KUNSTBLITZ_Winter_2023
Magazin für Kunst und Kultur
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Magazin für Kunst und Kultur
DER KUNSTBLITZ
kostenlos
Januar - März|2023
www.kunstblitz.de
20 Judith Samen
24 Guido reni
FEMME FATALE SEITE 32
50 Allee-Center-Art 2023
GEFÄHRDETES PARADIES
Alexandra Müller-Jontschewa
4. März bis 18. Juni 2023
Panorama Museum Bad Frankenhausen
Di bis So 10 - 17 Uhr
Tel.: 034671 619-0
www.panorama-museum.de
Die Heimsuchung des heiligen Antonius, 1995 (Ausschnitt)
UNTER UNS
Liebe Leser*innen,
was wird uns das Jahr 2023 bringen? Wir
liegen sicherlich nicht falsch, wenn wir
sagen, dass die meisten von uns sich Der
Frieden in der Welt wünschen. Wir hoffen,
dass das Sterben durch den Kriege (in der
Ukraine und in andere Länder der Welt)
endlich ein Ende findet. Wir hoffen auch,
dass friedliche Demonstranten in Iran nicht
mehr von eine korrupte Regierung ermordet
werden, dass Diktatoren, wie in Nordkorea
endlich zur Vernunft kommen. Werden unsere
Wünsche in Erfüllung gehen? Das können
wir leider nicht vorhersagen, aber wir
sollten weiterhin die Hoffnung nicht aufgeben
und als als Menschen die Kunst und
Kultur schätzen,, sollten wir alles dafür tun,
um unsere Hoffnungen endlich in Realität
umsetzen zu können. Wir wissen, dass Sie
dabei sein werden!
Patrizio Medagli
Für Künstler*innen hinweisen wir auf die
nächsten Ausstellungen aus der Reihe „Die
leichteste ART, der KUNST zu begegnen“.
In Magdeburg kommt wieder die „Allee-
Center-ART“ und in Wildau (bei Berlin) die
„ART A10“, Künstler*innen können sie sich
ab sofort bewerben. Wie in den vergangenen
Veranstaltungen ist auch in diesem
Jahr die Teilnahme an der Ausstellung für
Künstler*innen kostenlos! Da die Ausstellung
einen ähnlichen Charakter wie eine
Kunstmesse hat, lohnt es sich wirklich, daran
teilzunehmen.
AUSSTELLUNGEN
Was wir mit Sicherheit sagen können ist,
dass zurzeit sehr sehenswerten Ausstellungen
auf Sie warten und wir haben uns für
Sie umgeguckt. Auf unsere Seiten berichten
ausführlich darüber.
Darüber hinaus wird derzeit verhandelt, um
diesen Ausstellungszyklus nach Berlin zu
holen. Sobald die Termine und Details feststehen,
werden wir Sie darüber informieren.
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre!
3
DER KUNSTBLITZ | INHALT
6 GABRIELE MÜNTER - MENSCHENBILDER
BUCERIUS KUNST FORUM
12 SUNSET.
KUNSTHALLE BREMEN
18 ADOLF HÖLZEL, LESENDE
MUSEUM WIESBADEN
20 JUDITH SAMEN
KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD
24 GUIDO RENI
STÄDEL MUSEUM
32 FEMME FATALE
HAMBURGER KUNSTHALLE
GUIDO RENI (1575–1642)
BACCHUS UND ARIADNE, UM 1614–16
ÖL AUF LEINWAND, 96 X 86 CM
LOS ANGELES COUNTY MUSEUM OF ART, LOS
ANGELES
FOTO: LOS ANGELES COUNTY MUSEUM OF ART,
LOS ANGELES
IMPRESSUM Herausgeber und Eigentümer: Patrizio Medagli Verantwortlich
für den redaktionellen Inhalt: Patrizio Medagli Redaktion:
Patrizio Medagli, Helga Wicher, Giuliana Medagli, Anke Elster.
Redaktion Postadresse: Vohwinkeler Str. 154, 42329 Wuppertal
(Germany) Telefon 0202 738217, info@derkunstblitz.com, www.
derkunstblitz.com. Verlag: Weinheimer Verlags-GmbH Konzeption/
Layout: Eduardo Rahmani, Gertenbachstraße 20, 42899 Remscheid,
Tel: 02191 5658298, Fax: 02191 54598, info@bvg-menzel.de, www.
bvg-menzel.de Bildmaterial: A10 Center Wildau, Albertina Wien,
Kunstraum Gewerbepark-Süd, Hamburger Kunsthalle, Städel Museum,
Museum Wiesbaden, Kunsthalle Bremen, Bucerius Kunst Forum,
Allee-Center-Art. Titelseite/Quelle: Allee-Center-Art, Hamburger
Kunsthalle, Kunstraum Gewerbepark-Süd, Städel Museum.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr
übernommen. Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur
mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen oder Initialen gezeichnete
Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die
der Edition ARTistica wieder
40 PORTRAIT JIMMY ROBERT
42 RUTH BAUMGARTE
ALBERTINA, WIEN
50 ALLEE-CENTER-ART 2023
58 ART A10 IM A10 CENTER
4
WINTER | 2023
Oskar Zwintscher
Weltflucht und
Moderne
3 Mär — 23 Jul 23
Förderer und Partner
Kulturpartner
Oskar Zwintscher, Selbstporträt, 1900. © Kunsthalle Bremen — Der Kunstverein in Bremen. Foto: Marcus Meyer
5
DER KUNSTBLITZ | BUCERIUS KUNST FORUM
GABRIELE MÜNTER: SCHLAFENDES MÄDCHEN (BRAUN, BLAU), 1934
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
6
WINTER | 2023
GABRIELE MÜNTER
MENSCHENBILDER
11. FEBRUAR BIS 21. MAI 2023
7
DER KUNSTBLITZ | BUCERIUS KUNST FORUM
Das Bucerius Kunst Forum präsentiert
mit Gabriele Münter. Menschenbilder
die erste umfassende thematische
Ausstellung der bedeutenden deutschen Expressionistin.
Die Schau legt erstmals den
Fokus allein auf die Porträts, mit denen sich
die Künstlerin in den Jahren 1899/1900 bis
1940 intensiv beschäftigte. Anhand von rund
100 Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen,
Fotografien und Hinterglasmalerei veranschaulicht
die Schau den enormen Facettenreichtum
ihres Werkes und ihren einzigartigen
Pioniergeist. Neben Werken der Gabriele
Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und
Kunstbau München versammelt die Schau
Leihgaben bedeutender Sammlungen wie
dem Milwaukee Art Museum, der National
Gallery of Ireland, dem Museum Ludwig,
Köln oder dem Israel Museum sowie privater
Leihgeber:innen.
Ihr Leben lang hat sich Gabriele Münter
(1877 – 1962) für Menschen und deren Darstellung
interessiert. Als Kind hielt sie Personen
in Bleistiftzeichnungen und während
ihrer Reise durch die USA (1899/1900) mit
ihrer Kamera fest. Bei ihrem künstlerischen
Debüt 1907 im Salon d’Automne in Paris wa-
GABRIELE MÜNTER: MANN IM SESSEL (PAUL KLEE), 1913
Bayerische Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne, München
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022 / Foto: bpk / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
8
WINTER | 2023
GABRIELE MÜNTER: DAME IM SESSEL, SCHREIBEND (STENOGRAPHIE. SCHWEIZERIN IN PYJAMA), 1929
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
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DER KUNSTBLITZ | BUCERIUS KUNST FORUM
GABRIELE MÜNTER: BILDNIS MARIANNE VON WEREFKIN, 1909, Gabriele Münterund
Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
ren die Mehrzahl ihrer ausgestellten Werke
Porträts. „Bildnismalen ist die kühnste und
schwerste, die geistigste, die äußerste Aufgabe
für den Künstler. Über das Portrait hinaus
zu kommen, kann nur der fordern, der
noch nicht bis zu ihm vorgedrungen ist“,
formulierte sie selbst einmal. Während ihrer
Zeit als Gründungsmitglied des Blauen Reiters
schuf sie unvergleichliche Bildnisse in
farbgewaltiger, expressiver Formensprache.
Auch als sie in Skandinavien im Exil lebte und
nach ihrer Rückkehr 1920 interessierten sie
die Menschen am meisten. Die Zeichnungen
in ihren Skizzenbüchern sind unübertroffen,
sowohl in der ausdrucksstarken Wiedergabe
des Menschen in wenigen Strichen als auch
in der Komposition.
Die Ausstellung Gabriele Münter. Menschenbilder,
die in Kooperation mit der Gabriele
Münter- und Johannes Eichner-Stiftung und
der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und
Kunstbau München entstanden ist, gliedert
sich in sechs Kapitel: Selbstbildnisse, Porträts,
Kinderporträts, Figurenbildnisse, Menschen
in Zeichnungen und Gruppenporträts.
