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Die Kanzlei strukturieren

Sie haben den Eindruck: Die Arbeit wächst um ein vielfaches an, nicht aber das Bankkonto. Weitere Gedanken beschäftigen Sie im Hinterkopf: Die Veränderung des Berufsstandes und die damit einhergehenden Veränderungen, der Fachkräftemangel, das Thema Digitalisierung, die EU-Datenschutz-Grundverordnung, und so weiter… Hier setzt die Broschüre „Die Kanzlei strukturieren“ an und gibt Ihnen Hilfestellungen, die alltäglichen Anforderungen zu meistern.

Sie haben den Eindruck: Die Arbeit wächst um ein vielfaches an, nicht aber das Bankkonto. Weitere Gedanken beschäftigen Sie im Hinterkopf: Die Veränderung des Berufsstandes und die damit einhergehenden Veränderungen, der Fachkräftemangel, das Thema Digitalisierung, die EU-Datenschutz-Grundverordnung, und so weiter… Hier setzt die Broschüre „Die Kanzlei strukturieren“ an und gibt Ihnen Hilfestellungen, die alltäglichen Anforderungen zu meistern.

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DIE KANZLEI<br />

STRUKTURIEREN<br />

Wie Sie Ihr Unternehmen zukunftssicher organisieren<br />

Hans-Günther Gilgan<br />

Gerd Otterbach


© 2018 DEUBNER MEDIEN<br />

Vogelsanger Straße 187, 50825 Köln<br />

Fon 0800 . 33 82 637 | Fax 0800 . 11 19 934 | info@deubner-medien.de<br />

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Broschüren kostenlos herunter geladen werden.<br />

<strong>Die</strong>ses Werk und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle<br />

ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig.


INHALT<br />

1 Vorüberlegungen ................................................................. 3<br />

2 <strong>Die</strong> Ist-Aufnahme in der <strong>Kanzlei</strong> .......................................... 5<br />

3 Vorbereitungen .................................................................... 7<br />

3.1 Das Projekt .................................................................... 7<br />

3.2 <strong>Die</strong> Leistungsprozesse................................................... 8<br />

3.3 <strong>Die</strong> 10er-Regel ............................................................... 8<br />

3.4 Schreibe auf was Du tust und tu das,<br />

was Du aufgeschrieben hast ........................................10<br />

3.5 Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ...................14<br />

3.6 <strong>Die</strong> Grundregeln des Brainstormings ............................16<br />

4 <strong>Die</strong> Umsetzung im Allgemeinen ..........................................17<br />

4.1 Jeder Prozess ist gleich ................................................17<br />

4.2 Von grob nach fein ........................................................17<br />

4.3 <strong>Die</strong> Mitarbeiter ins Boot kriegen ....................................17<br />

4.4 <strong>Die</strong> Mandanten (später) ins Boot kriegen ......................18<br />

5 Jetzt geht’s los! ...................................................................19<br />

5.1 Mandats- und Auftragsannahme ...................................19<br />

5.2 Lohnbuchhaltung ..........................................................19<br />

5.2.1 Prozessziele ...........................................................19<br />

5.2.2 Vorgelagerte Prozessschritte .................................19<br />

5.2.3 Durchführung .........................................................20<br />

5.2.4 Qualitätssicherung ..................................................20<br />

5.2.5 Nachgelagerte Tätigkeiten .....................................20<br />

5.2.6 Abrechnung ............................................................21<br />

5.3 Finanzbuchhaltung .......................................................21<br />

5.3.1 Prozessziele ...........................................................21<br />

5.3.2 Vorgelagerte Prozessschritte .................................22


5.3.3 Durchführung ......................................................... 23<br />

5.3.4 Qualitätssicherung ................................................. 23<br />

5.3.5 Nachgelagerte Tätigkeiten ..................................... 25<br />

5.3.6 Abrechnung............................................................ 26<br />

5.4 Jahresabschlusserstellung und Steuererklärungen ...... 27<br />

5.4.1 Prozessziele........................................................... 27<br />

5.4.2 Vorgelagerte Prozessschritte ................................. 27<br />

5.4.3 Durchführung ......................................................... 29<br />

5.4.4 Qualitätssicherung ................................................. 29<br />

5.4.5 Nachgelagerte Tätigkeiten ..................................... 30<br />

5.4.6 Abrechnung............................................................ 31<br />

5.5 Bescheidprüfung und Rechtsbehelfe ............................ 32<br />

5.5.1 Prozessziele........................................................... 32<br />

5.5.2 Vorgelagerte Prozessschritte ................................. 32<br />

5.5.3 Durchführung ......................................................... 32<br />

5.5.4 Qualitätssicherung ................................................. 33<br />

5.5.5 Nachgelagerte Tätigkeiten ..................................... 33<br />

5.5.6 Abrechnung............................................................ 33<br />

5.6 Steuer(gestaltungs)beratung und<br />

betriebswirtschaftliche Beratung .................................. 33<br />

6 Grau ist alle Theorie ........................................................... 35<br />

6.1 Einladung<br />

Praktikerseminar zur <strong>Kanzlei</strong>optimierung ..................... 35<br />

7 Literaturhinweise ................................................................ 37<br />

8 Anhang ............................................................................... 39<br />

9 Über <strong>Die</strong> Autoren ................................................................ 41


1 VORÜBERLEGUNGEN<br />

In unserer ersten Themenreihe haben wir beschrieben, wie sich die<br />

Optimierung der <strong>Kanzlei</strong> auf die Wertschöpfung, die Zufriedenheit aller<br />

Beteiligten und insbesondere auf den <strong>Kanzlei</strong>wert auswirken. Wir haben Mut<br />

gemacht anzufangen, denn Stillstand ist Rückstand. Recht provokant haben<br />

wir die These aufgestellt: Der Berufsstand hat kein Erkenntnisproblem sondern<br />

ein Umsetzungsproblem.<br />

Sie haben diese Situation bestimmt schon erlebt: Der Keller muss aufgeräumt<br />

werden. Rechts im Raum steht die Werkbank, auf der sich altes und neues<br />

Werkzeug stapelt. Zum Teil wurde das Werkzeug nicht weggeräumt, sauber<br />

gemacht oder gar entsorgt. Links im Raum befindet sich ein großes Regal, auf<br />

dem sich Kisten stapeln. Mitunter ist nicht mehr bekannt, was sich darin<br />

überhaupt noch befindet. <strong>Die</strong> Stirnseite des Kellers ist von einem Schrank<br />

eingenommen, in dem sich so manches Zeug über die Jahre angesammelt hat,<br />

in der Mitte des Raumes stehen Kartons und ausgemusterte Dinge, die Sie schon<br />

längst über einschlägige Internetportale verkaufen wollten. Sie stehen<br />

fassungslos davor und kommen sich ein wenig vor wie das Kaninchen vor der<br />

Schlange. Folgende Gedanken kreisen in Ihrem Kopf: Verflixt! Wie konnte es so<br />

weit kommen? Wer ist schuld? Wo fange ich an? Wann fange ich an? Wenn das<br />

mal aufgeräumt ist, wird das nie wieder so werden! Ich brauche Hilfe!<br />

Jetzt mal Hand aufs Herz: Ist es nicht manchmal so ähnlich auch im<br />

Tagesgeschäft? An unterschiedlichen Stellen merken wir, dass es nicht ganz<br />

rund läuft. Das können Kleinigkeiten oder wesentliche Aspekte sein. Einzelne<br />

Beispiele kennen wir zur Genüge: Ein Mandant hat gestern seine Unterlagen<br />

eingereicht und meckert heute, dass wir noch nicht fertig sind. Ein Mitarbeiter<br />

kommt zum fünften Mal zu Ihnen ins Büro und stellt Fragen, um erneut eine<br />

Antwort zu bekommen. Sie sind gerade an einem wichtigen Fall und finden<br />

entscheidende Dokumente in Ihrem System nicht wieder. Der 28.02. droht und<br />

Sie sind mit Ihrer Arbeit hinten gegen. Sie und Ihre Mitarbeiter haben den<br />

Eindruck: <strong>Die</strong> Arbeit wächst um ein vielfaches an, nicht aber das Bankkonto.<br />

Weitere Gedanken beschäftigen Sie im Hinterkopf: <strong>Die</strong> Veränderung des<br />

Berufsstandes und die damit einhergehenden Veränderungen, der<br />

Fachkräftemangel, das Thema Digitalisierung, die EU-Datenschutz-<br />

Grundverordnung, und so weiter, und so weiter. Mittlerweile bereiten uns diese<br />

Vielzahl an Herausforderungen fast schon körperliche Schmerzen, denn wir<br />

spüren die Alltagsgetriebenheit.<br />

Natürlich führen Sie eine erfolgreiche <strong>Kanzlei</strong>. Sonst säßen Sie jetzt wo<br />

anders. Trotzdem gibt es dieses Gefühl, etwas ändern zu wollen, ja geradezu<br />

zu müssen. Auch dieses Gefühl kennen wir alle. In mehr oder weniger<br />

abgeschwächter Form und in Teilbereichen stehen Sie vor den gleichen<br />

3


Fragen und Herausforderungen wie in der Kellertür. Im Kern geht es dabei<br />

immer um Folgendes:<br />

1. Frage: Wie ist der aktuelle Zustand? Antwort: Das was ich sehe, glaube ich<br />

bewerten zu können, den Rest nicht. Beispiel: Den Raum sehe ich.<br />

Aber was ist in den Kisten?<br />

2. Frage: Wo fange ich an? Antwort: In der Mitte, Hauptsache es geht los!<br />

Beispiel: <strong>Die</strong> Kisten im Raum.<br />

3. Frage: Wovon hätte ich gerne mehr? Antwort: Zeit! Beispiel: Räume auf<br />

und Du sparst danach Zeit und Geld.<br />

4. Frage: Wann fange ich an? Antwort: Jetzt! Beispiel: Ich fange nicht an und<br />

es wird lange so bleiben.<br />

Mithin gibt es keine Alternative: Anfangen heißt die Devise. Jetzt!<br />

Noch eine Anekdote: Nach dem Aufräumen stellen Sie fest, dass Sie im Besitz<br />

von 25 Zollstöcken sind. Fragen Sie doch mal im Bekanntenkreis nach, ob<br />

jemand noch einen Zollstock braucht (wenn Sie sich trauen).<br />

4


2 DIE IST-AUFNAHME IN DER KANZLEI<br />

Ein Beginn ohne Ist-Aufnahme ist wie Autofahren ohne Lenkrad. Am Anfang<br />

brauchen wir den Überblick, um anschließend über mögliche Aktionen<br />

entscheiden und handeln zu können. Hierüber haben wir bereits in unserer<br />

ersten Magazinreihe berichtet. Es macht Sinn, die Abläufe in der <strong>Kanzlei</strong> in<br />

Untergruppen zu unterteilen um sie anschließend getrennt sowie im<br />

Gesamtzusammenhang auf Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zu<br />

untersuchen. Klassischerweise unterteilen wir in die Gruppen:<br />

• Managementprozesse<br />

• Leistungsprozesse<br />

• Unterstützungsprozesse<br />

• Überwachungsprozesse<br />

<strong>Die</strong>se Prozessarten stellen bildlich gesehen die vier Wände in unserem<br />

Kellerraum dar. <strong>Die</strong> Prozessarten unterteilen sich dann wieder in die einzelnen<br />

Abläufe, sozusagen die Schulbaden der Werkbank oder die Kisten im Regal.<br />

Da wir bereits entschieden haben, wo wir anfangen, legen wir also los: In der<br />

Mitte. In unserer <strong>Kanzlei</strong> sind dies die Orte und Tätigkeiten, wo das<br />

Kerngeschäft stattfindet, die Leistungen erbracht werden. Wir starten daher<br />

mit den Leistungsprozessen.<br />

Im Übrigen In der Praxis hat sich genau diese Vorgehensweise bewährt.<br />

5


3 VORBEREITUNGEN<br />

3.1 DAS PROJEKT<br />

Bedenken Sie, dass die Optimierung Ihrer <strong>Kanzlei</strong> keine Aufgabe darstellt,<br />

sondern ein Projekt. Wir benötigen also ein Projektmanagement. Ein<br />

Projektmanagement ist in der Branche des steuerberatenden Berufs kein<br />

gängiger und insbesondere alltagsimplementierter Begriff. Daher im<br />

Folgenden ein kleiner Überblick über das, was wir hierzu benötigen:<br />

• Einen Projektleiter (hauptverantwortliche Person)<br />

• Einen Projektplan (wo fangen wir an und wo hören wir auf)<br />

• Projektetappen (Vorbereitungen, Umsetzungsschritte, Nachschau)<br />

• Mindestens ein Projektziel<br />

Es ist zu empfehlen, sich bereits im Vorfeld mit weiteren Grundsätzen des<br />

Projektmanagements auseinanderzusetzen. Eines ist dabei garantiert: Sie<br />

können dies gut in der Zusammenarbeit und im Beratungsgeschäft mit Ihrem<br />

Mandanten gebrauchen.<br />

Als Projektleiter bietet es sich regelmäßig an, sich selbst als <strong>Kanzlei</strong>leitung<br />

einzusetzen. Überlegen Sie jedoch, ob dies tatsächlich sinnvoll ist.<br />

Ein übergreifender Projektplan kann ganz einfach in Excel geführt werden.<br />

Alternativ bietet sich auch geeignete Software an, die zum Teil sogar als<br />

freeware bezogen werden kann. Wichtig ist es zu erkennen:<br />

• Was haben wir vor?<br />

• Welche Aktion ist konkret geplant?<br />

• Wer kümmert sich um die Umsetzung?<br />

• Wann beginnen wir mit der Umsetzung?<br />

• Wann sind wir fertig?<br />

• Wie ist der Status (offen, in Bearbeitung, erledigt)?<br />

Hieraus ergeben sich bereits die Projektetappen und einzelne Ziele. Sie<br />

werden sehen. Bereiten Sie daher diese Werkzeuge zunächst einmal nur vor<br />

und machen sich an dieser Stelle noch keine Gedanken über Inhalte. <strong>Die</strong>s<br />

beleuchten wir später. Schließlich ist das ja die tatsächliche Herausforderung.<br />

