Ausgabe Nr. 13 - Humboldtianer.de

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und unabhängig voneinander zur Erkenntnis, dass Kleinlebewesen bei Gärung und Fäulnis beteiligt sind und dem Pflanzenreich anzugehören scheinen. Die oben genannte Forschungsreise Kützings hatte übrigens zur Folge, dass er erst am 26. Juli 1837 in Alexisbad in einem Vortrag vor der Versammlung des „Naturhistorischen Vereins des Harzes“ berichten konnte, dass er vor drei Jahren zu der Überzeugung gekommen wäre, die Hefe sei „eine rein vegetabilische Bildung“; er hatte dies 1834 unter anderem auch Alexander von Humboldt mitgeteilt (Haehn, H., Biochemie der Gärungen, Berlin 1952). Die Arbeit von 1834 für Poggendorfs Annalen blieb liegen, so dass Kützing das Prioritätsrecht verloren ging (Kellner a.a.O.). Kützing befasste sich nicht nur mit dem Erreger der alkoholischen Gärung, sondern zum Beispiel auch mit der Essiggärung („Essigmutter“) als weiterem technisch wichtigen Vorgang und spricht sich dafür aus, dass diese Vorgänge auf lebende Pilze zurückzuführen seien. Fuhrmann (a.a.O., S.9) zitiert Kützing wie folgt: „Sicher hängt aber der ganze Prozess bei der geistigen Gärung von der Bildung der Hefe und bei der sauren von der Bildung der Essigmutter ab.“ „Insofern Gärung gleichbedeutend ist mit einer gegenseitigen sich erzeugender organischer und unorganischer Gebilde auf Bestandteile einer gegebenen Flüssigkeit, die in bezug auf das organische 18 Produkt als Nahrungsmittel betrachtet werden kann, so ist sie auch notwendig gleichbedeutend mit jedem organischen Lebensprozess. Daher organisches Leben = Gärung. Jene Prozesse dagegen, welche die Essigbildung aus Alkohol mittels Platinmohr, oder auf andere, diesem ähnliche Weise einleiten, können nicht mit der Gärung verglichen werden, sie sind rein chemische Prozesse, während die Gärung ein ein organisch-chemischer Prozess, wie der Lebensprozess eines jeden organischen Körpers ist.“ H. Schnegg schreibt (Die Hefereinzucht, Nürnberg 1952): „Ist es doch erst ... im Jahre 1837 mehreren Forschern, wie Cagniard Latour, Schwann und Kützing, und zwar gleichzeitig und unabhängig voneinander gelungen, den Beweis zu liefern, dass die Hefen, über deren belebte Natur man bis dahin noch sehr merkwürdige Vorstellungen hatte, zu den pflanzlichen Organis men gehören und dass die Gärung nicht nur ein rein chemischer Vorgang, sondern als Lebensäußerung dieser Organismen, also als biologischer Prozess zu werten sei.“ Schnegg zitiert die drei entscheidenden Veröffentlichungen: • Cagniard Latour, Chr., Mémoire sur la fermentation vineuse. Comt. rend. de lÁcadémie des Sciences 1837, Bd. 4. • Kützing, F., Mikroskopische Untersuchungen über Hefe und Essigmutter, nebst anderen dazu gehörigen vegetabilischen Gebilden.
Journal f. prakt. Chemie, 1837, Bd. 2. • Schwann, Th., Vorläufige Mitteilung betreffs Versuche über die Weingärung und Fäulnis. Poggendorfs Annalen der Physik und Chemie 1837, Bd. 41. Doch hatte diese „vitalistische“ Auffassung im berühmten Justus von Liebig (1803 bis 1873) mit der von ihm vertretenen „mechanistisch-chemischen“ Deutung (die Gärung sei „kein Lebensprozess, sondern eine mechanische Kontaktwirkung“) einen Gegenspieler, der erst durch den französischen Chemiker Louis Pasteur (1822 bis 1895) zu einer gewissen Revision seiner Ansichten gebracht wurde. Allerdings gelang es – wie E. Bergander weiter in seinem Buch „Biochemie und Technologie der Hefe“ 1959 klar macht – erst 1896 dem Chemiker und Botaniker Eduard Buchner endlich den Streit zwischen den beiden Gärungstheorien endgültig zu schlichten und man kann ab diesem Zeitpunkt von „Beginn der neuzeitlichen Gärungstheorie“ sprechen. Vor 200 Jahren wurde Kützing geboren. Sein Leben hat er selbst charakterisiert: „Die Freude und die herzinnige Genugtuung, welche das selbständige Schaffen gewährt, habe ich in vollem Maße genossen, und dieser Genuss hat viel dazu beigetragen, mein Gemüt zu erheitern und eine Seelenruhe zu gewinnen, die mir über manches Ungemach hinweggeholfen hat. Das ist der Segen, den jede zusammenhängende wissenschaftliche , Arbeit bringt, wenn man sich ihr mit ganzer Seele hingibt.“ Professor Kützing erreichte in voller geistiger Frische ein Alter von 86 Jahren und starb am 9. September 1893. Ihm wurden zahlreiche Ehren zuteil. Nordhausen bzw. seine Freunde und Verehrer haben seiner zu runden Gedenktagen gedacht (z.B. im Herbst 1993 dem hundertsten Todestag durch eine Ausstellung im Meyenburg-Museum). In das Jahr 2007 fällt der 200-jährige Geburtstag dieses für Nordhausen und weit darüber hinaus bedeutungsvollen Lehrers und Forschers; dies sollte Anlass für eine abermalige Ehrung sein. Hans-Dieter Werther, Nordhausen Bedeutende Nordhäuser: Dr. med. Carl Friedrich Wilhelm Wallroth Seine Freunde errichteten 1858 im Nordhäuser Gehege auf der Höhe des Geiersberges ein Denkmal, welches trotz mehrfacher Instandsetzung in den Stürmen der Zeiten nun doch recht unansehnlich geworden war, so dass sich 2006 der Rotary Club Nordhausen veranlasst fühlte, im Sinne „Bürger für Bürger“ diese Erinnerungsstätte für C.F.W. Wallroth in Vorbereitung auf seinen 150-jährigen Todestag sanieren zu lassen. Steinmetz Jan Fehling, 19
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