Jedes Kapitel ist chronologisch aufgebaut
und beginnt mit Münters frühen Fotografien,
welche bisher in der Rezeption meist ausgeklammert
wurden. Doch diese zeigen schon
in frühen Jahren ihren Blick für Menschen,
Situationen und Kompositionen und ihre
künstlerische und visuelle Begabung. Zusammen
mit den farbintensiven Porträts in Malerei,
den Druckgrafiken und Zeichnungen der
folgenden Jahrzehnte lassen sich Gabriele
Münters künstlerische Entwicklung und ihre
Experimentierfreudigkeit nachvollziehen. Der
Umgang mit Farbe und Formen, für den sie
berühmt wurde, sowie ihr ausgeprägtes Zeichentalent
werden ebenso sichtbar wie die
Vielseitigkeit ihrer Bildsprache.
In ihren Porträts schafft es Münter, das Wesen
der Porträtierten durch den jeweils gewählten
Malstil, die Komposition und die
Abstraktion zu erfassen. Sie bringt in der
10
WINTER | 2023
GABRIELE MÜNTER: KLEINES MÄDCHEN AUF
EINER STRASSE, ST. LOUIS, 1900
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung,
München
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022
GABRIELE MÜNTER: SELBSTBILDNIS, 1935, 1935, Gabriele Münterund
Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Gattung des Porträts auch zum Ausdruck,
was sie inhaltlich oder formal bewegt. In ihren
Gruppenporträts übersetzt sie zwischenmenschliche
Beziehungen und die Gruppendynamik
in ein Strukturgefüge und bezieht
auch die Landschaft als Bedeutungsträger in
die Komposition mit ein.
Die offene Architektur der Ausstellung gewährt
immer wieder Blicke in andere Kapitel,
in denen sich Parallelen und die Vielschichtigkeit
ihres Œuvres erkennen lassen. Kathrin
Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst
Forums und Kuratorin der Ausstellung, war
es bei dieser fokussierten monografischen
Schau wichtig, Münter als eigenständige
Künstlerin unabhängig vom Kontext des
Blauen Reiters und Wassily Kandinskys zu
betrachten und ihre enorme künstlerische
Bandbreite losgelöst von ihrer Biografie
zu zeigen. Somit verdeutlicht das Bucerius
Kunst Forum Münters singuläre Bedeutung
als zentrale Künstlerfigur des deutschen Expressionismus.
Bucerius Kunst Forum
Alter Wall 12
20457 Hamburg
Tel.: 040 3609960
www.buceriuskunstforum.de
11
DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE BREMEN
Sunset.
Ein Hoch auf die sinkende Sonne
BIS 2. APRIL 2023
CASPAR DAVID FRIEDRICH, FRAU VOR DER UNTERGEHENDEN SONNE, UM 1818
Öl auf Leinwand, 22 x 30 cm
Foto: Museum Folkwang Essen / ARTOTHEK
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WINTER | 2023
CLAUDE MONET, DAS PARLAMENT, SONNENUNTERGANG, 1904
Öl auf Leinwand, 81 x 92 cm
Foto: Kunstmuseen Krefeld – Volker Döhne / ARTOTHEK
Obwohl ein alltägliches Phänomen,
zieht uns die untergehende
Sonne immer wieder in ihren
Bann. Auch aus der Kunst ist das Motiv
nicht wegzudenken. Und dennoch steht
es unter Kitsch-Verdacht. Mit der Ausstellung
„Sunset“ (26. November 2022 bis
2. April 2023) präsentiert die Kunsthalle
Bremen rund 120 hochkarätige Werke von
der Romantik bis in das 21. Jahrhundert.
In der Ausstellung geht es nicht nur um die
Frage des Kitsches, sondern auch um das
Potential des Themas, in zutiefst menschliche
Sphären vorzudringen. So sind die gezeigten
Werke vielfältig: Die Arbeiten unter
anderem von Tacita Dean, Claude Monet,
Dieter Roth, William Turner und Félix Vallotton
sind berührend, humorvoll und apokalyptisch
– mal abstrakt, mal atemberaubend
schön.
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DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE BREMEN
WOLFGANG MATTHEUER, DER BLAUE SOMMERABEND, 1985
Öl auf Leinwand, 170 x 200 cm
Berlin Hyp AG, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Das Motiv des Sonnenuntergangs erlangte
Mitte des 19. Jahrhunderts an Popularität,
als Fotografie und druckgrafische Verfahren,
später Film und das Internet für eine
massenhafte Verbreitung von Sonnenuntergangsbildern
sorgten. In der Ausstellung
„Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne“
(26. November 2022 bis 2. April 2023) werden
rund 120 Sonnenuntergänge in Form
von Gemälden, Zeichnungen, Graphiken,
Fotografien, Videos und Installationen präsentiert.
Die Darstellungsweisen reichen
weit über wunderschöne und kitschige Abbildungen
hinaus. Denn in der Kunst wurde
das Motiv unter anderem auch kritisch
aufgegriffen. Wie beispielsweise in dem
Plakat „Keine Freiheit ohne Verschwendung“
von Klaus Staeck aus dem Jahr der zweiten
Ölpreiskrise 1979. Vor einem spektakulär
schillernden Himmel sind ein Sportwagen
14
WINTER | 2023
Alltagsfotografie – sind Berge und Meeresküsten
wie in William Turners Gemälde
„Strand von Calais bei Niedrigwasser“ (1830)
oder in dem großformatigen Gemälde „Das
Loisachtal in den bayerischen Alpen“ (1871)
des Bremer Malers Johann Wilhelm Julius
Köhnholz. Für „Sunset“ verlässt das Gemälde
von Köhnholz erstmals nach hundert
Jahren wieder das Depot der Kunsthalle.
2015 wurde es zudem aufwendig
restauriert.
EINE PHASE DER SELBSTBEGEGNUNG
Die Betrachtung des Sonnenuntergangs
bringt zwangsweise etwas melancholisches,
ANNA ANCHER, TRAUER (SORG), 1902
Öl auf Leinwand, 86,5 x 73,8 cm
© Art Museums of Skagen, Foto: Kirsten Bojstrup passepartout
WERKSTATT
Individuelle Lösungen für Ihre perfekte Präsentation.
und ein Linienflugzeug zu sehen. Zwischen
den CO2-Schleudern steht ein gutgelauntes
junges Paar. Die Enkel*innengeneration der
beiden wird den Begriff Flugscham prägen.
So ist das Staeck’sche Plakat auch nach
vierzig Jahren unverändert aktuell.
KLASSISCHE SUNSET-SEHNSUCHTSORTE
Die klassischen Sehnsuchtsorte des Sonnenuntergangs
– in der Kunst und in der
Rahmen Passepartouts Zubehör
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DER KUNSTBLITZ | KUNSTHALLE BREMEN
JOHANN WILHELM JULIUS KÖHNHOLZ, DAS LOISACHTAL IN
DEN BAYERISCHEN ALPEN,
um 1871
Öl auf Leinwand, 120 x 151 cm
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
wehmütiges und selbstreflexives mit sich.
So finden sich in der Kunst zahlreiche Menschen,
die andächtig in die Sonne schauen
wie bei „Frau vor der untergehenden Sonne“
(um 1818) von Caspar David Friedrich oder
in dem wandfüllenden Gemälde von Heike
Kati Barath.Da der Sonnenuntergang ein
Bild der Vergänglichkeit sein kann, eignet er
sich insbesondere dazu Erinnerungen und
Gedanken an Abwesende wachzurufen. Im
Gemälde „Trauer“ (1902) von der dänischen
Künstlerin Anna Ancher untermalt der Sonnenuntergang
eben diesen Moment zweier
Frauen am Kreuz.
DER SONNENUNTERGANG GEHT IN SERIE
Die Popart liebt den Sonnenuntergang. Bei
Ed Ruscha findet man ihn mehrfach, wie in
seinem monumentalen Panoramagemälde
„The Back of Hollywood“ (1977). Andy Warhol
hat 1972 eine eindrucksvolle Sunset-Serie
gestaltet, die für ein luxuriöses Hotel in
Auftrag gegeben wurde. Als Vorläufer können
in diesem Zuge auch die Werke von Félix
Vallotton gesehen werden. Ab 1910 malte
Vallotton bis zu seinem Tod rund 40 Sonnenuntergänge
– niemals Sonnenaufgänge.
DAS GROSSE GANZ KLEIN
Die ferne Größe des Sonnenuntergangs lässt
sich auch im Kleinen und Nahen finden, zum
Beispiel im Treibgut am Strand oder in den
Lamellen eines Pilzes. Dieter Roth wartet
Ende der 1960er Jahre mit einer buchstäblichen
Verwurstung des Sonnenuntergangsmotivs
auf. In einer ganzen Reihe von Arbeiten
positioniert er jeweils zwischen zwei
verschiedenfarbigen Blättern eine Wurstscheibe
so, dass sie an der Horizontkante der
Papiere wie ein halb vollzogener Sonnenuntergang
erscheint.
