

• Gesundheitsförderung wirkt in Settings (Lebenswelten),<br />

sie will dort Veränderungen in Strukturen<br />

und Prozessen initiieren. Der Gesundheitsförderung<br />

liegen deshalb in der Regel Maßnahmen mit<br />

hohem Komplexitätsgrad zugrunde. Struktur- und<br />

prozessorientierte Evaluationen sind notwendig.<br />

• Gesundheitsförderung soll langfristig wirken. Evaluationsmaßnahmen<br />

sind häufig – aufgrund knapper<br />

finanzieller Ressourcen – kurzfristig angelegt.<br />

Gesundheitsförderung als komplexes Zusammenwirken<br />

von Intervention auf unterschiedlichen Handlungsebenen<br />

erfordert somit spezifizierte Zielindikatoren<br />

(was will ich auf welcher Ebene erreichen?)<br />

sowie ein breites qualitatives und quantitatives Methodenrepertoire.<br />

Was bewirkt Gesundheitsförderung?<br />

Zur Ermittlung der Evidenz in dem komplexen Handlungsfeld<br />

Gesundheitsförderung eignet sich das Rahmenmodell<br />

von Don Nutbeam. Prof. Dr. Petra Kolip<br />

stellte die darin differenzierten Wirkebenen vor. So<br />

hat Gesundheitsförderung das Ziel, die individuelle<br />

Gesundheitskompetenz (z. B. Wissen, Einstellungen),<br />

die sozialen Aktivitäten von Gruppen (z. B.<br />

Bürgerbeteiligung) oder die Rahmenbedingungen für<br />

Politik und Organisationsgestaltung (z. B. Gesetzgebung,<br />

Organisationsentwicklung) zu beeinflussen.<br />

Erst diese Veränderungen wirken auf die Determinanten<br />

von Gesundheit (z. B. Lebensstil, ökonomische<br />

und soziale Lebensbedingungen), deren Veränderung<br />

sich schließlich in veränderten Gesundheits-<br />

und Sozialindikatoren niederschlagen. Modelle<br />

und Konzepte zur Evaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen<br />

müssen diese Wirkebenen unterscheiden<br />

und spezifizieren können, in welchen<br />

Bereichen Veränderungen zu erwarten sind. Gute<br />

Erfahrungen mit diesem Rahmenmodell hat die nationale<br />

Stiftung „Gesundheitsförderung Schweiz“ gemacht,<br />

die Projekte zur Gesundheitsförderung finanziell<br />

fördert.<br />

85<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


86 Berichte aus der Arbeit<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

Gute Praxis in der Gesundheitsförderung<br />

Damit Evaluation wirklich einen Beitrag zur Verbesserung<br />

der Evidenzbasis der Gesundheitsförderung<br />

leisten kann, ist eine systematische Sammlung, Auswertung<br />

und verbesserte Transparenz der Ergebnisse<br />

notwendig. Im Rahmen des bundesweiten Kooperationsprojekts<br />

„Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“,<br />

welches Dr. Raimund Geene (Gesundheit<br />

Berlin e. V.) vorstellte, werden Kriterien für<br />

gute Praxis (Good Practice) entwickelt und erprobt.<br />

Sie orientieren sich an nationalen und internationalen<br />

Forschungsergebnissen, werden in einem multiprofessionellen<br />

Arbeitskreis der BZgA diskutiert und mit<br />

Akteuren regionaler Praxis abgestimmt. Die Kriterien<br />

für gute Praxis sind: Konzeption/Selbstverständnis,<br />

Zielgruppe, Innovation/Nachhaltigkeit, Arbeitsweise,<br />

Partizipation, Empowerment, Setting-Ansatz, Vernetzung,<br />

Qualitätsmanagement, Dokumentation/Evaluation,<br />

Kosten-Nutzen-Relation und Begründung für<br />

Good Practice. Anhand dieser Kriterien werden Good<br />

Practice-Angebote in den am Projekt beteiligten Bundesländern<br />

– u. a. auch Baden-Württemberg – identifiziert<br />

und in der bundesweiten Datenbank (www.<br />

datenbank-gesundheitsprojekte.de) präsentiert. Dieser<br />

künftige Informationspool zu „guter gesundheitsfördernder<br />

Praxis und bester Wirkung“, auf der Grundlage<br />

eines auf Bund-Länderebene abgestimmten,<br />

partizipativen Prozesses kann wesentlich zur Qualitätsverbesserung<br />

beitragen.<br />

Am 01.01.1995 trat das baden-württembergische<br />

Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst (Gesundheitsdienstgesetz<br />

– ÖGDG) in Kraft. Im Auftrag<br />

des Sozialministeriums wurde anlässlich des zehnjährigen<br />

Bestehens dieses Gesetzes im Rahmen<br />

eines zweijährigen Projekts eine Evaluation durchgeführt<br />

und dazu eine Arbeitsgruppe (AG ÖGDG) 1 aus<br />

Mitgliedern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

(ÖGD) sowie Vertretern des Landkreistages beim<br />

Landesgesundheitsamt (LGA) eingesetzt. Auftrag war<br />

es, eine Bestandsaufnahme des ÖGD sowie Handlungsempfehlungen<br />

zur weiteren Entwicklung bis<br />

Zusammenfassung<br />

Die Diskussion um die Evidenzbasierung der Gesundheitsförderung<br />

ist zu begrüßen. Allerdings birgt<br />

die Übertragung des Anspruchs der evididenzbasierten<br />

kurativen Medizin auf die Gesundheitsförderung<br />

auch Gefahren. Es darf nicht dazu führen, dass<br />

Gesundheitsförderung stärker in den Hintergrund<br />

gerückt wird, weil mit der Methode der randomisierten,<br />

kontrollierten Studien Gesundheitsförderung<br />

nicht angemessen untersucht werden kann. Wirksamkeitsnachweise<br />

sind im komplexen Handlungsfeld<br />

Gesundheitsförderung zwar schwierig, aber nicht<br />

unmöglich. Die Verbindung von qualitativen und<br />

quantitativen Evaluationsmethoden ist dabei vielversprechend.<br />

Die Entwicklung solcher komplexen<br />

Methoden kann nicht allein den Akteuren der Gesundheitsförderung<br />

überlassen werden, sondern ist<br />

vielmehr eine Aufgabe der gesundheitswissenschaftlichen<br />

Evaluationsforschung. Bis derartige anwendungsorientierte<br />

Forschungsergebnisse vorliegen,<br />

kann beispielsweise die Anwendung der partizipatorisch<br />

auf Bundesebene entwickelten Good Practice<br />

Kriterien nützlich sein. Die Entwicklung der Potentiale<br />

der Gesundheitsförderung, insbesondere zur<br />

wirksamen Verbesserung gesundheitlicher Teilhabe<br />

bei Kindern und Jugendlichen, erfordert sowohl<br />

die fachliche Qualitätsverbesserung der Gesundheitsförderung<br />

als auch verbesserte Rahmenbedingungen<br />

für die konkreten Angebote der Gesundheitsförderung<br />

vor Ort.<br />

Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg – auf dem<br />

richtigen Weg in die Zukunft?<br />

Matthias Appelt, Ref. 91<br />

Ende 2004 vorzulegen. Als Steuerungsgremium fungierte<br />

das seit 1998 beim Sozialministerium eingerichtete<br />

Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik.<br />

Der ÖGD ist innerhalb des Gesundheitswesens ein<br />

wichtiger Handlungsträger mit besonderer Gemeinwohlverpflichtung.<br />

Er nimmt bevölkerungsmedizinische<br />

Aufgaben wahr. Zur Klärung und Erfüllung dieses<br />

Auftrags müssen das Aufgabenprofil des ÖGD und die<br />

Schnittstellen zu anderen Akteuren mit ergänzenden<br />

und weiterführenden Aufgaben – auch im Sinne ver-<br />

1 Jürgen Wuthe, Stuttgart; Matthias Appelt, Stuttgart; Peter Friebel, Karlsruhe; Michael Gaßner, Breisgau-Hochschwarzwald;<br />

Dietmar Jassner, Alb-Donau-Kreis; Roswitha Kull, Enzkreis; Lutz Mai, Heilbronn; Peter-Joachim Oertel, Tübingen; Barbara<br />

Oettinger, Freiburg; Elisabeth Pabst, Alb-Donau-Kreis; Peter Schäfer, Mannheim; Birgit Schmidt-Lachenmann, Stuttgart; Thomas<br />

Schönauer, Stuttgart; Günter Schmolz, Ludwigsburg; Rainer Steen, Rhein-Neckar-Kreis; Bertram Szagun, Bodenseekreis; Franz<br />

Vetter, Stuttgart<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

stärkter Qualitätssicherung – deutlich und abgrenzbar<br />

sein. Wesentliches Merkmal des ÖGD ist, dass er<br />

keinen Partikularinteressen verpflichtet ist.<br />

Empfehlungen für einen zukunftsfähigen<br />

ÖGD<br />

Vor dem Hintergrund der bestehenden Ressourcenknappheit,<br />

der zu erwartenden Personaleinsparungen<br />

(“Effizienzrendite”) und der Herausforderung, die bevölkerungsmedizinischen<br />

Funktionen auch weiterhin<br />

wahrnehmen zu müssen, wurden von der AG ÖGDG<br />

Empfehlungen zu fünf Bereichen ausgesprochen.<br />

Aufgabenakzentuierung<br />

Gesundheitsschutz und Prävention/Gesundheitsförderung<br />

sind die zukünftigen Kernaufgaben des ÖGD.<br />

Diese sind bedarfsorientiert auszurichten, kontinuierlich<br />

zu evaluieren und nach landeseinheitlichen<br />

Standards wahrzunehmen. Arbeitsmethode hierfür<br />

ist vor allem die Gesundheitsberichterstattung. In der<br />

Prävention/Gesundheitsförderung initiiert und unterstützt<br />

der ÖGD auf der Grundlage der Gesundheitsberichterstattung<br />

und unter Beachtung des Subsidiaritätsgrundsatzes<br />

gesundheits- und lebensraumbezogene<br />

Maßnahmen und Prozesse und richtet sich<br />

dabei vorrangig am Setting-Ansatz aus. Der Schwerpunkt<br />

wird auf Kinder und Jugendliche sowie auf alte<br />

Menschen gesetzt. Dies bedeutet, dass auch im<br />

Kinder- und Jugendgesundheitsdienst die Ressourcen<br />

in Richtung Prävention/Gesundheitsförderung<br />

gelenkt werden. Davon unberührt bleiben die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Präventionsaufgaben, wie z.<br />

B. STD (sexually transmitted disease/sexuell übertragbare<br />

Krankheiten) oder AIDS. Um die notwendigen<br />

Ressourcen für eine Konzentrierung auf die<br />

Kernaufgaben des ÖGD und die Gesundheitsberichterstattung<br />

freizusetzen, wird empfohlen, die Zahl<br />

der amtsärztlichen und sozialmedizinischen Gutachtenaufträge<br />

zu reduzieren. Empfohlen wird darüber<br />

hinaus die Vorverlegung der Untersuchung vom Einschulungs-<br />

in das Kindergartenalter mit dem Ziel, die<br />

Kindergesundheit durch frühzeitiges Erkennen von<br />

Entwicklungsdefiziten und Einleiten entsprechender<br />

Maßnahmen der Prävention und Frühförderung wirksam<br />

zu fördern. Der flächendeckende Ansatz sollte<br />

beibehalten werden; er ist durch repräsentative Stichproben<br />

nicht zu ersetzen. Eine Weiterentwicklung<br />

der Vorsorgeuntersuchungen U8 und U9 durch die<br />

niedergelassenen Ärzte und verstärkte Nutzung dieser<br />

Informationen zur Identifikation von Kindern mit<br />

besonderen gesundheitlichen Risiken könnte beim<br />

ÖGD Ressourcen freisetzen, die für eine verstärkte<br />

Zuwendung zu besonders bedürftigen Kindern (z. B.<br />

sozial Benachteiligte oder Migrantenfamilien) dringend<br />

erforderlich sind. Im Bereich der Verbraucher-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

(Patienten)beratung sollen sich die Gesundheitsämter<br />

auf die Felder, in denen sie gesetzliche Aufgaben<br />

erfüllen, beschränken. Lokale Projektansätze mit<br />

Modellcharakter werden auf Landesebene unterstützt<br />

und begleitet (Qualitätssicherung, Dokumentation,<br />

Evaluation u. a.). Auf diese Weise können evaluierte<br />

Ansätze verbreitet und das Methodenrepertoire erweitert<br />

werden.<br />

Steuerung des ÖGD<br />

Zur effizienten Steuerung des ÖGD sollte stärker als<br />

bisher mit der Vorgabe von Zielen und Zielvereinbarungen<br />

gearbeitet werden. Im Vorfeld der Zielfindung<br />

sowie zur Evaluation der Aufgabenerledigung und<br />

Zielerreichung ist zur zentralen Bedarfsanalyse die<br />

Gesundheitsberichterstattung unabdingbar. Im Hinblick<br />

auf mögliche Effizienzgewinne müssen Kooperationen<br />

in bestehenden Schnittstellen zu anderen<br />

Bereichen aktiver gestaltet werden. Empfohlen wird<br />

die stärkere Einbeziehung des ÖGD in für die örtlichen<br />

Bedarfe und Aufgabenstellungen relevante Planungsprozesse.<br />

Die Eingliederung der Gesundheitsämter<br />

in die Landkreisverwaltungen und Bürgermeisterämter<br />

der Stadtkreise ermöglicht die Integration<br />

des Gesundheitsaspekts in das Aufgabenspektrum<br />

und unterstützt die aufgabenbezogene Kooperation<br />

und Einbindung des ÖGD schon in der Planungsphase.<br />

Ziel ist die Schnittstellenoptimierung staatlicher<br />

und kommunaler gesundheitsbezogener Aufgabenerledigung.<br />

Das Grundprinzip der arbeitsteiligen Aufgabenerledigung<br />

im ÖGD hat sich bewährt. Empfohlen<br />

wird deshalb die Sicherstellung des LGA als<br />

zentrale und die Gesundheitsämter unterstützende<br />

fachliche Leitstelle.<br />

Der ÖGD im Rahmen der europäischen<br />

Entwicklung<br />

Die wesentlichen Aufgabenschwerpunkten des ÖGD<br />

in Baden-Württemberg stehen in guter Übereinstimmung<br />

mit den Schwerpunkten der Europäischen Union<br />

im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die auf diesen<br />

Gebieten vorhandenen Kompetenzen des ÖGD<br />

sollten in die Entwicklung auf europäischer Ebene<br />

einfließen können. Um den ÖGD rechtzeitig darauf<br />

vorzubereiten, sind die EU-Fördermöglichkeiten zu<br />

prüfen und vorhandenes Know-how auf überregionaler<br />

Ebene zu bündeln. Umgekehrt sind durch Kooperationen<br />

mit europäischen Partnern im Rahmen von<br />

Projekten auch Impulse für die eigene Aufgabenwahrnehmung<br />

zu erwarten.<br />

Personalentwicklung<br />

Neben den fachlichen Kompetenzen sind zukünftig<br />

vermehrt Management- und Führungskompetenzen<br />

erforderlich, weshalb der Schwerpunkt der Personal-<br />

87<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


88 Berichte aus der Arbeit<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

entwicklung für den (vergleichbaren) höheren Dienst<br />

bei den Gesundheitsämtern vor allem in der Führungskräfteentwicklung<br />

liegen sollte.<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Empfohlen wird u. a. die Aufrechterhaltung eines<br />

bedarfsorientierten und regelmäßig evaluierten Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildungsangebots für alle Berufsgruppen<br />

im ÖGD. Dem gestiegenen Wunsch nach<br />

kürzeren, fortbildungsbedingten Abwesenheiten vom<br />

Arbeitsplatz sollte in der Gestaltung der Angebote<br />

stärker als bisher Rechnung getragen werden. Empfohlen<br />

wird ferner, die Fortbildungsinhalte des Amtsarztkurses<br />

zukünftig um ÖGD-relevante Themenstellungen<br />

aus den Bereichen Führung und Steuerungsinstrumente<br />

sowie Risikokommunikation und<br />

Moderation zu erweitern. Auch sind die berufsgruppenbezogenen<br />

Angebote bei den Sozialmedizinischen<br />

Assistentinnen und Gesundheitsaufsehern<br />

den jeweiligen veränderten beruflichen Anforderungen<br />

anzupassen.<br />

Umsetzungsvorschläge der AG ÖGDG<br />

In einem ersten Schritt wird empfohlen, die neue<br />

Aufgabenakzentuierung umzusetzen und die entsprechenden<br />

gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen.<br />

Eine Überprüfung der Wirksamkeit sollte nach<br />

Ablauf von fünf Jahren überprüft werden. Dabei ist<br />

insbesondere zu überlegen, ob die dann nicht mehr<br />

zu den Kernaufgaben zählenden, derzeit noch staatlichen<br />

Aufgaben weiter reduziert werden können. Auf<br />

den unterschiedlichen Verwaltungsebenen (Sozialministerium,<br />

Regierungspräsidium und Gesundheitsämter)<br />

sollen Gesundheitsziele formuliert werden,<br />

die durch Zielabsprachen bzw. Zielvereinbarungen<br />

innerhalb des ÖGD umgesetzt werden sollten. Da die<br />

Gesundheitsberichterstattung steuerungsrelevant ist,<br />

sollte sie zusammen mit einem kontinuierlich angelegten<br />

Berichtswesen/Controlling der Leitungsebene<br />

zugeordnet werden.<br />

Projekt-Meilensteine<br />

Zwischenbericht der AG ÖGDG<br />

Ende 2003 legte die Arbeitsgruppe ihren Zwischenbericht<br />

vor. Darin enthalten ist eine Bestandsaufnahme<br />

des ÖGD Baden-Württemberg mit Beiträgen zu<br />

• Anlass und Zielsetzung des ÖGDG<br />

• Aufgaben, Organisation und Struktur des ÖGD<br />

• Vergleichende Darstellung mit anderen Bundesländern<br />

• Personalausstattung, -gewinnung und -entwicklung<br />

Der Zwischenbericht endet mit Modernisierungsvorschlägen<br />

für den ÖGD.<br />

Fachsymposium am 25.03.2004 in Stuttgart<br />

Unter dem Motto “Der ÖGD Baden-Württemberg – auf<br />

dem richtigen Weg in die Zukunft?” veranstaltete das<br />

LGA ergänzend zur Arbeit der AG ÖGDG ein Fachsymposium<br />

mit Beiträgen aus der Wissenschaft, anderen<br />

Bundesländern, dem benachbarten Ausland und<br />

zum Einfluss der Europäischen Union auf die Aufgaben<br />

des ÖGD. In Workshops wurden Fragen zur zukünftigen<br />

Aufgabenakzentuierung thematisiert.<br />

Übergabe des Abschlussberichts an das<br />

Sozialministerium<br />

Ende Dezember 2004 übergab LGA-Präsident Dr.<br />

Jürgen Wuthe als Vorsitzender der AG ÖGDG den<br />

dreiteiligen Abschlussbericht 2 “10 Jahre Gesundheitsdienstgesetz<br />

Baden-Württemberg. <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst<br />

– Zwischenbilanz und Ausblick”an<br />

Sozialministerin Tanja Gönner.<br />

Ausblick auf das Jahr 2005<br />

Die Empfehlungen der AG ÖGDG werden im Jahr<br />

2005 im ÖGD zur Diskussion gestellt, und es wird auf<br />

breiter Basis für Akzeptanz und Unterstützung<br />

insbesondere auch in den Gesundheitsämtern geworben.<br />

Parallel dazu sollen auf Ministeriumsebene<br />

erste Umsetzungsschritte einleitet werden.<br />

2 Abschlussbericht mit den Anhängen 1 (Zwischenbericht) und 2 (Dokumentation des Fachsymposiums) sind abrufbar im ÖGD-<br />

Internetauftritt www.gesundheitsamt-bw.de unter Servicebereich "Fachpublikationen und Software".<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Gesundheitstag im Regierungspräsidium Stuttgart – ein voller<br />

Erfolg!<br />

Elisabeth Härtig, Christel Grüner, Ingrid Hügle, Renate Müller-Barthelmeh, Ref. 96; Peter Eickhoff,<br />

Gabriele Horras-Hun, Ref. 92<br />

Am 22.09.2004 fand ein Gesundheitsaktionstag im<br />

Regierungspräsidium Stuttgart statt, bei dem sich<br />

das Landesgesundheitsamt (LGA) als künftige Abteilung<br />

9 des Regierungspräsidiums mit verschiedenen<br />

Aktivitäten vorstellte.<br />

Zu den Folgen der Verwaltungsreform gehört, dass<br />

das bisher eigenständige LGA mit seinen Aufgaben<br />

am 01.01.2005 in das Regierungspräsidium (RP)<br />

Stuttgart als Abteilung 9 eingegliedert wurde.<br />

Damit sich die Mitarbeiter des Regierungspräsidiums<br />

schon vorab ein Bild von den Aufgaben und Tätigkeiten<br />

des LGA machen konnten, wurde die Idee des<br />

Kennenlernens am 22.09.2004 mit dem Gesundheitsaktionstag<br />

in die Tat umgesetzt. An dem auf Initiative<br />

der Frauenvertreterinnen beider Häuser organisierten<br />

Tag konnte zwar nicht das gesamte Aufgabenspektrum<br />

des LGA dargestellt werden, die Praxisnähe<br />

vieler der LGA-Projekte konnte jedoch verdeutlicht<br />

werden.<br />

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine Begrüßung<br />

von Herrn Regierungsvizepräsidenten Dr.<br />

Rapp. Das Vortrags- und Demonstrationsangebot<br />

bestand aus den Beiträgen<br />

• Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm?<br />

• Was ist dran an der Zeckenimpfung?<br />

• Stressabbau – Lockern – Entspannen: Qi-Gong<br />

• Entspannungstechniken: Atementspannung<br />

• Rückenschule – Praktische Übungen für einen<br />

starken Rücken<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Die zahlreiche aktive Teilnahme von Mitarbeitern des<br />

