Analyse: Beobachten, untersuchen, beurteilen - Öffentlicher ...
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Jahresbericht 2004<br />
ANALYSE • PRÄVENTION • KOMMUNIKATION<br />
REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />
LANDESGESUNDHEITSAMT
Jahresbericht 2004<br />
REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART<br />
LANDESGESUNDHEITSAMT
Impressum<br />
Regierungspräsidium Stuttgart<br />
Landesgesundheitsamt<br />
Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart<br />
Tel. 0711/1849-0, Fax 0711/1849-242<br />
abteilung9@rps.bwl.de<br />
www.rp-stuttgart.de<br />
www.gesundheitsamt-bw.de<br />
April 2005<br />
Entwurfsfassung vom 14.3.03
Vorworte .................................................................................................................................................... 5<br />
Highlights 2004 ....................................................................................................................................... 7<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Übersicht .................................................................................................................................................. 10<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong> ....................................................................................... 12<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen ............................................................................................... 61<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden .......................................................................................... 81<br />
Organisationsstruktur<br />
Organisationsplan Regierungspräsidium Stuttgart .................................................................................. 92<br />
Eingliederung des Landesgesundheitsamtes in das Regierungspräsidium Stuttgart<br />
zum 01.01.2005 ....................................................................................................................................... 93<br />
Ref. 91: Recht und Verwaltung (bisher Abt. Z: Zentrale Verwaltung) ...................................................... 95<br />
Ref. 92 (bisher Abt. 1): Umweltbezogener Gesundheitsschutz ............................................................... 97<br />
Ref. 93 (bisher Abt. 2): Allgemeine Hygiene, Infektionsschutz ................................................................ 99<br />
Ref. 94 (bisher Abt. 3): Gesundheitsförderung, Prävention, Rehabilitation ........................................... 101<br />
Ref. 95 (bisher Abt. 4): Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung ............................................ 103<br />
Ref. 96 (bisher Abt. 5): Arbeitsmedizin, Staatlicher Gewerbearzt ......................................................... 105<br />
Anhang<br />
1 Grundlagen und Ziele<br />
Auszug ÖGD-Gesetz .................................................................................................................... 110<br />
Leitlinien „Gesund leben und arbeiten in Baden-Württemberg“ ................................................... 111<br />
2 Laborunterstützter Infektionsschutz ................................................................................................... 113<br />
3 Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes ............................................................................. 128<br />
4 Aus-, Fort- und Weiterbildung ............................................................................................................ 144<br />
5 Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung ........................................................................... 150<br />
Service<br />
1 Index .................................................................................................................................................. 160<br />
2 Lageplan Landesgesundheitsamt ...................................................................................................... 162<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Inhaltsverzeichnis
4<br />
Vorworte<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Zum 01.01.2005 wurde das bisher eigenständige<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Rahmen<br />
der Verwaltungsstrukturreform als Abteilung mit<br />
landesweiter Zuständigkeit in das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart eingegliedert. Mit diesem Schritt wurde<br />
der dreistufige Aufbau der Landesverwaltung,<br />
bestehend aus den Landesministerien, den Regierungspräsidien<br />
und den Land- und Stadtkreisverwaltungen<br />
gestärkt und zugleich die Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen, dem Bürger Beratung und Entscheidungen<br />
“aus einer Hand” kompetent und einheitlicher<br />
als bisher anzubieten.<br />
Über das gesamte Jahr hinweg ist das Landesgesundheitsamt<br />
bei vielerlei Gesundheitsthemen in ganz<br />
Baden-Württemberg präsent. Der vorliegende Jahresbericht<br />
2004 beschreibt ausgewählte Arbeitsgebiete<br />
und Projekte und vermittelt eindrücklich die<br />
Vielfältigkeit seiner Aufgaben.<br />
Ich freue mich, dass es gelungen ist, das Markenzeichen<br />
dieser Fachkompetenz für die Zukunft zu erhalten:<br />
Es steht weiterhin für das Leistungsspektrum des<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienstes, des Landesarztes<br />
für Behinderte und des Staatlichen Gewerbearztes<br />
einschließlich der Arbeitsmedizin in der Prävention/Gesundheitsförderung<br />
und im Gesundheitsschutz.<br />
In diesem Sinne bereichert die Eingliederung des<br />
Landesgesundheitsamtes das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart und erweitert sein Angebot um wichtige<br />
Themenbereiche rund um die Gesundheit.<br />
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für<br />
deren Engagement und die Bereitschaft, die Eingliederung<br />
und den damit verbundenen Umgestaltungsprozess<br />
innerhalb des Regierungspräsidiums Stuttgart<br />
voranzutreiben. Ein Beleg für dieses Engagement<br />
war der Gesundheitstag im Regierungspräsidium<br />
Mitte Juli 2004 als gelungener Auftakt der Zusam-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Mit dem Jahreswechsel 2004/05 begann für das<br />
Landesgesundheitsamt (LGA) durch die Eingliederung<br />
in das Regierungspräsidium Stuttgart als Abteilung<br />
9 im Rahmen der Verwaltungsreform ein neuer<br />
Abschnitt. Für uns wichtige Ziele konnten dabei erreicht<br />
werden: nur für wenige Mitarbeiter wird sich die<br />
Arbeitsstelle verändern, der Landesbetrieb bleibt erhalten<br />
und auch unser Markenzeichen, das LGA-<br />
Logo, kann weiter verwendet werden. Das diese<br />
erste Phase der Eingliederung gut verlief, ist ein<br />
Verdienst der Mitarbeiter sowohl im LGA wie auch im<br />
Regierungspräsidium Stuttgart. Dafür gilt allen Beteiligten<br />
ein besonderer Dank.<br />
Der fachlichen Arbeit des LGA wurde eine besondere<br />
Anerkennung durch die Auszeichnung des Projektes<br />
“Anna und Marie” mit dem deutschen Präventionspreis<br />
des BMGS und der Bertelsmann Stiftung zu Teil.<br />
Ebenso konnte bei LÜKEX, der Katastrophenübung<br />
des Bundes und der Länder Ende November, das<br />
Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz mit seiner fachkundigen<br />
Beratung überzeugen. Vertrauen in den Sachverstand<br />
des LGA wurde uns auch dadurch entgegengebracht,<br />
dass Mitarbeiter des LGA sowohl in internationalen<br />
als auch nationalen Expertengruppen, wie der<br />
WHO oder Fachkommissionen am Umweltbundesamt<br />
tätig sind. Fachliche Anerkennung erfuhren wir auch<br />
dadurch, dass ein Kooperationsvertrag mit der Universität<br />
Hohenheim über die Zusammenarbeit in der Parasitologie<br />
abgeschlossen werden konnte und wir dem<br />
Ziel, Collaborating Center der WHO zu werden, nicht<br />
mehr fern sind. Vertrauen in die Aus-, Fort- und Weiterbildungskompetenz<br />
des LGA zeigte sich in der regen<br />
Nachfrage – einem Bereich, der sich für uns zu einem<br />
wichtigen Geschäftsfeld entwickelt hat.<br />
Ziel für die Zukunft muss es sein, diese Fachkompetenz<br />
und Fähigkeiten des LGA zu erhalten und neuen<br />
Herausforderungen immer wieder anzupassen.<br />
5<br />
Vorworte
6<br />
Vorworte<br />
menarbeit, weit vor dem verwaltungsmäßigen Vollzug<br />
der Eingliederung.<br />
Es gilt nun, den gemeinsamen Weg so zu gestalten,<br />
dass die Bündelung von interessensneutraler fachlicher<br />
Kompetenz und Beratung mit den klassischen<br />
Vollzugsaufgaben einer Behörde positiv nach außen<br />
wirkt und die Bürgerinnen und Bürger den Nutzen<br />
dieser Kombination spüren. Der Anspruch der “Bürgernähe”<br />
wird nur eingelöst, wenn Menschen in ihren<br />
Anliegen ernst genommen, gut beraten und in ihrem<br />
Handeln unterstützt werden. Dies ist Auftrag und<br />
Ansporn zugleich für die tägliche Arbeit in unserer<br />
Behörde.<br />
Stuttgart, im April 2005<br />
Dr. Udo Andriof<br />
Regierungspräsident<br />
Die vielfältigen Aktivitäten des LGA wären allerdings<br />
auch im Jahr 2004 ohne Unterstützung und Kooperation<br />
unserer Partner nicht möglich gewesen. Stellvertretend<br />
für alle gilt mein Dank dem Sozialministerium<br />
und den anderen Ministerien, den Regierungspräsidien,<br />
Gesundheitsämtern und sonstigen Behörden,<br />
Einrichtungen im Land, in den Kreisen und Kommunen<br />
und im Bund.<br />
Mein Dank gilt ebenso den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern, die sich im vergangenen Jahr wieder<br />
engagiert und motiviert für die Belange des LGA<br />
eingesetzt haben.<br />
Stuttgart, im April 2005<br />
Dr. Jürgen Wuthe<br />
Präsident<br />
Abt. 9 Landesgesundheitsamt<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern<br />
als Risikofaktor für Hautkrebs<br />
In einer Pilotstudie an den Gesundheitsämtern in<br />
Stuttgart, Mannheim und Ravensburg wurde die Pigmentmaldichte<br />
bei Viertklässlern in Abhängigkeit von<br />
Hauttyp sowie Haar- und Augenfarbe standardisiert<br />
erfasst. Messgröße war die Anzahl pigmentierter,<br />
erworbener Naevi (“Leberflecken”), die zu einem<br />
Großteil von der UV-Bestrahlung der Haut abhängig<br />
ist. Diese gelten v. a. im Kindesalter als ein wesentlicher<br />
Risikofaktor für das Auftreten des malignen<br />
Melanoms. Die Pilotstudie mit der Koppelung von<br />
Untersuchung und Fragebogen an die Eltern zum<br />
Sonnenschutzverhalten ihrer Kinder ermöglicht die<br />
zielgerichtetere Entwicklung von Präventionsmaßnahmen<br />
zur Senkung des Melanomrisikos durch<br />
Verringerung der Sonnenexposition von Kindern.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 12)<br />
Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung<br />
der Badedermatitis am<br />
Bodensee durch ein interdisziplinäres<br />
Gemeinschaftsprojekt mit weiteren<br />
wissenschaftlichen Instituten<br />
Mit Beginn der jährlichen Badesaison kommt es an<br />
natürlichen Badegewässern zum Auftreten von Hautausschlägen,<br />
die mit starkem Juckreiz verbunden sind.<br />
Diese sog. Badedermatitis wird von Trichobilharzia sp.,<br />
einem Parasiten von Wasservögeln, verursacht. Badedermatitis-Meldungen<br />
fallen von Jahr zu Jahr unterschiedlich<br />
hoch aus. Ist eine Region sehr stark betroffen,<br />
so kann das Problem zu wirtschaftlichen Einbußen<br />
in den betroffenen Gemeinden führen: Die Touristen<br />
bleiben aus. Für die Eindämmung der Badedermatitis<br />
ist nicht nur eine einzige Maßnahme ausreichend. Es<br />
müssen vielmehr antiparasitäre und ökologische Methoden<br />
ineinander greifen, um den Entwicklungszyklus<br />
von Trichobilharzia zu unterbrechen.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 30)<br />
Die molekularbiologische Identifikation<br />
der Erbinformationen von Noroviren<br />
bei der Verfolgung von Infektketten bei<br />
Gruppenerkrankungen in Baden-<br />
Württemberg<br />
Noroviren gehören zu den häufigsten Erregern von<br />
Durchfallerkrankungen. Sie sind durch Lebensmittel<br />
oder von Person zu Person übertragbar. Seit Beginn<br />
der aktiven Surveillance beim LGA im Jahr 1999<br />
wurden insgesamt 845 Ausbrüche untersucht und<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
bei 42 % (= 358) Noroviren als Ursache festgestellt.<br />
Mittels molekularbiologischer Methoden hat der Laborbereich<br />
des LGA im Jahr 2004 Teile der Erbinformationen<br />
des Virus bei über 300 Proben aus fast 200<br />
Gruppenerkrankungen entschlüsselt und die jeweiligen<br />
“Stammbäume” miteinander verglichen. So können<br />
Infektionsquellen leichter aufgedeckt und Infektketten<br />
gezielter verfolgt werden.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 32)<br />
Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />
– ein ernst zu nehmendes Problem<br />
Die überaus erfolgreiche Anwendung von Antibiotika<br />
in der Human- und Veterinärmedizin in den letzten 50<br />
Jahren erfährt durch vermehrt restistente Keime eine<br />
bedenkliche Entwicklung: Fast ein Drittel (genau:<br />
29 %) aller im LGA im Jahr 2004 untersuchten Salmonellenstämme<br />
zeigten Antibiotikaresistenzen in<br />
unterschiedlichem Ausmaß und verdeutlichen die<br />
Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Erkennung<br />
von Trends bei der Resistenzentwicklung.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 35)<br />
Förderpreis Gesundheit – Prävention<br />
von Übergewicht bei Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Die Bedeutung von Ernährung und Bewegung ist<br />
weitgehend bekannt. Trotzdem nehmen Übergewicht<br />
und Bewegungsmangel sowie dadurch verursachte<br />
Krankheiten in den Industrienationen weiter zu. Der<br />
Förderpreis, 2004 erstmals ausgeschrieben, will auf<br />
das Thema aufmerksam machen und die 243 eingereichten<br />
Präventionsprojekte, -programme und -maßnahmen<br />
für die Kooperation unterschiedlicher Akteure<br />
und die Vernetzung untereinander über eine Datenbank<br />
zur Verfügung stellen. Die Preisträger werden<br />
im Juni 2005 im Rahmen einer Fachtagung<br />
vorgestellt und prämiert.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 45)<br />
Infektionsfrei.de – neue Arbeitsschutz-<br />
Homepage verschiedener Akteure im<br />
Gesundheitswesen unter dem “Dach”<br />
des LGA<br />
Nach einer Umfrage bei 682 Beschäftigten im Gesundheitsdienst<br />
sind die wichtigsten Ursachen berufsbedingter<br />
Infektionen Stich- und Schnittverletzungen<br />
mit kontaminierten Instrumenten wie Spritzen,<br />
Skalpellen und Lanzetten. Die meisten gemel-<br />
7<br />
Highlights 2004
8<br />
Highlights 2004<br />
deten Erkrankungen im Gesundheitsdienst sind<br />
schwer verlaufende und schlecht therapierbare Viruskrankheiten<br />
wie Hepatitis-B und -C und selten<br />
auch AIDS. Ein zusätzliches Risiko ist die mögliche<br />
Infizierung von Patienten. Der Internetauftritt als<br />
Gemeinschaftsprojekt verschiedener Körperschaf-<br />
ten und Einrichtungen, die sich mit dem Arbeitsschutz<br />
im Gesundheitswesen befassen, will Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer im Gesundheitsdienst informieren<br />
und praktische Problemlösungen anbieten.<br />
(Ausführliche Informationen dazu auf S. 81)<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
9<br />
Highlights 2004
10<br />
Übersicht<br />
Die Schlagworte<br />
• <strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
• Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
• Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Berichte aus der Arbeit<br />
sind die Leitbegriffe des bevölkerungsmedizinischen<br />
Arbeitsverständnisses des Landesgesundheitsamtes<br />
und Ausdruck des interdisziplinären und abteilungsübergreifenden<br />
Verständnisses der Aufgabenerledigung.<br />
Nimmt die Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern zu? Pilotstudie zur Bestimmung der<br />
Pigmentmaldichte bei Kindern ..................................................................................................................... 12<br />
Netzwerk Chemische Risikostoffe................................................................................................................ 14<br />
Resorptionsverfügbarkeit – Detailuntersuchung zur Gefahrenbeurteilung von Schadstoffen<br />
im Boden .......................................................................................................................................... 16<br />
Langzeituntersuchung zur Lungenentwicklung von Schülern in Baden-Württemberg ist<br />
abgeschlossen ............................................................................................................................................. 18<br />
Schimmelpilzkonzentrationen in Kindergärten ............................................................................................. 19<br />
Ringversuche – chemische Innenraumschadstoffe ..................................................................................... 22<br />
Qualität der Badegewässer in der Badesaison 2004: Jahresstatistik, Forschungsergebnisse,<br />
aktuelle Entwicklungen ............................................................................................................. 25<br />
Typisierung von Kryptosporidien zur Verfolgung einer Schwimmbad-Infektion ........................................... 29<br />
Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung der Badedermatitis-Belastung am<br />
Bodensee: ein Gemeinschaftsprojekt des Landesgesundheitsamtes sowie limnologischer<br />
und zoologischer Institute ............................................................................................................................ 30<br />
Molekulare Epidemiologie von Norovirus-Gruppenerkrankungen in Baden-Württemberg<br />
2001-2004 .................................................................................................................................................... 32<br />
Monitoring von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen ............................................................................... 35<br />
Sanierung von Hausinstallationen bei Legionellenbefall .............................................................................. 37<br />
Wie sauber sind Spielplätze in Baden-Württemberg? ................................................................................. 39<br />
Q-Fieber-Epidemie in Esslingen .................................................................................................................. 41<br />
Sommergrippenstudie: Untersuchungen zur Relevanz zeckenübertragener Infektionen ............................ 42<br />
Möglichkeiten und Probleme bei der Untersuchung vermuteter Krankheitshäufungen ............................... 43<br />
Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen .............................. 45<br />
Deutlicher Rückgang von Keuchhusten bei Schulkindern in Baden-Württemberg durch<br />
höhere Impfraten .......................................................................................................................................... 46<br />
Der Zahnarzt bohrt kaum noch. Vom Erfolg der Kariesvorsorge. ................................................................ 48<br />
Moderne Arbeitsmethoden für die Verwaltung: Kooperation zwischen schulärztlichem<br />
Dienst und Gesundheitsberichterstattung .................................................................................................... 49<br />
ICF und Teilhabe für Menschen mit Behinderung ........................................................................................ 51<br />
Down-Syndrom: Vorurteil und Wirklichkeit ................................................................................................... 53<br />
Landesgesundheitsamt beteiligt sich an WHO-Lärmprojekten .................................................................... 56<br />
Influenza, Grippe, Erkältung, Schnupfen – warum sich ein Killervirus zwischen Harmlosigkeiten<br />
verstecken kann ................................................................................................................................ 57<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Influenza-Saison 2003/04 ............................................................................................................................ 61<br />
Netzwerk Gesundheitsfördernde Kindertagesstätten ................................................................................... 64<br />
Regionale Netzwerke Frühförderung und Integration .................................................................................. 66<br />
Suchtprävention ........................................................................................................................................... 68<br />
Neuere Entwicklungen im Bereich HIV/AIDS und anderer sexuell übertragbarer<br />
Erkrankungen ............................................................................................................................................... 70<br />
Umgebungsuntersuchung – Aufgabe des Betriebsarztes oder des Amtsarztes? ........................................ 72<br />
Inhalationsallergie im Backgewerbe – was tun? .......................................................................................... 74<br />
Rinderhaltung – Gefährdungen nach BioStoffV ........................................................................................... 76<br />
Vier Jahre betriebliche Gesundheitsförderung in der Berufsschule ............................................................. 78<br />
Projekt Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken ................................................................................. 79<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
infektionsfrei.de – eine Arbeitsschutz-Homepage für den Gesundheitsdienst ............................................. 81<br />
Neue Fortbildungen: Hygiene in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen ........................................................................ 82<br />
Leitfaden für Hygienestandards in Arztpraxen ............................................................................................. 83<br />
Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung – (wie) geht das? ............................................................. 84<br />
Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg – auf dem richtigen Weg in die<br />
Zukunft? ....................................................................................................................................................... 86<br />
Gesundheitstag im Regierungspräsidium Stuttgart – ein voller Erfolg! ........................................................ 89<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
11<br />
Übersicht
12 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Nimmt die Belastung mit UV-Strahlen bei Kindern zu? Pilotstudie<br />
zur Bestimmung der Pigmentmaldichte bei Kindern<br />
Bernhard Link, Ref. 92<br />
Regelmäßige Untersuchungen zur Häufigkeit von<br />
Hautpigmentmalen eignen sich als Screening-Methode,<br />
um Änderungen bei der UV-Strahlenbelastung<br />
der Haut und dem damit verbundenen Risiko für<br />
Hautkrebserkrankungen zu erkennen. In einer Pilotstudie<br />
an den Gesundheitsämtern in Stuttgart, Mannheim<br />
und Ravensburg wurde die standardisierte Erfassung<br />
von Pigmentmalen bei Viertklässlern in Abhängigkeit<br />
vom Hauttyp sowie der Haar- und Augenfarbe<br />
erfolgreich erprobt. Die Auswertung eines gleichzeitig<br />
mitverwendeten Fragebogens macht deutlich,<br />
dass viele Sonnenbrände bei Kindern durch eine<br />
konsequentere Anwendung von Sonnenschutzmaßnahmen<br />
vermieden werden könnten.<br />
Hintergrund der Studie<br />
Die Inzidenz des malignen Melanoms steigt in<br />
Deutschland in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />
an und liegt gegenwärtig bei ca. 14 Neuerkrankungen<br />
pro 100 000 Personen im Jahr. Dass die<br />
Mortalität in den letzten 30 Jahren dennoch nahezu<br />
konstant bei ca. zwei Fällen pro 100 000 pro Jahr<br />
geblieben ist, dürfte auf eine frühzeitigere Diagnosestellung<br />
und die damit verbundene höhere Heilungschance<br />
zurückzuführen sein. Als wesentlicher Risikofaktor<br />
für das Auftreten des malignen Melanoms<br />
wird die UV-Bestrahlung der Haut v. a. im Kindesalter<br />
angesehen. Für die primäre Prävention des malignen<br />
Melanoms ist daher insbesondere die Verringerung<br />
der kindlichen Sonnenexposition von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Als Maß für die Sonnenexposition im Kindesalter<br />
kann die Anzahl pigmentierter erworbener Naevi (“Leberflecken”)<br />
herangezogen werden, da die Häufigkeit<br />
dieser Naevi ausser von der vererbten Disposition<br />
zu einem großen Teil von der vorausgegangenen<br />
UV-Exposition abhängig ist. Die Pigmentmaldichte<br />
gilt daher ebenfalls als Risikofaktor für das Auftreten<br />
von malignen Melanomen im Erwachsenenalter. Ein<br />
Monitoring der Naevuszelldichte in Form von regelmäßigen<br />
Querschnittsuntersuchungen bei Kindern<br />
einer bestimmten Altersgruppe kann daher zur Beurteilung<br />
herangezogen werden, ob Maßnahmen zur<br />
Verminderung der UV-Exposition bei Kindern wirksam<br />
sind und ob das Melanomrisiko durch solche<br />
Maßnahmen gesenkt werden kann.<br />
Beobachtungsgesundheitsämter als<br />
Instrument für die Durchführung eines<br />
Pigmentmal-Monitorings<br />
Die Beobachtungsgesundheitsämter haben über die<br />
Untersuchung der Viertklässler die Möglichkeit, Querschnittsuntersuchungen<br />
in standardisierter Form durchzuführen.<br />
Durch ein Monitoring in festen Zeitabständen<br />
(z. B. alle drei Jahre) an jeweils den gleichen<br />
Schulen ist es möglich, Veränderungen der kindlichen<br />
UV-Exposition zu ermitteln. So lassen sich auch regionale<br />
Vergleiche innerhalb von Baden-Württemberg<br />
durchführen und Unterschiede bei der Umsetzung<br />
primärer Präventionsmaßnahmen erkennen. In einer<br />
Pilotstudie im Jahre 2004 wurde daher das Personal<br />
der Beobachtungsgesundheitsämter entsprechend geschult<br />
und die Durchführbarkeit eines solchen Pigmentmal-Monitorings<br />
geprüft.<br />
Voraussetzung für die Vergleichbarkeit der Untersuchungen<br />
ist eine standardisierte Vorgehensweise.<br />
Da ein entsprechendes Monitoring-Programm in Niedersachsen<br />
bei Einschulungsuntersuchungen unter<br />
der Federführung der Universitätshautklinik Göttingen<br />
bereits realisiert wurde, konnten die dort angewandten<br />
Standardisierungsmaßnahmen übernommen<br />
werden. Zur Schulung der Mitarbeiter der Beobachtungsgesundheitsämter<br />
Mannheim und Ravensburg<br />
wurden zunächst an zwei Schulen in Stuttgart<br />
insgesamt ca. 70 Viertklässler unter der Anleitung<br />
eines Hautarztes vergleichend von beiden Teams<br />
untersucht. Anschließend wurden in Mannheim ca.<br />
400 Viertklässler und in Aulendorf und Bad Waldsee<br />
im Kreis Ravensburg knapp 300 Viertklässler auf<br />
Pigmentmale untersucht.<br />
Die Anzahl der Pigmentmale mit einem Durchmesser<br />
über 2 mm wurde zur besseren Vergleichbarkeit auf<br />
die Körperoberfläche bezogen; hierzu war die Ermittlung<br />
von Körpergröße und Gewicht erforderlich. Außerdem<br />
wurde bei den Kindern der Hauttyp nach<br />
Fitzpatrick, die Haarfarbe, die Augenfarbe und die<br />
Häufigkeit von Sommersprossen erfasst. In einem<br />
Fragebogen, der von den Eltern auszufüllen war,<br />
wurde zusätzlich das bisherige Sonnenschutzverhalten<br />
abgefragt.<br />
Ziele dieser Pilotuntersuchung waren<br />
• die Ermittlung der Streubreite der Pigmentmaldichte<br />
und anderer statistischer Kenndaten,<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
• die Ermittlung der Vergleichbarkeit von Untersuchungen<br />
durch unterschiedliche Untersuchungsteams<br />
und<br />
• die Prüfung der Eignung von Viertklässlern und<br />
Erfassung des zeitlichen Aufwandes für ein regelmäßiges<br />
Screening der Pigmentmaldichte.<br />
Ergebnisse der Untersuchung<br />
Pigmentmaldichte<br />
Der Median für die Pigmentmale lag bei den zehnjährigen<br />
Kindern in der Untersuchung bei 7 Pigmentmalen<br />
pro Person bzw. bei 7,4 Pigmentmalen pro m². Da die<br />
Häufigkeit der Pigmentmale wesentlich vom Hauttyp<br />
abhängt, ist beim Vergleich von Untersuchungen primär<br />
der Bezug zum Hauttyp notwendig. Diese Ergebnisse<br />
sind in der Abbildung dargestellt.<br />
Erwartungsgemäß nimmt die Pigmentmaldichte vom<br />
hellen zum dunklen Hauttyp ab. Bei einer Untersuchung<br />
von sechsjährigen Kindern in Niedersachsen,<br />
die mit den gleichen Untersuchungsmethoden durchgeführt<br />
wurde, lag der Median der Pigmentmaldichte<br />
bei 5,8. Ein direkter Vergleich zwischen beiden Studien<br />
ist nicht möglich, da die Kinder in Baden-Württem-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
berg im Schnitt vier Jahre älter waren und die Anzahl<br />
der Naevi mit dem Alter deutlich ansteigt.<br />
Sonnenschutzverhalten<br />
Aus den Angaben der Eltern im Fragebogen ist<br />
abzuleiten, dass in den überwiegenden Fällen Maßnahmen<br />
zum Sonnenschutz bei Kindern ergriffen<br />
werden (siehe Tabelle). Allerdings zeigt sich auch,<br />
dass hier durchaus noch mehr getan werden kann.<br />
Dies betrifft die Anwendung von Sonnencremes mit<br />
hohen Lichtschutzfaktoren, die Bedeckung der Haut<br />
mit leichter Kleidung (Verwendung von T-Shirt, Sonnenmütze<br />
u. Ä.) bei direkter Sonneneinstrahlung und<br />
der Verzicht auf direkte Sonnenbestrahlung während<br />
der Mittagszeit. Die Häufigkeit von Sonnenbrand<br />
kann durch solche Maßnahmen v. a. bei den hellhäutigen<br />
Kindern noch deutlich reduziert werden.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Naevidichte bei verschiedenen Hauttypen<br />
Die Pilotstudie zeigt, dass sich die Untersuchungsmethode<br />
im Rahmen von Untersuchungen an den Beobachtungsgesundheitsämtern<br />
einsetzen lässt; der Zeitaufwand<br />
beträgt etwa fünf Minuten je Kind. Um einen<br />
Untersuchereffekt weitgehend auszuschließen, müs-<br />
13<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
14 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Angaben zum Sonnenschutzverhalten<br />
sen regelmäßige Vergleichsuntersuchungen durch die<br />
Untersuchungsteams durchgeführt werden. Ein direkter<br />
Vergleich der Ergebnisse mit ähnlichen Untersuchungen<br />
in anderen Regionen ist wegen des unterschiedlichen<br />
Alters der Probanden nicht möglich.<br />
Netzwerk Chemische Risikostoffe<br />
Stefan Kluge, Ref. 92<br />
Fragestellungen im Bereich der Abwehr biologischer<br />
und chemischer Gesundheitsbedrohungen gehen häufig<br />
über den gewohnten Arbeitsbereich der damit befassten<br />
Mitarbeiter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
(ÖGD) hinaus und sind oft nur interdisziplinär und<br />
mit Hilfe spezieller Informationsquellen zu beantworten.<br />
Der Arbeitsbereich Toxikologie des Kompetenzzentrums<br />
Gesundheitsschutz im Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) beteiligt sich aktiv an Konzeptionen für die<br />
Vernetzung der auf diesem Gebiet tätigen Experten.<br />
Praktisches Ergebnis ist die Vereinbarung einer Kooperation<br />
mit der Vergiftungsinformationszentrale Freiburg<br />
und dem Expertensystem MEDITOX sowie die<br />
Einrichtung eines gemeinsamen elektronischen Forums<br />
auf dem UmInfo-Regionalknoten Stuttgart.<br />
Ausgangssituation<br />
Für wirkungs- und verantwortungsvolles Handeln im<br />
Bereich Gesundheitsschutz, insbesondere im Zu-<br />
Die Kopplung der Untersuchungen mit einem Fragebogen<br />
zum Sonnenschutzverhalten ermöglicht die<br />
zielgerichtete Entwicklung von Präventionsmaßnahmen<br />
zur Senkung des Melanomrisikos.<br />
sammenhang mit der Abwehr terroristischer Aktivitäten,<br />
sind aktuelle, qualitätsgesicherte Informationen<br />
über biologische und chemische Risikostoffe und die<br />
von ihnen ausgehenden Bedrohungen und Gefahren<br />
unverzichtbar. Die komplexen Zusammenhänge im<br />
Bereich der biologischen und chemischen Gesundheitsbedrohungen<br />
konfrontieren allerdings Ärzte,<br />
Naturwissenschaftler, Verwaltungsbeamte, Ministerien<br />
und sonstige Behörden, die mit diesem Themenkreis<br />
befasst sind, nicht selten mit Problemfeldern<br />
weit außerhalb ihrer bisherigen Arbeitsschwerpunkte.<br />
Oft liegen die Fragestellungen in Bereichen, die<br />
nicht in den gängigen Publikationen, Lehrbüchern,<br />
Nachschlagewerken etc. abgehandelt werden, sondern<br />
nur mit Hilfe seltener Spezial- oder “grauer”<br />
Literatur sowie unter Umständen nichtöffentlicher<br />
Datenbanken beantwortet werden können. Hinzu<br />
kommt, dass chemische und biologische Bedrohungen<br />
nicht an Bezirks- oder Landesgrenzen Halt machen.<br />
Hieraus resultiert die Notwendigkeit intensiver<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
kollegialer Zusammenarbeit, um den Anforderungen<br />
dieses interdisziplinären, grenzübergreifenden Arbeitsgebietes<br />
gerecht zu werden.<br />
Die Idee<br />
Die Nutzung heutiger Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
führt leicht zu einer unüberschaubaren<br />
Datenflut, deren Bewältigung zeit- und kostenintensiv<br />
ist. Notwendige Arbeiten zur Informationsverdichtung,<br />
-bewertung und -aufbereitung sowie zur<br />
Qualitätssicherung und zur zeitgerechten Bereitstellung<br />
von Informationen können unter den gegebenen<br />
Umständen nicht mehr von einzelnen, sondern nur im<br />
Verbund mit anderen, auf einer vernetzten Arbeitsplattform<br />
zusammengeführten Einrichtungen und<br />
Experten (z. B. in Landesgesundheitsämtern, Kompetenz-<br />
und Behandlungszentren, Giftinformationszentren<br />
etc.) geleistet werden. Zusammenarbeit bei<br />
Sammlung und qualifizierter Aufarbeitung von Stoffdaten<br />
soll Doppelarbeit vermeiden und eine effizientere<br />
Arbeitsweise mit den zur Verfügung stehenden<br />
Ressourcen ermöglichen.<br />
Das Ziel<br />
Informationspool<br />
E-Mail und Internetnutzung gehören heute neben<br />
Telefon und Fax zum Standard dieser Arbeitsplätze.<br />
Somit ist es v. a. eine Frage des richtigen Informationsmanagements,<br />
Daten beziehungsweise Informationen<br />
über eine geeignete Plattform im Netzwerk<br />
gemeinsam zu erarbeiten, um sie bei Bedarf zum<br />
richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge am richtigen<br />
Ort und in der erforderlichen Qualität zur Verfügung<br />
zu stellen. Alle Informationen werden über die<br />
Kooperationspartner fachlich abgestimmt und können<br />
qualitätsgesichert über eine elektronische Plattform<br />
den im Gesundheitsschutz tätigen Partnern zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Die elektronische Plattform<br />
Als zeitgemäße Basis der Arbeit in einer vernetzten<br />
Arbeitsgruppe soll ein zugangskontrolliertes Intranet<br />
mit einer Softwarelösung aus dem CSCW-Bereich<br />
(Computer Supported Cooperative Work) fungieren,<br />
auf das über verschiedene Wege zugegriffen werden<br />
kann (Intra- oder Internet, Telefonnetz/Modem). Entsprechende<br />
Produkte bieten Nutzungsmöglichkeiten,<br />
die weit über die etablierter E-Mail-Kommunikationswege<br />
mit dem wechselseitigen und Rund-Versand<br />
von Dokumenten hinausgehen, u. a. spezielle<br />
Gruppenkommunikationsfunktionen (Dateiabgleich,<br />
gemeinsames Bearbeiten von Dokumenten, Antwort<br />
mit Zitat, strukturierte Anzeige der Diskussionsver-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
läufe, Vor- und Rückwärtsblättern in einer Diskussionskette,<br />
Chronologie wer die Information wann gelesen,<br />
gesichert und ggf. bearbeitet hat), Einzel- und<br />
Gruppen-Chat, Vertraulichkeit (automatisch verschlüsselte<br />
Zugangs- und Übertragungswege für alle<br />
Dokumente/Dateien), frei administrierbare hierarchische<br />
Nutzergruppenarchitektur (Lese-, Schreib-, Up-/<br />
Downloadrechte für Gruppen und einzelne Nutzer,<br />
selektive Rechte auf Dokumentebene), Moderatorfunktion<br />
(Freigabe von Dokumenten), Sprach-Mailboxen,<br />
Benachrichtigungsfunktion (über SMS, Pager,<br />
E-Mail, Sprachnachricht).<br />
Der Sachstand<br />
Der Arbeitsbereich Toxikologie des Kompetenzzentrums<br />
Gesundheitsschutz pflegt fachliche Kontakte zu<br />
Toxikologen und anderen Experten auf dem Gebiet der<br />
chemischen Risikostoffe: mit dem Bereich Lebensmittelüberwachung<br />
(Arbeitsgruppe Verbraucherschutz des<br />
Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum),<br />
dem Expertensystem MEDITOX, den deutschen und<br />
europäischen Giftinformationszentren, speziell den für<br />
die Nachbarregionen im Mandatsgebiet der Oberrheinkonferenz<br />
zuständigen Einrichtungen in Zürich und<br />
Strasbourg, dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie<br />
der Bundeswehr, dem Robert Koch-Institut<br />
und dem Bundesinstitut für Risikobewertung, mit der<br />
Gesellschaft für Klinische Toxikologie, der Europäischen<br />
Assoziation der Giftzentren und Klinischen Toxikologen<br />
(EAPCCT), dem Internationalen Programm<br />
für Chemische Sicherheit (IPCS/INTOX) und der Abteilung<br />
Gesundheitsgefahren bei der Europäischen<br />
Kommission.<br />
Gegenseitige Information und Austausch erfolgen hier<br />
derzeit noch überwiegend auf konventionelle Weise,<br />
d. h. per E-Mail/Mailinglisten, Fax, Telefon etc. Seit<br />
Dezember 2001 gibt es unter Federführung des<br />
Robert Koch-Instituts für den Bereich biologische Gefahren<br />
ein zugangskontrolliertes Internet-Forum des<br />
Arbeitskreises Bevölkerungsschutz, in dem der Austausch<br />
über die Bewertung chemischer Risikostoffe<br />
allerdings bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt.<br />
Ein außerordentlich flexibles und leistungsfähiges<br />
CSCW-System ist im ÖGD schon seit gut zehn Jahren<br />
für die Arbeit des Umweltmedizinischen Informationsforums<br />
(UmInfo) in Form der FirstClass ® -Software etabliert,<br />
welches im Laufe der Jahre auf zahlreiche Themen<br />
des ÖGD und anderer medizinischer Nutzergruppen<br />
ausgedehnt wurde. Diese Plattform ist nach entsprechenden<br />
Anpassungen ohne Weiteres auch für<br />
Zwecke des Netzwerks Chemische Risikostoffe nutzbar.<br />
Als Betreiber des UmInfo-Regionalknotens Stuttgart<br />
und als Träger des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />
hat sich das LGA aktiv an konzeptionellen<br />
Vorarbeiten zur Vernetzung der im Bereich biologi-<br />
15<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
16 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
scher und chemischer Gefahren tätigen Experten/Institutionen<br />
beteiligt.<br />
Während über die Umsetzung auf nationaler Ebene<br />
bisher keine Entscheidung getroffen wurde und gerade<br />
ein bundesweiter Grundsatz-Abstimmungsprozess<br />
über die zukünftige Finanzierung des zentralen<br />
UmInfo-Dienstes läuft, konnte auf der Landesebene<br />
Baden-Württemberg inzwischen eine entsprechende<br />
Zusammenarbeit des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />
mit der Vergiftungsinformationszentrale<br />
Freiburg (VIZ) und MEDITOX unter Einsatz der<br />
FirstClass ® -Lösung vereinbart werden. Gegenstand<br />
sind der frühzeitige Austausch von Informationen<br />
über für den ÖGD relevante Zwischenfälle und Vergiftungen<br />
mit Chemikalien sowie über Häufungen<br />
verdächtiger Symptomkonstellationen sowie Austausch<br />
und Abstimmung von Stoffdokumentationen.<br />
Dabei sollen Synergieeffekte durch Bündelung der<br />
unterschiedlichen Ansätze und Kompetenzen (VIZ:<br />
Individualmedizin; MEDITOX: Information für Rettungskräfte;<br />
LGA: Bevölkerungsmedizin, Vor- und<br />
Nachsorge) sowie der unterschiedlichen Zugänge<br />
der beteiligten Einrichtungen zu Fachliteratur, Datenbanken<br />
und Fallberichten erreicht werden. Als elektronische<br />
Plattform wurde ein geschlossenes Forum<br />
auf dem UmInfo-Regionalknoten Stuttgart eingerichtet,<br />
den die drei Partner über Intranet (Landesverwaltungsnetz)<br />
oder per Modem über das Telefonnetz<br />
erreichen können, wobei auch eine verschlüsselte<br />
Datenübertragung und eine sichere Kommunikation<br />
im Krisenfall gewährleistet sind. In direktem Zusammenhang<br />
damit steht das im April 2004 an gleicher<br />
Resorptionsverfügbarkeit – Detailuntersuchung zur Gefahrenbeurteilung<br />
von Schadstoffen im Boden<br />
Hanswerner Jaroni, Ref. 92<br />
Baden-Württemberg verfügt landesweit über umfangreiche<br />
Daten zur Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />
im Boden, die vom Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium<br />
und der Landesanstalt für Umweltschutz aufgearbeitet<br />
und für die Gefahrenabschätzung im Rahmen<br />
der Bewertung schädlicher Bodenverunreinigungen<br />
zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Bestimmung<br />
der Resorptionsverfügbarkeit liefert wertvolle<br />
Informationen für die abschließende Bewertung des<br />
Wirkungspfades Boden – Mensch.<br />
Pflichten zur Gefahrenabwehr<br />
“Jeder, der auf den Boden einwirkt, hat sich so zu<br />
verhalten, dass schädliche Bodenveränderungen<br />
Stelle eingerichtete sog. SEGGES-Forum für die interne<br />
Kommunikation der als Schnelle Einsatzgruppe<br />
Gesundheitsschutz besonders zu schulenden Gruppe<br />
von Ärzten im ÖGD und für die Verteilung der vom LGA<br />
erstellten Merkblätter chemischer Risikostoffe sowie<br />
anderer Handreichungen für den ÖGD im Zusammenhang<br />
mit der Abwehr chemischer und biologischer<br />
Gefahren.<br />
Ausblick<br />
Momentan wird der UmInfo-Regionalknoten Stuttgart<br />
mit neuer Hard- und Software (Windows ® 2000, First-<br />
Class ® -Server 8.0) aufgerüstet, da er nach Eingliederung<br />
des LGA in das Regierungspräsidium Stuttgart ab<br />
2005 verstärkt als Basis eines Intranets für den ÖGD<br />
Baden-Württemberg dienen soll. Neben Verbesserungen<br />
der Funktionalität kann damit zukünftig auch ohne<br />
die Software FirstClass ® -Client von jedem Internet-<br />
Computer aus mit jedem beliebigen Internet-Browser<br />
eine abhörsichere Verbindung zum System aufgebaut<br />
werden. Die Nutzungsmöglichkeiten und die Akzeptanz<br />
des UmInfo-Regionalknotens Stuttgart werden<br />
damit deutlich erhöht und ebenso der weitere Betrieb<br />
als unabhängiger Server gesichert, falls das zentrale<br />
UmInfo-System in Osnabrück für den ÖGD zukünftig<br />
nur noch eingeschränkt nutzbar sein sollte. Wenn dies<br />
auch kein Ersatz für die im deutschen Sprachraum<br />
einmalige UmInfo-Plattform ist, so steht zumindest der<br />
Weiterentwicklung des Regionalknotens Stuttgart als<br />
Host für die Zwecke eines Netzwerks Chemische Risikostoffe<br />
nichts im Wege.<br />
nicht hervorgerufen werden. Der Grundstückseigentümer<br />
und der Inhaber der tatsächlichen Gewalt über<br />
ein Grundstück sind verpflichtet, Maßnahmen zur<br />
Abwehr der von ihrem Grundstück drohenden schädlichen<br />
Bodenveränderungen zu ergreifen.”<br />
So lauten die ersten beiden Absätze des § 4 des<br />
Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG), bei dem<br />
es um die Pflichten zur Gefahrenabwehr geht. Um<br />
Gefahren zu erkennen, die von erhöhten Schadstoffgehalten<br />
in Böden für die Schutzgüter Mensch, Nutzpflanzen<br />
sowie das Grundwasser ausgehen können,<br />
werden in der Bundesbodenschutzverordnung<br />
(BBodSchV) als Beurteilungshilfen für die Gefahrenabschätzung<br />
sogenannte Prüfwerte für einzelne<br />
Schadstoffe bzw. Schadstoffgruppen festgelegt.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Prüfwerte für einzelfallbezogene<br />
Prüfung<br />
Prüfwerte sind nach § 8 BBodSchG Werte, bei deren<br />
Überschreitung unter Berücksichtigung der Bodennutzung<br />
eine einzelfallbezogene Prüfung durchzuführen<br />
und festzustellen ist, ob eine schädliche Bodenveränderung<br />
oder Altlast vorliegt. Die nutzungsspezifischen<br />
Prüfwerte für die Szenarien Kinderspielflächen,<br />
Wohngebiete, Park- und Freizeitanlagen<br />
sowie Industrie- und Gewerbeflächen sind als<br />
Gesamtgehalte pro kg Boden angegeben. Dabei wird<br />
davon ausgegangen, dass die festgestellten Schadstoffkonzentrationen<br />
(z. B. bei oraler Aufnahme) auch<br />
zu 100 % vom menschlichen Organismus aufgenommen<br />
werden. Insgesamt wurde bei der Ableitung der<br />
Prüfwerte nach Anhang 2 BBodSchV die Exposition<br />
so bemessen, dass unter Worst-case-Bedingungen<br />
(bezüglich ungünstiger Annahmen für Aufenthaltsdauer,<br />
Bodenaufnahmemenge, kg Körpergewicht,<br />
Bioverfügbarkeit des Schadstoffes) auf das Vorliegen<br />
einer Gefahr geschlossen werden muss.<br />
Detailuntersuchungen bei Prüfwertüberschreitungen<br />
Werden Prüfwertüberschreitungen festgestellt, so<br />
sind nach § 3 (4) BBodSchV Detailuntersuchungen<br />
durchzuführen. Unter § 2 Begriffsbestimmungen wird<br />
unter 4. die Detailuntersuchung definiert als “Vertiefte<br />
weitere Untersuchung zur abschließenden Gefährdungsabschätzung,<br />
die insbesondere der Feststellung<br />
von Menge und räumlicher Verteilung von<br />
Schadstoffen, ihrer mobilen oder mobilisierbaren<br />
Anteile, ihrer Ausbreitungsmöglichkeiten in Boden,<br />
Gewässer und Luft sowie der Möglichkeit ihrer Aufnahme<br />
durch Menschen, Tiere und Pflanzen dient.”<br />
Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />
Hinsichtlich des Schutzgutes “menschliche Gesundheit”<br />
bietet sich als Detailuntersuchung im Sinne<br />
einer Einzelfallprüfung die Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />
an. Sie kennzeichnet den Anteil<br />
eines Schadstoffes im Boden, der über den Magen-<br />
Darm-Trakt (orale Aufnahme) oder die Atmungsorgane<br />
(inhalative Aufnahme) in den Organismus (Blut,<br />
Lymphe, Gewebe) aufgenommen werden kann. Bodenbestandteile<br />
wie Humus (PAK-Adsorption) oder<br />
Bindungsformen wie Sulfide oder Oxide (Löslichkeit<br />
von Metallen) können die Resorptionsverfügbarkeit<br />
stark beeinflussen. Schadstoffe, die im Magen-Darm-<br />
Trakt nicht durch Verdauungssäfte von der Bodenmatrix<br />
gelöst werden können, d. h. nicht potentiell<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
resorbierbar sind, werden zum größten Teil unverändert<br />
wieder ausgeschieden.<br />
Entwurf der DIN-Vorschrift E DIN 19738<br />
In den letzten Jahren wurden Testsysteme entwickelt,<br />
mit denen die Mobilisierung von Schadstoffen<br />
aus der Bodenmatrix unter physiologischen Bedingungen<br />
in vitro bestimmt werden kann. Daraus entwickelte<br />
sich ein vereinheitlichtes Testsystem, das als<br />
Entwurf einer DIN-Vorschrift auf dem Prüfstand steht<br />
(E DIN 19738). Im Rahmen von Forschungsvorhaben<br />
im Auftrag des Umweltbundesamtes konnte gezeigt<br />
werden, dass die Methodik für ein physiologienahes<br />
Elutionsverfahren zur Ermittlung der Resorptionsverfügbarkeit<br />
im Laborversuch weit fortgeschritten<br />
ist.<br />
Wertvolle Informationen für die Bewertung<br />
des Wirkungspfades Boden –<br />
Mensch<br />
Das LGA hat schon in einer sehr frühen Phase der<br />
Testentwicklung die Methodik zur Überprüfung der<br />
Resorptionsverfügbarkeit als Instrument zur detaillierten<br />
Sachverhaltsermittlung in der Altlastenbewertung<br />
eingesetzt, da erfahrungsgemäß nur ein Teil der<br />
Schadstoffmenge aus der Bodenmatrix mobilisiert<br />
wird und es daher z. T. zu einer erheblichen Überschätzung<br />
des Risikos kommen kann, wie sich bei<br />
verschiedenen Altlasten gezeigt hat. Das führte in<br />
Einzelfällen zu erheblichen Einsparungen von Sanierungskosten,<br />
was den vergleichsweise geringen Kostenaufwand<br />
für die Bestimmung der Resorptionsverfügbarkeit<br />
rechtfertigte. In der Fortbildungsveranstaltung<br />
“Bodenschutz in Baden-Württemberg unter gesundheitlichen<br />
Aspekten” berichtete uns Dipl. Biol.<br />
Petra Günther über Praxiserfahrungen aus Untersuchungen<br />
zur Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />
in Böden. Sie konnte die Erfahrungen des<br />
LGA bestätigen, dass “... mit der Methodik zur Überprüfung<br />
der Resorptionsverfügbarkeit von Schadstoffen<br />
im Boden ein Instrument zur weiteren Sachverhaltsprüfung<br />
im Rahmen der Detailuntersuchung<br />
zur Verfügung ... steht, welches wertvolle Informationen<br />
für die abschließende Bewertung des Wirkungspfades<br />
in Bezug auf schädliche Bodenveränderungen<br />
nach BBodSchV liefert.”<br />
Merkblatt über die Resorptionsverfügbarkeit<br />
nach DIN 19738<br />
Baden-Württemberg verfügt landesweit über umfangreiche<br />
Daten, die in Zusammenarbeit mit dem Um-<br />
17<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
18 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
weltministerium und der Landesanstalt für Umweltschutz<br />
aufgearbeitet und für die Gefahrenabschätzung<br />
im Rahmen der Bewertung schädlicher Bodenverunreinigungen<br />
zur Verfügung gestellt werden sollen.<br />
Bundesweit liegen bislang wenige Erfahrungen<br />
für die praktische Umsetzung vor. Ein Merkblatt über<br />
Langzeituntersuchung zur Lungenentwicklung von Schülern in<br />
Baden-Württemberg ist abgeschlossen<br />
Peter Eickhoff, Ref. 92<br />
Im Projekt Beobachtungsgesundheitsämter wurde in<br />
der Zeit von 1996-2002 eine Kohortenstudie durchgeführt<br />
mit dem Ziel, die Lungenentwicklung bei<br />
Schülern von der vierten bis zur siebten Schulklasse<br />
zu erfassen. Ausgehend von der durch andere Untersuchungen<br />
gestützten Hypothese, dass umweltbedingte<br />
Verunreinigungen der Atemluft, insbesondere<br />
mit Feinstäuben, zu Beeinträchtigungen der Lungenentwicklung<br />
(besonders des Lungenvolumens) führen<br />
können, wurden in vier verschieden belasteten<br />
Regionen Baden-Württembergs (Gesundheitsämter<br />
Mannheim, Offenburg, Ravensburg und Stuttgart)<br />
Kinder über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet<br />
und untersucht.<br />
Untersuchungsareale und -gruppen,<br />
Zeitrahmen, Inhalte der Untersuchung<br />
Im Bereich der Beobachtungsgesundheitsämter wurden<br />
für die Studie die Untersuchungsareale Mannheim-Zentrum<br />
und -Neckarstadt West, Kehl, Aulendorf/Bad<br />
Waldsee, Stuttgart Ost und Bad Cannstatt<br />
gewählt. Ausgehend von der vierten Grundschulklasse<br />
kamen die Probanden jeweils im Abstand von drei<br />
Jahren, also 1996/97 und 1999/2000 in der ersten<br />
Kohorte, 1998/99 und 2001/02 in der zweiten Kohorte<br />
zur Untersuchung. Da die Teilnahmequoten in der<br />
Zweituntersuchung deutlich unter denen der ersten<br />
Untersuchung lagen (z. T. bei 40 %), wurde auf die<br />
ursprünglich beabsichtigte Fortsetzung der Studie<br />
über das siebte Schuljahr hinaus verzichtet. Aus<br />
beiden Untersuchungszyklen standen nach der Zweituntersuchung<br />
noch Ergebnisse von 380 bzw. 297<br />
Schülern für die Auswertung zur Verfügung.<br />
Daten zur Luftschadstoffbelastung wurden von der<br />
UMEG (Gesellschaft für Umweltmessungen, Umwelterhebungen<br />
und Gerätesicherheit, Karlsruhe) zur<br />
Verfügung gestellt, die an den Untersuchungsorten<br />
Messstationen zur Erfassung der gängigen gasförmigen<br />
Verunreinigungen und von Feinstäuben betreibt.<br />
den Einsatz des Testsystems zur Bestimmung der<br />
Resorptionsverfügbarkeit für die gesundheitliche<br />
Bewertung des Wirkungspfades Boden – Mensch im<br />
Rahmen der Gefahrenabwehr bei schädlichen Bodenverunreinigungen<br />
könnte über die Landesgrenzen<br />
hinaus von großem Interesse sein.<br />
Für die Auswertung wurden als wichtige Stör- bzw.<br />
Einflussfaktoren aus dem Lebensumfeld der Probanden<br />
über einen Fragebogen Angaben zur passiven<br />
und aktiven Zigarettenrauchbelastung und zu akuten<br />
und chronischen Atemwegserkrankungen erhoben.<br />
Zusätzlich wurden Körpergröße, Gewicht, Geschlecht<br />
und die Nikotinbelastung (über die Messung von<br />
Cotinin im Urin) berücksichtigt.<br />
Die Lungenentwicklung wurde durch Lungenfunktionsuntersuchung<br />
in einem Ganzkörperplethysmographen<br />
geprüft. Hierbei dienten die Parameter Totale<br />
Lungenkapazität TLC, Vitalkapazität VC, Strömungswiderstand<br />
in den Atemwegen SR und Strö-<br />
tot<br />
mungsgeschwindigkeitsmessungen (FEV , MEF )<br />
1 50<br />
als Bewertungsgrößen.<br />
Ergebnisse<br />
Bei den Luftschadstoffen (Feinstaub, NO 2 , SO 2 , CO)<br />
zeigte sich im Jahresmittelwert während des sechsjährigen<br />
Beobachtungszeitraums eine kontinuierliche<br />
Abnahme der Belastung in allen Untersuchungsarealen,<br />
während die Ozonbelastung im Wesentlichen<br />
unverändert blieb. Die regional unterschiedlichen<br />
Belastungsprofile blieben dabei erhalten, wobei<br />
Bad Waldsee als Vergleichsgebiet für die Studie mit<br />
Ausnahme der Ozonwerte die geringste Belastung<br />
aufwies.<br />
Bei 73 % der untersuchten Schüler in der 7. Klassenstufe<br />
wurde im Urin kein Cotinin gefunden, was gegen<br />
eine Passivrauchbelastung dieser Personen spricht.<br />
Besonders interessant waren die Ergebnisse der Lungenfunktionsuntersuchungen:<br />
Über alle oben genannten<br />
Kenngrößen zeigte sich kein relevanter Ortsunterschied<br />
in der Lungenentwicklung der untersuchten<br />
Schüler. Unter Einbeziehung der Cotininbefunde und<br />
Fragebogenangaben fanden sich nach Berechnung<br />
mit verschiedenen statistischen Modellen als wichtigste<br />
Einflussfaktoren auf die Lungenentwicklung das<br />
Körpergewicht und die Körpergröße.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Fazit<br />
Über den Beobachtungszeitraum von jeweils drei<br />
Jahren zeigten sich im Rahmen dieser Studie aufgrund<br />
von Lungenfunktionsuntersuchungen keine<br />
regionalen Unterschiede in der Lungenentwicklung<br />
der untersuchten Schüler. Trotz unterschiedlicher<br />
regionaler Belastungsprofile konnten bei insgesamt<br />
rückläufiger Luftschadstoffbelastung als relevanteste<br />
Schimmelpilzkonzentrationen in Kindergärten<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Einflussfaktoren für die Lungenentwicklung lediglich<br />
Körpergröße und Gewicht gesichert werden. Wenn<br />
auch ein Beobachtungszeitraum von drei Jahren<br />
sehr kurz erscheinen muss, gibt die vorliegende<br />
Studie doch einen wichtigen Hinweis darauf, dass bei<br />
den in Baden-Württemberg vorherrschenden Luftschadstoffbelastungen<br />
mit Hilfe der Lungenfunktionsuntersuchung<br />
keine relevanten Einflüsse bei<br />
der Lungenentwicklung nachzuweisen sind.<br />
Thomas Gabrio, Ursula Weidner, Ref. 93; Valentina Maisner, Ursula Görlich,<br />
Landratsamt Ravensburg/Gesundheitsamt<br />
Obwohl es aufgrund baulicher Schwachstellen in<br />
Kindergärten häufiger zu Schimmelpilzschäden<br />
kommt, konnte bei der Untersuchung von 42 Gruppenräumen<br />
in 14 Kindergärten kein nennenswerter<br />
Unterschied zwischen diesen und den in anderen<br />
Studien des Landesgesundheitsamtes (LGA) ermittelten<br />
Schimmelpilzkonzentrationen in Schulen und<br />
Wohnungen festgestellt werden. Auffällig sind die<br />
großen Konzentrationsschwankungen der einzelnen<br />
Schimmelpilzarten in den verschiedenen Objekten<br />
und die Zunahme von Penicillium spp. in der Innenraumluft<br />
im Verhältnis zur Außenluft.<br />
Problemstellung<br />
Aufgrund der Bauweise, wie z. B. Ständerbauten mit<br />
Flachdachkonstruktion, treten in Kindergärten wiederholt<br />
relevante Schimmelschäden auf. Im Sinne<br />
der Prävention sollte daher vom LGA innerhalb des<br />
Projektes Beobachtungsgesundheitsämter die Schimmelpilzkonzentration<br />
in Kindergärten ermittelt werden.<br />
Mittels der Bestimmung der Schimmelpilzkonzentration<br />
in der Luft bzw. auch im Bodenstaub kann<br />
eingeschätzt werden, ob in dem untersuchten Kindergarten<br />
ein Schimmelpilzschaden wahrscheinlich<br />
ist. Parallel dazu sollte durch die Messung der CO 2 -<br />
Konzentration das Lüftungsverhalten in den Kindergärten<br />
überprüft werden, da neben baulichen Schäden<br />
häufig auch falsches Lüftungsverhalten die Ursache<br />
für Schimmelpilzschäden ist. In Kindergärten<br />
und Schulen ist oft mangelndes Problembewusstsein<br />
und daraus resultierend falsches Nutzungsverhalten<br />
anzutreffen.<br />
Material und Methode<br />
Im Landkreis Ravensburg wurden in 14 Kindergärten<br />
42 Gruppenräume im Winter 2003/04 auf ihre Schimmelpilzkonzentration<br />
untersucht. Zur Findung der<br />
Objekte wurden die Kindergartenträger des Landkreises<br />
Ravensburg angeschrieben und gebeten,<br />
Objekte zu benennen, in denen die Untersuchungen<br />
durchgeführt werden könnten. Bestimmt wurden mittels<br />
Luftkeimsammlung die kultivierbaren Schimmelpilzsporen<br />
in der Luft, mittels der Gesamtpartikelzählung<br />
die Anzahl der kultivierbaren und nicht kultivierbaren<br />
Schimmelpilzsporen in der Luft, wenn vorhanden,<br />
die Konzentration der Schimmelpilze im Teppichstaub<br />
sowie die CO 2 -Konzentration in der Luft.<br />
Parallel zu der Messung im Innenraum wurde auch<br />
eine Untersuchung der Außenluft als Referenz durchgeführt.<br />
Lag ein sichtbarer Schimmelpilzbefall vor,<br />
wurde ein Klebefilmabrisspräparat oder/und ein Abklatsch<br />
genommen. Die Probenahme und Objektbegehung<br />
erfolgte durch die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes<br />
Ravensburg, wobei in einem Begehungsprotokoll<br />
Angaben zur Bausubstanz, bauliche Mängel<br />
und das Nutzungsverhalten dokumentiert wurden.<br />
Die Kultivierung und Differenzierung der Schimmelpilze<br />
erfolgte im mykologischen Labor des LGA.<br />
Die Kindergärten erhielten einen Befund und ggf.<br />
Empfehlungen zur Schadensbeseitigung. Die Interpretation<br />
und Bewertung der erhaltenen Werte erfolgte<br />
auf der Basis der in den Leitfäden des Umweltbundesamtes<br />
und des LGA abgeleiteten Bewertungskriterien.<br />
Zur Auswertung wurden die ermittelten Daten<br />
mit den Ergebnissen verglichen, die in früheren Studien<br />
des LGA innerhalb des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />
und eines vom Umweltbundesamt<br />
geförderten Projektes erhalten wurden.<br />
Ergebnisse<br />
Die Konzentration der kultivierbaren Schimmelpilze<br />
lag bei den untersuchten Kindergärten sowohl in der<br />
Innenraumluft als auch in der Außenluft in einem ähnlichen<br />
Bereich, wie er in vergleichbaren Studien des<br />
LGA bisher auch erhalten wurde (erste Abbildung).<br />
19<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
20 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Gesamt-KBE in der Innenraumluft und der Außenluft im Winter 1997-2004<br />
Verhältnis der Mediane der Konzentration relevanter Schimmelpilzgattungen<br />
in der Außenluft und in der Innenraumluft<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Differenz der Schimmelpilzkonzentration Innenraumluft minus Außenluft der verschiedenen<br />
Schimmelpilzgattungen aller Proben<br />
Prozentuale Anzahl von Überschreitungen des 1. Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m 3 im Winterhalbjahr<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
21<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
22 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Der Median der Konzentration von Cladosporium<br />
spp. ist in der Außenluft deutlich höher als in der<br />
Innenraumluft (zweite Abbildung), bei den Penicillien<br />
spp. ist dies genau umgekehrt. Ähnliche Ergebnisse<br />
wurden auch in anderen Studien des LGA erhalten.<br />
Die dritte Abbildung verdeutlicht ebenfalls die Erniedrigung<br />
der Cladosporium spp.-Konzentration und die<br />
Erhöhung der Penicillium spp.-Konzentration in der<br />
Innenraumluft im Verhältnis zur Außenluft sowie die<br />
große Spannweite, mit der die einzelnen Schimmelpilzgattungen<br />
