Tabu
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Erektionsschwäche<br />
ist behandelbar,<br />
„Mann“ muss sie aber ansprechen<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_1377724994<br />
Text Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />
Prof. Dr. med. Frank Sommer<br />
Urologe und Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Mann und Gesundheit<br />
(DGMG)<br />
Viele Männer glauben noch immer, dass nachlassende<br />
Manneskraft ein durch den natürlichen Alterungsprozess<br />
bedingtes Schicksal ist. Während sich junge<br />
Männer häufig über ihre Sexualität austauschen, wird Mann mit<br />
zunehmendem Alter schweigsamer. Der Grund: Fast jeder fünft<br />
Mann ist heutzutage von Erektionsstörungen betroffen, und das<br />
in einer Altersspanne zwischen 30 und 80 Jahren – also längst<br />
kein Problem nur bei alten Männern.<br />
Die Ursachen für Erektionsstörungen liegen zum einen<br />
in den Gefäßveränderungen, z. B. der mit dem Alter zunehmenden<br />
Arteriosklerose. Schwächelt die Durchblutung der<br />
feinen Gefäße der Schwellkörper, wird der Penis nicht mehr<br />
richtig fest. Hinzu kommt, dass nicht wenige der Betroffenen<br />
Diabetiker sind, einen zu geringen Testosteronspiegel haben<br />
oder als übergewichtig gelten. Jeder dieser Befunde ist für sich<br />
genommen bereits ein weiteres Risiko für die Manneskraft. Interessant<br />
ist der Zusammenhang zwischen Gefäßerkrankungen<br />
und frühen Erektionsstörungen aber vor allem deshalb, weil sich<br />
über die Erektionsschwäche auch Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
bereits vier bis acht Jahre vorher ankündigen können – der Penis<br />
als Antenne des Herzens.<br />
Zum anderen führen Alltagsstress und psychische Belastungen<br />
nicht selten schon bei jüngeren Männern zu Erektionsproblemen.<br />
Doch auch exzessiver Pornokonsum kann zu situationsbezogenen<br />
Erektionsstörungen führen, wenn z. B. der partnerschaftliche<br />
Sex aufgrund fehlender Reize als zu wenig lustfördernd<br />
empfunden wird.<br />
Diese Auswahl an möglichen Ursachen für Erektionsprobleme<br />
zeigt, wie wichtig es ist, damit zu einem Facharzt / einer Fachärztin<br />
zu gehen und über seine Probleme zu sprechen. Doch sind<br />
Erektionsstörungen überhaupt behandelbar?<br />
Ein klares „Ja“, Erektionsstörungen sind behandelbar. Das Ziel<br />
einer Therapie sollte dabei sein, eine spontane, erfüllende,<br />
wieder sehr gute Sexualität zu erleben. Darüber hinaus sollten<br />
defekte Strukturen wieder verbessert werden. Daher ist es so<br />
wichtig, dass betroffene Männer mit einer erektilen Dysfunktion<br />
zuerst einmal eine mehrstündige, umfangreiche Untersuchung<br />
erhalten: z. B. Nervenmessungen und die Bestimmung<br />
der Zusammensetzung des Schwellkörpers. Hier gilt es zu<br />
unterscheiden, wie viel Gewebeanteil erektionsfördernd<br />
und wie viel Gewebeanteil im Penis erektionshemmend ist.<br />
Darüber hinaus sollte die Durchblutung des Penis erfasst<br />
werden. So wird gemessen, wie viel Blut im Schwellkörper<br />
gehalten werden kann oder wie gut die Potenzmuskulatur im<br />
Becken ausgeprägt ist.<br />
Fast jeder fünfte Mann<br />
ist heutzutage von<br />
Erektionsstörungen betroffen,<br />
und das in einer Alterspanne<br />
zwischen 30 und 80 Jahren –<br />
also längst kein Problem nur<br />
bei alten Männern.<br />
Nur wenn all diese Tests gemacht wurden, lassen sich<br />
die Ursachen von Erektionsstörungen korrekt diagnostizieren.<br />
Je nachdem welche Ursache dahintersteckt, kann schließlich<br />
eine individuelle Therapie für die Betroffenen erfolgen.<br />
