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Dokumentation der Arbeitsgruppe Autismus - Samariteranstalten ...

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2. Zeitliche Strukturierung<br />

Hilfesysteme und Netzwerke in den Lebensbereichen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Viele Menschen mit <strong>Autismus</strong>-Spektrum-Störungen können auch kurze und vor allem unpräzise Zeit-<br />

räume nur schwer erfassen (z. B. „ich komme gleich“, „später“). Es fällt ihnen schwer, einzuschätzen,<br />

wie lange sie für etwas Zeit haben (wie viel Zeit?, was ist ein bisschen?, wie lange dauert etwas?, was<br />

kommt danach?, wann fängt es an?, wann hört es auf?...). Unvorhergesehene Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Ta-<br />

gesroutine können Angst, Unsicherheit, Unruhe, Irritationen erzeugen und sind nicht zuletzt Auslöser<br />

für Panik und herausfor<strong>der</strong>nde Verhaltensweisen.<br />

Abläufe und zeitliche Abschnitte können wie folgt visuell dargestellt und somit vorhersehbar gemacht werden:<br />

- Visualisierung einzelner Abläufe/Schritte einer Handlung/einer Aufgabe (z. B. mittels konkreter o<strong>der</strong> sym-<br />

bolischer Objekte, Pictogramme, Fotograien, etc., dargestellt zum Beispiel im Rahmens eines Ablauf-<br />

planes o<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> stehend im Regal)<br />

- Visualisieren von ixen täglichen, wöchentlichen, monatlichen, etc. Terminen in Tages- o<strong>der</strong> Tagesab-<br />

schnittplänen, Kalen<strong>der</strong>n.<br />

- genaue Deinition von Anfang und Ende einer Aktivität/eines Arbeitsschrittes (z. B. durch TimeTimer,<br />

Kurzzeitwecker, Sanduhren, Ampeln, etc.)<br />

Für die meisten Klienten ist es zudem sinnvoll o<strong>der</strong> auch notwendig, das Verstreichen von Zeit und Hand-<br />

lungen visuell deutlich zu machen. Das kann neben <strong>der</strong> Anwendung von Timern, Sanduhren, etc. gesche-<br />

hen, indem die Bildkarten nach Beendigung <strong>der</strong> Aktivität vom Plan abgenommen o<strong>der</strong> umgedreht werden.<br />

Vergangene Tage werden am Kalen<strong>der</strong> beispielsweise jeden Abend vor dem Zubettgehen o.Ä. am Plan<br />

durchgestrichen, abgehakt, abgestempelt o<strong>der</strong> sogar abgeschnitten. Objekte im Regal können herausgenom-<br />

men, als Übergangsobjekt benutzt o<strong>der</strong> mittels Vorhang o.Ä. verdeckt werden.<br />

Die Wahl <strong>der</strong> eingesetzten Hilfe in Form von Objekten, Fotos, Symbolen o<strong>der</strong> schriftlichen Anweisun-<br />

gen richtet sich immer nach dem individuellen Abstraktionsniveau des Menschen mit Beeinträchti-<br />

gung.<br />

Bei <strong>der</strong> Abarbeitung von Zeitplänen wird die starke Neigung autistischer Menschen zur Routine genutzt,<br />

wobei grundsätzlich darauf zu achten ist, dass <strong>der</strong> Klient nach dem Plan agiert/arbeitet und nicht die Tätigkeit<br />

als routinierte Handlung durchführt. Dann hat <strong>der</strong> Plan seinen Auftrag als Orientierungshilfe verloren. Ablauf-<br />

pläne haben in <strong>der</strong> Regel eine festgelegte und bleibende Arbeitsrichtung von oben nach unten o<strong>der</strong> von links<br />

nach rechts. Im Umgang mit Plänen ist zudem darauf zu achten, WIE <strong>der</strong> Plan von <strong>der</strong> Person tatsächlich ge-<br />

nutzt wird. Vor allem in <strong>der</strong> Anfangszeit des Einsatzes strukturierter Hilfen orientiert sich ein Mensch mit Au-<br />

tismus vielmehr an seiner Bezugsperson, als am Plan selbst. Häuig obliegt dies <strong>der</strong> fehlerhaften Steuerung<br />

<strong>der</strong> Bezugsperson im Umgang mit dem Plan. Anzuraten ist deshalb nicht nur die Relektion <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Strukturierungshilfe auf ihre Wirksamkeit hin. Vielmehr müssen auch unterstützende Bezugspersonen eine<br />

Relektion ihres Handelns erfahren.<br />

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