in den verschiedenen Objekten bestimmt<br />
wurden.<br />
Die Tabelle gibt die Anzahl der Überschreitungen des<br />
unteren Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m3 wieder.<br />
Der Vergleich mit anderen Studien des LGA zeigt,<br />
dass die prozentuale Anzahl der Überschreitungen<br />
ähnlich häufig war wie bei den anderen Studien und<br />
dass diese Überschreitungen besonders häufig bei<br />
Penicillien auftraten.<br />
Ringversuche – chemische Innenraumschadstoffe<br />
Thomas Gabrio, Ref. 93; Gerhard Volland, Materialprüfungsanstalt/Universität Stuttgart;<br />
Fritz Schweinsberg, Reutlingen<br />
Der externen Qualitätssicherung kommt im Bereich<br />
chemischer Innenraumschadstoffe eine große Bedeutung<br />
zu. Die bisher vom Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) organisierten Ringversuche zeigen deutlich,<br />
wie wichtig eine Überprüfung der Qualität der Labore<br />
und die Verbesserung der Messwertsicherheit der<br />
Ergebnisse ist.<br />
Problemstellung<br />
Der Innenraumbereich spielt bezüglich der Belastung<br />
mit chemischen Schadstoffen eine besondere<br />
Rolle. Dies gilt sowohl für die “alten Schadstoffe”<br />
PCB, PCP, PAK, Formaldehyd usw. als auch für die<br />
“neuen Schadstoffe” wie z. B. Aldehyde, Terpene,<br />
wasserlösliche schwerflüchtige Lösungsmittelbestandteile.<br />
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen<br />
von schadstoffbelasteten Innenräumen leiten<br />
sich oft Entscheidungen mit nicht nur großer ökonomischer<br />
Tragweite ab. Die Schließung einer Schule<br />
bringt z. B. meist auch eine deutliche Verschlechterung<br />
der Unterrichtsmöglichkeiten mit sich. Daher<br />
kommt der Messwertsicherheit eine besondere Bedeutung<br />
zu. Aus diesem Grunde wurde u. a. im LGA<br />
ein Arbeitskreis “Chemische Innenraumschadstoffe”<br />
etabliert.<br />
Diskussion<br />
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass es keine relevanten<br />
Unterschiede der Schimmelpilzkonzentrationen<br />
zwischen Wohnungen, Schulen und Kindergärten<br />
gibt. Auffällig ist die große Spannweite, mit der die<br />
einzelnen Schimmelpilzarten in der Luft nachgewiesen<br />
wurden. Die häufigen Überschreitungen des<br />
unteren Beurteilungskriteriums von 50 KBE/m 3 bei<br />
Penicillium spp. ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf<br />
allgemeine hygienische Probleme im Innenraum (z. B.<br />
verderbende Lebensmittel, Abfälle usw.) und die<br />
hohe Sporenfreisetzungsrate dieser Gattung zurückzuführen.<br />
Zu erkennen ist dies auch an der Zunahme<br />
der Gattung Penicillium spp. in der Innenraumluft im<br />
Vergleich zur Außenluft. Am Beispiel von Penicillium<br />
spp. wird deutlich, wie wichtig der Sachverstand des<br />
jeweiligen Gutachters bei der Beurteilung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />
in der Innenraumluft ist.<br />
Material und Methode<br />
Vom Arbeitskreis wurden bisher folgende Ringversuche<br />
durchgeführt:<br />
• erster Ringversuch zur Bestimmung von Pentachlorphenol<br />
und Lindan (Nov. 2002)<br />
• zweiter Ringversuch Pentachlorphenol und Lindan<br />
(Nov. 2003) jeweils in homogenisierten Holzproben<br />
und kommerziellen Standardlösungen<br />
• erster Ringversuch PCB in PCB belasteten Schallschutzdeckenplatten<br />
(Nov. 2003)<br />
• zweiter Ringversuch PCB in einem technischen<br />
PCB-Gemisch (Frühjahr 2004)<br />
• dritter Ringversuch PCB in einem technischen PCB-<br />
Gemisch (Winter 2004)<br />
• erster Ringversuch Aldehyde (Winter 2004)<br />
Beim ersten und zweiten Ringversuch PCP sowie<br />
beim ersten Ringversuch PCB (6 Indikator-Kongenere<br />
– PCB 28, 52, 101, 138,153 und 180) wurden die<br />
Substanzen sowohl in Form von Standardlösungen<br />
(Reinsubstanzen) als auch von weitgehend homogenisierten<br />
Materialproben versandt. Für die späteren<br />
Ringversuche wurden nur noch Standardlösungen<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
verwendet, wobei beim zweiten Ringversuch PCB<br />
einer Standardlösung ein technisches PCB-Gemisch<br />
zudotiert wurde, um zu überprüfen, ob die Teilnehmer<br />
die sechs Indikatorkongenere sicher von den anderen<br />
PCB-Kongeneren abtrennen können. Da es sich<br />
beim zweiten Ringversuch PCB herausgestellt hatte,<br />
dass die chromatographische Trennung des PCB<br />
138 von den anderen PCB-Kongeneren offensichtlich<br />
bei den einzelnen Teilnehmern unterschiedlich<br />
gut erfolgte, wurde dem Gemisch zusätzlich PCB 163<br />
zur Überprüfung des chromatographischen Systems<br />
für die Bestimmung von PCB 138 zudotiert und PCB<br />
31 zur Absicherung für PCB 28. Außerdem wurde<br />
beiden Lösungen PCB 118 zugesetzt, da dieses<br />
Kongener bezüglich der Bestimmung der koplanaren<br />
PCB an Bedeutung gewonnen hat. Die n-Aldehyde<br />
(von C1-C10) des ersten Aldehyd-Ringversuchs wurden<br />
in Form der Dinitrophenylhydrazone abgegeben.<br />
Zur Durchführung der Bestimmung wurde den Laboren<br />
vier bis sechs Wochen Zeit gegeben. Mit den<br />
Ergebnissen der jeweils geforderten Dreifachbestimmung<br />
sollten die Teilnehmer auch Angaben zur angewandten<br />
Methode mitteilen (Extraktion, Lösungsmittel,<br />
innerer Standard, Detektion usw.). Die Teilnehmer<br />
wurden aufgefordert, die Untersuchungen<br />
selbständig durchzuführen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Ergebnisse<br />
An den Ringversuchen beteiligten sich durchschnittlich<br />
30-40 überwiegend deutsche, aber auch einige<br />
österreichische und schweizer Labore. Die Abbildungen<br />
geben einige Ergebnisse der bisherigen Ringversuche<br />
wieder.<br />
Von den Laboren wurden bezüglich der Extraktion,<br />
der verwendeten Lösungsmittel, der inneren Standards,<br />
der Detektion usw. die unterschiedlichsten<br />
Methoden genutzt. Die Tabelle zeigt beispielhaft,<br />
dass es hinsichtlich des prozentualen Anteils der<br />
mittels GC-ECD bzw. GC-MS detektierten PCB zwischen<br />
allen Laboren und den “guten Laboren”, deren<br />
Ergebnisse bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-<br />
Bereich der Streuung aller Labore lagen, keinen<br />
stetigen methodisch bedingten Einfluss gab.<br />
Diskussion<br />
Die Ergebnisse der bisherigen Ringversuche zeigen,<br />
wie wichtig die externe Qualitätssicherung und die<br />
Verbesserung der Messwertsicherheit im Bereich<br />
chemischer Innenraumschadstoffe ist. So zeigt u. a.<br />
die zweite Abbildung deutlich, dass selbst bei der<br />
Vergleich: Streuung von PCP und HCH, alle Labore (N = 36; unkorrigiert = uk) im 2. Ringversuch<br />
(Material und Standardlösung) mit Laboren (N = 10; korrigiert = k), deren Ergebnisse bei allen<br />
Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />
23<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
24 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Vergleich: Streuung von PCB, alle Labore (N = 37; unkorrigiert = uk) im 1. Ringversuch<br />
(Standardlösung) mit Laboren (N = 21; korrigiert = k), deren Ergebnisse bei 14 von 16<br />
Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />
Vergleich: Streuung von PCB, alle Labore (N = 33; unkorrigiert = uk) im 2. Ringversuch<br />
(Standardlösung + technisches PCB-Gemisch) mit Laboren (N = 11; korrigiert = k), deren<br />
Ergebnisse bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-Bereich der Streuung aller Labore lagen<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Prozentualer Anteil der Labore, die die PCB-<br />
Bestimmung mittels GC-ECD bzw. GC-MS<br />
durchgeführt haben<br />
Standardlösung die Streuung der Ergebnisse der<br />
Labore sehr hoch ist. Die Ausreißer deuten darauf<br />
hin, dass einige der Labore Probleme bei der Ergebnisberechnung<br />
hatten. Zwischen dem 5. und dem 95.<br />
Perzentil besteht z. T. ein Unterschied im Bereich von<br />
1 zu 10 (siehe Tabelle). Das würde auf den Innenraumbereich<br />
beispielhaft umgesetzt heißen, dass<br />
einige Labore 300 ng/m 3 PCB ermitteln würden und<br />
andere 3 000 ng/m 3 . Aus der Tabelle wird deutlich,<br />
dass die große Streuung nicht auf die vielen methodischen<br />
Unterschiede zwischen den Laboren zurück-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
zuführen ist. Auffällig ist, dass es zwischen der Streuung<br />
aller Labore zu den Laboren, deren Ergebnisse<br />
bei 14 von 16 Bestimmungen im 1s-Bereich lagen,<br />
bei PCB 138 geringere Unterschiede als bei den<br />
anderen PCB-Kongeneren gibt (dritte Abbildung).<br />
Dies ist ein Indiz dafür, dass es bei PCB 138 neben<br />
den anderen Fehlern auch Probleme bezüglich der<br />
chromatografischen Trennung von den anderen in<br />
dem technischen Gemisch enthaltenen PCB-Kongenere<br />
gibt. So lag die relative Streuung der Ergebnisse<br />
der “guten Labore” des PCB 138 bei 21 % und die<br />
durchschnittliche Streuung der anderen Indikator-<br />
PCB bei 6 %. Der Median aller Labore unterscheidet<br />
sich bei allen Proben kaum vom Median der “guten<br />
Labore” und entspricht trotz der großen Streuung bei<br />
den Standardlösungen dem wahren Wert. Da bei der<br />
Qualitätsüberprüfung der Labore schon Standardlösungen<br />
wichtige Erkenntnisse bezüglich der Messwertunsicherheit<br />
der einzelnen Labore ermöglichen,<br />
erscheint es aus Praktikabilitätsgründen sinnvoll, ein<br />
Ringversuchssystem für chemische Innenraumschadstoffe<br />
auf der Basis von Standardlösungen zu etablieren.<br />
Es kommt v. a. darauf an, dass die Labore<br />
regelmäßig an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
teilnehmen können.<br />
Qualität der Badegewässer in der Badesaison 2004: Jahresstatistik,<br />
Forschungsergebnisse, aktuelle Entwicklungen<br />
Albrecht Wiedenmann, Ref. 93<br />
Die Überwachung der Badegewässer in Baden-<br />
Württemberg hinsichtlich der für die EU-Klassifizierung<br />
relevanten mikrobiologischen und chemischen<br />
Parameter ergab in der Badesaison 2004 ein ähnlich<br />
hohes Qualitätsniveau wie im Vorjahr. Das im Jahr<br />
2003 landesweit eingeführte Verfahren der flächenintegrierten<br />
Probenahme, mit dem es gelingt, gute<br />
und schlechte Gewässerqualitäten zuverlässiger zu<br />
unterscheiden und Fehlklassifizierungen zu verhindern,<br />
hat sich dabei offensichtlich bewährt. Zur Identifizierung<br />
der Quellen fäkaler Verunreinigungen von<br />
Badegewässern wurde im Rahmen einer Projektarbeit<br />
im Landesgesundheitsamt (LGA) eine Methode<br />
entwickelt, mit der sich Belastungen durch Fäkalien<br />
aus Siedlungsabwässern von Belastungen durch<br />
einzelne Wasservögel oder einzelne Badegäste unterscheiden<br />
lassen. Die Ergebnisse zur Prüfung der<br />
Praxistauglichkeit dieser Methode befinden sich in<br />
der Auswertung. Am 28.06.2004 haben sich die EU-<br />
Umweltminister auf einen neuen Entwurf der Badegewässerrichtlinie<br />
geeinigt. Die neuen Grenzwerte<br />
für die Einstufung der Badegewässer sind für die<br />
Küstengewässer anspruchsvoller als die bisherigen<br />
und sollen zu einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes<br />
führen. Für die Binnenbadegewässer bleibt<br />
der derzeitige Gesundheitsschutz für die Badenden<br />
erhalten. Dieser Entwurf wird zurzeit im EU-Parlament<br />
beraten.<br />
Jahresstatistik<br />
Von den 306 Badestellen, deren Qualität vom Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst (ÖGD) in Baden-Württemberg<br />
während der Badesaison laufend überprüft wird,<br />
konnten 293 (95,8 %) in die höchste Qualitätsklasse<br />
„zum Baden gut geeignet“ eingestuft werden und erhalten<br />
in der Badegewässerkarte einen „blauen Punkt“.<br />
Acht Badestellen (2,6 %) erhielten das Prädikat „zum<br />
Baden geeignet“ und einen „grünen Punkt“. Nur fünf<br />
Badestellen (1,6 %) mussten als „zeitweilig belastet“<br />
eingestuft werden und werden für die Badesaison<br />
2004 mit einem „roten Punkt“ markiert. An vier Badestellen<br />
musste der Badebetrieb vorzeitig eingestellt<br />
werden. In einem Fall war die Uferböschung großflächig<br />
abgebrochen, so dass wegen Unfallgefahr kein<br />
25<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
26 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Badebetrieb stattfinden konnte. In einem Fall kam es<br />
durch sanierungsbedürftige Undichtigkeiten an einer<br />
Stauvorrichtung zu einer erheblichen Abnahme des<br />
Wasserstands. In einem weiteren Fall wurde wegen<br />
Niedrigwasserstand in Verbindung mit einer Grenzwertüberschreitung<br />
die Badesaison vorzeitig beendet.<br />
Im Landkreis Heidenheim trat das bisher einmalige<br />
Ereignis auf, dass ein Biber den natürlichen Zufluss<br />
eines Badesees aufgestaut und dem See damit quasi<br />
„das Wasser abgegraben“ hat. Die Rückkehr des Bibers<br />
in eine dichtbesiedelte Landschaft wie Baden-<br />
Württemberg ist aus Sicht des Naturschutzes sicherlich<br />
zu begrüßen und muss hier gegen den Verlust der<br />
Badestelle abgewogen werden. Über solche unvorhergesehenen<br />
Ereignisse, die den Badebetrieb beeinträchtigen,<br />
wird unter dem Stichpunkt „Aktuelles“ in der<br />
Badegewässerkarte Baden-Württemberg im Internet<br />
zeitnah informiert. Ein Zugriff auf die Badegewässerkarte<br />
kann über die Internetseiten des ÖGD (www.<br />
gesundheitsamt-bw.de), der Landesanstalt für Umweltschutz<br />
(www.lfu.baden-wuerttemberg.de) und<br />
während der Badesaison auch des Sozialministeriums<br />
(www.sozialministerium-bw.de) erfolgen.<br />
Forschungsergebnisse<br />
Projekt „Flächenintegrierte Probenahme“<br />
Im Jahr 2003 wurde an allen Badestellen in Baden-<br />
Württemberg versuchsweise die flächenintegrierte<br />
Probenahme eingeführt. Computersimulationen, die<br />
am Institut für Allgemeine Hygiene und Umwelthygiene<br />
der Universität Tübingen durchgeführt wurden,<br />
hatten anschaulich gezeigt, dass die mittlere Wasserqualität<br />
am Probenahmetag viel präziser ermittelt<br />
werden kann, wenn nicht nur an einem einzigen<br />
Punkt, sondern parallel an zwei oder mehr repräsentativen<br />
Punkten einer Badestelle beprobt wird und<br />
man vor Ort eine Mischprobe herstellt (vgl. Jahresbericht<br />
2003). Gute und schlechte Wasserqualitäten<br />
können auf diese Weise sicherer erkannt und<br />
voneinander abgegrenzt werden, so dass zufällige<br />
Fehlklassifizierungen unwahrscheinlicher werden. Für<br />
die Bestimmung der Konzentration chemischer Substanzen<br />
in Oberflächengewässern ist dies bereits ein<br />
gängiges Verfahren, das in einer internationalen Norm<br />
(ISO 5667-4, Guidance on sampling from lakes)<br />
beschrieben ist. Um den Effekt dieses Verfahrens in<br />
der Praxis ermitteln zu können, wurde beschlossen,<br />
zunächst mit Mischproben aus jeweils zwei Entnahmepunkten<br />
zu beginnen und zusätzlich zur Konzentration<br />
in der Mischprobe bei einem Teil der Proben<br />
auch die Konzentration des zweiten (neuen) Entnahmepunktes<br />
separat zu bestimmen. Aus diesen beiden<br />
Konzentrationen kann dann ohne Weiteres auch<br />
die Konzentration am ersten Entnahmepunkt berechnet<br />
werden. So war es möglich festzustellen, wie oft<br />
die flächenintegrierte Probenahme eine Fehlklassifizierung<br />
der Wasserqualität im Hinblick auf Richt- und<br />
Grenzwertüberschreitungen verhindert hat. Von den<br />
insgesamt 3 075 Mischproben, die in der Badesaison<br />
2003 gezogen wurden, konnte im LGA in 1 823 Fällen<br />
(59 %) zusätzlich auch die Konzentration am zweiten<br />
(neuen) Entnahmepunkt bestimmt werden. Eine Fehlklassifizierung<br />
einzelner Messergebnisse wurde in<br />
79 Fällen durch die flächenintegrierte Probenahme<br />
verhindert (siehe Tabelle). Hochgerechnet auf die<br />
Gesamtprobenzahl von 3 075 wären dies 133 Fälle.<br />
Dabei fällt auf, dass mit der konventionellen Probenahmetechnik<br />
deutlich mehr ungerechtfertigte Richtwertüberschreitungen<br />
aufgetreten und auf der anderen<br />
Seite zwei tatsächliche Grenzwertüberschreitungen<br />
nicht ordnungsgemäß erkannt worden wären.<br />
Die zuverlässige Abgrenzung guter und schlechter<br />
Gewässerqualitäten ist nicht nur aus Sicht des gesundheitlichen<br />
Verbraucherschutzes wichtig. Sie ist<br />
auch entscheidend, wenn es darum geht, kurzfristig<br />
Vorsorgemaßnahmen wie Badeverbote anzuordnen<br />
und langfristig Sanierungsmaßnahmen für Gewässer<br />
primär dort durchzuführen, wo sie am Dringendsten<br />
erforderlich sind.<br />
Die Ergebnisse der Untersuchung spiegeln sich auch<br />
in der Klassifizierung der Badegewässer im mehrjährigen<br />
Vergleich wider (erste Abbildung).<br />
Effekt der flächenintegrierten Probenahme gegenüber dem konventionellen Verfahren bei 1 823 Proben aus<br />
306 Badegewässern in Baden-Württemberg im Jahr 2003<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Klassifizierung der Badestellen in Baden-Württemberg gemäß EU-Richtlinie 76/160/EWG 1995-2004<br />
Standardabweichungen der Hemmhofdurchmesser von zehn verschiedenen Antibiotika bei<br />
Darmenterokokken-Isolaten aus unterschiedlichen fäkalen Quellen<br />
Die Proben der Wasservögel unterscheiden sich signifikant von den Abwasserproben aus der Kläranlage (KA)<br />
und der Stuhlprobe eines Menschen; p < 0,001 (ANOVA).<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
27<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
28 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Die Zahl der Gewässer mit weniger als 20 % Richtwertüberschreitungen<br />
(„zum Baden gut geeignet“)<br />
hat seit Einführung der flächenintegrierten Probenahme<br />
deutlich zugenommen. Dass diese Verbesserung<br />
nicht die Folge eines statistischen Kunstgriffs<br />
ist, belegen einige bekannte „Problemfälle“, insbesondere<br />
Badestellen an durch Siedlungsabwässer belasteten<br />
Flüssen, die weiterhin als „zeitweilig belastet“<br />
eingestuft werden mussten. Die Untersuchungen<br />
zur flächenintegrierten Probenahme im Vergleich mit<br />
der konventionellen Technik wurden in der Badesaison<br />
2004 fortgesetzt, um eine aussagefähigere Grundlage<br />
zur Beurteilung dieses neuen Verfahrens zu<br />
erhalten.<br />
LGA-Projekt „Identifikation der Quellen fäkaler<br />
Verunreinigungen von Badegewässern“<br />
Nach dem Entwurf für eine neue EU-Badegewässerrichtlinie<br />
sollen in Zukunft statt der beiden Parameter<br />
„fäkalcoliforme Bakterien“ und „gesamtcoliforme Bakterien“<br />
die beiden Parameter „E. coli“ (EC) und „Darmenterokokken“<br />
(DE) als Indikatoren für fäkale Verunreinigungen<br />
in Badegewässern bestimmt werden.<br />
Um bei fäkalen Verunreinigungen von Badegewässern<br />
mit Richt- und Grenzwertüberschreitungen für<br />
E. coli oder Darmenterokokken gezielte Abhilfemaßnahmen<br />
schaffen zu können, ist die Identifikation der<br />
Quelle der Verunreinigung unerlässlich. Ein wichtiges<br />
Entscheidungskriterium ist hierbei, ob es sich um<br />
systematische Kontaminationen durch kommunale<br />
Abwässer handelt oder um lokal begrenzte Verunreinigungen<br />
durch einzelne Wasservögel oder einzelne<br />
Badegäste. Die Problematik der möglichen Belastung<br />
von Badegewässern durch Ausscheidungen<br />
von Wasservögeln war auch Gegenstand einer Landtagsanfrage<br />
im Dezember 2002. Im LGA wurde in<br />
diesem Zusammenhang eine Methode entwickelt,<br />
mit der sich bei Laborversuchen Abwasserproben<br />
aus kommunalen Kläranlagen von Kotproben einzelner<br />
Wasservögel oder einzelner Menschen anhand<br />
der Resistenz gegenüber verschiedenen Antibiotika<br />
unterscheiden ließen (zweite Abbildung).<br />
Der Projektbericht ist als PDF-Datei im Internet<br />
(www.gesundheitsamt-bw.de) im Servicebereich<br />
„Fachpublikationen“ abrufbar. Die Methode wurde an-<br />
schließend auch einem Praxistest unterzogen, dessen<br />
Ergebnisse nach Abschluss der Auswertung ebenfalls<br />
publiziert werden.<br />
Aktuelle Entwicklungen<br />
Neuer Entwurf der EU Badegewässerrichtlinie<br />
Am 28.06.2004 haben sich die EU-Umweltminister<br />
auf einen neuen Entwurf der Badegewässerrichtlinie<br />
geeinigt. Die neuen Grenzwerte für Escherichia coli<br />
und Darmenterokokken sind für die Küstengewässer<br />
anspruchsvoller als die bisherigen und sollen zu einer<br />
Verbesserung des Gesundheitsschutzes führen. Für<br />
die Binnenbadegewässer bleibt der derzeitige Gesundheitsschutz<br />
für die Badenden erhalten. Die Bewertung<br />
der Badestellen soll in Zukunft nicht mehr<br />
wie bisher aufgrund der Messergebnisse einer einzelnen<br />
Badesaison erfolgen, sondern die Messergebnisse<br />
von insgesamt vier aufeinander folgenden<br />
Jahren berücksichtigen. Dadurch werden seltene<br />
und kurzfristige Qualitätsschwankungen weniger stark<br />
gewichtet. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass bis<br />
zu 15 % der Messwerte bei der Gesamtbewertung<br />
außer Acht gelassen werden können, wenn sie während<br />
vorübergehender und vorhersehbarer Episoden<br />
mit schlechter Wasserqualität ermittelt wurden und<br />
die Badegäste während dieser Episoden durch Badeverbote<br />
geschützt wurden. Statt der bisherigen<br />
drei Qualitätskategorien sind vier Kategorien geplant:<br />
„ausgezeichnete Qualität“, „gute Qualität“, „akzeptable<br />
Qualität“ und „unzureichende Qualität“. Der<br />
o. g. Entwurf wird zurzeit im EU-Parlament beraten.<br />
Um die Auswirkungen neuer Richt- und Grenzwerte<br />
auf die Badegewässer in Baden-Württemberg vorab<br />
abschätzen zu können, untersucht das LGA im Auftrag<br />
des Sozialministeriums bereits seit mehreren<br />
Jahren die Badestellen am Bodensee auch nach den<br />
neuen Kriterien. Bei den aktuell vorgeschlagenen<br />
Richt- und Grenzwerten würden drei Badestellen am<br />
Bodensee in die Kategorie „gute Qualität“ eingestuft,<br />
alle übrigen Badestellen am Bodensee in die Kategorie<br />
„ausgezeichnete Qualität“, auch ohne die 15 %-<br />
Regel in Anspruch zu nehmen. Der Gesetzentwurf<br />
muss nun noch im EU-Parlament beraten werden.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Typisierung von Kryptosporidien zur Verfolgung einer<br />
Schwimmbad-Infektion<br />
Kathrin Hartelt, Astrid Kirch, Christiane Wagner-Wiening, Peter Kimmig, Ref. 93<br />
Besonders in den Sommermonaten ist mit dem Auftreten<br />
von Kryptosporidien-Infektionen zu rechnen.<br />
Die Infektionsquellen sind dabei meist unbekannt<br />
oder lassen sich allenfalls vermuten. Das hängt u. a.<br />
damit zusammen, dass für die Verfolgung von Infektketten<br />
bisher keine geeigneten Nachweisverfahren<br />
zur Verfügung standen. Durch die Etablierung einer<br />
Kryptosporidien-spezifischen PCR sowie anschließender<br />
Sequenzierung gelang die Typisierung von<br />
Kryptosporidien-Isolaten. Damit konnte ein epidemiologischer<br />
Zusammenhang von Kryptosporidiosen<br />
mit einem Schwimmbadbesuch wahrscheinlich gemacht<br />
werden.<br />
Einleitung<br />
Der einzellige Darmparasit Cryptosporidium parvum<br />
ist weltweit verbreitet und zählt zu den bedeutendsten<br />
Erregern von Durchfällen bei Jungtieren v. a. von<br />
Kälbern; auch der Mensch ist von dieser Zoonose<br />
betroffen. In Deutschland sind durchschnittlich 1-2 %<br />
der Durchfallerkrankungen auf Kryptosporidien zurückzuführen.<br />
Kinder sind sehr viel häufiger betroffen,<br />
im ersten Lebensjahr stellt diese Infektion eine<br />
der häufigsten Durchfallursachen dar. Neben einem<br />
direktem Kontakt mit erkrankten Tieren kann es auch<br />
über Kontamination von Lebensmitteln oder Trinkwasser<br />
zu Infektionen kommen; bei unzureichender,<br />
nur auf Desinfektion beruhender Trinkwasseraufbereitung<br />
ist es in der Vergangenheit mehrfach zu<br />
Durchfallepidemien kommen.<br />
Fallbericht<br />
Im vergangenen Jahr traten einige Kryptosporidiose-<br />
Fälle in Vaihingen/Enz auf, die nach den Ermittlungen<br />
des Gesundheitsamtes Ludwigsburg offenbar im<br />
Zusammenhang mit einem Freibadbesuch standen.<br />
Bei den Erkrankten handelte es sich um Kinder, die<br />
im Planschbecken des Vaihinger Freibads gebadet<br />
hatten.<br />
Mit Hilfe eines direkten Immunfluoreszenz-Testes (IFT)<br />
konnten sowohl in den Stuhlproben als auch im Beckenwasser<br />
Kryptosporidien nachgewiesen werden.<br />
Da sich damit allein ein epidemiologischer Zusammenhang<br />
noch nicht ausreichend beweisen lässt, wurde<br />
ein molekularbiologisches Nachweisverfahren zur Typisierung<br />
von Kryptosporidien entwickelt und etabliert.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Methoden<br />
Bisherige molekularbiologische Untersuchungen<br />
haben ergeben, dass C. parvum in mindestens zwei<br />
genetisch unterschiedlichen Genotypen vorkommt;<br />
Genotyp 1 bzw. H wurde ausschließlich bei humanen<br />
Infektionen gefunden, Genotyp 2 bzw. C kommt<br />
dagegen sowohl in tierischen als auch humanen<br />
Wirten vor. Mittels einer einfachen PCR, deren Primer<br />
den Mikrosatellitenlokus G35348 amplifizieren<br />
(Cacciò et al. 2000), sowie anschließender Sequenzierung<br />
war eine Unterscheidung in insgesamt sechs<br />
Subtypen möglich: Subtyp H1 und H2 innerhalb des<br />
Genotyps H und Subtyp C1-C4 innerhalb des Genotyps<br />
C.<br />
Ergebnisse<br />
Insgesamt wurden neun Stuhlproben sowie das Beckenwasser,<br />
bei denen mittels IFT Kryptosporidien<br />
nachgewiesen wurden, molekularbiologisch untersucht.<br />
Dabei konnte in sieben Stuhlproben sowie im<br />
Beckenwasser ein positives PCR-Ergebnis erzielt<br />
werden. Mit Hilfe der Sequenzierung konnten alle<br />
Proben dem Kryptosporidien-Subtyp H1 zugeordnet<br />
werden.<br />
Ferner wurden vier weitere Stuhlproben von Kindern<br />
aus derselben Region untersucht (Überlassung der<br />
Stuhlproben durch das Labor Enders), die nicht im<br />
Planschbecken waren, bei denen jedoch ebenfalls<br />
mittels IFT Kryptosporidien gefunden worden waren.<br />
In drei Fällen war die PCR positiv, bei Sequenzierung<br />
wurde durchweg ebenfalls der Subtyp H1 identifiziert.<br />
Diskussion<br />
Da sowohl bei den Kindern, die das Schwimmbad<br />
besucht hatten, als auch bei denjenigen, die nicht im<br />
Schwimmbad waren, derselbe Subtyp nachgewiesen<br />
wurde, stellt sich die Frage, ob zwischen den<br />
beiden Ausbrüchen ein Zusammenhang besteht.<br />
Unter dieser Voraussetzung müsste die Infektion<br />
zunächst durch direkten Kontakt, von Mensch zu<br />
Mensch, und dann anschließend über das Beckenwasser<br />
erfolgt sein. Jedoch könnte die Infektion auch<br />
auf umgekehrtem Wege, zunächst über das Wasser<br />
29<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
30 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
und anschließend durch direkten Kontakt, zu Stande<br />
gekommen sein.<br />
Ob tatsächlich eine Verbindung zwischen diesen<br />
Kryptosporidiose-Fällen besteht, lässt sich am Ehesten<br />
anhand der geographischen Verteilung der einzelnen<br />
Subtypen verfolgen. Cacciò et al. (2000) konnten<br />
bei der Untersuchung von 48 humanen Isolaten<br />
den Subtyp H1 in 17 Proben (35,4 %), von denen<br />
zwölf Proben aus den Niederlanden und fünf aus den<br />
USA stammten, nachweisen. Ähnliche Daten ergeben<br />
sich aus einer dänischen Studie, in der der<br />
Subtyp H1 in 33,3 % (n = 24) der untersuchten Proben<br />
Entwicklung von Maßnahmen zur Verminderung der Badedermatitis-<br />
Belastung am Bodensee: ein Gemeinschaftsprojekt des Landesgesundheitsamtes<br />
sowie limnologischer und zoologischer Institute<br />
Astrid Kirch, Kathrin Hartelt, Peter Kimmig, Ref. 93<br />
Mit Beginn der Badesaison kommt es in mitteleuropäischen<br />
Naturgewässern jedes Jahr zum Auftreten<br />
von Hautausschlägen, die durch Parasiten von Wasservögeln<br />
verursacht werden. Im Sommer 2003 wurde<br />
aufgrund der am Bodensee verstärkt auftretenden<br />
sog. Badedermatitis und der damit verbundenen<br />
Abreise vieler Urlaubsgäste eine Arbeitsgruppe gegründet,<br />
die diesem Problem mit der Entwicklung<br />
entsprechender Maßnahmen entgegentreten sollte.<br />
Aufgrund des späten Startzeitpunktes konnte das<br />
Untersuchungsprogramm nur Teilergebnisse liefern<br />
und wurde 2004 fortgesetzt.<br />
Trichobilharzia: ein Parasit, der sich<br />
verirrt<br />
Die Badedermatitis wird von Trichobilharzia sp. ausgelöst,<br />
einem Parasit, dessen Endwirte verschiedene<br />
Wasservogelarten umfassen. Sein Entwicklungszyklus<br />
durchläuft zwei Vermehrungsphasen. Die geschlechtsreifen<br />
Pärchenegel leben in den Darmgefäßen<br />
der Wasservögel. Diese scheiden mit dem Kot<br />
die Eier der Saugwürmer (Trematoden) ins Gewässer<br />
aus. Aus diesen Eiern schlüpfen Wimpernlarven<br />
(Mirazidien), die in die Zwischenwirte, verschiedene<br />
Wasserschneckenarten, eindringen und ein zweites<br />
Vermehrungsstadium anschließen. So entstehen<br />
letztendlich die Gabelschwanzlarven (Zerkarien), die<br />
direkt wieder in die Wasservögel über die Haut eindringen<br />
und sich dann innerhalb von zwei Wochen zu<br />
geschlechtsreifen Würmern entwickeln. Somit ist der<br />
Kreislauf geschlossen.<br />
(n = 72) vorkommt, wobei die Proben nicht nur aus<br />
Dänemark, sondern auch aus Spanien, Italien, Griechenland,<br />
den USA, Afrika und Asien stammten<br />
(Enemark et al. 2002). Für Deutschland liegen bezüglich<br />
der Häufigkeitsverteilung der einzelnen Subtypen<br />
keine Daten vor. Daher lässt sich die Frage, ob<br />
bei den Kryptosporidiosen in der Region Vaihingen<br />
ein epidemiologischer Zusammenhang besteht, noch<br />
nicht abschließend beantworten. Mit der jetzt etablierten<br />
Methode ist eine Differenzierung in sechs<br />
Subtypen möglich. Zur Verbesserung der Infektketten-Verfolgung<br />
wird an einer weiteren Subtypisierung<br />
gearbeitet.<br />
Bei der Suche nach einem Endwirt reagieren Zerkarien<br />
auf Turbulenzen im Wasser, plötzliche Beschattung<br />
und Temperaturdifferenzen sowie auf verschiedene<br />
Körperfette wie Cholesterol und Ceramid. Da<br />
Mensch und Wasservogel alle drei Bedingungen der<br />
Wirtsfindung erfüllen und beide oft dasselbe Gewässer<br />
benutzen, kommt es zur folgenreichen Verwechslung.<br />
Während sich die Zerkarien in ihrem natürlichen<br />
Endwirt bis zur Geschlechtsreife entwickeln<br />
können, werden sie im Fehlwirt Mensch bereits beim<br />
Eindringen durch die Haut von dessen Immunsystem<br />
attackiert. Es kommt durch Entzündungsreaktionen<br />
zum typischen Erscheinungsbild der Badedermatitis.<br />
Prinzipiell besteht die Möglichkeit, über Maßnahmen<br />
gegenüber den Endwirten, den Zwischenwirten oder<br />
durch die Bekämpfung der Zerkarien dem Problem<br />
entgegenzutreten. Versuche, die Schneckenpopulation<br />
und damit die Zwischenwirtspopulation zu mindern,<br />
um die Durchseuchungsrate der Endwirte zu<br />
reduzieren, ist mehrfach gescheitert, zuletzt bei Projekten<br />
am Lac d´Annecy (Frankreich).<br />
Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener<br />
Einrichtungen (Gesundheitsamt Konstanz, Limnologisches<br />
Institut der Universität Konstanz, Institut<br />
für Seenforschung Langenargen, Landesgesundheitsamt<br />
(LGA), Max Planck Forschungsstelle für<br />
Ornithologie sowie Abteilung Parasitologie der Universität<br />
Erlangen) wurde versucht, Lösungen zur<br />
Bekämpfung der Badedermatitis zu erarbeiten.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Epidemiologische Erhebungen zur<br />
Badedermatitis: Zerkarienfunde und<br />
Befallsmeldungen<br />
Durch die Befragung mit standardisierten Fragebogen<br />
durch das Gesundheitsamt Konstanz konnten<br />
während der Badesaison 2004 die meisten Badedermatitisfälle<br />
in der Zeit vom 23. Juli bis 24. August<br />
verzeichnet werden. Insgesamt war das Auftreten<br />
der Badedermatitis gegenüber 2003 jedoch wesentlich<br />
geringer. Doch aufgrund der unterschiedlichen<br />
Wetterverhältnisse der Jahre 2003 und 2004 sind nur<br />
bedingt Vergleiche anzustellen. Während des Jahrhundertsommers<br />
2003 kam es zu einem massenhaften<br />
Auftreten der Badedermatitis bereits Mitte Juni<br />
bis Mitte Juli. Der Sommer 2004 begann mit vielen<br />
kühlen und regnerischen Tagen, an denen kein Badegast<br />
am See zu erwarten war. Erst ab Mitte Juli<br />
wurden die Tage wärmer. Daraus ist ersichtlich, wie<br />
abhängig das zeitliche Auftreten der Badedermatitis<br />
und ihre Intensität von den klimatischen Bedingungen<br />
ist. Ebenso spielt die Zwischenwirtspopulation<br />
eine bedeutende Rolle. So gingen dieses Jahr zahlreiche<br />
Dermatitismeldungen von Stellen ein, die eine<br />
sehr hohe Schneckendichte und eine Trichobilharzia<br />
Prävalenz von bis zu 25 % aufwiesen.<br />
Schneckenverteilung und Trichobilharzia-Befall<br />
Wie bereits im Vorjahr wurden umfangreiche Schneckenaufsammlungen<br />
durch das Limnologische Institut<br />
der Universität Konstanz durchgeführt, um die<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Schneckenverteilung und deren<br />
Befallshöhe mit Trichobilharzia<br />
zu erfassen. Dabei<br />
wurden gezielt nur Schnecken<br />
der Familie Lymnaeidae<br />
(Radix spp., Lymnea stagnalis,<br />
Stagnicola spp.) gesammelt,<br />
da sich bei der Probenahme<br />
2003 weitere<br />
Schnecken-Arten als zerkarienfrei<br />
erwiesen haben. Zu<br />
Beginn der Untersuchungen<br />
im Juni waren die flachen<br />
Tiefenstufen bis 1 m Wassertiefe<br />
nahezu schneckenfrei.<br />
In ca. 2 m Tiefe fanden<br />
sich durchschnittlich ca. 25<br />
Individuen und erst in tieferen<br />
Gebieten (4 m und 8 m)<br />
konnten zahlreiche Schnecken<br />
gesammelt werden<br />
(durchschnittlich ca. 200).<br />
Diese Verteilung änderte sich<br />
im Laufe des Sommers, wobei die Flachwasserbereiche<br />
verstärkt besiedelt wurden. Die Befallsrate der<br />
Schnecken mit Trichobilharzia lag wie bereits im<br />
Vorjahr auf sehr geringem Niveau zwischen 0,11 %<br />
und 0,37 %.<br />
Bestimmung des Artenspektrums der<br />
Endwirte am Bodensee<br />
Um das Wirtsspektrum der Endwirte festlegen zu<br />
können, wurden von der Max Planck Forschungsstelle<br />
für Ornithologie Vogelkotproben der unterschiedlichsten<br />
Wasservögel eingesammelt und anschließend<br />
im LGA auf das Vorhandensein von Parasiteneiern<br />
untersucht. Diese Untersuchungen führten jedoch<br />
zu keinen aussagekräftigen Ergebnissen, da<br />
trotz hohem Anteil von Stockentenkot, die bekanntermaßen<br />
Endwirte von T. franki sind (Müller und Kimmig<br />
1994), kein Nachweis von Trematodeneiern gelang.<br />
Es ist zu vermuten, dass die Ei-Ausscheidung<br />
so gering war, dass sie trotz etablierter Untersuchungsmethoden<br />
unter der Nachweisgrenze lag.<br />
Bestimmung der am Bodensee<br />
vorkommenden Trichobilharzia-Arten<br />
Bereits im Jahr 2003 wurde aufgrund der identifizierten<br />
Zwischenwirtsschnecken angenommen, dass es<br />
sich bei dem Erreger der Badedermatitis um die von<br />
Müller und Kimmig (1994) entdeckte Art T. franki<br />
handelte. Eine definitive Aussage ließ sich bisher<br />
jedoch nicht treffen, da eine Artbestimmung bis dato<br />
nur anhand der Morphologie der Adultwürmer mög-<br />
31<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
32 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
lich war, was eine experimentelle Infektion von Enten<br />
voraussetzte. Die Zerkarien von Trichobilharzia-<br />
Arten lassen sich morphologisch nicht unterscheiden.<br />
Mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden<br />
(Polymerasekettenreaktion, Sequenzierung), die im<br />
LGA entwickelt wurden, gelang es dann jedoch, eine<br />
Artbestimmung an Zerkarien vorzunehmen. Damit<br />
ließ sich nachweisen, dass die Trichobilharzia-infizierten<br />
Schnecken vom Bodensee durchweg Trichobilharzia<br />
franki beherbergten.<br />
Entwicklung von Repellentien<br />
An der Universität Erlangen wurden verschiedene<br />
Creme-Formulierungen mit bereits zugelassenen<br />
Wirkstoffen auf ihre Wirksamkeit gegen den Zerkarienbefall<br />
untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass<br />
die Quallen und Sonnenschutz für Kinder LSF 30 der<br />
Firma Canea Pharma GmbH einen Schutz gegen<br />
Zerkarien aufweist. Diese Austestung fand bislang<br />
jedoch nur an T. ocellata statt, es ist aber aufgrund<br />
der engen Verwandtschaft auch von einer Wirksamkeit<br />
gegen T. franki auszugehen. Der Infektionszyklus<br />
dieser Art konnte an der Universität Erlangen<br />
etabliert werden; die Prüfung des Präparates hin-<br />
Molekulare Epidemiologie von Norovirus-Gruppenerkrankungen<br />
in Baden-Württemberg 2001-2004<br />
Rainer Oehme, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />
Noroviren gehören zu den häufigsten Erregern von<br />
Durchfallerkrankungen. Sie sind durch Lebensmittel<br />
oder von Person zu Person übertragbar und verursachen<br />
oft Erkrankungshäufungen in medizinischen<br />
Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen.<br />
Mittels molekularbiologischer Methoden<br />
können Infektionsquellen aufgedeckt und Infektketten<br />
verfolgt werden.<br />
Noroviren sind häufige Erreger von<br />
infektiöser Gastroenteritis<br />
Noroviren (früher Norwalk-like Viren) sind die Hauptursache<br />
für nicht-bakterielle Gastroenteritiden in industrialisierten<br />
Ländern. Sie gehören zur Familie der<br />
Caliciviren und wurden früher unter dem Begriff der<br />
„small-round-structured viruses“ zusammengefasst.<br />
Diese viralen Gastroenteritiden sind lange stiefmütterlich<br />
behandelt worden, da ihr mikrobiologischer<br />
Nachweis relativ schwierig war – die Viren lassen<br />
sich bis heute für die Routinediagnostik nicht anzüch-<br />
sichtlich seiner Wirksamkeit gegen T. franki wird<br />
demnächst erfolgen.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Trotz der geringen Befallsrate von Schnecken mit<br />
Trichobilharzia und trotz der negativen Kotuntersuchungen<br />
der Wasservögel kommt es immer wieder<br />
zu Badedermatitisfällen. Diese fallen zwar von Jahr<br />
zu Jahr unterschiedlich stark aus, die Erfahrung der<br />
letzten Jahre weist jedoch auf eine insgesamt zunehmende<br />
Problematik hin. Dieses Projekt hat eine Methode<br />
gezeigt, wie man sich als Badender vor einer<br />
Attacke der Zerkarien schützen kann. Es liegen aber<br />
bis jetzt noch keine Ergebnisse zur Dezimierung der<br />
Erreger selbst vor. Eine sicher zu empfehlende Maßnahme<br />
ist das Verhängen eines Fütterungsverbotes<br />
von Wasservögeln, da diese dann die von Menschen<br />
genutzten Gewässer weniger stark besiedeln. Inwieweit<br />
durch ökologische Maßnahmen die Zwischenwirtsschnecken<br />
reduziert werden können, ist bisher<br />
noch unklar. Generell wird zur Eindämmung des<br />
Problems jedoch nicht nur eine einzige Maßnahme<br />
ausreichend sein. Es müssen vielmehr antiparasitäre<br />
und ökologische Methoden ineinander greifen.<br />
ten. Inzwischen stehen jedoch Immunoassays und<br />
PCR-Methoden zum Nachweis zur Verfügung, so<br />
dass eine Routinediagnostik in vielen Labors durchgeführt<br />
werden kann. Eine erste große Norovirus-<br />
Erkrankungswelle wurde im Winter 2002/03 beobachtet,<br />
mit einer enormen Anzahl von Krankheitsausbrüchen<br />
und Einzelerkrankungen weltweit. Im Dezember<br />
2004 wurde erneut ein starker Anstieg an<br />
Erkrankungsfällen registriert (zweite Abbildung).<br />
Sequenzierung zum Infektkettennachweis<br />
Seit dem Beginn der aktiven Surveillance von Gruppenerkrankungen<br />
im Landesgesundheitsamt (LGA)<br />
im Jahr 1999 wurden 845 Ausbrüche registriert und<br />
untersucht. Bei 358 Ausbrüchen (42 %) waren Noroviren<br />
die Ursache der Erkrankungen. Im Jahr 2004<br />
wurden mehr als 300 Proben aus fast 200 Gruppenerkrankungen<br />
der Jahre 2001-2004 sequenziert.<br />
Hierbei wird ein Teil der spezifischen Erbinformation<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Cluster 1<br />
Cluster 2<br />
Cluster 3<br />
Cluster 4<br />
Cluster 5<br />
Cluster 6<br />
Cluster 7<br />
Cluster 8<br />
Cluster 9<br />
Cluster 10<br />
Cluster 11<br />
33<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
34 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Norovirus-Meldungen (Baden-Württemberg) Jan 2001 - Dez 2004 nach Kalenderwoche<br />
des Virus entschlüsselt und mit entsprechenden Bereichen<br />
anderer Virusisolate verglichen. Die Darstellung<br />
der so gewonnenen Informationen erfolgt dann<br />
mittels sogenannter Stammbäume (erste Abbildung).<br />
Anhand solcher Stammbäume lassen sich Verwandtschaftsverhältnisse<br />
der Virenisolate untereinander<br />
und Veränderungen über die Zeit hinweg feststellen.<br />
Teile dieser Untersuchung wurden im Rahmen eines<br />
Forschunsgprojektes der Landesstiftung Baden-<br />
Württemberg durchgeführt. Die Stammbaum-Untersuchung<br />
aller sequenzierten Virus-Isolate zeigte, dass<br />
die Genogruppe 2 (GGII) mit über 95 % dominierte.<br />
Die Sequenzierung von Norovirusisolaten wird neben<br />
der Stammbaumanalyse v. a. dazu verwendet,<br />
Infektionsketten zu verfolgen. Sie dient also dazu, die<br />
Identität zwischen verschiedenen Norovirusisolaten<br />
(z. B. von Küchenpersonal und erkrankten Personen)<br />
nachzuweisen oder auszuschließen. Im Rahmen des<br />
oben genannten Forschungsprojektes wurde beim<br />
Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA)<br />
Stuttgart der Nachweis von Norovirus aus Lebensmittelproben<br />
etabliert. Inzwischen konnte so auch bei<br />
zwei Gruppenerkrankungen der ursächliche Zusammenhang<br />
zwischen dem Konsum von Noroviruskontaminierten<br />
Lebensmitteln und der Erkrankung<br />
von Personen nachgewiesen werden.<br />
Aufgrund der geringen Infektionsdosis und der hohen<br />
Infektiosität kommt den Hygienemaßnahmen bei<br />
Verdacht auf eine Norovirusinfektion besondere Bedeutung<br />
zu. Als Verbreitungsweg der Noroviren sind<br />
fäkal-orale Kontakt- bzw. Schmierinfektionen und<br />
Übertragungen durch kontaminierte Lebensmittel oder<br />
verunreinigtes Wasser beschrieben.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Monitoring von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />
Gerda Klittich, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />
Die Anwendung von Antibiotika in der Human- und<br />
Veterinärmedizin hatte in den letzten 50 Jahren vielen<br />
schweren Erkrankungen den Schrecken genommen.<br />
Diesen positiven Erfahrungen steht jedoch auch<br />
eine negative und bedenkenswerte Entwicklung gegenüber:<br />
die zunehmende Auslese und Ausbreitung<br />
resistenter Keime, die auf eine Antibiotikabehandlung<br />
nicht mehr ansprechen.<br />
Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen<br />
– ein ernst zu nehmendes Problem<br />
Antibiotikaanwendungen in der Human- und Tiermedizin<br />
sowie Resistenzentwicklung folgen mikrobiologisch<br />
und epidemiologisch erklärbaren Gesetzmäßigkeiten.<br />
Anwendungen in der Humanmedizin, der Veterinärmedizin<br />
und der Landwirtschaft leisten ihren Beitrag<br />
zur Resistenzausbreitung. Antibiotikaresistenzen bei<br />
Salmonellen sind auch deswegen besonders problematisch,<br />
weil Salmonellen zu den häufigsten Erregern<br />
lebensmittelbedingter Infektionen gehören. Geflügelfleisch<br />
und Geflügelfleischprodukte sind eine der Hauptinfektionsquellen<br />
der Erkrankung. Die bestehenden<br />
Rechtsvorschriften zur Lebensmittelhygiene und Kontrolle<br />
von Zoonosen (Erreger, die vom Tier auf den<br />
Menschen übertragen werden) umfassen eine Reihe<br />
von Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung der<br />
Verseuchung von Nahrungsmitteln mit Salmonellen.<br />
Eines der Hauptziele ist es, die Durchseuchung der<br />
verschiedenen Tierpopulationen (z. B. Legehennen,<br />
Mastgeflügel, Puten und Schlachtschweine) mit Salmonellen<br />
zu vermindern. Die Verwendung von Antibiotika<br />
gegen Salmonellen ist ein Beispiel für mögliche<br />
Bekämpfungsmethoden. Über einen solchen Einsatz<br />
können Resistenzen entstehen und letztendlich beim<br />
Verbraucher ankommen. Antibiotikaresistenzen bei<br />
Salmonellen und anderen Bakterien stellen ein zuneh-<br />
Einfach- und Mehrfachresistenzen aller getesten Salmonellenstämme<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
mendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.<br />
Die Folgen einer Resistenz gegenüber bestimmten<br />
Antibiotika, insbesondere Fluorchinolonen und Cephalosporinen,<br />
sind besonders gravierend. Diese<br />
Antibiotika haben eine große Bedeutung für die Therapie<br />
von systemischen bakteriellen Infektionen beim<br />
Menschen.<br />
Fast ein Drittel aller untersuchten<br />
Stämme zeigen Antibiotikaresistenzen<br />
Um einen besseren Überblick über die Entwicklung<br />
von Antibiotikaresistenzen bei Salmonellen zu bekommen,<br />
wurden im Jahr 2004 alle serotypisierten<br />
Salmonellen-Isolate unter Anwendung des Agardiffusionstests<br />
auf ihre Resistenz gegenüber folgenden<br />
antimikrobiell wirksamen Substanzen geprüft:<br />
Ampicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Cefotaxim,<br />
Cefuroxim, Chloramphenicol, Gentamicin, Kanamycin,<br />
Nalidixinsäure, Ofloxacin, Streptomycin, Sulfonamid,<br />
Sulfamethoxazol/Trimethoprim, Tetracyclin und<br />
Trimethoprim.<br />
Bei den untersuchten Stämmen handelte es sich um<br />
Patientenisolate, sowie Stämme aus Lebensmitteln<br />
und Stämme tierischen Ursprungs, die vom CVUA<br />
Stuttgart im Rahmen einer Kooperation überlassen<br />
wurden.<br />
Von 986 getesteten Salmonellenisolaten waren 699<br />
(71 %) sensibel gegenüber allen getesteten Antibiotika<br />
und 287 Isolate (29 %) zeigten Antibiotikaresistenzen<br />
in unterschiedlichem Ausmaß. Dabei waren<br />
169 Isolate multiresistent (17 %), 98 Isolate (10 %)<br />
zeigten eine Einfachresistenz und 20 (2 %) eine<br />
Zweifachresistenz (erste Tabelle). Auffallend ist die<br />
hohe Multiresistenzrate bei S. Typhimurium, die<br />
35<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
36 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Resistenz verschiedener Salmonellen-Serovare gegen einzelne Antibiotika<br />
Resistenzraten aller Salmonellen-Serovare gegen verschiedene Antibiotika<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
vorwiegend auf den Lysotyp DT 104 zurückzuführen<br />
ist. S. Typhimurium wird häufig aus Schwein und Rind<br />
isoliert und ist für ungefähr ein Fünftel aller Salmonellenerkrankungen<br />
beim Menschen verantwortlich.<br />
Aber auch bei dem häufigsten Salmonellen Serovar<br />
– Salmonella Enteritidis – sind inzwischen Multiresistenzen<br />
zu beobachten, wenn auch in weitaus geringerem<br />
Maße (2 %, siehe erste Tabelle). Die Resistenzen<br />
verschiedener Serovare gegen die einzelnen<br />
Antibiotika sind in der zweiten Tabelle dargestellt.<br />
Neben den bekannten hohen Resistenzraten gegen<br />
Sulfonamide, Tetracycline und Penicilline wurden<br />
erstmals auch Resistenzen gegen Cephalosporine<br />
der zweiten und dritten Generation nachgewiesen.<br />
Fluorchinoloneresistenzen waren noch nicht nachzuweisen.<br />
Da sich der Test auf Nalidixinsäureresis-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
tenz in einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung<br />
(BfR) aber als guter Frühindikator für eine<br />
beginnende Fluorochinolonresistenz erwiesen hat,<br />
sind die hier nachgewiesenen Nalixidinsäureresistenzen<br />
als Warnhinweis zu sehen. Da sowohl Cephalosporine<br />
als auch Fluorchinolone eine große Bedeutung<br />
in der Behandlung von Infektionskrankheiten<br />
beim Menschen besitzen, ist diese Entwicklung<br />
besonders kritisch zu beobachten (siehe Abbildung).<br />
Die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen ist eine<br />
vielschichtige Aufgabe, die Tier- und Humanmediziner<br />
gleichermaßen fordert. Das Erfassen und <strong>Beobachten</strong><br />
der Resistenzentwicklung ist ein wichtiger<br />
Beitrag zum gesundheitlichenVerbraucherschutz.<br />
Hierdurch können Trends bei den Resistenzentwicklungen<br />
frühzeitig erkannt werden.<br />
Sanierung von Hausinstallationen bei Legionellenbefall<br />
Jens Fleischer, Ref. 93<br />
Nach Hochrechnung mehrerer nationaler und internationaler<br />
Studien ist in Deutschland schätzungsweise<br />
mit 6 000-10 000 Legionella-Pneumonien pro Jahr zu<br />
rechnen. Bei etwa 1-5 % der in Krankenhäusern<br />
behandelten Pneumonien wird eine Legionellose diagnostiziert<br />
(Quelle RKI). Mit der Umsetzung der neuen<br />
Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) im Jahre<br />
2003 sind im Rahmen der amtlichen Trinkwasseruntersuchung<br />
von Wasserversorgungssystemen auch<br />
verstärkt Hausinstallationen, vornehmlich öffentlicher<br />
Gebäude wie z. B. Schulen, Kindergärten, Alten- und<br />
Pflegeheime sowie von Krankenhäusern mit in die<br />
Überwachung aufgenommen worden. Die in der<br />
TrinkwV vorgesehenen periodischen Untersuchungen<br />
auf das Vorhandensein von Legionella-Species<br />
in den o. g. öffentlichen Einrichtungen werden auch in<br />
Baden-Württemberg entsprechend den Ausführungshinweisen<br />
zur Trinkwasserverordnung des Ministeriums<br />
für Ernährung und Ländlichen Raum durchgeführt.<br />
Sanierung ja, aber mit welchen<br />
Verfahren?<br />
Positivraten von bis zu 50 % in erwärmtem Trinkwasser<br />
(siehe Untersuchungszahlen des Landesgesundheitsamtes<br />
[LGA] im Anhang 2) verdeutlichen die<br />
Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen, sowohl<br />
als Akut- wie auch in Form langfristig wirksamer<br />
Maßnahmen. Diese Notwendigkeit spiegelt sich ebenso<br />
in der gestiegenen Zahl der Anfragen zu geeigneten<br />
Sanierungsmaßnahmen und Techniken durch<br />
die Gesundheitsämter und die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen<br />
wider. Als Hauptproblematik<br />
werden von Betreiberseite fast immer das Fehlen<br />
eines generellen Maßnahmenkatalogs oder fehlende<br />
Ansprechpartner sowie die bei der Sanierung<br />
anfallenden hohen Personal- und Sachkosten genannt.<br />
Während beim Neubau von Warmwasserversorgungsanlagen<br />
im Vorfeld eine Legionellenkontamination<br />
des Systems oftmals vermieden werden kann,<br />
(Anwendung des DVGW Arbeitsblatt W551 vom April<br />
2004) sind es oft alte, mehrfach umgebaute und<br />
erweiterte Systeme, die hinsichtlich einer Sanierung<br />
große Probleme bereiten. Wenn es sich bei diesen<br />
Gebäuden dann noch um Einrichtungen handelt,<br />
welche besonders gefährdete Personen (Personen<br />
>65 Jahre, Raucher, immunsupprimierte Personen,<br />
chronisch Kranke Menschen) beherbergen, dann<br />
werden schnell Sofortmaßnahmen notwendig, für<br />
deren sinnvolle Planung und Durchführung oft nicht<br />
die notwendige Zeit bleibt. Ergebnis sind dann halbfertige<br />
Lösungen, Wiederverkeimungen des Systems<br />
innerhalb kurzer Zeit durch unsachgemäß durchgeführte<br />
thermische oder chemische Desinfektionsmaßnahmen.<br />
Etwaige bauliche Veränderungen werden<br />
aus finanziellen Gründen oftmals erst gar nicht in<br />
Erwägung gezogen.<br />
Grundsätzlich gibt es jedoch mehrere Möglichkeiten<br />
der Sanierung bzw. Desinfektion, die entweder für<br />
sich oder in Kombination auch sinnvoll angewendet<br />
werden können:<br />
37<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
38 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
• Die Thermische Sanierung beinhaltet in aller Regel<br />
eine Reinigung des Systems (Entschlämmen der<br />
Boiler und Verteilerbalken, Entfernung von Aufwüchsen)<br />
und eine Aufheizung des Systems auf<br />
ca. 60-70 °C, wobei das stark erhitzte Wasser dann<br />
zur Spülung der endständigen Entnahmestellen<br />
verwendet werden sollte.<br />
• Die chemische Sanierung erfolgt ebenfalls nach<br />
vorangegangener Reinigung mittels Zugabe von<br />
meist chlorhaltigen Präparaten. Wichtig hierbei ist<br />
eine Kontrolle der gleichmäßigen Verteilung des<br />
Desinfektionsmittels auch in den Verzweigungen<br />
des Systems und die Überwachung der geeigneten<br />
Einwirkzeit.<br />
• Die technischen Sanierungsmaßnahmen bestehen<br />
in der Regel aus einem Rück- bzw. Umbau der<br />
zentralen Warmwasserversorgung (Boiler, Speicher,<br />
Verteilerbalken, Mischer und Pumpen) in<br />
dezentrale, kleinere Systeme oder z. B. in der<br />
Anwendung einer UV-Desinfektion. Vorteil sind<br />
hierbei die kürzeren Leitungswege, das Vermeiden<br />
von Totleitungen und – nicht zu vergessen – kürzere<br />
und effektivere Aufheizzeiten und Temperaturen.<br />
Eine Dezentralisierung der Warmwasseraufbereitung<br />
ist immer dann zu empfehlen, wenn<br />
große und weitverzweigte Systeme saniert werden<br />
müssen.<br />
Vor- und Nachteile der verschiedenen<br />
Sanierungstechniken<br />
Aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen kann<br />
meist nur zu einer Kombination der o. g. Maßnahmen<br />
geraten werden, zumal es bei der Sanierung von<br />
Warmwasserinstallationen keine wirkliche Patentlösung<br />
gibt.<br />
Eine sinnvolle Einschätzung der Gefährdungslage<br />
und der daraus erforderlich werdenden Maßnahmen<br />
kann häufig nur durch eine Inspektion der Gegebenheiten<br />
vor Ort erfolgen.<br />
Ebenso muss eine Sanierungsmaßnahme an den gemessenen<br />
Legionellenkonzentrationen und an der Art<br />
der Kontamination (lokal oder systemisch) bemessen<br />
werden. Natürlich darf bei all diesen Überlegungen<br />
auch eine Kosten-Nutzen-<strong>Analyse</strong> nicht fehlen.<br />
Das LGA empfiehlt die Einbeziehung der Gesundheitsämter<br />
vor Ort und die Orientierung der Maßnahmen<br />
am derzeit gültigen Arbeitsblatt W551 des<br />
DVGW.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Wie sauber sind Spielplätze in Baden-Württemberg?<br />
Isolde Piechotowski, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />
Immer wieder wird die Infektionsgefährdung durch<br />
Mikroorganismen im Spielsand diskutiert. Im Rahmen<br />
der Spielsand-Studie des Landesgesundheitsamtes<br />
(LGA) sollten Einflussfaktoren auf die hygienische<br />
Beschaffenheit von Spielsand ermittelt werden,<br />
um so allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene<br />
ableiten zu können. Die Untersuchung zeigt,<br />
dass sich keine klaren Aussagen bezüglich möglicher<br />
Einflussfaktoren ableiten lassen. Somit muss<br />
die Ableitung von Empfehlungen zur Spielsandhygiene<br />
weiterhin pragmatisch erfolgen.<br />
Hintergrund<br />
Fragen der Hygiene auf Spielplätzen und insbesondere<br />
die Infektionsgefahr durch Mikroorganismen im<br />
Spielsand sind seit vielen Jahren ein Thema des<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Für die<br />
hygienische Beurteilung von Spielsand gibt es keine<br />
einheitlichen Untersuchungsmethoden oder Bewertungsmaßstäbe.<br />
Zudem stellt die mikrobiologische<br />
Untersuchung nur eine Momentaufnahme der hygienisch-mikrobiologischen<br />
Qualität des Spielsandes<br />
dar. Auch verschiedene Aufbereitungsmaßnahmen<br />
wie thermische Desinfektion oder Reinigung (mechanisch<br />
oder maschinell) können die Keimbelastung<br />
nicht nachhaltig reduzieren. Von vielen Obersten<br />
Landesgesundheitsbehörden wird daher aus rein<br />
pragmatischen Gründen ein jährlicher Sandaustausch<br />
gefordert oder empfohlen.<br />
Im Rahmen der Spielsand-Studie des LGA sollten<br />
mögliche Einflussfaktoren auf die hygienische Beschaffenheit<br />
von Spielsand ermittelt werden, um evtl.<br />
allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene ableiten<br />
zu können.<br />
Studiendesign<br />
Teilnahmebereite Gesundheitsämter in Baden-<br />
Württemberg wurden gebeten, in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />
jeweils auf Spielplätzen öffentlicher sowie<br />
privater Träger Spielsandproben zu entnehmen.<br />
Die Vorgehensweise wurde schriftlich eingehend erläutert,<br />
um eine standardisierte Probenahme zu gewährleisten.<br />
Die Materialien zur Probenahme und die<br />
Fragebögen wurden vom LGA zentral zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Probenahme<br />
Auf öffentlichen Spielplätzen sowie Sandkästen privater<br />
Einrichtungen wurden Spielsandproben aus<br />
10 cm Tiefe von der Mitte und den vier Ecken des<br />
Sandkastens als Mischprobe entnommen. Mit einem<br />
desinfizierten Löffel wurden die Proben in sterile<br />
250 ml Flaschen gefüllt und gekühlt am selben Tag<br />
zum LGA transportiert.<br />
Über ein Probenahmeprotokoll wurden Lage und<br />
Größe, Art des Zugangs, optischer Verschmutzungsgrad<br />
und Art der Verschmutzung sowie Pflege und<br />
Reinigung des Spielplatzes bzw. Sandkastens erfasst.<br />
Untersuchungsmethoden<br />
Die bakteriologische Untersuchung umfasste die<br />
Anzahl der Koloniebildenden Einheiten, KBE (Gesamtkeimzahl),<br />
E. coli, coliforme Keime (nur bei 113<br />
Proben aus dem Jahr 2001) und Fäkalstreptokokken<br />
als Indikatorkeime mit quantitativer Untersuchung.<br />
Salmonellen und Campylobacter (nur bei 113 Proben<br />
aus dem Jahr 2001) sowie Parasiten wurden qualitativ<br />
untersucht. Die Untersuchung auf Parasiten erfolgte<br />
mikroskopisch nach Durchmischung von 1 g<br />
Sand mit MIF-Lösung, Filtration über Gaze, Zufügung<br />
von 1 ml Ethylacetat und anschließender Zentrifugation.<br />
Zur Untersuchung wurde ein Tropfen des<br />
Bodensatzes auf einen Objektträger aufgebracht.<br />
Ergebnisse<br />
Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 148 Spielsandproben<br />
aus 13 Landkreisen untersucht. 104<br />
(71,7 %) Spielplätze lagen in Vororten oder Randlagen,<br />
41 (28,3 %) in dicht besiedelten Gebieten. 93<br />
(62,8 %) Spielplätze waren öffentlich zugänglich, 55<br />
(33 %) befanden sich in Einrichtungen (z. B. Kindergärten)<br />
ohne öffentlichen Zugang.<br />
Die Gesamtkeimzahl lag in einer Probe unter 10 -4 , in<br />
39,2 % der Proben bei 10 -4 bis 9 x 10 -5 und in 60,1 %<br />
der Proben bei 10 -6 bis 9 x 10 -7 . E. coli konnte in<br />
40,5 % der Proben nachgewiesen werden, Coliforme<br />
in 41,6 % und Fäkalstreptokokken in 74,3 %. Die gute<br />
Korrelation der Fäkalindikatoren untereinander zeigt<br />
die Abbildung.<br />
39<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
40 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Campylobacter wurden in 7,1 % der untersuchten<br />
Proben (N = 113) nachgewiesen, Salmonellen waren<br />
nicht nachweisbar.<br />
Parasiten wurden in insgesamt 38 Proben nachgewiesen.<br />
Dabei handelte es sich in 16 Fällen um<br />
Toxocara spezies, in drei Fällen um Capilaria spezies,<br />
in den anderen Fällen um nicht humanpathogene<br />
Parasiten wie Milben und sonstige Nematoden.<br />
Zur Untersuchung der Assoziation mit möglichen<br />
Einflussfaktoren wurden die Parameter KBE, E. coli,<br />
humanpathogene Parasiten und Campylobacter herangezogen.<br />
Die Einflussfaktoren wurden begrenzt<br />
auf diejenigen, die aufgrund ihrer Verteilung sowie<br />
aufgrund theoretischer Überlegungen als wesentlich<br />
erschienen. Die Auswertung ergab eine signifikante<br />
positive Assoziation zwischen sichtbarer pflanzlicher<br />
bzw. organischer Verschmutzung und der Gesamtkeimzahl<br />
(OR = 3,5; 95 % Konfidenzintervall: 1,35-<br />
8,78). Regelmäßige Pflege bzw. Reinigung des Spielsandes<br />
war entgegen der Erwartung mit höheren<br />
Gesamtkeimzahlen assoziiert (OR = 5,1; 95 % Konfidenzintervall:<br />
1,27-20,52). Für die anderen Parameterkombinationen<br />
ergaben sich keine signifikanten<br />
Assoziationen und auch keine klare Richtung eines<br />
möglichen Zusammenhangs.<br />
Bewertung und Schussfolgerung<br />
Vielfältige Eintragspfade aus der Umwelt führen dazu,<br />
dass Spielsand in vielen Fällen mit Mikroorganismen<br />
belastet ist, die ein potentielles Infektionsrisiko für<br />
spielende Kinder darstellen können. Die Ergebnisse<br />
der vorliegenden Untersuchung, wonach bei ca. 40 %<br />
der Proben ein Hinweis auf fäkale Verunreinigungen<br />
