Scheidegger & Spiess Vorschau Frühjahr 2023
Das aktuelle Frühjahrsprogramm mit den Neuerscheinungen des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!
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66 Vgl. Tagebuch 14. Oktober 1893.<br />
67 Therese Ostermaier ist Mitglied<br />
der Münchner Künstlergenossenschaft<br />
(nachweisbar 1899,<br />
siehe http://www.wladimir-aichelburg.at,<br />
zuletzt aufgerufen<br />
04.03.2019) und wird in den<br />
Adreßbüchern für München mit<br />
der Adresse Theresienstraße<br />
50 c geführt. Olga Weiß hat ihr<br />
Atelier in der Louisenstraße 18,<br />
ihre Wohnung befindet sich in<br />
der Schwanthalerstraße 80 (vgl.<br />
Adreßbuch für München 1890<br />
und andere Jahrgänge). Olga<br />
Weiß ist Gründungsmitglied des<br />
Münchner Künstlerinnenvereins<br />
(1882), Mitglied im Verband<br />
der Berliner Künstlerinnen (von<br />
1884 bis 1898, siehe Käthe,<br />
Paula 1992) und der Münchner<br />
Künstlergenossenschaft.<br />
68 Vgl. Tagebuch 13. April 1909.<br />
69 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />
70 Vgl. https://www.bindschedler.<br />
name/personen/personen-ab-<br />
20-jahrhundert/bindschedlerida/;<br />
http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki//index.<br />
php?title=Emma_Bindschedler<br />
(beide zuletzt aufgerufen<br />
18.09.2017).<br />
71 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />
72 Vgl. Schmidt-Liebich 2005, S.<br />
47 f. Schmidt-Liebig macht zu<br />
der Zeitspanne von 1868 bis<br />
1874 keine Angaben zur Biografie,<br />
doch ist Hermine Beyer<br />
wie Sophie Schaeppi in diesem<br />
Zeitraum Schülerin an der<br />
Kunstschule für Mädchen.<br />
73 Vgl. Ebnet 2016, S. 422, sowie<br />
handle/20.500.11850/140752/<br />
eth-22286-01.pdf und https://<br />
https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/<br />
de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wilhelm_von_Nägeli<br />
(beide zuletzt<br />
aufgerufen 28.09.2017). «Betty»<br />
von Nägeli lässt sich später am<br />
Ammersee ein Haus bauen,<br />
in dem sie mit ihrer Freundin<br />
Hermine Beyer zusammenlebt<br />
(vgl. Tagebuch 21. September<br />
1917).<br />
Abb. 18 Sophie Schaeppi, Fayence Floréal, um 1887<br />
89 Vgl. drei kleine Skizzenbücher<br />
sowie das große Vorlagenbuch<br />
V. mit Datierungen und Orts-<br />
91 Tagebuch 15. Juni 1885.<br />
94 Tagebuch 23. Juni 1885.<br />
95 Tagebuch 5. Juli 1885.<br />
Bastien-Lepage sowie Nachlassverzeichnis<br />
von Lucie<br />
Rose Moncuit und Emile<br />
99 Tagebuch 5. April 1887.<br />
100 Tagebuch 19. Mai 1896.<br />
Abb. 19 Sophie Schaeppi, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren, 1881<br />
124 / Kapitel 9 Kapitel 9 / 125<br />
Abb. 2 Sophie Schaeppi, Armin Ziegler, 1879 Abb. 3 Sophie Schaeppi, Armin mit Spielkarten, 1879<br />
Einfluß von Gérôme, Bonnat,<br />
Bastien-Lepage“ und sogar Manet<br />
Januar 1879) (Original frz., Übersetzung<br />
d. Verf.); vgl. ebd., S. 109<br />
(22. Dezember 1877) (Original<br />
Louise Breslau an Luise Schäppi-<br />
44 Germaine Greer bestätigt die<br />
bekannte Information, dass<br />
Bonnat nur männliche Studenten<br />
unterrichtete. Doch hält sie es für<br />
möglich, dass er einige wenige<br />
Studentinnen auswählte und mit<br />
ihnen in seinem eigenen privaten<br />
Atelier arbeitete; seine Lehrtätigkeit<br />
in der Akademie von<br />
Madame Trélat erwähnt sie nicht,<br />
ebenso wenig Bastien-Lepage<br />
und Gérôme (vgl. Greer 1994,<br />