RP an diesen Gruppenveranstaltungen machte das<br />

große Interesse an den Themen deutlich. Parallel<br />

dazu wurden die nachfolgenden individuellen Informations-<br />

und Testmöglichkeiten an separaten Ständen<br />

angeboten.<br />

Lungenfunktionsmessung (Spirometrie)<br />

Bei einer Spirometrie werden verschiedene Lungenfunktionswerte<br />

gemessen, die es dem Arzt z. B. ermöglichen,<br />

Erkrankungen der Lunge zu diagnostizieren.<br />

Beim Gesundheitsaktionstag stand das mobile<br />

Lungenfunktionslabor des LGA mit einer technischen<br />

Assistentin und einem Arzt aus dem Lungenfunktionsteam<br />

zur Verfügung. Nach einem kurzen einführenden<br />

Vortrag, in dem auf die Untersuchungsmethode und<br />

deren diagnostischen Aussagewert eingegangen wurde,<br />

konnten die Messungen an interessierten Probanden<br />

durchgeführt und anschließend erläutert und interpretiert<br />

werden. Insgesamt nahmen ca. 45 Bedienstete<br />

des RP an dieser Untersuchung teil.<br />

Audiometrie<br />

Hören ist etwas Selbstverständliches. Man wird sich<br />

seines Hörsinnes meist erst bewusst, wenn eine<br />

Schädigung eingetreten ist und man Klänge und<br />

Geräusche nicht mehr wie gewohnt wahrnimmt. Oft<br />

ist die Hörminderung dann nicht mehr rückgängig zu<br />

machen, wie z. B. bei einer Lärmschwerhörigkeit.<br />

Deshalb ist eine Vorbeugung (z. B. bei Lärmexposition)<br />

sehr wichtig. Zur Überprüfung des Gehörs kann<br />

ein Hörtest (Audiometrie) durchgeführt werden. Aus<br />

der dabei ermittelten Hörkurve kann man den eventuell<br />

vorhandenen Hörverlust des Probanden ablesen.<br />

Von unserem Angebot, den Hörsinn mittels<br />

Audiometrie zu überprüfen, wurde ebenfalls eifrig<br />

Gebrauch gemacht (ca. 40 Untersuchungen). Die<br />

erstellte Hörkurve wurde auf Wunsch anschließend<br />

ärztlich ausgewertet und erklärt.<br />

Blutdruckmessung<br />

Viele Menschen wissen nicht, dass sie erhöhte Blutdruckwerte<br />

haben, weil zunächst oft keine Beschwer-<br />

89<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


90 Berichte aus der Arbeit<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />

den auftreten. Warnsignale können sein: Kopfschmerzen,<br />

Schwindel, Rötungen der Gesichtshaut oder<br />

Ohrensausen . Bei ständig erhöhtem Blutdruck steigt<br />

das Risiko, einen Schlaganfall, eine Herzerkrankung,<br />

ein Nierenleiden oder Augenschäden zu erleiden.<br />

Einige Risikofaktoren begünstigen die Entstehung<br />

einer Hochdruckerkrankung. Dazu gehören<br />

Übergewicht, Rauchen, starker Alkoholgenuss,<br />

Stress, Fettstoffwechselstörungen (z. B. erhöhter<br />

Cholesterinspiegel), erbliche Veranlagung u. a. Das<br />

Angebot zur Blutdruckmessung wurde gern in Anspruch<br />

genommen, ebenso wie die Gelegenheit sich<br />

zu individuellen Fragen und der persönlichen Risikoabschätzung<br />

ärztlich beraten zu lassen. Mittels des<br />

“Impuls-Testes” konnte auch nach Stressrisikofaktoren<br />

gesucht werden.<br />

Ermittlung des BMI (Body Mass Index)<br />

Zu dick, zu dünn oder gerade richtig? Ob das Körpergewicht<br />

stimmt, lässt sich leicht mit dem sog. Body<br />

Mass Index (BMI) überprüfen. Der BMI beschreibt<br />

das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße<br />

und korreliert eng mit der Menge körperlichen Fettgewebes.<br />

Bei einem BMI-Wert über 25 spricht man von<br />

leichtem Übergewicht. Der BMI-Wert gilt weltweit als<br />

Orientierungswert für das Sollgewicht eines Erwachsenen.<br />

Die Ermittlung des BMI war für viele Mitarbeiter<br />

neu. Deshalb stellten sie sich auch neugierig der<br />

Messung und waren nicht selten vom Ergebnis überrascht.<br />

Gleich am Nachbarstand fand die dazugehörige<br />

Beratung statt.<br />

Info-Stand: Gesundheit = Sicherung<br />

der Lebensqualität<br />

Gesundheit bedeutet auch Sicherung der Lebensqualität.<br />

Gesunde Lebensführung ist ein Stichwort.<br />

Dies beinhaltet eine gesunde Ernährung, die zusammen<br />

mit ausreichender Bewegung zum “Wohlfühlgewicht”<br />

führt. Am Stand wurde über verschiedene<br />

Wege beraten: Vorgestellt wurden hier und auch am<br />

BMI-Messstand verschiedene Diät-Methoden, z. B.<br />

“Weight Watchers”, “Glyx-Diät”, “Brigitte-Diät”, “Methode<br />

nach Montignac” oder Gewichtsreduktion mit<br />

Hilfe von Hypnose. Ausreichende Bewegung von<br />

zwei- bis dreimal pro Woche 30 Minuten wird zur<br />

Erhaltung der Lebensqualität von Fachleuten empfohlen.<br />

Es wurden Sportarten vorgestellt, die ein<br />

regelmäßiges Ausdauertraining ermöglichen, wie z. B.<br />

Nordic-Walking, Tanzen, Fahrrad fahren, Inline- oder<br />

Rollerskating und Skilanglauf. Damit die Freude an<br />

der Bewegung nicht zu kurz kommt, sollte stets nur<br />

eine Methode gewählt werden, die Spaß macht und<br />

die man dann auch durchhalten kann. Veranschaulicht<br />

wurden die Empfehlungen durch mitgebrachtes<br />

Demonstrationsmaterial: verschiedene Sportgeräte<br />

und -poster sowie Poster der Ernährungspyramide,<br />

Bücher, Broschüren, Diät-Pläne u. a.<br />

Insgesamt fanden alle Stände regen Zulauf und die<br />

angebotenen Informationen und Beratungen wurden<br />

gern angenommen. Weil das Interesse der RP-Mitarbeiter<br />

am Thema Gesundheit so überzeugend war,<br />

ist im Jahr 2005 eine Wiederholung eines solchen<br />

Gesundheitsaktionstages in Planung.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Berichte aus der Arbeit<br />

Organisationsstruktur<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

91<br />

Kommunikation: Informieren, beraten, bilden


92 Organisationsstrutur<br />

Organisationsplan<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Eingliederung des Landesgesundheitsamtes in das Regierungspräsidium<br />

Stuttgart zum 01.01.2005<br />

Der Landtag hat am 30.06.2004 das Verwaltungsstruktur-Reformgesetz<br />

beschlossen. Es trat am<br />

01.01.2005 in Kraft. Diese Reform schließt alle Verwaltungsbehörden<br />

und Verwaltungsebenen ein. Auch<br />

das Landesgesundheitsamt (LGA) ist davon betroffen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Änderungen in der Aufbauorganisation<br />

Durch die Verwaltungsreform ergeben sich Änderungen<br />

in der Aufbauorganisation des LGA.<br />

Aufgrund der Eingliederung wurde aus dem LGA die<br />

Abt. 9 des Regierungspräsidiums Stuttgart, aus den<br />

bisherigen Abteilungen des LGA werden Referate<br />

und aus den bisherigen Referaten Sachgebiete.<br />

Die Reform soll die Voraussetzungen für Kostensenkungen<br />

in der Verwaltung, die Beschleunigung von<br />

Verwaltungsverfahren sowie eine einfache und transparente<br />

Verwaltungsorganisation schaffen.<br />

Die Abteilung 9 hat nach dem teilweisen Weggang<br />

der Querschnittsaufgaben Organisation, Personalund<br />

Finanzwesen (einschließlich Einkauf) in die Referate<br />

11, 12 und 13 des Regierungspräsidiums folgendes<br />

Gesicht erhalten:<br />

93<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt


94 Organisationsstruktur<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt<br />

Neu hinzugekommen ist das Ref. 97 Landesprüfungsamt<br />

für Medizin und Pharmazie, Approbationswesen.<br />

Die Aufgaben der Abt. 9 werden nahezu vollständig<br />

(Ref. 91-96 vollständig, Ref. 97 teilweise) landesweit<br />

wahrgenommen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Ref. 91: Recht und Verwaltung<br />

(bis 31.12.2004 Abt. Z: Zentrale Verwaltung)<br />

Aufgaben<br />

Die ”Zentrale Verwaltung“ nahm bis Ende 2004 zum<br />

großen Teil Querschnittsaufgaben wahr. Im Wesentlichen<br />

handelte es sich um folgende Aufgaben:<br />

1. Anpassung der Aufbau- und Ablauforganisation<br />

nach den Kriterien der Wirtschaftlichkeit, Flexibilität<br />

und Bürgernähe; Koordination und Integration<br />

der vom LGA belegten Häuser<br />

2. Personalwesen<br />

3. Betrieb und Weiterentwicklung des Controlling<br />

als zentrale Elemente der Neuen Steuerungsinstrumente<br />

4. Finanz-, Kassen- und Rechnungswesen mit Anlagen-,<br />

Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Wirtschaftsplan,<br />

Bewirtschaftung der Finanzmittel<br />

5. Zentraler Einkauf u. a. für den Laborbereich<br />

6. Innerer Dienst: Medizinische Zentrale Dienste,<br />

Datenschutz, Arbeitsschutz, Bauangelegenheiten<br />

und -unterhaltung sowie Registratur, Poststelle,<br />

Fuhrpark, Druckerei<br />

7. Rechtsangelegenheiten, Gebührenwesen, Beitreibungs-<br />

und Vollstreckungsverfahren<br />

8. Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Hygiene<br />

sowie Veranstaltungsorganisation für Fortbildungen<br />

in den Bereichen ÖGD, Landesarzt für<br />

Behinderte und Staatlicher Gewerbearzt.<br />

9. Bibliothek<br />

10. Informations- und Kommunikationstechnik<br />

Struktur<br />

Sachgebiet 1: Recht, Gebührenwesen,<br />

Finanz- und Personalangelegenheiten,<br />

laborbezogene Dienstleistungen<br />

(bisher Ref. Z1: Allgemeine Verwaltung)<br />

• Organisation: Anpassung der Ablauf- und Aufbauorganisation,<br />

Koordination und Integration der vom<br />

LGA belegten Häuser<br />

• Personalwesen: Personalhaushalt, -einsatz, -verwaltung<br />

und -betreuung, Personalmanagement (Planung<br />

und Entwicklung), Frauenförderung<br />

• Strategisches und operatives Controlling: Betrieb<br />

der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />

sowie der Leistungsrechnung und des<br />

Berichtswesens in den Referaten (bis 31.12.2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Abteilungen), Pflege und Entwicklung des SAP R/3-<br />

Moduls Controlling, Budgetplanung<br />

• Finanz-, Kassen- und Rechnungswesen: Aufstellung<br />

des Wirtschaftsplanes, Bewirtschaftung der<br />

Finanzmittel, Jahresabschluss, Buchhaltung, Rechnungsprüfung,<br />

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

• Zentraler Einkauf<br />

• Innerer Dienst: Medizinische Zentrale Dienste,<br />

Bauunterhaltung, Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit,<br />

Datenschutz, Schreibdienst, Registratur<br />

• Rechtsangelegenheiten, Gebührenwesen, Betreibungs-<br />

und Vollstreckungsverfahren, besondere<br />

Verwaltungsangelegenheiten<br />

Sachgebiet 2 (bisher Ref. Z2): Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung<br />

• Bedarfserhebung für das jährliche Fortbildungsangebot<br />

für den ÖGD, Erstellung des Veranstaltungsprogramms<br />

• Aus-, Fort- und Weiterbildung von Hygienefachkräften<br />

und -beauftragten, Desinfektoren, Gesundheitsaufsehern<br />

und anderen Berufsgruppen<br />

• Betreuung und Unterrichtung von Praktikanten aus<br />

den Bereichen der Krankenhaushygiene und im<br />

Rahmen der MTA-Ausbildung (in den verschiedenen<br />

Laborbereichen)<br />

• Bibliothek des LGA mit fachwissenschaftlicher Literatur,<br />

Gesetzesblättern und anderen Rechtsnormen,<br />

Monographien und Periodika<br />

Sachgebiet 3 (bisher Ref. Z3): Information<br />

und Kommunikation<br />

Netzweite Bereitstellung und Betreuung folgender<br />

Systeme:<br />

• Administration und technische Betreuung der Internet-Auftritte<br />

www.landesgesundheitsamt.de<br />

www.gesundheitsamt-bw.de<br />

www.gesundheitsforum-bw.de<br />

www.infektionsfrei.de<br />

auf der Basis des Content-Management-Systems<br />

Pirobase<br />

• Bürokommunikation inkl. Mail-System und Internet-Zugang,<br />

Datenverarbeitungs(DV)-Beratung<br />

• Labor-System (LIMS) für 7 Laborbereiche<br />

95<br />

Referate


96 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

• Gebührenwesen für labor- und nicht-laborspezifische<br />

Leistungen<br />

• Informationssystem für den Staatlichen Gewerbearzt/Arbeitsmedizin<br />

(ISSGA)<br />

• betriebswirtschaftliches System SAP R/3 (derzeit<br />

im IZLBW installiert)<br />

• Zugang zum Landesverwaltungsnetz (LVN), Standleitungen<br />

nach H7, U14 und für den Internet-Zugang<br />

• CD-ROM-basierte Datenbanken (Juris, OSH-ROM,<br />

Toxline, Chem-Bank u. a.)<br />

• UmInfo-Server (auch für die Gesundheitsämter)<br />

inkl. Kommunikationspfad für das Meldewesen im<br />

Rahmen des IfSG<br />

• diverse Einzelplatz-Installationen, u. a. Laborrechner<br />

• SQL-Server für die Datenverarbeitung im Rahmen<br />

des IfSG<br />

• Multimedia-Arbeitsplatz<br />

• ca. 170 Bildschirmarbeitsplätze in Stuttgart, Karlsruhe,<br />

Mannheim und Freiburg sowie drei Telearbeitsplätze<br />

• mehrere Server mit den Betriebssystemen UNIX,<br />

LINUX, NT, ca. 30 Netzdrucker, Belegleser u. v. a. m.<br />

• Tools zur Netz-, System- und Datenbank-Administration<br />

Sachgebiet 4: Qualitätsmanagement (bisher<br />

Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Qualitätsmanagement)<br />

Die Stabsstelle unterstützte bis 31.12.2004 die Amtsspitze<br />

in den Bereichen:<br />

• Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

- Ansprechpartner für die Presse. Dies beinhaltete<br />

anlassbezogene Pressearbeit, die zu Anfragen<br />

fachbezogen Stellung nimmt oder Kontakt zu<br />

den entsprechenden wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />

im LGA herstellt. Je nach Bedarf wurden<br />

auch gesundheitliche Themen aufgegriffen und<br />

über die laufende Arbeit des LGA berichtet.<br />

- Veröffentlichung von Pressemitteilungen, des<br />

Jahresberichts und des Veranstaltungsprogramms<br />

im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

(in Zusammenarbeit mit dem Ref. 91 SG2<br />

[bis 31.12.2004 Ref. Z2]).<br />

- Redaktionelle Betreuung der Internetauftritte<br />

www. landesgesundheitsamt.de (Gesamtredaktion)<br />

www.gesundheitsamt-bw.de (Redaktionsmitarbeit)<br />

www.infektionsfrei.de (Publisher)<br />

- Ansprechparter für alle Fragen der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

insbesondere für das Sozialministerium<br />

und andere Behörden<br />

- Organisation und Koordination der Öffentlichkeitsarbeit<br />

einschließlich der Erstellung von Konzepten<br />

wie z. B. für die Präsentation des LGA bei<br />

Fachveranstaltungen<br />

- Sicherstellung eines einheitlichen Auftritts (Corporate<br />

Design) des LGA nach außen. Dies betraf<br />

insbesondere auch die Fachpublikationen.<br />

• Qualitätsmanagement<br />

- Weiterentwicklung des QM-Systems im Laborbereich<br />

(akkreditiert nach DIN EN ISO/IEC 17025<br />

durch interne Audits und in der Funktion des<br />

Qualitätsmanagementbeauftragten)<br />

- Qualitätssicherung und Aufbau eines Qualitätsmanagement-Systems<br />

im LGA; hier bestehen<br />

Schnittstellen insbesondere zum Controlling (Jahresarbeitsplan,<br />

Balanced Scorecard, Zielvereinbarungen),<br />

zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit,<br />

zum (betrieblichen) Vorschlagswesen und<br />

Reklamations- und Beschwerdemanagement<br />

sowie zu LGA-internen Qualitätszirkeln<br />

- Abteilungsübergreifende und projektbezogene<br />

Koordinierungsaufgaben<br />

Die Stabsstelle war der Amtsspitze direkt unterstellt<br />

und erhielt Unterstützungsleistungen durch Abt. Z<br />

(Schreibdienst, EDV, Broschürenstelle).<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Projektgruppe NSI<br />

• Arbeitskreis Microsoft-Support<br />

• Arbeitskreis der LVN-Benutzerkoordinatoren<br />

• AG ÖGDG des Sozialministeriums (Geschäftsstelle)<br />

• Arbeitsgruppe “ÖGD im Internet” des Sozialministeriums<br />

(Geschäftsstelle)<br />

• AG Gesundheitsportal des Gesundheitsforums Baden-Württemberg<br />

beim Sozialministerium<br />

• Arbeitskreis Netzwerke („Prozessmanagement“)<br />

des Innenministeriums<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Ref. 92 (bisher Abt. 1): Umweltbezogener Gesundheitsschutz<br />

Aufgaben<br />

Das Referat 92 erfüllt Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />

für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in<br />

den Bereichen umweltbezogener Gesundheitsschutz,<br />

Umwelthygiene und Toxikologie. Zu den Aufgaben<br />

gehören:<br />

1. Beratung der Gesundheitsämter, des Sozialministeriums<br />

und anderer Behörden in Fragen des<br />

umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />

2. Beratung von Behörden bei der humantoxikologischen<br />

Bewertung von Schadstoffbelastungen<br />

in Luft, Boden, Wasser sowie Lebensmitteln und<br />

Bedarfsgegenständen<br />

3. Beobachtung, Beurteilung und Bewertung von<br />

Einwirkungen aus der Umwelt auf die Gesundheit<br />

der Bevölkerung Baden-Württembergs<br />

4. Gesundheitlicher Verbraucherschutz und Kommunalhygiene<br />

(chemische und physikalische<br />

Expositionen)<br />

5. Mitwirkung bei der Festlegung von Orientierungsund<br />

Prüfwerten in Umweltmedien zur Bestimmung<br />

eines konkreten Handlungsbedarfs bzw.<br />

eines Sanierungsziels bei nicht tolerablen Schadstoffbelastungen<br />

im Sinne eines vorbeugenden<br />

Gesundheitsschutzes und der Gefahrenabwehr<br />

6. Mitwirkung bei Genehmigungsverfahren im Zusammenhang<br />

mit der Gesundheitsverträglichkeitsprüfung<br />

7. Qualitätssicherung in allen Bereichen der Umwelthygiene<br />

und Umweltmedizin<br />

8. Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, insbesondere<br />

des ÖGD, für Gesundheitsaufseher und<br />

andere im Bereich des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />

tätige Berufsgruppen<br />

Struktur<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Sachgebiet 1 (bisher Ref. 11): Umwelthgyiene<br />

• Entwicklungen der Umwelthygiene und Umweltmedizin,<br />

insbesondere im ÖGD; Koordination von<br />

Projekten des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />

• Harmonisierung in der regulatorischen Toxikologie<br />

• Entwicklung von Methoden der quantitativen Risikoabschätzung<br />

• Methoden der Risikokommunikation<br />

• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich Toxikologie<br />

• Betreuung des Regionalknotens des E-Mail-basierten<br />

Expertensystems “UmInfo” (umweltmedizinisches<br />

Informationssystem)<br />

• Mitarbeit in der Redaktionsgruppe der ÖGD-homepage<br />

“gesundheitsamt-bw.de”<br />

• Organisation und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen<br />

für Ärzte zum Thema “umweltbezogener<br />

Gesundheitsschutz”<br />

• Redaktion Umed-Info<br />

Sachgebiet 2 (bisher Ref. 12): Toxikologische<br />

Beratung, Datenbanken<br />

• Beratung von Behörden, Ärzten und anderen Fachpersonen<br />

in allen Fragen der Umwelthygiene (chemische<br />

und physikalische Expositionen) mit den<br />

besonderen Schwerpunkten gesundheitsgefährdender<br />

Expositionen in Boden und Altlasten,<br />

Außenluft, Innenraumluft, Wasser, Bedarfsgegenständen,<br />

Lärm (gesundheitliche Auswirkungen),<br />

ionisierende und nichtionisierende Strahlung<br />

• Mitarbeit an der Datenbank „Noxen-Informationssystem“<br />

97<br />

Referate


98 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich der Risikobewertung<br />

• Beratung des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />

bei toxikologischen Fragestellungen<br />

Sachgebiet 3: Umweltbezogene Gesundheitsbeobachtung<br />

(bisher Ref. 13: Gesundheitsbeobachtung,<br />

Umweltmedizinisches<br />

Informationssystem)<br />

• Koordination und wissenschaftliche Betreuung der<br />

bevölkerungsbezogenen umweltmedizinischen<br />

Projekte und Studien einschließlich Lungenfunktionsprüfung<br />

• Durchführung des umweltmedizinischen Projektes<br />

„Beobachtungsgesundheitsämter“ und anderer<br />

gesundheitsbeobachtender Projekte<br />

• Geschäftsstelle des projektbegleitenden Wissenschaftlichen<br />

Beirats<br />

• Beobachtung von umweltassoziierten Krankheiten<br />

und Darstellung der Ergebnisse in Berichten<br />

für die Fachwelt und für Entscheidungsträger<br />

• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich der Gesundheitsbeobachtung<br />

• Vorbereitung der Einrichtung des geplanten WHOcollaborating<br />

centers “Housing And Health”<br />

• Beurteilung und Bewertung von Schadstoffbelastungen<br />

beim Menschen (Biomonitoring)<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Arbeitskreis ”Regulatorische Toxikologie“ der Deutschen<br />

Gesellschaft für Pharmakologie, Toxikologie<br />

und klinische Toxikologie<br />

• Länderübergreifender Arbeitskreis ”Probabilistische<br />

Expositionsabschätzung“<br />

• Qualitätszirkel (Leitstelle) ”Analytische Qualitätssicherung<br />

im Bereich der Innenraumluftmessung<br />

biologischer Schadstoffe in Baden-Württemberg“<br />

• Arbeitskreis ”Vorhaben mit Modellcharakter in der<br />

Altlastenbearbeitung“ der Landesanstalt für Umweltschutz<br />

• Arbeitskreis ”Qualitätssicherung im Noxen-Informationssystem“<br />

der Bundesländer<br />

• Beirat des ”Noxen-Informationssystems“ der Bundesländer<br />

• Qualitätszirkel der Umweltärzte des ÖGD Baden-<br />

Württemberg<br />

• Projektgruppe ”Gesundheitsverträglichkeitsprüfung“<br />

der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden<br />

(AOLG)<br />

• Ausschuss gesundheitliche Bewertung von Baustoffen<br />

(AgBB) am Umweltbundesamt<br />

• Arbeitskreis „Chemische Innenraumluft“ in Baden-<br />

Württemberg<br />

• WHO-Working Group on Noise<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Ref. 93 (bisher Abt. 2): Allgemeine Hygiene, Infektionsschutz<br />

Aufgaben<br />

Das Referat 93 ist fachliche Leitstelle für den Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst (ÖGD) in allen Bereichen<br />

der Hygiene und des Infektionsschutzes sowie zuständiges<br />

Gesundheitsamt für vier Fernwasserversorgungsunternehmen<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Trotz der guten medizinischen Fortschritte können<br />

sich immer wieder alte oder sogar neue Infektionskrankheiten<br />

ausbreiten und erheblich an Bedeutung<br />

gewinnen, wie z. B. an SARS ersichtlich. Solche<br />

Epidemien von weltweiter Bedeutung, die u. a. durch<br />

eine hohe Mobilität weiter Bevölkerungsschichten<br />

entstehen können, erfordern ein schnelles Handeln<br />

auch durch Behörden, um eine Ausbreitung oder<br />

weitere Verbreitung von Krankheiten in Baden-<br />

Württemberg zu verhindern. Daher wird auch in Zukunft<br />

der Prävention und dem Infektionsschutz eine<br />

zentrale Bedeutung zukommen, wobei die vielfältigen<br />

Aufgaben durch folgende Maßnahmen erfüllt<br />

werden:<br />

1. Beratung von Ministerien (insbesondere des Sozialministeriums),<br />

Regierungspräsidien, Gesundheitsämtern<br />

und anderen Behörden sowie Wasserversorgungsunternehmen<br />

in den Bereichen<br />

Hygiene und Infektionsschutz. Insbesondere<br />

handelt es sich um die Erstellung von Gutachten<br />

und Empfehlungen in den Fachbereichen Kommunalhygiene,<br />

Wasserhygiene, Hygieneangelegenheiten<br />

des ÖGD sowie Hygiene in medizinischen<br />

Einrichtungen. In der Infektiologie geht es<br />

um die epidemiologische Aufklärung von Infektketten<br />

und Ausbrüchen humaner Infektionen sowie<br />

um die Erfassung der Endemiegebiete von<br />

Zooanthroponosen.<br />

2. Entwicklung von Konzepten und Strategien zur<br />

Prävention und Reduktion von Infektionskrankheiten<br />

der Bevölkerung in Baden-Württemberg<br />

3. Der Schwerpunkt der Labortätigkeiten liegt v. a.<br />

im epidemiologischen, präventivmedizinisch hygienischen<br />

Gebiet. Neben den sog. Standarduntersuchungen<br />

im bakteriologischen, virologischen,<br />

parasitologischen und molekulabiologischen<br />

Bereich sind im LGA Spezialuntersuchungen etabliert,<br />

die in Deutschland sonst nicht oder nur<br />

selten durchgeführt werden.<br />

4. Erstellung von Publikationen, Teilnahme an Fachkongressen,<br />

Mitarbeit in Ausschüssen und fachlichen<br />

Gremien<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

5. Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Mitarbeiter<br />

des ÖGD, Schwimmmeister und andere im<br />

medizinischen oder öffentlichen Bereich tätige<br />

Mitarbeiter<br />

Struktur<br />

Sachgebiet 1 (bisherRef. 21): Kommunalhygiene<br />

• Förderung der Hygiene in Bereichen nach dem<br />

Seuchenrechtsneuordnungsgesetz (u. a. IfSG)<br />

durch Beratung und Erstellung von Empfehlungen<br />

(Musterhygieneplan) für Gemeinschaftseinrichtungen<br />

(u. a. Schulen, Kindergärten) und Dienstleistungsbetriebe<br />

– sowohl solchen, die der Hygieneverordnung<br />

unterliegen (z. B. Tatoo-Studios) als<br />

auch solchen, die nicht der Hygieneverordnung<br />

unterliegen.<br />

• Beratung und Erstellung von Empfehlungen zur<br />

Einhaltung der Hygiene im Umgang mit Abfallprodukten<br />

und Abwässern<br />

Sachgebiet 2 (bisher Ref. 22): Hygiene medizinischer<br />

Einrichtungen<br />

• Förderung der Hygiene in Krankenhäusern und anderen<br />

medizinischen Einrichtungen (z. B. Alten- und<br />

Langzeitpflegeheimen, Rehabilitationskliniken, Einrichtungen<br />

der Kurbetriebe, Arztpraxen usw.) durch<br />

Beratungen, Empfehlungen und Bewertungen des<br />

Hygienemanagements ( Erstellung von Fragebögen<br />

zur Verbesserung der Strukturqualität oder u. a.<br />

durch Prüfung von Sterilisatoren und Desinfektionsgeräten<br />

sowie Umgebungsuntersuchungen)<br />

• Beratungen entsprechender Stellen, ggf. Begehungen<br />

vor Ort gemeinsam mit dem zuständigen<br />

Gesundheitsamt<br />

Sachgebiet 3 (bisher Ref. 23): Wasserhygiene<br />

• Schutz der Bevölkerung vor wasserbedingten<br />

Krankheiten, z. B. durch mikrobiologische (ggf.<br />

virologische) Untersuchungen von Trinkwasser,<br />

Badebeckenwasser und Badegewässern (entsprechend<br />

der EU-Richtlinie) und Wasser aus Hausinstallationssystemen<br />

• Kontrolle der Einhaltung mikrobiologischer Parameter<br />

durch Erarbeitung neuer Untersuchungsstandards<br />

99<br />

Referate


100 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

Sachgebiet 4 (bisher Ref. 24): Hygieneangelegenheiten<br />

des ÖGD<br />

• Schutz der Bevölkerung vor lebensmittelbedingten<br />

Erkrankungen und Erfassung von Gruppenerkrankungen<br />

auch durch mikrobiologische Untersuchungen<br />

sowie Erarbeitung von Empfehlungen zu speziellen<br />

Fragestellungen in der Lebensmittelhygiene<br />

• Risikoanalyse, Risikoabschätzung und Risikomanagement<br />

bei biologischen Gefahrenlagen<br />

• Public Health Nutrition: Gesundheit und Ernährung<br />

unter bevölkerungsmedizinischen Aspekten<br />

Sachgebiet 5 (bisher Ref. 25): Infektiologie<br />

• Entwicklung von Strategien zum Schutz der Bevölkerung<br />

vor Infektionen, die durch Tiere (z. B. FSME,<br />

Borreliose, Q-Fieber, Echninoccocus) oder von<br />

Mensch zu Mensch (z. B. HIV, Virus-Hepatitiden,<br />

Influenza) übertragbar sind<br />

• Aufklärung von Infektketten und Ausbrüchen mit<br />

laborunterstützten Untersuchungen<br />

• Q-Fieber Konsiliarlabor<br />

• Laborbegehungen nach IfSG (medizinische Labors,<br />

Universitäten)<br />

Sachgebiet 6 (bisher Ref. 14): Human Biomonitoring,<br />

Analytische Qualitätssicherung<br />

• Untersuchungen zur Schadstoffbelastung der Bevölkerung<br />

unter Berücksichtigung von aktuellen<br />

Fragestellungen und der Expositionshöhe in den<br />

Umweltmedien<br />

• Untersuchungen der Belastung von Innenräumen<br />

mit biologischen Kontaminanten (z. B. Schimmelpilzen)<br />

• Initiierung und Leitung qualitätssichernder Arbeitskreise<br />

(AQS) im Bereich der Spurenanalytik<br />

• Anpassung von Untersuchungsmethoden an die<br />

Erfordernisse von bevölkerungsbezogenen Fragestellungen<br />

im Bereich der Umweltanalytik<br />

• Konzeptionelles Arbeiten im Bereich Probennahme<br />

und Human Biomonitoring<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Kommission „Lebensmittel-Mikrobiologie und Lebensmittel-Hygiene“<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hygiene und Mikrobiologie, Arbeitsgruppe „Richtund<br />

