21.12.2022 Aufrufe

Tabu

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />

Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info<br />

TABU<br />

NICHT VERPASSEN:<br />

Drogen, Dealer, Knast<br />

Dominik Forster hat eine<br />

Vergangenheit die er nutzt, um<br />

zu helfen: Drogenprävention an<br />

Schulen<br />

Seite 07<br />

Inkontinenz – Raus aus dem<br />

Schattendasein!<br />

Zwei Betroffene sprechen über<br />

ihr Leben und ermutigen, das<br />

Schweigen zu brechen<br />

Seite 08<br />

Tod und TikTok – passt das<br />

zusammen?<br />

Luis Bauer, TikTok-Star und<br />

Bestatter, spricht über die<br />

Begeisterung des Todes<br />

Seite 11<br />

“Sobald Sextalk konkret<br />

und/oder persönlich wird,<br />

fehlen vielen die Worte.“<br />

Ariane Alter und Kevin Ebert aus dem Aufklärungspodcast<br />

“Im Namen der Hose“ im Interview<br />

Julia, 31<br />

Heilerzieherin aus Köln<br />

welt-aids-tag.de<br />

Schuldgefühle?i<br />

Da spiel ich nicht mit!i<br />

Leben mit HIV.i<br />

Anders als du denkst?i


2<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />

INHALT IN DIESER AUSGABE<br />

Viktoria<br />

Rubinstein<br />

<strong>Tabu</strong>s begegnen uns<br />

ständig Was tun wir<br />

dann? Nichts, denn<br />

darüber “spricht<br />

man nicht.“ Seien Sie<br />

mutig und sprechen<br />

Sie über vermeintlich<br />

unaussprechliches.<br />

Sind <strong>Tabu</strong>s tatsächlich „der Klebstoff,<br />

der die Gesellschaft zusammenhält“,<br />

... wie eine Zeitung im Sommer 2022 titelte, oder sind sie, wie der Aphoristiker<br />

Peter Rudl sagte, “finstere Löcher, die ab und an ordentlich gelüftet gehören“?<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

facebook.com/MediaplanetStories<br />

@Mediaplanet_germany<br />

Please recycle<br />

06<br />

Erektile Dysfunktion<br />

Erektionsstörungen sind behandelbar<br />

Senior Project Manager: Viktoria Rubinstein, Business<br />

Development Manager: Sarra Gläsing, Geschäftsführung:<br />

Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director),<br />

Alexandra Lassas (Content and Production Manager),<br />

Henriette Schröder (Sales Director), Grafikdesign:<br />

Lea Hartmann, Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@<br />

mediaplanet.com, Cover: Max Hofstetter/BR<br />

Alle Artikel, die mit „In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet<br />

sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag<br />

Deutschland GmbH.<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich<br />

und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen<br />

gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />

Gianna Bacio<br />

Sexualpädagogin<br />

und Autorin<br />

Text<br />

Gianna Bacio<br />

Fest steht, dass mit <strong>Tabu</strong>s Verhaltensweisen<br />

gemeint sind, die<br />

aufgrund des gesellschaftlichen<br />

Regelwerkes oder der Kultur verboten<br />

bzw. zu vermeiden sind, stillschweigend,<br />

nicht etwa per Gesetz vorgeschrieben.<br />

Nach einer Umfrage aus<br />

dem Jahr 2008 sind Sexualität mit 64%,<br />

Finanzen mit 61% und Beziehungsprobleme<br />

mit 49% aller Befragten die<br />

größten <strong>Tabu</strong>themen unserer Gesellschaft.<br />

Aha! Das sind also die Top drei<br />

der Dinge, über die wir kaum oder nur<br />

ungerne sprechen. Allesamt Themen, die<br />

irgendwie schambehaftet sind, versehen<br />

mit der unsichtbaren Headline: „Was<br />

mögen denn die anderen denken?“<br />

Wer sind denn diese anderen? Im Zweifel<br />

sind es Menschen, die diese Themen<br />

genauso betreffen. Aber anstatt dass wir<br />

uns darüber austauschen, geben wir<br />

durch unser Schweigen Raum für die Verbreitung<br />

von Vorurteilen, Mythen oder<br />

schlichtweg Unwissen.<br />

Unsere<br />

Gesellschaft<br />

profitiert in<br />

vielerlei Hinsicht,<br />

wenn <strong>Tabu</strong>s<br />

gebrochen werden.<br />

Nehmen wir mein Lieblingsthema: Sexualität.<br />

Hätte es <strong>Tabu</strong>brecher:innen wie<br />

Masters&Johnson oder Helen O’Conell<br />

nicht gegeben, würden wir immer noch<br />

glauben, Masturbation sei ungesund oder<br />

die Klitoris sei nur der kleine Knubbel<br />

oberhalb der Vulva. Man denke nur an<br />

all das fehlende Bewusstsein und nicht<br />

zuletzt an all die verpassten Orgasmen.<br />

Wir haben es unseren Vorreiter:innen zu<br />

verdanken, dass wir inzwischen überwiegend<br />

und zumindest in unserer westlichen<br />

Kultur weitestgehend frei und<br />

selbstbestimmt leben können. Gleichzeitig<br />

gibt es noch so viel zu tun, wenn wir<br />

wirklich liberal und unbeschwert über<br />

die Themen, die uns bewegen, sprechen<br />

möchten. Immer noch bestehen viele<br />

<strong>Tabu</strong>s, hin und wieder werden sie in<br />

Ironie verpackt, aber oft genug bleiben<br />

sie das, was sie lange Zeit waren: eine<br />

unausgesprochene soziale Norm, die<br />

nicht sonderlich hinterfragt wurde.<br />

Unsere Gesellschaft profitiert in vielerlei<br />

Hinsicht, wenn <strong>Tabu</strong>s gebrochen<br />

werden. Es braucht also mehr Menschen<br />

wie die eben Genannten, damit wir<br />

in Zukunft noch freier leben können.<br />

Menschen, die mutig sind, den ersten<br />

Schritt zu wagen. Solche, die für ihre<br />

Themen einstehen, die mutig gegen den<br />

Strom schwimmen und sich trauen, den<br />

Mund aufzumachen. Wir alle können<br />

diese Menschen sein, und umso schöner,<br />

dass im Folgenden Betroffene und Experten<br />

<strong>Tabu</strong>s und deren Stigmatisierung<br />

thematisieren. Im besten Falle werden<br />

Sie nach dem Lesen der Publikation<br />

sensibler mit den Themen umgehen,<br />

eigene Denkmuster reflektieren und sich<br />

mit dem ein oder anderen Vorurteil auseinandersetzen.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Überdenken!<br />

Ihre Gianna Bacio<br />

ANZEIGE<br />

HIV und Aids besiegen –<br />

dabei sein!<br />

Die Deutsche AIDS-Stiftung klärt auf und hilft: in Deutschland<br />

und im besonders betroffenen südlichen Afrika.<br />

Mit Ihrer Unterstützung!<br />

ONLINE SPENDEN<br />

aids-stiftung.de/spenden


Lesen Sie mehr auf gesunder-körper.info 3<br />

Jung und Alt möchten offen<br />

über HIV reden können.<br />

Über HIV zu sprechen, ist oft noch<br />

schwierig. Dabei gibt es HIV schon<br />

seit 40 Jahren. Was heißt es für<br />

Betroffene, sehr viele Jahre über<br />

HIV zu schweigen? Warum ist<br />

eine Enttabuisierung so wichtig?<br />

Darüber sprechen wir mit Dr.<br />

Kristel Degener, der geschäftsführenden<br />

Vorstandsvorsitzenden der<br />

Deutschen AIDS-Stiftung.<br />

Text Andrea Babar<br />

Frau Dr. Degener, wer etwas in sich „hineinfrisst“<br />

und nicht darüber redet, kann davon<br />

seelisch und körperlich krank werden.<br />

Was bedeutet das für Menschen mit HIV?<br />

Auch wenn die Infektion behandelbar ist,<br />

bleibt der Mensch HIV-positiv. Je länger<br />

jemand seine Infektion verschweigt oder<br />

verschweigen muss, umso mehr wird das<br />

„Geheimnis“ ein Teil der Biografie. Gerade<br />

ältere HIV-positive Menschen bedrückt es<br />

oft schon sehr lange, nicht offen über HIV<br />

sprechen zu können. Auch als Seniorinnen<br />

und Senioren überlegen sie sich gut, ob<br />

und wem sie über ihre Infektion erzählen.<br />

Gerade im Alter schauen die meisten<br />

Menschen zurück auf ihr Leben. Was heißt<br />

das für Frauen und Männer mit HIV?<br />

Wir wissen von vielen, wie froh und auch<br />

dankbar sie sind, dass sie wegen der medizinischen<br />

Fortschritte so alt werden durften.<br />

Allerdings können alte Wunden schmerzhaft<br />

wieder aufbrechen. Denn im Alter bekommen<br />

Erinnerungen häufig ein größeres Gewicht.<br />

Erlebnisse, gute wie schlechte, wollen geteilt<br />

werden. Dafür braucht es ein empathisches<br />

und vorurteilsfreies Gegenüber.<br />

Was kann die Deutsche AIDS-Stiftung tun?<br />

Als Deutsche AIDS-Stiftung ist es seit jeher<br />

unser Anliegen, mit Mythen und Vorurteilen<br />

über HIV aufzuräumen. Deshalb engagieren<br />

wir uns in Aufklärung und Prävention und<br />

für einen „Lebensort Vielfalt“. Gleichzeitig<br />

braucht es weiter geschützte Räume für<br />

Menschen mit HIV. Vor Kurzem konnten<br />

wir den Grundstein legen für ein neues<br />

Wohnhaus der Stiftung. In Hannover entsteht<br />

ein vorurteilsfreies Zuhause für ältere HIVpositive<br />

Menschen. Dort stehen informierte<br />

und zugewandte Fachleute zur Seite.<br />

Dr. Kristel Degener<br />

Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der<br />

Deutschen AIDS-Stiftung<br />

Wann wird es ein offenes Klima geben,<br />

das es Menschen mit HIV einfacher<br />

macht, über sich zu sprechen?<br />

Noch haben leider zu viele Mitmenschen alte<br />

Bilder von HIV und HIV-positiven Menschen<br />

im Kopf und irrationale Ängste. Damit sich<br />

das ändern kann, engagieren wir uns unter<br />

anderem zusammen mit Partnern in der<br />

Welt-Aids-Tags-Kampagne zum 1. Dezember.<br />

In der Kampagne räumen HIV-positive Menschen<br />

mit Vorurteilen auf. An jedem Tag<br />

im Jahr ist es wichtig, HIV weiter zu enttabuisieren.<br />

Und niemand sollte aus Angst vor<br />

Diskriminierung zögern, einen HIV-Test zu<br />

machen.<br />

Eine Gesellschaft, in der HIV kein <strong>Tabu</strong> mehr<br />

ist, bleibt Ziel und Wunsch der Deutschen<br />

AIDS-Stiftung!<br />

Je länger jemand<br />

seine Infektion<br />

verschweigt oder<br />

verschweigen muss,<br />

umso mehr wird das<br />

„Geheimnis“ ein Teil<br />

der Biografie.<br />

Für mehr Informationen über die<br />

AIDS-Stiftung, scannen Sie den<br />

QR-Code oder besuchen Sie<br />

unsere Webseite unter<br />

www.aids-stiftung.de<br />

„Das Reden hat<br />

mir wirklich<br />

geholfen!“<br />

Lange sprach Oliver mit niemandem<br />

über seine HIV-Infektion – bis er fast<br />

daran kaputtging. Jetzt sagt er der<br />

ganzen Welt: „Ich bin HIV-positiv!“<br />

Text Holger Wicht<br />

Mit Anfang 20 wusste Oliver nur wenig über HIV. Weil er Sex<br />

mit Männern hat, ließ er sich trotzdem regelmäßig testen. Das<br />

positive Ergebnis kam aber völlig überraschend. „Ein ziemlicher<br />

Schock“, erinnert sich Oliver.<br />

Auf Anraten eines Freundes, „der nur das Beste für mich wollte, da bin ich<br />

sicher“, behielt er die Diagnose für sich. „Der Rat war fürsorglich gemeint<br />