S. 45).<br />
Abb. 4 Sophie Schaeppi, Heinrich mit Holzpferdchen, 1878<br />
Eine Entdeckung:<br />
Das erste Buch über<br />
eine beeindruckende<br />
Künstlerin<br />
Von Sophie Schaeppi sind leider keine Studien aus ihrer einjährigen Lehrzeit an der<br />
Kunstschule erhalten. Überhaupt sind nur zwei Werke aus der Münchner Zeit erhalten:<br />
eine auf September 1871 datierte Federzeichnung (Abb. 3) und ein am<br />
24. Juli 1874 entstandenes Gemälde Landschaft bei Berchtesgaden (Abb. 4). Die Federzeichnung<br />
eines Seeufers mit Hügellandschaft und darüberliegender Wolkenbildung lässt mit<br />
ihrer atmosphärischen Stimmung und der gekonnt eingesetzten Schraffierungsdichte das<br />
Können der Künstlerin bereits erahnen. Die Landschaft bei Berchtesgaden, gemalt nach<br />
einem Ausflug in die Umgebung, zeigt den Einfluss der herrschenden Münchner Schule,<br />
zu deren bedeutendsten Vertretern, neben Carl Theodor von Piloty (1826–1886) und<br />
anderen, der an der Kunstschule für Mädchen lehrende Wilhelm von Lindenschmidt gehörte.<br />
Das sorgfältig komponierte, in Licht und Farbe ausgewogene Gemälde mit nahezu<br />
symmetrischem Bildaufbau bezeugt schon die geübte Malerin.<br />
Mitschülerinnen an der Kunstschule für Mädchen<br />
Aus Sophie Schaeppis Münchner Zeit sind keine Tagebuchaufzeichnungen erhalten und<br />
somit auch keine persönlichen Eindrücke und Informationen zu ihrer Ausbildung überliefert.<br />
Dennoch lassen sich einige ihrer Mitschülerinnen dank späterer Einträge sowohl<br />
namentlich als auch mit bislang unbekannten Daten zu deren Biografien identifizieren.<br />
Darüber hinaus geben zeitgenössische Schilderungen von Mitschülerinnen Aufschluss<br />
über das Leben und den Alltag einer jungen Kunststudentin in München sowie an der<br />
Kunstschule für Mädchen.<br />
Eine von Sophie Schaeppis engsten Freundinnen seit Anbeginn ihres Aufenthaltes in<br />
München ist Therese Ostermaier (?–1910), die sie liebevoll Ostermaierli nennt und mit<br />
der sie bis ins Alter befreundet ist. Schaeppi lernt Therese Ostermaier und eine weitere<br />
Mitschülerin, Olga Weiß (1853–1903), genannt Olly, 1871 an der Kunstschule für Mädchen<br />
kennen. 1893 notiert sie während eines Besuchs bei den beiden Freundinnen in<br />
München, dass sie köstliche Stunden mit Olly und Ostermaierli verbracht habe, diesen<br />
guten Mädchen, die ihr in 22 Jahren gemeinsamer Bekanntschaft immer treu geblieben<br />
seien. 66 Therese Ostermaier ist später als Kunstmalerin und Olga Weiß als Lehrerin für<br />
Malerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München tätig. 67 Sophie Schaeppi<br />
bleibt den Freundinnen bis zu deren Tod verbunden und hält den Kontakt durch Korrespondenzen<br />
und Besuche aufrecht. Zu dem engen Kreis ihrer Münchner Lehrjahre<br />
gehört auch Nini Weiß (?–1910), die Schwester von Olga, von der jedoch nicht bekannt<br />
ist, ob sie auch Schülerin der Kunstschule für Mädchen war. Noch 1909, als Nini bereits<br />
durch eine Krebserkrankung vom Tode gezeichnet im Krankenhaus liegt, schmieden die<br />
drei Freundinnen Nini Weiß, Ostermaierli und Sophie Schaeppi Pläne, sich zu dritt eine<br />
Wohnung in München zu nehmen und einen gemeinsamen Haushalt zu führen, 68 doch<br />
dazu kommt es nicht.<br />
1891, zwanzig Jahre nach ihrem München-Aufenthalt, unternimmt Sophie Schaeppi<br />
mit ihrer Schwester Luise einen Ausflug nach Nauenbach und Ermatingen, wo sie zufällig<br />
