26.07.2023 Aufrufe

Festspielzeit Sommer 2023 - 2

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DAS MAGAZIN DER<br />

BREGENZER FESTSPIELE<br />

FESTSPIEL<br />

ZEIT<br />

AUSGABE 4 | BREGENZER FESTSPIELE 19. JULI – 20. AUGUST <strong>2023</strong><br />

ZAHLENSPIEL<br />

AUF DEM SEE<br />

Madame Butterfly: 360 Eimer<br />

Verputz und 24 Probentage –<br />

ein Einblick in Zahlen<br />

»ES GIBT KEINE<br />

EINFACHEN LÖSUNGEN«<br />

Dirigent Walter Kobéra<br />

im Interview zur Uraufführung<br />

von Die Judith von Shimoda<br />

VON LEBENSFREUDE<br />

BIS ZU TIEFER TRAUER<br />

Wenn südafrikanische<br />

Beerdigungsgesänge und Mozarts<br />

Requiem aufeinandertreffen


10<br />

»Es gibt keine<br />

einfachen Lösungen<br />

für komplexe Dinge«<br />

Dirigent Walter Kobéra im<br />

Interview zur Uraufführung<br />

von Die Judith von Shimoda<br />

16<br />

Goldrichtig<br />

Kady Evanyshyn schlüpft in<br />

Jules Massenets Werther in<br />

die Rolle der Charlotte<br />

INHALT<br />

4<br />

Zahlenspiel<br />

auf dem See<br />

Madame Butterfly: 360 Eimer<br />

Verputz und 24 Probentage –<br />

ein Einblick in Zahlen<br />

8<br />

Technik mit<br />

Durchblick<br />

14<br />

Bregenz spielt<br />

alle Stücke<br />

19<br />

One night in Fußach<br />

Johann Wolfgang von<br />

Goethe in Vorarlberg<br />

Der Online-Röntgenblick der<br />

Madame Butterfly-Kulisse<br />

Entdeckungen zwischen<br />

Bodensee und Pfänder<br />

9<br />

Deserta immensità –<br />

Unendliche Einsamkeit<br />

20<br />

Reich verwobene<br />

Erzählungen<br />

Fotografien des Künstlers<br />

Emanuele Scorcelletti im<br />

Foyer des Festspielhauses<br />

2<br />

Das Kunsthaus Bregenz zeigt<br />

Michael Armitage in seiner<br />

<strong>Sommer</strong>ausstellung


22<br />

Von Lebensfreude<br />

bis zu tiefer Trauer<br />

Das südafrikanische Bochabela<br />

String Orchestra spielt Zwischen<br />

Himmel und Erde<br />

26<br />

»Dass die Geigen<br />

fehlen, fällt nicht auf«<br />

Impressum<br />

BREGENZER FESTSPIELE GMBH<br />

Platz der Wiener Symphoniker 1<br />

6900 Bregenz | Austria<br />

T +43 5574 407-5<br />

www.bregenzerfestspiele.com<br />

Herausgeber Bregenzer Festspiele GmbH<br />

Intendantin Elisabeth Sobotka<br />

INHALT<br />

Der Schlagwerker und Dirigent<br />

Martin Kerschbaum über das<br />

Internationale Blasmusik-Camp<br />

Redaktion Florian Amort, Kathrin Grabher,<br />

Lisa Kloos, Axel Renner<br />

Gestaltung moodley brand identity |<br />

Bregenzer Festspiele – Kathrin Grabher<br />

Druck Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH<br />

Lektorat Thorsten Bayer Text<br />

Tex te Bregenzer Festspiele / red. (S. 4ff., S. 7) | Leica Camera<br />

(S. 9) | Ingrid Lughofer (S. 10ff.) | Bregenz Tourismus & Stadtmarketing<br />

(S. 14 f.) | Lea Fussenegger (S. 16ff., S. 25) | Alena<br />

Pardatscher (S. 26ff.) | Jürgen Thaler (S. 19 l.) | Dallmayr<br />

(S. 19 r.) | KUB / red. (S. 20f.) | Thorsten Bayer (S. 22ff.) |<br />

Florian Amort (S. 30f.)<br />

Abbildungsnachweise Anja Köhler, andereart (Titelbild –<br />

Szene aus Madame Butterfly, S. 2 l. o., S. 3 r.o., S. 4, S. 6, S. 7,<br />

S. 26, S. 28) | Emanuele Scorcelletti (S. 2 l. u., S. 9) | moodley<br />

brand identity (S. 2 m. o., S. 3 r. u., S. 12, S. 30) | Udo Mittelberger<br />

(S. 2 m. u., S. 15) | Lisa Mathis (S. 2 r. o., S. 16) | Markus Tretter<br />

(S. 2 r. u.) | Martin Lindenthal (S. 3 l. o., S. 24) | akg-images /<br />

TT News Agency / SVT (S. 3 r. u., S. 25) | Karl Forster (S. 5,<br />

S. 18) | Screenpix (S. 8) | Armin Bardel (S. 11) | Christiane<br />

Setz, visitbregenz (S. 14) | Dallmayr (S. 19) | White Cube<br />

(Theo Christelis) /Courtesy the artist and Los Angeles County<br />

Museum of Art, purchased with funds provided by Paul<br />

Attanasio (M.2022.75) / © Michael Armitage (S. 20) | Pierce<br />

van Heerden (S. 23)<br />

Erschienen im Juli <strong>2023</strong>. Es gelten die AGB<br />

sowie die Datenschutzerklärung der Bregenzer<br />

Festspiele GmbH. Änderungen vorbehalten.<br />

Wir möchten darauf hinweisen, dass uns alle<br />

Geschlechter gleich wichtig sind, selbst wenn es<br />

uns manchmal nicht gelingen sollte, dies auch<br />

schriftlich auszudrücken.<br />

25<br />

Grażyna Bacewicz<br />

Die Komponist:innen<br />

der Orchesterkonzerte<br />

30<br />

Vorschau: Bregenzer<br />

Festspiele 2024<br />

Vorverkaufstart am 2. Oktober<br />

Die QR-Codes in diesem Heft erweitern Artikel<br />

um Videos und Tonaufnahmen oder führen zu Webseiten<br />

mit weiteren spannenden Infos zum Thema.<br />

Mit diesem Link zum Beispiel gelangen Sie in die<br />

Online-Bibliothek der Bregenzer Festspiele, in der<br />

auch alle Ausgaben des Magazins »<strong>Festspielzeit</strong>«<br />

zu finden sind.<br />

bregenzerfestspiele bregenzfestival<br />

3


ZAHLENSPIEL<br />

AUF DEM SEE<br />

26 Mal wird es in diesem <strong>Sommer</strong> gezeigt:<br />

das Spiel auf dem See Madame Butterfly.<br />

Ein Einblick in Zahlen.<br />

4


26 Mal<br />

MADAME BUTTERFLY<br />

innerhalb von 33 Tagen zeigen<br />

die Bregenzer Festspiele in<br />

diesem <strong>Sommer</strong> Madame Butterfly.<br />

Um die Solist:innen zwischen den<br />

Aufführungen zu schonen, sind<br />

gleich vier große Partien dreifach<br />

besetzt: Cio-Cio-San (genannt<br />

Butterfly), Suzuki, B. F. Pinkerton<br />

und Sharpless. Die Mehrfachbesetzung<br />

ist auch nötig, um<br />

mögliche krankheitsbedingte<br />

Ausfälle abzufangen.<br />

339 Seiten<br />

umfasst die Bregenzer Madame-<br />

Butterfly-Partitur. Die Grundlage<br />

bildet Giacomo Puccinis zweite<br />

Fassung von 1904, die insgesamt<br />

368 Seiten hat – in Bregenz wurde<br />

die Musik also ein wenig gekürzt.<br />

Das Spiel auf dem See dauert<br />

üblicherweise rund zwei Stunden,<br />

entsprechend werden die Werke<br />

oftmals etwas angepasst.<br />

69 Musiker:innen<br />

spielen bei Madame Butterfly im<br />

Orchester der Wiener Symphoniker.<br />

Die musikalische Leitung verantworten<br />

der Conductor in Residence,<br />

Enrique Mazzola, sowie die Dirigentin<br />

Yi-Chen Lin.<br />

24 Tage<br />

Zeit haben die Mitwirkenden für<br />

die szenischen Proben von Madame<br />

Butterfly. Ab Mitte Juni probieren<br />

Sänger:innen, Statist:innen und<br />

Techniker:innen fast täglich für<br />

den großen Premierentag, zunächst<br />

nur mit Klavierbegleitung bis zur<br />

Klavierhauptprobe. In der letzten<br />

Probenwoche stoßen die Wiener<br />

Symphoniker zu den Bühnenorchesterproben<br />

dazu. Bei der Orchesterhauptprobe<br />

wird erstmals Publikum<br />

anwesend sein: Die Young People’s<br />

Night begeistert alljährlich bis zu<br />

6.000 Kinder und Jugendliche.<br />

5<br />

97 Minuten<br />

Bühnenpräsenz während der<br />

gesamten Aufführungsdauer von<br />

120 Minuten: Cio-Cio-San ist<br />

während der Vorstellung fast<br />

durchgehend auf der Bühne<br />

zu sehen.<br />

3 Stunden<br />

vor Beginn der Aufführung<br />

verwandelt sich die Sängerin der<br />

Madame Butterfly in ihre Rolle.<br />

In der Maske wird sie geschminkt<br />

und erhält nach Bedarf ihre Perücke<br />

oder Haarteile, die Kostümabteilung<br />

hilft beim Ankleiden.