und sollte mich vor Zurückweisung schützen. Aus heutiger Sicht war es<br />

aber total falsch. Dieses Nicht-darüber-Reden hat mich krank gemacht.“<br />

Eine schlechte Erfahrung an seiner Uni belastete den Psychologiestudenten<br />

besonders. Mitstudierende aus dem Fachbereich Zahnmedizin erzählten<br />

stolz und spöttisch, wie sie eine HIV-positive Patientin runtergemacht<br />

hatten. Die hatte vor ihrer Behandlung nicht auf ihre Infektion hingewiesen –<br />

was auch nicht nötig ist, weil die üblichen Hygienestandards bei HIV völlig<br />

ausreichen. „Den Ekel, den ich da spürte, nahm ich persönlich und projizierte<br />

ihn auf mich. Und weil ich mit niemandem darüber sprach und alles<br />

in mich hineinfraß, ekelte ich mich irgendwann vor mir selbst.“<br />

Oliver rutschte in eine Depression, geriet sogar in Suizidgefahr. „Ich habe<br />

gemerkt, ich muss mir dringend Hilfe suchen, ich kann so nicht weiterleben.“<br />

Eine Psychotherapie brachte die Wende. Vor allem aber baute ihn<br />

der Kontakt mit anderen HIV-Positiven auf, er fuhr zu Jung-Positiven-Treffen<br />

und holte all die Gespräche nach, die er schon Jahre vorher gebraucht hätte.<br />

Er sah: Mit HIV kann man heute gut leben. Unter Therapie ist HIV auch<br />

nicht mehr übertragbar.<br />

„Der Austausch hat mir wahnsinnig geholfen, ein entspanntes Verhältnis<br />

zu meiner Infektion aufzubauen. Nach und nach habe ich gelernt, dass<br />

offen über HIV zu sprechen mir selbst die Macht gibt mitzubestimmen,<br />

wie andere mich sehen.“ Deswegen macht Oliver jetzt komplett Schluss mit<br />

dem Schweigen. Im Rahmen der Welt-Aids-Tags-Kampagne von Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Aidshilfe und Deutsche<br />

AIDS-Stiftung sagt er allen: „Ich bin positiv!“<br />

Mit seinem öffentlichen Coming-out möchte er deutlich machen:<br />

Darüber reden hilft. Er hofft, dass er damit Menschen dazu motiviert, ihr<br />

Wissen über HIV upzudaten und Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen.<br />

Mehr von Oliver und zum Leben mit HIV unter www.welt-aids-tag.de<br />

FOTO: KATJA RUGE/DEUTSCHE AIDSHILFE<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Gilead Sciences GmbH entstanden.<br />

Ein Leben mit HIV,<br />

aber ohne Vorurteile<br />

Text Charlie Schröder<br />

Moderne HIV-Therapien sorgen in der<br />

Regel dafür, dass Menschen, die mit<br />

HIV leben, zuverlässig unter der<br />

Nachweisgrenze bleiben. Zu einem<br />

nachhaltigen Behandlungserfolg gehört<br />

aber noch mehr: Neben einer individuell passenden<br />

Therapie sind auch eine umfassende medizinische<br />

Versorgung, die bestmögliche Lebensqualität und<br />

eine offene Gesellschaft, die Menschen mit HIV nicht<br />

diskriminiert, wichtig.<br />

Diskriminierung und Stigma<br />

Der letzte Termin in der Zahnärzt*innenpraxis oder HIVbedingte<br />

Absagen von Operationen – noch immer sind<br />

Menschen, die mit HIV leben, zahlreichen Ungleichbehandlungen<br />

ausgesetzt. Diskriminierung im Gesundheitssystem<br />

kann beispielsweise dazu führen, dass<br />

Menschen nicht zu ihren Kontrolluntersuchungen gehen<br />

oder Vorsorgemaßnahmen nicht wahrnehmen – und<br />

kann daher direkten Einfluss auf die Gesundheit haben.<br />

Vorurteile und Stigmatisierung führen außerdem dazu,<br />

dass Menschen mit HIV ihre Infektion in vielen Lebensbereichen<br />

verheimlichen. In der Umfrage „Positive<br />

Stimmen 2.0” sagte fast die Hälfte der Befragten, im Job<br />

nie über ihre HIV-Infektion zu sprechen, rund ein Viertel<br />

der Befragten fühlte sich schuldig oder schämte sich,<br />

HIV-positiv zu sein.<br />

Gemeinsam sind wir stark<br />

Der Zusammenschluss mit Menschen, die ihre Erfahrungen<br />

gegenseitig nachvollziehen können, kann dabei<br />

helfen, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Im<br />

Freundeskreis, beim Sport oder in der Kneipe: Vielleicht<br />

findet man in der Community Vorbilder für einen entspannten<br />

Umgang mit HIV oder eine Empfehlung für<br />

eine*n Zahnärzt*in, für die oder den der Umgang mit<br />

HIV völlig normal ist. Denn auch die mentale Gesundheit<br />

spielt – neben der individuell passenden Therapie<br />

– eine entscheidende Rolle, wenn man einen nachhaltigen<br />

Behandlungserfolg erreichen möchte. Die eigene<br />

mentale Verfassung ist auch ein guter Anlass für ein<br />

Ärzt*innengespräch. Denn ein ehrlicher Austausch über<br />

psychische Probleme und die Aussicht auf Unterstützung<br />

können zu mehr Lebensqualität beitragen.<br />

Gemeinsam mit der Community kann man aber auch<br />

selbst aktiv werden und etwas an den Verhältnissen verändern:<br />

Gesellschaftliche Vorurteile und Stigmatisierung<br />

können durch Aufklärung, positive Vorbilder und realistische<br />

Einblicke in das Leben mit HIV weiter verringert<br />

werden. Die Selbsthilfe und Aidshilfen bieten<br />

dazu Unterstützung!<br />

FOTO: WILLIE B. THOMAS, GETTYIMAGES, AGENTURFOTO. MIT MODELS GESTELLT.<br />

Den QR-Code scannen<br />

und mehr zum Nachhaltigen<br />

Behandlungserfolg<br />

erfahren.<br />

Bewegende Emotionen<br />

und Erlebnisse gibt es im<br />

Podcast Zwei+ Leben und<br />

Lieben mit HIV zu hören.


4<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit<br />

der Vinergy GmbH entstanden.<br />

Besserer Sex<br />

mit dem passenden Kondom<br />

Text Eva Krause<br />

Nichts darf stören in der Liebe. Das gilt<br />

besonders für das Thema Verhütung.<br />

Lag die Verantwortung häufig bei den<br />

Frauen, so wünschen diese sich immer<br />

öfter eine hormonfreie Methode. Dabei<br />

sind Kondome nach wie vor am sichersten,<br />

günstig und überall erhältlich. Sie<br />

schützen nicht nur vor ungewollter<br />

Schwangerschaft, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten<br />

wie Chlamydien.<br />

Trotzdem fehlt es bei vielen Männern an<br />

der Akzeptanz. Ein wesentlicher Grund<br />

ist die falsche Größe. Umfragen zufolge<br />

nutzen nur zwölf Prozent der Männer<br />

ein passendes Kondom.<br />

Manchen Männern ist schon der Kondomkauf<br />

in der Drogerie ein Graus. Aus<br />

Scham wählen sie ein größeres, obwohl<br />

sie ein kleines bräuchten. Doch nichts ist<br />

schlimmer als ein rutschendes Kondom.<br />

Dann bleibt beim Sex eine ständige Unsicherheit.<br />

Engt das Kondom hingegen<br />

zu sehr ein, kann das zu ernsthaften<br />

Erektionsproblemen führen. Im ungünstigsten<br />

Fall geht es dann ganz ungeschützt<br />

zur Sache.<br />

Eva und Jan Vinzenz Krause beschäftigen<br />

sich seit über 15 Jahren mit dem<br />

Thema, weil sie Paaren sicheren Sex<br />

ermöglichen wollen, der mit Kondom<br />

so schön ist wie ohne. In ihrer Vinergy<br />

GmbH entwickeln sie hauchdünne, gefühlsechte<br />

Kondome unter dem Label<br />

MISTER SIZE in sieben Größen. Mehrere<br />

Mess-Tools helfen bei der exakten Vermessung.<br />

Denn was richtig sitzt, stört<br />

auch nicht beim Sex.<br />

Lesen Sie mehr auf<br />

unserer Webseite unter<br />

www.mistersize.de<br />

Lasst uns mehr<br />

über Sex reden!<br />

Die TV-Moderatorin Ariane Alter (36) und der Journalist Kevin Ebert (28) hosten<br />

den BR-Sexpodcast „Im Namen der Hose“ von PULS. Hier sprechen sie über Sex,<br />