besteht, bestätigen weitgehend die Untersuchungen<br />
anderer Arbeitsgruppen. Dennoch wird das Infektionsrisiko<br />
durch bakteriell kontaminierten Spielsand<br />
insgesamt als eher gering eingeschätzt.<br />
Die systematische Betrachtung möglicher Einflussfaktoren<br />
erwies sich als problematisch. Ein wesentlicher<br />
Faktor dabei ist die Schwierigkeit der standardisierten<br />
Erfassung der Einflussfaktoren sowie die<br />
große Anzahl potentieller Einflussfaktoren. Vor diesem<br />
Hintergrund müssen die Ergebnisse der Zusammenhangsanalysen<br />
vorsichtig interpretiert werden.<br />
Da sich aus der Untersuchung keine klaren Aussagen<br />
bezüglich möglicher Einflussfaktoren ableiten<br />
lassen, erfolgt die Ableitung von Empfehlungen zur<br />
Spielsandhygiene weiterhin pragmatisch.<br />
Zur Pflege des Sandes sollten folgende Punkte beachtet<br />
werden:<br />
Nachweis von Fäkalindikatoren in Spielsandproben<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
• Zulauf von Hunden und Katzen unterbinden (Einzäunung)<br />
• Sandkästen in Einrichtungen über Nacht bzw.<br />
Wochenende abdecken<br />
• Regelmäßig visuelle Kontrolle und mechanische<br />
Grobreinigung, Entfernung von Fremdkörpern und<br />
organischen Verunreinigungen<br />
• Regelmäßiger Sandaustausch pro Spielplatzsaison<br />
scheint nicht unbedingt erforderlich.<br />
Q-Fieber-Epidemie in Esslingen<br />
Peter Kimmig, Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />
Im Januar 2004 wurden dem Gesundheitsamt Esslingen<br />
zwei Fälle einer durch Q-Fieber verursachten<br />
atypischen Pneumonie gemeldet. Recherchen beim<br />
Veterinäramt ergaben, dass im betroffenen Landkreis<br />
in einer Ziegenherde vermehrt Q-Fieberinfektionen<br />
aufgetreten waren. Beide Patienten hatten<br />
direkten bzw. indirekten Kontakt mit dieser Ziegenherde.<br />
Im weiteren Verlauf traten weitere 51 Fälle auf.<br />
In Abstimmung mit dem Landesgesundheitsamt (LGA)<br />
und dem Veterinäramt Esslingen wurden Maßnahmen<br />
zum weiteren Vorgehen bei dieser Q-Fieber-<br />
Epidemie getroffen. Schwerpunkte hierbei lagen zum<br />
Einen in der Ermittlung weiterer Q-Fieberinfektionen,<br />
v. a. bei Risikopatienten wie Schwangeren und Patienten<br />
mit Herzfehlern, zum Anderen bei der Behandlung<br />
der infizierter Tiere und der Entsorgung des hoch<br />
infektiösen Stallmistes.<br />
Hintergrund<br />
Q-Fieber, eine bakterielle Infektion, die durch Coxiella<br />
burnetii verursacht wird, kann zu fiebrigen Allgemeininfektionen<br />
und Pneumonien führen. Der wichtigste<br />
Infektionsweg dieser Erkrankung führt über<br />
infizierte Tiere. Die Infektion der Tiere erfolgt über die<br />
Schafzecke Dermacentor, die für Coxiellen den Reservoirwirt<br />
darstellt. Coxiellen-Infektionen verursachen<br />
v. a. bei Schafen, Ziegen und Rindern Genitalinfektionen,<br />
die zu vermehrten Aborten bei trächtigen<br />
Tieren führen. Die Fruchthäute und die -Flüssigkeit<br />
des Abortmaterials, aber auch Geburtsprodukte lebend<br />
geborener Lämmer enthalten dann massenhaft<br />
Coxiellen, die nach Eintrocknen zu einer aerogenen<br />
Verbreitung führen können. Bei Wind können dabei<br />
die eingetrockneten Coxiellen-Stadien über mehrere<br />
Kilometer weit verfrachtet werden. Bei der indirekten<br />
Übertragung kann auch mit Coxiellen kontaminierte<br />
Kleidung eine Rolle spielen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Die mikrobiologische Untersuchung des Spielsandes<br />
kann nicht als Basis für Empfehlungen zur Sandpflege<br />
herangezogen werden.<br />
Das aktualisierte Merkblatt zur hygienischen Beurteilung<br />
von Spielsand kann unter www. gesundheitsamt-bw.de<br />
und weiter unter Service, Fachpublikationen<br />
& Software, Hygiene & Infektionsschutz abgerufen<br />
werden.<br />
Ausbruchsgeschehen<br />
Im Januar 2004 wurden dem Landkreis Esslingen<br />
zwei Fälle einer durch Q-Fieber verursachten atypischen<br />
Pneumonie gemeldet. Nach dem Auftreten<br />
weiterer Fälle konnte über intensive Befragungen der<br />
Betroffenenen durch das Gesundheitsamt Esslingen<br />
der Ausgangsherd der Infektionen ermittelt werden.<br />
Dabei handelte es sich um eine Ziegenherde, die in<br />
einem provisorischen Stall am Rande der betroffenen<br />
Gemeinde untergebracht war. Veterinärmedizinsche<br />
Untersuchungen ergaben, dass ein Großteil der<br />
Tiere eine Coxiellen-Infektion durchgemacht hatte.<br />
Mehrere Mutterschafe lammten im betroffenen Zeitraum<br />
ab. Man konnte daher von einer hohen Coxiellen-Belastung<br />
des Stallmistes ausgehen. Auffällig<br />
war, dass eine große Anzahl von Q-Fieberinfektionen<br />
ohne einen direkten Kontakt zu den infizierten Tieren<br />
auftrat. Weitere Recherchen ergaben, dass es zu<br />
indirekten Übertragungen, zum Einen durch eine<br />
mögliche Windverfrachtung von Coxiellen aus dem<br />
betroffenen Ziegenstall und zum Anderen über die<br />
kontaminierte Kleidung des Ziegenbesitzers gekommen<br />
ist.<br />
In einer ad hoc-Besprechung, an der Vertreter des<br />
Gesundheitsamtes Esslingen, des LGA und des Veterinäramtes<br />
Esslingen teilnahmen, wurden die von<br />
medizinischer und veterinärmedizinischer Seite erforderlichen<br />
Maßnahmen festgelegt:<br />
• Da die Q-Fieber-Infektion, auch bei asymptomatischen<br />
Verlauf, v. a. für Schwangere und Patienten<br />
mit Herzfehlern eine Gefährdung darstellt, wurden<br />
mittels eines Rundschreibens Gynäkologen und<br />
Internisten in den betroffenen Teilgemeinden dazu<br />
aufgefordert Seren dieser Risikogruppen an das<br />
LGA zur Untersuchung auf Coxiellen-Antikörper<br />
einzusenden.<br />
41<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
42 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
• Die Tiere des Infektionsherdes wurden zunächst<br />
mit Tetrazyklinen therapiert. Zur Abtötung von Schafzecken<br />
erfolgte eine Behandlung mit Tylosin. Der<br />
Tierbesitzer erhielt Auflagen zur Vermeidung der<br />
“Verschleppung” von Coxiellen aus dem Stall.<br />
• In Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim,<br />
Institut für Umwelt- und Tierhygiene wurde durch<br />
das Veterinärmamt Esslingen die Vorgehensweise<br />
zur Desinfektion und Entsorgung des mit Coxiellen<br />
belasteten Mistes festgelegt.<br />
Fazit<br />
Die aufgetretene Epidemie zeigt die Relevanz von Q-<br />
Fieberinfektionen speziell in Regionen mit Ziegen-<br />
Sommergrippenstudie: Untersuchungen zur Relevanz zeckenübertragener<br />
Infektionen<br />
Peter Kimmig, Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />
Die Relevanz zeckenübertragener Infektionen in Baden-Württemberg<br />
ist durch die epidemiologischen<br />
Untersuchungen im Landesgesundheitsamt (LGA)<br />
bisher v. a. für die Erreger der FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)<br />
und der Lyme-Borreliose aufgezeigt<br />
worden.<br />
Untersuchungen an Zecken, die im LGA seit Jahren<br />
durchgeführt werden, zeigen jedoch, dass noch andere<br />
Krankheitserreger aufgrund ihres Vorkommens<br />
in Zecken eine Rolle für humane Infektionen spielen<br />
könnten. Im Jahre 2004 wurden daher Seren von<br />
Patienten, die nach einem Zeckenstich ein sommergrippenartiges<br />
Krankheitsbild entwickelten, von niedergelassenen<br />
Ärzten im Rahmen einer Studie an<br />
das LGA zur Untersuchung eingesandt. Die Differentialdiagnostik<br />
beinhaltet neben der Untersuchung auf<br />
FSME und Borreliose im LGA eine weiterführende<br />
Diagnostik auf noch andere Erreger. Diese Untersuchungen<br />
werden im Laufe des Jahres 2005 am<br />
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München<br />
und am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und<br />
Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführt.<br />
Untersuchungen von Zecken auf verschiedene Krankheitserreger,<br />
die vom LGA seit Jahren vorgenommen<br />
werden, haben ergeben, dass neben den bekannten<br />
Mikroorganismen – FSME-Viren, Borrelien und Coxiellen<br />
(Q-Fieber) – noch weitere Erreger in Zecken<br />
nachzuweisen sind. Es handelt sich um Anaplasmen,<br />
die in den USA als Verursacher der sog. Ehrlichiose<br />
gut bekannt sind, um Rickettsien (Fleckfiebererreger),<br />
verschiedene Viren, darunter das im Neckartal<br />
bzw. Schafzucht auf. Aufgrund der hohen Umweltstabilität<br />
des Erregers und der Möglichkeit der Windverfrachtung<br />
ist beim Auftreten von epidemieartig<br />
auftretenden atypischen Pneumonien stets das Q-<br />
Fieber differentialdiagnostisch mit in Betracht zu ziehen.<br />
Das dargestellte Ausbruchsgeschehen und die anschließende<br />
Vorgehensweise zeigt, das eine gute<br />
und enge Zusammenarbeit zwischen Behörden sowie<br />
Humanmedizinischen und Veterinärmedizinischen<br />
Einrichtungen unbedingt erforderlich ist, um<br />
ein schnelles und effektives Einschreiten bei Auftreten<br />
von Q-Fieberepidemien zu ermöglichen. Im beschrieben<br />
Fall führte die beispielhafte Kooperation zu<br />
einer raschen Aufklärung und Beendigung der Q-<br />
Fieberepidemie.<br />
vorkommende sog. Eyachvirus, ein Verwandter des<br />
Colorado-Zeckenstichfieber-Virus sowie um Babesien,<br />
einzellige Parasiten, die Malaria-ähnliche Krankheitsbilder<br />
verursachen können.<br />
In Mitteleuropa sind die FSME, die Lyme-Borreliose<br />
und das Q-Fieber “anerkannte” zeckenübertragene<br />
Infektionen. Ob auch die übrigen o. g. Erreger Erkrankungen<br />
verursachen können, ist bisher unklar. Es<br />
wird indessen jedoch vermutet, dass sich auch bei<br />
diesen eine systemische Infektion im Menschen entwickeln<br />
kann, bei der eine Phase durchlaufen wird, in<br />
der die Erreger im Blut zirkulieren. Dabei ist davon<br />
auszugehen, dass es unabhängig vom Erreger zu<br />
einem Sommergrippen-artigen Krankheitsbild mit Fieber,<br />
Kopf-und Gliederschmerzen kommen kann.<br />
Zur Klärung dieser Frage sollte eine Kooperationsstudie<br />
führen, an der außer dem LGA auch das<br />
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, das LGL<br />
sowie ein niedergelassener Arzt in Hessen und in<br />
Baden beteiligt waren. Durch serologische Untersuchungen<br />
von Patienten, die nach einem Zeckenstich<br />
eine “Sommergrippe” entwickelt hatten, sollten dabei<br />
Art und Häufigkeit von zeckenübertragenen Erregern<br />
ermittelt werden. Durch direkte Ansprache und durch<br />
Aufruf in der lokalen medizinischen Presse gelang<br />
es, ca. 300 Ärzte zur Mitarbeit zu gewinnen. Diese<br />
sandten Seren von insgesamt 389 Patienten ein. Von<br />
besonderer Bedeutung waren dabei sog. gepaarte<br />
Seren aus der Akut- und der Rekonvaleszenzphase,<br />
d. h. Blutproben, die im Abstand von 4-6 Wochen<br />
entnommen worden waren. Aufgrund der verzöger-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Anzahl der durch FSME-Viren und Borrelien<br />
verursachten „Sommergrippen“<br />
ten Immunantwort ist es nur durch die Untersuchung<br />
derartiger Serumpaare sicher möglich, kürzliche Infektionen<br />
festzustellen.<br />
Bisher wurden die Proben im LGA auf FSME- und<br />
Borreliose-Antikörper untersucht. Neben der Erfas-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
sung akuter Infektionen konnten die Untersuchungen<br />
wertvolle Informationen zu zurückliegenden<br />
FSME- bzw. Borreliose-Infektionen liefern. Aufgrund<br />
anamnestischer Angaben zum Impfstatus wurden<br />
FSME-Titer nach Impfung ausgeschlossen.<br />
Bei der Untersuchung von 259 Patienten, von denen<br />
Doppelseren vorlagen, konnte in vier Fällen (1,5 %)<br />
eine akute FSME-Infektion und in 35 Fällen (13,5 %)<br />
eine akute Borreliose-Infektion nach Zeckenstich diagnostiziert<br />
werden (siehe Abbildung).<br />
Bei der Untersuchung aller Patientenseren (389)<br />
fanden sich in 42 Fällen (10 %) serologische Hinweise<br />
auf eine zurückliegende FSME-Infektion und in 70<br />
Fällen (18 %) auf eine zurückliegenden Borreliose-<br />
Infektion (Seroprävalenz). Das gleichzeitige Vorliegen<br />
“alter” FSME- und Borreliose-Titer konnte in 14<br />
Fällen (3,5 %) beobachtet werden. Bei 105 (27 %)<br />
Patienten lag eine FSME-Impfung vor.<br />
Somit konnte bisher in 39 Fällen die Ursache (FSME<br />
bzw. Borreliose) der vorliegenden Sommergrippen-<br />
Symptomatik nach Zeckenstich ermittelt werden.<br />
Die weiteren Untersuchungen der Seren auf weitere<br />
Erreger zeckenrelevanter Infektionen erfolgen im Institut<br />
für Mikrobiologie der Bundeswehr sowie im<br />
LGL. Aufgrund der sehr aufwendigen und zeitintensiven<br />
Testverfahren ist mit dem Abschluss dieser Untersuchungen<br />
erst im Laufe des Jahres 2005 zu<br />
rechnen. Damit wird damit erstmals eine umfassende<br />
Studie auf die o. g. Krankheitserreger anhand eines<br />
großen Patientenkollektivs vorliegen, die mit Sicherheit<br />
neue Erkenntnisse zur Bedeutung zeckenübertragener<br />
Infektionen in Baden-Württemberg und somit<br />
für Mitteleuropa liefern kann.<br />
Möglichkeiten und Probleme bei der Untersuchung vermuteter<br />
Krankheitshäufungen<br />
Iris Zöllner, Ref. 95<br />
Vorgestellt wird eine Empfehlung zum Vorgehen bei<br />
Anfragen zu vermuteten Krankheitshäufungen, die<br />
sowohl die Schwierigkeiten als auch die Möglichkeiten<br />
kleinräumiger Untersuchungen berücksichtigt.<br />
Ein entscheidender Faktor bei solchen Clusteruntersuchungen<br />
ist die Art der Risikokommunikation und<br />
die Information aller Beteiligten.<br />
Clusteruntersuchungen<br />
Ein bekanntes historisches Beispiel einer Clusteruntersuchung<br />
ist die <strong>Analyse</strong> einer Häufung von Cho-<br />
lera-Erkrankungen im Londoner Staddteil Soho im<br />
Jahre 1854, die von dem Arzt John Snow durchgeführt<br />
wurde. Snow hatte erfahren, dass in der Nähe<br />
der Broad Street innerhalb von zehn Tagen mehr als<br />
500 Personen an Cholera gestorben waren. Seine<br />
Vermutung aus früheren Untersuchungen, dass die<br />
Ausbreitung der Cholera durch kontaminiertes Wasser<br />
begünstigt wurde, erhärtete sich, als er die Todesfälle<br />
in den Stadtplan einzeichnete und eine Häufung<br />
in der Nähe einer Wasserpumpe in der Broad<br />
Street feststellte. Er nahm an, dass das Wasser aus<br />
dieser Pumpe kontaminiert sei. Snow stieß mit dieser<br />
43<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
44 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Vermutung zunächst auf Skepsis, da zu diesem<br />
Zeitpunkt Cholera noch nicht allgemein als übertragbare<br />
Krankheit betrachtet wurde. Weitere Nachforschungen<br />
ergaben, dass von 137 Personen, die<br />
Wasser aus der Pumpe in der Broad Street getrunken<br />
hatten, 80 erkrankt waren, im Gegensatz zu 20 Erkrankten<br />
unter 299 Personen, die kein Wasser von<br />
dieser Pumpe getrunken hatten. Das entspricht einem<br />
fast neunfachen Cholerarisiko nach dem Genuss<br />
von Wasser aus dieser „Quelle“. Aus diesem<br />
Grund wurde die Pumpe außer Betrieb gesetzt. Tatsächlich<br />
ergab eine Untersuchung, dass das Wasser<br />
durch eine undichte Sickergrube nahe der Pumpe<br />
kontaminiert worden war.<br />
Die Frage nach den Möglichkeiten und Problemen<br />
kleinräumiger Untersuchungen stellt sich meist, wenn<br />
in einer Region, einer Gemeinde oder einem Ortsteil<br />
eine erhöhte Erkrankungs- oder Mortalitätsrate beobachtet<br />
oder auch nur vermutet wird und von der<br />
betroffenen Bevölkerung eine nähere Untersuchung<br />
dieser “Häufung” gefordert wird. In solchen Fällen<br />
sind Epidemiologen in der schwierigen Situation,<br />
erklären zu müssen, dass eine beobachtete Häufung<br />
nicht notwendigerweise auf eine gemeinsame Ursache<br />
zurückgeführt werden kann und dass auch im<br />
Rahmen von Zufallsschwankungen derartige Häufungen<br />
auftreten können. In einigen dieser Situationen<br />
stellt sich nach Prüfung der Datenlage auch<br />
heraus, dass es sich um keine auffällige Erkrankungs-<br />
bzw. Mortalitätsrate handelt. In der Öffentlichkeit<br />
lösen derartige Erklärungen nicht selten Unverständnis<br />
bzw. Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen<br />
aus, was sich in entsprechenden Presseberichten<br />
widerspiegelt oder auch durch solche verstärkt<br />
wird. Häufig werden durch Bürgerinitiativen weitere<br />
Untersuchungen gefordert oder eigene Erhebungen<br />
angestrebt.<br />
Bei seltenen Erkrankungen bestehen sog. “Cluster”<br />
(Häufungen) oft aus weniger als zehn beobachten<br />
Fällen und umfassen meist mehrere Diagnosen. Die<br />
aus näherer Untersuchung dieser Cluster zu erwartenden<br />
Erkenntnisse werden daher als eher gering<br />
eingeschätzt, zumal auch statistische Auswertungen<br />
im allgemeinen an den kleinen Fallzahlen scheitern.<br />
Kenneth Rothman hat die Vorbehalte gegen solche<br />
Untersuchungen in folgenden Punkten zusammengefasst:<br />
• Einzelne Cluster sind im allgemeinen zu klein für<br />
epidemiologische Untersuchungen.<br />
• Den Beobachtungen liegen selten klare Falldefinitionen<br />
zugrunde (heterogenes Diagnosenspektrum).<br />
• Die Festlegung einer sinnvollen Bezugspopulation<br />
ist schwierig und erfolgt meist willkürlich.<br />
• Die angeschuldigte(n) Exposition(en) liegen sehr<br />
oft im Bereich niedriger Konzentrationen; sie sind<br />
heterogen und vage definiert.<br />
• Durch das Cluster wird öffentliche Aufmerksamkeit<br />
hervorgerufen, die eine unverfälschte Datenerhebung<br />
(insbesondere per Fragebogen) erschwert<br />
oder unmöglich macht.<br />
Die Verzerrung von Untersuchungen durch öffentliche<br />
Aufmerksamkeit stellt ein ernsthaftes Problem<br />
dar, weil die Erhebung von Symptomen oder Erkrankungen<br />
in betroffenen Gebieten häufig vollständiger<br />
als in nicht betroffenen (Vergleichs)-Regionen ausfällt.<br />
Ein weiteres Problem stellen kleine Fallzahlen<br />
dar. So genügen bei einer mittleren Inzidenz von<br />
1/100 000 in einer Gemeinde mit 5 000 Einwohnern<br />
vier Erkrankungsfälle innerhalb von zehn Jahren, um<br />
ein signifikant erhöhtes relatives Risiko von 8 zu<br />
erhalten (Neutra, 1990). Inwieweit es sich dabei um<br />
eine wirkliche Risikoerhöhung handelt, lässt sich<br />
anhand von vier Fällen kaum mit Sicherheit sagen.<br />
Rothman kommt zu dem Schluss, dass wegen der<br />
aufgeführten Probleme der wissenschaftliche Wert<br />
von Clusteruntersuchungen als nicht sehr hoch einzuschätzen<br />
ist. Zumindestens sind Erkenntnisse zur<br />
Ätiologie von Erkankungen kaum zu erwarten.<br />
Möglichkeiten und Grenzen von<br />
Clusteruntersuchungen<br />
Raymond Neutra empfiehlt dennoch, im Falle von<br />
vermuteten Krankheitsclustern diesen Beobachtungen<br />
je nach Möglichkeit bis zur vollständigen Abklärung<br />
der beobachteten Fälle nachzugehen. Vom<br />
Center of Disease Control in Atlanta wurden Empfehlungen<br />
für das Vorgehen bei Clustermeldungen erarbeitet.<br />
Dabei ist hervorzuheben, dass ein Abschluss<br />
der Untersuchung je nach Resultat nach jedem der<br />
aufgeführten Schritte als möglich angesehen wird,<br />
falls sich der Hinweis auf eine erhöhte Erkrankungsoder<br />
Mortalitätsrate nicht bestätigt oder ein Erkenntnisgewinn<br />
nicht zu erwarten ist. Für eine Clusteruntersuchung<br />
werden folgende Schritte empfohlen:<br />
1. Kontaktaufnahme<br />
zu den Personen, die ein Cluster vermutet bzw.<br />
darüber berichtet haben. Die Mehrzahl der Beobachtungen<br />
kann oder könnte bereits in diesem<br />
Stadium geklärt werden, wobei der erste Kontakt<br />
einen entscheidenden Einfluss auf die weitere<br />
Entwicklung hat.<br />
2. Erhebung<br />
bestehend aus<br />
a) einer vorläufigen Einschätzung der Situation<br />
möglichst mit einer groben Abschätzung des<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
relativen Risikos (Liegt eine deutliche Erhöhung<br />
vor?)<br />
b) einer Bewertung der Fälle mit Überprüfung der<br />
Diagnosen<br />
c) einer sorgfältigen Untersuchung des Clusters<br />
einschließlich einer Literaturrecherche, der<br />
Festlegung der geographischen Grenzen und<br />
der Datenbasis sowie einer deskriptiven Darstellung<br />
und einer statistischen <strong>Analyse</strong><br />
Vor der ersten groben Abschätzung des relativen<br />
Risikos sollte das Einverständnis der Betroffenen<br />
eingeholt werden, um eine später evtl. erforderliche<br />
Abklärung der Diagnose(n) zu ermöglichen.<br />
Falls sich eine erhöhte Erkrankungs- bzw. Mortalitätsrate<br />
bestätigt und die biologische und epidemiologische<br />
Plausibilität zwingend ist:<br />
3. Untersuchungen zur Durchführbarkeit einer<br />
Studie<br />
In diesem Schritt sollte geklärt werden, ob in der<br />
gegebenen Situation eine Untersuchung möglich<br />
wäre und daraus ein Erkenntnisgewinn in Bezug<br />
auf mögliche Risikofaktoren bzw. Ursachen zu<br />
erwarten ist.<br />
Falls ein Erkenntnisgewinn aus einer ätiologischen<br />
Untersuchung erwartet wird:<br />
4. Ätiologische Studie, Ursachenforschung<br />
Die Untersuchung von Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />
erfolgt i. Allg. nicht notwendigerweise<br />
durch Clusteruntersuchungen. Hierzu sind andere<br />
Studienansätze meist eher geeignet.<br />
In jedem Fall sollte nach Abschluss einer Untersuchung,<br />
unabhängig davon, ob dieser bereits nach<br />
Schritt 1 oder erst nach Schritt 3 erfolgt, ein Bericht<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
erstellt und die Information über die Ergebnisse an<br />
die Betroffenen weitergeleitet werden.<br />
Das Problem multiplen Testens<br />
Eine besondere Schwierigkeit bei der Risikokommunikation<br />
zu kleinräumigen Untersuchungen stellt folgendes<br />
Problem dar. Angenommen, in allen 16 095 Gemeinden<br />
und 117 kreisfreien Städten der Bundesrepublik<br />
besteht das gleiche Erkrankungsrisiko. Wenn man<br />
das Risiko für jede Gemeinde berechnen bzw. schätzen<br />
könnte und testen würde, ob eine statistisch signifikante<br />
Risikoerhöhung vorliegt, so würde man bei der<br />
üblichen Vorgehensweise für etwa 810 (5 %) der<br />
Gemeinden einen „falschen Alarm“ auslösen, obwohl<br />
de facto kein erhöhtes Risiko vorliegt. Warum ist das<br />
so? Ein statistischer Test hat i. Allg. eine Irrtumswahrscheinlichkeit<br />
von 5 %, die man als Wahrscheinlichkeit<br />
für einen „falschen Alarm“ auffassen kann. Testet man,<br />
ob in einer bestimmten Gemeinde ein erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />
vorliegt, werden im Hintergrund eigentlich<br />
16 212 statistische Tests durchgeführt. Ergibt sich<br />
dann im Test eine statistisch signifikante Erhöhung, so<br />
lässt sich nicht ohne Weiteres sagen, ob es sich um<br />
eine nur zufällig zustandegekommene („falsche“) oder<br />
um eine „echte“ Signifikanz handelt. Aus diesem Grund<br />
sind ansonsten gebräuchliche statistische Tests in<br />
dieser Situation nicht geeignet, um die Frage zu beantworten,<br />
ob eine regionale Häufung von Erkrankungen<br />
zufällig oder expositionsbedingt ist. Bei seltenen Erkrankungen<br />
kommt erschwerend hinzu, dass die extrem<br />
hohen Erkrankungs- oder Mortalitätsraten mit<br />
größerer Wahrscheinlichkeit in kleineren Gemeinden<br />
beobachtet werden. D. h., je kleiner die betrachtete<br />
Gebietseinheit und damit die Bevölkerung, umso größer<br />
ist die Wahrscheinlichkeit, extreme Raten zu finden.<br />
Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht bei<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
Katrin Eitel, Ref. 94<br />
Der Förderpreis Gesundheit – Prävention von Übergewicht<br />
bei Kindern und Jugendlichen wurde von<br />
September bis November 2004 erstmalig vom<br />
Gesundheitsforum Baden-Württemberg ausgeschrieben.<br />
Gefördert und begleitet wird das Vorhaben<br />
von der Robert-Bosch-Stiftung. Insgesamt wurden<br />
243 Projekte eingereicht. Die Preisträger werden<br />
von einer Jury ausgewählt und im Juni 2005 im<br />
Rahmen einer Fachtagung vorgestellt und prämiert.<br />
Als Preisgelder sind insgesamt 10 000 Euro ausgelobt.<br />
Prävention von Übergewicht<br />
Bewusste Ernährung und körperliche Aktivität auch<br />
im Alltag sind für Gesundheit und Wohlbefinden in<br />
allen Lebensphasen wichtig. Dies gilt insbesondere<br />
für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.<br />
Die Bedeutung von Ernährung und Bewegung<br />
ist seit Jahren weitgehend bekannt. Trotzdem<br />
nehmen Übergewicht und Bewegungsmangel<br />
sowie dadurch verursachte Krankheiten in allen Industrienationen<br />
stetig zu.<br />
45<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
46 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Das Lebensumfeld und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
haben entscheidenden Einfluss<br />
auf die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten<br />
und damit auf die Entstehung von Übergewicht bei<br />
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wesentliche<br />
Schutzfaktoren sind das Stillen des Säuglings,<br />
eine bedarfsgerechte Ernährung, eine umfassende<br />
Bewegungsförderung in allen Lebensbereichen und<br />
eine aktive Freizeitgestaltung mit einer begrenzten<br />
Zeit vor Computer und Fernsehgerät.<br />
Eine langfristig wirksame Gesundheitsförderung, die<br />
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig<br />
verhindern will, erfordert eine Kooperation unterschiedlicher<br />
Akteure und Vernetzung untereinander.<br />
Förderpreis Gesundheit<br />
Das Gesundheitsforum Baden-Württemberg (Unterarbeitsgruppe<br />
Prävention und Gesundheitsförderung)<br />
initiierte 2004 erstmals den Förderpreis Gesundheit,<br />
der die Prävention von Übergewicht bei Kindern und<br />
Jugendlichen als Thema aufgriff. Gefördert und begleitet<br />
wird das Vorhaben von der Robert Bosch-Stiftung.<br />
Durch die Ausschreibung, Durchführung und medienwirksame<br />
Präsentation des ”Förderpreises Gesundheit”<br />
soll auf die Bedeutung von gesunder Ernährung<br />
und Bewegung aufmerksam gemacht, ein<br />
Überblick über Projekte, Programme und Maßnahmen<br />
zur Prävention von Übergewicht erhalten und<br />
eine sinnvolle Qualitätsentwicklung der Präventionsmaßnahmen<br />
vorangebracht werden.<br />
Ziel ist eine Stärkung gesundheitsfördernder Verhaltensweisen<br />
(im Ess-, Bewegungs-, Arbeits- und Freizeitverhalten)<br />
und der Lebensverhältnisse, die zu<br />
einem Rückgang von Übergewicht und Adipositas<br />
Deutlicher Rückgang von Keuchhusten bei Schulkindern in<br />
Baden-Württemberg durch höhere Impfraten<br />
Iris Zöllner, Ref. 95; Bernhard Link, Ref. 92<br />
Bei der Auswertung der Daten aus dem Projekt<br />
Beobachtungsgesundheitsämter fiel auf, dass in den<br />
Jahren 2000/01 und 2002/03 Keuchhusten seltener<br />
als früher von den Eltern der untersuchten Kinder<br />
berichtet wurde. Bezieht man die Impfdaten aus den<br />
Einschulungsuntersuchungen in die Betrachtungen<br />
ein, so ist bei den entsprechenden Einschulungsjahrgängen<br />
ein deutlich höherer Anteil der Schulanfänger<br />
gegen Keuchhusten geimpft gewesen.<br />
bei Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg<br />
führen können.<br />
Bis 30.11.2004 konnten bereits durchgeführte oder<br />
auch laufende Projekte zur Gesundheitsförderung,<br />
die das Ernährungsverhalten und/oder die körperliche<br />
Aktivität von Kindern, Jugendlichen und deren<br />
Familien nachhaltig verbessern, eingereicht werden,<br />
beispielsweise Projekte zu den Themen Stillförderung,<br />
Ernährung, Bewegung, Entspannung, Freizeitgestaltung,<br />
Sport oder Verpflegungsangebote.<br />
Zum Mitmachen aufgefordert wurden Einzelpersonen,<br />
Zusammenschlüsse und Netzwerke sowie Einrichtungen<br />
und Unternehmen in Baden-Württemberg, die<br />
Initiativen zur Prävention von Übergewicht bei Kindern<br />
und Jugendlichen und/oder deren Umfeld anbieten.<br />
Der Förderpreis Gesundheit stieß auf unerwartet<br />
große Resonanz: Insgesamt wurden 243 Projekte<br />
eingereicht. Beteiligt haben sich u. a. 60 Schulen, 55<br />
Tageseinrichtungen für Kinder, 22 Sportvereine, 12<br />
Landratsämter, 4 Hochschulen sowie Ärzte, Krankenkassen,<br />
Unternehmen, Wohlfahrtsverbände, Ernährungsfachkräfte,<br />
Stadt- und Landkreise.<br />
Im Jahr 2005 werden innovative und nachahmenswerte<br />
Projekte von einer mit Experten aus Wissenschaft<br />
und Praxis besetzten, interdisziplinären Jury<br />
ausgewählt und am 22.06.2005 im Rahmen einer<br />
Fachtagung vorgestellt und prämiert. Als Preisgelder<br />
sind insgesamt 10 000 Euro ausgelobt.<br />
Die vielfältigen Projekte werden erfasst und in einer<br />
elektronischen Datenbank nach der Preisverleihung<br />
veröffentlicht.<br />
Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung überprüft,<br />
ob die Ausschreibung des Förderpreises eine wirksame<br />
Maßnahme zur Förderung des Präventionsgedankens<br />
in Baden-Württemberg ist.<br />
Keuchhusten bei zehnjährigen Schulkindern<br />
In Baden-Württemberg besteht im Vergleich zu einigen<br />
anderen Bundesländern keine Meldepflicht für<br />
Erkrankungen an Keuchhusten. Die folgenden Beobachtungen<br />
beruhen deshalb auf Daten aus dem<br />
Projekt „Beobachtungsgesundheitsämter“ und der<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Keuchhusten bei zehnjährigen Schulkindern in Aulendorf/Bad Waldsee, Kehl,<br />
Mannheim und Stuttgart 1992/93-2002/03<br />
Lebenszeitprävalenzen und 95 %-Konfidenzintervalle<br />
Entwicklung der Durchimpfung gegen Keuchhusten bei Einschulungskindern (Baden-Württemberg 1987-2002)<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
47<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
48 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Erhebung des Impfstatus aus dem Impfbuch anlässlich<br />
der Einschulungsuntersuchung.<br />
Im Rahmen des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />
werden Eltern von Viertklässlern in Mannheim,<br />
Stuttgart, Kehl und Aulendorf/Bad Waldsee<br />
u. a. gebeten, anzugeben, ob ein Arzt jemals Keuchhusten<br />
bei ihrem Kind festgestellt hat. Die Ergebnisse<br />
zu dieser Frage aus den seit 1992/93 durchgeführten<br />
Querschnittsuntersuchungen sind in der ersten<br />
Abbildung dargestellt.<br />
Die Prävalenz des Keuchhustens zeigte in den Jahren<br />
2000-2003 einen deutlichen Rückgang in allen<br />
Untersuchungsorten. Die berichtete Häufigkeit lag<br />
2002/03 nur noch bei einem Viertel der 1995/96<br />
Der Zahnarzt bohrt kaum noch. Vom Erfolg der Kariesvorsorge.<br />
Günter Pfaff, Ref. 95; Uwe Niekusch, Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis/Gesundheitsamt<br />
Landesweite Stichprobenuntersuchungen geben Aufschluss<br />
über die Zahngesundheit bei Kindern in<br />
Baden-Württemberg.<br />
Durch gute Zahnhygiene sind Zahnschäden und in der<br />
Folge Karies- und Zahnersatzbehandlungen weitgehend<br />
vermeidbar. In Baden-Württemberg führen deshalb<br />
37 Regionale Arbeitsgemeinschaften für Zahn-<br />
berichteten Raten. Dieser Rückgang steht mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit einer Zunahme<br />
der Impfungen gegen Keuchhusten. In der<br />
zweiten Abbildung sind die seit 1987 bei Schulanfängern<br />
erhobenen Durchimpfungsraten gegen Keuchhusten<br />
dargestellt. Für die meisten der im Winterhalbjahr<br />
2002/03 untersuchten Viertklässler wurde<br />
der Impfstatus 1998 in der Einschulungsuntersuchung<br />
erhoben. Der geringere Rückgang des Keuchhustens<br />
in Aulendorf/Bad Waldsee ist wahrscheinlich<br />
auf eine niedrigere Impfrate zurückzuführen. Von<br />
den Schulanfängern im Jahr 1998 waren im Landkreis<br />
Ravensburg 41 % gegen Keuchhusten geimpft<br />
(im Vergleich zu 65 % in Stuttgart und Mannheim und<br />
zu 60 % im Ortenaukreis).<br />
gesundheit Maßnahmen zur Jugendzahnpflege durch.<br />
Zahnärzte und Helferinnen besuchen regelmäßig Kindergärten<br />
und Schulen. Dort informieren sie über Mundhygiene<br />
und eine zahngesunde Ernährung. Das Landesgesundheitsamt<br />
beobachtet die Wirksamkeit dieser<br />
Gruppenprophylaxe seit 1994 in regelmäßigen<br />
epidemiologischen Begleituntersuchungen.<br />
Entwicklung der Zahngesundheit bei 12-jährigen Kindern 1994-2004<br />
Durchschnittliche Anzahl der durch Karies geschädigten Zähne im Dauergebiss<br />
Entwicklung des DMF-T-Index und seiner Komponenten<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Zwischen März und Juli 2004 untersuchten 15 Zahnärzte<br />
der Gesundheitsämter 2 748 Kinder in 6. Klassen<br />
zufällig ausgewählter Schulen. Statistische Vergleiche<br />
mit Voruntersuchungen erfolgen nach Befunden<br />
von 1 906 zwölfjährigen Kindern.<br />
Seit 1994 ging die Zahl der kariösen Zähne bei den<br />
12-Jährigen um rund 72 % (genau: 71,7 %) zurück.<br />
Damit nimmt Baden-Württemberg in der Zahngesundheit<br />
bei Kindern bundesweit eine Spitzenposition<br />
ein.<br />
Sieben von zehn Kindern (genau 69,3 %) hatten<br />
überhaupt keine kariösen Zähne. Noch 1994 hatte<br />
nur jedes dritte Kind kariesfreie Dauerzähne (31,7 %).<br />
Günstig entwickelte sich auch die Teilnahme an<br />
Präventionsmaßnahmen. Kennzahl ist der Anteil der<br />
Kinder, bei denen wenigstens ein Dauerzahn durch<br />
Versiegelung der Kaufläche mit einer Schutzschicht<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
gegen Karies geschützt ist. Unter deutschen Kindern<br />
stieg er von 23,5 % auf 79,9 %. Bei den Zwölfjährigen<br />
anderer Nationalität nahmen Versiegelungen sogar<br />
von 10,3 % auf 71,2 % zu. Das Vorsorgeprogramm<br />
zur Zahngesundheit umfasste bisher die 3- bis 12-<br />
Jährigen. Im Schuljahr 2004/05 werden sechsjährige<br />
Erstklässler und erstmals auch 15-Jährige untersucht,<br />
um Hinweise auf die Nachhaltigkeit der Zahngesundheitsvorsorge<br />
zu erhalten. Die Ergebnisse<br />
lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.<br />
Vertragspartner in der Zahngesundheitsvorsorge sind<br />
die Krankenkassen und Ersatzkassen, die Landeszahnärztekammer<br />
und das Sozialministerium. Sie<br />
arbeiten in der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit<br />
Baden-Württemberg e. V. zusammen.<br />
Die Verbesserung der Zahngesundheit bei Kindern<br />
belegt: Vorsorge ist wirksam.<br />
Moderne Arbeitsmethoden für die Verwaltung: Kooperation<br />
zwischen schulärztlichem Dienst und Gesundheitsberichterstattung<br />
Pia Zehkorn, Anja Diedler, Daniela Krämer, Ref. 95<br />
Die knapper werdenden finanziellen und personellen<br />
Ressourcen in der öffentlichen Verwaltung erfordern<br />
die Optimierung von Arbeitsabläufen und die Konzentration<br />
auf wichtige Aufgabenfelder. Die Sachgebiete<br />
Kinder- und Jugendärztlicher Dienst (KJGD)<br />
und Gesundheitsberichterstattung im Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst (ÖGD) haben durch eine verstärkte<br />
Zusammenarbeit im Jahr 2004 Methoden<br />
entwickelt, die sowohl zur Verbesserung der Arbeitsabläufe<br />
wie auch zur Identifikation prioritärer Handlungsfelder<br />
eingesetzt werden können.<br />
Die Ausgangssituation<br />
Zentrale Aufgabe des KJGD der Gesundheitsämter<br />
ist die Einschulungsuntersuchung. Sie hat ihre rechtliche<br />
Grundlage im Schulgesetz und wird in Baden-<br />
Württemberg meist flächendeckend durchgeführt.<br />
Jährlich sind ca. 115 000 Kinder zu dieser Pflichtuntersuchung<br />
zu erwarten. Die Tabelle gibt einen Überblick<br />
über die zum Schuljahr 2004/05 durch den<br />
KJGD erstmals untersuchten Kinder.<br />
Aus der Anzahl und dem Umfang der Einschulungsuntersuchungen<br />
(Tabelle) wird die Notwendigkeit einer<br />
kontinuierlichen Optimierung der Arbeitsabläufe<br />
deutlich. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen<br />
erlauben an sich einen Überblick über den<br />
Gesundheitszustand von Schulanfängern und bilden<br />
die informative Grundlage für gesundheitspolitische<br />
Entscheidungen und ihre spätere Evaluation.<br />
Werkzeuge der Gesundheitsberichterstattung<br />
In Kooperation mit Vertretern des KJGD und der<br />
Gesundheitsberichterstattung wurden Methoden entwickelt,<br />
die Daten bzw. Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung<br />
unter Aspekten der Qualitätssicherung<br />
und der Bevölkerungsmedizin auszuwerten<br />
und zu präsentieren. Ziel ist die Formulierung von<br />
Handlungsempfehlungen für gesundheitspolitische<br />
Entscheidungsträger. Erkenntnisse aus den Einschulungsuntersuchungen<br />
sollen zur Steuerung der regionalen<br />
Gesundheitspolitik einschließlich der Gesundheitsförderung<br />
und Prävention beitragen.<br />
EPI-INFO: Werkzeug für die Auswertung<br />
Das kostenlose Datenbank- und Statistikprogramm<br />
EPI INFO der Centers for Disease Control and Prevention<br />
(CDC) in Atlanta ist ein wichtiges Werkzeug<br />
zur Erhebung und Auswertung von Daten im ÖGD.<br />
EPI INFO arbeitet mit Datenbanken im MS Access-<br />
Format. Erstmals für den Einschulungsjahrgang 2004<br />
49<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
50 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Demografische Angaben zu den Erstuntersuchungen 2004<br />
erhielt daher jedes Gesundheitsamt eine CD mit den<br />
schulärztlichen Daten im MS Access-Format. Dadurch<br />
können die schulärztlichen Daten zu Fragen der<br />
Qualitätssicherung oder lokaler Problemlagen selbst<br />
weiter ausgewertet werden.<br />
Die Auswertung von schulärztlichen Daten erfordert<br />
neben Werkzeugen auch Wissen: Im Dezember 2004<br />
wurden zwei zweitägige EPI-INFO Schulungen angeboten,<br />
zu denen insgesamt 22 Kollegen aus zehn<br />
Gesundheitsämtern kamen. Den Kursteilnehmern<br />
wurden anhand ihrer eigenen Daten Möglichkeiten<br />
zu weiteren Auswertungen gezeigt. Die erarbeiteten<br />
Auswerteschritte werden in Form einer Dokumentation<br />
denen zur Verfügung gestellt, die an diesen<br />
Fortbildungsveranstaltungen nicht teilnehmen konnten.<br />
DatenPräsentationsSystem: Werkzeug für die<br />
Darstellung<br />
Das DatenPräsentationsSystem (DPS) ermöglicht<br />
den leichten und schnellen Zugang zu einer Vielzahl<br />
an Gesundheitsdaten und ihre grafische Darstellung<br />
als Karte oder als eine von vielen anderen Abbildungsformen.<br />
Das DPS ist eine public domain-Software<br />
der Weltgesundheitsorganisation (Regionalbüro<br />
Europa) und wurde erstmals Mitte der 90er-Jahre<br />
durch das Landesgesundheitsamt für die Anwendung<br />
in Baden-Württemberg angepasst. Fortlaufend<br />
wurde die Datenbank u. a. um die Daten der zurückliegenden<br />
Einschulungsuntersuchung aktualisiert und<br />
den Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt. Im<br />
August 2004 wurde eine in ihren Funktionen deutlich<br />
erweiterte Version des DPS veröffentlicht. Sie enthält<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
– +<br />
GBE benötigt Monitoring-Daten auf<br />
SU erheben regelmäßig Daten, die<br />
kleinräumiger Ebene<br />
auch kleinräumige Auswertungen<br />
GBE bietet regionale Auswertungs -<br />
SU benötigt auch Auswertungen<br />
+ instrumente und -verfahren<br />
bzgl. regionaler Fragestellungen –<br />
GBE bietet Auswertungsverfahren, die<br />
Probleme teilweise kompensieren k önnen;<br />
Daten aus den Jahren 1991 bis 2003 insbesondere<br />
aus den Bereichen Einschulungsuntersuchung und<br />
Bevölkerungsstatistik. Zum Jahresbeginn 2005 wurden<br />
die Daten aus der Einschulungsuntersuchung<br />
2004 eingefügt.<br />
Mit Hilfe des DPS können Daten der Einschulungsuntersuchungen<br />
aus den vergangenen 13 Jahren<br />
verglichen oder die demografische Entwicklung anschaulich<br />
dargestellt werden. Regionale Unterschiede<br />
lassen sich mit den Karten eindrucksvoll abbilden.<br />
Die Beispiele zeigen nur zwei von vielen Präsentations-Möglichkeiten<br />
des DPS.<br />
ICF und Teilhabe für Menschen mit Behinderung<br />
Birgit Berg, Ref. 94<br />
zulassen<br />
– +<br />
GBE benötigt Instrumente für<br />
SU bietet Möglichkeit für<br />
eigene Erhebungen<br />
Sondererhebungen zu<br />
Datenqualität der SU ist nicht<br />
+ <strong>Analyse</strong>n durch GBE k önnen die Basis für<br />
immer optimal –<br />
Qualitätsmanagement der SU darstellen<br />
unterschiedlichen Fragestellungen<br />
– +<br />
GBE benötigt Lobby für<br />
Über das Ziel Gesundheit von Kindern<br />
und Jugendlichen besteht vergleichs -<br />
Gesundheitsthemen und -ziele<br />
– GBE benötigt Eingang in die<br />
Kreispolitik und planerische<br />
Komponente<br />
weise breiter gesellschaftlicher Konsens<br />
Durch die in vielen Kreisen etablierte<br />
Jugendhilfeplanung bestehen<br />
Anknüpfungspunkte zu bereits<br />
existierenden Planungsprozessen<br />
Die Einschränkung/Beeinträchtigung der Teilhabe<br />
am Leben in der Gesellschaft/Gemeinschaft ist ein<br />
zentrales Kriterium, nach dem die Notwendigkeit<br />
beurteilt wird, unterstützende Leistungen der Eingliederungshilfe<br />
für Menschen mit Behinderung nach<br />
dem Sozialgesetzbuch XII (SGB XII) oder dem Kinder-<br />
und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) unter dem<br />
Dach des SGB IX bereitzustellen. Die Feststellung,<br />
ob eine bestimmte Abweichung vom alterstypischen<br />
Gesundheitszustand auch eine Beeinträchtigung der<br />
Teilhabe an alterstypischen Lebenszusammenhängen<br />
ausgelöst hat, ist zeitaufwändig und nur begrenzt<br />
standardisierbar. Sie ist eine Aussage, deren Fundament<br />
interdisziplinäre Fachinformation aus persönlichen<br />
Kontakten zu dem jeweiligen Menschen mit<br />
Behinderung ist, abgeglichen mit den Lebensbedin-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
+<br />
Die mit DPS erzeugten Karten und<br />
Abbildungen können unmittelbar in<br />
ein Word-Dokument oder eine PowerPoint-Präsentationübernommen<br />
werden. Das DPS ist ein Werkzeug,<br />
mit dem die Ergebnisse (nicht<br />
nur) der Einschulungsuntersuchungen<br />
hervorragend grafisch darstellt<br />
und über die Zeit bzw. regional<br />
verglichen werden können.<br />
Gute Kooperationen sind<br />
keine Einbahnstrassen<br />
und wollen gepflegt werden<br />
KJGD und Gesundheitsberichterstattung<br />
ergänzen sich in der Erfüllung<br />
ihres Arbeitsauftrags und der<br />
Lösung ihrer jeweiligen Fragestellungen. Die möglichen<br />
Schnittstellen und Anknüpfungspunkte der beiden<br />
Aufgabenbereiche sind in der zweiten Abbildung<br />
exemplarisch dargestellt.<br />
Zur Intensivierung der Zusammenarbeit werden im<br />
Jahr 2005 zusätzliche Fortbildungen angeboten. Dazu<br />
gehört u. a. der Kurs Angewandte Gesundheitsberichterstattung<br />
mit den Daten der Einschulungsuntersuchung.<br />
Sie soll den Umgang mit den neuen “Werkzeugen”<br />
aus der Gesundheitsberichterstattung sicherer<br />
machen und zugleich zu ihrer Weiterentwicklung<br />
beitragen.<br />
gungen in seinem sozialen Umfeld sowie den Erwartungen<br />
und Motivationen des behinderten Menschen<br />
selbst und seiner Angehörigen. Die ICF (Internationale<br />
Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung<br />
und Gesundheit) wird bei dieser Feststellung<br />
zukünftig als Mittel zur Vereinheitlichung des Vorgehens<br />
eine Rolle spielen. Zeit und Entscheidungen<br />
(er)sparen wird sie nicht.<br />
Was heißt “Teilhabe” und “Beeinträchtigung<br />
der Teilhabe”?<br />
Das WHO-Konzept der gleichberechtigten Teilhabe<br />
(participation) aller Menschen eines Gemeinwesens<br />
an den altersgemäß “normalen” Aktivitäten und Kom-<br />
51<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
52 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
munikationsformen der Menschen dieses Gemeinwesens<br />
besteht seit ca. zwei Jahrzehnten. Bei den<br />
Vorarbeiten zur heutigen ICF wurde es weiter ausformuliert<br />
und 2001 in Menschenbild und Sprache des<br />
deutschen Sozialgesetzbuches IX übernommen.<br />
Teilhabe<br />
“participation” hat nach einer Definition der Princeton<br />
University einen passiven und einen aktiven Aspekt:<br />
• “involvement” = “Zustand des Gemeinsam-beteiligt-Seins”<br />
und<br />
• “engagement” = “Akt des Sich-Beteiligens an Aktivitäten<br />
einer Gruppe”<br />
Aus den beiden Aspekten wurde im angelsächsischen<br />
Raum aus der “Integration” der Begriff der<br />
“Inclusion” behinderter Menschen weiterentwickelt.<br />
Dabei geht es ebenfalls um Teilhabe. Beim Inklusionsbegriff<br />
wird die Verpflichtung, die Bedingungen<br />
für eine Teilhabe behinderter Menschen zu schaffen,<br />
stärker als bisher als Aufgabe aller Menschen eines<br />
Gemeinwesens gewichtet.<br />
In der deutschsprachigen ICF wird Teilhabe als Einbezogensein<br />
(involvement) einer Person in eine Lebenssituation<br />
definiert. In Deutschland ist Teilhabe<br />
bisher ein junger Begriff, vornehmlich der Sozialgesetzgebung,<br />
der Selbsthilfe und der Politik, weniger<br />
der Wissenschaft.<br />
Einschränkung oder Beeinträchtigung der<br />
Teilhabe<br />
Die Teilhabe ist in Deutschland vom WHO/ICF-Begriff<br />
zum sozialrechtlichen Kriterium im SGB IX, SGB<br />
VIII und SGB XII avanciert – als wesentlich eingeschränkteTeilhabefähigkeit<br />
in § 53 des SGB XII und<br />
als beeinträchtigte Teilhabe in § 35a des SGB VIII.<br />
Die Grundidee – ist die Eingliederung gefährdet, liegt<br />
eine Ausgrenzung vor? – spielt jedoch seit jeher in<br />
der Eingliederungshilfe eine wichtige Rolle.<br />
In der deutschsprachigen ICF sind “Einschränkungen<br />
der Partizipation [Teilhabe]” definiert als “Probleme<br />
beim Einbezogensein in eine Lebenssituation,<br />
die eine Person erlebt”. Dabei erhebt sich die Frage<br />
nach den Maßstäben für normale, d. h.“normal gestörte<br />
Teilhabe”, der sich ein Mensch ohne Behinderung<br />
gegen-übersieht. Die ICF führt hierzu aus: “Das<br />
Vorhandensein einer Einschränkung der Partizipation<br />
[Teilhabe] einer Person wird durch den Vergleich<br />
mit der erwarteten Partizipation [Teilhabe] einer Person<br />
der entsprechenden Kultur oder Gesellschaft<br />
ohne Behinderung bestimmt.” In den ICF-Materialien<br />
wird die Erwartung geäußert, dass dazu gesellschaftsund<br />
kulturbezogene Standards entwickelt werden.<br />
Angesichts der Verschiedenheit der Lebensverhältnisse<br />
je nach Alter, Geschlecht, Wohnort, Ausbildung,<br />
Herkunft usw. können jedoch solche Standards<br />
deutschlandweit, ja schon landesweit, nur allgemein<br />
auf qualitativem, nicht quantitativem Niveau<br />
formuliert werden. Alles deutet darauf hin, dass die<br />
“normale” Teilhabe auf kleinräumigem, alters- und<br />
zielgruppenspezifischem Niveau beleuchtet werden<br />
muss. Damit bleibt die Feststellung der Grenze, des<br />
“cut off points”, zur eingeschränkten Teilhabe wenig<br />
standardisierbar.<br />
Was ist die ICF ?<br />
Dr. Gro Harlem Brundtland, ehemalige Generaldirektorin<br />
der WHO, formulierte 2002 verkürzt, aber griffig:<br />
“Während die ICD Krankheiten ... klassifiziert, klassifiziert<br />
die ICF Gesundheit.”<br />
Im Umgang mit der ICD (Internationale Klassifikation<br />
der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme,<br />
derzeit 10. Revision der WHO 1992 als ICD-10<br />
gültig) zeigte sich rasch, dass allein medizinische Diagnosen<br />
zu Krankheiten und Störungen eine Behinderung<br />
nicht zufriedenstellend abbilden. Ob und in welchem<br />
Umfang eine Krankheit/Störung zu Behinderung<br />
geführt hat, sagen ICD-10-Diagnosen nicht aus.<br />
Um mehr Information über das Ausmaß der tatsächlichen<br />
Funktionseinschränkung, der tatsächlichen Einschränkung<br />
der individuellen Teilhabe an der altersüblichen<br />
Kommunikation mit Anderen (z. B. Familie,<br />
Kindergarten, Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnen,<br />
Freizeit), die vorhandenen Fähigkeiten und die förder-<br />
oder hinderlichen Bedingungen der Lebensumwelt<br />
zu erhalten, wurde über Zwischenschritte die<br />
ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />
Behinderung und Gesundheit) entwickelt. Politische<br />
Absicht dabei war, die Lebenssituation aller<br />
Menschen abbilden zu können, nicht nur behinderter<br />
Menschen. Die ICF für das Alter ab 18 Jahren ist seit<br />
Oktober 2004 auf der homepage www.dimdi.de in<br />
deutscher Fassung abrufbar.<br />
Die Adaptation für das Alter von 0-18 Jahren liegt<br />
bisher nur als Entwurf ICF-CY (ICF-Children and<br />
Youth, Oktober 2003) in englischer Sprache vor. Er<br />
ist über den online-browser der WHO unter<br />
www.who.int/icf/onlinebrowser einzusehen. Von einer<br />
internationalen Arbeitsgruppe wurden Kurzversionen<br />
mit altersbezogenen Variablen und Fragebögen<br />
dazu für vier Altersgruppen von 0-18 Jahren<br />
entwickelt, die zur Zeit in vorwiegend klinischer Erprobung<br />
sind. Eine 2003 auf einem WHO-Treffen in<br />
Köln gezeigte Präsentation zur ICF-CY ist unter<br />
www.rivm.nl/who-fic/Colognepresentations/63.ppt<br />
abrufbar.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Was kann die ICF voraussichtlich<br />
leisten und was nicht?<br />
Größere Vereinheitlichung der Beschreibung<br />
– Abnahme von “Fachchinesisch”<br />
Gemeinsame Benutzung der ICF von medizinischen,<br />
pädagogischen und weiteren beteiligten Fachkräften<br />
kann die Verständigungsprobleme aufgrund verschiedener<br />
Fachsprachen vermindern, jedoch nicht aufheben.<br />
Da die Variablen der ICF grundsätzlich allgemeinverständlich<br />
sind, werden betroffene Menschen<br />
möglicherweise besser verstehen können, welche<br />
Einschätzungen Fachleute verschiedener Berufsgruppen<br />
zu ihrer Lage treffen. Dem Geist der ICF entspricht,<br />
dass Betroffene zu den Einschätzungen über<br />
sie Zugang haben.<br />
Größere Vereinheitlichung der Dokumentation<br />
Die ICF könnte bei der Entwicklung einer einheitlicheren<br />
Dokumentation zu Zielen, Verlauf und Ergebnissen<br />
von Leistungen der Eingliederungshilfe bzw.<br />
zur Teilhabeverbesserung eine Hilfe sein. Beim Abgleich<br />
vorhandener Instrumente wie Formblätter J,<br />
HB/A, Hilfeplanraster usw. stellt man fest, dass Grundelemente<br />
der ICF bereits im Vorgehen bei der Hilfebewilligung<br />
enthalten sind, da die Betrachtung der<br />
Teilhabe für die Eingliederungshilfe nicht neu ist.<br />
Untersuchung von Lebensumfeldern auf<br />
Teilhabechancen<br />
Es gibt bereits eine Arbeitsgruppe im Geschäftsbereich<br />
des Kultusministeriums, die das Lebensumfeld<br />
“Schule” auf Teilhabechancen im Sinne der ICF prüft.<br />
Eine ähnliche Prüfung, die gemeinsame Teilhabechancen<br />
behinderter und nichtbehinderter Kinder<br />
beleuchtet, ist auch wünschenswert für das Lebensumfeld<br />
“Freizeit”, das sich v. a. im näheren Wohnum-<br />
Down-Syndrom: Vorurteil und Wirklichkeit<br />
Sylvia Kowalik, Ref. 94<br />
Die Lebensbedingungen für Menschen mit Down-<br />
Syndrom haben sich in den letzten Jahren sehr<br />
verbessert. Es besteht die Möglichkeit, von Anfang<br />
an Förderung und Unterstützung zu bekommen sowie<br />
in Familie und Gesellschaft leben und lernen zu<br />
können. Um Menschen mit Down-Syndrom in ihrer<br />
Persönlichkeit und Individualität respektieren und<br />
akzeptieren zu können, ist es nötig, vorurteilsbehaf-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
feld abspielt. Dabei stünden die Teilhabe-Möglichkeiten<br />
aller Kinder im Mittelpunkt, nicht allein behinderter<br />
Kinder.<br />
Teilhabe-Einschränkung und Teilhabe-<br />
Beeinträchtigung bleiben Einzelfall-<br />
Entscheidungen<br />
Ärztliche Gutachter und Fachleute in den Sozial- und<br />
Jugendämtern suchen nach Orientierungshilfen bei<br />
der Entscheidung, ob im Einzelfall eine Einschränkung<br />
oder Beeinträchtigung der Teilhabe vorliegt.<br />
Die ICF wird mittels ihrer Gliederungsraster eine<br />
weitere Hilfe bieten, relevante Lebensbereiche dafür<br />
zu <strong>untersuchen</strong>, was auch bisher schon vielerorts mit<br />
Hilfe eigener “Checklisten” geschieht. Die jeweils<br />
eigene Schlussbeurteilung nach guter Recherche<br />
wird auch mit ICF weiter erforderlich und nicht an ein<br />
Instrument delegierbar sein.<br />
Zukünftige Anwendung der ICF in der Einzelcodierung<br />
über alle Ebenen – noch wesentliche<br />
Fragen offen<br />
Eine zukünftige Einführung der ICF nicht nur als<br />
Orientierungshilfe aufgrund von Gliederungsrastern<br />
und einzelnen wichtigen Variablen, sondern als konkrete<br />
umfassende Kodierung von Körperfunktionen,<br />
Körperstrukturen, Aktivitäten und Teilhabe sowie<br />
Kontextfaktoren ist nicht absehbar. Dies hängt mit<br />
fehlenden Messinstrumenten mit ICF-Bezug zusammen,<br />
aber auch mit der noch vorhandenen Unklarheit<br />
darüber, wieviel wirklich notwendige zusätzliche Information<br />
man dadurch gewinnt und ob diese die<br />
zusätzlich eingesetzte Zeit rechtfertigt. Da bei einer<br />
Gesamtanwendung umfassende Informationen über<br />
einen betroffenen Menschen kodiert zusammengeführt<br />
würden, wäre es erforderlich, dass neben dem<br />
Datenschutz auch die Selbsthilfeverbände einem<br />
solchen Verfahren zugestimmt hätten.<br />
tetes Denken in Kategorien aufzugeben. Die Lebensperspektive<br />
von Menschen mit Down-Syndrom weiter<br />
zu entwickeln bedeutet, die Schaffung eines abgegrenzten<br />
“Schonraumes” für Menschen mit Behinderung<br />
überflüssig zu machen. Es geht hierbei um die<br />
Wahrnehmung und Wertschätzung eines Jeden, unabhängig<br />
von seinen Fähigkeiten und Unfähigkeiten,<br />
so dass es normal sein darf, verschieden zu sein.<br />
53<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
54 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Down-Syndrom – was ist das?<br />
Das Down-Syndrom ist ein verbreitetes angeborenes<br />
Syndrom. Es kommt überall auf der Welt vor mit einer<br />
Häufigkeit von etwa 1 auf 800 Geburten. In Deutschland<br />
werden jährlich ca. 1 200 Kinder mit Down-<br />
Syndrom geboren. Der englische Arzt John Langdon<br />
Down hat 1866 als Erster die Besonderheiten dieser<br />
Menschen beschrieben. Wegen des leicht asiatischen<br />
Aussehens prägte er den Begriff “Mongolismus”.<br />
Einerseits wies Down auf die Lernfähigkeit der<br />
Kinder hin, andererseits prägte er den Begriff “mongoloider<br />
Schwachsinn”, dessen entwertende Begrifflichkeit<br />
die heutige Wahrnehmung immer noch prägt.<br />
1959 wurde von Lejeune entdeckt, dass Menschen<br />
mit Down-Syndrom in jeder Körperzelle 47 (statt<br />
üblicherweise 46) Chromosomen haben. Die genetische<br />
Information des Chromosoms Nr. 21 ist überzählig<br />
vorhanden; in 96 % der Fälle als freie Trisomie<br />
21.<br />
Aufgrund des überzähligen Chromosoms haben<br />
Menschen mit Down-Syndrom körperliche Besonderheiten,<br />
die sie von anderen unterscheiden. Häufig<br />
auftretende Probleme sind eine Schwäche des Bindegewebes<br />
und der Muskeln, Infektanfälligkeit und<br />
Unterfunktion der Schilddrüse. Herzfehler oder Erkrankungen<br />
im Magen-Darm-Bereich können ebenfalls<br />
vorkommen. Diese Probleme sind durch geeignete<br />
Maßnahmen weitgehend therapierbar.<br />
Die geistigen Fähigkeiten der Menschen mit Down-<br />
Syndrom wurden in der Vergangenheit unterschätzt.<br />
Sie sind ausgesprochen lernfähig, wenn man ihnen<br />
die Chancen dazu gibt, sich zu entfalten.<br />
Situation in Deutschland<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts lag das Durchschnittsalter<br />
eines Menschen mit Down-Syndrom bei neun<br />
Jahren. Diese kurze Zeit verbrachten sie meist in der<br />
Familie, wo sie ausser der familiären Betreuung<br />
keine weitere Förderung bekommen.<br />
1940:<br />
Während des Zweiten Weltkrieges werden im Nationalsozialismus<br />
im Zuge der Ermordung behinderter<br />
Menschen viele Menschen mit Down-Syndrom umgebracht.<br />
1950:<br />
Kinder mit Down-Syndrom werden häufig gleich nach<br />
der Geburt in Institutionen untergebracht. Sie erhalten<br />
kaum Förderung, da die gängige Meinung ist,<br />
dass sich eine solche nicht lohne. Die medizinische<br />
Versorgung ist ungenügend.<br />
1960:<br />
Eltern setzen sich zunehmend für ihre Kinder ein. Es<br />
entsteht u. a. die Elterninitiative der Lebenshilfe, die<br />
sich der Interessen behinderter Menschen annimmt.<br />
1970:<br />
Gründung vieler Frühförderstellen. V. a. in den ersten<br />
Lebensjahren steht den Kindern mit Down-Syndrom<br />
ein wachsendes Therapieangebot zur Verfügung.<br />
Spezielle pädagogische Fördermaßnahmen sind noch<br />
unterentwickelt, da man meint, dass Menschen mit<br />
Down-Syndrom im kognitiven Bereich nicht lernfähig<br />
seien.<br />
1980:<br />
Kinder mit Down-Syndrom besuchen in der Regel<br />
einen Sonderkindergarten und Schulen für geistig<br />
Behinderte. Später finden sie in beschützenden<br />
Werkstätten Beschäftigung. Viele wohnen in speziellen<br />
Wohnheimen.<br />
1990:<br />
Der Wunsch nach Integration wird immer stärker:<br />
Kinder mit Behinderungen sollen gemeinsam mit<br />
nicht behinderten Kindern unterrichtet werden. Eltern<br />
sind vielerorts Vorreiter auf diesem Gebiet.<br />
2000:<br />
Unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse,<br />
v. a. aus dem Bereich der Hirnforschung und der<br />
Genetik, sollen die individuellen Fähigkeiten von<br />
Personen mit Down-Syndrom gefördert werden, damit<br />
sie ein weitgehend selbst bestimmtes Leben<br />
führen können.<br />
Lebensperspektiven für Menschen mit<br />
Down-Syndrom<br />
Welche Lebensperspektiven haben Menschen mit<br />
Down-Syndrom in unserer Gesellschaft? Fest steht,<br />
dass diese bisher von der Mehrheit der Menschen<br />
ohne Down-Syndrom definiert werden.<br />
Entwicklung der Anerkennung von Individualität<br />
in der Gemeinsamkeit<br />
Behauptungen, dass Menschen mit Down-Syndrom<br />
immer freundlich und glücklich, musikalisch, schwerfällig<br />
oder stur sind, schnell ermüden und nicht abstrakt<br />
denken können, sind unzutreffende Verallgemeinerungen.<br />
Manche Eigenschaften mögen auf einige von<br />
ihnen zutreffen. Nie jedoch treffen sie auf alle Menschen<br />
mit Down-Syndrom gleichermaßen zu.<br />
Menschen mit Besonderheiten sind wertvolle Mitglieder<br />
der Gesellschaft, sie müssen ihren Platz und ihre<br />
Stellung in eben dieser Gesellschaft haben. Es erfor-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
dert eine neue Denkweise, die es erlaubt, Besonderheit<br />
und Normalität, zwei auf den ersten Blick sich<br />
ausschließende Eigenschaften, miteinander zu vereinbaren.<br />
Wie lässt sich eine gesellschaftliche Integration,<br />
eine Normalisierung von Lebens- und Lernbedingungen<br />
für Menschen mit Down-Syndrom realisieren?<br />
Förderung der Entwicklung<br />
An erster Stelle steht die liebevolle Aufnahme des<br />
Kindes mit Down-Syndrom in der Familie, ohne die<br />
sich das Kind trotz der besten Therapien nicht entfalten<br />
wird. Insgesamt verläuft die Entwicklung eines<br />
solchen Kindes verlangsamt und anders als bei anderen<br />
Kindern. Deshalb sind frühe Hilfen wichtig.<br />
Viele Kinder erwerben mit früher Förderung die Fähigkeit,<br />
zu lesen, zu schreiben und ein Instrument zu<br />
spielen. Da die Sprachproduktion sehr viel mehr als<br />
das Sprachverständnis Schwierigkeiten bereitet, ist<br />
eine professionelle Unterstützung der Sprachentwicklung<br />
nötig.<br />
Eine frühe physiotherapeutische Förderung tritt der<br />
motorischen Entwicklungsverzögerung entgegen, so<br />
dass später Schwimmen, Rad fahren oder Tennis<br />
Sportarten sind, die auch von Menschen mit Down-<br />
Syndrom ausgeübt werden. In der sozialen Entwicklung<br />
wird ihnen eine gute Kompetenz nachgesagt.<br />
Trotzdem ist ein gezieltes Training sozialer Fähigkeiten<br />
nötig, insbesondere auch der Umgang mit nichtbehinderten<br />
Menschen. Das bietet sich v. a. in einer<br />
integrativen Umgebung an.<br />
Integration<br />
Die Integration von Menschen mit Down-Syndrom in<br />
allen Bereichen des sozialen und gesellschaftlichen<br />
Lebens ist wesentlich für eine gute Entwicklung. Nur<br />
