Working Paper - Institut für Politikwissenschaft - Technische ...
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Orientierung der SPD erfolgen konnte. Zudem ist es sicherlich hilfreich, dass sich die unterschiedliche<br />
Basis der fusionierten Partei auch im Führungspersonal widerspiegelt. So bildet der alte PDS-<br />
Vorsitzende Lothar Bisky zusammen mit dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine den Vorsitz<br />
der neuen Partei, unterstützt im Bundestag vom Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi.<br />
2.3 Die Linke – wirklich eine relevante Partei?<br />
2005 zog das Wahlbündnis mit 8,7% in den Bundestag ein und seit 2008 ist die Linke in 10 der 16<br />
Länderparlamente vertreten. Doch muss nicht jede Partei, die in einem Parlament mehr als 5% auf sich<br />
vereinigt, als eine relevante Partei angesehen werden. Sartori identifiziert zwei Kriterien, von denen<br />
zumindest eins erfüllt sein muss, damit eine Partei als relevanter Bestandteil eines Parteiensystems<br />
gilt. 24 Entweder muss sie über so genanntes blackmail-Potential oder Koalitionspotential verfügen.<br />
Koalitionspotential kann eine Partei unabhängig von ihrer elektoralen Stärke erringen. Ganz gleich wie<br />
klein eine Partei ist: führt erst ihre Beteiligung zu einer Regierungskoalition, ist sie als relevant zu zählen.<br />
Als besten Beispiel kann die FDP in Deutschland gelten, die als „Zünglein an der Wage“ bis in die<br />
1990er Jahre hinein entschied, ob die CDU oder die SPD als große Volkspartei den Bundeskanzler in<br />
einer Koalition mit der FDP stellte. Blackmail- oder „Erpressungs“-Potential kann eine Partei aber auch<br />
in einer Oppositionsrolle zur Relevanz verhelfen, wenn ihre Existenz die Mechanismen des Parteienwettbewerbs<br />
und der Regierungsbildung oder die Positionierung einzelner Parteien beeinflusst. Im<br />
Folgenden werde ich die Frage nach der Relevanz der Partei Die Linke sowohl auf Bundes- als auch<br />
Landesebene diskutieren, da erst bei einem positiven Befund von einer tatsächlichen – auch langfristig<br />
wirksamen – Veränderung des deutschen Parteiensystems gesprochen werden kann.<br />
Die Situation in den neuen Bundesländern und Berlin unterscheidet sich von jener in den alten Bundesländern<br />
und auf Bundesebene. Im ersten Fall kann die Linke 25 durch die Wahlerfolge und parlamentarische<br />
Repräsentation der letzten 18 Jahre als etablierte Partei im Osten gelten. Auf Grund ihrer<br />
elektoralen Bedeutung mit Ergebnissen zwischen 17 und 28% bei den jeweils letzten Landtagswahlen<br />
hat sie sich endgültig als dritte große politische Kraft etabliert. Damit bildet in allen neuen Bundesländern<br />
ein Dreiparteiensystem von Linke, SPD und CDU den Kern des parlamentarischen Parteienspektrums,<br />
ergänzt in einigen Ländern um entweder FDP, Grüne oder die rechtsextreme DVU. Damit verfügt<br />
die Linke sicherlich über blackmail-Potential, denn insbesondere die SPD hat in einigen Bundesländern<br />
ihre Position als zweitstärkste Partei verloren und muss um ihre Wähler auf der linken Seite gegen die<br />
Linke als auch in der Mitte gegen die CDU versuchen zu behaupten. In dieser Positionierung droht sie<br />
zerrieben zu werden, was ihre letzten Ergebnisse in Thüringen (14,5%) und Sachsen (9,8%) zeigen.<br />
Nur dort, wo die SPD sich in der Mitte gegen die CDU behaupten kann wie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern,<br />
kann sie ihre Position zwischen Linke und CDU nutzen und den Partner zur<br />
Regierungsbildung wählen. Für die anderen Parteien (CDU, FDP, Grüne) stellt die Linke zwar eine<br />
elektorale Bedrohung dar, in ihrer strategischen Positionierung gibt es aber auf Basis einer klaren Abgrenzung<br />
keine Auswirkungen. Daneben hat die Linke auch ihr Koalitionspotential zeigen können: Seit<br />
2002 gibt es eine SPD-Linke Regierung unter Klaus Wowereit in Berlin, zuvor regierte eine solche Koalition<br />
schon von 1998-2002 in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem gibt es das Modell der Tolerierung<br />
einer Minderheitsregierung durch die Linke, wie sie in Sachsen-Anhalt betrieben wurde, von 1994-<br />
24<br />
G. Sartori, Parties and Party Systems, S. 121ff.<br />
25<br />
Im Folgenden wird zu Gunsten einer sprachlichen Vereinfachung immer von der Partei Die Linke gesprochen,<br />
auch wenn es sich in der Zeit vor 2005 um die PDS handelte.<br />
20