Sextabus und darüber, wie sich Letztere brechen lassen.<br />

Text Doreen Brumme<br />

Ari, Kevin, als Sexpodcaster*in<br />

redet ihr über ein<br />

Thema, das für mehr als<br />

ein Viertel der Frauen (28<br />

Prozent) und mehr als ein<br />

Fünftel der Männer (22 Prozent) hierzulande<br />

(noch) ein <strong>Tabu</strong>thema ist. 1<br />

Seid ihr <strong>Tabu</strong>brecher?<br />

Ari: Auf jeden Fall. Das merke ich schon<br />

an den Reaktionen in meinem Umfeld.<br />

Da bekomme ich immer noch und immer<br />

wieder zu hören: „Ariane, ... du redest da ja<br />

über ... (räusper, räusper) ... Sex ..., wie fühlst<br />

du dich damit?“ Kaum zu glauben, wie<br />

vielen es noch immer schwerfällt, nur das<br />

Wort „Sex“ auszusprechen! Sextalk ist für<br />

viele ganz sicher noch immer tabu. Ich stelle<br />

zwar fest, dass über durchschnittlichen<br />

Sex, also das, was unter „normalem Sex“<br />

oder „Vanillasex“ verstanden wird – die<br />

klassische Eissorte steht hier für gewöhnlichen,<br />

einfachen Sex ohne Extras –,<br />

öfter als früher geredet wird. Aber alles,<br />

was „anders“ ist, wird noch immer tabuisiert.<br />

Und nicht nur das: Der „andere<br />

Sex“ wird oft nur voyeuristisch betrachtet<br />

und die, die ihn praktizieren, werden<br />

gerne als Freaks hingestellt. Ich beobachte<br />

das immer wieder auf der alljährlichen<br />

Demo zum Christopher Street Day<br />

(CSD) in Berlin: Da gibt’s Leute, die Spaß<br />

daran haben, sich in Lack und Leder<br />

zu kleiden und als Hund an der Leine<br />

zum Gassigehen ausführen zu lassen<br />

– für mich ist das nichts, aber soll doch<br />

jeder seine Vorlieben ausleben – ich meine,<br />

keine Ahnung, was zum Beispiel Kevin so<br />

treibt, aber das geht mich auch nichts an!<br />

Ähm, Kevin: Was treibst du eigentlich so?<br />

Kevin: Ich bin eine Natural-Born-Vanilla-<br />

Schote, Ari!<br />

Ari: (lacht) Aha. Zurück zum CSD! Von<br />

den Medien werden oft gerade die Menschen<br />

mit der Vorliebe, als Hund Gassi zu<br />

gehen, aus dem bunten CSD-Sexstrauß<br />

hervorgehoben und regelrecht vorgeführt.<br />

Dabei ist auch deren Praxis nur eine von<br />

vielen Spielarten von Sex.<br />

Kevin: Sex ist heute sicher präsenter denn<br />

je. Kein Film kommt ohne Sex aus, manche<br />

Storys drehen sich allein darum ... Games<br />

of Thrones zum Beispiel ...<br />

Ari: Nee, nee, Kevin, da geht’s auch ums<br />

Einander-Abschlachten ...<br />

Kevin: Stimmt. Doch bei all dem Sex überall<br />

in Politik, Wirtschaft und Kultur gehen<br />

wir dennoch nicht offen damit um: Sobald<br />

Sextalk konkret und/oder persönlich wird,<br />

fehlen vielen die Worte. Ein Grund ist<br />

sicher der: Spräche man konkret über Sex,<br />

müsste man auch eigene Zweifel, Sorgen,<br />

Ängste, Vorurteile, Wissenslücken und<br />

Schwächen thematisieren.<br />

Macht euer beruflicher Sextalk auch<br />

etwas mit euch?<br />

Kevin: Wir sprechen „Im Namen der<br />

Hose“ ja nicht nur einfach so über Sex.<br />

Wir haben Experten an der Seite, die<br />

ihr fundiertes Fachwissen mitbringen:<br />

Gynäkolog*innen, Urolog*innen, Psycholog*innen.<br />

Das füllt Wissenslücken – bei<br />

uns und den Hosis (so nennen wir unsere<br />

Zuhörer*innen). Und unsere Sextalks<br />

drumherum fordern einen immer wieder<br />

zum Nachdenken auf. Bevor ich als Host<br />

laut sage, was ich denke, muss ich mich<br />

mit dem Thema auseinandersetzen, eine<br />

Haltung dazu entwickeln. Ich merke an<br />

mir, dass ich inzwischen Dinge viel häufiger<br />

geradeheraus beim Namen nenne,<br />

bereit bin, ehrlich über Schwächen zu<br />

reden ... (Sex)-Talk ist für mich viel selbstverständlicher<br />

als früher. Und ich setze<br />

auch mal um, was ich im Job von unseren<br />

Profis lerne: Ich habe beispielsweise<br />

im Zuge der Recherche zum Thema<br />

„Schlussmachen“ auch Schluss gemacht.<br />

Ari: Mich bewegt unser berufliches Thema<br />

auch insofern persönlich, als ich an<br />

den Reaktionen unserer Hosis sehe, wie<br />

groß das Bedürfnis vieler ist, über Sex,<br />

Sexualität und Beziehungen offen zu<br />

sprechen, sich auszutauschen. Ich spüre,<br />

dass das <strong>Tabu</strong>isieren des Themas viele<br />

schmerzt. Das macht was mit mir. Und so<br />

versuche ich, in meinem Leben offener<br />

ANZEIGE<br />

<br />

<br />

Wie wichtig ist Ihnen sexuelles Vergnügen? Wie offen und transparent sprechen Sie darüber?<br />

Sexuelle Vorlieben gehören zu den klassischen <strong>Tabu</strong>-Themen und Produkte, die dieses Bedürfnis erfüllen,<br />

werden oft als anstößig gesehen.<br />

<br />

<br />

Wir von TENGA wollen Menschen dabei helfen, unabhängig von Alter, Persönlichkeit und Vorliebe ihre<br />

Sexualität frei zu entfalten und diese offen zu kommunizieren. Unsere Produkte sollen keinen Ersatz für<br />

zwischenmenschliche Intimität sein, sondern helfen durch Selbstbefriedigung die Selbstpflege zu verbessern.<br />

TENGA Produkte stehen für die Befriedigung der Bedürfnisse von Mann und Frau. Dabei<br />

richtet sich die Eigenmarke TENGA (japanisch: hochwertig und elegant) an die männliche Lust<br />

und die Marke iroha (Name des alten japanischen Alphabets: Synonym für „Anfänger“) an das weibliche<br />

Vergnügen. Beide Produktreihen zeichnen sich durch einen stilvollen und diskreten Look aus.<br />

Vom klassischen TENGA Vacuum Cup bis zu unserem neuesten Modell, den TENGA Bobble, erfüllen<br />

die Produkte unterschiedliche Sexualbedürfnisse. Zusätzlich bietet die iroha Reihe eine Vielzahl<br />

an batterie- oder akkubetriebenen Vibratoren.<br />

Mit diesem Konzept hat TENGA den japanischen Markt erobert, und eine Vielzahl der Einweg- und Mehrwegmasturbationshilfen<br />

sind dort in Drogeriemärkten, Apotheken und Supermärkten zu finden. In vielen<br />

weiteren asiatischen Ländern ist unsere Marke auf dem Vormarsch. Auch in Europa werden die Produkte<br />

nicht mehr nur in Sexshops angeboten, sondern erreichen zukünftig die Zielgruppe beim alltäglichen Einkauf.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />

damit umzugehen. Also nicht so, dass<br />

ich in jedem Gespräch mit Freundinnen<br />

gleich mit dem Sex ins Haus falle. Doch<br />

ich bemühe mich, unverklemmt zu sein.<br />

Zugegeben, das gelingt mir mit Gleichaltrigen<br />

und Jüngeren besser als mit<br />

Älteren. Meine Eltern beispielsweise wissen,<br />

worum es „Im Namen der Hose“ geht.<br />

Aber wir reden da jetzt nicht bei jedem<br />

Treffen drüber. Kevin, hören deine Eltern<br />

unseren Podcast?<br />

Kevin: Ich glaube nicht ... Aber da reden<br />

wir auch nicht drüber. Sex war in unserer<br />

Eltern-Kind-Beziehung nie ein großes<br />

Thema.<br />

Was bewegt ihr mit eurem Podcast?<br />

Ari: Gemessen an den Reaktionen unserer<br />

Hosis bringen wir Sex auf den Tisch:<br />

auf den Küchentisch von WGs, auf den<br />

Nachttisch von Paaren. Damit landen<br />

unsere Themen mitten im (Sex)-Leben.<br />

Und regen zur Auseinandersetzung an.<br />

Kevin: Wir werden als Infoquelle und als<br />

<strong>Tabu</strong>brecher gehört. Über das Podcastformat<br />

gehen unsere Stimmen und damit<br />

unsere Themen direkt ins Ohr. Das schafft<br />

große Nähe.<br />

Seid ihr so was wie Dr. Sommer aus der<br />

BRAVO?<br />

Kevin: In gewisser Weise schon. Wir<br />

klären wie das Dr.-Sommer-Team über Sex<br />

auf. Und viele unserer Themen resultieren<br />

aus Anfragen unserer Hosis. Doch ich sehe<br />

uns eher als die älteren Geschwister, die<br />

um Information und Rat gefragt werden<br />

können. Wir sind ja keine Sexprofis.<br />

Was ist euer bester Tipp, wenn es um<br />

Sex, Sexualität und Beziehung geht?<br />

Kevin: Reden. Reden. Reden. Das klingt<br />

jetzt banal, ist für mich aber der einzig<br />

richtige Weg. Gerade Menschen mit Penis<br />

fällt das Reden immer noch schwer.<br />

Während viele über das, was sie möchten,<br />

reden können, können sie oft noch nicht<br />

ausdrücken, was sie nicht möchten. Ich<br />

weiß jedoch aus eigener und der Erfahrung<br />

meiner Freund*innen, dass es gut ankommt,<br />

direkt zu sagen, was man will und was<br />

nicht. Eine Aussage wie „Du, ich will das<br />

gerade nicht“ oder „Ich habe das noch<br />

nie gemacht“ sorgt für klare Verhältnisse.<br />

So eine klare, direkte Kommunikation ist<br />

übrigens auch das beste Rezept, wenn die/<br />

der Partner*in Mundgeruch hat, es um Sex<br />

während der Periode und die Verwendung<br />

von Sextoys geht oder man sich beim Sex<br />

eine Pilzerkrankung geholt hat.<br />

Ari: Und auch das Neinsagen ist wichtig!<br />

Jeder hat mal keine Lust auf Sex, und<br />

das ist ok. Dennoch ist das Nein zu Sex<br />

oft noch ein <strong>Tabu</strong>. Wem das Neinsagen<br />

schwerfällt, der kann mit kleineren Neins<br />

üben. Es wird von Mal zu Mal leichter,<br />

versprochen!<br />

Was brauchen wir als Gesellschaft,<br />

um Sex zu enttabuisieren und besser<br />

mit unserer Sexualität umzugehen?<br />

Kevin: Wir sind noch weit davon entfernt,<br />

dass jede*r sagen kann, was sie oder<br />

ihn zum Thema bewegt. Ich weiß von so<br />

einigen, dass sie gerne mal gleichgeschlechtlichen<br />

Sex ausprobieren würden,<br />

ohne gleich die Seiten von heterosexuell<br />

zu homosexuell wechseln zu wollen. Das<br />

laut zu wünschen, ist ein großes <strong>Tabu</strong>,<br />

insbesondere für Menschen mit Penis.<br />

Sex zu enttabuisieren, das braucht eine<br />

adäquate Sexbildung. Unser Umgang<br />

mit Sexualität, Sex und Beziehungen<br />

resultiert schließlich aus dem, was wir<br />

von klein auf dazu gelernt haben. Solange<br />

in Elternhaus, Kita und Schule<br />

nicht offen über die Vielfalt von Sexualität<br />

gesprochen wird, natürlich altersgemäß,<br />

findet Sexualkunde weiterhin<br />

wie einst bei mir auf dem Schulhof oder<br />

daheim übers Pornogucken statt. Damit<br />

nehmen wir uns als Gesellschaft aber<br />

die Chance auf einen offenen, unvoreingenommenen,<br />

gleichberechtigten und<br />

selbstbestimmten Umgang mit Sex. Vom<br />

Spaß dabei ganz zu schweigen. Denn an<br />

dem, was bei dieser Ersatzaufklärung<br />

rüberkommt, ist 'ne Menge falsch.<br />

Ari: Ich rate jeder*m, die/der sich dabei<br />

ertappt, eine bestimmte Sexualität zu verurteilen,<br />

wenn du die Chance hast mit jemandem<br />

mit dieser Vorliebe zu sprechen,<br />

tu es. Denn die/derjenige, die sich einmal<br />

die Woche für zwei Stunden an der Hundeleine<br />

herumführen lässt, ist während der<br />

anderen 166 Wochenstunden vielleicht<br />

genauso durchschnittlich wie man selbst.<br />

Lasst uns eher Gemeinsamkeiten suchen,<br />

als Unterschiede. Lasst uns einfach mehr<br />

über Sex reden!<br />

1<br />

https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/die-grosse-brigitte-studie-zeigt---ehrlich-macht-stark--13178324.html<br />