10 Sekunden<br />

haben die Darsteller:innen der<br />

Geishas Zeit, hinter der Bühne ihre<br />

Schuhe zu wechseln. Ganz oben<br />

am Rand des Papierbilds treten sie<br />

auf und schreiten in luftiger Höhe<br />

mit ihren roten Schirmen über<br />

die Bühne. Dazu werden die Statist:innen<br />

mit Gurten gesichert<br />

und tragen feste Schuhe.<br />

Während die letzten Geishas oben<br />

hinter dem Papierbild verschwinden,<br />

treten die ersten auf der Bühnenfläche<br />

unten wieder auf. Damit<br />

das funktioniert und der Eindruck<br />

entsteht, die Reihe der Geishas sei<br />

so lange wie das Bühnenbild hoch,<br />

müssen die Darsteller:innen schnell<br />

sein: 99 Stufen müssen sie hinter<br />

der Bühne hinunterlaufen, die zum<br />

Kostüm passenden Plateau-Schuhe<br />

anziehen – und dann wieder in Ruhe<br />

und elegant die Bühne betreten.<br />

120 Cues<br />

für Licht, Video, Bühnentechnik und<br />

szenische Einsätze verantwortet<br />

die Inspizienz bei Madame Butterfly.<br />

Ein:e Inspizient:in koordiniert den<br />

gesamten künstlerischen Ablauf<br />

der Aufführung und fungiert als<br />

Bindeglied zwischen Kunst und<br />

Technik. Ein Cue ist ein Stichwort<br />

oder ein Signal, das den Mitwirkenden<br />

vor und hinter der Bühne ihren<br />

Einsatz anzeigt. Die Cues werden<br />

im Laufe der Proben von Regie<br />

und Technik festgelegt.<br />

370.000 Watt<br />

beträgt die Gesamtleistung der<br />

340 Lautsprecher beim Spiel auf<br />

dem See. Davon sind 45 im Bühnenbild<br />

verborgen, 25 sind in den<br />

Tontürmen installiert und weitere<br />

270 im Zuschauerraum. Sie ermöglichen<br />

auf der offenen Tribüne einen<br />

hochqualitativen Raumklang wie in<br />

einem Konzerthaus und geben die<br />

Stimmen der Sänger:innen immer<br />

an jener Position wieder, an der sie<br />

auf der großen Bühne auch zu sehen<br />

sind. Das Tonsystem BOA (Bregenz<br />

Open Acoustics) begeisterte bei<br />

seiner Einführung vor 17 Jahren<br />

gleichermaßen Publikum und Fachwelt.<br />

In einem mehrjährigen Prozess<br />

wurde es zu BOA 2.0 weiterentwickelt.<br />

Das für Madame Butterfly<br />

erarbeitete Sounddesign stammt<br />

von Alwin Bösch und Clemens<br />

Wannemacher in enger Abstimmung<br />

mit Dirigent Enrique Mazzola.<br />

2.400 Meter<br />

Stoff wurden in den Werkstätten<br />

der Bregenzer Festspiele mit rund<br />

10.000 Meter Faden und 600 Druckknöpfen<br />

zu 120 Kostümen verarbeitet.<br />

Auch Hüte werden vor Ort<br />

gefertigt. Seit 2020 ist die Kostümabteilung<br />

der Bregenzer Festspiele<br />

eine Ganzjahresabteilung mit acht<br />

Mitarbeiter:innen – im <strong>Sommer</strong><br />

kommen 30 weitere dazu.<br />

360 Eimer<br />

Verputz verbrauchte das Kaschurteam,<br />

um das 1.340 Quadratmeter<br />

große Blatt zu grundieren. Das<br />

Bühnenbild wurde aus 117 einzelnen<br />

Elementen wie ein großes Puzzle<br />

zusammengesetzt, verfugt, mit<br />

Fassadenputz kaschiert und anschließend<br />

mit japanisch anmutenden<br />

Motiven bemalt. Zusammen mit<br />

der Trägerkonstruktion aus Stahl<br />

und Holz wiegt das Bühnenbild rund<br />

300 Tonnen.<br />

Die Hauptsponsoren<br />

wünschen gute Unterhaltung.<br />

6


54 Fächer<br />

sind bei Madame Butterfly als<br />

Requisiten im Einsatz. Nach einer<br />

Choreographie von Lucy Burge<br />

verstärken sie die Bewegungen<br />

der Spirits und Geishas.<br />

7


TECHNIK MIT<br />

DURCHBLICK<br />

SPIEL AUF DEM SEE<br />

MIT DEM ONLINE-RÖNTGENBLICK DER BREGENZER<br />

FESTSPIELE LASSEN SICH DIE TECHNISCHEN RAFFINESSEN<br />

DER MADAME BUTTERFLY-KULISSE ERKUNDEN<br />

Die Bregenzer Festspiele<br />

laden erneut zu einer faszinierenden<br />

Entdeckungstour<br />

in und unter die Seebühne:<br />

Mit dem Online-Röntgenblick auf<br />

vtour.bregenzerfestspiele.com<br />

lässt sich der Aufbau des Papierbilds<br />

für Madame Butterfly von der<br />

Außenhülle aus Fassadenputz<br />

über die Trägerkonstruktion aus<br />

Holz und Stahl bis zu den Unterwasser-Einrichtungen<br />

Schicht für<br />

Schicht entblättern. Auch sämtliche<br />

Leitungen für Strom, Zu- und Abwasser<br />

lassen sich einblenden.<br />

VIRTUELL ERWEITERTE<br />

REALITÄT<br />

Ein großes Puzzle aus Stahl, Holz, Styropor und Verputz: Der Röntgenblick offenbart,<br />

was dem Publikum normalerweise verborgen bleibt.<br />

Besonders spannend ist der Röntgenblick<br />

am Handy direkt vor Ort:<br />

Wer auf der Tribüne Platz nimmt<br />

und das Smartphone auf die Bühne<br />

richtet, kann sowohl auf die echte<br />

Opernkulisse blicken als auch gleichzeitig<br />

in sie hinein. Der Bildschirm<br />

zeigt dynamisch jeweils jenen Teil<br />

der Bühne, auf den das Handy gerichtet<br />

wird. So kann man sich vom<br />

obersten Punkt in 23,2 Metern Höhe<br />

bis ganz nach unten zu den Unterwasserkonstruktionen<br />

bewegen.<br />

Die unterschiedlichen Ebenen des<br />

Röntgenblicks sind mit Info-Punkten<br />

versehen, die Details zu den einzelnen<br />

Bestandteilen liefern.<br />

FÜHRUNGEN HINTER<br />

DIE KULISSEN<br />

Für alle, die das Bühnenbild<br />

gerne nicht nur virtuell erkunden<br />

möchten, bieten Führungen die<br />

Möglichkeit, die größte Seebühne<br />

der Welt einmal selbst zu betreten.<br />

Interessierte erfahren außerdem<br />

Wissenswertes über den Spielbetrieb,<br />

die Geschichte der Bregenzer<br />

Festspiele und die Inszenierung<br />

von Madame Butterfly. Karten für<br />

die täglich mehrmals stattfindenden<br />

Führungen sind im Webshop der<br />

Bregenzer Festspiele und im Ticket<br />

Center erhältlich.<br />

Hier geht es direkt<br />

zum Röntgenblick<br />

und mitten hinein<br />

ins Bühnenbild von<br />

Madame Butterfly:<br />

8


AUSSTELLUNG IM FOYER<br />

DESERTA IMMENSITÀ –<br />

UNENDLICHE EINSAMKEIT<br />

DIE BREGENZER FESTSPIELE UND LEICA PRÄSENTIEREN<br />

FOTOGRAFIEN VON EMANUELE SCORCELLETTI<br />

Diese einmalige Ausstellung<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

der Leica Galerie Wien<br />

ist das Ergebnis einer fesselnden<br />

Begegnung des Künstlers Emanuele<br />

Scorcelletti mit Giacomo Puccinis<br />

Oper Madame Butterfly, welche<br />

er in eine zarte und verschleierte<br />

Erzählung verwandelte.<br />

Das zentrale Element der fotografischen<br />

Erzählung ist die weibliche<br />

Figur, die durch Musik und<br />

Text auf einfühlsame Weise dargestellt<br />

wird. In drei Akten werden<br />

die verschiedenen Nuancen des<br />

»Verlustdramas« erkundet.<br />

Im ersten Akt konzentriert sich<br />

Emanuele Scorcelletti auf den<br />

Mut der Protagonistin, ihre Kultur,<br />

Traditionen und Identität aufzugeben,<br />

um sich vollständig dem<br />

Anderen hinzugeben. Das vorherrschende<br />

Element in diesem Akt<br />

ist die Erde.<br />

Im zweiten Akt wird das zerreißende<br />

und fließende Gefühl<br />

des Wartens eingefangen, die<br />

Momente, in denen undefinierte<br />

Gefühle die Seele der Protagonistin<br />

beherrschen, während sie auf eine<br />

Rückkehr wartet. Es treten die<br />

wiederkehrenden natürlichen<br />

Elemente Wasser und Luft auf.<br />

Im dritten Akt verschwindet und<br />

brennt alles nieder. Die Protagonistin<br />

wird sich bewusst, dass die<br />

Rückkehr niemals geschehen wird,<br />

opfert sich aus Liebe und geht dem<br />

9<br />

Tod entgegen. In dieser Phase lösen<br />

sich die Bilder auf und beschwören<br />

das Element Feuer herauf.<br />

Die dargestellten Fotos besitzen<br />

keine klare Trennung, sondern<br />

vereinen sich und interagieren<br />

miteinander. Die Elemente Feuer,<br />

Wasser, Luft und Erde überlappen<br />

und vermischen sich und nehmen<br />

ähnliche Formen an, ohne sich<br />

jedoch vollständig voneinander zu<br />

lösen. Diese visuelle Symbolik betont<br />

die Einheit und Verbindung der<br />

verschiedenen Aspekte des Werkes.<br />

Die Ausstellung findet während<br />

der Bregenzer Festspiele im<br />

Foyer des Festspielhauses statt.<br />

Der Eintritt ist kostenlos.


WERKSTATTBÜHNE<br />

»ES GIBT<br />

KEINE EINFACHEN<br />

LÖSUNGEN<br />

FÜR KOMPLEXE<br />

DINGE«<br />

Walter Kobéra ist einer der führenden Dirigenten zeitgenössischen Musiktheaters<br />

und prägte durch sein Schaffen das Wiener Musikleben entscheidend mit.<br />

Im Interview spricht der musikalische Leiter und Intendant der Neuen Oper Wien<br />

über die Uraufführung von Fabián Panisellos Die Judith von Shimoda,<br />

gesellschaftliche Ausbeutung und unbequeme Klimakleber:innen.