Warnwerte“<br />

• Landesarbeitsgruppe Trinkwasser<br />

• Schwimm- und Badebeckenwasserkommission<br />

beim UBA<br />

• Landesarbeitsgruppe Borreliose und FSME Baden-<br />

Württemberg<br />

• ÖGD-Arbeitskreis Dokumentation und Weiterentwicklung<br />

von Hygienestandards in der Langzeitund<br />

Altenpflegepe<br />

• Kommission zur Bewertung der gemäß § 18 IfSG<br />

geprüften Entwesungsmittel und -Verfahren sowie<br />

der Wirksamkeit von Mitteln und Verfahren gegen<br />

Hygieneschädlinge am UBA<br />

• Arbeitsgruppe “Angewandte Medizinsche Arachno-Entomologie”<br />

der entomologischen Gesellschaft<br />

• Salmonella-Surveillance-Netzwerk der WHO (Global-Salm-Surv<br />

= GSS)<br />

• Arbeitsgruppe Katastrophenmedizin, Chirurgische<br />

Universitätsklinik Tübingen<br />

• ÖGD-Qualitätszirkel Infektionsschutz<br />

• Aktionsbündnis Allergieprävention (abap)<br />

- Planungsrat<br />

- Arbeitsgruppe Bevölkerung und Familie<br />

- Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Sektion Hygiene in der ambulanten und stationären<br />

Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation der<br />

Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />

(DGKH)<br />

• Wissenschaftlicher Beirat in der AWBR (Arbeitsgemeinschaft<br />

Wasserversorgungsunternehmen Bodensee/Rhein)<br />

• Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift ”aspetica“<br />

(Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene)<br />

• DIN-Ausschuss „Trihalomethane in Badewasser“<br />

• Kommission „Methoden und Qualitässicherung in<br />

der Umweltmedizin“ am Robert Koch-Institut<br />

• Kommission Reinhaltung der Luft in VDI und DIN<br />

- Arbeitsgruppe MVOC<br />

- Arbeitsgruppe Probenahme von Bioaerosolen,<br />

Herstellung von Biotestaerosolen<br />

- Arbeitsgruppe Luftgetragene Mikroorganismen<br />

• Kommission VDI 4300, Arbeitsgruppe Strategie<br />

der Messung von Schimmelpilzinnenraumbelastungen<br />

• Arbeitsausschuss 1,3 im NAW des DIN-Unterausschusses<br />

2 LHKW in Badewässern<br />

• Arbeitskreis Gebäudesanierung Tiefbauberufsgenossenschaft<br />

• Arbeitskreis „Chemische Innenraumluft“ Baden-<br />

Württemberg<br />

• Innenraumkommission beim UBA<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Ref. 94 (bisher Abt. 3): Gesundheitsförderung, Prävention,<br />

Rehabilitation<br />

Aufgaben<br />

Das Referat 94 erfüllt die Aufgaben der fachlichen<br />

Leitstelle für den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

(ÖGD) in den Bereichen Gesundheitsförderung und<br />

Prävention sowie Aufgaben des Landesarztes für<br />

Behinderte nach § 62 Sozialgesetzbuch IX im Bereich<br />

Rehabilitation. Im Mittelpunkt der Prävention<br />

stehen insbesondere Personen in besonderen Lebenslagen.<br />

Zu den Aufgaben gehören:<br />

1. Beratung des Sozialministeriums und anderer<br />

Landesministerien, der Gesundheitsämter und<br />

weiterer Behörden/Institutionen bei Fragestellungen<br />

aus den drei Bereichen<br />

2. Entwicklung von fachlichen Konzepten und Strategien<br />

in aktuellen Schwerpunktbereichen in Gesundheitsförderung,<br />

Prävention und Rehabilita-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

tion, z. B. gesundheitliche Teilhabe und Zugangsverbesserung<br />

3. Entwicklung und Koordination von Evaluation und<br />

weiteren Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

4. Koordinierung von Maßnahmen und Projekten in<br />

der Suchtprävention<br />

5. Ansprechpartner für die Regionalen Arbeitsgemeinschaften<br />

für Gesundheit (RAG) auf überregionaler<br />

Ebene<br />

6. Medizinischer Bereich der Überregionalen Arbeitsstelle<br />

Frühförderung Baden-Württemberg,<br />

die an der Umsetzung der Rahmenkonzeption<br />

Frühförderung Baden-Württemberg, der fachlichen<br />

Weiterentwicklung des Rehabilitationssystems<br />

Frühförderung und der Fortbildung der Fachkräfte<br />

in der Frühförderung mitwirkt<br />

101<br />

Referate


102 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

7. Fortbildungen und Veranstaltungen zu nachgefragten,<br />

aktuellen Themen aus Gesundheitsförderung,<br />

Prävention und Rehabilitation (siehe<br />

„Aus-, Fort- und Weiterbildung“ im Anhang)<br />

Struktur<br />

Sachgebiet 1 (bisher Ref. 31): Prävention für<br />

Personen in besonderen Lebenslagen<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• Reproduktive Gesundheit/Sexuell übertragbare<br />

Krankheiten<br />

• Migration und Gesundheit<br />

• Suchtprävention<br />

Sachgebiet 2 (bisher Ref. 32): Gesundheitsförderung<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• Verbesserung gesundheitlicher Teilhabe bei Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

• Koordination der RAGen<br />

• Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung<br />

Sachgebiet 3 (bisher Ref. 33): Rehabilitation,<br />

Landesarzt für Behinderte<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• Weiterentwicklung des Systems der interdisziplinären<br />

Frühförderung in Baden-Württemberg<br />

• Gutachten im Rahmen der Eingliederungshilfe in<br />

besonderen Einzelfällen gemäß § 62 SGB IX<br />

• Beratung von Landesbehörden und weiteren Institutionen<br />

zu Behinderung und Verbesserung der<br />

Teilhabe behinderter Menschen aus medizinischer<br />

Sicht gemäß § 62 SGB IX<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Interministerielle Kommission Frühförderung (IKF)<br />

beim Sozialministerium<br />

• Koordinationsplenum „Modellprojekt Persönliches<br />

Budget für behinderte Menschen in Baden-Württemberg“<br />

beim Sozialministerium<br />

• Landeshörgeschädigtenkommission beim Sozialministerium<br />

• Arbeitsgruppe Neugeborenenhörscreening Baden-<br />

Württemberg<br />

• Expertenkreis und Projektgruppe „Pädagogische<br />

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen<br />

und sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

in allgemeinbildenden Schulen“ beim Kultusministerium<br />

• Expertenkreis Schule für Geistigbehinderte beim<br />

Kultusministerium<br />

• Expertenkreis Schule für Körperbehinderte beim<br />

Kultusministerium<br />

• Expertenkreis Förderschule beim Kultusministerium<br />

• Beraterkreis Hauptschule beim Kultusministerium<br />

• Projektgruppe „Fördern und Pflegen“ beim Kultusministerium<br />

• Arbeitsgruppe zum KJHG der Kommunalen Landesverbände<br />

• Landesarbeitsgemeinschaft für Betreuungsangelegenheiten<br />

bei den Landeswohlfahrtsverbänden<br />

• Beirat der PUA-Beratungsstelle des Diakonischen<br />

Werks Baden-Württemberg<br />

• Bundesweiter Arbeitskreis der überregionalen Arbeitsstellen<br />

Frühförderung<br />

• Beirat der Baden-Württembergischen Elternakademie<br />

• Landesarbeitsgemeinschaft für Suchtfragen Baden-Württemberg<br />

• Arbeitskreis „Migration und öffentliche Gesundheit“<br />

der Beauftragten der Bundesregierung für<br />

Migration, Flüchtlinge und Integration<br />

• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA)<br />

- Bund-Länder-Koordinierungskreis „Sexualaufklärung“<br />

- Bund-Länder-Gremium zur Koordinierung von<br />

Maßnahmen der AIDS-Aufklärung<br />

• Unterarbeitsgruppe Prävention und Gesundheitsförderung<br />

des Gesundheitsforums Baden-Württemberg<br />

• Beirat der Sektion Baden-Württemberg der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung<br />

• Regionale Fachkonferenzen für Gesundheitsförderung<br />

in Baden-Württemberg<br />

• Kooperationstreffen der Landesvereinigungen für<br />

Gesundheit<br />

• Regionale Fachkonferenzen der Beratungsstellen<br />

für sexuelle Gesundheit/§ 19 IFSG<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Ref. 95 (bisher Abt. 4): Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung<br />

Aufgaben<br />

Das Referat 95 erfüllt Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />

für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu bevölkerungsbezogenen<br />

Untersuchungen (einschließlich<br />

der Beobachtung der Häufigkeiten von meldepflichtigen<br />

Krankheiten) und für die Erstellung von<br />

Berichten zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung.<br />

Es bearbeitet eigene Vorhaben und begleitet Untersuchungen<br />

anderer Fachreferate der Abt. 9 sowie der<br />

Gesundheitsämter. Zu den Aufgaben gehören:<br />

1. Beratung des Sozialministeriums und der Gesundheitsämter<br />

bei epidemiologischen Fragestellungen<br />

2. Erarbeitung von Gesundheitsberichten des Landes<br />

3. Unterstützung der Gesundheitsämter bei der regionalen<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

4. Auswertung von Daten des ÖGD, z. B. aus schulund<br />

jugendärztlichen Untersuchungen<br />

5. Epidemiologische Betreuung des Projekts “Beobachtungsgesundheitsämter”<br />

6. Überwachung des Auftretens meldepflichtiger<br />

Krankheiten<br />

7. Qualitätssicherungsmaßnahmen im ÖGD<br />

6. Nutzen-Kosten-Untersuchungen im Gesundheitsbereich<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

7. Fortbildungen zu Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung<br />

und Infektionsüberwachung<br />

Epidemiologische Untersuchungen zu Krankheitsausbrüchen<br />

und kleinräumige Untersuchungen bei vermuteten<br />

Krankheitshäufungen (Cluster) entsprechen Aufgaben<br />

einer “epidemiologischen Feuerwehr”. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Robert Koch-Institut und der Akademie<br />

für das öffentliche Gesundheitswesen in Düsseldorf<br />

werden hierzu praxisbezogene Fortbildungskurse<br />

für aufsuchende Epidemiologie durchgeführt.<br />

Das Referat betreut Praktika für Absolventen von Public-Health-Studiengängen<br />

und Biometriekursen.<br />

Einen zusätzlichen Schwerpunkt bildet die Geschäftsstelle<br />

des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz.<br />

Sie koordiniert Maßnahmen zur Vorbereitung und<br />

Beratung des ÖGD auf die Abwehr bioterroristischer<br />

Bedrohungen. Hierzu wurde seit Herbst 2002 ein<br />

umfangreiches Veranstaltungsprogramm ausgerichtet<br />

mit dem Ziel einer flächendeckenden Fortbildung<br />

des ÖGD zur Pockenschutzimpfung. Im Januar 2004<br />

wurde mit der CD ”Pocken – Einführung in das<br />

Impfkonzept Baden-Württemberg“ ein zertifiziertes<br />

Fortbildungsprogramm veröffentlicht, das sich unmittelbar<br />

an alle Ärzte in Baden-Württemberg wendet.<br />

Ein weiteres audiovisuelles Fortbildungsprogramm<br />

auf CD-ROM und im Internet (www.gesundheitsamtbw.de)<br />

über den “Aufbau und Betrieb von Massenimpfstätten”<br />

für die Zielgruppe der Impfhelfer in Hilfsorganisationen,<br />

Verwaltung und Ärzte erschien im<br />

Dezember 2004.<br />

103<br />

Referate


104 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

Struktur<br />

Sachgebiet 1 (bisher Ref. 41): Geschäftsstelle<br />

Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz,<br />

Gesundheitsbeobachtung<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• die Geschäftsstelle des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />

• die fachliche Koordination einer Schnellen Einsatzgruppe<br />

Gesundheitsschutz (SEGGES)<br />

• Fragen des Qualitätsmanagements für den ÖGD<br />

• gesundheitsbezogene Daten aus schul- und jugendärztlichen<br />

Untersuchungen<br />

• Unterstützung des ÖGD bei Ausbrüchen von infektionsbedingten<br />

Erkrankungen<br />

Sachgebiet 2 (bisher Ref. 42): Epidemiologie<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• epidemiologische Fragestellungen und Bewertung<br />

von epidemiologischen Studien<br />

• Projekt „Beobachtungsgesundheitsämter“<br />

• Untersuchungen zu beobachteten und vermuteten<br />

Krankheitshäufungen<br />

• bevölkerungsbezogene Studien, vergleichende<br />

Risikobewertung und -kommunikation<br />

• Instrumente zur <strong>Analyse</strong> von epidemiologischen<br />

Untersuchungen<br />

Sachgebiet 3 (bisher Ref. 43): Gesundheitsberichterstattung<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• Grundsatzfragen der Gesundheitsberichterstattung<br />

• Erarbeitung von Gesundheitsberichten für Baden-<br />

Württemberg<br />

• gesundheitsbezogene Daten und Werkzeuge zu<br />

deren Präsentation<br />

• Unterstützung der Gesundheitsämter bei der regionalen<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

• Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung<br />

Sachgebiet 4 (bisher Ref. 44): Infektionsepidemiologische<br />

Meldesysteme<br />

Schwerpunkte sind:<br />

• Überwachung des Auftretens meldepflichtiger Erkrankungen<br />

• Betreuung des Meldeverfahrens nach dem IfSG<br />

• Beratung zu meldepflichtigen Erkrankungen<br />

• Unterstützung bei Ausbrüchen von infektionsbedingten<br />

Erkrankungen<br />

• Berichte zu meldepflichtigen Erkrankungen<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Arbeitsgruppe für Gesundheitsberichterstattung der<br />

AOLG (in Vertretung des Sozialministeriums)<br />

• Arbeitsgruppe “Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung”<br />

des LGA und des Berufsverbandes<br />

der Ärzte im ÖGD<br />

• Arbeitsgruppe “Kommunale Gesundheitsberichterstattung”<br />

im Fachbereich “Öffentliche Gesundheit”<br />

der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin<br />

und Prävention<br />

• Arbeitsgruppe “Angewandte Infektionsepidemiologie”<br />

der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie<br />

• Bund-Länder-Arbeitsgruppe IfSG am RKI<br />

• Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der Oberrheinkonferenz<br />

sowie dazugehöriger Expertenausschuss<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

• Kommission “Infektionsepidemiologie” am RKI<br />

• Arbeitskreis “Qualitätsmanagement in der Tuberkulosefürsorge”<br />

• Arbeitsgruppe „Neukonzeption der Schuleingangsuntersuchung<br />

in Baden-Württemberg”<br />

• Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Medizinische<br />

Informatik, Biometrie und Epidemiologie<br />

• Section on Infectious Disease Control, European<br />

Public Health Association<br />

• Arbeitsgemeinschaft Meningokokken beim Deutschen<br />

Grünen Kreuz e.V.<br />

• Interministerielle Arbeitsgruppe ”Sprachförderung<br />

im vorschulischen Bereich“<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Ref. 96 (bisher Abt. 5): Arbeitsmedizin, Staatlicher Gewerbearzt<br />

Aufgaben<br />

Das Referat 96 erfüllt Aufgaben im medizinischen<br />

Arbeitsschutz in Zusammenarbeit mit dem technischen<br />

Arbeitsschutz (Gewerbeaufsicht) und den Unfallversicherungsträgern<br />

(Berufsgenossenschaften).<br />

Dazu gehören insbesondere:<br />

1. Beratung der Staatlichen Gewerbeaufsicht in den<br />

Landkreis-, Kommunalverwaltungen und in den<br />

Regierungspräsidien, des Sozialministeriums, des<br />

Umwelt- und Verkehrsministeriums, der Fachreferate<br />

des LGA und anderer Behörden in Fragen<br />

des medizinischen Arbeitsschutzes<br />

2. Beratung von Betriebsärzten, Betriebsräten, Unternehmern<br />

und Arbeitnehmern in Fragen des<br />

medizinischen Arbeitsschutzes in Betrieben und<br />

an Arbeitsplätzen, z. T. im Rahmen der Aufgaben<br />

nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)<br />

mit Begehung von Arbeitsplätzen<br />

3. Mitwirkung am Berufskrankheiten(BK)-Verfahren<br />

gemäß Berufskrankheiten-Verordnung (BKV),<br />

dabei auch Besichtigungen von Arbeitsplätzen;<br />

<strong>Analyse</strong> des BK-Geschehens auf Bedingungen,<br />

die mit erhöhtem Erkrankungsrisiko verknüpft<br />

sind<br />

4. Ermächtigung von Ärzten nach staatlichen Vorschriften<br />

und Mitwirkung an der Ermächtigung<br />

nach berufsgenossenschaftlichen Vorschriften<br />

zur Vornahme von speziellen arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

5. Qualitätskontrolle und -sicherung durch Mitwirkung<br />

an Qualitätsarbeitskreisen und Projekten<br />

zur Qualitätssicherung betriebsärztlicher Tätigkeiten<br />

6. Fortbildung von Ärzten, besonders Betriebsärzten,<br />

Informationsveranstaltungen für im Arbeitsschutz<br />

tätige Personen, Auszubildende und berufsbildendes<br />

Lehrpersonal auf dem Gebiet der<br />

arbeitsmedizinischen Prävention und der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung<br />

7. Durchführung von Projekten und Schwerpunktaufgaben<br />

mit Untersuchung der Belastung von<br />

Arbeitnehmern und der gesundheitlichen Auswirkungen<br />

an bestimmten Arbeitsplätzen<br />

8. Führung des Kompetenzzentrums „Arbeitspsychologie“<br />

zur Beratung, Fortbildung und Unterstützung<br />

der Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />

in Fragen der psychischen Fehlbelastung am<br />

Arbeitsplatz und bei der Arbeit<br />

9. Weiterbildung von Ärzten zu Gebietsärzten (Arbeitsmedizin)<br />

oder zur Zusatzbezeichnung (Betriebsmedizin)<br />

10. Betriebsärztliche Betreuung von Dienststellen<br />

des Landes<br />

Struktur<br />

Die Verwaltungsreform und der stetige Abbau von<br />

Stellen hat zu einer geänderten Struktur im neuen<br />

105<br />

Referate


106 Organisationsstruktur<br />

Referate<br />

Referat seit Anfang 2005 geführt. Sie ist von der<br />

Zweiteilung der gewerbeärztlichen Tätigkeit geprägt.<br />

Einerseits bestehen für die Gewerbeärzte regionale<br />

Aufgaben mit Zuständigkeit für die Gewerbeaufsicht in<br />

den Land- bzw. Stadtkreisen (Beratung, gemeinsame<br />

Arbeitsplatzbegehungen) und allen weiteren damit verknüpften<br />

regionalen Aufgaben (z. B. Beratung der Betriebe,<br />

BK-Verfahren). Dadurch hat jeder Gewerbearzt<br />

“seinen” Bereich, in dem er – wie bisher – selbstständig<br />

die Gewerbeaufsicht arbeitsmedizinisch berät.<br />

Der andere Teil der Aufgaben ist nicht regional,<br />

sondern thematisch geprägt. Dafür bestehen zwei<br />

Themen-Sachgebiete. Deren Aufgaben können laufend<br />

oder befristet und auf Projekte bezogen sein.<br />

Sachgebiet 1 (bisher Ref. 51): Arbeitsmedizinische<br />

Qualitätssicherung<br />

Das Sachgebiet befasst sich mit der Qualität des<br />

betrieblichen, medizinischen Arbeitsschutzes und der<br />

arbeitsmedizinischen Vorsorge:<br />

• Schulungen von Beschäftigten in der Gewerbeaufsicht<br />

• Organisation von betriebsärztlichen Qualitätszirkeln,<br />

die sich mit betriebsärztlichen Handlungsabläufen<br />

befassen<br />

• Mitarbeit in Institutionen zur Qualitätssicherung<br />

betriebsärztlicher Tätigkeit und in Gremien zu dieser<br />

Thematik<br />

• Durchführung von Projekten zum Thema „Qualitätssicherung<br />

im Arbeitsschutz“<br />

• Einwirkung auf Qualität in der arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge durch Prüfung der fachlichen und<br />

sachlichen Voraussetzungen bei Ermächtigungen<br />

von Ärzten<br />

• fachliche Fortbildung insbesondere von Ärzten<br />

• Sachverständigengutachten nach § 4 RöV<br />

Sonderaufgabe: ISSGA-Systemverwaltung<br />

Sachgebiet 2: Arbeitsmedizinische Prävention<br />

(bisher Ref. 52: Arbeitsmedizinische<br />

Risikoanlayse)<br />

• Durchführung von Projekten und Schwerpunktaktionen<br />

zum betrieblichen Thema „Prävention und<br />

Gesundheitsförderung“<br />

• Bearbeitung von Fragestellungen zur arbeitsmedizinischen<br />

Prävention<br />

• Schulungen von Arbeitnehmern, Beschäftigten in<br />

der Gewerbeaufsicht und Multiplikatoren<br />

• Mitarbeit in Gremien zur Thematik<br />

• LGA-intern: Koordination und Abstimmung, z. B.<br />

bei Schwerpunktaufgaben<br />

• Kompetenzzentrum „Arbeitspsychologie“<br />

Sonderaufgabe: Mitarbeit in der Redaktion der Homepage<br />

www.gesundheitsdienst-bw.de und Betreuung<br />

von arbeitsmedizinischen Foren<br />

Sachgebiet 3: Staatlicher Gewerbearzt<br />

(bisher Ref. 53: Arbeitsmedizinische Prävention)<br />

Das Sachgebiet nimmt die regionalen Aufgaben des<br />

Staatlichen Gewerbearztes wahr:<br />

• Beratung der Gewerbeaufsicht in Land-, Stadtkreisen<br />

und den Regierungspräsidien zum Medizinischen<br />

Arbeitsschutz und aller damit verbundenen<br />

Aufgaben (Beratung der Aufsichtspersonen, Betriebsbesichtigungen,<br />

Schwerpunktaktionen, Fortbildung<br />

und regionale Schulungen)<br />

• Mitwirkung am BK-Verfahren gemäß BKV: Kenntnisnahme<br />

der BK-Fälle und Feststellungen in jedem<br />

Einzelfall zum Vorliegen einer BK. Es besteht<br />

die Möglichkeit, Zusammenhangsgutachten zu<br />

erstellen<br />

• Auswertung der Ergebnisse (Risikoanalyse) als<br />

Vorarbeit für Projekte und Schwerpunktaktionen<br />

zur Thematik<br />

• Mitarbeit in Gremien zu dieser Thematik sowie<br />

Ausführung eigener Projekte<br />

• Fortbildung der Gewerbeaufsicht zu allen arbeitsmedizinischen<br />

Themen<br />

Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />

und Arbeitsgruppen<br />

• Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS),<br />

Unterausschuss (UA) 3 „Arbeitsmedizin“<br />

• Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS),<br />

UA 3, Arbeitskreis „Novellierung der BioStoffV/<br />

Gen TSV“<br />

• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />

TRGS „Haut“<br />

• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />

TRGS „Epoxidharze“<br />

• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />

TRGS “Umgang mit Gefahrstoffen in Einrichtungen<br />

zur humanmedizinischen Versorgung”<br />

• Arbeitsgruppe „Beruf und Berufswahl“ der Arbeitsgemeinschaft<br />

Allergieprävention (abap)<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Organisationsstruktur<br />