wenn das Kind mit Down-Syndrom von Anfang an am<br />
“normalen” Leben teilnimmt, kann es sich zu einer<br />
fähigen, kompetenten Person entwickeln, die sich in<br />
unserer Gesellschaft auch zurechtfindet.<br />
Der Besuch eines regulären Kindergartens ist mittlerweile<br />
häufige Praxis. Viele Kinder besuchen Schulen<br />
für geistig Behinderte. Integrationsbestrebungen<br />
haben dazu geführt, dass Kinder mit Down-Syndrom<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
auch in Regelschulen, die integrativ arbeiten, lernen<br />
können. Dabei gibt es zwischen den verschiedenen<br />
Bundesländern Unterschiede; so finden wir im Norden<br />
ein größeres Angebot an Integrationsschulen als<br />
im Süden. Kooperationsklassen oder sogenannte<br />
Außenklassen in Regelschulen sind andere Alternativen,<br />
wobei die gemeinsam verbrachte Zeit im Unterricht<br />
unterschiedlich ist.<br />
Integration hält oft an einer Zwei-Gruppen-Einteilung<br />
fest: behindert und nicht behindert. Somit bleibt das<br />
Kind mit Behinderung vor allen Dingen eins: anders.<br />
In diesem Zusammenhang tritt mehr und mehr der<br />
Begriff der Inklusion auf, wobei es darum geht, die<br />
Integration auf ein anderes Niveau zu heben. Nicht<br />
die Zusammenführung von Personen steht im Vordergrund,<br />
sondern die generelle Anerkennung von<br />
Individualität in der Gemeinschaft.<br />
Nach der Schulzeit arbeiten die meisten Erwachsenen<br />
in einer Werkstatt für Behinderte. Durch den<br />
Integrationsgedanken gehen einige junge Menschen<br />
einer Tätigkeit in der “normalen Arbeitswelt” nach.<br />
Bekannt sind hierfür u. a. das Hotel-Restaurant “Anne-<br />
Sophie” in Künzelsau und das Reutlinger Kaffeehäusle.<br />
Aber auch in Kindergärten, Altersheimen<br />
oder Krankenhäusern sowie in Geschäften arbeiten<br />
Menschen mit Down-Syndrom.<br />
Auch die Wohnsituation ändert sich. Der Trend bewegt<br />
sich eindeutig weg von Heimen. Immer häufiger leben<br />
Menschen mit Down-Syndrom mit anderen Menschen<br />
in betreuten Wohngemeinschaften zusammen.<br />
Ausblick<br />
Viele Außenstehende sind der Meinung, dass ein<br />
Mensch mit Down-Syndrom an seiner Behinderung<br />
leide. Oft hängt dies jedoch mit der Reaktion der<br />
Umwelt auf sie zusammen. Aufklärungsarbeit ist deshalb<br />
nach wie vor äußerst wichtig; die jährlichen Down-<br />
Syndrom-Wochen im Oktober tragen hierzu bei.<br />
Viele selbstbewusste Menschen mit Down-Syndrom<br />
treten heute für ihre Rechte auf Selbstbestimmung<br />
ein. Die Australierin Ruth Cromer stellte auf dem<br />
6. Down-Syndrom-Weltkongreß 1997 in Madrid fest:<br />
“Ich bin keine Behinderte. Ich bin ein Mensch mit<br />
einem Handikap. An erster Stelle bin ich ein Mensch.”<br />
55<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
56 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
Landesgesundheitsamt beteiligt sich an WHO-Lärmprojekten<br />
Snezana Jovanovic, Ref. 92<br />
Die Bevölkerung in Baden-Württemberg betrachtet<br />
Lärm als wichtigstes Umweltproblem. Forschungsarbeiten<br />
und aktuelle epidemiologische Studien belegen,<br />
dass akute und chronische Lärmbelastung zu<br />
einer Beeinträchtigung der Gesundheit führen kann,<br />
auch wenn der Schallpegel weit unterhalb der Schwelle<br />
für Gehörschäden liegt. Das Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) beteiligt sich an zwei WHO-Lärmprojekten:<br />
“Noise and Health Indicators” und “Night Noise<br />
Guidelines”.<br />
Lärm – relevantes Umweltproblem auch<br />
in Baden-Württemberg<br />
Die Bevölkerung in Baden-Württemberg betrachtet<br />
Lärm als wichtigstes Umweltproblem. Eine repräsentative<br />
Befragung von 3 000 erwachsenen Personen<br />
durch die Landesanstalt für Umweltschutz im Sommer<br />
1999 hat ergeben, dass sich 57 % aller Befragten in<br />
ihrem Wohnbereich durch Lärm gestört oder belästigt<br />
fühlen. 6,6 % der Befragten bezeichnen das Ausmaß<br />
der Belästigung als stark oder äußerst stark. Dominierende<br />
Lärmquelle ist dabei der Straßenverkehr. An<br />
zweiter Stelle steht der Fluglärm, gefolgt von Lärm<br />
durch Nachbarn. Durch Industrie- und Gewerbelärm<br />
fühlen sich 15 % der Befragten gestört und belästigt.<br />
Nahezu gleich auffällig ist der Schienenverkehr, hier<br />
insbesondere der Güterverkehr. Bei den Sport- und<br />
Freizeitanlagen werden Sportanlagen häufiger genannt.<br />
Jüngste Forschungsarbeiten und aktuelle epidemiologische<br />
Studien belegen, dass akute und chronische<br />
Lärmbelastung zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit<br />
führen können, auch wenn der Schallpegel weit<br />
unterhalb der Schwelle für Gehörschäden liegt.<br />
Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang<br />
nächtliche Lärmeinwirkungen zu <strong>beurteilen</strong>, da sie<br />
Schlafstörungen sowie vegetative Reaktionen unterhalb<br />
der Aufweckschwelle verursachen können.<br />
Europäische Indikatoren für Lärm<br />
Wie entwickelt sich die Umweltqualität im Hinblick<br />
auf die Lärmbelastung und wie wirkt sie sich auf<br />
unsere Gesundheit aus? Um für die Beantwortung<br />
dieser Frage einheitliche Beurteilungsmaßstäbe auf<br />
europäischer Ebene bereitzustellen, hat das Europäische<br />
WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />
Büro Bonn (WHO-ECEH), das internationale Projekt<br />
“ECOEHIS – Development of environment and health<br />
indicators for EC countries” initiiert. Ziel des Projektes<br />
ist die Entwicklung von Indikatoren für die Messung/<br />
Beobachtung der bevölkerungsbezogenen Exposition<br />
und gesundheitlichen Wirkungen, für die Beobachtung<br />
der Wirksamkeit von politischen und administrativen<br />
Maßnahmen sowie Handlungen und Aktionen<br />
und ihre internationale Vergleichbarkeit. Die<br />
WHO-Gruppe “Lärm und Gesundheit” ist dabei zuständig<br />
für die Entwicklung von Indikatoren für Lärm.<br />
Das LGA beteiligt sich seit April 2003 an dem Projekt.<br />
Auf der Grundlage von vorhandenen wissenschaftlichen<br />
Daten wurden zuerst im Rahmen von zwei<br />
“technical meetings” 18 Indikatoren entwickelt. Maßgebend<br />
für die Entwicklung eines Indikators waren<br />
u. a. folgende Kriterien: grundsätzliche Bedeutung,<br />
einfache Interpretation, zeitnahe Verfügbarkeit, Verfügbarkeit<br />
für die meisten der WHO-Mitgliedsstaaten,<br />
Vergleichsmöglichkeit zwischen diesen. Die 18 Indikatoren<br />
wurden von Experten geprüft und anschließend<br />
sechs Indikatoren für die Testphase ausgewählt.<br />
In neun EU-Ländern wurden die sechs Indikatoren<br />
mit realen Daten getestet. Die Ergebnisse der<br />
Testphase wurden im Juli 2004 vorgestellt und diskutiert.<br />
Von den sechs getesteten Indikatoren wurden<br />
schließlich zwei für die sofortige Anwendung in der<br />
EU ausgewählt, zwei wurden für die weitere Ausarbeitung<br />
vorgeschlagen und zwei wurden abgelehnt.<br />
Indikatoren, die für die sofortige Anwendung in der<br />
EU geeignet sind:<br />
• Betroffenheit durch Lärm: Anteil der Population, die<br />
unterschiedlichen Lärmpegeln (L und L ) ver-<br />
den night<br />
schiedener Lärmquellen (Straßen-, Flug- und Schienenlärm)<br />
ausgesetzt ist<br />
• Nationale Regelungen von Freizeitlärm (Innen- und<br />
Außenlärm)<br />
Indikatoren, die für die weitere Ausarbeitung geeignet<br />
sind:<br />
• Zusatzrisiko für Herzkrankheiten durch Lärmexposition<br />
• Angaben von Betroffenen über Lärmbelästigung<br />
und Schlafstörungen<br />
Indikatoren, die abgelehnt wurden:<br />
• Vorhandensein und Effektivität von Lärmminderungsplanung<br />
• Die Bereitschaft für die Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie<br />
in nationales Recht<br />
Die Projektergebnisse wurden auf der 4. Interministeriellen<br />
Konferenz für Umwelt- und Gesundheit vom<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
23.-25.06.2004 in Budapest vorgestellt. In der Deklaration<br />
wurde die Weiterentwicklung und stufenweise<br />
Implementierung von Indikatoren bzw. eines indikatorenbasierten<br />
Informationssystems zu gesundheitsbezogenen<br />
Umweltfaktoren beschlossen.<br />
WHO-Projekt “Night Noise Guidelines”<br />
Das Europäische WHO-Zentrum für Umwelt und<br />
Gesundheit, Büro Bonn (WHO-ECEH) koordiniert<br />
seit 2004 das Projekt “Night Noise Guidelines”. Ziel<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
dieses Verbundprojekts mit 19 Partnern (u. a. auch<br />
dem LGA) ist die Erstellung eines Leitfadens, der die<br />
derzeit vorliegenden Erkenntnisse über die gesundheitlichen<br />
Auswirkungen verschiedener Lärmquellen<br />
(Straßen-, Flug- und Schienenlärm) zusammenfassend<br />
darstellt. Kinder als Risikogruppe werden darin<br />
ganz besonders berücksichtigt. Anhand gesundheitlicher<br />
Endpunkte werden Richtwerte für den Nachtlärm<br />
abgeleitet. Der Leitfaden soll den Gesetzgeber<br />
und die Öffentlichkeit informieren und einheitliche<br />
Regelungen in der EU auf den Weg bringen.<br />
Influenza, Grippe, Erkältung, Schnupfen – warum sich ein Killervirus<br />
zwischen Harmlosigkeiten verstecken kann<br />
Dorothea Maslo, Ref. 95<br />
Jedes Jahr im Herbst erfolgen Aufrufe zur Grippeimpfung<br />
und regelmäßig bleibt die Anzahl der Geimpften<br />
hinter der Erwartung der Gesundheitsschützer zurück.<br />
Die Grippe wird nicht ernst genommen. Nicht jeder<br />
Schnupfen ist eine Grippe, nicht jede Erkältung eine<br />
Influenza. Fachleute befürchten gefährliche Kombinationen<br />
aus “menschlichen” und “tierischen” Influenzaerregern<br />
als Grundlage für weltweite Ausbrüche (Pandemien),<br />
die viele Menschenleben kosten könnten.<br />
Was ist der Unterschied zwischen<br />
Erkältung und Influenza?<br />
Es ist wohl ein ungenauer Umgang mit der Sprache,<br />
der die Unterschiede verwischt. Die Bezeichnungen<br />
“Erkältung” und “Grippe” werden häufig gleichbedeutend<br />
verwendet. Dadurch wird die Grippe verharmlost.<br />
Hinter einer Erkältung stecken aber ganz andere<br />
Erreger als hinter der “echten” Grippe, der Influenza.<br />
Erkältungen wie z. B. durch Rhinoviren nehmen<br />
meist einen leichten Verlauf. Es kribbelt in der Nase<br />
– man merkt, dass “etwas im Anzug ist”. Dann läuft<br />
die Nase, der Kopf schmerzt, Hustenreiz tritt hinzu.<br />
Auch erhöhte Temperatur oder moderates Fieber<br />
können auftreten: unangenehm, aber selten lebensgefährlich.<br />
Anders Influenza. Die “echte” Grippe beginnt plötzlich<br />
mit schweren Krankheitszeichen wie hohem Fieber,<br />
Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf-, Rückenund<br />
Gliederschmerzen. Nicht selten sind Lichtscheu,<br />
Tränenfluss, Augenschmerzen sowie Nasenbluten.<br />
Die oft wochenlange Erholungsphase ist häufig mit<br />
quälendem Reizhusten verbunden. Gefürchtet sind<br />
rasche, heftige Verlaufsformen mit plötzlichem Herz-<br />
Kreislaufversagen oder einer schweren Lungenentzündung,<br />
die innerhalb von 24-48 Stunden zum Tode<br />
führen können.<br />
Besonders anfällig für Lungenentzündungen sind<br />
Menschen ab dem 65. Lebensjahr, Patienten mit<br />
Vorerkrankungen an Herz und Lunge sowie Stoffwechselerkrankungen<br />
und Kleinkinder. Influenza ist<br />
keine Erkältung.<br />
Was ist das besondere an Influenza-<br />
Viren?<br />
Influenza-Viren sind Orthomyxoviren. Es gibt drei<br />
Typen. Für menschliche Infektionen sind v. a. die<br />
Typen A und B von Bedeutung. Influenza-A-Viren<br />
sind die häufigste Ursache für Influenza-Epidemien.<br />
Sie werden nach den antigenen Eigenschaften ihrer<br />
Hülle weiter unterteilt in 15 HA- und neun NA-Subtypen.<br />
HA steht für Hämagglutinin (H) und NA für<br />
Neuraminidase (N). Die Bezeichnung von Influenza-<br />
Viren ergibt sich aus dem ersten Fundort eines Virus,<br />
einer laufenden Nummer, der Jahreszahl und den<br />
Antigenen. Beispiel: A/California/7/2004 (H3N2).<br />
Das Besondere an Influenza-Viren ist ihre Fähigkeit,<br />
ihre genetischen Eigenschaften durch Antigendrift<br />
oder Antigenshift ständig zu verändern.<br />
Antigendrift ist, bildlich gesprochen, ein “langsames<br />
Dahintreiben”. Durch eine Folge von Punktmutationen,<br />
die Änderungen nur an einzelnen Stellen der<br />
Virusgene bewirken, kommt es zu einer allmählichen<br />
Umgestaltung der Oberflächenantigene.<br />
Antigenshift ist hingegen ein plötzlicher Wechsel<br />
genetischer Eigenschaften. Wenn zwei verschiede-<br />
57<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
58 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
ne Influenza-Virenstämme denselben Organismus,<br />
Mensch oder Tier, infiziert haben, können sie untereinander<br />
Gene austauschen. Diese Neukombination<br />
von genetischem Material führt sprunghaft zu einem<br />
neuen Influenza-Stamm. Antigenshift wurde bisher<br />
nur bei Influenza-A-Viren beobachtet.<br />
Durch Änderung ihrer genetischen Eigenschaften<br />
entgehen die Grippeviren dem immunologischen Gedächtnis<br />
des Körpers. Abwehrzellen, die bei früher<br />
durchgemachten Influenza-Infektionen gebildet wurden,<br />
erkennen die veränderten Viren nicht mehr. Bei<br />
einer Ansteckung wird man erneut grippekrank.<br />
Influenza-Impfstoff – ein Wettlauf<br />
zwischen Hase und Igel<br />
Influenza-Viren ändern sich ständig. Deshalb muss<br />
auch der Influenza-Impfstoff ständig angepasst werden.<br />
Die zirkulierenden Virus-Varianten und ihre Häufigkeit<br />
werden weltweit beobachtet. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
empfiehlt nach den weltweiten Beobachtungen<br />
halbjährlich drei Influenza-Virusstämme,<br />
deren Antigene Bestandteil der Impfstoffe für die<br />
nächste Influenza-Saison auf der Nord- und auf der<br />
Südhalbkugel werden sollen. Ziel ist ein möglichst<br />
breiter Impfschutz gegen die am häufigsten erwarteten<br />
Influenza-Virus-Varianten und solche, die ihnen<br />
ähnlich sind. Dieser Blick in die Zukunft ähnelt dem<br />
Wettlauf zwischen Hase und Igel – auch im Ergebnis:<br />
In den letzten Jahren war der “Igel” Impfstoff zu<br />
Beginn der Grippesaison immer schon in der passenden<br />
Zusammensetzung verfügbar, bevor der “Hase”<br />
Influenza-Virus sich durch Antigendrift zu weit verändert<br />
hatte. Den alle drei bis fünf Jahre auftretenden<br />
Grippewellen könnte man also mit Impfungen gut<br />
begegnen – wenn “Mann” und “Frau” sich denn<br />
impfen lassen.<br />
Wie schütze ich mich gegen Influenza?<br />
• Körpereigene Abwehr entwickeln. Der beste Schutz<br />
ist die jährliche Impfung. Die Influenzasaison beginnt<br />
im Herbst. Deshalb sollte die jährliche Impfung<br />
vorzugsweise im September bis November<br />
erfolgen. In Baden-Württemberg ist die Influenza-<br />
Impfung allgemein empfohlen, so dass sich jeder<br />
impfen lassen kann. Der Impfschutz beginnt zwei<br />
Wochen nach der Impfung.<br />
• Ansteckung vermeiden. Influenza wird durch Tröpfchen<br />
übertragen. Das Vermeiden von Anhusten<br />
und Anniesen, verbunden mit einer ausreichenden<br />
Händehygiene, ist eine wichtige Maßnahme zur<br />
Vorbeugung – wie bei allen anderen Erkältungskrankheiten.<br />
Auch das Meiden von Menschenansammlungen<br />
in der Grippezeit ist wichtig. Wer<br />
krank ist, sollte zu Hause bleiben, um andere nicht<br />
anzustecken.<br />
• Antivirale Medikamente. Seit wenigen Jahren gibt<br />
es Medikamente gegen Influenza-Viren. Sie wirken<br />
jedoch nur, wenn mit ihrer Einnahme kurze Zeit,<br />
längstens 48 Stunden nach Auftreten der Symptome,<br />
begonnen wird. Dann können der Krankheitsverlauf<br />
verkürzt und die Beschwerden gemildert<br />
werden. Antivirale Medikamente können bei Ansteckungsgefahr<br />
(z. B. bei Risikopersonen in Gemeinschaftseinrichtungen<br />
wie Altenheimen) auch vorbeugend<br />
eingenommen werden.<br />
Es bleibt dabei: Der sicherste Schutz gegen Grippe<br />
ist durch die jährliche Impfung zu erwarten.<br />
Warum ist die Vogelgrippe für den<br />
Menschen gefährlich?<br />
Gefürchtet sind Influenza-Pandemien, die durch Influenza-A-Viren<br />
verursacht werden, bei denen eine<br />
Antigenshift stattgefunden hat. Sie überziehen in<br />
Abständen von 10-40 Jahren ganze Kontinente. Die<br />
Erkrankungs- und Sterberaten sind deutlich höher<br />
als bei normalen Grippewellen.<br />
Influenza-A-Viren kommen weltweit beim Menschen,<br />
bei Säugern und in großer Vielfalt bei Vögeln,<br />
insbesondere bei Wasservögeln vor. Die seit 2003 in<br />
Asien beobachtete Vogelgrippe (aviäre Influenza)<br />
mit der Oberflächenantigen-Kombination H5N1 ist<br />
bislang für den Menschen nicht besonders ansteckend.<br />
Wo es durch engen Kontakt mit infiziertem<br />
Geflügel zu einer Ansteckung von Menschen gekommen<br />
ist, verliefen die Grippe-Erkrankungen allerdings<br />
schwer und Todesfälle waren häufig. Bei Redaktionsschluss<br />
zu Beginn des Jahres 2005 wurden<br />
Einzelfälle einer Ansteckung von Mensch zu Mensch<br />
vermutet.<br />
Die eigentliche Gefahr besteht nun in einer Doppelinfektion<br />
mit einem aviären und einem menschlichen<br />
Influenza-Virus-Stamm. Dann kann durch Kombination<br />
der Genanlagen ein neuer Influenza-Erreger mit<br />
bisher nicht bekannten Eigenschaften entstehen.<br />
Falls dieses neue Influenza-Virus eine hohe Ansteckungsfähigkeit<br />
und Übertragbarkeit besitzt, hat es<br />
das Potential zum “Killervirus” mit weltweiter Ausbreitung.<br />
Influenza-Experten denken an die 1918 aufgetretene<br />
“Spanische Grippe”: die Zahl der durch sie<br />
verursachten Todesfälle wird auf 20-40 Millionen<br />
geschätzt. Es kam zu mehr Todesopfern als im gesamten<br />
1. Weltkrieg.<br />
Fachleute sind sicher, dass eine neue Pandemie<br />
kommen wird. Die Frage ist nur, wann. In vielen<br />
Ländern laufen Vorbereitungen für diesen Fall. Bei<br />
einer Influenza-Pandemie kann passender Impfstoff<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Sterblichkeit in Baden-Württemberg in % des Erwartungswertes, Januar-September 2003<br />
(nach Jendritzky und Koppe, 2004)<br />
Influenzameldungen Baden-Württemberg 2003 (N= 960)<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
59<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>
60 Berichte aus der Arbeit<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong><br />
möglicherweise nicht schnell genug und nicht in<br />
ausreichender Menge hergestellt werden. Daher ist<br />
in den Konzepten auch die Bevorratung antiviraler<br />
Medikamente vorgesehen. Der Nationale Pandemieplan<br />
für Deutschland wurde im Januar 2005 vom RKI<br />
veröffentlicht (www.rki.de).<br />
Was geschieht in Baden-Württemberg?<br />
Während der jährlichen Influenzasaison typisiert das<br />
Labor des Landesgesundheitsamtes (LGA) Influenza-Viren<br />
aus Rachenabstrichen von Erkrankten (siehe<br />
Beitrag „Influenza-Saison 2003/04“). Die Landesstelle<br />
Meldewesen im LGA beobachtet und leitet alle<br />
Meldungen über Influenza-Erregernachweise an das<br />
Robert Koch-Institut weiter (zweite Abbildung). Die<br />
Umsetzung des Nationalen Pandemieplanes erfolgt<br />
auf Landesebene unter Federführung des Sozialministeriums.<br />
Eine interessante Beobachtung unterstützt<br />
die Warnungen, dass die echte<br />
Grippe sehr gefährlich sein kann:<br />
Die in der ersten Abbildung dargestellten Erhöhungen<br />
der Sterblichkeit über den Erwartungswert<br />
(= 100 % der langjährig beobachteten Sterblichkeit<br />
zu dieser Jahreszeit) können nicht direkt einer Ursache<br />
zugeordnet werden. Bemerkenswert ist jedoch,<br />
dass die Erhöhung im Frühjahr 2003 mit der Influenzaperiode<br />
in diesem Jahr zusammenfällt. Der zweite<br />
Gipfel im Sommer entspricht der Hitzewelle im August<br />
2003.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Influenza-Saison 2003/04<br />
Christiane Wagner-Wiening, Ref. 93<br />
Im Landesgesundheitsamt (LGA) konnte in der Influenza-Saison<br />
2003/04 nach Unterbrechung in der<br />
Saison 2002/03 die Influenza-Studie wieder durchgeführt<br />
werden. 518 Rachenabstriche von Patienten<br />
aus Baden-Württemberg, bei denen nach RKI-Falldefinition<br />
ein klinischer Verdacht auf eine Influenza-<br />
Erkrankung bestand, wurden im Zeitraum 2003/04<br />
von niedergelassenen Ärzten an das LGA eingesandt<br />
und dort mittels PCR und Zellkultur auf Influenza<br />
A bzw. B untersucht. Die Untersuchungen gaben<br />
zum Einen Aufschluss über den Verlauf der<br />
Influenza-Epidemie 2003/04 in Baden-Württemberg,<br />
zum Anderen ermöglichte die Anzucht der Viren, die<br />
nur in spezialisierten Laboratorien durchgeführt wird,<br />
die anschließende Feintypisierung der isolierten Influenza-Stämme<br />
im Nationalen Referenzzentrum.<br />
Diese Typisierung erlaubt die Erkennung etwaiger<br />
Virustyp-Veränderungen im Verlaufe einer Influenza-<br />
Epidemie und ist Grundlage für die Zusammensetzung<br />
des Impfstoffes für die nächste Influenza-<br />
Saison.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Ergebnisse der Untersuchungen von<br />
Rachenabstrichen auf Influenza-Viren<br />
im LGA<br />
Bei der Influenza-Saison 2003/04 handelte es sich<br />
insgesamt um eine Influenza-Epidemie niedriger bis<br />
moderater Aktivität. Nach Berichten der AGI (Arbeitsgemeinschaft<br />
Influenza) wurden in Deutschland in<br />
der Influenza-Saison 2003/04 fast ausschließlich Influenza<br />
A-Viren des Subtyps H3N2 isoliert.<br />
Im LGA wurden von Oktober 2003-April 2004 im<br />
Rahmen der Influenza-Surveillance in Baden-<br />
Württemberg insgesamt 518 Rachenabstriche, die<br />
von niedergelassenen Ärzten eingesandt wurden,<br />
mittels Polymerasekettenreaktion auf Influenza A<br />
und B untersucht.<br />
Dabei handelte es sich um Rachenabstriche von<br />
Patienten, bei denen ein klinischer Verdacht auf eine<br />
Influenza-A: PCR-Nachweise im LGA pro Kalenderwoche im Laufe der Influenza-Saison 2003/04<br />
(Einsendungen: N=520)<br />
61<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
62 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Influenza-Erkrankung bestand. In 161 Fällen wurden<br />
Influenza-A-Viren nachgewiesen. Eine Influenza-B-Infektion<br />
konnte in keinem der Fälle diagnostiziert<br />
werden. Die höchste Influenza-Aktivität war in<br />
den Monaten Januar und Februar festzustellen (erste<br />
Abbildung). Betroffen von den Influenza-A-Infektionen<br />
waren v. a. Patienten in den Altersklassen 10-<br />
14 und 15-19 Jahre (zweite Abbildung). Die Verteilung<br />
der nach IfSG gemeldeten labordiagnostischen<br />
Nachweise aus dem LGA sind im Anhang dargestellt.<br />
Ergebnisse zur Typisierung der<br />
Influenza-Isolate<br />
Altersverteilung der Patienten mit positivem Influenza-A-Nachweis<br />
In der PCR Influenza-positiv getestetes Abstrichmaterial<br />
wurde im LGA zur weiterführenden Diagnostik<br />
auf Zellkultur gegeben und die angezüchteten Viren<br />
zur Typisierung an das Referenzzentrum für Influenzaviren<br />
(NRZ-Hannover) gesandt.<br />
Bei allen im LGA isolierten und an das NRZ gesandten<br />
Virusisolaten handelte es sich um Influenza A<br />
(H3N2)-Viren der Variante A/Fujian/411/2002-like.<br />
Nach Berichten der AGI reagierte die Mehrzahl der<br />
bisher in Deutschland typisierten H3N2-Viren im HAT<br />
(Hämagglutinationstest) sowohl sehr gut mit Immunseren<br />
gegen den in der Influenza-Saison 2003/04<br />
eingesetzten Impfstamm A/Panama/2007/99 als auch<br />
gegen Immunseren der neuen Variante A/Fujian/<br />
411/02. Die molekularen <strong>Analyse</strong>n hingegen ergaben,<br />
dass die analysierten Stämme genetisch enger<br />
mit dem A/Fujian/411/02 verwandt waren. Dieses<br />
Ergebnis stand nicht im Widerspruch zu den serologischen<br />
Befunden und zeigte, dass noch eine gute<br />
Kreuzreaktivität zwischen Panama-like- und Fujianlike-Viren<br />
nachweisbar war.<br />
Die im LGA durchgeführte Influenza-Studie trägt im<br />
wesentlichen Maße zur Surveillance der Influenza-<br />
Aktivität in Baden-Württemberg bei. Da die Influenza-<br />
Virusisolierung nur noch in wenigen Laboren in<br />
Deutschland durchgeführt wird, ist die weiterführende<br />
Zellkultur-Diagnostik im Rahmen der Influenza-<br />
Studie zum Einen für die Beobachtung von Virusveränderungen<br />
während der bestehenden Influenza-<br />
Saison und zum Anderen für die Zusammensetzung<br />
des Impfstoffes für die nächste Saison von großer<br />
Bedeutung.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Einsendungen/nach IfSG gemeldete labordiagnostische Influenza-Fälle nach Landkreis<br />
(Influenza-Saison 2003/04)<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
63<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
64 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Netzwerk Gesundheitsfördernde Kindertagesstätten<br />
Catharina Wackes, Ref. 94<br />
Das Landesgesundheitsamt (LGA) beteiligt sich als<br />
Kooperationspartner auf Landesebene am bundesweiten<br />
Modellprojekt zur Förderung von Gesundheitspotentialen<br />
bei sozial benachteiligten Kindern<br />
im Elementarbereich. Baden-Württemberg ist eines<br />
von fünf Bundesländern, die sich mit jeweils drei<br />
ausgewählten Kindertagesstätten am Projekt beteiligen.<br />
Entwickelt und koordiniert wurde das Projekt<br />
von der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen<br />
e. V.<br />
Hauptanliegen ist es, unter aktiver Beteiligung aller<br />
Akteure die Gesundheitspotentiale im Lebens- und<br />
Arbeitsbereich Kindertagesstätte zu ermitteln und<br />
einen Prozess organisatorischer Veränderungen anzuregen,<br />
der über die Schaffung gesundheitsgerechter<br />
Verhältnisse die gesundheitliche Situation der<br />
Kinder, Eltern und Erzieherinnen nachhaltig verbessern<br />
soll.<br />
Modellprojekt Förderung von Gesundheitspotentialen<br />
bei sozial benachteiligten<br />
Kindern im Elementarbereich<br />
Der Zusammenhang von Armut und Gesundheit ist<br />
von frühester Kindheit an sichtbar. Die Auswirkungen<br />
sozialer Benachteiligung auf die Gesundheit und das<br />
Gesundheitsverhalten sind vielfältig belegt. Kinder<br />
aus armen Familien weisen nicht nur einen schlechteren<br />
Gesundheitsstatus auf; sie werden auch durch<br />
Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung<br />
schwer erreicht. Auffallend ist, dass Kinder aus<br />
sozial benachteiligten Familien häufiger Defizite in<br />
der Sprachkompetenz vorweisen. Auch sind diese<br />
Kinder vermehrt fehl ernährt oder haben bereits Störungen<br />
in der Bewegungskoordination erworben.<br />
Einrichtungen zur außerhäuslichen Kinderbetreuung<br />
können auf diese Defizite ausgleichend und kompensierend<br />
wirken. Individuelle Förderung kann dort ansetzen,<br />
wo sie aufgrund innerfamiliärer oder sozialstruktureller<br />
Mängel benötigt wird.<br />
Über den Setting-Ansatz können betroffene Kinder<br />
und deren Eltern in die Präventionsarbeit integriert, in<br />
ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit gestärkt und<br />
zu gesundheitsgerechtem Verhalten motiviert werden.<br />
Kinder werden so in einem sehr frühen Alter<br />
erreicht, in dem negative gesundheitsschädigende<br />
Eigenschaften noch nicht aufgetreten bzw. noch nicht<br />
verfestigt sind.<br />
Allerdings stellen die Mitarbeiter/innen der Kindertagesstätten<br />
in sozialen Brennpunkten (“Gebieten mit<br />
besonderem Entwicklungsbedarf”) nicht nur vermehrte<br />
gesundheitliche Probleme von Kindern (und Eltern)<br />
fest, sondern berichten gerade dann von erhöhten<br />
Anforderungen an die eigenen Kompetenzen und<br />
Ressourcen, wenn der Anteil sozial benachteiligter<br />
Kinder in einer Einrichtung besonders hoch ist. Der<br />
Aspekt der Erzieherinnengesundheit darf daher in<br />
einem Projekt, das das gesamte Setting Kindertagestätte<br />
umfasst, nicht vernachlässigt werden.<br />
Projektziele<br />
Ziel ist es, unter aktiver Beteiligung aller Akteure die<br />
Gesundheitspotentiale im Lebens- und Arbeitsbereich<br />
Kindertagesstätte zu ermitteln und einen Prozess<br />
organisatorischer Veränderungen anzuregen,<br />
der über die Schaffung gesundheitsgerechter Verhältnisse<br />
die gesundheitliche Situation der Kinder,<br />
Eltern und Erzieherinnen nachhaltig verbessern soll.<br />
So werden Gesundheitsförderungspotentiale im Elementarbereich<br />
für Kinder und Eltern aller sozialer<br />
Schichten ausgebaut, ohne sozial benachteiligte<br />
Familien zu stigmatisieren.<br />
Zu den weiteren Projektzielen gehören u. a. die<br />
Entwicklung eines übertragbaren Handlungskonzeptes<br />
zur Umsetzung der Ergebnisse unter Beteiligung<br />
von Praktikerinnen, die Förderung der Vernetzung<br />
mit anderen Kindertagesstätten und der Kooperation<br />
mit Einrichtungen und Fachstellen im Stadtteil oder<br />
Stadt-/Landkreis.<br />
Geplante Umsetzung des Modellprojekts<br />
Das Gesamtprojekt in seiner ursprünglich geplanten<br />
Form war auf drei Jahre angelegt. Es gliederte sich in<br />
drei Projektphasen mit unterschiedlichen Schwerpunkten:<br />
• Entwicklung eines Handlungskonzepts zur Gesundheitsförderung<br />
von sozial benachteiligten Kindern<br />
im Setting Kindertagesstätte unter Beteiligung von<br />
Expertinnen aus der Praxis<br />
• Kooperation mit Akteuren und Institutionen vor Ort<br />
und auf Landesebene<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
• Erprobung an verschiedenen Modellstandorten und<br />
in fünf verschiedenen Bundesländern<br />
Geplanter Ablauf in den Modellkindertagesstätten<br />
In fünf Bundesländern wurden in Kooperation mit<br />
dem LGA/den Landesvereinigungen für Gesundheit<br />
und den jeweiligen Trägerorganisationen jeweils drei<br />
Modellkindergärten ausgewählt, die das Handlungskonzept<br />
in ihrer Einrichtung erproben und an dessen<br />
Weiterentwicklung mitarbeiten.<br />
Geplant war, eine Erzieherin aus den jeweiligen<br />
Kindertagesstätten zur “Gesundheitsbeauftragten” zu<br />
benennen, die mit einem Stellenanteil von 10 % einer<br />
Vollzeitstelle von Projektmittel finanziert werden sollte.<br />
Diese Gesundheitsbeauftragte sollte unterstützt<br />
werden durch eine Projektberaterin, die am LGA<br />
angegliedert ist und ebenfalls von Projektmittel finanziert<br />
werden sollte. Die Gesamtprojektleitung ist bei<br />
der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen<br />
angesiedelt.<br />
Auswahlkriterien für die Modellkindertagesstätten<br />
Für die Teilnahme an dem Modellprojekt sollten die<br />
Kindertagesstätten folgende Kriterien erfüllen:<br />
• Ein wesentlicher Teil der Kinder der Einrichtung<br />
kommt aus sozial benachteiligten Familien.<br />
• Die Kindertagesstätte liegt in einem “sozialen Brennpunkt”<br />
bzw. in strukturschwachem, ländlichem<br />
Raum.<br />
• Das Projekt wird im “Setting Kindertagesstätte”<br />
verankert, d. h. im gesamten sozialen System und<br />
bezieht alle Akteure mit ein.<br />
• Es gibt einen Teambeschluss, in dem die Bereitschaft<br />
aller Mitarbeiterinnen zur Teilnahme festgelegt<br />
wurde.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Bisherige Umsetzung des Modellprojekts<br />
In der Pilotphase wurden ein Handlungskonzept zur<br />
Gesundheitsförderung von sozial benachteiligten<br />
Kindern im Setting Kindertagesstätte unter Beteiligung<br />
von Expertinnen aus der Praxis entwickelt. Es<br />
gliedert sich in einen Leitfaden und in ein praxisorientiertes<br />
Manual, das umfangreiche Checklisten mit<br />
Zielformulierungen, Maßnahmeplanungen, Literaturhinweise<br />
und Hinweise auf Modellprojekte enthält.<br />
Zur Teilnahme am Modellprojekt beworben haben sich<br />
insgesamt sechs Kindertagesstätten aus Baden-<br />
Württemberg, aus denen drei aus Baden-Baden, Bönnigheim<br />
sowie Leonberg ausgewählt wurden. Beteiligt<br />
am Projekt sind auch die jeweiligen Fachkräfte für<br />
Gesundheitsförderung der Gesundheitsämter der Landkreise<br />
Rastatt, Ludwigsburg und Böblingen.<br />
Die ursprünglich geplante Umsetzung des Projekts<br />
mit einer Gesundheitsbeauftragten innerhalb der Kindertagesstätte<br />
sowie einer Projektberaterin konnte<br />
(noch) nicht realisiert werden, da bisher die finanziellen<br />
Mittel nicht bereit standen.<br />
Alle drei Modellkindertagesstätten haben sich jedoch<br />
bereit erklärt, auf der Basis des Handlungskonzeptes<br />
und im “Verbund” des Netzwerks mit dem Projekt ohne<br />
finanzielle Unterstützung zu starten. Die Aufgabe der<br />
“Gesundheitsberaterin” haben die jeweiligen Leiterinnen<br />
der Kindertagesstätte im Rahmen ihrer Leitungsfunktion<br />
übernommen, da alle davon überzeugt sind,<br />
dass Gesundheitsförderung nicht als kurzfristiges Projekt,<br />
sondern nur fest verankert im Kindergartenalltag<br />
nachhaltig Wirkung zeigen kann. Als sehr positiv und<br />
motivierend wurde der kollegiale Austausch bei den<br />
jeweiligen Netzwerktreffen genannt. Zusätzlich unterstützt<br />
auf ihrem Weg zu einer gesundheitsfördernden<br />
Kindertagesstätte werden sie durch die Fachkräfte für<br />
Gesundheitsförderung aus den Gesundheitsämtern.<br />
Das LGA wird die zukünftigen Netzwerktreffen mit<br />
allen Beteiligten koordinieren und fachlich begleiten,<br />
Materialien und Infos zur Gesundheitsförderung zur<br />
Verfügung stellen sowie im Jahr 2005 eine Fachtagung<br />
organisieren, bei dem u. a. das Modellprojekt<br />
vorgestellt werden soll.<br />
65<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
66 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Regionale Netzwerke Frühförderung und Integration<br />
Cornelia Esther, Ref. 94<br />
Die regionale Vernetzung der Angebote für Frühförderung<br />
und Integration, d. h. auch für eine erfolgreiche<br />
integrative Erziehung von Kindern mit Entwicklungsstörungen<br />
und Behinderungen gemeinsam mit<br />
Kindern ohne Behinderung, wird durch ärztliche,<br />
medizinisch-therapeutische, pädagogische und psychologische<br />
Fachleute in unterschiedlichster Form<br />
gestaltet und gelebt.<br />
Grundsätzliche Aspekte aus Theorie und badenwürttembergischer<br />
Praxis werden beschrieben, die<br />
in der Tätigkeit des Medizinischen Bereichs der Überregionalen<br />
Arbeitstelle Frühförderung Baden-<br />
Württemberg sowohl in der Fortbildung der Fachkräfte<br />
als auch in verschiedensten Verfahrensklärungen<br />
vor Ort immer wieder von zentraler Bedeutung sind.<br />
Grundsätzliche Aspekte<br />
Die Komplexität der kindlichen Entwicklung, ihre möglichen<br />
Beeinträchtigungen und die daraus folgende<br />
Behinderungen insbesondere im Vorschulalter erfordern<br />
ein vernetztes, auch systemorientiertes Denken,<br />
um Früherkennung und Frühförderung so gestalten zu<br />
können, dass diese den Frühfördergrundsätzen (Ganzheitlichkeit,<br />
Kind- und Familienorientierung, Kooperation<br />
und Interdisziplinarität) gerecht wird.<br />
Mit Veränderung des Blickwinkels – nicht befangen<br />
innerhalb eines Systems, sondern mit Wechsel der<br />
Sichtweise – ist ein Systemverständnis des Ganzen<br />
und ein themenzentriertes Handeln möglich mit dem<br />
Ziel, keine Ist-Zustände zu verfestigen, sondern Fähigkeiten<br />
des Einzelnen im System sichtbar zu machen.<br />
Effiziente Früherkennung und Frühförderung<br />
sorgt mit dafür, dass ein Kind mit Entwicklungsstörungen/Behinderung<br />
integrativ mit anderen Kindern<br />
ohne Behinderung aufwachsen kann.<br />
Sozialrechtliche Grundlagen dieser fachlichen Arbeit<br />
finden sich im Sozialgesetzbuch (SGB) IX §§ 4, 30,<br />
55, 56; SGB XII §§ 53, 54 und in der Frühförderungsverordnung<br />
(FrühV; Downloads im Internet unter www.<br />
bmgs.bund.de/download/gesetze_web/gesetze.htm).<br />
In seinem Bericht „Die Kunst, vernetzt zu denken“ an<br />
den Club of Rome 2001 schreibt Frederic Vester:<br />
„Was wir brauchen, ist eine neue Sicht der Wirklichkeit;<br />
die Einsicht, dass vieles zusammenhängt, was<br />
wir getrennt sehen, dass die sie verbindenden unsichtbaren<br />
Fäden hinter den Dingen für das Geschehen<br />
in der Welt oft wichtiger sind ...“. Damit verbun-<br />
den ist auch der ökologische Denkansatz, der die<br />
Realität interdisziplinär wahrnimmt. Dinge werden<br />
nicht innerhalb ihrer eigenen Kategorie, sondern das<br />
Beziehungsnetz zwischen ihnen fachübergreifend<br />
erfasst. Erkennung, Steuerung und selbsttätige Regelung<br />
ineinander greifender vernetzter Abläufe<br />
müssen dabei transparent gemacht werden (biokybernetischer<br />
Denkansatz). Die Reduktion der Datenflut<br />
mittels gezielter Auswahl relevanter Variablen ist<br />
dabei erforderlich, um ein System ganzheitlich erfassen<br />
und bewerten zu können.<br />
Wenn-dann-Prognosen dienen dazu, das System<br />
auch gegenüber unerwarteten Ereignissen robuster<br />
zu machen.<br />
Gestaltungsprinzipien<br />
Rahmenbedingungen<br />
Interdisziplinäre Kooperation gelingt langfristig und<br />
nachhaltig dann am besten, wenn die Rahmenbedingungen<br />
strukturiert und festgelegt werden. Es bedarf<br />
der Institutionalisierung von personellen, zeitlichen,<br />
räumlichen, ökonomischen sowie fachlich-inhaltlichen<br />
Rahmenbedingungen, wie Regina Jenni es in<br />
ihrem Beitrag anlässlich der Jahrestagung der Überregionalen<br />
Arbeitsstelle Frühförderung Baden-<br />
Württemberg am 26.10.2004 im Stuttgart beschrieben<br />
hat.<br />
Leitprinzipien für den interdisziplinären Austausch<br />
sind:<br />
• Ressourcennutzung<br />
• Kindliche und familiäre Ressourcen und Fähigkeiten,<br />
spezifisches Fachwissen und individuelle Erfahrungen<br />
• Gleichwertigkeit<br />
• Alle Beteiligten sind grundsätzlich gleichwertige<br />
Partner, unabhängig von Rang und Namen.<br />
• Themenzentrierung<br />
• Kind und Familie, deren Bedürfnisse und Rechte<br />
auf adäquate Entwicklungsbegleitung<br />
• Lösungsorientierung<br />
• Gemeinsame Blickrichtung auf ein zukünftiges Ziel<br />
unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen<br />
und Variablen der Beteiligten (Abbildung).<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Aufgaben der Einzelperson v. a. zu Beginn einer<br />
Arbeitsgruppe (Team) sind v. a. Klärung der<br />
• eigenen Berufsidentität (Kompetenzen und Grenzen)<br />
• Erwartungen an sich selbst und an die Gruppe<br />
(Rollenverständnis)<br />
• Themen und Ziele des eigenen und des gemeinsamen<br />
Wirkens<br />
Effizienzsteigerung gemeinsamer Besprechungen<br />
wird erreicht durch:<br />
• Spielregeln<br />
• Gesprächsleitung<br />
• prinzipielle Sitzungsstruktur<br />
• Entwicklung einer gemeinsamen Sprache<br />
• Einbringen spezifischer Fachkompetenzen<br />
• Visualisieren von Gesprächsinhalten<br />
• Einsatz von Videoaufnahmen<br />
Erfahrungen aus der Praxis<br />
In der Rahmenkonzeption Frühförderung Baden-<br />
Württemberg 1998 werden bereits wichtige Voraussetzungen<br />
für eine interdisziplinäre Kooperation benannt,<br />
deren Umsetzung für die Interdisziplinären<br />
Frühförderstellen durch die „Frühförderungsgrundsätze“<br />
intern festgelegt ist.<br />
Dazu haben sich in den Regionen in den letzten Jahren<br />
durch die Initiative verschiedener Fachgruppen sehr<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
unterschiedliche interdisziplinäre Arbeitsstrukturen<br />
entwickelt und bewährt, wie die<br />
Präsentationen der Fachleute aus den Stadtund<br />
Landkreisen im Rahmen des Symposions<br />
Interdisziplinäre Frühförderung Baden-<br />
Württemberg 2003 wirkungsvoll zeigten.<br />
Der Wunsch nach fachlichem Austausch<br />
über die individuelle kindbezogene Kooperation<br />
hinaus mündete in fachgruppenspezifische,<br />
aber auch interdisziplinäre Arbeitskreise,<br />
in denen auch Fortbildungen stattfanden.<br />
Aus diesen Arbeitskreisen heraus, die sich regionalisiert<br />
oder stadt- bzw. landkreisweit entwickelt<br />
hatten, entstanden institutionalisierte Arbeitskreise<br />
oder Verbünde mit einem definierten und strukturierten<br />
Auftrag. Zeitliche und personelle kontinuierliche<br />
Zusammenarbeit ließ interdisziplinäre Teams mit externen<br />
Partnern entstehen, wie beispielsweise in den<br />
Landkreisen Rems-Murr-Kreis oder Freudenstadt ein<br />
Netzwerk Frühförderung und Integration. Die Interdisziplinäre<br />
Frühförderstelle (IFFS), die sonderpädagogischen<br />
Frühberatungsstellen (SPB), die Ärzte in<br />
Niederlassung (Kinder- und Jugendärzte), der Kinderklinik<br />
und des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes<br />
(KJGD) des Gesundheitsamtes haben in<br />
Kooperation mit dem Sozialamt des Landkreises und<br />
anderen ein Verfahren für eine kind- und familienorientierte<br />
Frühförderung und Integrationsbegleitung<br />
entwickelt. Auch in anderen Regionen bestehen ähnliche<br />
Strukturen, die diesem Bedarf und dem Recht<br />
auf eine adäquate Entwicklungsbegleitung unter Berücksichtigung<br />
der vorhandenen und notwendigen<br />
Ressourcen Rechnung tragen. Beispiele gibt es u. a.<br />
auch im Landkreis Göppingen und Reutlingen, der<br />
Stadt Stuttgart oder der Stadt Freiburg, wo es für die<br />
Eltern mit ihren Kindern eine zentrale Anlaufstelle in<br />
einer IFFS oder einer SPB gibt und die Fachkompetenzen<br />
dort gebündelt werden.<br />
Allen gemeinsam ist, dass die interdisziplinäre Kooperation<br />
durch eine ganzheitliche Sichtweise der einzelnen<br />
Partner getragen wird und bei aller Individualität<br />
nicht immer einfach ist (Abbildung). Die Kreisarbeitsgemeinschaften<br />
Frühförderung in Federführung der<br />
regionalen Sozial- und Jugendämter können diese<br />
Entwicklungsprozesse wesentlich mit befördern.<br />
67<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
68 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Suchtprävention<br />
Anne Röhm, Ref. 94<br />
Suchtprävention ist u. a. eine Schwerpunktaufgabe<br />
im ÖGD Baden-Württemberg. Ihre Ziele sind rational<br />
begründet (Aktionsplan Drogen und Sucht der Bundesregierung<br />
2003) und aus der Gesundheitsberichterstattung<br />
des Bundes und Landes abgeleitet. Die<br />
konkrete Umsetzung und Schwerpunktsetzung wird<br />
auf der Bedarfs- und Interventionsebene des Landes<br />
bestimmt. Dabei sind das Sozialministerium, das<br />
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sowie die<br />
Beauftragten für Suchtprophylaxe der Stadt- und<br />
Landkreise unter Einbindung des ÖGD wichtige Kooperationspartner.<br />
Im Bereich der primären Prävention<br />
werden hier vorrangig Modellprojekte zur Erreichung<br />
der Präventionsziele und ihrer Teilziele durchgeführt.<br />
Struktur der Suchtprävention<br />
Die Umsetzung der auf Bundesebene definierten<br />
Gesundheitsziele erfolgt in enger Abstimmung mit<br />
der Koordinationstelle für Suchtfragen des Sozialministeriums.<br />
Die aktuell gegebenen finanziellen und<br />
personellen Beiträge des Landes, der Landkreise,<br />
Krankenkassen, Sponsoren und anderer Beteiligter<br />
und die auf Landesebene gegebene Strukturen und<br />
Bedarfe bestimmen die Umsetzung der gesamtgesellschaftlich<br />
definierten Aufgaben im Bereich der<br />
Suchtprävention. Es wird darauf geachtet, Doppelstrukturen<br />
zu vermeiden bzw. abzubauen. Das Sozialministerium<br />
ist Auftraggeber spezifischer Projekte,<br />
die im Landesgesundheitsamt (LGA) weiterentwickelt<br />
und koordiniert werden. Die Umsetzung erfolgt<br />
nach dem Grundsatz der Subsidiarität und in enger<br />
Kooperation mit verschiedenen Akteuren der Stadtund<br />
Landkreise, verschiedener Landesverbände und<br />
Ministerien. In Baden-Württemberg steht dafür ein<br />
vergleichsweise hervorragendes Landes- und kommunales<br />
Netzwerk für Suchtprävention zur Verfügung.<br />
In 35 Land- und neun Stadtkreisen sind 27 (Stand:<br />
Januar 05) Beauftragte für Suchtprophylaxe für die<br />
Koordination und Durchführung institutionenübergreifender,<br />
suchtpräventiver Maßnahmen auf kommunaler<br />
Ebene zuständig. Sie haben häufig die Leitung der<br />
regionalen Arbeitskreise “Suchtprävention” und einen<br />
direkten Zugang zu Behörden und Versorgungseinrichtungen.<br />
Sie sind regionale Ansprechpartner<br />
für Lehrer, Eltern, Schüler, Presse, Betroffene und<br />
damit “Frühwarnsystem” für regionale Bedarfe. Im<br />
Bereich des Ministeriums für Kultus, Jugend und<br />
Sport sind ca. 32 Beauftragte für Suchtfragen in vier<br />
Oberschulämtern und ca. 4 600 Suchtpräventionslehrer<br />
aller Schulen Baden-Württembergs potentielle<br />
Kooperationspartner von zunehmender Bedeutung.<br />
Sie sind in den regionalen Arbeitskreisen Sucht organisiert.<br />
Daneben sind die Fachkräfte für Gesundheitsförderung<br />
der Gesundheitsämter sowie die Mitarbeiter<br />
der ambulanten bzw. stationären Beratungsund<br />
Behandlungsstellen des Suchtkrankenversorgungs-<br />
und des medizinischen Systems Kooperationspartner.<br />
Das LGA vertritt das Sozialministerium<br />
beim Bund-Länder-Koordinierungskreis Suchtprävention<br />
der BzgA in Köln und ist Mitglied am Runden<br />
Tisch “Rauchfreie Schule” beim Ministerium für Kultus,<br />
Jugend und Sport.<br />
Tabakprävention: “Be Smart – Don´t Start”<br />
– der Nichtraucherwettbewerb für Schulklassen<br />
der Stufe 6-8 (www.besmart.info)<br />
Die Reduzierung des Tabakkonsums zur Verringerung<br />
der tabakbedingten Krankheiten und Todesfälle<br />
ist eines von fünf prioritären Gesundheitszielen in<br />
Deutschland. Die gesundheitlichen Schäden stehen<br />
in engem Zusammenhang zur Raucherquote und zu<br />
den Rauchgewohnheiten. Der Großteil der Jugendlichen,<br />
die bis zum 18. Lebensjahr nicht mit dem<br />
Rauchen begonnen haben, werden auch später nicht<br />
damit anfangen. Aus diesem Grunde ist es naheliegend,<br />
1. die Quote der “Nie-Raucher” unter Kindern und<br />
Jugendlichen zu erhöhen,<br />
2. den Kenntnisstand über die Folgen des Rauchens<br />
und Passivrauchens in der Bevölkerung zu<br />
entwickeln und<br />
3. die Arbeits- und Lebensbedingungen für (noch)<br />
Nichtraucher insbesondere in Schulen zu verbessern.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, beteiligt sich das Sozialministerium<br />
gemeinsam mit dem Ministerium für<br />
Kultus, Jugend und Sport und dem LGA an der<br />
Nichtraucherkampagne. Zum dritten Mal erfolgt die<br />
Durchführung mit finanzieller Unterstützung der AOK<br />
Baden-Württemberg und in diesem Schuljahr erstmalig<br />
durch das Ministerium für Kultus, Jugend und<br />
Sport. Die landesweite Koordination in Baden-<br />
Württemberg liegt beim LGA. Die Zahl der Teilnehmerklassen<br />
wurde mit zuletzt 1 234 Klassen und ca.<br />
31 000 Schülern aus 40 Stadt- und Landkreisen und<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
allen Schularten Baden-Württembergs nahezu verdoppelt.<br />
Damit hat Baden-Württemberg nach Nordrhein-Westfalen<br />
und Bayern im Bundesvergleich die<br />
dritthöchste Teilnehmerzahl. Ebenso hat sich die<br />
Zahl der Kooperationspartner in den Stadt- und Landkreisen<br />
verdoppelt und erweitert. Insgesamt 22 Beauftragte<br />
für Suchtprophylaxe sowie Suchtbeauftragte<br />
der Oberschulämter, Sozialdezernenten und<br />
Stadtjugendpfleger stehen als regionale Ansprechpartner<br />
für Lehrer, Schüler, Eltern und Pressevertreter<br />
zur Verfügung. Hervorragende Beispiele für nachhaltige<br />
Präventionsarbeit sind der Ostalbkreis, die<br />
Landkreise Heilbronn und Ludwigsburg sowie der<br />
Stadtkreis Baden-Baden. Die Nachfrage, die Evaluationsergebnisse<br />
von Hanewinkel und Wiborg (2003)<br />
sowie die Entwicklung und Diskussion der “Rauchfreien<br />
Schulen” belegen den positiven Effekt des<br />
Programms.<br />
Alkohol und Drogen im Straßenverkehr:<br />
“Jung, mobil + KLAR” (www.peer-projekt.de)<br />
Die Reduzierung des kritischen Alkohol- und (illegalen)<br />
Drogenkonsums in der Bevölkerung zur Verhinderung<br />
von gesundheitlichen Folgeschäden und Todesfällen<br />
soll erreicht werden. Die Unfallbelastung<br />
junger Männer im Straßenverkehr, insbesondere von<br />
Fahranfängern, ist überproportional hoch. 18- bis 25-<br />
Jährige haben das höchste Risiko, unter Alkohol- und<br />
Drogeneinfluss zu verunfallen. Um diesem Problem<br />
zu begegnen, hat das LGA in Kooperation mit dem<br />
Sozial- und Innenministerium, dem Fahrschullehrerverband<br />
Baden-Württemberg und den Beauftragten<br />
für Suchtprophylaxe in den Landkreisen Esslingen<br />
und Göppingen das PEER-Projekt an Fahrschulen<br />
zur Alkohol- und Drogenprävention im Straßenverkehr<br />
initiiert und aufgebaut. Die Projektarbeit wird<br />
inhaltlich und fachlich von einem Beirat begleitet und<br />
zunächst in den Landkreisen Esslingen und Göppingen<br />
durchgeführt und evaluiert. Die landesweite Koordination<br />
in Baden-Württemberg liegt beim LGA.<br />
Der Aufbau und die Umsetzung des PEER-Projektes<br />
in den Modellregionen wird von den zuständigen<br />
Beauftragten für Suchtprophylaxe organisiert. Sie<br />
sind Ansprechpartner für Peers und Fahrschulen. Im<br />
Mai 2004 wurden 38 junge Erwachsene zwischen 18<br />
und 24 Jahren (Peers) unter Einbeziehung örtlicher<br />
Kooperationspartner (Suchtberater, Suchtmediziner,<br />
TÜV, Polizei u. a.) in drei Seminaren ausgebildet. Das<br />
nächste Ausbildungsseminar ist für das 1. Quartal<br />
2005 geplant. 17 Peers haben sich entschieden,<br />
aktiv im Projekt mitzuarbeiten. Sie erhalten für ihr<br />
Engagement eine Aufwandsentschädigung. Unter<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
regelmäßiger Anleitung durch die Beauftragten für<br />
Suchtprophylaxe wurden von ihnen zur theoretischen<br />
Fahrschulausbildung zusätzliche Unterrichtseinheiten<br />
in den Fahrschulen entwickelt und trainiert. Die<br />
Peers gehen zu zweit in die Fahrschulen und diskutieren<br />
mit den Fahrschülern über das Thema Suchtmittel<br />
und Straßenverkehr. Die Fahrschüler werden<br />
zur Wahrnehmung des Trink-Fahr-Konfliktes sensibilisiert<br />
und sollen die Eigenverantwortung für ihr<br />
Verhalten übernehmen. Das Ziel ist die Vermeidung<br />
von Rauschfahrten. Von September bis Dezember<br />
2004 haben sich 17 Fahrschulen aus beiden Landkreisen<br />
am Projekt beteiligt und insgesamt 20 Peer-<br />
Einheiten nachgefragt und durchgeführt. Dabei wurden<br />
ca. 250 Fahrschüler erreicht. Die ersten Rückmeldungen<br />
der Fahrschullehrer und Fahrschüler sind<br />
durchweg positiv. Im Jahr 2005 wird die Peer-Ausbildung<br />
mit einer zweckgebundenen Spende der DaimlerChrysler<br />
AG unterstützt.<br />
Multiplikatorenfortbildung zur Prävention von<br />
HIV und AIDS<br />
Die Anzeichen für ein allgemeines Nachlassen bei<br />
der HIV-Vorbeugung werden mehr. Notwendiges eigenverantwortliches<br />
Gesundheitsverhalten im Bereich<br />
der Sexualität und des Drogenkonsums ist<br />
wieder in den Hintergrund gerückt. Wissenlücken<br />
sind festzustellen und das Schutzverhalten geht zurück.<br />
Das Robert Koch-Institut beobachtet einen<br />
Anstieg der HIV-Erstdiagnosen und anderer sexuell<br />
übertragbaren Infektionen. Aus den Ergebnissen der<br />
Versorgungsanalyse von Firsching & Schöntag zur<br />
HIV-und AIDS-Prävention im Landkreis Tübingen<br />
resultierte Handlungsbedarf. Vom Gesundheitsamt<br />
und Oberschulamt Tübingen wurde daraufhin ein<br />
zeitlich befristeter “Arbeitskreis HIV- und AIDS-Prävention”<br />
einberufen. Kooperationspartner waren neben<br />
dem LGA das Psychologische Institut der Universität<br />
Tübingen, die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg,<br />
die AIDS-Hilfe sowie Lehrkräfte verschiedener<br />
Schularten. Es wurde ein Fortbildungscurriculum<br />
für Lehrkräfte entwickelt und vom 20.-22.09.2004<br />
durchgeführt. Ein Schwerpunkt lag auf der Vermittlung<br />
kultureller Besonderheiten junger deutschstämmiger<br />
Aussiedler und Familien aus der Türkei. Die<br />
Lehrkräfte erhielten von Expertinnen mit migrationsspezifischem<br />
Hintergrund Orientierungshilfen für den<br />
Umgang mit unterschiedlichen moralischen und ethischen<br />
Wertvorstellungen sowie Haltungen und Ansprüchen,<br />
die sich auf Grund der unterschiedlichen<br />
kulturellen Herkunft von Schülern und deren Eltern in<br />
ihrem Arbeitsfeld ergeben.<br />
69<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
70 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Neuere Entwicklungen im Bereich HIV/AIDS und anderer sexuell<br />
übertragbarer Erkrankungen<br />
Johanna Körber, Ref. 94<br />
Die Neufassung der Fachlichen Empfehlungen zu<br />
den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-<br />
Beratung/§ 19 IfSG war aufgrund der neuen Gesetzeslage<br />
notwendig. Das “Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik”,<br />
das beim Sozialministerium angesiedelt<br />
ist, hat diesem Papier zugestimmt. Insbesondere<br />
vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen<br />
sowohl bei HIV als auch bei anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten sollen die vorliegenden Empfehlungen<br />
als Grundlage für eine zukunftsorientierte<br />
Arbeit in den entsprechenden Beratungsstellen der<br />
Gesundheitsämter dienen. Sie stellen eine wichtige<br />
Arbeitshilfe bei der Umsetzung der §§ 3 und 19 IfSG<br />
sowie des § 7 ÖGDG dar.<br />
Definition von sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten<br />
Geschlechtskrankheiten sind Infektionskrankheiten.<br />
Sie werden durch sehr verschiedene Erreger verursacht,<br />
denen spezielle Krankheitsbilder zuzuordnen<br />
sind. Im englischen Sprachraum werden diese Krankheiten<br />
unter der Sammelbezeichnung Sexually Transmitted<br />
Diseases – sexuell übertragbare Krankheiten<br />
(STD) geführt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) zählt inzwischen mehr als 30 Erreger, die<br />
durch sexuellen Kontakt übertragen werden können.<br />
Weiterentwicklung der Aufgaben<br />
aufgrund neuer Rechtsgrundlagen<br />
Schutz vor Infektionen gehört zu den Kernaufgaben<br />
des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Dazu<br />
zählt auch der Schutz vor sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten. Seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes<br />
(IfSG) zum 01.01.2001 hat dieser Aufgabenbereich<br />
eine neue gesetzliche Grundlage. Das<br />
IfSG hat auf die Arbeit der Gesundheitsämter im<br />
Bereich AIDS/STD weitreichende Auswirkungen: Bis<br />
zur Einführung des IfSG führten die Gesundheitsämter<br />
in Gemeinden mit mehr als 35 000/50 000 Einwohnern<br />
(in denen gemäß Art. 297 EGStGB i. V. m.<br />
der VO über das Verbot der Prostitution vom<br />
03.03.1976 Prostitution nicht verboten ist) Pflichtuntersuchung<br />
bei Prostituierten durch. Dabei bezogen<br />
sie sich auf das GeschlkrG vom 23.07.1953. Dieses<br />
Gesetz kannte lediglich vier Geschlechtskrankheiten,<br />
nämlich Lues, Gonorrhoe, Ulcus molle und Venerische<br />
Lymphknotenentzündung. 1987 wurde in<br />
allen Gesundheitsämtern zusätzlich AIDS-Beratung<br />
eingeführt, die auf HIV/AIDS beschränkt war, jedoch<br />
die gesamte Bevölkerung als Zielgruppe hatte – und<br />
zwar zunächst als Modellprogramm der Bundesregierung.<br />
Am Ende der Modellphase wurden die AIDS-<br />
Beraterinnen vom Land übernommen. Mit der Einführung<br />
des ÖGDG am 12.12.1994 erhält die AIDS-<br />
Beratung durch § 7 Abs. 2 S. 4 eine gesetzliche<br />
Grundlage. Mit der Einführung des IfSG am 01.01.2001<br />
wurde erstmalig eine gemeinsame gesetzliche Grundlage<br />
zu allen sexuell übertragbaren Erkrankungen<br />
einschließlich HIV/AIDS geschaffen. Dabei haben<br />
insbesondere die Erfahrungen aus der AIDS-Prävention<br />
Eingang in die Gesetzgebung gefunden. Entsprechend<br />
wurde die Prävention zum zentralen Leitgedanken<br />
des IfSG. § 3 IfSG weist die Information<br />
und Aufklärung der Allgemeinheit als öffentliche Aufgabe<br />
aus, die von den nach Landesrecht zuständigen<br />
Stellen zu erfüllen ist. § 19 IfSG präzisiert diese<br />
Aufgabe für bestimmte Fälle, nämlich u. a. für alle<br />
sexuell übertragbaren Erkrankungen. Daraus folgt:<br />
Jedes Gesundheitsamt – unabhängig von der Zahl<br />
der Einwohner – ist verpflichtet, zumindest Beratung<br />
zu allen sexuell übertragbaren Erkrankungen anzubieten.<br />
Untersuchung und im Einzelfall Behandlung<br />
müssen angeboten oder zumindest sichergestellt<br />
werden. Darüber hinaus soll für besondere Zielgruppen<br />
auch aufsuchende Arbeit geleistet werden. Die<br />
Betreuung von Prostituierten im Rahmen der Geschlechtskrankenfürsorge<br />
wurde der neuen Rechtslage<br />
angepasst, d. h. generell kontrollierende und<br />
verpflichtende Untersuchungen werden nicht mehr<br />
durchgeführt.<br />
Epidemiologische Entwicklung bei<br />
AIDS und anderen sexuell übertragbaren<br />
Erkrankungen<br />
Seit der Einführung des IfSG ist Treponema pallidum<br />
(Erreger der Syphilis) nichtnamentlich meldepflichtig.<br />
Durch die Veränderung in der Art der Meldepflicht<br />
sind die Fallzahlen erst ab 2001 vergleichbar. Für das<br />
Jahr 2003 wurden dem Robert Koch-Institut 2 932<br />
neu diagnostizierte Syphilis-Fälle gemeldet. Das bedeutet<br />
im Vergleich zu 2002 einen Anstieg um 20 %.<br />
Seit Inkrafttreten des IfSG ist damit die Zahl der<br />
Meldungen in jedem Diagnosehalbjahr kontinuierlich<br />
angestiegen. Bundesweit wurde im Jahr 2003 (2002)<br />
eine Inzidenzrate der Syphilis von 3,6 (2,9) Erkrankungsfällen<br />
pro 100 000 Einwohner erreicht. In Ba-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
den-Württemberg betrug die Inzidenzrate für Syphilis<br />
2003 2,0 pro 100 000 Einwohner und war damit<br />
gleich hoch wie im Vorjahr.<br />
Die Anzahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen<br />
steigt seit 2001 wieder an. Bislang ist die Zunahme<br />
weitgehend auf Männer mit gleichgeschlechtlichen<br />
Sexualkontakten beschränkt. Das Robert Koch-Institut<br />
geht davon aus, dass die Fallzahlen in Baden-<br />
Württemberg, die 2003 deutlich zunahmen, 2004<br />
wieder leicht zurückgehen, jedoch auf einem höheren<br />
Niveau bleiben als im Jahr 2002. Die Inzidenzrate<br />
der neu diagnostizierten HIV-Infektionen betrug bundesweit<br />
im Jahr 2003 (2002) 2,2 (2,0) Erkrankungsfälle<br />
pro 100 000 Einwohner.<br />
Auch Hepatitis-B wird hauptsächlich bei sexuellen<br />
Kontakten übertragen. Die Inzidenzrate betrug im<br />
Jahr 2003 1,6 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner<br />
und lag damit etwas niedriger als im Jahr 2002 mit 1,7<br />
Erkrankungen pro 100 000 Einwohner. In Baden-<br />
Württemberg sank die Inzidenzrate von 1,9 im Jahre<br />
2002 auf 1,4 pro 100 000 Einwohner im Jahre 2003.<br />
Alle anderen STDs sind nicht bzw. nicht mehr meldepflichtig.<br />
Aufgrund mangelnder Daten ist es nicht<br />
möglich, Trends für die Verbreitung weiterer STDs<br />
anzugeben. Bei den viralen STDs sind weltweit die<br />
Infektionen mit genitalen Herpes-Viren und Papillomaviren<br />
am Weitesten verbreitet. Bezüglich der bakteriellen<br />
STDs spielen Chlamydia trachomatis und<br />
Gonokokken die größte Rolle.<br />
Folgen von sexuell übertragbaren<br />
Erkrankungen<br />
STDs können je nach Erreger und Zustand des<br />
Immunsystems asymptomatisch verlaufen bzw. mit<br />
geringfügigen Krankheitszeichen einhergehen. Sie<br />
können aber auch ganz andere Krankheiten vortäuschen<br />
oder auch schwere spezifische Symptome<br />
aufweisen. Die meisten STDs haben ernste Folgen,<br />
wenn sie nicht behandelt werden. Manche sind nach<br />
wie vor nicht heilbar. Nur wenige heilen von selbst<br />
aus. Die individuellen Folgen können einschneidend<br />
sein. So ist allgemein bekannt, dass eine unbehandelte<br />
HIV-Infektion zum Tode führt. Nahezu unbekannt<br />
dagegen ist, dass zu den schwerwiegendsten<br />
Folgen der Chlamydien-Infektion, die häufig ohne<br />
deutliche Symptome verläuft, Verklebungen und<br />
Vernarbungen der inneren Geschlechtsorgane gehören,<br />
was ein hohes Risiko für Eileiterschwangerschaften<br />
