DorfStadt 16-2022

8 • DorfStadt-Zeitung 16/2022 • 17.11.2022
Mit einem Versprechen an
ihre kleine Tochter hat alles
angefangen; inzwischen
hat sie zwei Produkte für
werdende und stillende
Müt ter am Markt, einen
fulminanten TV-Auftritt bei
der „Höhle der Löwen“ hingelegt,
den Deal mit Investorin
Judith Williams dann doch
freundlich dankend abgelehnt
und ist mit ihrer Firma Woma -
tics erfolgreich. Gründerin und
dreifache Mutter Thea Broszio
aus Othmarschen im DorfStadt-
Interview.
„Wenn du mal Mutter bist, wird
es dir besser gehen.“ Baby
Hedda, an die diese Worte
gerichtet waren, ist inzwischen
drei. Sie hat noch sehr, sehr viel
Zeit, bis sie selber vielleicht
Kinder hat. Aber ihre Mutter
Thea (34), nach eigenen An ga -
ben „extrem strukturiert im
Zeitmanagement“, hat ihr Ver -
sprechen schon jetzt gehalten:
Sie hat ein kühlendes Gel für
stillende Mütter entwickelt,
„von einer Mutter für Mütter“,
wie sie selber sagt. Schon bei
ihren ersten beiden Kindern
hatte sie Schmerzen beim Stil -
len, behalf sich mit Hausmitteln
wie Kohl- oder Quarkwickeln.
Aber: „Als ich das dritte Baby
auf dem Arm hielt und um
mich herum zwei halbstarke
Jungs tobten, hatte ich genug;
da hast Du keine Zeit für
Wickel, die schmieren und kleben
und dich absolut unbeweglich
machen“, sagt sie rückblickend.
„Ich suchte nach einer
Alternative, fand aber keine –
also nahm ich es einfach selbst
in die Hand und gründete
Womatics.“
Weder das Thema „Unter neh -
mensgründung“ noch der
Markt für junge Mütter sind
Neuland für Thea Broszio. 1988
geboren, wächst sie als drittes
von sechs Kindern in Bielefeld
in einer Unternehmerfamilie
auf, die Firma Delius gehört zu
den 25 ältesten Unternehmen
in Deutschland. „Das war aber
nie ein Thema für mich“, sagt
sie heute, „ich habe nie im
Familienunternehmen gearbeitet.
Vielmehr hat mich meine
Mutter geprägt, die immer parallel
zu uns sechs Kindern als
Lehrerin gearbeitet hat“. Thea
studiert Medien und Kommu -
nikation, startet als Produkt -
ma nagerin beim Startup Nona -
box (eine Box für werdende
Mütter) in Berlin, zieht dann zu
ihrem damaligen Freund und
heutigen Ehemann nach Ham -
burg und arbeitet bei Belly -
button, einer Modemarke für
Schwangere und Kinder. Mit 25
wird sie Mutter. „Ich war überglücklich
– nur das Stillen be -
reitete mir Schmerzen, von
denen mir im Vorhinein niemand
ein Wort gesagt hatte.“
Zu Beginn hat sie Probleme mit
schmerzhaftem Milchstau, „und
ich war damit nicht allein,
denn unzählig viele Mütter leiden
unter einer verhärteten
Brust, die oft auch spürbar heiß
wird, sich nicht selten entzündet.“
Theas Recherche nach
effektiver Hilfe ergibt kühlende
Quark- oder Kohlwickel, die sie
dann unter dem Still-BH trägt
oder sogar barbusig und unbeweglich
im Bett liegend ihre
Wirkung entfalten lässt. Keine
Frage: Der Aufwand ist groß,
die Annehmlichkeit gering, die
Wirkung allerdings wirklich da.
„Aber meine Würde war da -
hin!“ Zur Geburt des zweiten
Sohnes 2016 gibt es keine
Blumen mehr. „Anstatt Welco -
me-Home-Blumen warteten zu
Hause Kohl und Quark …“
Auch mit zwei kleinen Kindern
arbeitet sie weiter, wünscht sich
aber mehr zeitliche Flexibilität.
„Damals war Home-Office noch
kein Thema“, erklärt sie, „also
habe ich mir das Arbeiten nach
Hause geholt.“ Sie kündigt
2019 ihren Job, gründet wäh -
rend ihrer dritten Schwanger -
schaft die Firma „Little Bal -
loon“ (personalisierte Kinder -
zim mer accessoires aus Holz),
die sie aus dem heimischen
Sou terrain nahe der Waitz -
straße betreibt.