namealter<br />

flyebert<br />

FOTO: MAX HOFSTETTER/BR<br />

ANZEIGE


6<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Erektionsschwäche<br />

ist behandelbar,<br />

„Mann“ muss sie aber ansprechen<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK_1377724994<br />

Text Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />

Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />

Urologe und Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Mann und Gesundheit<br />

(DGMG)<br />

Viele Männer glauben noch immer, dass nachlassende<br />

Manneskraft ein durch den natürlichen Alterungsprozess<br />

bedingtes Schicksal ist. Während sich junge<br />

Männer häufig über ihre Sexualität austauschen, wird Mann mit<br />

zunehmendem Alter schweigsamer. Der Grund: Fast jeder fünft<br />

Mann ist heutzutage von Erektionsstörungen betroffen, und das<br />

in einer Altersspanne zwischen 30 und 80 Jahren – also längst<br />

kein Problem nur bei alten Männern.<br />

Die Ursachen für Erektionsstörungen liegen zum einen<br />

in den Gefäßveränderungen, z. B. der mit dem Alter zunehmenden<br />

Arteriosklerose. Schwächelt die Durchblutung der<br />

feinen Gefäße der Schwellkörper, wird der Penis nicht mehr<br />

richtig fest. Hinzu kommt, dass nicht wenige der Betroffenen<br />

Diabetiker sind, einen zu geringen Testosteronspiegel haben<br />

oder als übergewichtig gelten. Jeder dieser Befunde ist für sich<br />

genommen bereits ein weiteres Risiko für die Manneskraft. Interessant<br />

ist der Zusammenhang zwischen Gefäßerkrankungen<br />

und frühen Erektionsstörungen aber vor allem deshalb, weil sich<br />

über die Erektionsschwäche auch Herzinfarkt und Schlaganfall<br />

bereits vier bis acht Jahre vorher ankündigen können – der Penis<br />

als Antenne des Herzens.<br />

Zum anderen führen Alltagsstress und psychische Belastungen<br />

nicht selten schon bei jüngeren Männern zu Erektionsproblemen.<br />

Doch auch exzessiver Pornokonsum kann zu situationsbezogenen<br />

Erektionsstörungen führen, wenn z. B. der partnerschaftliche<br />

Sex aufgrund fehlender Reize als zu wenig lustfördernd<br />

empfunden wird.<br />

Diese Auswahl an möglichen Ursachen für Erektionsprobleme<br />

zeigt, wie wichtig es ist, damit zu einem Facharzt / einer Fachärztin<br />

zu gehen und über seine Probleme zu sprechen. Doch sind<br />

Erektionsstörungen überhaupt behandelbar?<br />

Ein klares „Ja“, Erektionsstörungen sind behandelbar. Das Ziel<br />

einer Therapie sollte dabei sein, eine spontane, erfüllende,<br />

wieder sehr gute Sexualität zu erleben. Darüber hinaus sollten<br />

defekte Strukturen wieder verbessert werden. Daher ist es so<br />

wichtig, dass betroffene Männer mit einer erektilen Dysfunktion<br />

zuerst einmal eine mehrstündige, umfangreiche Untersuchung<br />

erhalten: z. B. Nervenmessungen und die Bestimmung<br />

der Zusammensetzung des Schwellkörpers. Hier gilt es zu<br />

unterscheiden, wie viel Gewebeanteil erektionsfördernd<br />

und wie viel Gewebeanteil im Penis erektionshemmend ist.<br />

Darüber hinaus sollte die Durchblutung des Penis erfasst<br />

werden. So wird gemessen, wie viel Blut im Schwellkörper<br />

gehalten werden kann oder wie gut die Potenzmuskulatur im<br />

Becken ausgeprägt ist.<br />

Fast jeder fünfte Mann<br />

ist heutzutage von<br />

Erektionsstörungen betroffen,<br />

und das in einer Alterspanne<br />

zwischen 30 und 80 Jahren –<br />

also längst kein Problem nur<br />

bei alten Männern.<br />

Nur wenn all diese Tests gemacht wurden, lassen sich<br />

die Ursachen von Erektionsstörungen korrekt diagnostizieren.<br />

Je nachdem welche Ursache dahintersteckt, kann schließlich<br />

eine individuelle Therapie für die Betroffenen erfolgen.<br />

Die viel besagte „blaue Pille“, auch als Potenzpille bekannt,<br />

ist hier sicher für die meisten Männer eine schnelle Hilfe –<br />

aber bitte nicht als alleinige Therapie und vor allem nicht ohne<br />

eingehende Diagnostik vorweg, ohne die eine Heilung nicht<br />

möglich ist.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Hormosan Pharma GmbH entstanden.<br />

Raus aus dem <strong>Tabu</strong>: Erektionsstörungen<br />

Was vielen nicht bewusst ist: Erektionsstörungen können praktisch in jedem<br />

Mannesalter auftreten und sind viel häufiger als man(n) denkt.<br />

Text Miriam Rauh<br />

Oft fällt es Männern schwer,<br />

über Erektionsprobleme zu<br />

sprechen, dabei sind sie damit<br />

nicht allein. Laut einer 2020<br />

veröffentlichten Erhebung des Universitätsklinikums<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

gaben im 12-monatigem Erhebungszeitraum<br />

von Oktober 2018 bis September<br />

2019 rund 21 Prozent der Männer aus der<br />

Altersgruppe zwischen 56 und 65 Jahren<br />

an, von Erektionsstörungen betroffen<br />

gewesen zu sein. In der Altersgruppe der<br />

66 bis 75-jährigen waren es sogar 34 Prozent<br />

und auch in der jungen Altersgruppe<br />

zwischen 18 und 25 Jahren bereits 7<br />

Prozent. 1<br />

Der Gang zum Arzt ist aufgrund vielfältiger<br />

Ursachen essentiell<br />

Was also tun bei wiederkehrenden Erektionsproblemen?<br />

Der vertrauensvolle<br />

Gang zum Hausarzt oder Urologen ist<br />

ein wichtiger erster Schritt. Denn nur<br />

durch die fachkundige, medizinische<br />

Abklärung können ernste zugrundeliegende<br />

Erkrankungen ausgeschlossen<br />

werden. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche<br />

Therapieansätze, die von<br />

Lebensstiländerung, über Psycho/<br />

Paartherapie bis hin zur medikamentösen<br />

Therapie der Erektionsstörungen<br />

bzw. der zugrundeliegenden<br />

Erkrankung(en) reichen.<br />

Der vertrauensvolle Gang<br />

zum Hausarzt oder Urologen<br />

ist ein erster wichtier Schritt.<br />

Durch die fachkundige Aufklärung<br />

kann zudem eine zunehmende Verunsicherung<br />

der Betroffenen vermieden<br />

werden, was schlimmstenfalls zu einem<br />

Teufelskreis aus Erwartungsdruck und<br />

Versagensangst führen kann.<br />

Das Schweigen brechen<br />

Ebenfalls sehr wichtig und häufig unterschätzt:<br />

Betroffene sollten mit ihrer<br />

Partnerin oder ihrem Partner reden.<br />

Es ist nicht schwer, sich auszumalen,<br />

dass eine Erektionsstörung nicht nur die<br />

Lebensqualität der Betroffenen, sondern<br />

auch die des Menschen an seiner Seite<br />

deutlich mindern kann. Wird zudem<br />

versucht, das Problem zu vertuschen,<br />

kann dies auch die beste Beziehung auf<br />

die Probe stellen.<br />

Neben dem persönlichen Annehmen<br />

und Eingehen auf die Situation ist<br />

gerade in Beziehungen eine aktive,<br />

gemeinsame Auseinandersetzung mit<br />

der Problematik nötig. Wird dies übergangen,<br />

kann es leicht zu Missverständnissen<br />

kommen. Partner:innen können<br />

schlimmstenfalls an ihrer Attraktivität<br />

oder auch an der sexuellen Treue der<br />

Betroffenen zweifeln. Um bleibende<br />

Schäden in der Partnerschaft zu vermeiden,<br />

sollten Betroffene deshalb<br />

keinesfalls schweigen, sondern über<br />

Ihren Schatten springen und das <strong>Tabu</strong><br />

brechen!<br />

Weitere Informationen rund um das<br />

Thema Männergesundheit finden Sie<br />

auf unserer Webseite unter:<br />

www.maennersache-hormosan.de<br />

1<br />

https://de.statista.com/statistik/daten/<br />

studie/1177722/umfrage/sexuelle-probleme-untermaennern-in-deutschland-nach-alter/


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />

„Niemand hat vor, süchtig zu werden. Menschen<br />

nehmen nicht einfach so Suchtmittel. Hinter jedem<br />

süchtigen Menschen stecken Lebensumstände,<br />

die ausschlaggebend für Konsum sind.“<br />

Dominik Forster setzt sich an Schulen für Suchtprävention ein, weil er selbst davon betroffen war.<br />

