2023-07_RegioBusiness
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02 Politik & Wirtschaft<br />
Juli <strong>2023</strong> I Jahrgang 22 I Nr. 248<br />
Demografischer Wandel schlägt durch<br />
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni leicht gesunken, im Vergleich zum Vorjahr aber gestiegen. Es gibt auch weniger freie Stellen.<br />
„Es ist angezeigt,<br />
den Fokus verstärkt<br />
darauf zu<br />
richten, ältere Arbeitnehmer<br />
mit<br />
guten Konzepten<br />
im Erwerbsleben<br />
zu halten“<br />
Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen<br />
im Agenturbezirk<br />
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim<br />
auf 10 946 zurückgegangen.<br />
Das sind 39 Arbeitslose<br />
(0,4 Prozent) weniger als<br />
im Mai, aber 987 (9,9 Prozent)<br />
mehr als im Juni 2022. Die Arbeitslosenquote<br />
liegt unverändert<br />
bei 3,2 Prozent. In Baden-Württemberg<br />
liegt sie bei 3,8 Prozent<br />
(Mai: 3,7).<br />
Es wurden mit 843 freien Stellen<br />
auch weniger Angebote gemeldet:<br />
205 oder 19,6 Prozent weniger<br />
als im Mai und 322 (27,6 Prozent)<br />
weniger als im Juni 2022.<br />
Insgesamt waren 7880 Stellen gemeldet,<br />
168 (2,1 Prozent) weniger<br />
als im Mai und 543 (6,4 Prozent)<br />
weniger als im Juni 2022<br />
Der demografische Wandel ist auf<br />
dem Arbeitsmarkt angekommen,<br />
was bedeutet, dass die Bevölkerung<br />
altert und die Erwerbsbevölkerung<br />
schrumpft. „Bereits jetzt<br />
stellt die Deckung des Fachkräftebedarfs<br />
die Unternehmen und die<br />
Gesellschaft vor große Herausforderungen“,<br />
betont Elisabeth Giesen,<br />
Leiterin der Agentur für Arbeit<br />
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.<br />
„Mit dem Renteneintritt<br />
der Babyboomer, also der<br />
Jahrgänge 1955 bis 1970, werden<br />
die Fachkräftelücken größer<br />
werden. Der technische Fortschritt<br />
kann einen Teil dieser Lücke<br />
auffangen, doch es ist angezeigt,<br />
den Fokus verstärkt darauf<br />
zu richten, ältere Arbeitnehmer<br />
mit guten Konzepten im Erwerbsleben<br />
zu halten“, so Elisabeth Giesen<br />
weiter.<br />
SCHWÄBISCH HALL Im Landkreis<br />
liegt die Arbeitslosenquote<br />
bei 3,2 Prozent (Mai: 3,2 Prozent).<br />
Im Juni waren 3763 Menschen<br />
arbeitslos gemeldet, sieben<br />
weniger als im Mai und 547<br />
mehr als vor einem Jahr. Arbeitgeber<br />
haben 193 Stellen gemeldet,<br />
1<strong>07</strong> (35,7 Prozent) weniger als<br />
im Mai und 45,0 Prozent weniger<br />
als im Juni 2022. Der Bestand an<br />
Stellenangeboten lag zum Stichtag<br />
bei 2666; 11,4 Prozent weniger<br />
als im Juni 2022.<br />
HOHENLOHEKREIS Hier liegt<br />
die Arbeitslosenquote wie schon<br />
im Mai bei 2,9 Prozent. Im Juni<br />
waren 2008 Menschen arbeitslos<br />
gemeldet, 33 (1,7 Prozent) mehr<br />
als im Mai und 73 (3,8 Prozent)<br />
mehr als im Juni 2022. Die Arbeitgeber<br />
haben 109 Stellen gemeldet,<br />
112 (50,7 Prozent) weniger<br />
als im Mai und 42,9 Prozent<br />
weniger als im Juni 2022. Der<br />
Bestand an Stellenangeboten lag<br />
zum Stichtag bei 1417; 4,6 Prozent<br />
mehr als im Juni 2022.<br />
Der Arbeitsmarkt im Juni <strong>2023</strong><br />
10.946<br />
ARBEITSLOSE<br />
Veränderung zum Vorjahr: +9,9 %<br />
2,4%<br />
ARBEITSLOSENQUOTE<br />
JUGENDLICHE<br />
Veränderung zum Vorjahr: +0,3 %<br />
255.291<br />
SOZIALVERSICHERUNGS-<br />
PFLICHTIG BESCHÄFTIGTE<br />
Veränderung zum Vorjahr: +1,2 %<br />
MAIN-TAUBER-KREIS Im Norden<br />
liegt die Arbeitslosenquote<br />
bei 3,0 Prozent (Mai: 3,1 Prozent).<br />
Im Juni waren 2302 Menschen<br />
