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Magen& Darm

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Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Selbstwirksamkeit hilft enorm<br />

Die Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungstherapeutin<br />

mit Vertiefung auf Ernährungspsychologie Dominika Králová ist<br />

selbst von Morbus Crohn betroffen. Sie braucht mittlerweile keine<br />

Medikamente mehr, die Krankheit ist bei ihr in Remission. Mit ihrer<br />

Methode konnte sie bereits mehr als 500 Patient*innen mit<br />

chronischen Erkrankungen helfen.<br />

Text Miriam Rauh<br />

Dominika Králová<br />

Ernährungswissenschaftlerin, Ernährungstherapeutin<br />

mit Vertiefung Ernährungspsychologie<br />

www.bauchgeschichten.de<br />

Dominika, wie kamst du zu<br />

deinem Beruf?<br />

Ich war schon immer sehr<br />

an medizinischen Themen und<br />

Gesundheitsthemen interessiert. Letztlich<br />

gab ein Zeitungsartikel den Ausschlag,<br />

der über Ernährungswissenschaften berichtete,<br />

das passte genau. Ich habe<br />

studiert, mit MBA und Master, machte<br />

auch eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin,<br />

auch Achtsamkeitstraining und Ernährungspsychologie<br />

kamen hinzu. Heute bin ich<br />

ganzheitliche Ernährungsberaterin und<br />

unterstütze Menschen mit chronischen<br />

Erkrankungen, nicht nur mit Ernährung,<br />

sondern auch mit mentalem Coaching<br />

und Yogatherapie.<br />

Wie hast du die Behandlung deiner<br />

eigenen Erkrankung erlebt?<br />

Als ich die Diagnose bekam, war ich 17.<br />

Die Zeit davor war schlimm, weil sie voller<br />

Ungewissheit war. Ich hatte starke Magen-<br />

<strong>Darm</strong>-Beschwerden und viel Gewicht verloren,<br />

ich wog nur noch knappe 48 kg bei<br />

1,70 m Körpergröße. Über eine Spiegelung<br />

kamen die Ärzte dann zur Diagnose.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HESCURO KLINIKEN Bad Bocklet entstanden.<br />