Wichtig<br />

Bauen Sie keinen Elfenbeinturm. Das schadet der Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />

Finden Sie daher ein optimales Maß zwischen<br />

Planungsintensität und Umsetzungsgeschwindigkeit!<br />

7


3.2 DIE LEISTUNGSPROZESSE<br />

Bestimmen Sie die zu beleuchtenden Leistungsprozesse. Im Kern sind dies:<br />

• Mandats- und Auftragsannahme<br />

• Lohnbuchhaltung<br />

• Finanzbuchhaltung<br />

• Jahresabschlusserstellung<br />

• Steuererklärungen<br />

• Bescheidprüfung und Rechtsbehelfe<br />

• Steuergestaltungsberatung und betriebswirtschaftliche Beratung<br />

Gerne können die Prozesse weiter unterteilt werden. Z.B. könnte die<br />

Finanzbuchhaltung selektiert werden in Einrichtung einer Finanzbuchhaltung,<br />

Erstellung der laufenden Finanzbuchhaltung, Erstellung einer abschlussreifen<br />

Finanzbuchhaltung etc.. Um den Überblick zu behalten, wollen wir dies jedoch<br />

hier nicht tun.<br />

3.3 DIE 10ER-REGEL<br />

<strong>Die</strong> 10er-Regel ist eine Erfahrungsregel aus dem Qualitätsmanagement, dass die<br />

Kosten der Fehlerverhütung bzw. der Fehlerbehebung in jeder Phase um den<br />

Faktor 10 steigen: wenn Fehler nicht bei Planung und Entwicklung vermieden<br />

werden, sondern erst bei der Gestaltung der Arbeitsschritte und Prozesse<br />

(Arbeitsvorbereitung, Ablauforganisation) bemerkt werden oder sogar erst in der<br />

Fertigung, bei der Endprüfung oder gar beim Kunden - dann sind sie 1 000 mal<br />

höher als die Kosten der Fehlerverhütung in der Planung und Entwicklung.<br />

Daraus leitet sich die Forderung ab, vorauszudenken, welche Fehler<br />

entstehen könnten bzw. ihre Entstehung möglichst zu vermeiden und/oder bei<br />

entdeckten Fehlern die Ursachen der Ursachen der Fehler zu beseitigen. <strong>Die</strong><br />

Kosten von Fehlerverhütung bzw. Fehlerentdeckung steigen exponentiell von<br />

Phase zu Phase: von Planung, Entwicklung, Arbeitsvorbereitung, Fertigung,<br />

Endprüfung bis zum Kunden.<br />

Deshalb bedeutet Qualitätsmanagement nicht, Fehler durch verstärkte<br />

Anstrengung und/oder Kontrollen in der Fertigung zu vermeiden. Das ist<br />

angesichts der Komplexität der Fertigungsprozesse, knapp bemessener<br />

Personalkapazität und zunehmender Aufgaben selten möglich, es ist auch<br />

nicht effizient. Vielmehr muss das Potenzial genutzt werden das darin liegt,<br />

bereits die Entstehung von Fehlern durch Planung, Entwicklung und<br />

Arbeitsvorbereitung zu vermeiden. Dabei sind Fehler Lernchancen, die<br />

genutzt werden müssen.<br />

Vorausgesetzt wird dabei immer, dass die Grundidee des Qualitätsmanagements<br />

umgesetzt wird: Qualität lässt sich nur durch beherrschte Prozesse<br />

gewährleisten. Dazu müssen die Prozesse identifiziert, dokumentiert, analysiert,<br />

8


optimiert, auditiert - und möglichst zertifiziert - werden, und das ist periodisch zu<br />

überprüfen bzw. zu wiederholen.<br />

Ein Beispiel liefert uns die Automobilindustrie. <strong>Die</strong> Fehler in der Entwicklungsphase<br />

sind bei Erlkönigen mit geringen Mitteln zu beseitigen. Eine<br />

Rückrufaktion ist nahezu unbezahlbar.<br />

In einer Steuerkanzlei ist dies nicht anders und gilt für jeden einzelnen Prozess<br />

gleichermaßen. Fange ich mit einer Arbeit an, macht es Sinn, ein paar Minuten<br />

Gedankengut zu investieren, um diese Zeit während der Bearbeitung locker<br />

aufzuholen.<br />

<strong>Die</strong> Grundsätze gelten aber auch für das Gesamtmandat: Wir kennen dies alle<br />

von der Schnittstelle der Finanzbuchhaltung zum Jahresabschluss. Ist die<br />

Finanzbuchhaltung abschlussreif ohne Wenn und Aber, geht der<br />

Jahresabschluss überproportional leicht und schnell von der Hand. Bedenken<br />

Sie: Der Produktlebenszyklus beginnt mit der Mandats- und Auftragsannahme.<br />

Den Lohn benötige ich für die Finanzbuchhaltung, diese wiederum ist Basis<br />

für den Jahresabschluss und schließlich die Steuererklärungen. Alle<br />

Ergebnisse benötige ich abschließend für eine gute Beratung.<br />

Merke<br />

Investiere mehr Zeit in den Anfang und ernte die Früchte am Ende!<br />

<strong>Die</strong> Nichtbeachtung führt oftmals dazu, dass wir zeitlich ins<br />

Hintertreffen geraten und uns in einem Strudel bewegen. In einer<br />

Gesellschaft, wo die Zeit ein knappes Gut darstellt, werden wir<br />

nahezu stündlich zur Missachtung des allzu logischen Grundsatzes<br />

verführt.<br />

9


3.4 SCHREIBE AUF WAS DU TUST UND TU DAS,<br />

WAS DU AUFGESCHRIEBEN HAST<br />

Es ist immer wieder interessant: Es fällt uns schwer, das aufzuschreiben, was<br />

wir täglich tun. <strong>Die</strong> Automatismen greifen derart stark, dass wir uns oftmals<br />

nicht mehr darüber bewusst sind, was wir tun.<br />

Um dieses Bewusstsein wieder zu schärfen, gehen wir gemeinsam ins<br />

Trainingslager. In dem Moment, wo wir unser Tun in Worte fassen, findet ein<br />

Optimierungsprozess statt. Wir werden genötigt, unsere Vorgehensweise in<br />

einzelne Schritte zu zerlegen und sozusagen in Scheiben zu schneiden. Dabei<br />

ist es eine immense Aufgabe exakt zu beschreiben, was wir hier jeweils genau<br />

tun. Wir reflektieren uns selbst.<br />

Spannend wird die ganze Sache dann, wenn Sie Ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen oder Mitarbeiter mit dazu holen. Es ist immer wieder hochinteressant<br />

zu sehen, wie die Arbeitsweisen in <strong>Kanzlei</strong>en doch sehr unterschiedlich sind.<br />

<strong>Die</strong>s gilt nicht nur von <strong>Kanzlei</strong> zu <strong>Kanzlei</strong>, sondern auch die Vorgehensweisen<br />

binnerhalb einer Praxis. In dem Moment, wo Sie gemeinsam Ihr Tun schriftlich<br />

zusammenfassen und sich selbst gemeinsam reflektieren, treten diese<br />

Sachverhalte an die Wasseroberfläche.<br />

Nutzen Sie die Stärken Ihrer Mitarbeiter. Sie haben ein tolles Team und ein<br />

unfassbar großes Wissen in der <strong>Kanzlei</strong>. Das kann fast schon garantiert<br />

werden. Über die beschriebene Vorgehensweise sammeln Sie das Wissen<br />

und filtern sozusagen die optimalen Vorgehensweisen und Wissensstände in<br />

einem schriftlichen Werk zusammen. Zwischenfazit: Wir schreiben unser<br />

<strong>Kanzlei</strong>wissen gemeinsam auf und optimieren damit unsere Abläufe.<br />

Es ist kein Geheimnis: Kommunikation ist das A und O. Nicht nur in der<br />

Familie und in der Freizeit sondern gerade in einem Unternehmen.<br />

Tue also Gutes und sprich darüber lautet die Devise. Haben wir<br />

unser Wissen nunmehr gesammelt und niedergeschrieben so<br />

macht es Sinn, dass geschriebene Wort zu einer allgemeinverbindlichen<br />

Arbeitsweise festzulegen.<br />

Dabei ist zu beachten, dass wir Menschen – also Mitarbeiter und Mandanten<br />

– grundsätzlich verschieden sind. Dabei gibt es kein falsch oder richtig,<br />

sondern nur ein anders. Nur so kommen auch die individuellen Stärken der<br />

Mitarbeiter überhaupt zutage. Pressen wir nun alles zu 100% in ein festes<br />

Schema, ist die Unzufriedenheit der Beteiligten vorprogrammiert. Aus diesem<br />

Grunde ist es wichtig festzulegen, an welchen Positionen des Prozesses<br />

gewisse Freiräume bestehen. <strong>Die</strong>s ist ein sehr schmaler Grat, denn über die<br />

Definitionen wollen wir ja eigentlich eine einheitliche Systematik festlegen. Hier<br />

haben wir ein typisches Beispiel für die Interaktionen von Effizienzsteigerung<br />

vs. Mitarbeiterzufriedenheit.<br />

10


Bedenken Sie, dass wir Menschen Gewohnheitstiere sind. Veränderungen<br />

sorgen oftmals zu Widerständen. Mit der Systematisierung der Prozesse<br />

werden unweigerlich gewollte Veränderungen eintreten. Hier gilt es, einen<br />

echten Spagat zu machen und gewisse Veränderungen auch zu „verkaufen“.<br />

Doch hierzu später mehr.<br />

In jedem Fall sind die Niederschriften des Prozesses nach deren Erstellung an<br />

alle Beteiligten zu kommunizieren. Alle müssen verstanden haben, worum es<br />

im Einzelnen geht und auch welche Dinge wir uns nun verständigt haben.<br />

Hierbei gilt das Sender – Empfänger - Prinzip. Gehen Sie regelmäßig davon<br />

aus, dass das geschriebene Wort nicht 1:1 genauso verstanden wird, wie Sie<br />

es niedergelegt haben. Bei der Erstellung werden Vorgehensweisen diskutiert,<br />

die dann in eher knappen Ausführungen münden. <strong>Die</strong> Beteiligten, die an der<br />

Diskussion teilgenommen haben, verstehen die Hintergründe. Alle anderen<br />

nicht. Fazit: Achten Sie auf eine konkrete und anschließend exakt definierte<br />

Kommunikation der Prozessdetails.<br />

Erst im Anschluss ist es möglich das zu tun, was nunmehr aufgeschrieben<br />

wurde. Mithin sind die gemachten Ausführungen ab sofort Leitfäden zur<br />

Vorgehensweise. In der Praxis werden hierzu häufig Checklisten eingesetzt.<br />

So mancher Leser wird just in diesem Moment die Augen verdrehen. Mit recht.<br />

Das Wort Checkliste ist im allgemeinen Sprachgebrauch häufig negativ<br />

belastet. Ebenfalls genauso häufig mit recht. Insbesondere die Kolleginnen<br />

und Kollegen der wirtschaftsprüfenden Zunft kennen Checklisten, die aufgrund<br />

ihres Umfanges im Grunde nicht einsetzbar sind. Es gilt die Grundregel, dass<br />

mit zunehmendem Umfang die Akzeptanz der Anwendung sinken wird.<br />

Also ist auch hier sorgfältig abzuwägen, welchen Weg man als <strong>Kanzlei</strong> im<br />

Einzelnen gehen will.<br />

Wichtig<br />

Es gilt der gesunde Menschenverstand. Akademisches Denken<br />

konnte bisweilen den gesunden Menschenverstand tatkräftig<br />

unterstützen, während der umgekehrte Fall noch nicht<br />

nachgewiesen werden konnte! Sehen Sie einen<br />

Erledigungsvermerk dort vor, wo Sie die Beachtung der<br />

<strong>Kanzlei</strong>richtlinie für wichtig und notwendig erachten. Der Mitarbeiter<br />

muss nun durch aktives und bewusstes Handeln bestätigen, dass<br />

er den Schritt im Sinne der <strong>Kanzlei</strong>philosophie bearbeitet hat. Oder<br />

gehen wir sogar einen Schritt weiter: Hat er den Schritt als erledigt<br />

gekennzeichnet, die Tätigkeit jedoch gar nicht ausgeführt, könnte<br />

man als juristischer Laie Urkundenfälschung und Betrug<br />

unterstellen. Beschränken Sie die Erledigungsvermerke unbedingt<br />

auf die notwendigen Sachverhalte und vermeiden Sie,<br />

Selbstverständlichkeiten abhaken zu müssen. Finden Sie die Mitte!<br />

11


Generell gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Nur wer aktiv handelt ist in der Lage<br />

genau an dieser Stelle das Bewusstsein zu entwickeln, den Schritt nicht nur zu<br />

lesen sondern auch zu beachten. Gerade in der Sicherheitstechnik sollte sich der<br />