Text Julia Forster<br />

Dominik Forster ist in der Nürnberger<br />

Südstadt geboren und aufgewachsen.<br />

Er will Fußballprofi<br />

werden und verbringt jede freie Minute<br />

auf dem Bolzplatz. Mit neun Jahren hat<br />

er einen schweren Unfall: dreifacher<br />

Schädelbasisbruch mit Innenohrabriss.<br />

Die Ärtz*innen prophezeien, dass er im<br />

besten Fall schwerbehindert sein wird.<br />

Forster überlebt und regeneriert sich.<br />

Er gilt als Wunder. Dominik schafft den<br />

Sprung auf die weiterführende Schule<br />

nicht. Hauptschule. Brennpunkt. Forster<br />

wird zum Außenseiter. Wird geschlagen<br />

und angespuckt. Jeden Tag. Vier Jahre<br />

lang. Seinen Eltern erzählt er davon<br />

nichts. Warum? Weil er bemerkt, dass<br />

diese mit ihren eigenen Problemen zu<br />

kämpfen haben. Die Mutter ist nervenkrank<br />

und medikamentenabhängig. Der<br />

Vater völlig überfordert mit der Autovermietung<br />

und der kranken Frau. Er<br />

beginnt zu trinken. „Ich wollte meinen<br />

Eltern nicht zur Last fallen.“<br />

Mit 17 Jahren beschließt Forster, “cool“<br />

zu werden. Forster findet zum deutschsprachigen<br />

Rap und kopiert das, was<br />

die Künstler von Aggro Berlin in ihren<br />

Texten erzählen. „Geld, Sex, Gewalt und<br />

Drogen – Ich bin geboren für das Leben<br />

ganz oben.“ So heißt es in Sidos Songtexten.<br />

In diesem Alter konsumiert Dominik<br />

zum ersten Mal Drogen und Alkohol. Mit<br />

Ende 21 sitzt er in der Hochsicherheitsjugendhaft<br />

für zwei Jahre, sechs Monate<br />

ein, verurteilt wegen eineinhalb Kilo<br />

Speed. „Im Jugendknast gibt es nur Opfer<br />

oder Täter.“ Auf Droge konnte Forster<br />

in der kriminellen Welt bestehen. Ohne<br />

Drogen allerdings war er wieder das<br />

Mobbingopfer an der Schule, nur umgeben<br />

von 330 psychopathischen Straftätern.<br />

Schwer traumatisiert wird Forster aus der<br />

Haft entlassen.<br />

Warum holen sich die<br />

wenigsten Hilfe? Weil in<br />

unserer Gesellschaft eine<br />

Suchterkrankung verhöhnt ist.<br />

Die Gesellschaft wartet nicht auf einen<br />

Kriminellen, der Drogen verkauft hat. Mit<br />

Vorstrafe bekommt man keinen Job, mit<br />

Schufa keine Wohnung. Ohne Wohnung<br />

kein Hartz IV und ohne Hartz IV ist man<br />

obdachlos. Das Einzige, was einem dann<br />

übrig bleibt, ist, wieder kriminell zu werden.<br />

Einem Sozialarbeiter und dem besonderen<br />

Projekt „Von Deutschland nach Italien<br />

über die Alpen“ und der Liebe seines<br />

Lebens ist es zu verdanken, dass Forster<br />

den Absprung schafft. „Ohne die beiden<br />

wäre ich früher oder später rückfällig geworden.<br />

Ich wäre in einer Junkiebude an<br />

meinem eigenen Erbrochene erstickt. Da<br />

bin ich mir sicher.“<br />

Die Problematik ist allgegenwärtig.<br />

Warum fällt es den Menschen dann so<br />

schwer, sich einzugestehen, dass man ein<br />

Problem hat, und warum holen sich die<br />

wenigsten Hilfe? Weil in unserer Gesellschaft<br />

eine Suchterkrankung verhöhnt<br />

ist. Sich einzugestehen, dass man Hilfe<br />

braucht, ist gleichzusetzen mit Scheitern.<br />

Zum Psychologen zu gehen, ist nichts<br />

anderes, als wegen eines gebrochenen<br />

Arms ins Krankenhaus zu fahren.<br />

Heute ist Dominik Forster erfolgreicher<br />

Unternehmer und Bestsellerautor.<br />

Forsters Aufgabe und Mission ist es, die<br />

Drogenproblematik an Schulen in den<br />

Griff zu bekommen. Das Projekt wird von<br />

verschiedenen Institutionen gefördert.<br />

Dass Menschen mit Drogen oder Süchten<br />

in Berührung kommen, könne man nicht<br />

verhindern. Forsters Power-Programm<br />

bereitet die Schüler*innen auf diese<br />

Konfrontation vor und bietet mit der<br />

Natürlich-high-Methode eine Alternative<br />

zum Konsum.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.dominik-forster.de<br />

FOTO: 1:30 PROSIEBEN<br />

ANZEIGE<br />

Die fortschrittliche Entzugsklinik mit familiärer Atmosphäre.<br />

Die LIFESPRING-Privatklinik bietet ein gepflegtes Ambiente und ist mit nur 21 Einzelzimmern vergleichsweise<br />

klein. Das führt während Entgiftung und Therapie zu einem persönlichen und entspannten Umgang miteinander.<br />

Diese familiäre Atmosphäre unterscheidet uns erheblich von anderen Suchtkliniken.<br />

Intensiv-individuelle Behandlung<br />

Absolut diskret<br />

Top bewertet von Patient*innen<br />

24/7 Service<br />

Für ein freies Leben ohne Sucht: Hotline: +49 2253 543 5319 | Web: www.lifespring.de


8<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Im Interview: Monika Grewe-Laufer (53)<br />

Was war die erste Situation, in der Ihnen<br />

bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt?<br />

Ich hatte eine Unterleibsoperation Anfang<br />

Oktober 2016, bei der irgendetwas nicht so verlief, wie<br />

es normal gewesen wäre. Als nach der Operation der<br />

Blasenkatheter entfernt wurde, hatte ich kein Gefühl<br />

mehr für meine Blase und deren Füllungszustand.<br />

Plötzlich war nichts mehr wie vor der Operation: Ich<br />

habe bis heute nicht das Gefühl, zur Toilette gehen zu<br />

müssen. Und wenn ich gehe, dann ohne zu wissen, ob<br />

meine Blase tatsächlich entleert ist.<br />

Wie verlief daraufhin die Untersuchung beim Arzt?<br />

Die Klinikärzte sahen zunächst keine Notwendigkeit,<br />

einen Urologen hinzuzuziehen, sie konsultierten<br />

stattdessen einen Psychologen. Erst Tage nach meiner<br />

Entlassung war ich erstmals bei einem Urologen. Dieser<br />

schickte mich auch zu anderen Fachkollegen und zum<br />

Neuro-Urologen eines Beckenbodenzentrums. Es wurden<br />

viele verschiedene Untersuchungen durchgeführt,<br />

bis ich meine Diagnose bekam.<br />

Haben Sie im Anschluss mit Ihrer Familie und<br />

Freunden darüber gesprochen? Wie haben sie das<br />

aufgefasst?<br />

Mein Mann unterstützte mich von Anfang an. Unsere<br />

drei Kinder bekamen meine Inkontinenz auch bald<br />

mit. Mein Leben veränderte sich grundlegend. Ich<br />

habe meinen geliebten Beruf als Gymnasiallehrerin<br />

aufgeben müssen und war dann immer nur zu Hause<br />

oder bei Ärzten. Unserer ältesten Tochter war ich „so<br />

peinlich“, dass sie mich damals partout nicht bei ihrem<br />

Abschlussball des Tanzkurses dabeihaben wollte. Ich<br />

denke heute, dass sie mit der Situation überfordert<br />

war. Ich war damals häufig wirklich „missmutig“<br />

Texte Vito Schwarz<br />

gestimmt und frustriert, weil ich mich so hilflos<br />

und allein fühlte. Der „erweiterten Familie“ und Freunden<br />

traute ich mich nicht von meiner Inkontinenz<br />

zu erzählen, nachdem meine Kollegen spontan sehr<br />

distanziert reagiert hatten. Ich denke bis heute, dass<br />

dieses Thema absolut nichts für jede Gemeinschaft und<br />

für jeden Anlass ist; es ist eben ein sehr intimes.<br />

Wie gehen Sie im Alltag mit Ihrer Inkontinenz um,<br />

und was hilft Ihnen dabei?<br />

Ich habe wegen der Blasenentleerungsstörung einen<br />

Dauerkatheter. Ansonsten trage ich saugfähige Pants,<br />

die ich mehrfach am Tag wechsele. Sehr gut hilft mir<br />

auch eine Akupunkturbehandlung. Problematisch ist<br />

die Pflege der Haut, die unter der Inkontinenz extrem<br />

leidet. Ich brauche bei allen Tätigkeiten die Möglichkeit,<br />

regelmäßig eine Pause einlegen zu können.<br />

Zu Hause ist die Inkontinenz für mich kein Problem<br />

mehr. Aber vieles außerhalb der Wohnung ist oft stresssig:<br />

Ständig trage ich eine Tasche mit Wechselkleidung<br />

und Vorlagen herum. Ich sitze ungern auf Polstermöbeln.<br />

Ich besuche keine Konzerte, Kinos oder Theater<br />

und öffentliche Sportstätten mehr. Bei öffentlichen<br />

Toiletten und Toiletten in Restaurants gibt es Probleme,<br />

wenn diese eng und verschmutzt sind und kaum Möglichkeiten<br />

bieten, sich umzuziehen. Längere Autofahrten<br />

und Urlaubsreisen sind für mich auch ein Problem.<br />

Reisen ins Ausland unternehme ich nicht mehr, und wir<br />

gehen nur noch selten aus.<br />

Schwierig sind termingebundene Arztbesuche und<br />

Behördengänge: Ich plane z. B., wie viel ich bis wie<br />

lange vor einem Termin trinken kann und in welchem<br />

Zeitfenster ich eine Toilette aufsuchen muss.<br />

Welchen Rat möchten Sie anderen Betroffenen<br />

geben, und was kann die Gesellschaft beisteuern?<br />

Zuallererst ist wichtig, mit dem Hausarzt über seine<br />

Inkontinenz zu sprechen und die Ursachen unbedingt<br />

auch urologisch abklären zu lassen. Dabei darf man sich<br />

nicht „abwimmeln“ lassen! Beckenbodenzentren bieten<br />

auch eine sehr gute, fachübergreifende Anlaufstelle.<br />

Mir hat es sehr geholfen, mich einer Selbsthilfegruppe<br />

anzuschließen und an Treffen teilzunehmen. Ich bin<br />

über die Inkontinenz Selbsthilfe e. V., welche ein Forum<br />

für den Austausch Betroffener bietet, darauf aufmerksam<br />

geworden. Hilfreich kann es sein, mit engen Vertrauten<br />

und auch mit Vertrauenspersonen bei der Arbeit<br />

darüber zu sprechen und sich zu informieren, z. B. bei<br />

der Woche der Inkontinenz. Ich empfehle, sich einen<br />

Euro-Toilettenschlüssel für unterwegs zu besorgen.<br />

Ich fände es gut, wenn der Ausbildungsgang der Ärzte<br />

einen anderen Schwerpunkt auf die Inkontinenz legen<br />

könnte: Ich habe verschiedene Ärzte und Therapeuten<br />

unterschiedlicher Fachrichtungen getroffen, die<br />

sich mit Inkontinenz nicht auskannten, die sich vor<br />

mir zu ekeln schienen und eine Behandlung so kurz<br />

wie möglich durchführten. Und ich wünsche mir von<br />

Apotheken und Versorgern, dass z. B. Hilfsmittel an die<br />

Betroffenen grundsätzlich neutral verpackt ausgeliefert<br />

würden und dass Beratungen immer diskret ablaufen,<br />

was häufig nicht der Fall ist.<br />

Ich wünsche mir, dass grundsätzlich offener und<br />

respektvoller mit dem Thema und mit den Betroffenen<br />

umgegangen wird, dass man ihnen mit weniger Vorurteilen<br />

begegnet. Inkontinenz ist keine Krankheit des<br />

fortgeschrittenen Alters, sondern kann ein Symptom<br />

vieler anderer Erkrankungen sein und jedes Lebensalter<br />

betreffen! Und Inkontinenz ist häufig behandelbar. Man<br />

darf sich nicht aufgeben!<br />

Neurogene Blasenentleerungsstörung<br />

Eine Diagnose mit zwei unterschiedlichen Wegen, der Erkrankung zu begegnen. Beide sind von einer neurogenen Blasenentleerungsstörung<br />

