Tabu
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damit umzugehen. Also nicht so, dass<br />
ich in jedem Gespräch mit Freundinnen<br />
gleich mit dem Sex ins Haus falle. Doch<br />
ich bemühe mich, unverklemmt zu sein.<br />
Zugegeben, das gelingt mir mit Gleichaltrigen<br />
und Jüngeren besser als mit<br />
Älteren. Meine Eltern beispielsweise wissen,<br />
worum es „Im Namen der Hose“ geht.<br />
Aber wir reden da jetzt nicht bei jedem<br />
Treffen drüber. Kevin, hören deine Eltern<br />
unseren Podcast?<br />
Kevin: Ich glaube nicht ... Aber da reden<br />
wir auch nicht drüber. Sex war in unserer<br />
Eltern-Kind-Beziehung nie ein großes<br />
Thema.<br />
Was bewegt ihr mit eurem Podcast?<br />
Ari: Gemessen an den Reaktionen unserer<br />
Hosis bringen wir Sex auf den Tisch:<br />
auf den Küchentisch von WGs, auf den<br />
Nachttisch von Paaren. Damit landen<br />
unsere Themen mitten im (Sex)-Leben.<br />
Und regen zur Auseinandersetzung an.<br />
Kevin: Wir werden als Infoquelle und als<br />
<strong>Tabu</strong>brecher gehört. Über das Podcastformat<br />
gehen unsere Stimmen und damit<br />
unsere Themen direkt ins Ohr. Das schafft<br />
große Nähe.<br />
Seid ihr so was wie Dr. Sommer aus der<br />
BRAVO?<br />
Kevin: In gewisser Weise schon. Wir<br />
klären wie das Dr.-Sommer-Team über Sex<br />
auf. Und viele unserer Themen resultieren<br />
aus Anfragen unserer Hosis. Doch ich sehe<br />
uns eher als die älteren Geschwister, die<br />
um Information und Rat gefragt werden<br />
können. Wir sind ja keine Sexprofis.<br />
Was ist euer bester Tipp, wenn es um<br />
Sex, Sexualität und Beziehung geht?<br />
Kevin: Reden. Reden. Reden. Das klingt<br />
jetzt banal, ist für mich aber der einzig<br />
richtige Weg. Gerade Menschen mit Penis<br />
fällt das Reden immer noch schwer.<br />
Während viele über das, was sie möchten,<br />
reden können, können sie oft noch nicht<br />
ausdrücken, was sie nicht möchten. Ich<br />
weiß jedoch aus eigener und der Erfahrung<br />
meiner Freund*innen, dass es gut ankommt,<br />
direkt zu sagen, was man will und was<br />
nicht. Eine Aussage wie „Du, ich will das<br />
gerade nicht“ oder „Ich habe das noch<br />
nie gemacht“ sorgt für klare Verhältnisse.<br />
So eine klare, direkte Kommunikation ist<br />
übrigens auch das beste Rezept, wenn die/<br />
der Partner*in Mundgeruch hat, es um Sex<br />
während der Periode und die Verwendung<br />
von Sextoys geht oder man sich beim Sex<br />
eine Pilzerkrankung geholt hat.<br />
Ari: Und auch das Neinsagen ist wichtig!<br />
Jeder hat mal keine Lust auf Sex, und<br />
das ist ok. Dennoch ist das Nein zu Sex<br />
oft noch ein <strong>Tabu</strong>. Wem das Neinsagen<br />
schwerfällt, der kann mit kleineren Neins<br />
üben. Es wird von Mal zu Mal leichter,<br />
versprochen!<br />
Was brauchen wir als Gesellschaft,<br />
um Sex zu enttabuisieren und besser<br />
mit unserer Sexualität umzugehen?<br />
Kevin: Wir sind noch weit davon entfernt,<br />
dass jede*r sagen kann, was sie oder<br />
ihn zum Thema bewegt. Ich weiß von so<br />
einigen, dass sie gerne mal gleichgeschlechtlichen<br />
Sex ausprobieren würden,<br />
ohne gleich die Seiten von heterosexuell<br />
zu homosexuell wechseln zu wollen. Das<br />
laut zu wünschen, ist ein großes <strong>Tabu</strong>,<br />
insbesondere für Menschen mit Penis.<br />
Sex zu enttabuisieren, das braucht eine<br />
adäquate Sexbildung. Unser Umgang<br />
mit Sexualität, Sex und Beziehungen<br />
resultiert schließlich aus dem, was wir<br />
von klein auf dazu gelernt haben. Solange<br />
in Elternhaus, Kita und Schule<br />
nicht offen über die Vielfalt von Sexualität<br />
gesprochen wird, natürlich altersgemäß,<br />
findet Sexualkunde weiterhin<br />
wie einst bei mir auf dem Schulhof oder<br />
daheim übers Pornogucken statt. Damit<br />
nehmen wir uns als Gesellschaft aber<br />
die Chance auf einen offenen, unvoreingenommenen,<br />
gleichberechtigten und<br />
selbstbestimmten Umgang mit Sex. Vom<br />
Spaß dabei ganz zu schweigen. Denn an<br />
dem, was bei dieser Ersatzaufklärung<br />
rüberkommt, ist 'ne Menge falsch.<br />
Ari: Ich rate jeder*m, die/der sich dabei<br />
ertappt, eine bestimmte Sexualität zu verurteilen,<br />
wenn du die Chance hast mit jemandem<br />
mit dieser Vorliebe zu sprechen,<br />
tu es. Denn die/derjenige, die sich einmal<br />
die Woche für zwei Stunden an der Hundeleine<br />
herumführen lässt, ist während der<br />
anderen 166 Wochenstunden vielleicht<br />
genauso durchschnittlich wie man selbst.<br />
Lasst uns eher Gemeinsamkeiten suchen,<br />
als Unterschiede. Lasst uns einfach mehr<br />
über Sex reden!<br />
1<br />
https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/die-grosse-brigitte-studie-zeigt---ehrlich-macht-stark--13178324.html<br />
namealter<br />
flyebert<br />
FOTO: MAX HOFSTETTER/BR<br />
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