Mitarbeiter darüber bewusst sein, dass der Leitfaden oder eben die Checkliste<br />

ein Führungsinstrument darstellt welches gewährleisten soll, wichtige Tätigkeitsschritte<br />

nicht zu vergessen. So macht ein Erledigungsvermerk Sinn, wenn es um<br />

das finale Anziehen von Radschrauben oder die genaue Justage von Flugzeugtüren<br />

geht. In unserer Branche geht es zwar nicht um ebensolche Sicherheit,<br />

sondern vielmehr unmittelbar oder mittelbar um das Portemonnaie des<br />

Mandanten – vielleicht sogar um seine Existenz und das seiner Familie! Schaffen<br />

Sie daher genau dieses Bewusstsein bei Ihren Mitarbeitern.<br />

Apropos Checklisten: An den Stellen, wo Sie sich für den Einsatz von<br />

Checklisten bzw. Leitfäden entscheiden, sollten Sie einige weitere wichtige<br />

Grundsätze beachten.<br />

• Vermeiden Sie fachliche Inhalte! Beginnen Sie einmal damit, fachliche<br />

Inhalte in Ihre Prozesse und Checklisten aufzunehmen, finden Sie irgendwann<br />

kein Ende mehr. Es besteht die Gefahr, dass die Prozesse und<br />

Checklisten rasch ins unermessliche wachsen und Sie kein Ende mehr<br />

finden. Nüchtern betrachtet machen fachliche Inhalte in den Prozessen<br />

auch wenig Sinn. Zu Ende gedacht müssten wir die gesamten Gesetze,<br />

Richtlinien, Hinweise und Teile der Rechtsprechung integrieren. Das<br />

System wird nicht mehr beherrschbar. Und vor Allem: Wer soll das dann<br />

noch pflegen?<br />

12


• Nehmen Sie nicht alle Sonderregelungen und Ausnahmen auf!<br />

Erschaffen Sie den absoluten Musterprozess. Wir alle sind verleitet, bei<br />

Gedanken an unser Tun relativ schnell die Einzel- und Besonderheiten<br />

in den Vordergrund zu stellen. <strong>Die</strong>s vernebelt schnell den Blick für den<br />

abzubildenden Regelfall. Gerne können Sie die angesprochenen<br />

Besonderheiten nebenan notieren und deren Behandlung diskutieren.<br />

Aber bitte: Nicht unbedingt im Musterprozess aufnehmen. Auch hier<br />

wird die Geschichte einfach irgendwann zu lang.<br />

• Erfassen Sie mandantenindividuelle Besonderheiten! Jeder Mandant<br />

tickt anders. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass standardisierte Prozesse an<br />

unterschiedlichen Stellen auch unterschiedlich gehandhabt werden.<br />

Nüchtern betrachtet gibt es kaum einen Prozess, der keine<br />

mandantenindividuellen Besonderheiten aufweist. An dieser Stelle<br />

schlagen zwei Herzen in unserer Brust.<br />

1. Im Sinne der Kundenzufriedenheit gehen die Wünsche und<br />

Erwartungen des Mandanten vor. Das, was der Mandant beauftragt<br />

hat und/oder haben möchte, soll er auch bekommen. Deshalb sind<br />

wir ja <strong>Die</strong>nstleister und die vollständige Erfüllung der<br />

Mandantenwünsche ist unser aller <strong>Kanzlei</strong>philosophie.<br />

2. <strong>Die</strong> Erfüllung sämtlicher Mandantenwünsche sorgt dafür, dass wir<br />

regelmäßig eine Sondereinzelfertigung betreiben und nicht in der<br />

Serienfertigung tätig sind. Wir alle wissen: Das ist aufwendiger und<br />

damit teurer, also OK, wenn der Mandant dies bezahlt.<br />

Nochmals sei auch hier der Hinweis erlaubt: <strong>Die</strong> Strukturierung der<br />

Prozesse und insbesondere die schriftliche Aufnahme mandantenindividueller<br />

Besonderheiten löst die Gedanken aus, ob das, was wir für<br />

den jeweiligen Mandanten erledigen gerade noch akzeptabel ist oder<br />

zusätzliches Honorar auslöst (sofern dies noch nicht geschehen ist). In<br />

zahlreichen Fällen ergibt sich sogar folgendes Phänomen: Sie und Ihre<br />

Mitarbeiter behaupten steif und fest: „Der Mandant wünscht das so und<br />

nicht anders!“ Hinterfragen Sie diese Aussage einmal kritisch so ist<br />

regelmäßig festzustellen, dass dem gar nicht so ist. <strong>Die</strong> Vorgehensweise<br />

hat sich über die Jahre so eingeschleift. Trauen Sie sich also<br />

unbedingt, neutral darüber nachzudenken und den Mandanten hierauf<br />

anzusprechen.<br />

• Nutzen Sie die EDV! <strong>Die</strong> wichtigsten Softwarehäuser bieten zur<br />

Verwaltung der Prozesse und Checklisten hervorragende Systemlösungen<br />

an, die in die einzelnen Programme integriert sind. <strong>Die</strong><br />

Mitarbeiter haben recht schnell das Empfinden, die Bearbeitung ist<br />

keine aufgesetzte Ebene, sondern das Handling gehört zur täglichen<br />

13


Arbeit mit dazu. Insbesondere die Verwaltung der erarbeiteten<br />

Ergebnisse fällt außerordentlich leicht und nahezu auf Knopfdruck.<br />

Tipp Musterprozesse der Anbieter sollten Sie ausblenden und Ihre<br />

eigenen Abläufe konstruieren. Anschließend schauen Sie in den<br />

Musterprozessen nach, ob Sie etwas vergessen haben. <strong>Die</strong>s sorgt<br />

dafür, dass Sie Ihre eigenen Prozesse abbilden. Nur so schaffen<br />

Sie wiederum eine Grundvoraussetzung, dass das Geschaffene<br />

später auch gelebt wird.<br />

3.5 DER KONTINUIERLICHE VERBESSERUNGSPROZESS<br />

Stillstand ist Rückstand. Sämtliche geschaffenen Prozesse unterliegen<br />

ständigen Veränderungen. So gibt es <strong>Kanzlei</strong>en, die ihre Prozesse nahezu<br />

wöchentlich verändern und damit optimieren. Wir nennen dies den<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP).<br />

Ein KVP ergibt sich nicht einfach so. Er muss organisiert werden. Dazu ist es<br />

unbedingt notwendig, für klare Verantwortlichkeiten und Befugnisse zu<br />

sorgen. Es macht nicht nur fachlich Sinn, Spezialisten zu haben, ob in den<br />

eigenen Reihen oder in einem Netzwerk. Auch organisatorisch ist dies absolut<br />

sinnvoll, wenn nicht sogar unabdingbar. Überlegen Sie daher gemeinsam mit<br />

Ihren Mitarbeitern, wer als sogenannter Prozessverantwortlicher für die hier zu<br />

beleuchtenden Leistungsprozesse in Frage kommt. <strong>Die</strong>se Person ist fortan<br />

Ansprechpartner für seinen Bereich und dafür verantwortlich, dass „sein“<br />

Prozess zukünftig weiterentwickelt und optimiert wird.<br />

Letztlich kommt dies einer Implementierung einer weiteren Hierarchieebene<br />

nahe. Sie schaffen „Helferlein“, die Ideen entwickeln und die <strong>Kanzlei</strong> voran<br />

bringen. Auch hier gilt wieder der Grundsatz: Nutzen Sie das Wissen und die<br />

Stärken der Mitarbeiter. Ein Prozessverantwortlicher muss nicht unbedingt<br />

fachlich die stärkste Person sein. Wichtig ist, dass er oder sie einen Blick über<br />

den Tellerrand zulässt und vor Allem soziale Kompetenz und ein gewisses<br />

Organisationsgeschick mitbringt. Kreativität heißt eben nicht: Stupides<br />

Abarbeiten. Hierfür gibt es Mitarbeiter, die genau daran Spaß haben.<br />

<strong>Die</strong> Aufgaben für die Prozessverantwortlichen sind:<br />

• Federführend „ihren“ an den <strong>Kanzlei</strong>zielen ausgerichteten Prozess<br />

entwickeln. Der Prozess muss beherrschbar, zielführend und<br />

zukunftsfähig sein.<br />

• Vorstellung und Erläuterung des so geschaffenen Prozesses<br />

• Optimierung und Weiterentwicklung des Prozesses, insbesondere<br />

durch:<br />

o Aufnahme des Wissens und der Ideen aller (anderen) Mitarbeiter.<br />

o Umsetzung der Wünsche und Ziele der <strong>Kanzlei</strong>leitung<br />

14


o Berücksichtigung externen Wissens, z.B. durch Fortbildungen und<br />

Schulungen – mithin ebenfalls unter Implementierungen im Prozess.<br />

o Berücksichtigen von Anforderungen der Mandanten und deren<br />

Einbindung in den Prozess (Digitalisierung, Erleichterungen,<br />

Zusatzprodukte etc.).<br />

• Kommunikation dieser Veränderungen in der <strong>Kanzlei</strong>en<br />

<strong>Die</strong> Umsetzung erfolgt beispielsweise durch die Durchführung von<br />

regelmäßigen „Zirkeln“ (Sitzung mit anderen Mitarbeitern) und einer<br />

Dokumentation der Ergebnisse z.B. in to-do-Listen. In der Dokumentation wird<br />

festgehalten:<br />

• Was haben wir besprochen?<br />

• Welche Aktionen sollen konkret umgesetzt werden?<br />

• Wer kümmert sich darum?<br />

• Wann fangen wir damit an?<br />

• Wann sind wir fertig?<br />

• Wie ist der Status (offen, in Bearbeitung, erledigt)<br />

Wichtig<br />

Der erste Ordnungspunkt des Zirkels ist: Wie ist der Status der<br />

Aktionen aus der / aus den vorangegangenen Sitzung(en). Es ergibt<br />

sich folgender Regelkreis:<br />

15


3.6 DIE GRUNDREGELN DES BRAINSTORMINGS<br />

Erarbeiten Sie gemeinsam Ihre Prozesse und diskutieren Sie die<br />

unterschiedlichsten Ansätze, so lassen Sie Ihrer Kreativität unbedingt freien<br />

Lauf. Heute ist Brainstorming der Klassiker unter den Kreativitätsmethoden.<br />

Dabei geben die Teilnehmer eines Meetings in der Regel eine Zeit lang<br />

spontan ihre Ideen zur Lösung eines konkreten Problems ab. Der so<br />

entstehende Gedankensturm kann enorm produktiv sein – vorausgesetzt, alle<br />

halten sich an folgende vier grundlegenden Brainstorming-Regeln:<br />

1. Keine Kritik. Jede Idee - egal, wie verrückt - ist willkommen. Während des<br />

Prozesses findet keinerlei Bewertung statt. Diskutieren,<br />

Totschlagargumente und Kritik sind streng verboten.<br />

2. Masse statt Klasse. Was zählt, ist zunächst allein die Anzahl der Ideen. Je<br />

mehr, desto besser. Sie sollten nur notiert und gesammelt werden.<br />

3. Kein Copyright. Das Weiterspinnen von fremden Ideen ist erwünscht.<br />

Einen Urheberschutz oder so etwas wie meine Idee gibt es nicht.<br />

4. Unbedingt Querdenken. Freies Assoziieren, aber auch Abschweifen und<br />

Phantasieren ist während des Gedankensturms nicht nur erlaubt,<br />

sondern unbedingt erwünscht, weil das das Lösungsfeld nur<br />

vergrößert.<br />

Brainstorming hat sich schon vielfach bewährt und kann auch individuell<br />

angewendet werden. Allerdings wird die Methode häufig falsch eingesetzt,<br />

dann bleibt sie eher ein Sturm im Wasserglas.<br />

16


4 DIE UMSETZUNG IM ALLGEMEINEN<br />

4.1 JEDER PROZESS IST GLEICH<br />

Nachdem Sie nunmehr die verantwortlichen Personen motiviert haben, kann<br />

es losgehen. Widmen wir uns dem Werkzeugschrank der Leistungsprozesse<br />

und beginnen wir der 10er-Regel folgend den einzelnen Kernprozessen.<br />

Dabei gilt etwas ganz interessantes: Jeder Prozess sieht annähernd gleich<br />

aus! Das erleichtert die Umsetzung innerhalb der Leistungsprozesse ganz<br />

erheblich, weil man das Rad nicht neu erfinden muss und nicht in allen<br />

Bereichen ein neues Verständnis und Bewusstsein für die Vorgehensweise<br />

schaffen muss:<br />

4.2 VON GROB NACH FEIN<br />

Gehen Sie dabei vor wie in einem Puzzlespiel: Von grob nach fein. Zunächst<br />

sortieren Sie die Ränder aus, um schon einmal den Rahmen abzustecken.<br />

<strong>Die</strong>s tun wir gerade. Danach sortieren Sie die Puzzleteile nach Farben oder<br />

