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<strong>November</strong>revolution<br />
Vor 90 Jahren –<br />
Mit 20 bis 30 Mann wurde gegen 5 ¾<br />
Uhr der Kaisertrutz “erstürmt”, indem<br />
die Gefangenen herausgelassen wurden<br />
und vor dem Kaisertrutz ein baumlanger<br />
Soldat Ansprachen an die inzwischen<br />
angewachsene Menge der Neugierigen<br />
hielt, die immer in der Mahnung ausklang:<br />
Nur kein Blutvergießen, nur kein<br />
Blutvergießen. In Wirklichkeit war die<br />
Menge so friedlich wie möglich. Befreiung<br />
der politischen Gefangenen im Gerichtsgefängnis<br />
war die nächste Aufgabe<br />
der Soldaten und der Menschenmenge,<br />
die inzwischen auf etwa 200 Köpfe angewachsen<br />
war. In geschlossenem Zuge<br />
ging es über den Demianiplatz, wo vorsichtige<br />
Geschäftsleute die Rolläden herunterließen,<br />
nach dem Postplatz. Durch<br />
Verhandlungen mit der Staatsanwaltschaft<br />
wurde die Freigabe der Militärgefangenen<br />
erwirkt, etwa 20 an der Zahl.<br />
Gegen 7 ½ Uhr fand im Konzerthaus<br />
eine Versammlung der Garnison statt,<br />
zu der auch Zivilisten zugelassen waren,<br />
und es wurde der erste A-und S-Rat “gewählt”,<br />
d.h. die Anwärter nannten z.T.<br />
ihre Namen selber. Widerspruch erhob<br />
sich nicht, und so war die erste “Wahl”<br />
vollzogen. Auf dem Tisch vor dem “Revolutionstribunal”<br />
häuften sich die Degen<br />
der Offiziere, die in der Hauptsache<br />
von einem halbwüchsigen Soldaten unter<br />
dem Gejohle und Geschrei der Versammelten<br />
als “Gewehr über” in den<br />
Saal getragen wurden. Auf den Straßen<br />
wurden Handzettel ausgegeben, auf denen<br />
zur Teilnahme an einer Riesendemonstration<br />
am Sonntagmittag aufgefordert<br />
wurde. Diese Kundgebung war<br />
aber ein Fehlschlag, denn in Wirklichkeit<br />
fanden sich nur einige hundert Personen<br />
zusammen, die frierend vom Obermarkt<br />
nach dem Friedrichsplatz zogen und sich<br />
dort nach einigen “Hochs” usw. auflösten.<br />
Eine wirkliche Begeisterung konnte<br />
die ausgehungerte und verzweifelte Bevölkerung<br />
damals gar nicht aufbringen.”<br />
Die Weltwirtschaftskrise mit den katastrophalen<br />
Folgen der Abhängigkeit vom<br />
USA-Finanzkapital führte zu weiterer Ernüchterung.<br />
Von weit links wiederholte<br />
sich der Vorwurf von den “Arbeiterverrätern<br />
um Ebert und Scheidemann 1918”,<br />
während von rechts die Vokabeln “No-<br />
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