mit Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie betroffen und schildern uns im Interview unverblümt ihre Geschichten – Ein<br />

ganz persönlicher Einblick in das Leben mit Inkontinenz.<br />

Im Interview: Stephan Bl. (58)<br />

Was war die erste Situation, in der Ihnen<br />

bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt?<br />

Es war 1999 bei einem Vorbereitungskurs zu<br />

einer Fortbildung. Nach dem Wasserlassen während<br />

einer Pause hörte der Urin nicht mehr auf zu tröpfeln.<br />

Ich war gezwungen, mich in einer nahe gelegenen<br />

Apotheke mit Vorlagen bzw. Windeln zu versorgen.<br />

Nach zwei Tagen war der Spuk vorbei. 2017 trat das<br />

Phänomen wieder auf. Es dauerte aber sechs Monate,<br />

bis ich wieder ohne Windeln auskam. Die Situationen<br />

waren beide psychisch stark belastend. Vor zweieinhalb<br />

Jahren trat meine Inkontinenz wieder auf, nur massiver,<br />

und dauert bis heute an. Mal ist es nur ein stetes Tröpfeln,<br />

die meiste Zeit aber habe ich einen schwallartigen<br />

Urinverlust.<br />

Gab es denn eine direkte Diagnose beim Arzt?<br />

Die darauffolgenden Untersuchungen bei meiner<br />

Urologin verliefen ausgesprochen entspannt. Nach drei<br />

Monaten Behandlung überwies sie mich zur Urodynamik.<br />

Kurz vor dem Termin wurde mir dieser aufgrund<br />

der Corona-Verordnung abgesagt. Erst im Frühjahr 2022<br />

kam es dann zur Untersuchung. Die Urologin erklärte<br />

mir alles und beantwortete meine Fragen verständlich.<br />

Die Diagnose stand: neurogene Blasenentleerungsstörung<br />

mit Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Sodann<br />

wurde ich von ihr über Vor- und Nachteile weitreichender<br />

Behandlungsmethoden aufgeklärt und wir versuchten,<br />

medikamentös eine Besserung zu erzielen.<br />

Schlussendlich entschied ich mich für die Behandlung<br />

mit Botox, die im Dezember dieses Jahres durchgeführt<br />

wurde. Sie wies mich ins Selbstkatheterisieren ein, um<br />

zu sehen, ob ich in der Lage bin, mir einen Katheter<br />

durch die Harnröhre bis in die Blase zu legen.<br />

Ich wollte mich zuallererst mit der Selbstkatheterisierung<br />

vertraut machen. Wie habe ich mich zu organisieren<br />

und welche Hindernisse sind zu beseitigen?<br />

Nachdem ich das Experiment an zwei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen durchgeführt habe, weiß ich jetzt, dass<br />

ich mir für unterwegs eine kleine Kulturtasche zum<br />

Aufhängen besorge, in die alle Utensilien hineinpassen.<br />

Ja, das Wasserlassen wird umständlicher und dauert<br />

länger. Dafür bekomme ich für die Zeit von etwa neun<br />

bis zwölf Monaten weitestgehend die Kontrolle über<br />

meine Blase zurück, was nicht heißt, dass ich ab dann<br />

nicht mehr inkontinent bin. Ich bin es noch! Ob die<br />

Behandlung mit Botox die Wahl für mehrere Jahre sein<br />

wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht bleibe<br />

ich dabei, vielleicht ersehne ich mir doch die Schließmuskelprothese<br />

oder aber ich kehre zur Windel zurück.<br />

Leben ist Evolution, das ist meine persönliche Evolution.<br />

Wurden Sie in der Situation von Ihrer Familie und<br />

von Freunden aufgefangen?<br />

Meine Frau wusste von Anfang an Bescheid und nahm<br />

es als normal an. Nachdem klar war, dass meine Inkontinenz<br />

nicht vorübergehend ist, habe ich das im engsten<br />

Kreis der Familie kommuniziert. Ich habe großes Glück,<br />

von Menschen umgeben zu sein, die andere nicht nach<br />

Krankheiten beurteilen.<br />

Wie gehen Sie im Alltag mit Ihrer Inkontinenz um?<br />

Ich bin nun mal inkontinent und muss auf irgendeine<br />

Art und Weise damit klarkommen. Ich habe die Wahl,<br />

ob ich es mir im Alltag schwer oder leicht mache. Ich<br />

habe mich für Letzteres entschieden. Dass ich Windel<br />

trage, mache ich nicht zum Geheimnis, aber ich posaune<br />

es auch nicht in die Welt hinaus. Dadurch nehme ich<br />

mir viel Stress. Ich muss nicht immer hinterher sein,<br />

um z. B. Windelverpackungen oder Ersatzwindeln vor<br />

unserem Besuch zu verstecken.<br />

Die Hilfsmittel helfen mir, zum größten Teil unfallfrei<br />

zu bleiben und vor allem aktiv das Leben zu genießen!<br />

Verlasse ich das Haus für zwei Stunden und mehr, habe<br />

ich immer eine Ersatzwindel dabei. Ich lasse mir durch<br />

die Inkontinenz nicht den Spaß am Leben nehmen.<br />

Welche Situationen sind für Sie dabei besonders<br />

belastend?<br />

Situationen, in denen trotz Versorgung noch was daneben<br />

geht und ich mit nasser Hose in der Öffentlichkeit<br />

stehe. Das kann immer wieder mal passieren. Sei es<br />

aus falscher Einschätzung um die noch vorhandene<br />

Aufnahmekapazität der bereits benutzten Windel oder<br />

dem falschen Anlegen dieser.<br />

Welchen Rat möchten Sie anderen Betroffenen<br />

mit auf den Weg geben, und was sollte sich Ihrer<br />

Meinung nach in der Gesellschaft ändern, damit<br />

Betroffene mehr Mut haben, über ihr Leiden zu<br />

sprechen?<br />

Macht euch im Kopf frei! Es muss euch egal sein, was<br />

andere darüber denken. Es ist deren Problem und<br />

nicht eures. Es hat nichts mit Verlust von Stärke oder<br />

einem Rückfall ins Babyalter gemein. Akzeptiert die<br />

Krankheit und geht damit ganz normal um. Ihr werdet<br />

merken, dass eure Mitmenschen nicht wirklich was<br />

davon mitbekommen. Das macht stark. Tragt notfalls<br />

noch eine Gummihose über eurer Windel. Die haben<br />

mich das eine oder andere Mal vor einen „Unfall“ in<br />

der Öffentlichkeit gerettet. Manchmal knistert es beim<br />

Gehen, die Windeln tragen je nach Saugkraft mal mehr<br />

oder weniger auf und sind eventuell unter der Jeans<br />

zu erkennen. Meine Erfahrung dazu ist: Es wird nicht<br />

bemerkt! Sollte dann doch mal wer was merken, so<br />

könnt ihr sicher sein, dass diese Person mit allergrößter<br />

Wahrscheinlichkeit selbst inkontinent ist und daher mit<br />

einer solchen Situation entsprechend umzugehen weiß.<br />

Die Inkontinenz Selbsthilfe e. V.<br />

ist ein ehrenamtlich tätiger Selbsthilfeverein, der<br />

die Möglichkeit zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch<br />

unter Betroffenen bietet und sich für deren<br />

Interessen einsetzt. Informieren Sie sich auf unserer<br />

Webseite unter: www.inkontinenz-selbsthilfe.com


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der IGEFA Handelsgesellschaft GmbH & Co. KG entstanden.<br />

Inkontinenzprodukte – richtig, wichtig!<br />

Janine Homburg arbeitet seit acht Jahren als Marketing-Managerin der Marke Kolibri<br />

und stand uns im folgenden Interview als Expertin für Produktwissen rund um die<br />