TRÜBE AUSSICHTEN
Die Sensibilität für den Klimawandel verändert
auch den Blick auf die Kunstgeschichte.
Eine Gemäldeserie des Britischen Parlamentes
von Claude Monet ist dafür ein schreck-
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WINTER | 2023
CHRISTIAN MORGENSTERN, BURGRUINE, 1838
Öl auf Leinwand, 23 x 35 cm
Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
lich schönes Beispiel. Aus heutiger Sicht werden
die trübe Lichtstimmung als Dokument
früher Umweltverschmutzung interpretiert.
Die Melancholie von Monets Bild wohnt
auch Tacita Deans Filmarbeit „The Green Ray“
von 2001 inne. Der grüne Strahl ist ein sehr
selten wahrnehmbares optisches Phänomen,
das bei Sonnenuntergang sichtbar werden
kann. Ein heller grüner Schein erglimmt am
oberen Rand der Sonnenscheibe. Unsere allerorts
verbauten Sichtverhältnisse, Smog
und die zunehmende Lichtverschmutzung
rücken das Glück ihn zu erhaschen heutzutage
in die Liga eines Wunders.
120 WERKE IN ZEHN RÄUMEN UND EINE
AUSSENINSTALLATION
In der Ausstellung „Sunset. Ein Hoch auf die
sinkende Sonne“ (26. November 2022 bis 2.
April 2023) werden in zehn Sälen insgesamt
rund 120 Kunstwerke präsentiert. Die Gemälde,
Zeichnungen, Graphiken, Fotografien,
Videos und Installationen stammen
unter anderem von Anna Ancher, Heike Kati
Barath, Tacita Dean, Max Ernst, Caspar David
Friedrich, Emil Nolde, Claude Monet, Ed
Ruscha, Norbert Schwontkowski, Wolfgang
Tillmans, William Turner, Günther Uecker,
Félix Vallotton und Andy Warhol.
Die Ausstellung strahlt auch nach außen:
Die eigens für die Show entwickelte LED-
Installation „SW-235° 16:16 h“ des Schweizer
Lichtkünstlers Daniel Hausig ist an der
Fassade der Kunsthalle zu sehen. Farbige
Lichtszenen und Sequenzen wandern über
die Fenster der Kunsthalle. Und im Café
Sylvette leuchtet anlässlich der Ausstellung
eine Neonarbeit von Fiete Stolte.
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
Tel.: 0421 329080
www.kunsthalle-bremen.de
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DER KUNSTBLITZ | MUSEUM WIESBADEN
Jubiläen, Neuerwerbungen und ein
Sensationsfund für das Museum Wiesbaden:
Adolf Hölzel, Lesende
2022 war ein bewegtes Jahr für die
Sammlungspräsentation des 20. Jahrhunderts
im Wiesbadener Landesmuseum.
Neben Sonderausstellungsprojekten
zu großen Namen wie Frank Stella oder Ernst
Wilhelm Nay, gibt es Neues in der Sammlung
zu entdecken: Ankäufe und Schenkungen von
Dietrich Helms, Ida Kerkovius und Winston
Roeth. Ein besonderes Ereignis für die museale
Sammlung ist die Wiederentdeckung eines
verschollenen Glasfensters von Adolf Hölzel.
Das bislang im Werkverzeichnis als verschollen
geführte, originale Glasfenster „Lesende“
(1926) des Stuttgarter Künstlers Adolf Hölzel,
einer der Pioniere der abstrakten Kunst, ist für
das Museum Wiesbaden ein Sensationsfund.
Mit diesem bedeutenden Ankauf ist nach der
Restitution des Hölzel-Gemäldes Prozession
im Jahr 2020 an die Erben von Ernst und
Gertrud Flersheim wieder ein spätes Werk
des Künstlers in der Sammlung. Das vielteilige
Glasfenster (über 650 Scheiben) wurde
zunächst aufwendig restauriert. Das Werk
verbindet - wegweisend erleuchtet durch
den Einsatz sparsamer LED-Technik - die Jugendstilabteilung
im ersten Stock mit dem
Aufbruch der Moderne im Erdgeschoss des
Museums Wiesbaden. Das Glasbild „Lesende“
ist eines von nur vier Fenstern, die Hölzel für
zumeist industrielle Auftraggeber ausführte
- 1918 in Hannover für den Festsaal der
Firma Bahlsen, 1928/29 für das Rathaus in
Stuttgart und 1932, erneut in Hannover, für
den Konferenzsaal der Pelikan-Werke. 1926
beauftragte Dr. Willi Fulda in der Lausitz
(Schlesien) das schmales Glasfenster „Lesende“
für die Bibliothek des von ihm geleiteten
„Lauta“-Werks. Jetzt wird es nun im Museum
Wiesbaden präsentiert, nachdem es über ein
Kölner Auktionshaus aus Privatbesitz erworben
werden konnte.
Ebenso hat sich in den Galerieräumen des
Museums einiges getan: In den neu eingerichteten
Jawlensky-Räumen findet man
nicht nur Werke der mit dem Maler viele
Jahre liierten Marianne von Werefkin, sondern
auch seiner Weggefährtinnen Natalia
Gontscharowa, Maria Marc, Gabriele Münter
oder Ida Kerkovius. Von letzterer wird der
erst seit 2021 in der Sammlung befindliche
18
WINTER | 2023
ADOLF HOELZEL, LESENDE
Foto Bernd Ficker
Bauhaus-Teppich Hommage à Kandinsky mit
den geometrischen Abstrakten Köpfen Jawlenskys
kombiniert. Schließlich wird der vor
wenigen Wochen verstorbene und dem Museum
Wiesbaden über drei Jahrzehnte sehr
verbundene Objektkünstler, Maler und Zeichner
Dietrich Helms (1933-2022) durch die
erstmalige Präsentation eines seiner seltenen
frühen Rauten-Bilder geehrt.
Dieses ist 1956 unter dem Eindruck der kurz
zuvor von ihm besuchten Lehrveranstaltung
Ernst Wilhelm Nays in der Landeskunstschule
Hamburg entstanden und wurde vom Künstler
2018 dem Museum Wiesbaden überlassen.
Helms wird im Kontext des De Stijl-Künstlers
Friedrich Vordemberge-Gildewart gezeigt,
dessen schriftlichen Nachlass er nicht nur erforscht
hat; er war auch daran beteiligt, dass
dieser 1997 von der schweizerischen Stiftung
Vordemberge-Gildewart dem Museum Wiesbaden
in Gänze (inkl. der Briefwechsel mit so
bedeutenden Künstlern wie Hans Arp, Theo
van Doesburg oder Piet Mondrian) übergeben
wurde.
Aus dem Bereich der Malerei der Gegenwart
ist neben Eva Hesse, Ellsworth Kelly, Robert
Mangold, Albert Oehlen, Andy Warhol und
Gerhard Richter eine Arbeit des amerikanischen
Malers Winston Roeth zu erwähnen,
die der Künstler anlässlich seiner Ausstellung
„Speed of Light“ 2020 dem Museum geschenkt
hat. Eine Arbeit auf Holz, die im Pendant zur
Farbmalerei von Otto Ritschl für einen besonderen
Schwerpunkt des Hauses steht.
19
DER KUNSTBLITZ | KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD
Judith Samen
„Vom Rohen kosten“
22.01. - 19.03.2023
Verletzlichkeit ist eins der großen
Themen unserer Zeit, genauso wie
das Überschreiten von Grenzen. Dies
wird auch in der Ausstellung „Vom Rohen
kosten“ von Judith Samen deutlich, die am
Sonntag, 22. Januar, um 11 Uhr im Kunstraum
Gewerbepark-Süd, Hofstraße 64, eröffnet
wird. Judith Samens Kunst bewegt
sich zwischen Inszenierung und Authentizität
des menschlichen Daseins. Körperlichkeit,
Nahrungsmittel, sowie Elemente
aus Kunstgeschichte und Alltag greift sie in
ihrer Arbeit auf. Auf der Suche nach ungesehenen
und berührenden Bildschöpfungen
formuliert sie Werke zwischen Poesie und
Drastik. Sie verbindet Verletzlichkeit und
Humor, Vergänglichkeit und tiefes Körperempfinden
mit Tragik und Komik. Dabei
dehnt sich scheinbar Gewohntes zum Absurden
hin aus. Ihre künstlerische Strategie
umfasst Irritation als Mittel, um Betrachterinnen
und Betrachter offen herauszufordern.