11<br />

DIE JUDITH VON SHIMODA


Herr Kobéra, seit 1991 sind<br />

Sie musikalischer Leiter<br />

der Neuen Oper Wien, seit<br />

1993 auch ihr Intendant. Ist sie<br />

Ihr Lebensprojekt?<br />

WERKSTATTBÜHNE<br />

Walter Kobéra: Die Neue Oper Wien<br />

ist zu meinem Lebensprojekt geworden,<br />

ich habe das so nicht geplant.<br />

Ich bin eigentlich oft irgendwo hineingerutscht.<br />

Nach der Matura war<br />

es das Studium der Theologie und<br />

Germanistik, gleichzeitig durfte ich<br />

in verschiedenen Wiener Orchestern<br />

substituieren, was sich auch eher<br />

überraschend ergab. Daraus folgte<br />

das Engagement als Geiger beim<br />

Niederösterreichischen Tonkünstler-Orchester<br />

und parallel das Dirigieren.<br />

Und Wolfgang Amadeus<br />

Mozarts Idomeneo. In den 80er-Jahren<br />

war diese Oper quasi unbekannt.<br />

Nikolaus Harnoncourt hat sie in<br />

Zürich herausgebracht und als ich<br />

sie auf Schallplatte hörte, war ich<br />

begeistert und führte sie konzertant<br />

auf. Olivier Tambosi [der in<br />

Bregenz zuletzt Arrigo Boitos Nero<br />

inszenierte] saß im Publikum und<br />

sprach mich danach auf eine szenische<br />

Umsetzung an. So machten wir<br />

1993 den Idomeneo im Jugendstiltheater<br />

in Wien. Ich liebe das unmittelbare<br />

Theater und deshalb bauten<br />

wir später für Alban Bergs Lulu in<br />

der Messehalle – heute die Halle E<br />

im Wiener MuseumsQuartier – eine<br />

Zirkusarena. Der Journalist Karl<br />

Löbl prägte dafür den Ausdruck<br />

»sinnlich-hautnah« und das wurde<br />

uns zum Antrieb. Die drei Säulen<br />

der Neuen Oper Wien sind Uraufführungen,<br />

Österreichische Erstaufführungen<br />

und vergessene oder zu<br />

wenig gespielte Werke. Letztere<br />

durchaus im Zeichen der Nachhaltigkeit.<br />

Kompositionen sollen mehrfach<br />

aufgeführt werden, natürlich in<br />

unterschiedlichen Lesarten.<br />

Eine Uraufführung gibt es auch bei<br />

den Bregenzer Festspielen zu sehen:<br />

Die Judith von Shimoda. Die Geisha<br />

und Sängerin Okichi muss den<br />

ersten US-amerikanischen Konsul in<br />

Japan besänftigen, um den Beschuss<br />

der Stadt Shimoda zu verhindern.<br />

Danach wird sie von der Gesellschaft<br />

verstoßen. Was ist für Sie das zentrale<br />

Thema der Oper?<br />

Mir geht es darum zu zeigen, wie<br />

unsere Gesellschaften agieren, dass<br />

sie Menschen immer für ihre Zwecke<br />

missbrauchen, instrumentalisieren,<br />

und diese nach erfolgreicher Tätigkeit<br />

wieder fallenlassen und nicht<br />

einmal mehr in das Umfeld und die<br />

Umstände zurückschicken, wo man<br />

sie herausgeholt hat, sondern sie<br />

degradieren. Das zeigt die dunkle<br />

Seite des Menschen.<br />

Darüber hinaus ist in diesem Stück<br />

die instrumentalisierte Person eine<br />

Frau, und mit Frauen wird das ohnehin<br />

gerne gemacht. Sie stammt aus<br />

einer gewissen gesellschaftlichen<br />

Schicht, die man gerne benützt, aber<br />

mit der man eigentlich nichts zu<br />

tun haben will. Weil sie gesellschaftlich<br />

nicht opportun ist. Ich verallgemeinere<br />

hier, denn Geishas hatten<br />

natürlich einen bestimmten Stellenwert.<br />

Doch auch sie wird ins Elend<br />

gestürzt, sodass sie dem Alkohol<br />

verfällt und stirbt.<br />

Das Stück beruht auf einem Schauspiel<br />

von Yamamoto Yūzō, bearbeitet<br />

von Bertolt Brecht und Hella<br />

Wuolijoki – und einer wahren Begebenheit.<br />

Hat Okichi eine Heldentat<br />

vollbracht?<br />

Brecht schrieb, es ist eine japanische<br />

Judith, wobei ich die biblische Judith<br />

in einer anderen gesellschaftlichen<br />

Rolle sehe. Okichi erwähnt mitten<br />

im Stück, dass sie aus Patriotismus<br />

gehandelt hat. Das war ihr einziger<br />

Beweggrund. Im Gegensatz zu ihrem<br />

Verlobten, der den ökonomischen<br />

Vorteil aus der Situation zu ziehen<br />

versucht. Trotzdem wird ihr Han-<br />

12


deln in keinster Weise honoriert.<br />

Man nimmt gerne, aber wenn es<br />

unbequem wird, wollen wir doch<br />

nichts damit zu tun haben. Wie bei<br />

der Klimakrise. Ich bin frustriert,<br />

aber, hm, missen will ich vieles dann<br />

doch nicht. Um bei dem Beispiel<br />

zu bleiben: Die Klimakleber:innen<br />

können auch von unterschiedlichsten<br />

Richtungen instrumentalisiert<br />

werden. Es ist schwierig, wie bei<br />

der Judith von Shimoda, denn es<br />

gibt keine einfachen Lösungen für<br />

komplexe Dinge. Weder Brecht noch<br />

wir können Lösungen aufzeigen,<br />

sondern nur die Problematik als<br />

Thema unserer Gesellschaft ins<br />

Bewusstsein rücken.<br />

Ich gehe davon aus, dass das Stück<br />

weder zeitlich noch örtlich festgelegt<br />

ist, oder anders ausgedrückt:<br />

Es sind keine Kimonos auf der<br />

Bühne zu sehen.<br />

Wir sehen das Thema tatsächlich<br />

universell, es ist nicht auf den<br />

asiatischen Kulturkreis beschränkt.<br />

Und während bei der thematisch<br />

ähnlichen Madame Butterfly die<br />

Arroganz des Westens mitschwingt,<br />

gibt es hier eine Rahmenhandlung,<br />

in der vier Theatergäste über das<br />

Stück diskutieren. Sie sind emotional<br />

betroffen und fragen immer<br />

weiter nach, was aus Okichi wurde.<br />

Das könnte man auch als Gewissen<br />

bezeichnen.<br />

ist völlig egal. Einzig das Resultat<br />

zählt. Das kleine Zeitfenster ihres<br />

Zusammenseins mit dem Konsul<br />

wird heroisiert, aber dass sich<br />

dahinter eine menschliche Tragödie<br />

abspielt, ist nicht interessant. Okichi<br />

ist Geisha und Sängerin und am<br />

Ende taucht ein Straßensänger auf,<br />

wie eine Art Spiegel. Er singt eine<br />

Ballade über sie, die sich verändert,<br />

eine Metamorphose passiert.<br />

Der Komponist der Oper ist Fabián<br />

Panisello. Er studierte in Buenos<br />

Aires und Salzburg. Wie klingt die<br />

Musik? Gibt es spezielle Effekte<br />

oder Instrumente?<br />

Fabián verwendet Klangfarben und<br />

rhythmische Raffinessen, die eine<br />

bestimmte Sogwirkung entfalten.<br />

In der Rahmenhandlung spielt Elektronik<br />

eine große Rolle. Fabián nahm<br />

beispielsweise Bonshō-Glocken<br />

aus Japan auf, die er im Studio verfremdet<br />

hat und die alle Intermezzi<br />

begleiten. Ferner setzt er Verzögerungen<br />

und Wiederholungen ein<br />

und erreicht eine tiefe musikalische<br />

Raumwirkung, die das Publikum mitnimmt,<br />

in gewisser Weise umarmt.<br />

Außerdem wendet er im – übrigens<br />

herzzerreißenden – Epilog eine<br />

Technik an, die er als »Doppelgänger«<br />

bezeichnet. Während live<br />

gespielt wird, hört man zeitgleich,<br />

elektronisch und komprimiert, die<br />

ganze Oper.<br />

am Ende ist nicht veristisch, oder<br />

eigentlich doch veristisch.<br />

Ein <strong>2023</strong>-Verismo?<br />

Genau! Da haben wir nun vom<br />

Ausdruck her einen Bezugspunkt<br />

zur Madame Butterfly gefunden,<br />

in der Puccini zahlreiche Elemente<br />

des Verismo verwendet. Okichi und<br />

Butterfly verbindet ihre Opferbereitschaft.<br />

Butterfly scheitert an diesen<br />

unüberbrückbaren gesellschaftlich<br />

festgefahrenen Strukturen. Bei Judith<br />

geht es weniger um den Konflikt<br />

zwischen den Vereinigten Staaten<br />

und Japan, das ist nur der Auslöser.<br />

Das Drama spielt sich innerhalb der<br />

geschlossenen Gesellschaft ab, was<br />

das Stück so zeitlos macht.<br />

WERKSTATTBÜHNE<br />

DIE JUDITH VON SHIMODA<br />

Fabián Panisello<br />

Musikalische Leitung<br />

Walter Kobéra<br />

Insze nie rung Philipp M. Krenn<br />

Bühne | Kostüme | Video<br />

Susanne Brendel<br />

Wiener Kammerchor<br />

amadeus ensemble-wien<br />

PREMIERE<br />

17. August <strong>2023</strong> – 20.00 Uhr<br />

DIE JUDITH VON SHIMODA<br />

Es scheint doppelt paradox zu sein:<br />

Okichi befolgt eine Anweisung,<br />

wird instrumentalisiert und danach<br />

folgen Ächtung, Abstieg und Absturz.<br />

Parallel dazu wird ein Lied<br />

auf ihre Tat gesungen, sie wurde<br />

zur Legende, während sie verarmt<br />

und alkoholkrank vor der Vernichtung<br />

steht.<br />

Auch das ist eine weitere Facette<br />

von Instrumentalisierung, wo die<br />

Mächtigen alles so drehen, um selbst<br />

in einem positiven Licht zu stehen.<br />

Nach dem Motto: Wir haben alles<br />

richtig gemacht, denn Okichi ist<br />

eine Legende. Aber wie es ihr geht,<br />

In der eigentlichen Handlung treten<br />

Singstimmen direkt mit einem<br />

Instrument in Dialog. Generell gesagt<br />

reicht das Klangvokabular der<br />

Sänger:innen von Gesprochenem<br />

und Geflüster über Sprechgesang bis<br />

zu halb oder voll Ausgesungenem.<br />

Der Tonumfang ist extrem erweitert.<br />

Das alles ist aber nicht Selbstzweck,<br />

sondern dient der Verständlichkeit<br />

der Figuren. Fabián Panisello<br />

kreiert unglaubliche Klangerlebnisse,<br />

er schafft es, dass wir allein<br />

über die Klänge und den Sound eine<br />

Geschichte erzählt bekommen. Dennoch<br />

kommt seine komplexe Musik<br />

komplett leicht daher, man wird<br />

mitgerissen. Selbst das Lamento<br />

VORSTELLUNG<br />

19. August – 20.00 Uhr<br />

Werkstattbühne<br />

DER PODCAST DER<br />

BREGENZER FESTSPILEE<br />

HÖR-SPIELE<br />

In der neusten Folge geht es um<br />

Giacomo Puccinis Madame<br />

Butterfly und Fabián Panisellos<br />

Die Judith von Shimoda.<br />

13


14


BREGENZ SPIELT<br />

ALLE STÜCKE<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN BODENSEE UND PFÄNDER<br />

Ausstellung, Konzert,<br />

Theater oder Festival-<br />

Besuch? Für Kulturinteressierte<br />

hat Bregenz beachtlich viel zu<br />

bieten. Das vorarlberg museum beeindruckt<br />

mit seinen Ausstellungen<br />

und der Fassade: Über 16.000 Blüten<br />

aus Beton schmücken den Bau, der<br />

gekonnt Altes mit Neuem verbindet.<br />

Wenige Meter daneben steht das<br />

Kunsthaus Bregenz (KUB), gebaut<br />

nach Plänen des Schweizer Architekten<br />

Peter Zumthor. Das KUB<br />

zählt zu den führenden Ausstellungshäusern<br />

für zeitgenössische<br />

Kunst in Europa. Besuchenswert<br />

sind auch die zahlreichen Galerien<br />

der Stadt.<br />

BREGENZ ERLEBEN<br />

Theater spielen rund ums Jahr<br />

das Vorarlberger Landestheater<br />

und das Theater KOSMOS, das sich<br />

der neuen Theaterliteratur widmet.<br />

Bekannte Orchester gastieren bei<br />

den »Bregenzer Meisterkonzerten«<br />

im Festspielhaus.<br />

GENUSS-REPERTOIRE<br />

Typisch österreichisch, französisch,<br />

italienisch, mit Hauben gekrönt,<br />

Kaffee oder Eis, ein Cocktail im<br />

Sonnenuntergang? In Bregenz lässt<br />

sich gut eine kulinarische Weltreise<br />

unternehmen – mit bodenständigen<br />

Akzenten. Die Köch:innen beziehen<br />

ihre Zutaten zum großen Teil aus<br />

Vorarlberg und dem Bodenseeraum.<br />

Wer sich über das Sortiment ein Bild<br />

machen will, schaut sich auf einem<br />

Die autofreie Bregenzer Innenstadt lädt zum Bummeln und Verweilen ein.<br />

der Wochenmärkte um. Im Frühling<br />

und <strong>Sommer</strong> gibt es zahlreiche Möglichkeiten,<br />

draußen zu speisen: mitten<br />

im Geschehen in der Fußgängerzone<br />

der Innenstadt, in schattigen<br />

Gastgärten, mit Bodensee-Blick.<br />

STADT-SZENERIE<br />

Durch Bregenz zu schlendern, ist ein<br />

Genuss. Seit 2022 ist die Innenstadt<br />

weitgehend autofrei. In die Vergangenheit<br />

entführt ein Abstecher in<br />

die Oberstadt. Dort sind die ältesten<br />

Häuser und Teile von Stadtmauern<br />

sichtbar. Hoch ragt das Wahrzeichen<br />

der Stadt empor: der Martinsturm<br />

mit seiner barocken Zwiebelhaube.<br />

Im Turm sind Ausstellungen<br />

zu sehen. Einen Besuch wert sind<br />

auch die kleinen, feinen Geschäfte.<br />

Von Mode bis hin zu Spezialist:innen<br />

für innovatives Handwerk,<br />

Literatur, Brot und Süßes spannt<br />

sich der Bogen.<br />

Südliches Flair umfängt Spaziergänger:innen<br />

und Radfahrer:innen<br />

am Bodensee. Beliebte Treffpunkte<br />

sind das Strandbad, die aus Holz<br />

gebaute »Mili« und die frei zugänglichen<br />

Badeplätze. Vom Hafen Bregenz<br />

steuern die Schiffe Ziele rund<br />

um den Bodensee an. Wunderschöne<br />

See- und Bergblicke öffnen sich<br />

vom Pfänder. Den Gipfel erreicht<br />

man sportlich zu Fuß oder bequem<br />

mit der Pfänderbahn.<br />

15


OPERNSTUDIO AM KORNMARKT<br />

GOLDRICHTIG<br />

DIE KANADISCHE MEZZOSOPRANISTIN KADY EVANYSHYN SCHLÜPFT<br />

IN JULES MASSENETS WERTHER IN DIE ROLLE DER CHARLOTTE.<br />

DIE OPER BASIERT AUF JOHANN WOLFGANG VON GOETHES BRIEFROMAN<br />

DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER. IM INTERVIEW VERRÄT SIE,<br />

MIT WELCHEN HERAUSFORDERUNGEN SIE KONFRONTIERT IST, WER<br />

CHARLOTTE FÜR SIE IST UND WARUM DAS BREGENZER OPERNSTUDIO<br />

FÜR SIE GENAU DER RICHTIGE ORT ZUR RICHTIGEN ZEIT IST.


