04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel
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<strong>04</strong> <strong>Chili</strong> <strong>con</strong> <strong>Charme</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Aggression</strong> <strong>und</strong> (<strong>Ver</strong>-)<strong>Führung</strong><br />
Die richtige Würze für Ihre Karriere<br />
12 Lieblingswert: Widerspruch<br />
Interview mit McKinsey-Frontmann<br />
Jürgen Kluge<br />
0205<br />
Eine <strong>Ver</strong>lagsbeilage der Süddeutschen Zeitung<br />
COACHING ZONE I Der mediale Mentor für Young Professionals:<br />
Wie berichten Sie an Vorgesetzte <strong>–</strong> offen oder gefiltert? Setzen Sie Ihre <strong>Aggression</strong>en konstruktiv<br />
ein? Führen Sie mit Biss oder <strong>Charme</strong>? Wie entscheiden Sie? Kopf oder Bauch? Kopf oder Zahl?<br />
Ist das Leben ein Spiel? Oder spielen Sie das Leben? Wie gehen Sie mit Krisen um? Wie gehen<br />
Sie aus Krisen hervor? Was wollen Sie bewegen? Was können Sie bewegen? Oder lassen Sie sich<br />
bewegen? Macht es einen Unterschied, ob Sie an Ihrem Platz sitzen oder nicht ? Wie mutig sind<br />
Sie? Wie gehen Sie mit Herausforderungen um? Springen Sie gern ins kalte Wasser? Wie mobil<br />
sind Sie im Kopf? Wie mobil überhaupt? Haben Sie Vorbilder? Oder sind Sie anderen ein Vorbild?
ANDERE HABEN DIE NASE OBEN.<br />
WIR HABEN SIE LIEBER VORN.<br />
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[Feedback zur ersten Ausgabe] „Originell“, „innovativ“, „voller Substanz“, „sehr kreativ“, „spannend zu lesen“, „positive Überraschung“,<br />
„top-designt“, „tolle Idee“, „interessante Menschen“, „hochwertig“, „außergewöhnlich“. [Danke] Und weiter geht’s zur zweiten Ausgabe<br />
EDITORIAL<br />
BERUFSZIEL <strong>–</strong> das Jobmagazin mit der Coaching Zone<br />
Das Besondere an BERUFSZIEL:<br />
Es gibt auf jeder Seite ein „Spielfeld“ <strong>und</strong> eine „Coaching Zone“.<br />
Zuerst lesen Sie den Artikel auf dem „Spielfeld“ vom Anfang bis zum<br />
Schluss.<br />
Dann gehts zur „Coaching Zone“ <strong>–</strong> für jedes Thema in BERUFSZIEL<br />
haben wir einen Coach engagiert, der analysiert <strong>und</strong> kommentiert.<br />
Der Nutzen für Sie: Ein Perspektivenwechsel für neue Denkanstöße.<br />
«<br />
Liebe Leser,<br />
Samstag. Handy aus, Jeans an. Die Lebenslust ruft <strong>und</strong> nicht die Pflicht. Freitag ist passé <strong>und</strong><br />
Montag weit weg. Sie wollen leben, einfach nur leben. Und doch legen Sie regelmäßig am<br />
Wochenende den Kompass bei sich an. Beim Milch-Kaffee denken Sie an Ziele, Pläne, Termine.<br />
Ist Ihr Leben in Bewegung oder dreht es sich im Kreis? Gewinnen Sie im „Spiel des Lebens“?<br />
BERUFSZIEL will auch weiterhin Ihr Impulsgeber sein: samstags-leicht <strong>und</strong> wochen-tauglich.<br />
Themen anregen, Wissen ergänzen, Sie dabei unterhalten <strong>und</strong> mitreißen. Professor Weidner<br />
zeigt Ihnen, wie Sie <strong>Aggression</strong>en konstruktiv einsetzen <strong>–</strong> ab Seite 4. BERUFSZIEL möchte<br />
Sie anspornen, Neues zu wagen, aufzubrechen <strong>–</strong> Mut schöpfen können Sie auf Seite 18.<br />
Haben Sie bereits Ihr wertvollstes Kapital, Ihre eigene Arbeitskraft, versichert? Worauf Sie<br />
achten sollten, lesen Sie ab Seite 26. Ist der MBA ein Thema für Sie? Wir erleichtern Ihnen<br />
die Navigation durchs MBA-Radarbild ab Seite 30. Sind Sie auf dem Sprung <strong>und</strong> weichen doch<br />
zurück? Ob bessere Entscheidungen in Kopf oder Bauch getroffen werden, verraten wir Ihnen<br />
auf Seite 36. Der Physiker Albert Einstein war 26, als er die spezielle Relativitätstheorie aufstellte.<br />
Und Sie? Lassen Sie sich inspirieren von der Kreativität eines Albert Ein- oder Herbert<br />
Feuerstein auf Seite 40 bzw. 44.<br />
Kluge Gedanken schenkt Ihnen Kluge, Jürgen. McKinsey-Deutschlandchef Professor Jürgen<br />
Kluge sprach mit uns unter anderem über Radikalität, Unterschiede im <strong>Führung</strong>sverhalten von<br />
Frauen <strong>und</strong> Männern, über Eliten <strong>und</strong> den „Chicken-Test“. Ab Seite 12.<br />
Wir hoffen, das Lesen von BERUFSZIEL bereitet Ihnen so viel <strong>Ver</strong>gnügen wie uns das Schreiben.<br />
Ihr BERUFSZIEL-Team<br />
PS: Die klassischen Themen r<strong>und</strong> um die Bewerbung halten wir für Sie im Internet unter www.berufsziel.de<br />
bereit. Werden Sie initiativ, tauschen Sie sich mit Ihren Fre<strong>und</strong>en, Bekannten oder unseren Lesern aus. Das<br />
Forum, ebenfalls unter www.berufsziel.de, bietet Ihnen hierzu Gelegenheit.<br />
IMPRESSUM: <strong>–</strong> der mediale Mentor für Young Professionals Herausgeber: Transmedia <strong>Ver</strong>lagsgesellschaft mbH, Weyertal 59, 50937 Köln, Telefon: 0221 4722-300, E-Mail:<br />
info@berufsziel.de Idee <strong>und</strong> Konzeption: Viola Strüder Projektkoordination: Ute Blindert Redaktion: Rainer Bachmann, Ute Blindert, Michael Heinemann-May, Viola Strüder (verantwortlich)<br />
Schlussredaktion: Gabriele Monjau Bildredaktion: Ute Blindert Autoren dieser Ausgabe: Sabine Asgodom, Dr. Johanna Dahm, Christina Fischer, Uta Glaubitz, Martin Kinkel, Dr. Marco von Münchhausen,<br />
Sabine Olschner, Robert W. Piterek, Martin Rath, Cordula Schaub Website: www.berufsziel.de: Thomas Böttcher Cover: Felbert + Eickenberg/Stock4B. Grafik-Design: Olaf Meyer Gestaltung, Im Stavenhof 5,<br />
50668 Köln, Telefon: 0221 9227913, E-Mail: meyer.o@t-online.de Druckvorstufe: Köllen Druck + <strong>Ver</strong>lag GmbH, Ernst-Robert-Curtius-Straße 14, 53117 Bonn, Telefon: 0228 98982-0, E-Mail: druckverlag@koellen.de<br />
Druck: Rheinpfalz <strong>Ver</strong>lag <strong>und</strong> Druckerei GmbH & Co. KG, Flomersheimer Straße 2<strong>–</strong>4, 67071 Ludwigshafen, Telefon: 0621 6713-0 <strong>Ver</strong>lag: Süddeutsche Zeitung GmbH, Sendlinger Straße 8, 80331 München,<br />
Telefon: 089 2183-0 Anzeigen: Jürgen Maukner (verantwortlich), Jens Kauerauf (Anzeigenleitung) Anzeigen-<strong>Ver</strong>kauf: Transmedia <strong>Ver</strong>lagsgesellschaft mbH, Telefon: 0221 4722-300; Süddeutsche Zeitung GmbH,<br />
Monika Hehne, Telefon: 089 2183-8272 Anzeigentechnik: Transmedia <strong>Ver</strong>lagsgesellschaft mbH, Ina Zanella, Telefon: 0221 4722-360. Der <strong>Ver</strong>lag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung.<br />
COACHING ZONE I SO FUNKTIONIERT DIE COACHING ZONE: Der Coach spricht Sie direkt<br />
an. Er kommentiert, verweist auf Spielzüge, Varianten <strong>und</strong> Optionen. Er deckt Lücken auf, verborgene Möglichkeiten <strong>und</strong> stellt thematische<br />
Bezüge in einem größeren Rahmen her. So wie ein Sport-Coach seinen Spielern Mut macht, sie taktisch unterstützt <strong>und</strong> betreut,<br />
so werfen unsere Coaches Fragen auf, regen Perspektivenwechsel an <strong>und</strong> wirken als „<strong>Ver</strong>stärker“. Sie helfen dabei,<br />
Entscheidungen so zu treffen, dass Kopf <strong>und</strong> Bauch in Einklang sind. Die Coaches beziehen Sie als Mitspieler ein<br />
<strong>und</strong> liefern Ihnen Transferhilfen. So können Sie in der eigenen Lebenswirklichkeit das „Spiel“ für sich selbst fortsetzen<br />
<strong>und</strong> die Erkenntnisse konkret für die eigenen Wege <strong>und</strong> Erfolge nutzen. Spielergebnis: Sie setzen sich mit<br />
einem Thema durch die Hilfestellung ganz neu auseinander: Sie schauen zu, lesen, lernen <strong>und</strong> arbeiten an sich<br />
selbst. Spielen Sie mit!<br />
01
02«<br />
INHALT<br />
Editorial / Das Coaching-Konzept<br />
Inhaltsverzeichnis / Die Coaches<br />
<strong>Chili</strong> <strong>con</strong> <strong>Charme</strong> <strong>–</strong><br />
Die richtige Würze für Ihre Karriere<br />
McKinsey-Chef Jürgen Kluge<br />
über seinen Lieblingswert: Widerspruch<br />
Über: Mut<br />
Hummer-Hilfe<br />
Lokaltermin <strong>–</strong> Wohin mit Gästen? 3 to go!<br />
Not.Wendig?!<br />
MBA-Radar<br />
Kopf oder Bauch<br />
Dreh am Rad<br />
Die Einstein-Faktoren<br />
Vom Glück…<br />
„Mit mir selbst könnte ich nicht arbeiten“ <strong>–</strong><br />
Herbert Feuerstein im Gespräch<br />
01<br />
02<br />
<strong>04</strong><br />
12<br />
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44<br />
LEBENSZIEL<br />
PULSZONE<br />
ZINSZAHL<br />
BERUFSZEIT<br />
FASZINATION<br />
HANDWERKSZEUG<br />
GLÜCKSZUSTAND<br />
AUSZUG<br />
BERUFSZIEL Inserentenverzeichnis 02.05 1. Accenture 2. Audi 3. Brunel 4. Capgemini 5. Careers in Europe 6. Commerzbank 7. ded Deutscher Entwicklungsdienst<br />
8. Deloitte 9. Deutsche Post World Net <strong>–</strong> DHL <strong>–</strong> Postbank 10. Deutsche Telekom 11. E.ON Energie 12. Gerling 13. Goethe Business School 14. HFH <strong>–</strong> Hamburger<br />
Fern-Hochschule 15. IKEA 16. New York University in Prague 17. NIMBAS Graduate School of Management 18. Novartis 19. Mannheim Business School 20. RWE<br />
21. The Boston Consulting Group 22. WHU <strong>–</strong> Otto Beisheim Graduate School of Management<br />
COACHING ZONE I DIE COACHES: Sabine Asgodom arbeitet als Trainerin für Unternehmen, <strong>Ver</strong>bände <strong>und</strong><br />
Seminaranbieter <strong>und</strong> coacht <strong>Führung</strong>skräfte aus Medien, Politik <strong>und</strong> Wirtschaft. www.asgodom.de Dr. Johanna Dahm berät Unternehmen<br />
zum Thema Kompetenzentwicklung <strong>und</strong> trainiert ihre Klienten in Rhetorik <strong>und</strong> Kommunikation. www.skylight.de Christina Fischer betreibt<br />
in Köln das Restaurant „Fischer’s Weingenuss & Tafelfreuden“. www.fischers-wein.com Uta Glaubitz hat sich als<br />
Berufsberaterin <strong>und</strong> Autorin auf das Thema „Berufsfindung“ spezialisiert. www.berufsfindung.de Der Volks- <strong>und</strong><br />
Betriebswirt Martin Kinkel ist unabhängiger Fachautor zu Finanzen, Steuern <strong>und</strong> <strong>Ver</strong>sicherungen. www.jobmoney.de<br />
Dr. Marco von Münchhausen arbeitet als Referent <strong>und</strong> ist bekannt als Autor des Buches „So zähmen Sie Ihren inneren<br />
Schweineh<strong>und</strong>“. www.vonmuenchhausen.de Martin Rath las sich als Gastcoach, Querdenker, Schöngeist <strong>und</strong> Philosoph<br />
durch moderne <strong>und</strong> historische Managementliteratur. Cordula Schaub studierte Soziologie <strong>und</strong> Psychologie. Ihre Erfahrungen<br />
als Business Coach gibt sie an der CoachAcademy in Stuttgart weiter. www.coachacademy.de
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Ihre Energie ist unser Antrieb.<br />
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ganz weit nach vorne gebracht. Am Ziel sind wir noch lange nicht. Freuen Sie sich auf ein Unternehmen,<br />
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die Ihnen alle Chancen bieten, Ihre Dynamik in Berufserfolg umzusetzen: Im Rahmen eines studienbegleitenden<br />
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LEBENSSZIEL<br />
<strong>Aggression</strong> <strong>und</strong> (<strong>Ver</strong>-)<strong>Führung</strong> <strong>–</strong> die richtige Würzmischung für Ihre Karriere<br />
CHILI CON<br />
Olaf Meyer (3)<br />
<strong>04</strong><br />
«<br />
Wenn Sie sich richtig durchgesetzt hätten, würden Sie das neue Projekt jetzt<br />
verantworten. Ihre Idee war die bessere, aber jemand hat wortgewandt die Oberhand<br />
gewonnen. Was heißt „richtig durchsetzen“? Jens Weidner plädiert für die „Peperoni-<br />
Strategie“: Er zeigt auf, wie man natürliche <strong>Aggression</strong>en konstruktiv einsetzt<br />
<strong>und</strong> vorankommt. Auch charmante Hartnäckigkeit führt zum Ziel: Susanne Westphal<br />
berichtet von circender (<strong>Ver</strong>-)<strong>Führung</strong>. Fehlt es Ihnen an Biss oder <strong>Charme</strong>?<br />
Ein Denk-Zettel für werdende Sieger. Von Martin Rath<br />
Es geht zu wie in einer evangelikalen Zeltmission. Allein: Es soll<br />
„Teuflisches“ schmackhaft gemacht werden. Da nimmt es nicht W<strong>und</strong>er,<br />
dass die vielleicht 200-köpfige Gemeinde, die sich an jenem kühlen<br />
Sommerabend in einem Saal des Maritim-Hotels in Köln versammelt<br />
hat, keinem Gottesmann lauscht. Jens Weidner, Pädagogikprofessor<br />
<strong>und</strong> Kriminologe aus Hamburg, predigt mit Headset <strong>und</strong><br />
Beamer. Seine böse Botschaft lautet: Wer Karriere macht, setzt seine<br />
natürliche <strong>Aggression</strong> produktiv ein, spielt den dämonischen Teil seiner<br />
Seele mit Witz <strong>und</strong> Ironie aus, draußen, in der wüsten Welt des<br />
Geschäftslebens. Die, die sich den Weg weisen lassen wollen, aus<br />
den Kochtöpfen in Teufels Küche zu naschen, sind Mitarbeiter mittelständischer<br />
Unternehmen, junge Consultants, ein gestandener Handwerker<br />
ist auch dabei. Man trägt alles, vom Polohemd bis zur Businessuniform.<br />
Manches Lachen wirkt peinlich berührt, ironieresistente<br />
Zuhörer maulen, doch der Saal kocht. Wie bei einer Zeltmission. Weidner<br />
spielt den Mephisto perfekt, jenen ironisch-intellektuellen Teufel<br />
aus Goethes „Faust“: Wie bootet man(n) die jüngere, gleich oder besser<br />
qualifizierte Kollegin aus, die im Frauen fördernden öffentlichen<br />
Dienst gute Chancen hat, jene Aufstiegsstelle zu bekommen, in die<br />
man selbst befördert werden möchte? Man gibt ihr einen unmöglich<br />
zu lösenden Forschungsauftrag <strong>und</strong> fragt in den wöchentlichen Insti-<br />
COACHING ZONE I STRATEGISCH VORGEHEN IM JOB? Uneingeschränkt ja! Manchmal tricksen?<br />
Ja, warum nicht. Wissen, wie Menschen ticken <strong>und</strong> es nutzen? Unbedingt! Die Spielregeln im Business kennen? Ja, hoffentlich. Klug in<br />
der Business-Küche mitkochen? Aber sicher doch. Doch jetzt kommt meine persönliche Einschränkung: Dies alles so weit, wie ich mir<br />
selbst morgens noch in die Augen schauen kann. Karriere ohne Werte halte ich für (lebens-)gefährlich. Wirklich erfolgreich,<br />
so meine eigene Erfahrung <strong>und</strong> meine Beobachtung, werde ich, wenn ich das rechte Maß beherrsche. „Muss<br />
ich mich wirklich verbiegen, um Karriere zu machen?“, werde ich oft von Nachwuchs-Manager/innen gefragt. Nein,<br />
verbiegen halte ich nicht für ein erstrebenswertes Ziel. Klug sein, durchaus. Um es auf einen konkreten Punkt zu bringen:<br />
Es geht um die richtige Balance zwischen Authentizität <strong>und</strong> Professionalität. Lassen Sie mich das erläutern: Was<br />
macht die Authentizität, das „Ich“ aus? Mein Charakter natürlich, meine Anlagen, meine Fähigkeiten, meine Muster,<br />
«
CHARME<br />
«<br />
tutskonferenzen immer wieder halblaut, wie weit sie sei. Bis es an<br />
ihrem Ruf kratzt. Wie wird der qualifizierte, aber schüchterne Kollege<br />
bestens instrumentalisiert? „Mephisto“ bittet ihn, ihm Arbeit abzunehmen,<br />
lobt ihn, er sei der Einzige, der dafür sorgen könne, dass ihm<br />
die Arbeit nicht über den Kopf wächst. Natürlich fragt er am frühen<br />
Freitagnachmittag, auf dem Weg zum Golfplatz <strong>–</strong> mit der kleinen Lüge,<br />
er sei zu einem auswärtigen Geschäftstermin unterwegs. Derart dunklen<br />
Witz gibt Weidner seiner Gemeinde überreich auf den Weg, bis er<br />
sie ins Fegefeuer geschäftlicher Gemeinheiten entlässt.<br />
Martin Rath nutzte die Gelegenheit zum Interview.<br />
Herr Weidner, wie sind Sie dazu gekommen, Manager dazu zu trainieren,<br />
ihre <strong>Aggression</strong>en sinnvoll einzusetzen? Wie die Jungfrau zum<br />
Kinde. Mitte der 1980er-Jahre hatte ich die Möglichkeit, in den USA<br />
sehr erfolgreiche Methoden kennen zu lernen, mit denen jugendliche<br />
Straftäter, so genannte Gangschläger, trainiert werden, ihre <strong>Aggression</strong>en<br />
abzubauen. 1993 meldete sich dann bei mir der Direktor eines<br />
angesehenen Schweizer Managementinstituts <strong>und</strong> fragte mich, ob ich<br />
nicht Seminare zum <strong>Aggression</strong>saufbau einrichten könnte. Ich dachte<br />
mir damals, der ist ja nicht ganz seriös.<br />
Warum haben Sie dann trotzdem „angebissen“? Weil es ihn durchaus<br />
gibt: den gemobbten Manager. Es gibt viele hoch qualifizierte, gute<br />
Leute, die sich nicht durchsetzen können, die übervorteilt werden von<br />
Ellenbogenkarrieristen <strong>und</strong> Blendern, die tolle Präsentationen, aber<br />
keine Qualität haben. Diese Hochqualifizierten sind häufig so mit Inhalten<br />
beschäftigt <strong>und</strong> vom Qualitätsgedanken geprägt, dass sie die ganzen<br />
üblichen Machtspielchen für überflüssigen Nonsens halten, deshalb<br />
nicht mitmachen <strong>und</strong> darum überrollt werden. Ich habe schon viele <strong>–</strong><br />
aus meiner subjektiven Sicht <strong>–</strong> gute Leute gesehen, die es einfach zu<br />
Wie scharf sind Sie? Jens Weidner bietet in seinem Buch „Die Pepperoni-Strategie“<br />
einen Persönlichkeitstest auf Pfefferbasis. Anhand von 50 Fragen<br />
kann man eine Selbsteinschätzung, was die eigene Durchsetzungsstärke angeht,<br />
absolvieren. Die Punktzahl verrät, für welche Schärfe man gewachsen ist: von<br />
Paprika-Edelsüß („Sie sind zu gut fürs Leben!“) bis zur teuflischsten <strong>Chili</strong>schote<br />
(„Sie kommen vielleicht nicht in den Himmel, aber in jede Spitzenposition.“).<br />
nichts gebracht haben, weil sie zu nett waren für diese Welt. Ich kann<br />
es zwar gut verstehen, wenn man Machtspiele als unter seinem Niveau<br />
ansieht, aber dann überlässt man die Welt den Vampiren.<br />
Welche Folgen kann es haben, wenn man nicht mit genügend „Pfeffer“<br />
auftritt? Inzwischen, <strong>und</strong> das empfinde ich als Höchststrafe, wird Bewerbern<br />
während oder nach einem Assessment Center zur Besetzung einer<br />
spannenden Stelle mitgeteilt: „Eigentlich möchten wir Sie <strong>–</strong> fachlich <strong>–</strong><br />
haben, aber wir glauben nicht, dass Sie für das Unternehmen auch die<br />
hässlichen Entscheidungen treffen können.“<br />
Wie darf man sich ein Training von Managern vorstellen, das sie zum<br />
Einsatz ihrer <strong>Aggression</strong> führen soll? Ich muss gestehen, meine erste<br />
Assoziation ging in Richtung „Boot Camp“. (Lacht.) Sie meinen diese<br />
militärischen Trainingslager, in denen einem das Resthirn ausgepresst<br />
wird, indem man Steine von rechts nach links schaufelt <strong>und</strong> wieder<br />
zurück? Nein, in den Managertrainings werden in kleinen Gruppen persönliche<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen analysiert, man diskutiert bissige<br />
Taten, die man schon einmal begangen hat <strong>–</strong> <strong>und</strong> die möglicherweise<br />
einen Anknüpfungspunkt bilden können für Mut in künftigen Kampfsituationen.<br />
Wenn ein netter Zeitgenosse mit einem Karrieristen in Konkurrenz<br />
gerät <strong>–</strong> <strong>und</strong> das zunächst in der Regel noch nicht einmal bemerkt <strong>–</strong><br />
meine Erfahrungen, meine Gefühle, meine Überzeugung <strong>und</strong> meine Werte. Und Professionalität? Sie speist<br />
sich aus Wissen, Können, Klugheit, Strategien, Techniken, Methoden, Erfahrungen, Psychologie, Pädagogik,<br />
Abgrenzung <strong>und</strong> Gelassenheit. Authentizität allein ist gefährlich im Job. Stellen Sie sich vor, Sie „mögen“<br />
einen K<strong>und</strong>en oder einen Vorgesetzten nicht. Wenn Sie nur authentisch vorgehen, werden Sie ihn dementsprechend<br />
behandeln. Und wahrscheinlich eine Menge Ärger in Ihrer Firma bekommen. Im Job geht es nicht<br />
darum, ob ich jemanden mag oder nicht (vor allem wenn ich angestellt bin). Es geht ums Geschäft. Jeder<br />
K<strong>und</strong>e erwartet gr<strong>und</strong>sätzlich einmal, mit der gleichen Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Zuwendung behandelt zu werden<br />
wie alle anderen. Wir als K<strong>und</strong>en schließlich auch. Authentizität allein ist also keine Geschäftsgr<strong>und</strong>lage.<br />
Aber in <strong>Ver</strong>bindung mit Professionalität sorgt sie für eine überzeugende Ausstrahlung. �<br />
05
06«<br />
LEBENSSZIEL<br />
«<br />
Jens Weidner<br />
hat er das Nachsehen, weil der andere die Fäden besser spinnt, Netzwerke<br />
aktiviert <strong>und</strong> vielleicht auch noch böse Gerüchte streut. Mir geht es<br />
nicht darum, den „netten Zeitgenossen“ dazu zu animieren, Machtgeilheit<br />
auszuleben, sondern ihn zu sensibilisieren: Wann führen zum Beispiel<br />
nette Teamgespräche nicht mehr weiter, um gute Ideen durchzusetzen,<br />
wann muss man dem Konkurrenten signalisieren: „Du kannst<br />
mit mir kämpfen, aber du zahlst deinen Preis dafür <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar nicht auf<br />
Discount-, sondern auf Boutiquen-Niveau.<br />
Welche Menschen finden den Weg in Ihre Seminare zur Stärkung der<br />
Durchsetzungsfähigkeit? Es sind Manager, die auf dem Weg nach<br />
oben sind, die von einem hohen Niveau aus noch weiter aufsteigen<br />
möchten oder sich auf ihrer Position halten wollen. Sie haben Interesse<br />
gewonnen, an den Machtspielen, die dabei nicht zu vermeiden<br />
sind. Mich irritieren immer wieder Teilnehmer, die bereits sehr erfolgreich<br />
sind. Das sind dann häufig <strong>Führung</strong>skräfte, die mitunter feststellen,<br />