Samens Arbeiten sind von weiblicher Körpererfahrung
geprägt; Vergänglichkeit,
Mutter-Sein und andere existenzielle Fragen
des Lebens werden aus dieser Perspektive
erschlossen. In der Tradition der
Fluxus-Bewegung verwischt Judith Samen
Grenzen zwischen Kunst und Alltag. Dazu
nutzt sie den realitätsrepräsentativen Charakter
der Fotografie. Ihr Werk umfasst Fo-
20
WINTER | 2023
21
© „PERFORMANCE OHNE PUBLIKUM“, 2022, TISCH, STEAK, NAGEL UND BILD O.T. (HOLDMYHEART), 2020, 109 X 74 CM,
INSTALLATIONSANSICHT: MARTINA SAUTER
DER KUNSTBLITZ | KUNSTRAUM GEWERBEPARK-SÜD
© „PERFORMANCE OHNE PUBLIKUM“, 2022, TISCH, STEAK, NAGEL 2020, (DETAIL) 109 X 74 CM,
INSTALLATIONSANSICHT: MARTINA SAUTER
tografien, Rauminstallationen, Zeichnungen,
Videos und performatives Handeln.
Die Ausstellung „Vom Rohen kosten“ wurde
für das Deutsche Fleischermuseum in Böblingen
mit aktuellen Werken entwickelt, wo
sie zuerst 2022 in einem historischen Fachwerkhaus
präsentiert wurde. Für die zweite
Station in Hilden hat Judith Samen die
Ausstellung weiterentwickelt und mit neuen
Arbeiten an die herausfordernde Räumlichkeit
der alten Industriehalle angepasst.
Eröffnet wir die Ausstellung von Bürgermeister
Claus Pommer. Die Einführung
übernimmt Prof. Dr. Guido Reuter. Musikalisch
begleitet wird die Veranstaltung von
Forges am Kontrabass.
Nach der Eröffnung ist die Ausstellung bis
zum 19. März dienstags bis freitags von 14
Uhr bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags
und an Feiertagen von 11 Uhr bis 16 Uhr für
Besucherinnen und Besucher geöffnet. Der
Eintritt ist frei.
Kunstraum Gewerbepark-Süd
Hofstraße 64
Telefon: 02103-721232 / 72-1237
kulturamt@hilden.de
www.hilden.de
22
WINTER | 2023
FONDATION BEYELER
29. 1. – 21. 5. 2023
RIEHEN / BASEL
Wayne Thiebaud, Girl with Pink Hat, 1973 (Detail), Öl auf Leinwand, 91,4 × 74,9 cm,
San Francisco Museum of Modern Art Schenkung von Jeannette Powell,
© Wayne Thiebaud Foundation / 2022, ProLitteris, Zurich, Foto: Katherine Du Tiel
23
DER KUNSTBLITZ | STÄDEL MUSEUM
GUIDO RENI (1575–1642) HIPPOMENES UND ATALANTE, UM 1615–18
Öl auf Leinwand, 206 x 297 cm, Museo Nacional del Prado, Madrid, Foto: Museo Nacional del Prado, Madrid
24
WINTER | 2023
Guido Reni
der Maler des Göttlichen
BIS 5. MÄRZ 2023
25
DER KUNSTBLITZ | STÄDEL MUSEUM
AUSSTELLUNGSANSICHT „GUIDO RENI. DER GÖTTLICHE“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz
In einer groß angelegten Ausstellung
entdeckt das Städel Museum ab dem 23.
November 2022 den einstigen Malerstar
des italienischen Barock wieder: Guido Reni
(1575–1642). Zu seiner Zeit war Reni einer
der erfolgreichsten und gefeiertsten Maler
Europas, begehrt bei den bedeutendsten
Auftraggebern, zu denen etwa der Borghese-Papst
Paul V., der Herzog von Mantua
oder die englische Königin zählten. Im 19.
Jahrhundert aufgrund anderer ästhetischer
Vorlieben kaum geschätzt und später durch
die einseitige Konzentration auf seinen
zeitweisen Rivalen Caravaggio in die zweite
Reihe verdrängt, hat er heute im allgemeinen
Bewusstsein nicht mehr den Platz,
den er verdient.
Erstmals seit über 30 Jahren führt das
Städel Museum in Zusammenarbeit mit
dem Museo Nacional del Prado in Madrid
rund 130 seiner faszinierenden Gemälde,
Zeichnungen und Druckgrafiken zusammen
und eröffnet einen neuen Blick auf
Guido Reni. Der Maler war zutiefst religiös
und zugleich abergläubisch, sagenhaft
erfolgreich und hoffnungslos spielsüchtig,
wie eine zeitgenössische Biografie mitteilt.
Den ehrenvollen Beinamen Il divino
(dt. „Der Göttliche“) erhielt Reni schon zu
Lebzeiten – dieser bezieht sich auf seinen
26
WINTER | 2023
Ruhm als Künstlerstar, der sich im Wissen
um sein Können gelegentlich auch divenhaft
verhielt. „Der Göttliche“ verweist aber
auch auf seine Themen: Reni ist der Maler
des Göttlichen. Mit seiner Kunst prägte er
die europäische Bildwelt tiefgreifend und
übersetzte wie kein anderer die Schönheit
des Göttlichen in Malerei – gleich ob es sich
um den christlichen Himmel oder die antike
Götterwelt handelte. Die enorme Wirkung
seines Schaffens zeigt sich etwa in den unzähligen
Varianten seiner Darstellungen des
Hauptes Christi und Mariens mit zum Him-
GUIDO RENI (1575–1642)
KOPFSTUDIE FÜR CHRISTUS, 1620
Rote Kreide auf Papier, 34,4 × 26,7 cm
Windsor, Windsor Castle, Royal Collection Trust
Foto: © His Majesty King Charles III 2022
GUIDO RENI (1575–1642)
BACCHUS UND ARIADNE, UM 1614–16
ÖL AUF LEINWAND, 96 X 86 CM
Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles
Foto: Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles
mel gewandtem Blick, deren Reproduktionen
sich noch heute als Einlegeblätter in
katholischen Gebetsbüchern finden. Diese
beispiellose Rezeptionsgeschichte hat Renis
Image lange negativ geprägt und die
eigentlichen Qualitäten sowie andere faszinierende
Aspekte seiner Kunst aus dem
Bewusstsein verdrängt.
Die Ausstellung wird gefördert durch die
Gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt
RheinMain GmbH und den Städelschen
Museums-Verein e. V.
27
DER KUNSTBLITZ | STÄDEL MUSEUM
AUSSTELLUNGSANSICHT „GUIDO RENI. DER GÖTTLICHE“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz
Neben Hauptwerken aus der Sammlung
des Städel Museums wie dem bedeutenden
Frühwerk Himmelfahrt Mariens (um
1598/99) oder dem jüngst restaurierten
Gemälde Christus an der Geißelsäule (um
1604) präsentiert die Ausstellung herausragende
Arbeiten aus über 60 internationalen
Museen und privaten Sammlungen, u. a. aus
dem Museo Nacional del Prado, Madrid, der
Pinacoteca Nazionale in Bologna, den Uffizien
in Florenz, dem J. Paul Getty Museum
und dem LACMA in Los Angeles, dem Metropolitan
Museum of Art in New York und
dem Louvre in Paris. Zudem ist eine Reihe
von neu entdeckten und noch nie ausgestellten
Werken Renis im Städel Museum zu
sehen. Ergänzt wird diese Auswahl punktuell
durch Gegenüberstellungen mit Werken
von Vorbildern und Zeitgenossen, mit denen
sich der Maler auseinandergesetzt hat (darunter
Raffael, Parmigianino oder Annibale
Carracci), sowie durch rare historische Dokumente,
wie sein Rechnungsbuch der Jahre
1609–1612.
„Mit der Ausstellung ‚Guido Reni. Der Göttliche‘
im Städel Museum kann seit mehr
als 30 Jahren der einstige Malerstar des
italienischen Barock in Deutschland wieder
entdeckt werden. Dank unserer großzügigen
Leihgeber und Förderer können wir allein
28
WINTER | 2023
mehr als 130 Gemälde, Zeichnungen und
Radierungen aus seiner Hand präsentieren –
die größte Anzahl, die jemals an einem Ort
versammelt wurde. Guido Renis Stellenwert
in der europäischen Barockmalerei ist
überragend. Die Rezeptionsgeschichte hat
lange den Blick auf andere faszinierende
Aspekte seiner Kunst verstellt. Denen werden
wir uns in der Ausstellung widmen und
GUIDO RENI (1575–1642)
DAVID MIT DEM HAUPT DES GOLIATH, UM 1605/06
Öl auf Leinwand, 228 x 163 cm
Orléans, Musée des Beaux-Arts
Foto: © Orléans, Musée des Beaux-Arts
GUIDO RENI (1575–1642)
BEKEHRUNG DES SAULUS, UM 1616–19
Öl auf Leinwand, 222 x 160 cm
Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Patrimonio
Nacional
Foto: Patrimonio Nacional, Real Monasterio de San
Lorenzo de El Escorial, 10033839
zeigen, warum er im 17. Jahrhundert der
erfolgreichste und meistgerühmte Maler
Italiens war“, so Philipp Demandt, Direktor
des Städel Museums.
Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Vorstands
des Städelschen Museums-Vereins
e. V.: „Mit Engagement und Leidenschaft
unterstützen unsere über 9.000 Mitglieder
das Städel Museum bei all seinen Vorhaben
– so auch im Jahr 2014 mit der Erwerbung
von Guido Renis Meisterwerk Himmelfahrt
Mariens zum 200. Jubiläum des Museums.
Wir sind sehr stolz, dass dieses Gemälde
nun den Ausgangspunkt der großen Guido-
29
DER KUNSTBLITZ | STÄDEL MUSEUM
Reni-Ausstellung bildet. Es ist ein Werk von
beeindruckender Qualität und Programmatik
sowie das erste einer Reihe weiterer
Gemälde desselben Themas, die Reni schuf.
Dass die Himmelfahrt Mariens des Städel
Museums nun erstmals zusammen mit ihren
Pendants aus dem Madrider Prado und
der Londoner National Gallery gezeigt wird,
ist ein einzigartiger Moment.“
„Reni war ein Visionär. Die herausragenden
Qualitäten seiner Kunst wurden bereits
von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt.
In direkter, erstmaliger Gegenüberstellung
von Renis eigenhändigen Gemälden und
Arbeiten auf Papier greifen wir auf die
Forschungsarbeit der letzten Jahre zurück
und stellen auch jüngste Entdeckungen vor.
Dabei spielen seine künstlerische Position
und Entwicklung genauso eine Rolle wie
die Vielfalt seiner Bildthemen, insbesondere
seine sakralen Sujets. Guido Reni ist der
Maler der Himmelsvision: Wie kein anderer
verlieh er dem Göttlichen anschauliche Gestalt.
Mit der Ausstellung zeigen wir, wie der
‚göttliche Guido‘ zu seinem transzendenten
Stil fand“, sagt Kurator Bastian Eclercy.
GUIDO RENI (1575–1642)
CHRISTUS AN DER GEISSELSÄULE, UM 1604
Öl auf Leinwand, 192,7 x 109 cm (ohne Anstückungen)
Frankfurt am Main, Städel Museum
Foto: Städel Museum
Städel Museum,
Schaumainkai 63,
60596 Frankfurt am Main
www.staedelmuseum.de
Tel.: +49(0)69-605098-200,
info@staedelmuseum.de
30
WINTER | 2023
Judith Samen
Von Rohem kosten
22.1.-19.3.2023
Di-Fr 14-18 Uhr
Sa+So 11-16 Uhr
Kunstraum
Gewerbepark-Süd
Hofstraße 64
Hilden
Installationsansicht: Martina 31 Sauter
DER KUNSTBLITZ | HAMBURGER KUNSTHALLE
„FEMME
FATALE“
Mit der epochenübergreifenden
Ausstellung FEMME FATALE.
Blick – Macht – Gender widmet
sich die Hamburger Kunsthalle erstmalig
dem vielfältig bearbeiteten, schillernden
wie klischeebehafteten Vorstellungsbild der
Femme fatale. Das Stereotyp der erotischverführerischen
und begehrenswerten Frau,
die Männer in ihren Bann, aber letztendlich
auch in ihr Unglück zieht, war lange von
männlichen Blickmustern und einem binären
Verständnis von Geschlecht geprägt. Im
Fokus der Schau stehen die künstlerischen
Erscheinungsformen des Themas vom frühen
19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Zugleich soll der Mythos in seinen Ursprüngen
und Wandlungen kritisch befragt werden:
Welche historischen Transformationen
und späteren Aneignungsprozesse hat das
Vorstellungsbild der Femme fatale durchlaufen?
Welche Rolle spielt es heute? Wie
Blick – Macht – Gender
Bis 10. April 2023
verhandeln aktuelle Künstler*innen dessen
Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen
und verändern damit die Perspektive
darauf? Um diesen Fragen nachzugehen,
versammelt die Ausstellung medienübergreifend
etwa 200 Exponate. Zu sehen sind
Gemälde präraffaelitischer Künstler*innen
(Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti,
John William Waterhouse) ebenso wie
Werke des Symbolismus (Fernand Khnopff,
Gustave Moreau, Franz von Stuck), des
Impressionismus (Lovis Corinth, Max Liebermann),
des Expressionismus und der
Neuen Sachlichkeit (Dodo, Oskar Kokoschka,
Jeanne Mammen, Edvard Munch, Gerda
Wegener). Mit Positionen der frühen feministischen
Avantgarde (VALIE EXPORT, Birgit
32
WINTER | 2023
JOHN WILLIAM WATERHOUSE (1849–1917) CIRCE OFFERING THE CUP TO ULYSSES, 1891
Öl auf Leinwand, 148 cm × 92 cm ©
Gallery Oldham
33
DER KUNSTBLITZ | HAMBURGER KUNSTHALLE
Jürgenssen, Maria Lassnig, Betty Tompkins)
sowie aktuellen Arbeiten mit intersektionalen
und (queer-)feministischen Ansätzen
(Jenevieve Aken – Fellow der Philipp Otto
Runge Stiftung – Nan Goldin, Mickalene
Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen
in die Gegenwart geschlagen.
Zu den Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken,
Fotografien, Skulpturen, Installationen
und Videoarbeiten zählt eine Fülle
hochrangiger internationaler Leihgaben
ebenso wie Hauptwerke der Hamburger
Kunsthalle. Highlights sind unter anderem
Gustave Moreaus symbolistisches
Hauptwerk Ödipus und die Sphinx (1864),
Edvard Munchs Gemälde Vampir im Wald
(1916–1918), Sonia Boyces vieldiskutierte
Videoinstallation Six Acts (2018) sowie
Nan Goldins aktuelle Videoarbeiten Sirens
(2019–2021) und Salome (2019).
Das »klassische« Bild der Femme fatale
speist sich vor allem aus biblischen, mythologischen
und literarischen Frauenfiguren
(wie Judith, Salome, Medusa, Salambo
oder die Sirenen), die in der Kunst zwischen
1860 und 1920 als »verhängnisvolle Frauen«
vielfältig rezipiert wurden. Zwischen
Ideal- und Angstbild changierend, sind die
Bilder oftmals geprägt von der Stilisierung
ihrer Protagonistinnen und einer gleichzeitigen
Dämonisierung weiblicher Sexu-
34
WINTER | 2023
LOVIS CORINTH (1858–1925) SALOME II, 1899/1900
Öl auf Leinwand, 127 × 147 cm Museum der bildenden Künste Leipzig © bpk / Museum der bildenden
Künste, Leipzig / Ursula Gerstenberger
35
DER KUNSTBLITZ | HAMBURGER KUNSTHALLE
MAX LIEBERMANN (1847–1935) SIMSON UND DELILA , 1902
Öl auf Leinwand, 151,2 x 212 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main
© Städel Museum, Frankfurt am Main
alität. Dieses Frauenbild wurde um 1900
vermehrt auch auf reale Personen, insbesondere
Schauspieler*innen, Tänzer*innen
oder Künstler*innen (wie Sarah Bernhardt,
Alma Mahler oder Anita Berber) projiziert.
Auffallend ist die Gleichzeitigkeit einer voranschreitenden
Frauenemanzipation und
dem verstärkten Auftreten des Bilds der
Femme fatale. Als ein Gegenbild, das
Aspekte der Femme fatale subtil aufgreift,
nimmt die Ausstellung daher auch das in
den 1920er-Jahren aufkommende Ideal
der Neuen Frau in den Blick. Ebenso entscheidend
ist die Zäsur, die ab den 1960er-
Jahren von feministischen Künstler*innen
mit ihrer radikalen Dekonstruktion des Mythos
– und damit auch den entsprechenden
Blickweisen und Bildtraditionen – gesetzt
wurde. Aktuelle künstlerische Positionen
wiederum widmen sich Fragen nach Gen-
36
WINTER | 2023
CARL JOSEPH BEGAS (1794–1854) DIE LURELEY , 1835
Öl auf Leinwand, 124,3 × 135,3 cm
© BEGAS HAUS – Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg
deridentitäten, weiblicher Körperlichkeit
und Sexualität ebenso wie der #MeToo-Bewegung
und dem male gaze. Sie verhandeln
Spuren und Anverwandlungen des Bildes
oder etablieren explizite Gegenerzählungen.