Die meisten Menschen im<br />

deutschsprachigen Raum<br />

begegnen Werther zum ersten<br />

Mal in der Schulzeit. Sie sind in<br />

Kanada aufgewachsen: Liest man<br />

dort die Werke von Goethe?<br />

Kady Evanyshyn: Nein, Goethes<br />

Literatur ist in Kanada nicht so<br />

bekannt, aber man kennt ihn natürlich<br />

schon in Bezug auf die Literaturgeschichte.<br />

Sein Schaffen hatte<br />

Einfluss auf viele nachfolgende Geschichten<br />

und man merkt sein Wirken<br />

noch heute. Mittlerweile habe<br />

ich zur Vorbereitung Die Leiden des<br />

jungen Werther gelesen. Ich verstehe<br />

nun besser, warum es in der Schule<br />

gelesen werden soll: Die Sprache ist<br />

nicht besonders kompliziert und die<br />

Gefühle sind leicht nachvollziehbar.<br />

Was waren Ihre Gefühle, nachdem<br />

Sie den Briefroman gelesen hatten<br />

und wussten, dass Sie in die Rolle der<br />

Charlotte schlüpfen werden?<br />

Ich habe beim Lesen alles unterstrichen,<br />

was Werther über Charlotte<br />

sagt, denn sie hat im Buch keine<br />

persönliche Perspektive. Für mich<br />

waren zwei Dinge sehr interessant.<br />

Zuerst: Goethes Stil ist so angenehm<br />

zu lesen. Wie er die Natur<br />

beschreibt, ist so detailliert, es fühlt<br />

sich an, als könnte man wirklich alles<br />

sehen. Zweitens: Werther ist sofort<br />

komplett verliebt in Charlotte und<br />

man sieht, dass alles, was sie macht,<br />

in seinen Augen perfekt ist. Aber<br />

zwischen den Zeilen erkennt man<br />

auch die Zweifel, die sie hat: ob sie<br />

eine gute Mutter für die Kinder ist<br />

und Albert richtig liebt. Man muss<br />

sich wirklich auf die Gefühle einlassen<br />

und nicht einfach nur lesen.<br />

Charlotte ist im Libretto zu<br />

Massenets Oper Werther viel<br />

präsenter als bei Goethe.<br />

Wie ist sie dort charakterisiert?<br />

Sie ist sehr jung. Und sie hat als<br />

Halbwaise die Mutterrolle für ihre<br />

Geschwister übernommen. Das ist<br />

für mich ehrlich gesagt eine schwierige<br />

Rolle zu spielen. Als junge Frau<br />

wollte sie vielleicht einfach frei sein,<br />

aber sie muss für vieles Verantwortung<br />

übernehmen. Im ersten Akt<br />

sieht man diese Augenblicke, in<br />

denen sie wirklich frei ist: beispielsweise,<br />

als sie auf den Ball geht. Aber<br />

dann ist sie auf einmal wieder allen<br />

und allem verpflichtet. In Bezug<br />

auf Werther ist es nicht anders:<br />

Vielleicht ist Charlotte zuerst ein<br />

bisschen in ihn verliebt. Aber am<br />

Ende will er so viel von ihr. Und ich<br />

glaube – und deswegen ist für mich<br />

die Geschichte so tragisch –, sie<br />

denkt, sie sei schuld an seinem Tod.<br />

Sie haben erwähnt, Charlotte sei<br />

eine schwierige Rolle. Gibt es abseits<br />

des Romans und des Librettos Dinge,<br />

die Ihnen in der Vorbereitung geholfen<br />

haben?<br />

Es ist ein Prozess. Während meines<br />

Studiums an der Hochschule habe<br />

ich die Methode nach Konstantin<br />

Stanislawski erlernt, einem russischen<br />

Regisseur und Theoretiker,<br />

der Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

das Theaterspiel reformierte und<br />

von Schauspieler:innen die intellektuelle<br />

Identifizierung mit einer Rolle<br />

forderte: Was ist der Hintergrund<br />

und das Hindernis von Charlotte?<br />

Ich habe viel darüber nachgedacht.<br />

Für mich kommt Inspiration von allem:<br />

Ich kann nicht genau sagen, ich<br />

habe dies oder jenes zur Vorbereitung<br />

angeschaut oder gelesen.<br />

Ich wollte beispielsweise auch<br />

keine Videoaufzeichnungen von<br />

Werther schauen, um mich nicht<br />

beeinflussen zu lassen. Ich setze<br />

mich mit Charlottes Grenzen auseinander:<br />

Wie ist das, wenn man<br />

zu etwas »Ja« sagt und später<br />

»Nein« – was bedeutet das? Im März<br />

habe ich zudem viele Bücher gelesen<br />

über Beziehungen zwischen Mutter<br />

und Kind. Und ich habe Bezüge zu<br />

meiner Biographie gefunden: Meine<br />

Großmutter verstarb, als meine<br />

Mutter 25 Jahre alt war – und auch<br />

meine Mutter hatte eine kleine<br />

Schwester. Ihre Beziehung war<br />

also ähnlich wie jene von Charlotte<br />

und Sophie.<br />

Also gibt es in der Oper viele<br />

Themen, die in der heutigen Zeit<br />

noch Gültigkeit haben.<br />

Ja genau! Unsere Regisseurin Jana<br />

Vetten möchte mit einem feministischen<br />

Blick auf das Stück schauen.<br />

Sie setzt Charlotte ins Zentrum. Ich<br />

weiß noch nicht im Detail, was das<br />

für meine Rolle bedeutet – das gilt es<br />

während der Proben herauszufinden<br />

und ich bin sehr offen dafür.<br />

Im März gab es zur Vorbereitung<br />

eine Meisterklasse. Sie haben<br />

dort eng mit der Kammersängerin<br />

Brigitte Fassbaender zusammengearbeitet<br />

– der Charlotte des<br />

letzten Jahrhunderts schlechthin.<br />

Wie war das?<br />

Mit ihr eine ganze Woche zu arbeiten,<br />

war wunderbar – auch der frühe<br />

Termin im März war ideal. So hatten<br />

wir Zeit, alles zu verarbeiten und<br />

weiterzuentwickeln. Die Meisterklasse<br />

war einerseits sehr technisch:<br />

Brigitte Fassbaender hat uns auf<br />

schwierige Stellen hingewiesen und<br />

erklärt, worauf wir besonders achten<br />

müssen. Es gibt nicht viele, die das<br />

Stück so gut kennen wie sie. Auch<br />

die musikalischen Aspekte, die sie<br />

ansprach, waren äußerst interessant.<br />

Massenet schrieb klar und<br />

deutlich, was er im Stück wollte, aber<br />

man braucht wirklich einen feinen<br />

WERTHER<br />

17


Pinsel, um alles umzusetzen. Frau<br />

Fassbaender hat diese Feinheiten<br />

mit uns herausgearbeitet. Und ich<br />

glaube, das ist der große Unterschied<br />

zu den Vorbereitungen, die<br />

wir Sänger:innen alleine machen.<br />

Oftmals haben wir einen dicken<br />

Pinsel, weil es so viel ist, was auf das<br />

Bild gehört, das wir malen müssen.<br />

Frau Fassbaender hat Feinheiten<br />

in dieses Bild gebracht. Und in der<br />

Zwischenzeit ist es für mich noch<br />

detailreicher geworden.<br />

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT<br />

Sie konnten im März auch schon<br />

Jana Vetten, die Regisseurin,<br />

kennenlernen. Ist es eine Herausforderung,<br />

sich in ein neuartiges<br />

Konzept einzudenken? Sie sagten,<br />

es sei eine feministische Interpretation.<br />

Beschäftigt Sie das?<br />

Es ist ein Luxus, das Konzept schon<br />

so früh diskutiert zu haben. Dadurch<br />

haben wir alle mehrere Monate Zeit,<br />

uns vorzubereiten. Jana hat uns<br />

klargemacht, dass sie an die Oper<br />

Fragen hat, die (noch) nicht beantwortet<br />

sind. Und das freut mich zu<br />

hören, weil ich auch eine Person bin,<br />

die viele Fragen stellt. Eine feministische<br />

Version von Werther ist sehr<br />

gut möglich. Dem Zusammentreffen<br />

von Charlotte und Werther gilt<br />

besondere Interpretationssorgfalt.<br />

Denn wenn Charlotte allein ist, sind<br />

ihre Aussagen klar und deutlich:<br />

Sie erklärt ihre Gefühle und ihren<br />

Willen. Und diese Gefühle existieren,<br />

dafür braucht man keine feministische<br />

Lesart. Aber je mehr wir in<br />

so ein Stück, in dem das Original<br />

so sehr aus der Perspektive von<br />

Werther geschrieben ist, hineintauchen,<br />

desto wichtiger ist es<br />

herauszufinden, wer Charlotte wirklich<br />

ist. Welche Rolle spielt sie und<br />

genießt sie diese oder nicht? Wie unterscheidet<br />

sich ihr Verhalten, wenn<br />

sie nicht allein ist, von dem, wenn<br />

sie für sich ist? Gibt es eine andere<br />

Interpretation oder eine andere<br />

Seite der Geschichte? Denn in<br />

Goethes Briefroman wird nur gezeigt,<br />

was Werther sieht und glaubt.<br />

Vielleicht hat Charlotte etwas ganz<br />

anderes gemeint. Das sind einige<br />

Kady Evanyshyn und Brigitte Fassbaender bei der<br />

Meisterklasse zu Massenets Werther.<br />

meiner Fragen und ich freue mich<br />

bereits, während der Probenarbeit<br />

Antworten zu suchen.<br />

Mit Werther kommt eine schwierige<br />

Oper mit großen Rollen zur Aufführung.<br />

Ist das eine gute Wahl für<br />

junge Sänger:innen?<br />

Wir müssen – und das hat auch<br />

Frau Fassbaender gesagt – alle<br />

Acht geben, dass wir beim Singen<br />

nicht forcieren, weil es wirklich laut<br />

und emotional wird. Ich glaube, der<br />

geschützte Rahmen einer Opernstudio-Produktion<br />

ist eine sehr gute<br />

Umgebung, um aus sich herauszugehen.<br />

Die Orchesterbesetzung ist<br />

kleiner, die Bühne nicht so groß.<br />

Natürlich bin ich nervös, wer ist das<br />

nicht? Aber ich glaube, für meine<br />

Stimme und mich ist das genau die<br />

richtige Rolle zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort.<br />

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT<br />

WERTHER<br />

Jules Massenet<br />

Musikalische Leitung Claire Levacher<br />

Inszenierung Jana Vetten<br />

Bühne | Kostüme Camilla Hägebarth<br />

Kinderchor der Musikmittelschule<br />

Bregenz-Stadt<br />

Symphonieorchester Vorarlberg<br />

PREMIERE<br />

14. August <strong>2023</strong> – 19.30 Uhr<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN<br />

16., 18. & 19. August – 19.30 Uhr<br />

Theater am Kornmarkt<br />

FESTSPIELGESPRÄCHE<br />

FESTSPIELFRÜHSTÜCK 2<br />

Im gemütlichen Rahmen spricht<br />

Regisseurin Jana Vetten über ihr<br />

Leben und ihre Arbeit.<br />

Moderation: Jasmin Ölz (ORF)<br />

6. August <strong>2023</strong> – 9.30 Uhr<br />

Frühstück bereits ab 9.00 Uhr<br />

18


ONE NIGHT IN<br />

FUSSACH<br />

Sturm und<br />

Trank<br />

GOETHE IN VORARLBERG<br />

Auf einem Blatt in Goethes<br />

Nachlass findet sich ein<br />

»Tageregister einer Italienischen<br />

Reise 1786 Sept - 1788<br />

Juni«. Während Goethes Bericht<br />

