Festspielzeit Frühling 2023
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Sie sind Musikdirektor an der
Lyric Opera Chicago, Erster
ständiger Gastdirigent an der
Deutschen Oper Berlin, sind im
Sommer in Bregenz, dirigieren Konzerte
auf der ganzen Welt. Wie lebt
es sich auf Reisen?
SPIEL AUF DEM SEE
Enrique Mazzola: Ich habe das
Glück, an jedem Ort für längere Zeit
bleiben zu können. In Chicago ein
paar Monate im Jahr, in Bregenz
den Sommer über. Wenn ich in
Berlin eine neue Produktion mache,
bin ich mindestens sechs Wochen
dort. Aber es stimmt, ich reise
viel und gerne, denn ich liebe es,
Menschen kennenzulernen. Auch
im Flugzeug sitzen manchmal sehr
interessante Leute neben mir.
2022 nahmen Sie zusätzlich die
neu geschaffene Position eines
Conductor in Residence bei
den Bregenzer Festspielen an.
Was bedeutet das in Ihrem Fall?
Nicht nur die Sänger:innen, auch die musikalische Leitung ist beim Spiel auf
dem See mehrfach besetzt: Enrique Mazzola und seine Kollegin Yi-Chen Lin
bei den Proben zu Madame Butterfly.
Das bedeutet, dass ich als Dirigent
in Bregenz für die kommenden drei
Saisonen jeweils für ungefähr zwei
Monate anwesend bin. Wir greifen
den Schwung auf, den wir bisher
gemeinsam kreiert haben. Ich bleibe
Gastdirigent, betreue meine Stücke,
aber mit größerer Regelmäßigkeit
als die anderen Gastdirigent:innen.
Das führt zu einer starken Verbundenheit
mit allen Mitarbeiter:innen
des Festivals. Die Wiener Symphoniker
und die Sänger:innen wissen,
wie ich arbeite, der Regisseur weiß,
dass ich zu jeder Probe komme, die
Tontechniker:innen kennen meine
Vorstellung vom Klang auf der
Seebühne. Conductor in Residence
zu sein, das ist eine bestimmte
Form der Zusammenarbeit. Diesen
Mazzola-Stil gibt es nun kontinuierlich
in den nächsten drei Saisonen.
Spiels auf dem See im Festspielhaus.
Für mich ist es keine große
Herausforderung, diese Distanz
zu überwinden, denn das passiert
mithilfe hauseigener Technik. Der
relevante Unterschied ist für mich,
dass das Publikum hinter meinem
Rücken fehlt. Wenn ich im Orchestergraben
eines Opernhauses stehe
oder in Bregenz ein symphonisches
Konzert dirigiere, fühle ich die
Menschen hinter mir. Ich nehme
die Wärme wahr, das Atmen, die
minimalen Bewegungen oder den
Ausdruck von Erstaunen, wenn sie
überrascht sind. Deshalb ist es ein
unbeschreibliches Gefühl, wenn ich
nach zwei Stunden Dirigat über die
Brücke auf die Seebühne gehe und
endlich mein Publikum sehen kann.
einer Oper wie Madame Butterfly
brauchen die Sänger:innen ein paar
Tage, um sich von dieser Höchstleistung
zu erholen. Tatsächlich
führt das manchmal zu komplizierten
Situationen, weil ich versuche,
die Butterfly jedes Mal auf die
gleiche Weise zu dirigieren. Aber
jeder Sänger, jede Sängerin hat eine
eigene Persönlichkeit und das führt
zu kleinen Veränderungen. Bei drei
unterschiedlichen Besetzungen
erwartet man Unerwartetes. Das erfordert
jede Sekunde eine unglaublich
hohe Konzentration.
Gab es für Sie während der Butterfly-
Proben trotz Ihrer umfangreichen
Erfahrungen neue Erkenntnisse?
Was ist für Sie der größte Unterschied
zwischen der Seebühne und
einem klassischen Opernhaus?
Wie das Publikum weiß, sind Dirigent:in
und Orchester während des
Die Hauptrollen bei dem Spiel
auf dem See sind dreifach besetzt.
Ist das für Sie stressig?
Für das Festival ist es eine Notwendigkeit,
dreifach zu besetzen. Nach
Bei einer neuen Produktion gibt
es immer Überraschungen! Eine
neue Produktion entspringt einer
kontinuierlichen Zusammenarbeit
von Regie und musikalischer Leitung
und die Regie kann Interpretationsideen
mitbringen, die ich mir
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