altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe September/Oktober 2023
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Deutschlands größter Kaltblutfohlenmarkt<br />
„Wichtigster Feiertag im Jahr“<br />
Rottenbuch | Die Sorge der Veranstalter,<br />
dass der Rottenbucher<br />
Fohlenmarkt die Corona-Pandemie<br />
nicht überleben würde, war durchaus<br />
berechtigt. Schließlich können<br />
die Fohlen der Züchter auch zuhause<br />
auf dem Hof bewertet, online<br />
angeboten und über direkte<br />
Kontaktaufnahme zwischen Käufer<br />
und Halter verkauft wer<strong>den</strong>. Dazu<br />
braucht es keine Vor-Ort-Plattform.<br />
Auch Rottenbuchs Bürgermeister<br />
Markus Bader macht keinen Hehl<br />
daraus: „Natürlich ist es bequemer,<br />
<strong>den</strong> Handel der Fohlen online<br />
abzuwickeln.“ Doch der größte<br />
Kaltblutfohlenmarkt Deutschlands,<br />
der stets am ersten Freitag des<br />
<strong>September</strong>s stattfindet, ist viel<br />
mehr als dieses rein Geschäftliche<br />
unter all <strong>den</strong> lei<strong>den</strong>schaftlichen<br />
Pferdezüchtern. Er gilt als Kult,<br />
als beliebte Traditionsveranstaltung,<br />
die seit vielen Jahrzehnten<br />
Menschen allen Alters aus ganz<br />
Bayern, Deutschland, ja sogar<br />
Österreich, Schweiz, Belgien und<br />
anderen europäischen Ländern in<br />
seinen Bann zieht. Die bis zu 100<br />
Rosserer mit ihren herausgeputzten<br />
Kaltblutstuten und <strong>den</strong> noch<br />
<strong>Das</strong> Highlight: Die Versteigerung mit Auktionator Michael Walser.<br />
schöner hergerichteten Fohlen<br />
stehen ganz klar im Mittelpunkt<br />
dieser Veranstaltung. „<strong>Das</strong> soll und<br />
muss auch immer so bleiben“, betont<br />
Markus Bader. Dank großem<br />
Bierzelt mit Blasmusik, qualitativ<br />
hochwertiger, bayerischer Küche,<br />
kompetentem Bedienpersonal,<br />
vergleichsweise günstigen Essensund<br />
Getränkepreisen sowie mehr<br />
als 50 Fieranten drumherum ist<br />
dieser Großveranstaltung ein gewisser<br />
Volksfestcharakter jedoch<br />
nicht von der Hand zu weisen –<br />
quasi ein Volksfest ohne übertriebenen<br />
Kitsch, was in heutiger Zeit<br />
durchaus Seltenheitswert hat. Und<br />
offensichtlich von verdammt vielen<br />
Menschen vermisst wurde. Vergangenes<br />
Jahr, beim ersten Fohlenmarkt<br />
nach coronabedingter<br />
Zwangspause, wurde nämlich ein<br />
neuer Besucherrekord von mindestens<br />
6000 erzielt. „Wenn das<br />
Wetter heuer so bombastisch wird<br />
wie vergangenes Jahr, rechnen wir<br />
mit einem ähnlichen Ansturm wie<br />
2022“, sagt Markus Bader, der im<br />
Rahmen seiner Fohlenmarkt-Rede<br />
stets betont, wie bedeutungsvoll<br />
dieser Termin <strong>für</strong> die Rottenbucher<br />
selbst ist: „Nach Weihnachten<br />
der wichtigste Feiertag im Jahr.“ In<br />
erster Linie wegen der vielen strahlen<strong>den</strong><br />
Gesichter aus nah und fern.<br />
Aber auch deshalb, weil sich die<br />
Rottenbucher Gemeinde, Trachtler,<br />
Musiker und Trommler <strong>für</strong> ihren<br />
unermüdlichen, ehrenamtlichen<br />
Einsatz belohnen an diesem Tag.<br />
„Die Einnahmen über Essen und<br />
Getränke kommen unseren Vereinen<br />
zugute.“ Neue Noten oder<br />
gar Leihinstrumente <strong>für</strong> Nachwuchsmusiker<br />
könne man sich<br />
dank des Fohlenmarktes leisten.<br />
<strong>Das</strong> Eintrittsgeld über fünf Euro,<br />
das ausschließlich bis mittags verlangt<br />
wird, ist dagegen Sache des<br />
Pferdezuchtverbands. Heißt: Die<br />
Rottenbucher stellen Örtlichkeit<br />
zur Verfügung, sorgen <strong>für</strong> Live-<br />
Musik, Bewirtung und Fieranten.<br />
Der Pferdezuchtverband dagegen<br />
kümmert sich um alles, was mit<br />
Auftrieb, Bewertung und Versteigerung<br />
der Fohlen zu tun hat.<br />
300 Meter weiter südlich<br />
Heuer findet der 39. Rottenbucher<br />
Kaltblutfohlenmarkt am Freitag,<br />
1. <strong>September</strong>, erstmals 300 Meter<br />
weiter südlich statt wie gewohnt –<br />
quasi zwischen großem Fohlenhof-Parkplatz<br />
und Sportplatz. Offizieller<br />
Beginn: 9 Uhr. Wobei der<br />
Auftrieb der ersten Fohlen in <strong>den</strong><br />
Ring bereits um 8 Uhr beginnt,<br />
gefolgt von einer offiziellen Vorstellung<br />
der jungen Hengste und<br />
Stuten um 10 Uhr. <strong>Das</strong> große Highlight,<br />
die Versteigerung, beginnt<br />
schließlich um 12 Uhr. Tausende<br />
Besucher scharen sich dann um<br />
<strong>den</strong> Ring. Darunter auch jede<br />
Menge potentielle Käufer, stets<br />
mit Katalog in der Hand, in dem<br />
die einzelnen Fohlen inklusive aller<br />
wichtiger Daten vermerkt sind.<br />
Bis dato wur<strong>den</strong> die Tiere bereits<br />
auf Erscheinungsbild, Rahmen,<br />
Wuchs, Größe, Kopfausdruck, Halsung,<br />
Oberlinie, Fundament, Beine<br />
und Gang von einer fachkundigen<br />
Jury bewertet. Spätestens dann<br />
kommt Auktionator Michael Walser<br />
ins Spiel – der Mann mit der<br />
schnellsten Stimme des Rottenbucher<br />
Kaltblutfohlenmarkts, der<br />
das gegenseitige Überbieten der<br />
Käufer gekonnt moderiert. Und<br />
spätestens bei Höchstpreisen von<br />
bis zu über 5000 Euro ins Schwitzen<br />
kommt.<br />
js<br />
september / oktober <strong>2023</strong> | 29