über die »Italienische Reise«<br />

schon zu Lebzeiten, nämlich 1817,<br />

erschien, wurden solche Materialien<br />

erstmals in der auf 133 Bänden<br />

groß angelegten sogenannten<br />

Weimarer- oder Sophienausgabe<br />

1906 publiziert. Seit damals weiß<br />

man um Goethes Stationen jenseits<br />

seines ausformulierten Berichts,<br />

der bis zum April 1788 und<br />

zur Abreise aus Rom reicht.<br />

Auf dem nachgelassenen Blatt<br />

kann man lesen »Juni. 1. Vaduz.<br />

2. Feldkirch. Abends Busach<br />

am Bodensee«, von den Herausgebern<br />

sogleich zu »Fußach am<br />

Bodensee« korrigiert. Ob Goethes<br />

falsches Notat der geringen Aufmerksamkeit<br />

dem Ort gegenüber<br />

oder dem schwer verständlichen<br />

Dialekt geschuldet ist – es bleibt<br />

im Ungewissen.<br />

Wie kam Goethe nach Fußach<br />

im Jahr vor der Französischen<br />

Revolution? Mit seiner Begleitung,<br />

dem engen Freund Philipp<br />

Christoph Kayser, einem zur damaligen<br />

Zeit bedeutenden Komponisten<br />

und Interpreten, nahm er in<br />

Mailand den »Mailänder Boten«.<br />

Es handelte sich dabei um die Kutschenverbindung<br />

zwischen Mailand<br />

und dem Bodensee, die von der<br />

Firma Spehler und Weiss betrieben<br />

wurde. Die mehrtägige Fahrt, eine<br />

der letzten langen Etappen auf der<br />

Rückreise von Italien nach Weimar,<br />

führte nach Norden über den<br />

Splügenpass nach Chur, von dort<br />

nach Vaduz, wo man übernachtete,<br />

dann an Feldkirch vorbei nach<br />

Fußach, dem Firmensitz des Fuhrunternehmens.<br />

Dort kam man am<br />

2. Juni, einem Montag, abends an.<br />

In Fußach, einem damals bedeutenden<br />

Knotenpunkt für den<br />

Personen- und Warenverkehr am<br />

Bodensee, wurde im Gasthaus<br />

Krone im Ortszentrum übernachtet.<br />

Insgesamt bezahlte man für<br />

Fahrt und Unterkunft 122 Gulden –<br />

ein heutiger Geldwert von circa<br />

2.500 Euro. Am nächsten Tag<br />

reisten Goethe und Kayser weiter<br />

nach Romanshorn und Konstanz.<br />

Goethes Aufenthalt in Vorarlberg<br />

wird regelmäßig verhandelt,<br />

in Heimatbüchern, Radio- und<br />

Fernsehbeiträgen, Zeitungsberichten.<br />

Dem Reiz, darauf hinzuweisen,<br />

dass der bedeutendste<br />

Autor der deutschsprachigen<br />

Literatur kurz im bäuerlichen<br />

Vorarlberg weilte, konnten sich<br />

die Chronisten des Landes nicht<br />

entziehen. Goethes Durchreise<br />

birgt aber auch literarisches<br />

Potenzial. So stellt zum Beispiel<br />

der künstlerische Leiter des<br />

Theater KOSMOS, Hubert<br />

Dragaschnig, 2002 in seinem<br />

Dialekthörspiel Muttersberg –<br />

ein Flüchtlingsmonolog Goethes<br />

Aufenthalt in Vorarlberg insofern<br />

dar, als es letztlich Goethe war,<br />

der auf der Reise durch Vorarlberg<br />

vorgeschlagen hat, einen<br />

Berg im Brandnertal nach seinem<br />

Freund Friedrich Schiller zu benennen,<br />

der niemals in Vorarlberg<br />

war: den heutigen Schillerkopf,<br />

immerhin 2.006 Meter hoch.<br />

Wie hieß die »heimliche<br />

Geliebte« von Goethe?<br />

Kundige Außenstehende<br />

werden sagen: Charlotte Buff, die<br />

auch die literarische Vorlage für<br />

Die Leiden des jungen Werther<br />

bildete – den Schlüsselroman des<br />

Sturm und Drang. Goethe selbst<br />

bezeichnete »die Chemie« als seine<br />

große Liebe. Der Universalgelehrte<br />

war nicht nur ein Meister der Worte,<br />

sondern auch leidenschaftlicher<br />

Naturforscher. Mit zahlreichen Apothekern<br />

pflegte er – bei der einen<br />

oder anderen Tasse Kaffee – einen<br />

intensiven Austausch. So inspirierte<br />

Goethe einen Medizinstudenten,<br />

die wachmachende Substanz des<br />

Kaffees zu finden. 1820 isolierte<br />

dieser als Erster reines Koffein<br />

aus den Bohnen. Der eigentliche<br />

Wachmacher war entdeckt. Was für<br />

ein Genie!<br />

Sein Werk Die Leiden des jungen<br />

Werther verwandelte Jules Massenet<br />

Jahrzehnte später in eine Oper:<br />

jener berühmte französische<br />

Komponist, der zu Beginn seiner<br />

Karriere Klavier in Kaffeehäusern<br />

spielte, um seinen Lebensunterhalt<br />

zu bestreiten. Kaffee und Musik gehören<br />

also untrennbar zusammen.<br />

Dallmayr wünscht Ihnen viel<br />

Genuss und eine wunderbare<br />

<strong>Festspielzeit</strong>.<br />

PARTNER DER BREGENZER FESTSPIELE<br />

19


Seit seiner Eröffnung 1997<br />

ist das KUB mit seiner<br />

markanten Glasfassade aus<br />

Bregenz und der internationalen<br />

Kunstwelt nicht mehr wegzudenken.<br />

Nur wenige Meter vom Bodenseeufer<br />

entfernt – in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum Vorarlberger<br />

Landestheater und dem vorarlberg<br />

museum – prägt das KUB mit seinen<br />

wechselnden Ausstellungen herausragender<br />

zeitgenössischer Künstler:innen<br />

die Identität der Stadt als<br />

Zentrum für Kunst und Kultur.<br />

KUB SOMMERAUSSTELLUNG<br />

MICHAEL ARMITAGE — PATHOS AND THE TWILIGHT OF THE IDLE<br />

In der diesjährigen <strong>Sommer</strong>ausstellung<br />

zeigt das KUB Werke<br />

des 1984 in Nairobi geborenen<br />

Künstlers Michael Armitage.<br />

Er gilt als einer der wichtigsten<br />

Maler der Gegenwart und ist vor<br />

allem für seine großformatigen<br />

Darstellungen von Figuren in traumwandlerischen<br />

Landschaften<br />

bekannt. Seine Motive sind von<br />

Geschichte und tagespolitischen<br />

Ereignissen geprägt. Er beobachtet<br />

lokale Rituale und politische Kundgebungen,<br />

daneben Pflanzenwelt<br />

und Tierleben. Eine Besonderheit<br />

seiner Gemälde ist der Bildträger:<br />

Armitage nutzt die Rinde des<br />

ugandischen Feigenbaums als<br />

Malgrund. In einem aufwändigen<br />

Prozess wird sie zu einem weichen,<br />

spannbaren Stoff verarbeitet, der<br />

»Lubugo« genannt wird. Armitage<br />

vernäht die Fragmente zu beachtli-<br />

20


REICH VERWOBENE<br />

ERZÄHLUNGEN<br />

Farbstark und im Großformat: Das Kunsthaus Bregenz zeigt<br />

Michael Armitage in seiner <strong>Sommer</strong>ausstellung<br />

chen Formaten. Die Nähte bleiben<br />

unter der Malschicht sichtbar, es<br />

bilden sich Leerstellen und Narben.<br />

Die Bilder sind farbstark, wuchernd<br />

und bewegend. Ereignisse und<br />

Imaginationen verwebt Michael<br />

Armitage zu reichen Erzählungen.<br />

Pathos and the twilight of the idle ist<br />

der Titel eines Werks von 2019, das<br />

nach einer Kundgebung der größten<br />

kenianischen Oppositionspartei<br />

2017 in Nairobi entstand. In der<br />

Mitte des Bildes befindet sich eine<br />

Figur, die auf die Betrachter:innen<br />

zuschreitet. Ihre Körperhaltung<br />

vermittelt die Bereitschaft zu Anklage<br />

und Kampf. Vor ihrem Körper<br />

hängen zwei Dosen mit Tränengas.<br />

In den merkwürdig vervielfachten<br />

Händen hält sie sandfarbene<br />

Schleudern, im Hintergrund quellen<br />

unzählige Farben.<br />

Völker interessieren ihn mehr als<br />

Führer:innen, so der britischkenianische<br />

Künstler. Immer wieder<br />

findet er auch Anreize in den<br />

sozialen Medien und setzt sich mit<br />

Bildern und Videos auseinander,<br />

in denen Menschen aufgrund vermeintlicher<br />

Schwächen öffentlich<br />

verurteilt werden.<br />

KUB COLLECTION<br />

Während Armitages Werke in<br />

den oberen drei Stockwerken<br />

des KUB zu betrachten sind,<br />

findet im Erdgeschoss eine<br />

Ausstellung mit Werken von Anna<br />

Jermolaewa statt. Das KUB ist eng<br />

mit der Künstlerin verbunden,<br />

mehrere ihrer Hauptwerke befinden<br />

sich in der Sammlung. In Bregenz<br />

zeigt Anna Jermolaewa die Installation<br />

Chernobyl Safari (2014/23),<br />

Famous Pigeons (2021), sowie<br />

Dining Room (2017). Die in Sankt<br />

Petersburg geborene Künstlerin<br />

lebt und unterrichtet seit 1989<br />

in Wien und wird Österreich auf<br />

der Biennale in Venedig vertreten.<br />

Vom 24. Juli bis zum 27. August,<br />

jeweils von 21 bis 24 Uhr, werden<br />

Ausschnitte von Chernobyl Safari<br />

am Vorplatz des KUB auf Leinwand<br />

projiziert.<br />

KONZERT IM KUB<br />

Am 9. August findet im Rahmen<br />

der Bregenzer Festspiele zudem<br />

das Konzert im KUB statt. Bereits<br />

ein Jahr vor der Uraufführung des<br />

Musiktheaters, das im Rahmen<br />

des Opernateliers gerade entsteht,<br />

wird dort ein Teil der Komposition<br />

zu hören sein. Éna Brennan schrieb<br />

die Musik für die Stimme der Sopranistin<br />

Shira Patchornik, die das<br />

Festspielpublikum bereits 2019 als<br />

Tatjana in Peter I. Tschaikowskis<br />

Eugen Onegin begeisterte. Neben<br />

Brennans Neukomposition sind<br />

im Konzert außerdem Stücke von<br />

Claudio Monteverdi, Henry Purcell,<br />

Barbara Strozzi, Philip Glass,<br />

Jonathan Dove und anderen<br />

zu hören.<br />

KUB SOMMERAUSSTELLUNG<br />

MICHAEL ARMITAGE<br />

KUB COLLECTION<br />

ANNA JERMOLAEWA<br />

15. Juli – 29. Oktober <strong>2023</strong><br />

Öffnungszeiten in<br />

der Festspielsaison<br />

Montag bis Sonntag:<br />

10.00 – 18.00 Uhr<br />

Donnerstag:<br />

10.00 – 20.00 Uhr<br />

www.kunsthaus-bregenz.at<br />

KONZERT IM KUB<br />

9. August – 21.00 Uhr<br />

Sopran Shira Patchornik<br />

Countertenor Gerben van der Werf<br />

Cembalo | Orgel Rani Orenstein<br />

Werke von Éna Brennan,<br />

Claudio Monteverdi, Henry Purcell,<br />

Barbara Strozzi u. a.<br />

KUNSTHAUS BREGENZ<br />

21


VON<br />

LEBENSFREUDE<br />

BOCHABELA STRING ORCHESTRA ZU GAST<br />

BIS ZU TIEFER<br />

TRAUER<br />

DAS SÜDAFRIKANISCHE BOCHABELA STRING ORCHESTRA<br />

UND DER VORARLBERGER LANDESJUGENDCHOR VOICES BRINGEN<br />

MIT ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE MOZARTS REQUIEM UND<br />

SÜDAFRIKANISCHE BEERDIGUNGSGESÄNGE ZUSAMMEN.


ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE<br />

Ein Moment hat sich unauslöschlich<br />

in sein Gedächtnis<br />

gebrannt. »Wir saßen alle<br />

im Foyer und plötzlich benutzte<br />

jemand den Papierkorb als Trommel.<br />

Dann stimmte eine Geige ein,<br />

noch eine, ein Cello – nach wenigen<br />

Minuten war eine Wahnsinns-<br />

Jamsession im Gange. Diese jungen<br />

Menschen ›machen‹ nicht Musik,<br />

die Musik erfasst sie. Ich würde<br />

das allen Menschen in unserer<br />

Kultur wünschen, dass sie auch<br />

einmal in die Nähe dieser Erfahrung<br />

gelangen«, erzählt Klaus Christa,<br />

künstlerischer Leiter der Kammermusikreihe<br />

Pforte.<br />

Es war das Jahr 2007, er war zu<br />

Gast beim größten Kammermusikfestival<br />

in Südafrika. Als Stipendiat:innen<br />

waren auch Mitglieder<br />

des Bochabela String Orchestra<br />

1.000 Kilometer von Bloemfontein<br />

nach Stellenbosch nahe Kapstadt<br />

gereist. Christa, schon damals über<br />

ein Jahrzehnt als Professor für<br />

Viola am Vorarlberger Landeskonservatorium<br />

tätig, der heutigen<br />

Stella Vorarlberg Privathochschule<br />

für Musik, unterrichtete sie in ver-<br />

schiedenen Ensembles. Die Chemie<br />

stimmte auf Anhieb. Das galt auch<br />

für Peter Guy, den Gründer und<br />

Leiter des Mangaung String Programmes,<br />

dessen Botschafter das<br />

Bochabela String Orchestra ist.<br />

2010 wurde Christa gebeten, die<br />

künstlerische Leitung des Orchesters<br />

zu übernehmen: »Da musste<br />

ich nicht nachdenken, ich war<br />

diesen wunderbaren jungen Musiker:innen<br />

schon völlig verfallen.«<br />

VOLLER HINGEBUNG<br />

Das Mangaung String Programme<br />

richtet sich an Kinder und Jugendliche<br />

aus den Townships von Bloemfontein,<br />

Hauptstadt der Provinz<br />

Free State, und ihrer Umgebung.<br />

Wobei »Umgebung« sehr weit gefasst<br />

ist, wie Christa weiß: »Auch in<br />

einigen abgelegenen Orten der<br />

Provinz ist das Programm aktiv.<br />

Es ist berührend, mit welcher<br />

Hingabe und Begeisterung die Kids<br />

in diesen verlassenen Gegenden<br />

üben und spielen. Die Lehrer:innen<br />

nehmen jede Woche mehrstündige<br />

Autofahrten in Kauf, um diese<br />

Jugendlichen zu unterrichten.«<br />

23<br />

»<br />

Wir wollen<br />

Begegnung<br />

zwischen den<br />

Kontinenten<br />

ermöglichen,<br />

durch die sich<br />

beide Seiten<br />

bereichert<br />

fühlen.<br />

«<br />

KLAUS CHRISTA


HIMMEL UND ERDE<br />

BOCHABELA STRING ORCHESTRA ZU GAST<br />

Von Südafrika auf die Bühnen Europas: das Bochabela String Orchestra.<br />

In Europa hat das Bochabela<br />

String Orchestra viel Aufmerksamkeit<br />

geweckt, heuer geht es<br />

hier zum neunten Mal auf Tour.<br />

Rund ein Jahr nimmt die Vorbereitung<br />

in Anspruch. Klaus Christa<br />

fliegt selbst zwei- bis dreimal im<br />

Jahr nach Südafrika. Die Tourneen<br />

sind aus seiner Sicht der Motor, der<br />

das Lernen in Gang setzt: »Es ist<br />

beeindruckend, wie die Tourneen<br />

das Niveau des Orchesters nach<br />

oben gebracht haben.« In den<br />

vergangenen Jahren spielte das<br />

Ensemble ausverkaufte Konzerte<br />

beispielsweise in Wien, Hamburg<br />

und Zürich. In diesem <strong>Sommer</strong><br />

reisen 32 junge Menschen nach Bregenz.<br />

Im Festspielhaus spielen sie<br />

unter der Gesamtleitung von Gerald<br />

Wirth gemeinsam mit dem Landesjugendchor<br />

VOICES sowie weiteren<br />

Musiker:innen aus der Region. Bei<br />

der Veranstaltung Sound of Bregenz<br />

am 9. August gibt es außerdem<br />

Gratiskonzerte an verschiedenen<br />

Orten der Stadt zu erleben. Der<br />

(nicht nur musikalische) Austausch<br />

zwischen dem Free State und Vorarlberg<br />

funktioniert auch über die<br />

Tourneen hinaus. Derzeit studieren<br />

zwei Stipendiat:innen bei Klaus<br />

Christa an der Stella Vorarlberg,<br />

zwei weitere bereiten sich auf die<br />

nächste Aufnahmeprüfung vor.<br />

BEREICHERNDE BEGEGNUNG<br />

Vor fünf Jahren beschäftigten<br />

sich die »Bochabelas« mit Nelson<br />

Mandela, der zu diesem Zeitpunkt<br />

100 Jahre alt geworden wäre.<br />

In diesem Jahr geht es um die<br />

Kunst des Trauerns, umgesetzt<br />

als musikalische Collage aus<br />

Mozarts Requiem – passenderweise<br />

seiner letzten Komposition – mit<br />

südafrikanischen Beerdigungsgesängen.<br />

Wie entstand die Idee zu<br />

diesem Konzerprogramm?<br />

»Wir wollen Begegnung zwischen<br />

den Kontinenten ermöglichen,<br />

durch die sich beide Seiten beschenkt<br />

und bereichert fühlen.<br />

Südafrika hat einen unglaublichen<br />

Schatz an herrlichen Kirchenhymnen<br />

und vor allem an gelebter<br />

Musik. Das Mozart-Requiem ist<br />

ein kultureller Schatz, der auch<br />

weit über Europa hinausstrahlt«,<br />

erklärt Christa.<br />

Ein wichtiger Aspekt ist der<br />

andere Umgang mit dem Tod in<br />

Südafrika. Rund eine Woche dauert<br />

dort der Abschied. Die Tage bis<br />

zur eigentlichen Zeremonie sind<br />

geprägt vom Zusammensein mit<br />

der Familie. Es werden Geschichten<br />

von der:dem Verstorbenen erzählt,<br />

es wird gemeinsam gegessen, gesungen<br />

und gespielt. Niemand darf<br />

beim Leichenschmaus abgewiesen<br />

werden. Viele Bewohner:innen der<br />

Townships haben weder eine Kranken-<br />

noch eine Rentenversicherung.<br />

Doch für eine würdige Feier zahlen<br />

sie in eine Beerdigungsversicherung<br />

ein, selbst wenn das Geld denkbar<br />

knapp ist.<br />

24<br />

Worin besteht für Klaus Christa<br />

die Kunst des Trauerns? »Trauern<br />

braucht Gemeinschaft und Zeit.<br />

Wenn viele Menschen zusammenkommen,<br />

sich Erinnerungen erzählen,<br />

sich gegenseitig stützen<br />

und einfach nur füreinander da<br />

sind, dann hat das schon etwas<br />

Verwandelndes. Ich kenne kaum<br />

einen Anlass, der das Gefühl von<br />

Zusammengehörigkeit so spürbar<br />

werden lässt wie das Begräbnis.«<br />

»Aus dem Himmel eine Erde<br />

machen«, hat die Lyrikerin Rose<br />

Ausländer einmal formuliert.<br />

Das ist das Ziel des Programms,<br />

sagt er: »In unserer Welt wollen<br />

die meisten aus der Erde einen<br />

Himmel machen und wohin das<br />

führt, sehen wir ja.« In Südafrika<br />

empfinde sich der Einzelne stärker<br />

als Teil einer Gemeinschaft, die<br />

ihn trägt. »Da können wir Europäer:innen,<br />

von Unabhängigkeit und<br />

Konkurrenz besessen, viel lernen.<br />

Wir gehören alle zusammen und<br />

das nicht als Kopfwissen, sondern<br />

als sinnliche Erfahrung, die dieses<br />

Konzert sein soll.«<br />

Zwischen Himmel und Erde ist<br />

am 8. August bei den Bregenzer<br />

Festspielen zu erleben. Eine weitere<br />

Vorstellung gibt es am 11. August<br />

im Rahmen des Rheingau Musik<br />

Festivals im Kloster Eberbach.<br />

BOCHABELA STRING<br />

ORCHESTRA ZU GAST<br />

ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE<br />

Von der Kunst des Trauerns<br />

Dirigent Gerald Wirth<br />

Idee | Künstlerische Leitung<br />

Orchester Klaus Christa<br />

Choreinstudierung Paul Burtscher<br />

Landesjugendchor VOICES<br />

Bochabela String Orchestra & Friends<br />

VORSTELLUNG<br />

8. August <strong>2023</strong> – 19.30 Uhr<br />

Festspielhaus | Großer Saal


SERIE: DIE KOMPONIST:INNEN DER ORCHESTERKONZERTE<br />

GRAŻYNA BACEWICZ<br />

Grażyna Bacewicz war<br />

Violinistin: Dadurch erlangte<br />

die am 5. Februar<br />

1909 geborene Polin internationale<br />

Bekanntheit. Sie war ab 1936 für<br />

zweieinhalb Jahre Konzertmeisterin<br />

des Nationalen Symphonieorchesters<br />

des Polnischen Rundfunks.<br />

Bereits im frühen Kindesalter erhielt<br />

sie Musikunterricht. Sie studierte<br />

Violine, Komposition sowie einige<br />

Semester Klavier, kurze Zeit zudem<br />

Philosophie. Nach ihrem Abschluss<br />

besuchte sie 23-jährig in Paris die<br />

legendäre Kompositionsklasse von<br />

Nadia Boulanger.<br />

Grażyna Bacewicz war Dozentin<br />

und Professorin: Mitte der 1930er-<br />

Jahre und dann noch einmal 1945|46<br />

unterrichtete sie Violine und Musiktheorie<br />

am Staatlichen Konservatorium<br />

in Łódź, ihrer Geburtsstadt.<br />

Seit 1999 trägt die Institution in<br />

Andenken an sie und ihren Bruder<br />

den Namen »The Grażyna and<br />

Kiejstut Bacewicz Academy of<br />

Music«. Nach einem schweren Autounfall<br />

1954 musste sie ihre Konzerttätigkeit<br />

aufgeben und widmete<br />

sich vermehrt dem Komponieren<br />

und Unterrichten. Ab 1966 lehrte<br />

sie Komposition an der Warschauer<br />

Musikhochschule und wurde ein<br />

Jahr später zur ordentlichen Professorin<br />

ernannt.<br />

Grażyna Bacewicz war zudem<br />

Schriftstellerin, Vereinsfunktionärin<br />

und Jurorin: Sie schrieb ein<br />

humoristisch-satirisches Theaterstück,<br />

mehrere Erzählungen und<br />

Romane sowie autobiographische<br />

Anekdoten. Ab 1960 bis zu ihrem<br />

Tod 1969 war sie Vizepräsidentin<br />

des Verbandes Polnischer Komponisten.<br />

Sie war zudem gefragte<br />

Jurorin zahlreicher Instrumentalund<br />

Kompositionswettbewerbe im<br />

In- und Ausland.<br />

Grażyna Bacewicz war aber vor<br />

allem Komponistin: Sie hinterließ<br />

über 200 Werke unterschiedlicher<br />

Genres und Besetzungen. So besteht<br />

ihr Œuvre unter anderem aus Symphonien,<br />

Ballettmusik, Klaviersonaten,<br />

einem Klavierquintett, Liedern<br />

sowie weltlicher und geistlicher Chormusik.<br />

Im Fokus ihres Komponierens<br />

standen Streichinstrumente. Als Violinistin<br />

brachte sie viele ihrer Werke<br />

selbst zur Uraufführung – so auch<br />

1949 das Konzert für Violine und<br />

Orchester Nr. 3 mit der Baltischen<br />

Philharmonie unter der Leitung<br />

von Stefan Śledziński. Es ist eines<br />

ihrer bekanntesten Werke und trug<br />

entscheidend zur Verleihung des<br />

»Awards of the Ministry of Culture<br />

and Fine Arts« 1955 bei. Bacewicz<br />

fängt in diesem Konzert ein polnisches<br />

Kolorit ein: Typische melodische<br />

Phrasen und rhythmische<br />

Charakteristika hat sie aus Volksmusik<br />

des Podhale, eine der südlichsten<br />

Regionen Polens, extrahiert.<br />

Dabei basiert beispielsweise das<br />

Andante auf einer Melodie aus dem<br />

Tatra-Gebirge. Das Finale entfaltet<br />

sich aus einem Oberek, einem polnischen<br />

Drehtanz, und basiert auf einer<br />

Melodie aus Zakopane, ebenfalls<br />

einem Ort in der Podhale-Region.<br />

Die Vielfalt ihres Œuvres und ihr<br />

Wirken über die Landesgrenzen<br />

hinaus machten Grażyna Bacewicz<br />

nicht nur zu einer der bedeutendsten<br />

Musiker:innenpersönlichkeiten<br />

Polens des 20. Jahrhunderts, sondern<br />

auch zu einer der wichtigsten<br />

Komponist:innen ihrer Zeit, deren<br />

Opus es wiederzuentdecken gilt.<br />

ORCHESTERKONZERT<br />

WIENER SYMPHONIKER<br />

Dirigentin Marie Jacquot<br />

Violine Benjamin Schmid<br />

Maurice Ravel Valses nobles<br />

et sentimentales<br />

Grażyna Bacewicz Konzert für<br />

Violine und Orchester Nr. 3<br />

Jean Sibelius Symphonie Nr. 1<br />

e-Moll op. 39<br />

7. August <strong>2023</strong> – 19.30 Uhr<br />

Festspielhaus | Großer Saal<br />

Die Orchesterkonzerte<br />

werden präsentiert von<br />

ORCHESTERKONZERTE<br />

25


JUNGE FESTSPIELE<br />

26


»DASS DIE<br />

GEIGEN FEHLEN,<br />

BRASS APPASSIONATO<br />

FÄLLT NICHT AUF«<br />

Der Schlagwerker der Wiener Symphoniker und Dirigent der<br />

Vienna Classical Players Martin Kerschbaum leitet seit zehn Jahren<br />

das Internationale Blasmusik-Camp (IBC). Er spricht im<br />

Interview von seinem Weg zum Taktstock, der Begeisterung<br />

junger Menschen für symphonische Blasmusik und darüber,<br />

was die heutigen Brassbands alles spielen können.