dass sie aus ihrer Umgebung kein ungefiltertes Feedback mehr<br />
bekommen, sondern fast ausschließlich unter machtstrategischen<br />
Gesichtspunkten sortierte Informationen.<br />
Von welchen Erfolgsgeschichten erfahren Sie? Zum Beispiel von dieser:<br />
Bei einem großen deutschen Unternehmen sitzt eine Dame, die<br />
eine Gehaltserhöhung erwartet, die eigentlich völlig überfällig ist. Dann<br />
kommen, kurze Zeit nachdem sie in meinem Seminar war, ihre beiden<br />
Chefs in ihr Büro, bleiben vor ihrem Schreibtisch stehen. Sie sitzt, was<br />
immer schon ein wenig ungünstig ist. Die Herren teilen ihr ihre Gehaltserhöhung<br />
mit, aber auf einem lächerlich niedrigen Niveau. Normalerweise<br />
wäre sie über diesen Überraschungscoup der beiden schon so<br />
verschreckt gewesen, dass sie zugestimmt hätte. Es gibt in vielen<br />
Teams Menschen, die sind vom „Stamme Nimm“.<br />
Was stellt man mit solchen Menschen an, die nichts geben, sondern<br />
immer nur nehmen? Wenn solche Menschen den Raum betreten, gu-<br />
Alexandra Grossmann<br />
cken Sie sie nicht an, blättern Sie in ihren Akten <strong>–</strong> <strong>und</strong> egal, was man<br />
«<br />
Sie fragt, sagen Sie „Nein“. Auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit<br />
handelt: „Nein“. Und wenn der andere auf seiner Bitte besteht, schauen<br />
Sie ihn nur kurz an <strong>und</strong> sagen: „Nein. Und überlegen Sie doch einmal<br />
ganz genau, warum ich ‚Nein’ sage.“ Und dann blättern Sie weiter in<br />
Ihren Unterlagen. Genau dieses Spiel trieb diese Dame mit ihren Vorgesetzten,<br />
die von der Situation so perplex waren, dass sie den Raum verließen<br />
<strong>und</strong> nach einer halben St<strong>und</strong>e mit einem akzeptablen Angebot<br />
wiederkamen, das sie dann auch annahm. (Lacht.) Als ich ihr dann zum<br />
Scherz eine E-Mail schrieb, von Rechts wegen müsse sie mir zehn Prozent<br />
der Gehaltserhöhung überweisen, weil ich doch an ihrem Erfolg<br />
beteiligt gewesen sei, kam prompt eine E-Mail zurück: „Nein.“<br />
Acht Punkte für die Peperoni-Strategie:<br />
1. Sich mit Power durchsetzen, um Gutes zu tun. Überlegen Sie sich eine Leitidee, für<br />
die es sich lohnt, hart zu arbeiten. 2. Unterlassen Sie chancenlose Kraftproben! Prüfen<br />
Sie Ihre Erfolgsaussichten, ab 70 Prozent lohnt es sich richtig. Gegner, die Sie nicht besiegen<br />
können, machen Sie sich zu Fre<strong>und</strong>en. 3. Positionieren Sie sich. Warten Sie nicht,<br />
bis Sie gefragt werden, sondern verschaffen Sie sich unaufgefordert, aber eindringlich<br />
Gehör. 4. Meiden Sie Nörgler, Loser <strong>und</strong> Bedenkenträger! Halten Sie sich von nörgelnden<br />
Zeitgenossen fern, sonst werden Sie mit deren negativen Eigenschaften in<br />
Zusammenhang gebracht. 5. Pflegen Sie Ihre Einsteckerqualitäten! Widerstand gehört<br />
zum Machtspiel. Stellen Sie sich darauf ein <strong>und</strong> lächeln Sie Ihre Gegner an. 6. Pflegen<br />
Sie Ihre Abwehrrhetorik! Legen Sie sich für verbale Angriffe ein paar rhetorische Spitzfindigkeiten<br />
zurecht, mit denen Sie sich Luft <strong>und</strong> Zeit verschaffen. 7. Reagieren Sie auf<br />
negative Gerüchte, die über Sie kursieren. …<strong>und</strong> zwar sofort <strong>und</strong> konsequent. Geben Sie<br />
Anspielungen <strong>und</strong> <strong>Ver</strong>leumdungen keine Chance. 8. Führen Sie regelmäßig eine Gegenspieleranalyse<br />
durch! Menschen, die immer ihre Arbeit kritisieren oder in Frage stellen,<br />
sollten Sie auf Distanz halten.<br />
Aus: Jens Weidner, Die Peperoni-Strategie, Campus <strong>Ver</strong>lag, Frankfurt/Main 2005.<br />
Wie viel Schärfe setzen Sie eigentlich selbst ein? Ich bin jetzt 47 Jahre<br />
alt <strong>und</strong> habe mich bisher, wenn es hochkommt, vielleicht 15-mal bissig<br />
durchgesetzt, punktgenau denke ich, was dann zum Beispiel zu meiner<br />
Professur geführt hat. Gemessen an einem 47-jährigen Leben ist das<br />
wenig, nicht wahr?<br />
Gibt es Bereiche der Wirtschaft, in der es besonders viel Beratungsbedarf<br />
gibt, um sinnvoll mit <strong>Aggression</strong>en umzugehen? Es gibt sicher<br />
harte Branchen der privaten Wirtschaft, von denen es oft heißt, dass<br />
sie sich nah an der Grenze zur Kriminalität bewegen. Entsprechend hart<br />
sind die Umgangsformen. Dagegen laufen Machtspiele in hierarchischen<br />
Bereichen <strong>–</strong> B<strong>und</strong>eswehr, Justiz, Polizei, Krankenhäuser <strong>–</strong> auf eine<br />
eigentlich sympathische Art ab. Denn sie sind leicht zu durchschauen.<br />
Aber auch im sozialen Bereich gibt es Machtspiele, die Manager dort<br />
sind zwar nicht so gekleidet wie Josef Ackermann, man ist höflich, aber<br />
nicht weniger bestimmt in dem Streben, Einfluss zu nehmen.<br />
COACHING ZONE I Menschen wollen Zuwendung, Fre<strong>und</strong>lichkeit, Interesse, <strong>Ver</strong>lässlichkeit... Und zwar alle, egal ob<br />
K<strong>und</strong>en, Vorgesetzte, Lieferanten oder Kollegen. Professionelles <strong>Ver</strong>halten hilft, diese Erwartungen zu erfüllen <strong>–</strong> völlig unabhängig<br />
davon, ob ich diese Menschen auch zu meiner privaten Grillfeier einladen würde. Darum geht es im Job nicht. Ähnliches gilt für meine<br />
Laune. Die Menschen im Business interessiert es nicht, ob ich gut gelaunt bin oder nicht. Denn<br />
meistens hat es nichts mit ihnen zu tun. Professionalität hilft, im Business souverän aufzutreten,<br />
auch wenn ich mich am Vorabend mit meinem Partner gezankt habe. Im Gegenteil: Professionalität<br />
hilft mir, auch in schwierigen Situationen überzeugend zu sein. Niemand von uns ist<br />
jeden Tag gleich gut drauf. Aber mit der Erfahrung <strong>und</strong> der Gelassenheit, die ich mir aneignen<br />
kann, tritt die „Befindlichkeit“ für die Dauer der Arbeit zurück. Wer Kommunikationstechniken
© 2005 Accenture. All rights reserved.<br />
Counselor<br />
Sie bauen auf Ihr Wissen, diskutieren neue<br />
Lösungswege, nutzen die Erfahrung Ihrer<br />
Kollegen. Sie übernehmen <strong>Ver</strong>antwortung<br />
im Team <strong>und</strong> bringen Ihre Persönlichkeit<br />
ein. Sind Sie das? Dann arbeiten Sie daran<br />
mit, unsere K<strong>und</strong>en zu High Performance<br />
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Projektleiterin<br />
Mentor
LEBENSSZIEL<br />
Circenstrategien<br />
Peperonischarf oder zuckersüß? Das richtige Maß an <strong>Aggression</strong> im passenden Moment<br />
einzusetzen, ist die eine Möglichkeit. Wenn Sie sich dezenter durchbeißen müssen, eignet<br />
sich die Circenstrategie. Auf den ersten Blick perfekt für raffinierte <strong>Führung</strong>sfrauen. Auf den<br />
zweiten ebenso nützlich für „männliche Circen“. Susanne Westphal, Gründerin <strong>und</strong> für sieben<br />
Jahre Chefin der Preisagentur „Preiswärter“, heute PR-Beraterin, erklärt, warum.<br />
«<br />
08<br />
Circe (oder Kirke) Name einer Zauberin in Homers „Odyssee“. Sie verwandelte<br />
die Schiffscrew des Odysseus in Schweine <strong>und</strong> verführte den antiken<br />
Helden mit lang anhaltendem Erfolg.<br />
Aus dem Projekt, in das Sie so viel Arbeit gesteckt haben, wird erst einmal<br />
nichts. Keine Ihrer Zahlen kann Ihren Chef überzeugen, keines Ihrer<br />
Argumente zieht. Vielleicht haben Sie es ja mit einem Supermacho zu<br />
tun oder einem Unterhalter, die mehr brauchen als das reine Zahlenmaterial.<br />
Die wollen anders überzeugt oder besser „becirct“ werden.<br />
Im Job geht es eben oft nicht allein um die besseren Argumente, sondern<br />
darum, das Gegenüber im besten, im eigenen Sinne zu (ver-)führen.<br />
Moderne Circen, Nachfahrinnen der Tochter des griechischen Sonnengottes<br />
Helios, verstehen es, sich in andere hineinzuversetzen. Ihr<br />
Erfolgsgeheimnis heißt Stimmungsmanagement. Mit welchen vier Circen-<br />
Typen (<strong>und</strong> ihren männlichen Pendants) Sie es im Berufsleben zu tun<br />
bekommen können, beschreibt Susanne Westphal in ihrem Buch „Einfach<br />
becircend <strong>–</strong> die Typologie des weiblichen Erfolgs“.<br />
Wie aufstrebende Business-Frauen (<strong>und</strong> Männer) ihre richtige Strategie<br />
aufbauen, erzählt Susanne Westphal im Gespräch mit Martin Rath.<br />
Die Circen Typen:<br />
... <strong>und</strong> ihre männlichen Pendants dazu:<br />
Jodie ähnelt Frauen wie Jodie Foster oder Madame Curie.<br />
Jodie Pendant: Der Strategen-Odysseus.<br />
Madonna trägt Züge des Popstars.<br />
Madonna Pendant: Der Supermacho.<br />
Anke teilt Eigenschaften der Comedian Anke Engelke.<br />
Anke Pendant: Der Unterhalter.<br />
Ähnlichkeiten mit Elke Heidenreich finden sich beim Typ Elke.<br />
Elke Pendant: Der Unterstützer.<br />
Sie unterscheiden vier Frauentypen, welcher macht am ehesten<br />
Karriere? Natürlich der Madonna-Typ: Frauen, die einen Machtanspruch<br />
haben. Zielstrebigkeit ist ihr großes Geheimnis, <strong>und</strong> das ist die Komponente,<br />
die vielen Frauen am meisten fehlt. Das liegt daran, dass selbst<br />
jungen Frauen als Kindern beigebracht wurde, sich nicht aufzudrängen:<br />
Sei bescheiden, sei lieb, sei nett! Das ist wenig hilfreich, wenn es für<br />
eine erfolgreiche Karriere heißt, sich Ziele zu setzen <strong>–</strong> <strong>und</strong> man die Mittel<br />
einschätzen können muss, diese zu erreichen.<br />
Könnten Sie für jeden Frauentyp die wichtigste Karrierestrategie nennen?<br />
Einer Frau vom Typ Madonna würde ich gratulieren, weil ich davon<br />
ausgehe, dass sie schon Karriere macht. Ihr würde ich den Tipp geben,<br />
öfter zuzuhören, sich in andere hineinzuversetzen, weil dieser Typ dazu<br />
neigt, andere auch einmal zu überwältigen. Der Typ Anke beschreibt<br />
sehr vielseitige, lustige, kontaktstarke Frauen. Ihnen würde ich empfehlen,<br />
sich auf eine Kernkompetenz oder ein Thema zu konzentrieren.<br />
Anke kann zwar sehr gut 15 Dinge gleichzeitig bearbeiten <strong>und</strong> profitiert<br />
von dieser Fähigkeit, irritiert damit aber andere, die sich nicht vorstellen<br />
können, dass sie dies auch noch gut macht. Sie wirkt glaubwürdiger,<br />
wenn sie sich konzentriert. Elke gehört zu einem sehr einfühlsamen,<br />
Susanne Westphal<br />
harmoniebedürftigen Typ, der sehr gut moderieren kann. Sie ist Herz<br />
<strong>und</strong> Seele eines Unternehmens. Ihr würde ich sagen: „Du musst auch<br />
einmal ,Nein‘ sagen <strong>und</strong> an dich denken.“ Der perfektionistische Typ<br />
Jodie ist wahrscheinlich perfekt im Qualitätsmanagement <strong>und</strong> sollte für<br />
den beruflichen Erfolg lernen, auch einmal fünf gerade sein zu lassen<br />
<strong>und</strong> nicht zu humorlos oder gar pessimistisch zu wirken.<br />
In Ihrem letzten Buch geben Sie eine Reihe recht lebenspraktischer<br />
Tipps, zum Beispiel zu Kleidung, Parfums, den Austausch von Visitenkarten.<br />
Gibt es hier unter Karrieremenschen Nachholbedarf? Ich bin<br />
überzeugt, dass über solche Themen zu wenig nachgedacht wird. Man<br />
sollte sich im Geschäftsleben viel öfter fragen: Wer ist mein Gegen<strong>–</strong><br />
über? Wo kommt er her? Was geht in seinem Kopf möglicherweise<br />
vor? Dann erschließt sich von selbst, dass manche Kleidung einen<br />
Kulturschock hervorrufen könnte oder unser Ton zu locker oder zu<br />
förmlich angeschlagen wurde. Kulturelle Unterschiede haben wir nicht<br />
nur in verschiedenen Ländern, sondern auch in unterschiedlichen B<strong>und</strong>esländern,<br />
Branchen oder Altersschichten. Konkret sollte ich mir<br />
Gedanken darüber machen, welcher Typ mein Gegenüber ist: Ist mein<br />
Gegenüber eher eine Madonna, ein Supermacho, eine Jodie oder ein Strategen-Odysseus?<br />
Jedes Mal werde ich mich anders verhalten müssen, um<br />
zum Ziel zu kommen. Das hat übrigens nichts damit zu tun, was für ein Typ<br />
ich selbst bin. Auch eine Madonna sollte sich einem <strong>Ver</strong>kehrspolizisten<br />
gegenüber nicht wie eine verhalten. Es würde ihr nichts bringen, sondern<br />
nur die staatliche Autorität gegen sich aufbringen. Wenn es um mehr geht,<br />
etwa weil Sie einen wichtigen K<strong>und</strong>en gewinnen wollen, müssen Sie sich<br />
natürlich eine richtige Strategie überlegen.<br />
Wie könnte denn eine Circenstrategie aussehen? Ich gebe Ihnen ein<br />
Beispiel aus meiner Praxis: Es ging einmal darum, den Auftrag eines<br />
großen Firmenk<strong>und</strong>en aus Hamburg zu gewinnen. Die <strong>Ver</strong>handlungen<br />
waren schon recht weit gediehen, <strong>und</strong> es ging um die endgültige Entscheidung.<br />
Also stand ein Besuch der Herren aus Hamburg an. Ich<br />
habe den Termin mit Ihnen extra so verhandelt, dass er in die „Wies’n“-<br />
Zeit fiel. Am Abend vor dem großen Termin gingen wir also auf das Oktoberfest,<br />
<strong>und</strong> von meinen Gesprächspartnern kam der Vorschlag, dort<br />
nicht über das Geschäftliche zu sprechen. Ich habe mich ins Dirndl<br />
geworfen, wir machten einen schönen R<strong>und</strong>gang über die Festwiese.<br />
COACHING ZONE I beherrscht, kann mit jedem Menschen reden, egal wie sympathisch er ihn findet. Wer Strategien<br />
beherrscht, wird sein Ziel auch erreichen, wenn privat Gewitterwolken ziehen. Wer Wertschätzung in jeder Situation aufbringen kann,<br />
hat es leichter im Leben, ohne Frage. So <strong>–</strong> <strong>und</strong> damit kommen wir zur Grenze: Professionalität ohne Authentizität<br />
ist gefährlich. Das „Ich“, meine Werte, meine Überzeugung stecken die Grenzen des strategischen Vorgehens<br />
fest. Manches mag geschickt sein, aber wenn Ihre innere Stimme sich dagegen sträubt, dann hören Sie<br />
darauf! <strong>Ver</strong>biegen hieße, gegen meine Werte zu handeln. Das tut weh. <strong>Ver</strong>biegen hieße, die Breite meiner<br />
Schleimspur so auszudehnen, dass es mich schaudert. Das ist ekelhaft. <strong>Ver</strong>biegen hieße, mich selbst zu verachten.<br />
Das darf nicht sein. Sicher hat jeder von uns schon einmal etwas tun müssen, was er nicht so toll<br />
fand. Aber es kommt auf die Tendenz an. „<strong>Ver</strong>liere“ ich mich auf diesem Weg? Auf Dauer können wir nur<br />
privat
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Telekom
LEBENSSZIEL<br />
10<br />
Das Bier, die Brathendl, die Riesenbrezen, die lockere Atmosphäre <strong>und</strong><br />
das Nebeneinandersitzen schweißten uns zusammen. Am nächsten Tag<br />
haben wir dann miteinander verhandelt. Offensichtlich vertrugen die<br />
Jungs kein Bier in rauen Mengen <strong>–</strong> denn sie waren völlig fertig. Ich habe<br />
kein Wort über den Vorabend verloren, sondern Ihnen ganz dezent Aspirin<br />
zugeschoben, Ihnen ein klassisches Katerfrühstück angeboten. Den<br />
Auftrag habe ich gewonnen.<br />
Ein Dirndl steht Männern ja nicht zur <strong>Ver</strong>fügung. Was können sie denn<br />
unternehmen, um eine männliche Circe zu werden? Ganz viel. Alex,<br />
einer meiner Fre<strong>und</strong>e, der unter anderem Imagefilme für Firmen produziert,<br />
lud das Team eines seiner Lieblingsk<strong>und</strong>en zu einer Schokoladenprobe<br />
ein. Die Gruppe, die größtenteils aus weiblichen Naschkatzen<br />
bestand, war begeistert <strong>und</strong> biss auch anschließend an, als es um die<br />
<strong>Ver</strong>gabe neuer Projekte ging. Und einen anderen K<strong>und</strong>en machte er zum<br />
treuen Fan, als er für ihn <strong>und</strong> seinen Sohn noch Karten für ein ausverkauftes<br />
Champions-League-Spiel herbeizauberte.<br />
Und was raten Sie Young Professionals, wie sie ihre K<strong>und</strong>en becircen<br />
können? <strong>Ver</strong>suchen Sie einfach, sich in die Haut Ihres Gegenübers hinein<br />
zu versetzen! Widmen Sie Ihrem Gegenüber Aufmerksamkeit,<br />
schaffen Sie nur für ihn eine besondere Atmosphäre, sodass er sich<br />
wahrgenommen <strong>und</strong> wertgeschätzt fühlt. Wenn Sie einen K<strong>und</strong>en mit<br />
dessen Lieblingsspeise, Lieblingszigarre oder einer lokalen Besonderheit<br />
überraschen können, wird er sich vermutlich geschmeichelt <strong>und</strong><br />
besonders herzlich willkommen fühlen. Ein idealer Nährboden für fruchtbare<br />
<strong>Ver</strong>handlungen!<br />
Der Fragebogen im Internet www.becircend.de<br />
Genuss Macht Spiele<br />
Jens Weidner: „Die Peperoni-Strategie. So setzen Sie Ihre natürliche<br />
<strong>Aggression</strong> konstruktiv ein“, Campus <strong>Ver</strong>lag 2005, ISBN 3-593-37788-8,<br />
€ 19,90.<br />
Susanne Westphal: „Einfach becircend. Die Typologie weiblichen<br />
Erfolgs“, Kabel by Piper 20<strong>04</strong>, ISBN 3-822-50647-8, € 18,90.<br />
Wolfgang Schivelbusch: „Das Paradies, der Geschmack <strong>und</strong> die <strong>Ver</strong>nunft“,<br />
Fischer Taschenbuch <strong>Ver</strong>lag 1992, ISBN 3-596-24413-7, € 11,90.<br />
<strong>–</strong> Politik <strong>und</strong> Wirtschaft jeder Epoche spiegeln sich auf oft erstaunliche<br />
Weise in den Geschmäckern <strong>und</strong> Genüssen wider. Nicht nur die Liebe<br />
geht durch den Magen. Wünschen Sie eine Tasse Kaffee oder heiße<br />
Schokolade? Kaffee weckt den Geist <strong>und</strong> wurde damit zum Genussmittel<br />
des aufstrebenden Bürgertums, der (Ur-)Großväter des heutigen Managements.<br />
Die heiße Schokolade war das Getränk des müßig- <strong>und</strong> untergehenden<br />
Adels. Kulturgeschichten aus der Werkstatt von Wolfgang Schivelbusch<br />
versprechen immer Genuss.<br />
Michael Dobbs: „House of Cards“, Harper Collins 1998, ISBN 0-006-<br />
17690-9, € 5,99. <strong>–</strong> Der britische Premierminister tauscht das Kokain in<br />
der Schnupfdose eines ihm gefährlich gewordenen PR-Mitarbeiters aus<br />
gegen das Rattengift aus dem Gartenschuppen seines Landsitzes. Und er<br />
schreckt auch sonst vor nichts zurück. Natürlich nur in der Fiktion des<br />
ehemaligen Politikberaters Michael Dobbs. Eine böse, schwarzhumorige<br />
Geschichte vom Aufstieg des „Chief Whip“ Francis Urquhart zum Premierminister.<br />
Nicht zur Karriereplanung empfohlen.<br />
Sun Tsu: „Die Kunst des Krieges“, Droemer Knaur 2001, ISBN 3-426-<br />
66645-6, € 9,90. <strong>–</strong> Regeln dazu, wie man (militärische) Macht gewinnt<br />
beziehungsweise sie behält. <strong>Ver</strong>fasst von einem chinesischen General in<br />
vorchristlicher Zeit, bildet es noch heute die Gr<strong>und</strong>lage allzu vieler Strategiebücher<br />
für das Management. Immerhin: Ein Fingerzeig auf die Zeitlosigkeit<br />
strategischen <strong>Ver</strong>haltens.<br />
Jeffrey Steingarten: „Der Mann, der alles isst. Aufzeichnungen eines<br />
Gourmets“, Roger & Bernhard (nur) bei Zweitausendeins, ISBN 3-807-<br />
70089-7, € 17,90. <strong>–</strong> Eine Weltreise durch die ganz große Küche vieler<br />
Länder. Wer sich an Steingartens kulinarischen Erzählungen<br />
orientiert, läuft nicht Gefahr, als Sklave konventioneller<br />
Catering-Kochkunst zu enden.<br />
COACHING ZONE I „bei uns“ sein, wenn wir sehr genau auf unsere innere Stimme hören. Wenn wir den Kontakt<br />
zu unserem „Ich“ verlieren, dann besteht die Gefahr zynisch zu werden, oder „abgefuckt“, wie meine Kinder sagen würden. Wer<br />
fürs Business „über Leichen“ geht, killt die eigene Seele gleich mit. Was dagegen schützt: Bei Entscheidungen,<br />
in Gesprächen, bei Projekten die eigenen Werte dagegensetzen. Bin ich das, halte ich das aus,<br />
halte ich das für richtig? Ich finde, auch im harten Business geht es darum, mich nicht zu verlieren. Bei<br />
aller Professionalität. Übrigens: Wenn ich mein Handy anschalte, blinkt mir diese Begrüßung entgegen:<br />
„Be you!“ Es erinnert mich daran, meine Werte nicht zu vernachlässigen. Zur Nachahmung empfohlen:<br />
Be you, too. Viel Erfolg!<br />
Asgodom live<br />
Geschönte Zahlen? Nach Angaben des Statistischen<br />
B<strong>und</strong>esamtes, die im Frühjahr 2005 veröffentlicht wurden, machen<br />
sich Frauenköpfe in <strong>Führung</strong>spositionen rar. Beim Mikrozensus im<br />
März 20<strong>04</strong> wurde unter den abhängig Beschäftigten ein Frauenanteil<br />
von 47 Prozent ermittelt, unter den <strong>Führung</strong>skräften waren Frauen<br />
aber nur mit 33 Prozent präsent. Unter den von den Statistikern als<br />
„Top-<strong>Führung</strong>skräfte“ bezeichneten Erwerbstätigen <strong>–</strong> deutschlandweit<br />
819 000 Personen in leitenden Funktionen <strong>–</strong> fanden sich 21 Prozent<br />
Frauen. <strong>–</strong> Fraglich ist jedoch, ob mit der Zahl „819 000“ nicht allzu<br />
viele Menschen als „Top-<strong>Führung</strong>skraft“ in der Statistik auftauchen.<br />
Peperoni-Rezept zum Becircen<br />
100 g Radieschen waschen, putzen, in feine Stifte hobeln, mit 200 g Joghurt verrühren. Mit<br />
Salz, Pfeffer, Paprika, Zucker, etwas Limettensaft <strong>und</strong> Limettenschale abschmecken. Zugedeckt<br />
beiseite stellen. Zwölf große grüne milde Peperoni putzen, einmal quer halbieren, entkernen,<br />
abbrausen <strong>und</strong> trocken tupfen. 100 g Bärlauch abbrausen, trocken schütteln <strong>und</strong> fein<br />
hacken, mit 250 g mildem Schafskäse <strong>und</strong> 50 ml Milch verrühren <strong>und</strong> mit Salz, Pfeffer, übrigem<br />
Limettensaft <strong>und</strong> restlicher Limettenschale würzen. Die Käse-Masse in einen Spritzbeutel<br />