Formen.<br />

Nun passiert folgendes: Wer von Ihnen kennt noch Dalli Dalli! und hier das<br />

Prominentenraten? Ein prominenter Gast wird auf einer Leinwand<br />

eingeblendet und stetig die Pixelzahl des Bildes erhöht: Von grob nach fein,<br />

bis man das Gesamtbild deutlich erkennt.<br />

4.3 DIE MITARBEITER INS BOOT KRIEGEN<br />

Wir haben gesehen, dass insbesondere für die Prozessverantwortlichen neue<br />

Aufgaben hinzukommen. Sie erledigen plötzlich nicht nur das Tagesgeschäft,<br />

sondern sind zusätzlich für die Weiterentwicklung der Praxis verantwortlich.<br />

<strong>Die</strong> Gretchenfrage ist, warum sie dies tun sollten. In der Regel sind genau<br />

diese wertvollen Mitarbeiter völlig mit Arbeit „zu“. Wie sollen Sie jetzt diese<br />

Aufgaben auch noch „nebenbei“ erledigen. Rechnen Sie daher mit Absagen.<br />

<strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit einer Absage verringert sich mit einer guten Begründung,<br />

vielleicht sogar einem „Verkauf“ der angedachten Vorgehensweise. Zunächst<br />

einmal bedeuten die neuen Aufgaben Umstellungen des gewohnten<br />

Tätigkeitsfeldes. Wie wir wissen, bedeuten Umstellungen in der Regel<br />

Widerstände und Zurückhaltung. Wenn Sie dann noch erklären, dass die<br />

Prozessverantwortung das Umsetzen der Ziele der <strong>Kanzlei</strong>leitung bei<br />

gleichzeitiger Einsammlung des Wissens der Mitarbeiter bedeutet, ahnt die<br />

angesprochene Person, dass ihre zukünftige Tätigkeit in der neuen<br />

Hierarchieebene Führungsqualitäten verlangt und eine neue Position zwischen<br />

den Stühlen nicht ausschließt. Es wird also nicht unbedingt einfach.<br />

17


Wie kann also der Mitarbeiter für die neue Tätigkeit motiviert und damit aktiviert<br />

werden? Hierzu existieren zahlreiche wissenschaftliche Studien, die<br />

zusammengefasst eines klarstellen: Wertschätzung ist wichtiger und<br />

zielführender als zusätzliche Entlohnung. Oder anders ausgedrückt: Was<br />

bringen dem Mitarbeiter netto 100 EUR mehr im Portemonnaie, wenn er sich<br />

fortan zusätzlich anstrengen und seine Komfortzone verlassen soll?<br />

Also<br />

Wann haben Sie Ihre Miterbeiter das letzte Mal gelobt? Jetzt haben<br />

Sie (erneut) die Gelegenheit dazu. Denn für die Mitarbeiter ist es<br />

ebenfalls eine einmalige Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln.<br />

Denn wir wissen, wie sich der Berufsstand weiterentwickeln wird.<br />

Der Mitarbeiter sollte der <strong>Kanzlei</strong> dankbar sein, wenn solche<br />

Maßnahmen der Optimierung getroffen werden, während dies<br />

andere <strong>Kanzlei</strong>en nicht tun und wahrscheinlich irgendwann<br />

Marktanteile einbüßen werden. Es geht also auch um den<br />

Marktwert des einzelnen Mitarbeiters. Das kann und soll er ruhig<br />

wissen! Nehmen Sie die Mitarbeiter mit! Es funktioniert!<br />

4.4 DIE MANDANTEN (SPÄTER) INS BOOT KRIEGEN<br />

In so manchen <strong>Kanzlei</strong>en herrscht die Meinung, dass so gearbeitet wird, wie<br />

der Mandant dies (schon seit 20 Jahren) haben will. Bedenken Sie: <strong>Die</strong>s ist<br />

nur zum Teil wahr. Der Großteil der Mandanten fordert von Ihnen Aktivität.<br />

Latent denkt der Mandant: „Da muss es doch noch irgendetwas geben...“.<br />

Egal, ob dies im Hinblick auf fachliche, technische oder organisatorische<br />

Gedankenrichtungen geht.<br />

Denken Sie an den oben dargestellten Grundsatz der teuren Sondereinzelfertigung.<br />

Es ist der Gedanke erlaubt, den Mandanten zu fragen, ob er<br />

unbedingt noch an alten Strukturen festhalten möchte (im Zweifel mit den<br />

erforderlichen Honorarerhöhungen). Oder noch besser: Gehen Sie davon aus,<br />

dass Sie den Mandanten mitnehmen und von Vorteil und Nutzen anstehender<br />

Maßnahmen überzeugen können. Nochmal: Viele Mandanten sind hierfür<br />

tatsächlich offener, als Sie und Ihre Mitarbeiter dies vermuten!<br />

18


5 JETZT GEHT’S LOS!<br />

Eine Prozessoptimierung ist letztlich eine Stärken-Schwächen-Chancen-<br />

Risiken-Analyse. Wir wollen uns innerhalb der Leistungsprozesse mit den<br />

wesentlichen Punkten beschäftigen. <strong>Die</strong>se haben sich jeweils auf der Basis<br />

jahrelanger Erfahrungswerte aus den Analysen von mehr als 200 <strong>Kanzlei</strong>en<br />

herauskristallisiert. Sie bilden die „big points“, an denen die Wertschöpfung<br />

und Zufriedenheit der Beteiligten durch Optimierungen am ehesten und<br />

nachhaltigsten gesteigert werden kann.<br />

Da jeder Prozess im Grundaufbau gleich ist, sind diese groben Strukturpunkte<br />

im Folgenden für alle Leistungsprozesse einheitlich beleuchtet, mit Ausnahme<br />

der Mandats- und Auftragsannahme.<br />

5.1 MANDATS- UND AUFTRAGSANNAHME<br />

<strong>Die</strong> Mandats- und Auftragsannahme steht am Beginn des gesamten gemeinsamen<br />

Lebenszyklus mit dem Mandanten. <strong>Die</strong>ser Prozess ist daher der wohl<br />

Wichtigste überhaupt. Genau aus diesem Grund werden wir in einer gesonderten<br />

Ausgabe hierzu detailliert berichten. Wir haben im Anhang den Prozess auch<br />

einmal grafisch dargestellt, um die Komplexität des Ganzen zu unterstreichen.<br />

5.2 LOHNBUCHHALTUNG<br />

5.2.1 Prozessziele<br />

Da sich auch hier der Ablauf an unserem Musterprozess orientiert,<br />

unterscheiden wir auch hier in die vorgelagerten und nachgelagerten<br />

Prozessschritte, wie selbstverständlich ebenso die Kernbereiche. In Bezug auf<br />

die Lohnbuchhaltung sind folgende Besonderheiten zu beachten.<br />

<strong>Die</strong> vorgelagerten und nachgelagerten Prozesstätigkeiten nehmen einen<br />

Großteil des gesamten zeitlichen Ablaufes ein.<br />

5.2.2 Vorgelagerte Prozessschritte<br />

Bei den vorgelagerten Tätigkeiten geht es insbesondere um die Aufnahme der<br />

Informationen des Mandanten. Wir können uns noch gut daran erinnern, dass wir<br />

vor vielen Jahren monatlich zum Telefon gegriffen haben, um diese Informationen<br />

zu erhalten. Im besten Fall haben wir monatlich ein Fax bekommen, mit dem uns<br />

der Mandant die Bewegungsdaten seiner Mitarbeiter mitgeteilt hat.<br />

Durch den Einzug der Digitalisierung nehmen in diesem Prozess mehr und mehr<br />

Vorerfassungssysteme Einzug. Gewerbliche Anbieter machen uns die Nutzung<br />

dieser Möglichkeiten vor. Hier gibt es elektronische Erfassungssysteme, mittels<br />

derer der Mandant die Stamm- und Bewegungsdaten erfasst und zur Verfügung<br />

stellt.<br />

19


Letztlich gilt: Je weniger Aufwand wir betreiben, desto schlanker ist der<br />

Prozess. Vermeiden Sie Doppelerfassungen und tragen Sie dafür<br />

Sorge, dass Informationen nicht auf Zuruf und schon gar nicht<br />

mündlich zu Ihnen gelangen. Denken Sie an die 10er-Regel.<br />

Von weiterer entscheidender Bedeutung ist die Antwort auf die Frage, ob Sie<br />

als <strong>Kanzlei</strong> eine Holschuld zur Einbringung der Bewegungs- und Stammdaten<br />

haben, oder ob der Mandant grundsätzlich eine Bringschuld hat. Letzteres ist<br />

der effizientere Weg, über den der Mandant entsprechend informiert werden<br />

sollte. Nichts ist lästiger und aufwendiger, als dem Mandanten<br />

hinterherzulaufen. Erhalten Sie also keine Informationen, gehen alle davon<br />

aus, dass es keine Änderungen zum Vormonat gibt. Fallen dann dem<br />

Mandanten doch mal wieder Änderungen ein, kostet dies zusätzliches<br />

Honorar. Erziehen Sie Ihre Mandanten!<br />

5.2.3 Durchführung<br />

<strong>Die</strong> tatsächliche Auslösung der Verarbeitung nimmt nur einen relativ geringen<br />

Umfang des Gesamtprozesses ein. So ist Inhalt der Durchführung letztlich<br />

„nur“ das maschinelle Auslösen der Abrechnungen. Entscheidend zur<br />

Optimierung ist die optimale Nutzung des Werkzeuges Technik. Bestehende<br />

Potenziale im Einsatz mit den Programmen sollten Sie unbedingt nutzen.<br />

Denken Sie auch hier wieder an die Vorerfassungssysteme.<br />

5.2.4 Qualitätssicherung<br />

Im Rahmen der Qualitätssicherung erfolgt in der Regel eine sogenannte<br />

Eigenkontrolle, z.B. das Erstellen einer Probeabrechnung. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass<br />

ein 4-Augen-Prinzip (die einfachste Form der Qualitätssicherung) in der Regel<br />

nicht betrieben wird. Damit nicht jeder „im eigenen Saft kocht“, überlegen Sie, in<br />

regelmäßigen Abständen zumindest in Stichproben die Löhne im Hause zu<br />

„tauschen“. <strong>Die</strong> Sachbearbeiter wechseln – und wenn nur für einen Monat – die<br />

Mandate, um anschließend über die gesammelten Erfahrungen zu berichten.<br />

In vielen <strong>Kanzlei</strong>en ist die Lohnabteilung eine „Blackbox“. <strong>Die</strong> <strong>Kanzlei</strong>leitung<br />

beherrscht diesen Prozess oftmals nicht oder nur im Ansatz. Genau dies birgt<br />

Gefahren, denn der Lohn ist einer der wichtigsten Prozesse in der <strong>Kanzlei</strong>. Durch<br />

die enorme Auswirkung aufgrund des eintretenden Multiplikatoreffektes der<br />

einzelnen Lohnabrechnungen ist die Eintrittswahrscheinlichkeit und Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

und damit das Risiko durch einen Fehler hoch. <strong>Die</strong>s<br />

nimmt den Prozessverantwortlichen ganz besonders in die Pflicht, über Vorkommnisse<br />

zu berichten und entsprechende Gegenmaßnahmen zu generieren<br />

(KVP).<br />

5.2.5 Nachgelagerte Tätigkeiten<br />

Ist der Lohn erstellt und wird dieser für in Ordnung befunden, ergibt sich in der<br />

Regel ein Rattenschwanz an Folgeaktionen. <strong>Die</strong>s sind beispielsweise:<br />

20


• Interne Auswertungen erstellen<br />

• Auswertungen an den Mandanten übersenden<br />

• Rechnung schreiben<br />

• Postausgangssatz erzeugen<br />

Beleuchten Sie selbstkritisch, wie viele Dokumente Sie tatsächlich noch<br />

ausdrucken und ob dies tatsächlich notwendig ist. Seien Sie (selbst-) kritisch, was<br />

überhaupt noch für interne Zwecke ausgedruckt werden soll. Beschränken Sie<br />

dies auf ein Minimum oder gehen Sie vollständig auf eine elektronische Akte über.<br />

Ein „big point“ ist ebenfalls die Zurverfügungstellung der Unterlagen für den<br />

Mandanten. Nur wenige <strong>Kanzlei</strong>en drucken die Papiere für den Mandanten und<br />

dessen Mitarbeiter die Auswertungen noch selbst aus. Überlegen Sie, diese<br />

Aktion durch Ihren Systemanbieter erledigen zu lassen oder dem Mandanten die<br />

Unterlagen per Mail zur Verfügung zu stellen. Eine umfassendere Gesamtlösung<br />

bietet sich durch den Einsatz einer elektronischen Personalakte an, auf den der<br />

Mandant wie die <strong>Kanzlei</strong> Zugriff hat und die Rechte des Mandanten nach dessen<br />

Wünschen administriert werden kann.<br />

5.2.6 Abrechnung<br />

Das Personalwesen ist mehr und mehr zu einer wissensbasierten Beratungsleistung<br />

geworden. Beobachtet man die Lohnabteilungen in diversen <strong>Kanzlei</strong>en<br />

so ist festzustellen, dass der Alltag geprägt ist durch zu verarbeitende<br />

Informationen und eine Vielzahl an Telefonaten.<br />

Bei diesen Telefongesprächen werden oftmals wichtige Dinge besprochen, die<br />

nicht in den „Standardauftrag“ des Mandanten passen. Häufig erfolgen<br />

Beratungen, die von den Mitarbeitern gar nicht als solche empfunden werden.<br />

