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Wissen_Kompakt_Band_7_LP

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1 Vorwort<br />

Beim Umgang mit sogenannten Altstählen stellt sich für viele Verarbeiter regelmäßig die Frage: „Ist<br />

der betreffende Stahl schweißgeeignet?“ Oft handelt es sich bei stählernen Bauten aus dem 19.<br />

und dem 20. Jahrhundert um Nietkonstruktionen, also Konstruktionen, die vor der Einführung des<br />

Lichtbogenschweißens ab Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts errichtet wurden.<br />

Die Schweißeignung stand bei den darin verbauten Eisenwerkstoffen nicht im Mittelpunkt.<br />

Doch auch bei schweißtechnisch gefertigten Konstruktionen aus dieser Zeit muss vor deren Instandsetzung<br />

häufig ihre Eignung zum Schmelzschweißen geklärt werden. Aufgrund ihres Alters<br />

von teilweise über 80 Jahren können sie z. B. durch fortgeschrittene Alterungsprozesse versprödet<br />

sein, so dass die Möglichkeit einer weiteren Schädigung infolge von Schweißwärmebehandlungen<br />

besteht.<br />

Die Zielstellung dieses Fachbuches besteht deshalb darin, allen interessierten Verarbeitern solcher<br />

Werkstoffe, wie Stahl- und Metallbauunternehmen, Planern, Konstrukteuren, Architekten aber<br />

auch behördlichen Entscheidungsträgern in Hoch-, Tief- und Wasserbauämtern einen Leitfaden in<br />

die Hand zu geben, um die metallurgischen Besonderheiten „alter“ Stähle, die historischen Verfahren<br />

ihrer Herstellung und die Möglichkeiten ihrer Prüfung besser verstehen zu können.<br />

Doch was sind „Altstähle“? Eine exakte Definition dafür ist nicht bekannt. So stellt HESSE [1] drei<br />

Kriterien auf, die diese von den „Neustählen“ unterscheiden:<br />

− „Altstähle“ wurden mit alten, heute nicht mehr verwendeten Herstellungsverfahren erzeugt.<br />

− „Altstähle“ wurden nach alten, heute nicht mehr gültigen Normen und Gütevorschriften hergestellt.<br />

− Die Qualitätsanforderungen bzw. Abnahmekriterien waren bei „Altstählen“ niedriger als bei<br />

modernen Werkstoffen.<br />

Somit kann die Bezeichnung „Altstahl“ vereinfacht als Sammelbegriff für Eisen- und Stahlwerkstoffe<br />

verwendet werden, die bis etwa 1957 hergestellt wurden [1, 2]. In diesem Jahr erfolgte in der<br />

Bundesrepublik Deutschland die Einführung der ersten Ausgabe der DIN 17 100 [3]. Eine andere<br />

Möglichkeit besteht darin, den Begriff „Altstahl“ mit der Einführung des Sauerstoffblasverfahrens<br />

im Jahr 1952 zu verknüpfen. Somit wären alle vor diesem Jahr erzeugten Stähle als „Altstahl“ zu<br />

definieren. Aus diesem Grund sollen diese Werkstoffe bezüglich ihrer Geschichte, ihrer Herstellung,<br />

ihrer metallurgischen und normativen Entwicklung, den zur Herstellungszeit gültigen Gütevorschriften,<br />

den Möglichkeiten ihrer Prüfung, ihren wichtigsten Schädigungsmechanismen und<br />

schließlich der Vorgehensweise bei der Bewertung ihrer Schweißeignung betrachtet werden. Ausgewählte<br />

Beispiele von Schweißeignungsuntersuchungen an historischen Stahlbauten geben dem<br />

Leser ein besseres Verständnis bei der Interpretation deren Ergebnisse.<br />

Halle (Saale) im Februar 2023<br />

Die Autoren<br />

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