»Kohl und Quark
bleiben ab jetzt bitte
in der Küche.«
Als Thea Broszio dann ihre
Tochter Hedda im Arm hält und
erneut von Milchstau geplagt
wird, gibt sie ihrem kleinen
Mädchen das Versprechen, dass
diese als Mutter keine Kohloder
Quarkwickel mehr brauchen
wird. Sie kontaktiert
Hebammen, erste Ideen entstehen.
Gemeinsam mit einem
Lohnhersteller aus Deutschland
entwickelt sie gut sechs Monate
lang eine Rezeptur. „In der An -
fangsphase haben viele be -
freundete Mütter hier aus den
Elbvororten das Gel getestet, sie
haben mir einhellig zurückgemeldet:
‚Es hilft, weitermachen!‘“
Seit Anfang 2022 ist sie
mit dem „Mama Cooling Gel“
am Markt. Es besteht aus einem
Kühlstoff auf Mentholbasis
sowie Thymian, Arnika, Rin gel -
blume, Rosmarin und Hama -
melis. „Diese Zusammenstel -
lung sorgt für den kühlenden
Effekt, der nach dem Auftragen
fast sofort spürbar ist“, sagt
Thea Broszio. „Sie fördert die
Durchblutung, hemmt Entzünd -
ungen und lindert Schwel lun -
gen – und das als absolut alltagstaugliche
Creme, die überall
einfach benutzt werden kann!“
Sie erklärt: „Das Gel wird nach
dem Stillen auf die Brust aufgetragen,
dabei die Brustwarzen
aussparen, und ist dabei völlig
unbedenklich für das Baby.
Direkt danach kann wieder
gestillt werden.“
»Ich hole die Stillthemen
aus der stillen Ecke!«
Mit ihrer Idee bewirbt sich Thea
Broszio für die TV-Show
„Höhle der Löwen“ (VOX), wird
eingeladen und präsentiert im
März 2022 sehr offen und sympathisch
ihr Produkt und die
Idee dahinter – und überzeugt.
Gleich drei Investoren haben
Interesse, sind bereit, 65.000
Euro für 20 Prozent an Wo -
matics zu geben. Thea entscheidet
sich für Judith Williams,
„wegen ihrer unfassbaren Kom -
petenz im Kosmetik-Bereich“.
Erst Mitte Oktober erfolgt dann
die Ausstrahlung der Sendung.
„Wir haben in kleinem Kreis
geschaut, mit den engsten
Freunden“, erzählt Thea. Was
diese schon wissen, der TV-
Zuschauer aber nicht ahnen
kann: Zwischen Aufzeichnung
im Frühjahr und Ausstrahlung
im Herbst ist viel passiert, der
Deal letztlich gar nicht zustande
gekommen. „Ich habe mit
dem Team von Judith Williams
sehr eng und gut zusammengearbeitet“,
erklärt die Gründerin,
Im Gespräch
Quark- und Kohlwickel waren gestern
Thea Broszio bietet Alternative für stillende Mütter | Manuela Tanzen
GROSS FLOTTBEK
„Hausmittel haben ihre Berechtigung“, sagt Womatics-Grün -
derin Thea Broszio, „aber mit dem Mama Cooling Gel gibt es
jetzt eine praktische Alternative.“
Foto: Tanzen
„aber im Mai war die Bambini-
Messe in Hamburg, und die war
unglaublich erfolgreich für
mich.“ Sie erklärt: „Es ging an
die Vertragsverhandlungen und
ich fragte mich: Muss ich wirklich
gleich von Anfang an diese
20 % weggeben? Die Reise geht
jetzt erst los. Ich bin erst seit
Januar auf dem Markt, konnte
schon Rossmann, Budni und
BabyOne als Kunden gewinnen,
eine Kooperation mit der
Babymarke Alvi eintüten. Und
das alles als One-Woman-
Power-Show.“ Thea weiter: „Ich
habe immer mehr gemerkt, ich
bin zur rechten Zeit am rechten
Ort; von einer Mutter für
Mütter, das ist ein gutes Ver -
sprechen.“ Sie entschied: „Ich
gehe den Weg jetzt erst mal
weiter allein. Das war eine
Bauchentscheidung.“ Sie be -
tont: „Die Quote von geplatzten
Löwen-Deals liegt bei über 40
%. Und Judith und ich sind
absolut im Guten auseinandergegangen.“
Klar: „Man soll niemals
nie sagen, strategisch
kommt sicher irgendwann mal
jemand mit an Bord, aber
momentan erst mal nicht.“ Sie
besucht im November einen
Hebammen-Kongress in Mainz,
„Hebammen und Stillberater -
innen sind von dem Gel total
überzeugt“, plant für Anfang
2023 weitere Produkte „welche,
wird aber noch nicht verraten“
und möchte „in die Apo -
theken.“
»Das kannst du auch!«
Ihre erste Firma „Little Balloon“
lässt sie gerade auslaufen, „die
Holzpreise sind astronomisch
gestiegen“, konzentriert sich
voll auf Womatics. „Ich bin ein
Familienmensch, muss mich
zeitlich gut strukturieren, ab 14
Uhr sind alle drei aus Schule
und Kita zurück. Aber sie sind
jetzt acht, sechs und drei, werden
zunehmend selbstständig,
das passt gerade alles.“ Denn,
das ist ihr wichtig: „Das
Schönste nach der TV-Show
waren die vielen Kontakte zu
Frauen, die tolle Ideen haben,
denen aber einfach noch der
Mut fehlt. Ich habe unfassbar
schöne Mails bekommen, mit
einigen Frauen lange telefoniert.
