GOLFER & GOURMET 2023

HOOK & SLICE
LIV - NON OLET - GELD STINKT NICHT
Man ködere mit viel Geld ein
paar aktuelle Weltklasse Spieler
(Johnson, De Chambeau,
Oosthuizen, Koepka, Reed), mische diese
mit ehemaligen Majorsiegern (Michelson,
Kaymer, Schwartzel, Stenson, Garcia) und
weiteren grossen Nummern. Vervollständigt
wird das Feld mit weitgehend
unbekannten oder abgehalfterten Namenlosen.
Fertig ist das grosse Kontroversen
verursachende Produkt.
Die LIV Golf Tour, auch mit Vorschusslorbeeren
als Super Golf League bezeichnet
– andere nennen sie «Rebellen-Liga»
– startete vergangenen Juni in London
und glich mehr einem Charity-Turnier –
kurze Hosen, lockere Stimmung. Es fehlte
nur das Bier und die Zigarren. Gespielt
wurden 54 Loch, drei Tage ohne Cut. Wäre
einem Spieler an jedem Loch ein Birdie
gelungen, hätte das 54 gegeben. Deshalb
der Name LIV, die römische Zahl 54.
LIV könnte auch stehen für LOCKER
IRRE KOHLE VERDIENEN.
Am ersten von acht Turnieren 2022 gewann
der Südafrikaner Charl Schwartzel
als Sieger im Einzel und auch in der
Mannschaftswertung mit drei seiner
Landsleute locker 4,75 Millionen – Dollars,
nicht Rand, wie in seinem Land üblich. Am
Schluss der ersten Saison hatte der
Deutsche Martin Kaymer, als ehemalige
Nummer eins und Gewinner eines Major-
Turniers mittlerweile auf Rang 593 (Stand
1. März 2023) abgerutscht, nicht weniger
als 1’661’800 US-Dollar Kontozuwachs. In
fünf gespielten Turnieren 2022 auf der
regulären Tour resultierten Preisgelder von
86’000 Dollar.
Tiger Woods, nach wie vor Liebling der
Massen, konnte der Versuchung charakterfest
widerstehen. LIV wollte ihn mit einem
Antrittsgeld von gegen einer Milliarde
ködern. Einer der ersten, der dem Lockruf
von CEO Greg Norman folgte, war der 52-
jährige Lefty Phil Michelson. Er turnte sich
mit 12 Turnierstarts, die Hälfte davon mit
Missed Cuts, zum Rekordeinkommen von
138 Millionen US Dollar und ist damit noch
vor Lionel Messi (130 Mio.) der bestverdienende
Athlet des Planeten, sofern die
Bezeichnung «Athlet» hier überhaupt noch
zutrifft. Saudiarabische Petrodollars sind
der Sprit, der die Golfwelt ins Irrwitzige
katapultierte. Und sie damit zu entzweien
droht.
Die Treuen und die Abtrünnigen sind sich
nicht mehr so grün, wie die Oberfläche,
auf denen sie bis vor kurzem für Ehre (und
natürlich auch für viel Geld) spielten. Hatte
die aktuelle Nummer drei Rory McIlroy bei
Ankündigung der LIV Tour noch mitleidig
gelächelt und dem Unterfangen keine
Überlebenschance gegeben, musste er
sich nach dem Auftakt der LIV-Serie im
Centurion Club bei London eingestehen,
dass er das Projekt wohl unterschätzt hat.
Und wählte zuletzt auch weniger offensive
Töne. Es standen beim Auftakt 48 Spieler
im Feld, worunter ganz grosse Namen
(siehe oben). Dass die Mehrheit von ihnen
auf den regulären Tours keine grossen
Stricke mehr zerreisst, tut ihrer Popularität
keinen Abbruch.
Der sportliche Wert wird innerhalb der
Golfcommunity Tour sehr angezweifelt.
Die Zukunft wird zeigen, ob LIV eine
solche hat. Entscheidend dürfte sein, ob
die PGA und die DP World Tour (vormals
European Tour) bereit sind, beziehungsweise
von den Gerichten dazu verdonnert
werden, auch den LIV-Spielern die begehrten
Weltranglisten-Punkte zuzugestehen.
Solche braucht man nämlich, um an den
wichtigen Majors zugelassen zu werden.
Noch etwas zu Greg Norman, einem
Champion, der in den 80er und 90er
Jahren 331 Wochen lang die Golfweltrangliste
anführte. Er ist Initiant und CEO
der LIV Tour. Die Washington Post stellte
kürzlich die These auf, ihm ginge es vor
allem darum, der PGA, mit der er schon
lange im Clinch ist, ans Bein zu pinkeln.
Sympathiepunkte hat er sich auch keine
geholt, als er auf den Mord der Saudis am
Journalisten Jamal Khashoggi angesprochen
wurde, die schnoddrige Antwort gab:
»Wir machen alle Fehler».
LIV = LACHEN IST VERBOTEN
Dieses Jahr finden drei der 14
LIV-Turniere auf Golfplätzen von
Donald Trump statt. Alles klar?
Von
Donald T.
Hooker
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