Ausgabe Nr. 13 - Humboldtianer.de

Ethikunterricht am Gymnasium
Das Fach Ethik wird an unserem Gymnasium
durchgehend von Klassenstufe 5
bis einschließlich 12 mit jeweils zwei
Wochenstunden unterrichtet. Grundlagen
des Unterrichts sind dabei gemäß
dem Thüringer Lehrplan die Lebensbedingungen
der Menschen in der heutigen
Gesellschaft und die sich daraus
ergebenden Herausforderungen und
ethischen Fragestellungen an alle Bereiche
des öffentlichen und privaten Lebens.
Die junge Generation wächst in einer
zunehmend multikulturellen Gesellschaft
auf, in der verschiedene weltanschauliche
und religiöse Traditionen
aufeinander treffen, eine Gesellschaft
also in der es zunehmend schwerer
geworden ist, einen Konsens über Werte
und Normen des Zusammenlebens zu
finden. Die Konfrontation mit durchaus
sehr unterschiedlichen, in gewisser
Weise sogar entgegen gesetzten Orientierungen,
Sinnangeboten und Lebensperspektiven
führt nicht selten dazu,
dass traditionelle Orientierungen bei den
Heranwachsenden oft nicht mehr ohne
weiteres akzeptiert werden. Und dennoch
suchen gerade junge Menschen
Orientierungen für die eigene Lebensgestaltung.
Im Ethikunterricht sollen
daher grundlegende Fragen des menschlichen
Lebens und Zusammenlebens
diskutiert und die Fähigkeit herausgebildet
werden, gute Gründe für eine
eigene Lebensorientierung zu gewinnen,
die selbstständiges und verantwortliches
Handeln ermöglichen.
Die Bezugswissenschaft des Ethikunterrichts
ist die Philosophie, da deren zentraler
Gegenstand seit je die Beantwortung
sogenannter letzter Fragen des
Menschen ist. Fragen und Antworten an
denen sich der Mensch in seinem Denken,
Handeln und Hoffen orientiert und
die er nicht beliebig zur Disposition
stellt. Anliegen des Ethikunterrichtes ist
es dabei, dass die Schüler durch argumentative
und präsentative Auseinandersetzung
mit unterschiedlichen Antwortversuchen
erfahren, dass es nicht
eine von allen anerkannte Antwort auf
letzte Fragen geben kann.
Vielmehr geht es darum, zu erkennen,
dass mehrere verschiedene – auch sehr
persönliche – Antwortversuche auf
diese letzten Fragen nebeneinander
bestehen können, was wiederum zu
gelebter Toleranz und Achtung vor
denjenigen erzieht, die andere Antworten
als die eigenen anerkennen. Daraus
ergibt sich auch für den Ethikunterricht,
dass es hier nicht um Ergebnisse im
Sinne von für alle verbindliche „richtige“
Lösungen geht, sondern um die
Schaffung von Voraussetzungen, dass
die Heranwachsenden ihr Leben in
sozialer Verantwortung und unter Anerkennung
der Freiheit des Mitmenschen
gestalten und führen können, dass sie
befähigt werden begründete Maßstäbe
für sittliches, soziales und politisches
Urteilen und Handeln zu finden.
Uta Lindemann, FSL Ethik
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