mit großer Lochtülle füllen <strong>und</strong> in die Peperonihälften spritzen. Ein Ei in einem tiefen Teller<br />
verquirlen. Peperoni erst in Mehl, dann in Ei, zuletzt im Paniermehl wenden, das Ganze<br />
wiederholen. Peperoni in reichlich heißem Öl 5 Minuten r<strong>und</strong>herum braten. Auf Küchenpapier<br />
abtropfen lassen <strong>und</strong> mit der Joghurt-Sauce servieren, dazu Fladenbrot reichen. Viel Erfolg!<br />
Sabine Asgodom, Management-Trainerin <strong>und</strong> Coach, Asgodom live, München. www.asgodom.de<br />
Photocase.de, Olaf Meyer
Haben Sie das Zeug zur Karrierefrau?<br />
Bescheidenheit<br />
Gute Sprachkenntnisse<br />
Motivationsfähigkeit<br />
Ausgeprägte<br />
Persönlichkeit<br />
Affinität zur<br />
schwedischen Kultur<br />
Logisches<br />
Denken<br />
Improvisationstalent<br />
Kritikfähigkeit<br />
Argumentationsvermögen<br />
Organisationstalent<br />
Hohe<br />
Leidensfähigkeit<br />
Sie haben viel erreicht, aber das reicht Ihnen nicht. Sie wollen <strong>Ver</strong>antwortung übernehmen, aber sich nicht für alles verantwort-<br />
lich fühlen. Sie möchten die richtigen Entscheidungen treffen, aber auch mal einen Fehler machen dürfen. Packen Sie Ihre<br />
Siebensachen <strong>und</strong> bewerben Sie sich in einem Unternehmen, das Ihnen keine Sonderrechte einräumt, aber jede Menge<br />
Freiheiten lässt. Frauenförderungsprogramme, Chancengleichheitsgetue oder eine Quotenregelung werden Sie bei IKEA nicht<br />
finden. Bei uns ist jeder für seine berufliche Entwicklung selbst verantwortlich. Vielleicht ist das der Gr<strong>und</strong>, warum jede vierte<br />
<strong>Führung</strong>sposition bei IKEA mit einer Frau besetzt ist. Wenn es mehr werden, freuen wir uns. Kleiner Tipp: Bewerben Sie sich<br />
online <strong>und</strong> nennen Sie uns den Gr<strong>und</strong>, warum Sie bei IKEA Karriere machen möchten. Aktuelle Stellenangebote finden Sie<br />
unter www.IKEA.de/jobs<br />
www.IKEA.de<br />
R
12«<br />
LEBENSZIEL<br />
Jürgen Kluge studierte nach dem Abitur zunächst Physik <strong>und</strong><br />
schloss das Studium 1984 mit einer Doktorarbeit über Laser-<br />
physik ab. Am INSEAD erwarb Kluge einen MBA. Im selben Jahr<br />
kam er als Berater zu McKinsey & Company, wurde 1989 Partner<br />
<strong>und</strong> ist seit 1995 Director des Beratungshauses. Er unterrichtet<br />
als Professor Maschinenbau an der TU Darmstadt. Als Deutsch-<br />
landchef des geschäftigen Unternehmens steht er morgens um<br />
6:45 Uhr auf, um gegen 8 Uhr am Schreibtisch zu sitzen, meist<br />
fliegt er jedoch zu Klienten. Kluges Arbeitstag im Büro endet in<br />
der Regel zwischen 20 <strong>und</strong> 22 Uhr, wenn er nicht Abendtermine<br />
wahrnimmt oder auf Reisen ist.<br />
Jürgen Kluge ist ein Berater, der mobil macht. Nicht nur, weil viele seiner Mandanten aus der Auto-<br />
mobilindustrie kommen <strong>und</strong> er zu einem Auto ein ganz besonderes <strong>Ver</strong>hältnis hat. Mehr Bewegung<br />
möchte er auch in Bildungsfragen sehen. Und die Personalpolitik seines Unternehmens bewegt<br />
Frauen. Das Gespräch mit Professor Dr. Jürgen Kluge, dem Deutschlandchef von McKinsey, führten<br />
Viola Strüder <strong>und</strong> Martin Rath. Mit Bildern von Andrea Dingeldein.<br />
LIEBLINGSWERT:<br />
Das Büro, das Jürgen Kluge in Düsseldorf nutzt, wird zum Flur hin nur von einer großen Glaswand<br />
getrennt. An Fläche nicht groß, erlaubt es ihm den Blick auf die Porträts einiger seiner deutschen<br />
Partner-Kollegen <strong>–</strong> sowie auf die Mitarbeiter vor Ort. Und sie werfen Blicke zurück.<br />
Ihr Büro gleicht einem Aquarium… (Lacht.) Anfangs nannten es manche auch „Haifischbecken“.<br />
Das höre ich natürlich nicht so gern.<br />
Möchten Sie alles sehen oder lieber gesehen werden? Beides, ich bin ein Fan von Transparenz.<br />
Sie betonen immer wieder den Wert von Bildung. Hat das einen biografischen Hintergr<strong>und</strong>? Ja,<br />
eindeutig. Ich wurde 1953 in eine Flüchtlingsfamilie geboren. Mein Vater kam ursprünglich aus<br />
Schlesien. Er wuchs im Umfeld einer großen Textilfabrik auf, die schon in Gerhart Hauptmanns<br />
„Die Weber“ eine Rolle spielte. Nach dem Krieg <strong>und</strong> der <strong>Ver</strong>treibung wurde er Textilingenieur.<br />
Außer dem „bisschen“ Ausbildung hatte er zunächst nichts. Er arbeitete in Acht-St<strong>und</strong>en-Schichten.<br />
Immer, wenn er frei hatte, ist er mit mir kleinem ,Dötz‘ spazieren gegangen <strong>und</strong> hat mir die<br />
Welt erklärt. Mein Vater legte sehr großen Wert darauf, dass ich eine gute Ausbildung mache.<br />
Alles, was ich bin, verdanke ich meinen Eltern <strong>und</strong> kommt aus meiner Ausbildung. Darum schätze<br />
ich den Wert von Bildung besonders hoch ein.<br />
Sie waren Anfang der 1980er-Jahre im Sili<strong>con</strong> Valley. Es war seinerzeit geradezu ein Mythos,<br />
was den technologischen <strong>und</strong> ökonomischen Aufbruchsgeist anging. Warum gibt es in<br />
Deutschland keine solchen Mythen? Damals war eine besonders günstige Zeit für Laserphysiker,<br />
weil Ronald Reagan gerade das Projekt ‚Star Wars‘ ausgerufen hatte <strong>und</strong> unglaublich hohe staatliche<br />
Mittel flossen. Für Ausländer gab es in diesem Bereich aus Sicherheitsgründen zwar nur wenige<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten, aber Firmen aus dem zivilen Bereich zogen in großem Maßstab<br />
ausländische Mitarbeiter an, da die amerikanischen Kollegen mit ,Star Wars‘ beschäftigt waren.<br />
Was können wir vom Sili<strong>con</strong> Valley lernen? Die Konzentration von Wissen <strong>und</strong> Innovation. Um die<br />
Arbeitslosigkeit in Deutschland durch Innovationen zu beseitigen, bräuchten wir eigentlich vier oder<br />
Jürgen Kluge,<br />
Deutschlandchef<br />
von McKinsey,<br />
in der Düsseldorfer<br />
Dependance<br />
COACHING ZONE I AUSNAHMEN AUSMACHEN Schauen Sie es den Physikern ab, hinter den kleinen<br />
Abweichungen neue Regeln zu entdecken! Das ist, auch ohne naturwissenschaftlichen Hintergr<strong>und</strong>, mitunter recht produktiv. Beispielsweise<br />
sind Beratungsbücher zu Managementthemen überwiegend unsäglich, die Denkmuster gleichen wie ein Ei dem anderen.<br />
Die Ratschläge populärer Managementliteratur sind zu simpel für eine komplexe Welt. Das ist die Regel. Eine Ausnahme<br />
in puncto Managementliteratur kann man mit gutem Gewissen machen <strong>und</strong> als gewinnbringend empfehlen:<br />
„Winning. Das ist Management“ von Jack <strong>und</strong> Suzy Welch. Jack Welch war lange Jahre Chief Executive Officer<br />
(CEO) von General Electrics (GE) <strong>und</strong> schrieb mit seiner Frau ein Managementbuch, erfahrungssatt <strong>und</strong> darum für<br />
Sie vielleicht hilfreich. Erfahrungssatt, das heißt nicht etwa: Ein älterer Herr verbreitet Weisheiten. Er schenkt<br />
Erfahrungen. In jungen Jahren, Welch war noch frisch im Unternehmen, flog ein Chemietank in die Luft, die <strong>Ver</strong>ant-
Jörg Rudolf<br />
WIDERSPRUCH13<br />
wortung trifft ihn. Statt mit einem „Kopf ab“, das bei vielen Vorgesetzten die Regel sein dürfte, begegnete<br />
Welchs Chef ihm mit einer „einfühlsamen Ursachenforschung“, mit der Frage, wo der Fehler lag. Welch<br />
scheint sich die Ausnahme zur Regel gemacht zu haben. Auf den ersten Blick überraschend mag es auch<br />
sein, wenn er, der sich vor allem als harter Sanierungs-Vorstand von GE einen Namen gemacht hat, einen<br />
einfachen Arbeiter zitiert: „Fünf<strong>und</strong>zwanzig Jahre lang habt ihr nur meine Hände bezahlt, obwohl ihr auch<br />
meinen <strong>Ver</strong>stand hättet haben können <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar gratis.“ Welch hat sein Unternehmen nicht nur hart<br />
saniert, er hat auch mehr Transparenz in der Hierarchie gefördert. Der Satz des ‚einfachen‘ Arbeiters ist<br />
ein Ergebnis, dem weitere folgten. Bevor Sie nun befürchten, Ihnen würden die Memoiren eines ausgeschiedenen<br />
Top-Managers ans Herz gelegt: Nein, nützliche Tipps <strong>und</strong> Checklisten zum Krisenmanagement
14«<br />
LEBENSZIEL<br />
«<br />
Ronan Donohue<br />
fünf Sili<strong>con</strong> Valleys. Spannend an solchen ökonomischen „Clustern“, Zusammenballungen,<br />
ist, dass sie sich wie in den USA zyklisch erneuern.<br />
Wo zuerst der Großrechner gebaut wurde, kam später der Mikrocomputer,<br />
gefolgt vom Internet. Auf Talfahrten folgte immer wieder ein Aufschwung.<br />
Die Ansammlung von Talenten, Kapitalgebern <strong>und</strong> Spezialisten<br />
sowie Universitäten bilden eine Mixtur, die dafür sorgt, dass sich Standorte<br />
wie das Sili<strong>con</strong> Valley immer wieder neu erfinden. Bei uns glaubt<br />
man, man müsste alte Industrien mit aller Gewalt erhalten. Statt alte<br />
Strukturen abzureißen <strong>und</strong> etwas Neues hinzusetzen, was am Ende der<br />
erfolgreichere, nachhaltigere Weg wäre.<br />
Ihre Mitarbeiter sind bekanntlich viel unterwegs… Stimmt.<br />
Warum ist es so wichtig, dass Akademiker „auf die Walz“ gehen?<br />
Dazu vielleicht vorab eine Anekdote: Als ich mich zuletzt mit meiner<br />
Abiturklasse traf, erzählten wir uns, was wir gemacht haben, was wir<br />
geworden sind. Ich hatte den Eindruck, dass es einen starken<br />
Zusammenhang gibt, einerseits zwischen dem Ort, an dem Menschen<br />
ihr Abitur gemacht haben, <strong>und</strong> der Entfernung, die sie seither zurückgelegt<br />
haben. Und andererseits zu dem Erfolg oder dem geglückten Leben<br />
in dieser Zeit. Man wird bereichert, wenn man in der Fremde Erfahrungen<br />
macht. Leider kleben in Deutschland zu viele Leute an dem Ort, an<br />
dem sie immer schon waren.<br />
Haben Sie eine Idee, woran das liegt? Ich müsste spekulieren. Vielleicht<br />
liegt es daran, dass viele Menschen aus der Gründergeneration<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik aus ihrer Heimat fliehen mussten. Vielleicht ist das<br />
heute das Pendel, das zurückschwingt.<br />
Eine andere Frage der Mobilität: Sie sind auch Autohersteller…<br />
(Lacht.) Ja, das stimmt. 17 Berater haben gemeinsam ein Exemplar der<br />
„Shelby Cobra“ nachgebaut. Das Auto fährt ganz prima.<br />
…über eine solche technische Praxis hinaus: Glauben Sie, dass ein<br />
Studium der Physik oder anderer Naturwissenschaften Ihr Denken<br />
besonders prägt? Sie prägen das Denken schon sehr deutlich. In der<br />
Beratung geht es darum, Probleme zu strukturieren. Jeder Physiker<br />
weiß, dass man dazu ein Koordinatensystem braucht, das man geschickt<br />
oder ungeschickt wählen kann. Es ist zum Beispiel eine leichte<br />
Übung, mit dem rechtwinkligen Koordinatensystem von René Descartes<br />
das Volumen eines Würfels zu berechnen. Aber man tut sich sehr<br />
schwer, damit das Volumen einer Kugel zu ermitteln. Als Berater geht<br />
es dann letztlich darum, das richtige „Koordinatensystem“ einzusetzen,<br />
die richtigen Fragen zu stellen, zu messen <strong>und</strong> zu vergleichen.<br />
Setzen Berater mit solchen Denkmustern Neues in die Welt? Oft ist<br />
Beratung das <strong>Ver</strong>bessern von Bestehendem. Gelegentlich kommt es zu<br />
dem Glücksfall, dass etwas wirklich Neues geschaffen wird. Der Vorteil<br />
für Naturwissenschaftler liegt darin, dass es zum Beispiel ein Experi-<br />
mentalphysiker gewöhnt ist, eine bisher als stimmig <strong>und</strong> schlüssig anerkannte<br />
Theorie aufgr<strong>und</strong> einer einzigen abweichenden Messung vollständig<br />
in Frage zu stellen. Und das ist manchmal der Moment, in dem<br />
große Innovationen entstehen.<br />
Was heißt das in der Beratung? Wir schauen uns das Vorgehen der<br />
Unternehmen an, das sie <strong>und</strong> ihre Mitbewerber wahrscheinlich schon in<br />
H<strong>und</strong>erten von Fällen an den Tag gelegt haben <strong>und</strong> damit auf den<br />
ersten Blick keinen Anlass zur Kritik zu geben scheinen. Aber wenn wir<br />
den Keim einer Erfolg versprechenden oder Schaden vermeidenden<br />
Abweichung sehen, dann haben wir auch die Radikalität zu sagen, dass<br />
es anders gemacht werden sollte.<br />
Sie fördern ausgerechnet Radikalität? Ja, die „obligation to dissent“<br />
ist mein Lieblingswert. Vielleicht liegt das daran, dass ich als Deutscher<br />
mit der Geschichte der Eltern- <strong>und</strong> Großelterngeneration groß geworden<br />
bin. Wenn Sie einen Fehler oder eine <strong>Ver</strong>besserungsmöglichkeit erkannt<br />
zu haben glauben, müssen Sie es sagen. Meistens kommt der Widerspruch<br />
natürlich von den Jüngeren im Team, weil sich die Älteren damit<br />
behelfen, bekannte Muster wieder zu erkennen. Ältere Mitarbeiter müssen<br />
ein feines Gespür dafür entwickeln, den Jungen zuzuhören.<br />
Dieses Gespür scheint aber nicht weit verbreitet zu sein. So ist es.<br />
Schauen Sie sich zum Beispiel an, wie in großen Unternehmen oder<br />
auch in der Politik manchmal Probleme behandelt werden: Da regiert oft<br />
eine Gr<strong>und</strong>haltung des „Warten wir mal, vielleicht geht es ja doch gut“.<br />
Ein schönes Beispiel dafür, wie es auch anders gehen kann, ist der<br />
„Chicken Test“: Um festzustellen, ob Flugzeugturbinen Vogelschlag aushalten,<br />
taut man ein tiefgefrorenes Hühnchen auf <strong>und</strong> wirft es in die<br />
laufende Turbine hinein. Man kann den Chicken Test am Ende einer Entwicklungsreihe<br />
machen, wenn bereits die Abgaswerte <strong>und</strong> der Treibstoffverbrauch<br />
optimiert wurden. Sinnvoll ist das nicht. Sie müssen sich<br />
trauen, diesen, den schärfsten Test am Anfang zu machen, wenn der<br />
Prototyp gerade läuft <strong>und</strong> die Einzelwerte noch nicht getestet sind.<br />
Wenn Sie dann das Hühnchen hineinwerfen <strong>und</strong> es macht „Prrrt“, dann<br />
wissen Sie, dass Sie sich die ganzen weiteren Schritte sparen können.<br />
Leider trauen sich das viele Mitarbeiter nicht.<br />
Sind es <strong>Führung</strong>skräfte nicht selbst schuld, wenn sie von ihren Mitarbeitern<br />
von Kritik „verschont“ werden? (Lacht.) Das stimmt…<br />
…<strong>und</strong> haben nicht viele die Erfahrung gemacht, dass derjenige<br />
„fliegt“, der den M<strong>und</strong> aufmacht? Es ist ein w<strong>und</strong>er Punkt, dass Kritik<br />
nicht hinreichend belohnt wird. Diesen Part übernehmen oft Beratungsunternehmen.<br />
Was die <strong>Führung</strong>skräfte anbelangt, so tun sie gut daran,<br />
mit den Leuten an der Basis zu reden. Ich habe ja lange als Berater in<br />
der Automobilindustrie gearbeitet. Wenn dort ein Vorstandsmitglied früher<br />
auf den guten Gedanken kam, sein eigenes Produkt zu testen, wies<br />
COACHING ZONE I oder zur Personalauswahl oder dazu, wie <strong>Ver</strong>änderungen im Unternehmen angegangen werden sollten,<br />
finden sich auch. Aber immer aus Erfahrung gesättigt: „<strong>Ver</strong>änderungen sollten Ihnen nicht den Schlaf rauben. Das ist wirklich<br />
nicht nötig.“ Berufliche Sorgen hatten in Welchs Schlafzimmer offenbar keinen Platz. <strong>–</strong> Jack <strong>und</strong> Suzy Welch: „Winning. Das ist<br />
Management“, Campus <strong>Ver</strong>lag 2005, ISBN 3-593-37767-5, € 24,90. Woran denken Sie bei esoterischer Literatur?<br />
<strong>Ver</strong>mutlich weniger an Managementhexereien als an Gebrauchsanweisungen sehr luftiger Art aus ostasiatischen<br />
Gefilden? Das muss nicht sein. Brauchen Sie jedoch gelegentlich ein Buch, in dem es nicht hemdsärmelig, pragmatisch<br />
<strong>und</strong> erfahrungsgesättigt zugeht, wie bei Jack Welch? Das zur Reflexion einlädt? Ein Zeitgenosse von René<br />
Descartes, einem Vorbild von Jürgen Kluge, könnte Ihnen <strong>–</strong> natürlich nur ausnahmsweise <strong>–</strong> helfen, über Ihre Rolle<br />
im Beruf zu meditieren, weit jenseits dessen, was an weit verbreiteten asiatischen Weisheiten die Regel bildet:<br />
«<br />
«
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Eine Welt voller Chancen:
16«<br />
LEBENSZIEL<br />
er seinen Assistenten an, ihm einen Testwagen zu beschaffen <strong>–</strong> statt<br />
selbst ans Band zu gehen, auf einen Wagen zu zeigen <strong>und</strong> zu sagen:<br />
„Den möchte ich als Probefahrzeug.“ Ich habe selbst erlebt, wie die<br />
Autos für Vorstandsmitglieder <strong>und</strong> Journalisten auf eine deutlich bessere<br />
Qualität gebracht wurden als die Durchschnittswagen. Es ergibt<br />
wenig Sinn, wenn in Unternehmen solche Potemkinschen Dörfer errichtet<br />
werden. Und heute hat sich das natürlich geändert.<br />
«<br />
Der Altersdurchschnitt bei McKinsey liegt bei 32 Jahren, viele Ihrer<br />
Alumni wechseln in <strong>Führung</strong>spositionen. Liegt das daran, dass sie<br />
das „kritische Potenzial“ unserer Wirtschaft sind? Vor allem liegt es<br />
daran, dass unsere Aufnahmekriterien hart sind.<br />
Ihr Motto heißt „Wir nehmen nur die Besten“. Darf man sich als Mitarbeiter<br />
von McKinsey als Teil einer Elite fühlen? (Lacht.) Natürlich!<br />
Jede Gesellschaft braucht ihre Eliten, um <strong>–</strong> ausnahmsweise <strong>–</strong> Lenin zu<br />
zitieren: „Eliten sind dazu da, in einer Gesellschaft die Richtung <strong>und</strong> das<br />
Tempo vorzugeben.“<br />
Wie kann ich denn feststellen, ob ich zu den Besten gehöre? Dies an<br />
sich festzustellen, ist schwierig <strong>und</strong> davon würde ich dringend abraten.<br />
Sie tun immer gut daran, andere feststellen zu lassen, ob Sie zur Elite<br />
gehören. Eine selbst ernannte Elite ist keine.<br />
Aber Eliten sind doch auch der Teil einer Gesellschaft, deren Soziologie<br />
niemand zu schreiben wagt… Wir haben in Deutschland ein gebrochenes<br />
<strong>Ver</strong>hältnis zu Eliten, verständlicherweise, wenn man bedenkt,<br />
wer sich hier zu Lande schon alles zur „Elite“ gezählt hat, aufgr<strong>und</strong> von<br />
Herkunft, „Rasse“ oder Adel. Ich spreche von einer Leistungselite.<br />
Bei den Beratern gibt es ja das Prinzip „up or out“. Wie kann ich<br />
denn feststellen, ob ich mein Leistungspotenzial ausgeschöpft<br />
habe? Die meisten sind realistisch <strong>und</strong> merken selbst, wenn sie sich<br />
schwer tun. Sie arbeiten dann am Rand der Belastungsgrenze <strong>und</strong><br />
haben keinen richtigen Spaß mehr. Was immer hilft, ist Feedback,<br />
sowohl von unten wie von oben. Je nach Beurteilung heißt es dann,<br />
aufsteigen oder gehen.<br />
Und wer gibt Ihnen solche Feedbacks? Wir Direktoren werden alle zwei<br />
Jahre evaluiert. Das heißt: Kollegen bewerten Kollegen. Ein internationales<br />
Komitee setzt sich dann r<strong>und</strong> eine Woche zusammen <strong>und</strong> kalibriert<br />
die Ergebnisse. Dementsprechend fällt auch die Bezahlung aus.<br />
Sie bemühen sich zurzeit verstärkt um weibliche Mitarbeiter, warum?<br />
Zurzeit sind r<strong>und</strong> 15 Prozent unserer Berater Frauen, unter den neu eingestellten<br />
liegt der Anteil bei 20 Prozent. Damit bin ich überhaupt nicht<br />
zufrieden. Ich werde nicht eher Ruhe geben, bis wir bei 35 Prozent sind.<br />
Dass wir nicht auf „Fünfzigfünfzig“ kommen, liegt daran, dass es zu<br />
wenige Frauen in den Studiengängen gibt, die für uns interessant sind,<br />
<strong>und</strong> daran, dass viele Frauen leider zu früh aus ihrer akademischen<br />
Laufbahn ausscheiden. Es müssten sich mehr Frauen entscheiden,<br />
Ingenieur zu werden oder Naturwissenschaften zu studieren.<br />
Gibt es Unterschiede im <strong>Führung</strong>sverhalten? Die liegen im Wesentlichen<br />
im Stil, nicht im Inhalt. Bei manchen Fragestellungen gehen Frauen<br />
anders <strong>und</strong> teilweise eleganter vor als Männer. Bei unseren Bewerbungen<br />
zeigte sich übrigens, dass Frauen weniger für sich trommeln.<br />
(Lacht.) Wenn ein Mann in jungen Jahren einmal Kassenwart im Sportverein<br />
war, taucht das in seinem Lebenslauf gern als „erste Managementerfahrung“<br />
auf. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass die<br />
Lebensläufe von Frauen nicht langweiliger sind als die von Männern.<br />
Wie haben Sie das denn festgestellt? Wir haben das sehr genau untersucht:<br />
Wir haben mehr Frauen mit vermeintlich langweiligeren Lebensläufen<br />
eingeladen oder vorab mit ihnen telefoniert. Viele hatten ebenfalls<br />
interessante Erfahrungen gemacht, diese aber aus Bescheidenheit nicht<br />
angegeben. In unseren Interview-Teams saßen in der Regel vier Fünftel<br />
Männer. Es stellte sich heraus, dass die analytischen Fähigkeiten der<br />
Kandidatinnen im Schnitt leicht besser waren als die der Männer. Kein<br />
W<strong>und</strong>er, bei ihnen war ja die Schwelle mit dem Lebenslauf höher. Aber<br />
sie waren nicht so aggressiv, nicht so „durchsetzungsstark“. Mittlerweile<br />
mischen wir unsere Recruiting-Teams stärker <strong>und</strong> die männlichen Recruiter<br />
werden besser trainiert. Auch gemischte Berater-Teams sind immer<br />
besser: Wenn drei Mitglieder einen MBA aus Harvard mitbringen, ist das<br />
Ergebnis wahrscheinlich schlechter, als wenn Sie einen MBAler, eine vom<br />
MIT <strong>und</strong> einen Geisteswissenschaftler zusammenbringen.<br />
In Ihrer Doktorarbeit findet sich der Satz: „Es gibt viel Unerklärtes<br />
