65_Ausgabe November 2008

Görlitzer
Geschichten aus dem Görlitzer Stadtverkehr
tauer - Straße gefahren wurde. Eines
Tages erschien ein äußerlich nagelneuer
Ikarus 66 ohne Betriebsnummer mit
grünen anstelle der sonst grauen oder
braunen Sitze,´und in welchem es nach
frischer Farbe und Leder roch. Wenige
Tage später war an ihm die Nummer 14
angeschrieben, und es zierte ihn beidseitig
ein farbiges Stadtwappen mit grünen
Flügeln. Heute weiß ich, dass dieser
Bus seinerzeit frisch von der Generalreparatur
aus Dresden gekommen ist. Er
verfügte sogar über Positionslampen an
den vorderen Dachrändern, die sonst
eher ein Merkmal von Reisebussen waren.
Fortan konnten wir Kinder uns jedes
Jahr in Görlitz über einen oder zwei
neue Busse freuen, die eigentlich keine
waren. Übrigens kamen die farbig hinterlegten
Linienschilder, wie sie das Foto
erkennen lässt, ausschließlich im Herbst
des Jahres 1966 zum Einsatz. Es gab
grüne (A), rote (B), blaue (E), gelbe (F)
und auch schwarze (D) Schilder. Den Innenraum
eines Ikarus 66 fanden wir trotz
der oft schlechten Belüftung durchaus
gemütlich. Die begehrtesten Sitzplätze
waren jene auf der hinteren Bank und
da besonders die äußeren. Viele mögen
die Ära ähnlich erlebt haben wie ich, für
mich jedoch signalisierten die geschilderten
Ereignisse den Beginn einer Leidenschaft,
die mich seitdem nicht mehr
losgelassen hat und ohne die möglicherweise
viele kleine Details und Bilder aus
der Geschichte unserer Tram unweigerlich
verloren gegangen wären. Eine vorher
bereits vorhandene Faszination für
Busse und Bahnen bekam damals einen
Namen: Görlitz.
Andreas Riedel, Wiesbaden
(Fortsetzung folgt)
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