#schoolbikers - Magazin für schulisches Radfahren — Ausgabe 01/2023
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AKTIVER SCHULWEG<br />
– CHANCE FÜR DIE<br />
GESUNDHEIT<br />
Ein aktiver Schulweg bietet Kindern und Jugendlichen<br />
die Chance, quasi nebenbei eine<br />
wichtige Portion Bewegung zu erhalten, die ihnen<br />
sonst fehlen würde. Das sorgt nicht nur <strong>für</strong><br />
einen gesünderen und fitteren Körper sondern<br />
auch <strong>für</strong> einen wacheren und leistungsfähigeren<br />
Kopf.<br />
Text: Achim Schmidt<br />
Sofaland: sitzend krank<br />
Die Bevölkerung der westlichen Industrienationen, so auch die<br />
Deutschen, gerät in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in<br />
den Einfluss von zwei wesentlichen gesundheitlichen Risikofaktoren.<br />
Zum einen führte eine Fehl- und Überernährung zu einer<br />
starken Zunahme des Anteils von übergewichtigen Menschen<br />
und zum anderen trägt ein ausgeprägter Bewegungsmangel zur<br />
Verbreitung von Zivilisationserkrankungen in erheblichem Maße<br />
bei, auch bei Kindern und Jugendlichen. So ist der Bewegungsmangel<br />
bei Kindern und Jugendlichen eine der größten gesundheitlichen<br />
Bedrohungen unserer Zeit. Die Studienlage dazu ist<br />
bedrückend.<br />
Je älter die Kinder werden, desto weniger bewegen sie sich.<br />
Das zeigt die groß angelegte KIGGS Studie (Kinder und Jugend<br />
Gesundheitssurvey) überdeutlich. Im Grundschulalter bewegen<br />
sich nur knapp ein Drittel der Kinder ausreichend, in den<br />
weiterführenden Schulen sinkt diese Wert teilweise bis auf 7,5%<br />
bei den 14-17 jährigen Mädchen. Ausreichend wird dabei mit<br />
mindestens 60 Minuten Bewegung pro Tag definiert.<br />
Der Ursprung: Sammler und Jäger<br />
Noch deutlicher wird die gegenwärtige Schieflage unseres<br />
Bewegungsverhaltens unter Berücksichtigung der evolutionären<br />
Entwicklung des Menschen. Mussten Neandertaler oder andere<br />
hominide Vorfahren des Menschen noch einen Großteil Ihrer<br />
Zeit mit der Beschaffung von Nahrung verbringen und dabei<br />
täglich geschätzt bis zu 30 km an Wegstrecke zurücklegen, ist<br />
das Bewegungspensum des modernen Menschen stark zusammengeschrumpft<br />
beziehungsweise kaum noch existent. So<br />
werden in unterschiedlichen Studien Werte zwischen 500 und<br />
1500 Metern als durchschnittliche zurückgelegte Fußwegstrecke<br />
von Deutschen genannt. Eine österreichische Untersuchung von<br />
Kaufmann (2<strong>01</strong>0) zeigt ein erschreckendes Bild: nur 20% der<br />
Kinder zwischen vier und sechs Jahren bewegen sich ausreichend.<br />
Ende der neunziger Jahre war das noch etwas besser:<br />
Grundschüler verbringen neun Stunden des Tages sitzend, neun<br />
Stunden liegend, fünf Stunden stehend und nur eine Stunde in<br />
Bewegung, wovon lediglich 15 bis 30 Minuten auf intensive<br />
Bewegung entfallen (Ost und Bös, 1997).<br />
Eltern: Nur nicht bewegen!<br />
„Nur nicht bewegen“ ist das Lebensmotto vieler Erwachsener<br />
in Deutschland, die diese Bewegungseinstellung an ihre Kinder<br />
weitergeben. Selbst kurze Wegstrecken werden im PKW zurückgelegt<br />
und stark steigende Bildschirmzeiten von Erwachsenen<br />
wie Kindern tragen Teil zum ausgeprägten und kultivierten Bewegungsmangel<br />
in unserer Gesellschaft bei. Laut der KIM Studie<br />
(Kinder, Internet, Medien: 2020) nutzen schauen 6 und 7jährige<br />
Kinder im Mittel 133 Minuten pro Tag auf einen Bildschirm (TV,<br />
Internet, Spiele, etc.)<br />
Die Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung empfiehlt<br />
maximal 60 Minuten.<br />
In der Altersgruppe 12 und 13 Jahre steigt dieser Wert auf 313<br />
Minuten. Während die Kinder also über 5 Stunden im Schnitt auf<br />
einen Bildschirm schauen, bewegen sie sich nicht. Wissenschaftlich<br />
werden die Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Gesundheit<br />
etwas widersprüchlich diskutiert, jedoch mit einer klaren<br />
Tendenz in Richtung gesundheitsschädlichen Auswirkungen.<br />
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