auf der Welt, die Wissenschaft ist dazu da, dass es so bleibt.“ Ja,<br />
das ist von Otto Waalkes. Ich brachte ihn zum Schluss, nach bedeutenden<br />
Worten von Goethe <strong>und</strong> Wagner. Ich habe mir gedacht, ich zitiere<br />
ihn, um ein wenig wider den Stachel zu löcken.<br />
Aber das ist kein Ausdruck Ihrer Erwartungen, was die Ressource<br />
„Bildung“ angeht? (Lacht.) Nein.<br />
Schlagwort „Life long learning“: Provoziert das nicht eine Gesellschaft,<br />
in der niemand mehr richtig erwachsen wird? (Lacht.) Mir persönlich ist<br />
ja der Gedanke ganz sympathisch, bis ins hohe Alter nicht ganz erwachsen<br />
zu werden, das Spielerische, das Sich-Entwickelnde zu behalten. Aber<br />
ein bisschen ernster: Wenn Sie vor h<strong>und</strong>ert Jahren Ingenieur wurden,<br />
reichte Ihr Wissen ein ganzes Leben. Wer heute Naturwissenschaften studiert<br />
<strong>und</strong> sich ein paar Jahre nicht weiterbildet, verpasst den Anschluss.<br />
Abgesehen davon ist Bildung ein potenziell riesiger Markt. Es darf nicht<br />
immer nur darum gehen, im Bildungswesen Kosten zu „deckeln“.<br />
COACHING ZONE I Balthasar Graciáns „Handorakel <strong>und</strong> Kunst der Weltklugheit“. Klingt das sehr esoterisch? Vielleicht,<br />
weil es das Buch eines spanischen Jesuiten aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert ist. Doch Gracián notiert <strong>Ver</strong>haltensregeln für <strong>Führung</strong>skräfte<br />
seiner Zeit. Das ist eigentlich nichts anderes als das, was Jack Welch tut. Nur, sonst wäre Gracián heute völlig uninteressant, sind<br />
sie so konzentriert, dass sie nach über 300 Jahren noch zählen: Wann ist Widerspruch fruchtbar? Mit welchen Mitarbeitern<br />
sollte man sich umgeben? Redet man von sich selbst? Wann präsentiert man seine Leistungen? Gracián<br />
fand Fragen, wichtiger noch als Antworten, mit denen Sie Ihre persönliche Ist-Soll-Analyse aufstellen können,<br />
anders als die anderen. <strong>–</strong> Balthasar Gracián: „Handorakel <strong>und</strong> Kunst der Weltweisheit“, Reclam <strong>Ver</strong>lag, ISBN<br />
3-15-002771-3, € 4,40.<br />
Martin Rath <strong>–</strong> Gastcoach, Querdenker, Schöngeist, Philosoph, liest sich durch moderne <strong>und</strong> historische Managementliteratur.<br />
«
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LEBENSZIEL<br />
MUT<br />
18<br />
ÜBER:<br />
«<br />
Theorie <strong>und</strong> Praxis einer viel gelobten <strong>und</strong> oft vermissten Tugend<br />
COACHING ZONE I WARUM GIBT ES eigentlich kein Ranking der sichersten Arbeitsplätze? Warum keine Show<br />
„Unsere sichersten Jobs“? <strong>Ver</strong>mutlich, weil die DDR dort ganz oben erschiene. Beim VEB Chemie-Ingenieurbau Leipzig zu arbeiten, gehörte<br />
damals zu den sichersten Jobs der Welt. Warum lächeln wir darüber? Schließlich erscheint die Sicherheit von Arbeitsplätzen als kostbarstes<br />
Gut. Vielleicht spüren wir, dass die vermeintlich absolute Sicherheit Stillstand bedeutet. Wer sich auf ewig im<br />
Trockenen wähnt, verliert Antrieb <strong>und</strong> Mut. Doch auch in Gesamtdeutschland ist Sicherheitsdenken Leitkultur. Neue<br />
Ideen haben gegen Sicherheitsvorbehalte keine Chance. Wie oft haben Sie gedacht: „Man müsste mal…“, <strong>und</strong> Ihre<br />
Ideen dann aus Angst vor <strong>Ver</strong>änderung verworfen? So siegt immer der Status quo <strong>–</strong> so unbefriedigend der auch sein<br />
mag. Denn jede Sicherheit hat ihren Preis. Eine Mauer hält Einbrecher fern, versperrt aber die Sicht. Eine <strong>Ver</strong>sicherung<br />
zahlt, kostet aber Geld. Am sichersten ist es übrigens im Gefängnis. Der Preis sind Freiheit <strong>und</strong> Individualität. �<br />
Florian Moser / STOCK4B
Mut <strong>–</strong> um mit einer Binsenweisheit zu beginnen<br />
<strong>–</strong> zeigt sich vor allem in der Überwindung von<br />
Angst. Selbst ein Reinhold Messner behauptet<br />
von sich, eher ein ängstlicher Typ zu sein. Und<br />
das ist wohl auch gut so, denn in extremen<br />
Situationen kann Angst überlebenswichtig sein.<br />
Angst schärft den Sinn für Gefahr. Nur wer die<br />
Gefahr kennt, kann ihr entgegenwirken. Mut<br />
ohne Angst ist Leichtsinn. An Angst aber mangelt<br />
es wohl den wenigsten, es muss ja nicht<br />
gleich das Leben auf dem Spiel stehen. Auch<br />
Job, Karriere, Besitz <strong>und</strong> gesellschaftliche Anerkennung<br />
sind Werte, um derentwillen oft genug<br />
das Risiko gescheut <strong>und</strong> Neues gemieden wird.<br />
Dabei lauert die Gefahr zu scheitern nicht nur<br />
im Neuen, sondern auch im Altbewährten. Wer<br />
scheitert, während er sich an die Norm hält,<br />
hat eben Pech gehabt. Wer scheitert, während<br />
er sich gegen die Norm stemmt, hat es nicht<br />
besser verdient. So das vorgefasste Urteil. Diesen<br />
Gegenwind muss ein Mensch erst einmal<br />
aushalten können.<br />
Keine Angst vorm Schiffsbruch<br />
Was den Gegenwind angeht, hat Beate Stelzer<br />
wenig Berührungsangst. Wenn ihr auf der Brücke<br />
des Containerschiffes mit Kurs auf Panama eine<br />
steife Brise um die Nase weht, freut sie sich an<br />
<strong>Ver</strong>waltungsfachkräfte als Berater/innen für Kommunalentwicklung in Afrika, Asien <strong>und</strong> Lateinamerika gesucht<br />
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) ist einer der führenden Personal- <strong>und</strong><br />
Fachdienste in der Entwicklungszusammenarbeit. Mittelpunkt unserer Arbeit ist<br />
die Entsendung von berufserfahrenen, sozial engagierten Entwicklungshelferinnen<br />
<strong>und</strong> -helfern als Fachkräfte auf Zeit in über 40 Länder weltweit.<br />
Nach dem Scheitern zentralstaatlicher Entwicklungsmodelle werden in vielen Partnerländern<br />
des DED Reformen zur Dezentralisierung <strong>und</strong> Einrichtung selbständiger<br />
Kommunen mit demokratisch gewählten Gremien eingeführt. Das Engagement<br />
des DED <strong>und</strong> deren Fachkräfte besteht darin, direkt in den Kommunalverwaltungen<br />
<strong>und</strong> Institutionen die Leistungs- <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit der Kommunen als<br />
Regierungs- <strong>und</strong> verwaltungsstruktur zu stärken.<br />
Projekte in folgenden Bereichen:<br />
Churchill hielt Mut für die „erste von allen menschlichen Qualitäten, weil er alle anderen garantiert.“<br />
Fontane formulierte präziser „Am Mute hängt der Erfolg.“ Und für den Management-Autor Winfried<br />
M. Bauer gilt: „Mut gebiert Optimismus.“ Was ist in Ihren Augen Mut? Wer ist für Sie ein mutiger<br />
Mensch? Robert Piterek machte sich auf die Suche nach Menschen. Vorbilder sind sie <strong>–</strong> auf ihre<br />
Weise <strong>–</strong> alle. Auch für Sie?<br />
• Entwicklung kommunaler Finanzen<br />
• Wirtschaftsförderung<br />
• bürgerfre<strong>und</strong>liches <strong>Ver</strong>waltungshandeln<br />
• Planung <strong>und</strong> Durchführung von städtischer Trinkwasserversorgung<br />
• Unterstützung von Bürgermeistern <strong>und</strong> Mitarbeitern städtischer Kommunen<br />
bei der Planung von Infrastrukturmaßnahmen<br />
• Konzeption von Trainingsmaßnahmen für <strong>Ver</strong>waltungsmitarbeiter<br />
in allen <strong>Ver</strong>waltungsbereichen<br />
• Fortbildung von Gemeinderäten <strong>und</strong> Interessenverbänden<br />
• Unterstützung bei Raum- <strong>und</strong> Stadtplanung<br />
• Organisation, Stadtentwicklung, Finanzen <strong>und</strong> Management<br />
• <strong>Ver</strong>besserte Abfallbeseitigung <strong>und</strong> Abwasserbehandlung<br />
• Aufbau von Landinformationssystemen<br />
Für diese verschiedenen Projekte suchen wir kompetente <strong>und</strong> engagierte<br />
Fachkräfte (m/w) aus folgenden Berufen:<br />
Für <strong>Ver</strong>waltungskompetenz <strong>und</strong> Wirtschaftsförderung:<br />
<strong>Ver</strong>waltungswirte, <strong>Ver</strong>waltungswissenschaftler, Betriebswirte, Pädagogen<br />
Schwerpunkt <strong>Ver</strong>waltung, Soziologen, Politologen, Juristen (m/w)<br />
Für Training <strong>und</strong> Fortbildung:<br />
Berufsschullehrer, Pädagogen, Sozialwissenschaftler, Politologen,<br />
<strong>Ver</strong>waltungswirte (m/w)<br />
Für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Raumplanung:<br />
Stadt- <strong>und</strong> Regionalplaner, Architekten, Bauingenieure, Ingenieure für<br />
Städtebau, Geographen, <strong>Ver</strong>messungsingenieure <strong>und</strong> -techniker, Ingenieure<br />
für Abfallentsorgung, Landschaftsplaner (m/w)<br />
der Weite des Meeres <strong>und</strong> weiß, dass sie sich<br />
richtig entschieden hat. Vor zehn Jahren, als 31-<br />
Jährige, arbeitete sie noch als Krankenschwester.<br />
Zusatzqualifikationen <strong>und</strong> eine leitende<br />
Position garantierten Sicherheit, Ansehen <strong>und</strong><br />
ein akzeptables Einkommen. Es hätte bis zur<br />
Rente so weitergehen können. Aber Beate Stelzer<br />
hatte „einfach keine Lust mehr“. Ihr fehlten<br />
die Aussicht auf <strong>Ver</strong>änderung <strong>und</strong> der Reiz, den<br />
nur das Neue geben kann. Also erinnerte sie<br />
sich an einen früheren Berufswunsch, holte an<br />
einer Abendschule das Abitur nach, absolvierte<br />
ein Studium an der Fachhochschule für Seeverkehr<br />
<strong>und</strong> sammelt zurzeit praktische Erfahrungen<br />
als Nautischer Wachoffizier auf einem<br />
Frachtschiff. In einem Jahr <strong>–</strong> so ihre Planung <strong>–</strong><br />
wird sie ihr Kapitänspatent erhalten <strong>und</strong> irgendwann<br />
das Kommando über ein „eigenes Schiff“<br />
übernehmen.<br />
Wenn die Seefahrt schon immer ihr Traumberuf<br />
war, warum hat sie sich nicht gleich dafür entschieden?<br />
„Ich habe es mir schlichtweg nicht<br />
zugetraut. Ich war einfach noch nicht selbstbewusst<br />
genug für diesen Beruf.“ Auch für den<br />
Psychologen <strong>und</strong> Berufsberater Jürgen Hesse<br />
ist Selbstbewusstsein die Gr<strong>und</strong>lage mutiger<br />
Entscheidungen: „Es ist wichtig zu wissen: Wo<br />
stehe ich jetzt, woher komme ich, wohin will ich,<br />
was sind meine Bedürfnisse.“ Mut ist für ihn<br />
durchaus erlernbar. „Menschen müssen sich<br />
erst kennen lernen, sich ihrer Ängste <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
bewusst werden. Dann haben sie einen<br />
Schlüssel in der Hand, um zukünftige Entscheidungen<br />
leichter treffen zu können <strong>und</strong> negative<br />
Erfahrungen besser zu verarbeiten.“<br />
Vor allem diese Angst vor negativen Erfahrungen,<br />
vor dem Schiffbruch, gilt es zu überwinden.<br />
Nicht nur, wer wie Beate Stelzer dem eigenen<br />
Leben eine neue Richtung geben will, hat damit<br />
zu kämpfen, sondern erst recht, wer als Politiker<br />
oder Manager Entscheidungen von enormer<br />
Tragweite trifft. Gerade in Politik <strong>und</strong> Wirtschaftsleben<br />
aber hat eine allgemeine <strong>Ver</strong>zagtheit<br />
die Oberhand gewonnen, ein ausgeprägtes<br />
Sicherheitsdenken verhindert zuverlässig dringend<br />
benötigte Reformen <strong>und</strong> Innovationen.<br />
Lieber den Spatz in der Hand?<br />
In der Politik heißt es: „Nach der Wahl ist vor<br />
der Wahl.“ Mit entsprechenden Ängsten um Karriere,<br />
Einkommen, Ansehen sind Mandatsträger<br />
gestraft. Wahrhaft mutige Entscheidungen sind<br />
rar, weil sie alles kosten können. Kaum anders<br />
wirken die Ängste ihrer Wähler. Anstatt die<br />
Chance auf eine <strong>Ver</strong>besserung zu nutzen, wird<br />
lieber das Risiko einer <strong>Ver</strong>schlechterung gemieden.<br />
Paradox: Gerade in Krisenzeiten, wenn<br />
Allgemeine Voraussetzungen:<br />
Sie verfügen über mehrjährige Berufs- <strong>und</strong> <strong>Ver</strong>waltungserfahrung, betriebswirtschaftliche<br />
Kenntnisse, gute EDV-Kenntnisse <strong>und</strong> geben Ihr Wissen gerne an andere weiter. Sie können<br />
je nach Land die notwendigen Sprachkenntnisse (Englisch, Französisch, Spanisch oder Portugiesisch)<br />
vorweisen <strong>und</strong> haben Erfahrung in der Anwendung partizipativer Methoden gesammelt.<br />
Auslandserfahrungen in einem Entwicklungsland sind wünschenswert.<br />
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<strong>und</strong> der Kennziffer 100.<br />
Deutscher Entwicklungsdienst gGmbH<br />
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Tulpenfeld 7, 53113 Bonn<br />
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ded<br />
Deutscher<br />
Entwicklungsdienst<br />
«
LEBENSZIEL<br />
«<br />
20<br />
COACHING ZONE I Ihr Leben aber ist keine Gefängnisstrafe, die Sie absitzen müssen. Fragen Sie sich, wo Sie sein<br />
könnten, wenn Sie mutiger wären. Wo würden Sie arbeiten? Mit wem wären Sie zusammen? Oder wie ein Coach der ersten St<strong>und</strong>e<br />
fragte: Was würden Sie tun, wenn Sie nicht scheitern könnten? Ihre Gedanken dazu bringen Sie auf den<br />
Geschmack. Dann brauchen Sie Mut zur Entscheidung. Den Mut, die Durchwurschtelei zu beenden. Ohne Entscheidung<br />
würde Käpt’n Stelzer immer noch Blutdruck messen. Und Peter Pütz wäre immer noch Zahlvater.<br />
Auch Helden wie Mahatma Gandhi <strong>und</strong> Sophie Scholl haben sich entschieden. Selbst wenn sie ängstliche<br />
Typen waren. Denn Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst. Mut ist die Entscheidung, dass etwas anderes<br />
D. Stratenschulte<br />
schnelle Entscheidungen wichtiger sind denn je,<br />
neigen wir dazu, sie lieber auf die lange Bank<br />
zu schieben. Durchaus verständlich, findet<br />
Jürgen Hesse: „Wer entscheidet, kann Fehler<br />
machen. In Krisenzeiten ist es natürlich wichtig,<br />
dass es nicht allzu viele sind. Das lähmt<br />
viele Menschen. Sie schieben dann Entscheidungen<br />
vor sich her. Aber es ist keine Alternative,<br />
keine Fehler zu machen, indem man nichts<br />
entscheidet.“<br />
Diese Lähmung beeinflusst auch die Unternehmenskultur<br />
hier zu Lande. Die im internationalen<br />
<strong>Ver</strong>gleich auffallend geringe Quote von Neugründungen<br />
zeugt von einer fast schon beängstigenden<br />
Mutlosigkeit. Eine internationale Studie zum<br />
Thema <strong>–</strong> der „Global Entrepreneurship Monitor<br />
20<strong>04</strong>“ <strong>–</strong> sieht Deutschland beim Mut zur<br />
Selbstständigkeit auf einem unrühmlichen 24.<br />
Platz von insgesamt 34. Fraglich ist zwar, ob<br />
schillernde Unternehmerpersönlichkeiten wie<br />
der Brite Richard Branson noch als mutig oder<br />
schon als tollkühn zu bezeichnen sind. Der<br />
Begründer des Plattenlabels Virgin hält sich bei<br />
der <strong>Führung</strong> seines gigantischen Mischkonzerns<br />
an keine Managementregel, stürzt sich für den<br />
guten Werbezweck schon mal in gewagte Abenteuer<br />
wie Weltumr<strong>und</strong>ungen per Heißluftballon<br />
<strong>und</strong> plant zurzeit, mit Virgin Galactic demnächst<br />
Pauschalreisen in den Weltraum anzubieten.<br />
Zu viel Wagemut? Mag sein. Eine Prise Branson<br />
aber könnte den einheimischen Chefetagen den<br />
seit langem vermissten Schwung geben. Unternehmen<br />
brauchen Pioniergeist, nicht Kleingeist.<br />
Visionen statt Patentrezepte. Und Mut.<br />
Vor allem Mut, der Rest kommt dann schon<br />
von selbst.<br />
Mut zeigt sich nicht nur im Spektakulären<br />
Was das <strong>Ver</strong>trauen in den Standort Deutschland<br />
angeht, ist Wolfgang Grupp Optimist im<br />
besten Sinne. Der Leiter des familieneigenen<br />
wichtiger ist.<br />
J. Stein / STOCK4B<br />
Textilunternehmens Trigema beschäftigt r<strong>und</strong><br />
1200 Angestellte, für die er sich, was in manchen<br />
Ohren altmodisch klingen mag, „persönlich<br />
verantwortlich“ fühlt. Dieses <strong>Ver</strong>antwortungsgefühl<br />
führte zu einer Entscheidung, die,<br />
vielfach belächelt, sich dennoch als ökonomisch<br />
richtig erwies: Trigema produziert allen<br />
Abwanderungstendenzen gerade in der Textilindustrie<br />
zum Trotz ausschließlich in Deutschland.<br />
Aber Grupp garantiert nicht nur seinen Mitarbeitern<br />
einen sicheren Job, sondern sogar deren<br />
Kindern. Eine so ungewöhnliche wie couragierte<br />
Entscheidung beweist, dass Mut <strong>und</strong> eine konservative<br />
Weltsicht keine Gegensätze sind. Dennoch<br />
würde Wolfgang Grupp sich selbst kaum<br />
als mutigen Menschen bezeichnen. Eher als<br />
Mensch mit klaren Gr<strong>und</strong>sätzen. Die weit verbreitete<br />
„Hire-and-Fire“-Mentalität ist für ihn<br />
absolut inakzeptabel: „Selbstverständlich ist es<br />
unser Ziel, erfolgreich zu sein“, räumt er ein.<br />
„Aber dabei muss Menschlichkeit garantiert<br />
werden. Es kann nicht sein, dass man über Leichen<br />
geht. In einem Unternehmen darf es nicht<br />
nur auf materielle Werte ankommen. Mitarbeiter<br />
sollen nicht nur an der Leistung gemessen werden.<br />
Ein älterer Arbeitnehmer beispielsweise,<br />
der nicht mehr die Leistung bringt, ist für mich<br />
trotzdem wichtig, weil er früher viel für das<br />
Unternehmen getan hat.“<br />
Kein Mut ohne Risiko<br />
Wenn Peter Pütz in einem Unternehmen wie Trigema<br />
gearbeitet hätte, wäre sein Leben vielleicht<br />
anders verlaufen. Aber nach 23 Jahren<br />
als Chemotechniker <strong>und</strong> Top-Betriebsrat in<br />
einem großen Chemiekonzern war er der fruchtlosen<br />
Kämpfe gegen Stellenabbau <strong>und</strong> Lohnkürzungen<br />
müde. Trotz unkündbarer Anstellung <strong>und</strong><br />
guten Einkommens beschloss der damals 39-<br />
Jährige, sich mit einem Tagungshaus selbstständig<br />
zu machen. An sich schon ein mutiger<br />
Schritt, schließlich waren von seinem Einkommen<br />
auch fünf Kinder aus geschiedener Ehe<br />
abhängig. Die Pleite kam prompt, wenn auch<br />
anders als erwartet: Kaum war der Aufhebungsvertrag<br />
unterschrieben, erkrankte die Exfrau<br />
schwer <strong>und</strong> wurde zum Pflegefall: „Wer die Mutter<br />
verloren hat, braucht wenigstens einen ganzen<br />
Vater.“ Also verabschiedete sich der angehende<br />
Unternehmensgründer von seinen Plänen,<br />
arrangierte sich mit Hartz IV <strong>und</strong> kümmert<br />
sich seit zwei Jahren ausschließlich ums Familienmanagement.<br />
Gefahr oder Chance <strong>–</strong> auf die Einstellung<br />
kommt es an<br />
Selbst im Scheitern noch das Positive sehen zu<br />
können, ist sicher eine gute Strategie gegen die<br />
Angst vor dem Ungewissen. Und vielleicht ist es<br />
Uta Glaubitz ist Berufsberaterin <strong>und</strong> Autorin des Buches „Der Job, der zu mir passt“. www.berufsfindung.de<br />
manchmal auch besser, bei einer Entscheidung<br />
gar nicht so genau zu wissen, was da auf<br />
einen zukommt. Findet zumindest Beate Stelzer,<br />
die zugibt: „Ich habe die Risiken abgewogen.<br />
Aber ich habe nicht damit gerechnet, wie<br />
viel Kraft ich investieren muss.“ Ob sie die richtige<br />
Entscheidung getroffen hat? Manchmal vermisst<br />
sie die Sicherheit der früheren Arbeitsroutine.<br />
An Bord vermisst sie oft das Leben an<br />
Land. Aber wenn sie von der Gewalt des Meeres,<br />
der Ruhe, dem Sternenhimmel <strong>und</strong> den<br />
Lichtern bei der Einfahrt in den Hafen<br />
schwärmt, wird klar: Beate Stelzer hat den richtigen<br />
Weg gewählt.<br />
Mut Angst Depression <strong>–</strong> Und wie geht es<br />
uns heute?<br />
Wozu Mut eigentlich gut ist, ist wie bei allen<br />
menschlichen Befindlichkeiten eher unsicher.<br />
Sicher ist aber, glaubt man der Erhebung, die<br />
ein wissenschaftlicher Zirkel unter dem Vorsitz<br />
von Professor F. B. Simon derzeit im<br />
Internet präsentiert, dass die deutsche Gesellschaft<br />
einigermaßen depressiv ist: Zwanghaftes<br />
Grübeln über die eigene Lage, krankhaftes<br />
Sparen aus Angst um die Zukunft,<br />
zudem steigende körperliche <strong>und</strong> seelische<br />
Bewegungsunfähigkeit. Morbid sei Deutschland,<br />
mutlos. Doch die Diagnose des Wissenschaftlerkreises<br />
r<strong>und</strong> um den Psychiater<br />
aus Witten-Herdecke ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Eine Selbsteinschätzung <strong>–</strong> der<br />
eigenen Person <strong>und</strong> damit unserer Gesellschaft<br />
<strong>–</strong> ermöglicht bis in den November:<br />
www.depressionsbarometer.de. Martin Rath<br />
Buchtipps:<br />
<strong>Ver</strong>a Bohle: Mein Leben als Minenräumerin<br />
Mutig helfen, statt nur berichten <strong>–</strong> Erlebnisse<br />
einer ehemaligen Redakteurin, die zur Minenräumerin<br />
umschulte. Fischer <strong>Ver</strong>lag 2005,<br />
ISBN 3-596-16690-X, € 8,90.<br />
Mathias Jung: Mut zum Ich <strong>–</strong> Auf der Suche<br />
nach dem EigenSinn. Das Leben ist eine Baustelle<br />
<strong>–</strong> hilfreiche Tipps, das eigene Leben auch<br />
mal als Abenteuerspielplatz zu betrachten.<br />
dtv-<strong>Ver</strong>lag 20<strong>04</strong>, ISBN 3-423-34116-5, € 9,<strong>–</strong>.<br />
Richard Branson: Losing my Virginity. Business<br />
ist wie Rock’n Roll. Von der Schallplatte zum<br />
Space Shuttle <strong>–</strong> die Autobiografie des vielleicht<br />
wagemutigsten Unternehmers unserer Zeit.<br />
Heyne <strong>Ver</strong>lag 2005, ISBN 3-453-64005-5,<br />
