Festspielzeit Sommer 2023 - 2
Das Magazin der Bregenzer Festspiele
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JUNGE FESTSPIELE<br />
Sie sind Schlagzeuger bei den<br />
Wiener Symphonikern und<br />
leiten seit über 20 Jahren Konzerte<br />
als Dirigent. Woher kam das<br />
Interesse an einem »Postenwechsel«?<br />
Martin Kerschbaum: Mit dem<br />
Dirigieren habe ich im Jahr 2000<br />
begonnen und seither neben dem<br />
Orchesterdienst mit den verschiedensten<br />
Ensembles gearbeitet,<br />
unter anderem mit den Wiener<br />
Symphonikern, aber auch mit dem<br />
Symphonieorchester Vorarlberg.<br />
Früher habe ich sehr viele Schlagwerk-Kurse<br />
gehalten und in einem<br />
Kurs war ein Schlagzeuger namens<br />
Christoph Indrist, der auch beim<br />
Vorarlberger Blasmusikverband<br />
tätig ist. Dieser hat mich darauf<br />
angesprochen, ob es nicht eine<br />
gute Idee wäre, so ein Projekt in<br />
Bregenz zu starten. Wir haben uns<br />
zusammengesetzt, ein Konzept<br />
ausgearbeitet und das sowohl dem<br />
Blasmusikverband als auch den<br />
Bregenzer Festspielen angeboten,<br />
da wir Partner brauchten. So ist<br />
diese Kombination aus Christoph<br />
und mir entstanden, mit der Idee,<br />
viele meiner Kolleg:innen von den<br />
Wiener Symphonikern als Gruppenleiter:innen<br />
für die Stimmproben<br />
der einzelnen Instrumente zu bestimmen.<br />
Student:innen spielen, da kommt<br />
sehr viel Begeisterung zurück.<br />
Diese »US-amerikanischen Orchester«<br />
sind Brassbands? Was macht<br />
solche Bands aus?<br />
Genau, das sind hauptsächlich<br />
Brassbands, also Orchester aus<br />
Blasmusiker:innen und Schlagwerk.<br />
Einige sind auch mit Streichinstrumenten,<br />
aber primär werde ich von<br />
Brassbands eingeladen.<br />
Sie geben ein Konzert mit symphonischer<br />
Blasmusik. Was kann man sich<br />
darunter vorstellen?<br />
Es ist ein bisschen gefährlich, weil<br />
die Leute den Ausdruck nicht gut<br />
kennen. Daher ist es wichtig zu<br />
sagen, dass symphonische Blasmusik<br />
eben nicht die volkstümliche<br />
Blasmusik im Sinne von<br />
Märschen, Polkas und so weiter ist.<br />
Symphonische Blasmusik besteht<br />
aus sehr vielen Werken der klassischen<br />
Orchesterliteratur, die<br />
speziell für diese große Besetzung<br />
arrangiert wurde. Es gibt auch unglaublich<br />
viele wunderbare Stücke,<br />
die gezielt im Stile eines großen symphonischen<br />
Orchesters komponiert<br />
wurden. Ich musste mich auch erst<br />
einlesen. Das war für mich eine neue<br />
Welt, denn ich komme ursprünglich<br />
aus der Klassik. Diese Stücke sind<br />
extrem schwer zu spielen, das wusste<br />
ich bis dahin nicht. Blasmusik,<br />
das spielt man halt.<br />
Deshalb, und das ist auch wichtig,<br />
dürfen nur Leute bei diesem Camp<br />
mitspielen, die Goldniveau haben,<br />
»Symphonische<br />
Blasmusik war für mich<br />
eine neue Welt.«<br />
MARTIN KERSCHBAUM<br />
Was interessiert Sie an Blasmusik<br />
und der Zusammenarbeit mit<br />
jungen Menschen?<br />
Ich habe an der Musik-Universität<br />
in Graz Schlagwerk unterrichtet<br />
und dort 15 Jahre lang das Universitätsorchester<br />
geleitet. Mir macht<br />
es einfach Spaß, mit jungen Leuten<br />
zu arbeiten. Ich werde oft für ein<br />
Coaching oder zu Proben mit<br />
US-amerikanischen Orchestern<br />
eingeladen, die nach Europa kommen.<br />
Das findet mehrmals im Jahr<br />
statt und ist einfach eine tolle und<br />
für mich sehr sinnvolle Aufgabe.<br />
Mich freut vor allem, wie rasch<br />
das Niveau gestiegen ist; es war<br />
für mich überraschend positiv<br />
zu sehen, wie toll diese jungen<br />
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