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Wöör vörweg - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache ...

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PROF. DR. HERMANN GELHAUS<br />

Unter dem Schutz der <strong>Sprache</strong>ncharta<br />

Wiederabdruck eines Artikels, den der Autor <strong>für</strong> das ”Spräkrohr”,<br />

Ztg. Des Heimatvereins Bösel, 2009 geliefert hat.<br />

Niederdeutsch oder: Worauf es entscheidend ankommt<br />

1. Einleitung<br />

Ich kann mich noch gut an einen Vorfall nach dem Ende des Krieges erinnern,<br />

als viele Menschen als ’Hamsterer’ aus dem Ruhrgebiet zu uns aufs<br />

Land kamen, um sich die überlebenswichtigen Nahrungsmittel bei den<br />

Bauern zu besorgen. Unsere Oma versuchte, ein kleines Gespräch mit<br />

einem Mann aus Dortmund anzuknüpfen. Sie fragte ihn: ”Wo kommen<br />

Sie ganz her?” Klar, unsere Oma meinte es ehrlich und gut, sie wollte mit<br />

dieser Frage ihre Anteilnahme an dem traurigen Schicksal des ’Hamsterers’<br />

bekunden.<br />

Der Dortmunder aber nahm die Frage <strong>für</strong> ungut, fühlte sich beleidigt<br />

und gab in einem etwas schneidenden Ton zurück: ”Aus Dortmund, Sie<br />

Gans!” Damit war das Gespräch, kaum begonnen, schon wieder beendet.<br />

Es scheiterte daran, dass unsere Oma, nicht gewohnt, hochdeutsch<br />

zu sprechen, eine im Plattdeutschen geläufige und keineswegs mehrdeutige<br />

Formulierung (”Wor kummst du ganz her?”) im Verhältnis eins zu<br />

eins ins Hochdeutsche übertragen hatte, und der Dortmunder andererseits<br />

in Unkenntnis des Plattdeutschen nicht in der Lage war, die Bedingungen<br />

des sprachlichen Fauxpas zu durchschauen und damit zu entschuldigen.<br />

Wie gesagt, unsere Oma hatte es gut gemeint, aber sie konnte eben<br />

kein ’reines’ Hochdeutsch. Sie konnte es nicht, aber die meisten andern<br />

Böseler konnten es damals auch nicht. Sie sprachen alle plattdeutsch, das<br />

war ihre sprachliche Heimat. Heute liegen die Dinge freilich anders.<br />

2. Rückgang des Plattdeutschen<br />

Wie hat sich dieses Bösel in den letzten 50-60 Jahren doch verändert! Eine<br />

dieser Veränderungen ist uns kaum bewußt, und doch ist sie mit Blick<br />

auf die soziale und geistig-kulturelle Struktur Bösels wichtig und einschneidend,<br />

ich meine die Veränderung im sprachlichen Bereich. Man<br />

darf davon ausgehen, dass in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts<br />

(also von 1900 bis 1950) alle Bürger dort, Pastor und Lehrpersonen eingeschlossen,<br />

in aller Regel noch Plattdeutsch gesprochen haben. Das ist heute<br />

nicht mehr der Fall.<br />

Wir haben keine genauen Zahlen über die Verhältnisse in Bösel (das müsste<br />

einmal untersucht werden), aber es gibt eine neuere Erhebung des Insti-<br />

<strong>Quickborn</strong>3-09-Druck 25<br />

07.09.2009, 10:50 Uhr<br />

25

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