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wor tung in einem kon kre ten Zielbereich übernehmen<br />
<strong>und</strong> das anwenden, was Sie während Ihres Stu di ums<br />
<strong>und</strong> Ihrer Praktika gelernt haben?<br />
Wir lassen Sie ohne Umwege an die Arbeit. Vorgesetzte<br />
<strong>und</strong> Kollegen stehen Ihnen dabei zur Seite.<br />
Starten Sie mit E.ON Energie in den Berufsalltag!<br />
Wenn Sie also auf der Suche nach einer echten Herausforderung<br />
sind: Bei uns werden Sie fündig.<br />
www.eon-energie.com/karriere
22«<br />
PULSZONE<br />
HUMMER<br />
Hilfe<br />
Gutes Benehmen ist in der Geschäftswelt unerlässlich. Auf viele Menschen warten<br />
die größten Fettnäpfchen in Restaurants, vornehmlich bei Geschäftsessen.<br />
Damit Sie auf dem Parkett der Esskultur nicht ausrutschen, haben wir Lebensmittel<br />
<strong>und</strong> Gerichte zusammengestellt, die durch einen hohen Blamagefaktor<br />
gekennzeichnet sind. Theoretisch sollten Sie auf einer „roten Liste“ für Empfänge<br />
<strong>und</strong> Geschäftsessen stehen. Leider schleichen sie sich aufgr<strong>und</strong> nicht enden<br />
wollender Kreativität engagierter Köche immer wieder auf den Teller.<br />
Von Michael Heinemann-May<br />
Artischocken Die Artischocke muss, wenn Sie komplett<br />
serviert wird, mit den Fingern gegessen werden. Entfernen<br />
Sie von außen nach innen die einzelnen Blätter <strong>und</strong> dippen<br />
sie in die dazugehörigen Saucen. Dann führen Sie das Blatt<br />
zum M<strong>und</strong> <strong>und</strong> saugen mit Unterstützung der Schneidezähne<br />
das Innere des dicken Blattendes heraus. Bitte nicht das<br />
ganze Blatt essen, der Rest ist ungenießbar. Den Blattabfall<br />
deponieren Sie in die dafür vorgesehenen Schalen. Haben<br />
Sie alle Blätter entfernt, befindet sich vor Ihnen der Artischockenboden<br />
mit dem „Heu“, das mit einem Löffel entfernt<br />
wird. Den Boden essen Sie dann mit dem Besteck <strong>und</strong><br />
nicht mit den Fingern. Um diese zwischendurch zu reinigen,<br />
gehört zu jedem Gedeck eine Schale mit Zitronenwasser.<br />
Austern Beim Essen von Austern ist für manche die größte<br />
Herausforderung die Überwindung. Wenn der Teller mit<br />
den geöffneten Austern vor Ihnen steht, überprüfen Sie mit<br />
der Gabel, ob das Fleisch von der Schale gelöst ist. Ist die<br />
Auster noch mit der Schale verb<strong>und</strong>en, wird sie vorsichtig,<br />
mit sanftem Druck mit der Gabel gelöst. Bitte nicht mit<br />
Gewalt handeln, sonst finden Sie das ausgelöste Fleisch<br />
unter Umständen auf der gegenüberliegenden Tischseite<br />
wieder. Nach dem Lösen würzt man die Auster in der Schale<br />
mit Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Zitronensaft. Gegessen wird das<br />
Fleisch mit der Gabel, oder man schlürft es direkt mit der<br />
Flüssigkeit aus der Schale.<br />
Geflügel Gr<strong>und</strong>sätzlich wird im Restaurant das Geflügelfleisch<br />
mit Messer <strong>und</strong> Gabel von den Knochen gelöst <strong>und</strong><br />
gegessen. Die einzige Ausnahme bildet die Wachtel, die, wenn<br />
sie nicht entbeint serviert wird, mit den Fingern gegessen werden<br />
darf. Aus diesem Gr<strong>und</strong> findet man in den meisten<br />
Restaurants fast nur noch Gerichte mit ausgelöstem Fleisch.<br />
Hummer Hummer zu essen, ist anstrengend <strong>und</strong> erfordert<br />
Übung. Wird der Hummer komplett serviert, isst man ihn mit<br />
den Fingern. Beine <strong>und</strong> Scheren werden per Hand durch<br />
eine Drehbewegung vom Körper getrennt. Sollten die Sche-<br />
ren noch nicht geknackt sein, verwenden Sie dafür die<br />
bereitliegende Hummerzange (ähnlich wie mit einem Nussknacker).<br />
Das Fleisch ziehen Sie dann mit der Hummergabel<br />
heraus, legen es auf Ihren Teller <strong>und</strong> essen es mit der<br />
Gabel. Die Beine können Sie einfach mit dem M<strong>und</strong> aussaugen.<br />
Der Schwanz wird ebenfalls nach dem Auslösen mit<br />
dem Besteck gegessen. PS: Wegen der <strong>Ver</strong>letzungsgefahr<br />
für Sie selbst <strong>und</strong> Ihre Tischnachbarn sollten Sie auch beim<br />
Hummer keine rohe Gewalt anwenden, sondern lieber den<br />
Kellner um Hilfe bitten.<br />
Muscheln Muscheln sind, wenn sie in der Schale serviert<br />
werden, klassisches Fingerfood. Wenn Sie vor einer frisch<br />
gekochten, dampfenden Portion sitzen, suchen Sie sich eine<br />
leere Schale, die Sie wie eine Pinzette handhaben. Mit ihr<br />
ziehen Sie das Muschelfleisch aus den anderen Schalen<br />
<strong>und</strong> können es direkt zum M<strong>und</strong> führen. Alternativ kann man<br />
das Muschelfleisch auch per Gabel auslösen <strong>und</strong> essen.<br />
Den mitservierten Sud isst man zum Schluss mit dem Löffel,<br />
begleitet von etwas Brot. Wichtig: Geschlossene<br />
Muscheln nicht wie einen Hummer knacken, sondern auf<br />
Seite legen. Sie sind verdorben.<br />
Fazit: Alles lässt sich erlernen. Sollte Ihnen der vor Ihnen<br />
stehende Teller dennoch Rätsel aufgeben, lautet die Devise:<br />
Ruhe bewahren! Unser Tipp: Abwarten <strong>und</strong> zusehen, wie<br />
die anderen es machen.<br />
Langfristig sollten Sie sich aber mit Tischmanieren <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Umgangsformen vertraut machen. Schnelle<br />
Hilfe zu diesem Thema finden Sie auch unter<br />
www.sueddeutsche.de/jobkarriere.<br />
COACHING ZONE I DAS GESCHÄFT kommt zum positiven Abschluss. Für beide <strong>Ver</strong>tragsparteien Gr<strong>und</strong> genug<br />
zum Feiern, am besten bei einem gemeinsamen Essen. Eine höfliche, wenn auch genüssliche Pflichtübung. Das ist die eine Variante des<br />
so genannten Geschäftsessens. Interessanter <strong>und</strong> für alle Beteiligten eine Herausforderung ist das Geschäftsessen dann, wenn es als<br />
Basis <strong>–</strong> oder sagen wir Rahmenbedingung <strong>–</strong> für die eigentlichen <strong>Ver</strong>handlungen gilt. Sehen Sie es als eine geschmackvolle<br />
Inszenierung, die das Restaurant-Ambiente <strong>und</strong> die Küchenleistung als Kulisse für geschäftliche Dinge nutzt, um der nüchternen<br />
Sachlichkeit eine gehörige Portion Lustbarkeit <strong>und</strong> Wohlbefinden gegenüberzustellen. Machen Sie sich bewusst: Die<br />
Einladung gilt unausgesprochen als <strong>Ver</strong>trauensbeweis. Der Einladende signalisiert gewollte Nähe, <strong>und</strong> der Eingeladene<br />
ergreift die Chance, die sterile Atmosphäre des Konferenzraumes mit dem neutralen Terrain eines Restaurants zu<br />
tauschen. �<br />
PhotoCase.de, Olaf Meyer<br />
«
Wollen Sie nur von A nach B?<br />
Haben Sie schon einmal festgestellt, dass die Lebensläufe vieler <strong>Führung</strong>spersönlichkeiten<br />
alles andere als geradlinig verlaufen sind? Bei Deloitte kommt das auch öfter vor.<br />
Beispielsweise kann bei uns aus einem Wirtschaftsprüfer durchaus ein erfolgreicher<br />
Consultant werden. Denn in den interdisziplinären Teams, die wir für unsere K<strong>und</strong>en<br />
bilden, haben alle immer wieder die Möglichkeit, einen Blick über den Tellerrand zu<br />
werfen. Das hat viele Pluspunkte: Jeder lernt von jedem <strong>und</strong> einige finden dabei sogar<br />
in einem ganz anderen Metier ihre wirkliche Passion. Und das Beste daran: Man kann<br />
dann auch in diesen Bereich wechseln <strong>und</strong> dort Karriere machen.<br />
Denn als eine der führenden Prüfungs- <strong>und</strong> Beratungsgesellschaften lassen wir<br />
unseren Mitarbeitern gerne alle Türen offen. Davon profitieren auch unsere K<strong>und</strong>en.<br />
Von Mitarbeitern, die geradeaus denken können. Aber auch um die Ecke.<br />
Wenn Sie mehr über uns <strong>und</strong> Ihre Karrieremöglichkeiten bei Deloitte wissen möchten,<br />
finden Sie die wichtigsten Infos auf unserer Website: www.deloitte.com/careers<br />
© 2005 Deloitte & Touche GmbH<br />
Oder das ganze<br />
Alphabet kennen lernen?<br />
Und wann kommen Sie auf den Punkt?
PULSZONE<br />
LOKALTERMIN<br />
Szenig <strong>und</strong> trendy: Wer Sven Väths Cocoon Club in Frankfurt betritt, findet<br />
sich in einer anderen Welt wieder. Den Gast erwarten konstant wechselnde<br />
akustische <strong>und</strong> optische Eindrücke, die ihn immer wieder in neue<br />
Atmosphären versetzen. Zentral steuerbare Klang-, Licht- <strong>und</strong> Bildinstallationen<br />
wie auch das Design nach Vorbildern aus der Biologie lassen den Club<br />
lebendig <strong>und</strong> organisch wirken. Möchten Sie eine wirklich ungewöhnliche<br />
Location für Ihr Geschäftsessen wählen, können Sie dies mit einem der beiden<br />
Restaurants des Clubs. Das „Micro“ fungiert mit seiner euro-asiatischen<br />
Küche als Schleuse in die Nacht. Mit fortschreitender Uhrzeit nimmt die<br />
Musikbeschallung zu, <strong>und</strong> das Restaurant transformiert übergangslos zum<br />
Clubbereich. Im „Silk“ wird das Essen nach antiker Vorgabe zelebriert. Die<br />
Gäste speisen liegend auf weichen Polsterelementen <strong>und</strong> können sich ganz<br />
den optischen <strong>und</strong> geschmacklichen Genüssen hingeben. Die Restaurants<br />
des Cocoon Club dürften nicht für jedes Geschäftsessen geeignet sein, sind<br />
aber auf jeden Fall immer ein außergewöhnliches Erlebnis.<br />
k Cocoon Club im U.F.O. Gebäude . Carl-Benz-Straße 21 . mit Michael Heinemann-May<br />
Cocoon<br />
Club<br />
60386 Frankfurt/Main . www.cocoon.net<br />
Gerd Spans<br />
Dynamisch <strong>und</strong> interaktiv: Kaum angekommen im modernen Ethno-Look-Ambiente, wird man<br />
vom aufmerksamen Personal an den Tisch geleitet. Die Karte offeriert „Mongolisches Barbecue“.<br />
Wilde Phantasien brauen sich in meinem Kopf zusammen <strong>–</strong> Reiterhorden, Jurten, weite Steppen.<br />
Abenteuerlich die Zubereitungsart der Speisen: Auf Metallplatten in einer offenen Show-Küche werden<br />
frische Zutaten schnell gegart, um danach mit asiatischen Marinaden dampfend auf den Tisch zu<br />
kommen. Was genau gekocht wird, entscheide ich. Bewaffnet mit einem puristisch designten Holzbrett<br />
begebe ich mich zum Herzen des Restaurants, dem Food-Market. Meter für Meter präsentieren<br />
sich Gemüse, Kräuter, Fleisch <strong>und</strong> Fisch, ansehnlich dekoriert <strong>und</strong> gekühlt auf Eis. Im Vorbeigehen<br />
fülle ich die Porzellanschale auf meinem Tablett mit Mangold, Wasserkastanien, Bambus <strong>und</strong> verschiedenen<br />
Fleischsorten <strong>und</strong> gebe alles beim Koch ab. Kurz darauf erscheint die Kellnerin am Tisch <strong>und</strong><br />
mit ihr mein fertiges Essen. Nach dem vierten Gang muss ich mich geschlagen geben <strong>–</strong> die Mongolen<br />
haben gesiegt, ich bin satt. Ein Besuch im Mongo’s mit K<strong>und</strong>en bietet sich an, wenn der offizielle<br />
Part abgeschlossen ist, dann eignet sich die Garküchenatmosphäre hervorragend für den offenen<br />
Austausch. Die ungezwungene Atmosphäre <strong>und</strong> das kreative Essen sind jedoch immer einen Besuch<br />
wert. Unser Tipp: Total Mongo’s als Lunch Menue für 14,90 € oder als Dinner Menue für 19,90 €.<br />
k Mongo’s . Dortm<strong>und</strong>, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln, München . www.mongos.de<br />
24<br />
Wohin mit Gästen? 3 to go!<br />
Victor’s<br />
Residenz-Hotel Schloss Berg<br />
Ruhig <strong>und</strong> luxuriös: Eingebettet in die Weinberge der Mosel liegt das Hotel Schloss Berg. Der Gast<br />
hat die Wahl zwischen Villa oder Renaissance-Schloss. Egal für welchen der beiden Hotelteile er sich<br />
entscheidet <strong>–</strong> der Service ist immer vorbildlich. Dies gilt auch für die drei Restaurants: Im Bacchus<br />
beginnt der Tag mit einem reichhaltigen Frühstück. Das Gourmet-Restaurant verwöhnt mit Menüs <strong>und</strong><br />
à la carte <strong>und</strong> zaubert auch gern auf Wunsch etwas Besonderes. Wer es rustikaler (<strong>und</strong> günstiger) mag,<br />
geht nebenan in die „Scheune“, wo am offenen Kamin regionale Spezialitäten serviert werden. Zwischen<br />
den Mahlzeiten hat man im Drei-Länder-Eck genügend Gelegenheit für Ausflüge in die Umgebung<br />
<strong>–</strong> oder man lässt in der hauseigenen Wellness-Oase die Seele baumeln. Das Hotel Schloss Berg ist<br />
eine gute Adresse, um mit Geschäftspartnern ein entspanntes Arbeitswochenende in gehobener Atmosphäre<br />
zu verbringen. Es ist allerdings kein Ort für Pfennigfuchser, bietet aber die Gelegenheit, mit ein<br />
bisschen Glück die Reisekasse im angegliederten Spielcasino wieder aufzufüllen.<br />
k Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg . Schlosshof 9 . 66706 Perl-Nennig/Mosel . Fon: 06866 79-0 . www.victors.de<br />
Mongo’s<br />
COACHING ZONE I Gemeinsam an einem Tisch zu sitzen <strong>und</strong> ein essenzielles Bedürfnis zu teilen, wird vor allem in den romanischen<br />
<strong>und</strong> orientalischen Ländern als höchste Auszeichnung angesehen. Unweigerlich tritt während des Essens eine Entspanntheit ein,<br />
obwohl gleichzeitig alle Sinne sensibilisiert sind. Wenn Sie ein Geschäftsessen organisieren müssen, wählen Sie das Restaurant <strong>und</strong> den<br />
Küchenstil mit Bedacht <strong>und</strong> passend zur Bedeutung der geschäftlichen <strong>Ver</strong>handlungen. Essen in entspannter Atmosphäre<br />
lockert spürbar das Gesprächsklima auf, die von Augen, Nase <strong>und</strong> Gaumen empf<strong>und</strong>enen Sinneseindrücke<br />
beeinflussen die eigene Stimmung. Gehen Sie lieber keine Experimente ein, indem sie Ausflüge in exotische Kulinarik<br />
machen, die das Gegenüber in <strong>Ver</strong>legenheit bringen könnten. Bei der Wahl des Weins ist es erlaubt, den Geschäfts-<br />
Weingenuss & Tafelfreuden/<br />
Collection Rolf Heyne<br />
partner mit erstklassigen Tropfen zu beeindrucken, die Auswahl sollte sich aber im Rahmen des Anlasses bewegen.<br />
Christina Fischer ist Restaurantbesitzerin <strong>und</strong> Autorin des Buchs „Fischers Weingenuss & Tafelfreuden“. www.fischers-wein.com<br />
Emanuel Raab<br />
Restaurant <strong>und</strong> Bar<br />
Mongo’s Gastro GmbH
ZINSZAHL<br />
Warum eine<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
unverzichtbar ist<br />
NOT.<br />
26<br />
«<br />
WENDIG?!<br />
Zehn Prozent der Berufsunfähigen sind jünger als 40 Jahre. Auch Ihnen kann<br />
niemand garantieren, dass Sie in den nächsten Jahren ungehindert Ihrer Arbeit<br />
nachgehen können. Denn: Jeder fünfte Arbeitnehmer scheidet aus Krankheitsgründen<br />
unfreiwillig vor Beginn des Rentenalters aus dem Berufsleben aus.<br />
Nur die wenigsten haben sich bisher gegen diese drohende finanzielle Katastrophe<br />
abgesichert. Experten raten dringend zu einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Von Sabine Olschner<br />
Bei zahlreichen Berufstätigen machen Körper oder Seele vorzeitig<br />
schlapp. Wer für diesen Fall nicht vorgesorgt hat, steht<br />
gleich vor zwei finanziellen Problemen: Nicht nur das regelmäßige<br />
Gehalt fällt weg <strong>–</strong> auch für die Altersvorsorge kann<br />
nicht mehr gespart werden. Mit der staatlichen Unterstützung<br />
sieht es düster aus: Arbeitnehmer, die nach dem<br />
1. Januar 1961 geboren sind, bekommen seit Anfang 2001<br />
gar keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente mehr, für<br />
Ältere wurden die Leistungen stark abgespeckt. Stattdessen<br />
gibt es jetzt die so genannte Erwerbsminderungsrente. Das<br />
bedeutet: Wer nach einer schweren Krankheit oder einem �<br />
COACHING ZONE I SO KOMMEN SIE IN SECHS SCHRITTEN ZUM ZIEL 1. Informieren<br />
Sie sich über die wichtigsten Prüfpunkte bei Berufsunfähigkeitsversicherungen, vor allem über die Fußfallen bei <strong>Ver</strong>sicherungsbedingungen<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsfragen <strong>–</strong> daran hängt im Ernstfall, ob die <strong>Ver</strong>sicherung zahlt. 2. Klären Sie Ihren finanziellen Bedarf. Planen Sie<br />
den <strong>Ver</strong>mögensaufbau mit ein, denn spätestens mit 65 enden die Leistungen der <strong>Ver</strong>sicherung. <strong>Ver</strong>sichern Sie<br />
mindestens 70 Prozent Ihres Nettoeinkommens, <strong>und</strong> zwar mit Dynamisierung <strong>und</strong> einer Laufzeit bis zum Alter von 65.<br />
3. Die Kombination Risikolebensversicherung plus BU-Zusatzversicherung (BUZ) ist empfehlenswert <strong>–</strong> oft ist der Preis<br />
kaum höher als bei einer selbstständigen BU-<strong>Ver</strong>sicherung. Achtung: Die Beiträge zur BUZ bei der neuen Basisrente<br />
(„Rürup-Rente“) sind von der Steuer absetzbar <strong>–</strong> ein verlockendes <strong>Ver</strong>kaufsargument. Aber bei Kündigung der Hauptversicherung<br />
verlieren Sie die BUZ. Fragen Sie bei dieser Kombination, ob der Beitrag zur Hauptversicherung auch<br />
STOCK4B
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Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann,<br />
wird auf eine andere Tätigkeit verwiesen. Ein<br />
<strong>Ver</strong>sicherungsangestellter erhält also keinen<br />
Cent aus der Rentenkasse, wenn er noch als<br />
Pförtner arbeiten kann. Erst wer aufgr<strong>und</strong> seiner<br />
Krankheit weniger als drei St<strong>und</strong>en am Tag<br />
einem Job nachgehen kann, erhält die volle<br />
Rente; Berufstätige, die noch zwischen drei <strong>und</strong><br />
sechs St<strong>und</strong>en arbeiten können, bekommen die<br />
halbe Rente. Zum Leben reicht dieses Geld<br />
allerdings kaum aus, geschweige denn für den<br />
Aufbau einer Altersvorsorge. Besonders hart<br />
betroffen sind Berufseinsteiger: Sie müssen<br />
erst einmal 60 Monate lang in die Rentenkasse<br />
eingezahlt haben, bevor sie von den Leistungen<br />
profitieren können. Wen die Berufsunfähigkeit<br />
also in den ersten fünf Berufsjahren trifft, geht<br />
leer aus. Selbstständige <strong>und</strong> Freiberufler, die<br />
nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen,<br />
bekommen bei Berufsunfähigkeit ebenfalls<br />
keinerlei Unterstützung.<br />
Um im schlimmsten Fall nicht mittellos dazustehen,<br />
empfiehlt sich <strong>–</strong> auch <strong>und</strong> besonders für<br />
Berufseinsteiger <strong>–</strong> eine private Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />
kurz BU. Angebote gibt es<br />
wie Sand am Meer <strong>–</strong> der Tarifdschungel kann<br />
für den Laien jedoch schnell unübersichtlich<br />
werden: Teuer heißt nicht immer gut, <strong>und</strong> auch<br />
angesehene <strong>Ver</strong>sicherungsunternehmen haben<br />
«<br />
28<br />
mitunter Klauseln in ihren <strong>Ver</strong>trägen, die spätestens<br />
dann Probleme bereiten, wenn man auf<br />
die <strong>Ver</strong>sicherungsleistungen angewiesen ist.<br />
Bianca Höwe vom B<strong>und</strong> der <strong>Ver</strong>sicherten rät<br />
daher: „Informieren Sie sich anhand von Rankings<br />
über gute Anbieter. Diese finden Sie zum<br />
Beispiel auf den Internetseiten von <strong>Ver</strong>braucherschutzverbänden.“<br />
Auch das Kleingedruckte<br />
sollte man vor Abschluss eines <strong>Ver</strong>trags genau<br />
lesen. „Wichtig ist, dass keine <strong>Ver</strong>weisklausel<br />
in dem <strong>Ver</strong>trag steht. Damit könnte das <strong>Ver</strong>sicherungsunternehmen<br />
<strong>–</strong> wie die gesetzliche <strong>Ver</strong>sicherung<br />
<strong>–</strong> den K<strong>und</strong>en auf einen anderen<br />
Beruf verweisen“, erklärt Bianca Höwe. Auch<br />
auf die Zahlung der Rente rückwirkend ab<br />
Beginn der Berufsunfähigkeit sollte man unbedingt<br />
achten, ebenso wie auf die Möglichkeit,<br />
den <strong>Ver</strong>sicherungsschutz ohne erneute Ges<strong>und</strong>heitsprüfung<br />
zu erhöhen.<br />
Ein Teil des BU-Antrags sind die Ges<strong>und</strong>heitsfragen,<br />
die man stets wahrheitsgemäß beantworten<br />
muss. Denn findet der <strong>Ver</strong>sicherer heraus,<br />
dass man bei den Antworten gemogelt<br />
hat, verliert man seinen <strong>Ver</strong>sicherungsschutz.<br />
Daher gilt: Je früher eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
abgeschlossen wird, umso besser.<br />
Denn in jungen Jahren ist man meist noch<br />
ges<strong>und</strong>, sodass die <strong>Ver</strong>sicherer ohne Probleme<br />
dem <strong>Ver</strong>trag zustimmen. Je mehr Vorerkrankungen<br />
man hat, umso eher besteht die Gefahr,<br />
dass einige Risiken <strong>–</strong> wie zum Beispiel Rückenschäden<br />
bei Vorerkrankungen an der Wirbelsäule<br />
<strong>–</strong> aus dem <strong>Ver</strong>trag ausgeschlossen werden<br />
oder der Antrag sogar komplett abgelehnt wird.<br />
Und noch ein Tipp vom B<strong>und</strong> der <strong>Ver</strong>sicherten:<br />
„Stellen Sie bei mehreren Gesellschaften gleichzeitig<br />
unverbindliche Probeanträge.“ Denn in den<br />
Anträgen wird fast immer gefragt, ob bereits bei<br />
anderen <strong>Ver</strong>sicherern Anträge gestellt <strong>und</strong> abgelehnt<br />
wurden. Wer diese Frage bejahen muss,<br />
hat bei allen weiteren Anträgen von Vornherein<br />
schlechte Karten. Prüfen hingegen mehrere<br />
Gesellschaften gleichzeitig die Ges<strong>und</strong>heitsverhältnisse,<br />