• Europäische Kontaktdermatitis-Gruppe, Deutsche<br />

Kontaktdermatitisgruppe<br />

• Gesellschaft für Qualitätssicherung in der betriebsärztlichen<br />

Betreuung mbH (GQB), Widerspruchsausschuss<br />

• Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

e. V., AK 5 „Infektionsgefährdung“<br />

• Länderausschusses für Arbeitssicherheit (LASI),<br />

Arbeitskreis “Handlungshilfe Mutterschutz”<br />

• Arbeitskreis “Arbeitsmedizin” des Sozialministeriums<br />

Baden-Württemberg im Rahmen der Deutsch-<br />

Französischen Zusammenarbeit im Arbeitsschutz<br />

Berichte aus der Arbeit<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

• Landesausschuss für Jugendarbeitsschutz des<br />

Sozialministeriums<br />

• Arbeitskreis „Arbeitspsychologie“ des Sozialministeriums<br />

• Planungsgruppe „Arbeitsmedizin“ der Sozial- und<br />

Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg<br />

e. V. (SAMA)<br />

• Beratergruppe “Qualitätssicherung” des Verbands<br />

Deutscher Betriebs- und Werksärzte<br />

• Verein Deutscher Ingenieure (VDI)/DIN<br />

- Arbeitskreis „Bewertung von mikrobiellen Aerosolen“<br />

- Arbeitskreis ”Messplanung“<br />

107<br />

Referate


Anhang


110 Anhang 1<br />

Grundlagen und Ziele<br />

Auszug ÖGD-Gesetz<br />

§ 2 Behörden des Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienstes<br />

(1) Behörden des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

sind<br />

1. das Sozialministerium als oberste Gesundheitsbehörde,<br />

2. die Regierungspräsidien als höhere Gesundheitsbehörden,<br />

3. die unteren Verwaltungsbehörden in den Landkreisen<br />

und den Stadtkreisen Stuttgart, Mannheim<br />

und Heilbronn als untere Gesundheitsbehörden<br />

(Gesundheitsämter),<br />

4. das Regierungspräsidium Stuttgart.<br />

Soweit das Regierungspräsidium Stuttgart Aufgaben<br />

nach Satz 1 Nr. 4 wahrnimmt, ist es für das gesamte<br />

Landesgebiet zuständig.<br />

...<br />

(3) Abweichend von Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 ist oberste<br />

Fachaufsichtsbehörde im Bereich der Trinkwasserüberwachung<br />

das Ministerium für Ernährung<br />

und Ländlichen Raum.<br />

§ 5 Aufgaben des Landesgesundheitsamtes<br />

und der Hygiene-<br />

Institute<br />

(1) Das Landesgesundheitsamt hat<br />

1. das Sozialministerium bei der Lösung von<br />

Fragestellungen im öffentlichen Gesundheitswesen<br />

zu beraten;<br />

2. die Regierungspräsidien, die Gesundheitsämter<br />

und die Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />

auf allen Gebieten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

und des medizinischen Arbeitsschutzes<br />

nach Maßgabe näherer Bestimmung<br />

durch das Sozialministerium zu beraten;<br />

3. die Aufgaben der Landesärzte für Behinderte<br />

gemäß § 126 a des Bundessozialhilfegesetzes<br />

wahrzunehmen;<br />

4. die Aufgaben des Staatlichen Gewerbearztes<br />

wahrzunehmen;<br />

5. bakteriologische, virologische, mykologische,<br />

parasitologische, serologische, klinisch-chemische<br />

und physikalisch-chemische Untersuchungen<br />

nach Maßgabe näherer Bestimmung<br />

durch die zuständige oberste Landesbehörde<br />

durchzuführen;<br />

6. fachbezogene Untersuchungen durchzuführen;<br />

7. Aus-, Fort- und Weiterbildung im Rahmen<br />

seiner Aufgaben nach Absatz 1 Nr. 3 bis 5 zu<br />

betreiben;<br />

8. Gutachten für Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />

über Fragen, die Dienstaufgaben betreffen,<br />

zu erstatten und zu erläutern.<br />

(Auszug aus dem Gesetz über den Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst - Gesundheitsdienstgesetz<br />

(ÖGDG) vom 12.12.1994; GBl. 1994, S. 663ff., zuletzt<br />

geändert durch Art. 118 des Gesetzes vom<br />

01.07.2004 (GBl. S. 469)).<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 1<br />

Leitlinien 1 „Gesund leben und arbeiten in Baden-Württemberg“<br />

Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

(LGA) nimmt seine Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />

im öffentlichen Gesundheitswesen bürgerfreundlich,<br />

kundenorientiert und verbraucherbezogen wahr.<br />

Übergeordnetes Ziel ist das Engagement für die<br />

Gesundheit der Bürger – nach dem Motto „Gesund<br />

leben und arbeiten in Baden-Württemberg“. Das<br />

LGA greift wissenschaftliche Erkenntnisse auf und<br />

fördert die fachliche Kooperation. Es stärkt die Motivation<br />

und Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter und<br />

arbeitet nach dem Prinzip einer schlanken Verwaltung.<br />

Aufgaben und Ziele<br />

Fachliche Ziele<br />

Die Grundlagen für die fachliche Arbeit des LGA sind<br />

im Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

(ÖGDG) vom 12. Dezember 1994 vorgegeben. Hierin<br />

heißt es im § 1(1): “Der Öffentliche Gesundheitsdienst<br />

fördert und schützt die Gesundheit der Bevölkerung,<br />

beobachtet und bewertet die gesundheitlichen<br />

Verhältnisse der Bevölkerung einschließlich<br />

der Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die<br />

Gesundheit.”<br />

Übergreifendes fachliches Ziel des LGA ist es demnach,<br />

zu einer wirksamen und nachhaltigen Förderung<br />

gesundheitlicher Belange beizutragen. Hierzu<br />

gehören die Einflussnahme auf gefährdende Einflüsse<br />

in Umwelt, Arbeitsplatz und Gesellschaft auf die<br />

Gesundheit der Bürger ebenso wie der Schutz vor<br />

Seuchen und übertragbaren Krankheiten. Dies wird<br />

im wesentlichen durch folgende Einzelaufgaben und<br />

-ziele erreicht:<br />

• Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten<br />

z. B. im Rahmen der Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung<br />

und beim Berufskrankheitenverfahren.<br />

Ziel ist es, aktuelle gesundheitsrelevante<br />

Probleme und Trends insbesondere auch für<br />

Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung darzustellen<br />

und gegebenenfalls Maßnahmen vorzuschlagen.<br />

• Systematische Beobachtung und gegebenenfalls<br />

Untersuchungen zur Gesundheit der Bevölkerung,<br />

1 verabschiedet im Februar 1998<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 20044<br />

von bestimmten Personenkreisen oder von Beschäftigten<br />

mit dem Ziel, Belastungs- und Gefährdungsschwerpunkte<br />

zu erkennen<br />

• Förderung des Gesundheitsverhaltens in der Bevölkerung<br />

und gesunder Lebensbedingungen durch<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

• Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderung<br />

in die Gesellschaft, einschließlich der Entwicklung<br />

des Systems Frühförderung für Kinder mit<br />

manifester oder drohender Behinderung<br />

• Erkennen von physikalischen, chemischen, biologischen<br />

und psychosozialen Belastungen zum verbesserten<br />

Schutz vor umwelt-, arbeits- und sozialmedizinisch<br />

bedeutsamen Erkrankungen. Dazu<br />

gehört auch die Mitarbeit bei der Festlegung von<br />

Handlungsregeln, Grenz- oder Richtwerten mit dem<br />

Ziel, rechtzeitig Präventions- bzw. Rehabilitationsmaßnahmen<br />

einzuleiten.<br />

• Erkennen von Infektionswegen und -ketten unter<br />

Einbeziehung eigener Laboruntersuchungen mit<br />

dem Ziel frühzeitiger Empfehlungen für einen wirksamen<br />

Infektionsschutz<br />

• Laboruntersuchungen einschließlich gesundheitlicher<br />

Bewertung von Lebensmitteln, Wasser, Bedarfsgegenständen<br />

und anderen Produkten im Sinne<br />

des gesundheitlichen Verbraucherschutzes<br />

• Beratung von Ministerien, Regierungspräsidien,<br />

Gesundheitsämtern, Gewerbeaufsichtsämtern und<br />

anderen Dienststellen mit dem Ziel einer einheitlichen<br />

und fachlich gesicherten Bewertung<br />

• Nutzung und Mitentwicklung von Informationssystemen,<br />

um aktuelle gesundheitsrelevante Informationen<br />

schnell verfügbar zu machen<br />

• Fachliche Mitwirkung in Arbeitsgruppen und Fachausschüssen<br />

• Aus-, Fort- und Weiterbildung von Angehörigen<br />

des öffentlichen Gesundheitswesens und von Personen<br />

mit Verantwortung für die öffentliche Gesundheit.<br />

Dadurch werden Qualitätsstandards in<br />

wichtigen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens<br />

geschaffen und aufrechterhalten. Gleichzeitig<br />

entsteht eine fachlich gesicherte Kooperationsebene<br />

mit den Partnern.<br />

111<br />

Grundlagen und Ziele


112 Anhang 1<br />

Grundlagen und Ziele<br />

Betriebliche Ziele<br />

Mit der Umsetzung betrieblicher Ziele wird die Grundlage<br />

gefestigt, das LGA als leistungsfähigen Landesbetrieb<br />

sicher in die Zukunft zu führen. Wichtige<br />

betriebliche Ziele sind:<br />

• Regelmäßige Prüfung, ob die gestellten Aufgaben<br />

weiterhin von Bedeutung sind, gegebenenfalls Anpassung<br />

an veränderte oder neue Anforderungen<br />

• Anwendung moderner Methoden und Arbeitsformen<br />

auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />

und Technik<br />

• Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement,<br />

die den hohen Standard bei der Erfüllung der<br />

Fachaufgaben des LGA in betrieblicher wie fachlicher<br />

Sicht aufrechterhalten und weiter optimieren<br />

• Interdisziplinäre, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit<br />

• Transparenz nach innen und nach außen<br />

• Offensive Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung der<br />

Ziele und Ergebnisse<br />

• Gewährleistung einer Betriebskultur, die Motivation,<br />

Leistungsbereitschaft und Arbeitszufriedenheit<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördert<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Laborunterstützte Untersuchungen<br />

im Bereich des Infektionsschutzes<br />

und der Umwelthygiene<br />

Der seit dem 19.06.2004 akkreditierte Laborbereich<br />

arbeitet nach neuesten Untersuchungsmethoden und<br />

-standards im Bereich der Bakteriologie, Virologie,<br />

Parasitologie, Molekularbiologie, Mykologie und chemischen<br />

Instrumentalanalytik. Aufgrund seiner epidemiologischen<br />

Fragestellungen werden Veränderungen<br />

im infektiologischen Bereich (z. B. Veränderungen<br />

im Resistenzmuster oder Auftreten neuer<br />

Species und Subspezies) beobachtet und mit Hilfe<br />

von molekularbiologischen Verfahren Infektketten<br />

verfolgt. Insbesondere bei lebensmittelbedingten<br />

Krankheitsausbrüchen und im Bereich der Krankenhaushygiene<br />

ist die Verfolgung von Infektketten relevant.<br />

Über den Nachweis der klonalen Identität von<br />

Erregern aus einer vermuteten Infektionsquelle und<br />

dem Patientengut können Aussagen zur Infektionskette<br />

im konkreten Fall gemacht werden.<br />

Übersicht<br />

Hygiene medizinischer Einrichtungen<br />

Der Schwerpunkt der Tätigkeit im Sachgebiet 93.2<br />

besteht in der Beratung von Krankenhäusern, Pflege-<br />

und Hygienefachkräften, Arzt- und Zahnarztpraxen,<br />

medizinischen Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben,<br />

Heilpraxen, Fußpflege- und Kosmetikbetrieben,<br />

Wäschereien und Reinigungsfirmen, mit<br />

der Bauplanung medizinischer Einrichtungen beauftragten<br />

Architekten sowie anderen Behörden in Baden-Württemberg<br />

in allen Fragen der Krankenhaushygiene.<br />

Im Berichtsjahr wurden zahlreiche Informationsveranstaltungen<br />

in der Dienststelle und vor Ort durchge-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Neben den Untersuchungen zum Infektionsschutz<br />

werden im Laborbereich v. a. Untersuchungen zu<br />

Fragen der Umwelthygiene durchgeführt. Eine besondere<br />

Bedeutung kommt diesbezüglich den Untersuchungen<br />

innerhalb des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />

zu. Für die Bereiche biologische<br />

und chemische Innenraumschadstoffkonzentration<br />

und Humanbiomonitoring werden nationale und internationale<br />

Ringversuche angeboten. Auf dem Gebiet<br />

der Wasserhygiene wird die Qualität von Heil-,<br />

Trink-, Bade- und Oberflächenwasser durch mikrobiologische<br />

Untersuchungen überprüft.<br />

Die Laboruntersuchungen im Bereich Hygiene und<br />

Infektionsschutz stellen darüber hinaus einen wichtigen<br />

Baustein zur Aufrechterhaltung der Beratungskompetenz<br />

des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

(ÖGD) in Baden-Württemberg dar. Die im Labor<br />

erhobenen Daten liefern Basisinformationen zum<br />

Infektionsgeschehen, die auch in die Gesundheitsberichterstattung<br />

eingehen.<br />

Hygiene medizinischer Einrichtungen ........................................................................................................ 113<br />

Wasserhygiene .......................................................................................................................................... 114<br />

Hygieneangelegenheiten des ÖGD ........................................................................................................... 119<br />

Infektiologie ................................................................................................................................................ 121<br />

Medizinisch-Chemische Analytik ................................................................................................................ 126<br />

führt. Dazu gehörte auch die Beteiligung an der Fortund<br />

Weiterbildung von Hygienefachpersonal, Desinfektoren,<br />

Sterilisationsassistenten und Hygienebeauftragten<br />

in Krankenhäusern und Einrichtungen der<br />

Alten- und Langzeitpflege.<br />

Die Gesundheitsämter wurden bei der hygienischen<br />

Überwachung von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen,<br />

Arzt- und Zahnarztpraxen unterstützt, u. a.<br />

durch Besichtigungen vor Ort mit ausführlichen Protokollen<br />

zu Organisation und Betriebsabläufen, baulich-technischem<br />

und hygienischem Status, Bewertungen<br />

und Empfehlungen bezüglich des Hygienemanagements,<br />

ferner durch gutachterliche Stellungnahmen<br />

zu bautechnisch-hygienischen Fragen sowie<br />

durch Mitarbeit in Arbeitsgruppen zur Weiterentwicklung<br />

der Hygiene in medizinischen Einrichtungen.<br />

113<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


114 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Ein Schwerpunkt war die Förderung des Hygienemanagements<br />

in Arzt- und Zahnarztpraxen sowie bei<br />

Einrichtungen des ambulanten Operierens. Hierzu<br />

wurden erstmalig Fortbildungsveranstaltungen für<br />

Arzt- und Zahnarzthelferinnen durchgeführt, verbunden<br />

mit dem Erwerb der Sachkunde zur Freigabe von<br />

Sterilgut in der eigenen Praxis.<br />

Zusätzlich wurden zahlreiche, ausführliche Infotexte<br />

(Hygieneplan, Hygieneleitfaden, Infobulletins) für die<br />

niedergelassenen Ärzte erstellt und Fortbildungsveranstaltungen<br />

bei den Kreisärzteschaften vor Ort angeboten,<br />

die auch im laufenden Jahr weitergeführt<br />

werden.<br />

Im zugeordneten Labor werden bakteriologische<br />

Untersuchungsproben aus Kliniken und Praxen zur<br />

hygienischen Qualitätskontrolle bearbeitet. Im Jahr<br />

2004 wurden insgesamt 93 742 Proben untersucht<br />

und bewertet, davon 2 705 Umgebungsuntersuchungen<br />

zur Beurteilung von Flächendesinfektionsverfahren<br />

und der maschinellen Instrumenten- und Gerätaufbereitung.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen<br />

bestand in den nach DIN-EN vorgeschriebenen<br />

biologischen Kontrollen von Desinfektionsund<br />

Sterilisationseinrichtungen mit nach Norm hergestellten<br />

Prüfkörpern, wobei 9 700 Einrichtungen<br />

an diesem Überwachungssystem beteiligt waren.<br />

Die größte Einsendergruppe stellten die Zahnarztpraxen<br />

in Baden-Württemberg mit 44 755 Untersuchungen<br />

bei Einsendungen von ca. 6 000 Betrieben<br />

dar. Die Beanstandungsraten lagen in jeder Sparte<br />

unter 5 %.<br />

Wasserhygiene<br />

Das Sachgebiet 93.3 ist mit seinem Laborbereich<br />

„Wasserhygiene“ zugleich bestellte Stelle für die<br />

amtliche Untersuchung von Trinkwasser der vier<br />

Fernwasserversorgungsunternehmen in Baden-<br />

Württemberg, nach DIN 17050 akkreditiertes Labor<br />

für die Untersuchung von Trinkwasser, Badewasser,<br />

Oberflächenwasser, Abwasser u. a. und in die Liste<br />

der anerkannten Labors zur Untersuchung von Trinkwasser<br />

nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV<br />

2001) des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen<br />

Raum aufgenommen.<br />

Das LGA überwacht die vier großen Fernwasserversorger<br />

in Baden-Württemberg nach den Maßgaben<br />

der TrinkwV. Zudem ist es amtliche Untersuchungsstelle<br />

für die Überwachung der Badegewässer nach<br />

der Badegewässerverordnung des Landes Baden-<br />

1 Einsender, welche nicht unter die anderen Kategorien fallen<br />

Württemberg. Ferner arbeiten die Mitarbeiter des Sachgebiets<br />

in verschiedenen Ausschüssen bei der Erstellung<br />

von Gesetzen, Richtlinien und Normen mit.<br />

Das Untersuchungsspektrum umfasst im Wesentlichen<br />

folgende Bereiche:<br />

Untersuchungsspektrum<br />

Mikrobiologische Untersuchungen von:<br />

• Trinkwasser (TrinkwV 2001)<br />

• Mineralwasser (Mineral- und Tafelwasserverordnung<br />

2001)<br />

• Heilwasser (Arzneimittelgesetz)<br />

• Badebeckenwasser (DIN 19643, April 1997)<br />

• Oberflächenwasser (Richtlinie 76/160/EWG; Badegewässerverordnung<br />

Baden-Württemberg 1999)<br />

• Regenwasser, Beregnungswasser (DIN 19650)<br />

• Abwasser, Schlamm, Peloide<br />

Begutachtungen, Besprechungen und Begehungen<br />

erfolgen bei:<br />

• Trinkwasserversorgung- und Aufbereitungsanlagen<br />

• Mineral- und Heilwassergewinnungsanlagen<br />

• Schwimmbadaufbereitungen im Rahmen von Neubau<br />

und Sanierung<br />

• Oberflächenbadegewässern<br />

• Anlagen zur Beregnung von Pflanzen<br />

• Abwasserbehandlungsanlagen<br />

Trinkwasser<br />

Insgesamt wurden im Jahr 2004 im LGA 2 483 Trinkwasserproben<br />

gemäß TrinkwV 2001 untersucht.<br />

Davon entfielen 1 880 auf die Fernwasserversorgungen,<br />

319 auf Ortswasserversorgungen, 50 auf Einzelwasserversorger<br />

und 234 Proben auf übrige Einsender.<br />

Insgesamt wurden 182 Proben beanstandet,<br />

davon waren 68 Trinkwasser- und 114 Rohwasserproben.<br />

Die Beanstandungsrate lag damit insgesamt<br />

bei 7,3 % (Anlage 1). Die Fernwasserversorger zeigten<br />

eine Beanstandungsquote im Trinkwasser (ohne<br />

Rohwässer) von 1,3 % bezogen auf die Gesamtzahl<br />

der untersuchten Trinkwasserproben, die Ortswasserversorgungen<br />

von 9,4 % und die Übrigen 1 von<br />

8,6 % der untersuchten Proben. Die Einzelwasserversorger<br />

verzeichneten mit 26,7 % die meisten Beanstandungen.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Anlage 1: Wasseruntersuchungen – Gesamtübersicht 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

115<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


116 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Anlage 2: Trinkwasserproben ohne Rohwaser<br />

nach Einsendern im Jahr 2004<br />

Mineral- und Tafelwasser<br />

Im Jahr 2004 wurden 122 Mineralwasser- und Tafelwasserproben<br />

gemäß Mineral- und Tafelwasser-VO<br />

vom 01.08.1984, zuletzt geändert am 29.10.2001,<br />

BGBl. I S. 2 785, und nach der amtlichen Sammlung<br />

von Untersuchungsverfahren § 35 LMBG L 59.00<br />

untersucht; davon waren 14 Proben zu beanstanden.<br />

Fünf Proben waren zu beanstanden, in welchen die<br />

zulässigen Koloniezahlen bei 21 °C und bei 37 °C<br />

überschritten wurden. In einem Fall wurden Enterokokken<br />

nachgewiesen und in sechs der untersuchten<br />

Proben führte der Nachweis von sulfitreduzierenden<br />

sporenbildenden Anaerobiern zu einer Beanstandung.<br />

Badebeckenwasser<br />

Im Jahr 2004 wurden dem LGA 3 143 Proben aus<br />

Beckenbädern durch die Gesundheitsämter überbracht<br />

und gemäß DIN 19643 untersucht. Hierbei<br />

wurden öffentliche Bäder wie z. B. Freibäder, Freizeitbäder,<br />

Hallenbäder und Themalbäder sowie Bäder<br />

in Krankenhäusern und Schulen, Hotelbäder und<br />

Privatbäder untersucht. Von den untersuchten Proben<br />

waren 3 004 Beckenwasser, 32 Füllwasser, 40<br />

Anlage 3: Anzahl der eingesandten und der davon<br />

beanstandeten Trinkwasserproben (ohne Rohwasser)<br />

Filtrat, 16 Rohwasser, 20 Reinwasser. Insgesamt<br />

waren 379 Proben zu beanstanden, dies entspricht<br />

12 % der untersuchten Proben (Anlagen 4 und 5). Die<br />

höchste Beanstandungsquote verzeichneten Privatbäder<br />

mit 29 % Beanstandungen.<br />

Oberflächenwasser und EU-Badegewässer<br />

Die vom LGA durchgeführten Untersuchungen basieren<br />

auf der EU-Richtlinie über die Qualität der<br />

Badegewässer vom 08.12.1975, die durch die Badegewässerverordnung<br />

vom 01.08.1999 in Landesrecht<br />

umgesetzt wurde. Im Jahr 2004 wurden im LGA<br />

2 332 Oberflächenwasser-Proben untersucht, wovon<br />

2 315 von EU-Badeplätzen stammten. Die gemäß<br />

Badegewässerverordnung von den Gesundheitsämtern<br />

entnommenen und im LGA untersuchten<br />

Proben wurden durch 475 Proben ergänzt, die von<br />

externen Laboren untersucht wurden. Von den 306<br />

offiziellen EU-Badestellen in Baden-Württemberg,<br />

die im Jahr 2004 von den Gesundheitsämtern nach<br />

EU-Richtlinie überwacht wurden, entsprachen 301<br />

(98,4 %) den Qualitätsbestimmungen der Richtlinie<br />

hinsichtlich der fünf ausschlaggebenden Kriterien:<br />

Belastung mit Fäkalkeimen (E. coli und coliforme<br />

Bakterien) und Chemikalien (Tenside, Phenol und<br />

Mineralöl). 293 (95,8 %) der Badestellen erfüllten<br />

sogar die Kriterien für eine Einstufung in die höchste<br />

Qualitätskategorie (“zum Baden gut geeignet”). Acht<br />

Badestellen (2,6 %) wurden in die Kategorie “zum<br />

Baden geeignet” eingestuft. Insgesamt fünf Badestellen<br />

(1,6 %) konnten die Anforderungen der Richtlinie<br />

nicht erfüllen. Wegen zu häufiger Überschreitung<br />

des Grenzwertes für Fäkalkeime mussten sie<br />

als “zeitweilig belastet” eingestuft werden. Sämtliche<br />

Badestellen wurden ausreichend oft beprobt (Anlage<br />

6). An vier Badestellen musste der Badebetrieb<br />

vorzeitig eingestellt werden. In einem Fall war die<br />

Uferböschung großflächig abgebrochen, so dass<br />

wegen Unfallgefahr kein Badebetrieb stattfinden konnte.<br />

In einem Fall kam es durch sanierungsbedürftige<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Anlage 4 : Anteile [in %] der verschiedenen Bädertypen an der Gesamtzahl der untersuchten Proben<br />

im Jahr 2004<br />

Anlage 5: Beanstandungen nach Bädertyp im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

