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Working Paper - Institut für Politikwissenschaft - Technische ...

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ab Mitte der 1990er Jahre festzustellen ist. 19 Doch sind die zunehmenden Erfolge bei Landtagswahlen<br />

in den neuen Bundesländern mit über 20% der Stimmen ab 1998 genau dieser neuen Positionierung<br />

zuzuschreiben. Die PDS nutzte eine Überlagerung des Zentrum-Peripherie Konflikts durch die sozioökonomische<br />

Konfliktlinie Arbeit vs. Kapital aus und konnte viele der so genannten Wiedervereinigungsverlierer<br />

in den neuen Bundesländern an sich binden. Auf Grund der eindeutigen Positionierung<br />

auf der Ost-West Konfliktlinie gelang es der PDS dagegen nicht, in den alten Bundesländern richtig<br />

Fuß zu fassen, zudem existierte mit der SPD bis 1998 eine eindeutige Alternative links der Mitte.<br />

Eine Erklärung der Entstehung der WASG in den alten Bundesländern ist jedoch nur unzureichend mit<br />

der Cleavage-Theorie zu erklären, da es sich bei der sozioökonomischen Konfliktlinie schließlich um<br />

keinen neuen Konflikt handelte. Man kann zwar im Zuge der Regierungspolitik Schröders den klassischen<br />

cleavage Arbeit-Kapital uminterpretieren als einen Konflikt um das Ausmaß wohlfahrtsstaatlicher<br />

Leistungen. Hier stünde dann die WASG als Bewahrerin des alten wohlfahrtsstaatlichen Status Quo,<br />

während alle anderen Parteien inklusive der SPD auf der Seite eines marktliberalen Abbaus dieser Leistungen<br />

stehen. 20<br />

Als besser geeignet, den dynamischen Prozess im westdeutschen Parteiensystem nach 1999 abzubilden,<br />

erweist sich Downs’ Theorie des Parteienwettbewerbs. Downs geht in seinem eindimensionalen<br />

räumlichen Modell davon aus, dass sich die Parteien an der Wählerverteilung orientieren und sich so<br />

positionieren, dass sie ihren Stimmenanteil maximieren können. 21 Die Bewegung der SPD zur Mitte<br />

hin war bei den Bundestagswahlen 1998 aus dieser Theorie heraus ein konsequenter Schritt der SPD,<br />

da dort in der Konkurrenz zur CDU die meisten Stimmen zusätzlich zu gewinnen waren. Der weitere<br />

Rechtsruck der SPD während der Regierungszeit wird jedoch häufiger auf Zwänge der Regierungsbeteiligung<br />

zurückgeführt. 22 Die Reaktion im Parteiensystem ist wieder in Übereinstimmung mit Downs’<br />

Modell. Für die Wähler auf der linken Seite des ideologischen Spektrums in den alten Bundesländern<br />

sind SPD und CDU kaum mehr zu unterscheiden. Ihr Parteiendifferenzial tendiert zu Null, d.h. der<br />

erwartete Nutzen aus einer SPD und einer CDU-Regierung unterscheidet sich kaum und ist darüber<br />

hinaus sehr gering. Auf Grund mangelnder Alternativen würden viele dieser Wähler nicht mehr zur<br />

Wahl gehen. Die Gründung einer neuen Partei auf der linken Seite – hier in Form der WASG – führt<br />

dagegen zu einem neuen Gleichgewichtszustand, bei dem die linken Wähler wieder ein Angebot haben.<br />

Dieses Angebot wurde in den alten Bundesländern bei den Bundestagswahlen 2005 von immerhin<br />

4,9% der Wähler in Form der Linkspartei.PDS, die auf ihren Landeslisten auch WASG-Mitglieder als<br />

Kandidaten aufnahmen, auch angenommen.<br />

Konnte sich die PDS vor 2005 im Westen kaum etablieren, bot eine Zusammenarbeit mit der WASG die<br />

Chance, das linke Wählerpotential zu erschließen. Nach der erfolgreichen Fusion von 2007 zur Partei<br />

„Die Linke“ scheint die Positionierung sowohl als linke, wohlfahrtsstaatlich orientierte Alternative insbesondere<br />

zur SPD der Großen Koalition als auch als Partei, die spezifische Regionalinteressen in den<br />

neuen Bundesländern vertritt, erfolgreich zu verlaufen: Umfragen im Oktober/November 2008 zeigen<br />

sie bei 10 bis 14%. 23 Es ist der Linken folglich gelungen, sich auf zwei Konfliktlinien (Ost-West und<br />

Ausmaß des Wohlfahrtsstaates) zu positionieren, was im Westen jedoch nur aufgrund der Mitte-<br />

19<br />

Vgl. M. Micus, „Stärkung des Zentrums: Perspektiven, Risiken und Chancen des Fusionsprozesses von PDS und<br />

WASG, in: T. Spier u.a. (Hrsg.): Die Linkspartei, 2007, S. 185-238.<br />

20<br />

Vgl. M. Micus, „Stärkung des Zentrums“, S. 189.<br />

21<br />

A. Downs, Ökonomische Theorie der Demokratie, S. 115ff.<br />

22<br />

F.U. Pappi / S. Shikano, Ideologische Signale in den Wahlprogrammen der deutschen Bundestagsparteien<br />

1980 bis 2002, MZES-Arbeitspapier Nr. 76, Mannheim, 2004.<br />

23<br />

Vgl. http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm, Stand 12.11.2008.<br />

19

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