ist man bei der Frage aus dem<br />
Schneider <strong>und</strong> kann sich aus den verschiedenen<br />
Angeboten schließlich das beste aussuchen.<br />
Meist wird die vereinbarte Rente ab einer<br />
50-prozentigen Berufsunfähigkeit gezahlt. Ein<br />
25-Jähriger, der bei Berufsunfähigkeit bis zu<br />
seinem 65. Lebensjahr eine Rente über 1000<br />
Euro erhalten will, zahlt für solch eine <strong>Ver</strong>sicherung<br />
einen jährlichen Beitrag ab 362 Euro, Frauen<br />
27 Euro mehr. 30-Jährige zahlen mindestens<br />
426 Euro, Frauen 466 Euro. In der Regel sollte<br />
ein Berufsunfähigkeitsschutz bis 65 Jahre vereinbart<br />
werden. Bei den meisten Arbeitnehmern<br />
Achten Sie auf eine ausreichend hohe Berufsunfähigkeitsrente. Wem 1000 Euro monatlich zu Beginn seines Berufslebens viel vorkommt, sollte bedenken,<br />
dass sich zum einen der Lebensstandard im Laufe der Jahre erhöht, <strong>und</strong> dass zum anderen 1000 Euro im Jahre 2025 aufgr<strong>und</strong> der Inflation weitaus weniger<br />
wert sind als heute. Gerade für jüngere Arbeitnehmer zahlt es sich daher aus, eine dynamische Rentenhöhe zu vereinbaren. Ihre Beitragszahlungen werden<br />
bei dieser Dynamik zwar jährlich erhöht, Sie können der Erhöhung aber jederzeit <strong>–</strong> bis zu dreimal hintereinander <strong>–</strong> widersprechen.<br />
Linktipps:<br />
Regelmäßige <strong>Ver</strong>gleichstests:<br />
www.finanztest.de<br />
B<strong>und</strong> der <strong>Ver</strong>sicherten:<br />
www.b<strong>und</strong>derversicherten.de<br />
Online-<strong>Ver</strong>sicherungsvergleich:<br />
www.versicherungsnetz.de<br />
Forum von unabhängigen <strong>Ver</strong>sicherungsexperten:<br />
www.versicherungsboerse.de<br />
Gesamtverband der Deutschen<br />
<strong>Ver</strong>sicherungswirtschaft: www.gdv.de<br />
Buchtipp:<br />
<strong>Ver</strong>braucherzentrale <strong>und</strong> Stiftung Warentest<br />
(Hrsg.): Berufsunfähigkeit gezielt absichern,<br />
2. Auflage 2005, € 12,90; zu bestellen unter<br />
www.ratgeber.vzbv.de<br />
Worauf Sie im <strong>Ver</strong>trag achten sollten:<br />
• <strong>Ver</strong>zicht auf abstrakte <strong>Ver</strong>weisung:<br />
Der <strong>Ver</strong>sicherer darf Sie nicht auf einen<br />
anderen Beruf „verweisen“<br />
• Rückwirkende Zahlung der Rente: Ihre<br />
BU-Rente wird rückwirkend seit Beginn der<br />
Berufsunfähigkeit gezahlt, das sollte auch für<br />
eine verspätete Meldung bis zu drei Jahre<br />
rückwirkend geschehen<br />
• Nachversicherungsgarantie: Erhöhung<br />
des <strong>Ver</strong>sicherungsschutzes ohne erneute<br />
Ges<strong>und</strong>heitsprüfung bei Änderung der<br />
Lebenssituation wie Heirat, Kinder<br />
• Abschluss der <strong>Ver</strong>sicherung bis 65 Jahre:<br />
Die letzten fünf bis zehn Jahre nicht versichern<br />
zu lassen, ist verlockend, da sich die Gesellschaften<br />
diesen Schutz teuer bezahlen lassen<br />
tritt der <strong>Ver</strong>sicherungsfall in den letzten Berufsjahren<br />
ein, <strong>und</strong> Sie müssten dann schon über<br />
erhebliches <strong>Ver</strong>mögen verfügen, um die Zeit<br />
zwischen Berufsunfähigkeit <strong>und</strong> Renteneintritt<br />
zu überbrücken, abgesehen davon, dass Ihre<br />
Rente dann auch erheblich geringer ausfällt.<br />
Selbstständig oder als Zusatzversicherung?<br />
In der Regel bieten die Gesellschaften eine Risiko-Lebensversicherung<br />
in Kombination mit einer<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung an. Die Kombination<br />
mit einer Kapitallebensversicherung oder<br />
einer privaten Rentenversicherung gilt nicht als<br />
empfehlenswert, da Risikoabsicherung nicht mit<br />
Altersvorsorge vermischt werden sollte.<br />
Manchmal sind die <strong>Ver</strong>tragsbedingungen so<br />
gestaltet, dass es günstiger ist, eine selbstständige<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.<br />
Um Angehörige im Todesfall abzusichern,<br />
reicht eine zusätzliche Risikolebensversicherung,<br />
die in der Regel sehr günstig ist.<br />
COACHING ZONE I dauerhaft auf null gesenkt werden kann. 4. Holen Sie Angebote zur Probe ein <strong>und</strong> prüfen Sie, ob Sie<br />
die Ges<strong>und</strong>heitsfragen <strong>und</strong> Bedingungen verstehen. Fragen für das Gespräch mit dem Profi notieren. 5. Suchen Sie sich einen Profi, klären<br />
Sie Ihre Fragen <strong>und</strong> lassen Sie sich Angebote erstellen. Beantworten Sie die Ges<strong>und</strong>heitsfragen immer absolut<br />
korrekt, im Zweifel auf die Ärzte verweisen. Prüfen Sie vor Ihrer Unterschrift, ob die Unterlagen den vereinbarten<br />
Merkmalen (Laufzeit, Rentenhöhe usw.) entsprechen. 6. Wenn Sie wegen Vorerkrankungen (zum Beispiel<br />
Asthma) keine BU-<strong>Ver</strong>sicherung bekommen, brauchen Sie eine Unfallversicherung, dazu eine Dread Disease-<strong>Ver</strong>sicherung<br />
(zahlt bei festgelegten Krankheiten wie Krebs) oder eine Gr<strong>und</strong>fähigkeiten-<strong>Ver</strong>sicherung (zahlt, wenn<br />
man zum Beispiel nicht mehr selbst essen kann). Auch hier gilt: Ges<strong>und</strong>heitsfragen immer korrekt beantworten!<br />
Martin Kinkel ist Autor des Buches „Job & Money für jüngere Arbeitnehmer“ mit Tipps zu Finanzen, Steuern <strong>und</strong> <strong>Ver</strong>sicherungen. www.jobmoney.de<br />
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BERUFSZEIT<br />
MBA MBA.<br />
30<br />
TOEFL<br />
Es gibt Menschen, die Englisch für eine leicht zu erlernende Sprache<br />
halten. Der „Test of English as a Foreign Language“, kurz: TOEFL,<br />
gibt Aufschluss darüber, ob diese Einschätzung richtig ist. Denn wer<br />
als Ausländer an einem Studiengang <strong>–</strong> jedenfalls gilt dies für über<br />
2000 Colleges <strong>und</strong> Universities in den USA <strong>–</strong> teilnehmen möchte,<br />
muss sich 140 Fragen in vier Kategorien stellen. Dabei wird das <strong>Ver</strong>ständnis<br />
gesprochenen Englischs geprüft, des Weiteren gilt es,<br />
geschriebene Sätze korrekt zu ergänzen beziehungsweise falsche<br />
Sätze zu korrigieren. Es folgen Textfragen <strong>und</strong> die Aufgabe, einenp<br />
«<br />
Text: Martin Rath<br />
RADAR<br />
Ist er die Fahrkarte ins berufliche Glück? Diese<br />
Frage kommt auf viele Young Professionals zu. Eine Antwort<br />
fällt schwer, denn auf dem Markt für Studiengänge<br />
zum „Master of Business Administration“ geht es zu wie<br />
auf einer viel befahrenen Schifffahrtsroute. <strong>BerufSZiel</strong><br />
macht den <strong>Ver</strong>such, Sie durchs Radarbild zu lotsen.<br />
Gehen Sie selbst auf Forschungsfahrt.<br />
TOEFL GMAT GELD MBA-STUDIUM JUNIOR-MBA RANKINGS EXECU<br />
COACHING ZONE I BILDUNG ist wichtig, nicht nur für den Start in den Beruf. Auch während des Berufslebens ist<br />
Weiterbildung ein Muss. Wer Wissenslücken hat, bildet sich sogar noch im Alter im Sinne des „lebenslangen Lernens“ weiter. Zukunftsforscher<br />
haben ein Bild davon, wie sich Bildungssysteme entwickeln. Machen Sie es ähnlich <strong>und</strong> schlüpfen Sie in die Rolle Ihres persönlichen<br />
Zukunftsforschers! Was sehen Sie in Bezug auf Ihre berufliche Entwicklung? Eine Weiterbildung nach der<br />
anderen als Beweis der eigenen Lernfähigkeit? Besser nicht, denn dieses Denken greift zu kurz! Jede Weiterbildung<br />
hat Auswirkungen, an die Sie denken sollten, bevor Sie sich dafür entscheiden. Deshalb sollten Sie sich Folgendes<br />
fragen: Was ist nach der Weiterbildung anders als vorher? In welchem Rahmen möchten Sie das neue Wissen umsetzen?<br />
Es ist wichtig, dass Sie sich die zukünftige Tätigkeit so genau wie möglich vorstellen: Welche Aufgaben, Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Ziele verlangt sie? Gespräche mit Menschen, die die entsprechende Tätigkeit ausüben, können wichtige<br />
D. Amariucai / STOCK4B
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Berufsbegleitendes Fernstudium <strong>–</strong><br />
diese Karrierechance sollten Sie nutzen!<br />
Die große Nachfrage belegt es <strong>–</strong> die Hamburger Fern-<br />
Hochschule ist weiter auf Expansionskurs. Schon über<br />
5.500 Studierende sind an der HFH eingeschrieben,<br />
um sich berufsbegleitend akademisch weiter zu bilden<br />
<strong>und</strong> sich damit neue Karrierechancen zu eröffnen.<br />
Diese positive Resonanz verdankt die Hochschule einem<br />
Studienkonzept, das Präsenz- <strong>und</strong> Selbststudienphasen<br />
ausgewogen integriert.<br />
Sie können an der HFH Betriebswirtschaft,<br />
Pflegemanagement, Wirtschaftsingenieurwesen<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsrecht<br />
berufsbegleitend studieren.<br />
Gleichzeitig bietet die HFH<br />
mehrere weiterbildende Studiengänge<br />
(z. B. Ergänzungsstudiengang<br />
„Wirtschaft“, Sonderstudiengang<br />
„Technik“, MBA) an.<br />
Zur Unterstützung Ihres Selbststudiums<br />
sieht unser bewährtes<br />
Studienkonzept regelmäßige Prä-<br />
Berufsbegleitendes<br />
Hochschulstudium<br />
Über 5.500 Studierende <strong>–</strong><br />
Ausdruck des <strong>Ver</strong>trauens<br />
in das Studienkonzept<br />
der staatlich anerkannten<br />
Hamburger<br />
Fern-Hochschule<br />
HFH ·<br />
Hamburger<br />
Fern-Hochschule<br />
Alter Teichweg 19<br />
D-22081 Hamburg<br />
E-Mail:<br />
info@hamburger-fh.de<br />
www.hamburger-fh.de<br />
Fax: <strong>04</strong>0 35094328<br />
Infoline: 0180 5 235210<br />
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zeitgemäß studieren<br />
senzlehrveranstaltungen in überschaubaren<br />
Studiengruppen vor, die<br />
an insgesamt 36 Studienzentren in<br />
Deutschland <strong>und</strong> Österreich stattfinden.<br />
Während der Präsenzphasen<br />
haben Sie nicht nur die Möglichkeit<br />
zur fachlichen Diskussion <strong>und</strong> Klärung<br />
von Problemen. Auch in Hinblick<br />
auf die eigene Motivation sind<br />
die Kontakte untereinander <strong>und</strong> mit<br />
den Lehrbeauftragten während der<br />
Präsenzphasen von großer Bedeutung.<br />
Schlüsselqualifikationen, wie<br />
Unser bewährtes Fern-Studienkonzept verbindet individuelles Lernen<br />
zu Haus mit Präsenzveranstaltungen in überschaubaren Studiengruppen<br />
an insgesamt 36 Studienzentren in Deutschland <strong>und</strong> Österreich.<br />
Wir informieren Sie gern ausführlich über unsere Bachelor-/Diplom-<br />
Studiengänge<br />
Betriebswirtschaft<br />
Pflegemanagement<br />
Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Wirtschaftsrecht<br />
sowie den Master-Studiengang<br />
General Management.<br />
Das Hamburgische Hochschulgesetz öffnet auch Berufstätigen ohne<br />
Abitur den Zugang zu den Bachelor-/Diplom-Studiengängen.<br />
Sprechen Sie mit uns über das zeitgemäße Studium an der Hamburger<br />
Fern-Hochschule.<br />
Weiterbildungsstudiengänge:<br />
• Ergänzungsstudiengang „Wirtschaft“ (Abschluss: FH-Diplom)<br />
• Sonderstudiengang „Technik“ (Abschluss: FH-Diplom)<br />
• MBA-Studiengang in Kooperation mit amerikanischen<br />
Partneruniversitäten<br />
Fordern Sie einfach kostenlos unsere Studienführer an.<br />
Gut gerüstet für den Arbeitsmarkt mit einem Fernstudium an der Hamburger Fern-Hochschule<br />
z. B. Teamfähigkeit oder das Präsentieren<br />
von Arbeitsergebnissen,<br />
lassen sich ebenfalls am besten in<br />
der Gruppe trainieren.<br />
Daher immatrikuliert die HFH auch<br />
nur zu zwei festen Terminen (01.01.<br />
<strong>und</strong> 01.07. eines jeden Jahres), so<br />
dass sich auch beim Fernstudium<br />
Studiengruppen des jeweils gleichen<br />
Fachsemesters bilden.<br />
Weiterhin steht den Studierenden<br />
zum Erfahrungsaustausch untereinander,<br />
zur Prüfungsvorbereitung <strong>und</strong><br />
zur Prüfungsanmeldung der Web-<br />
Campus der Hamburger Fern-Hochschule<br />
sowie die Studienfachberatung<br />
zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />
Wichtig ist der HFH auch die Meinung<br />
ihrer K<strong>und</strong>en.<br />
So befragen wir unsere Studierenden<br />
systematisch <strong>und</strong> regelmäßig<br />
nach Stärken, Schwächen <strong>und</strong> <strong>Ver</strong>besserungsmöglichkeiten<br />
des Studiums.<br />
Von den für die Studierenden<br />
entwickelten Lernmaterialien über<br />
moderne elektronische Medien bis<br />
hin zur Betreuung der akademischen<br />
Abschlussarbeit ist somit<br />
gewährleistet, dass das praxisorientierte<br />
Studium an der Hamburger<br />
Fern-Hochschule höchsten Qualitätserfordernissen<br />
entspricht.<br />
Durch ein Fernstudium wird der Weg<br />
zur Hochschule auch für Personen<br />
geöffnet, die aus unterschiedlichsten<br />
Gründen kein Präsenzstudium<br />
aufnehmen konnten oder können.<br />
Die Zulassung von Bewerbern erfolgt<br />
durch Nachweis der Allgemeinen<br />
Hochschulreife, der Fachhochschulreife,<br />
der fachgeb<strong>und</strong>enen Fachhochschulreife<br />
oder der schriftlichen Eingangsprüfung<br />
nach § 38 Abs. 1 des<br />
Hamburger Hochschulgesetzes. Neben<br />
diesen <strong>–</strong> in allen B<strong>und</strong>esländern<br />
gleichen <strong>–</strong> Voraussetzungen für ein<br />
Studium, besteht in Hamburg ein<br />
besonderer Hochschulzugang für<br />
Berufstätige gemäß § 38 Abs. 2<br />
des Hamburger Hochschulgesetzes.<br />
Dies ermöglicht auch berufstätigen<br />
Arbeitnehmern ohne Abitur den Zugang<br />
zur Hochschule, wenn sie über<br />
einen qualifizierten Fortbildungsabschluss<br />
<strong>–</strong> etwa als Fachwirt/in,<br />
Unterrichtsschwester/-pfleger oder<br />
Techniker/in <strong>–</strong> verfügen.<br />
Der Entschluss, ein berufsbegleitendes<br />
Studium zu beginnen, ist keine<br />
leichte Sache <strong>–</strong> sich richtig zu informieren<br />
schon.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf<br />
unserer Homepage oder auf Ihren<br />
Anruf.<br />
Informationen für Interessierte:<br />
HFH · Hamburger Fern-Hochschule<br />
Alter Teichweg 19<br />
D-22081 Hamburg<br />
Studienberatung<br />
Tel.: 0180 5 235210<br />
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www.hamburger-fh.de
32«<br />
BERUFSZEIT »<br />
Essay zu vorgegebenen Thesen zu verfassen. Die Zeit zur Lösung<br />
der Aufgaben ist recht knapp bemessen. RELEVANZ: Hoch! Wenn<br />
selbst schon eine US-University, der gelegentlich die Qualität einer<br />
deutschen Volkshochschule nachgesagt wurde, den TOEFL verlangt,<br />
handelt es sich um einen Mindeststandard. LOTSEN-QUALITÄT:<br />
Hoch! Fordert eine europäische Business-School den TOEFL nicht,<br />
ist zu fragen, wie international ihr Studiengang tatsächlich ausgerichtet<br />
ist.<br />
GMAT<br />
zu Deutsch: „Graduate Management Admission Test“. Bei diesem<br />
Testverfahren sind Aufgaben zu lösen, die Aufschluss darüber zu<br />
geben versprechen, ob der Bewerber für einen MBA-Studiengang in<br />
der Lage ist, wirtschaftswissenschaftliche Fragen zu beantworten.<br />
Dazu wird die Lösungskompetenz für sprachliche, mathematische<br />
<strong>und</strong> logische Probleme geprüft. Der Test wird in englischer Sprache<br />
absolviert (R TOEFL). Der computergestützte Test soll beim Prüfling<br />
Stress erzeugen: Gibt er eine richtige Antwort, wird die nächste<br />
Frage schwieriger <strong>–</strong> <strong>und</strong> umgekehrt. So werden die Fragen zwar einfacher,<br />
sobald man falsche Antworten gibt, allerdings verringert sich<br />
dann auch die Punktzahl. Es zählt die Gesamtpunktzahl, die allerdings<br />
<strong>–</strong> im Wettbewerb der MBA-Eleven untereinander <strong>–</strong> nicht allein<br />
Erfolg verspricht. RELEVANZ: Für die führenden MBA-Anbieter nicht<br />
wegzudenken. LOTSEN-QUALITÄT: MBA-„Schmieden“ an Orten, wo<br />
sich Fuchs <strong>und</strong> Hase „Gute Nacht“ sagen, verzichten mitunter auf<br />
den GMAT <strong>–</strong> gleich, ob in den USA oder im alten Europa.<br />
GELD verdienen<br />
Wirklich belastbare Zahlen dazu, welche Gehaltssprünge ein MBA-<br />
Abschluss mit sich bringt, sind kaum zu ermitteln. Zwar kursieren<br />
Angaben zum Mehrverdienst, statistische „Basics“ wie die Auswahl<br />
der befragten MBA-Titelträger, die Entwicklung ihres Einkommens vor<br />
<strong>und</strong> nach dem MBA <strong>–</strong> seriöserweise im <strong>Ver</strong>gleich zu anderen Bildungswegen<br />
<strong>und</strong> zur allgemeinen Einkommensentwicklung von Akademikern<br />
<strong>–</strong> bleiben im Nebel (R Rankings). RELEVANZ: Niemals soll<br />
man mich befragen. LOTSEN-QUALITÄT: Fraglich.<br />
MBA-STUDIUM finanzieren<br />
Einige Unternehmen, beispielsweise aus der Consulting-Branche,<br />
finanzieren derzeit MBA-Studien ihrer Young Professionals <strong>–</strong> ebenso<br />
wie eine Promotion. Teilweise wird das Studium in enger Kooperation<br />
zwischen Business-School <strong>und</strong> Unternehmen angeboten. Vom forschen<br />
Fragen im Vorstellungsgespräch wird in einigen Ratgebern<br />
abgeraten. Eine deutsche MBA-Anbieterin ermöglicht es ihren Schülern,<br />
das Studium über einen Kredit bei der regionalen Sparkasse zu<br />
finanzieren. In welchem Maß der (Weiter-)Bildungsmarkt von der Kreditwirtschaft<br />
in der näheren Zukunft erschlossen werden wird, ist zurzeit<br />
leider eine spannende Frage <strong>–</strong> die von Poltikern beantwortet werden<br />
müsste. RELEVANZ: Studiengebühren unter 10 000 Euro für ein<br />
MBA-Programm finden sich nicht. Spitzenwerte liegen ohne weiteres<br />
beim Sechsfachen. LOTSEN-QUALITÄT:„Was nichts kostet, ist auch<br />
nichts.“ (Volksm<strong>und</strong>)<br />
ABB / Egeon Zehnder / privat<br />
Marc Naumann / Birgit Beckmann / Dominik Stein<br />
DER MBA AUS DREI PERSPEKTIVEN<br />
Das sagt der Personalmanager:<br />
Hat ein MBA-Absolvent bei Ihnen bessere Chancen als ein Bewerber ohne den<br />
zusätzlichen Abschluss? Gr<strong>und</strong>sätzlich machen wir da keinen Unterschied. Es hängt<br />
in hohem Maße von den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle ab.<br />
Im Projektmanagement zum Beispiel bevorzugen wir Bewerber, die einen MBA-<br />
Abschluss vorweisen können.<br />
Macht es für Sie einen Unterschied, ob ein Ingenieur oder ein Wirtschaftswissenschaftler<br />
einen MBA-Abschluss gemacht hat? Für mich ist es auf jeden Fall spannender,<br />
wenn ein Ingenieur einen MBA absolviert hat. Denn der Ingenieur lernt<br />
durch die Art <strong>und</strong> Weise, wie ein MBA-Studium verläuft, noch ganz andere Dinge<br />
<strong>und</strong> ergänzt somit sein Ingenieursstudium sinnvoll. Er macht zum Beispiel die<br />
Erfahrung, mit einem weniger technischen Blickwinkel an Probleme heranzugehen.<br />
Außerdem kann ein Ingenieur sich mit einem MBA hervorragend kaufmännisches<br />
Wissen aneignen. Er lernt zu konzipieren <strong>und</strong> sich selbst besser zu verkaufen. All<br />
dies sind Aspekte, an denen es den Ingenieuren häufig mangelt.<br />
Welche Karriereaussichten hat ein MBA-Absolvent? Ein MBA-Bewerber bringt Qualifikationen<br />
mit, die ein „normaler“ Absolvent in der Regel noch nicht vorweisen kann:<br />
zum einen auf der persönlichen Ebene, zum anderen in der Methodik, an die Dinge<br />
heranzugehen. Wer Karriere machen will, muss sich diese Qualifikationen aneignen<br />
<strong>–</strong> egal ob durch einen MBA oder auf einem anderen Weg.<br />
Fördern Sie Mitarbeiter, die nach ein paar Jahren Berufserfahrung ein MBA-Studium<br />
anschließen wollen? Das kann man nicht pauschal beantworten. Es muss für den<br />
Mitarbeiter eine konkrete Perspektive in unserem Unternehmen geben. Wenn für<br />
diese Perspektive Bedarf an kaufmännischem Wissen besteht <strong>und</strong> der Mitarbeiter<br />
dieses Wissen nicht hat, ist der MBA eine notwendige Qualifizierung, die auch dem<br />
Unternehmen zugute kommt.<br />
Wie wichtig ist Ihnen der internationale Aspekt eines MBA-Studiums? Da wir ein<br />
internationales Unternehmen sind, ist Internationalität für alle Mitarbeiter wichtig <strong>–</strong><br />
egal ob mit oder ohne MBA.<br />
Marc Naumann, Human Resources Koordinator bei der ABB AG in Mannheim.<br />
... die Personalberaterin:<br />
Wer profitiert von einem MBA-Studium? Ein MBA kann für angehende <strong>Führung</strong>skräfte<br />
mit unterschiedlichen Zielsetzungen sinnvoll sein. Fachlich ist er meiner Meinung<br />
nach am besten geeignet für Personen, die kein wirtschaftswissenschaftliches Studium<br />
absolviert haben, zum Beispiel Juristen, Ingenieure oder Mediziner.p<br />
COACHING ZONE I Informationen liefern. Karriereambitionierte sollten sich überlegen, welche Art von Karriere sie sich<br />
wünschen. Wer als Techniker oder Naturwissenschaftler eine Karriere im Management anstrebt, kann notwendige Zusatzqualifikationen,<br />
zum Beispiel BWL-Kenntnisse, in einem MBA-Studium erwerben. Wer eine fachliche Karriere anstrebt, ist mit einer Promotion<br />
oder fachspezifischen Weiterbildung gut beraten. Doch nicht nur der fachliche Nutzen ist für die Wahl der Weiterbildung<br />
ausschlaggebend. Persönliche <strong>und</strong> soziale Kompetenzen, die Sie zum Beispiel in der zukünftigen Beratungsarbeit<br />
einsetzen, sind Gründe für die Weiterbildung. Planen Sie, im Ausland zu arbeiten? Dann prüfen Sie Ihren Wissensvorrat<br />