bzw. Unfruchtbarkeit bedingt. Dabei ist die<br />
genitale Chlamydien-Infektion wahrscheinlich die<br />
häufigste STD in den Industrieländern. Für Deutschland<br />
liegen keine belastbaren Daten vor. Nach Hochrechnungen<br />
ist jedoch mit weit über 100 000 Infektionen<br />
pro Jahr zu rechnen. Experten gehen davon<br />
aus, dass erworbene Unfruchtbarkeit am häufigsten<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
durch Chlamydien-Infektionen versacht wird. In einem<br />
Land, das sich größte Sorgen um die demografische<br />
Entwicklung macht, sollte diesem Umstand<br />
mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.<br />
Unterstützung der Gesundheitsämter<br />
bei der Umsetzung des § 19 IfSG<br />
Bereits bei der Amtsärztetagung am 06./07.12.2000<br />
hat die Abt. 3 (seit 01.01.2005: Ref. 94) des Landesgesundheitsamtes<br />
(LGA) empfohlen, die im § 19 IfSG<br />
vorgeschriebenen Aufgaben den AIDS-Fachkräften<br />
zu übertragen. Diesen Vorschlag haben die Gesundheitsämter<br />
weitgehend umgesetzt. In Gesundheitsämtern<br />
mit einer Beratungsstelle für Prostituierte<br />
wurde die Zusammenarbeit zwischen AIDS-Beratern<br />
und Mitarbeitern dieser Beratungsstelle intensiviert,<br />
zum Teil sind die beiden Organisationseinheiten<br />
bereits zusammengefasst worden. Die Mitarbeiter in<br />
den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-<br />
Beratung werden durch Ref. 94 wie folgt unterstützt:<br />
• Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und<br />
praktischer Erfahrungen, die als Basis für die Beratung<br />
und Diagnostik/Therapie von STDs sowie für<br />
die Planung und Durchführung von präventiven<br />
Maßnahmen dienen<br />
• Fortbildungen zur Klinik, Diagnostik und Therapie<br />
der verschiedenen STDs, zu den Rahmenbedingungen<br />
für eine solche Beratungsstelle und zur<br />
Prävention von STDs. Die Fortbildungen sind auf<br />
den konkreten Bedarf der Fachkräfte vor Ort abgestimmt.<br />
• Organisation und Moderation von Dienstbesprechungen<br />
und Arbeitskreisen zum Austausch von<br />
Erfahrungen und Erkenntnissen mit dem Ziel, im<br />
Rahmen regionaler Gegebenheiten eine einheitliche<br />
Angebotspalette in den verschiedenen Beratungsstellen<br />
für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung<br />
zu erreichen.<br />
• Qualitätssicherung: 2004 wurden in Abstimmung<br />
mit Gesundheitsämtern die “Fachliche Empfehlungen<br />
für die Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§<br />
19 IfSG” neu gefasst. Das<br />
“Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik”<br />
hat den<br />
neuen Fachlichen Empfehlungen in der Sitzung<br />
vom 12.11.2004 zugestimmt. Die Empfehlungen<br />
stellen eine wichtige Arbeitshilfe bei der Umsetzung<br />
der §§ 3 und 19 IfSG sowie des § 7 ÖGDG<br />
dar.<br />
Das LGA als Leiststelle für den ÖGD wird auch<br />
künftig seinen Beitrag zur Optimierung der Beratung<br />
sowie der präventiven Arbeit in den Beratungsstellen<br />
für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§ 19 IfSG”<br />
leisten.<br />
71<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
72 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Umgebungsuntersuchung – Aufgabe des Betriebsarztes oder des<br />
Amtsarztes?<br />
Peter Michael Bittighofer, Ref. 96<br />
Die Umgebungsuntersuchungen nach Tuberkulose-<br />
(Tbc-)Verdacht bei einem Patienten oder Beschäftigten<br />
im Krankenhaus gehören zu den Aufgaben des<br />
Gesundheitsamtes. Traditionell werden sie jedoch<br />
vom Betriebsarzt ausgeführt. Dies ist angesichts<br />
knapper Einsatzzeiten nicht unbedingt gerechtfertigt.<br />
Es lassen sich jedoch Kompromisse schließen.<br />
Die niedrige Tbc-Prävalenz in Deutschland hat zur<br />
Abschaffung der Reihenuntersuchungen geführt.<br />
Untersuchungen finden nur noch bei sog. Risikogruppen<br />
statt. Dazu zählen beruflich exponierte Personen<br />
im Gesundheitsdienst in bestimmten Bereichen<br />
(z. B. pulmonologischen Einheiten, bestimmten<br />
Labors, Pathologie-Einheiten, Notfallambulanzen,<br />
Altenpflege), Sozialberufe mit Kontakten zu Migranten,<br />
Asylbewerbern, Bewohnern von Gemeinschaftsunterkünften<br />
(Asylbewerberheime, Anstalten des<br />
Strafvollzugs) oder Personen mit Einschränkung der<br />
Immunkompetenz.<br />
Problemlage<br />
Eine nicht nur sporadische Gefährdung von Beschäftigten<br />
im Gesundheitswesen, insbesondere in Krankenhäusern,<br />
beschränkt sich heute auf besondere<br />
Bereiche. Es werden aber in allen Bereichen Patienten<br />
aufgenommen, die an Tbc erkrankt sind und<br />
deren Tuberkuloseerkrankung erst nach einer Latenzzeit<br />
erkannt wird. Bis dahin können die bislang<br />
als unverdächtig geltenden Patienten in ihrer Umgebung<br />
schon Infektionen verursacht haben, die im<br />
Nachhinein aufgefunden werden müssen. Bei diesen<br />
“Umgebungsuntersuchungen” kommt es zu einer<br />
Überschneidung von Aufgabenbereichen nach<br />
dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) und der BioStoffV<br />
mit verschiedenen Zuständigkeiten:<br />
• Die Gesundheitsämter haben zur Bekämpfung<br />
übertragbarer Krankheiten die Pflicht, die erforderlichen<br />
Ermittlungen über Ansteckungsquelle und<br />
Ausbreitung der Krankheit vorzunehmen (§ 25[1]<br />
IfSG) und dazu ansteckungsverdächtige Personen<br />
vorlzuaden. Die Vorgeladenen sind zu der Untersuchung<br />
verpflichtet (§ 26 IfSG). Dies ist die Rechtsgrundlage<br />
für die Umgebungsuntersuchungen, die<br />
in Krankenhäusern immer wieder dann erforderlich<br />
sind, wenn bei einem Patienten eine offene Tbc<br />
diagnostiziert worden ist. An dieser im Rahmen der<br />
hoheitlichen Funktionen des Gesundheitsamtes<br />
auszuübenden Ermittlungen haben die betroffenen<br />
Personen teilzunehmen. Es gibt keine Freiwilligkeit;<br />
diese Untersuchungen können auch<br />
zwangsweise angeordnet werden.<br />
• Nach § 15a BioStoffV ist der Arbeitgeber verpflichtet,<br />
im Gesundheitsdienst entsprechend Anhang IV<br />
BioStoffV nur solche Personen zu beschäftigen,<br />
die vor Beginn der Tätigkeit und danach in regelmäßigen<br />
Abständen untersucht worden sind. Die Untersuchung<br />
schließt auch die Gefährdung durch<br />
Tbc-Erreger ein, soweit die Beschäftigten in Tuberkuloseabteilungen<br />
und anderen pulmonologischen<br />
Einrichtungen, in mikrobiologischen Labors mit entsprechendem<br />
Untersuchungsmaterial oder in der<br />
Pathologie tätig sind. Eine unmittelbare Pflicht für<br />
den Beschäftigten zur Teilnahme an der Untersuchung<br />
besteht jedoch nicht. Darüber hinaus gibt es<br />
eine Reihe weiterer Bereiche, in welchen erfahrungsgemäß<br />
Patienten oder betreute Personen mit<br />
aktiver Tbc zu erwarten sind, wie schon oben<br />
genannt. Hier muss der Arbeitgeber entsprechend<br />
dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung Vorsorgeuntersuchungen<br />
anbieten. Ob die Beschäftigten<br />
dieses Angebot wahrnehmen, ist in ihr Belieben<br />
gestellt. Alle diese Untersuchungen macht ein fachkundiger<br />
Arzt, im Allgemeinen der Betriebsarzt, der<br />
dann auch die Gesundheitsakten mit den Ergebnissen<br />
der Untersuchung führt (§ 15 [3] BioStoffV).<br />
Aus traditionellen Gründen wird mit den Umgebungsuntersuchungen<br />
entsprechend § 26 IfSG häufig noch<br />
der Betriebsarzt oder Personalarzt eines Krankenhauses<br />
im Auftrag des Gesundheitsamtes betraut.<br />
Diese Handhabung geht vermutlich auf die frühere<br />
Unfallverhütungsvorschrift (UVV) “Behandlung und<br />
Pflege von Kranken und Siechen“ zurück, die in den<br />
80er-Jahren von der UVV „Gesundheitsdienst“ abgelöst<br />
wurde. Danach mussten in mindestens sechsmonatigem,<br />
später mindestens jährlichem Abstand<br />
praktisch alle Beschäftigten eines Krankenhauses<br />
radiologisch untersucht werden (Thorax). Es bestand<br />
also ein umfassendes Untersuchungsregime mit kurzen<br />
Untersuchungsabständen, dessen Ergebnisse<br />
bei erforderlichen Umgebungsuntersuchungen herangezogen<br />
werden konnten. Häufig bestand auch<br />
zwischen Krankenhaus und Gesundheitsamt eine<br />
Übereinkunft, die es ermöglichte, dass beim Auftreten<br />
von Tuberkulose bei einem Patienten (oder auch<br />
einem Beschäftigten) der Personalarzt praktischer-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
weise gleich die Umgebungsuntersuchungen durchführte,<br />
welches dem Gesundheitsamt den personellen<br />
und zeitlichen Aufwand für die Untersuchungen<br />
und dem Krankenhausträger Ausfallszeiten seines<br />
Personals für die Untersuchungen im Gesundheitsamt<br />
ersparte.<br />
Dies ging bzw. geht solange gut, wie alle Beteiligten<br />
“mitspielen“, die Beschäftigten eingeschlossen. Es<br />
muss jedoch klar zwischen der Intention einer arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorgeuntersuchung und der<br />
seuchenhygienischen Aufgabe des Gesundheitsamtes<br />
unterschieden werden. Die Vorsorgeuntersuchung<br />
hat den Zweck, die Beschäftigten vor arbeitsbedingten<br />
gesundheitlichen Risiken zu bewahren bzw. das<br />
individuelle Risiko des Beschäftigten abzuschätzen.<br />
Die Umgebungsuntersuchung dient dem Schutze<br />
der Bevölkerung und kann deshalb auch ggf. mit<br />
Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden.<br />
Das Umfeld, in dem arbeitsmedizinische Untersuchungen<br />
und seuchenhygienische Umgebungsuntersuchungen<br />
stattfinden, hat sich jedoch in den<br />
letzten 25 Jahren erheblich geändert. Infektionsschwerpunkte<br />
haben sich verlagert: Die Tuberkulose<br />
als dauernde Gefährdung spielt nur noch in besonderen<br />
Bereichen (siehe oben) eine Rolle. Nur dort hat<br />
der Arbeitgeber noch die Pflicht, regelmäßige Untersuchungen<br />
bezüglich Tbc-Erreger vornehmen zu lassen.<br />
In allen anderen Bereichen ist es in die Entscheidung<br />
der Beschäftigten gestellt, ob sie die angebotenen<br />
Untersuchungen wahrnehmen oder nicht. Untersuchungen<br />
finden in größeren Zeitabständen (bis zu<br />
drei Jahre) statt. Die Gesundheitsämter können also<br />
nicht mehr wie in vergangenen Zeiten auf die dokumentierten<br />
Ergebnisse eines zeitlich dicht gestaffelten<br />
Untersuchungsregimes zurückgreifen. Darüber<br />
hinaus treten die Rechte der Beschäftigten bei Vorsorgeuntersuchungen<br />
stärker hervor – und von diesen<br />
Rechten wird auch Gebrauch gemacht. Der<br />
Betriebsarzt, der im Allgemeinen diese Vorsorgeuntersuchungen<br />
vornimmt, ist zudem Vertrauensperson<br />
für Beschäftigte wie auch für den Arbeitgeber.<br />
Tritt er als Vollstrecker staatlichen Handelns auf, so<br />
gerechtfertigt es sein mag, könnte dies seiner Vertrauensstellung<br />
Schaden zufügen. Eine Untersuchung<br />
nach IfSG, die als personalärztliche Tätigkeit betrachtet<br />
werden könnte, kann deshalb auch nicht<br />
Bestandteil der Einsatzzeit sein, die dem Betriebsarzt<br />
für seine Aufgaben zur Verfügung steht.<br />
Andererseits kann die Durchführung von Umgebungsuntersuchungen<br />
durch das Gesundheitsamt mit erheblichen<br />
Nachteilen für Beschäftigte und Arbeitge-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
ber verbunden sein, da diese Untersuchungen im<br />
Allgemeinen in der Arbeitszeit ausgeführt werden<br />
und in den Räumen des Gesundheitsamtes stattfinden.<br />
Dies kostet viel Zeit und Aufwand für die Beschäftigten.<br />
Die Untersuchungsergebnisse werden<br />
zudem nicht vom Betriebsarzt dokumentiert, so dass<br />
er nur davon erfährt, wenn bei Erkrankung oder bei<br />
Tbc-Konversion eines Beschäftigten pflichtgemäß<br />
eine Berufskrankheiten(BK)-Anzeige durch den Amtsarzt<br />
erstellt wird. Das Untersuchungsprogramm des<br />
Betriebsarztes wird terminlich auch nicht neu justiert,<br />
wie dies nach einer Umgebungsuntersuchung durch<br />
ihn selbst möglich wäre.<br />
Fazit<br />
Es ist festzuhalten, dass Untersuchungszwecke und<br />
-ziele von arbeitsmedizinischer Vorsorge bzw. Umgebungsuntersuchungen<br />
sehr verschieden sind, auch<br />
wenn die Untersuchungsinhalte weitgehend übereinstimmen.<br />
Die aktive Teilnahme des Betriebsarztes<br />
bzw. des für die arbeitsmedizinische Vorsorge ermächtigten<br />
Arztes an den Umgebungsuntersuchungen<br />
ist allein schon wegen der unterschiedlichen<br />
Aufgabenkonzepte (Betriebsarzt als beratende und<br />
mit Argumenten überzeugende Vertrauensperson<br />
versus Amtsarzt als Hoheitsträger mit Durchsetzungsauftrag)<br />
problematisch. Die Nachteile einer klaren<br />
Trennung der Untersuchungen, insbesondere der<br />
damit verbundene erhöhte Aufwand, wiegen nach<br />
unserer Auffassung dagegen nicht so schwer. Wegen<br />
der heute nur noch einen Teil des Personals<br />
umfassenden und zeitlich nicht mehr so dicht gestaffelten<br />
Untersuchung der Beschäftigten durch den<br />
Betriebsarzt in Bezug auf Tbc-Erreger kann nur noch<br />
mit Einschränkung auf zurückliegende Referenz-Ergebnisse<br />
zurückgegriffen werden, die ggf. zur Eingrenzung<br />
des Konversionszeitpunktes sinnvoll gewesen<br />
wären.<br />
Es wird daher nach Abwägung aller Gründe empfohlen,<br />
Umgebungsuntersuchungen vom Gesundheitsamt<br />
durchführen zu lassen. Der Betriebsarzt sollte<br />
jedoch Informationen über die Untersuchung (Datum,<br />
betroffene Einrichtung des Krankenhauses) und<br />
– mit Einwilligung der jeweiligen Beschäftigten –<br />
auch das Ergebnis der Untersuchung zur Dokumentation<br />
in seinen Unterlagen erhalten. Übernimmt der<br />
Betriebsarzt jedoch die Umgebungsuntersuchungen<br />
in Absprache mit dem Krankenhausträger und dem<br />
Gesundheitsamt, so sollen sie außerhalb der betriebsärztlichen<br />
Einsatzzeit ausgeführt werden.<br />
73<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
74 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Inhalationsallergie im Backgewerbe – was tun?<br />
Cornelie Einsele, Ref. 96<br />
Beschäftigte im Backgewerbe sind gefährdet, eine<br />
allergische Atemwegserkrankung in Form von Bäckerschnupfen<br />
und/oder Bäckerasthma zu erleiden.<br />
Manch einem berufsbedingt Erkrankten, welcher<br />
dennoch in seinem Beruf tätig ist, kann geholfen<br />
werden.<br />
Trotz Bäckerschnupfen passionierter<br />
Konditor<br />
Bereits vor etlichen Jahren wurde bei dem langjährig<br />
als Konditormeister tätigen Versicherten eine Inhalationsallergie<br />
auf Mehle mit vorwiegend rhinitischer<br />
Symptomatik diagnostiziert. In der eigenen Konditorei,<br />
einem inzwischen Ein-Mann-Betrieb mit angeschlossenem<br />
Cafe, entstehen unter seiner Hand<br />
weiterhin süße Kreationen.<br />
Durch das Präventionsprogramm seines Unfallversicherungsträgers<br />
(UVT) für an Bäckerasthma und/<br />
oder -schnupfen erkrankte Versicherte konnte ihm<br />
geholfen werden, mit seinem gesundheitlichen Problem<br />
am Arbeitsplatz zurecht zu kommen. Regelmäßig<br />
benötigt er jedoch Medikamente gegen seine<br />
berufsbedingte Atemwegsallergie in Form von Asthmasprays<br />
und Tabletten, für deren Kosten sein UVT<br />
aufkommt.<br />
Ähnlich mag es manchem Bäcker oder Konditor<br />
ergangen sein, welcher trotz berufsbedingter Inhalationsallergie<br />
seinen Beruf nicht aufgeben wollte oder<br />
konnte. Jedenfalls berichtet der zuständige UVT,<br />
durch das in den letzten Jahren entwickelte neuartige<br />
Präventionsprogramm sei es gelungen, bei ungefähr<br />
80 % der ca. 900 bisher behandelten, berufsbedingt<br />
erkrankten Versicherten, welche nach wie vor im<br />
Backgewerbe tätig sind, die Beschwerden deutlich<br />
zu verringern oder gar Beschwerdefreiheit zu erreichen.<br />
Derartige Maßnahmen kommen jedoch meist<br />
nur für solche Personen in Betracht, welche eher<br />
geringe Krankheitserscheinungen aufweisen und/<br />
oder wie Backstubenleiter vorwiegend aufsichtsführende<br />
und organisatorische Aufgaben wahrnehmen.<br />
Daten und Fakten gefragt?<br />
Allergische Atemwegserkrankungen wurden im April<br />
1961 als Berufskrankheit (BK) nach Nummer 4301<br />
(BK 4301) in die Liste der BK neu aufgenommen. Zu<br />
mehreren Tausend Fällen jährlich werden in Deutschland<br />
Anzeigen über eine BK 4301 erstattet. In den<br />
vergangenen 15 Jahren gingen die Zahlen von über<br />
5 000 jedoch auf unter 4 000 pro Jahr zurück. Ein<br />
großer Anteil der angezeigten BK 4301 – ungefähr<br />
800-1 000 Fälle pro Jahr – entfällt auf Beschäftigte im<br />
Backgewerbe, wovon bei ca. 75 % eine berufliche<br />
Genese bestätigt wird. Als Ursache erwiesen sich<br />
vorwiegend Mehlstäube, insbesondere Roggen- und<br />
Weizenmehl, außerdem pulverförmige Backmittel<br />
(neuere Bezeichnung für Backhilfsmittel), welche als<br />
allergieauslösende Stoffe mit sogar höherer allergener<br />
Potenz Enzyme wie Amylase, Xylanase und<br />
Cellulase enthalten. An weiteren Allergenen zu nennen<br />
sind Schimmelpilze und Ausscheidungen von<br />
Milben und Vorratsschädlingen, wie Korn- und Reismehlkäfer.<br />
Ob bei einem im Backgewerbe Beschäftigten<br />
überhaupt eine allergische Atemwegserkrankung<br />
auftreten kann, hängt von der Veranlagung ab, welche<br />
sich im Einzelfall nur bedingt vorhersagen lässt.<br />
Als ungünstig zu werten sind vorbestehende allergische<br />
Erkrankungen, wie Heuschnupfen insbesondere<br />
auf Gräserpollen oder allergisches Bronchialasthma<br />
auf Hausstaubmilben.<br />
Anzustreben ist in jedem Fall eine möglichst geringe<br />
Konzentration an Mehl- und Backmittelstäuben sowie<br />
sonstigen inhalativen Belastungen am Arbeitsplatz.<br />
Der in Deutschland zulässige Grenzwert (MAK)<br />
für Mehl von 4 mg/m³ kann allerdings nicht verhindern,<br />
dass sich eine Mehlstauballergie entwickelt.<br />
Eine Sensibilisierung auf Mehle kann nahezu ausgeschlossen<br />
werden, wenn der deutlich niedrigere<br />
amerikanische Grenzwert (TLV: threshold limit value)<br />
von 0,5 mg/m³ eingehalten wird. Ist bereits eine<br />
Sensibilisierung auf Mehle eingetreten, ist mit einer<br />
konzentrationsabhängigen Beschwerdesymptomatik<br />
zu rechnen.<br />
Abhilfe in Sicht?<br />
Beengte räumliche Verhältnisse in so mancher Bäckerei<br />
mitten in der Innenstadt haben vielerorts dazu<br />
geführt, dass der eigentliche Backbetrieb auf die<br />
grüne Wiese ins Industriegebiet verlagert wurde, wo<br />
in großzügig angelegten Hallen nach dem neuesten<br />
Stand der Technik produziert wird. Inhalative Belastungen<br />
können hierdurch im Allgemeinen verringert<br />
werden.<br />
Da im Produktionsbereich von Backbetrieben Mehlstaub<br />
auftritt, ist dieser von Räumen ohne besondere<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Mehlstaubbelastung, wie Verkaufs-, Pausen-, Aufenthalts-,<br />
Sanitär- und Wohnräume, baulich zu trennen.<br />
Im Bereich der Umkleideräume sollten Einrichtungen<br />
zur getrennten, luftigen Aufbewahrung von Arbeitsund<br />
Straßenkleidung vorhanden sein, beispielsweise<br />
Spinde mit Luftlöchern, um zu verhindern, dass unerwünschte<br />
Stoffe von Bereichen innerhalb der Produktion<br />
nach außerhalb und umgekehrt verschleppt werden.<br />
Im Produktionsbereich sollten Fußböden und<br />
Wände wie auch alle Einrichtungen, Geräte und Maschinen<br />
leicht zu reinigen sein. So kann der Übergang<br />
vom Fußboden zur Wand durch abgerundete Ecken<br />
reinigungsfreundlich gestaltet werden. Hohlräume,<br />
Risse, Spalten und kleine Nischen in der Bausubstanz,<br />
wo sich Schmutz, Ungeziefer, Schimmelpilze verbergen<br />
können, sind zu beseitigen.<br />
Bei der Lüftung ist – unabhängig davon, ob auf<br />
natürliche Weise oder mittels einer speziellen raumlufttechnischen<br />
Anlage gelüftet wird – zu beachten,<br />
dass Luftzugerscheinungen vermieden und Stäube<br />
möglichst wenig aufgewirbelt werden sowie zusätzliche<br />
mikrobielle Probleme, z. B. infolge Taupunktunterschreitung,<br />
nicht entstehen können.<br />
Die Arbeitsverfahren, Einrichtungen, Geräte, Maschinen,<br />
Stoffe usw. sind so zu wählen, dass eine nennenswerte<br />
Staubentwicklung erst gar nicht auftritt.<br />
Die Verarbeitung von Mehl und Backmitteln ist in<br />
möglichst geschlossenen Systemen vorzunehmen.<br />
Wird mit Mehl und pulverförmigen Backmitteln jedoch<br />
offen umgegangen, ist ganz besonders auf<br />
staubarmen Umgang zu achten, wenn keine Mehlstaub-Absauganlagen<br />
vorhanden sind. Wird Mehl<br />
aus dem Mehlsilo in Teigknetbottiche offen eingebracht,<br />
so sollte, falls hierzu ein Füllschlauch verwendet<br />
wird, dieser bis zum Boden der Behältnisse<br />
reichen und der Vorgang dosiert vorgenommen werden.<br />
Wird Mehl aus Säcken offen umgefüllt, empfiehlt<br />
es sich, spezielle Geräte oder Rutschen zu<br />
verwenden und geringe Fallhöhen einzuhalten.<br />
Weiterhin kann Staubentwicklung gering gehalten<br />
werden, wenn bei der maschinellen Teigherstellung<br />
im kleinsten Gang angeknetet wird, der Teigknetbottich<br />
mit einem dicht schließenden Deckel verschlossen<br />
wird, Backmittel nicht in Form von Pulver, sondern<br />
als Flüssigkeit, Paste oder Granulat verwendet<br />
werden, bei der Teigverarbeitung von Hand gewöhnliches<br />
Backmehl als Trennmittel durch ein staubarmes<br />
grobkörniges Spezialmehl ersetzt wird. Kommt<br />
bei der manuellen Teigverarbeitung jedoch gewöhnliches<br />
Backmehl als Trennmittel zum Einsatz, sollte<br />
dieses auf die Arbeitstische nicht per Handwurf,<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
sondern mit einem Sieb verteilt oder mit der Hand<br />
aufgelegt und verrieben werden. In Betracht kommen<br />
außerdem solche Mehle als Trennmittel, welche nicht<br />
oder nur in geringem Maße allergieauslösend wirken,<br />
wie z. B. Stärkemehl. Auf Mehl als Trennmittel kann<br />
gelegentlich ganz verzichtet werden, wenn z. B.<br />
Körbe zum Backen von Brot nicht mit Mehl bestäubt<br />
werden, sondern mit speziellen Textilien ausgelegt,<br />
Backbleche mit Backpapieren, entsprechenden Tüchern<br />
oder Folien belegt oder aber Öle oder Fette als<br />
Trennmittel verwendet werden.<br />
Kann bei einzelnen Arbeitsgängen deutliche Mehlstaubentwicklung<br />
nicht verhindert werden, sind weitergehende<br />
Vorkehrungen zu treffen. Hierzu zählen<br />
Kapselung von Maschinen, Mehlstaub-Absauganlagen<br />
v. a. an der Mehleingabe sowie das zeitweise<br />
Tragen von persönlichem Atemschutz.<br />
Im Übrigen sind sonstige im Backgewerbe auftretende<br />
inhalative Belastungen von Arbeitsplätzen fern zu<br />
halten. So werden Backdünste durch in Backöfen<br />
integrierte Absauganlagen und zusätzliche über Backofenöffnungen<br />
angebrachte Abzugseinrichtungen<br />
abgeleitet. Abzuführen sind auch die im Bereich von<br />
Friteusen entstehenden Fettdämpfe, z. B. durch<br />
Dunstabzugseinrichtungen mit Fettfiltern. Ferner ist<br />
es ratsam, bei der regelmäßig im Betrieb notwendigen<br />
Reinigung, Desinfektion und Schädlingsbekämpfung<br />
solche Verfahren anzuwenden, bei welchen die<br />
Mitarbeiter nicht unnötig Aerosolen oder Gasen ausgesetzt<br />
sind.<br />
Um Bäckerasthma und -schnupfen frühzeitig erkennen<br />
und behandeln zu können, sind arbeitsmedizinische<br />
Untersuchungen zu empfehlen. Spezielle arbeitsmedizinische<br />
Vorsorgeuntersuchungen für im<br />
Backgewerbe Beschäftigte sind zwar nicht vorgeschrieben,<br />
dringend geraten wird aber zu entsprechenden<br />
Untersuchungen, wenn insbesondere Auszubildende<br />
eingestellt werden.<br />
Fazit<br />
Im Backgewerbe lässt sich die Gefährdung hinsichtlich<br />
Bäckerasthma/-schnupfen eindämmen, wenn<br />
o. g. Schutzmaßnahmen, insbesondere staubarmer<br />
Umgang mit Mehl, von allen Beschäftigten umgesetzt<br />
werden. So besteht bei einigen der berufsbedingt an<br />
Inhalationsallergien Erkrankten inzwischen die Chance,<br />
ihre bisherige Tätigkeit im Backgewerbe weitgehend<br />
beschwerdefrei fortzusetzen – meist allerdings<br />
nur unter individueller ärztlicher Behandlung.<br />
75<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
76 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Rinderhaltung – Gefährdungen nach BioStoffV<br />
Camilla Jetter, Ref. 96<br />
Der vorherrschende Mischcharakter landwirtschaftlicher<br />
Betriebe in den alten Bundesländern (d. h. es<br />
werden sowohl Tiere gehalten als auch Acker- und<br />
Futterbau betrieben) birgt verschiedenartige Gefahren<br />
für die Beschäftigten. Da sind zum einen die<br />
möglichen Atemwegserkrankungen durch die luftgetragenen<br />
Arbeitsstoffe, zum anderen Zoonosen, die<br />
unterschiedlich häufig auftreten können. Nur durch<br />
umsichtiges Handeln, Nutzung effektiver Technologien<br />
und durch möglichst weitreichende artgerechte<br />
Tierhaltung kann die physische (und psychische)<br />
Gesundheit von Mensch und Tier auf Dauer erhalten<br />
werden, was sich letztendlich auch auf die Qualität<br />
des Produktes auswirkt.<br />
Die meisten Betriebe in Baden-Württemberg halten<br />
Rinder sowohl zur Milch- als auch zur Fleischgewinnung.<br />
Die besichtigten Ställe hatten überwiegend<br />
einen Tierbestand von 50-100 in Anbindehaltung.<br />
Die Belastungen der Beschäftigten in der Landwirtschaft<br />
sind größtenteils durch den unmittelbaren<br />
Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen gekennzeichnet.<br />
Gemäß BioStoffV handelt es sich dabei um<br />
ungezielte Tätigkeiten. Die Tierart, aber insbesondere<br />
die Produktions- und Haltungsbedingungen, bestimmen<br />
u. a. die Höhe der Exposition gegenüber luftgetragenen<br />
biologischen Arbeitsstoffen. In landwirtschaftlichen<br />
Bereichen treten häufig Staubbelastungen<br />
auf, wie sie in anderen industriellen Umgebungen<br />
nicht akzeptiert werden würden (Warren 1989).<br />
Von größter Bedeutung ist der Umgang mit pflanzlichem<br />
Material, da die Mikroorganismen an Staubpartikel<br />
gebunden mit der Atemluft aufgenommen werden.<br />
Dies kann zu Atemwegserkrankungen führen,<br />
die von Symptomen wie Kurzatmigkeit und Husten<br />
über die chronische Bronchitis, das allergische Asthma<br />
bronchiale, die exogen-allergische Alveolitis (z. B.<br />
Farmerlunge) bis zu toxischen Erscheinungen führen.<br />
Das allergische Asthma bronchiale kann auch<br />
durch Tierhaare, Tierschuppen, Milben oder durch<br />
Schimmelpilzsporen ausgelöst werden. Toxische Syndrome<br />
treten bei Exposition gegenüber Heu, Getreide<br />
oder Silageprodukten auf und werden auch als<br />
Getreidefieber, Lungenmykotoxikose oder atypische<br />
Farmerlunge bezeichnet. Verantwortlich dafür sind<br />
nicht die Mikroorganismen selbst, sondern die von<br />
ihnen gebildeten Endotoxine bzw. Mykotoxine, die<br />
inhaliert werden.<br />
Besonders hohe Staubentwicklung ist beim Verladen,<br />
Transportieren oder Umfüllen (z. B. Öffnen von<br />
Heu- und Strohballen) von pflanzlichem Material gegeben.<br />
Dabei entstehen kleinere Bruchstücke und<br />
Abrieb bis zu atembaren Teilchen, die sich in der<br />
umgebenden Luft verteilen, was man sehr eindrucksvoll<br />
bei Sonnenschein beobachten kann. Die Getreidetrocknung,<br />
das Füllen und Entleeren von Getreidespeichern<br />
und Futtersilos sowie die Zubereitung von<br />
Futtermischungen und die Fütterung selbst können<br />
u. a. je nach Verfahren ebenfalls zu den Tätigkeiten<br />
mit hoher Staubbildung gehören.<br />
Im Tierstall führt generell die Verwendung von Einstreumaterialien<br />
zu einer Erhöhung der Staubexposition<br />
und damit verbunden auch zu einer Zunahme<br />
mikrobieller Belastung. Die Mikroben stammen dabei<br />
auch aus den Einstreumaterialien selbst (Bakterienund<br />
Schimmelpilzbesatz) und von Keimen (z. B. aus<br />
den Fäzes) der Tiere, welche an die Einstreupartikel<br />
gebunden werden. Weiterhin gibt es zwischen den<br />
Einstreumaterialien (Heu, Stroh, Sägemehl) große<br />
Unterschiede hinsichtlich der Keim- bzw. Endotoxinund<br />
Staubkonzentration. Das warmfeuchte Klima in<br />
Tierställen stellt ideale Wachstumsbedingungen für<br />
Pilze und Bakterien dar.<br />
Nicht zuletzt wird die biologische Belastung durch<br />
den Bewegungsrhythmus der Tiere und des Landwirtes<br />
im Laufe eines Tages verändert bzw. erhöht.<br />
Hinsichtlich der Schadstoff-Konzentrationen ist es<br />
ein Unterschied, ob sich die Tiere bewegen oder in<br />
Ruhe befinden, ob der Landwirt füttert, ausmistet<br />
oder einen Kontrolldurchgang macht oder ob fremde<br />
Personen in den Tierbereich gelangen. Besonders in<br />
Anbindeställen merkt man die Angst der Tiere vor<br />
fremden Personen an ihrem unruhigen Verhalten.<br />
Auch Windstöße lassen kurzfristig die Staubkonzentrationen<br />
in die Höhe schnellen. Weitere erhebliche<br />
Unterschiede gibt es natürlich in der Form der Haltung.<br />
Man unterscheidet z. B. zwischen einem Anbindestall<br />
(wird 2010 verboten), welcher in Süddeutschland<br />
stark vertreten ist, einem Laufstall, einem Offen-<br />
Front-Stall oder einem Außenklimastall. Letzterer<br />
weist die geringste Belastung auf bei Einhaltung der<br />
Mindest-Hygienemaßnahmen (TRBA 500).<br />
Beim Umgang mit lebenden Tieren sind die Beschäftigten<br />
v. a. durch von Tieren auf den Menschen<br />
übertragbare Krankheiten (Zoonosen) gefährdet. Es<br />
sind ca. 200 derartige Krankheiten bekannt. Erreger<br />
können Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze sein.<br />
Viele Krankheitsrerreger werden von den Tieren mit<br />
dem Urin, Kot oder anderen Körpersekreten ausge-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
schieden und gelangen somit in die Gülle oder den<br />
Stallmist. Dabei ist auch an die Ausscheidungen von<br />
Tieren zu denken, bei denen die Krankheit noch nicht<br />
ausgebrochen ist, die aber den Erreger schon in sich<br />
tragen.<br />
Die Vermehrungsfähigkeit von Krankheitserregern<br />
ist bei Stallmist und Gülle unterschiedlich. Der strohhaltige<br />
Stallmist erhitzt sich selbst, wobei die meisten<br />
Erreger abgetötet werden. Dies ist bei der Gülle oft<br />
nicht möglich, da sie häufig nicht über sechs Monate<br />
gelagert wird, was aber für die Keimabtötung notwendig<br />
wäre. Bandwurmeier oder auch Salmonellen haben<br />
sehr lange Überlebenszeiten in der Gülle. Ein<br />
direkter Kontakt mit Gülle kommt selten vor. Die<br />
Übertragung erfolgt meistens indirekt über die Kontamination<br />
von Pflanzen nach dem Ausbringen der<br />
Gülle auf den Feldern. Beim Ausbringen der Gülle mit<br />
Tankfahrzeugen bilden sich Aerosole, die oft über<br />
weite Entfernungen getragen werden. Rinder können<br />
beim Grasen die Erreger (z. B. Bandwurmeier) wieder<br />
aufnehmen. Aus Umweltgründen (Geruchsbelästigung)<br />
wurden neue technische Verfahren entwickelt.<br />
Sie arbeiten die Gülle und den Dung in den Boden<br />
ein. Als Nebeneffekt wird die Aerosolbildung erheblich<br />
gemindert.<br />
Größere Bedeutung haben die Reinigungsverfahren.<br />
Wird z. B. der häufig mit Kot verschmierte Melkstand<br />
statt mit einem Wasserschlauch mit einer Hochdruckreinigung<br />
abgespritzt, so steigt die Aerosolkonzentration<br />
erheblich. Die Kleidung des Landwirts<br />
kann dann möglicherweise mit EHEC-Bakterien kontaminiert<br />
werden und im schlimmsten, jedoch sehr<br />
seltenen Fall zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom<br />
(HUS) durch Schmierinfektion führen.<br />
Im Gegensatz zum HUS ist die Trichophytie (Kälberoder<br />
Rinderflechte) weit verbreitet. Sie überträgt sich<br />
leicht auf den Menschen. Zwischen den Tieren findet<br />
der Hautpilz eine effektive und schnelle Verbreitung<br />
durch gemeinsam genutzten Bürsten, durch das Reiben<br />
an Absperrvorrichtungen und durch den Körperkontakt<br />
der Tiere untereinander. Diese Erkrankung<br />
lässt sich nur schwer verhindern.<br />
Zu den wichtigsten Krankheiten beim Umgang mit<br />
Tieren und tierischen Produkten zählen die Erkrankungen<br />
der Verdauungsorgane, die von einer Reihe<br />
von Bakterien verursacht werden. Bei den Rindern<br />
sind auch in Deutschland viele Tiere latente Träger<br />
und Ausscheider von Erregern der Campylobakterio-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
sen. Häufig ist Campylobacter auch mit anderen<br />
Erregern der “Enteritis infectiosa” beim Menschen<br />
vergesellschaftet.<br />
Wichtigste Schutzmaßnahme gegenüber luftgetragenen<br />
Arbeitsstoffen ist die Verminderung der Staubbelastung.<br />
Dies lässt sich im landwirtschaftlichen<br />
Bereich auf unterschiedliche Weise, nur in Abhängigkeit<br />
von den betriebsspezifischen Gegebenheiten<br />
realisieren. Es darf dabei nicht übersehen werden,<br />
dass selbst bei Einhaltung des allgemeinen Staubgrenzwertes<br />
von 6 mg/m³ gesundheitlich bedenkliche<br />
Luftkeimkonzentrationen auftreten können. Die<br />
Inhaltsstoffe des Staubes sind daher wichtig.<br />
Geschlossene Fahrerkabinen z. B. auf Traktoren<br />
bewähren sich seit langem. Eine künstliche Trocknung<br />
bei Heu und Stroh beugt der Schimmelbildung<br />
vor. Installationen von Belüftungsanlagen verbessern<br />
das Stallklima erheblich. Dennoch lassen sich<br />
immer wieder sog. “tote Winkel” finden, die ggf. einer<br />
spezifischen örtlichen Behandlung zu bestimmten<br />
Jahreszeiten bedürfen. Das Anfeuchten oder das<br />
Einmischen von Ölen bei Schüttgütern wird empfohlen.<br />
Beim Zerkleinern von Getreide mit Walzenstühlen<br />
werden weniger schwebfähige Teilchen produziert<br />
als bei Verwendung von Hammermühlen. Eine<br />
Umstellung von mehlförmigen auf pelletiertes oder<br />
flüssiges Tierfutter trägt ebenfalls zur Minderung der<br />
Staubbildung bei.<br />
An persönlichen Schutzmaßnahmen ist das Tragen<br />
eines Atemschutzgerätes möglich. Finanzielle Unterstützung<br />
wird bei drohender Erkrankung von Seiten<br />
der Berufsgenossenschaft gewährt. Einfache Papierhalbmasken<br />
sind wirkungslos. Nur P3-Partikelfilter<br />
halten Viren, Pilze und deren Sporen zurück. Eine<br />
Hygiene-Schleuse lässt sich häufig auch in alten<br />
Bauten einrichten. Sorgfältige Hautpflege sollte selbstverständlich<br />
werden.<br />
Um Zoonosen rechtzeitig auf die Spur zu kommen,<br />
sind die Tiere in ihren Verhaltensweisen zu beobachten,<br />
erkrankte Tiere abzusondern. Neu gekaufte Tiere<br />
müssen sorgfältig untersucht werden. Evtl. müssen<br />
Bürsten (z. B. bei Trichophytie) ausgewechselt,<br />
die Absperreinrichtungen desinfiziert werden. Es gibt<br />
diverse Schutzimpfungen, die zu beachten sind. Laktierende<br />
Kühe benötigen besondere Aufmerksamkeit<br />
nicht nur unter dem hygienischen Aspekt. Schweine<br />
sollten auch nicht zum Eigenbedarf in Rinderställen<br />
gehalten werden.<br />
77<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
78 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Vier Jahre betriebliche Gesundheitsförderung in der Berufsschule<br />
Elisabeth Härtig, Ref. 96<br />
Für viele junge Menschen ist der Friseurberuf der<br />
Traumberuf schlechthin. Er steht für modernes Styling,<br />
Outfit und Kreativität. Weniger bekannt sind<br />
damit verbundene gesundheitliche Risiken, insbesondere<br />
berufsbedingte Hauterkrankungen. Diese<br />
können im Extremfall sogar zur Berufsaufgabe führen.<br />
Durch die Aktionen in der gewerblichen Schule<br />
im Hoppenlau, Stuttgart, soll bei den Berufsschülern<br />
für einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen<br />
Gesundheit geworben werden.<br />
Besonders im Friseurberuf kommt es schon während<br />
der Lehrzeit häufig zum Auftreten von Hauterkrankungen.<br />
Mit 53,4 % vorzeitig aufgelösten Ausbildungsverträgen<br />
ist das Friseurshandwerk führend im<br />
Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen (Bundesministerium<br />
für Bildung und Wissenschaft.<br />
Bei den Hauterkrankungen im Friseurberuf handelt<br />
es sich im Wesentlichen um kumulativ-subtoxische<br />
Handekzeme, auf die sich eine Sensibilisierung aufpfropfen<br />
kann. Es entstehen allergische Kontaktekzeme,<br />
die in der Folge zur Aufgabe des Friseurberufs<br />
führen oder die Ausübung des Berufs dauerhaft<br />
behindern. Gerade für den Friseurberuf gibt es Studien,<br />
in denen die Auswirkungen von Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
(z. B. Tragen von Handschuhen, Verwendung<br />
von Hautschutzmitteln, geeignete Arbeitstechniken<br />
und -organisation) die Erkrankungsrate<br />
effektiv vermindern können, wenn sie frühzeitig schon<br />
in der Lehrzeit bekannt sind und beachtet werden<br />
(Schwanitz HJ, Uter W, Wulfhorst B). Es kommt also<br />
darauf an, Lehrlinge, die neu in den Beruf kommen,<br />
über Arbeitsschutzmaßnahmen zu informieren, aber<br />
auch Arbeitsschutz mit ihnen zu trainieren (Verhaltensprävention).<br />
Aktionstag “Gesund und fit im Friseursalon”<br />
Da neue Studien in Niedersachsen ergeben haben,<br />
dass der Bekanntheitsgrad der Arbeitsschutzvorschriften<br />
(Technische Regeln für Gefahrstoffe [TRGS]<br />
530, 531, 540) bei Friseurlehrlingen abgenommen<br />
hat, versuchen wir zur Prävention von Friseursekzemen<br />
bei den Stuttgarter Berufsschülern beizutragen<br />
und haben 2004 bereits zum vierten Mal einen Aktionstag<br />
“Gesund und fit im Friseursalon” in der Hoppenlau-Berufsschule<br />
durchgeführt. Optimale Präventionsmaßnahmen<br />
zur Vermeidung von Hauterkrankungen<br />
werden theoretisch und praktisch vorgestellt.<br />
Hautschutz (Landesgesundheitsamt)<br />
In Kurzreferaten wird der Hautschutz in der Theorie<br />
dargestellt und durch praktische Übungen mit geeigneten<br />
Hautschutzpräparaten und zweckmäßigen<br />
Handschuhen individuell demonstriert. Natürlich werden<br />
hierbei auch andere gesundheitlich wesentliche<br />
Themen angesprochen, die im Friseursalon eine<br />
Rolle spielen.<br />
Stressbewältigung (Innungskrankenkasse)<br />
Auch der Umgang mit Kunden will gelernt sein,<br />
besonders, wenn vor den Feiertagen sehr viele Kunden<br />
versorgt werden müssen. Der psychologisch<br />
geschickte Umgang mit Kunden und das Umfunktionieren<br />
der eigenen Dysstressbelastung in Eustress<br />
wird von einem Psychologen vermittelt. Hierbei soll<br />
auch geübt werden, wie dem Kunden, anderen Lehrlingen,<br />
Kollegen oder dem Meister Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
am Besten erklärt werden.<br />
Umgang mit ergonomischen Belastungen<br />
(Innungskrankenkasse/Gesundheitsamt<br />
Stuttgart)<br />
Besonders ältere Friseure leiden oft unter Wirbelsäulenbeschwerden<br />
infolge von ergonomisch ungünstigen<br />
Arbeitshaltungen. Hier stehen im Friseurberuf<br />
sinnvolle Arbeitshilfen wie ergonomisch geformte<br />
Scheren, Hocker und höhenverstellbare Stühle zur<br />
Verfügung. Der richtige Gebrauch dieser Hilfen wird<br />
durch einen Referenten erklärt. Zusätzlich soll ein<br />
aktiver Ausgleich für die tägliche einseitige Belastung<br />
der Muskulatur in Form von sinnvollen Dehnund<br />
Bewegungsübungen für die Pausen und Dehn-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
und Kräftigungsprogrammen für zu Hause vermittelt<br />
werden.<br />
Optimale Ernährung (Innungskrankenkasse)<br />
Oft bleibt im Friseurberuf nur wenig Zeit für die<br />
Mittagspause. Das Frühstück muss vor Ort eingenommen<br />
werden. Tipps zur optimalen Ernährung<br />
werden gegeben. Rezepte können selbst ausprobiert<br />
werden.<br />
Darüber hinaus werden die für Friseure wichtigen<br />
Regeln im Arbeitsschutz vom Gewerbeaufsichtsamt<br />
Stuttgart vorgestellt. Um den Anreiz zur Teilnahme zu<br />
fördern und den Lerneffekt der Veranstaltung zu<br />
prüfen, wird der Wissensstand der Teilnehmer nach<br />
der Veranstaltung mit Hilfe eines kleinen Fragebogens<br />
abgefragt. Richtig ausgefüllte Fragebogen neh-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
men an einer Verlosung mit anschließender Preisverleihung<br />
teil. Bei einer jedesmal im Anschluss stattfindenden<br />
Plenumssitzung kann von allen Beteiligten<br />
Kritik an der Veranstaltung geübt werden. Die allgemeine<br />
Meinung fällt insgesamt positiv aus,<br />
insbesondere auch deshalb, weil an einem solchen<br />
Aktionstag das Wissen lebendiger als im normalen<br />
Unterrichtsalltag vermittelt werden kann.<br />
Unser Plan für die Zukunft ist, Unterrichtsmaterial<br />
und Unterrichtseinheiten vorzubereiten und den Berufsschulen<br />
zur Unterrichtsgestaltung anzubieten.<br />
Da solche Veranstaltungen eine großflächigere Verbreitung<br />
finden sollen, versuchen wir die Berufsschullehrer<br />
zu unterstützen, mit Hilfe des von uns<br />
bereitgestellten Materials selbst solche Veranstaltungen<br />
durchzuführen.<br />
Projekt Qualitätssicherung bei Nadelschutztechniken<br />
Renate Müller-Barthelmeh, Elke Häberle, Ref. 96<br />
Zwischen 2002 und 2004 führte das Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) in Kooperation mit der Universitätsklinik<br />
Heidelberg ein Projekt zur Qualitätssicherung bei<br />
in Deutschland erhältlichen Nadelschutztechniken<br />
durch. Es war bundesweit das erste Projekt, in dem<br />
diese Nadelschutztechniken klinisch überprüft wurden.<br />
Arbeitnehmer im Gesundheitswesen sind verschiedensten<br />
Belastungen ausgesetzt. Beruflich erworbene<br />
Infektionskrankheiten spielen dabei eine wichtige<br />
Rolle. Von den blutübertragbaren Erregern sind das<br />
Hepatitis-B-Virus (HBV), das Hepatitis-C-Virus (HCV)<br />
und das Humane Immunodefizienz Virus (HIV) für<br />
das Berufskrankheiten(BK)-Geschehen im Gesundheitswesen<br />
am bedeutsamsten. So wurden im Jahr<br />
2002 bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflege 254 Verdachtsfälle einer<br />
beruflich erworbenen Hepatitis-C-Erkrankung gemeldet.<br />
Die Zahl der gemeldeten Hepatitis-B-Verdachtsfälle<br />
betrug 170, die der HIV-Verdachtsfälle 9.<br />
Die Infektionserreger HBC, HCV und HIV können<br />
durch Nadelstichverletzungen (NSV) übertragen<br />
werden. Verschiedenen Untersuchungen zufolge geht<br />
man davon aus, dass im stationären Bereich des<br />
Gesundheitswesens bei 750 000 Beschäftigten mehr<br />
als 500 000 NSV pro Jahr auftreten. D. h. es kommt<br />
durchschnittlich bei etwa zwei Drittel der Beschäftigten<br />
zu einer Nadelstichverletzung im Jahr 1 . Bei einer<br />
Studie in Wuppertal wurde eine durchschnittliche<br />
Zahl von 0,98 NSV pro Jahr und Beschäftigten ermittelt<br />
(Beie 2000), bei einer Befragung in Freiburg<br />
ergab sich eine durchschnittliche Rate von 0,41 NSV<br />
pro Mitarbeiter und Jahr (Hasselhorn et al 1995). Es<br />
handelt sich also keinesfalls um unbedeutende Einzelereignisse,<br />
wie verschiedentlich angenommen<br />
wird.<br />
Rechtliche Grundlage für entsprechende organisatorische,<br />
technische und persönliche Schutzmaßnahmen<br />
bilden das Arbeitsschutzgesetz und die Biostoffverordnung.<br />
Die Technische Regel für Biologische<br />
Arbeitsstoffe (TRBA) 250 “Biologische Arbeitsstoffe<br />
im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege”<br />
geht im Detail darauf ein. Zu den technischen Schutzmaßnahmen<br />
sind Instrumente mit Nadelschutzvorrichtungen<br />
zu zählen.<br />
Mit dem Ziel, eine Qualitätssicherung der in Deutschland<br />
verfügbaren Nadelschutztechniken (NST) vorzunehmen,<br />
wurde 2002 im LGA ein Projektantrag formuliert<br />
und vom Sozialministerium genehmigt. Die<br />
Anfrage nach einer Kooperation wurde von dem<br />
1 gemäß Safety First, einer Gemeinschaftsinitiative der Universität Wuppertal – Fachgebiet für Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin<br />
und Infektionsschutz, der Albert-Ludwig-Universität Freiburg – Abteilung für medizinische Soziologie und deutsche Koordinierungsstelle<br />
für Gesundheitswissenschaften/Public Health, der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e. V. und<br />
der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege e. V.<br />
79<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen
80 Berichte aus der Arbeit<br />
Prävention: Vorsorgen, fördern, schützen<br />
Leitenden Betriebsarzt der Universitätsklinik Heidelberg,<br />
Herr Dr. Buchholz, gerne aufgenommen. In<br />
dieser Klinik ist bereits seit 1990 ein Meldesystem für<br />
NSV etabliert. Das Studiendesign wurde unter wissenschaftlicher<br />
Begleitung von Prof. Dr. Dr. Hofmann<br />
und seiner Mitarbeiter ausgearbeitet.<br />
Ziel der Studie war es, die konventionellen Instrumente<br />
und die NST in verschiedenen Applikationsbereichen<br />
hinsichtlich der Häufigkeit von NSV und<br />
hinsichtlich der Handhabbarkeit zu vergleichen. Des<br />
Weiteren sollte die Melderate von NSV an der Universitätsklinik<br />
Heidelberg validiert, die Aufmerksamkeit<br />
der Beschäftigten gegenüber NSV erhöht und das<br />
Sicherheitsverhalten entsprechend verbessert werden.<br />
Ein weiteres Ziel war es, eine offizielle Empfehlung<br />
zum Einsatz von NST zu geben. Der zeitliche<br />
Rahmen des Projektes lag zwischen 2002 und 2004.<br />
Die Untersuchung an der Universitätsklinik Heidelberg<br />
erfolgte im stationären Bereich. Es wurden drei<br />
nach Möglichkeit vergleichbare Projektgruppen zu je<br />
sechs Stationen aus den Bereichen Intensivmedizin,<br />
Notfallambulanz, Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie<br />
und Haut rekrutiert. Die Gruppe I bildete die<br />
Kontrollgruppe, Gruppe II erhielt Schulungen zu einem<br />
verbesserten Sicherheitsverhalten und die Gruppe<br />
III verwendete zusätzlich über zwölf Monate (Interventionszeitraum)<br />
NST, die den anerkannten Anforderungen<br />
des National Institute for Occupational<br />
Safety and Health (NIOSH) an Instrumente zum<br />
Schutz vor NSV entsprachen. Zuvor wurden die Be-<br />
schäftigten im Umgang mit den neuen Instrumenten<br />
geschult.<br />
Die Hersteller B. Braun Melsungen AG, Becton Dickinson<br />
GmbH, Medex GmbH , Sarstedt AG, Terumo<br />
GmbH und Tyco Healthcare GmbH stellten die NST<br />
für zwölf Monate kostenfrei zur Verfügung. Als weitere<br />
Projektpartner konnten die Unfallversicherungsträger<br />
Unfallkasse Baden-Württemberg und die Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
gewonnen werden.<br />
Vor und nach dem Interventionszeitraum wurden alle<br />
drei Gruppen mit Fragebögen zur Häufigkeit von NSV<br />
in den letzten zwölf Monaten, zum Meldeverhalten,<br />
zu den Umständen der NSV und zur Bekanntheit der<br />
Meldesysteme befragt. Die Beschäftigten der Gruppe<br />
III erhielten zusätzlich nach sechs und nach zwölf<br />
Monaten Anwendungszeit Fragebögen zur Bewertung<br />
der Handhabbarkeit der NST. Des Weiteren<br />
wurden die NSV-Meldungen der Beschäftigten aller<br />
drei Gruppen vor und während des Interventionszeitraums<br />
analysiert. Entsorgungsbehälter wurden vor<br />
und während des Interventionszeitraumes stichprobenartig<br />
überprüft.<br />
Die wissenschaftliche Auswertung der erhobenen<br />
Daten übernahm die Freiburger Forschungsstelle Arbeits-<br />
und Sozialmedizin. Ein Abschlussbericht wird<br />
derzeit erstellt. Die Erstveröffentlichung der Studienergebnisse<br />
wird im Rahmen der 45. Jahrestagung der<br />
Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin<br />
e. V. im April 2005 in Bochum erfolgen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
infektionsfrei.de – eine Arbeitsschutz-Homepage für den<br />
Gesundheitsdienst<br />
Christel Grüner, Ingrid Hügle, Ref. 96<br />
Der Internetauftritt ist ein Gemeinschaftsprojekt von<br />
Körperschaften und Einrichtungen, die sich mit dem<br />
Arbeitsschutz im Gesundheitswesen befassen. Sie<br />
soll Beschäftigte im Gesundheitsdienst informieren,<br />
wie sie berufsbedingte Infektionen vermeiden können.<br />
2002 wurden laut dem “Unfallverhütungsbericht Arbeit”<br />
der Bundesregierung 1 786 berufsbedingte Infektionen<br />
aus dem Gesundheitsdienst gemeldet, von<br />
denen 27 % als Berufskrankheit (BK) anerkannt<br />
wurden. Nach einer Umfrage bei 682 Beschäftigten<br />
im Gesundheitsdienst sind die wichtigsten Ursachen<br />
von berufsbedingten Infektionen Stich- und Schnittverletzungen<br />
mit kontaminierten Instrumenten wie<br />
Spritzen, Skalpellen oder Lanzetten. Es wurden 0,98<br />
Nadelstichverletzungen pro Jahr und Mitarbeiter festgestellt.<br />
Nur 9,3 % davon wurden gemeldet. (Quelle:<br />
Kralji, N. Nadelstichverletzungen im Gesundheitsdienst,<br />
Zahnärztliche Mitteilungen 19, 2002, 36-37).<br />
Als BK angezeigte Infektionen 2002<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Seltener wurden luftgetragene Infektionen oder<br />
Schmierinfektionen gemeldet.<br />
Die meisten gemeldeten Erkrankungen sind schwer<br />
verlaufende und schlecht therapierbare Viruskrankheiten<br />
wie Hepatitis-B, -C und selten auch AIDS.<br />
Daneben spielt die Tuberkulose als oft schwer behandelbare<br />
bakterielle Erkrankung eine Rolle. Für<br />
die betroffenen Arbeitnehmer, vorwiegend Pflegepersonal,<br />
Arzthelferinnen, seltener Laborpersonal,<br />
Ärzte und Hilfspersonal, bedeutet dies Krankheit,<br />
unter Umständen auch Schlimmeres: erhebliche Einschränkungen<br />
in der beruflichen Tätigkeit, Invalidität<br />
oder sogar Tod.<br />
Infizierte Mitarbeiter im Gesundheitsdienst können<br />
wiederum Patienten infizieren. Für Unternehmen im<br />
Gesundheitsdienst können diese krankenhaushygienischen<br />
Folgen verheerende Konsequenzen haben.<br />
Heute kann man Infektionen vermeiden – dank<br />
81<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
82 Berichte aus der Arbeit<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
BK-Anzeigen in Gesundheitsberufen 1994-2004<br />
neuer Arbeitsschutztechniken. Zusammen mit Partnern<br />
im Arbeitsschutz wie den zuständigen Ministerien,<br />
der Staatlichen Gewerbeaufsicht, den im Gesundheitsdienst<br />
tätigen Berufsgenossenschaften und<br />
Arbeitnehmerorganisationen wurde deshalb eine<br />
Neue Fortbildungen: Hygiene in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen<br />
Dr. Elke Roller, Ref. 91<br />
Der Wandel im Gesundheitswesen mit der vermehrten<br />
Forderung nach qualitätssichernden Maßnahmen<br />
erfordert von allen Leistungserbringern eine<br />
neue Ausrichtung auf dem Gesundheitsmarkt. Das<br />
Landesgesundheitsamt (LGA) hat entsprechend sein<br />
Programm im Bereich Fort- Aus- und Weiterbildung<br />
um die Kurse Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen<br />
erweitert und trägt somit dem wachsenden Bedarf an<br />
praxisorientierter Fortbildung Rechnung.<br />
Fortbildung als Erfolgsfaktor für die<br />
Arzt- und Zahnarztpraxis<br />
Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Reform der gesetzlichen<br />
Krankenkasse (GKV-Modernisierungsge-<br />
Homepage mit Informationen zum Schutz der Mitarbeiter<br />
im Gesundheitsdienst vor berufsbedingten Infektionen<br />
erstellt. Diese Homepage bietet Arbeitgebern<br />
wie Arbeitnehmern im Gesundheitsdienst praktische<br />
Problemlösungen an.<br />
Inhalte der Homepage<br />
Auf der Homepage www.infektionsfrei.de findet man<br />
Informationen zu folgenden Themen:<br />
• Medizin: beruflich bedingte Infektionen, Mikroorganismen<br />
• Arbeitsschutz: Schutzausrüstung, Atemschutz<br />
Hautschutz, Handschuhe, Schuhe, Kleidung,<br />
Schutzbrillen, safety needles, Kanülenabwurfbehälter<br />
• Recht: Infektionsschutzgesetz, Arbeitsschutzrecht,<br />
Chemikalienrecht, Mutterschutzrecht, Jugendschutzrecht,<br />
Vorschriften der Berufsgenossenschaften<br />
• Arbeitshilfen: Gefährdungsbeurteilung, Hygienepläne,<br />
Handschuhplan, Mutterschutzmerkblätter,<br />
Hautschutzplan, Betriebsanweisungen<br />
• Arbeitsmedizin: Verhalten bei Verletzungen, Vorsorgeuntersuchungen,<br />
Impfungen, Chemoprophylaxe<br />
Über Aktualisierungen und Fortbildungen informiert<br />
eine Mailing-Liste, in die man sich eintragen kann.<br />
Der Staatliche Gewerbearzt hofft, damit einen Beitrag<br />
zur Verbesserung des Arbeitsschutzes im Gesundheitsdienst<br />
zu leisten.<br />
setz) sind alle Leistungserbringer im medizinischen<br />
Bereich zu Maßnahmen der Qualitätssicherung nach<br />
§§ 135a und 136a SGB V verpflichtet. Zudem ist<br />
durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) die fakultative<br />
infektionshygienische Überwachung von Arztund<br />
Zahnarztpraxen durch das Gesundheitsamt im<br />
§ 36 verankert. Ergänzend fordert auch die BGR 250<br />
der Berufsgenossenschaft die Erstellung eines Hygieneplans.<br />
Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe haben<br />
in einer ärztlichen Praxis vorrangige Bedeutung.<br />
Hieraus ergibt sich für die Praxen ein zunehmender<br />
Bedarf an gut geschultem und informiertem Personal,<br />
um durch eine Optimierung der hygienischen<br />
Rahmenbedingungen den gesetzlichen Vorgaben<br />
Rechnung tragen zu können.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Die vom LGA angebotenen Fortbildungen vermitteln<br />
das entsprechende Wissen und die Anleitung zur<br />
Umsetzung der Hygienevorschriften im Praxisalltag,<br />
um Personal und Patienten vor Infektionen zu schützen.<br />
Somit wird eine solide Basis für die erforderliche<br />
Qualitätssicherung geschaffen. Durch gezielte Befragung<br />
der Teilnehmer und entsprechender Aktualisierung<br />
der Kursinhalte versuchen wir den Bedürfnissen<br />
des Praxisalltags Rechnung zu tragen.<br />
Im Jahre 2004 wurde jeweils zweimalig der Kurs<br />
„Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen“ angeboten.<br />
Der Lehrgangsinhalt orientiert sich am Rahmenlehrplan<br />
der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung<br />
(DGSV). Der Kurs umfasst 50 Unterrichtsstunden<br />
à 45 Minuten und gliedert sich in den jeweils<br />
dreitägigen Teil 1 und 2.<br />
Zu den unterrichtsbegleitenden Materialien gehört<br />
auch die vom LGA 2004 herausgegebene Broschüre<br />
„Leitfaden Praxishygiene; Hygiene in der Arztpraxis<br />
und beim Ambulanten Operieren“.<br />
Inhalte:<br />
• Grundlagen der Mikrobiologie und Infektiologie<br />
• Anleitung zur Überwachung von Arbeitsabläufen<br />
z. B. Verbandswechsel, Injektionen<br />
Leitfaden für Hygienestandards in Arztpraxen<br />
Peter Weidenfeller, Ref. 93<br />
Hygienische Standards bei der Behandlung von Patienten,<br />
der Aufbereitung von Geräten und Instrumenten<br />
und bei der Ausstattung und Organisation<br />
klinischer Betriebe gelten nicht nur für Krankenhäuser,<br />
sondern gleichermaßen auch für Arztpraxen.<br />
Deren Aufgabenbereich wird durch die zunehmende<br />
Verlagerung von stationärer zu ambulanter Behandlung,<br />
kürzere Verweildauer in Kliniken und steigende<br />
Zahlen ambulanter Eingriffe größer, damit auch die<br />
Anforderungen an das betriebseigene Hygienemanagement.<br />
Ein vom Landesgesundheitsamt (LGA) erstellter ausführlicher<br />
„Leitfaden Praxishygiene in der Arztpraxis<br />
und beim Ambulanten Operieren“ bietet zusammen<br />
mit einem Hygienerahmenplan für Praxen und ambulante<br />
OP-Einrichtungen zahlreiche aktualisierte Informationen<br />
als Hilfestellung für Betriebe und Gesundheitsbehörden,<br />
die für die hygienische Aufsicht über<br />
die Arztpraxen zuständig sind.<br />
Die Berufsordnung für Ärzte fordert von allen Angehörigen<br />
dieses Berufsstandes die gewissenhafte Ausführung<br />
der gebotenen Maßnahmen nach den Regeln der<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
• Erstellung, Fortschreibung und Überwachung von<br />
Hygieneplänen<br />
• Praxisreinigung, Wäscheversorgung sowie die<br />
sonstige Ver- und Entsorgung<br />
• Schulung und praktische Anleitung von Personal<br />
• Vermittlung der notwendigen rechtlichen Grundlagen<br />
und Beispiele für die Umsetzung in der Praxis<br />
• Maßnahmen zur Aufbereitung und Freigabe von<br />
Sterilgut gemäß § 4(3) der Medizinproduktebetreiberverordnung<br />
(MPBetreibV) für Aufbereitung von<br />
Medizinprodukten in Verbindung mit der Richtlinie<br />
des Robert Koch-Institutes und des Bundesinstitutes<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte zu den<br />
„Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung<br />
von Medizinprodukten“<br />
• Spezielle hygienischen Anforderungen der modernen<br />
Medizin (z. B. Endoskopie, ambulantes Operieren<br />
• Praxisorganisation, Qualitätsmanagement<br />
Nach erfolgreichem Ablegen der schriftlichen Abschlussprüfung<br />
erhält der Teilnehmer die Bestätigung<br />
der Sachkenntnis gemäß § 4(3) MPBetreibV für<br />
die Instandhaltung von Medizinprodukten in der ärztlichen<br />
Praxis und somit die Erlaubnis zur Freigabe<br />
des aufbereiteten Gutes nach der Sterilisation.<br />
ärztlichen Kunst. Dies bezieht auch für die Arztpraxis<br />
die Beachtung hygienischer Vorgaben mit ein, wie sie<br />
aus dem Infektionsschutzgesetz, dem Medizinproduktgesetz<br />
und der Medizinprodukte-Betreiber-Verordnung,<br />
der Biostoff-Verordnung und den berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorschriften abgeleitet werden.<br />
Hygiene ist integraler Bestandteil der Routine im medizinischen<br />
Betrieb und wird umso selbstverständlicher<br />
umgesetzt, je besser ihre Anforderungen in die praxisinternen<br />
Arbeitsanweisungen und Schulungen eingebunden<br />
sind.<br />
Im Krankenhaus kann der Arzt auf ein Netzwerk zuständiger<br />
Funktionsträger in Verwaltung, Technik, Pflegedienstleitung<br />
und Hauswirtschaft zurückgreifen,<br />
zudem auf den Sachverstand von Hygienefachkräften<br />
und Sterilisationsassistenten. In der eigenen Praxis<br />
muss sich der ärztliche Leiter um das Hygienemanagement<br />
selbst kümmern. Er kann aber die Gestaltung<br />
des Hygieneplans und die Aufsicht über hygienerelevante<br />
Arbeitsabläufe je nach Qualifikation der Mitarbeiter<br />
delegieren.<br />
83<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
84 Berichte aus der Arbeit<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
Grundsätzlich ist die gesamte Belegschaft der Praxis<br />
für die Hygiene mitverantwortlich. Alle Mitarbeiter müssen<br />
sich mit der Zielsetzung des Hygieneplanes identifizieren.<br />
Voraussetzung ist aber eine ausführliche<br />
und dokumentierte Einweisung in die Unterlagen. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass die in den verschiedenen<br />
Berufen des Gesundheitswesens ausgebildeten Personen<br />
oftmals auch über unterschiedliche Kenntnisse<br />
zu den Aufgaben und Inhalten der Hygiene verfügen.<br />
Diese Vielfalt gilt es für die betriebseigenen Hygienestandards<br />
allgemein verständlich zusammenzufassen<br />
und jedem Mitarbeiter der Praxis eine seiner Qualifikation<br />
angemessene Funktion im Rahmen des Hygienemanagements<br />
zuzuweisen.<br />
Viele Leistungen, die früher ausschließlich zur stationären<br />
Behandlung gehörten, wurden zumindest fakultativ<br />
in den ambulanten Bereich übernommen, so dass<br />
dem Hygienekonzept ein entsprechend höherer Stellenwert<br />
zukommt. Der Ruf der ambulanten Versorgung<br />
hängt auch von der erfolgreichen und dokumentierten<br />
hygienischen Qualitätssicherung ab. Bei behördlichen<br />
Kontrollen von Arztpraxen beschriebene Mängel betrafen<br />
vornehmlich Defizite beim betriebseigenen Hygieneplan,<br />
eine nach Vorgaben des Medizinprodukterechts<br />
unzureichende Aufbereitung von Instrumenten<br />
und Prüfung der Sterilisatoren sowie Fehler bei der<br />
Praxisreinigung und Materiallagerung.<br />
Zur Erstellung und Umsetzung eines zeitgemäßen<br />
Hygienekonzeptes sind Grundkenntnisse über aktuell<br />
gültige Richtlinien und gesetzliche Vorgaben erforderlich.<br />
Dies betrifft insbesondere die Standards bei der<br />
Instrumentenaufbereitung und Sterilisation, bei der<br />
Dokumentation und Sterilgutlagerung, bei Gerätewartung,<br />
Vorratshaltung und Wäscheversorgung, beim<br />
Umgang mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, bei<br />
der Entsorgung von Praxisabfällen, Fragen des Arbeits-<br />
und Infektionsschutzes sowie die hygienischen<br />
Anforderungen beim Ambulanten Operieren und in der<br />
Endoskopie.<br />