arbeitslos gemeldet, 73<br />
(3,1 Prozent) weniger als im Mai<br />
und 229 (11,0 Prozent) mehr als<br />
im Juni 2022. Arbeitgeber haben<br />
395 Stellen gemeldet, 1,5 Prozent<br />
weniger als im Mai und 1,7 Prozent<br />
weniger als im Juni 2022.<br />
3,2 %<br />
ARBEITSLOSENQUOTE<br />
Veränderung zum Vorjahr: +0,3 %<br />
14.870<br />
UNTERBESCHÄFTIGTE<br />
(OHNE KURZARBEIT)<br />
Veränderung zum Vorjahr: +17,4 %<br />
7.880<br />
ARBEITSSTELLEN<br />
Veränderung zum Vorjahr: -6,4%<br />
RB Grafik: Jürgen Schneider, Quelle: Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim<br />
Im Agenturbezirk Schwäbisch<br />
Hall-Tauberbischofsheim waren<br />
im Bereich der Grundsicherung<br />
(Rechtskreis SGB II) 5824<br />
Arbeitslose gemeldet, im Bereich<br />
der Arbeitslosenversicherung<br />
(Rechtskreis SGB III) 5122.<br />
Der Anteil der Arbeitslosen aus<br />
dem Bereich der Grundsicherung<br />
(SGB II) am gesamten Bestand<br />
beträgt 53,2 Prozent.<br />
Von den 3763 Arbeitslosen im<br />
Landkreis Schwäbisch Hall wurden<br />
2125 vom Jobcenter Schwäbisch<br />
Hall betreut (Juni 2022:<br />
1688). Die Geschäftsstellen der<br />
Arbeitsagentur im Haller Landkreis<br />
betreuten 1638 Arbeitslose<br />
(Juni 2022: 1528).<br />
Immer noch gute Chancen<br />
auf dem Ausbildungsmarkt<br />
„Die Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />
zu bekommen, sind im Juni<br />
in nahezu allen Branchen sehr<br />
gut – auch noch für dieses Jahr.<br />
Wer auf der Suche ist, wendet sich<br />
am besten an unsere Berufsberatung<br />
und bespricht mit den Beraterinnen<br />
und Beratern die aktuellen<br />
Ausbildungsangebote“, ermutigt<br />
Elisabeth Giesen. „Denn<br />
mit einer abgeschlossenen Ausbildung<br />
hat man das Fundament, auf<br />
das sich aufbauen lässt“, so Giesen.<br />
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres<br />
im Oktober letzten Jahres<br />
haben sich 2636 Bewerberinnen<br />
und Bewerber gemeldet, das sind<br />
13,3 Prozent mehr als vor einem<br />
Jahr. Im gleichen Zeitraum wurden<br />
5536 Berufsausbildungsstellen<br />
gemeldet, 6,7 Prozent mehr<br />
als vor einem Jahr.<br />
pm<br />
www.arbeitsagentur.de<br />
Impressum<br />
STANDPUNKT<br />
Frank Lutz<br />
Redakteur<br />
Die Zukunft ist jetzt<br />
Es gab einmal eine Zeit, da schrieb ein Redakteur<br />
höchstens einen Aufmacher pro Tag.<br />
Stundenlang sinnierte er über die passenden<br />
Formulierungen und hatte zwischendurch<br />
noch Zeit für einen netten Plausch oder das<br />
ein oder andere Gläschen (wird zumindest<br />
behauptet) mit den Kollegen. Ich selbst kenne<br />
diese vermeintlich heile Welt nur noch<br />
aus Erzählungen meiner älteren – inzwischen<br />
zum Teil pensionierten – Kollegen, die ganz<br />
glasige Augen bekommen, wenn sie von der<br />
guten alten Zeit erzählen.<br />
Aber war diese Zeit wirklich so gut? Klar, damals<br />
waren Termin- und Wettbewerbsdruck<br />
vielleicht weniger hoch. Die Zeitungen konnten<br />
sich ihrer Leserschaft und die Journalisten<br />
ihrer dauerhaften Festanstellung noch sicher<br />
sein. Und dass ein Zeitungsverlag auf<br />
Anzeigenkunden angewiesen sein könnte,<br />
schien völlig undenkbar. Aber die Zeiten haben<br />
sich nun mal geändert, und die Digitalisierung,<br />
die durch Corona ja nochmal einen<br />
Extraschub bekommen hat, bringt auch unserer<br />
Branche große Vorteile. Das fängt schon<br />
bei der theoretisch unbegrenzten Reichweite<br />
unserer Online-Artikel an und setzt sich<br />
mit der enormen Zeitersparnis durch Teams<br />
& Co. fort. Noch dazu freut sich das Klima,<br />