Neu: Antientzündliche Ernährung<br />

bei chronischen Erkrankungen<br />

Zivilisationserkrankungen wie Bluthochdruck, Alzheimer oder<br />

Diabetes mellitus sind auf dem Vormarsch. Was nur wenige wissen:<br />

Chronischen Entzündungen wird ein immer größerer Stellenwert<br />

bei der Entstehung dieser Krankheiten zugeschrieben.<br />

Damals hatte ich noch keine Ahnung,<br />

was es bedeutet, chronisch krank zu sein.<br />

Ich hatte auch keine Ahnung von Morbus<br />

Crohn. Gleichzeitig habe ich wenig<br />

hinterfragt, habe mir Broschüren und<br />

Medikamente geben lassen und bin<br />

nach Hause gegangen. Rückblickend<br />

sehe ich, dass ich damals von den Ärzten<br />

kaum aufgefangen oder ernst genommen<br />

wurde, ich musste selbst herausfinden,<br />

was es neben Medikamenten für<br />

Optionen gibt.<br />

Wie geht es dir heute und was hat<br />

dir geholfen?<br />

Es geht mir heute sehr, sehr gut. Seit<br />

mittlerweile zehn Jahren bin ich in<br />

Remission und nehme keine Medikamente,<br />

das ist alles andere als selbstverständlich.<br />

Mich aktiv mit der Erkrankung<br />

auseinanderzusetzen und ein Verständnis<br />

dafür aufzubauen, was es bedeutet, chronisch<br />

krank zu sein und Morbus Crohn<br />

zu haben, hat mir sehr geholfen.<br />

Für mich hat die Gesundheit heute<br />

höchste Priorität. Es ist sehr wichtig, sich<br />

FOTOS: LISA DONEFF<br />

um sich selbst zu kümmern. Seinen Job<br />

auszuüben, Freundschaften pflegen, für<br />

seine Familie sorgen – das alles geht nur<br />

gut, wenn es einem selbst gut geht.<br />

Die Gesundheit hat Auswirkungen auf<br />

alle Bereiche.<br />

Aus deiner Erfahrung – welche Rolle<br />

spielt die Ernährung in der Behandlung<br />

von chronischen Erkrankungen?<br />

Über 90 Prozent meiner Patienten<br />

kommen erst nach vielen Jahren Krankheitsgeschichte<br />

in meine Ernährungstherapie,<br />

oft nachdem sie mehrere medikamentöse<br />

Therapien ausprobiert haben.<br />

Das an sich zeigt schon deutlich, dass<br />

Ernährungstherapie in der Behandlung<br />

leider noch immer eine viel zu kleine<br />

Rolle spielt. Es herrscht auch insgesamt<br />

wenig Bewusstsein dafür, wie stark man<br />

den Krankheitsverlauf über Ernährung<br />

beeinflussen kann. Über die Ernährung,<br />

und das ist ganz wichtig, legt man seine<br />

Erkrankung in die eigenen Hände. Auch<br />

Achtsamkeitstraining und Yoga haben<br />

diesen Effekt. Die Selbstwirksamkeit<br />

beeinflusst nicht nur die Symptomatik<br />

positiv, auch die Psyche und das Immunsystem<br />

profitieren.<br />

Was müsste sich verändern?<br />

Es ist wichtig, Patienten in der Behandlung<br />

auch in Bezug auf die Ernährung<br />

Bausteine an die Hand zu geben, nicht<br />

nur eine medikamentöse Therapie.<br />

Idealerweise sollten Ärzte mit Ernährungstherapeuten<br />

und Psychologen<br />

zusammenarbeiten, um Patienten<br />

optimal zu helfen. Es wäre wunderbar,<br />

wenn dies durch Krankenkassen<br />

unterstützt würde.<br />

FOTOS: CAROLIN JACKLIN<br />

Text Prof. Dr. Monika Reuss-Borst<br />

Stille Entzündung als Treiber von Krankheiten<br />

“Bei chronischen Entzündungen werden im Körper, unter anderem im<br />

Fettgewebe, das die lebenswichtigen Organe umgibt, entzündliche Botenstoffe<br />

gebildet. Diese können in einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

Faktoren zu einer Vielzahl weiterer Beschwerden beitragen und auch<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das Krebs-Risiko deutlich erhöhen“, weiß<br />

Professor Dr. Monika Reuss-Borst. Sie ist Fachärztin für Innere Medizin mit den<br />

Schwerpunkten Internistische Onkologie, Hämatologie, Rheumatologie, Sozialmedizin<br />

und Ernährungsmedizin und Ärztliche Direktorin der HESCURO KLINI-<br />

KEN Bad Bocklet. Ausgelöst und regelrecht befeuert werden diese Entzündungen,<br />

so ihre Erfahrung, vor allem durch unseren Lebensstil mit Bewegungsmangel,<br />

Rauchen, zuckerreicher und ballaststoffarmer Ernährung sowie Stress. “Wir sprechen<br />

hier von einer sogenannten silent inflammation, einer stillen Entzündung als<br />

Treiber von Krankheiten.“<br />

Aktives Gegensteuern möglich<br />

Die gute Nachricht: Mit einer ausgewogenen Ernährung in Kombination mit<br />

Bewegung und Entspannung können chronische Erkrankungen nicht nur vermieden,<br />

sondern auch aktiv dagegen gesteuert werden. “Viele Lebensmittel,<br />

die wir oft täglich konsumieren, wirken entzündungsfördernd. Fleisch und<br />

Wurst etwa enthalten sehr viel Arachidonsäure, aus der im Körper unter anderem<br />

proentzündliche Zytokine gebildet werden, die vorhandene Entzündungsprozesse<br />

befeuern. Das gilt ebenso für gesättigte Fette und einzelne Metabolite“, erklärt<br />

die Ernährungsmedizinerin und benennt die Alternativen: “Omega-3-Fettsäuren<br />

pflanzlicher und tierischer Herkunft hingegen wirken entzündungshemmend.“<br />

Ernährung richtig umstellen<br />

Ein vermehrter Verzehr von Omega-3-Fettsäuren-haltigen Ölen, von Gemüse,<br />

Nüssen, Algen und Fisch ist aus Sicht der Ärztin unbedingt empfehlenswert. Auch<br />

eine Gewichtsreduktion durch eine kalorienreduzierte Ernährung wirke ebenso<br />

wie regelmäßiges Fasten antientzündlich. Letzteres könne sogar Altersprozesse<br />

hemmen. Professor Dr. Reuss-Borst empfiehlt eine pflanzenbasierte,<br />

fleisch- und zuckerreduzierte Ernährungsform wie die traditionelle<br />

mediterrane Ernährung. “Auch regelmäßige körperliche Aktivität<br />

wirkt entzündungshemmend, wie zahlreiche Studien eindrucksvoll<br />

belegen“.<br />

Eine ausgewogenen Ernährung,<br />

ausreichend Bewegung und<br />

Entspannung wirken chronischen<br />

Erkrankungen aktiv entgegen.<br />

Spezielles Präventionsprogramm entwickelt<br />

Gemeinsam mit den Präventionsexperten der HESCURO KLINI-<br />

KEN Bad Bocklet hat sie das Programm “Antientzündliches Fasten“<br />

entwickelt. Die dreiwöchige Intensiv-Kur startet mit einer Woche<br />

Heilfasten, in der der Körper gereinigt wird und zur Ruhe kommt.<br />

Im Anschluss beginnt der Kostaufbau auf Basis von antientzündlich<br />

wirkenden Nahrungsmitteln.<br />

Parallel dazu unterstützen Experten mit theoretischen und praktischen<br />

Fachseminaren und zeigen die Vielseitigkeit der mediterranen<br />

Ernährung. Durch vegetarisch betonte Gerichte, welche reich an<br />

ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und sekundären<br />

Pflanzenstoffen sind, kann nicht nur ein entzündungshemmender<br />

Effekt, sondern auch eine Besserung der Blutwerte erzielt werden.<br />

Daneben umfasst das Programm viel Bewegung im Freien sowie<br />

Kneippanwendungen, Entspannungstherapien und Erholung in der<br />

Balthasar-Neumann-Therme.<br />

Prof. Dr. Monika<br />

Reuss-Borst<br />

Fachärztin für<br />

innere Medizin und<br />

Ärztliche Direktorin<br />

der HESCURO<br />

KLINIKEN Bad<br />

Bocklet

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