immobilia 2023/04 - SVIT
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
MESSEIMMOBILIEN<br />
MESSEHALLEN<br />
SIND LOGISTISCHE<br />
MEISTERWERKE<br />
Die Schweiz verfügt über eine hohe<br />
Dichte an Messeparks. Das Beispiel<br />
der MCH Gruppe mit dem Hauptstandort<br />
Basel zeigt, welche Herausforderungen<br />
für die Infrastruktur mit<br />
der Weiterentwicklung des Messegeschäfts<br />
verbunden sind.<br />
TEXT— IVO CATHOMEN*<br />
BILD: 123RF.COM<br />
Messeplatz Basel<br />
mit dem charakteristischen<br />
«Fenster zum<br />
Himmel» des Architekturbüros<br />
Herzog<br />
& de Meuron.<br />
REICHE ARCHITEKTURGESCHICHTE<br />
180 000 m 2 Nutzfläche an zentraler Lage in Kleinbasel<br />
und Zürich Oerlikon sind nicht gerade wenig. Sie<br />
entspricht etwa jener von rund 1800 Wohnungen. Aber<br />
nicht nur die schiere Grösse des MCH-Portfolios, auch<br />
die wirtschaftliche Bedeutung für die Standorte und<br />
die klare Fokussierung machen Messeliegenschaften<br />
zu einer besonderen Disziplin unter den Spezialimmobilien.<br />
Messen und Events sind in der Regel der ausschliessliche<br />
Verwendungszweck von Messeimmobilien. Einige<br />
in Basel wurden sogar nur für eine einzige Messe<br />
gebaut – die Muba. Dazu gehört die Rundhofhalle von<br />
Architekt Hans Hofmann aus den Jahren 1953/54 mit<br />
der charakteristischen Uhr über dem Portal. Sie zählt<br />
heute zu den herausragenden Basler Bauten der Nachkriegsmoderne<br />
mit überregionaler Ausstrahlung. Die<br />
andere Seite der Medaille ist, dass sich der ursprüngliche<br />
Verwendungszweck nur bedingt mit den heutigen<br />
Anforderungen deckt. Multifunktionalität ist das<br />
aktuelle Schlagwort – oder im Jargon: «Confex», also<br />
«Congress» und Expo.<br />
HIN ZU SEKTORMESSEN<br />
Die Messelandschaft hat sich in den vergangenen<br />
Jahren dramatisch verändert, und Corona hat diese<br />
Entwicklung noch beschleunigt. Der Verband Expo<br />
Event konstatierte 2019 – also kurz vor der Pandemie:<br />
«Der Messesektor Schweiz steht vor seiner wohl bisher<br />
grössten Herausforderung. Digitalisierung, zunehmende<br />
Geschwindigkeit und hoher Branchendruck<br />
zwingen die Messeplätze zum Umdenken.» Mit Corona<br />
sollten die Herausforderungen für die Event- und<br />
Messebranche vorübergehend noch weit grösser werden.<br />
Inzwischen hat sich das Geschäft wieder belebt,<br />
wobei das mittel- und langfristige Besucherverhalten<br />
noch schwer abschätzbar ist.<br />
Für 2022 schreibt MCH bei einem positiven<br />
EBITDA von 14 Mio. CHF pandemiebedingt noch einen<br />
Nettoverlust von 9,3 Mio. CHF, wie das Unternehmen<br />
Ende März bekanntgab. Im Vorjahr war dieser mit<br />
17,3 Mio. CHF noch rund doppelt so hoch. Angesichts<br />
des Einbruchs kamen die beiden Hauptaktionäre<br />
Basel-Stadt und Lupa Systems nicht umhin, im vergangenen<br />
Jahr 68,0 Mio. CHF und weitere Aktionäre<br />
zusätzliche 6 Mio. CHF an frischem Kapital einzuschiessen.<br />
In der Schweiz kommt hinzu, dass es eine besondere<br />
Dichte von Messegeländen gibt, was der notorisch<br />
kleinräumigen Perspektive geschuldet ist. Basel,<br />
Bern, Genf, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Winterthur<br />
und Zürich sind nur die grössten mit zusammen rund<br />
390 000 m 2 Ausstellungfläche in ihren Hallen. Trotz<br />
unterschiedlicher Ausgangslagen und Infrastrukturen<br />
stehen sie zueinander in Konkurrenz.<br />
Was MCH betrifft, zeichnet sich zunehmend ein<br />
Trend weg von den umfassenden Publikums- hin zu<br />
spezifischen Sektormessen für den B2B- und B2C-<br />
Bereich ab. Muba, Züspa, Comptoir sind inzwischen<br />
Geschichte. Bea in Bern und Luga in Luzern können<br />
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IMMOBILIA / April <strong>2023</strong>