wenn nicht für jedes Interview, für jede kleine<br />
Besprechung Dutzende Kilometer<br />
mit dem Verbrennerauto<br />
gefahren werden. Und wäre<br />
es früher denkbar gewesen,<br />
dass ich diese Zeilen bequem vom<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
heimischen Wohnzimmertisch aus schreibe,<br />
statt mich durch den dichten Berufsverkehr<br />
auf der A6 in die Redaktion zu quälen?<br />
Sicher nicht.<br />
Und damit sind wir auch schon mittendrin im<br />
Thema: Digitalisierung verändert die Arbeitswelt<br />
auf dramatische Weise. Das betrifft die<br />
Einzelhändler, die ja schon lange vor den Corona-Lockdowns<br />
ein Lied davon singen konnten,<br />
dass der heutige Kunde lieber bequem<br />
per Mausklick einkauft, als sich in die teilweise<br />
immer mehr verwaisenden Innenstädte<br />
zu begeben. Das betrifft die Autobranche, von<br />
der ja gefühlt die halbe Wirtschaft in der Region<br />
abhängig ist und die mit der Umstellung<br />
auf nachhaltige Antriebe und dem Kampf gegen<br />
den allgegenwärtigen Fachkräftemangel<br />
sowieso schon alle Hände voll zu tun hat.<br />
Doch während das Auto – mit welchem Antrieb<br />
auch immer – bis auf Weiteres benötigt<br />
wird, könnte es in anderen Branchen<br />
bald noch viel dramatischer aussehen: Der<br />
Entwicklungssprung bei der Künstlichen Intelligenz<br />
und ihr vermehrter Einsatz gefährdet<br />
besonders Jobs, in denen Kreativität gefragt<br />
ist – zum Beispiel meinen eigenen. Und<br />
einige trifft es vielleicht noch härter: Der renommierte<br />
Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar<br />
hält es für möglich, dass Künstliche<br />
Intelligenz Werbung und Marketing künftig<br />
überflüssig macht, dass damit das Geschäftsmodell<br />
von Google komplett wegbrechen<br />
könnte. Was passiert dann mit den ganzen<br />
Werbekaufleuten, Grafikdesignern & Co., die<br />
ihren Job verlieren? Sollen sie alle künftig KI<br />
programmieren?<br />
Auf solche Fragen müssen Antworten gefunden<br />
werden. Denn die Digitalisierung scheint<br />
unausweichlich, und wenn wir nicht lernen,<br />
sie zu unseren Gunsten zu nutzen, werden<br />
es andere tun und an uns vorbeiziehen. Andererseits<br />
aber liegt es in der Natur der Dinge,<br />
dass die Menschen etwas fürchten, das<br />
sie nicht kontrollieren können und das ihnen<br />
ihren angestammten Platz streitig machen<br />
könnte. Und selbst die Unternehmer selbst,<br />
die doch mit gutem Beispiel vorangehen und<br />
ihre Belegschaft mitreißen sollten, scheinen<br />
sich ihrer Sache oft nicht sicher zu sein. Anders<br />
lässt es sich nicht erklären, dass laut einer<br />
Studie der TU München fast zwei Drittel<br />
der Unternehmen in Heilbronn-Franken keine<br />
Digitalstrategie definiert haben. Wie aber<br />
sollen die Beschäftigten für die digitale Transformation<br />
begeistert werden, wenn ihre Vorgesetzten<br />
Zweifel haben? Technisches Knowhow<br />
ist das eine, aber ohne das passende<br />
Mindset wird nichts vorangehen.<br />
Hier gibt die eben zitierte Studie einige Antworten:<br />
Die Unternehmen, die in puncto Digitalisierung<br />
auf einem guten Weg sind, haben<br />
in der Regel Spaß daran, neue Wege zu<br />
beschreiten. Sie grübeln nicht lange, sondern<br />
probieren aus und lernen aus ihren Fehlern.<br />
Und sie vernetzen sich untereinander und<br />
mit anderen Akteuren. Denn die alte Weisheit<br />
„Gemeinsam geht’s besser“ – sie bleibt auch<br />
im digitalen Zeitalter gültig.<br />
Verlag<br />
SÜDWEST PRESSE Hohenlohe<br />
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Ausgabe Bad Mergentheim