drei ehemalige Kameradinnen aus ihrer Münchner Zeit trifft: Fräulein Bindschedler aus<br />
Zürich und die Fräulein Beyer und Nägeli aus München, die dort malen, wie sie in ihrem<br />
Tagebuch festhält. 69 Bei der Erstgenannten handelt es sich um Emma Bindschedler (1852–<br />
1900), über deren Lebensweg und beruflichen Werdegang nur wenig bekannt ist. 70 Sophie<br />
Schaeppi sieht während des zufälligen Wiedersehens nur eine Studie von ihr, die sie als<br />
«kleine traurige Schmutzigkeit» und als «Ecke eines Friedhofs» beschreibt. 71 Fräulein Beyer<br />
ist die Genre- und Landschaftsmalerin Hermine Beyer (1843 – nach 1906) 72 , und die zuletzt<br />
Genannte ist die in Zürich geborene Malerin Elisabeth von Nägeli (1848–1947), deren<br />
Vater (Carl von Nägeli) Direktor des Botanischen Gartens in München ist. 73 Des Weiteren Abb. 4 Sophie Schaeppi, Landschaft bei Berchtesgaden (Blick auf den Watzmann), 1874<br />
46 / Kapitel 3<br />
Leider verrät Emilie Hüni nicht den Namen<br />
der „bekannten Schauspielerin“, die das Gemälde<br />
während der Salon-Ausstellung erwirbt. Die<br />
bekannteste Schauspielerin, 1881 am Théâtre<br />
français, auch Comédie-Française genannt,<br />
tätig, ist Madeleine Brohan (1833–1900). 29 B.<br />
von Tscharner beschreibt „ein von Schmetterlingen<br />
umflattertes Kind“ als das Bild „einer<br />
talentvollen Künstlerin, welche sich durch sinnige<br />
Fayencemalereien im Atelier Deck in Paris<br />
bekannt gemacht hat“ 30 . Sowohl Hüni als<br />
auch Tscharner loben Sophie Schaeppi als<br />
Fayencemalerin der Manufaktur von Théodore<br />
Deck, die sich in diesem Metier bereits<br />
einen Namen gemacht habe. Möglicherweise<br />
war es Sophie Schaeppis Absicht, eine allegorische<br />
Folge der vier Jahreszeiten zu malen,<br />
die mit dem Gemälde Printemps ihren Anfang<br />
nimmt. Allerdings realisiert sie erst drei Jahre<br />
später, 1884, nur ein einziges Pendant zu<br />
ihrem Frühlingsbild, nämlich ein Herbstbild<br />
auf Goldgrund mit dem Titel L’automne, Panneau<br />
décoratif (siehe Kapitel 10, Abb. 13).<br />
angabe (alle Privatbesitz).<br />
90 Tagebuch 13. Juni 1885.<br />
92 Ebd.<br />
93 Vgl. Maillier 1938, S. 1 ff.<br />
96 Tagebuch 3. Mai 1886.<br />
97 Vgl. Stammbaum der Familie<br />
Bastien-Lepage.<br />
98 Tagebuch 28. Mai 1886.<br />
Die Frage, ob ihre in Öl gemalten Motive als Vorlagen für ihre Fayencen dienen oder umgekehrt,<br />
lässt sich am Beispiel des Frühlingsbildes beantworten. Erst etwa sechs Jahre<br />
nach dem 1881 entstandenen Gemälde Printemps nimmt sie für ihre Fayence Floréal, um<br />
1887, die gleiche Komposition eines auf einem blühenden Ast sitzenden Knaben mit Flöte<br />
(Abb. 18), mit dem Unterschied, dass sie für die Fayence einen türkisfarbenen Hintergrund<br />
wählt und ihr einen abweichenden Titel gibt. Die Überlegung, welches Medium als Vorlage<br />
für die Sujets dient, stellt sich auch bei Albert Anker, bei dem zuletzt nachgewiesen werden<br />
konnte, dass er – im Gegensatz zu Sophie Schaeppi – zuerst auf Fayence gemalte Sujets<br />
später in Öl wiederholte. 31<br />
Aufenthalt in Winterthur<br />
1881 muss Sophie Schaeppi längere Zeit, möglicherweise mit Unterbrechungen, in Winterthur<br />
verbracht haben, da die bekannten Gemälde sowie ein kleines Skizzenbuch aus diesem<br />
Jahre allesamt Modelle aus ihrer Heimatstadt zeigen. Vielleicht ist es auch ein Auftrag,<br />
der sie zurück in die Schweiz holt, denn sie malt das Porträt des Sohnes von Theodor und<br />