Die Vielzahl der unterschiedlichen Gerätschaften zur<br />
Geräte- und Instrumentenaufbereitung im Praxisbe-<br />
reich verlangt vom Anwender einen angemessenen<br />
Überblick über technische Verfahren und verschiedene<br />
Gerätemodelle, den er nicht immer besitzt. Unvollständige<br />
und widersprüchliche Informationen von verschiedenen<br />
Seiten verleiten zu voreiligen Entscheidungen.<br />
Im Rahmen eines vom Sozialministerium und vom<br />
LGA initiierten Projektes zur Hygiene in Arztpraxen<br />
wurde ein 150-seitiger, farbig gedruckter und bebilderter<br />
Leitfaden erstellt, der dem niedergelassenen Arzt<br />
jeglicher Fachrichtung, insbesondere aber auch dem<br />
ambulanten Operateur, eine praxisnahe Hilfestellung<br />
bei der Gestaltung des betriebseigenen Hygienemanagements<br />
bietet. Inhalte betreffen außer die o. g.<br />
Themen die hygienegerechte bauseitige Ausführung<br />
und Einrichtung der Praxen und ambulanten OP-Einheiten,<br />
Hygienemaßnahmen bei Eingriffen und Behandlungen,<br />
den Umgang mit multiresistenten Erregern,<br />
die Anforderungen an den Hygieneplan und die<br />
Qualitätssicherung bei technischer Einrichtung und<br />
Dienstleistungen. Zahlreiche Querverweise und aktualisierte<br />
Links geben Auskunft zu weiteren Informationsquellen.<br />
Ein zusätzliches Kapitel befasst sich mit<br />
den rechtlichen Grundlagen der behördlichen Überwachung<br />
der Praxis, mit Vorschlägen zur Themenauswahl<br />
bei der Begehung und zur Durchführung der<br />
Besichtigung der Betriebe.<br />
Das Informations- und Beratungsangebot des LGA zur<br />
Hygiene in der Arztpraxis beinhaltet darüber hinaus<br />
auch Fortbildungsveranstaltungen auf Kreisebene sowie<br />
zentrale Fortbildungskurse für Arzthelferinnen aus<br />
Arzt- und Zahnarztpraxen mit Erwerb der Sachkunde<br />
zur Freigabe von Sterilgut in der Praxis.<br />
Rahmenhygienepläne für Arztpraxen sind von der<br />
Webseite des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
(www.gesundheitsamt-bw.de) unter „Service: Fachpublikationen/Hygiene<br />
und Infektionsschutz“ als PDF-<br />
Dateien verfügbar. Termine für dezentrale Fortbildungsveranstaltungen<br />
werden mit den Fortbildungsbeauftragten<br />
der Kreisärzteschaften vereinbart.<br />
Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung – (wie) geht das?<br />
Barbara Leykamm, Ref. 94<br />
Evaluation, Qualitätssicherung und Evidenzbasierung<br />
sind derzeitig vieldiskutierte Begriffe in Gesundheitswissenschaft,<br />
-politik und -praxis. Mit einer Fachtagung<br />
im Oktober 2004 hat das Landesgesundheitsamt<br />
(LGA) diese Fachdebatte aufgegriffen. Vorgestellt<br />
wurden unterschiedliche Vorgehensweisen zur<br />
Ermittlung der Evidenz. Die Übertragung des Anspruchs<br />
der evidenzbasierten Medizin auf die Ge-<br />
sundheitsförderung ist nur bedingt möglich. Wirksamkeitsnachweise<br />
sind im komplexen Handlungsfeld<br />
Gesundheitsförderung zwar schwierig, aber nicht<br />
unmöglich. Sie erfordern ein breites qualitatives und<br />
quantitatives Methodenrepertoire.<br />
Zunehmend wird die Forderung nach messbaren<br />
Ergebnissen und Evidenzbasierung auch für die Ge-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
sundheitsförderung erhoben. Mit der Fachtagung<br />
„Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung –<br />
wie geht das?“ im Oktober 2004 hat das LGA in<br />
Zusammenarbeit mit den Sprecher für Gesundheitsförderung<br />
der Stadt-/Landkreise in Baden-Württemberg<br />
diese Fachdebatte aufgegriffen. Im interdisziplinären<br />
Fachaustausch mit rund 50 Teilnehmer aus<br />
unterschiedlichen Praxisfeldern wie z. B. der Gesundheitsämter,<br />
der Krankenkassen, der Schulverwaltung<br />
und der Wohlfahrtsverbände wurden Begriffe<br />
geklärt und unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
zur Ermittlung der Evidenz diskutiert.<br />
Klärung der Begriffe<br />
Zum Einstieg in das Tagungsthema erläuterten Dr.<br />
Thomas Böhler (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung<br />
Baden-Württemberg) und Prof. Dr. Petra<br />
Kolip (Universität Bremen) die zentralen Begriffe:<br />
• Evidenzbasierung<br />
- in der Medizin: wissenschaftlich fundiertes, beweiskräftiges<br />
Wissen über die Wirksamkeit medizinischer<br />
Interventionen. Evidenzgrade von I<br />
(Evidenz auf der Grundlage randomisierter, kontrollierter<br />
Studien, durchgeführt und veröffentlicht<br />
nach wissenschaftlich anerkannten Standards)<br />
bis V (Meinungen anerkannter Experten,<br />
Assoziationsbeobachtungen, deskriptive Darstellungen,<br />
Konsensus-Konferenzen u. a.)<br />
- in der Gesundheitsförderung: auf der Basis valider<br />
und relevanter Kenntnisse (Evaluationsstudien)<br />
werden Maßnahmen ausgewählt.<br />
• Evaluation<br />
Systematische Bewertung von Maßnahmen und<br />
Programmen zur Wirkung der Maßnahmen (Effektivität)<br />
und zum Kosten-Nutzen-Verhältnis (Effizienz)<br />
• Qualität/-sicherung<br />
Unter Qualität wird das Ausmaß verstanden, indem<br />
Gesundheitsleistungen die Wahrscheinlichkeit erwünschter<br />
Interventionsergebnisse erhöhen und<br />
mit dem Stand der Wissenschaft übereinstimmen<br />
(Institut of Medicine, zitiert nach Rosenbrock 2004).<br />
Qualitätssicherung hat zum Ziel, das, was gemacht<br />
wird, gut zu machen. Dazu gehören auch die Entwicklung<br />
von Qualitätskriterien und Qualitätszielen.<br />
Die in Evidenzklasse I geforderten randomisierten,<br />
kontrollierten Studien sind nur bedingt geeignet, Interventionen<br />
der Gesundheitsförderung methodisch<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
zu begleiten. Die Anforderung an die Evaluation von<br />
Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind aus folgenden<br />
Gründen wesentlich komplexer:<br />
• Gesundheitsförderung wirkt indirekt, sie will Lebensstile<br />
und Lebensbedingungen als Determinanten<br />
der Gesundheit verändern. Damit sind die<br />
Indikatoren zur Erfassung der Veränderungen<br />
schwierig zu bestimmen, denn der Erfolg der Maßnahme<br />
kann nicht direkt an einer Veränderung der<br />
Morbidität oder der Risiken abgelesen werden.<br />
• Gesundheitsförderung wirkt in Settings (Lebenswelten),<br />
sie will dort Veränderungen in Strukturen<br />
und Prozessen initiieren. Der Gesundheitsförderung<br />
liegen deshalb in der Regel Maßnahmen mit<br />
hohem Komplexitätsgrad zugrunde. Struktur- und<br />
prozessorientierte Evaluationen sind notwendig.<br />
• Gesundheitsförderung soll langfristig wirken. Evaluationsmaßnahmen<br />
sind häufig – aufgrund knapper<br />
finanzieller Ressourcen – kurzfristig angelegt.<br />
Gesundheitsförderung als komplexes Zusammenwirken<br />
von Intervention auf unterschiedlichen Handlungsebenen<br />
erfordert somit spezifizierte Zielindikatoren<br />
(was will ich auf welcher Ebene erreichen?)<br />
sowie ein breites qualitatives und quantitatives Methodenrepertoire.<br />
Was bewirkt Gesundheitsförderung?<br />
Zur Ermittlung der Evidenz in dem komplexen Handlungsfeld<br />
Gesundheitsförderung eignet sich das Rahmenmodell<br />
von Don Nutbeam. Prof. Dr. Petra Kolip<br />
stellte die darin differenzierten Wirkebenen vor. So<br />
hat Gesundheitsförderung das Ziel, die individuelle<br />
Gesundheitskompetenz (z. B. Wissen, Einstellungen),<br />
die sozialen Aktivitäten von Gruppen (z. B.<br />
Bürgerbeteiligung) oder die Rahmenbedingungen für<br />
Politik und Organisationsgestaltung (z. B. Gesetzgebung,<br />
Organisationsentwicklung) zu beeinflussen.<br />
Erst diese Veränderungen wirken auf die Determinanten<br />
von Gesundheit (z. B. Lebensstil, ökonomische<br />
und soziale Lebensbedingungen), deren Veränderung<br />
sich schließlich in veränderten Gesundheits-<br />
und Sozialindikatoren niederschlagen. Modelle<br />
und Konzepte zur Evaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen<br />
müssen diese Wirkebenen unterscheiden<br />
und spezifizieren können, in welchen<br />
Bereichen Veränderungen zu erwarten sind. Gute<br />
Erfahrungen mit diesem Rahmenmodell hat die nationale<br />
Stiftung „Gesundheitsförderung Schweiz“ gemacht,<br />
die Projekte zur Gesundheitsförderung finanziell<br />
fördert.<br />
85<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
86 Berichte aus der Arbeit<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
Gute Praxis in der Gesundheitsförderung<br />
Damit Evaluation wirklich einen Beitrag zur Verbesserung<br />
der Evidenzbasis der Gesundheitsförderung<br />
leisten kann, ist eine systematische Sammlung, Auswertung<br />
und verbesserte Transparenz der Ergebnisse<br />
notwendig. Im Rahmen des bundesweiten Kooperationsprojekts<br />
„Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“,<br />
welches Dr. Raimund Geene (Gesundheit<br />
Berlin e. V.) vorstellte, werden Kriterien für<br />
gute Praxis (Good Practice) entwickelt und erprobt.<br />
Sie orientieren sich an nationalen und internationalen<br />
Forschungsergebnissen, werden in einem multiprofessionellen<br />
Arbeitskreis der BZgA diskutiert und mit<br />
Akteuren regionaler Praxis abgestimmt. Die Kriterien<br />
für gute Praxis sind: Konzeption/Selbstverständnis,<br />
Zielgruppe, Innovation/Nachhaltigkeit, Arbeitsweise,<br />
Partizipation, Empowerment, Setting-Ansatz, Vernetzung,<br />
Qualitätsmanagement, Dokumentation/Evaluation,<br />
Kosten-Nutzen-Relation und Begründung für<br />
Good Practice. Anhand dieser Kriterien werden Good<br />
Practice-Angebote in den am Projekt beteiligten Bundesländern<br />
– u. a. auch Baden-Württemberg – identifiziert<br />
und in der bundesweiten Datenbank (www.<br />
datenbank-gesundheitsprojekte.de) präsentiert. Dieser<br />
künftige Informationspool zu „guter gesundheitsfördernder<br />
Praxis und bester Wirkung“, auf der Grundlage<br />
eines auf Bund-Länderebene abgestimmten,<br />
partizipativen Prozesses kann wesentlich zur Qualitätsverbesserung<br />
beitragen.<br />
Am 01.01.1995 trat das baden-württembergische<br />
Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst (Gesundheitsdienstgesetz<br />
– ÖGDG) in Kraft. Im Auftrag<br />
des Sozialministeriums wurde anlässlich des zehnjährigen<br />
Bestehens dieses Gesetzes im Rahmen<br />
eines zweijährigen Projekts eine Evaluation durchgeführt<br />
und dazu eine Arbeitsgruppe (AG ÖGDG) 1 aus<br />
Mitgliedern des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
(ÖGD) sowie Vertretern des Landkreistages beim<br />
Landesgesundheitsamt (LGA) eingesetzt. Auftrag war<br />
es, eine Bestandsaufnahme des ÖGD sowie Handlungsempfehlungen<br />
zur weiteren Entwicklung bis<br />
Zusammenfassung<br />
Die Diskussion um die Evidenzbasierung der Gesundheitsförderung<br />
ist zu begrüßen. Allerdings birgt<br />
die Übertragung des Anspruchs der evididenzbasierten<br />
kurativen Medizin auf die Gesundheitsförderung<br />
auch Gefahren. Es darf nicht dazu führen, dass<br />
Gesundheitsförderung stärker in den Hintergrund<br />
gerückt wird, weil mit der Methode der randomisierten,<br />
kontrollierten Studien Gesundheitsförderung<br />
nicht angemessen untersucht werden kann. Wirksamkeitsnachweise<br />
sind im komplexen Handlungsfeld<br />
Gesundheitsförderung zwar schwierig, aber nicht<br />
unmöglich. Die Verbindung von qualitativen und<br />
quantitativen Evaluationsmethoden ist dabei vielversprechend.<br />
Die Entwicklung solcher komplexen<br />
Methoden kann nicht allein den Akteuren der Gesundheitsförderung<br />
überlassen werden, sondern ist<br />
vielmehr eine Aufgabe der gesundheitswissenschaftlichen<br />
Evaluationsforschung. Bis derartige anwendungsorientierte<br />
Forschungsergebnisse vorliegen,<br />
kann beispielsweise die Anwendung der partizipatorisch<br />
auf Bundesebene entwickelten Good Practice<br />
Kriterien nützlich sein. Die Entwicklung der Potentiale<br />
der Gesundheitsförderung, insbesondere zur<br />
wirksamen Verbesserung gesundheitlicher Teilhabe<br />
bei Kindern und Jugendlichen, erfordert sowohl<br />
die fachliche Qualitätsverbesserung der Gesundheitsförderung<br />
als auch verbesserte Rahmenbedingungen<br />
für die konkreten Angebote der Gesundheitsförderung<br />
vor Ort.<br />
Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg – auf dem<br />
richtigen Weg in die Zukunft?<br />
Matthias Appelt, Ref. 91<br />
Ende 2004 vorzulegen. Als Steuerungsgremium fungierte<br />
das seit 1998 beim Sozialministerium eingerichtete<br />
Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik.<br />
Der ÖGD ist innerhalb des Gesundheitswesens ein<br />
wichtiger Handlungsträger mit besonderer Gemeinwohlverpflichtung.<br />
Er nimmt bevölkerungsmedizinische<br />
Aufgaben wahr. Zur Klärung und Erfüllung dieses<br />
Auftrags müssen das Aufgabenprofil des ÖGD und die<br />
Schnittstellen zu anderen Akteuren mit ergänzenden<br />
und weiterführenden Aufgaben – auch im Sinne ver-<br />
1 Jürgen Wuthe, Stuttgart; Matthias Appelt, Stuttgart; Peter Friebel, Karlsruhe; Michael Gaßner, Breisgau-Hochschwarzwald;<br />
Dietmar Jassner, Alb-Donau-Kreis; Roswitha Kull, Enzkreis; Lutz Mai, Heilbronn; Peter-Joachim Oertel, Tübingen; Barbara<br />
Oettinger, Freiburg; Elisabeth Pabst, Alb-Donau-Kreis; Peter Schäfer, Mannheim; Birgit Schmidt-Lachenmann, Stuttgart; Thomas<br />
Schönauer, Stuttgart; Günter Schmolz, Ludwigsburg; Rainer Steen, Rhein-Neckar-Kreis; Bertram Szagun, Bodenseekreis; Franz<br />
Vetter, Stuttgart<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
stärkter Qualitätssicherung – deutlich und abgrenzbar<br />
sein. Wesentliches Merkmal des ÖGD ist, dass er<br />
keinen Partikularinteressen verpflichtet ist.<br />
Empfehlungen für einen zukunftsfähigen<br />
ÖGD<br />
Vor dem Hintergrund der bestehenden Ressourcenknappheit,<br />
der zu erwartenden Personaleinsparungen<br />
(“Effizienzrendite”) und der Herausforderung, die bevölkerungsmedizinischen<br />
Funktionen auch weiterhin<br />
wahrnehmen zu müssen, wurden von der AG ÖGDG<br />
Empfehlungen zu fünf Bereichen ausgesprochen.<br />
Aufgabenakzentuierung<br />
Gesundheitsschutz und Prävention/Gesundheitsförderung<br />
sind die zukünftigen Kernaufgaben des ÖGD.<br />
Diese sind bedarfsorientiert auszurichten, kontinuierlich<br />
zu evaluieren und nach landeseinheitlichen<br />
Standards wahrzunehmen. Arbeitsmethode hierfür<br />
ist vor allem die Gesundheitsberichterstattung. In der<br />
Prävention/Gesundheitsförderung initiiert und unterstützt<br />
der ÖGD auf der Grundlage der Gesundheitsberichterstattung<br />
und unter Beachtung des Subsidiaritätsgrundsatzes<br />
gesundheits- und lebensraumbezogene<br />
Maßnahmen und Prozesse und richtet sich<br />
dabei vorrangig am Setting-Ansatz aus. Der Schwerpunkt<br />
wird auf Kinder und Jugendliche sowie auf alte<br />
Menschen gesetzt. Dies bedeutet, dass auch im<br />
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst die Ressourcen<br />
in Richtung Prävention/Gesundheitsförderung<br />
gelenkt werden. Davon unberührt bleiben die gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Präventionsaufgaben, wie z.<br />
B. STD (sexually transmitted disease/sexuell übertragbare<br />
Krankheiten) oder AIDS. Um die notwendigen<br />
Ressourcen für eine Konzentrierung auf die<br />
Kernaufgaben des ÖGD und die Gesundheitsberichterstattung<br />
freizusetzen, wird empfohlen, die Zahl<br />
der amtsärztlichen und sozialmedizinischen Gutachtenaufträge<br />
zu reduzieren. Empfohlen wird darüber<br />
hinaus die Vorverlegung der Untersuchung vom Einschulungs-<br />
in das Kindergartenalter mit dem Ziel, die<br />
Kindergesundheit durch frühzeitiges Erkennen von<br />
Entwicklungsdefiziten und Einleiten entsprechender<br />
Maßnahmen der Prävention und Frühförderung wirksam<br />
zu fördern. Der flächendeckende Ansatz sollte<br />
beibehalten werden; er ist durch repräsentative Stichproben<br />
nicht zu ersetzen. Eine Weiterentwicklung<br />
der Vorsorgeuntersuchungen U8 und U9 durch die<br />
niedergelassenen Ärzte und verstärkte Nutzung dieser<br />
Informationen zur Identifikation von Kindern mit<br />
besonderen gesundheitlichen Risiken könnte beim<br />
ÖGD Ressourcen freisetzen, die für eine verstärkte<br />
Zuwendung zu besonders bedürftigen Kindern (z. B.<br />
sozial Benachteiligte oder Migrantenfamilien) dringend<br />
erforderlich sind. Im Bereich der Verbraucher-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
(Patienten)beratung sollen sich die Gesundheitsämter<br />
auf die Felder, in denen sie gesetzliche Aufgaben<br />
erfüllen, beschränken. Lokale Projektansätze mit<br />
Modellcharakter werden auf Landesebene unterstützt<br />
und begleitet (Qualitätssicherung, Dokumentation,<br />
Evaluation u. a.). Auf diese Weise können evaluierte<br />
Ansätze verbreitet und das Methodenrepertoire erweitert<br />
werden.<br />
Steuerung des ÖGD<br />
Zur effizienten Steuerung des ÖGD sollte stärker als<br />
bisher mit der Vorgabe von Zielen und Zielvereinbarungen<br />
gearbeitet werden. Im Vorfeld der Zielfindung<br />
sowie zur Evaluation der Aufgabenerledigung und<br />
Zielerreichung ist zur zentralen Bedarfsanalyse die<br />
Gesundheitsberichterstattung unabdingbar. Im Hinblick<br />
auf mögliche Effizienzgewinne müssen Kooperationen<br />
in bestehenden Schnittstellen zu anderen<br />
Bereichen aktiver gestaltet werden. Empfohlen wird<br />
die stärkere Einbeziehung des ÖGD in für die örtlichen<br />
Bedarfe und Aufgabenstellungen relevante Planungsprozesse.<br />
Die Eingliederung der Gesundheitsämter<br />
in die Landkreisverwaltungen und Bürgermeisterämter<br />
der Stadtkreise ermöglicht die Integration<br />
des Gesundheitsaspekts in das Aufgabenspektrum<br />
und unterstützt die aufgabenbezogene Kooperation<br />
und Einbindung des ÖGD schon in der Planungsphase.<br />
Ziel ist die Schnittstellenoptimierung staatlicher<br />
und kommunaler gesundheitsbezogener Aufgabenerledigung.<br />
Das Grundprinzip der arbeitsteiligen Aufgabenerledigung<br />
im ÖGD hat sich bewährt. Empfohlen<br />
wird deshalb die Sicherstellung des LGA als<br />
zentrale und die Gesundheitsämter unterstützende<br />
fachliche Leitstelle.<br />
Der ÖGD im Rahmen der europäischen<br />
Entwicklung<br />
Die wesentlichen Aufgabenschwerpunkten des ÖGD<br />
in Baden-Württemberg stehen in guter Übereinstimmung<br />
mit den Schwerpunkten der Europäischen Union<br />
im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die auf diesen<br />
Gebieten vorhandenen Kompetenzen des ÖGD<br />
sollten in die Entwicklung auf europäischer Ebene<br />
einfließen können. Um den ÖGD rechtzeitig darauf<br />
vorzubereiten, sind die EU-Fördermöglichkeiten zu<br />
prüfen und vorhandenes Know-how auf überregionaler<br />
Ebene zu bündeln. Umgekehrt sind durch Kooperationen<br />
mit europäischen Partnern im Rahmen von<br />
Projekten auch Impulse für die eigene Aufgabenwahrnehmung<br />
zu erwarten.<br />
Personalentwicklung<br />
Neben den fachlichen Kompetenzen sind zukünftig<br />
vermehrt Management- und Führungskompetenzen<br />
erforderlich, weshalb der Schwerpunkt der Personal-<br />
87<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
88 Berichte aus der Arbeit<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
entwicklung für den (vergleichbaren) höheren Dienst<br />
bei den Gesundheitsämtern vor allem in der Führungskräfteentwicklung<br />
liegen sollte.<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Empfohlen wird u. a. die Aufrechterhaltung eines<br />
bedarfsorientierten und regelmäßig evaluierten Aus-,<br />
Fort- und Weiterbildungsangebots für alle Berufsgruppen<br />
im ÖGD. Dem gestiegenen Wunsch nach<br />
kürzeren, fortbildungsbedingten Abwesenheiten vom<br />
Arbeitsplatz sollte in der Gestaltung der Angebote<br />
stärker als bisher Rechnung getragen werden. Empfohlen<br />
wird ferner, die Fortbildungsinhalte des Amtsarztkurses<br />
zukünftig um ÖGD-relevante Themenstellungen<br />
aus den Bereichen Führung und Steuerungsinstrumente<br />
sowie Risikokommunikation und<br />
Moderation zu erweitern. Auch sind die berufsgruppenbezogenen<br />
Angebote bei den Sozialmedizinischen<br />
Assistentinnen und Gesundheitsaufsehern<br />
den jeweiligen veränderten beruflichen Anforderungen<br />
anzupassen.<br />
Umsetzungsvorschläge der AG ÖGDG<br />
In einem ersten Schritt wird empfohlen, die neue<br />
Aufgabenakzentuierung umzusetzen und die entsprechenden<br />
gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen.<br />
Eine Überprüfung der Wirksamkeit sollte nach<br />
Ablauf von fünf Jahren überprüft werden. Dabei ist<br />
insbesondere zu überlegen, ob die dann nicht mehr<br />
zu den Kernaufgaben zählenden, derzeit noch staatlichen<br />
Aufgaben weiter reduziert werden können. Auf<br />
den unterschiedlichen Verwaltungsebenen (Sozialministerium,<br />
Regierungspräsidium und Gesundheitsämter)<br />
sollen Gesundheitsziele formuliert werden,<br />
die durch Zielabsprachen bzw. Zielvereinbarungen<br />
innerhalb des ÖGD umgesetzt werden sollten. Da die<br />
Gesundheitsberichterstattung steuerungsrelevant ist,<br />
sollte sie zusammen mit einem kontinuierlich angelegten<br />
Berichtswesen/Controlling der Leitungsebene<br />
zugeordnet werden.<br />
Projekt-Meilensteine<br />
Zwischenbericht der AG ÖGDG<br />
Ende 2003 legte die Arbeitsgruppe ihren Zwischenbericht<br />
vor. Darin enthalten ist eine Bestandsaufnahme<br />
des ÖGD Baden-Württemberg mit Beiträgen zu<br />
• Anlass und Zielsetzung des ÖGDG<br />
• Aufgaben, Organisation und Struktur des ÖGD<br />
• Vergleichende Darstellung mit anderen Bundesländern<br />
• Personalausstattung, -gewinnung und -entwicklung<br />
Der Zwischenbericht endet mit Modernisierungsvorschlägen<br />
für den ÖGD.<br />
Fachsymposium am 25.03.2004 in Stuttgart<br />
Unter dem Motto “Der ÖGD Baden-Württemberg – auf<br />
dem richtigen Weg in die Zukunft?” veranstaltete das<br />
LGA ergänzend zur Arbeit der AG ÖGDG ein Fachsymposium<br />
mit Beiträgen aus der Wissenschaft, anderen<br />
Bundesländern, dem benachbarten Ausland und<br />
zum Einfluss der Europäischen Union auf die Aufgaben<br />
des ÖGD. In Workshops wurden Fragen zur zukünftigen<br />
Aufgabenakzentuierung thematisiert.<br />
Übergabe des Abschlussberichts an das<br />
Sozialministerium<br />
Ende Dezember 2004 übergab LGA-Präsident Dr.<br />
Jürgen Wuthe als Vorsitzender der AG ÖGDG den<br />
dreiteiligen Abschlussbericht 2 “10 Jahre Gesundheitsdienstgesetz<br />
Baden-Württemberg. <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst<br />
– Zwischenbilanz und Ausblick”an<br />
Sozialministerin Tanja Gönner.<br />
Ausblick auf das Jahr 2005<br />
Die Empfehlungen der AG ÖGDG werden im Jahr<br />
2005 im ÖGD zur Diskussion gestellt, und es wird auf<br />
breiter Basis für Akzeptanz und Unterstützung<br />
insbesondere auch in den Gesundheitsämtern geworben.<br />
Parallel dazu sollen auf Ministeriumsebene<br />
erste Umsetzungsschritte einleitet werden.<br />
2 Abschlussbericht mit den Anhängen 1 (Zwischenbericht) und 2 (Dokumentation des Fachsymposiums) sind abrufbar im ÖGD-<br />
Internetauftritt www.gesundheitsamt-bw.de unter Servicebereich "Fachpublikationen und Software".<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Gesundheitstag im Regierungspräsidium Stuttgart – ein voller<br />
Erfolg!<br />
Elisabeth Härtig, Christel Grüner, Ingrid Hügle, Renate Müller-Barthelmeh, Ref. 96; Peter Eickhoff,<br />
Gabriele Horras-Hun, Ref. 92<br />
Am 22.09.2004 fand ein Gesundheitsaktionstag im<br />
Regierungspräsidium Stuttgart statt, bei dem sich<br />
das Landesgesundheitsamt (LGA) als künftige Abteilung<br />
9 des Regierungspräsidiums mit verschiedenen<br />
Aktivitäten vorstellte.<br />
Zu den Folgen der Verwaltungsreform gehört, dass<br />
das bisher eigenständige LGA mit seinen Aufgaben<br />
am 01.01.2005 in das Regierungspräsidium (RP)<br />
Stuttgart als Abteilung 9 eingegliedert wurde.<br />
Damit sich die Mitarbeiter des Regierungspräsidiums<br />
schon vorab ein Bild von den Aufgaben und Tätigkeiten<br />
des LGA machen konnten, wurde die Idee des<br />
Kennenlernens am 22.09.2004 mit dem Gesundheitsaktionstag<br />
in die Tat umgesetzt. An dem auf Initiative<br />
der Frauenvertreterinnen beider Häuser organisierten<br />
Tag konnte zwar nicht das gesamte Aufgabenspektrum<br />
des LGA dargestellt werden, die Praxisnähe<br />
vieler der LGA-Projekte konnte jedoch verdeutlicht<br />
werden.<br />
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch eine Begrüßung<br />
von Herrn Regierungsvizepräsidenten Dr.<br />
Rapp. Das Vortrags- und Demonstrationsangebot<br />
bestand aus den Beiträgen<br />
• Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm?<br />
• Was ist dran an der Zeckenimpfung?<br />
• Stressabbau – Lockern – Entspannen: Qi-Gong<br />
• Entspannungstechniken: Atementspannung<br />
• Rückenschule – Praktische Übungen für einen<br />
starken Rücken<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Die zahlreiche aktive Teilnahme von Mitarbeitern des<br />
RP an diesen Gruppenveranstaltungen machte das<br />
große Interesse an den Themen deutlich. Parallel<br />
dazu wurden die nachfolgenden individuellen Informations-<br />
und Testmöglichkeiten an separaten Ständen<br />
angeboten.<br />
Lungenfunktionsmessung (Spirometrie)<br />
Bei einer Spirometrie werden verschiedene Lungenfunktionswerte<br />
gemessen, die es dem Arzt z. B. ermöglichen,<br />
Erkrankungen der Lunge zu diagnostizieren.<br />
Beim Gesundheitsaktionstag stand das mobile<br />
Lungenfunktionslabor des LGA mit einer technischen<br />
Assistentin und einem Arzt aus dem Lungenfunktionsteam<br />
zur Verfügung. Nach einem kurzen einführenden<br />
Vortrag, in dem auf die Untersuchungsmethode und<br />
deren diagnostischen Aussagewert eingegangen wurde,<br />
konnten die Messungen an interessierten Probanden<br />
durchgeführt und anschließend erläutert und interpretiert<br />
werden. Insgesamt nahmen ca. 45 Bedienstete<br />
des RP an dieser Untersuchung teil.<br />
Audiometrie<br />
Hören ist etwas Selbstverständliches. Man wird sich<br />
seines Hörsinnes meist erst bewusst, wenn eine<br />
Schädigung eingetreten ist und man Klänge und<br />
Geräusche nicht mehr wie gewohnt wahrnimmt. Oft<br />
ist die Hörminderung dann nicht mehr rückgängig zu<br />
machen, wie z. B. bei einer Lärmschwerhörigkeit.<br />
Deshalb ist eine Vorbeugung (z. B. bei Lärmexposition)<br />
sehr wichtig. Zur Überprüfung des Gehörs kann<br />
ein Hörtest (Audiometrie) durchgeführt werden. Aus<br />
der dabei ermittelten Hörkurve kann man den eventuell<br />
vorhandenen Hörverlust des Probanden ablesen.<br />
Von unserem Angebot, den Hörsinn mittels<br />
Audiometrie zu überprüfen, wurde ebenfalls eifrig<br />
Gebrauch gemacht (ca. 40 Untersuchungen). Die<br />
erstellte Hörkurve wurde auf Wunsch anschließend<br />
ärztlich ausgewertet und erklärt.<br />
Blutdruckmessung<br />
Viele Menschen wissen nicht, dass sie erhöhte Blutdruckwerte<br />
haben, weil zunächst oft keine Beschwer-<br />
89<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
90 Berichte aus der Arbeit<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden<br />
den auftreten. Warnsignale können sein: Kopfschmerzen,<br />
Schwindel, Rötungen der Gesichtshaut oder<br />
Ohrensausen . Bei ständig erhöhtem Blutdruck steigt<br />
das Risiko, einen Schlaganfall, eine Herzerkrankung,<br />
ein Nierenleiden oder Augenschäden zu erleiden.<br />
Einige Risikofaktoren begünstigen die Entstehung<br />
einer Hochdruckerkrankung. Dazu gehören<br />
Übergewicht, Rauchen, starker Alkoholgenuss,<br />
Stress, Fettstoffwechselstörungen (z. B. erhöhter<br />
Cholesterinspiegel), erbliche Veranlagung u. a. Das<br />
Angebot zur Blutdruckmessung wurde gern in Anspruch<br />
genommen, ebenso wie die Gelegenheit sich<br />
zu individuellen Fragen und der persönlichen Risikoabschätzung<br />
ärztlich beraten zu lassen. Mittels des<br />
“Impuls-Testes” konnte auch nach Stressrisikofaktoren<br />
gesucht werden.<br />
Ermittlung des BMI (Body Mass Index)<br />
Zu dick, zu dünn oder gerade richtig? Ob das Körpergewicht<br />
stimmt, lässt sich leicht mit dem sog. Body<br />
Mass Index (BMI) überprüfen. Der BMI beschreibt<br />
das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße<br />
und korreliert eng mit der Menge körperlichen Fettgewebes.<br />
Bei einem BMI-Wert über 25 spricht man von<br />
leichtem Übergewicht. Der BMI-Wert gilt weltweit als<br />
Orientierungswert für das Sollgewicht eines Erwachsenen.<br />
Die Ermittlung des BMI war für viele Mitarbeiter<br />
neu. Deshalb stellten sie sich auch neugierig der<br />
Messung und waren nicht selten vom Ergebnis überrascht.<br />
Gleich am Nachbarstand fand die dazugehörige<br />
Beratung statt.<br />
Info-Stand: Gesundheit = Sicherung<br />
der Lebensqualität<br />
Gesundheit bedeutet auch Sicherung der Lebensqualität.<br />
Gesunde Lebensführung ist ein Stichwort.<br />
Dies beinhaltet eine gesunde Ernährung, die zusammen<br />
mit ausreichender Bewegung zum “Wohlfühlgewicht”<br />
führt. Am Stand wurde über verschiedene<br />
Wege beraten: Vorgestellt wurden hier und auch am<br />
BMI-Messstand verschiedene Diät-Methoden, z. B.<br />
“Weight Watchers”, “Glyx-Diät”, “Brigitte-Diät”, “Methode<br />
nach Montignac” oder Gewichtsreduktion mit<br />
Hilfe von Hypnose. Ausreichende Bewegung von<br />
zwei- bis dreimal pro Woche 30 Minuten wird zur<br />
Erhaltung der Lebensqualität von Fachleuten empfohlen.<br />
Es wurden Sportarten vorgestellt, die ein<br />
regelmäßiges Ausdauertraining ermöglichen, wie z. B.<br />
Nordic-Walking, Tanzen, Fahrrad fahren, Inline- oder<br />
Rollerskating und Skilanglauf. Damit die Freude an<br />
der Bewegung nicht zu kurz kommt, sollte stets nur<br />
eine Methode gewählt werden, die Spaß macht und<br />
die man dann auch durchhalten kann. Veranschaulicht<br />
wurden die Empfehlungen durch mitgebrachtes<br />
Demonstrationsmaterial: verschiedene Sportgeräte<br />
und -poster sowie Poster der Ernährungspyramide,<br />
Bücher, Broschüren, Diät-Pläne u. a.<br />
Insgesamt fanden alle Stände regen Zulauf und die<br />
angebotenen Informationen und Beratungen wurden<br />
gern angenommen. Weil das Interesse der RP-Mitarbeiter<br />
am Thema Gesundheit so überzeugend war,<br />
ist im Jahr 2005 eine Wiederholung eines solchen<br />
Gesundheitsaktionstages in Planung.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Berichte aus der Arbeit<br />
Organisationsstruktur<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
91<br />
Kommunikation: Informieren, beraten, bilden
92 Organisationsstrutur<br />
Organisationsplan<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Eingliederung des Landesgesundheitsamtes in das Regierungspräsidium<br />
Stuttgart zum 01.01.2005<br />
Der Landtag hat am 30.06.2004 das Verwaltungsstruktur-Reformgesetz<br />
beschlossen. Es trat am<br />
01.01.2005 in Kraft. Diese Reform schließt alle Verwaltungsbehörden<br />
und Verwaltungsebenen ein. Auch<br />
das Landesgesundheitsamt (LGA) ist davon betroffen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Änderungen in der Aufbauorganisation<br />
Durch die Verwaltungsreform ergeben sich Änderungen<br />
in der Aufbauorganisation des LGA.<br />
Aufgrund der Eingliederung wurde aus dem LGA die<br />
Abt. 9 des Regierungspräsidiums Stuttgart, aus den<br />
bisherigen Abteilungen des LGA werden Referate<br />
und aus den bisherigen Referaten Sachgebiete.<br />
Die Reform soll die Voraussetzungen für Kostensenkungen<br />
in der Verwaltung, die Beschleunigung von<br />
Verwaltungsverfahren sowie eine einfache und transparente<br />
Verwaltungsorganisation schaffen.<br />
Die Abteilung 9 hat nach dem teilweisen Weggang<br />
der Querschnittsaufgaben Organisation, Personalund<br />
Finanzwesen (einschließlich Einkauf) in die Referate<br />
11, 12 und 13 des Regierungspräsidiums folgendes<br />
Gesicht erhalten:<br />
93<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt
94 Organisationsstruktur<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt<br />
Neu hinzugekommen ist das Ref. 97 Landesprüfungsamt<br />
für Medizin und Pharmazie, Approbationswesen.<br />
Die Aufgaben der Abt. 9 werden nahezu vollständig<br />
(Ref. 91-96 vollständig, Ref. 97 teilweise) landesweit<br />
wahrgenommen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Ref. 91: Recht und Verwaltung<br />
(bis 31.12.2004 Abt. Z: Zentrale Verwaltung)<br />
Aufgaben<br />
Die ”Zentrale Verwaltung“ nahm bis Ende 2004 zum<br />
großen Teil Querschnittsaufgaben wahr. Im Wesentlichen<br />
handelte es sich um folgende Aufgaben:<br />
1. Anpassung der Aufbau- und Ablauforganisation<br />
nach den Kriterien der Wirtschaftlichkeit, Flexibilität<br />
und Bürgernähe; Koordination und Integration<br />
der vom LGA belegten Häuser<br />
2. Personalwesen<br />
3. Betrieb und Weiterentwicklung des Controlling<br />
als zentrale Elemente der Neuen Steuerungsinstrumente<br />
4. Finanz-, Kassen- und Rechnungswesen mit Anlagen-,<br />
Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Wirtschaftsplan,<br />
Bewirtschaftung der Finanzmittel<br />
5. Zentraler Einkauf u. a. für den Laborbereich<br />
6. Innerer Dienst: Medizinische Zentrale Dienste,<br />
Datenschutz, Arbeitsschutz, Bauangelegenheiten<br />
und -unterhaltung sowie Registratur, Poststelle,<br />
Fuhrpark, Druckerei<br />
7. Rechtsangelegenheiten, Gebührenwesen, Beitreibungs-<br />
und Vollstreckungsverfahren<br />
8. Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Hygiene<br />
sowie Veranstaltungsorganisation für Fortbildungen<br />
in den Bereichen ÖGD, Landesarzt für<br />
Behinderte und Staatlicher Gewerbearzt.<br />
9. Bibliothek<br />
10. Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Struktur<br />
Sachgebiet 1: Recht, Gebührenwesen,<br />
Finanz- und Personalangelegenheiten,<br />
laborbezogene Dienstleistungen<br />
(bisher Ref. Z1: Allgemeine Verwaltung)<br />
• Organisation: Anpassung der Ablauf- und Aufbauorganisation,<br />
Koordination und Integration der vom<br />
LGA belegten Häuser<br />
• Personalwesen: Personalhaushalt, -einsatz, -verwaltung<br />
und -betreuung, Personalmanagement (Planung<br />
und Entwicklung), Frauenförderung<br />
• Strategisches und operatives Controlling: Betrieb<br />
der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />
sowie der Leistungsrechnung und des<br />
Berichtswesens in den Referaten (bis 31.12.2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Abteilungen), Pflege und Entwicklung des SAP R/3-<br />
Moduls Controlling, Budgetplanung<br />
• Finanz-, Kassen- und Rechnungswesen: Aufstellung<br />
des Wirtschaftsplanes, Bewirtschaftung der<br />
Finanzmittel, Jahresabschluss, Buchhaltung, Rechnungsprüfung,<br />
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />
• Zentraler Einkauf<br />
• Innerer Dienst: Medizinische Zentrale Dienste,<br />
Bauunterhaltung, Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit,<br />
Datenschutz, Schreibdienst, Registratur<br />
• Rechtsangelegenheiten, Gebührenwesen, Betreibungs-<br />
und Vollstreckungsverfahren, besondere<br />
Verwaltungsangelegenheiten<br />
Sachgebiet 2 (bisher Ref. Z2): Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildung<br />
• Bedarfserhebung für das jährliche Fortbildungsangebot<br />
für den ÖGD, Erstellung des Veranstaltungsprogramms<br />
• Aus-, Fort- und Weiterbildung von Hygienefachkräften<br />
und -beauftragten, Desinfektoren, Gesundheitsaufsehern<br />
und anderen Berufsgruppen<br />
• Betreuung und Unterrichtung von Praktikanten aus<br />
den Bereichen der Krankenhaushygiene und im<br />
Rahmen der MTA-Ausbildung (in den verschiedenen<br />
Laborbereichen)<br />
• Bibliothek des LGA mit fachwissenschaftlicher Literatur,<br />
Gesetzesblättern und anderen Rechtsnormen,<br />
Monographien und Periodika<br />
Sachgebiet 3 (bisher Ref. Z3): Information<br />
und Kommunikation<br />
Netzweite Bereitstellung und Betreuung folgender<br />
Systeme:<br />
• Administration und technische Betreuung der Internet-Auftritte<br />
www.landesgesundheitsamt.de<br />
www.gesundheitsamt-bw.de<br />
www.gesundheitsforum-bw.de<br />
www.infektionsfrei.de<br />
auf der Basis des Content-Management-Systems<br />
Pirobase<br />
• Bürokommunikation inkl. Mail-System und Internet-Zugang,<br />
Datenverarbeitungs(DV)-Beratung<br />
• Labor-System (LIMS) für 7 Laborbereiche<br />
95<br />
Referate
96 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
• Gebührenwesen für labor- und nicht-laborspezifische<br />
Leistungen<br />
• Informationssystem für den Staatlichen Gewerbearzt/Arbeitsmedizin<br />
(ISSGA)<br />
• betriebswirtschaftliches System SAP R/3 (derzeit<br />
im IZLBW installiert)<br />
• Zugang zum Landesverwaltungsnetz (LVN), Standleitungen<br />
nach H7, U14 und für den Internet-Zugang<br />
• CD-ROM-basierte Datenbanken (Juris, OSH-ROM,<br />
Toxline, Chem-Bank u. a.)<br />
• UmInfo-Server (auch für die Gesundheitsämter)<br />
inkl. Kommunikationspfad für das Meldewesen im<br />
Rahmen des IfSG<br />
• diverse Einzelplatz-Installationen, u. a. Laborrechner<br />
• SQL-Server für die Datenverarbeitung im Rahmen<br />
des IfSG<br />
• Multimedia-Arbeitsplatz<br />
• ca. 170 Bildschirmarbeitsplätze in Stuttgart, Karlsruhe,<br />
Mannheim und Freiburg sowie drei Telearbeitsplätze<br />
• mehrere Server mit den Betriebssystemen UNIX,<br />
LINUX, NT, ca. 30 Netzdrucker, Belegleser u. v. a. m.<br />
• Tools zur Netz-, System- und Datenbank-Administration<br />
Sachgebiet 4: Qualitätsmanagement (bisher<br />
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Qualitätsmanagement)<br />
Die Stabsstelle unterstützte bis 31.12.2004 die Amtsspitze<br />
in den Bereichen:<br />
• Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
- Ansprechpartner für die Presse. Dies beinhaltete<br />
anlassbezogene Pressearbeit, die zu Anfragen<br />
fachbezogen Stellung nimmt oder Kontakt zu<br />
den entsprechenden wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
im LGA herstellt. Je nach Bedarf wurden<br />
auch gesundheitliche Themen aufgegriffen und<br />
über die laufende Arbeit des LGA berichtet.<br />
- Veröffentlichung von Pressemitteilungen, des<br />
Jahresberichts und des Veranstaltungsprogramms<br />
im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
(in Zusammenarbeit mit dem Ref. 91 SG2<br />
[bis 31.12.2004 Ref. Z2]).<br />
- Redaktionelle Betreuung der Internetauftritte<br />
www. landesgesundheitsamt.de (Gesamtredaktion)<br />
www.gesundheitsamt-bw.de (Redaktionsmitarbeit)<br />
www.infektionsfrei.de (Publisher)<br />
- Ansprechparter für alle Fragen der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
insbesondere für das Sozialministerium<br />
und andere Behörden<br />
- Organisation und Koordination der Öffentlichkeitsarbeit<br />
einschließlich der Erstellung von Konzepten<br />
wie z. B. für die Präsentation des LGA bei<br />
Fachveranstaltungen<br />
- Sicherstellung eines einheitlichen Auftritts (Corporate<br />
Design) des LGA nach außen. Dies betraf<br />
insbesondere auch die Fachpublikationen.<br />
• Qualitätsmanagement<br />
- Weiterentwicklung des QM-Systems im Laborbereich<br />
(akkreditiert nach DIN EN ISO/IEC 17025<br />
durch interne Audits und in der Funktion des<br />
Qualitätsmanagementbeauftragten)<br />
- Qualitätssicherung und Aufbau eines Qualitätsmanagement-Systems<br />
im LGA; hier bestehen<br />
Schnittstellen insbesondere zum Controlling (Jahresarbeitsplan,<br />
Balanced Scorecard, Zielvereinbarungen),<br />
zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit,<br />
zum (betrieblichen) Vorschlagswesen und<br />
Reklamations- und Beschwerdemanagement<br />
sowie zu LGA-internen Qualitätszirkeln<br />
- Abteilungsübergreifende und projektbezogene<br />
Koordinierungsaufgaben<br />
Die Stabsstelle war der Amtsspitze direkt unterstellt<br />
und erhielt Unterstützungsleistungen durch Abt. Z<br />
(Schreibdienst, EDV, Broschürenstelle).<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Projektgruppe NSI<br />
• Arbeitskreis Microsoft-Support<br />
• Arbeitskreis der LVN-Benutzerkoordinatoren<br />
• AG ÖGDG des Sozialministeriums (Geschäftsstelle)<br />
• Arbeitsgruppe “ÖGD im Internet” des Sozialministeriums<br />
(Geschäftsstelle)<br />
• AG Gesundheitsportal des Gesundheitsforums Baden-Württemberg<br />
beim Sozialministerium<br />
• Arbeitskreis Netzwerke („Prozessmanagement“)<br />
des Innenministeriums<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Ref. 92 (bisher Abt. 1): Umweltbezogener Gesundheitsschutz<br />
Aufgaben<br />
Das Referat 92 erfüllt Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />
für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in<br />
den Bereichen umweltbezogener Gesundheitsschutz,<br />
Umwelthygiene und Toxikologie. Zu den Aufgaben<br />
gehören:<br />
1. Beratung der Gesundheitsämter, des Sozialministeriums<br />
und anderer Behörden in Fragen des<br />
umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />
2. Beratung von Behörden bei der humantoxikologischen<br />
Bewertung von Schadstoffbelastungen<br />
in Luft, Boden, Wasser sowie Lebensmitteln und<br />
Bedarfsgegenständen<br />
3. Beobachtung, Beurteilung und Bewertung von<br />
Einwirkungen aus der Umwelt auf die Gesundheit<br />
der Bevölkerung Baden-Württembergs<br />
4. Gesundheitlicher Verbraucherschutz und Kommunalhygiene<br />
(chemische und physikalische<br />
Expositionen)<br />
5. Mitwirkung bei der Festlegung von Orientierungsund<br />
Prüfwerten in Umweltmedien zur Bestimmung<br />
eines konkreten Handlungsbedarfs bzw.<br />
eines Sanierungsziels bei nicht tolerablen Schadstoffbelastungen<br />
im Sinne eines vorbeugenden<br />
Gesundheitsschutzes und der Gefahrenabwehr<br />
6. Mitwirkung bei Genehmigungsverfahren im Zusammenhang<br />
mit der Gesundheitsverträglichkeitsprüfung<br />
7. Qualitätssicherung in allen Bereichen der Umwelthygiene<br />
und Umweltmedizin<br />
8. Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, insbesondere<br />
des ÖGD, für Gesundheitsaufseher und<br />
andere im Bereich des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />
tätige Berufsgruppen<br />
Struktur<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Sachgebiet 1 (bisher Ref. 11): Umwelthgyiene<br />
• Entwicklungen der Umwelthygiene und Umweltmedizin,<br />
insbesondere im ÖGD; Koordination von<br />
Projekten des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes<br />
• Harmonisierung in der regulatorischen Toxikologie<br />
• Entwicklung von Methoden der quantitativen Risikoabschätzung<br />
• Methoden der Risikokommunikation<br />
• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich Toxikologie<br />
• Betreuung des Regionalknotens des E-Mail-basierten<br />
Expertensystems “UmInfo” (umweltmedizinisches<br />
Informationssystem)<br />
• Mitarbeit in der Redaktionsgruppe der ÖGD-homepage<br />
“gesundheitsamt-bw.de”<br />
• Organisation und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen<br />
für Ärzte zum Thema “umweltbezogener<br />
Gesundheitsschutz”<br />
• Redaktion Umed-Info<br />
Sachgebiet 2 (bisher Ref. 12): Toxikologische<br />
Beratung, Datenbanken<br />
• Beratung von Behörden, Ärzten und anderen Fachpersonen<br />
in allen Fragen der Umwelthygiene (chemische<br />
und physikalische Expositionen) mit den<br />
besonderen Schwerpunkten gesundheitsgefährdender<br />
Expositionen in Boden und Altlasten,<br />
Außenluft, Innenraumluft, Wasser, Bedarfsgegenständen,<br />
Lärm (gesundheitliche Auswirkungen),<br />
ionisierende und nichtionisierende Strahlung<br />
• Mitarbeit an der Datenbank „Noxen-Informationssystem“<br />
97<br />
Referate
98 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich der Risikobewertung<br />
• Beratung des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />
bei toxikologischen Fragestellungen<br />
Sachgebiet 3: Umweltbezogene Gesundheitsbeobachtung<br />
(bisher Ref. 13: Gesundheitsbeobachtung,<br />
Umweltmedizinisches<br />
Informationssystem)<br />
• Koordination und wissenschaftliche Betreuung der<br />
bevölkerungsbezogenen umweltmedizinischen<br />
Projekte und Studien einschließlich Lungenfunktionsprüfung<br />
• Durchführung des umweltmedizinischen Projektes<br />
„Beobachtungsgesundheitsämter“ und anderer<br />
gesundheitsbeobachtender Projekte<br />
• Geschäftsstelle des projektbegleitenden Wissenschaftlichen<br />
Beirats<br />
• Beobachtung von umweltassoziierten Krankheiten<br />
und Darstellung der Ergebnisse in Berichten<br />
für die Fachwelt und für Entscheidungsträger<br />
• Konzeptionelle Arbeiten im Bereich der Gesundheitsbeobachtung<br />
• Vorbereitung der Einrichtung des geplanten WHOcollaborating<br />
centers “Housing And Health”<br />
• Beurteilung und Bewertung von Schadstoffbelastungen<br />
beim Menschen (Biomonitoring)<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Arbeitskreis ”Regulatorische Toxikologie“ der Deutschen<br />
Gesellschaft für Pharmakologie, Toxikologie<br />
und klinische Toxikologie<br />
• Länderübergreifender Arbeitskreis ”Probabilistische<br />
Expositionsabschätzung“<br />
• Qualitätszirkel (Leitstelle) ”Analytische Qualitätssicherung<br />
im Bereich der Innenraumluftmessung<br />
biologischer Schadstoffe in Baden-Württemberg“<br />
• Arbeitskreis ”Vorhaben mit Modellcharakter in der<br />
Altlastenbearbeitung“ der Landesanstalt für Umweltschutz<br />
• Arbeitskreis ”Qualitätssicherung im Noxen-Informationssystem“<br />
der Bundesländer<br />
• Beirat des ”Noxen-Informationssystems“ der Bundesländer<br />
• Qualitätszirkel der Umweltärzte des ÖGD Baden-<br />
Württemberg<br />
• Projektgruppe ”Gesundheitsverträglichkeitsprüfung“<br />
der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden<br />
(AOLG)<br />
• Ausschuss gesundheitliche Bewertung von Baustoffen<br />
(AgBB) am Umweltbundesamt<br />
• Arbeitskreis „Chemische Innenraumluft“ in Baden-<br />
Württemberg<br />
• WHO-Working Group on Noise<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Ref. 93 (bisher Abt. 2): Allgemeine Hygiene, Infektionsschutz<br />
Aufgaben<br />
Das Referat 93 ist fachliche Leitstelle für den Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst (ÖGD) in allen Bereichen<br />
der Hygiene und des Infektionsschutzes sowie zuständiges<br />
Gesundheitsamt für vier Fernwasserversorgungsunternehmen<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Trotz der guten medizinischen Fortschritte können<br />
sich immer wieder alte oder sogar neue Infektionskrankheiten<br />
ausbreiten und erheblich an Bedeutung<br />
gewinnen, wie z. B. an SARS ersichtlich. Solche<br />
Epidemien von weltweiter Bedeutung, die u. a. durch<br />
eine hohe Mobilität weiter Bevölkerungsschichten<br />
entstehen können, erfordern ein schnelles Handeln<br />
auch durch Behörden, um eine Ausbreitung oder<br />
weitere Verbreitung von Krankheiten in Baden-<br />
Württemberg zu verhindern. Daher wird auch in Zukunft<br />
der Prävention und dem Infektionsschutz eine<br />
zentrale Bedeutung zukommen, wobei die vielfältigen<br />
Aufgaben durch folgende Maßnahmen erfüllt<br />
werden:<br />
1. Beratung von Ministerien (insbesondere des Sozialministeriums),<br />
Regierungspräsidien, Gesundheitsämtern<br />
und anderen Behörden sowie Wasserversorgungsunternehmen<br />
in den Bereichen<br />
Hygiene und Infektionsschutz. Insbesondere<br />
handelt es sich um die Erstellung von Gutachten<br />
und Empfehlungen in den Fachbereichen Kommunalhygiene,<br />
Wasserhygiene, Hygieneangelegenheiten<br />
des ÖGD sowie Hygiene in medizinischen<br />
Einrichtungen. In der Infektiologie geht es<br />
um die epidemiologische Aufklärung von Infektketten<br />
und Ausbrüchen humaner Infektionen sowie<br />
um die Erfassung der Endemiegebiete von<br />
Zooanthroponosen.<br />
2. Entwicklung von Konzepten und Strategien zur<br />
Prävention und Reduktion von Infektionskrankheiten<br />
der Bevölkerung in Baden-Württemberg<br />
3. Der Schwerpunkt der Labortätigkeiten liegt v. a.<br />
im epidemiologischen, präventivmedizinisch hygienischen<br />
Gebiet. Neben den sog. Standarduntersuchungen<br />
im bakteriologischen, virologischen,<br />
parasitologischen und molekulabiologischen<br />
Bereich sind im LGA Spezialuntersuchungen etabliert,<br />
die in Deutschland sonst nicht oder nur<br />
selten durchgeführt werden.<br />
4. Erstellung von Publikationen, Teilnahme an Fachkongressen,<br />
Mitarbeit in Ausschüssen und fachlichen<br />
Gremien<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
5. Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Mitarbeiter<br />
des ÖGD, Schwimmmeister und andere im<br />
medizinischen oder öffentlichen Bereich tätige<br />
Mitarbeiter<br />
Struktur<br />
Sachgebiet 1 (bisherRef. 21): Kommunalhygiene<br />
• Förderung der Hygiene in Bereichen nach dem<br />
Seuchenrechtsneuordnungsgesetz (u. a. IfSG)<br />
durch Beratung und Erstellung von Empfehlungen<br />
(Musterhygieneplan) für Gemeinschaftseinrichtungen<br />
(u. a. Schulen, Kindergärten) und Dienstleistungsbetriebe<br />
– sowohl solchen, die der Hygieneverordnung<br />
unterliegen (z. B. Tatoo-Studios) als<br />
auch solchen, die nicht der Hygieneverordnung<br />
unterliegen.<br />
• Beratung und Erstellung von Empfehlungen zur<br />
Einhaltung der Hygiene im Umgang mit Abfallprodukten<br />
und Abwässern<br />
Sachgebiet 2 (bisher Ref. 22): Hygiene medizinischer<br />
Einrichtungen<br />
• Förderung der Hygiene in Krankenhäusern und anderen<br />
medizinischen Einrichtungen (z. B. Alten- und<br />
Langzeitpflegeheimen, Rehabilitationskliniken, Einrichtungen<br />
der Kurbetriebe, Arztpraxen usw.) durch<br />
Beratungen, Empfehlungen und Bewertungen des<br />
Hygienemanagements ( Erstellung von Fragebögen<br />
zur Verbesserung der Strukturqualität oder u. a.<br />
durch Prüfung von Sterilisatoren und Desinfektionsgeräten<br />
sowie Umgebungsuntersuchungen)<br />
• Beratungen entsprechender Stellen, ggf. Begehungen<br />
vor Ort gemeinsam mit dem zuständigen<br />
Gesundheitsamt<br />
Sachgebiet 3 (bisher Ref. 23): Wasserhygiene<br />
• Schutz der Bevölkerung vor wasserbedingten<br />
Krankheiten, z. B. durch mikrobiologische (ggf.<br />
virologische) Untersuchungen von Trinkwasser,<br />
Badebeckenwasser und Badegewässern (entsprechend<br />
der EU-Richtlinie) und Wasser aus Hausinstallationssystemen<br />
• Kontrolle der Einhaltung mikrobiologischer Parameter<br />
durch Erarbeitung neuer Untersuchungsstandards<br />
99<br />
Referate
100 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
Sachgebiet 4 (bisher Ref. 24): Hygieneangelegenheiten<br />
des ÖGD<br />
• Schutz der Bevölkerung vor lebensmittelbedingten<br />
Erkrankungen und Erfassung von Gruppenerkrankungen<br />
auch durch mikrobiologische Untersuchungen<br />
sowie Erarbeitung von Empfehlungen zu speziellen<br />
Fragestellungen in der Lebensmittelhygiene<br />
• Risikoanalyse, Risikoabschätzung und Risikomanagement<br />
bei biologischen Gefahrenlagen<br />
• Public Health Nutrition: Gesundheit und Ernährung<br />
unter bevölkerungsmedizinischen Aspekten<br />
Sachgebiet 5 (bisher Ref. 25): Infektiologie<br />
• Entwicklung von Strategien zum Schutz der Bevölkerung<br />
vor Infektionen, die durch Tiere (z. B. FSME,<br />
Borreliose, Q-Fieber, Echninoccocus) oder von<br />
Mensch zu Mensch (z. B. HIV, Virus-Hepatitiden,<br />
Influenza) übertragbar sind<br />
• Aufklärung von Infektketten und Ausbrüchen mit<br />
laborunterstützten Untersuchungen<br />
• Q-Fieber Konsiliarlabor<br />
• Laborbegehungen nach IfSG (medizinische Labors,<br />
Universitäten)<br />
Sachgebiet 6 (bisher Ref. 14): Human Biomonitoring,<br />
Analytische Qualitätssicherung<br />
• Untersuchungen zur Schadstoffbelastung der Bevölkerung<br />
unter Berücksichtigung von aktuellen<br />
Fragestellungen und der Expositionshöhe in den<br />
Umweltmedien<br />
• Untersuchungen der Belastung von Innenräumen<br />
mit biologischen Kontaminanten (z. B. Schimmelpilzen)<br />
• Initiierung und Leitung qualitätssichernder Arbeitskreise<br />
(AQS) im Bereich der Spurenanalytik<br />
• Anpassung von Untersuchungsmethoden an die<br />
Erfordernisse von bevölkerungsbezogenen Fragestellungen<br />
im Bereich der Umweltanalytik<br />
• Konzeptionelles Arbeiten im Bereich Probennahme<br />
und Human Biomonitoring<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Kommission „Lebensmittel-Mikrobiologie und Lebensmittel-Hygiene“<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hygiene und Mikrobiologie, Arbeitsgruppe „Richtund<br />
Warnwerte“<br />
• Landesarbeitsgruppe Trinkwasser<br />
• Schwimm- und Badebeckenwasserkommission<br />
beim UBA<br />
• Landesarbeitsgruppe Borreliose und FSME Baden-<br />
Württemberg<br />
• ÖGD-Arbeitskreis Dokumentation und Weiterentwicklung<br />
von Hygienestandards in der Langzeitund<br />
Altenpflegepe<br />
• Kommission zur Bewertung der gemäß § 18 IfSG<br />
geprüften Entwesungsmittel und -Verfahren sowie<br />
der Wirksamkeit von Mitteln und Verfahren gegen<br />
Hygieneschädlinge am UBA<br />
• Arbeitsgruppe “Angewandte Medizinsche Arachno-Entomologie”<br />
der entomologischen Gesellschaft<br />
• Salmonella-Surveillance-Netzwerk der WHO (Global-Salm-Surv<br />
= GSS)<br />
• Arbeitsgruppe Katastrophenmedizin, Chirurgische<br />
Universitätsklinik Tübingen<br />
• ÖGD-Qualitätszirkel Infektionsschutz<br />
• Aktionsbündnis Allergieprävention (abap)<br />
- Planungsrat<br />
- Arbeitsgruppe Bevölkerung und Familie<br />
- Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Sektion Hygiene in der ambulanten und stationären<br />
Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation der<br />
Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />
(DGKH)<br />
• Wissenschaftlicher Beirat in der AWBR (Arbeitsgemeinschaft<br />
Wasserversorgungsunternehmen Bodensee/Rhein)<br />
• Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift ”aspetica“<br />
(Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene)<br />
• DIN-Ausschuss „Trihalomethane in Badewasser“<br />
• Kommission „Methoden und Qualitässicherung in<br />
der Umweltmedizin“ am Robert Koch-Institut<br />
• Kommission Reinhaltung der Luft in VDI und DIN<br />
- Arbeitsgruppe MVOC<br />
- Arbeitsgruppe Probenahme von Bioaerosolen,<br />
Herstellung von Biotestaerosolen<br />
- Arbeitsgruppe Luftgetragene Mikroorganismen<br />
• Kommission VDI 4300, Arbeitsgruppe Strategie<br />
der Messung von Schimmelpilzinnenraumbelastungen<br />
• Arbeitsausschuss 1,3 im NAW des DIN-Unterausschusses<br />
2 LHKW in Badewässern<br />
• Arbeitskreis Gebäudesanierung Tiefbauberufsgenossenschaft<br />
• Arbeitskreis „Chemische Innenraumluft“ Baden-<br />
Württemberg<br />
• Innenraumkommission beim UBA<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Ref. 94 (bisher Abt. 3): Gesundheitsförderung, Prävention,<br />
Rehabilitation<br />
Aufgaben<br />
Das Referat 94 erfüllt die Aufgaben der fachlichen<br />
Leitstelle für den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
(ÖGD) in den Bereichen Gesundheitsförderung und<br />
Prävention sowie Aufgaben des Landesarztes für<br />
Behinderte nach § 62 Sozialgesetzbuch IX im Bereich<br />
Rehabilitation. Im Mittelpunkt der Prävention<br />
stehen insbesondere Personen in besonderen Lebenslagen.<br />
Zu den Aufgaben gehören:<br />
1. Beratung des Sozialministeriums und anderer<br />
Landesministerien, der Gesundheitsämter und<br />
weiterer Behörden/Institutionen bei Fragestellungen<br />
aus den drei Bereichen<br />
2. Entwicklung von fachlichen Konzepten und Strategien<br />
in aktuellen Schwerpunktbereichen in Gesundheitsförderung,<br />
Prävention und Rehabilita-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
tion, z. B. gesundheitliche Teilhabe und Zugangsverbesserung<br />
3. Entwicklung und Koordination von Evaluation und<br />
weiteren Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
4. Koordinierung von Maßnahmen und Projekten in<br />
der Suchtprävention<br />
5. Ansprechpartner für die Regionalen Arbeitsgemeinschaften<br />
für Gesundheit (RAG) auf überregionaler<br />
Ebene<br />
6. Medizinischer Bereich der Überregionalen Arbeitsstelle<br />
Frühförderung Baden-Württemberg,<br />
die an der Umsetzung der Rahmenkonzeption<br />
Frühförderung Baden-Württemberg, der fachlichen<br />
Weiterentwicklung des Rehabilitationssystems<br />
Frühförderung und der Fortbildung der Fachkräfte<br />
in der Frühförderung mitwirkt<br />
101<br />
Referate
102 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
7. Fortbildungen und Veranstaltungen zu nachgefragten,<br />
aktuellen Themen aus Gesundheitsförderung,<br />
Prävention und Rehabilitation (siehe<br />
„Aus-, Fort- und Weiterbildung“ im Anhang)<br />
Struktur<br />
Sachgebiet 1 (bisher Ref. 31): Prävention für<br />
Personen in besonderen Lebenslagen<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• Reproduktive Gesundheit/Sexuell übertragbare<br />
Krankheiten<br />
• Migration und Gesundheit<br />
• Suchtprävention<br />
Sachgebiet 2 (bisher Ref. 32): Gesundheitsförderung<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• Verbesserung gesundheitlicher Teilhabe bei Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
• Koordination der RAGen<br />
• Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung<br />
Sachgebiet 3 (bisher Ref. 33): Rehabilitation,<br />
Landesarzt für Behinderte<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• Weiterentwicklung des Systems der interdisziplinären<br />
Frühförderung in Baden-Württemberg<br />
• Gutachten im Rahmen der Eingliederungshilfe in<br />
besonderen Einzelfällen gemäß § 62 SGB IX<br />
• Beratung von Landesbehörden und weiteren Institutionen<br />
zu Behinderung und Verbesserung der<br />
Teilhabe behinderter Menschen aus medizinischer<br />
Sicht gemäß § 62 SGB IX<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Interministerielle Kommission Frühförderung (IKF)<br />
beim Sozialministerium<br />
• Koordinationsplenum „Modellprojekt Persönliches<br />
Budget für behinderte Menschen in Baden-Württemberg“<br />
beim Sozialministerium<br />
• Landeshörgeschädigtenkommission beim Sozialministerium<br />
• Arbeitsgruppe Neugeborenenhörscreening Baden-<br />
Württemberg<br />
• Expertenkreis und Projektgruppe „Pädagogische<br />
Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen<br />
und sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
in allgemeinbildenden Schulen“ beim Kultusministerium<br />
• Expertenkreis Schule für Geistigbehinderte beim<br />
Kultusministerium<br />
• Expertenkreis Schule für Körperbehinderte beim<br />
Kultusministerium<br />
• Expertenkreis Förderschule beim Kultusministerium<br />
• Beraterkreis Hauptschule beim Kultusministerium<br />
• Projektgruppe „Fördern und Pflegen“ beim Kultusministerium<br />
• Arbeitsgruppe zum KJHG der Kommunalen Landesverbände<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft für Betreuungsangelegenheiten<br />
bei den Landeswohlfahrtsverbänden<br />
• Beirat der PUA-Beratungsstelle des Diakonischen<br />
Werks Baden-Württemberg<br />
• Bundesweiter Arbeitskreis der überregionalen Arbeitsstellen<br />
Frühförderung<br />
• Beirat der Baden-Württembergischen Elternakademie<br />
• Landesarbeitsgemeinschaft für Suchtfragen Baden-Württemberg<br />
• Arbeitskreis „Migration und öffentliche Gesundheit“<br />
der Beauftragten der Bundesregierung für<br />
Migration, Flüchtlinge und Integration<br />
• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA)<br />
- Bund-Länder-Koordinierungskreis „Sexualaufklärung“<br />
- Bund-Länder-Gremium zur Koordinierung von<br />
Maßnahmen der AIDS-Aufklärung<br />
• Unterarbeitsgruppe Prävention und Gesundheitsförderung<br />
des Gesundheitsforums Baden-Württemberg<br />
• Beirat der Sektion Baden-Württemberg der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung<br />
• Regionale Fachkonferenzen für Gesundheitsförderung<br />
in Baden-Württemberg<br />
• Kooperationstreffen der Landesvereinigungen für<br />
Gesundheit<br />
• Regionale Fachkonferenzen der Beratungsstellen<br />
für sexuelle Gesundheit/§ 19 IFSG<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Ref. 95 (bisher Abt. 4): Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung<br />