117<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


118 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Anlage 6: Konformität der Badestellen in Baden-<br />

Württemberg im Jahr 2004 (n = 306)<br />

Undichtigkeiten an einer Stauvorrichtung zu einer<br />

erheblichen Abnahme des Wasserstands. In einem<br />

weiteren Fall wurde wegen Niedrigwasserstand in<br />

Verbindung mit einer Grenzwertüberschreitung die<br />

Badesaison vorzeitig beendet. Im Landkreis Heidenheim<br />

trat das bisher einmalige Ereignis auf, dass ein<br />

Biber den natürlichen Zufluss eines Badesees aufgestaut<br />

hat und der See dadurch nicht mehr ausreichend<br />

Wasser enthielt. Vorübergehende Schließungen<br />

von Badestellen wegen Algenblüten waren in der<br />

Badesaison 2004 im Gegensatz zum Vorjahr nicht<br />

erforderlich.<br />

Trinkwasseruntersuchungen (erwärmtes<br />

Trinkwasser) auf Legionellen<br />

Insgesamt wurden 1 489 Proben erwärmtes Trinkwasser<br />

(vorwiegend Duschwasser) untersucht. In<br />

220 Fällen (14,7 %) konnten in 1 ml Probe Legionella<br />

pneumophila mittels Latexagglutinationstest nachgewiesen<br />

werden. In 88 Fällen wurden Legionella<br />

pneumophila Serotyp 1, und in 126 Fällen Legionella<br />

pneumophila Serotyp 2-14 isoliert, in vier Fällen<br />

konnten beide Serotypen aus einer Probe isoliert<br />

werden (Anlage 8). In 153 (69,5 %) der positiven<br />

Proben (1ml) konnten Koloniezahlen < 10 KBE/ml, in<br />

87 Proben (39,5 %) Koloniezahlen zwischen 11 und<br />

100 Kolonien/ml und in 14 Proben (6 %) Koloniezahlen<br />

> 100 KBE/ml Legionella sp. nachgewiesen werden.<br />

Bei der Untersuchung von 100 ml der o. g.<br />

Proben konnte in 679 Fällen (45,6 %) Legionella sp.<br />

nachgewiesen werden. Grundlage für die Einteilung<br />

Anlage 7: Anzahl der Legionella sp. positiv<br />

getesteten Wasserproben in 1 ml und in<br />

100 ml im Jahr 2004<br />

Anlage 8: Legionella pneumophila-Serogruppen<br />

in den positiv getesteten Wasserproben [1 ml]<br />

im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

der Konzentrationen von Legionella sp. ist die im<br />

DVGW-Regelwerk, Arbeitsblatt 551 (April 2004),<br />

Anlage 1 aufgeführte Bewertung von Legionellenbefunden<br />

in Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen<br />

(Anlage 7).<br />

Hygieneangelegenheiten des<br />

ÖGD<br />

Im Enteritis-Labor werden schwerpunktmäßig Stuhluntersuchungen<br />

auf bakterielle Erreger von Gastroenteritiden<br />

durchgeführt. Die Proben werden überwiegend<br />

von Gesundheitsämtern und Justizvollzugsanstalten<br />

eingesandt. Bei den Proben aus den Justizvollzuganstalten<br />

handelt es sich dabei vorwiegend<br />

um Kontrolluntersuchungen an Mitarbeitern und Häftlingen,<br />

die in der Küche oder bei der Essensausgabe<br />

beschäftigt sind. Aus den Gesundheitsämtern werden<br />

Kontroll- und Umgebungsuntersuchungen angefordert<br />

sowie in zunehmendem Maße Untersuchungen<br />

zur Abklärung von Gruppenerkrankungen im<br />

Rahmen der aktiven Surveillance (Ermittlungen nach<br />

§ 25 IfSG) durchgeführt.<br />

Im Zusammenhang mit Gruppenerkrankungen werden<br />

Patienten- und Umgebungsproben zum Nachweis<br />

von Infektketten untersucht und hierbei neben<br />

den Routineverfahren (konventionelle Mikrobiologie)<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bereich Molekularbiologie<br />

und dem Ref. 95 (Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung)<br />

zahlreiche weitergehende<br />

Untersuchungen veranIasst.<br />

Neben den Stuhluntersuchungen fanden im Jahr<br />

2004 kulturelle mikrobiologische Verfahren in zahlreichen<br />

anderen Untersuchungen Anwendung. Im<br />

Bereich der speziellen Bakteriologie wurden insgesamt<br />

1 157 Proben untersucht (z. B. Rachenabstrich,<br />

Sputum, Uricult). Außerdem wurden 2 704 Abklatsche<br />

und Abstriche aus Küchenbereichen, Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und Lebensmittelbetrieben (im<br />

Rahmen des Projektes „Hygienische Untersuchung<br />

zum Tragen von Einweghandschuhen im Lebensmittel-Einzelhandel“)<br />

sowie aus dem Bereich der Krankenhaushygiene<br />

untersucht.<br />

Der Wegfall der Kontrolluntersuchungen nach §§ 17 f.<br />

BSeuchG bei gesunden Personen führt zu einem steigenden<br />

Anteil infektionsrelevanter Proben und damit<br />

einer Zunahme des Anteils der Neuisolierungen. Im<br />

Jahr 2004 wurden insgesamt 10 638 (2003: 11 771)<br />

Stuhlproben untersucht. Die Zahl der Neuisolierungen<br />

lag bei 1 115, was 10,5 % entspricht.<br />

Bei den im Jahr 2004 nachgewiesenen Erregern<br />

handelt es sich in erster Linie um Salmonellen. Weitere<br />

bakterielle Enteritiserreger sind in der Reihenfol-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Anlage 9: Die häufigsten Isolate von Salmonellen-<br />

Neuisolierungen aus Stuhlproben im Jahr 2004<br />

ge der Nachweishäufigkeit Campylobacter, Yersinien<br />

und Shigellen. Insgesamt wurden in 634 Neuisolierungen<br />

von Salmonellen 42 verschiedene Serovare<br />

isoliert. Erwartungsgemäß lag S. Enteritidis mit<br />

492 Neuisolierungen an erster Stelle, gefolgt von S.<br />

Typhimurium mit 84 Neuisolierungen.<br />

Antibiotikaresistenzen wurden bei insgesamt 986<br />

Isolaten untersucht, wobei in 172 Fällen Mehrfachresistenzen<br />

nachgewiesen wurden. Die Ergebnisse<br />

dieser Untersuchungen sind detailliert in den Berichten<br />

aus der Arbeit aufgeführt.<br />

Die häufigsten Isolate von Salmonellen-Neuisolierungen<br />

sind in Anlage 9 dargestellt. Von Bedeutung<br />

waren die Serovare S. Livingstone und S. Braenderup,<br />

die im Zusammenhang mit Ausbrüchen auftraten.<br />

Andere Serovare wurden nur in wenigen Einzelfällen<br />

nachgewiesen. Das Spektrum der seltenen<br />

Serovare ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. In<br />

Anlage 10 ist der jahreszeitliche Verlauf der nachgewiesenen<br />

Erreger aufgelistet.<br />

Im Jahr 2004 wurden dem LGA insgesamt 178 Gruppenerkrankungen<br />

im Rahmen der aktiven Surveillance<br />

von den Gesundheitsämtern gemeldet. Von<br />

168 Gruppenerkrankungen wurden Stuhlproben zur<br />

mikrobiologischen und virologischen Untersuchung<br />

eingesandt. Bei zwei Gruppenerkrankungen wurden<br />

aus Liquor- und Serumproben molekularbiologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Bei acht Gruppenerkrankungen<br />

erfolgte keine Laboruntersuchung.<br />

Die 170 untersuchten Gruppenerkrankungen waren<br />

verursacht durch Noroviren (ca. 52 %), Salmonella<br />

spezies (20 %) und Rota-Virus (2,35 %) sowie sonstige<br />

bakterielle Erreger (ca. 6,5 %) wie z. B. Campylobacter<br />

jejuni, EHEC, Shigella species usw. Bei<br />

119<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


120 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Anlage 10: Saisonaler Verlauf der Neuisolierungen aus Stuhluntersuchungen einschließlich Gruppenerkrankungen<br />

im Jahr 2004<br />

Anlage 11: Infektionsorte, Zahl der Gruppenerkrankungen und Infektionserreger im Jahr 2004<br />

19,4 % der Gruppenerkrankungen konnte mit den im<br />

LGA angewandten Verfahren kein Erreger nachgewiesen<br />

werden. Insgesamt wurden im Zusammenhang<br />

mit Gruppenerkrankungen mehr als 1 800 Einzelproben<br />

von 2 666 betroffenen Personen untersucht.<br />

In 55 % der Fälle wurden Gruppenerkrankungen in<br />

privaten Haushalten durch Salmonellen hervorgerufen<br />

und nur in 11 % durch Noroviren. Im Gegensatz<br />

dazu wurden in Altenheimen ca. 63 % (in Klinken ca.<br />

79 %) durch Noroviren und nur 7,7 % bzw. 5,3 %<br />

durch Salmonellen verursacht. In Gaststätten und<br />

Restaurants ist der Unterschied zwischen Salmonellen-<br />

und Noroviren-bedingten Infektionen nicht so<br />

groß. Hier werden ca. 46,5 % durch Salmonellen und<br />

ca. 28 % durch Noroviren hervorgerufen.<br />

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Chemischen<br />

und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart<br />

wurden zudem insgesamt 360 Salmonellenisolate<br />

von 39 verschiedenen Serotypen, die aus Lebensmitteln<br />

und Untersuchungsmaterial tierischen Ursprungs<br />

isoliert wurden, untersucht. Auch hier dominierten<br />

S. Typhimurium (146) vor S. Enteritidis (34), S. Braenderup<br />

(19) und S. Infantis (19). Diese Stämme wer-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

den vorwiegend zur Infektkettenverfolgung bei Erkrankungshäufungen<br />

und zur Beobachtung der Entwicklung<br />

von Antibiotikaresistenzen verwendet.<br />

Infektiologie<br />

Tuberkulose-Labor<br />

Zu den Einsendern des TBC-Labors zählen die Gesundheitsämter,<br />

Justizvollzugsanstalten sowie zu<br />

einem geringen Anteil Krankenhäuser (Anlage 12).<br />

Im Jahr 2004 wurde bei 39 von insgesamt 770 untersuchten<br />

Patienten Mycobacterium tuberculosis-Komplex<br />

mittels GenoType Mycobacterium-Test nachgewiesen.<br />

Die Differenzierung ergab bei 36 Patienten<br />

M. tuberculosis und in einem Fall M. africanum I. Die<br />

Resistenzbestimmungen, die im Nationalen Referenzzentrum<br />

in Borstel durchgeführt wurden, ergaben<br />

in 28 Fällen (71,8 %) keine Auffälligkeiten. Drei<br />

Stämme wiesen eine Streptomycin-Resistenz auf,<br />

fünf Stämme waren mehrfach resistent. Bei drei<br />

Stämmen war aufgrund von Verunreinigungen der<br />

Kulturen keine Resistenzbestimmung möglich.<br />

Von den bewachsenen Kulturen konnten in 28 Fällen<br />

Nichttuberkulöse Mykobakterien nachgewiesen wer-<br />

Anlage 12: TBC-Proben nach Einsendern 1997-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

den. Hierbei wurde elfmal M. gordonae und je viermal<br />

M. xenopi und M. chelonae mittels GenoType Mycobacterium-Test<br />

differenziert. Je dreimal war M. intracellulare<br />

und M. fortuitum und einmal war M. kansasii<br />

nachweisbar. Bei zwei Proben konnten die<br />

Nichttuberkulösen Mykobakterien nicht näher differenziert<br />

werden.<br />

Bei 1 188 Proben von 543 Patienten wurde zusätzlich<br />

ein Mykobacterium tuberculosis-Direkttest (Amplifikation<br />

und PCR) durchgeführt, insbesondere wenn<br />

ein Verdacht auf eine frische Infektion vorlag. In 52<br />

Fällen fiel die Untersuchung positiv aus. Von diesen<br />

52 positiven Proben wiesen 13 Patienten, von denen<br />

insgesamt 20 Proben untersucht wurden, auch positive<br />

Kulturen auf Mycobacterium tuberculosis-Komplex<br />

auf. Die hohe Zahl der positiven Amplifikationen<br />

ohne positive Kultur weist darauf hin, dass eine<br />

Amplifikation nur durchgeführt werden sollte, wenn<br />

der Abstand zur letzten durchgemachten Tuberkulose-Erkrankung<br />

länger als ein Jahr zurück liegt.<br />

Bei der Amplifikation werden nur einzelne Nukleinsäureabschnitte<br />

und nicht das gesamte Mykobakterium<br />

nachgewiesen. Da mit dieser Methode wenige<br />

und auch geschädigte Keime nachweisbar sind, ist<br />

die Amplifikation nicht als Screening-Methode bei<br />

Verdachtsfällen sowie bei der Therapieüberwachung<br />

121<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


122 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

oder Umgebungsuntersuchung geeignet. Auch Verlaufskontrollen<br />

bei anbehandelten Patienten sind nicht<br />

indiziert, weil die Nukleinsäuren noch viele Monate<br />

nach Therapiebeginn nachweisbar sind.<br />

Gute Erfahrungen wurden mit der Amplifikation dagegen<br />

in Situationen gemacht, wo auf Grund der klinischen<br />

Vorbefunde ein dringender TBC-Verdacht vorlag<br />

bzw. der Patient durch Chemotherapie oder HIV-<br />

Infekt immungeschädigt war.<br />

Parasitologie<br />

Die parasitologische Diagnostik ist in die Teilbereiche<br />

Parasitenmikroskopie und -serologie gegliedert.<br />

Bei der Mikroskopie wird der direkte Nachweis von<br />

Parasiten aus Ausscheidungsprodukten wie Stuhl<br />

und Urin, aber auch aus Blut, Knochenmarkt, Haut<br />

und Abstrichen angestrebt.<br />

Die Serologie dagegen ist eine indirekte Methode,<br />

einen Parasitenbefall nachzuweisen, indem Antikörper<br />

aus Serum bestimmt werden. Diese Methode<br />

kommt dann zum Einsatz, wenn der direkte Erregernachweis<br />

in der Regel nicht möglich ist (z. B. Nachweis<br />

eines Befalls mit Fuchsbandwurm). Grundsätzlich<br />

sollten immer zwei unterschiedliche serologische<br />

Methoden eingesetzt werden. Der Nachweis von<br />

Anlage 13: Einsendungen im Laborbereich<br />

Parasitologie im Jahr 2004<br />

Anlage 14: Anteil der einzelnen Helminthen-Spezies an den positiven Befunden<br />

parasitischer Würmer im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Anlage 15: Anteil der einzelnen Protozoen-Spezies an den positiven Befunden pathogener und<br />

apathogener Darmprotozoen im Jahr 2004<br />

Antikörpern ist aber in der Regel kein Beweis für das<br />

Bestehen einer parasitären Infektion, sondern nur ein<br />

Hinweis, weitere Befunde zu erheben und, wenn<br />

möglich, einen Direktnachweis mittels mikroskopischer<br />

Nachweisverfahren durchzuführen.<br />

Parasitologisch-mikroskopische Diagnostik<br />

Im Bereich der Parasitenmikroskopie werden hauptsächlich<br />

Stuhluntersuchungen auf Wurmeier und<br />

Protozoen-Zysten durchgeführt. Die Proben stammen<br />

von Asylbewerbern aus unterschiedlichsten Ländern.<br />

Im Jahr 2004 wurden insgesamt 1 894 Proben<br />

bearbeitet (Anlage 13). Dabei konnten in 271 Stuhlproben<br />

(14,3 %) Darmparasiten nachgewiesen werden.<br />

Die Differenzierung der positiven Ergebnisse ist<br />

in den Anlagen 14 und 15 dargestellt.<br />

Parasitologisch-serologische Diagnostik<br />

Aufgrund des großen Aufwandes für die Testherstellung<br />

senden hier hauptsächlich private Diagnostiklabore<br />

Proben zur serologischen Diagnostik ein. Im<br />

Jahr 2004 gingen insgesamt 2 106 Proben auf Parasitenantikörper<br />

in unserem Labor ein. Eine genaue<br />

Übersicht liefert die Anlage 13.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Schädlingsbestimmungen<br />

Ein weiterer Teilbereich der Parasitologie ist die Bestimmung<br />

eingesandter Ektoparasiten, Schädlinge<br />

und Lästlinge. Die Haupteinsender sind Gesundheitsämter;<br />

aber auch Privatpersonen stellen oft Nachfragen<br />

bezüglich der Differenzierung ihrer “heimlichen<br />

Haustiere”.<br />

Virologie<br />

Im Laborbereich Virologie werden vorwiegend Untersuchungen<br />

auf Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis<br />

B und C durchgeführt, die von den Gesundheitsämtern<br />

oder den Justizvollzugsanstalten angefordert<br />

werden. Der größte Teil der HIV-Untersuchungen<br />

erfolgt im Rahmen der freiwilligen AIDS-Kontrolle für<br />

die Bevölkerung von Baden-Württemberg. Die Justizvollzugsanstalten<br />

senden Untersuchungsmaterialien<br />

von Insassen, um Gefährdungsschwerpunkte in<br />

ihren Anstalten festzustellen und Präventivmaßnahmen<br />

entwickeln bzw. einleiten zu können. Im Laborbereich<br />

Virologie des LGA wird der Impfstatus von<br />

Polizeibeamten und anderen Landesbediensteten<br />

bestimmt. Desweiteren werden Seren von Polizeibeamten<br />

nach möglicher HIV- bzw. Hepatitis B/C-Expo-<br />

123<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


124 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Anlage 16: Ergebnisse der Untersuchungen von Seren auf Hepatitis B und C im Jahr 2004<br />

sition , z. B. im Rahmen von Widerstandshandlungen<br />

untersucht.<br />

Der Laborbereich Virologie ist seit dem Jahr 2002<br />

Konsiliarlabor für Q-Fieber. Dies ist insofern von<br />

Bedeutung, als Baden-Württemberg in einigen Gebieten<br />

Q-Fieber-Endemiegebiet insbesondere auf der<br />

Schwäbischen Alb mit seinen zahlreichen Schafherden<br />

ist. Ein Schwerpunkt ist die Erfassung der Prävalenz<br />

von Q-Fieber-Infektionen für Bevölkerungsschichten<br />

in Endemiegebieten durch serologische<br />

Untersuchungen.<br />

Weitere Studien befassen sich mit dem Auftreten von<br />

Infektionserregern , die in Baden-Württemberg in den<br />

letzten Jahren eine erhöhte Relevanz erlangten<br />

(FSME, Borreliose, Hantavirus, Q-Fieber usw.).<br />

Im Laborbereich Virologie wurden im Jahr 2004<br />

insgesamt 62 614 Untersuchungen durchgeführt.<br />

Virusnachweis in Zellkulturen<br />

Eine Virusanzüchtung wird bei akuten Infektionen<br />

aus verschiedenartigen Untersuchungsmaterialien<br />

wie Heparinblut, Liquor, Stuhl, Urin, Abstrichen, Bläscheninhalt,<br />

Biopsie-, Autopsie- u. Interruptio-Material<br />

vorgenommen.<br />

Schwerpunkt des Zellkulturnachweises im Laborbereich<br />

Virologie ist die Untersuchung von Rachenabstrichen<br />

auf Influenza-Viren während der Influenza-<br />

Saison (s. Berichte aus der Arbeit.)<br />

Nachweis von Virus-Antikörpern<br />

Zur Bestimmung von Virusantikörpern im Serum<br />

werden die folgenden Testarten eingesetzt: Enzymimmunoassay<br />

(ELISA), Hämagglutinations-Hemmtest<br />

(HHT), Hämolyse im Gel-Test (HiG), Immunofluoreszenztest<br />

(IFT), Komblementbindungsreaktion<br />

(KBR), Neutralisationstest (NT) und Immunoblot (IB)<br />

bzw. Westernblot (WB).<br />

Aufgrund gleicher Testmethoden werden im Bereich<br />

der Virologie auch Antikörper gegen Bakterien (Coxiellen,<br />

Treponemen, Legionellen, Chlamydien, Borrelien)<br />

nachgewiesen.<br />

Hepatitis-Diagnostik<br />

Die Untersuchungen der Seren auf Hepatitis A, B und<br />

C werden mit Enzymimmunoassays (EIA) durchgeführt.<br />

Zur Bestimmung der Viruslast (Grad der Infektiosität)<br />

wird zusätzlich zur serologischen Hepatitis-<br />

C-Diagnostik eine PCR durchgeführt.<br />

Im Rahmen der Überprüfung der Impftiter und möglichen<br />

Infektionen nach HIV- bzw. Hepatitis B/C-<br />

Exposition von Polizeibeamten wurden im Jahr 2004<br />

2 413 Untersuchungen durchgeführt.<br />

Labordiagnostische Meldungen nach IfSG § 7<br />

Anlage 17<br />

HIV-Diagnostik<br />

Im Jahr 2004 wurden insgesamt 27 364 Seren auf<br />

HIV untersucht. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl<br />

zum Einen um Seren von Klienten der AIDS-<br />

Sprechstunde in den Gesundheitsämtern, zum Anderen<br />

um Seren von Gefangenen des Justizvollzugs<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Dabei wurde in 146 Fällen eine Erstdiagnose HIV<br />

gestellt.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Anlage 18: Entwicklung der HIV-Prävalenz bei Klienten der AIDS-Sprechstunde (anonyme AIDS-Beratung)<br />

anhand der im LGA durchgeführten Untersuchungen 1993-2004<br />

Untersuchungen im Konsiliarlabor für<br />

Q-Fieber<br />

Im Rahmen der Funktion als Konsiliarlabor für<br />

Q-Fieber wurden im Labor für Virologie Einsendungen<br />

von Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, niedergelassenen<br />

Ärzten oder Betriebsärzten zur Abklärung<br />

frischer bzw. chronischer Infektionen individuladiagnostisch<br />

bzw. aufgrund auftretenter Epidemien<br />

untersucht.<br />

Im Jahr 2004 wurden 2 100 Untersuchungen an 480<br />

Seren durchgeführt.<br />

Dabei konnten in 52 Fällen akute bzw. kürzliche Q-<br />

Fieberinfektionen, in 116 Fällen durchgemachte Infektionen<br />

diagnostiziert werden. In drei Fällen lag ein<br />

Verdacht auf eine chronische Infektion vor.<br />

Labordiagnostische Untersuchungen für<br />

Projekte<br />

• Influenza-Studie 2003/04 (Anzucht von Influenzapositivem<br />

Rachenabstrichmaterial in Zellkultur)<br />

• Studie zur Prävalenz von Hepatitis-C-, Hepatitis-Bund<br />

HIV-Infektionen bei Spätaussiedlern aus GUS-<br />

Staaten und Ländern Osteuropas bei Ankunft in<br />

Baden-Württemberg<br />

• Risikogruppenspezifische Gefährdungsanalyse zur<br />

Häufigkeit von Hepatitis B und Hepatitis C sowie<br />

Lues-Prävalenz bei Männern mit gleichgeschlechtlichen<br />

Sexualkontakten, die die AIDS-Beratung der<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Gesundheitsämter in Baden-Württemberg aufsuchen<br />

