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Wissen_Kompakt_Band_7_LP

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4 Terminologie historischer Eisen- und Stahlwerkstoffe<br />

Es ist zu beachten, dass in der Vergangenheit alle Eisenwerkstoffe mit Kohlenstoffgehalten von<br />

maximal 0,22 % grundsätzlich als „Eisen“ benannt wurden. Demgegenüber werden gegenwärtig<br />

alle Eisen-Kohlenstoff-Legierungen mit Kohlenstoffgehalten bis 2,06 % als Stahl bezeichnet. Dieser<br />

Gehalt wurde gewählt, da hier die maximale Löslichkeit des Gamma-Mischkristalls (Austenit)<br />

für dieses Element bei einer Temperatur von 1.147 °C erreicht wird (Abbildung 13). Alle Eisenwerkstoffe<br />

mit Kohlenstoffgehalten, die diesen Wert überschreiten, zählen heute zu den Gusseisensorten.<br />

Diese dürfen nicht mit dem Stahlguss verwechselt werden, also in Formen vergossener<br />

schmiedbarer Stahl.<br />

Tabelle 2. Historische und moderne Terminologie von Eisenwerkstoffen<br />

Historischer Oberbegriff [6] Historische Definition [6] Aktueller Oberbegriff<br />

Roheisen<br />

Das im Hochofen aus den Erzen erzeugte<br />

Eisen, welches leicht schmelz-,<br />

aber nicht schmiedbar ist.<br />

Roheisen<br />

Gusseisen<br />

Das mit Koks oder Kohlen umgeschmolzene,<br />

in besondere Formen<br />

unlegiertes Gusseisen<br />

(GJL)<br />

gegossene Roheisen.<br />

Guss<br />

Schmiedeeisen<br />

Stahl<br />

schmiedbarer<br />

Eisenguss<br />

Hartguss<br />

Stahlguss<br />

Schweißeisen<br />

Flusseisen<br />

Schweißstahl<br />

Flussstahl<br />

Werkzeugstahl<br />

Nachträglich durch Glühen mit Zusätzen<br />

verändertes Gusseisen, das sich<br />

mit dem Hammer bearbeiten lässt.<br />

Gusseisen, welches durch Gießen in<br />

eiserne Gussformen an der Oberfläche<br />

besonders hart gemacht ist.<br />

Ein durch Zusatz von Stahlabfällen<br />

hergestelltes Gusseisen.<br />

Ein im teigigen Zustand gewonnenes,<br />

schmiedbares, ‚feuerschweißbares‘,<br />

jedoch nicht merklich härtbares Eisen.<br />

Ein im flüssigen Zustand gewonnenes,<br />

schmiedbares, jedoch nicht merklich<br />

härtbares Eisen.<br />

Ein im gleichen Zustand (wie Schweißeisen<br />

gewonnenes, schmied-, feuerschweiß-<br />

und merklich härtbares Material.<br />

Ein im gleichen Zustand (wie Flusseisen)<br />

gewonnenes, ‚schmied-‘ und<br />

merklich härtbares Material.<br />

Bester Stahl, der mit Chrom, Nickel und<br />

Wolfram legiert ist.<br />

Temperguss<br />

(GJMW, GJMB)<br />

Hartguss<br />

(GJN)<br />

unlegierter Stahlguss<br />

(GS)<br />

unlegierte Baustähle mit<br />

C ≤ 0,22 %<br />

(S)<br />

unlegierte Vergütungsstähle,<br />

Einsatzstähle mit<br />

0,22 < C ≤ 0,45 %<br />

(C)<br />

Schnellarbeitsstahl<br />

(HS)<br />

Sollen historische mit modernen Stahl- und Eisenwerkstoffen verglichen werden, ist zu berücksichtigen,<br />

dass sich die Terminologie ihrer Bezeichnung beim Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert<br />

grundlegend geändert hat. Bei der Interpretation historischer Quellen in der Fachliteratur<br />

muss somit die Gegenüberstellung von Begriffen für Legierungen des Eisens in Tabelle 2 beachtet<br />

werden. In den nachfolgenden Ausführungen sollen in diesem Zusammenhang nur die aktuell<br />

verwendeten Bezeichnungen zur Anwendung kommen.<br />

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