Zwei davon bewerben
sich jetzt auch bei der Höhle
der Löwen“, freut sie sich „Ich
möchte gerne anderen Frauen
Mut machen: Das kannst du
Der Deal mit der erfolgreichen Unternehmerin und Investorin Judith
Williams scheiterte
Foto: Saller
auch schaffen, wenn du es
wirklich möchtest und dich gut
strukturierst. Und dann kannst
du zusätzlich Erfüllung neben
und abseits von diesem Fami -
liending finden.“
www.womatics.de
AH
Moin, liebe Leser!
der Streit um den Einstieg der
chinesischen Staatsreederei
COSCO in ein HHLA-Terminal
hatte weltweites Echo. Selten
haben Hamburg und sein Hafen
so viele Kommentare bekommen.
So findet das schwedische
Finanzportal privataaffarer:
„Das Thema ist zum Siede -
punkt gebracht worden.“ Die
South China Morning Post aus
Hongkong analysiert: „Die Ha -
fensaga hat die tiefe Spaltung
der Dreierkoalition in der
Chinapolitik offengelegt.“ Und
das brasilianische Blatt „O
Globo“ sieht in dem Deal „eine
Quelle von Kontroversen.“ In -
zwischen ist nahezu sicher,
dass die Chinesen am Tollerort
auf Steinwerder mit Minder -
heits beteiligung an der kleinsten
Containerabfertigung des
Hafens mitmischen. Somit
stecken sie nach Rotterdam,
Antwerpen und Piräus auch im
größten deutschen Hafen drinnen.
Die Zukunft wird zeigen,
ob Sicherheit und Glaub wür -
digkeit kritischer deutscher
Infrastruktur einen Schaden
I, Hamburg!
Neues aus der Schifffahrt | Wolf Achim Wiegand
DorfStadt-Redakteur Wolf-Achim Wiegand
Foto: Küster
nehmen. +++ Hier andere
Aktualitäten:
Piraten der Neuzeit
Hannover – Piraten gab es
nicht nur dunnemals in der
Karibik – sie treiben bis heute
ihr Unwesen. Laut dem Fach -
portal sicherheit.info muss die
Schifffahrt daher modernste
Abwehrkonzepte vorhalten.
Dazu gehören physische Vor -
kehrungen in piratenverseuchten
Gewässern etwa vor West -
afrika. Aber größere Sorgen
bereiten inzwischen clevere
Cyberpiraten. Diese Kriminellen
dringen von Land aus in die
Rechenzentren der Schiffe ein
und versuchen Daten zu stehlen,
die sich für Erpressung eignen.
Die Weltreederei Maersk
ist so bereits für längere Zeit
komplett lahmgelegt worden.
Vorsicht, Cyberpiraten! Schiffe sind schwimmende Rechenzentren
ayKF19lS
hier bewerben
Miteinander.
Füreinander.
Echt gut!
@Team Glanzpunkt
Foto: Wiegand
Weil solche Überfälle sekundenschnell
ablaufen, bedarf es
den Experten zufolge ständigen
Monitorings und blitzschneller
automatisierter Reaktionen. IT-
Experten sind unverzichtbare
Crewmitglieder.
Wir suchen zum schnellstmöglichen Termin:
Erstkraft/Mitarbeiter:in für Foto,
Uhren und Schmuck im Glanzpunkt
Voll- oder Teilzeit, in Hamburg-Lurup
Bei weiteren Fragen schreiben Sie bitte eine
E-Mail an: j.goettling@globus.net
Ihr Ansprechpartner ist Jörn Göttling.
team.globus.de
Moin, Moin...
GLOBUS kommt
nach Hamburg!
Arbeiten bei