• Sommergrippenstudie (Untersuchung von Seren<br />

von Patienten [die nach Zeckenstich sommergrippenartige<br />

Symptome entwickelten] auf FSME und<br />

Borreliose)<br />

Molekularbiologie<br />

Molekularbiologische Untersuchungen mit<br />

Hilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR)<br />

• Einsendungen auf Borrelia burgdorferi sensu lato<br />

PCR (Zecken, Urine, Biopsien, Liquores): 2 245<br />

• Einsendungen auf FSME-Viren-PCR (Zecken,<br />

Liquores): 367<br />

• Einsendungen auf Norwalk-Viren-PCR (Stühle,<br />

Erbrochenes): 720<br />

• Einsendungen auf EHEC-PCR: 547<br />

• Einsendungen auf Influenza A: 524<br />

• Einsendungen auf Influenza B: 524<br />

Stammtypisierung von Bakterienisolaten mit<br />

Hilfe der Pulsfeldgelelktrophorese (PFGE)<br />

Die Verfolgung von Infektketten bei Lebensmittelinfektionen<br />

oder im Bereich der Krankenhaushygiene<br />

erfordert immer feinere Methoden zur Identifizierung<br />

der verschiedenen Bakterienisolate. Bei den geno-<br />

125<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


126 Anhang 2<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz<br />

Anlage 19: Pulsfeldgelelektrophorese (PFGE) im<br />

Jahr 2004<br />

typischen Verfahren werden Basensequenzunterschiede<br />

im Genom der Bakterien erfasst. Bei der<br />

Pulsfeldgelektrophorese (PFGE) wird das gesamte<br />

Genom der Isolate mit einer Endonuklease geschnitten<br />

und anschließend die DNA-Bruchstücke mit Hilfe<br />

einer Elektrophorese der Größe nach aufgetrennt.<br />

Bei gleichem Bandenmuster kann man von einer<br />

klonalen Identität der Isolate ausgehen und so eine<br />

Aussage über die Infektkette machen. Einen Überblick<br />

über das Spektrum der im Jahr 2004 durchgeführten<br />

PFGE-Untersuchungen gibt Anlage 19.<br />

Medizinisch-Chemische Analytik<br />

Bei den Untersuchungen im med.-chem. Laborbereich<br />

werden umweltrelevante Schadstoffe im Sinne<br />

eines Umweltsurveys erhoben, welches das Humanbiomonitoring,<br />

die Feinstaub- und die Schimmelpilzbestimmung<br />

mit einschließt. Die erhaltenen Daten<br />

dienen der Risikoabschätzung von umweltbedingten<br />

Schadstoffbelastungen und stellen ggf. im Sinne der<br />

Prävention die Voraussetzung für die notwendigen<br />

Maßnahmen zur Minimierung der Belastung dar.<br />

Außerdem werden in Amtshilfe für öffentliche Einrichtungen<br />

Untersuchungen bei biologischen Innenraumbelastungen<br />

v. a. durch Schimmelpilze durchgeführt.<br />

Ferner kommt den Arbeiten des Labors in dem Bereich<br />

der externen Qualitätssicherung eine besondere<br />

Bedeutung zu .Wichtig sind hierbei die Arbeiten<br />

bezüglich der Innenraum relevanten Schimmelpilze<br />

und der Actinomyceten, der chemischen Innenraumschadstoffe<br />

und des Humanbiomonitorings.<br />

Laborleistungen im Jahr 2004<br />

Projekt Beobachtungsgesundheitsämter<br />

Anlage 20: Nachmessungen zu „Schimmelpilze –<br />

Kindergärten“<br />

Anlage 21: Chemische Parameter<br />

Anlage 22: Klin.-chem. Parameter<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 2<br />

Anlage 23: Allergene im Serum – spez. IgE<br />

Anlage 24: Allergene im Serum – spez. IgG<br />

Anlage 25: Qualitätssicherung Schimmelpilze im<br />

Innenraum<br />

Anlage 27:<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Badewasseranalytik<br />

Anlage 26:<br />

Amtshilfe für Gesundheitsämter<br />

Anlage 28: Qualitätssicherung Actinomyceten<br />

Insgesamt wurden 13 322 Proben untersucht.<br />

127<br />

Laborunterstützter Infektionsschutz


128 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Berufskrankheiten<br />

Ein Teil der Anlagen befasst sich mit der Mitwirkung<br />

des Gewerbearztes am Berufskrankheiten(BK)-Verfahren.<br />

• Anlage 1: Die Anzahl der erstmalig angezeigten<br />

und vom Gewerbearzt 2004 abgeschlossenen BK-<br />

Fälle betrug insgesamt 4 838. Davon waren 4 676<br />

“reguläre” BK entsprechend der BK-Liste (Fälle<br />

nach § 9(1) SGB VII) und 162 “sonstige” Fälle,<br />

davon 91 “Quasi-BK” (Fälle nach § 9(2) SGB VII).<br />

Krankheiten durch physikalische Einwirkungen sind<br />

mit 50 % der Gesamtzahl der BK weiterhin sehr<br />

stark vertreten, weil dazu zwei der häufigsten BK<br />

gehören: Lärmschwerhörigkeit (BK 2301) und LWS-<br />

Erkrankungen (BK 2108). Die Krankheiten der LWS<br />

sind weiterhin zurückgegangen. Zu den BK 2108-<br />

2110 werden von gewerbeärztlicher Seite keine<br />

Feststellungen mehr getroffen; hier wird die Entscheidung<br />

der Unfallversicherungsträger übernommen.<br />

Die Personalkapazität der Gewerbeärzte hat<br />

so weit abgenommen, dass die Bearbeitung dieser<br />

BK-Fälle eingestellt wurde. Die Lärmschwerhörigkeiten<br />

sind in ihrer Zahl kaum zurückgegangen. Die<br />

Krankheiten der Atemwege und der Haut bilden wie<br />

im Vorjahr jeweils nur noch ein Fünftel der Gesamtmenge<br />

der BK.<br />

• Anlage 2: Aufgabe des Gewerbearztes ist es, zur<br />

Verursachung der angezeigten BK nach Aktenlage<br />

Stellung zu nehmen. Der Anteil derjenigen BK-<br />

Fälle, die vom Gewerbearzt als berufsbedingt angesehen<br />

werden, hat leicht auf 43,7 % zugenommen.<br />

47,6 % wurden abgelehnt. Hier konnte aus<br />

Sicht des Gewerbearztes die Berufsbedingtheit der<br />

Krankheit nicht wahrscheinlich gemacht werden. In<br />

8,7 % der BK-Fälle konnte eine Entscheidung über<br />

die Kausalität mangels Mitwirkung des Erkrankten<br />

oder mangels ausreichender Beweise nicht getroffen<br />

werden.<br />

• Anlage 3: Die fünf häufigsten BK sind die gleichen<br />

wie in den Vorjahren und machen zusammen über<br />

70 % aller BK-Fälle aus (3a, c). Die Liste wird wie<br />

im Vorjahr von den Lärmschwerhörigkeiten angeführt.<br />

Die Hautkrankheiten folgen in deutlichem<br />

Abstand, wiederum gefolgt von den LWS-Krankheiten<br />

an 3. Stelle, deren Zahl abgenommen hat.<br />

Die allergisch bedingten obstruktiven Atemwegskrankheiten<br />

nehmen den 4. Rang ein. Die Asbest-<br />

Staublunge hat mit ebenfalls 4,6 % aller BK-Fälle<br />

den 5. Rang inne.<br />

Zwischen den BK-Gruppen zeigen sich erhebliche<br />

Unterschiede in der Kausalität. Z. B. werden 13,5 %<br />

der chemischen BK als berufsbedingt angesehen,<br />

gegenüber ca. 61 % der Hautkrankheiten und der<br />

Lärmschwerhörigkeiten. Der Anteil der berufsbedingten<br />

LWS-Krankheiten beträgt mit nur 2 % nur ein<br />

Bruchteil des Wertes der anderen BK (3b).<br />

• Anlage 4: Die Zahl der abgeschlossenen BK ist seit<br />

dem Maximum im Jahr 1996 zurückgegangen. Im<br />

Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der abgeschlossenen<br />

BK-Fälle um ca. 10 % gesunken, in<br />

den Zahlenverhältnissen der einzelnen BK zueinander<br />

kam es aber nur zu kleinen Verschiebungen.<br />

• Anlage 5: Die Entwicklung von BK, deren Verursachung<br />

erst kurze Zeit zurückliegt oder bei welchen<br />

die schädigende Exposition zum Zeitpunkt der<br />

Entscheidung noch besteht, ist besonders interessant.<br />

Hier manifestieren sich in der Gegenwart<br />

bestehende Arbeitsschutz-Mängel. Bei den Hautkrankheiten<br />

zeigt sich seit 1992 eine tendenzielle<br />

Abnahme um über 50 %. Bei den obstruktiven<br />

Atemwegskrankheiten lag der Höhepunkt 1996;<br />

die Abnahme seitdem beträgt ebenfalls über 50 %.<br />

In den letzten fünf Jahren haben sich die Zahlen<br />

jedoch praktisch nicht mehr verändert. Bei den<br />

Hautkrankheiten lässt sich jetzt wieder eine stärkere<br />

Abnahme feststellen. Vermutlich wird ein größerer<br />

Teil von Hautveränderungen frühzeitig erkannt<br />

(Hautarztbericht) und deshalb nicht mehr als BK<br />

angezeigt.<br />

• Anlage 6: Eine Besonderheit stellen die durch<br />

Asbest bedingten BK dar. Inzwischen gehören die<br />

angezeigten Asbestosen zu den häufigsten fünf<br />

angezeigten BK in Baden-Württemberg. Bei der<br />

Asbest-Staublunge und dem Bronchialkarzinom<br />

lässt sich gegenwärtig keine Tendenz mehr feststellen.<br />

Die Zahl der angezeigten Mesotheliome<br />

hat trotz der Schwankungen von Jahr zu Jahr<br />

weiterhin eine leicht zunehmende Tendenz. Im<br />

Jahr 2004 wurde zum ersten Mal die Zahl 100<br />

überschritten. Das Mesotheliom ist eine der wenigen<br />

BK, deren Zahl noch ansteigt.<br />

• Anlage 8 (entspricht der Tabelle 8 im Jahresbericht<br />

der Gewerbeaufsicht): Hier sind die Zahlen aller<br />

2002 bearbeiteten BK zusammengestellt. Der Bergbau<br />

ist bei den BK in Baden-Württemberg traditionell<br />

“schlecht” vertreten. Nach Inkrafttreten des<br />

Arbeitsschutzgesetzes wird nicht mehr zwischen<br />

einem gewerblichen und nicht-gewerblichen Be-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

reich unterschieden. Verfahren nach dem Fremdrentengesetz<br />

werden auftragsgemäß ebenfalls vom<br />

Gewerbearzt begutachtet, soweit sie ihm vorgelegt<br />

werden. Zur Entwicklung der BK-Zahlen s. o. Vom<br />

Staatlichen Gewerbearzt wurde im Jahr 2004 kein<br />

Zusammenhangsgutachten angefertigt.<br />

Dienstgeschäfte<br />

• Anlage 7 (entspricht der Tabelle 7 im Jahresbericht<br />

der Gewerbeaufsicht): Hier sind Zahlen zu den<br />

Dienstgeschäften der Gewerbeärzte aufgeführt,<br />

soweit sie statistisch erhoben werden.<br />

Die Zahl der Dienstgeschäfte ist mit 600 gegenüber<br />

dem Vorjahr leicht zurückgegangen. Dies ist auf<br />

krankheitsbedingte Ausfälle und unbesetzte Stellen<br />

in der Abt. 5 (seit 01.01.2005: Ref. 96) zurückzuführen.<br />

Der enge Kontakt zur Gewerbeaufsicht<br />

zeigt sich in der großen Zahl von Sprechstunden<br />

und -tagen in den Gewerbeaufsichtsämtern.<br />

Die unter 1.2.5 angegebenen Vorsorgeuntersuchungen<br />

sind anlässlich von Betriebsbegehungen<br />

oder Projekten gemacht worden, die in 2.3 aufgeführten<br />

Untersuchungen wurden von Gewerbeärzten<br />

in ihrer Eigenschaft als Betriebsarzt in staatlichen<br />

Einrichtungen und bei Strahlenschutzuntersuchungen<br />

ausgeführt.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

• Anlage 9: Die Betriebsbesichtigungen der Gewerbeärzte<br />

haben wegen der angespannten Stellensituation<br />

etwas abgenommen.<br />

Ermächtigungen<br />

• Anlage 10: Ermächtigungen werden für die Vornahme<br />

von speziellen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

erteilt. Bei staatlichen Vorschriften<br />

ermächtigt der Staatliche Gewerbearzt,<br />

bei Ermächtigungen der Berufsgenossenschaften<br />

nach deren Recht nimmt er dazu fachlich Stellung.<br />

Die Zahl der Ermächtigungs-Vorgänge liegt im Jahr<br />

2004 im Vergleich zum Vorjahr unter dem mittleren<br />

Niveau der vergangenen Jahre. Dies hängt insbesondere<br />

mit dem Wegfall der Ermächtigungen nach<br />

Gefahrstoffverordnung und Biostoffverordnung<br />

(BioStoffV) zusammen. Nachdem dieser Wegfall<br />

im Verlauf des Novellierungsprozesses als sehr<br />

wahrscheinlich vorauszusehen war, wurden keine<br />

neuen Ermächtigungen mehr erteilt. Die Veränderungen<br />

sind am 01.01.2005 in Kraft getreten.<br />

Für die Ärzte, die sich für Untersuchungen nach<br />

BioStoffV ermächtigen lassen wollen, wurde auch<br />

im Jahr 2004 eine Einführungsveranstaltung als<br />

Voraussetzung für die Ermächtigung angeboten.<br />

Dieses Angebot soll auch nach Wegfall der Ermächtigungen<br />

aufrecht erhalten werden.<br />

129<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


130 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 1a: Anteil der einzelnen BK-Gruppen an der Gesamtzahl der Anzeigen im Jahr 2004<br />

Anlage 1b: Anteil der einzelnen BK-Gruppen an der Gesamtzahl der Anzeigen im Jahr 2004<br />

1 Rundungsfehler sind nicht vermeidbar.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 2: Kausalität in den BK-Hauptgruppen – Entscheidungen der Gewerbeärzte im Jahr 2004<br />

Anlage 3a: Die fünf häufigsten BK – Ergebnisse der Feststellungsverfahren im Jahr 2004<br />

1 Rundungsfehler sind nicht vermeidbar.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

131<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


132 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 3b: Die fünf häufigsten BK im Jahr 2004: Wieviel % der Krankheiten sind berufsbedingt?<br />

Anlage 3c: Anteil der häufigsten BK (Anzeigen) im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 4a: Entwicklung der BK (§ 9 Abs. 1 SGB VII) in Baden-Württemberg 1975-2004<br />

Anlage 4b: Anzahl der erstmalig angezeigten BK in Baden-Württemberg 1975-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

133<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


134 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 5a: Entwicklung von BK-Anzeigen in Baden-Württemberg 1975-2004<br />

Anlage 5b: Angezeigte BK der Haut 1975-2004 Anlage 5c: Angezeigte obstruktive Atemwegskrankheiten<br />

1975-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 6a: Entwicklung der asbestbedingten BK (Anzeigen) 1975-2004<br />

Anlage 6b: Entwicklung der asbestbedingten BK (Anzeigen) 1975-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

135<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


136 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 7: Dienstgeschäfte und Tätigkeiten des Staatlichen Gewerbearztes im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 8: Begutachtete BK im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

137<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


138 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

139<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


140 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

141<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


142 Anhang 3<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />

Anlage 9a: Außendienste (Besichtigungen) 1980-2004<br />

Anlage 9b: Außendienste (Besichtigungen) 1980-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 3<br />

Anlage 10a: Ermächtigung von Ärzten zu arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

Anlage 10b: Entwicklung der Ermächtigungen 1994-2004<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

143<br />

Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes


144<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Veranstaltungsprogramm 2004: Informationen, Fortbildungen, Workshops<br />

Gesundheit und Umwelt<br />

Allgemeine Hygiene und Infektionsschutz<br />

Anhang 4<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 4<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

145<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung


146<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Frühförderung und Rehabilitation<br />

Epidemiologie und Gesundheitsberichte<br />

Anhang 4<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 4<br />

Gesundheit und Arbeitsschutz<br />

Fort- und Weiterbildung Hygiene<br />

Berufsgruppe Hygienebeauftragte Ärzte<br />

Berufsgruppe Desinfektoren<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

147<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung


148<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

Berufsgruppe Hygienefachkräfte<br />

Hygiene in Pflegeeinrichtungen<br />

Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen<br />

Anhang 4<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 4<br />

LGA-interne Fortbildungen<br />

EDV-Bereich<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

149<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung


150 Anhang 5<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Publikationen 2004<br />

LGA-Publikationen<br />

Berichte<br />

• 10 Jahre Gesundheitsdienstgesetz Baden-Württemberg.<br />

<strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst – Zwischenbilanz<br />

und Ausblick. Abschlussbericht der<br />

AG ÖGDG mit Anhang 1 "Zwischenbericht" und<br />

Anhang 2 "Dokumentation des Fachsymposiums<br />

am 25.03.2004, Haus der Wirtschaft, Stuttgart"<br />

• Einführung eines Hitzewarndienstes in Baden-<br />

Württemberg<br />

• Einschulungsuntersuchungen 2004 – Landesauswertung<br />

der schulärztlichen Untersuchung in Baden-<br />

Württemberg<br />

• Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg/Umweltmykologie<br />

GbR Berlin/Landesgesundheitsamt<br />

Mecklenburg-Vorpommern/Universitätsklinikum<br />

Aachen, Institut für Hygiene und Umweltmedizin:<br />

Erhebung von Hintergrundwerten für die Bewertung<br />

von Schimmelpilzen im Innenraum (im Auftrag<br />

des Umweltbundesamtes)<br />

• Feinstaubbelastungen und deren gesundheitliche<br />

Wirkungen bei Kindern. Untersuchung 2001/02 –<br />

Berichtsband und Anhang<br />

• Identifikation der Quellen fäkaler Verunreinigungen<br />

von Badegewässern. Teilprojekt 1: Entwicklung<br />

der Methode und Aufbau einer Datenbasis als<br />

Beurteilungsgrundlage<br />

• Impfprävalenz und Immunschutz gegenüber Masern,<br />

Mumps, Röteln und FSME bei Viertklässlern<br />

in Baden-Württemberg<br />

• Infektionbericht 2003 – Meldepflichtige Infektionskrankheiten<br />

in Baden-Württemberg<br />

• Interaktion und Teilhabe in der Frühförderung –<br />

Dokumentation der Jahrestagung Frühförderung<br />

Baden-Württemberg vom 26.10.2004<br />

• Muttermilchuntersuchung Baden-Württemberg<br />

2001/02 im Rahmen der WHO-Studie zum Gehalt<br />

der Muttermilch mit PCBs, PCDDs und PCDFs<br />

• Praxistipps: Auf dem Weg zu mehr gesundheitlicher<br />

Teilhabe für alle Kinder und Jugendliche<br />

• Psychische Entwicklungsstörungen bei Kindern und<br />

Jugendlichen – Fortbildungsdokumentation vom<br />

06.10.2004<br />

• Sicherheit von Schwimm- und Badebeckenwasser<br />

aus gesundheitlicher und aufbereitungstechnischer<br />

Sicht, Teil 3: Vergleich verschiedener Schwimmbeckenwasseraufbereitungstechnologien<br />

im Hinblick<br />

auf die gesundheitliche Bewertung von Desinfektionsnebenprodukten<br />

(DNP) und auf die Möglichkeiten<br />

zu deren Minimierung<br />

• Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg/Umweltmykologie<br />

GbR Berlin: Standardisierung von<br />

Nachweismethoden für Schimmelpilze im Innenraum<br />

zur Vorbereitung von bundesweiten Ringversuchen<br />

• Tuberkulosemeldungen in Baden-Württemberg –<br />

Berichtsjahr 2003<br />

• Umed Info 15: Innenraumhygiene<br />

• Umed Info 16: Umwelt und Kind<br />

• Umed Info 17: Chemische Risikostoffe<br />

Leitfaden<br />

• Abgestimmte Ergebnisprotokolle der Arbeitsgruppe<br />

„Analytische Qualitätssicherung im Bereich der<br />

Innenraumluftmessung biologischer Schadstoffe“<br />

am Landesgesundheitsamt Baden Württemberg<br />

14.12.2001 (überarbeitet Dezember 2004): Schimmelpilze<br />

in Innenräumen – Nachweis, Bewertung,<br />

Qualitätsmanagement<br />

• Arbeitsrichtlinien für die Einschulungsuntersuchung<br />

und deren Dokumentation in Baden-Württemberg<br />

• Aufbau, Organisation und Abläufe in einer Massenimpfstätte<br />

– Einführung für Impfhelfer (CD-ROM)<br />

• Fachliche Empfehlungen zu den Beratungsstellen<br />

für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung § 19 IfSG<br />

• Handbuch Arbeitsmedizinische Vorsorge nach der<br />

Biostoffverordnung und Anhang<br />

• Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit<br />

Schimmelpilzen befallenen Innenräumen<br />

• Leitfaden Praxishygiene. Hygiene in der Arztpraxis<br />

und beim Ambulanten Operieren<br />

• Methoden und Befundbewertung im Wasserlabor.<br />

Skript zur Informationsveranstaltung für Gesundheitsämter,<br />

Prüflaboratorien und Wasserfachleute<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 5<br />

• Pocken – Einführung in das Impfkonzept Baden-<br />

Württemberg (CD-ROM)<br />

Infodienste<br />

• Infobulletin Nr. 4: Hygiene und Arbeitsschutz in<br />

Zahnarztpraxen<br />

Informationen<br />

• Desinfektoren 2005 – Aus- und Fortbildungsveranstaltungen<br />

• Fort- und Weiterbildung 2005 – Hygiene<br />

• Hygienebeauftragte Ärzte 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />

• Hygiene in Pflegeeinrichtungen 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />

für Hygienebeauftragte<br />

• Hygiene in Praxen 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />

für Arzt- und Zahnarzthelferinnen<br />

• Jahresbericht 2003<br />

• Veranstaltungsprogramm 2005 – ÖGD, Landesarzt<br />

für Behinderte, Arbeitsmedizin<br />

LGA-Pressemitteilungen<br />

13.02.2004<br />

Schminke kann Hautreizungen oder allergische Reaktionen<br />

auslösen (in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung<br />

der Techniker Krankenkasse)<br />

28.04.2004<br />

Nominierung des Ehrenamt-Projektes „anna & marie“<br />

für den Deutschen Präventionspreis 2004<br />

13.05.2004<br />

Das Landesgesundheitsamt nimmt die Leitstellenfunktion<br />

für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />

vielfältig wahr.<br />

21.06.2004<br />

Die Tuberkulose ist in Baden-Württemberg nicht besiegt.<br />

23.06.2004<br />

Deutscher Präventionspreis 2004 für das badenwürttembergische<br />

Ehrenamt-Projekt „anna & marie“<br />

24.06.2004<br />

Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg<br />

ist mit Gesundheitsdaten zu Umwelteinflüssen<br />

auf Kinder auch international gefragt.<br />

30.07.2004<br />

Das Sommerwetter lässt Magen-Darm-Infektionen<br />

stark ansteigen.<br />

03.08.2004<br />

Ein wirksamer Schutz vor Sonnenstrahlen sind geeignete<br />

Kleidung, Schatten und Sonnenschutzmittel.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