Aufgaben<br />
Das Referat 95 erfüllt Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />
für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu bevölkerungsbezogenen<br />
Untersuchungen (einschließlich<br />
der Beobachtung der Häufigkeiten von meldepflichtigen<br />
Krankheiten) und für die Erstellung von<br />
Berichten zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung.<br />
Es bearbeitet eigene Vorhaben und begleitet Untersuchungen<br />
anderer Fachreferate der Abt. 9 sowie der<br />
Gesundheitsämter. Zu den Aufgaben gehören:<br />
1. Beratung des Sozialministeriums und der Gesundheitsämter<br />
bei epidemiologischen Fragestellungen<br />
2. Erarbeitung von Gesundheitsberichten des Landes<br />
3. Unterstützung der Gesundheitsämter bei der regionalen<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
4. Auswertung von Daten des ÖGD, z. B. aus schulund<br />
jugendärztlichen Untersuchungen<br />
5. Epidemiologische Betreuung des Projekts “Beobachtungsgesundheitsämter”<br />
6. Überwachung des Auftretens meldepflichtiger<br />
Krankheiten<br />
7. Qualitätssicherungsmaßnahmen im ÖGD<br />
6. Nutzen-Kosten-Untersuchungen im Gesundheitsbereich<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
7. Fortbildungen zu Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung<br />
und Infektionsüberwachung<br />
Epidemiologische Untersuchungen zu Krankheitsausbrüchen<br />
und kleinräumige Untersuchungen bei vermuteten<br />
Krankheitshäufungen (Cluster) entsprechen Aufgaben<br />
einer “epidemiologischen Feuerwehr”. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Robert Koch-Institut und der Akademie<br />
für das öffentliche Gesundheitswesen in Düsseldorf<br />
werden hierzu praxisbezogene Fortbildungskurse<br />
für aufsuchende Epidemiologie durchgeführt.<br />
Das Referat betreut Praktika für Absolventen von Public-Health-Studiengängen<br />
und Biometriekursen.<br />
Einen zusätzlichen Schwerpunkt bildet die Geschäftsstelle<br />
des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz.<br />
Sie koordiniert Maßnahmen zur Vorbereitung und<br />
Beratung des ÖGD auf die Abwehr bioterroristischer<br />
Bedrohungen. Hierzu wurde seit Herbst 2002 ein<br />
umfangreiches Veranstaltungsprogramm ausgerichtet<br />
mit dem Ziel einer flächendeckenden Fortbildung<br />
des ÖGD zur Pockenschutzimpfung. Im Januar 2004<br />
wurde mit der CD ”Pocken – Einführung in das<br />
Impfkonzept Baden-Württemberg“ ein zertifiziertes<br />
Fortbildungsprogramm veröffentlicht, das sich unmittelbar<br />
an alle Ärzte in Baden-Württemberg wendet.<br />
Ein weiteres audiovisuelles Fortbildungsprogramm<br />
auf CD-ROM und im Internet (www.gesundheitsamtbw.de)<br />
über den “Aufbau und Betrieb von Massenimpfstätten”<br />
für die Zielgruppe der Impfhelfer in Hilfsorganisationen,<br />
Verwaltung und Ärzte erschien im<br />
Dezember 2004.<br />
103<br />
Referate
104 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
Struktur<br />
Sachgebiet 1 (bisher Ref. 41): Geschäftsstelle<br />
Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz,<br />
Gesundheitsbeobachtung<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• die Geschäftsstelle des Kompetenzzentrums Gesundheitsschutz<br />
• die fachliche Koordination einer Schnellen Einsatzgruppe<br />
Gesundheitsschutz (SEGGES)<br />
• Fragen des Qualitätsmanagements für den ÖGD<br />
• gesundheitsbezogene Daten aus schul- und jugendärztlichen<br />
Untersuchungen<br />
• Unterstützung des ÖGD bei Ausbrüchen von infektionsbedingten<br />
Erkrankungen<br />
Sachgebiet 2 (bisher Ref. 42): Epidemiologie<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• epidemiologische Fragestellungen und Bewertung<br />
von epidemiologischen Studien<br />
• Projekt „Beobachtungsgesundheitsämter“<br />
• Untersuchungen zu beobachteten und vermuteten<br />
Krankheitshäufungen<br />
• bevölkerungsbezogene Studien, vergleichende<br />
Risikobewertung und -kommunikation<br />
• Instrumente zur <strong>Analyse</strong> von epidemiologischen<br />
Untersuchungen<br />
Sachgebiet 3 (bisher Ref. 43): Gesundheitsberichterstattung<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• Grundsatzfragen der Gesundheitsberichterstattung<br />
• Erarbeitung von Gesundheitsberichten für Baden-<br />
Württemberg<br />
• gesundheitsbezogene Daten und Werkzeuge zu<br />
deren Präsentation<br />
• Unterstützung der Gesundheitsämter bei der regionalen<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
• Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung<br />
Sachgebiet 4 (bisher Ref. 44): Infektionsepidemiologische<br />
Meldesysteme<br />
Schwerpunkte sind:<br />
• Überwachung des Auftretens meldepflichtiger Erkrankungen<br />
• Betreuung des Meldeverfahrens nach dem IfSG<br />
• Beratung zu meldepflichtigen Erkrankungen<br />
• Unterstützung bei Ausbrüchen von infektionsbedingten<br />
Erkrankungen<br />
• Berichte zu meldepflichtigen Erkrankungen<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Arbeitsgruppe für Gesundheitsberichterstattung der<br />
AOLG (in Vertretung des Sozialministeriums)<br />
• Arbeitsgruppe “Qualitätssicherung in der Gesundheitsberichterstattung”<br />
des LGA und des Berufsverbandes<br />
der Ärzte im ÖGD<br />
• Arbeitsgruppe “Kommunale Gesundheitsberichterstattung”<br />
im Fachbereich “Öffentliche Gesundheit”<br />
der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin<br />
und Prävention<br />
• Arbeitsgruppe “Angewandte Infektionsepidemiologie”<br />
der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie<br />
• Bund-Länder-Arbeitsgruppe IfSG am RKI<br />
• Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der Oberrheinkonferenz<br />
sowie dazugehöriger Expertenausschuss<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
• Kommission “Infektionsepidemiologie” am RKI<br />
• Arbeitskreis “Qualitätsmanagement in der Tuberkulosefürsorge”<br />
• Arbeitsgruppe „Neukonzeption der Schuleingangsuntersuchung<br />
in Baden-Württemberg”<br />
• Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Medizinische<br />
Informatik, Biometrie und Epidemiologie<br />
• Section on Infectious Disease Control, European<br />
Public Health Association<br />
• Arbeitsgemeinschaft Meningokokken beim Deutschen<br />
Grünen Kreuz e.V.<br />
• Interministerielle Arbeitsgruppe ”Sprachförderung<br />
im vorschulischen Bereich“<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Ref. 96 (bisher Abt. 5): Arbeitsmedizin, Staatlicher Gewerbearzt<br />
Aufgaben<br />
Das Referat 96 erfüllt Aufgaben im medizinischen<br />
Arbeitsschutz in Zusammenarbeit mit dem technischen<br />
Arbeitsschutz (Gewerbeaufsicht) und den Unfallversicherungsträgern<br />
(Berufsgenossenschaften).<br />
Dazu gehören insbesondere:<br />
1. Beratung der Staatlichen Gewerbeaufsicht in den<br />
Landkreis-, Kommunalverwaltungen und in den<br />
Regierungspräsidien, des Sozialministeriums, des<br />
Umwelt- und Verkehrsministeriums, der Fachreferate<br />
des LGA und anderer Behörden in Fragen<br />
des medizinischen Arbeitsschutzes<br />
2. Beratung von Betriebsärzten, Betriebsräten, Unternehmern<br />
und Arbeitnehmern in Fragen des<br />
medizinischen Arbeitsschutzes in Betrieben und<br />
an Arbeitsplätzen, z. T. im Rahmen der Aufgaben<br />
nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)<br />
mit Begehung von Arbeitsplätzen<br />
3. Mitwirkung am Berufskrankheiten(BK)-Verfahren<br />
gemäß Berufskrankheiten-Verordnung (BKV),<br />
dabei auch Besichtigungen von Arbeitsplätzen;<br />
<strong>Analyse</strong> des BK-Geschehens auf Bedingungen,<br />
die mit erhöhtem Erkrankungsrisiko verknüpft<br />
sind<br />
4. Ermächtigung von Ärzten nach staatlichen Vorschriften<br />
und Mitwirkung an der Ermächtigung<br />
nach berufsgenossenschaftlichen Vorschriften<br />
zur Vornahme von speziellen arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorgeuntersuchungen<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
5. Qualitätskontrolle und -sicherung durch Mitwirkung<br />
an Qualitätsarbeitskreisen und Projekten<br />
zur Qualitätssicherung betriebsärztlicher Tätigkeiten<br />
6. Fortbildung von Ärzten, besonders Betriebsärzten,<br />
Informationsveranstaltungen für im Arbeitsschutz<br />
tätige Personen, Auszubildende und berufsbildendes<br />
Lehrpersonal auf dem Gebiet der<br />
arbeitsmedizinischen Prävention und der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung<br />
7. Durchführung von Projekten und Schwerpunktaufgaben<br />
mit Untersuchung der Belastung von<br />
Arbeitnehmern und der gesundheitlichen Auswirkungen<br />
an bestimmten Arbeitsplätzen<br />
8. Führung des Kompetenzzentrums „Arbeitspsychologie“<br />
zur Beratung, Fortbildung und Unterstützung<br />
der Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />
in Fragen der psychischen Fehlbelastung am<br />
Arbeitsplatz und bei der Arbeit<br />
9. Weiterbildung von Ärzten zu Gebietsärzten (Arbeitsmedizin)<br />
oder zur Zusatzbezeichnung (Betriebsmedizin)<br />
10. Betriebsärztliche Betreuung von Dienststellen<br />
des Landes<br />
Struktur<br />
Die Verwaltungsreform und der stetige Abbau von<br />
Stellen hat zu einer geänderten Struktur im neuen<br />
105<br />
Referate
106 Organisationsstruktur<br />
Referate<br />
Referat seit Anfang 2005 geführt. Sie ist von der<br />
Zweiteilung der gewerbeärztlichen Tätigkeit geprägt.<br />
Einerseits bestehen für die Gewerbeärzte regionale<br />
Aufgaben mit Zuständigkeit für die Gewerbeaufsicht in<br />
den Land- bzw. Stadtkreisen (Beratung, gemeinsame<br />
Arbeitsplatzbegehungen) und allen weiteren damit verknüpften<br />
regionalen Aufgaben (z. B. Beratung der Betriebe,<br />
BK-Verfahren). Dadurch hat jeder Gewerbearzt<br />
“seinen” Bereich, in dem er – wie bisher – selbstständig<br />
die Gewerbeaufsicht arbeitsmedizinisch berät.<br />
Der andere Teil der Aufgaben ist nicht regional,<br />
sondern thematisch geprägt. Dafür bestehen zwei<br />
Themen-Sachgebiete. Deren Aufgaben können laufend<br />
oder befristet und auf Projekte bezogen sein.<br />
Sachgebiet 1 (bisher Ref. 51): Arbeitsmedizinische<br />
Qualitätssicherung<br />
Das Sachgebiet befasst sich mit der Qualität des<br />
betrieblichen, medizinischen Arbeitsschutzes und der<br />
arbeitsmedizinischen Vorsorge:<br />
• Schulungen von Beschäftigten in der Gewerbeaufsicht<br />
• Organisation von betriebsärztlichen Qualitätszirkeln,<br />
die sich mit betriebsärztlichen Handlungsabläufen<br />
befassen<br />
• Mitarbeit in Institutionen zur Qualitätssicherung<br />
betriebsärztlicher Tätigkeit und in Gremien zu dieser<br />
Thematik<br />
• Durchführung von Projekten zum Thema „Qualitätssicherung<br />
im Arbeitsschutz“<br />
• Einwirkung auf Qualität in der arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorge durch Prüfung der fachlichen und<br />
sachlichen Voraussetzungen bei Ermächtigungen<br />
von Ärzten<br />
• fachliche Fortbildung insbesondere von Ärzten<br />
• Sachverständigengutachten nach § 4 RöV<br />
Sonderaufgabe: ISSGA-Systemverwaltung<br />
Sachgebiet 2: Arbeitsmedizinische Prävention<br />
(bisher Ref. 52: Arbeitsmedizinische<br />
Risikoanlayse)<br />
• Durchführung von Projekten und Schwerpunktaktionen<br />
zum betrieblichen Thema „Prävention und<br />
Gesundheitsförderung“<br />
• Bearbeitung von Fragestellungen zur arbeitsmedizinischen<br />
Prävention<br />
• Schulungen von Arbeitnehmern, Beschäftigten in<br />
der Gewerbeaufsicht und Multiplikatoren<br />
• Mitarbeit in Gremien zur Thematik<br />
• LGA-intern: Koordination und Abstimmung, z. B.<br />
bei Schwerpunktaufgaben<br />
• Kompetenzzentrum „Arbeitspsychologie“<br />
Sonderaufgabe: Mitarbeit in der Redaktion der Homepage<br />
www.gesundheitsdienst-bw.de und Betreuung<br />
von arbeitsmedizinischen Foren<br />
Sachgebiet 3: Staatlicher Gewerbearzt<br />
(bisher Ref. 53: Arbeitsmedizinische Prävention)<br />
Das Sachgebiet nimmt die regionalen Aufgaben des<br />
Staatlichen Gewerbearztes wahr:<br />
• Beratung der Gewerbeaufsicht in Land-, Stadtkreisen<br />
und den Regierungspräsidien zum Medizinischen<br />
Arbeitsschutz und aller damit verbundenen<br />
Aufgaben (Beratung der Aufsichtspersonen, Betriebsbesichtigungen,<br />
Schwerpunktaktionen, Fortbildung<br />
und regionale Schulungen)<br />
• Mitwirkung am BK-Verfahren gemäß BKV: Kenntnisnahme<br />
der BK-Fälle und Feststellungen in jedem<br />
Einzelfall zum Vorliegen einer BK. Es besteht<br />
die Möglichkeit, Zusammenhangsgutachten zu<br />
erstellen<br />
• Auswertung der Ergebnisse (Risikoanalyse) als<br />
Vorarbeit für Projekte und Schwerpunktaktionen<br />
zur Thematik<br />
• Mitarbeit in Gremien zu dieser Thematik sowie<br />
Ausführung eigener Projekte<br />
• Fortbildung der Gewerbeaufsicht zu allen arbeitsmedizinischen<br />
Themen<br />
Mitarbeit in Kommissionen, Ausschüssen<br />
und Arbeitsgruppen<br />
• Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS),<br />
Unterausschuss (UA) 3 „Arbeitsmedizin“<br />
• Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS),<br />
UA 3, Arbeitskreis „Novellierung der BioStoffV/<br />
Gen TSV“<br />
• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />
TRGS „Haut“<br />
• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />
TRGS „Epoxidharze“<br />
• Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS), UA IV, Arbeitskreis<br />
TRGS “Umgang mit Gefahrstoffen in Einrichtungen<br />
zur humanmedizinischen Versorgung”<br />
• Arbeitsgruppe „Beruf und Berufswahl“ der Arbeitsgemeinschaft<br />
Allergieprävention (abap)<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Organisationsstruktur<br />
• Europäische Kontaktdermatitis-Gruppe, Deutsche<br />
Kontaktdermatitisgruppe<br />
• Gesellschaft für Qualitätssicherung in der betriebsärztlichen<br />
Betreuung mbH (GQB), Widerspruchsausschuss<br />
• Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
e. V., AK 5 „Infektionsgefährdung“<br />
• Länderausschusses für Arbeitssicherheit (LASI),<br />
Arbeitskreis “Handlungshilfe Mutterschutz”<br />
• Arbeitskreis “Arbeitsmedizin” des Sozialministeriums<br />
Baden-Württemberg im Rahmen der Deutsch-<br />
Französischen Zusammenarbeit im Arbeitsschutz<br />
Berichte aus der Arbeit<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
• Landesausschuss für Jugendarbeitsschutz des<br />
Sozialministeriums<br />
• Arbeitskreis „Arbeitspsychologie“ des Sozialministeriums<br />
• Planungsgruppe „Arbeitsmedizin“ der Sozial- und<br />
Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg<br />
e. V. (SAMA)<br />
• Beratergruppe “Qualitätssicherung” des Verbands<br />
Deutscher Betriebs- und Werksärzte<br />
• Verein Deutscher Ingenieure (VDI)/DIN<br />
- Arbeitskreis „Bewertung von mikrobiellen Aerosolen“<br />
- Arbeitskreis ”Messplanung“<br />
107<br />
Referate
Anhang
110 Anhang 1<br />
Grundlagen und Ziele<br />
Auszug ÖGD-Gesetz<br />
§ 2 Behörden des Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienstes<br />
(1) Behörden des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
sind<br />
1. das Sozialministerium als oberste Gesundheitsbehörde,<br />
2. die Regierungspräsidien als höhere Gesundheitsbehörden,<br />
3. die unteren Verwaltungsbehörden in den Landkreisen<br />
und den Stadtkreisen Stuttgart, Mannheim<br />
und Heilbronn als untere Gesundheitsbehörden<br />
(Gesundheitsämter),<br />
4. das Regierungspräsidium Stuttgart.<br />
Soweit das Regierungspräsidium Stuttgart Aufgaben<br />
nach Satz 1 Nr. 4 wahrnimmt, ist es für das gesamte<br />
Landesgebiet zuständig.<br />
...<br />
(3) Abweichend von Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 ist oberste<br />
Fachaufsichtsbehörde im Bereich der Trinkwasserüberwachung<br />
das Ministerium für Ernährung<br />
und Ländlichen Raum.<br />
§ 5 Aufgaben des Landesgesundheitsamtes<br />
und der Hygiene-<br />
Institute<br />
(1) Das Landesgesundheitsamt hat<br />
1. das Sozialministerium bei der Lösung von<br />
Fragestellungen im öffentlichen Gesundheitswesen<br />
zu beraten;<br />
2. die Regierungspräsidien, die Gesundheitsämter<br />
und die Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter<br />
auf allen Gebieten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
und des medizinischen Arbeitsschutzes<br />
nach Maßgabe näherer Bestimmung<br />
durch das Sozialministerium zu beraten;<br />
3. die Aufgaben der Landesärzte für Behinderte<br />
gemäß § 126 a des Bundessozialhilfegesetzes<br />
wahrzunehmen;<br />
4. die Aufgaben des Staatlichen Gewerbearztes<br />
wahrzunehmen;<br />
5. bakteriologische, virologische, mykologische,<br />
parasitologische, serologische, klinisch-chemische<br />
und physikalisch-chemische Untersuchungen<br />
nach Maßgabe näherer Bestimmung<br />
durch die zuständige oberste Landesbehörde<br />
durchzuführen;<br />
6. fachbezogene Untersuchungen durchzuführen;<br />
7. Aus-, Fort- und Weiterbildung im Rahmen<br />
seiner Aufgaben nach Absatz 1 Nr. 3 bis 5 zu<br />
betreiben;<br />
8. Gutachten für Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />
über Fragen, die Dienstaufgaben betreffen,<br />
zu erstatten und zu erläutern.<br />
(Auszug aus dem Gesetz über den Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst - Gesundheitsdienstgesetz<br />
(ÖGDG) vom 12.12.1994; GBl. 1994, S. 663ff., zuletzt<br />
geändert durch Art. 118 des Gesetzes vom<br />
01.07.2004 (GBl. S. 469)).<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 1<br />
Leitlinien 1 „Gesund leben und arbeiten in Baden-Württemberg“<br />
Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />
(LGA) nimmt seine Aufgaben als fachliche Leitstelle<br />
im öffentlichen Gesundheitswesen bürgerfreundlich,<br />
kundenorientiert und verbraucherbezogen wahr.<br />
Übergeordnetes Ziel ist das Engagement für die<br />
Gesundheit der Bürger – nach dem Motto „Gesund<br />
leben und arbeiten in Baden-Württemberg“. Das<br />
LGA greift wissenschaftliche Erkenntnisse auf und<br />
fördert die fachliche Kooperation. Es stärkt die Motivation<br />
und Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter und<br />
arbeitet nach dem Prinzip einer schlanken Verwaltung.<br />
Aufgaben und Ziele<br />
Fachliche Ziele<br />
Die Grundlagen für die fachliche Arbeit des LGA sind<br />
im Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
(ÖGDG) vom 12. Dezember 1994 vorgegeben. Hierin<br />
heißt es im § 1(1): “Der Öffentliche Gesundheitsdienst<br />
fördert und schützt die Gesundheit der Bevölkerung,<br />
beobachtet und bewertet die gesundheitlichen<br />
Verhältnisse der Bevölkerung einschließlich<br />
der Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die<br />
Gesundheit.”<br />
Übergreifendes fachliches Ziel des LGA ist es demnach,<br />
zu einer wirksamen und nachhaltigen Förderung<br />
gesundheitlicher Belange beizutragen. Hierzu<br />
gehören die Einflussnahme auf gefährdende Einflüsse<br />
in Umwelt, Arbeitsplatz und Gesellschaft auf die<br />
Gesundheit der Bürger ebenso wie der Schutz vor<br />
Seuchen und übertragbaren Krankheiten. Dies wird<br />
im wesentlichen durch folgende Einzelaufgaben und<br />
-ziele erreicht:<br />
• Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten<br />
z. B. im Rahmen der Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung<br />
und beim Berufskrankheitenverfahren.<br />
Ziel ist es, aktuelle gesundheitsrelevante<br />
Probleme und Trends insbesondere auch für<br />
Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung darzustellen<br />
und gegebenenfalls Maßnahmen vorzuschlagen.<br />
• Systematische Beobachtung und gegebenenfalls<br />
Untersuchungen zur Gesundheit der Bevölkerung,<br />
1 verabschiedet im Februar 1998<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 20044<br />
von bestimmten Personenkreisen oder von Beschäftigten<br />
mit dem Ziel, Belastungs- und Gefährdungsschwerpunkte<br />
zu erkennen<br />
• Förderung des Gesundheitsverhaltens in der Bevölkerung<br />
und gesunder Lebensbedingungen durch<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
• Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderung<br />
in die Gesellschaft, einschließlich der Entwicklung<br />
des Systems Frühförderung für Kinder mit<br />
manifester oder drohender Behinderung<br />
• Erkennen von physikalischen, chemischen, biologischen<br />
und psychosozialen Belastungen zum verbesserten<br />
Schutz vor umwelt-, arbeits- und sozialmedizinisch<br />
bedeutsamen Erkrankungen. Dazu<br />
gehört auch die Mitarbeit bei der Festlegung von<br />
Handlungsregeln, Grenz- oder Richtwerten mit dem<br />
Ziel, rechtzeitig Präventions- bzw. Rehabilitationsmaßnahmen<br />
einzuleiten.<br />
• Erkennen von Infektionswegen und -ketten unter<br />
Einbeziehung eigener Laboruntersuchungen mit<br />
dem Ziel frühzeitiger Empfehlungen für einen wirksamen<br />
Infektionsschutz<br />
• Laboruntersuchungen einschließlich gesundheitlicher<br />
Bewertung von Lebensmitteln, Wasser, Bedarfsgegenständen<br />
und anderen Produkten im Sinne<br />
des gesundheitlichen Verbraucherschutzes<br />
• Beratung von Ministerien, Regierungspräsidien,<br />
Gesundheitsämtern, Gewerbeaufsichtsämtern und<br />
anderen Dienststellen mit dem Ziel einer einheitlichen<br />
und fachlich gesicherten Bewertung<br />
• Nutzung und Mitentwicklung von Informationssystemen,<br />
um aktuelle gesundheitsrelevante Informationen<br />
schnell verfügbar zu machen<br />
• Fachliche Mitwirkung in Arbeitsgruppen und Fachausschüssen<br />
• Aus-, Fort- und Weiterbildung von Angehörigen<br />
des öffentlichen Gesundheitswesens und von Personen<br />
mit Verantwortung für die öffentliche Gesundheit.<br />
Dadurch werden Qualitätsstandards in<br />
wichtigen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens<br />
geschaffen und aufrechterhalten. Gleichzeitig<br />
entsteht eine fachlich gesicherte Kooperationsebene<br />
mit den Partnern.<br />
111<br />
Grundlagen und Ziele
112 Anhang 1<br />
Grundlagen und Ziele<br />
Betriebliche Ziele<br />
Mit der Umsetzung betrieblicher Ziele wird die Grundlage<br />
gefestigt, das LGA als leistungsfähigen Landesbetrieb<br />
sicher in die Zukunft zu führen. Wichtige<br />
betriebliche Ziele sind:<br />
• Regelmäßige Prüfung, ob die gestellten Aufgaben<br />
weiterhin von Bedeutung sind, gegebenenfalls Anpassung<br />
an veränderte oder neue Anforderungen<br />
• Anwendung moderner Methoden und Arbeitsformen<br />
auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
und Technik<br />
• Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement,<br />
die den hohen Standard bei der Erfüllung der<br />
Fachaufgaben des LGA in betrieblicher wie fachlicher<br />
Sicht aufrechterhalten und weiter optimieren<br />
• Interdisziplinäre, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit<br />
• Transparenz nach innen und nach außen<br />
• Offensive Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung der<br />
Ziele und Ergebnisse<br />
• Gewährleistung einer Betriebskultur, die Motivation,<br />
Leistungsbereitschaft und Arbeitszufriedenheit<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördert<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Laborunterstützte Untersuchungen<br />
im Bereich des Infektionsschutzes<br />
und der Umwelthygiene<br />
Der seit dem 19.06.2004 akkreditierte Laborbereich<br />
arbeitet nach neuesten Untersuchungsmethoden und<br />
-standards im Bereich der Bakteriologie, Virologie,<br />
Parasitologie, Molekularbiologie, Mykologie und chemischen<br />
Instrumentalanalytik. Aufgrund seiner epidemiologischen<br />
Fragestellungen werden Veränderungen<br />
im infektiologischen Bereich (z. B. Veränderungen<br />
im Resistenzmuster oder Auftreten neuer<br />
Species und Subspezies) beobachtet und mit Hilfe<br />
von molekularbiologischen Verfahren Infektketten<br />
verfolgt. Insbesondere bei lebensmittelbedingten<br />
Krankheitsausbrüchen und im Bereich der Krankenhaushygiene<br />
ist die Verfolgung von Infektketten relevant.<br />
Über den Nachweis der klonalen Identität von<br />
Erregern aus einer vermuteten Infektionsquelle und<br />
dem Patientengut können Aussagen zur Infektionskette<br />
im konkreten Fall gemacht werden.<br />
Übersicht<br />
Hygiene medizinischer Einrichtungen<br />
Der Schwerpunkt der Tätigkeit im Sachgebiet 93.2<br />
besteht in der Beratung von Krankenhäusern, Pflege-<br />
und Hygienefachkräften, Arzt- und Zahnarztpraxen,<br />
medizinischen Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben,<br />
Heilpraxen, Fußpflege- und Kosmetikbetrieben,<br />
Wäschereien und Reinigungsfirmen, mit<br />
der Bauplanung medizinischer Einrichtungen beauftragten<br />
Architekten sowie anderen Behörden in Baden-Württemberg<br />
in allen Fragen der Krankenhaushygiene.<br />
Im Berichtsjahr wurden zahlreiche Informationsveranstaltungen<br />
in der Dienststelle und vor Ort durchge-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Neben den Untersuchungen zum Infektionsschutz<br />
werden im Laborbereich v. a. Untersuchungen zu<br />
Fragen der Umwelthygiene durchgeführt. Eine besondere<br />
Bedeutung kommt diesbezüglich den Untersuchungen<br />
innerhalb des Projektes Beobachtungsgesundheitsämter<br />
zu. Für die Bereiche biologische<br />
und chemische Innenraumschadstoffkonzentration<br />
und Humanbiomonitoring werden nationale und internationale<br />
Ringversuche angeboten. Auf dem Gebiet<br />
der Wasserhygiene wird die Qualität von Heil-,<br />
Trink-, Bade- und Oberflächenwasser durch mikrobiologische<br />
Untersuchungen überprüft.<br />
Die Laboruntersuchungen im Bereich Hygiene und<br />
Infektionsschutz stellen darüber hinaus einen wichtigen<br />
Baustein zur Aufrechterhaltung der Beratungskompetenz<br />
des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
(ÖGD) in Baden-Württemberg dar. Die im Labor<br />
erhobenen Daten liefern Basisinformationen zum<br />
Infektionsgeschehen, die auch in die Gesundheitsberichterstattung<br />
eingehen.<br />
Hygiene medizinischer Einrichtungen ........................................................................................................ 113<br />
Wasserhygiene .......................................................................................................................................... 114<br />
Hygieneangelegenheiten des ÖGD ........................................................................................................... 119<br />
Infektiologie ................................................................................................................................................ 121<br />
Medizinisch-Chemische Analytik ................................................................................................................ 126<br />
führt. Dazu gehörte auch die Beteiligung an der Fortund<br />
Weiterbildung von Hygienefachpersonal, Desinfektoren,<br />
Sterilisationsassistenten und Hygienebeauftragten<br />
in Krankenhäusern und Einrichtungen der<br />
Alten- und Langzeitpflege.<br />
Die Gesundheitsämter wurden bei der hygienischen<br />
Überwachung von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen,<br />
Arzt- und Zahnarztpraxen unterstützt, u. a.<br />
durch Besichtigungen vor Ort mit ausführlichen Protokollen<br />
zu Organisation und Betriebsabläufen, baulich-technischem<br />
und hygienischem Status, Bewertungen<br />
und Empfehlungen bezüglich des Hygienemanagements,<br />
ferner durch gutachterliche Stellungnahmen<br />
zu bautechnisch-hygienischen Fragen sowie<br />
durch Mitarbeit in Arbeitsgruppen zur Weiterentwicklung<br />
der Hygiene in medizinischen Einrichtungen.<br />
113<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
114 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Ein Schwerpunkt war die Förderung des Hygienemanagements<br />
in Arzt- und Zahnarztpraxen sowie bei<br />
Einrichtungen des ambulanten Operierens. Hierzu<br />
wurden erstmalig Fortbildungsveranstaltungen für<br />
Arzt- und Zahnarzthelferinnen durchgeführt, verbunden<br />
mit dem Erwerb der Sachkunde zur Freigabe von<br />
Sterilgut in der eigenen Praxis.<br />
Zusätzlich wurden zahlreiche, ausführliche Infotexte<br />
(Hygieneplan, Hygieneleitfaden, Infobulletins) für die<br />
niedergelassenen Ärzte erstellt und Fortbildungsveranstaltungen<br />
bei den Kreisärzteschaften vor Ort angeboten,<br />
die auch im laufenden Jahr weitergeführt<br />
werden.<br />
Im zugeordneten Labor werden bakteriologische<br />
Untersuchungsproben aus Kliniken und Praxen zur<br />
hygienischen Qualitätskontrolle bearbeitet. Im Jahr<br />
2004 wurden insgesamt 93 742 Proben untersucht<br />
und bewertet, davon 2 705 Umgebungsuntersuchungen<br />
zur Beurteilung von Flächendesinfektionsverfahren<br />
und der maschinellen Instrumenten- und Gerätaufbereitung.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchungen<br />
bestand in den nach DIN-EN vorgeschriebenen<br />
biologischen Kontrollen von Desinfektionsund<br />
Sterilisationseinrichtungen mit nach Norm hergestellten<br />
Prüfkörpern, wobei 9 700 Einrichtungen<br />
an diesem Überwachungssystem beteiligt waren.<br />
Die größte Einsendergruppe stellten die Zahnarztpraxen<br />
in Baden-Württemberg mit 44 755 Untersuchungen<br />
bei Einsendungen von ca. 6 000 Betrieben<br />
dar. Die Beanstandungsraten lagen in jeder Sparte<br />
unter 5 %.<br />
Wasserhygiene<br />
Das Sachgebiet 93.3 ist mit seinem Laborbereich<br />
„Wasserhygiene“ zugleich bestellte Stelle für die<br />
amtliche Untersuchung von Trinkwasser der vier<br />
Fernwasserversorgungsunternehmen in Baden-<br />
Württemberg, nach DIN 17050 akkreditiertes Labor<br />
für die Untersuchung von Trinkwasser, Badewasser,<br />
Oberflächenwasser, Abwasser u. a. und in die Liste<br />
der anerkannten Labors zur Untersuchung von Trinkwasser<br />
nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV<br />
2001) des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen<br />
Raum aufgenommen.<br />
Das LGA überwacht die vier großen Fernwasserversorger<br />
in Baden-Württemberg nach den Maßgaben<br />
der TrinkwV. Zudem ist es amtliche Untersuchungsstelle<br />
für die Überwachung der Badegewässer nach<br />
der Badegewässerverordnung des Landes Baden-<br />
1 Einsender, welche nicht unter die anderen Kategorien fallen<br />
Württemberg. Ferner arbeiten die Mitarbeiter des Sachgebiets<br />
in verschiedenen Ausschüssen bei der Erstellung<br />
von Gesetzen, Richtlinien und Normen mit.<br />
Das Untersuchungsspektrum umfasst im Wesentlichen<br />
folgende Bereiche:<br />
Untersuchungsspektrum<br />
Mikrobiologische Untersuchungen von:<br />
• Trinkwasser (TrinkwV 2001)<br />
• Mineralwasser (Mineral- und Tafelwasserverordnung<br />
2001)<br />
• Heilwasser (Arzneimittelgesetz)<br />
• Badebeckenwasser (DIN 19643, April 1997)<br />
• Oberflächenwasser (Richtlinie 76/160/EWG; Badegewässerverordnung<br />
Baden-Württemberg 1999)<br />
• Regenwasser, Beregnungswasser (DIN 19650)<br />
• Abwasser, Schlamm, Peloide<br />
Begutachtungen, Besprechungen und Begehungen<br />
erfolgen bei:<br />
• Trinkwasserversorgung- und Aufbereitungsanlagen<br />
• Mineral- und Heilwassergewinnungsanlagen<br />
• Schwimmbadaufbereitungen im Rahmen von Neubau<br />
und Sanierung<br />
• Oberflächenbadegewässern<br />
• Anlagen zur Beregnung von Pflanzen<br />
• Abwasserbehandlungsanlagen<br />
Trinkwasser<br />
Insgesamt wurden im Jahr 2004 im LGA 2 483 Trinkwasserproben<br />
gemäß TrinkwV 2001 untersucht.<br />
Davon entfielen 1 880 auf die Fernwasserversorgungen,<br />
319 auf Ortswasserversorgungen, 50 auf Einzelwasserversorger<br />
und 234 Proben auf übrige Einsender.<br />
Insgesamt wurden 182 Proben beanstandet,<br />
davon waren 68 Trinkwasser- und 114 Rohwasserproben.<br />
Die Beanstandungsrate lag damit insgesamt<br />
bei 7,3 % (Anlage 1). Die Fernwasserversorger zeigten<br />
eine Beanstandungsquote im Trinkwasser (ohne<br />
Rohwässer) von 1,3 % bezogen auf die Gesamtzahl<br />
der untersuchten Trinkwasserproben, die Ortswasserversorgungen<br />
von 9,4 % und die Übrigen 1 von<br />
8,6 % der untersuchten Proben. Die Einzelwasserversorger<br />
verzeichneten mit 26,7 % die meisten Beanstandungen.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Anlage 1: Wasseruntersuchungen – Gesamtübersicht 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
115<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
116 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Anlage 2: Trinkwasserproben ohne Rohwaser<br />
nach Einsendern im Jahr 2004<br />
Mineral- und Tafelwasser<br />
Im Jahr 2004 wurden 122 Mineralwasser- und Tafelwasserproben<br />
gemäß Mineral- und Tafelwasser-VO<br />
vom 01.08.1984, zuletzt geändert am 29.10.2001,<br />
BGBl. I S. 2 785, und nach der amtlichen Sammlung<br />
von Untersuchungsverfahren § 35 LMBG L 59.00<br />
untersucht; davon waren 14 Proben zu beanstanden.<br />
Fünf Proben waren zu beanstanden, in welchen die<br />
zulässigen Koloniezahlen bei 21 °C und bei 37 °C<br />
überschritten wurden. In einem Fall wurden Enterokokken<br />
nachgewiesen und in sechs der untersuchten<br />
Proben führte der Nachweis von sulfitreduzierenden<br />
sporenbildenden Anaerobiern zu einer Beanstandung.<br />
Badebeckenwasser<br />
Im Jahr 2004 wurden dem LGA 3 143 Proben aus<br />
Beckenbädern durch die Gesundheitsämter überbracht<br />
und gemäß DIN 19643 untersucht. Hierbei<br />
wurden öffentliche Bäder wie z. B. Freibäder, Freizeitbäder,<br />
Hallenbäder und Themalbäder sowie Bäder<br />
in Krankenhäusern und Schulen, Hotelbäder und<br />
Privatbäder untersucht. Von den untersuchten Proben<br />
waren 3 004 Beckenwasser, 32 Füllwasser, 40<br />
Anlage 3: Anzahl der eingesandten und der davon<br />
beanstandeten Trinkwasserproben (ohne Rohwasser)<br />
Filtrat, 16 Rohwasser, 20 Reinwasser. Insgesamt<br />
waren 379 Proben zu beanstanden, dies entspricht<br />
12 % der untersuchten Proben (Anlagen 4 und 5). Die<br />
höchste Beanstandungsquote verzeichneten Privatbäder<br />
mit 29 % Beanstandungen.<br />
Oberflächenwasser und EU-Badegewässer<br />
Die vom LGA durchgeführten Untersuchungen basieren<br />
auf der EU-Richtlinie über die Qualität der<br />
Badegewässer vom 08.12.1975, die durch die Badegewässerverordnung<br />
vom 01.08.1999 in Landesrecht<br />
umgesetzt wurde. Im Jahr 2004 wurden im LGA<br />
2 332 Oberflächenwasser-Proben untersucht, wovon<br />
2 315 von EU-Badeplätzen stammten. Die gemäß<br />
Badegewässerverordnung von den Gesundheitsämtern<br />
entnommenen und im LGA untersuchten<br />
Proben wurden durch 475 Proben ergänzt, die von<br />
externen Laboren untersucht wurden. Von den 306<br />
offiziellen EU-Badestellen in Baden-Württemberg,<br />
die im Jahr 2004 von den Gesundheitsämtern nach<br />
EU-Richtlinie überwacht wurden, entsprachen 301<br />
(98,4 %) den Qualitätsbestimmungen der Richtlinie<br />
hinsichtlich der fünf ausschlaggebenden Kriterien:<br />
Belastung mit Fäkalkeimen (E. coli und coliforme<br />
Bakterien) und Chemikalien (Tenside, Phenol und<br />
Mineralöl). 293 (95,8 %) der Badestellen erfüllten<br />
sogar die Kriterien für eine Einstufung in die höchste<br />
Qualitätskategorie (“zum Baden gut geeignet”). Acht<br />
Badestellen (2,6 %) wurden in die Kategorie “zum<br />
Baden geeignet” eingestuft. Insgesamt fünf Badestellen<br />
(1,6 %) konnten die Anforderungen der Richtlinie<br />
nicht erfüllen. Wegen zu häufiger Überschreitung<br />
des Grenzwertes für Fäkalkeime mussten sie<br />
als “zeitweilig belastet” eingestuft werden. Sämtliche<br />
Badestellen wurden ausreichend oft beprobt (Anlage<br />
6). An vier Badestellen musste der Badebetrieb<br />
vorzeitig eingestellt werden. In einem Fall war die<br />
Uferböschung großflächig abgebrochen, so dass<br />
wegen Unfallgefahr kein Badebetrieb stattfinden konnte.<br />
In einem Fall kam es durch sanierungsbedürftige<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Anlage 4 : Anteile [in %] der verschiedenen Bädertypen an der Gesamtzahl der untersuchten Proben<br />
im Jahr 2004<br />
Anlage 5: Beanstandungen nach Bädertyp im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
117<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
118 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Anlage 6: Konformität der Badestellen in Baden-<br />
Württemberg im Jahr 2004 (n = 306)<br />
Undichtigkeiten an einer Stauvorrichtung zu einer<br />
erheblichen Abnahme des Wasserstands. In einem<br />
weiteren Fall wurde wegen Niedrigwasserstand in<br />
Verbindung mit einer Grenzwertüberschreitung die<br />
Badesaison vorzeitig beendet. Im Landkreis Heidenheim<br />
trat das bisher einmalige Ereignis auf, dass ein<br />
Biber den natürlichen Zufluss eines Badesees aufgestaut<br />
hat und der See dadurch nicht mehr ausreichend<br />
Wasser enthielt. Vorübergehende Schließungen<br />
von Badestellen wegen Algenblüten waren in der<br />
Badesaison 2004 im Gegensatz zum Vorjahr nicht<br />
erforderlich.<br />
Trinkwasseruntersuchungen (erwärmtes<br />
Trinkwasser) auf Legionellen<br />
Insgesamt wurden 1 489 Proben erwärmtes Trinkwasser<br />
(vorwiegend Duschwasser) untersucht. In<br />
220 Fällen (14,7 %) konnten in 1 ml Probe Legionella<br />
pneumophila mittels Latexagglutinationstest nachgewiesen<br />
werden. In 88 Fällen wurden Legionella<br />
pneumophila Serotyp 1, und in 126 Fällen Legionella<br />
pneumophila Serotyp 2-14 isoliert, in vier Fällen<br />
konnten beide Serotypen aus einer Probe isoliert<br />
werden (Anlage 8). In 153 (69,5 %) der positiven<br />
Proben (1ml) konnten Koloniezahlen < 10 KBE/ml, in<br />
87 Proben (39,5 %) Koloniezahlen zwischen 11 und<br />
100 Kolonien/ml und in 14 Proben (6 %) Koloniezahlen<br />
> 100 KBE/ml Legionella sp. nachgewiesen werden.<br />
Bei der Untersuchung von 100 ml der o. g.<br />
Proben konnte in 679 Fällen (45,6 %) Legionella sp.<br />
nachgewiesen werden. Grundlage für die Einteilung<br />
Anlage 7: Anzahl der Legionella sp. positiv<br />
getesteten Wasserproben in 1 ml und in<br />
100 ml im Jahr 2004<br />
Anlage 8: Legionella pneumophila-Serogruppen<br />
in den positiv getesteten Wasserproben [1 ml]<br />
im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
der Konzentrationen von Legionella sp. ist die im<br />
DVGW-Regelwerk, Arbeitsblatt 551 (April 2004),<br />
Anlage 1 aufgeführte Bewertung von Legionellenbefunden<br />
in Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen<br />
(Anlage 7).<br />
Hygieneangelegenheiten des<br />
ÖGD<br />
Im Enteritis-Labor werden schwerpunktmäßig Stuhluntersuchungen<br />
auf bakterielle Erreger von Gastroenteritiden<br />
durchgeführt. Die Proben werden überwiegend<br />
von Gesundheitsämtern und Justizvollzugsanstalten<br />
eingesandt. Bei den Proben aus den Justizvollzuganstalten<br />
handelt es sich dabei vorwiegend<br />
um Kontrolluntersuchungen an Mitarbeitern und Häftlingen,<br />
die in der Küche oder bei der Essensausgabe<br />
beschäftigt sind. Aus den Gesundheitsämtern werden<br />
Kontroll- und Umgebungsuntersuchungen angefordert<br />
sowie in zunehmendem Maße Untersuchungen<br />
zur Abklärung von Gruppenerkrankungen im<br />
Rahmen der aktiven Surveillance (Ermittlungen nach<br />
§ 25 IfSG) durchgeführt.<br />
Im Zusammenhang mit Gruppenerkrankungen werden<br />
Patienten- und Umgebungsproben zum Nachweis<br />
von Infektketten untersucht und hierbei neben<br />
den Routineverfahren (konventionelle Mikrobiologie)<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bereich Molekularbiologie<br />
und dem Ref. 95 (Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung)<br />
zahlreiche weitergehende<br />
Untersuchungen veranIasst.<br />
Neben den Stuhluntersuchungen fanden im Jahr<br />
2004 kulturelle mikrobiologische Verfahren in zahlreichen<br />
anderen Untersuchungen Anwendung. Im<br />
Bereich der speziellen Bakteriologie wurden insgesamt<br />
1 157 Proben untersucht (z. B. Rachenabstrich,<br />
Sputum, Uricult). Außerdem wurden 2 704 Abklatsche<br />
und Abstriche aus Küchenbereichen, Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und Lebensmittelbetrieben (im<br />
Rahmen des Projektes „Hygienische Untersuchung<br />
zum Tragen von Einweghandschuhen im Lebensmittel-Einzelhandel“)<br />
sowie aus dem Bereich der Krankenhaushygiene<br />
untersucht.<br />
Der Wegfall der Kontrolluntersuchungen nach §§ 17 f.<br />
BSeuchG bei gesunden Personen führt zu einem steigenden<br />
Anteil infektionsrelevanter Proben und damit<br />
einer Zunahme des Anteils der Neuisolierungen. Im<br />
Jahr 2004 wurden insgesamt 10 638 (2003: 11 771)<br />
Stuhlproben untersucht. Die Zahl der Neuisolierungen<br />
lag bei 1 115, was 10,5 % entspricht.<br />
Bei den im Jahr 2004 nachgewiesenen Erregern<br />
handelt es sich in erster Linie um Salmonellen. Weitere<br />
bakterielle Enteritiserreger sind in der Reihenfol-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Anlage 9: Die häufigsten Isolate von Salmonellen-<br />
Neuisolierungen aus Stuhlproben im Jahr 2004<br />
ge der Nachweishäufigkeit Campylobacter, Yersinien<br />
und Shigellen. Insgesamt wurden in 634 Neuisolierungen<br />
von Salmonellen 42 verschiedene Serovare<br />
isoliert. Erwartungsgemäß lag S. Enteritidis mit<br />
492 Neuisolierungen an erster Stelle, gefolgt von S.<br />
Typhimurium mit 84 Neuisolierungen.<br />
Antibiotikaresistenzen wurden bei insgesamt 986<br />
Isolaten untersucht, wobei in 172 Fällen Mehrfachresistenzen<br />
nachgewiesen wurden. Die Ergebnisse<br />
dieser Untersuchungen sind detailliert in den Berichten<br />
aus der Arbeit aufgeführt.<br />
Die häufigsten Isolate von Salmonellen-Neuisolierungen<br />
sind in Anlage 9 dargestellt. Von Bedeutung<br />
waren die Serovare S. Livingstone und S. Braenderup,<br />
die im Zusammenhang mit Ausbrüchen auftraten.<br />
Andere Serovare wurden nur in wenigen Einzelfällen<br />
nachgewiesen. Das Spektrum der seltenen<br />
Serovare ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. In<br />
Anlage 10 ist der jahreszeitliche Verlauf der nachgewiesenen<br />
Erreger aufgelistet.<br />
Im Jahr 2004 wurden dem LGA insgesamt 178 Gruppenerkrankungen<br />
im Rahmen der aktiven Surveillance<br />
von den Gesundheitsämtern gemeldet. Von<br />
168 Gruppenerkrankungen wurden Stuhlproben zur<br />
mikrobiologischen und virologischen Untersuchung<br />
eingesandt. Bei zwei Gruppenerkrankungen wurden<br />
aus Liquor- und Serumproben molekularbiologische<br />
Untersuchungen durchgeführt. Bei acht Gruppenerkrankungen<br />
erfolgte keine Laboruntersuchung.<br />
Die 170 untersuchten Gruppenerkrankungen waren<br />
verursacht durch Noroviren (ca. 52 %), Salmonella<br />
spezies (20 %) und Rota-Virus (2,35 %) sowie sonstige<br />
bakterielle Erreger (ca. 6,5 %) wie z. B. Campylobacter<br />
jejuni, EHEC, Shigella species usw. Bei<br />
119<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
120 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Anlage 10: Saisonaler Verlauf der Neuisolierungen aus Stuhluntersuchungen einschließlich Gruppenerkrankungen<br />
im Jahr 2004<br />
Anlage 11: Infektionsorte, Zahl der Gruppenerkrankungen und Infektionserreger im Jahr 2004<br />
19,4 % der Gruppenerkrankungen konnte mit den im<br />
LGA angewandten Verfahren kein Erreger nachgewiesen<br />
werden. Insgesamt wurden im Zusammenhang<br />
mit Gruppenerkrankungen mehr als 1 800 Einzelproben<br />
von 2 666 betroffenen Personen untersucht.<br />
In 55 % der Fälle wurden Gruppenerkrankungen in<br />
privaten Haushalten durch Salmonellen hervorgerufen<br />
und nur in 11 % durch Noroviren. Im Gegensatz<br />
dazu wurden in Altenheimen ca. 63 % (in Klinken ca.<br />
79 %) durch Noroviren und nur 7,7 % bzw. 5,3 %<br />
durch Salmonellen verursacht. In Gaststätten und<br />
Restaurants ist der Unterschied zwischen Salmonellen-<br />
und Noroviren-bedingten Infektionen nicht so<br />
groß. Hier werden ca. 46,5 % durch Salmonellen und<br />
ca. 28 % durch Noroviren hervorgerufen.<br />
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Chemischen<br />
und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart<br />
wurden zudem insgesamt 360 Salmonellenisolate<br />
von 39 verschiedenen Serotypen, die aus Lebensmitteln<br />
und Untersuchungsmaterial tierischen Ursprungs<br />
isoliert wurden, untersucht. Auch hier dominierten<br />
S. Typhimurium (146) vor S. Enteritidis (34), S. Braenderup<br />
(19) und S. Infantis (19). Diese Stämme wer-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
den vorwiegend zur Infektkettenverfolgung bei Erkrankungshäufungen<br />
und zur Beobachtung der Entwicklung<br />
von Antibiotikaresistenzen verwendet.<br />
Infektiologie<br />
Tuberkulose-Labor<br />
Zu den Einsendern des TBC-Labors zählen die Gesundheitsämter,<br />
Justizvollzugsanstalten sowie zu<br />
einem geringen Anteil Krankenhäuser (Anlage 12).<br />
Im Jahr 2004 wurde bei 39 von insgesamt 770 untersuchten<br />
Patienten Mycobacterium tuberculosis-Komplex<br />
mittels GenoType Mycobacterium-Test nachgewiesen.<br />
Die Differenzierung ergab bei 36 Patienten<br />
M. tuberculosis und in einem Fall M. africanum I. Die<br />
Resistenzbestimmungen, die im Nationalen Referenzzentrum<br />
in Borstel durchgeführt wurden, ergaben<br />
in 28 Fällen (71,8 %) keine Auffälligkeiten. Drei<br />
Stämme wiesen eine Streptomycin-Resistenz auf,<br />
fünf Stämme waren mehrfach resistent. Bei drei<br />
Stämmen war aufgrund von Verunreinigungen der<br />
Kulturen keine Resistenzbestimmung möglich.<br />
Von den bewachsenen Kulturen konnten in 28 Fällen<br />
Nichttuberkulöse Mykobakterien nachgewiesen wer-<br />
Anlage 12: TBC-Proben nach Einsendern 1997-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
den. Hierbei wurde elfmal M. gordonae und je viermal<br />
M. xenopi und M. chelonae mittels GenoType Mycobacterium-Test<br />
differenziert. Je dreimal war M. intracellulare<br />
und M. fortuitum und einmal war M. kansasii<br />
nachweisbar. Bei zwei Proben konnten die<br />
Nichttuberkulösen Mykobakterien nicht näher differenziert<br />
werden.<br />
Bei 1 188 Proben von 543 Patienten wurde zusätzlich<br />
ein Mykobacterium tuberculosis-Direkttest (Amplifikation<br />
und PCR) durchgeführt, insbesondere wenn<br />
ein Verdacht auf eine frische Infektion vorlag. In 52<br />
Fällen fiel die Untersuchung positiv aus. Von diesen<br />
52 positiven Proben wiesen 13 Patienten, von denen<br />
insgesamt 20 Proben untersucht wurden, auch positive<br />
Kulturen auf Mycobacterium tuberculosis-Komplex<br />
auf. Die hohe Zahl der positiven Amplifikationen<br />
ohne positive Kultur weist darauf hin, dass eine<br />
Amplifikation nur durchgeführt werden sollte, wenn<br />
der Abstand zur letzten durchgemachten Tuberkulose-Erkrankung<br />
länger als ein Jahr zurück liegt.<br />
Bei der Amplifikation werden nur einzelne Nukleinsäureabschnitte<br />
und nicht das gesamte Mykobakterium<br />
nachgewiesen. Da mit dieser Methode wenige<br />
und auch geschädigte Keime nachweisbar sind, ist<br />
die Amplifikation nicht als Screening-Methode bei<br />
Verdachtsfällen sowie bei der Therapieüberwachung<br />
121<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
122 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
oder Umgebungsuntersuchung geeignet. Auch Verlaufskontrollen<br />
bei anbehandelten Patienten sind nicht<br />
indiziert, weil die Nukleinsäuren noch viele Monate<br />
nach Therapiebeginn nachweisbar sind.<br />
Gute Erfahrungen wurden mit der Amplifikation dagegen<br />
in Situationen gemacht, wo auf Grund der klinischen<br />
Vorbefunde ein dringender TBC-Verdacht vorlag<br />
bzw. der Patient durch Chemotherapie oder HIV-<br />
Infekt immungeschädigt war.<br />
Parasitologie<br />
Die parasitologische Diagnostik ist in die Teilbereiche<br />
Parasitenmikroskopie und -serologie gegliedert.<br />
Bei der Mikroskopie wird der direkte Nachweis von<br />
Parasiten aus Ausscheidungsprodukten wie Stuhl<br />
und Urin, aber auch aus Blut, Knochenmarkt, Haut<br />
und Abstrichen angestrebt.<br />
Die Serologie dagegen ist eine indirekte Methode,<br />
einen Parasitenbefall nachzuweisen, indem Antikörper<br />
aus Serum bestimmt werden. Diese Methode<br />
kommt dann zum Einsatz, wenn der direkte Erregernachweis<br />
in der Regel nicht möglich ist (z. B. Nachweis<br />
eines Befalls mit Fuchsbandwurm). Grundsätzlich<br />
sollten immer zwei unterschiedliche serologische<br />
Methoden eingesetzt werden. Der Nachweis von<br />
Anlage 13: Einsendungen im Laborbereich<br />
Parasitologie im Jahr 2004<br />
Anlage 14: Anteil der einzelnen Helminthen-Spezies an den positiven Befunden<br />
parasitischer Würmer im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Anlage 15: Anteil der einzelnen Protozoen-Spezies an den positiven Befunden pathogener und<br />
apathogener Darmprotozoen im Jahr 2004<br />
Antikörpern ist aber in der Regel kein Beweis für das<br />
Bestehen einer parasitären Infektion, sondern nur ein<br />
Hinweis, weitere Befunde zu erheben und, wenn<br />
möglich, einen Direktnachweis mittels mikroskopischer<br />
Nachweisverfahren durchzuführen.<br />
Parasitologisch-mikroskopische Diagnostik<br />
Im Bereich der Parasitenmikroskopie werden hauptsächlich<br />
Stuhluntersuchungen auf Wurmeier und<br />
Protozoen-Zysten durchgeführt. Die Proben stammen<br />
von Asylbewerbern aus unterschiedlichsten Ländern.<br />
Im Jahr 2004 wurden insgesamt 1 894 Proben<br />
bearbeitet (Anlage 13). Dabei konnten in 271 Stuhlproben<br />
(14,3 %) Darmparasiten nachgewiesen werden.<br />
Die Differenzierung der positiven Ergebnisse ist<br />
in den Anlagen 14 und 15 dargestellt.<br />
Parasitologisch-serologische Diagnostik<br />
Aufgrund des großen Aufwandes für die Testherstellung<br />
senden hier hauptsächlich private Diagnostiklabore<br />
Proben zur serologischen Diagnostik ein. Im<br />
Jahr 2004 gingen insgesamt 2 106 Proben auf Parasitenantikörper<br />
in unserem Labor ein. Eine genaue<br />
Übersicht liefert die Anlage 13.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Schädlingsbestimmungen<br />
Ein weiterer Teilbereich der Parasitologie ist die Bestimmung<br />
eingesandter Ektoparasiten, Schädlinge<br />
und Lästlinge. Die Haupteinsender sind Gesundheitsämter;<br />
aber auch Privatpersonen stellen oft Nachfragen<br />
bezüglich der Differenzierung ihrer “heimlichen<br />
Haustiere”.<br />
Virologie<br />
Im Laborbereich Virologie werden vorwiegend Untersuchungen<br />
auf Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis<br />
B und C durchgeführt, die von den Gesundheitsämtern<br />
oder den Justizvollzugsanstalten angefordert<br />
werden. Der größte Teil der HIV-Untersuchungen<br />
erfolgt im Rahmen der freiwilligen AIDS-Kontrolle für<br />
die Bevölkerung von Baden-Württemberg. Die Justizvollzugsanstalten<br />
senden Untersuchungsmaterialien<br />
von Insassen, um Gefährdungsschwerpunkte in<br />
ihren Anstalten festzustellen und Präventivmaßnahmen<br />
entwickeln bzw. einleiten zu können. Im Laborbereich<br />
Virologie des LGA wird der Impfstatus von<br />
Polizeibeamten und anderen Landesbediensteten<br />
bestimmt. Desweiteren werden Seren von Polizeibeamten<br />
nach möglicher HIV- bzw. Hepatitis B/C-Expo-<br />
123<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
124 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Anlage 16: Ergebnisse der Untersuchungen von Seren auf Hepatitis B und C im Jahr 2004<br />
sition , z. B. im Rahmen von Widerstandshandlungen<br />
untersucht.<br />
Der Laborbereich Virologie ist seit dem Jahr 2002<br />
Konsiliarlabor für Q-Fieber. Dies ist insofern von<br />
Bedeutung, als Baden-Württemberg in einigen Gebieten<br />
Q-Fieber-Endemiegebiet insbesondere auf der<br />
Schwäbischen Alb mit seinen zahlreichen Schafherden<br />
ist. Ein Schwerpunkt ist die Erfassung der Prävalenz<br />
von Q-Fieber-Infektionen für Bevölkerungsschichten<br />
in Endemiegebieten durch serologische<br />
Untersuchungen.<br />
Weitere Studien befassen sich mit dem Auftreten von<br />
Infektionserregern , die in Baden-Württemberg in den<br />
letzten Jahren eine erhöhte Relevanz erlangten<br />
(FSME, Borreliose, Hantavirus, Q-Fieber usw.).<br />
Im Laborbereich Virologie wurden im Jahr 2004<br />
insgesamt 62 614 Untersuchungen durchgeführt.<br />
Virusnachweis in Zellkulturen<br />
Eine Virusanzüchtung wird bei akuten Infektionen<br />
aus verschiedenartigen Untersuchungsmaterialien<br />
wie Heparinblut, Liquor, Stuhl, Urin, Abstrichen, Bläscheninhalt,<br />
Biopsie-, Autopsie- u. Interruptio-Material<br />
vorgenommen.<br />
Schwerpunkt des Zellkulturnachweises im Laborbereich<br />
Virologie ist die Untersuchung von Rachenabstrichen<br />
auf Influenza-Viren während der Influenza-<br />
Saison (s. Berichte aus der Arbeit.)<br />
Nachweis von Virus-Antikörpern<br />
Zur Bestimmung von Virusantikörpern im Serum<br />
werden die folgenden Testarten eingesetzt: Enzymimmunoassay<br />
(ELISA), Hämagglutinations-Hemmtest<br />
(HHT), Hämolyse im Gel-Test (HiG), Immunofluoreszenztest<br />
(IFT), Komblementbindungsreaktion<br />
(KBR), Neutralisationstest (NT) und Immunoblot (IB)<br />
bzw. Westernblot (WB).<br />
Aufgrund gleicher Testmethoden werden im Bereich<br />
der Virologie auch Antikörper gegen Bakterien (Coxiellen,<br />
Treponemen, Legionellen, Chlamydien, Borrelien)<br />
nachgewiesen.<br />
Hepatitis-Diagnostik<br />
Die Untersuchungen der Seren auf Hepatitis A, B und<br />
C werden mit Enzymimmunoassays (EIA) durchgeführt.<br />
Zur Bestimmung der Viruslast (Grad der Infektiosität)<br />
wird zusätzlich zur serologischen Hepatitis-<br />
C-Diagnostik eine PCR durchgeführt.<br />
Im Rahmen der Überprüfung der Impftiter und möglichen<br />
Infektionen nach HIV- bzw. Hepatitis B/C-<br />
Exposition von Polizeibeamten wurden im Jahr 2004<br />
2 413 Untersuchungen durchgeführt.<br />
Labordiagnostische Meldungen nach IfSG § 7<br />
Anlage 17<br />
HIV-Diagnostik<br />
Im Jahr 2004 wurden insgesamt 27 364 Seren auf<br />
HIV untersucht. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl<br />
zum Einen um Seren von Klienten der AIDS-<br />
Sprechstunde in den Gesundheitsämtern, zum Anderen<br />
um Seren von Gefangenen des Justizvollzugs<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Dabei wurde in 146 Fällen eine Erstdiagnose HIV<br />
gestellt.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Anlage 18: Entwicklung der HIV-Prävalenz bei Klienten der AIDS-Sprechstunde (anonyme AIDS-Beratung)<br />
anhand der im LGA durchgeführten Untersuchungen 1993-2004<br />
Untersuchungen im Konsiliarlabor für<br />
Q-Fieber<br />
Im Rahmen der Funktion als Konsiliarlabor für<br />
Q-Fieber wurden im Labor für Virologie Einsendungen<br />
von Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, niedergelassenen<br />
Ärzten oder Betriebsärzten zur Abklärung<br />
frischer bzw. chronischer Infektionen individuladiagnostisch<br />
bzw. aufgrund auftretenter Epidemien<br />
untersucht.<br />
Im Jahr 2004 wurden 2 100 Untersuchungen an 480<br />
Seren durchgeführt.<br />
Dabei konnten in 52 Fällen akute bzw. kürzliche Q-<br />
Fieberinfektionen, in 116 Fällen durchgemachte Infektionen<br />
diagnostiziert werden. In drei Fällen lag ein<br />
Verdacht auf eine chronische Infektion vor.<br />
Labordiagnostische Untersuchungen für<br />
Projekte<br />
• Influenza-Studie 2003/04 (Anzucht von Influenzapositivem<br />
Rachenabstrichmaterial in Zellkultur)<br />
• Studie zur Prävalenz von Hepatitis-C-, Hepatitis-Bund<br />
HIV-Infektionen bei Spätaussiedlern aus GUS-<br />
Staaten und Ländern Osteuropas bei Ankunft in<br />
Baden-Württemberg<br />
• Risikogruppenspezifische Gefährdungsanalyse zur<br />
Häufigkeit von Hepatitis B und Hepatitis C sowie<br />
Lues-Prävalenz bei Männern mit gleichgeschlechtlichen<br />
Sexualkontakten, die die AIDS-Beratung der<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Gesundheitsämter in Baden-Württemberg aufsuchen<br />
• Sommergrippenstudie (Untersuchung von Seren<br />
von Patienten [die nach Zeckenstich sommergrippenartige<br />
Symptome entwickelten] auf FSME und<br />
Borreliose)<br />
Molekularbiologie<br />
Molekularbiologische Untersuchungen mit<br />
Hilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR)<br />
• Einsendungen auf Borrelia burgdorferi sensu lato<br />
PCR (Zecken, Urine, Biopsien, Liquores): 2 245<br />
• Einsendungen auf FSME-Viren-PCR (Zecken,<br />
Liquores): 367<br />
• Einsendungen auf Norwalk-Viren-PCR (Stühle,<br />
Erbrochenes): 720<br />
• Einsendungen auf EHEC-PCR: 547<br />
• Einsendungen auf Influenza A: 524<br />
• Einsendungen auf Influenza B: 524<br />
Stammtypisierung von Bakterienisolaten mit<br />
Hilfe der Pulsfeldgelelktrophorese (PFGE)<br />
Die Verfolgung von Infektketten bei Lebensmittelinfektionen<br />
oder im Bereich der Krankenhaushygiene<br />
erfordert immer feinere Methoden zur Identifizierung<br />
der verschiedenen Bakterienisolate. Bei den geno-<br />
125<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
126 Anhang 2<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz<br />
Anlage 19: Pulsfeldgelelektrophorese (PFGE) im<br />
Jahr 2004<br />
typischen Verfahren werden Basensequenzunterschiede<br />
im Genom der Bakterien erfasst. Bei der<br />
Pulsfeldgelektrophorese (PFGE) wird das gesamte<br />
Genom der Isolate mit einer Endonuklease geschnitten<br />
und anschließend die DNA-Bruchstücke mit Hilfe<br />
einer Elektrophorese der Größe nach aufgetrennt.<br />
Bei gleichem Bandenmuster kann man von einer<br />
klonalen Identität der Isolate ausgehen und so eine<br />
Aussage über die Infektkette machen. Einen Überblick<br />
über das Spektrum der im Jahr 2004 durchgeführten<br />
PFGE-Untersuchungen gibt Anlage 19.<br />
Medizinisch-Chemische Analytik<br />
Bei den Untersuchungen im med.-chem. Laborbereich<br />
werden umweltrelevante Schadstoffe im Sinne<br />
eines Umweltsurveys erhoben, welches das Humanbiomonitoring,<br />
die Feinstaub- und die Schimmelpilzbestimmung<br />
mit einschließt. Die erhaltenen Daten<br />
dienen der Risikoabschätzung von umweltbedingten<br />
Schadstoffbelastungen und stellen ggf. im Sinne der<br />
Prävention die Voraussetzung für die notwendigen<br />
Maßnahmen zur Minimierung der Belastung dar.<br />
Außerdem werden in Amtshilfe für öffentliche Einrichtungen<br />
Untersuchungen bei biologischen Innenraumbelastungen<br />
v. a. durch Schimmelpilze durchgeführt.<br />
Ferner kommt den Arbeiten des Labors in dem Bereich<br />
der externen Qualitätssicherung eine besondere<br />
Bedeutung zu .Wichtig sind hierbei die Arbeiten<br />
bezüglich der Innenraum relevanten Schimmelpilze<br />
und der Actinomyceten, der chemischen Innenraumschadstoffe<br />
und des Humanbiomonitorings.<br />
Laborleistungen im Jahr 2004<br />
Projekt Beobachtungsgesundheitsämter<br />
Anlage 20: Nachmessungen zu „Schimmelpilze –<br />
Kindergärten“<br />
Anlage 21: Chemische Parameter<br />
Anlage 22: Klin.-chem. Parameter<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 2<br />
Anlage 23: Allergene im Serum – spez. IgE<br />
Anlage 24: Allergene im Serum – spez. IgG<br />
Anlage 25: Qualitätssicherung Schimmelpilze im<br />
Innenraum<br />
Anlage 27:<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Badewasseranalytik<br />
Anlage 26:<br />
Amtshilfe für Gesundheitsämter<br />
Anlage 28: Qualitätssicherung Actinomyceten<br />
Insgesamt wurden 13 322 Proben untersucht.<br />
127<br />
Laborunterstützter Infektionsschutz
128 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Berufskrankheiten<br />
Ein Teil der Anlagen befasst sich mit der Mitwirkung<br />
des Gewerbearztes am Berufskrankheiten(BK)-Verfahren.<br />
• Anlage 1: Die Anzahl der erstmalig angezeigten<br />
und vom Gewerbearzt 2004 abgeschlossenen BK-<br />
Fälle betrug insgesamt 4 838. Davon waren 4 676<br />
“reguläre” BK entsprechend der BK-Liste (Fälle<br />
nach § 9(1) SGB VII) und 162 “sonstige” Fälle,<br />
davon 91 “Quasi-BK” (Fälle nach § 9(2) SGB VII).<br />
Krankheiten durch physikalische Einwirkungen sind<br />
mit 50 % der Gesamtzahl der BK weiterhin sehr<br />
stark vertreten, weil dazu zwei der häufigsten BK<br />
gehören: Lärmschwerhörigkeit (BK 2301) und LWS-<br />
Erkrankungen (BK 2108). Die Krankheiten der LWS<br />