Die viel besagte „blaue Pille“, auch als Potenzpille bekannt,<br />
ist hier sicher für die meisten Männer eine schnelle Hilfe –<br />
aber bitte nicht als alleinige Therapie und vor allem nicht ohne<br />
eingehende Diagnostik vorweg, ohne die eine Heilung nicht<br />
möglich ist.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Hormosan Pharma GmbH entstanden.<br />
Raus aus dem <strong>Tabu</strong>: Erektionsstörungen<br />
Was vielen nicht bewusst ist: Erektionsstörungen können praktisch in jedem<br />
Mannesalter auftreten und sind viel häufiger als man(n) denkt.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Oft fällt es Männern schwer,<br />
über Erektionsprobleme zu<br />
sprechen, dabei sind sie damit<br />
nicht allein. Laut einer 2020<br />
veröffentlichten Erhebung des Universitätsklinikums<br />
Hamburg-Eppendorf<br />
gaben im 12-monatigem Erhebungszeitraum<br />
von Oktober 2018 bis September<br />
2019 rund 21 Prozent der Männer aus der<br />
Altersgruppe zwischen 56 und 65 Jahren<br />
an, von Erektionsstörungen betroffen<br />
gewesen zu sein. In der Altersgruppe der<br />
66 bis 75-jährigen waren es sogar 34 Prozent<br />
und auch in der jungen Altersgruppe<br />
zwischen 18 und 25 Jahren bereits 7<br />
Prozent. 1<br />
Der Gang zum Arzt ist aufgrund vielfältiger<br />
Ursachen essentiell<br />
Was also tun bei wiederkehrenden Erektionsproblemen?<br />
Der vertrauensvolle<br />
Gang zum Hausarzt oder Urologen ist<br />
ein wichtiger erster Schritt. Denn nur<br />
durch die fachkundige, medizinische<br />
Abklärung können ernste zugrundeliegende<br />
Erkrankungen ausgeschlossen<br />
werden. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche<br />
Therapieansätze, die von<br />
Lebensstiländerung, über Psycho/<br />
Paartherapie bis hin zur medikamentösen<br />
Therapie der Erektionsstörungen<br />
bzw. der zugrundeliegenden<br />
Erkrankung(en) reichen.<br />
Der vertrauensvolle Gang<br />
zum Hausarzt oder Urologen<br />
ist ein erster wichtier Schritt.<br />
Durch die fachkundige Aufklärung<br />
kann zudem eine zunehmende Verunsicherung<br />
der Betroffenen vermieden<br />
werden, was schlimmstenfalls zu einem<br />
Teufelskreis aus Erwartungsdruck und<br />
Versagensangst führen kann.<br />
Das Schweigen brechen<br />
Ebenfalls sehr wichtig und häufig unterschätzt:<br />
Betroffene sollten mit ihrer<br />
Partnerin oder ihrem Partner reden.<br />
Es ist nicht schwer, sich auszumalen,<br />
dass eine Erektionsstörung nicht nur die<br />
Lebensqualität der Betroffenen, sondern<br />
auch die des Menschen an seiner Seite<br />
deutlich mindern kann. Wird zudem<br />
versucht, das Problem zu vertuschen,<br />
kann dies auch die beste Beziehung auf<br />
die Probe stellen.<br />
Neben dem persönlichen Annehmen<br />
und Eingehen auf die Situation ist<br />
gerade in Beziehungen eine aktive,<br />
gemeinsame Auseinandersetzung mit<br />
der Problematik nötig. Wird dies übergangen,<br />
kann es leicht zu Missverständnissen<br />
kommen. Partner:innen können<br />
schlimmstenfalls an ihrer Attraktivität<br />
oder auch an der sexuellen Treue der<br />
Betroffenen zweifeln. Um bleibende<br />
Schäden in der Partnerschaft zu vermeiden,<br />
sollten Betroffene deshalb<br />
keinesfalls schweigen, sondern über<br />
Ihren Schatten springen und das <strong>Tabu</strong><br />
brechen!<br />
Weitere Informationen rund um das<br />
Thema Männergesundheit finden Sie<br />
auf unserer Webseite unter:<br />
www.maennersache-hormosan.de<br />
1<br />
https://de.statista.com/statistik/daten/<br />
studie/1177722/umfrage/sexuelle-probleme-untermaennern-in-deutschland-nach-alter/