Die Ausstellung wird durch ein besonders
umfangreiches Vermittlungsprogramm
begleitet: Neben einem diversen Angebot
an Führungen inkl. Livestreams von
Kurator*innengesprächen gibt es erstmalig
ein Chatbot Modul, mit dem Besucher*innen
in einen Dialog mit sechs Femme fatale-Figuren
aus den Kunstwerken der Ausstellung
treten können. Ein textbasiertes Dialogsystem
auf Basis künstlicher Intelligenz ermöglicht
dabei spielerisch die Vermittlung
von Hintergrundgeschichten zu den Werken
oder Künstler*innen. Das gemeinsam mit der
Stadtteilschule am Hafen entwickelte Modul
spricht speziell eine jüngere Zielgruppe
37
DER KUNSTBLITZ | HAMBURGER KUNSTHALLE
DANTE GABRIEL ROSSETTI (1828–1882) HELENA VON TROJA,
1863, Öl auf Mahagoniholz, 32,8 x 27,7 cm © Hamburger Kunsthalle
/ bpk Foto: Elke Walford
an. Ebenso bietet die Hamburger Kunsthalle
zum ersten Mal Audiodeskriptionen
an. Zu ausgewählten Exponaten werden
ergänzend Tastkopien bereitgestellt, die
über das Fühlen von Konturen Menschen
mit Blindheit und Seheinschränkungen
eine zusätzliche Möglichkeit geben, sich
die Ausstellung eigenständig zu erschließen.
In der App der Hamburger Kunsthalle
stehen weitere Audiotouren zur Verfügung:
Für Erwachsene in deutscher und in englischer
Sprache, für Kinder ab 8 Jahren und
in Leichter Sprache (jeweils deutsch). Am 4.
Donnerstag jeden Monats widmet sich der
Salon fatal als Lesung, Performance, Podiumsdiskussion,
Konzert oder Workshop mit
wechselnden Gästen gesellschaftsrelevanten
Themen wie Sexualität oder der Konstruktion
von Schönheitsidealen und knüpft
damit an die Inhalte
der Ausstellung an. Das Metropolis Kino
zeigt in Kooperation mit der Hamburger
Kunsthalle eine Filmreihe zum Thema der
Femme fatale – von Stummfilmen bis zu
aktuellen Produktionen.
FERNAND KHNOPFF (1858–1921) WHO SHALL DELIVER ME?
(CHRISTINA GEORGINA ROSSETTI) , 1891 Conté-Stift und Farbstift
auf Papier, 21,9 x 13 cm © THE HEARN FAMILY TRUST
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg
Tel. +49(0)40-428131-200
Fax +49(0)40-428 131 884
info[at]hamburger-kunsthalle.de
38
WINTER | 2023
39
DER KUNSTBLITZ | PORTRAIT JIMMY ROBERT
Jimmy Robert
In seinen Arbeiten setzt sich der in Guadeloupe
geborene französische Künstler Jimmy Robert
(*1978) mit verschiedenen Formen von
Bewegung auseinander. Vom öffentlichen
Raum bis hin zur performativen Kunst oder als
Codierung verschiedener Subkulturen – Bewegung
ist nicht neutral, sondern sagt immer
etwas über eine Person und den Ort aus. Sie
wird geleitet, vereinheitlicht und zu einem
gesellschaftlichen Merkmal im öffentlichen
Raum.
Auch die Kunsthalle als öffentliches Gebäude
gibt durch ihre Architektur verschiedene Bewegungen
vor: Dem Flanieren in der Parkanlage
aus dem 19. Jahrhundert und dem Hinaufsteigen
über die Steintreppe in den Jugendstilbau
folgen im Inneren der Aufstieg zu den Ausstellungsräumen
über die repräsentative Marmortreppe
in den Hauptsaal und das Wandeln
durch die sich anschließenden Ausstellungsräume.
Hier beginnt die Ausstellung mit einer installativen
Neuproduktion, die Jimmy Robert in
Kollaboration mit dem Studio Diogo Passarinho
entworfen hat. Durch große Spiegelwände
setzt sie zunächst den/die Betrachter*in den
Mittelpunkt.
Die labyrinthische Architektur und ihre Elemente
formulieren eine Bühne und ihr Backstage,
eine Garderobe, einen neuen Raum
und ein Trompe-l’oeil. Sie vermittelt eine intime
Leere im Ausstellungsraum der öffentlichen
Institution, in der die Besucher*innen zunächst
sich selbst gegenüberstehen und evoziert die
Fragen, was es bedeutet, gesehen zu werden
oder sich auf einer Bühne zu bewegen?
In diesem Setting stellt der Titel der Ausstellung
All dressed up and nowhere to go (in Schale
geworfen, aber es gibt keinen Ort, wo man
hingehen könnte) die Frage nach Zugehörigkeit,
nach der Position, die man durch Kleidung
und Bewegung einnimmt, und gleichzeitig
nach dem eigenen Blick und dem der
anderen.
Kleidung als Kostüm, An- und Auskleiden, Bühne
und Backstage sind Ideen, die sich durch
Jimmy Robert, All dressed up and nowhere to go,
Exhibition Architecture by Diogo Passarinho Studio
© Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Photo Nick Ash.
Jimmy Robert, All dressed up and
nowhere to go, © Staatliche Kunsthalle
Baden-Baden, Photo Nick Ash.
40
WINTER | 2023
„Der Körper ist der Ort, an dem Innen
und Außen aufeinandertreffen“
die Installation als auch die vor
Ort entstandene Fotoserie ziehen.
Performance, die einen wichtigen
Teil im Oeuvre des Künstlers einnimmt,
wird hier zeitlich und
räumlich seziert und als Installation
und als Ort eines zeitlich versetzten
Geschehens erfahrbar.
Die Ausstellung zeigt anhand früher
bis aktueller Performance-,
Foto- und Filmarbeiten das multimediale
Werk des Künstlers der
letzten 20 Jahre und macht das
Netzwerk der immer wiederkehrenden
Themen sichtbar.
Im Fokus stehen dabei Körper,
Blick und Raum. Meist ist es der
eigene Körper, den der Künstler
immer wieder in Bezug zu äußeren
Strukturen setzt, sich daran
an- und einpasst und diese nacherzählt.
Dadurch werden die Dynamiken
von Sichtbarkeit und
Zuschreibung erst bewusst: Welche
Geschichte und Sozialisierung
haben Blicke, welche haben
Orte? Wie strukturieren der Blick
und der Ort das Sein?
Für Robert ist der Körper der Ort,
an dem innen und außen aufeinandertreffen.
Er ist den Politiken des Blickes
von außen ausgesetzt, ein politischer Körper,
der auf Gender, Race und Sexualität hin
beurteilt wird. Performance- und Filmarbeiten
wie Brown Leatherette (2002), Cruising
(2019), und Imitations of Lives (2019) zeigen
diesen Zusammenfluss von sozialem Raum,
Architektur und Körper. Sie konstruieren das
Gefüge von Akteur*in und Betrachter*in, Raum
und Bewegung in Bezug zu dem Ort und seiner
Geschichte.
Jimmy Robert, Creole Earring II, 2021, © Jimmy Robert, Courtesy of the artist, The Hunterian, University of
Glasgow. Acquired with Art Fund support.
41
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA, WIEN
RUTH BAUMGARTE, AFRIKANISCHE VISION, 1998-1999
Öl auf Leinwand, 120 × 140 cm, Kunststiftung Ruth Baumgarte
Ruth Baumgarte
Bis 05.03. 2023
VISIONS OF LIGHT
AND COLOR
42
WINTER | 2023
Mit der deutschen Malerin Ruth
Baumgarte (1923–2013) präsentiert
die ALBERTINA eine Künstlerinnenposition
des 20. Jahrhunderts: Das
Werk der großen Koloristin wird erstmals in
Österreich gezeigt.
Im Mittelpunkt der Schauinder Pfeilerhalle
steht Baumgartes umfassender Werkkorpus,
dem Reisender Künstlerin in afrikanische
Länder wie Ägypten, Südafrika, Kenia, Tansania,
Uganda, Äthiopien, Sudan und Simbabwe
zugrunde liegen. Die insgesamt 38
Ölgemälde besitzen bei ihrer Betrachtung
eine gerade zu magische Qualität. Der simbabwische
Dichter Chirikure Chirikure sagt
über die Künstlerin:„Die Länder Afrikas und
seine Völker waren für sie keine Modelle,
die es auf der Leinwand festzuhalten galt,
sondern ein integraler Bestandteil ihrer Lebensreise.“
Ab den 1950er-Jahren bis ins hohe Alter
43
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA, WIEN
RUTH BAUMGARTE
FRÜHES SELBSTBILDNIS, 1947
Öl auf Hartfaser
47,4 × 40 cm
Kunststiftung Ruth Baumgarte
RUTH BAUMGARTE
MISSVERSTÄNDNIS, 1993
Öl auf Karton
137 × 98 cm
Kunststiftung Ruth Baumgarte
reist die Künstlerin über vierzig Mal nach
Afrika, wo sie die Menschen aufmerksam
beobachtet, sich empathisch in sie einfühlt.
Sie interessiert sich für die fremden
Kulturen eines damals für europäische
Kunstschaffende noch unerschlossenen
Kontinents.