08.09.2004<br />

Warnung vor importierter Hundetollwut in Südwest-<br />

Frankreich<br />

Poster<br />

Das DatenPräsentationsSystem der WHO für Baden-Württemberg<br />

V2.0. 54. Wissenschaftlicher Kongress<br />

des Bundesverbandes der Ärzte im ÖGD,<br />

Marburg, 06.-08.05.2004.<br />

Brockmann SO, Klittich G, Oehme R, Fleischer J,<br />

Dreweck C, Maslo D, Pfaff, G, Kimmig P. Food- and<br />

waterborne disease outbreaks in Germany: five years<br />

(1999-2003) in the State of Baden-Württemberg.<br />

5th World Congress on Foodborne Infections and<br />

Intoxications, Berlin, 01.-04.06.2004.<br />

Brockmann SO, Baier S, Schiefen P. Food safety and<br />

disposable gloves in food service workers. 5th World<br />

Congress on Foodborne Infections and Intoxications,<br />

Berlin, 01.-04.06.2004.<br />

Brockmann SO, Kratzer W, Bertling U, Kirch A,<br />

Kimmig P, Piechotowski I, Kern P for the EMIL STU-<br />

DY GROUP. Human alveolar echinococcosis in an<br />

urban population in Southwest Germany: epidemiology,<br />

serology and hepatic ultrasound screening results<br />

of the EMIL study group. American Society of<br />

Tropical Medicine and Hygiene, Miami/USA, 07.-<br />

11.11.2004.<br />

Dreweck C. Tuberkulose und Migration: Tuberkulosemeldungen<br />

in Baden-Württemberg. 54. Wissenschaftlicher<br />

Kongress des Bundesverbandes der Ärzte<br />

im ÖGD, Marburg, 06.-08.05.2004.<br />

Eickhoff P, Zöllner I, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />

Untersuchung zur Bestimmung von Lungenfunktionsreferenzwerten<br />

für Kinder in Baden-Württemberg.<br />

1. Workshop zur bevölkerungsbezogenen Expositionsabschätzung<br />

- Datengrundlagen und probabilistische<br />

Methoden, Berlin, 29.-30.01.2004.<br />

Gabrio T, Weidner U. Indoor fungi pollution. 4. Ministerkonferenz<br />

Umwelt und Gesundheit der WHO, Budapest/Ungarn,<br />

23.-25.06.2004.<br />

Gabrio T, Baudisch C, Dill I, Szewzyk R, Trautmann C,<br />

Weidner U. Investigation of background concentrations<br />

for the assessment of fungal growth in indoor environments.<br />

WHO, Vilnius/Litauen, 29.09.-01.10.2004.<br />

Jovanovic S, Appelt M, Körber JM. Information activities<br />

in Baden-Württemberg, Germany aimed at protecting<br />

teenagers against leisure noise induced hearing<br />

damage. 2nd WHO Housing and Health Symposium,<br />

Vilnius/Litauen, 29.09-01.10.2004.<br />

Jovanovic S, Link B, Schwenk M. Traffic noise exposure<br />

and stress in children: pilot study. 2nd WHO<br />

151<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung


152 Anhang 5<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Housing and Health Symposium, Vilnius/Litauen,<br />

29.09-01.10.2004.<br />

Link B, Gabrio T, Zöllner I. Heath Office Sentinel<br />

Project in Baden-Wuerttemberg, Germany: Children’s<br />

Health and Environment. International Conference<br />

European Environment & Health Action Plan, 2004-<br />

2010, Implementation, Egmond aan Zee/Niederlande,<br />

02.-03.12.2004.<br />

Link B, Kovaleva G, Zöllner I, Felder-Kennel A, Maisner<br />

V, Schick KH, Schrimpf M. Stickstoffoxid in der<br />

Ausatemluft (eNO) als Indikator allergischer Reaktionen<br />

in epidemiologischen Untersuchungen. 12. Konferenz<br />

der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin<br />

und öffentliche Gesundheit (GHU), Halle, 03.-<br />

05.10.2004.<br />

Oehme R, Brockmann SO, Hartelt K, Kimmig P.<br />

Shedding of Norovirus in a food handler during a<br />

restaurant outbreak of Norovirus gastroenteritis. 5th<br />

World Congress on Foodborne Infections and Intoxications,<br />

Berlin, 01.-04.06.2004.<br />

Wagner-Wiening C. Q-Fever Consulting Laboratory.<br />

Serological follow-up of acute q-fever-infections.<br />

DGHM-Tagung, Münster, 27.-29.11.2004.<br />

Buchbeiträge/Zeitschriftenartikel<br />

Amend R, Blessing R, Feurer J, Friedle A, Gabrio T,<br />

Goes R, Hummel A, Jovanovic S; Link B, Schweisberg<br />

F, Volland, Wacker S, Zöltzer D. Stellungnahme<br />

zu dem Artikel „Über das Biological Monitoring, den<br />

Unwillen Gesundheitsrisiken rational abzuschätzen<br />

und die Lust zu radikalen Maßnahmen“ – Umweltmedizin<br />

in Forschung und Praxis, 2004: 9, 61-64. Umweltmed<br />

Forsch Prax 2004; 9: 331-335.<br />

Brockmann S. Infektionsschutz und biologische Gefahrenabwehr.<br />

In: Peter H (Hrsg.), Maurer K (Hrsg.).<br />

Gefahrenabwehr bei Großveranstaltungen. Band 1.<br />

1. Auflage. Edewecht: Stumpf und Kossendey, 2004:<br />

50-67.<br />

Brockmann SO, Piechotowski I, Kimmig P. Salmonella<br />

in sesame seed products. Journal of Food Protection<br />

2004; 67 (1): 178-80.<br />

Domres B, Manger A, Kay M, Brockmann S, Hädinger T.<br />

Katastrophenmedizin in Deutschland: Neue Dimensionen<br />

der Bedrohung durch Terror. Teil 1. Chirurgische<br />

Allgemeine Zeitung 2004; 5 (5): 226-31.<br />

Domres B, Manger A, Kay M, Brockmann S, Hädinger T.<br />

Katastrophenmedizin in Deutschland: Neue Dimensionen<br />

der Bedrohung durch Terror. Teil 2. Chirurgische<br />

Allgemeine Zeitung 2004; 5 (6): Suppl A-C.<br />

Domres B, Brockmann S. Unfälle bei Auslandsreisen.<br />

In: Braun R (Hrsg.), Burchard G (Hrsg.), Fröhlich<br />

E (Hrsg.), Nothdurft H (Hrsg.). Reise- und Tropenme-<br />

dizin Kursbuch für Weiterbildung, Praxis und Beratung.<br />

Band 1. 1. Auflage. Stuttgart: Schattauer-Verlag,<br />

2004: 42-45.<br />

Enders M, Weidner A, Zoellner I, Searle K, Enders G.<br />

Fetal morbidity and mortality after acute human parvovirus<br />

B19 infection in pregnancy: prospective evaluation<br />

of 1018 cases. Prenatal Diagnosis 2004; 24:<br />

513-518.<br />

Erdinger L, Eckl O, Ingel F, Khussainova Sh, Genova E,<br />

Mann V, Gabrio T. Human Biomonitoring of Hg, As,<br />

HCB, DDE, and PCBs from Children living in Aralsk<br />

and Akchi, Kazakstan. J. Hyg. Env. Health 2004; 207:<br />

541-547.<br />

Erdinger L, Kühn K, Feldhues R., Fröbel T, Nohynek B,<br />

Gabrio T. Pathways of THM uptake in swimming<br />

pools. J. Hyg. Env. Health 2004; 207: 571-575.<br />

Fischer G, Möller M, Gabrio T, Palmgren U, Keller R,<br />

Richter H, Dott W, Paul R. Vergleich der Messverfahren<br />

zur Bestimmung von MVOC in Innenräumen.<br />

Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 43-53.<br />

Gabrio T, Broser S, Felder-Kennel A, Fichtner G,<br />

Kirsch H, Link B, Maisner V, Rzonca E, Schick K-H,<br />

Schrimpf M, Schröder S, Spöker-Maas K, Weidner U,<br />

Wuthe J, Zöllner I. Bestimmung der Schimmelpilzkonzentration<br />

in Wohnungen und Schulen Baden-Württembergs.<br />

Gesundheitswesen 2004; 66: 528-535.<br />

Gabrio T, Bertsch A, Karcher C, Nordschild S, Sacré C.<br />

Belastung von Badebeckenwasser mit anorganischen<br />

Desinfektionsnebenprodukten. Archiv des Badewesens<br />

2004; 57: 158-163.<br />

Gabrio T, Bertsch A. Determination of carbonyl compounds<br />

in pool water with O-(2,3.4,5,6-pentafluorobenzyl)hydroxyamine<br />

hydrochloride and gas chromatographic-tandem<br />

mass spectrometric analysis.<br />

J. Chromatogr. A 2004; 1046: 293-296.<br />

Gabrio T, Creuznacher H, Fischer G, Herold T, Kämpfer<br />

P, Philipp W, Rabe R, Tesseraux J, Weidner U,<br />

Woppowa L. Ergebnis eines Probenaustausches<br />

gemäß Richtlinien VDI 4252 Blatt 2 und VDI 4253<br />

Blatt 2. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 2004; 64:<br />

295-299.<br />

Gabrio T, Dill I, Trautmann C, Weidner U. Schimmelpilze<br />

im Hausstaub – Probenahme und Bestimmung.<br />

Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 21-28.<br />

Gabrio T, Dill I, Trautmann C, Weidner U. Schimmelpilze<br />

in Luft – Probenahme und Bestimmung, Validierung<br />

von Probenahmeverfahren zur Bestimmung von Schimmelpilzen<br />

in Luft. Bundesgesundheitsblatt 2005; 48:<br />

3-11.<br />

Graf P, Finke EJ, Fleischer K, Huber H, Pfaff G.<br />

Management von Ansteckungsverdächtigen: Ermittlung,<br />

Klassifizierung, Beratung und anti-epidemische<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 5<br />

Maßnahmen. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />

und Katastrophenhilfe (Hrsg.). Biologische Gefahren.<br />

Beiträge zum Bevölkerungsschutz. 1. Auflage.<br />

Bonn: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe,<br />

2004: 292-301.<br />

Grüner C, Haberditzl A, Gabrio T, Härtig E, Roth A,<br />

Wagner H, Weidner U. Belastung von Beschäftigten<br />

in Archiven durch Schimmelpilze und ihre Auswirkungen<br />

auf die Gesundheit – Vorschläge zum Arbeitsschutz.<br />

VDR-Schriftenreihe 2004; 1: 243-251.<br />

Hartelt K, Oehme R, Frank H, Brockmann SO, Hassler<br />

D, Kimmig P. Pathogens and symbionts in ticks:<br />

prevalence of Anaplasma phagocytophilum (Ehrlichia<br />

sp.), Wolbachia sp., Rickettsia sp., and Babesia<br />

sp. in Southern Germany. Int J Med Microbiol 2004;<br />

293 Suppl 37: 86-92.<br />

Jovanovic S, Link B, Piechotowski I, Gabrio T, Zöllner I.<br />

Environmental health surveillance system in<br />

southwestern Germany: prevalence of allergies in<br />

children and levels of biological agents in households.<br />

In: WHO Regional Office for Europe European Centre<br />

for Environment and Health (Bonn Office). Proceedengs<br />

of the WHO international symposium „Housing<br />

and Health“ 21-23 November. Forli/Italien:<br />

I. C. A. R. O. s. r. l., 2004: 209-214.<br />

Jovanovic S, Felder-Kennel A, Gabrio T, Kouros B,<br />

Link B, Maisner V, Piechotovski I, Schick K-H, Schrimpf<br />

M, Weidner U, Zöllner I, Schwenk M. Indoor fungi levels<br />

in homes of children with and witout allergy history. Int.<br />

J. Hyg. Environm. Health 2004; 207: 369-378.<br />

Koppe C, Jendritzky G, Pfaff G. Die Auswirkungen<br />

der Hitzewelle 2003 auf die Gesundheit. In: Deutscher<br />

Wetterdienst (Hrsg.). Klimastatusbericht 2003.<br />

1. Auflage. Offenbach: Deutscher Wetterdienst, 2004:<br />

152-162.<br />

Körber J. Sexuell übertragbare Krankheiten – wieder<br />

ein aktuelles Thema. ajs Informationen – Fachzeitschrift<br />

der Aktion Jugendschutz 2004; 1: 19-20.<br />

Link B, Gabrio T, Zöllner I, Schwenk M, Siegel D,<br />

Schultz E, Scharring S, Borm P. Indoor and Outdoor<br />

Particle Exposure of Children in Baden-Württemberg<br />

and health Effects. In: Heinrich U (Hrsg.). 9th International<br />

Inhalation Symposium: Effects of Air Contaminants<br />

on the Respiratory Tract – Interpretations from<br />

Molecular to Meta Analysis. Stuttgart: Fraunhofer<br />

IRB Verlag, 2004: 347-359.<br />

Pfaff G, Koppe C, Jendritzky G. Hitzewellen und<br />

extreme Klimaereignisse – Herausforderungen für<br />

das Gesundheitswesen. Epidemiol Bulletin 2004; 25<br />

(18.6.): 200-201.<br />

Schäfer T, Borowski C, Diepgen TL, Hellermann M,<br />

Piechotowski I, Reese I, Roos T, Schmidt S, Sitter H,<br />

Werfel T, Gieler U. Allergieprävention – Evidenzba-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

sierte und konsentierte Leitlinie des Aktionsbündnisses<br />

Allergieprävention (abap) – Kurzfassung. Allergo<br />

J 2004; 13: 252-260.<br />

Schmid M, Oehme R, Schalasta G, Brockmann S,<br />

Kimmig P, Enders G. Fast detection of Noroviruses<br />

using a real-time PCR assay and automated sample<br />

preparation. BMC Infect Diseases 2004; 4 (1): 15-19.<br />

Seidl H-P, Gabrio T, Weidner U, Dill I, Fischer G,<br />

Grün L, Hoekstra E, Rabe R, Samson RA, Trautmann<br />

C. Ringversuch “Innenraumrelevante Schimmelpilze”.<br />

Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 36-42.<br />

Trautmann C, Gabrio T, Dill I, Weidner U, Baudisch C.<br />

Hintergrundkonzentrationen von Schimmelpilzen in<br />

der Luft – Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />

in Wohnungen ohne bekannte Schimmelpilzschäden<br />

in 3 Regionen Deutschlands. Bundesgesundheitsblatt<br />

2005; 48: 12-20.<br />

Trautmann C, Gabrio T, Dill I, Weidner U. Hintergrundkonzentrationen<br />

von Schimmelpilzen in Hausstaub<br />

– Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />

in Wohnungen ohne bekannte Schimmelpilzschäden<br />

in 3 Regionen Deutschlands. Bundesgesundheitsblatt<br />

2005; 48: 29-35.<br />

Zöllner I, Thewalt B. Ergebnisse zur Differenzierungsprobe<br />

nach Breuer und Weuffen aus Einschulungsuntersuchungen<br />

in Baden-Württemberg 1997-<br />

2002. In: Ruoho K (Hrsg.). Die PISA-Studie. Eine<br />

Herausforderung zur pädagogischen Prophylaxe.<br />

Band 1. 1. Auflage. Joensuu, Finnland: Universität<br />

Joensuu, 2004: 82-93.<br />

Zöllner I. Sachdatenerhebung und methodische Probleme<br />

bei kleinräumigen epidemiologischen Studien.<br />

In: Schweikart J (Hrsg.), Kistemann T (Hrsg.). Geoinformationssysteme<br />

im Gesundheitswesen. Band 1.<br />

1. Auflage. Heidelberg: Herbert Wichmann Verlag,<br />

2004: 55-69.<br />

Tätigkeiten der Mitarbeiter in Lehre und<br />

Forschung<br />

Lehraufträge in der Aus- und Weiterbildung<br />

Bittighofer PM. Arbeits- und Umweltmedizin. Fachhochschule<br />

Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />

Bittighofer PM. Aufgaben der Arbeitsaufsicht, Chemikalienrecht.<br />

Technische Akademie Esslingen,<br />

Qualifikation arbeitsmedizinischer Assistenten.<br />

Bittighofer PM. Chemikalien-Gesetzgebung, Faserstäube,<br />

Berufskrankheiten, Aufgaben der Arbeitsaufsicht,<br />

Begehungen, Bibliothek des Betriebsarztes, Arbeitsschutz-<br />

und Arbeitssicherheitsgesetz. Sozial- und<br />

Arbeitsmedizinische Akademie (SAMA) Baden-<br />

153<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung


154 Anhang 5<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Württemberg, FB Arbeitsmedizin, Theoretische Kurse<br />

A, B, C zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm, Stuttgart.<br />

Bittighofer PM. Ökologischer Kurs. Universität Ulm.<br />

Grüner C. Arbeits- und Umweltmedizin: Haut- und<br />

Atemwegskrankheiten, Mikrobiologie. Fachhochschule<br />

Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />

Grüner C. Biologische Abfallwirtschaftsbetriebe, Kühlschmierstoffe,<br />

Friseursberuf, sensibilisierende und<br />

toxische Wirkung von Pilzen. SAMA Baden-Württemberg,<br />

FB Arbeitsmedizin, Theoretische Kurse A, B, C<br />

zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm, Stuttgart.<br />

Krämer D. Grundlagen der Gesundheitsberichterstattung.<br />

Fachhochschule für Sozialwesen Esslingen,<br />

Studiengänge Pflegemanagement und Pflegepädagogik,<br />

WS 2003/04.<br />

Müller-Barthelmeh R. Arbeits- und Umweltmedizin:<br />

Gentechnik, Reproduktionstoxikologie. Fachhochschule<br />

Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />

Müller-Barthelmeh R. Ermächtigungen, Mutterschutzgesetz,<br />

Gentechniksicherheitsverordnung. SAMA<br />

Baden-Württemberg, FB Arbeitsmedizin, Theoretische<br />

Kurse A, B, C zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm,<br />

Stuttgart.<br />

Müller-Barthelmeh R. Ermächtigungen von Ärzten<br />

nach Strahlenschutz- und Röntgenverordnung. Forschungszentrum<br />

Karlsruhe, Technik und Umwelt,<br />

Strahlenschutzkurs.<br />

Zöllner I. Epidemiologie. Universität Hohenheim, SS<br />

2004.<br />

Zöllner I. Hygiene, Epidemiologie. MTA-Schule des<br />

Katharinenhospitals.<br />

Vorträge<br />

Berg B. Behinderungsarten – medizinische Aspekte.<br />

Fachtagung des Sozialministeriums für die Heimaufsichtsbehörden,<br />

Bad Boll, 08.-09.03.2004.<br />

Berg B. Neugeborenenhörscreening in Baden-Württemberg<br />

– wo stehen wir und wie geht es weiter?<br />

Arbeitsgruppe Neugeborenenhörscreening Baden-<br />

Württemberg, Stuttgart, 17.11.2004.<br />

Bittighofer PM. Screening-Untersuchungen nach<br />

Fahrerlaubnisverordnung: grundsätzliches Vorgehen.<br />

Weiterbildungskurs der Landesärztekammer Baden-<br />

Württemberg zum Erwerb der verkehrsmedizinischen<br />

Qualifikation, Karlsruhe, 22.-24.03.2003.<br />

Bittighofer PM. Screening-Untersuchungen nach<br />

Fahrerlaubnisverordnung: Information des Probanden,<br />

Schweigepflicht. Weiterbildungskurs der Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg zum Erwerb<br />

der verkehrsmedizinischen Qualifikation, Karlsruhe,<br />

22.-24.03.2003.<br />

Bittighofer PM. Vorgehen bei arbeitsmedizinischer<br />

Vorsorgeuntersuchung (Screening); Information der<br />

Probanden. Landesärztekammer Baden-Württemberg:<br />

Verkehrsmedizinische Qualifikation für Fachärzte<br />

nach FeV, Karlsruhe, 20.03.2004.<br />

Brockmann S. Transport ansteckungsgefährlicher<br />

Güter – Was ist Gefahrgut der Klasse 6.2? Seminar<br />

„Umgang und Transport diagnostischer Proben und<br />

Abfälle“ der IHK Reutlingen (Gefahrgutbüro), Reutlingen,<br />

10.03.2004.<br />

Brockmann S. Versand von Diagnostischen Proben<br />

und Stammkulturen. Seminar „Umgang und Transport<br />

diagnostischer Proben und Abfälle“ der IHK<br />

Reutlingen (Gefahrgutbüro), Reutlingen, 10.03.2004.<br />

Eitel K. Prävention von Übergewicht bei Kindern und<br />

Jugendlichen. Hauptsache gesund...? Körperliches,<br />

psychisches und soziales Wohlbefinden von Kindern<br />

und Jugendlichen. ajs-Jahrestagung 2004, Stuttgart,<br />

18.11.2004.<br />

Eitel K. Qualitäten vor Ort entwickeln – die Arbeit des<br />

regionalen Knotens Baden-Württemberg. 10. Kongress<br />

Armut und Gesundheit: neue Bewegungen für Gesundheit,<br />

Gesundheit Berlin e. V, Berlin, 04.12.2004.<br />

Esther C, Haffner J, Münch H. Verhalten als Symptom<br />

– sozialmedizinische und psychologische Aspekte.<br />

Auffälligkeiten im Verhalten – Erziehung stärken,<br />

Entwicklungen erkennen und fördern. Pädagogischer<br />

Kongress des Ministeriums für Kultus, Jugend<br />

und Sport und des Landesschulbeirates Baden-Württemberg,<br />

Heilbronn, 03.05.2004.<br />

Fleischer J. Hygienische Anforderungen an Bewässerungswasser<br />

im Obstbau. 34. Weinsberger Obstbautag,<br />

Weinsberg/Heilbronn, 10.02.2004.<br />

Gabrio T. Analytik der Innenraumbelastung mit Holzschutzmitteln<br />

– Ergebnisse zur Qualitätssicherung<br />

mittels Ringversuchen. Fortbildungsveranstaltung<br />

U 22/04, Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />

in Düsseldorf, Hannover, 24.-25.06.2004.<br />

Gabrio T. Erfahrungen mit dem Schimmelpilzleitfaden<br />

der länderübergreifenden Arbeitsgruppe am Landesgesundheitsamt<br />

Baden-Württemberg. Stadt Fürth,<br />

Schimmelpilze in Innenräumen, Fürth, 10.12.2004.<br />

Gabrio T. Natürliche Hintergrundkonzentrationen von<br />

Schimmelpilzen in der Umwelt. Fachgespräch „Mikroorganismen<br />

in der Umgebung von Bioabfallbehandlungsanlagen“<br />

im BMU, Bonn, 30.09.2004.<br />

Gabrio T. Qualitätssicherung beim Nachweis von<br />

Schimmelpilzen und Handlungsempfehlungen zur<br />

Sanierung von Schimmelpilzschäden. VBD-SEMI-<br />

NAR Nr.S010067, Göttingen, 16.02.2004.<br />

Gabrio T. Qualitätssicherung beim Nachweis von<br />

Schimmelpilzen und Handlungsempfehlung zur Sa-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 5<br />

nierung von Schimmelpilzschäden. Wissensforum<br />

Schadstoffe in Innenräumen – Bauschäden, Mannheim,<br />

11.-12.03.2004.<br />

Gabrio T. Sanierungempfehlungen des Landesgesundheitsamtes<br />

Baden-Württemberg. 11. WaBoLu-<br />

Innenraumtage, Berlin, 17.-19.05.2004.<br />

Gabrio T. Sanierung: Gesundheitliche Aspekte, Leitfaden<br />

– Bedeutung und Relevanz. 573. DECHEMA-<br />

Kolloquium, Frankfurt am Main, 26.02.2004.<br />

Gabrio T. Sanierungsleitfaden des LGA. 8. Pilztagung<br />

des VDB, Bochum, 11.-12.06.2004.<br />

Gabrio T, Weidner U. Sanierungstechniken und techn.<br />

Schutzmaßnahmen. Sachkundeseminar Schimmelpilzsanierung<br />

– Technische Informationsstelle des<br />

deutschen Maler- und Lackiererhandwerks, Rutesheim,<br />

27.-28.05./08.-09.09.2004.<br />

Gabrio T. Schimmelpilzbildung – bauphysikalische<br />

Grundlagen und geeignete Konstruktionen – Ursachen<br />

und Handlungsempfehlungen zur Sanierung.<br />

Tagung – Gesundes Wohnklima – Beratung vom<br />

Schreiner, Stuttgart, 15.06.2004.<br />

Groen M, Berg B. „anna & marie“ – große Freundinnen<br />

für Mädchen ab 12. Auffälligkeiten im Verhalten<br />

– Erziehung stärken, Entwicklungen erkennen und<br />

fördern. Pädagogischer Kongress des Ministeriums<br />

für Kultus, Jugend und Sport und des Landesschulbeirats<br />

Baden-Württemberg, Heilbronn, 03.05.2004.<br />

Grüner C. Abfallbetriebe, Kühlschmierstoffe. Arbeitsmedizinische<br />

Fortbildungsveranstaltung der SAMA<br />

Baden-Württemberg, Ulm, 08.03.2004.<br />

Grüner C. Anwendung der BiostoffV in der Landwirtschaft.<br />

Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung<br />

der SAMA Baden-Württemberg: Arbeitsschutz<br />

in der Landwirtschaft, Ulm, 30.01.2004.<br />

Grüner C. Biologische Wirkung mikrobieller Aerosole.<br />

Bundesumweltministerium, Bonn, 30.09.2004.<br />

Grüner C. BiostoffV. Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung<br />

der SAMA Baden-Württemberg,<br />

Ulm, 23.02.2004.<br />

Grüner C. Erkennen von Gefahren. Universität Tübingen,<br />

Institut für Psychologie, Psychologisches<br />

Seminar, Tübingen, 27.01.2004.<br />

Grüner C. Gefahrstoffverordnung, Biostoffverordnung,<br />

Psyche und Mutterschutz, Mutterschutz im Kindergarten.<br />

Mutterschutz-Fachtagung des Sozialministeriums<br />

und der Gewerbeaufsicht, Stuttgart, 25.11.2004.<br />

Grüner C. Gesundheitliche Bewertung von Schimmelpilzen<br />

und anderen Innenraumkontaminanten bei<br />

Sanierungsarbeiten. Fortbildung Stukkateur-Innung<br />

Sanierungskurs, Rutesheim, 26.05.2004.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Grüner C. Mutterschutz bei der Tagesbetreuung von<br />

Kindern. BAD-Fortbildung Mutterschutz, Stuttgart,<br />

10.05.2004.<br />

Grüner C. Psychische Fehlbelastungen. Zentrale<br />

Fortbildung des UVM für die Gewerbeaufsicht, Oberwolfach,<br />

05.10.2004.<br />

Herbert E, Diedler A, Krämer D, Pfaff G. Altern und<br />

Gesundheit in Baden-Württemberg. 54. Wissenschaftlicher<br />

Kongress des Bundesverbandes der Ärzte<br />

im ÖGD, Marburg, 06.-08.05.2004.<br />

Jaroni H. Leichtflüchtige Stoffe in der Altlastenbearbeitung<br />

in Baden-Württemberg. Veranstaltung des<br />

Ministeriums für Umwelt und Verkehr, Insel Mainau,<br />

19.-20.10.2004.<br />

Jaroni H. Mobilfunk und Gesundheit. Kommunen und<br />

Mobilfunk, Konrad-Adenauer-Stiftung, Stuttgart,<br />

16.03.2004.<br />

Jaroni H. Umwelt und Gesundheit. 1.Umweltbeobachtungskonferenz,<br />

Karlsruhe, 30.09.2004.<br />

Jovanovic S. Environmental Health Surveillance System<br />

in Baden-Württemberg. Vertretung des Landes<br />

Baden-Württemberg bei der EU, Brüssel/Belgien,<br />

06.02.2004.<br />

Jovanovic S. Gesundheitliche Auswirkungen bei Heranwachsen<br />

durch Lärmeinflüsse. Veranstaltung des<br />

Ministeriums für Umwelt und Verkehr „Schüler horchen<br />

auf: Lärm (k)ein Thema für die Schule, Karlsruhe,<br />

26.10.2004.<br />

Kimmig P. Borreliose. AOK, Pforzheim, 14.07.2004.<br />

Kimmig P. Die Parasitologie, die Königin der Infektiologie.<br />

Symposium Prof. Braun, Stuttgart, 26.03.2004.<br />

Kimmig P. Die Zecke als Krankheitsüberträger. Fortbildung<br />

der Landesärztekammer Baden-Württemberg,<br />

Stuttgart, 17.04.2004.<br />

Kimmig P. Die Zecke als Krankheitsüberträger. Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg, Stuttgart,<br />