Lilly Reinhart, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren (Abb. 20). Das beinahe lebensgroße<br />
und ganzfigürliche Porträt des Kindes orientiert sich typologisch an den repräsentativen<br />
Männerbildnissen. Die strenge Profilansicht, Kleidung und Attribute sowie der Vorhang als<br />
gewählte Hintergrundgestaltung entsprechen diesem Traditionalismus und lassen keinerlei<br />
Einflussnahme zeitgenössischer französischer Kunst erkennen. Hinzu kommt die dunkle<br />
Farbgebung, eine Dunkeltonigkeit, in der nur einzelne Partien wie das Gesicht oder die<br />
weiße Spitze an Kragen und Ärmeln beleuchtet sind. Als Sophie Schaeppi das Bild viele<br />
Jahre nach seiner Entstehung, 1911, in der Ausstellung von Kunstwerken aus Winterthurer<br />
Privatbesitz wiedersieht, erscheint es ihr sehr schwarz. 32 Vielleicht entsprach Sophie Schaeppi<br />
mit diesem nicht kind- und zeitgemäßen strengen großbürgerlichen Repräsentationsbildnis<br />
dem Wunsch der Auftraggeber.<br />
die Rede (vgl. A. 1921).<br />
41 Vgl. Bashkirtseff 1999, S. 592 (11.<br />
frz., Übersetzung d. Verf.).<br />
42 Undat. Brief (wohl 1879) von<br />
Leuzinger.<br />
43 Vgl. Tagebuch 18. Juni 1914.<br />
mit Holzpferdchen (Abb. 4), ihres anderen Neffen. Der Kontakt zu Albert Anker kommt vermutlich<br />
über Rudolf Koller zustande, mit dem Anker befreundet ist. Anker, der bereits 1854 nach<br />
Paris ging, um sich im Atelier von Charles Gleyre zum Maler ausbilden zu lassen, verbringt<br />
nach Abschluss seiner vierjährigen Ausbildung bis 1890 mit nur wenigen Unterbrechungen<br />
die Wintermonate in der französischen Hauptstadt. Die Strömungen zeitgenössischer französischer<br />
Kunst sind ihm folglich bestens vertraut und nehmen Einfluss auf sein Schaffen. So<br />
insbesondere das Werk von Jules Breton (1827–1906), der neben Jules Bastien-Lepage einer<br />
der bekanntesten Maler bäuerlicher und ländlicher Szenen ist und Anker zu vielen Gemälden<br />
inspiriert. Mitte der 1860er Jahre lernt er in Paris in der Brasserie Hofmann den Keramiker<br />
und Fayencekünstler Théodore Deck (1823–1891) kennen. 24 (Abb. 5) Diese Bekanntschaft ist<br />
der Beginn einer langen Zusammenarbeit.<br />
Théodore Deck eröffnete, gemeinsam mit seinem Bruder Xavier, 1856 sein Atelier Fayence<br />
d’Art Th. Deck im Boulevard Saint-Jacques in Paris. Der rasche Erfolg des Unternehmens<br />
erfordert bald den Umzug in größere Räumlichkeiten. 1866 oder 1867 ziehen die Brüder<br />
Deck um in die Rue de Vaugirard 271, Ecke Passage des Favorites 20, wo sie auf dem Anwesen<br />
ihre neue Manufaktur betreiben und zugleich ihren Wohnsitz haben (Abb. 6, 7, 8, 9). 25<br />
Charles Wetterwald, ein Freund von Deck und Zeitzeuge, beschreibt die neue Unterkunft:<br />
„Der Besuch seines Anwesens, seiner Ateliers inmitten eines großen, mit Bäumen, Gesträuchern<br />
und Blumen gezierten Gartens war ein künstlerischer Hochgenuß. Man glaubte einen Klosterhof<br />
aus der italienischen Renaissance-Zeit zu betreten, geschmückt mit allerlei Vasen, Amphoren,<br />
Jardinièren, Cachepots, mit Figuren, Statuen, Cariatiden in den verschiedensten Formen u. Farben.<br />
Wohnhaus und Werkstatt sind bekleidet mit Platten und Fliesen, arabische und persische<br />
Arabesken-Motive umrahmten Türen und Fenster. Epheu und Schlingpflanzen erhöhten den<br />
ganzen Decor, und gaben diesem Tempel der Kunst und der Farbe, dieses Oasis der Arbeit einen<br />
eigenartigen Charakter.“ 26<br />
98 / Kapitel 8 Kapitel 8 / 99