Gerade die Lohnsachbearbeiter haben ein umfangreiches und tiefgreifendes<br />

Wissen, dessen sie sich gar nicht bewusst sind und somit Beratung „verschenkt“<br />

wird. Tipp: Schaffen Sie eine „Speisekarte“, indem Sie die Lohnleistungen und<br />

deren Abrechnung in Standard-, Zusatz- und Beratungsleistungen untergliedern,<br />

mit der Zeiterfassung synchronisieren und entsprechend abrechnen.<br />

5.3 FINANZBUCHHALTUNG<br />

5.3.1 Prozessziele<br />

Legen Sie wie in den anderen Prozessen klare Ziele fest. Als Orientierungshilfe<br />

seien hier die gängigsten Prozessziele beispielhaft aufgeführt und beschrieben:<br />

Ziel 1<br />

Wir fertigen für unsere Mandanten hochwertige Finanzbuchhaltungen<br />

an. Eine Finanzbuchhaltung ist dann hochwertig, wenn sie (auch<br />

unterjährig) im Wesentlichen einem Zwischenabschluss entspricht.<br />

<strong>Die</strong>s bedeutet für uns, dass wir sämtliche zu klärenden Sachverhalte<br />

unverzüglich klären und alle Konten und Sachverhalte abgestimmt<br />

sind. Für die Bearbeitung gilt: Sorgfalt vor Geschwindigkeit!<br />

21


Ziel 2<br />

Ziel 3<br />

Mit Ziel 1 verbessern wir nicht nur die Qualität der Finanzbuchhaltungen,<br />

sondern minimieren der 10er-Regel folgend die<br />

Bearbeitungszeiten für den Jahresabschluss. Unsere Erwartung:<br />

Reduzierung der Umbuchungen im Jahresabschluss und der<br />

anfallenden Stunden in dieser Abteilung um x%<br />

Der Berufsstand erzielt noch immer einen wesentlichen Anteil seines<br />

Gesamtumsatzes mit der Erstellung der Finanzbuchhaltung. Es ist<br />

davon auszugehen, dass dieser Umsatzanteil in der Zukunft<br />

zumindest nicht anwachsen wird. Unser erklärtes Ziel ist es daher,<br />

dem Markt folgend die Digitalisierung unserer Prozesse und die in der<br />

Zusammenarbeit mit dem Mandanten weiter voranzutreiben.<br />

Existierende Datensätze sind zu nutzen; (im Anschluss ist eine<br />

konkrete Erwartungshaltung zu definieren).<br />

5.3.2 Vorgelagerte Prozessschritte<br />

Vorgelagerte Schritte sind neben der Belegeingangserfassung beispielsweise<br />

das Ausselektieren prozessfremder Unterlagen, die der Mandant mit einreicht<br />

(Steuerbescheide, Lohnunterlagen etc.). In diesem Zuge beleuchten Sie doch<br />

in sämtlichen Fällen, wie und wann die Belege und Unterlagen Ihrer<br />

Mandanten zur Verfügung gestellt werden.<br />

Stellen Sie im Rahmen einer Potenzialanalyse diesen Ist-Zustand bei Ihren<br />

Mandanten dar. Unterscheiden Sie jeweils in die Hauptbücher und entscheiden<br />

Sie über notwendige Veränderungen im Sinne Ihrer Zielsetzungen.<br />

Dokumentieren Sie die Ergebnisse, beispielsweise in folgender Tabelle:<br />

elektronisches Bankbuchen Einlesen Ausgangsrechnungen Volldigitale Buchhaltung<br />

Mandant Nr. ja nein warum nicht? ja nein warum nicht? ja nein warum nicht?<br />

Testus 1 11111 X X X Mandant wehrt sich<br />

Testus 2 22222 X Mandant wehrt sich X X<br />

Testus 3 33333 X Nicht bekannt X Word-Rechnungen X Nicht bekannt<br />

Summe 1 2 2 1 0 3<br />

Anteil in<br />

% 33,3 66,6 0<br />

22


Merke:<br />

Bei der Erarbeitung der Potenziale werden Sie feststellen, dass es<br />

auch bei Ihnen Potenziale gibt. Vielleicht sind gewisse technische<br />

Voraussetzungen und erforderliches Wissen nicht vorhanden.<br />

Nehmen Sie diese Dinge unbedingt in den Schulungsplan auf.<br />

Nutzen Sie auch hier wieder die Stärken und Interessen Ihrer<br />

Mitarbeiter.<br />

5.3.3 Durchführung<br />

<strong>Die</strong> Ansprüche an die Mitarbeiter zur Anfertigung einer Finanzbuchhaltung sind<br />

in den letzten Jahren mehr und mehr gestiegen. Neben den fachlichen<br />

Qualifikationen sind umfangreiche technische Kenntnisse notwendig. Der<br />

Sachbearbeiter ist schon längst zum „Buchhaltroniker“ geworden. Mithin ist es<br />

unbedingt erforderlich, dass jeder Mitarbeiter hierfür die notwendige Kenntnis und<br />

Sensibilität besitzt. Doch zurück zum Fachlichen: Ist es das erklärte Ziel, eine<br />

qualitativ hochwertige Finanzbuchhaltung zu erstellen, sind entsprechende<br />

abschlussrelevante Kenntnisse beim Sachbearbeiter erforderlich. Überlegen Sie<br />

selbstkritisch, inwieweit dies bei Ihnen der Fall ist. Es ist von Vorteil, wenn ein<br />

Fibu-Sachbearbeiter zumindest auch kleinere Jahresabschlüsse anfertigen kann<br />

oder zumindest könnte.<br />

Zusätzlich verändern sich die Prozesse zunehmend „zum Mandanten hin“. <strong>Die</strong><br />

Aufzeichnungspflichten und deren Einhaltung rücken gerade bei<br />

bargeldintensiven Mandaten zunehmend in den Fokus. Spontane<br />

Kassennachschau, GoBD, Verfahrensdokumentation und ähnliche „Schimpfwörter“<br />

lösen mandantennahe Prozesse aus, die beherrscht werden sollten.<br />

Kenne ich mich im täglichen Mandantenkontakt hier nicht aus und bin ich hierauf<br />

nicht sensibilisiert, bestehen Risiken – in viele Richtungen. Aus dieser<br />

Überlegung heraus schließen sich nunmehr weitere Kreise. Bei Abnahme der<br />

Erfassungstätigkeiten durch das Nutzen von Daten und zunehmender<br />

Digitalisierung ist es eine Chance, sich diesen Begebenheiten anzunehmen, an<br />

den Mandanten „heranzurücken“ und aktiv zu beraten – wenn es denn meiner<br />

<strong>Kanzlei</strong>strategie entspricht.<br />

5.3.4 Qualitätssicherung<br />

Ein grober Qualitätsgrundsatz wurde ja bereits in Ziel 1 benannt. Nun gilt es hier,<br />

Farbe zu bekennen und abzugleichen, ob der vorliegende Ist-Zustand mit dem<br />

Soll-Zustand übereinstimmt. Sie haben nunmehr die einmalige Gelegenheit, den<br />

Soll-Zustand zu definieren. Das ist gar nicht so schwer: Denken Sie an die<br />

beschriebenen Grundsätze: Zerlegen Sie den Prozess(punkt) in seine<br />

Einzelheiten und definieren Sie, was zu tun ist – von grob nach fein. Z.B.:<br />

1. Sachkonten: <strong>Die</strong> Sachkonten sind vollumfänglich abzustimmen.<br />

2. EB-Werte: <strong>Die</strong> EB-Werte sind wann und von wem zu buchen?<br />

23


3. Anlagevermögen: Wir nutzen die Soforterfassung des Anlagevermögens<br />

und buchen die AfA pro rate temporis über die Programmfunktion.<br />

Differenzen sind abzustimmen.<br />

4. Klärungskonto: Das Klärungskonto wird monatlich auf den Saldo 0,00 EUR<br />

gebracht. Sachverhalte, die vom Mandanten binnen drei Monaten<br />

nicht geklärt werden können, werden ausgebucht (Provokantes<br />

Beispiel: Beträge im Soll gegen privat ohne VoSt, Beträge im Haben<br />

als Umsatzerlös mit 19% USt)<br />

5. Lohnkonten: <strong>Die</strong>se buchen wir immer als Stapel elektronisch ein und nutzen<br />

auch bei 4/3-Rechnern die Bruttolohnverbuchung. <strong>Die</strong> Lohnkonten<br />

sind monatlich abgestimmt.<br />

6. Opos: Eine Opos-Liste ist für uns dann sauber, wenn...<br />

7. Umsatzsteuer: Das Ergebnis der Umsatzsteuer-Zahllast ist der Höhe nach<br />

auf Plausibilität zu beurteilen.<br />

8. Kasse: Es ist eine Kassenminusprüfung durchzuführen. Ist erkennbar,<br />

dass die Kassensturzfähigkeit nicht gegeben ist oder bei einer<br />

Außenprüfung aufgrund mangelhafter Kassenführung mit<br />

Hinzuschätzungen gerechnet werden kann, so ist unverzüglich die<br />

<strong>Kanzlei</strong>leitung zu informieren.<br />

9. BWA: Bei Durchsicht der BWA ist zu prüfen, ob nennenswerte<br />

Veränderungen in der Zeitreihe und/oder dem Vorjahresvergleich<br />

plausibel sind. Im Zweifel ist der Mandant bzw. der Berufsträger<br />

hinzuzuziehen. Gegebenenfalls leiten sich betriebswirtschaftliche<br />

Beratungen hieraus ab...<br />

10. Anträge: Es ist zu prüfen, ob Anträge auf Anpassung der Ertragsteuervorauszahlungen<br />

zu stellen ist bzw. der Mandant auf eine<br />

Rücklagenbildung hinzuweisen ist.<br />

Grundsätzlich bestehen auch in der Finanzbuchhaltung zwei klassische<br />

Möglichkeiten der Qualitätssicherung. Zum einen die Eigenbeurteilung und zum<br />

anderen die Fremdbeurteilung (4-Augen-Prinzip). Bei einer Eigenbeurteilung<br />

prüft der Sachbearbeiter die vorgenannten Schritte und ist für die Qualität der<br />

Finanzbuchhaltung eigens verantwortlich. Bei der Fremdbeurteilung erfolgt ein<br />

klassisches 4-Augen-Prinzip, z.B. durch den Berufsträger / Inhaber, Teamleiter,<br />

Prozessverantwortlichen oder Jahresabschlusssachbearbeiter.<br />

Zu empfehlen sind unbedingt beide Alternativen. Ob eine monatliche Fremdbeurteilung<br />

notwendig ist, entscheiden Sie, gegebenenfalls im definierten<br />

Einzelfall. <strong>Die</strong> Eigenkontrolle ist wichtig, damit der Sachbearbeiter das entsprech-<br />

24


ende Qualitätsbewusstsein (weiter-) entwickelt und verantwortlich ist für Sachverhalte,<br />

die vielleicht früher im Aufgabengebiet des Berufsträgers lagen. In der<br />

Regel nehmen der zeitliche Mangel und damit die Enge des Flaschenhalses in<br />

der <strong>Kanzlei</strong> mit zunehmendem Ausbildungsniveau zu. Es macht also Sinn,<br />

Tätigkeiten „nach unten“ zu delegieren. Wie oben bereits zum kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess beschrieben ist ein 4-Augen-Prinzip unabdingbar. Nur so<br />

kann ein eindeutiger Abgleich des Soll- mit dem Istzustand erfolgen.<br />

Tipp: Sehen Sie beim 4-Augen-Prinzip wechselnde Schwerpunkte vor. Legen Sie<br />

den Fokus mal auf das Buchungsverhalten und sehen Sie bestimmte Konten ein,<br />

mal auf das Prüfen der BWA oder spezielle andere, ausgesuchte Themen.<br />

Wichtig<br />

Halten Sie die Auffälligkeiten schriftlich fest und besprechen Sie<br />

dies mit dem jeweiligen Sachbearbeiter (einzelfallbezogene<br />

Sichtweise). Zusätzlich halten Sie die Häufigkeiten einzelner<br />

Feststellungen fest (gerne in einer Strickliste) ohne<br />

Rückverfolgbarkeit und beobachten Sie die Entwicklung in einer<br />

Zeitschiene.<br />

In jedem Fall erfolgt noch eine (nachgelagerte) Qualitätssicherung mit<br />

Erstellung des Jahresabschlusses bzw. der Einnahmen-Überschußrechnung.<br />

Genau an dieser Stelle stehen wir (erneut) vor der grundsätzlichen<br />

Überlegung, ob die Bearbeitung von Finanzbuchhaltung und anschließendem<br />

Jahresabschluss in einer Hand liegen soll bzw. darf. Letztlich muss das jede<br />