JUNGE FESTSPIELE<br />

Sie sind Schlagzeuger bei den<br />

Wiener Symphonikern und<br />

leiten seit über 20 Jahren Konzerte<br />

als Dirigent. Woher kam das<br />

Interesse an einem »Postenwechsel«?<br />

Martin Kerschbaum: Mit dem<br />

Dirigieren habe ich im Jahr 2000<br />

begonnen und seither neben dem<br />

Orchesterdienst mit den verschiedensten<br />

Ensembles gearbeitet,<br />

unter anderem mit den Wiener<br />

Symphonikern, aber auch mit dem<br />

Symphonieorchester Vorarlberg.<br />

Früher habe ich sehr viele Schlagwerk-Kurse<br />

gehalten und in einem<br />

Kurs war ein Schlagzeuger namens<br />

Christoph Indrist, der auch beim<br />

Vorarlberger Blasmusikverband<br />

tätig ist. Dieser hat mich darauf<br />

angesprochen, ob es nicht eine<br />

gute Idee wäre, so ein Projekt in<br />

Bregenz zu starten. Wir haben uns<br />

zusammengesetzt, ein Konzept<br />

ausgearbeitet und das sowohl dem<br />

Blasmusikverband als auch den<br />

Bregenzer Festspielen angeboten,<br />

da wir Partner brauchten. So ist<br />

diese Kombination aus Christoph<br />

und mir entstanden, mit der Idee,<br />

viele meiner Kolleg:innen von den<br />

Wiener Symphonikern als Gruppenleiter:innen<br />

für die Stimmproben<br />

der einzelnen Instrumente zu bestimmen.<br />

Student:innen spielen, da kommt<br />

sehr viel Begeisterung zurück.<br />

Diese »US-amerikanischen Orchester«<br />

sind Brassbands? Was macht<br />

solche Bands aus?<br />

Genau, das sind hauptsächlich<br />

Brassbands, also Orchester aus<br />

Blasmusiker:innen und Schlagwerk.<br />

Einige sind auch mit Streichinstrumenten,<br />

aber primär werde ich von<br />

Brassbands eingeladen.<br />

Sie geben ein Konzert mit symphonischer<br />

Blasmusik. Was kann man sich<br />

darunter vorstellen?<br />

Es ist ein bisschen gefährlich, weil<br />

die Leute den Ausdruck nicht gut<br />

kennen. Daher ist es wichtig zu<br />

sagen, dass symphonische Blasmusik<br />

eben nicht die volkstümliche<br />

Blasmusik im Sinne von<br />

Märschen, Polkas und so weiter ist.<br />

Symphonische Blasmusik besteht<br />

aus sehr vielen Werken der klassischen<br />

Orchesterliteratur, die<br />

speziell für diese große Besetzung<br />

arrangiert wurde. Es gibt auch unglaublich<br />

viele wunderbare Stücke,<br />

die gezielt im Stile eines großen symphonischen<br />

Orchesters komponiert<br />

wurden. Ich musste mich auch erst<br />

einlesen. Das war für mich eine neue<br />

Welt, denn ich komme ursprünglich<br />

aus der Klassik. Diese Stücke sind<br />

extrem schwer zu spielen, das wusste<br />

ich bis dahin nicht. Blasmusik,<br />

das spielt man halt.<br />

Deshalb, und das ist auch wichtig,<br />

dürfen nur Leute bei diesem Camp<br />

mitspielen, die Goldniveau haben,<br />

»Symphonische<br />

Blasmusik war für mich<br />

eine neue Welt.«<br />

MARTIN KERSCHBAUM<br />

Was interessiert Sie an Blasmusik<br />

und der Zusammenarbeit mit<br />

jungen Menschen?<br />

Ich habe an der Musik-Universität<br />

in Graz Schlagwerk unterrichtet<br />

und dort 15 Jahre lang das Universitätsorchester<br />

geleitet. Mir macht<br />

es einfach Spaß, mit jungen Leuten<br />

zu arbeiten. Ich werde oft für ein<br />

Coaching oder zu Proben mit<br />

US-amerikanischen Orchestern<br />

eingeladen, die nach Europa kommen.<br />

Das findet mehrmals im Jahr<br />

statt und ist einfach eine tolle und<br />

für mich sehr sinnvolle Aufgabe.<br />

Mich freut vor allem, wie rasch<br />

das Niveau gestiegen ist; es war<br />

für mich überraschend positiv<br />

zu sehen, wie toll diese jungen<br />

28


also das höchste Niveau, das es<br />

in Österreich gibt, oder eben das<br />

gleiche Niveau aus einem anderen<br />

Land. Wir geben das vor, nicht weil<br />

wir böse sind und ausschließen<br />

wollen; aber diese Literatur ist<br />

unter anderem so anspruchsvoll<br />

in ihrer Notation, dass weniger<br />

Fortgeschrittene keinen Spaß<br />

daran hätten und das die Probenzeit<br />

verlängern würde. Wir haben<br />

nur fünf Tage. Ich glaube, das wird<br />

gerechtfertigt durch den Erfolg der<br />

letzten zehn Jahre.<br />

Sie möchten junge Menschen bereits<br />

zum sechsten Mal im Blasmusikcamp<br />

zu symphonischer Blasmusik<br />

motivieren. Wie ist Ihnen das in den<br />

letzten Jahren gelungen? Was für<br />

Feedback erhalten Sie?<br />

Das schaffe ich natürlich nicht<br />

alleine, da gehören auch meine<br />

Kolleg:innen dazu, welche die<br />

Teilproben leiten und dabei<br />

unglaublich Tolles leisten. Das<br />

Spannende an diesem Projekt ist<br />

auch, dass die Teilnehmer:innen<br />

nicht nur diese Literatur spielen,<br />

sondern auch Kontakt zu diesen<br />

Spezialist:innen bekommen, zu<br />

einem Solotrompeter oder einer<br />

Solohornistin. Sie würden sich<br />

vielleicht sonst nie trauen, zu<br />

denen hinzugehen. Jetzt verbringen<br />

sie fast eine Woche gemeinsam<br />

und können eine unglaubliche<br />

Beziehung aufbauen. Es hat schon<br />

viele Student:innen gegeben, die<br />

dann den Weg auf die Universität<br />

gefunden haben oder anschließend<br />

Privatstunden genommen haben.<br />

Das Camp hat eine tolle Auswirkung,<br />

das macht das Ganze sinnvoll<br />

und nachhaltig für den Lebenslauf<br />

der Teilnehmer:innen.<br />

Mich freut auch, dass das Konzert<br />

des IBC jedes Jahr vom ORF Vorarlberg<br />

übertragen wird. Das ist wichtig,<br />

damit das Publikum alles nachhören<br />

kann; aber eben auch ein<br />

toller Motivationsfaktor für die<br />

jungen Musiker:innen. Es ist<br />

aufregend, das erste Mal im Festspielhaus<br />

zu spielen, während im<br />

Rundfunk auch noch live aufgenommen<br />

wird. Da kann man nicht viel<br />

herumkorrigieren und das macht<br />

es sehr spannend, das erhöht den<br />

positiven Effekt der Konzentration.<br />

Ein musikalischer Verweis auf das<br />

diesjährige Programm der Bregenzer<br />

Festspiele ist nicht von der Hand<br />

zu weisen. Wie sehr wollen Sie an das<br />

Festival anknüpfen und was haben<br />

Sie dafür programmiert?<br />

Das Programm mache immer ich,<br />

natürlich in Absprache mit den<br />

Festspielen, weil wir darauf Bezug<br />

nehmen wollen, aber wir wollen kein<br />

paralleles Projekt sein. In diesem<br />

Jahr spielen wir eine Butterfly-<br />

Fantasie und einen berühmten<br />

Marsch aus der Hausoper Ernani<br />

von Giuseppe Verdi. Wir versuchen<br />

damit, Leute einzuladen, die für<br />

diese Komponisten auch zum regulären<br />

Festspielprogramm kommen.<br />

Konkret ist es nicht immer ganz<br />

einfach, etwas zu finden, das sinnvoll<br />

und gut ist, aber in diesem Jahr<br />

wird es, glaube ich, sehr spannend<br />

und interessant.<br />

Haben Sie ein persönliches<br />

Highlight im Konzert?<br />

Ich freue mich auf die ganz spezielle<br />

Mischung aus Filmmusik und<br />

klassischen Stücken, vor allem auf<br />

den Tanz aus Salome von Richard<br />

Strauss – eine extrem schwere<br />

Oper, aber wirklich fantastisch für<br />

symphonisches Blasorchester.<br />

Die Proben werden sicherlich wieder<br />

toll. Ich bin immer wieder aufs<br />

Neue überrascht, wie das funktioniert,<br />

denn mir fehlen die Streichinstrumente<br />

nicht. Ich kenne diese<br />

Stücke mit dem normalen Symphonieorchester<br />

und wenn man<br />

diese Arrangements hört, hat man<br />

nie das Gefühl, dass etwas fehlt.<br />

Viele Leute aus dem Publikum<br />

kommen nachher zu mir und sagen<br />

dasselbe: Der Klang ist da, auch in<br />

der Rigoletto–Fantasie, die wir vor<br />

zwei Jahren gespielt haben. Das ist<br />

eine große Besonderheit.<br />

JUNGE FESTSPIELE<br />

BRASS APPASSIONATO<br />

BLASORCHESTERMATINEE<br />

Musikalische Leitung Martin<br />

Kerschbaum<br />

Absolvent:innen und Dozent:innen<br />

des 6. Internationalen<br />

Blasmusik-Camps<br />

13. August <strong>2023</strong> – 11.00 Uhr<br />

Festspielhaus | Großer Saal<br />

Alfred Reed The Golden Year.<br />

An Anniversary Celebration<br />

for Winds<br />

Giuseppe Verdi Marsch aus der<br />

Oper Ernani, bearbeitet für Blas-<br />

orchester von Hermann Egner<br />

Giacomo Puccini Fantasie über<br />

die Oper Madame Butterfly für<br />

Blasorchester<br />

Richard Strauss »Salomes Tanz«<br />

aus der Oper Salome, bearbeitet<br />

für Blasorchester von<br />

Mark H. Hindslay<br />

Irving Gordon Unforgettable,<br />

bearbeitet für Blasorchester von<br />

Toshio Mashima<br />

