Innovationsreport Binnenschifffahrt 2023

INNOVATIONSREPORT 2023
(PTO = power take off) als standardmäßig
nachrüstbare Konfiguration ausgeführt.
Wird beispielsweise eine neue
Ruderanlage verbaut, so kann ein weiterer
Abtrieb für die hydraulische
Pumpe sehr einfach realisiert werden.
Wenn Sie Reeder wären und heute ein
Binnenschiff bestellen müssten, welchen
Antrieb hätte es?
Deleroi: Wir denken Antriebskonzepte
immer vom Einsatzszenario und der
Ladung her. Jedes Schiff hat seinen
Zweck. Daher ist eine pauschale Antwort
immer schwer zu formulieren. Wir finden
für jedes Projekt gemeinsam mit unseren
Kunden eine passende Lösung.
Eines ist für mich jedoch klar. Wir
müssen uns von dem Gedanken des monolithischen
Antriebssystems verabschieden,
großer Dieselmotor-
Getriebe-Propeller. Das Getriebe wird in
Zukunft verschiedene Antriebsarten zusammenführen,
um genau die geforderte
Leistung zur Verfügung zu stellen,
ergo: kleiner Dieselmotor und Elektromotor.
Das spart Energie und auch
Wartungskosten. Das heißt, jedes Getriebe
wird einen Nebenantrieb (PTI =
power take in) haben. Dieser elektrische
Nebenantrieb kann mit Batterien oder
Generatoren betrieben werden, wenn
nicht viel Leistung abgerufen wird, z.B.
bei Manövern im Hafen, Tal- oder
Kanalfahrt.
Auf diese Weise könnte eine Reederei
intelligent ihre Routen und Leistungsbedarfe
planen; eine Kanalfahrt komplett
über den Nebenantrieb, oder bei
Bedarf sogar elektrisch realisieren. Bei
Bergfahrt, wird der Primärantrieb (Dieselmotor)
zusammen mit dem Nebenantrieb
(Elektromotor) benutzt. Zu Tal
reicht normal der Nebenantrieb völlig
aus um die Ruderwirkung aufrecht zu
erhalten.
Kann der überall vorherrschende Fachkräftemangel
die Innovationskraft in
Deutschland ausbremsen oder stoppen?
Wenn ja, was müsste man dagegen unternehmen?
Deleroi: Das Thema Fachkräftemangel
ist in der Tat besorgniserregend und
kann die Entwicklungsfähigkeit bremsen.
Die Dekarbonisierung der Schifffahrt –
Binnen- und Seeschifffahrt – bedeutet
richtig viel Arbeit.
Zum Glück sind wir weltweit aufgestellt
mit unseren Vertriebs- und Servicegesellschaften
und überlegen,
einige Entwicklungstätigkeiten an andere
Standorte mit verfügbaren Fachkräften
teilweise auszulagern. Hinzu
kommt, dass wir massiv in unsere Ausbildung
investieren, wir haben zum
Beispiel eine REINTJES Academy gegründet,
in der wir nicht nur für uns ,
sondern auch andere Klein- und Mittelständler
ausbilden. Das sind die
Fachkräfte der Zukunft.
Des Weiteren sollte Einwanderung von
Fachkräften einfacher gestaltet werden,
aber da ist unsere Bundesregierung ja
dran.
Interview: Anna Wroblewski
© REINTJES
Werden Elektro-Konzepte die Antriebssysteme der Zukunft sein?
Binnenschifffahrt 2023
21