Festspielzeit Sommer 2023 - 2
Das Magazin der Bregenzer Festspiele
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SERIE: DIE KOMPONIST:INNEN DER ORCHESTERKONZERTE<br />
GRAŻYNA BACEWICZ<br />
Grażyna Bacewicz war<br />
Violinistin: Dadurch erlangte<br />
die am 5. Februar<br />
1909 geborene Polin internationale<br />
Bekanntheit. Sie war ab 1936 für<br />
zweieinhalb Jahre Konzertmeisterin<br />
des Nationalen Symphonieorchesters<br />
des Polnischen Rundfunks.<br />
Bereits im frühen Kindesalter erhielt<br />
sie Musikunterricht. Sie studierte<br />
Violine, Komposition sowie einige<br />
Semester Klavier, kurze Zeit zudem<br />
Philosophie. Nach ihrem Abschluss<br />
besuchte sie 23-jährig in Paris die<br />
legendäre Kompositionsklasse von<br />
Nadia Boulanger.<br />
Grażyna Bacewicz war Dozentin<br />
und Professorin: Mitte der 1930er-<br />
Jahre und dann noch einmal 1945|46<br />
unterrichtete sie Violine und Musiktheorie<br />
am Staatlichen Konservatorium<br />
in Łódź, ihrer Geburtsstadt.<br />
Seit 1999 trägt die Institution in<br />
Andenken an sie und ihren Bruder<br />
den Namen »The Grażyna and<br />
Kiejstut Bacewicz Academy of<br />
Music«. Nach einem schweren Autounfall<br />
1954 musste sie ihre Konzerttätigkeit<br />
aufgeben und widmete<br />
sich vermehrt dem Komponieren<br />
und Unterrichten. Ab 1966 lehrte<br />
sie Komposition an der Warschauer<br />
Musikhochschule und wurde ein<br />
Jahr später zur ordentlichen Professorin<br />
ernannt.<br />
Grażyna Bacewicz war zudem<br />
Schriftstellerin, Vereinsfunktionärin<br />
und Jurorin: Sie schrieb ein<br />
humoristisch-satirisches Theaterstück,<br />
mehrere Erzählungen und<br />
Romane sowie autobiographische<br />
Anekdoten. Ab 1960 bis zu ihrem<br />
Tod 1969 war sie Vizepräsidentin<br />
des Verbandes Polnischer Komponisten.<br />
Sie war zudem gefragte<br />
Jurorin zahlreicher Instrumentalund<br />
Kompositionswettbewerbe im<br />
In- und Ausland.<br />
Grażyna Bacewicz war aber vor<br />
allem Komponistin: Sie hinterließ<br />
über 200 Werke unterschiedlicher<br />
Genres und Besetzungen. So besteht<br />
ihr Œuvre unter anderem aus Symphonien,<br />
Ballettmusik, Klaviersonaten,<br />
einem Klavierquintett, Liedern<br />
sowie weltlicher und geistlicher Chormusik.<br />
Im Fokus ihres Komponierens<br />
standen Streichinstrumente. Als Violinistin<br />
brachte sie viele ihrer Werke<br />
selbst zur Uraufführung – so auch<br />
1949 das Konzert für Violine und<br />
Orchester Nr. 3 mit der Baltischen<br />
Philharmonie unter der Leitung<br />
von Stefan Śledziński. Es ist eines<br />
ihrer bekanntesten Werke und trug<br />
entscheidend zur Verleihung des<br />
»Awards of the Ministry of Culture<br />
and Fine Arts« 1955 bei. Bacewicz<br />
fängt in diesem Konzert ein polnisches<br />
Kolorit ein: Typische melodische<br />
Phrasen und rhythmische<br />
Charakteristika hat sie aus Volksmusik<br />
des Podhale, eine der südlichsten<br />
Regionen Polens, extrahiert.<br />
Dabei basiert beispielsweise das<br />
Andante auf einer Melodie aus dem<br />
Tatra-Gebirge. Das Finale entfaltet<br />
sich aus einem Oberek, einem polnischen<br />
Drehtanz, und basiert auf einer<br />
Melodie aus Zakopane, ebenfalls<br />
einem Ort in der Podhale-Region.<br />
Die Vielfalt ihres Œuvres und ihr<br />
Wirken über die Landesgrenzen<br />
hinaus machten Grażyna Bacewicz<br />
nicht nur zu einer der bedeutendsten<br />
Musiker:innenpersönlichkeiten<br />
Polens des 20. Jahrhunderts, sondern<br />
auch zu einer der wichtigsten<br />
Komponist:innen ihrer Zeit, deren<br />
Opus es wiederzuentdecken gilt.<br />
ORCHESTERKONZERT<br />
WIENER SYMPHONIKER<br />
Dirigentin Marie Jacquot<br />
Violine Benjamin Schmid<br />
Maurice Ravel Valses nobles<br />
et sentimentales<br />
Grażyna Bacewicz Konzert für<br />
Violine und Orchester Nr. 3<br />
Jean Sibelius Symphonie Nr. 1<br />
e-Moll op. 39<br />
7. August <strong>2023</strong> – 19.30 Uhr<br />
Festspielhaus | Großer Saal<br />
Die Orchesterkonzerte<br />
werden präsentiert von<br />
ORCHESTERKONZERTE<br />
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