klein & stark 2/2022
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe: Cybermobbing. Unser Magazin behandelt psychosoziale Gesundheitsthemen von Kindern und Jugendlichen.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe: Cybermobbing.
Unser Magazin behandelt psychosoziale Gesundheitsthemen von Kindern und Jugendlichen.
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„Mobbing ist Kultur“
Mag. Bernhard Diwald ist Leiter der Stelle für Mobbing- und Gewaltprävention
der Kinder- und Jugendanwaltschaft (Kija) Oberösterreich und
personenzentrierter Psychotherapeut. In unserem Interview spricht
der Experte über die Stigmatisierung von Opfern und Täter*innen und
warum es unabdingbar ist, dass Eltern und Pädagog*innen Kinder in
(Cyber)Mobbing Fällen unterstützen.
klein & stark: Welche Rolle
spielt Cybermobbing im
Arbeitsalltag der Kija?
Mag. Bernhard Diwald: Cybermobbing
spielt eine sehr große
Rolle. Man kann grundsätzlich
sagen, dass jeder Mobbingfall
einen Cybermobbing Anteil hat.
Denn die Kommunikation unter
Jugendlichen findet hauptsächlich
über soziale Medien statt.
Die wichtigste Plattform ist dabei
WhatsApp. Hier sind es meist Klassenchats
oder Freundesgruppen,
in denen unangemessene Inhalte,
heimliche Fotos und weitere schädigende
Inhalte geteilt werden. Die
ständige Angreifbarkeit im Internet
verfolgt die Betroffenen bis ins
Kinderzimmer, eine Abgrenzung
ist kaum mehr möglich. Kinder
und deren Eltern sind dieser Dynamik
oft hilflos ausgesetzt.
klein & stark: Wie wird
man Aggressor*in oder
Betroffene*r?
Mag. Bernhard Diwald: In
unserer Praxis gibt es keine klassischen
Opfer oder Täter*innen.
Wir unterscheiden nicht zwischen
richtig und falsch, gut oder
böse. Daher sprechen wir oft von
Aggressor*innen und Betroffenen.
Damit entgeht man auch
einer ganz schnell aufkommenden
Stigmatisierung. Für uns spielen
Motive eine große Rolle. Häufig ist
Langeweile oder Spaß der Auslöser
für Mobbing. Dahinter steckt
oft die Suche nach Anerkennung,
eine zutiefst menschliche Eigenschaft
und ein Grundbedürfnis.
Kinder und Jugendliche sind zudem
auf der Suche nach einer eigenen
Identität. Dieser Prozess spiegelt
sich oft in der Abgrenzung oder
Erniedrigung anderer wider. Es
gibt keine Charaktereigenschaften,
die dafür prädestiniert sind, Opfer
oder Täter*in zu werden. Betroffene
sind Kinder und Jugendliche
häufig dann, wenn sie psychisch
bereits angeschlagen sind.
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