Zentral für das Verständnis von Ruth
Baumgartes Kunst ist das Verhältnis von
Mensch und Natur, die Verschmelzung von
Figur und Landschaft. Auf Basis schneller
Skizzen, die sie vor Ort anfertigt, schafft
sie später – wieder zuhause in ihrem Atelier
in Deutschland – farbintensive Gemälde,
Aquarelle und Zeichnungen. Zu sehen war
das Werk Baumgartes zuletzt im Museum
für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund,
im Ludwig Museum im Marmorpalast,
Staatliches Russisches Museum, Sankt
Petersburg sowie im Ludwig Museum Koblenz.
In Österreich wird die Künstlerin erstmals
gezeigt.
44
WINTER | 2023
45
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA, WIEN
RUTH BAUMGARTE
DER STROM DER ZEIT, 1995 – 1997
Öl auf Leinwand 120 x 80 cm Kunststiftung Ruth
Baumgarte
RUTH BAUMGARTE
SCHATTEN, DIE HINTER DEINEN RÜCKEN FALLEN, 1995
Öl auf Karton
129,3 × 95,5 cm
Kunststiftung Ruth Baumgarte
Eine große Koloristin unserer Zeit
„Dynamische Farbströme überziehen gleich
einer glühenden Lava die Bilder. Neben den
strahlenden, geradezu das Auge blendenden
hellen Bereichen treten tief leuchtende
Farbpartien von nicht geringerer Intensität
auf, die die selbe Sättigung wie das intensive
Rot, Gelb und Orange aufweisen. Durch
ihre zahlreichen Reisen nach Afrika, begegnet
Ruth Baumgarte jenen intensiven Farbimpressionen,
denen sie in der deutschen
Heimat nicht begegnen konnte. Formal und
koloristisch war Afrika mit seinem grellen
Licht und der hohen Farbintensität für sie,
was Tunis ein halbes Jahr hundert zuvor
für Paul Klee und August Macke war: die
Befreiung ihrer Malerei aus der mitteleuropäischen
Tradition“, so ALBERTINA Generaldirektor
Klaus Albrecht Schröder.
„Ruth Baumgarte hat ihre Afrikabilder zu
einem Zeitpunkt angefertigt, als Fragen
46
WINTER | 2023
Das Fachgeschäft für für Künstlerbedarf in in Wuppertal
Hofaue 54 54 / / Ecke Wesendonkstr. - - 42103 Wuppertal
Telefon: 946 00095 95 - - www-via-dellarte.de
47
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA, WIEN
RUTH BAUMGARTE
RÜCKKEHR, 1994
Öl auf Leinwand
130 × 130 cm
Privatbesitz
RUTH BAUMGARTE
FEUERWENDE, 1995 – 1997
Öl auf Leinwand
120 x 120 cm
Kunststiftung Ruth Baumgarte
nach künstlerischer Aneignung und kultureller
Enteignung im Sinn aktueller Diskurse
noch nicht existierten. Trotzdem erkennt sie
intuitiv, dass politische Asymmetrien, die
sich als Culture Clash manifestieren, nicht in
oberflächlicher Harmonie aufgelöst werden
können, sondern in spannungsgeladenen
Farbkompositionen gestalterisch gleichsam
als Formproblem bewältigt werden müssen.
So entsteht ein spannungsreicher Kosmos,
der, ausgehend von flammenden Rottönen
und sattem Orange-Ockerüber Gelb, Rosa
und Violett zu entschiedenen Violett-Blau-
Tönen in die Tiefe verfließt“, so Kuratorin
und ALBERTINA MODERN-Direktorin Angela
Stief zum Werk der Künstlerin.
Albertina
Albertinaplatz 1
1010 Wien
www.albertina.at
48
WINTER | 2023
49
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART
ALLEE-CENTER-ART
2023
Wer hätte das gedacht, dass der
vorsichtige Versuch, der Kunst
beim Shoppen zu begegnen, ein
Dauerbrenner werden würde. 2014 hat es
die „Allee-Center-ART“ erstmals gewagt,
zwischen internationalen Fashion-Kollektionen,
edlen Chocolate-Shops oder den
Düften der Haute Couture Kunst zu platzieren.
Nicht irgendwelche Kunst, sondern
großartige Werke der Bildenden Kunst, der
Fotografie und der Malerei aus Sachsen-
Anhalt. Würden die besten Künstler der
50
WINTER | 2023
„Die leichteste ART, der KUNST zu begegnen“
Allee-Center Magdeburg, 17. April bis 6. Mai 2023
Petra Kann (Center Managerin)
Region das Angebot von der „leichtesten
ART, der KUNST zu begegnen“ annehmen
oder eher die Nase rümpfen? Würden sie
Expositionen wie diese als Möglichkeit sehen,
Menschen zu inspirieren, die nie einen
Fuß in eine Galerie setzen? Oder würden
sie es eher als Staffage im Konsumtempel
empfinden?
Allein die Tatsache, dass wir nun zum achten
Mal die „Allee-Center-ART“ veranstalten,
beantwortet die Fragen. Aber auch
der exzellente Ruf, den die Ausstellungen
51
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART
in Künstlerkreisen genießen, spricht dafür.
Salvadore Dali hat uns vorgegeben, das
nicht derjenige der wahre Künstler ist, der
Inspiration findet, sondern der, der andere
inspiriert. Und wo, liebe Leserinnen und
Leser, kann ein Künstler mehr inspirieren
als in einer Ladenstraße, die täglich rund
30.000 Menschen durchqueren? Das haben
die Künstler schon in der Antike erkannt, die
ihre Werkstätten stets in den belebtesten
Straßen betrieben und ihre Werke auf Basaren
anboten. Und heute? Heute ist, so sagt
es Jean Paul, „die Kunst zwar nicht das Brot,
aber der Wein“.“
Ich freue mich sehr, dass auch in diesem
Jahr bei uns wieder äußerst namhafte
Künstlerinnen und Künstler ausstellen
und hunderttausende Menschen inspirieren
werden. Petra Kann (Center Managerin)
Endlich kehrt diese so beliebte Ausstellung
(von Publikum und der Kunstszene) nach
Magdeburg zurück!
52
WINTER | 2023
BRIGITTA PULEY
Ölbilder und Zeichnungen
www.galerie.heinemann.online/galerie/BrigittaPuleyNeu/index.html
Mit einer virtuellen 360° Online-Galerie
www.arte-artistica.com & www.kic-cronenberg.de/brigitta-puley
53
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART
Künstler/innen, die sich für die Ausstellung
bewerben möchten, können bis spätestens
zum 19.02.2023 maximal 10 Fotos der Werke,
die sie in der Allee-Center-ART 2023
präsentieren wollen (eine kurze Biographie
ist außerdem erforderlich), per E-mail an
folgende Adresse senden:
art-a10@derkunstblitz.com
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-
Bewerbungen von Künstler/innen sind
ebenso möglich, wie die Bewerbung von
Künstlergruppen.
-------------------------------------------
DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG
IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!
------------------------------------------
Wer heute noch keinen PC besitzt oder keine
Internetverbindung nutzt, kann die Bewerbung
in Form einer Mappe per Post an
die nachstehende Adresse senden:
DER KUNSTBLITZ
„Allee-Center-ART 2023“
Krutscheider Weg 82
42327 Wuppertal
54
WINTER | 2023
UROLOGISCHE PRIVATPRAXIS
WUPPERTAL
HEIKE FUDICKAR
DR. MED. GEORG FUDICKAR
Fachärzte für Urologie und Andrologie
Medikamentöse Tumortherapie
Herzogstraße 2 . 42103 Wuppertal
Tel 0202 26046080
Fax 0202 26046081
www.urologe-wuppertal.de
info@urologe-wuppertal.de
INSTITUT FÜR
ERNÄHRUNGSBERATUNG
GESUNDHEIT. ERNÄHRUNG. FITNESS.
HEIKE FUDICKAR
Ärztliche Leitung
Herzogstraße 2 . 42103 Wuppertal
Tel 0202 260460888
Fax 0202 26046081
www.ernaehrungsberatung-wuppertal.de
info@ernaehrungsberatung-wuppertal.de
55
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART
Hierbei ist zu beachten, dass das eingesandte
Bewerbungsmaterial (Mappen sowie das
Bildmaterial) von uns nicht an die Bewerber/innen
zurück gesendet wird.
Die Voraussetzung zur Teilnahme beschränkt
sich nicht auf einen erfolgreichen Abschluss
an einer anerkannten Kunstakademie; auch
Autodidakten, die Kunst auf hohem Niveau
präsentieren, sind willkommen. Allerdings
weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass nur
Profikünstler in die Endauswahl kommen
(keine Hobbymaler, keine Kunsthandwerker).
Die Arbeiten werden, wie es bei einer professionellen
Kunstmesse der Fall ist, auf geeigneten
Stellwänden oder in Glasvitrinen
präsentiert (Skulpturen). Sie sind während
der Ausstellungszeit über das Center versichert.