Gustav Holst »Jupiter, the Bringer<br />

of Jollity«, Nr. 4 aus: The Planets.<br />

Suite für großes Orchester op. 32,<br />

bearbeitet für Blasorchester<br />

von Geert Schrijvers<br />

John Williams »The Imperial<br />

March (Darth Vader’s Theme)«<br />

aus der Filmmusik zu Star Wars:<br />

The Empire Strikes Back,<br />

bearbeitet für Blasorchester von<br />

Stephen Bulla<br />

Harold Arlen und Edgar Yipsel Harburg<br />

/ James Barnes Medley aus<br />

der Filmmusik zu The Wizard of Oz<br />

für Blasorchester<br />

Amilcare Ponchielli »Tanz der<br />

Stunden«. Ballettmusik aus dem<br />

3. Akt der Oper La Gioconda,<br />

bearbeitet für Blasorchester von<br />

Carlo Morino, rev. von Simon Katz<br />

BRASS APPASSIONATO<br />

29


PROGRAMM<br />

VORSCHAU 2024<br />

AM 2. OKTOBER <strong>2023</strong> BEGINNT DER VORVERKAUF<br />

FÜR DIE 78. BREGENZER FESTSPIELE<br />

BREGENZER FESTSPIELE 2024<br />

SPIEL AUF DEM SEE<br />

DER FREISCHÜTZ<br />

CARL MARIA VON WEBER<br />

Ein unwirtliches Dorf in<br />

Deutschland, kurz nach<br />

dem Dreißigjährigen Krieg.<br />

Der junge Amtsschreiber Max liebt<br />

Agathe, die Tochter des Erbförsters<br />

Kuno. Doch damit Max sie heiraten<br />

kann, muss der ungeübte Schütze<br />

sich einem archaischen Brauch<br />

unterwerfen und einen Probeschuss<br />

absolvieren. Für ihn eine unerfüllbare<br />

Herausforderung. Das weiß<br />

auch der zwielichtige Kriegsveteran<br />

Kaspar, der Max dazu überredet,<br />

mit ihm um Mitternacht in der<br />

Wolfsschlucht Freikugeln zu gießen,<br />

die niemals fehlgehen. Angesichts<br />

seiner ausweglosen Situation<br />

schließt Max in der Schlucht den<br />

Pakt mit dem Teufel. Was er nicht<br />

weiß: Sechs der verfluchten Freikugeln<br />

treffen, die siebte aber lenkt<br />

der Teufel …<br />

»Ins Schwarze getroffen«, schrieb<br />

Carl Maria von Weber jubilierend<br />

seinem Librettisten Friedrich<br />

Kind nach der Uraufführung ihrer<br />

gemeinsamen Oper Der Freischütz.<br />

Das Premierenpublikum in Berlin<br />

feierte 1821 enthusiastisch das<br />

neue Werk, das mit seiner emotionsgeladenen<br />

und packenden Musik<br />

schon bald zum Inbegriff der<br />

deutschen romantischen Oper<br />

werden sollte. Als eine der heute<br />

populärsten Opern im deutschsprachigen<br />

Raum ist Der Freischütz<br />

zum ersten Mal auf der Seebühne<br />

zu erleben.<br />

Es ist vor allem die Lust am Unheimlichen<br />

und schauerlichen<br />

Spektakel, woraus der Regisseur<br />

und Bühnenbildner Philipp Stölzl<br />

eine faszinierende Welt im Bodensee<br />

entwirft. Mit Witz und Sensibilität<br />

lässt er das Publikum in eine gleichzeitig<br />

vergangene und heutige Landschaft<br />

eintauchen. Nach dem phänomenalen<br />

Erfolg von Giuseppe Verdis<br />

Rigoletto kehren Philipp Stölzl und<br />

der Conductor in Residence Enrique<br />

Mazzola für Der Freischütz nach<br />

Bregenz zurück.<br />

PREMIERE<br />

17. Juli 2024 – 21.15 Uhr<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN<br />

19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27.,<br />

28., 30. & 31. Juli – 21.15 Uhr<br />

1., 2., 3., 4., 6., 7., 9., 10., 11., 13.,<br />

16., 17. & 18. August – 21.00 Uhr<br />

Seebühne | Festspielhaus<br />

Musikalische Leitung<br />

Enrique Mazzola, Erina Yashima<br />

Inszenie rung | Bühne Philipp Stölzl<br />

Kostüme Gesine Völlm<br />

Wired Aerial Theatre<br />

Statisterie der Bregenzer Festspiele<br />

Bregenzer Festspielchor<br />

Prager Philharmonischer Chor<br />

Wiener Symphoniker<br />

Romantische Oper in drei<br />

Aufzügen (1821)<br />

Libretto von Friedrich Kind<br />

In deutscher Sprache mit<br />

deutschen Übertiteln<br />

30


OPER IM FESTSPIELHAUS<br />

TANCREDI<br />

GIOACHINO ROSSINI<br />

Es ist ein packender Opernthriller<br />

der Gefühle, mit dem sich<br />

der erst 20-jährige Gioachino<br />

Rossini 1813 von Venedig aus an die<br />

Speerspitze der italienischen Komponisten<br />

katapultierte. Obwohl ein<br />

Frühwerk, zeugt Tancredi mit seinen<br />

schwungvollen Melodien und den rauschenden<br />

Finali vom musikalischen<br />

Einfallsreichtum Rossinis.<br />

Amenaide soll dem Willen ihres<br />

Vaters gehorchen und einen Mann<br />

heiraten, den sie nicht liebt, und<br />

damit ihren Beitrag leisten, den<br />

Machtkampf zwischen zwei verfeindeten<br />

Familien in ihrer Heimatstadt<br />

zu beenden. Denn nur vereint sei<br />

man stark genug im Kampf gegen<br />

feindliche Einflüsse. Amenaide,<br />

zwischenzeitig als Verräterin verdächtigt<br />

und mit dem Tode bedroht,<br />

liebt allerdings Tancredi, der unerkannt<br />

in seine Heimatstadt zurückkehrt,<br />

von der Zwangsverlobung<br />

erfährt und den Nebenbuhler tötet.<br />

Doch das vertrauensvolle Verhältnis<br />

zu Amenaide ist dahin, Tancredi ist<br />

verzweifelt und möchte im Kampf<br />

den Tod finden …<br />

Diese spannungsgeladene Oper<br />

über Liebe, Vertrauen und die<br />

Unmöglichkeit, in Krisenzeiten<br />

glücklich zu werden, wird Jan Philipp<br />

Gloger inszenieren. Seit 2010 ist<br />

der Schauspieldirektor am Staatstheater<br />

Nürnberg auch international<br />

als Opernregisseur tätig. Die musikalische<br />

Leitung übernimmt Yi-Chen<br />

Lin, die dem Publikum der Bregenzer<br />

Festspiele als Dirigentin von Giacomo<br />

Puccinis Madame Butterfly in Erinnerung<br />

ist.<br />

PREMIERE<br />

18. Juli 2024 – 19.30 Uhr<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN<br />

21. Juli – 11.00 Uhr<br />

29. Juli – 19.30 Uhr<br />

Festspielhaus | Großer Saal<br />

Musikalische Leitung Yi-Chen Lin<br />

Inszenie rung Jan Philipp Gloger<br />

Bühne Ben Baur<br />

Kostüme Justina Klimczyk<br />

Prager Philharmonischer Chor<br />

Wiener Symphoniker<br />

Melodramma eroico in zwei Akten<br />

(1813) – Ferrara-Fassung<br />

Libretto von Gaetano Rossi nach<br />

der Tragödie Tancrède von Voltaire<br />

(1760) | In italienischer Sprache<br />

mit deutschen Übertiteln<br />

VORSCHAU<br />

ORCHESTER<br />

KONZERTE<br />

WIENER SYMPHONIKER<br />

22. Juli 2024 – 19.30 Uhr<br />

Dirigentin Giedrė Šlekytė<br />

Werk von Gustav Mahler<br />

Symphonische Meisterwerke<br />

und neu zu entdeckende<br />

Klänge geben einander die<br />

Hand: Die vier Orchesterkonzerte<br />

lassen den Reichtum der Musik<br />

vom 19. Jahrhundert bis in die<br />

Gegenwart erahnen.<br />

Mit Ludwig van Beethovens Pastorale,<br />

Robert Schumanns »Rheinischer«<br />

und Gustav Mahlers »Auferstehungssymphonie«<br />

stehen drei der wohl<br />

beliebtesten Konzertstücke auf dem<br />

Programm, ergänzt von Werken<br />

Carl Maria von Webers, Antonín<br />

Dvořáks und Igor Strawinskis sowie<br />

Emilie Mayer, die, als »weiblicher<br />

Beethoven« betitelt, in der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts mit ihren<br />

Kompositionen zahlreiche Erfolge<br />

erzielt. Sind Enrique Mazzola als<br />

Conductor in Residence und Leo<br />

McFall als Chefdirigent des Symphonieorchesters<br />

Vorarlberg gerngesehene<br />

Gäste, so geben Giedre<br />

Šlekytė, aber auch Petr Popelka<br />

als neuer Chefdirigent der Wiener<br />

Symphoniker mit einem neuen chorsymphonischen<br />

Werk von Thomas<br />

Larcher ihre Debüts in Bregenz.<br />

31<br />

28. Juli 2024 – 11.00 Uhr<br />

Dirigent Enrique Mazzola<br />

Werke von Emilie Mayer, Carl Maria<br />

von Weber und Igor Strawinsky<br />

5. August 2024 – 19.30 Uhr<br />

Dirigent Petr Popelka<br />

Werke von Carl Maria von Weber,<br />

Robert Schumann und Thomas Larcher<br />

SYMPHONIEORCHESTER<br />

VORARLBERG<br />

18. August 2024 – 11.00 Uhr<br />

Dirigent Leo McFall<br />

Werke von Antonin Dvořak, Ondřej<br />

Adámek und Ludwig van Beethoven


Viel Vorfreude wünschen<br />

die Partner der Bregenzer Festspiele.<br />

HAUPTSPONSOREN<br />

GREEN ENERGY<br />

PARTNER<br />

PRODUKTIONSSPONSOREN<br />

GrECo International AG<br />

Hilti Foundation<br />

LIEBHERR-Turmdrehkrane<br />

Wiener Städtische Versicherung AG<br />

CO-SPONSOREN & PARTNER<br />

Coca-Cola<br />

Dallmayr Kaffee<br />

Hendrick’s Gin<br />

Kryolan<br />

Leica Camera<br />

METRO<br />

Mohrenbrauerei<br />

Paul Mitchell<br />

Pfanner & Gutmann<br />

Rauch Fruchtsäfte<br />

Red Bull<br />

Römerquelle<br />

Schlumberger (Wein- und<br />

Sektkellerei)<br />

SUBVENTIONSGEBER<br />

PARTNER

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!