Inkontinenzartikel zur Verfügung.<br />

Text Charlie Schröder<br />

Hallo Janine, das Thema<br />

Inkontinenz ist mit<br />

viel Scham behaftet.<br />

Wie gehst du damit um?<br />

Hallo! Als ich vor acht<br />

Jahren in das Inkontinenzteam<br />

unseres<br />

Unternehmens kam, war das Thema relativ<br />

neu für mich. Mir war nicht bewusst, dass es<br />

jeden Menschen treffen kann und mittlerweile<br />

über zehn Millionen Menschen in<br />

Deutschland davon betroffen sind. Man<br />

wird mit vielen Fragen konfrontiert – und<br />

wohl die wichtigste: Woher bekomme ich<br />

Informationen und Hilfe? Und seien wir ehrlich,<br />

ich laufe hierzu nicht durch die Nachbarschaft<br />

und frage. Unsere Mission ist es,<br />

über das Thema aufzuklären und unser<br />

Wissen über Produkte zu Blasenschwäche<br />

und Inkontinenz zu teilen.<br />

Woher bekomme ich Rat und erste Antworten?<br />

Dank des Internets finden sich schnell viele<br />

Antworten. Achtung jedoch bei der Qualität!<br />

Wir haben zum Beispiel einen kleinen<br />

Ratgeber auf unserer Webseite eingebaut.<br />

Unter anderem stehen dort FAQs zur Inkontinenz.<br />

Es werden grundlegende Begrifflichkeiten<br />

erklärt oder Fragen aufgezeigt, die<br />

der Arzt stellen wird.<br />

Was muss ich bei den Produkten beachten?<br />

Wichtig: Wenn man Symptome feststellt,<br />

bitte konsultiert einen Arzt. Dieser kann<br />

den Grad der Inkontinenz bestimmen. Denn<br />

je nach Grad gibt es auch andere Produktarten.<br />

Einlagen, ähnlich den Monatsbinden,<br />

eignen sich bei leichter Blasenschwäche/<br />

Inkontinenz. Vorlagen hingegen sind bei<br />

mittlerer bis schwerer Inkontinenz zu empfehlen.<br />

Sie bieten in Kombination mit<br />

Fixierhosen einen optimalen Schutz und<br />

man fühlt sich rundum sicher. Für besonders<br />

aktive Menschen eignen sich Pants: Anziehen,<br />

fertig, los! Letztendlich sind die<br />

wichtigsten Parameter für das richtige<br />

Produkt die Menge an Urinverlust und der<br />

Körperbau.<br />

Über zehn<br />

Millionen<br />

Menschen sind<br />

in Deutschland<br />

von Inkontinenz<br />

betroffen. Wichtig<br />

ist, wenn man<br />

Symptome<br />

feststellt,<br />

einen Arzt zu<br />

konsultieren.<br />

Janine, was müssen wir noch beachten?<br />

Als kurzfristige Lösung sollten keine normalen<br />

Slipeinlagen oder Binden, die für die<br />

monatliche Periode entwickelt wurden,<br />

verwendet werden. Sie sind nicht geeignet,<br />

größere Mengen Urin zu halten. Dafür sind<br />

eben spezielle Inkontinenzprodukte entwickelt<br />

worden. Sie binden auch große Flüssigkeitsmengen<br />

im Kern, diskret und geruchsneutral.<br />

Auslaufbündchen geben an den Seiten einen<br />

zusätzlichen Schutz, sodass nichts auslaufen<br />

kann. Und wenn man sich bei der Wahl des<br />

Produktes unsicher ist, haben wir auf unserer<br />

Webseite einen Produktfinder zur Unterstützung.<br />

Darüber bekommt man auch ganz<br />

bequem ein kostenfreies Muster nach Hause.<br />

Mit welchen Kosten muss ich monatlich<br />

rechnen?<br />

Als Betroffener erhält man Unterstützung<br />

durch die Krankenkassen. Dafür muss man<br />

ein Rezept einreichen. Bei der Abwicklung<br />

helfen wir aber auch gerne weiter.<br />

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp<br />

für Betroffene?<br />

Sicher. Zur Vorbeugung empfiehlt sich regelmäßiges<br />

Sporttreiben, insbesondere das Beckenbodentraining.<br />

Außerdem unterstützt<br />

eine hochwertige Hautpflege die besonders<br />

beanspruchten Hautpartien.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Gerne, ich freue mich, dass ich einen Beitrag<br />

zur offenen Kommunikation zu diesem<br />

wichtigen Thema beitragen konnte, und<br />

hoffe, dass wir in Zukunft viel offener damit<br />

umgehen.<br />

Janine Homburg<br />

Marketing-Managerin Kolibri<br />

Weitere Informationen zu uns und<br />

unseren Produkten finden Sie auf<br />

kolibri.info<br />

ANZEIGE<br />

FÜNF GUTE<br />

GRÜNDE<br />

FÜR PFLEBO:<br />

Du erhältst eine<br />

qualifizierte Beratung<br />

durch unsere freundlichen<br />

Kundenberater/innen<br />

Die Lieferung erfolgt<br />

monatlich kostenfrei<br />

nach Hause<br />

Wir kümmern uns um<br />

Deinen Antrag<br />

Erhalte ausschließlich<br />

hochwertige<br />

Markenprodukte<br />

Du gehst keine<br />

Vertragsbindung ein<br />

KOSTENFREIE<br />

PFLEGEBOXEN<br />

Du hast einen anerkannten<br />

Pflegegrad oder pflegst Deine<br />

Angehörigen zu Hause? Dann<br />

hast Du Anspruch auf Pflegehilfsmittel<br />

im Wert von 40 EUR<br />

pro Monat. Die Kosten werden<br />

von der Pflegekasse erstattet.<br />

ALLES.<br />

FÜR DICH<br />

ZU HAUSE.<br />

0800 72 46 544 info@pflebo.de www.pflebo.de


10<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Scheut „Mann“ sich vor einer BPH-Therapie<br />

aus Angst vor Impotenz und Ejakulationsproblemen?<br />

Urologen empfehlen ihren Patienten mit Prostataproblemen dringend, die Ursachen abklären zu lassen und eine möglichst<br />

frühe Behandlung zu suchen, um gravierendere Probleme zu vermeiden.<br />

Text Grainne Paar<br />

Dr. Durmaz<br />

Urologe aus Nürnberg<br />

Als niedergelassener Urologe sehen<br />

Sie täglich Patienten, die an den<br />

Symptomen einer vergrößerten<br />

Prostata (BPH) leiden. Wann ist<br />

der richtige Zeitpunkt für einen Mann,<br />

seinen Urologen zu konsultieren?<br />

Männer sollten Rat bei ihrem Arzt einholen,<br />

sobald sie unangenehme Symptome haben,<br />

wie z. B. Schwierigkeiten, den Urinstrahl zu<br />

initiieren, einen schwachen Strahl haben oder<br />

oft die Toilette aufsuchen müssen. Diese Symptome<br />

werden häufig von einer vergrößerten<br />

Prostata verursacht, welche die Harnröhre<br />

einengt und blockiert. 1<br />

Das Aufschieben der Behandlung kann bei Männern<br />

andauernde Symptome zur Folge haben, die<br />

sich negativ auf ihre Lebensqualität auswirken.<br />

Sie gehen außerdem das Risiko ein, dass sich<br />

diese Symptome mit der Zeit verschlimmern<br />

und sie am Ende sogar unfähig werden, Wasser<br />

zu lassen. Aus diesem Grund ist eine frühe<br />

Identifikation und Behandlung einer BPH so<br />

wichtig. Es gibt minimalinvasive Behandlungsmöglichkeiten,<br />

die in klinischen Studien belegt<br />

haben, dass sie die sexuellen Funktionen<br />

erhalten.* 2 Je früher der Patient sich und seine<br />

Symptome dem Arzt vorstellt, desto mehr Behandlungsoptionen<br />

stehen zur Verfügung.<br />

Welche Kriterien führen dazu, dass Sie dem<br />

Patienten eine bestimmte BPH-Behandlungsoption<br />

empfehlen?<br />

Das ist ganz individuell und unterschiedlich.<br />

Zunächst muss man herausfinden, was dem<br />

Patienten wichtig ist. Basierend auf diesen<br />

Erkenntnissen wird gemeinsam ein Behandlungsplan<br />

erstellt. Für sexuell aktive Männer<br />

beispielsweise ist die retrograde Ejakulation,<br />

die eine medikamentöse Therapie auslösen<br />

könnte, ein großes Thema. Viele Patienten<br />

haben aber auch Angst vor konventionellen,<br />

chirurgischen Eingriffen wie z. B. der Transurethralen<br />

Resektion der Prostata (TURP),<br />

weil sie das mögliche Risiko der Impotenz oder<br />

Inkontinenz nach solchen Eingriffen fürchten. 1<br />

Das Aufschieben<br />

der Behandlung<br />

kann bei Männern<br />

andauernde Symptome<br />

zur Folge<br />

haben.<br />

Haben Patienten eine Wahlmöglichkeit<br />

zwischen verschiedenen chirurgischen<br />

Optionen oder bestimmt ihr Zustand,<br />

welcher Eingriff für sie geeignet ist?<br />

Behandlungspläne können sehr komplex ausfallen,<br />

viele Faktoren spielen eine Rolle bei<br />

der Entscheidung für die beste Behandlungsalternative<br />

für den Patienten. Aber natürlich,<br />

der Patientenwille spielt eine Rolle. Es gibt verschiedene<br />

chirurgische Behandlungsoptionen<br />

für Patienten. Neben der TURP gibt es einige<br />

neuere Behandlungsalternativen. Beispielsweise<br />

Behandlungen mit Wasserdampf, Laser<br />

oder anderen Methoden. Der Prostatische Urethrale<br />

Lift (PUL) ist ein minimalinvasiver Eingriff,<br />

der gemäß klinischen Studien erwiesenermaßen<br />

die sexuellen Funktionen erhält. *2<br />

Viele Männer, bei denen BPH diagnostiziert<br />

wurde, könnten geeignete Kandidaten für diese<br />

Behandlungsalternative sein.<br />

Über die Benigne Prostatahyperplasie<br />

(BPH)<br />

Benigne Prostatahyperplasie (BPH), auch<br />

bekannt als vergrößerte Prostata, ist weit<br />

verbreitet. Es betrifft über 40% aller Männer in<br />

ihren 50ern und über 70% aller Männer in ihren<br />

60er-Jahren. Die BPH kann unangenehme<br />

Symptome im Harntrakt verursachen. Die vergrößerte<br />

Prostata kann die Harnröhre verengen<br />

bzw. sogar blockieren. Undiagnostiziert oder<br />

unbehandelt kann die BPH einen Einfluss auf<br />

die Lebensqualität bewirken. 3,4<br />

BPH-Behandlungsoptionen:<br />

• Kontrolliertes Abwarten<br />

• Medikamententherapie<br />

• Minimalinvasive Eingriffe<br />

• Chirurgische Eingriffe<br />

* Kein Auftreten von neu erworbenen, erektilen<br />

oder ejakulatorischen Dysfunktionen in der<br />

LIFT-Zulassungsstudie.<br />

1<br />

AUA BPH Guidelines 2003, 2020<br />

2<br />

Roehrborn, J Urol 2013<br />

3<br />

Berry, J Urol 1984<br />

4<br />

Speakman, BJU Int 2015<br />

Mit freundlicher Unterstützung von Teleflex. Teleflex, das Teleflex-Logo und Urolift sind Marken oder eingetragene Marken von Teleflex Incorporated oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA und/oder anderen Ländern.<br />

© 2022 Teleflex Incorporated. Alle Rechte vorbehalten. MCI-101005<br />

ANZEIGE<br />

Das UroLift-System bietet eine sichere<br />

und wirksame Behandlung der BPH<br />

mit geringem Risiko bei gleichzeitigem<br />

Erhalt der sexuellen Funktion 1-3*<br />

Erfahren Sie mehr unter de.urolift.com<br />

*Keine Fälle von neuen, dauerhaften Erektions- oder Ejakulationsstörungen in der LIFT-Zulassungsstudie.<br />

Quellen: 1. Roehrborn J Urology 2013 LIFT Study 2. Roehrborn et a. Can J Urol 2017 3. Shore Can J Urol 2014<br />

Indiziert für die Behandlung der Symptome einer vergrößerten Prostata bis zu 100cc bei Männern ab 50 Jahren. Wie bei jedem medizinischen Verfahren können die Ergebnisse individuell<br />

variieren. Die häufigsten Nebenwirkungen sind vorübergehend und umfassen Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin, Beckenschmerzen, dringenden Harndrang und/<br />

oder die Unfähigkeit, den Harndrang zu kontrollieren 1 . Seltene Nebenwirkungen, einschließlich Blutungen und Infektionen, können zu einem ernsten Ergebnis führen und erfordern<br />

möglicherweise einen Eingriff. Weitere Informationen finden Sie in der Gebrauchsanweisung.<br />

Teleflex and the Teleflex logo and UroLift are trademarks or registered trademarks of Teleflex Incorporated or its affiliates in the U.S. and/or other countries.<br />