<strong>Kanzlei</strong> selbst entscheiden und die Entscheidung ist von vielen Kriterien<br />

abhängig, wie beispielsweise der <strong>Kanzlei</strong>größe. Qualitätsfetischisten werden<br />

eine Trennung der beiden Bereiche bevorzugen und die entstandene<br />

Schnittstelle für Kommunikation und Verbesserung nutzen.<br />

5.3.5 Nachgelagerte Tätigkeiten<br />

Wie im Lohnprozess können mitunter die nachgelagerten Prozesstätigkeiten<br />

einen nennenswerten zeitlichen Umfang einnehmen. Zu diesen Tätigkeiten<br />

gehören beispielsweise:<br />

• Auswertungen intern ablegen<br />

• Auswertungen an den Mandanten übertragen / übersenden<br />

• Anschreiben erstellen<br />

• ungeklärte Posten anfordern<br />

• Umsatzsteuer-Voranmeldung abrufen / ZM erstellen<br />

• Belege des Mandanten (für den Jahresabschluss) kopieren/scannen<br />

• Belege mit dem Buchungssatz verknüpfen<br />

• Deckungsbeitrag prüfen (Anpassung des Honorars notwendig)<br />

• Rechnung schreiben<br />

25


Mit Sicherheit sind Ihnen bei Betrachten der oben aufgeführten Punkte die<br />

unterschiedlichsten Gedanken gekommen. Z.B.: „Anschreiben an den<br />

Mandanten, so ein Quatsch.“ Oder: „Belege mit dem Buchungssatz verknüpfen,<br />

was ist das?“. Denken Sie an die Grundregeln des Brainstormings: Hier sind alle<br />

Gedanken erlaubt. Noch so vermeintlich unsinnige Ansätze können sinnvolle<br />

Maßnahmen auslösen (z.B. Schulungen, Veränderungen) oder zu der Erkenntnis<br />

führen, dass keine Maßnahmen notwendig sind. Auch letzteres bringt uns einen<br />

kleinen Schritt weiter.<br />

Erweiterung: Denken Sie regelmäßig nicht nur daran, was in einem einzelnen<br />

Tätigkeitsschritt zu tun ist, sondern auch wer diesen Tätigkeitsschritt<br />

ausführt. Gerade in der Finanzbuchhaltung, aber auch in den<br />

folgenden Prozessen macht es Sinn zu überlegen, ob die<br />

nachgelagerten Prozesstätigkeiten vom Sachbearbeiter ausgeführt<br />

werden müssen. Durch die Standardisierung der Abläufe ist es keine<br />

Seltenheit mehr in den <strong>Kanzlei</strong>en, dass genau diese Tätigkeiten vom<br />

Sekretariat ausgeführt werden. <strong>Die</strong>s schafft eine weitere Schnittstelle,<br />

die Ihre Prozesse zunächst auf die Probe stellt, jedoch nach der<br />

Validierung nennenswerte Zeitliche Ressourcen bei den<br />

Sachbearbeitern freischaufeln kann. Gerade deshalb wird das<br />

Sekretariat mehr und mehr zum „Support“. Im Übrigen hat die<br />

Erfahrung gezeigt, dass der Support mehr kann, als wir denken. Nach<br />

ein paar „Übungen“ sind die Umstellungen kein Problem mehr. Auch<br />

ein „Absaufen“ der Abteilung gerade zu Stoßzeiten (zum<br />

Umsatzsteuertermin) kann nicht durchgängig beobachtet werden.<br />

Werden die Ressourcen hier dennoch knapp, ist auch der Gedanke<br />

einer Erweiterung der Abteilung „Support“ legitim.<br />

5.3.6 Abrechnung<br />

Passen Ihre Deckungsbeiträge (noch)? Tragen Sie dafür Sorge, dass Sie und<br />

Ihre Mitarbeiter auch unterjährig die Sensibilität und Kenntnis über Aufwand<br />

und Ertrag haben. Besteht eine Unwucht, sollte unverzüglich ein Gespräch mit<br />

dem Mandanten stattfinden. Haben Sie dafür die geeigneten Argumente und<br />

Dokumentationen an der Hand, um nicht nur über eine Anpassung des<br />

Honorars zu sprechen, sondern dies auch begründen und insbesondere<br />

Lösungsvorschläge parat zu haben.<br />

Haben Sie Mut zu diesen Gesprächen, denn Sie erbringen eine qualitativ<br />

hochwertige Leistung. Anhand der Ergebnisse kann der Mandant seine<br />

unternehmerischen Entscheidungen festmachen. <strong>Die</strong>s ist ein entscheidender<br />

Baustein für seinen Erfolg.<br />

Erbringen Sie an die Finanzbuchhaltung anschließende Tätigkeiten für den<br />

Mandanten, wie z.B. die Übernahme des Zahlungsverkehrs / Mahnwesens<br />

oder gar die Erstellung einer Kosten- oder Planungsrechnung mit Soll-Ist-<br />

26


Vergleichen, so sind diese Tätigkeiten eindeutig von denen der<br />

Finanzbuchhaltung zu trennen und auch abzurechnen. Bedenken Sie: Das<br />

eine hat mit dem anderen nichts zu tun, auch wenn der Mandant dies anders<br />

sieht! Der Mandant soll und muss erkennen, dass Sie zum 10. des<br />

Folgemonats nicht auf den berühmten Knopf drücken. Zeigen und erklären Sie<br />

dem Mandanten die vielen Knöpfe, auch wenn er das nicht hören will: In<br />

diesem Moment drückt er nämlich bei Ihnen Knöpfe!<br />

5.4 JAHRESABSCHLUSSERSTELLUNG UND STEUERERKLÄRUNGEN<br />

5.4.1 Prozessziele<br />

Überlegen Sie hier doch einmal für sich selbst: Was könnte man für den<br />

Prozess Jahresabschluss als Ziel setzen?<br />

Folgende Klassiker sind zu nennen:<br />

1. Bei einer abschlussreifen Finanzbuchhaltung sollte der Jahresabschluss<br />

schnell von der Hand gehen. Ob dies tatsächlich eintritt, könnte anhand<br />

der für die Erstellung der Jahresabschlüsse anfallenden Zeiten gemessen<br />

werden. Gehen die Entwicklungen nicht in die richtige Richtung, sollten<br />

sich die Prozessverantwortlichen Finanzbuchhaltung und Jahresabschluss<br />

unterhalten. Des Weiteren ist die Erwartung, dass die<br />

Erledigungsquoten zu den entscheidenden Stichtagen 30.06., 30.09. und<br />

31.12. stetig verbessern. Gleichen Sie die Erwartungen mit den Ist-<br />

Zuständen Ihrer Auftragsplanung und Auftragsüberwachung ab.<br />

2. Der Jahresabschluss stellt die Anschlussschnittstelle zur Beratung dar.<br />

Ziel könnte sein – die durch die Finanzbuchhaltung entstandenen freien<br />

Ressourcen in der Jahresabschlusserstellung – für Folgeprodukte zu<br />

nutzen. Das Ziel könnte lauten: Implementierung mandantenorientierter<br />

betriebswirtschaftlicher Beratung. Denn eins ist sicher: Effizientere<br />

Prozesse machen nur Sinn, wenn sie für eine Umsatzsteigerung genutzt<br />

werden. Ebenfalls ist sicher: Es ist leichter bei einem Bestandsmandanten<br />

einen Zusatzauftrag zu generieren, als einen neuen Mandanten zu<br />

gewinnen. Als Maßnahme bietet sich die Potenzialanalyse an, die wir<br />

bereits in unserer ersten Ausgabe beschrieben haben.<br />

5.4.2 Vorgelagerte Prozessschritte<br />

Zu diesen Prozessschritten gehören insbesondere:<br />

• Übernahme- und Schnittstellenprozesse zur Finanzbuchhaltung und<br />

• Vorüberlegungen vor Beginn der Abschlussarbeiten.<br />

<strong>Die</strong> Schnittstellen zur Finanzbuchhaltung sind nicht nur aus den oben<br />

beschriebenen Gründen (Qualitätssicherung der im Hause angefertigten<br />

Finanzbuchhaltung wichtig. Gerade in den Fällen, in denen der Mandant selbst<br />

27


ucht oder buchen lässt kennen wir die Überlegungen in Extremfällen: Buchen<br />

wir um oder buchen wir neu? Denn bedenken Sie: <strong>Die</strong> Anfertigung der<br />

Finanzbuchhaltung ist hier nicht Gegenstand des Auftrages. Sitzen Sie nun<br />

mehrere Stunden oder Tage daran, die Buchhaltung des Mandanten „gerade<br />

zu ziehen“, ist das eine eigenständige Leistung, die regelmäßig nicht unter der<br />

Jahresabschlusserstellung anzusiedeln ist.<br />

Wahren Sie auch hier Zurückhaltung. Nehmen Sie erste Prüfschritte der<br />

(eingespielten) Finanzbuchhaltung durch, wie z.B.:<br />

• Sind die EB-Werte erfasst und zutreffend?<br />

• Ist das Anlagevermögen zutreffend erfasst?<br />

• Sind die Personenkonten (Verbindlichkeitskonten) abgestimmt?<br />

• Ist der Opos-Bereich „sauber“?<br />

• Machen Sie eine Umsatzsteuerverprobung<br />

Nach der allgemeinen Lebenserfahrung stellen wir recht schnell fest, ob die<br />

Finanzbuchhaltung abschlussreif ist, oder eben nicht. Ist dies nicht der Fall,<br />

trauen Sie sich, die Finanzbuchhaltung zurückzuweisen. Sie ist ja<br />

anscheinend nicht ordnungsgemäß und der Mandant hat sowieso ein Risiko.<br />

Sprechen Sie an, dass der Mandant die Buchhaltung bitte korrigiert. Ist er<br />

hierzu nicht in der Lage, helfen Sie (gegen Entgelt) gerne.<br />

Fangen Sie dann mit der Jahresabschlusserstellung an (auch bei Buchhaltungen<br />

aus Ihrem Hause), so nehmen Sie sich erneut zurück. Stellen Sie auch hier<br />

konkrete Fragen – in Ihrer Checkliste – die vorab Sinn machen. Hier einige<br />

Beispiele, die auch den einschlägig bekannten Checklisten z.B. zu den<br />

Plausibilitätsbeurteilungen zu entnommen werden können:<br />

• Liegt ein aktueller HR-Auszug vor?<br />

• Gab es im Geschäftsjahr wichtige Ereignisse oder sind wichtige<br />

Ereignisse geplant?<br />

• Hat eine Betriebsprüfung stattgefunden?<br />

• Sind den letzten Steuerbescheiden wichtige Sachverhalte zu<br />

entnehmen?<br />

• Gibt es bilanzpolitische Vorgaben?<br />

• Gibt es angabepflichtige Haftungsverhältnisse? Wenn ja, welche und in<br />

welcher Höhe?<br />

Also auch hier der Grundsatz: Fangen Sie nicht sofort an, bereiten Sie sich vor!<br />

Weitere Vorbereitungen sind beispielsweise das Einholen einer Auftragsbestätigung<br />

vor Beginn der Tätigkeiten. Was beauftragt der Mandant auch in<br />

diesem Jahr (neben dem Jahresabschluss)? Wie ist der Abschlusstypus? Was<br />

kostet die Erstellung der E-Bilanz und deren Übermittlung? Ist die Hinterlegung /<br />

28


Veröffentlichung Gegenstand des Auftrages? Was kostet diese Leistung? Ist ein<br />

Bilanzbericht anzufertigen? Wird eine Jahresabschlussbesprechung gewünscht?<br />

Tipp<br />

Klären Sie diese Fragen zuvor ab, am besten schriftlich.<br />

5.4.3 Durchführung<br />

Konzentrieren Sie sich bei der Jahresabschlusserstellung auf die tatsächlichen<br />

Abschlusstätigkeiten. Zum Teil ist in <strong>Kanzlei</strong>en erkennbar, dass eine verbesserte<br />

13. Finanzbuchhaltung erstellt wird, weniger ein wirklicher Jahresabschluss.<br />

Notwendige fachliche Kompetenzen sind also unabdingbar. Das klingt derart<br />

selbstverständlich, das es schon fast peinlich ist, dies hier niederzuschreiben.<br />

Dennoch: Hinterfragen Sie sich und Ihr Team wieder einmal kritisch.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der der sogenannten Arbeitspapiere. Natürlich<br />

soll das, was Sie tun, nachvollziehbar und vor allem Rückverfolgbar sein. Des<br />

Häufigeren ist jedoch zu beobachten, dass umfangreiche und zum Teil nicht<br />

sinnige Arbeitspapiere angefertigt werden, die letztlich viel Zeit kosten – Zeit,<br />

die wir ja für Beratungsleistungen nutzen wollen. Beurteilen Sie, ob in Ihrem<br />

Hause einheitliche und sinnvolle Arbeitspapiere angefertigt werden. In der<br />

Regel werden nur für wenige und besondere Fälle tatsächlich mitgeltende<br />

Unterlagen benötigt: Manchmal ist weniger mehr und es lassen sich wichtige<br />

Informationen bereits im Buchungstext oder im Konto erfassen bzw. erkennen.<br />

Alles Weitere wäre dann eine „Abschreibübung“.<br />

5.4.4 Qualitätssicherung<br />

Es soll <strong>Kanzlei</strong>en und Fälle geben, in denen die <strong>Kanzlei</strong>leitung oder ein<br />

Berufsträger nicht mehr über den Jahresabschluss schaut. Auch hier gilt: Das 4-<br />

Augen-Prinzip ist die einfachste und wichtigste Form der Qualitätssicherung.<br />