auf interkulturelle Kompetenzen <strong>und</strong> Sprachkenntnisse. Das gilt auch für Young Professionals, die einen<br />
Stellenwechsel in ein internationales Unternehmen ins Auge fassen. Sie lernen also dazu, um ein bestimmtes Ziel zu<br />
verfolgen. Doch wie groß ist Ihre Investitionsbereitschaft? Welchen Preis sind Sie bereit zu zahlen? Die Rede ist
JUNIOR-MBA<br />
In den USA gibt es MBA-Programme, die keine besondere Vorbildung<br />
erfordern: Junior-MBAs <strong>–</strong> in der Regel irrelevant für europäische<br />
Interessenten. Spannender ist die Frage, welche Vorbildung der<br />
MBA-Anbieter eines anspruchsvollen Programms von Bewerbern verlangt.<br />
In der Branche hieß es, eine Schweizer Hochschule habe<br />
ihren US-amerikanischen MBA-Kooperationspartner verloren, weil<br />
man zu großzügig mit der Aufnahme von Menschen gewesen sei, die<br />
zwar Geld <strong>und</strong> Berufserfahrung mitbrachten, nicht aber ein abgeschlossenes<br />
Hochschulstudium. RELEVANZ: „Was wird ein Personalverantwortlicher<br />
von Bewerbern denken, die sich ohne vorherigen<br />
Hochschulabschluss die drei Buchstaben auf die Visitenkarte drucken<br />
lassen?“ (eine Branchenbeobachterin) LOTSEN-QUALITÄT: Daher<br />
nicht zu empfehlen.<br />
RANKINGS<br />
Mit über 100 MBA-Anbietern ist der MBA-Markt bereits in Deutschland<br />
unübersichtlich, der Weltmarkt für diesen Bildungsweg schreit<br />
erst recht nach systematischer Bewertung. In der Form eines Rankings<br />
wird diese beispielsweise von der Financial Times <strong>–</strong> inklusive<br />
ihrer deutschen Ausgabe <strong>–</strong> schon zum siebten Mal offeriert. Für die<br />
aktuelle Rangliste der „100 führenden Wirtschaftsschulen“ wurden<br />
127 Einrichtungen ins Auge gefasst: 7900 <strong>–</strong> gleich 35 Prozent <strong>–</strong> der<br />
befragten MBA-Absolventen beantworteten einen Fragebogen, der<br />
unter anderem Kriterien zur Kaufkraft <strong>und</strong> Karriereentwicklung enthielt.<br />
Bewertet wurden die MBA-Anbieter zum Beispiel auch im Hinblick<br />
auf die Internationalität ihres Lehrkörpers <strong>und</strong> die Forschungsleistungen<br />
der jeweiligen Institution.<br />
RELEVANZ: MBA-Anbieter kritisieren hier zu Lande, dass Rankings<br />
zu stark am angelsächsichen Raum orientiert seien. Hilfreich wäre<br />
es, wenn das Datenmaterial zu den Rankings vollständig offen<br />
gelegt würde. LOTSEN-QUALITÄT: Im Zweifel werden die persönlichen<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Karriereinteressen, ohne Zweifel auch das<br />
Portemonnaie, die Wahl einer Business-Schule eher bestimmen<br />
müssen als ihr Rang in einem Ranking.<br />
EXECUTIVE MBA<br />
Während der klassische MBA als Vollzeitstudium angelegt ist, bietet<br />
der Executive MBA die Möglichkeit, neben einer Berufstätigkeit<br />
Managementwissen zu erwerben. Dazu müssen Nachwuchsführungskräfte<br />
in der Regel zwei bis drei Jahre einen Teil ihrer Freizeit opfern.<br />
RELEVANZ: Einerseits bleibt den Unternehmen die Arbeitskraft des<br />
MBA-Kandidaten erhalten... LOTSEN-QUALITÄT: … andererseits lassen<br />
sie sich das oft auch etwas kosten (R MBA-Studium finanzieren).<br />
34<br />
COACHING ZONE I einerseits von finanziellen Aufwendungen wie Studiengebühren, -material <strong>und</strong> Reisekosten. Andererseits<br />
stellt sich die Frage nach dem Preis: Wie viel (Frei-)Zeit kostet die Weiterbildung? Wie viel Zeit können Sie neben Job <strong>und</strong> Familie für<br />
das Studium aufbringen? Auf welche Freizeitaktivitäten können Sie während Ihrer Lernphasen verzichten, auf<br />
welche nicht? Wenn Sie vor der Weiterbildung Antworten auf diese Fragen finden, sparen Sie während des Studiums<br />
wertvolle Energie <strong>und</strong> vermeiden Diskussionen mit dem Partner. Es lohnt sich, in der eigenen Zukunft zu forschen<br />
<strong>und</strong> Lebensentwürfe zu planen. Das motiviert schon früh für den Alltag. Es gehört zu einem gebildeten<br />
Menschen, sich <strong>Ver</strong>änderungen anzupassen <strong>und</strong> seine Perspektiven <strong>–</strong> wenn nötig <strong>–</strong> neu auszurichten. Dafür<br />
wünschen Sie sich vielleicht hellseherische Fähigkeiten. Ich wünsche Ihnen viel Glück <strong>und</strong> gutes Gelingen!<br />
Coach Academy<br />
D. Amariucai / STOCK4B<br />
Für Wirtschaftswissenschaftler kann es mitunter inhaltlich zu Red<strong>und</strong>anzen kommen.<br />
Sie können aber wiederum von der Stärkung ihrer internationalen Kompetenzen profitieren,<br />
vor allem wenn sie ihren MBA im Ausland absolvieren. Nicht zu unterschätzen<br />
sind auch die persönlichen Netzwerke, die MBA-Studenten mit ihren Kommilitonen<br />
knüpfen.<br />
Welches ist der richtige Zeitpunkt dafür? Man sollte den MBA nicht zu früh, aber<br />
auch nicht zu spät machen. Meiner Ansicht nach ist der beste Zeitpunkt nach ein<br />
bis zwei Berufsjahren. Dann kann der Teilnehmer bereits selbst Input aus der Praxis<br />
beitragen. Denn beim MBA-Studium lernt man ja nicht nur aus Büchern oder Vorlesungen,<br />
sondern auch viel von den anderen Studenten, indem man sich fachlich<br />
austauscht. Wer nur Abschlüsse sammelt, ohne überhaupt bisher das Arbeitsleben<br />
kennen gelernt zu haben, handelt eher kontraproduktiv.<br />
Steigt man mit einem MBA auf der Visitenkarte tatsächlich schneller auf der Karriereleiter<br />
auf? Wenn jemand das MBA-Studium nur wegen der Karriere absolviert,<br />
halte ich das für sehr fragwürdig. Vielmehr sollte der MBA ein persönliches Ziel verfolgen<br />
<strong>–</strong> sei es, inhaltlich etwas dazuzulernen, seine Batterien intellektuell aufzufrischen<br />
oder neue Leute kennen zu lernen. Der MBA zeigt den Unternehmen, dass<br />
man etwas Besonderes geleistet hat <strong>–</strong> er ist aber keineswegs unabdingbare Voraussetzung<br />
für eine schnelle Karriere. Gern gesehen ist er in allen Unternehmen<br />
mit einem internationalen Umfeld. Mittelständischen Unternehmen ist der MBA<br />
manchmal eher etwas „unheimlich“.<br />
Birgit Beckmann, Beraterin im Büro Egon Zehnder International in Hamburg.<br />
... der Absolvent:<br />
„Ich bin nicht ganz repräsentativ für einen MBA-Teilnehmer, weil ich bereits Wirtschaftswissenschaften<br />
studiert habe. Mein Ziel war es also nicht, mir im MBA-Studium<br />
fehlendes BWL-Wissen anzueignen, sondern ich wollte mir ein starkes Netzwerk<br />
aufbauen. Außerdem habe ich die Zeit bewusst dazu genutzt, andere Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Geschäftsideen kennen zu lernen <strong>und</strong> mir zu überlegen, in welche<br />
Richtung meine Karriere weitergehen soll.<br />
Der Anstoß für den MBA kam von meinem Arbeitgeber: Um aufzusteigen, benötigt<br />
man zwei Studienabschlüsse oder einen Doktortitel. Ich habe mich für die französische<br />
Business School INSEAD entschieden, weil die Schule einen starken Fokus<br />
auf Europa <strong>und</strong> Asien legt, zwei Regionen, in denen ich später aktiv sein will. Ich<br />
war vier Monate lang in Fontainebleau <strong>und</strong> sechs Monate in Singapur. INSEAD hat<br />
einen extrem guten Ruf <strong>und</strong> gute Professoren <strong>–</strong> was sich natürlich auch am Preis<br />
bemerkbar macht. Im Nachhinein würde ich mich aber immer wieder für einen MBA-<br />
Abschluss dieser Art entscheiden <strong>–</strong> auch wenn ich mich vielleicht mit der Entscheidung<br />
schwerer getan hätte, wenn mich mein Arbeitgeber nicht ein wenig getrieben<br />
hätte.“<br />
«<br />
Dominik Stein, 28 Jahre, MBA-Absolvent des INSEAD. Heute arbeitet er bei<br />
McKinsey.<br />
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Educating tomorrow's leaders
36«<br />
BERUFSZEIT<br />
Sie möchten bei rot über die Ampel laufen, doch neben Ihnen<br />
steht ein Kind. Treibt Sie Ihr Terminkalender trotzdem vorwärts?<br />
Den US-Neurophysiologen Benjamin Libet trieb in den 1970er-<br />
Jahren die Frage um, wie viel <strong>Ver</strong>antwortung überhaupt im Kopf<br />
eines Menschen steckt. Seine Messungen beruhten auf einem<br />
Fingerschnippen. Wo ist das Körperteil für die richtige Entscheidung<br />
<strong>–</strong> Kopf oder Bauch? Ein <strong>Ver</strong>such von Martin Rath<br />
«<br />
Hans-Günther Oed (2)<br />
Ich telefoniere mit dem deutschen Partner einer der weltweit führenden<br />
Anwaltssozietäten, Zweigstelle Deutschland. Er schildert einen Termin,<br />
kürzlich in seinem Büro. „Ich habe ein Vorstellungsgespräch geführt.<br />
Ich weiß immer binnen weniger Minuten, ob ich mir den Mann oder die<br />
Frau als Mitarbeiter vorstellen kann.“ Darin liege der Sinn des Wortes<br />
‚Vorstellungsgespräch‘. Der Anwalt lacht: „Bewerber w<strong>und</strong>ern sich<br />
manchmal, wie kurz ein Vorstellungsgespräch ausfallen kann.“<br />
Ob der Bewerber den falschen Duft trug? Oder gar die falsche Kleidung?<br />
<strong>–</strong> In Vorstellungsgesprächen fragt man, egal auf welcher Seite,<br />
zunächst nach den Hard Skills. Mit ihnen sind viele Bewerber ausreichend<br />
ausgestattet. Aber aufgr<strong>und</strong> welcher Eigenschaften werden dann<br />
letztlich Entscheidungen getroffen, wenn eine Anzahl gleich qualifizierter<br />
Menschen um eine Stelle ringt? Ob es immer rational zugeht? Manche<br />
Antworten versprechen zu viel.<br />
Seit Ende der 1970er-Jahre aus dem Labor von Benjamin Libet, einem<br />
US-amerikanischen Neurophysiologen, ein Fingerschnippen zu hören<br />
war, wollen Journalisten aller Herren Länder wissen, dass es bei Entscheidungen<br />
mit dem freien Willen nicht weit her sein könne: Libets<br />
Experiment hatte folgenden Aufbau: Die <strong>Ver</strong>suchsteilnehmer wurden<br />
gebeten, zu einem von ihnen frei gewählten Zeitpunkt die Hand oder<br />
einen Finger zu bewegen. Den Zeitpunkt ihrer Entscheidung, sich zu<br />
bewegen, mussten sie dabei mit einer speziellen Uhr registrieren.<br />
Gleichzeitig wurde über Elektroden am Kopf gemessen, wann sich das<br />
motorische Bereitschaftspotenzial aufbaute. Die Messungen ergaben:<br />
550 Millisek<strong>und</strong>en bevor sie mit den Fingern schnippten, hatte sich<br />
das Bereitschaftspotenzial in den Köpfen der Kandidaten aufgebaut,<br />
doch gaben sie an, den bewussten Entschluss 200 Millisek<strong>und</strong>en vor<br />
KO<br />
CH<br />
der Bewegung getroffen zu haben. Daraus folgt, dass das Gehirn 350<br />
Millisek<strong>und</strong>en schneller ist, als das Ich. Tun wir also nicht das, was wir<br />
wollen, sondern wollen wir das, was wir tun?<br />
„Ich möchte gar nicht wissen, von welchen Neuronen es abhängt, dass<br />
ich meine Frau liebe“, sagt der Arzt Hans-Anton Adams. „Auch bei den<br />
Entscheidungen, die ich während meiner Arbeit treffen muss, hilft mir<br />
dieses Wissen nicht weiter.“ Zur Arbeit des Professors aus Hannover<br />
gehört die so genannte Sichtung von Notfallpatienten. Der Begriff<br />
bezeichnet in der Notfallmedizin die Einteilung von Menschen, die beispielsweise<br />
einem Massenunfall zum Opfer gefallen sind. Der Arzt<br />
bestimmt unter extremem Zeitdruck die <strong>Ver</strong>teilung der knappen medizinischen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> teilt die Betroffenen in vier Sichtungskategorien<br />
ein: von den Leichtverletzten, die keine unverzügliche Behandlung benötigen,<br />
bis zu den Schwerstverletzten, für die jede Hilfe zu spät kommt.<br />
„Die Sichtung erfolgt so weit wie möglich nach den rationalen Kategorien<br />
der Notfallmedizin, aber natürlich spielt auch das Bauchgefühl<br />
eine Rolle“, sagt Adams. Er erwähnt, dass er kurz vor unserem Gespräch<br />
eine Sichtung vorzunehmen hatte. Es klingt in seiner Stimme<br />
nach. <strong>–</strong> DIE SICHTUNG, AUCH EINTEILUNG ODER AUSSORTIERUNG, WIRD OFT AUCH ALS<br />
„TRIAGE“ BEZEICHNET, EIN FRANZÖSISCHER BEGRIFF, DER URSPRÜNGLICH AUS DER MILI-<br />
TÄRMEDIZIN KOMMT. DAS PROBLEM, WEM KNAPPE MEDIZINISCHE RESSOURCEN ZUGE-<br />
TEILT WERDEN, KANN ALS AKUTE FRAGE AUFTRETEN, BEISPIELSWEISE BEI GROßUNFÄLLEN,<br />
ABER AUCH ALS DAUERPHÄNOMEN, ETWA BEI DER VERSORGUNG MIT SPENDERORGANEN.<br />
Bei der Steuerung von Unternehmen empfiehlt Dirk Baecker, der neben<br />
seiner Professur für Unternehmensführung in Witten-Herdecke auch<br />
Unternehmen berät, Intuition <strong>und</strong> Ergebniskontrolle. „Manager großer<br />
Unternehmen müssen es aushalten, ihren eigenen Betrieb nicht zu<br />
kennen. ‚Aushalten’ darum, weil sie inzwischen die Ersten sind, die<br />
entlassen werden, wenn etwas schief läuft“, beschreibt der Soziologe<br />
COACHING ZONE I ENTSCHEIDUNG: KOPF ODER BAUCH Bauchentscheidungen sind nicht<br />
zufällig. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System. Die Sinne speisen konstant Informationen ins Gehirn ein. Dort werden sie verarbeitet<br />
<strong>und</strong> mit Erfahrungen verglichen: Als es das letzte Mal so roch, hat etwas gebrannt. Um jetzt zu reagieren, brauchen Sie nicht<br />
nachzudenken. Sie nehmen den Geruch wahr, <strong>und</strong> die gespeicherten Erfahrungen geben den Impuls loszusprinten.<br />
Intuition beruht auf der Fähigkeit, mit Auge, Ohr, Nase <strong>und</strong> Haut wahrzunehmen, lange bevor wir reflektieren. So<br />
ahnen wir am Telefon, ob jemand sauer ist oder glücklich. Unser Ohr nimmt Stimmklang <strong>und</strong> Timbre wahr. Und wir<br />
reagieren darauf <strong>–</strong> bewusst oder unbewusst. Auch die Angst eines Gegners kann man spüren. Vorbewusst riecht man<br />
den Schweiß, sieht den Blick <strong>und</strong> die Spannung in den Muskeln. Wenn die Intuition so viel schneller ist, wozu dann<br />
noch nachdenken? Aus einem guten Gr<strong>und</strong>: Die Kopfentscheidung können Sie begründen. Sie können darüber disku-<br />
«
BAU<br />
Dirk Datzert<br />
«<br />
«<br />
FODER<br />
seine Sicht eines modernen Managements. Seiner Erfahrung nach<br />
zahle es sich aus, wenn sich die Unternehmensführung nicht in Entscheidungen<br />
einzelner Abteilungen einmische. So bedeute das Schlagwort<br />
„K<strong>und</strong>enorientierung“ <strong>–</strong> wenn man es ernst nimmt <strong>–</strong> dass <strong>Ver</strong>träge<br />
zwischen dem Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en ausgehandelt werden. „Je<br />
mehr sich die Firmenleitung einschaltet, desto schneller ist der K<strong>und</strong>e<br />
wieder fort.“ Als „Bauchgefühl“ für <strong>Führung</strong>skräfte empfiehlt Baecker<br />
einen ges<strong>und</strong>en Stoizismus. <strong>–</strong> STOIZISMUS: AUS DER GRIECHISCHEN PHILOSO-<br />
PHIE STAMMENDER BEGRIFF FÜR EINE LEBENSHALTUNG, DIE NEBEN EINER BETONUNG<br />
DER VERNUNFT UNERSCHÜTTERLICHKEIT UND GLEICHMUT VERLANGT.<br />
Nicht ausschließlich auf Kennzahlen mag sich Hermann-Josef Hall verlassen,<br />
Vorstandsmitglied der Sauren Fonds-Research-AG in Köln. Sein<br />
Unternehmen bietet so genannte Dachfonds an. In diesem Geschäftsmodell<br />
werden die Papiere verschiedener Fonds in einem Dachfonds<br />
gesammelt <strong>und</strong> dieser schließlich an den Anleger gebracht. „Wir<br />
machen unsere Entscheidung, welche Papiere wir in unsere Dachfonds<br />
aufnehmen, von der Persönlichkeit der jeweiligen Fondsmanager abhängig“,<br />
sagt Hall. Diese müssten nicht nur gute Zahlen vorweisen, sondern<br />
„Herzblut <strong>und</strong> Treue“ zeigen, in der Art, wie sie wirtschaften. Er<br />
legt Wert darauf, die Fondsmanager kennen zu lernen: „Im persönlichen<br />
Gespräch merkt man, ob sich jemand intensiv mit seinen Produkten<br />
beschäftigt, indem er beispielsweise zu einem längeren Referat<br />
ansetzt.“ Da man die einzelnen Fonds nicht im Detail bewerten könne,<br />
bleibe bei der Auswahl „ein subjektives Element“. „Es denkt“, sollte<br />
man sagen, so wie man sagt: „Es blitzt.“ <strong>–</strong> Diese Idee schoss dem<br />
Physiker Georg Christoph Lichtenberg schon vor über 200 Jahren durch<br />
den Kopf. Neurobiologen wie Gerhard Roth belegen, dass daran mehr<br />
Wahres ist, als man vielleicht denkt: Selbst komplexe Entscheidungen<br />
sind Gefühlsentscheidungen. Der <strong>Ver</strong>stand ist lediglich ein Berater, der<br />
dem Chef, dem limbischen System, Vorschläge macht.<br />
Kopf oder Bauch <strong>–</strong> Irrungen: Gleichgültig, wie Entscheidungen<br />
entstehen: Recht eindeutig benennen Psychologen Situationen, in<br />
denen sich Menschen regelmäßig unvernünftig verhalten.<br />
Schöne Aussichten. Ein Arzt steht vor dem Bett seines Patienten, um<br />
ihn über die Chancen aufzuklären, dass er eine Operation übersteht. Es<br />
entscheiden sich deutlich mehr Patienten für die OP, wenn ihnen gesagt<br />
wird, dass die Wahrscheinlichkeit zu überleben bei 80 Prozent liegt. Statt<br />
zu hören: „Es ist zu 20 Prozent wahrscheinlich, dass sie dabei sterben.“<br />
Sichtbar Geld zahlen schmerzt mehr. Auch wer in einem abbezahlten<br />
Haus wohnt, trägt Kosten. Jedoch neigen Wohnungseigentümer eher<br />
dazu, diese Kosten zu unterschätzen: Ein Mieter wird viel eher eine zu<br />
große <strong>und</strong> teure Wohnung aufgeben als ein Eigentümer, selbst wenn<br />
die Ersparnis exakt gleich wäre.<br />
Fehlschätzung. Je nachdem, womit man beginnt ein Problem zu<br />
lösen, kann man zu drastisch unterschiedlichen Ergebnissen kommen.<br />
In einem Experiment sollen die <strong>Ver</strong>suchspersonen in kürzester<br />
Zeit schätzen, wie viel 1 x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x 7 x 8 ist, die Teilnehmer<br />
der <strong>Ver</strong>gleichsgruppe 8 x 7 x 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1. Bei der<br />
ersten Schätzung kamen die Probanden zu wesentlich kleineren<br />
Ergebnissen als bei der zweiten.<br />
Warten auf die Straßenbahn. Sie warten im Winter auf Ihre Straßenbahn,<br />
werden unruhig, weil Sie einen Termin einhalten möchten. Ob die<br />
nächste Bahn kommen wird, wissen Sie nicht. Obwohl es möglicherweise<br />
zweckmäßiger ist, die Haltestelle einer anderen Linie aufzusuchen,<br />
warten Sie <strong>–</strong> sollten Sie ein Durchschnittsmensch sein <strong>–</strong> wahrscheinlich<br />
noch eine Weile (zu lang) weiter, weil Sie den „Aufwand“ der bisherigen<br />
Wartezeit nicht verschwenden möchten.<br />
tieren, sie vergleichen <strong>und</strong> modifizieren. So bringen Sie Ihre Entscheidung anderen nahe <strong>und</strong> zeigen<br />
Respekt für Ihre Umwelt. Man wird Sie dafür schätzen. Entscheidungen hängen ab von Wahrnehmung,<br />
<strong>Ver</strong>arbeitung <strong>und</strong> Erfahrung. Ein Arzt, der Sichtungen vornimmt, muss in Sek<strong>und</strong>enschnelle Informationen<br />
über den Zustand der <strong>Ver</strong>letzten aufnehmen: Atmung, Stöhnen, Körperspannung, Ausdruck in den Augen.<br />
Mit sehr großer Erfahrung kann er intuitiv einordnen <strong>und</strong> entscheiden. Auch wer Fondsmanager auswählt,<br />
hört auf der Oberfläche die Argumente. Darunter jedoch beschaffen die Sinne ungleich mehr Informationen.<br />
Das bedeutet: Je genauer man wahrnimmt <strong>und</strong> je größer der Erfahrungsschatz, desto besser gelingen<br />
Entscheidungen. Sorgen Sie also für ausreichend Input. Gehen Sie ins Museum, lernen Sie Fechten,<br />
nehmen Sie Gesangsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> reden Sie mit fremden Leuten in der S-Bahn. UTA GLAUBITZ<br />
37
FASZINATION<br />
DREH AM RAD<br />
Heirat, Beruf, Reichtum <strong>–</strong> welche Werte sind Ihnen heute wichtig? Erinnern Sie sich noch an<br />
das „Spiel des Lebens“? An die bunt bestückten Autos <strong>und</strong> die Drehscheibe auf dem Spielfeld,<br />
die über den <strong>Ver</strong>lauf Ihres „Lebens“ entschied? Die Retrowelle hat uns motiviert, das<br />
alte Spiel vom Dachboden zu holen. Ein Spielbericht von Rainer Bachmann<br />
«<br />
38<br />
Jeder will Geld, <strong>und</strong> das so viel <strong>und</strong> so schnell<br />
wie möglich. Doch wie so oft ist aller Anfang<br />
schwer. Die Konkurrenten erhalten je ein Auto<br />
(sechs Sitzplätze immerhin!) <strong>und</strong> eine finanzielle<br />
Starthilfe. Der Wettkampf kann beginnen.<br />
Und schon beim ersten Zug stellt sich die strategische<br />
Frage: Stürze ich mich direkt ins<br />
Berufsleben oder besuche ich die Universität?<br />
Die Hochschulausbildung kostet Zeit <strong>und</strong> Geld,<br />
bietet allerdings auch einen höheren „Return<br />
on Investment“. Das Argument überzeugt. Als<br />
Doktor trete ich gegen eine Reiseleiterin <strong>und</strong><br />
einen Sportler an.<br />
Du hast keine Wahl<br />
Die Berufe sind verteilt, aber eine Sache fehlt<br />
noch: die Hochzeit. An diesem Meilenstein des<br />
Lebens führt offensichtlich kein Weg vorbei.<br />
Auch überzeugte Singles haben keine Chance.<br />
Plötzlich sitzt eben ein Lebenspartner im Auto<br />
<strong>und</strong> erteilt womöglich Befehle wie „Schatz,<br />
pass doch auf, da will dich jemand überholen.“<br />
Eine Konstellation mit Folgen. Ruckzuck füllen<br />
sich unsere Autos mit weiteren blauen oder<br />
rosa Stiften, dem Nachwuchs. Ebenso rasch<br />
leert sich das Bankkonto durch neue Möbel,<br />
teure Weiterbildungen oder Steuerschulden.<br />
Hauptsache, die Familie ist glücklich.<br />
Das Leben ist kein Ponyhof<br />
Aus sicherer Entfernung beobachte ich, wie sich<br />