All other trademarks or registered trademarks are the property of their respective owners. © 2022 Teleflex Incorporated. All rights reserved. MCI-2022-0456-DE · 07 22


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />

Influencer oder Sinnfluencer?<br />

Wie der Tod die Menschen fesselt<br />

Text Johannes Bauer<br />

luis.bauer._<br />

BestattungenBurger<br />

FOTO: BESTATTUNGEN BURGER<br />

Immer mehr Menschen holen<br />

sich Wissen und Meinungen<br />

von Plattformen wie TikTok,<br />

Instagram und YouTube. Welche<br />

Mode ist gerade angesagt?<br />

Wie repariere ich mein Smartphone?<br />

Und was esse ich, um<br />

mich gesund zu ernähren? Leuchtet ein,<br />

habe ich auch schon oft gemacht – wie<br />

sicherlich viele von uns. Doch dass Leute<br />

sich Videos eines jungen Bestatters zu<br />

Gemüte führen würden, diese tausendfach<br />

liken und teilen würden, hätte ich<br />

mir in meinen kühnsten Träumen nicht<br />

vorstellen können. Was hat sich in der<br />

Gesellschaft diesbezüglich gewandelt?<br />

Ich erzähle nun ein wenig aus dem Nähkästchen,<br />

denn mein Sohn Luis – auch<br />

bekannt als „Der TikTok-Bestatter Luis<br />

Bauer“ nimmt in seinen TikTok-Videos<br />

kein Blatt vor den Mund. Genau dafür<br />

lieben ihn die Leute und feiern ihn. Über<br />

1,3 Millionen Follower zählt der Kanal<br />

(@bestattungenburger) inzwischen auf<br />

TikTok und ist digitales Zeugnis dafür,<br />

dass das Interesse an diesem Thema nie<br />

verschwunden war.<br />

Luis ist von Kindesbeinen an als Sohn<br />

eines Bestattungsunternehmers mit den<br />

Themen Sterben und Bestatten vertraut.<br />

Schon bald war ihm klar, dass er in die<br />

Fußstapfen seines Vaters steigen würde.<br />

Warum Formeln in Mathematik und Chemie<br />

lösen, wenn er trauernden Familien<br />

durch seine Arbeit helfen konnte. Für<br />

seine Klassenkameraden nichts Neues. Im<br />

Gegenteil: Sie waren neugierig, als er vom<br />

Gymnasium ins väterliche Bestattungsinstitut<br />

wechselte. Genau das inspirierte ihn<br />

auch, für junge Menschen eine Plattform<br />

zu schaffen, auf der er zum einen zeigen<br />

konnte, was er als Bestatter den ganzen<br />

Tag so tat, und zum anderen die Möglichkeit<br />

für Austausch, Anteilnahme und<br />

Trost bieten konnte.<br />

Seine Rechnung ging vom ersten Tag an<br />

auf. Unzählige Fragen wurden und werden<br />

unter den Videos gepostet. Unzählige<br />

persönliche Geschichten werden per Nachricht<br />

an ihn adressiert. Inzwischen ist die<br />

Zahl der Kommentare so groß, dass er sie<br />

nicht mal ansatzweise beantworten könnte.<br />

Und da sind manchmal auch sehr heftige<br />

Schicksale mit dabei. Deswegen stehen<br />

wir in engem Austausch, denn solche<br />

Schicksale muss man persönlich auch<br />

richtig einsortieren und verarbeiten. Da<br />

hilft Sprechen viel. Doch sehr schnell<br />

wurde mir klar, dass Luis eine tiefe<br />

Erfüllung darin gefunden hatte, anderen<br />

Menschen auf dieser Ebene helfen zu<br />

können. Eben nicht nur als Influencer,<br />

sondern bewusst als Sinnfluencer.<br />

Er hat inzwischen seine eigenen Mechanismen<br />

gefunden, um mit den Schicksalen<br />

anderer Menschen umzugehen<br />

und die Arbeit vom Privaten zu trennen.<br />

Diese Fähigkeit ist gerade in unserem<br />

Beruf extrem wichtig. Für Luis ist es sehr<br />

wichtig, authentisch und ehrlich in seinen<br />

Videos zu sein. Denn genau das schätzen<br />

und erwarten die Menschen auch. „Da<br />

kannst du wirklich über alles berichten:<br />

Was passiert mit Wasserleichen? Wie<br />

funktioniert eine Einbalsamierung? Die<br />

Leute wollen eben genau wissen, was<br />

danach geschieht oder was mit einem Verstorbenen<br />

aus ihrem Umfeld passiert ist.“<br />

Das Interesse der Öffentlichkeit an Tod<br />

und Abschied und somit auch an Luis ist<br />

so groß wie noch nie. Doch er sieht sich<br />

dennoch nur als Plattform oder Kanal,<br />

den wir nutzen, um sich mit dem oftmals<br />

schweren Thema zu befassen und für<br />

das Leben gestärkt zu werden. Denn das<br />

ist seine und unsere Mission, in der wir<br />

unterwegs sind. Online, in den sozialen<br />

Medien und natürlich auch im „Real Life“.<br />

Das ist Luis – trotz all der Aufmerksamkeit<br />

und dem medialen Rummel – enorm<br />

wichtig. „Denn am Ende bin ich auch<br />

nur ein Mensch, der durch seine Arbeit<br />

anderen Menschen hilft. Und das ist ein<br />

zutiefst befriedigendes Gefühl.“<br />

Den vollständigen Artikel finden Sie<br />

online unter<br />

gesunder-koerper.info<br />

Lesen Sie von unglaublichen<br />

Erlebnissen aus sechs<br />

Generationen Bestattergeschichte<br />

in dem Buch<br />

“Wenn der Tod kommt, ist<br />

Sense“ von Luis und seinem<br />

Vater Johannes Bauer.<br />

ANZEIGE<br />

mymoria – die moderne Art<br />

der Bestattungsplanung<br />

Für Angehörige in emotionalen Ausnahmesituationen und Vorsorgende ist es<br />

entscheidend, dass sie sich einfühlsam und fair von einem Bestatter betreut<br />

fühlen. Das Bestattungshaus mymoria, Pionier in der digitalen Bestattungsplanung,<br />

hat hier neue Maßstäbe gesetzt. Mit der Vision, den Umgang mit dem<br />

Tod zu verändern und dem Thema offener zu begegnen, ist mymoria gestartet.<br />

mymoria steht für eine moderne Art der Bestattungsplanung, die die Interessen<br />

und Wünsche der Hinterbliebenen und Vorsorgenden in den Mittelpunkt stellt<br />

und unterstützt und hilft Angehörigen ganz nach ihren Wünschen. Dabei spielt<br />

es keine Rolle, ob eine Beisetzung im engsten Kreis organisiert werden soll oder<br />

ein Abschied in großer Runde geplant ist. Unsere Kunden sollen sich nach ihren<br />

Vorstellungen von einem geliebten Menschen verabschieden können. Dafür beraten<br />

wir unverbindlich über alle Möglichkeiten einer Beisetzung sowie transparent<br />

über die entstehenden Kosten.<br />

Mit mymoria können Bestattungen in ganz Deutschland geplant werden – unabhängig<br />

davon, ob die Hinterbliebenen im gleichen Ort wie der oder die Verstorbene<br />

leben und auch dort die Beisetzung stattfinden soll oder ob beispielsweise<br />

eine Beisetzung in München aus Berlin organisiert werden soll.<br />

Je nach Wunsch kann die Beratung persönlich vor Ort stattfinden, telefonisch<br />

oder unabhängig von Zeit und Ort einfach online: mymoria bietet alles aus<br />

einer Hand. Online leitet eine intuitive Menüführung Angehörige und Vorsorgende<br />

durch die Planung. Wer lieber vor Ort beraten werden möchte, findet<br />

mymoria an 27 Standorten. Hier erwarten die Kunden helle, mit Birkenstämmen<br />

dekorierte Verkaufs- und Beratungsräume – statt düsterer Sargausstellung und<br />

Urnenwand. Kunden finden auch bewegende Bücher für Kinder und Erwachsene<br />

und informative Leitfäden sowie weitere fast 100 kuratierte Produkte wie<br />

Duftkerzen und Blumenschmuck. Gemütliche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen,<br />

Stöbern und zu Gesprächen ein. Das gehört bei mymoria zum Konzept:<br />

Das Thema Bestattung in der Gesellschaft wieder sichtbar machen.<br />

Der Tod ist nach wie vor ein <strong>Tabu</strong>thema in unserer Gesellschaft und somit wird<br />

meist auch eine Vorkehrung für die eigene Bestattung aus Bequemlichkeit verdrängt.<br />

Ein bewusster Umgang mit diesem Thema kann uns selbst allerdings<br />

die Angst nehmen und zugleich Angehörige entlasten. mymoria macht dies den<br />

Kunden so einfach wie möglich: Im mymoria-Vorsorgeportal können Interessierte<br />

online in wenigen Schritten eine Bestattungsvorsorge abschließen sowie<br />

alle Informationen und Formulare aus den Bereichen Pflege, Nachlass und Bestattung<br />

an einem zentralen Ort verwalten. Die Vorsorge selbst ist kostenlos.<br />

Natürlich gibt es Optionen, die Bestattung auch finanziell abzusichern, zum Beispiel<br />

mit einer Treuhandeinlage.<br />

Probieren Sie es selbst aus:<br />

online unter www.mymoria.<br />

de/bestattungsvorsorgeplanen,<br />

rufen Sie uns an<br />

oder besuchen Sie uns<br />

in einer unserer Filialen<br />

Sie entscheiden.<br />

Hannoversche Straße 9 · 10115 Berlin<br />

0800 803 8000<br />

www.mymoria.de<br />

service@mymoria.de


Ginge es nach Kindern<br />

wie Jacob, müsste<br />

kein Kind hungern.<br />

IHR LETZTER WILLE<br />

KANN EIN ANFANG SEIN –<br />

FÜR KINDER WELTWEIT.<br />

Seit mehr als 100 Jahren ist Save the Children für Kinder wie Jacob<br />

da und stärkt sie. Unser Ziel ist eine Welt, in der alle Kinder gesund<br />

und sicher leben, selbstbestimmt aufwachsen und lernen können.<br />

© Jordi Matas / Save the Children<br />

Erfahren Sie mehr und bestellen Sie telefonisch oder online unseren<br />

Testaments-Ratgeber – kostenlos und unverbindlich.<br />

www.savethechildren.de/testamente<br />

Sprechen Sie mich an!<br />

Bei individuellen Fragen unterstütze ich<br />

Sie gerne oder stelle Kontakt zu unserem<br />

juristischen Erbrechts-Netzwerk her.<br />

Rania von der Ropp<br />

030 - 27 59 59 79 - 820<br />

rania.ropp@savethechildren.de<br />

Heute schon helfen:<br />

Online<br />

www.savethechildren.de/spenden<br />

Spendenkonto<br />

Save the Children Deutschland e.V.<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

IBAN: DE92100205000003292912

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!