sind weiterhin zurückgegangen. Zu den BK 2108-<br />
2110 werden von gewerbeärztlicher Seite keine<br />
Feststellungen mehr getroffen; hier wird die Entscheidung<br />
der Unfallversicherungsträger übernommen.<br />
Die Personalkapazität der Gewerbeärzte hat<br />
so weit abgenommen, dass die Bearbeitung dieser<br />
BK-Fälle eingestellt wurde. Die Lärmschwerhörigkeiten<br />
sind in ihrer Zahl kaum zurückgegangen. Die<br />
Krankheiten der Atemwege und der Haut bilden wie<br />
im Vorjahr jeweils nur noch ein Fünftel der Gesamtmenge<br />
der BK.<br />
• Anlage 2: Aufgabe des Gewerbearztes ist es, zur<br />
Verursachung der angezeigten BK nach Aktenlage<br />
Stellung zu nehmen. Der Anteil derjenigen BK-<br />
Fälle, die vom Gewerbearzt als berufsbedingt angesehen<br />
werden, hat leicht auf 43,7 % zugenommen.<br />
47,6 % wurden abgelehnt. Hier konnte aus<br />
Sicht des Gewerbearztes die Berufsbedingtheit der<br />
Krankheit nicht wahrscheinlich gemacht werden. In<br />
8,7 % der BK-Fälle konnte eine Entscheidung über<br />
die Kausalität mangels Mitwirkung des Erkrankten<br />
oder mangels ausreichender Beweise nicht getroffen<br />
werden.<br />
• Anlage 3: Die fünf häufigsten BK sind die gleichen<br />
wie in den Vorjahren und machen zusammen über<br />
70 % aller BK-Fälle aus (3a, c). Die Liste wird wie<br />
im Vorjahr von den Lärmschwerhörigkeiten angeführt.<br />
Die Hautkrankheiten folgen in deutlichem<br />
Abstand, wiederum gefolgt von den LWS-Krankheiten<br />
an 3. Stelle, deren Zahl abgenommen hat.<br />
Die allergisch bedingten obstruktiven Atemwegskrankheiten<br />
nehmen den 4. Rang ein. Die Asbest-<br />
Staublunge hat mit ebenfalls 4,6 % aller BK-Fälle<br />
den 5. Rang inne.<br />
Zwischen den BK-Gruppen zeigen sich erhebliche<br />
Unterschiede in der Kausalität. Z. B. werden 13,5 %<br />
der chemischen BK als berufsbedingt angesehen,<br />
gegenüber ca. 61 % der Hautkrankheiten und der<br />
Lärmschwerhörigkeiten. Der Anteil der berufsbedingten<br />
LWS-Krankheiten beträgt mit nur 2 % nur ein<br />
Bruchteil des Wertes der anderen BK (3b).<br />
• Anlage 4: Die Zahl der abgeschlossenen BK ist seit<br />
dem Maximum im Jahr 1996 zurückgegangen. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der abgeschlossenen<br />
BK-Fälle um ca. 10 % gesunken, in<br />
den Zahlenverhältnissen der einzelnen BK zueinander<br />
kam es aber nur zu kleinen Verschiebungen.<br />
• Anlage 5: Die Entwicklung von BK, deren Verursachung<br />
erst kurze Zeit zurückliegt oder bei welchen<br />
die schädigende Exposition zum Zeitpunkt der<br />
Entscheidung noch besteht, ist besonders interessant.<br />
Hier manifestieren sich in der Gegenwart<br />
bestehende Arbeitsschutz-Mängel. Bei den Hautkrankheiten<br />
zeigt sich seit 1992 eine tendenzielle<br />
Abnahme um über 50 %. Bei den obstruktiven<br />
Atemwegskrankheiten lag der Höhepunkt 1996;<br />
die Abnahme seitdem beträgt ebenfalls über 50 %.<br />
In den letzten fünf Jahren haben sich die Zahlen<br />
jedoch praktisch nicht mehr verändert. Bei den<br />
Hautkrankheiten lässt sich jetzt wieder eine stärkere<br />
Abnahme feststellen. Vermutlich wird ein größerer<br />
Teil von Hautveränderungen frühzeitig erkannt<br />
(Hautarztbericht) und deshalb nicht mehr als BK<br />
angezeigt.<br />
• Anlage 6: Eine Besonderheit stellen die durch<br />
Asbest bedingten BK dar. Inzwischen gehören die<br />
angezeigten Asbestosen zu den häufigsten fünf<br />
angezeigten BK in Baden-Württemberg. Bei der<br />
Asbest-Staublunge und dem Bronchialkarzinom<br />
lässt sich gegenwärtig keine Tendenz mehr feststellen.<br />
Die Zahl der angezeigten Mesotheliome<br />
hat trotz der Schwankungen von Jahr zu Jahr<br />
weiterhin eine leicht zunehmende Tendenz. Im<br />
Jahr 2004 wurde zum ersten Mal die Zahl 100<br />
überschritten. Das Mesotheliom ist eine der wenigen<br />
BK, deren Zahl noch ansteigt.<br />
• Anlage 8 (entspricht der Tabelle 8 im Jahresbericht<br />
der Gewerbeaufsicht): Hier sind die Zahlen aller<br />
2002 bearbeiteten BK zusammengestellt. Der Bergbau<br />
ist bei den BK in Baden-Württemberg traditionell<br />
“schlecht” vertreten. Nach Inkrafttreten des<br />
Arbeitsschutzgesetzes wird nicht mehr zwischen<br />
einem gewerblichen und nicht-gewerblichen Be-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
reich unterschieden. Verfahren nach dem Fremdrentengesetz<br />
werden auftragsgemäß ebenfalls vom<br />
Gewerbearzt begutachtet, soweit sie ihm vorgelegt<br />
werden. Zur Entwicklung der BK-Zahlen s. o. Vom<br />
Staatlichen Gewerbearzt wurde im Jahr 2004 kein<br />
Zusammenhangsgutachten angefertigt.<br />
Dienstgeschäfte<br />
• Anlage 7 (entspricht der Tabelle 7 im Jahresbericht<br />
der Gewerbeaufsicht): Hier sind Zahlen zu den<br />
Dienstgeschäften der Gewerbeärzte aufgeführt,<br />
soweit sie statistisch erhoben werden.<br />
Die Zahl der Dienstgeschäfte ist mit 600 gegenüber<br />
dem Vorjahr leicht zurückgegangen. Dies ist auf<br />
krankheitsbedingte Ausfälle und unbesetzte Stellen<br />
in der Abt. 5 (seit 01.01.2005: Ref. 96) zurückzuführen.<br />
Der enge Kontakt zur Gewerbeaufsicht<br />
zeigt sich in der großen Zahl von Sprechstunden<br />
und -tagen in den Gewerbeaufsichtsämtern.<br />
Die unter 1.2.5 angegebenen Vorsorgeuntersuchungen<br />
sind anlässlich von Betriebsbegehungen<br />
oder Projekten gemacht worden, die in 2.3 aufgeführten<br />
Untersuchungen wurden von Gewerbeärzten<br />
in ihrer Eigenschaft als Betriebsarzt in staatlichen<br />
Einrichtungen und bei Strahlenschutzuntersuchungen<br />
ausgeführt.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
• Anlage 9: Die Betriebsbesichtigungen der Gewerbeärzte<br />
haben wegen der angespannten Stellensituation<br />
etwas abgenommen.<br />
Ermächtigungen<br />
• Anlage 10: Ermächtigungen werden für die Vornahme<br />
von speziellen arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />
erteilt. Bei staatlichen Vorschriften<br />
ermächtigt der Staatliche Gewerbearzt,<br />
bei Ermächtigungen der Berufsgenossenschaften<br />
nach deren Recht nimmt er dazu fachlich Stellung.<br />
Die Zahl der Ermächtigungs-Vorgänge liegt im Jahr<br />
2004 im Vergleich zum Vorjahr unter dem mittleren<br />
Niveau der vergangenen Jahre. Dies hängt insbesondere<br />
mit dem Wegfall der Ermächtigungen nach<br />
Gefahrstoffverordnung und Biostoffverordnung<br />
(BioStoffV) zusammen. Nachdem dieser Wegfall<br />
im Verlauf des Novellierungsprozesses als sehr<br />
wahrscheinlich vorauszusehen war, wurden keine<br />
neuen Ermächtigungen mehr erteilt. Die Veränderungen<br />
sind am 01.01.2005 in Kraft getreten.<br />
Für die Ärzte, die sich für Untersuchungen nach<br />
BioStoffV ermächtigen lassen wollen, wurde auch<br />
im Jahr 2004 eine Einführungsveranstaltung als<br />
Voraussetzung für die Ermächtigung angeboten.<br />
Dieses Angebot soll auch nach Wegfall der Ermächtigungen<br />
aufrecht erhalten werden.<br />
129<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
130 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 1a: Anteil der einzelnen BK-Gruppen an der Gesamtzahl der Anzeigen im Jahr 2004<br />
Anlage 1b: Anteil der einzelnen BK-Gruppen an der Gesamtzahl der Anzeigen im Jahr 2004<br />
1 Rundungsfehler sind nicht vermeidbar.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 2: Kausalität in den BK-Hauptgruppen – Entscheidungen der Gewerbeärzte im Jahr 2004<br />
Anlage 3a: Die fünf häufigsten BK – Ergebnisse der Feststellungsverfahren im Jahr 2004<br />
1 Rundungsfehler sind nicht vermeidbar.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
131<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
132 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 3b: Die fünf häufigsten BK im Jahr 2004: Wieviel % der Krankheiten sind berufsbedingt?<br />
Anlage 3c: Anteil der häufigsten BK (Anzeigen) im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 4a: Entwicklung der BK (§ 9 Abs. 1 SGB VII) in Baden-Württemberg 1975-2004<br />
Anlage 4b: Anzahl der erstmalig angezeigten BK in Baden-Württemberg 1975-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
133<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
134 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 5a: Entwicklung von BK-Anzeigen in Baden-Württemberg 1975-2004<br />
Anlage 5b: Angezeigte BK der Haut 1975-2004 Anlage 5c: Angezeigte obstruktive Atemwegskrankheiten<br />
1975-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 6a: Entwicklung der asbestbedingten BK (Anzeigen) 1975-2004<br />
Anlage 6b: Entwicklung der asbestbedingten BK (Anzeigen) 1975-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
135<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
136 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 7: Dienstgeschäfte und Tätigkeiten des Staatlichen Gewerbearztes im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 8: Begutachtete BK im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
137<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
138 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
139<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
140 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 8 (Fortsetzung): Begutachtete BK im Jahr 2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
141<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
142 Anhang 3<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes<br />
Anlage 9a: Außendienste (Besichtigungen) 1980-2004<br />
Anlage 9b: Außendienste (Besichtigungen) 1980-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 3<br />
Anlage 10a: Ermächtigung von Ärzten zu arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />
Anlage 10b: Entwicklung der Ermächtigungen 1994-2004<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
143<br />
Berichterstattung des Staatlichen Gewerbearztes
144<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Veranstaltungsprogramm 2004: Informationen, Fortbildungen, Workshops<br />
Gesundheit und Umwelt<br />
Allgemeine Hygiene und Infektionsschutz<br />
Anhang 4<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 4<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
145<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung
146<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Frühförderung und Rehabilitation<br />
Epidemiologie und Gesundheitsberichte<br />
Anhang 4<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 4<br />
Gesundheit und Arbeitsschutz<br />
Fort- und Weiterbildung Hygiene<br />
Berufsgruppe Hygienebeauftragte Ärzte<br />
Berufsgruppe Desinfektoren<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
147<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung
148<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
Berufsgruppe Hygienefachkräfte<br />
Hygiene in Pflegeeinrichtungen<br />
Hygiene in Arzt- und Zahnarztpraxen<br />
Anhang 4<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 4<br />
LGA-interne Fortbildungen<br />
EDV-Bereich<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
149<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung
150 Anhang 5<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Publikationen 2004<br />
LGA-Publikationen<br />
Berichte<br />
• 10 Jahre Gesundheitsdienstgesetz Baden-Württemberg.<br />
<strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst – Zwischenbilanz<br />
und Ausblick. Abschlussbericht der<br />
AG ÖGDG mit Anhang 1 "Zwischenbericht" und<br />
Anhang 2 "Dokumentation des Fachsymposiums<br />
am 25.03.2004, Haus der Wirtschaft, Stuttgart"<br />
• Einführung eines Hitzewarndienstes in Baden-<br />
Württemberg<br />
• Einschulungsuntersuchungen 2004 – Landesauswertung<br />
der schulärztlichen Untersuchung in Baden-<br />
Württemberg<br />
• Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg/Umweltmykologie<br />
GbR Berlin/Landesgesundheitsamt<br />
Mecklenburg-Vorpommern/Universitätsklinikum<br />
Aachen, Institut für Hygiene und Umweltmedizin:<br />
Erhebung von Hintergrundwerten für die Bewertung<br />
von Schimmelpilzen im Innenraum (im Auftrag<br />
des Umweltbundesamtes)<br />
• Feinstaubbelastungen und deren gesundheitliche<br />
Wirkungen bei Kindern. Untersuchung 2001/02 –<br />
Berichtsband und Anhang<br />
• Identifikation der Quellen fäkaler Verunreinigungen<br />
von Badegewässern. Teilprojekt 1: Entwicklung<br />
der Methode und Aufbau einer Datenbasis als<br />
Beurteilungsgrundlage<br />
• Impfprävalenz und Immunschutz gegenüber Masern,<br />
Mumps, Röteln und FSME bei Viertklässlern<br />
in Baden-Württemberg<br />
• Infektionbericht 2003 – Meldepflichtige Infektionskrankheiten<br />
in Baden-Württemberg<br />
• Interaktion und Teilhabe in der Frühförderung –<br />
Dokumentation der Jahrestagung Frühförderung<br />
Baden-Württemberg vom 26.10.2004<br />
• Muttermilchuntersuchung Baden-Württemberg<br />
2001/02 im Rahmen der WHO-Studie zum Gehalt<br />
der Muttermilch mit PCBs, PCDDs und PCDFs<br />
• Praxistipps: Auf dem Weg zu mehr gesundheitlicher<br />
Teilhabe für alle Kinder und Jugendliche<br />
• Psychische Entwicklungsstörungen bei Kindern und<br />
Jugendlichen – Fortbildungsdokumentation vom<br />
06.10.2004<br />
• Sicherheit von Schwimm- und Badebeckenwasser<br />
aus gesundheitlicher und aufbereitungstechnischer<br />
Sicht, Teil 3: Vergleich verschiedener Schwimmbeckenwasseraufbereitungstechnologien<br />
im Hinblick<br />
auf die gesundheitliche Bewertung von Desinfektionsnebenprodukten<br />
(DNP) und auf die Möglichkeiten<br />
zu deren Minimierung<br />
• Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg/Umweltmykologie<br />
GbR Berlin: Standardisierung von<br />
Nachweismethoden für Schimmelpilze im Innenraum<br />
zur Vorbereitung von bundesweiten Ringversuchen<br />
• Tuberkulosemeldungen in Baden-Württemberg –<br />
Berichtsjahr 2003<br />
• Umed Info 15: Innenraumhygiene<br />
• Umed Info 16: Umwelt und Kind<br />
• Umed Info 17: Chemische Risikostoffe<br />
Leitfaden<br />
• Abgestimmte Ergebnisprotokolle der Arbeitsgruppe<br />
„Analytische Qualitätssicherung im Bereich der<br />
Innenraumluftmessung biologischer Schadstoffe“<br />
am Landesgesundheitsamt Baden Württemberg<br />
14.12.2001 (überarbeitet Dezember 2004): Schimmelpilze<br />
in Innenräumen – Nachweis, Bewertung,<br />
Qualitätsmanagement<br />
• Arbeitsrichtlinien für die Einschulungsuntersuchung<br />
und deren Dokumentation in Baden-Württemberg<br />
• Aufbau, Organisation und Abläufe in einer Massenimpfstätte<br />
– Einführung für Impfhelfer (CD-ROM)<br />
• Fachliche Empfehlungen zu den Beratungsstellen<br />
für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung § 19 IfSG<br />
• Handbuch Arbeitsmedizinische Vorsorge nach der<br />
Biostoffverordnung und Anhang<br />
• Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit<br />
Schimmelpilzen befallenen Innenräumen<br />
• Leitfaden Praxishygiene. Hygiene in der Arztpraxis<br />
und beim Ambulanten Operieren<br />
• Methoden und Befundbewertung im Wasserlabor.<br />
Skript zur Informationsveranstaltung für Gesundheitsämter,<br />
Prüflaboratorien und Wasserfachleute<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 5<br />
• Pocken – Einführung in das Impfkonzept Baden-<br />
Württemberg (CD-ROM)<br />
Infodienste<br />
• Infobulletin Nr. 4: Hygiene und Arbeitsschutz in<br />
Zahnarztpraxen<br />
Informationen<br />
• Desinfektoren 2005 – Aus- und Fortbildungsveranstaltungen<br />
• Fort- und Weiterbildung 2005 – Hygiene<br />
• Hygienebeauftragte Ärzte 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />
• Hygiene in Pflegeeinrichtungen 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />
für Hygienebeauftragte<br />
• Hygiene in Praxen 2005 – Fortbildungsveranstaltungen<br />
für Arzt- und Zahnarzthelferinnen<br />
• Jahresbericht 2003<br />
• Veranstaltungsprogramm 2005 – ÖGD, Landesarzt<br />
für Behinderte, Arbeitsmedizin<br />
LGA-Pressemitteilungen<br />
13.02.2004<br />
Schminke kann Hautreizungen oder allergische Reaktionen<br />
auslösen (in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung<br />
der Techniker Krankenkasse)<br />
28.04.2004<br />
Nominierung des Ehrenamt-Projektes „anna & marie“<br />
für den Deutschen Präventionspreis 2004<br />
13.05.2004<br />
Das Landesgesundheitsamt nimmt die Leitstellenfunktion<br />
für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)<br />
vielfältig wahr.<br />
21.06.2004<br />
Die Tuberkulose ist in Baden-Württemberg nicht besiegt.<br />
23.06.2004<br />
Deutscher Präventionspreis 2004 für das badenwürttembergische<br />
Ehrenamt-Projekt „anna & marie“<br />
24.06.2004<br />
Der Öffentliche Gesundheitsdienst Baden-Württemberg<br />
ist mit Gesundheitsdaten zu Umwelteinflüssen<br />
auf Kinder auch international gefragt.<br />
30.07.2004<br />
Das Sommerwetter lässt Magen-Darm-Infektionen<br />
stark ansteigen.<br />
03.08.2004<br />
Ein wirksamer Schutz vor Sonnenstrahlen sind geeignete<br />
Kleidung, Schatten und Sonnenschutzmittel.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
08.09.2004<br />
Warnung vor importierter Hundetollwut in Südwest-<br />
Frankreich<br />
Poster<br />
Das DatenPräsentationsSystem der WHO für Baden-Württemberg<br />
V2.0. 54. Wissenschaftlicher Kongress<br />
des Bundesverbandes der Ärzte im ÖGD,<br />
Marburg, 06.-08.05.2004.<br />
Brockmann SO, Klittich G, Oehme R, Fleischer J,<br />
Dreweck C, Maslo D, Pfaff, G, Kimmig P. Food- and<br />
waterborne disease outbreaks in Germany: five years<br />
(1999-2003) in the State of Baden-Württemberg.<br />
5th World Congress on Foodborne Infections and<br />
Intoxications, Berlin, 01.-04.06.2004.<br />
Brockmann SO, Baier S, Schiefen P. Food safety and<br />
disposable gloves in food service workers. 5th World<br />
Congress on Foodborne Infections and Intoxications,<br />
Berlin, 01.-04.06.2004.<br />
Brockmann SO, Kratzer W, Bertling U, Kirch A,<br />
Kimmig P, Piechotowski I, Kern P for the EMIL STU-<br />
DY GROUP. Human alveolar echinococcosis in an<br />
urban population in Southwest Germany: epidemiology,<br />
serology and hepatic ultrasound screening results<br />
of the EMIL study group. American Society of<br />
Tropical Medicine and Hygiene, Miami/USA, 07.-<br />
11.11.2004.<br />
Dreweck C. Tuberkulose und Migration: Tuberkulosemeldungen<br />
in Baden-Württemberg. 54. Wissenschaftlicher<br />
Kongress des Bundesverbandes der Ärzte<br />
im ÖGD, Marburg, 06.-08.05.2004.<br />
Eickhoff P, Zöllner I, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />
Untersuchung zur Bestimmung von Lungenfunktionsreferenzwerten<br />
für Kinder in Baden-Württemberg.<br />
1. Workshop zur bevölkerungsbezogenen Expositionsabschätzung<br />
- Datengrundlagen und probabilistische<br />
Methoden, Berlin, 29.-30.01.2004.<br />
Gabrio T, Weidner U. Indoor fungi pollution. 4. Ministerkonferenz<br />
Umwelt und Gesundheit der WHO, Budapest/Ungarn,<br />
23.-25.06.2004.<br />
Gabrio T, Baudisch C, Dill I, Szewzyk R, Trautmann C,<br />
Weidner U. Investigation of background concentrations<br />
for the assessment of fungal growth in indoor environments.<br />
WHO, Vilnius/Litauen, 29.09.-01.10.2004.<br />
Jovanovic S, Appelt M, Körber JM. Information activities<br />
in Baden-Württemberg, Germany aimed at protecting<br />
teenagers against leisure noise induced hearing<br />
damage. 2nd WHO Housing and Health Symposium,<br />
Vilnius/Litauen, 29.09-01.10.2004.<br />
Jovanovic S, Link B, Schwenk M. Traffic noise exposure<br />
and stress in children: pilot study. 2nd WHO<br />
151<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung
152 Anhang 5<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Housing and Health Symposium, Vilnius/Litauen,<br />
29.09-01.10.2004.<br />
Link B, Gabrio T, Zöllner I. Heath Office Sentinel<br />
Project in Baden-Wuerttemberg, Germany: Children’s<br />
Health and Environment. International Conference<br />
European Environment & Health Action Plan, 2004-<br />
2010, Implementation, Egmond aan Zee/Niederlande,<br />
02.-03.12.2004.<br />
Link B, Kovaleva G, Zöllner I, Felder-Kennel A, Maisner<br />
V, Schick KH, Schrimpf M. Stickstoffoxid in der<br />
Ausatemluft (eNO) als Indikator allergischer Reaktionen<br />
in epidemiologischen Untersuchungen. 12. Konferenz<br />
der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin<br />
und öffentliche Gesundheit (GHU), Halle, 03.-<br />
05.10.2004.<br />
Oehme R, Brockmann SO, Hartelt K, Kimmig P.<br />
Shedding of Norovirus in a food handler during a<br />
restaurant outbreak of Norovirus gastroenteritis. 5th<br />
World Congress on Foodborne Infections and Intoxications,<br />
Berlin, 01.-04.06.2004.<br />
Wagner-Wiening C. Q-Fever Consulting Laboratory.<br />
Serological follow-up of acute q-fever-infections.<br />
DGHM-Tagung, Münster, 27.-29.11.2004.<br />
Buchbeiträge/Zeitschriftenartikel<br />
Amend R, Blessing R, Feurer J, Friedle A, Gabrio T,<br />
Goes R, Hummel A, Jovanovic S; Link B, Schweisberg<br />
F, Volland, Wacker S, Zöltzer D. Stellungnahme<br />
zu dem Artikel „Über das Biological Monitoring, den<br />
Unwillen Gesundheitsrisiken rational abzuschätzen<br />
und die Lust zu radikalen Maßnahmen“ – Umweltmedizin<br />
in Forschung und Praxis, 2004: 9, 61-64. Umweltmed<br />
Forsch Prax 2004; 9: 331-335.<br />
Brockmann S. Infektionsschutz und biologische Gefahrenabwehr.<br />
In: Peter H (Hrsg.), Maurer K (Hrsg.).<br />
Gefahrenabwehr bei Großveranstaltungen. Band 1.<br />
1. Auflage. Edewecht: Stumpf und Kossendey, 2004:<br />
50-67.<br />
Brockmann SO, Piechotowski I, Kimmig P. Salmonella<br />
in sesame seed products. Journal of Food Protection<br />
2004; 67 (1): 178-80.<br />
Domres B, Manger A, Kay M, Brockmann S, Hädinger T.<br />
Katastrophenmedizin in Deutschland: Neue Dimensionen<br />
der Bedrohung durch Terror. Teil 1. Chirurgische<br />
Allgemeine Zeitung 2004; 5 (5): 226-31.<br />
Domres B, Manger A, Kay M, Brockmann S, Hädinger T.<br />
Katastrophenmedizin in Deutschland: Neue Dimensionen<br />
der Bedrohung durch Terror. Teil 2. Chirurgische<br />
Allgemeine Zeitung 2004; 5 (6): Suppl A-C.<br />
Domres B, Brockmann S. Unfälle bei Auslandsreisen.<br />
In: Braun R (Hrsg.), Burchard G (Hrsg.), Fröhlich<br />
E (Hrsg.), Nothdurft H (Hrsg.). Reise- und Tropenme-<br />
dizin Kursbuch für Weiterbildung, Praxis und Beratung.<br />
Band 1. 1. Auflage. Stuttgart: Schattauer-Verlag,<br />
2004: 42-45.<br />
Enders M, Weidner A, Zoellner I, Searle K, Enders G.<br />
Fetal morbidity and mortality after acute human parvovirus<br />
B19 infection in pregnancy: prospective evaluation<br />
of 1018 cases. Prenatal Diagnosis 2004; 24:<br />
513-518.<br />
Erdinger L, Eckl O, Ingel F, Khussainova Sh, Genova E,<br />
Mann V, Gabrio T. Human Biomonitoring of Hg, As,<br />
HCB, DDE, and PCBs from Children living in Aralsk<br />
and Akchi, Kazakstan. J. Hyg. Env. Health 2004; 207:<br />
541-547.<br />
Erdinger L, Kühn K, Feldhues R., Fröbel T, Nohynek B,<br />
Gabrio T. Pathways of THM uptake in swimming<br />
pools. J. Hyg. Env. Health 2004; 207: 571-575.<br />
Fischer G, Möller M, Gabrio T, Palmgren U, Keller R,<br />
Richter H, Dott W, Paul R. Vergleich der Messverfahren<br />
zur Bestimmung von MVOC in Innenräumen.<br />
Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 43-53.<br />
Gabrio T, Broser S, Felder-Kennel A, Fichtner G,<br />
Kirsch H, Link B, Maisner V, Rzonca E, Schick K-H,<br />
Schrimpf M, Schröder S, Spöker-Maas K, Weidner U,<br />
Wuthe J, Zöllner I. Bestimmung der Schimmelpilzkonzentration<br />
in Wohnungen und Schulen Baden-Württembergs.<br />
Gesundheitswesen 2004; 66: 528-535.<br />
Gabrio T, Bertsch A, Karcher C, Nordschild S, Sacré C.<br />
Belastung von Badebeckenwasser mit anorganischen<br />
Desinfektionsnebenprodukten. Archiv des Badewesens<br />
2004; 57: 158-163.<br />
Gabrio T, Bertsch A. Determination of carbonyl compounds<br />
in pool water with O-(2,3.4,5,6-pentafluorobenzyl)hydroxyamine<br />
hydrochloride and gas chromatographic-tandem<br />
mass spectrometric analysis.<br />
J. Chromatogr. A 2004; 1046: 293-296.<br />
Gabrio T, Creuznacher H, Fischer G, Herold T, Kämpfer<br />
P, Philipp W, Rabe R, Tesseraux J, Weidner U,<br />
Woppowa L. Ergebnis eines Probenaustausches<br />
gemäß Richtlinien VDI 4252 Blatt 2 und VDI 4253<br />
Blatt 2. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 2004; 64:<br />
295-299.<br />
Gabrio T, Dill I, Trautmann C, Weidner U. Schimmelpilze<br />
im Hausstaub – Probenahme und Bestimmung.<br />
Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 21-28.<br />
Gabrio T, Dill I, Trautmann C, Weidner U. Schimmelpilze<br />
in Luft – Probenahme und Bestimmung, Validierung<br />
von Probenahmeverfahren zur Bestimmung von Schimmelpilzen<br />
in Luft. Bundesgesundheitsblatt 2005; 48:<br />
3-11.<br />
Graf P, Finke EJ, Fleischer K, Huber H, Pfaff G.<br />
Management von Ansteckungsverdächtigen: Ermittlung,<br />
Klassifizierung, Beratung und anti-epidemische<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 5<br />
Maßnahmen. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe (Hrsg.). Biologische Gefahren.<br />
Beiträge zum Bevölkerungsschutz. 1. Auflage.<br />
Bonn: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe,<br />
2004: 292-301.<br />
Grüner C, Haberditzl A, Gabrio T, Härtig E, Roth A,<br />
Wagner H, Weidner U. Belastung von Beschäftigten<br />
in Archiven durch Schimmelpilze und ihre Auswirkungen<br />
auf die Gesundheit – Vorschläge zum Arbeitsschutz.<br />
VDR-Schriftenreihe 2004; 1: 243-251.<br />
Hartelt K, Oehme R, Frank H, Brockmann SO, Hassler<br />
D, Kimmig P. Pathogens and symbionts in ticks:<br />
prevalence of Anaplasma phagocytophilum (Ehrlichia<br />
sp.), Wolbachia sp., Rickettsia sp., and Babesia<br />
sp. in Southern Germany. Int J Med Microbiol 2004;<br />
293 Suppl 37: 86-92.<br />
Jovanovic S, Link B, Piechotowski I, Gabrio T, Zöllner I.<br />
Environmental health surveillance system in<br />
southwestern Germany: prevalence of allergies in<br />
children and levels of biological agents in households.<br />
In: WHO Regional Office for Europe European Centre<br />
for Environment and Health (Bonn Office). Proceedengs<br />
of the WHO international symposium „Housing<br />
and Health“ 21-23 November. Forli/Italien:<br />
I. C. A. R. O. s. r. l., 2004: 209-214.<br />
Jovanovic S, Felder-Kennel A, Gabrio T, Kouros B,<br />
Link B, Maisner V, Piechotovski I, Schick K-H, Schrimpf<br />
M, Weidner U, Zöllner I, Schwenk M. Indoor fungi levels<br />
in homes of children with and witout allergy history. Int.<br />
J. Hyg. Environm. Health 2004; 207: 369-378.<br />
Koppe C, Jendritzky G, Pfaff G. Die Auswirkungen<br />
der Hitzewelle 2003 auf die Gesundheit. In: Deutscher<br />
Wetterdienst (Hrsg.). Klimastatusbericht 2003.<br />
1. Auflage. Offenbach: Deutscher Wetterdienst, 2004:<br />
152-162.<br />
Körber J. Sexuell übertragbare Krankheiten – wieder<br />
ein aktuelles Thema. ajs Informationen – Fachzeitschrift<br />
der Aktion Jugendschutz 2004; 1: 19-20.<br />
Link B, Gabrio T, Zöllner I, Schwenk M, Siegel D,<br />
Schultz E, Scharring S, Borm P. Indoor and Outdoor<br />
Particle Exposure of Children in Baden-Württemberg<br />
and health Effects. In: Heinrich U (Hrsg.). 9th International<br />
Inhalation Symposium: Effects of Air Contaminants<br />
on the Respiratory Tract – Interpretations from<br />
Molecular to Meta Analysis. Stuttgart: Fraunhofer<br />
IRB Verlag, 2004: 347-359.<br />
Pfaff G, Koppe C, Jendritzky G. Hitzewellen und<br />
extreme Klimaereignisse – Herausforderungen für<br />
das Gesundheitswesen. Epidemiol Bulletin 2004; 25<br />
(18.6.): 200-201.<br />
Schäfer T, Borowski C, Diepgen TL, Hellermann M,<br />
Piechotowski I, Reese I, Roos T, Schmidt S, Sitter H,<br />
Werfel T, Gieler U. Allergieprävention – Evidenzba-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
sierte und konsentierte Leitlinie des Aktionsbündnisses<br />
Allergieprävention (abap) – Kurzfassung. Allergo<br />
J 2004; 13: 252-260.<br />
Schmid M, Oehme R, Schalasta G, Brockmann S,<br />
Kimmig P, Enders G. Fast detection of Noroviruses<br />
using a real-time PCR assay and automated sample<br />
preparation. BMC Infect Diseases 2004; 4 (1): 15-19.<br />
Seidl H-P, Gabrio T, Weidner U, Dill I, Fischer G,<br />
Grün L, Hoekstra E, Rabe R, Samson RA, Trautmann<br />
C. Ringversuch “Innenraumrelevante Schimmelpilze”.<br />
Bundesgesundheitsblatt 2005; 48: 36-42.<br />
Trautmann C, Gabrio T, Dill I, Weidner U, Baudisch C.<br />
Hintergrundkonzentrationen von Schimmelpilzen in<br />
der Luft – Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />
in Wohnungen ohne bekannte Schimmelpilzschäden<br />
in 3 Regionen Deutschlands. Bundesgesundheitsblatt<br />
2005; 48: 12-20.<br />
Trautmann C, Gabrio T, Dill I, Weidner U. Hintergrundkonzentrationen<br />
von Schimmelpilzen in Hausstaub<br />
– Erhebung von Schimmelpilzkonzentrationen<br />
in Wohnungen ohne bekannte Schimmelpilzschäden<br />
in 3 Regionen Deutschlands. Bundesgesundheitsblatt<br />
2005; 48: 29-35.<br />
Zöllner I, Thewalt B. Ergebnisse zur Differenzierungsprobe<br />
nach Breuer und Weuffen aus Einschulungsuntersuchungen<br />
in Baden-Württemberg 1997-<br />
2002. In: Ruoho K (Hrsg.). Die PISA-Studie. Eine<br />
Herausforderung zur pädagogischen Prophylaxe.<br />
Band 1. 1. Auflage. Joensuu, Finnland: Universität<br />
Joensuu, 2004: 82-93.<br />
Zöllner I. Sachdatenerhebung und methodische Probleme<br />
bei kleinräumigen epidemiologischen Studien.<br />
In: Schweikart J (Hrsg.), Kistemann T (Hrsg.). Geoinformationssysteme<br />
im Gesundheitswesen. Band 1.<br />
1. Auflage. Heidelberg: Herbert Wichmann Verlag,<br />
2004: 55-69.<br />
Tätigkeiten der Mitarbeiter in Lehre und<br />
Forschung<br />
Lehraufträge in der Aus- und Weiterbildung<br />
Bittighofer PM. Arbeits- und Umweltmedizin. Fachhochschule<br />
Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />
Bittighofer PM. Aufgaben der Arbeitsaufsicht, Chemikalienrecht.<br />
Technische Akademie Esslingen,<br />
Qualifikation arbeitsmedizinischer Assistenten.<br />
Bittighofer PM. Chemikalien-Gesetzgebung, Faserstäube,<br />
Berufskrankheiten, Aufgaben der Arbeitsaufsicht,<br />
Begehungen, Bibliothek des Betriebsarztes, Arbeitsschutz-<br />
und Arbeitssicherheitsgesetz. Sozial- und<br />
Arbeitsmedizinische Akademie (SAMA) Baden-<br />
153<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung
154 Anhang 5<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Württemberg, FB Arbeitsmedizin, Theoretische Kurse<br />
A, B, C zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm, Stuttgart.<br />
Bittighofer PM. Ökologischer Kurs. Universität Ulm.<br />
Grüner C. Arbeits- und Umweltmedizin: Haut- und<br />
Atemwegskrankheiten, Mikrobiologie. Fachhochschule<br />
Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />
Grüner C. Biologische Abfallwirtschaftsbetriebe, Kühlschmierstoffe,<br />
Friseursberuf, sensibilisierende und<br />
toxische Wirkung von Pilzen. SAMA Baden-Württemberg,<br />
FB Arbeitsmedizin, Theoretische Kurse A, B, C<br />
zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm, Stuttgart.<br />
Krämer D. Grundlagen der Gesundheitsberichterstattung.<br />
Fachhochschule für Sozialwesen Esslingen,<br />
Studiengänge Pflegemanagement und Pflegepädagogik,<br />
WS 2003/04.<br />
Müller-Barthelmeh R. Arbeits- und Umweltmedizin:<br />
Gentechnik, Reproduktionstoxikologie. Fachhochschule<br />
Nürtingen, Masterstudiengang Umweltschutz.<br />
Müller-Barthelmeh R. Ermächtigungen, Mutterschutzgesetz,<br />
Gentechniksicherheitsverordnung. SAMA<br />
Baden-Württemberg, FB Arbeitsmedizin, Theoretische<br />
Kurse A, B, C zur ärztlichen Weiterbildung; Ulm,<br />
Stuttgart.<br />
Müller-Barthelmeh R. Ermächtigungen von Ärzten<br />
nach Strahlenschutz- und Röntgenverordnung. Forschungszentrum<br />
Karlsruhe, Technik und Umwelt,<br />
Strahlenschutzkurs.<br />
Zöllner I. Epidemiologie. Universität Hohenheim, SS<br />
2004.<br />
Zöllner I. Hygiene, Epidemiologie. MTA-Schule des<br />
Katharinenhospitals.<br />
Vorträge<br />
Berg B. Behinderungsarten – medizinische Aspekte.<br />
Fachtagung des Sozialministeriums für die Heimaufsichtsbehörden,<br />
Bad Boll, 08.-09.03.2004.<br />
Berg B. Neugeborenenhörscreening in Baden-Württemberg<br />
– wo stehen wir und wie geht es weiter?<br />
Arbeitsgruppe Neugeborenenhörscreening Baden-<br />
Württemberg, Stuttgart, 17.11.2004.<br />
Bittighofer PM. Screening-Untersuchungen nach<br />
Fahrerlaubnisverordnung: grundsätzliches Vorgehen.<br />
Weiterbildungskurs der Landesärztekammer Baden-<br />
Württemberg zum Erwerb der verkehrsmedizinischen<br />
Qualifikation, Karlsruhe, 22.-24.03.2003.<br />
Bittighofer PM. Screening-Untersuchungen nach<br />
Fahrerlaubnisverordnung: Information des Probanden,<br />
Schweigepflicht. Weiterbildungskurs der Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg zum Erwerb<br />
der verkehrsmedizinischen Qualifikation, Karlsruhe,<br />
22.-24.03.2003.<br />
Bittighofer PM. Vorgehen bei arbeitsmedizinischer<br />
Vorsorgeuntersuchung (Screening); Information der<br />
Probanden. Landesärztekammer Baden-Württemberg:<br />
Verkehrsmedizinische Qualifikation für Fachärzte<br />
nach FeV, Karlsruhe, 20.03.2004.<br />
Brockmann S. Transport ansteckungsgefährlicher<br />
Güter – Was ist Gefahrgut der Klasse 6.2? Seminar<br />
„Umgang und Transport diagnostischer Proben und<br />
Abfälle“ der IHK Reutlingen (Gefahrgutbüro), Reutlingen,<br />
10.03.2004.<br />
Brockmann S. Versand von Diagnostischen Proben<br />
und Stammkulturen. Seminar „Umgang und Transport<br />
diagnostischer Proben und Abfälle“ der IHK<br />
Reutlingen (Gefahrgutbüro), Reutlingen, 10.03.2004.<br />
Eitel K. Prävention von Übergewicht bei Kindern und<br />
Jugendlichen. Hauptsache gesund...? Körperliches,<br />
psychisches und soziales Wohlbefinden von Kindern<br />
und Jugendlichen. ajs-Jahrestagung 2004, Stuttgart,<br />
18.11.2004.<br />
Eitel K. Qualitäten vor Ort entwickeln – die Arbeit des<br />
regionalen Knotens Baden-Württemberg. 10. Kongress<br />
Armut und Gesundheit: neue Bewegungen für Gesundheit,<br />
Gesundheit Berlin e. V, Berlin, 04.12.2004.<br />
Esther C, Haffner J, Münch H. Verhalten als Symptom<br />
– sozialmedizinische und psychologische Aspekte.<br />
Auffälligkeiten im Verhalten – Erziehung stärken,<br />
Entwicklungen erkennen und fördern. Pädagogischer<br />
Kongress des Ministeriums für Kultus, Jugend<br />
und Sport und des Landesschulbeirates Baden-Württemberg,<br />
Heilbronn, 03.05.2004.<br />
Fleischer J. Hygienische Anforderungen an Bewässerungswasser<br />
im Obstbau. 34. Weinsberger Obstbautag,<br />
Weinsberg/Heilbronn, 10.02.2004.<br />
Gabrio T. Analytik der Innenraumbelastung mit Holzschutzmitteln<br />
– Ergebnisse zur Qualitätssicherung<br />
mittels Ringversuchen. Fortbildungsveranstaltung<br />
U 22/04, Akademie für öffentliches Gesundheitswesen<br />
in Düsseldorf, Hannover, 24.-25.06.2004.<br />
Gabrio T. Erfahrungen mit dem Schimmelpilzleitfaden<br />
der länderübergreifenden Arbeitsgruppe am Landesgesundheitsamt<br />
Baden-Württemberg. Stadt Fürth,<br />
Schimmelpilze in Innenräumen, Fürth, 10.12.2004.<br />
Gabrio T. Natürliche Hintergrundkonzentrationen von<br />
Schimmelpilzen in der Umwelt. Fachgespräch „Mikroorganismen<br />
in der Umgebung von Bioabfallbehandlungsanlagen“<br />
im BMU, Bonn, 30.09.2004.<br />
Gabrio T. Qualitätssicherung beim Nachweis von<br />
Schimmelpilzen und Handlungsempfehlungen zur<br />
Sanierung von Schimmelpilzschäden. VBD-SEMI-<br />
NAR Nr.S010067, Göttingen, 16.02.2004.<br />
Gabrio T. Qualitätssicherung beim Nachweis von<br />
Schimmelpilzen und Handlungsempfehlung zur Sa-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 5<br />
nierung von Schimmelpilzschäden. Wissensforum<br />
Schadstoffe in Innenräumen – Bauschäden, Mannheim,<br />
11.-12.03.2004.<br />
Gabrio T. Sanierungempfehlungen des Landesgesundheitsamtes<br />
Baden-Württemberg. 11. WaBoLu-<br />
Innenraumtage, Berlin, 17.-19.05.2004.<br />
Gabrio T. Sanierung: Gesundheitliche Aspekte, Leitfaden<br />
– Bedeutung und Relevanz. 573. DECHEMA-<br />
Kolloquium, Frankfurt am Main, 26.02.2004.<br />
Gabrio T. Sanierungsleitfaden des LGA. 8. Pilztagung<br />
des VDB, Bochum, 11.-12.06.2004.<br />
Gabrio T, Weidner U. Sanierungstechniken und techn.<br />
Schutzmaßnahmen. Sachkundeseminar Schimmelpilzsanierung<br />
– Technische Informationsstelle des<br />
deutschen Maler- und Lackiererhandwerks, Rutesheim,<br />
27.-28.05./08.-09.09.2004.<br />
Gabrio T. Schimmelpilzbildung – bauphysikalische<br />
Grundlagen und geeignete Konstruktionen – Ursachen<br />
und Handlungsempfehlungen zur Sanierung.<br />
Tagung – Gesundes Wohnklima – Beratung vom<br />
Schreiner, Stuttgart, 15.06.2004.<br />
Groen M, Berg B. „anna & marie“ – große Freundinnen<br />
für Mädchen ab 12. Auffälligkeiten im Verhalten<br />
– Erziehung stärken, Entwicklungen erkennen und<br />
fördern. Pädagogischer Kongress des Ministeriums<br />
für Kultus, Jugend und Sport und des Landesschulbeirats<br />
Baden-Württemberg, Heilbronn, 03.05.2004.<br />
Grüner C. Abfallbetriebe, Kühlschmierstoffe. Arbeitsmedizinische<br />
Fortbildungsveranstaltung der SAMA<br />
Baden-Württemberg, Ulm, 08.03.2004.<br />
Grüner C. Anwendung der BiostoffV in der Landwirtschaft.<br />
Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung<br />
der SAMA Baden-Württemberg: Arbeitsschutz<br />
in der Landwirtschaft, Ulm, 30.01.2004.<br />
Grüner C. Biologische Wirkung mikrobieller Aerosole.<br />
Bundesumweltministerium, Bonn, 30.09.2004.<br />
Grüner C. BiostoffV. Arbeitsmedizinische Fortbildungsveranstaltung<br />
der SAMA Baden-Württemberg,<br />
Ulm, 23.02.2004.<br />
Grüner C. Erkennen von Gefahren. Universität Tübingen,<br />
Institut für Psychologie, Psychologisches<br />
Seminar, Tübingen, 27.01.2004.<br />
Grüner C. Gefahrstoffverordnung, Biostoffverordnung,<br />
Psyche und Mutterschutz, Mutterschutz im Kindergarten.<br />
Mutterschutz-Fachtagung des Sozialministeriums<br />
und der Gewerbeaufsicht, Stuttgart, 25.11.2004.<br />
Grüner C. Gesundheitliche Bewertung von Schimmelpilzen<br />
und anderen Innenraumkontaminanten bei<br />
Sanierungsarbeiten. Fortbildung Stukkateur-Innung<br />
Sanierungskurs, Rutesheim, 26.05.2004.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Grüner C. Mutterschutz bei der Tagesbetreuung von<br />
Kindern. BAD-Fortbildung Mutterschutz, Stuttgart,<br />
10.05.2004.<br />
Grüner C. Psychische Fehlbelastungen. Zentrale<br />
Fortbildung des UVM für die Gewerbeaufsicht, Oberwolfach,<br />
05.10.2004.<br />
Herbert E, Diedler A, Krämer D, Pfaff G. Altern und<br />
Gesundheit in Baden-Württemberg. 54. Wissenschaftlicher<br />
Kongress des Bundesverbandes der Ärzte<br />
im ÖGD, Marburg, 06.-08.05.2004.<br />
Jaroni H. Leichtflüchtige Stoffe in der Altlastenbearbeitung<br />
in Baden-Württemberg. Veranstaltung des<br />
Ministeriums für Umwelt und Verkehr, Insel Mainau,<br />
19.-20.10.2004.<br />
Jaroni H. Mobilfunk und Gesundheit. Kommunen und<br />
Mobilfunk, Konrad-Adenauer-Stiftung, Stuttgart,<br />
16.03.2004.<br />
Jaroni H. Umwelt und Gesundheit. 1.Umweltbeobachtungskonferenz,<br />
Karlsruhe, 30.09.2004.<br />
Jovanovic S. Environmental Health Surveillance System<br />
in Baden-Württemberg. Vertretung des Landes<br />
Baden-Württemberg bei der EU, Brüssel/Belgien,<br />
06.02.2004.<br />
Jovanovic S. Gesundheitliche Auswirkungen bei Heranwachsen<br />
durch Lärmeinflüsse. Veranstaltung des<br />
Ministeriums für Umwelt und Verkehr „Schüler horchen<br />
auf: Lärm (k)ein Thema für die Schule, Karlsruhe,<br />
26.10.2004.<br />
Kimmig P. Borreliose. AOK, Pforzheim, 14.07.2004.<br />
Kimmig P. Die Parasitologie, die Königin der Infektiologie.<br />
Symposium Prof. Braun, Stuttgart, 26.03.2004.<br />
Kimmig P. Die Zecke als Krankheitsüberträger. Fortbildung<br />
der Landesärztekammer Baden-Württemberg,<br />
Stuttgart, 17.04.2004.<br />
Kimmig P. Die Zecke als Krankheitsüberträger. Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg, Stuttgart,<br />
25.09.2004.<br />
Kimmig P. Einheimische Parasitosen. Medizinisches<br />
Kolloquium Olgahospital, Stuttgart, 17.03.2004.<br />
Kimmig P. Epidemiologie der Borreliose in Europa.<br />
Medizinisches Symposium, Hannover, 08.06.2004.<br />
Kimmig P. FSME/Borreliose. Ärztliches Symposium,<br />
Göppingen, 20.03.2004.<br />
Kimmig P. FSME/IfSG. Universität Hohenheim,<br />
30.06.2004.<br />
Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prophylaxe.<br />
Medizinisches Symposium Universität, Tübingen,<br />
27.03.2004.<br />
155<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung
156 Anhang 5<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prohylaxe.<br />
Reisemedizin, Tübingen/Kornwestheim, 13.03./<br />
16.06.2004.<br />
Kimmig P. FSME: Infektion, Epidemiologie, Prophylaxe.<br />
Tag der Arbeitsmedizin, Wiesbaden, 14.02.2004.<br />
Kimmig P. Q-Fieber: Erreger, Krankheitsbild, Diagnostik,<br />
Epidemiologie. Tierärztliches Kolloquium,<br />
Stuttgart/Aulendorf, 03.02./04.02.2004.<br />
Kimmig P. Seltenere Zecken-übertragene Infektionen.<br />
Medizinisches Symposium, Bad Nauheim/Villingen<br />
Schwenningen, 23.03./24.03.2004.<br />
Kimmig P. Zecken, FSME. Ärztliche Fortbildungsveranstaltung,<br />
München, 10.02.2004.<br />
Kimmig P. Zeckenübertragene Infektionen. Ärztliche<br />
Fortbildung, Karlsruhe, 22.09.2004.<br />
Kimmig P. Zeckenübertragene Infektionen. Symposium<br />
Arthropodenübertragene Infektionen, Bundeswehr,<br />
München, 21.10.2004.<br />
Kimmig P. Zerkariendermatitis. Kolloquium des ÖGD,<br />
Meersburg, 23.06.2004.<br />
Körber JM. Aktuelles auf dem Fachgebiet STD einschließlich<br />
AIDS auf Landes- und Bundesebene.<br />
Fachkonferenz der AIDS-Fachkräfte des Regierungspräsidiumsbezirks<br />
Freiburg, Freiburg, 29.06.2004.<br />
Körber JM. „anna & marie“: Präsentation der Zwischenergebnisse.<br />
Landratsamt Heilbronn, Heilbronn,<br />
16.03.2004.<br />
Körber JM. Entwicklung neuer fachlicher Empfehlungen<br />
zu AIDS und STDs. Arbeitsgruppe AIDS-Prävention<br />
des Sozialministeriums, Stuttgart, 26.10.2004.<br />
Körber JM. Epidemiologie sexuell übertragbarer Erkrankungen<br />
unter besonderer Berücksichtiung Osteuropas<br />
im Hinblick auf präventive Projekte bei Spätaussiedlern.<br />
Evangelische Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg,<br />
Stuttgart, 27.04.2004.<br />
Körber JM. Ergebnisse der MSM-Studie. Aktuelles in<br />
den Bereichen STD und AIDS. Fachkonferenz der<br />
AIDS-Fachkräfte des Regierungsbezirks Tübingen,<br />
Sigmaringen, 04.10.2004.<br />
Körber JM. Ergebnisse der MSM-Studie. Aktuelles in<br />
den Bereichen STD und AIDS. Fachkonferenz der<br />
AIDS-Fachkräfte des Regierungspräsidiumsbezirks<br />
Karlsruhe, Karlsruhe, 19.10.2004.<br />
Körber JM. Evaluation des Projektes KiP – Projekt zur<br />
Unterstützung Kinder psychisch kranker Eltern. Arbeitskreis<br />
ehrenamtlicher Paten des Weinsberger<br />
Hilfsverein für psychisch kranke Menschen e. V,<br />
Heilbronn, 18.11.2004.<br />
Körber JM. Möglichkeiten und Grenzen des Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienstes im STD-Bereich unter<br />
Berücksichtigung der Gesetzeslage in Deutschland.<br />
Workshop im Generalrat des Département Bas-Rhin<br />
„Bekämpfung sexuell übertragbarer Krankheiten im<br />
grenzüberschreitenden Kontext“, Straßburg/Frankreich,<br />
23.09.2004.<br />
Körber JM. Vorstellung der „Fachlichen Empfehlungen<br />
zu den Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung/§<br />
19 IfSG. Forum <strong>Öffentlicher</strong><br />
Gesundheitsdienst/Gesundheitswissenschaften/<br />
Kommunalpolitik, Stuttgart, 12.11.2004.<br />
Körber JM. Vorstellung des Screening-Konzeptes des<br />
RKI. Arbeitsgruppe AIDS-Prävention des Sozialministeriums,<br />
Stuttgart, 11.03.2004.<br />
Körber JM. Zwischenbericht zur MSM-Studie. Arbeitsgruppe<br />
AIDS-Prävention des Sozialministeriums,<br />
Stuttgart, 11.03.2004.<br />
Krämer D, Diedler A, Pfaff, G. Altern im Spannungsfeld<br />
von sozialer Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit:<br />
Ausgewählte Ergebnisse aus der Gesundheitsberichterstattung.<br />
Wissenschaftliche Jahrestagung<br />
der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und<br />
Prävention (DGSMP), Magdeburg, 22.-24.09.2004.<br />
Krämer D. Inhalte und Ziele der Gesundheitsberichterstattung.<br />
Universität Heidelberg, Studiengang Psychologie,<br />
Heidelberg, 03.02.2004.<br />
Leykamm B. Adipöse Kinder – neues Arbeitsfeld?<br />
7. Arbeitstagung der AG Gesundheitswesen des Landkreistags<br />
Baden-Württemberg, Rottweil, 24.11.2004.<br />
Leykamm B. Aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitsförderung<br />
auf Landes- und Bundesebene. Fachkonferenz<br />
Gesundheitsförderung, Ludwigsburg,<br />
15.06.2004.<br />
Leykamm B. Aktuelles zur Gesundheitsförderung auf<br />
Landes- und Bundesebene. Mitgliederversammlung<br />
der Regionalen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheit,<br />
Emmendingen, 21.04.2004.<br />
Leykamm B. Gesunde Kinder – gleiche Chancen für<br />
alle! Netzwerk zur Gesundheitsförderung mit sozial<br />
Benachteiligten in Baden-Württemberg. Hauptsache<br />
gesund ...? Körperliches, psychisches und soziales<br />
Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. ajs-<br />
Jahrestagung 2004, Stuttgart, 18.11.2004.<br />
Leykamm B. Gesunde Kinder – gleiche Chancen für<br />
alle? Was kann der Öffentliche Gesundheitsdienst<br />
leisten? Gesunde Familien. „Hilfe, die Herdmanns<br />
kommen ... nicht“. Gesundheitsförderung mit und für<br />
Risikofamilien. Fachtagung der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft<br />
für Gesundheitsförderung e. V,<br />
Hamburg, 07.-08.09.2004, Stuttgart, 18.11.2004.<br />
Leykamm B. Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten:<br />
Knoten zur regionalen Koordinierung.<br />
Mehr Gesundheit für alle – Strategien und Erfahrun-<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 5<br />
gen. Satellitenveranstaltung des BKK Bundesverbands<br />
und Gesundheit Berlin e. V, Berlin, 02.12.2004.<br />
Leykamm B. G´sund & g´scheit – Netzwerk für gesundheitsfördernde<br />
Kindertageseinrichtungen und<br />
Schulen. Fachtagung „Jugendgesundheit“ der Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg, Stuttgart,<br />
20.10.2004.<br />
Leykamm B. Regionalknoten Baden-Württemberg<br />
zur Gesundheitsförderung mit sozial Benachteiligten.<br />
Projekttreffen der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, Köln, 29.09.2004.<br />
Leykamm B. Vergleichsring Gesundheitsförderung/<br />
Prävention. Forum <strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst/<br />
Gesundheitswissenschaften/Kommunalpolitik, Stuttgart,<br />
23.01.2004.<br />
Link B, Zöllner I. Children’s Health and Environment –<br />
Continuous Survey in Baden-Wuerttemberg since 1992.<br />
Fourth Ministerial Conference on Environment and<br />
Health: The future for our children, Budapest/Ungarn,<br />
23.-25.06.2004.<br />
Link B, Gabrio T, Zoellner I, Wuthe J, Scharring S,<br />
Schultz E. Exposure of children to indoor and outdoor<br />
particles in Baden-Wuerttemberg/Germany. 2nd WHO<br />
Internation Symposium „Housing and Health“, Vilnius/<br />
Litauen, 29.09.-01.10.2004.<br />
Link B. Feinstaubbelastung bei Kindern. Fortbildungstagung<br />
des Ausschusses Umwelt der Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg, Heidelberg, 17.01.2004.<br />
Link B. Feinstaubbelastungen und deren gesundheitliche<br />
Wirkungen bei Kindern. Statusseminar des<br />
Baden-Württemberg Programms Lebensgrundlage<br />
Umwelt und ihre Sicherung (BWPLUS), Karlsruhe,<br />
02.-03.03.2004.<br />
Mayr C, Brockmann SO, Oehme R, Marschang RE,<br />
Contzen M. Concentration and detection of Norovirus<br />
in various food matrices by RT-nested-PCR. 5th<br />
World Congress Foodborne Infections and Intoxications,<br />
Berlin, 01.-04.06.2004.<br />
Müller-Barthelmeh R. Ermächtigung nach StrlSchV<br />
und RöV in Baden-Württemberg. Fachdienstbesprechung<br />
Strahlenschutz (UVM), Stuttgart, 16.11.2004.<br />
Müller-Barthelmeh R. Leitfaden: Mutterschutz im Krankenhaus.<br />
BAD-Fortbildung Mutterschutz, Stuttgart,<br />
08.06.2004.<br />
Müller-Barthelmeh R. Leitfaden „Mutterschutz im Krankenhaus“:<br />
Tätigkeitsverbot auf Frühgeborenenintensivstation.<br />
Mutterschutz-Fachtagung des Sozialministeriums<br />
und der Gewerbeaufsicht, Stuttgart, 25.11.2004.<br />
Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />
Impfkritischer Stammtisch, Stuttgart-Degerloch,<br />
25.08.2004.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />
Landesjagdverband Bayern, Feldkirchen, 27.05.2004.<br />
Oehme R. Durch Zecken übertragenen Infektionen.<br />
Naturschutzzentrum Ruhestein, 15.05.2004.<br />
Oehme R. Epidemiologische Daten zu durch Zecken<br />
übertragenen Infektionen in Süddeutschland. B-<br />
Schutztagung der Bundeswehr, München, 20.-<br />
21.10.2004.<br />
Pfaff G. Bioterrorismus – Stand der vorbereitenden<br />
Planungen in den Partnerregionen. EPI-RHIN: Bekämpfung<br />
außergewöhnlicher Krankheitsgeschehen<br />
im grenzüberschreitenden Kontakt der Oberrheinregion,<br />
Kehl, 20.10.2004.<br />
Piechotowski I. Allergieprävention in Schule und Kindergarten.<br />
Umwelt und Allergie; Akademie für ärztliche<br />
Fortbildung und Weiterbildung der Landesärztekammer<br />
Hessen, Bad Nauheim, 20.03.2004.<br />
Röhm A. Aktuelles zur Suchtprävention aus dem<br />
LGA. Fachtagung des Landkreistages für die Beauftragten<br />
für Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg,<br />
Ludwigsburg, 10.05.2004.<br />
Röhm A. Aktuelles zur Suchtprävention aus dem<br />
LGA. Fachtagung des Landkreistages für die Beauftragten<br />
für Suchtprophylaxe in Baden-Württemberg,<br />
Schloss Beuggen, 29.11.2004.<br />
Röhm A. Projekte zur Raucherprophylaxe. Suchtforum<br />
2004 der Landesapothekerkammer Baden-<br />
Württemberg, Ulm, 21.07.2004.<br />
Wagner-Wiening C. Infektionen in Haft. Fachtagung<br />
Strafvollzug, Schramberg, 20.04.2004.<br />
Wagner-Wiennig C. Influenza – Methoden der Diagnostik<br />
und aktuelle Daten zur Influenzasaison 2003/<br />
04. Medizinische Virologie, Tübingen, 02.02.2004.<br />
Wagner-Wiening C. Mutterschutz bei der Tagesbetreuung<br />
von Kindern. BAD-Fortbildung Mutterschutz,<br />
Stuttgart, 10.05.2004.<br />
Waschko D. Legionellen und andere Wasserkeime<br />
als Gesundheitsgefahr. 2. Darmstädter Hygiene-Symposium<br />
2004, Darmstadt, 14.09.2004.<br />
Weidenfeller P. Hygiene und Qualitätssicherung in<br />
der Arztpraxis und im ambulanten OP-Betrieb. Ärztliche<br />
Fortbildungsakademie/Landratsamt Konstanz,<br />
Konstanz, 06.10.2004.<br />
Weidenfeller P. Infektionshygiene in der Pathologie.<br />
Landesgesundheitsamt Brandenburg, Potsdam,<br />
14.06.2004.<br />
Weidenfeller P. Mikrobiologische Aspekte der Biostoffverordnung.<br />
SAMA Baden-Württemberg, Ulm,<br />
20.02.2004.<br />
157<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung
158 Anhang 5<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung<br />
Wiedenmann A. Empfehlungen zur allgemeinen Hygiene<br />
in Bädern (Hygieneplan). Schwimm- und Badebeckenwasserkommission<br />
am Umweltbundesamt,<br />
Berlin, 11.11.2004.<br />
Wiedenmann A. Ergebnisse und Schlussfolgerungen<br />
aus dem UBA-Forschungsprojekt „Epidemiologische<br />
Erfassung des Erkrankungsrisikos beim Baden“.<br />
Bund-Länder-Arbeitskreis Badegewässer, Hannover,<br />
17.05.2004.<br />
Wiedenmann A. Infektionsgefahr in Badeteichen?<br />
Betrachtungen zur Wasserhygiene. Staatliche Lehrund<br />
Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg:<br />
„Schwimmteiche – Das alternative Badevergnügen.“,<br />
Heidelberg, 17.11.2004.<br />
Wiedenmann A. „Percent bathers exposed above<br />
NOAEL“ as a risk-related unit. Internationaler Workshop<br />
Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />
„Monitoring the Quality of Recreational Waters: Do<br />
we need a change of paradigms?“, Tübingen, 28.-<br />
30.03.2004.<br />
Wiedenmann A. Raumbegasung mit Formaldehyd.<br />
Im Sachkundelehrgang „Automatische Ethylenoxidund<br />
Formaldehydsterilisation, Raumbegasung mit<br />
Formaldehyd“. WissensTransfer (WiT)/Universität<br />
Tübingen, 27.09.2004.<br />
Wiedenmann A. Relation of EC and IE in German<br />
studies in comparison with UK monitoring results.<br />
Internationaler Workshop Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />
„Monitoring the Quality of Recreational<br />
Waters: Do we need a change of paradigms?“,<br />
Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />
Wiedenmann A, Krüger P, Dietz K. Report on the<br />
methods and results of the German randomised<br />
controlled trials. Internationaler Workshop Universi-<br />
tät Tübingen/Umweltbundesamt/LGA: „Monitoring the<br />
Quality of Recreational Waters: Do we need a change<br />
of paradigms?“, Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />
Wiedenmann A. Theoretical effects of area-integrated<br />
sampling and practical experiences at the LGA.<br />
Internationaler Workshop Universität Tübingen/Umweltbundesamt/LGA:<br />
„Monitoring the Quality of Recreational<br />
Waters: Do we need a change of paradigms?“,<br />
Tübingen, 28.-30.03.2004.<br />
Wiedenmann A. Should monitoring results be weighted<br />
by the time period for which they are valid? Internationaler<br />
Workshop Universität Tübingen/ Umweltbundesamt/LGA:<br />
„Monitoring the Quality of Recreational<br />
Waters: Do we need a change of paradigms?“, Tübingen,<br />
28.-30.03.2004.<br />
Wiedenmann A. Vortstellung der Ergebnisse der<br />
Badegewässerstudie des Umweltbundesamtes: „Epidemiologische<br />
Erfassung des Erkrankungsrisikos<br />
beim Baden“. Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen<br />
Düsseldorf: „Aktuelle Themen der Trinkwasser-,<br />
Badebeckenwasser- und Badegewässerhygiene“,<br />
Gelsenkirchen, 15.06.2004.<br />
Zöllner I. Ergebnisse aus Einschulungsuntersuchungen<br />
in Baden-Württemberg zur Diffenzierungsprobe<br />
nach Weuffen und Breuer. Kurs der Akademie für<br />
Ärztliche Fortbildung Düsseldorf, Hamburg, 09.06.2004.<br />
Zöllner I, Eickhoff P, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />
Ergebnisse einer Referenzwertstudie zur Lungenfunktion<br />
bei Kindern. Kolloquium in der Klinik Ambrock,<br />
Hagen, 22.07.2004.<br />
Zöllner I, Eickhoff P, Horras-Hun G, Knebel H, Link B.<br />
Referenzwerte zur Lungenfunktion bei Kindern und<br />
Jugendlichen. 38. Atmungsphysiologische Arbeitstagung,<br />
Dabrighausen, 30.01.2004.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Anhang 5<br />
Service<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
159<br />
Publikationen, Tätigkeiten in Lehre und Forschung
160 Service 1<br />
Index<br />
A<br />
AIDS 68<br />
aktive Surveillance 32<br />
Alkohol 68<br />
ambulantes Operieren 83<br />
Antibiotikaresistenzen 35<br />
Arbeitsschutz<br />
Friseure 78<br />
Nadelschutztechniken 79<br />
Öffentlichkeitsarbeit 74<br />
Tierhaltung (Rind) 76<br />
B<br />
Badedermatitis 30<br />
Badegewässer 25<br />
Badegewässerrichtlinie<br />
Novelle 25<br />
Behinderung 51, 53, 101<br />
Beobachtungsgesundheitsämter 12<br />
Berufskrankheiten<br />
Übersicht 128<br />
Bevölkerungsschutz 14<br />
Bewegung 45<br />
Bodenverunreinigungen 16<br />
C<br />
Caliciviren 32<br />
chemische Innenraumschadstoffe 22<br />
Clusteruntersuchungen 43<br />
Coxiella burnetii 41<br />
D<br />
DatenPräsentationsSystem 49<br />
Down-Syndrom 53<br />
Drogen 68<br />
Durchfallerkrankungen 32<br />
E<br />
EAPCCT 14<br />
Eingliederungshilfe 51<br />
Einschulungsuntersuchung 49<br />
EPI INFO 49<br />
Epidemiologie 48<br />
Ermächtigungen<br />
arbeitsmedizinische Vorsorge 129<br />
Ernährung 45<br />
Evidenzbasierung 84<br />
F<br />
Förderpreis Gesundheit 45<br />
Friseur<br />
Gesundheitsförderung 78<br />
Frühförderstellen 53<br />
Frühförderung 101<br />
Frühförderung und Integration<br />
Netzwerke 66<br />
G<br />
Gastroenteritis<br />
virale 32<br />
Gesundheitsberichterstattung 49, 86<br />
Gesundheitsförderung 45, 64, 84, 89, 101<br />
Gewässerqualität 25<br />
Grippeimpfung 57<br />
Gruppenerkrankungen 32<br />
H<br />
HIV/AIDS 70<br />
Hygiene<br />
in Arzt- und Zahnarztpraxen 82<br />
Hygienemaßnahmen<br />
Noroviren 32<br />
Hygieneplan 83<br />
I<br />
ICF 51<br />
infektiöse Gastroenteritis 32<br />
Influenza 57, 61<br />
K<br />
Kariesvorsorge 48<br />
Keuchhusten<br />
bei Schulkindern 46<br />
Durchimpfungsraten 46<br />
Kinder- und Jugendärztlicher Dienst 49<br />
kindliche Entwicklung 66<br />
kleinräumige Untersuchungen 43<br />
Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz 14<br />
Krankenhaushygienelabor 113<br />
Krankheitshäufungen 43<br />
L<br />
Landesarzt für Behinderte 101<br />
Lärm<br />
Umwelt 56<br />
Lebensmittel<br />
Noroviren 32<br />
Lebensmittelüberwachung 14<br />
Legionellen 37<br />
Lungenentwicklung<br />
Schüler 18<br />
M<br />
MEDITOX 14<br />
Multiresistenzen 35<br />
N<br />
Noroviren 32<br />
Norwalk-like Viren 32<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004
Service 1<br />
Novelle der EU-Badegewässerrichtlinie 25<br />
O<br />
Oberrheinkonferenz 14<br />
<strong>Öffentlicher</strong> Gesundheitsdienst 86<br />
P<br />
PCB 22<br />
PCP 22<br />
Penicillium spp. 19<br />
Pigmentmal-Monitoring 12<br />
Prävention 68, 101<br />
Karies 48<br />
von Übergewicht 45<br />
Prävention/Gesundheitsförderung 86<br />
Q<br />
Q-Fieber 41<br />
Qualitätssicherung 14, 84<br />
Nadelschutztechniken 79<br />
R<br />
Rahmenkonzeption Frühförderung 66<br />
Rehabilitation 101<br />
Resorptionsverfügbarkeit<br />
Bodenverunreinigungen 16<br />
Ringversuche 22<br />
Risikokommunikation 43<br />
Risikostoffe<br />
biologische und chemische 14<br />
S<br />
Salmonellen 35<br />
Schimmelpilze 19<br />
Sequenzierung<br />
Noroviren 32<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
sexuell übertragbare Krankheiten/STD 70<br />
Siedlungsabwässer 25<br />
Sommergrippe 42<br />
Spielplatzhygiene 39<br />
Staatlicher Gewerbearzt<br />
Dienstgeschäfte 129<br />
Tätigkeitsübersicht 128<br />
Suchtprävention 68<br />
T<br />
Tabakprävention 68<br />
Terrorismusabwehr 14<br />
Tierhaltung (Rind)<br />
Biostoffverordnung 76<br />
Tuberkulose<br />
Umgebungsuntersuchungen 72<br />
Typisierung von Kryptosporidien 29<br />
U<br />
Überregionale Arbeitsstelle Frühförderung Baden-<br />
Württemberg 101<br />
Umgebungsuntersuchungen 72, 113<br />
Umweltmedizinischen Informationsforum 14<br />
UV-Strahlen 12<br />
V<br />
Vogelgrippe 57<br />
Vogelkot<br />
Gewässerbelastung 25<br />
W<br />
WHO-Projekte 56<br />
Z<br />
Zahngesundheit 48<br />
zeckenübertragene Infektionen 42<br />
161<br />
Index
162<br />
Lageplan<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt<br />
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ab Stuttgart Hauptbahnhof)<br />
Wiederholdstr. 15<br />
Buslinien 40 (Richtung Vogelsang)<br />
oder 42 (Richtung Schreiberstr.)<br />
bis Haltestelle Hegelplatz/<br />
Lindenmuseum. Weiter mit Buslinie<br />
43 (Richtung Doggenburg) bis<br />
Haltestelle Hölderlinstr. oder zu<br />
Fuß (ca. 8 Min.) den Herdweg entlang,<br />
die 2. Abzweigung nach<br />
rechts in die Wiederholdstr.<br />
Hoppenlaustr. 7<br />
Buslinie 42 (Richtung Schreiberstr.) bis Haltestelle<br />
Rosenbergstr./Seidenstr. Zu Fuß auf der<br />
Rosenbergstr. zurück in Richtung Hegelstr.; die<br />
1. Abzweigung links in die Hoppenlaustr.<br />
Buslinie 40 (Richtung Vogelsang) bis Haltestelle<br />
Hegelplatz/Lindenmuseum. Zu Fuß die<br />
Hegelstr. entlang; die 1. Abzweigung nach links<br />
in die Rosenbergstr., danach die nächste Abzweigung<br />
rechts in die Hoppenlaustr.<br />
Service 2<br />
Uhlandstr. 14<br />
Stadtbahnlinien U5 (Richtung<br />
Möhringen), U6 (Richtung Vaihingen),<br />
U7 (Richtung Nellingen/Ostfildern),<br />
U15 (Richtung Ruhbank)<br />
jeweils bis Haltestelle Olgaeck. Zu<br />
Fuß die Charlottenstr. zurückgehen<br />
bis zur nächsten Abzweigung<br />
rechts in die Olgastr; die 1. Abzweigung<br />
rechts in die Uhlandstr.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004