Die Kunstwerke können zum Verkauf
angeboten werden; der Verkaufspreis der
Arbeiten entspricht hierbei dem Versicherungswert.
Im Verkaufsfall erhält der/die
Künstler*in den gesamten Verkaufspreis
ohne Abgabe einer Provision
Ziel der Ausstellung ist es, die regionale
Kunstszene zu unterstützen und ihre künstlerische
Produktion bekannter zu machen.
56
WINTER | 2023
Verwaltung von Eigentumswohnungen
Verwaltung von Mietwohnungen
Verwaltung von Gewerbeobjekten
Hofaue 75 · 42103 Wuppertal
T 0202 - 4 30 39 86 | F 0202 - 4 37 64 47
info@lingemann-immobilien.de
www.lingemann-immobilien.de
57
DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU
ART A10 2023
im A 10 Center
„Die leichteste Art der Kunst zu begegnen“
A10 Center Wildau, 19. Oktober bis 5. November 2023
58
WINTER | 2023
MICHAEL DITTRICH Center Manager
Im vergangenen Jahr kehrte diese Ausstellungsreihe
nach Wildau zurück; die zweijährige
Pause in den Jahren 2020-2021
(aufgrund der Einschränkungen durch das
Corona-Virus) haben eine Lücke hinterlassen,
die endlich gefüllt wurde. Da lag es
fast auf der Hand, dass der „ART A10 2022“
beim Publikum sehr gut ankam. Die regionale
Kunstszene erwies schon 2015, als die
erste dieser Ausstellungsreihe in Wildau begann,
Begeisterung und Akzeptanz gegenüber
der Kunstaktion.
Kein Wunder, dass die Künstler*innen der
Region Berlin/Brandenburg darauf freuen,
ihre neuen Arbeiten auf der „ART A10 2023“
zeigen zu können.
Und auch in diesem Jahr wird während der
Ausstellung der „Kunstpreis Brandenburg“
vergeben. Eine zusätzliche Motivation für
die Kunstszene der Region Berlin/Brandenburg,
die sich für mehrere Ausstellungsteilnehmer
sehr gelohnt hat.
Im vergangenen Jahr erhielten die drei Gewinner
insgesamt 5.000 Euro: 3.000 Euro
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DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU
Die Arbeiten werden, wie es bei einer professionellen
Kunstmesse der Fall ist, auf gefür
den ersten Preis (verliehen an Tatyana
Mutig), der zweite Preis war mit 1.500 Euro
dotiert (verliehen an Mario Lehmann) und
der Publikumpreis wurde mit 500 Euro an
Kristine Narvida verlihen.
DIE KUNSTWERKE KÖNNEN
ERWORBEN WERDEN.
Mehrere Kunstwerke bereichern mittlerweile
die privaten Sammlungen aufmerksamer
Sammler, die sich auch darauf freuen, neue
Schätze auf der ART A10 2023 zu entdecken.
Über die verkaufte Kunstwerken müssen die
Künstler*innen keine Provision abgeben.
Wie kann man an der Ausstellung teilnehmen?
Künstler/innen, die sich für die Ausstellung
bewerben möchten, können bis spätestens
zum 31.07.2023 maximal 10 Fotos der Werke,
die sie in der ART A10 2023 präsentieren
wollen (eine kurze Biographie ist außerdem
erforderlich), per E-mail an folgende Adresse
senden:
art-a10@derkunstblitz.com
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-
Bewerbungen von Künstler/innen sind
ebenso möglich, wie die Bewerbung von
Künstlergruppen.
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DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG
IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!
-------------------------------------------
Wer heute noch keinen PC besitzt oder keine
Internetverbindung nutzt, kann die Bewerbung
in Form einer Mappe per Post an
die nachstehende Adresse schicken:
DER KUNSTBLITZ
„ART A10 2023“
Krutscheider Weg 82
42327 Wuppertal
Hierbei ist zu beachten, dass das eingesandte
Bewerbungsmaterial (Mappen sowie
das Bildmaterial) von uns nicht an die Bewerber/innen
zurück gesendet wird.
Die Voraussetzung zur Teilnahme beschränkt
sich nicht auf einen erfolgreichen
Abschluss an einer anerkannten Kunstakademie;
auch Autodidakten, die Kunst auf
hohem Niveau präsentieren, sind willkommen.
Allerdings weisen wir ausdrücklich darauf
hin, dass nur Profikünstler in die Endauswahl
kommen (keine Hobbymaler, keine
Kunsthandwerker).
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WINTER | 2023
DIE KÜNSTLER*INNEN DIE AN DER ART A10 2022 TEILGENOMMEN HABEN.
eigneten Stellwänden oder in Glasvitrinen
präsentiert (Skulpturen). Sie sind während
der Ausstellungszeit über das Center versichert.
Die Kunstwerke können zum Verkauf
angeboten werden; der Verkaufspreis der
Arbeiten entspricht hierbei dem Versicherungswert.
Im Verkaufsfall erhält der/die
Künstler*in den gesamten Verkaufspreis
ohne Abgabe einer Provision.
Ziel der Ausstellung ist es, die regionale
Kunstszene zu unterstützen und ihre
künstlerische Produktion bekannter zu
machen.
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DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU
PUBLIKUMSPREIS
die Stimmen werden
abgegeben.
KRISTINE NARVIDA„DASEIN“ 2019
Öl auf Leinwand, 100x80 cm
TATYANA MUTIG „WOLKEN“
Öl auf Leinwand, 100x70 cm, 2020
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WINTER | 2023
DIETER
SCHWALM
Ölbilder, Zeichnungen
und Skulpturen
Web:www.arte-artistica.com
Dieter Schwalm Tel. 0202 7866160
d.schwalm@arte-artistica.com
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DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU
MARIO LEHMANN „DER KUSS“, Acryl, 70x100 cm, 2021
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WINTER | 2023
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DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN
MALKURSE in Wuppertal
Möchten Sie Ihre Maltechnik verbessern? Oder suchen Sie eine
MUSEUM BERGGRUEN
Geschenkidee PICASSO UND SEINE für ZEITjemanden, der kreativ ist? Kurse für Acryl- und
Ölmalerei, Aquarell, Pastelle, Tempera & Gouache. Kurse für
Am 16. März 2013 öffnete das zur Nationalgalerie
gehörende Museum Berggruen
Anfänger und Fortgeschrittene.
Dienstag
wieder die
(19:00
Pforten
bis 21:30
für
Uhr)
seine berühmte
Mittwoch Sammlung (11:00 der bis Klassischen 13:15 Uhr Moderne. & 19:00 bis Der 21:30 Uhr)
westliche Stülerbau wurde um das benachbarte
Kommandantenhaus am Spandauer
Damm und den neu angelegten Bettina-
Berggruen-Garten erweitert.
Name und Entstehung der Sammlung gehen
auf den Kunsthändler und Sammler Heinz
Berggruen zurück (1914-2007). Über einen
Zeitraum von mehr als vierzig Jahren trug
er Meisterwerke von Pablo Picasso, Henri
Matisse, Paul Klee und Alberto Giacometti PABLO PICASSO, LE CHANDAIL JAUNE (DER GELBE
PULLOVER), 1939
zusammen. Unter dem Titel „Picasso und
© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2022
seine Zeit“ wurde die Sammlung Berggruen / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie,
Museum Berggruen / Jens Ziehe
1996 erstmals im westlichen Stülerbau präsentiert
und im Jahr 2000 von der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz für die Nationalgalerie
erworben. Heute ist die Sammlung
G. Medagli
im Museum Berggruen - ergänzt durch San Francisco Museum of Art angestellt
weitere bedeutende Leihgaben der Familie war. Nach dem Krieg gründete er in Paris
- einer der wichtigsten Standorte der Klassischen
Moderne.
die Berggruen auch privat zu sammeln be-
eine Galerie, die viele der Künstler vertrat,
Berggruen Weitere als Informationen Gallerist und Kunstsammler über die Malkurse gann. 1980 finden zog sich Sie Berggruen im Internet aus seiner
Heinz Berggruen unter: www.derkunstblitz.com/kurse/malkurs.htm
wurde 1914 in Berlin- Galerie zurück und konzentrierte sich auf
Wilmersdorf geboren. 1936 emigrierte er die Erweiterung seiner Sammlung. Hierbei
aus dem nationalsozialistischen Deutschland
in die USA, wo er zunächst als freier die heute das Herzstück der Sammlung des
interessierten ihn vor allem jene Künstler,
Kontakt:
Kulturjournalist arbeitete und seit 1939 am Museums ausmachen.
art@arte-artistica.com oder telefonisch unter: 0157 88159041.
ARTistica Malschule - Vohwinkeler Str. 154 - 42329 Wuppertal
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WINTER | 2023
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