Auch nicht in allen <strong>Kanzlei</strong>en selbstverständlich ist die Besprechung des<br />

Jahresabschlusses mit dem zuständigen Sachbearbeiter. Nehmen Sie sich<br />

mindestens eine viertel Stunde Zeit und besprechen Sie als Berufsträger den<br />

Abschluss mit dem Sachbearbeiter. Oftmals haben Sie eine ganz andere<br />

Sichtweise der Sachverhalte, als der Mitarbeiter. Während Sie die<br />

Zusammenhänge und Veränderungen wahrnehmen und die Ergebnisse<br />

verplausibilisieren, sieht der Sachbearbeiter die Jahresabschlusspositionen<br />

kontenbezogen. <strong>Die</strong>s ist doch eine tolle Ergänzung!<br />

Tipp<br />

Nehmen Sie die (besprochenen) Ergebnisse in einer gesamtheitlichen<br />

Tabelle auf. Stellen Sie sachlich fest, an welchen Stellen Sie<br />

Auffälligkeiten in der Jahresabschlusserstellung festgestellt haben. In<br />

der Regel ist zu beobachten, dass immer wieder die gleichen<br />

„Klassiker“ auffallen bzw. Fehler gemacht werden. Nehmen Sie diese<br />

nach deren Anzahl und begründen Sie damit ggf. erforderliche<br />

Schulungen. Des Weiteren macht es Sinn, diese durch den<br />

Prozessverantwortlichen in den Prozess / die Checkliste aufzu-<br />

29


nehmen, um zukünftige Fehler zu vermeiden. Auch hier erkennen und<br />

implementieren Sie eine wichtige Schleife des KVP.<br />

Halten Sie doch einfach mal folgende Kennzahlen fest:<br />

• Wie viele Umbuchungen hatten wir bei Jahresabschlusserstellung?<br />

• Wie viele Buchungen hätten wir bereits in der Fibu machen müssen /<br />

sollen / können?<br />

• Wie hoch war die Nachzahlung laut Umsatzsteuer-Jahreserklärung?<br />

• Wie groß war die Ergebnisdifferenz ausweislich GuV des<br />

Jahresabschlusses zur BWA Dezember?<br />

• Sind die Unterschiede (für Sie) in Ordnung?<br />

Mandant Jahr Fibu<br />

durch<br />

Umb. davon EBIT EBIT Differenz USt lt Bemerkungen<br />

Potenziale<br />

Name Anzahl Fibu lt. GuV lt. BWA absolut Erklärung<br />

Testus 1 2017 <strong>Kanzlei</strong> 120 30 85.000,00 60.000,00 25.000,00 6.800,00<br />

PKW-EV<br />

monatlich<br />

einbuchen!<br />

Testus 2 2017 Mandant 260 200 20.000,00 90.000,00 -70.000,00 22.368,00 Gespräch mit<br />

Mandant<br />

Testus 3 2017 <strong>Kanzlei</strong> 30 20 250000 240000 10.000,00 -200 OK<br />

Summe 410 250 355.000 390.000 -35.000 28.968<br />

Durchschnitt 137 83 118.333 130.000 -11.667 9.656<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der der Besprechung mit dem Mandanten. Ja,<br />

Sie haben richtig gehört: Es handelt sich auch hier um eine Form der<br />

Qualitätssicherung. Selbstverständlich hat der Mandant vor der Fertigstellung<br />

ein Vetorecht. Es macht regelmäßig Sinn, mit dem Mandanten den<br />

Jahresabschluss vorzubesprechen, und wenn dies telefonisch erfolgt, um<br />

bösen Überraschungen bei der Abschlussbesprechung vorzubeugen.<br />

5.4.5 Nachgelagerte Tätigkeiten<br />

Zu diesen Tätigkeiten gehört insbesondere die Fertigstellung des<br />

Jahresabschlusses. Wie in den anderen Prozessen ist es überlegenswert, die<br />

Prozesse (intern) zu digitalisieren und im Wesentlichen vom Sekretariat<br />

ausführen zu lassen. Es wirkt sich wesentlich auf Ihre internen<br />

Deckungsbeiträge aus, ob der Jahresabschluss von einem Steuerberater oder<br />

dem Support fertig gestellt wird. Bedenken Sie, dass hier auch die<br />

betrieblichen Steuererklärungen mit einzubeziehen sind.<br />

30


Holen Sie sich vom Mandanten unbedingt eine rechtssichere Vollständigkeitserklärung<br />

ein. Auch dies ist in der Szene eine „olle Kamelle“, dennoch keine<br />

gängige Praxis. <strong>Die</strong> Regelung sollte sein: Der Abschluss geht erst raus, wenn<br />

die Vollständigkeitserklärung vom Mandanten ausgefüllt und unterzeichnet<br />

wurde.<br />

Auch die Jahresabschlussbesprechung ist ein Teil der nachgelagerten<br />

Tätigkeiten. Nutzen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten der Besprechung,<br />

indem Sie den Fokus auf die für den Mandanten und für Sie wichtigsten Inhalte<br />

legen. Wenn Sie nicht sicher sind, was das ist, fragen Sie doch einfach mal<br />

den Mandanten (siehe vorbereitende Tätigkeiten). Manche Mandanten wollen<br />

gar keine Besprechung, manche Mandanten verstehen die Zahlenwerke gut,<br />

andere wiederum sehen lieber bunte Bilder. Präsentieren Sie das Produkt und<br />

sich selbst in der geeigneten Art und Weise.<br />

Nutzen Sie die Besprechung vor Allem für die <strong>Kanzlei</strong>. <strong>Die</strong> Ergebnisse aus<br />

dem Abschluss oder im Vorfeld vorbereitete Beratungsprodukte können genau<br />

hier für die Akquise von Beratungsleistungen genutzt werden. Erneut sei hier<br />

auf die Darstellungen aus dem ersten Magazinbeitrag verwiesen.<br />

Wenn es eine Schnittstelle von der Finanzbuchhaltung zum Jahresabschluss<br />

gibt, gibt es auch eine Schnittstelle in die andere Richtung. Wichtig ist ein<br />

Gespräch und Übergabeprotokoll (Dokumentation) mit Hinweisen zu<br />

Veränderungen und/oder Verbesserungen. Rubriken dieser Dokumentation<br />

sind beispielsweise:<br />

• Auffälligkeiten zum Buchungsverhalten<br />

• Veränderung wiederkehrender Buchungen im aktuellen Buchungsjahr<br />

• Regelung zur Übernahme der EB-Werte<br />

Hauptsache ist: <strong>Die</strong> beteiligten Personen (Sachbearbeiter Fibu, Jahresabschluss,<br />

Chef) reden miteinander! Auch dies ist ein wesentlicher Bestandteil des KVP.<br />

5.4.6 Abrechnung<br />

Auch hier ist zu analysieren, ob die internen Deckungsbeiträge in Ordnung<br />

sind oder was dazu geführt hat, dass es eben nicht so ist. Auch dies ist in<br />

Gesprächen zu klären. Interne Prozesse sind dann umzustellen bzw. eine<br />

Honorarerhöhung mit dem Mandanten zu besprechen. Tipp: Denken Sie<br />

darüber nach, im nächsten Jahr monatliche Vorschüsse für die<br />

Jahresabschlusserstellung zu erheben. Viele Mandanten zahlen lieber<br />

monatliche kleinere Beträge und meiden eine hohe Einmalzahlung.<br />

31


5.5 BESCHEIDPRÜFUNG UND RECHTSBEHELFE<br />

5.5.1 Prozessziele<br />

Klassisches aktuelles Prozessziel ist auch hier die Digitalisierung und die<br />

Nutzung von vorhandenem Datenmaterial. <strong>Die</strong> Stichworte lauten Steuerkontoonline,<br />

Vollmachtsdatenbank und elektronischer Bescheidabgleich. Über diese<br />

Methoden lässt sich die Durchlaufgeschwindigkeit von Steuererklärungen, aber<br />

und gerade auch von Steuerbescheiden zum Teil nennenswert verkürzen.<br />

Bedenken Sie den enormen Multiplikatoreffekt. Prüfen Sie doch einmal folgende<br />

Faustformel: Pro Mitarbeiter der <strong>Kanzlei</strong> (vollzeitäquivalent) bearbeitet die <strong>Kanzlei</strong><br />

ca. 160 Steuerbescheide pro Jahr. In einer <strong>Kanzlei</strong> mit beispielsweise 12<br />

Mitarbeitern sind dies fast 2.000 Bescheide.<br />

Nun überlegen Sie bitte, wie lange ein einzelner Steuerbescheid bei Ihnen im<br />

Hause unterwegs ist. Aus dem Bauch geschossen werden Sie sagen: Keine 5<br />

Minuten, wenn der Bescheid in Ordnung ist. Dem jedoch ist entgegenzuhalten,<br />

dass gerade die vor- und nachgelagerten Prozesstätigkeiten je nach Organisation<br />

aufwendig sein können. So wird der Bescheid im Fristenkontrollbuch eingetragen<br />

und dort überwacht. Der Bescheid wird dem Berufsträger zur Kenntnis vorgelegt.<br />

Es wird eine Kopie / ein Scann zu den Unterlagen genommen (vor oder nach der<br />

Prüfung). Der Bescheid wird zum Sachbearbeiter zur Prüfung weitergereicht.<br />

Nach der Prüfung wird ein Anschreiben angefertigt. Abschließend gibt der<br />

Berufsträger das Schreiben und den mit Prüfungsvermerken versehenen<br />

Bescheid durch Unterschrift frei, abschließend wird der Bescheid im<br />

Fristenkontrollbuch ausgetragen und es erfolgt eine Eintragung im<br />

Postausgangsbuch. Hier kann der Bescheid schon einmal 45 Minuten lang<br />

unterwegs sein. Reduzieren Sie dies auf 30 Minuten, bedeutet dies eine zeitliche<br />

Optimierung von 15 Minuten x 2.000 Bescheide, also 30.000 Minuten. In der<br />

Annahme, dass sich hier rund 1/3 Grundlagen und Folgebescheide überlappen,<br />

sprechen wir noch immer über 20.000 Minuten pro Jahr. <strong>Die</strong>s sind 333 Stunden<br />

oder 42 Arbeitstage zu 8 Stunden! Es lohnt sich also!<br />

5.5.2 Vorgelagerte Prozessschritte<br />

Nutzen Sie die Daten, die Sie bekommen können und denken Sie über die<br />

Annahme elektronischer Daten und einen elektronischen Bescheidabgleich<br />

nach. Organisieren Sie dies über ein elektronisches Fristenkontrollbuch.<br />

Lassen Sie möglichst viele Tätigkeiten durch den Support ausführen.<br />

5.5.3 Durchführung<br />

<strong>Die</strong> oben bereits beschriebene Durchführung beinhaltet in der Regel einige<br />

Potenziale. Beleuchten Sie den Prozess hierauf. Selbstverständlich werden Sie<br />

nachher keine Checkliste einsetzen. Es macht dennoch Sinn, die einzelnen<br />

Schritte Ihres Prozesses aufzuschreiben und letztlich zu definieren. Denken Sie<br />

daran: „Schreibe auf was Du tust und tue das, was Du aufgeschrieben hast“ ist<br />

die Basis und das Hilfsmittel des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.<br />

32


Excurs<br />

Denken Sie doch einmal über die Installation eines Profit-Centers<br />

Bescheidprüfung und Rechtsbehelfe nach.<br />

5.5.4 Qualitätssicherung<br />

<strong>Die</strong> Sicherung der Qualität findet klassischerweise über das Fristenkontrollbuch<br />

statt. Offene Bescheide werden vom zuständigen Sachbearbeiter (z.B. Support)<br />

an den für die Prüfung zuständigen Mitarbeiter gemeldet. Das Ziel ist, dass sich<br />

kein offener Bescheid außerhalb der Rechtsbehelfsfrist befinden darf. Besser<br />

noch: Definieren Sie eine Vorfrist von beispielsweise zwei Wochen. <strong>Die</strong><br />

Bescheide sind bereits innerhalb der Vorfrist zu prüfen!<br />

Tipp<br />

Blicken Sie doch selbst ad hoc in Ihr Fristenkontrollbuch und lassen<br />

Sie sich alle offenen Bescheide anzeigen. Was sehen Sie? Ist das<br />

Ergebnis in Ordnung? Welche Bescheide befinden sich aktuell noch<br />

im Rechtsbehelfsverfahren? Können Sie das auch (zentral)<br />

erkennen?<br />

5.5.5 Nachgelagerte Tätigkeiten<br />

Hier sei auf die Ausführungen zu den Prozesszielen verwiesen.<br />

5.5.6 Abrechnung<br />

Bereits in unserer ersten Ausgabe zum Thema „<strong>Kanzlei</strong>wert“ haben wir<br />

berechnet, wie sich die Abrechnung von Steuerbescheiden monetär auswirkt.<br />

Insbesondere die Auswirkungen auf den <strong>Kanzlei</strong>wert sind nicht zu unterschätzen.<br />

Wer es noch nicht tut: Rechnen Sie die Bescheidprüfung (gesondert) ab. Sind<br />

dies nur 35 EUR pro Bescheid, so bedeutet dies bei 2.000 Steuerbescheiden ein<br />

Honorarvolumen von 70.000 EUR p.a. Bedenken Sie argumentativ: <strong>Die</strong> Arbeit<br />

eines ganzen Jahres für den Mandanten mündet in diesem Bescheid. Hier findet<br />

