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Hintergrund<br />
die Ecclestone mit der von ihm<br />
neu gegründeten „Formula One<br />
Constructors Association” zu mehr<br />
Einigkeit und vor allem Einnahmen<br />
verhelfen wollte. Auf Druck der<br />
FOCA musste der Internationale<br />
Automobilsport-Weltverband, der<br />
damals vom ebenso selbstherrlichen<br />
wie weltfremden Jean-Marie<br />
Balestre regiert wurde, die<br />
Fernsehrechte an der Formel-1<br />
an die FOCA verleasen – eine<br />
Folge der Formel 1-Verfassung<br />
„Concorde Agreement”, welche die<br />
Teamorganisation durchdrückte.<br />
„<br />
Die Sender<br />
mussten sich<br />
die Rechte nun<br />
allerdings von<br />
Ecclestone für<br />
teures Geld<br />
erkaufen<br />
Die FISA erkannte den Wert der<br />
TV-Rechte an der Formel 1 nicht<br />
rechtzeitig. Ecclestone dagegen sehr<br />
wohl. Zuerst verteilte er die bewegten<br />
Bilder, die er mit der Tochterfirma<br />
„FOCA TV” selbst produzieren ließ,<br />
über die „European Broadcasting<br />
Union” EBU europaweit. Das<br />
erhöhte die Präsenz der Formel 1<br />
in Europa dramatisch. Auf diese<br />
Weise kam es zu Exklusivverträgen,<br />
wie beispielsweise bei RTL. Die<br />
Sender mussten sich die Rechte<br />
nun allerdings für teuer Geld von<br />
Ecclestones Firma selbst erkaufen.<br />
In den ersten Jahren nach 1982<br />
blieb es um ISC eher ruhig.<br />
Die Formel 1 plätscherte vor sich<br />
50/60<br />
hin und lief so mittelprächtig,<br />
dass sich keiner groß um die<br />
Fernsehrechtefirma kümmerte.<br />
Bis Balestre 1985 aufs Gaspedal<br />
trat. Der FISA-Präsident ersann<br />
in seinem mondänen Anwesen am<br />
Porte de St. Cloud, dass ISC sich<br />
nach erfolgreicher Distribution<br />
der Formel 1-Fernsehrechte auch<br />
um die Internationale Formel<br />
3000-Meisterschaft verdient<br />
machen könne. Das war die<br />
Initialzündung für die weitere<br />
Ausdehnung der ISC. Die in der<br />
<strong>Motor</strong>rad-WM engagierten Teams<br />
vereinigten sich zu einer eigenen<br />
Dachorganisation namens IRTA,<br />
die ISC 1988 mit einem Vierjahres-<br />
Vertrag zur Vermarktung der<br />
TV-Rechte an der <strong>Motor</strong>rad-WM<br />
ausstattete. Das IRTA-Geschäftsfeld<br />
hatte für Ecclestone und ISC<br />
indirekte Folgen, die sich später auf<br />
die Rallye-WM auswirken sollten.<br />
Rückblende: Nach dem Neubau<br />
des Nürburgrings, der Ende 1983<br />
abgeschlossen war, wollte der<br />
Formel 1-Machthaber den Grand<br />
Prix von Deutschland eigentlich<br />
von Hockenheim wieder zurück in<br />
die Eifel holen. Dazu verlangte er<br />
aber von der Nürburgring GmbH als<br />
Streckenbetreiber eine sogenannte<br />
„Weiße Rennstrecke” – also die<br />
Übertragung aller Werberechte am<br />
Streckenrand, was sich in der Praxis<br />
durch weiß lackierte Werbeflächen<br />
ausdrückte, die Ecclestone<br />
mit den Logos seiner Partner<br />
gestalten konnte. Rainer Mertel,<br />
zu Neubauzeiten Geschäftsführer<br />
der Nürburgring GmbH, wollte<br />
darauf nicht eingehen. Deswegen<br />
SPORT MOTOR NEWS GER 01/2012<br />
etablierte Ecclestone den Großen<br />
Formel 1-Preis nach einem Eifel-<br />
Intermezzo ab 1986 in Hockenheim.<br />
Allerdings wechselten sich die<br />
damals einzigen beiden permanenten<br />
deutschen Rennstrecken bei der<br />
Ausrichtung der <strong>Motor</strong>rad-Grands<br />
Prix ab, als Ecclestone den IRTA-<br />
Deal abschloss. Wieder weigerte sich<br />
Mertel, Ecclestone und damit der<br />
ISC eine Weiße Rennstrecke für die<br />
Zweirad-Rennen zu stellen. Diesmal<br />
nicht nur als Geschäftsführer der<br />
Nürburgring GmbH: Er berief<br />
sich in seinen Verhandlungen<br />
auch auf seine Position als<br />
Vorsitzender der europaweiten<br />
Rennstreckenbetreiber-Vereinigung<br />
„Association des Circuits<br />
Permanents”, die bereits in den<br />
frühen Fünfzigern gegründet<br />
worden war.<br />
Ecclestone und die<br />
Wettbewerbshüter der EU<br />
Als Ecclestone auf seinem Prinzip<br />
der Weißen Rennstrecke in der<br />
Eifel beharrte, legte Mertel 1992<br />
bei der Vierten Generaldirektion<br />
der Europäischen Union in<br />
Brüssel Beschwerde gegen das<br />
Geschäftsgebaren ein. Der gewiefte<br />
Brite hatte offenbar Angst vor<br />
den Wettbewerbshütern der EU<br />
– er versprach den Nürburgring-<br />
Betreibern die <strong>Motor</strong>rad-WM<br />
zurück, wenn sie ihre Beschwerde<br />
bei der EU zurückziehen würden.<br />
Damit kam Ecclestone zum ersten<br />
Mal mit den regulierungswütigen<br />
Eurokraten in Berührung.<br />
Das <strong>Motor</strong>rad-Abenteuer von<br />
Ecclestone und ISC endete 1993,