25.09.2004.<br />

Kimmig P. Einheimische Parasitosen. Medizinisches<br />

Kolloquium Olgahospital, Stuttgart, 17.03.2004.<br />

Kimmig P. Epidemiologie der Borreliose in Europa.<br />

Medizinisches Symposium, Hannover, 08.06.2004.<br />

Kimmig P. FSME/Borreliose. Ärztliches Symposium,<br />

Göppingen, 20.03.2004.<br />

Kimmig P. FSME/IfSG. Universität Hohenheim,<br />

30.06.2004.<br />

Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prophylaxe.<br />

Medizinisches Symposium Universität, Tübingen,<br />

27.03.2004.<br />

155<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung


156 Anhang 5<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prohylaxe.<br />

Reisemedizin, Tübingen/Kornwestheim, 13.03./<br />

16.06.2004.<br />

Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prophylaxe.<br />

Tag der Arbeitsmedizin, Wiesbaden, 14.02.2004.<br />

Kimmig P. Q-Fieber: Erreger, Krankheitsbild, Diagnostik,<br />

Epidemiologie. Tierärztliches Kolloquium,<br />

Stuttgart/Aulendorf, 03.02./04.02.2004.<br />

Kimmig P. Seltenere Zecken-übertragene Infektionen.<br />

Medizinisches Symposium, Bad Nauheim/Villingen<br />

Schwenningen, 23.03./24.03.2004.<br />

Kimmig P. Zecken, FSME. Ärztliche Fortbildungsveranstaltung,<br />

München, 10.02.2004.<br />

Kimmig P. Zeckenübertragene Infektionen. Ärztliche<br />

Fortbildung, Karlsruhe, 22.09.2004.<br />

Kimmig P. Zeckenübertragene Infektionen. Symposium<br />

Arthropodenübertragene Infektionen, Bundeswehr,<br />

München, 21.10.2004.<br />

Kimmig P. Zerkariendermatitis. Kolloquium des ÖGD,<br />

Meersburg, 23.06.2004.<br />

Körber JM. Aktuelles auf dem Fachgebiet STD einschließlich<br />

AIDS auf Landes- und Bundesebene.<br />

Fachkonferenz der AIDS-Fachkräfte des Regierungspräsidiumsbezirks<br />

Freiburg, Freiburg, 29.06.2004.<br />

Körber JM. „anna & marie“: Präsentation der Zwischenergebnisse.<br />

Landratsamt Heilbronn, Heilbronn,<br />

16.03.2004.<br />

Körber JM. Entwicklung neuer fachlicher Empfehlungen<br />

zu AIDS und STDs. Arbeitsgruppe AIDS-Prävention<br />

des Sozialministeriums, Stuttgart, 26.10.2004.<br />

Körber JM. Epidemiologie sexuell übertragbarer Erkrankungen<br />

unter besonderer Berücksichtiung Osteuropas<br />

im Hinblick auf präventive Projekte bei Spätaussiedlern.<br />

Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg,<br />

Stuttgart, 27.04.2004.<br />

Körber JM. Ergebnisse der MSM-Studie. Aktuelles in<br />

den Bereichen STD und AIDS. Fachkonferenz der<br />

AIDS-Fachkräfte des Regierungsbezirks Tübingen,<br />

Sigmaringen, 04.10.2004.<br />

Körber JM. Ergebnisse der MSM-Studie. Aktuelles in<br />

den Bereichen STD und AIDS. Fachkonferenz der<br />

AIDS-Fachkräfte des Regierungspräsidiumsbezirks<br />

Karlsruhe, Karlsruhe, 19.10.2004.<br />

Körber JM. Evaluation des Projektes KiP – Projekt zur<br />

Unterstützung Kinder psychisch kranker Eltern. Arbeitskreis<br />

ehrenamtlicher Paten des Weinsberger<br />

Hilfsverein für psychisch kranke Menschen e. V,<br />

Heilbronn, 18.11.2004.<br />

Körber JM. Möglichkeiten und Grenzen des Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienstes im STD-Bereich unter<br />

Berücksichtigung der Gesetzeslage in Deutschland.<br />

Workshop im Generalrat des Département Bas-Rhin<br />

„Bekämpfung sexuell übertragbarer Krankheiten im<br />

grenzüberschreitenden Kontext“, Straßburg/Frankreich,<br />

23.09.2004.<br />

Körber JM. Vorstellung der „Fachlichen Empfehlungen<br />

zu den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§<br />

19 IfSG. Forum <strong>Öffentlicher</strong><br />

Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/<br />

Kommunalpolitik, Stuttgart, 12.11.2004.<br />

Körber JM. Vorstellung des Screening-Konzeptes des<br />

RKI. Arbeitsgruppe AIDS-Prävention des Sozialministeriums,<br />

Stuttgart, 11.03.2004.<br />

Körber JM. Zwischenbericht zur MSM-Studie. Arbeitsgruppe<br />

AIDS-Prävention des Sozialministeriums,<br />

Stuttgart, 11.03.2004.<br />

Krämer D, Diedler A, Pfaff, G. Altern im Spannungsfeld<br />

von sozialer Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit:<br />

Ausgewählte Ergebnisse aus der Gesundheitsberichterstattung.<br />

Wissenschaftliche Jahrestagung<br />

der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und<br />

Prävention (DGSMP), Magdeburg, 22.-24.09.2004.<br />

Krämer D. Inhalte und Ziele der Gesundheitsberichterstattung.<br />

Universität Heidelberg, Studiengang Psychologie,<br />

Heidelberg, 03.02.2004.<br />

Leykamm B. Adipöse Kinder – neues Arbeitsfeld?<br />

7. Arbeitstagung der AG Gesundheitswesen des Landkreistags<br />

Baden-Württemberg, Rottweil, 24.11.2004.<br />

Leykamm B. Aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitsförderung<br />

auf Landes- und Bundesebene. Fachkonferenz<br />

Gesundheitsförderung, Ludwigsburg,<br />

15.06.2004.<br />

Leykamm B. Aktuelles zur Gesundheitsförderung auf<br />

Landes- und Bundesebene. Mitgliederversammlung<br />

der Regionalen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheit,<br />

Emmendingen, 21.04.2004.<br />

Leykamm B. Gesunde Kinder – gleiche Chancen für<br />

alle! Netzwerk zur Gesundheitsförderung mit sozial<br />

Benachteiligten in Baden-Württemberg. Hauptsache<br />

gesund ...? Körperliches, psychisches und soziales<br />

Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. ajs-<br />

Jahrestagung 2004, Stuttgart, 18.11.2004.<br />

Leykamm B. Gesunde Kinder – gleiche Chancen für<br />

alle? Was kann der Öffentliche Gesundheitsdienst<br />

leisten? Gesunde Familien. „Hilfe, die Herdmanns<br />

kommen ... nicht“. Gesundheitsförderung mit und für<br />

Risikofamilien. Fachtagung der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Gesundheitsförderung e. V,<br />

Hamburg, 07.-08.09.2004, Stuttgart, 18.11.2004.<br />

Leykamm B. Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten:<br />

Knoten zur regionalen Koordinierung.<br />

Mehr Gesundheit für alle – Strategien und Erfahrun-<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 5<br />

gen. Satellitenveranstaltung des BKK Bundesverbands<br />

und Gesundheit Berlin e. V, Berlin, 02.12.2004.<br />

Leykamm B. G´sund & g´scheit – Netzwerk für gesundheitsfördernde<br />

Kindertageseinrichtungen und<br />

Schulen. Fachtagung „Jugendgesundheit“ der Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg, Stuttgart,<br />

20.10.2004.<br />

Leykamm B. Regionalknoten Baden-Württemberg<br />

zur Gesundheitsförderung mit sozial Benachteiligten.<br />

Projekttreffen der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, Köln, 29.09.2004.<br />

Leykamm B. Vergleichsring Gesundheitsförderung/<br />

Prävention. Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/<br />

Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik, Stuttgart,<br />

23.01.2004.<br />

Link B, Zöllner I. Children’s Health and Environment –<br />

Continuous Survey in Baden-Wuerttemberg since 1992.<br />

Fourth Ministerial Conference on Environment and<br />

Health: The future for our children, Budapest/Ungarn,<br />

23.-25.06.2004.<br />

Link B, Gabrio T, Zoellner I, Wuthe J, Scharring S,<br />

Schultz E. Exposure of children to indoor and outdoor<br />

particles in Baden-Wuerttemberg/Germany. 2nd WHO<br />

Internation Symposium „Housing and Health“, Vilnius/<br />

Litauen, 29.09.-01.10.2004.<br />

Link B. Feinstaubbelastung bei Kindern. Fortbildungstagung<br />

des Ausschusses Umwelt der Landesärztekammer<br />

Baden-Württemberg, Heidelberg, 17.01.2004.<br />

Link B. Feinstaubbelastungen und deren gesundheitliche<br />

Wirkungen bei Kindern. Statusseminar des<br />

Baden-Württemberg Programms Lebensgrundlage<br />

Umwelt und ihre Sicherung (BWPLUS), Karlsruhe,<br />

02.-03.03.2004.<br />

Mayr C, Brockmann SO, Oehme R, Marschang RE,<br />

Contzen M. Concentration and detection of Norovirus<br />

in various food matrices by RT-nested-PCR. 5th<br />

World Congress Foodborne Infections and Intoxications,<br />

Berlin, 01.-04.06.2004.<br />

Müller-Barthelmeh R. Ermächtigung nach StrlSchV<br />

und RöV in Baden-Württemberg. Fachdienstbesprechung<br />

Strahlenschutz (UVM), Stuttgart, 16.11.2004.<br />

Müller-Barthelmeh R. Leitfaden: Mutterschutz im Krankenhaus.<br />

BAD-Fortbildung Mutterschutz, Stuttgart,<br />

08.06.2004.<br />

Müller-Barthelmeh R. Leitfaden „Mutterschutz im Krankenhaus“:<br />

Tätigkeitsverbot auf Frühgeborenenintensivstation.<br />

Mutterschutz-Fachtagung des Sozialministeriums<br />

und der Gewerbeaufsicht, Stuttgart, 25.11.2004.<br />

Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />

Impfkritischer Stammtisch, Stuttgart-Degerloch,<br />

25.08.2004.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />

Landesjagdverband Bayern, Feldkirchen, 27.05.2004.<br />

Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />

Naturschutzzentrum Ruhestein, 15.05.2004.<br />

Oehme R. Epidemiologische Daten zu durch Zecken<br />

übertragenen Infektionen in Süddeutschland. B-<br />

Schutztagung der Bundeswehr, München, 20.-<br />

21.10.2004.<br />

Pfaff G. Bioterrorismus – Stand der vorbereitenden<br />

Planungen in den Partnerregionen. EPI-RHIN: Bekämpfung<br />

außergewöhnlicher Krankheitsgeschehen<br />

im grenzüberschreitenden Kontakt der Oberrheinregion,<br />

Kehl, 20.10.2004.<br />

Piechotowski I. Allergieprävention in Schule und Kindergarten.<br />

Umwelt und Allergie; Akademie für ärztliche<br />

Fortbildung und Weiterbildung der Landesärztekammer<br />

Hessen, Bad Nauheim, 20.03.2004.<br />

Röhm A. Aktuelles zur Suchtprävention aus dem<br />

LGA. Fachtagung des Landkreistages für die Beauftragten<br />

für Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg,<br />

Ludwigsburg, 10.05.2004.<br />

Röhm A. Aktuelles zur Suchtprävention aus dem<br />

LGA. Fachtagung des Landkreistages für die Beauftragten<br />

für Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg,<br />

Schloss Beuggen, 29.11.2004.<br />

Röhm A. Projekte zur Raucherprophylaxe. Suchtforum<br />

2004 der Landesapothekerkammer Baden-<br />

Württemberg, Ulm, 21.07.2004.<br />

Wagner-Wiening C. Infektionen in Haft. Fachtagung<br />

Strafvollzug, Schramberg, 20.04.2004.<br />

Wagner-Wiennig C. Influenza – Methoden der Diagnostik<br />

und aktuelle Daten zur Influenzasaison 2003/<br />

04. Medizinische Virologie, Tübingen, 02.02.2004.<br />

Wagner-Wiening C. Mutterschutz bei der Tagesbetreuung<br />

von Kindern. BAD-Fortbildung Mutterschutz,<br />

Stuttgart, 10.05.2004.<br />

Waschko D. Legionellen und andere Wasserkeime<br />

als Gesundheitsgefahr. 2. Darmstädter Hygiene-Symposium<br />

2004, Darmstadt, 14.09.2004.<br />

Weidenfeller P. Hygiene und Qualitätssicherung in<br />

der Arztpraxis und im ambulanten OP-Betrieb. Ärztliche<br />

Fortbildungsakademie/Landratsamt Konstanz,<br />

Konstanz, 06.10.2004.<br />

Weidenfeller P. Infektionshygiene in der Pathologie.<br />

Landesgesundheitsamt Brandenburg, Potsdam,<br />

14.06.2004.<br />

Weidenfeller P. Mikrobiologische Aspekte der Biostoffverordnung.<br />

SAMA Baden-Württemberg, Ulm,<br />

20.02.2004.<br />

157<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung


158 Anhang 5<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />

Wiedenmann A. Empfehlungen zur allgemeinen Hygiene<br />

in Bädern (Hygieneplan). Schwimm- und Badebeckenwasserkommission<br />

am Umweltbundesamt,<br />

Berlin, 11.11.2004.<br />

Wiedenmann A. Ergebnisse und Schlussfolgerungen<br />

aus dem UBA-Forschungsprojekt „Epidemiologische<br />

Erfassung des Erkrankungsrisikos beim Baden“.<br />

Bund-Länder-Arbeitskreis Badegewässer, Hannover,<br />

17.05.2004.<br />

Wiedenmann A. Infektionsgefahr in Badeteichen?<br />

Betrachtungen zur Wasserhygiene. Staatliche Lehrund<br />

Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg:<br />

„Schwimmteiche – Das alternative Badevergnügen.“,<br />

Heidelberg, 17.11.2004.<br />

Wiedenmann A. „Percent bathers exposed above<br />

NOAEL“ as a risk-related unit. Internationaler Workshop<br />

Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />

„Monitoring the Quality of Recreational Waters: Do<br />

we need a change of paradigms?“, Tübingen, 28.-<br />

30.03.2004.<br />

Wiedenmann A. Raumbegasung mit Formaldehyd.<br />

Im Sachkundelehrgang „Automatische Ethylenoxidund<br />

Formaldehydsterilisation, Raumbegasung mit<br />

Formaldehyd“. WissensTransfer (WiT)/Universität<br />

Tübingen, 27.09.2004.<br />

Wiedenmann A. Relation of EC and IE in German<br />

studies in comparison with UK monitoring results.<br />

Internationaler Workshop Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />

„Monitoring the Quality of Recreational<br />

Waters: Do we need a change of paradigms?“,<br />

Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />

Wiedenmann A, Krüger P, Dietz K. Report on the<br />

methods and results of the German randomised<br />

controlled trials. Internationaler Workshop Universi-<br />

tät Tübingen/Umweltbundesamt/LGA: „Monitoring the<br />

Quality of Recreational Waters: Do we need a change<br />

of paradigms?“, Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />

Wiedenmann A. Theoretical effects of area-integrated<br />

sampling and practical experiences at the LGA.<br />

Internationaler Workshop Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />

„Monitoring the Quality of Recreational<br />

Waters: Do we need a change of paradigms?“,<br />

Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />

Wiedenmann A. Should monitoring results be weighted<br />

by the time period for which they are valid? Internationaler<br />

Workshop Universität Tübingen/ Umweltbundesamt/LGA:<br />

„Monitoring the Quality of Recreational<br />

Waters: Do we need a change of paradigms?“, Tübingen,<br />

28.-30.03.2004.<br />

Wiedenmann A. Vortstellung der Ergebnisse der<br />

Badegewässerstudie des Umweltbundesamtes: „Epidemiologische<br />

Erfassung des Erkrankungsrisikos<br />

beim Baden“. Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen<br />

Düsseldorf: „Aktuelle Themen der Trinkwasser-,<br />

Badebeckenwasser- und Badegewässerhygiene“,<br />

Gelsenkirchen, 15.06.2004.<br />

Zöllner I. Ergebnisse aus Einschulungsuntersuchungen<br />

in Baden-Württemberg zur Diffenzierungsprobe<br />

nach Weuffen und Breuer. Kurs der Akademie für<br />

Ärztliche Fortbildung Düsseldorf, Hamburg, 09.06.2004.<br />

Zöllner I, Eickhoff P, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />

Ergebnisse einer Referenzwertstudie zur Lungenfunktion<br />

bei Kindern. Kolloquium in der Klinik Ambrock,<br />

Hagen, 22.07.2004.<br />

Zöllner I, Eickhoff P, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />

Referenzwerte zur Lungenfunktion bei Kindern und<br />

Jugendlichen. 38. Atmungsphysiologische Arbeitstagung,<br />

Dabrighausen, 30.01.2004.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Anhang 5<br />

Service<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

159<br />

Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung


160 Service 1<br />

Index<br />

A<br />

AIDS 68<br />

aktive Surveillance 32<br />

Alkohol 68<br />

ambulantes Operieren 83<br />

Antibiotikaresistenzen 35<br />

Arbeitsschutz<br />

Friseure 78<br />

Nadelschutztechniken 79<br />

Öffentlichkeitsarbeit 74<br />

Tierhaltung (Rind) 76<br />

B<br />

Badedermatitis 30<br />

Badegewässer 25<br />

Badegewässerrichtlinie<br />

Novelle 25<br />

Behinderung 51, 53, 101<br />

Beobachtungsgesundheitsämter 12<br />

Berufskrankheiten<br />

Übersicht 128<br />

Bevölkerungsschutz 14<br />

Bewegung 45<br />

Bodenverunreinigungen 16<br />

C<br />

Caliciviren 32<br />

chemische Innenraumschadstoffe 22<br />

Clusteruntersuchungen 43<br />

Coxiella burnetii 41<br />

D<br />

DatenPräsentationsSystem 49<br />

Down-Syndrom 53<br />

Drogen 68<br />

Durchfallerkrankungen 32<br />

E<br />

EAPCCT 14<br />

Eingliederungshilfe 51<br />

Einschulungsuntersuchung 49<br />

EPI INFO 49<br />

Epidemiologie 48<br />

Ermächtigungen<br />

arbeitsmedizinische Vorsorge 129<br />

Ernährung 45<br />

Evidenzbasierung 84<br />

F<br />

Förderpreis Gesundheit 45<br />

Friseur<br />

Gesundheitsförderung 78<br />

Frühförderstellen 53<br />

Frühförderung 101<br />

Frühförderung und Integration<br />

Netzwerke 66<br />

G<br />

Gastroenteritis<br />

virale 32<br />

Gesundheitsberichterstattung 49, 86<br />

Gesundheitsförderung 45, 64, 84, 89, 101<br />

Gewässerqualität 25<br />

Grippeimpfung 57<br />

Gruppenerkrankungen 32<br />

H<br />

HIV/AIDS 70<br />

Hygiene<br />

in Arzt- und Zahnarztpraxen 82<br />

Hygienemaßnahmen<br />

Noroviren 32<br />

Hygieneplan 83<br />

I<br />

ICF 51<br />

infektiöse Gastroenteritis 32<br />

Influenza 57, 61<br />

K<br />

Kariesvorsorge 48<br />

Keuchhusten<br />

bei Schulkindern 46<br />

Durchimpfungsraten 46<br />

Kinder- und Jugendärztlicher Dienst 49<br />

kindliche Entwicklung 66<br />

kleinräumige Untersuchungen 43<br />

Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz 14<br />

Krankenhaushygienelabor 113<br />

Krankheitshäufungen 43<br />

L<br />

Landesarzt für Behinderte 101<br />

Lärm<br />

Umwelt 56<br />

Lebensmittel<br />

Noroviren 32<br />

Lebensmittelüberwachung 14<br />

Legionellen 37<br />

Lungenentwicklung<br />

Schüler 18<br />

M<br />

MEDITOX 14<br />

Multiresistenzen 35<br />

N<br />

Noroviren 32<br />

Norwalk-like Viren 32<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004


Service 1<br />

Novelle der EU-Badegewässerrichtlinie 25<br />

O<br />

Oberrheinkonferenz 14<br />

<strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst 86<br />

P<br />

PCB 22<br />

PCP 22<br />

Penicillium spp. 19<br />

Pigmentmal-Monitoring 12<br />

Prävention 68, 101<br />

Karies 48<br />

von Übergewicht 45<br />

Prävention/Gesundheitsförderung 86<br />

Q<br />

Q-Fieber 41<br />

Qualitätssicherung 14, 84<br />

Nadelschutztechniken 79<br />

R<br />

Rahmenkonzeption Frühförderung 66<br />

Rehabilitation 101<br />

Resorptionsverfügbarkeit<br />

Bodenverunreinigungen 16<br />

Ringversuche 22<br />

Risikokommunikation 43<br />

Risikostoffe<br />

biologische und chemische 14<br />

S<br />

Salmonellen 35<br />

Schimmelpilze 19<br />

Sequenzierung<br />

Noroviren 32<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />

sexuell übertragbare Krankheiten/STD 70<br />

Siedlungsabwässer 25<br />

Sommergrippe 42<br />

Spielplatzhygiene 39<br />

Staatlicher Gewerbearzt<br />

Dienstgeschäfte 129<br />

Tätigkeitsübersicht 128<br />

Suchtprävention 68<br />

T<br />

Tabakprävention 68<br />

Terrorismusabwehr 14<br />

Tierhaltung (Rind)<br />

Biostoffverordnung 76<br />

Tuberkulose<br />

Umgebungsuntersuchungen 72<br />

Typisierung von Kryptosporidien 29<br />

U<br />

Überregionale Arbeitsstelle Frühförderung Baden-<br />

Württemberg 101<br />

Umgebungsuntersuchungen 72, 113<br />

Umweltmedizinischen Informationsforum 14<br />

UV-Strahlen 12<br />

V<br />

Vogelgrippe 57<br />

Vogelkot<br />

Gewässerbelastung 25<br />

W<br />

WHO-Projekte 56<br />

Z<br />

Zahngesundheit 48<br />

zeckenübertragene Infektionen 42<br />

161<br />

Index


162<br />

Lageplan<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt<br />

Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ab Stuttgart Hauptbahnhof)<br />

Wiederholdstr. 15<br />

Buslinien 40 (Richtung Vogelsang)<br />

oder 42 (Richtung Schreiberstr.)<br />

bis Haltestelle Hegelplatz/<br />

Lindenmuseum. Weiter mit Buslinie<br />

43 (Richtung Doggenburg) bis<br />

Haltestelle Hölderlinstr. oder zu<br />

Fuß (ca. 8 Min.) den Herdweg entlang,<br />

die 2. Abzweigung nach<br />

rechts in die Wiederholdstr.<br />

Hoppenlaustr. 7<br />

Buslinie 42 (Richtung Schreiberstr.) bis Haltestelle<br />

Rosenbergstr./Seidenstr. Zu Fuß auf der<br />

Rosenbergstr. zurück in Richtung Hegelstr.; die<br />

1. Abzweigung links in die Hoppenlaustr.<br />

Buslinie 40 (Richtung Vogelsang) bis Haltestelle<br />

Hegelplatz/Lindenmuseum. Zu Fuß die<br />

Hegelstr. entlang; die 1. Abzweigung nach links<br />

in die Rosenbergstr., danach die nächste Abzweigung<br />

rechts in die Hoppenlaustr.<br />

Service 2<br />

Uhlandstr. 14<br />

Stadtbahnlinien U5 (Richtung<br />

Möhringen), U6 (Richtung Vaihingen),<br />

U7 (Richtung Nellingen/Ostfildern),<br />

U15 (Richtung Ruhbank)<br />

jeweils bis Haltestelle Olgaeck. Zu<br />

Fuß die Charlottenstr. zurückgehen<br />

bis zur nächsten Abzweigung<br />

rechts in die Olgastr; die 1. Abzweigung<br />

rechts in die Uhlandstr.<br />

Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004

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