Ihre gesamte Haftung statt. Allein die Finanzverwaltung gibt an, dass ein Großteil<br />

der zugegangenen Steuerbescheide falsch ist! Es wäre ja schon grob fahrlässig,<br />

diese Bescheide nicht zu prüfen. Das kostet eben Geld.<br />

Im Übrigen Selbstverständlich berechnen Sie auch Anträge auf schlichte<br />

Änderung, Anträge auf Anpassung, Stundung und Aussetzung<br />

der Vollziehung, wie auch sonstige Rechtsbehelfsverfahren!<br />

5.6 STEUER(GESTALTUNGS)BERATUNG UND<br />

BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE BERATUNG<br />

<strong>Die</strong> Implementierung mandantenorientierter Beratungen ist seit jeher ein<br />

wesentliches Ziel im Berufsstand. Gleichermaßen schwierig ist dessen<br />

Umsetzung. <strong>Die</strong> Veränderungen im Berufsstand machen dieses Thema derart<br />

brisant, dass wir auch diesem Themenbereich in den nächsten Ausgaben eine<br />

eigene Rubrik gönnen werden.<br />

33


6 GRAU IST ALLE THEORIE<br />

Machen wir uns nichts vor: Viele der oben genannten Ansätze sind keine neuen<br />

Erkenntnisse und Weisheiten, die Sie nicht schon einmal irgendwo gehört oder<br />

längst umgesetzt hätten. Es geht vielmehr darum, Ihnen einen Leitfaden an die<br />

Hand zu geben, die hier dargestellten Inhalte für sich und Ihre Praxis<br />

nutzenbringend umzusetzen.<br />

Aller Anfang ist schwer, auch mit Leitfaden. Daher bietet Deubner Medien in<br />

Zusammenarbeit mit proStB, dem Institut für <strong>Kanzlei</strong>führung und<br />

<strong>Kanzlei</strong>entwicklung exklusiv für die Leser des Magazins ein kostenloses<br />

Praxisseminar zu diesem Thema an. Das Seminar nimmt die oben<br />

beschriebenen Inhalte nochmals auf und liefert weitere nützliche und<br />

umsetzungsorientierte Anregungen sowie konkrete Umsetzungshilfen. Unser<br />

Anspruch ist es nicht nur zu berichten: Wir unterstützen Sie auch bei der<br />

Umsetzung!<br />

6.1 EINLADUNG ZUM PRAKTIKERSEMINAR ZUR KANZLEIOPTIMIERUNG<br />

Versäumen Sie es nicht, schnell und einfach umsetzbare Methoden zur<br />

Erhöhung der Wertschöpfung und des <strong>Kanzlei</strong>wertes in Ihren <strong>Kanzlei</strong>alltag zu<br />

integrieren. Das vierstündige Seminar zeigt systematische Umsetzungsmethoden,<br />

die nicht zuletzt die Steigerung Ihrer eigenen Zufriedenheit und der<br />

Ihrer Mitarbeiter und Mandanten zur Folge haben.<br />

Aufbau des Seminars<br />

1. Wichtige Grundlagen für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.<br />

2. Bewerten Sie Ihre eigene Praxis selbst in nur 45 Minuten.<br />

3. Systematische Vorgehensweise zur Optimierung - der Leitfaden.<br />

4. Beziffern Sie Ihre Potenziale und legen Sie Ihre Strategie fest.<br />

Anmeldung per E-Mail: info@deubner.de oder Telefax: 0221/843607<br />

( ) Ja, ich möchte gerne an dem Praktikerseminar zum Vorzugspreis von € 59,00<br />

zzgl. MwSt. statt € 129,00 zzgl. MwSt. teilnehmen, bitte kontaktieren Sie mich.<br />

( ) Ich möchte über weitere Veranstaltungen informiert werden<br />

( ) Ich bitte um einen persönlichen Gesprächstermin mit Herrn Gerd Otterbach.<br />

Vorname / Name<br />

Straße / Hausnummer<br />

PLZ / Ort<br />

Telefon / E-Mail<br />

________________________________________<br />

________________________________________<br />

________________________________________<br />

________________________________________<br />

35


7 LITERATURHINWEISE<br />

Kostenloser Download dieser und weitere<br />

Broschüren unter<br />

www. deubner-medien.de/downloads<br />

Wir haben Ihnen hier eine kleine Auswahl von Titeln<br />

zum <strong>Kanzlei</strong>management zusammengestellt. Den<br />

ganzen Umfang der Fachinformationen finden Sie in<br />

unserem Online-Shop unter www.deubner.de.<br />

Boerger<br />

Nachfolgeplanung<br />

IDW, 2016, 107 Seiten, kartoniert<br />

Gilgan (Hrsg.)<br />

Steuerberatung 2020<br />

NWB Verlag, 2013, XVI, 344 Seiten, gebunden<br />

Gilgan<br />

Bedeutung des Steuerberatungsvertrages für das<br />

Haftungs- und Gebührenrecht der Steuerberater?<br />

2018, Rund 150 Seiten, pdf<br />

Gilgan<br />

Honoraransprüche durchsetzungssicher<br />

begründen<br />

2018, rund 150 Seiten, pdf<br />

Gilgan<br />

Marketing für Steuerberater<br />

2018, rund 150 Seiten, pdf<br />

Gilgan<br />

Bestimmung der "angemessenen" Gebühr<br />

2018, rund 150 Seiten, pdf<br />

Günsov<br />

Bist du Steuerberater oder lebst Du schon?<br />

Ihr Upgrad auf eine progressive Steuerkanzlei.<br />

Pro Business Verlag, 2016, 203 Seiten, kartoniert<br />

Gutenberg (Hrsg.)<br />

Mut zur Selbständigkeit<br />

NWB Verlag, 2013, XXII, 485 Seiten, gebunden<br />

Hamatschek<br />

<strong>Die</strong> Kunst. Mandanten zu gewinnen<br />

Praxisratgeber <strong>Kanzlei</strong>marketing<br />

NWB Verlag, 2. Auflage 2016, XXIV, 430 Seiten,<br />

gebunden<br />

Hamatschek<br />

<strong>Die</strong> Kunst Mitarbeiter zu gewinnen<br />

Praxisratgeber Mitarbeitermarketing<br />

NWB Verlag, 2017, 350 Seiten, kartoniert<br />

Hanisch<br />

<strong>Kanzlei</strong>-Knigge<br />

Taktvoll, sicher und gewandt im Umgang mit Partner<br />

und Mandanten<br />

SpringerGabler Verlag, 3. Auflage 2014, XVIII, 202<br />

Seiten, kartoniert<br />

Hoeflmayr<br />

<strong>Kanzlei</strong>marketing für die anwaltliche und<br />

steuerberatenden Praxis<br />

Erich Schmidt Verlag, 4. Auflage 2012, 238 Seiten,<br />

kartoniert<br />

Kisslinger-Popp<br />

Unternehmen Steuerkanzlei<br />

<strong>Die</strong> erfolgreiche <strong>Kanzlei</strong>führung<br />

SpringerGabler, 2. Auflage 2014, XXII, 299 Seiten,<br />

kartoniert<br />

Lami<br />

Spitzenleistung in der Steuerberatung<br />

Acht neue Wege für eine erfolgreiche <strong>Kanzlei</strong>führung<br />

NWB Verlag, 2011, 283 Seiten, gebunden<br />

Neufang<br />

<strong>Die</strong> Steuerkanzlei<br />

Rechtsformwahl und Nachfolgeplanung<br />

C.H. Beck Verlag, 2015, XVI, 224 Seiten, kartoniert<br />

Nickert / Nickert / Lienhard<br />

<strong>Die</strong> Haftung des Steuerberaters<br />

Richtig handeln und Haftung vermeiden<br />

SpringerGabler, 2. Auflage 2015, XVI, 262 Seiten,<br />

kartoniert<br />

Platz<br />

<strong>Die</strong> erfolgreiche <strong>Kanzlei</strong><br />

Gestaltung und Bewertung für Steuerberater,<br />

Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte<br />

Gabler Verlag, 2010, 194 Seiten, kartoniert<br />

Römermann<br />

Anwaltliches Marketing-Management<br />

Otto Schmidt Verlag, 2003, XXXII, 284 Seiten,<br />

gebunden<br />

Schieblon (Hrsg.)<br />

Marketing für <strong>Kanzlei</strong>en und Wirtschaftsprüfer<br />

Ein Praxishandbuch für Anwalts-, Steuerkanzleien<br />

und Wirtschaftsprüfungsunternehmen<br />

SpringerGabler, 3. Auflage 2013, XIX 233 Seiten,<br />

kartoniert<br />

Schieblon (Hrsg.)<br />

<strong>Kanzlei</strong>management in der Praxis<br />

Führung und Management für <strong>Kanzlei</strong>en<br />

SpringerGabler, 3. Auflage 2015, XV, 221 Seiten,<br />

gebunden<br />

Schoor / Fischer / Ueberfeldt<br />

Kauf und Bewertung einer Steuerberaterpraxis<br />

NWB Verlag, 5. Auflage 2013, 305 Seiten, kartoniert<br />

Schüttfort<br />

Kauf und Bewertung einer Steuerberaterpraxis<br />

Zivil- und steuerrechtliche Aspekte<br />

Grin Verlag, 2016, 92 Seiten, kartoniert<br />

Theurer<br />

Zeitmanagement für Juristen<br />

SpringerGabler, 2. Auflage 2016, XI 241 Seiten,<br />

kartoniert<br />

37


8 ANHANG<br />

Grafische Darstellung der Mandats- und Auftragsannahme.<br />

39


9 ÜBER DIE AUTOREN<br />

Rechtsanwalt Hans-Günther Gilgan (Jahrgang 1953) begann seine<br />

juristische Laufbahn mit dem Studium der Rechtswissenschaften in<br />

Hamburg, dessen Abschluss das 2. Staatsexamen im Jahr 1984 bildete.<br />

Kurz darauf übernahm er die Geschäftsführung der Steuerberaterkammer<br />

Westfalen-Lippe. Von 1989 bis Juni 2013 war er Geschäftsführer des<br />

Steuerberaterverbandes Westfalen-Lippe e.V. Seit Januar 2014 ist er als<br />

Geschäftsführer der Dte.W. Rechtsanwalts-gesellschaft tätig, deren<br />

geschäftlicher Schwerpunkt im Factoring für die Angehörigen der rechtsund<br />

steuerberatenden Berufe liegt.<br />

Gilgan erlangte 1994 die Zulassung als Rechtsanwalt. Sein Fokus liegt dabei auf der<br />

Vertretung von Steuerberatern in Honorarstreitigkeiten sowie auf der Vertretung vor<br />

Berufsgerichten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet ebenfalls die Beratung im Berufsrecht,<br />

insbesondere im Werberecht.<br />

Daneben ist er seit über 20 Jahren Verfasser zahlreicher Fachbeiträge zu<br />

steuerberatungsrechtlich relevanten Themen. Darüber hinaus zeichnet er als Autor für<br />

mehrere Buch-Publikationen verantwortlich ("Steuerberatung 2020", "Der Beruf des<br />

Steuerberaters", "Sicherung und Durchsetzung von Honoraransprüchen",<br />

"Forderungsmanagement für Steuerberater"). Außerdem ist er zudem Co-Autor des<br />

Kommentars "Berufsordnung für Steuerberater".<br />

Hans-Günther Gilgan, Rechtsanwalt<br />

Münsterstraße 23 | 48167 Münster<br />

Telefon: 0 25 06 / 30 61 04 | Telefax: 0 25 06 / 30 61 05<br />

info@gilgan.de | www.gilgan.de<br />

Herr Otterbach war nach seinem 1997 abgeschlossenen Studium der<br />

Betriebs-wirtschaft mit Fachrichtung der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre<br />

und Wirtschaftsprüfung zehn Jahre als <strong>Kanzlei</strong>manager tätig. Nach<br />

Ausgründung der Wirtschaftsberatungsgesellschaft audita consulting GmbH<br />

im Jahre 2005 ist er dort bis heute als Gesellschafter-Geschäftsführer tätig.<br />

Als ausgebildeter Qualitäts-management-Auditor wurde er bekannt als<br />

Projektleiter der durch den Steuer-beraterverband Westfalen-Lippe initiierten<br />

Matrixzertifizierung und war 2009 Jurymitglied zur Verleihung des<br />

deutschlandweiten <strong>Kanzlei</strong>innovationspreises.<br />

Neben der praktischen Anwendungs- und Umsetzungsberatung ist Herr Otterbach als<br />

Strategieberater tätig. In mittlerweile mehr als 1.000 abgeschlossenen individuellen<br />

Projekten verfügt er über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz.<br />

Im Jahre 2016 bildete die Kooperation mit der Ulrich Glawe GmbH einen weiteren<br />

Meilenstein. In diesem wichtigen Marktsegment berät Herr Otterbach zu Fragen im Rahmen<br />

der <strong>Kanzlei</strong>übertragung und <strong>Kanzlei</strong>wertermittlung.<br />

Gerd Otterbach | audita consulting GmbH<br />

Steinweg 5 | 57250 Netphen<br />

Telefon: 02738/3635685 | Telefax: 02738/3635684<br />

info@audita-consulting.de | www.audita-consulting.de

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