bei meinen zwei Konkurrenten die ersten Krisen<br />
einschleichen. Und lerne: Das Leben kann hart<br />
sein. Kaum setzt unser Modellathlet zum Spurt<br />
an, wartet auch schon eine Pechsträhne auf<br />
ihn. Sport ist Mord, der Körper braucht dringend<br />
eine Erholung. Als Buchhalter hat er mehr Ruhe.<br />
Die Konkurrenz holt auf. Doch wie aus heiterem<br />
Himmel stürzt ein Baum auf den unversicherten<br />
Wohnwagen der hoch verschuldeten Reiseleiterin.<br />
Unsere Mitspielerin ist zum ersten Mal<br />
sprachlos <strong>und</strong> hasst ihr virtuelles Leben.<br />
Jeden Tag eine gute Tat<br />
Ihr Schicksal will niemand teilen. Wer schlau<br />
ist, sorgt vor <strong>und</strong> deckt sich mit <strong>Ver</strong>sicherungen<br />
<strong>und</strong> Aktienpaketen ein. Fortune am Glücksrad<br />
gehört natürlich dazu. Es werden „Lebensstil“-<br />
Karten verteilt, die mir aus der <strong>Ver</strong>sion meiner<br />
Kindertage nicht bekannt sind. Die Spielbeschreibung<br />
hilft weiter: Für uneigennützige<br />
Aktionen winken stattliche Prämien. Auch wenn<br />
einige Feldbeschreibungen für Stirnrunzeln sorgen<br />
<strong>–</strong> manchmal lohnt es sich eben doch, die<br />
Schwiegereltern zu besuchen oder einen Baum<br />
zu pflanzen.<br />
Das Ende ist nah<br />
Das Ziel rückt näher. Die Reihenfolge ist nebensächlich,<br />
Geschwindigkeit ist ja nicht alles im<br />
Leben. Vor dem Ruhestand bereitet die letzte<br />
Entscheidung großes Kopfzerbrechen: Millionärs-Villa<br />
oder Landsitz? In der Villa sichere<br />
ich mir meine Lebensstil-Karten, die ich bei<br />
einem Aufenthalt auf dem Landsitz aufs Spiel<br />
setze, solange sich noch Mitspieler den Weg<br />
durchs Leben bahnen. Das Kontingent ist<br />
begrenzt, <strong>und</strong> wenn keine Karten mehr im<br />
Umlauf sind, werden die Depots der Landsitze<br />
geplündert. Der Buchhalter, von Natur aus<br />
luxusorientiert <strong>und</strong> reich an Trümpfen, will nicht<br />
teilen. Etwas anderes als die Villa kommt<br />
überhaupt nicht in Frage.<br />
Lohn der Mühen<br />
Der Tag der Abrechnung ist gekommen. Die<br />
Lebensstil-Karten, einmal aufgedeckt, erweisen<br />
sich als das Zünglein an der Waage. Es gewinnt<br />
der Buchhalter, während die Reiseleiterin für<br />
ihre Erfindungen mehr kassiert als der Doktor<br />
für seine Lebensleistungen. Das habe ich mir<br />
anders vorgestellt, bin aber ein fairer <strong>Ver</strong>lierer.<br />
Denn der Ausgang des Spiels ist zweitrangig, es<br />
gilt wie so oft im wahren Leben: Der Weg ist das<br />
Ziel. Und der kann wie beim „Spiel des Lebens“<br />
Irrungen <strong>und</strong> Wirrungen einschließen, aber<br />
immer großen Spaß machen. Zur Not auch im<br />
Wohnwagen.<br />
Das „Spiel des Lebens“ von Parker ist im<br />
Spielwarenhandel erhältlich. www.hasbro.de<br />
COACHING ZONE I IST DAS LEBEN EIN SPIEL? Spielen ist wichtig. Spielen fördert Kreativität, Intelligenz<br />
<strong>und</strong> strategisches Denken. Der bedeutende Unterschied zum wirklichen Leben besteht darin, dass Sie im Spiel kaum wählen können.<br />
Nur wenige Entscheidungen können Sie selbst treffen: Welchen Beruf Sie ergreifen, liegt in der Hand des Würfelglücks. Ist das<br />
gut oder schlecht? Stellen Sie sich vor, Sie könnten im realen Leben nicht selbst entscheiden, welchen Job Sie ergreifen oder ob Sie<br />
heiraten. Stattdessen durchlaufen Sie einen Test. Je nach Kenntnisstand wird Ihnen der passende Beruf zugeteilt.<br />
Wie bitte? Sie haben keine Freude an dieser Tätigkeit? Sie passt nicht zu Ihrer Persönlichkeit? Das ist Pech. Das<br />
wahre Leben schenkt Ihnen keinen Neustart mit der Möglichkeit, noch einmal bei Null anzufangen. Daher gilt: Auch<br />
wenn Sie sich manchmal wünschen, dass jemand für Sie denkt <strong>–</strong> die <strong>Ver</strong>antwortung können Sie nicht abgeben.<br />
Entscheidungen prägen das Leben <strong>und</strong> Ihre Zukunft, deshalb sollten Sie Wichtiges nicht dem Würfel überlassen.<br />
Nehmen Sie sich Zeit zum Überlegen <strong>und</strong> bei Bedarf jemanden, der Sie unterstützt. CORDULA SCHAUB<br />
«<br />
«<br />
Olaf Meyer, Hasbro
Your career<br />
opportunities<br />
across Europe<br />
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Brussels, 13-14 December 2005<br />
Application deadline: 24 October 2005<br />
Berlin, 4-5 May 2006<br />
Application deadline: 15 March 2006<br />
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If you are looking for the most attractive international career,<br />
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• ACNielsen BASES • Arcelor • Bertelsmann<br />
• Booz Allen Hamilton • Bouygues Construction<br />
• Brose • Cadbury Schweppes • Commerzbank<br />
• Deloitte • Deutsche Post World Net Business Consulting<br />
• DuPont de Nemours • Fortis • Kimberly-Clark<br />
• L'Oréal • Masterfoods part of Mars Incorporated<br />
• Nestlé • Philip Morris International • Procter & Gamble<br />
• PSA Peugeot Citroën • Reckitt Benckiser • Reuters<br />
• REXAM • Roland Berger Strategy Consultants<br />
• sanofi-aventis • Siemens Management Consulting<br />
• The Boston Consulting Group • Total • Toyota<br />
• UCB • Unilog • World of TUI • Wolseley<br />
Partners
40«<br />
HANDWERKSZEUG<br />
DIE EINSTEIN-FAKTOREN<br />
Einstein, das Jahrh<strong>und</strong>ertgenie. Genialer Physiker, leidenschaftlicher Friedenskämpfer,<br />
Mensch. Wie wurde er zu dem, was er war? Ute Blindert<br />
machte sich auf die Suche nach den Einstein-Faktoren <strong>und</strong> ging der Frage<br />
nach: Wie werden wir, was wir sein können? Die E-Faktoren <strong>–</strong> eine Anleitung<br />
für Entdecker <strong>und</strong> Experimentierfreudige. Illustriert von Till Lassmann<br />
Stärke deine Stärken<br />
Wer nicht gern verkauft, wird kein Topverkäufer. Wer nicht gern tüftelt, wird kein<br />
guter Entwickler. Wer weiß, was er will <strong>und</strong> was er kann, nutzt seine Stärken<br />
optimal aus <strong>und</strong> kann so von seinen Schwächen ablenken. An allererster Stelle<br />
steht dabei immer die Überlegung: Was kann ich? Worin bin ich richtig gut? Um<br />
dann direkt einzuhaken <strong>und</strong> an diesem Punkt das Wissen <strong>und</strong> Können<br />
weiter auszubauen.<br />
Motivation<br />
Das, was wir gern machen, machen wir auch gut <strong>und</strong> mit Leidenschaft. Auf einmal<br />
merken wir nicht mehr, wie die St<strong>und</strong>en fliegen <strong>und</strong> dass wir eigentlich<br />
Hunger haben. Einstein selbst liebte seine Arbeit, er war Forscher mit Leib <strong>und</strong><br />
Seele. Wenn er in seine Gedanken vertieft war, vergaß er die Welt um sich<br />
herum <strong>und</strong> musste oft gar ans Essen erinnert werden.<br />
Durchhaltevermögen<br />
„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: unermüdliche Ausdauer <strong>und</strong> die Bereitschaft,<br />
etwas, in das man viel Zeit <strong>und</strong> Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen“,<br />
sagte Einstein einmal. Egal, ob man an der Weltformel arbeitet oder daran,<br />
Solarzellen oder Autos besser <strong>und</strong> effektiver zu machen; für alles braucht man<br />
Ausdauer <strong>und</strong> Durchhaltevermögen. Erfolge ergeben sich nicht einfach so, sondern<br />
sind das Produkt harter Arbeit. Wenn sich dann aber nach vielen St<strong>und</strong>en<br />
im Büro oder Labor ein Erfolg abzeichnet, dann fördert das wiederum unsere<br />
Motivation. Und lehrt uns, auch beim nächsten Mal wieder dranzubleiben.<br />
Rückschläge/Stehvermögen<br />
Rückschläge gehören zum Leben <strong>und</strong> sind damit automatisch Bestandteil unserer<br />
Arbeit. Was nach einer Niederlage aber wirklich zählt, ist Stehvermögen. Wieder<br />
aufzustehen, aus Fehlern zu lernen <strong>und</strong> weiterzumachen. Einstein gelang<br />
das: Als er an der Allgemeinen Relativitätstheorie arbeitete, musste er immer<br />
wieder Rückschläge einstecken. Vor allem seine fehlenden Mathematik-Kenntnisse<br />
machten ihm zu schaffen. Einstein-Kenner Jürgen Renn, selbst Physiker<br />
<strong>und</strong> Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin,<br />
führt das auf sein Selbstvertrauen zurück: „Er war sich seiner Sache so sicher<br />
<strong>und</strong> verfügte über ein so ges<strong>und</strong>es Selbstvertrauen, dass er nicht aufgab. Er<br />
hatte ja bereits schwierige Jahre zwischen seiner Arbeit im Berner Patentamt<br />
<strong>und</strong> seinen Forschungen zu Hause durchzustehen, bevor er 1905 Erfolg hatte.“<br />
COACHING ZONE I DAS FOTO auf dem Einstein uns die Zunge herausstreckt, ist längst zum Symbol der Ikone<br />
Einstein geworden. Als leidenschaftlicher Entdecker <strong>und</strong> unermüdlicher Optimist wird der Wegbereiter der modernen Physik immer im<br />
Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Das verdankt der Visionär seinem unermüdlichen Einsatz für Wissen <strong>und</strong> Freiheit. Einsteins Mobilität<br />
zwischen Studierzimmer <strong>und</strong> Praxisteams widersetzt sich dem populären Bild vom Elfenbeinturm der Bildungsinstitute.<br />
Nehmen Sie sich ein Beispiel <strong>und</strong> nutzen Sie Ihre <strong>Ver</strong>mittlungskompetenz <strong>und</strong> -bereitschaft, um anderen<br />
Begabten sowie noch unentdeckten Talenten zu helfen <strong>und</strong> diese zu unterstützen. Bauen Sie um sich herum ein Kompetenznetzwerk<br />
von Menschen auf, die eine gemeinsame Sprache sprechen. Suchen Sie den Kontakt zu denen, die<br />
sich an ihrer eigenen Arbeit ebenso interessiert zeigen wie Sie sich an der Ihren. Wählen Sie die richtigen Leute als<br />
Sparring-Partner aus, um Ihre eigenen Aktivitäten voranzubringen, aber auch, um die Leistungsbereitschaft bei anderen
Austausch<br />
Mitarbeiter, die ihr Wissen nicht teilen, Teams, die sich nicht austauschen <strong>–</strong> der Alptraum eines<br />
jeden Unternehmens. Die Wissenschaft lebt vom Austausch zwischen jungen <strong>und</strong> erfahrenen Forschern<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern, aber auch zwischen Fachleuten <strong>und</strong> Laien. Einstein-Kenner Renn plädiert<br />
deshalb: „Forscher sollten sich nicht verkriechen, sondern sich anderen Formen der Wissensvermittlung<br />
öffnen, mit Journalisten sprechen <strong>und</strong> vielleicht auch an Schulen unterrichten, um<br />
Kindern zu zeigen, was Technik bedeuten kann.“ Das gilt natürlich ebenso für die Praxis in<br />
Unternehmen. Tauschen Sie sich aus! Gehen Sie auf Kongresse, halten Sie Vorträge zu den<br />
Themen, die Ihnen täglich bei Ihrer Arbeit begegnen. Treffen Sie sich auch mit Menschen zum<br />
Austausch, die gar nichts mit Ihrem Fachgebiet zu tun haben. So bekommt man oft die besten<br />
Anregungen <strong>–</strong> so wie Einstein: In der „Akademie Olympia“ debattierte er im Kreis von „Wissenschaftsamateuren“<br />
statt in akademischen Zirkeln <strong>und</strong> bekam von seinen „fachfremden“ Fre<strong>und</strong>en<br />
immer wichtige Anregungen <strong>und</strong> Ideen.<br />
Netzwerke<br />
Ein gutes Netzwerk kann uns im entscheidenden Moment weiterbringen oder <strong>–</strong> gerade in Krisenzeiten<br />
<strong>–</strong> auffangen. Neben organisierten, mehr oder weniger exklusiven Netzwerken wie den Rotariern<br />
oder dem BPW (Business Professional Women) für Frauen, gibt es private Netzwerke aus Ex-Kommilitonen<br />
aus Uni-Tagen oder dem Ruderclub. Was Sie immer beachten sollten: Ein Netzwerk ist keine<br />
Einbahnstraße, es geht immer in beide Richtungen. Sie müssen also die Balance zwischen Geben<br />
<strong>und</strong> Nehmen finden. Geben Sie erst einmal, ohne sofort nach dem RoI (Return of Investment) zu<br />
fragen. Der ergibt sich dann meist von selbst. Achten Sie darauf, dass Sie neben den Kontakten<br />
aus Ihren beruflichen <strong>und</strong> privaten Netzwerken auch über ein, zwei wirklich gute Fre<strong>und</strong>e verfügen,<br />
denen Sie vertrauen können. Sie brauchen nämlich Menschen, die Ihnen gegenüber absolut ehrlich<br />
<strong>und</strong> offen sind. Und der Meister? Einstein hatte Zeit seines Lebens gute Fre<strong>und</strong>e, mit denen er<br />
feiern, aber auch diskutieren konnte.<br />
Neugierde<br />
„Schon Kinder müssen eine Kulturtechnik des Fragens lernen. Es geht weniger um das Wissen als<br />
um die Motivation, warum man etwas lernt“, erklärt Jürgen Renn. Und wir müssten uns so etwas<br />
wie kindliche Neugier bewahren, sollten nicht aufhören, Fragen zu stellen, auch etwas in Frage zu<br />
stellen. So wie Einstein: „Wenn ich mich frage, woher es kommt, dass gerade ich die Relativitätstheorie<br />
gef<strong>und</strong>en habe, so scheint es an folgendem Umstand zu liegen: Der Erwachsene denkt<br />
nicht über die Raum-Zeit-Probleme nach. Alles, was drüber nachzudenken ist, hat er nach seiner<br />
Meinung bereits in seiner frühen Kindheit getan. Ich dagegen habe mich so langsam entwickelt,<br />
dass ich erst anfing, mich über Raum <strong>und</strong> Zeit zu w<strong>und</strong>ern, als ich bereits erwachsen war. Naturgemäß<br />
bin ich dann tiefer in die Problematik eingedrungen als ein gewöhnliches Kind.“<br />
Förderung<br />
Young Professionals sollten in Unternehmen genau beobachten, wie sie gefördert<br />
<strong>und</strong> welche Aufgaben ihnen gestellt werden. Gibt es Mentorenprogramme<br />
im Unternehmen, finden regelmäßig Schulungen <strong>und</strong> Trainings statt, wird vielleicht<br />
ein MBA finanziert? Im Gegenzug sollte es allerdings auch selbstverständlich<br />
sein, dass Sie sich fragen: „Was kann ich für mein Unternehmen<br />
tun? Wie helfe ich jüngeren Kollegen weiter?“ Schließlich musste sich auch<br />
Einstein einige Zeit als Privatlehrer <strong>und</strong> Dozent verdingen, bevor er sich ab<br />
1914 an der Preußischen Akademie der Wissenschaften nur noch seinen<br />
Forschungen widmen durfte.<br />
zu fordern <strong>und</strong> zu fördern. Nutzen Sie Ihren Ideenreichtum, Gleichgesinnte zu finden, deren Begabungen Sie respektieren <strong>und</strong> wertschätzen.<br />
Diese Gleichgesinnten können Ihnen auch helfen, Ihre eigenen Fähigkeiten zu ergänzen oder gar zu vervollständigen. Ihr Mut <strong>und</strong><br />
Ihre Ausdauer lassen sich nur schwer in ein Nine-to-Five Job-Korsett zwingen, eigentlich empfinden Sie die Trennung<br />
zwischen Beruf <strong>und</strong> Privatheit als Konstrukt? Reflektieren Sie doch einmal Ihre Lebensweise <strong>–</strong> wahrscheinlich<br />
finden Sie dadurch Ihre eigene Definition einer Work-Life-Balance: Wenn es für Sie keine Erfüllung ist, einfach<br />
mal die Arbeit Arbeit sein zu lassen, bietet es sich doch geradezu an, dass Sie sich auch in Ihrer Freizeit weiter<br />
mit „Wissenswertem“ beschäftigen. Fragen <strong>und</strong> forschen bedeutet für Sie eben schlichtweg die Freiheit des eigenen<br />
Geistes. Genießen Sie diese Erkenntnis <strong>–</strong> am besten gemeinsam mit Menschen, denen es ähnlich geht.<br />
Dr. Johanna Dahm beschäftigt sich im eigenen Beratungsunternehmen <strong>und</strong> als Hochschuldozentin mit dem Thema Schlüsselkompetenzen. www.skylight.de<br />
Andrea Dingeldein<br />
41
GLÜCKSZUSTAND<br />
Ernsthaft glücklich werden:<br />
Was ist schon Glück? Beruflicher Erfolg, ein Lottogewinn oder eine krisenfeste<br />
Ehe? Die großen Glücksversprechen springen uns scheinbar leicht ins Auge. In der<br />
ersten Ausgabe von <strong>BerufSZiel</strong> protokollierten wir die euphorischen Formen des<br />
Glücks. So beschrieben die Musiker von 2raumwohnung das Glück, das entsteht,<br />
GLÜ<br />
wenn sie bei Konzerten in den „Wärmeaustausch mit dem Publikum“ kommen.<br />
Vom stillen Glück ließ sich Martin Rath erzählen.<br />
VOM<br />
«<br />
42<br />
FERCHAU<br />
«<br />
…nachzufolgen<br />
An einem Tag im Dezember 2000 war es für Heinz <strong>und</strong> Frank Ferchau so<br />
weit. „Das Bergische Land war unglaublich verschneit, der <strong>Ver</strong>kehr war praktisch<br />
zum Erliegen gekommen.“ Trotzdem war es für die Ferchaus ein Glücksmoment.<br />
Vater <strong>und</strong> Sohn besuchten ihren Notar, um den allmählichen Übergang<br />
der Unternehmensleitung der Ferchau Engineering GmbH auf Frank<br />
Ferchau zu regeln. „Nach dem Notartermin, es war spät geworden, hatte nur<br />
noch ein ‚Grieche’ geöffnet <strong>–</strong> wir beschlossen, erst einmal einen Ouzo zu trinken.“<br />
R<strong>und</strong> drei Jahre lang hatten die Ferchaus <strong>–</strong> nicht ohne Reibungspunkte<br />
<strong>–</strong> die Unternehmensnachfolge diskutiert, unterstützt durch zwei Coaches.<br />
„Die Idee dazu ging von meinem Vater aus“, erzählt Frank Ferchau. „Er hatte<br />
als Erster verstanden, dass wir den Übergang <strong>–</strong> vor allem die emotionalen<br />
Fragen <strong>–</strong> allein nicht schaffen würden. Mein Vater war unglaublich souverän,<br />
als er erkannte, dass uns <strong>Ver</strong>mittlung durch Dritte gut tun würde.“ Als Thronfolger,<br />
so Frank Ferchau, habe ihn sein Vater zwar nie behandelt, „doch als<br />
sich für mich ungefähr mit 28 Jahren berufliche Alternativen auftaten, hat er<br />
sich <strong>–</strong> wie wahrscheinlich jeder Vater, der ein Familienunternehmen aufgebaut<br />
hat <strong>–</strong> insgeheim gewünscht, dass ich seine Nachfolge antrete.“ Auf die Frage,<br />
worin sein Glück liegt, ‚nachzufolgen’, antwortet Frank Ferchau: „Ich dachte<br />
zunächst an die vielen Probleme, die auf mich zukamen. Denn es ist ja immer<br />
ein Umbruch mit der Nachfolge verb<strong>und</strong>en. Und es ist nicht so, dass Tausende<br />
Mitarbeiter nur darauf warten, dass sich im Unternehmen etwas verändert.“<br />
Doch, so Ferchau: „Man erlebt zwar nicht die intensiven Glücksmomente,<br />
die zum Beispiel ein Sportler hat, der eine Medaille gewonnen hat, doch<br />
nach einiger Zeit atmet man tief durch <strong>und</strong> sagt sich: ‚Du, irgendwie hat es<br />
doch ganz gut funktioniert.’“<br />
Die Ferchau Engineering GmbH mit Sitz in Gummersbach beschäftigt b<strong>und</strong>esweit 2300<br />
Mitarbeiter in 29 Niederlassungen.<br />
…vor dem großen Ziel<br />
„Es ist besser <strong>und</strong> gesünder, Katzen zu streicheln, als übermäßig zu<br />
essen“, sagt Nicola Hinz. Die 33-jährige freiberufliche Sprachtrainerin<br />
<strong>und</strong> Beraterin hat am 10. Februar eine Diät begonnen. Damals wog sie<br />
122,7 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,68 Metern. Ihr großes Ziel:<br />
Sie möchte 60 Kilogramm verlieren. Im Sommer liegt sie schon unter der<br />
100-Kilo-Marke. Ihren Weg dokumentiert Nicola Hinz in einem öffentlichen<br />
Tagebuch. „Ich habe dieses Tagebuch begonnen, weil ich hoffte,<br />
dass der Druck, die Diät durchzuhalten, so groß wird, mir über Schwierig-<br />
«<br />
keiten hinwegzuhelfen.“ Aufrechterhalten wird dieser Druck inzwischen<br />
von einem passablen virtuellen Zuschauerkreis. „Jeder Tag, den ich<br />
schaffe, ohne über die Stränge zu schlagen, macht mich sehr zufrieden“,<br />
beschreibt sie eine Erfahrung seit dem Frühjahr, „<strong>und</strong> wenn ich einen<br />
ganz besonders schwierigen Tag hinter mir habe, könnte ich vielleicht<br />
auch sagen: ‚Das ist ein kleines Glück.‘“ Das „große Glück“ sieht Nicola<br />
Hinz aber erst am erfolgreichen Ende ihrer Anstrengungen <strong>und</strong> sagt<br />
COACHING ZONE I VOM GLÜCK... ZUFRIEDEN ZU SEIN Richtig: zu SEIN, nicht erst zu werden.<br />
In der westlichen Mentalität propagiert unser innerer Autopilot ständig, wir müssten erst noch dies tun oder jenes erreichen, bevor wir<br />
wirklich zufrieden sein könnten. Meist eine Illusion: Denn sobald ein Ziel erreicht ist, setzen wir sofort ein neues, von dem wir wiederum<br />
ultimative Zufriedenheit erwarten. Doch ist es nicht leicht, einfach zufrieden zu SEIN, da ein innerer Automatismus<br />
ständig auf Fehlersuche ist <strong>und</strong> uns immer neue, Glück verheißende Wünsche serviert. Denn es gibt keinen<br />
Knopf für Zufriedenheit. Vielmehr ist das Zufrieden SEIN die Folge eines inneren Prozesses <strong>–</strong> vielleicht sogar des entscheidendsten<br />
im Leben überhaupt. Zufriedenheit: 1. mit dem, wie wir sind: uns anzunehmen, mit unseren Stärken<br />
<strong>und</strong> positiven Seiten, vor allem aber auch mit unseren Fehlern <strong>und</strong> unserem inneren Schweineh<strong>und</strong>. Gerade letzteren<br />
an die Hand zu nehmen, ihn mit einzubeziehen <strong>und</strong> womöglich sogar zum Fre<strong>und</strong> zu machen, ist Voraussetzung, um<br />
privat
CK...<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich: „Was ich mag sind Ziele. Man sagt zwar oft ‚Der Weg ist das<br />
Ziel’. Aber wenn man ehrlich ist, muss man doch sagen, dass der Weg oft<br />
nicht viel Spaß macht, gerade bei größeren Zielen, die nicht leicht zu erreichen<br />
sind.“ Neben dem „haarigen Glück“ ihrer Katzen sind es denn auch<br />
erreichte Ziele, die ihr wichtig sind: „Jedes Mal, wenn ich ein Buch veröffentlicht<br />
habe, dann war ich ganz besonders glücklich <strong>–</strong> ein kleiner Gedichtband,<br />
ein Roman <strong>–</strong> ein Ziel, das man schwarz auf weiß hat.“<br />
Zum virtuellen Tagebuch: www.candybeach.com, www.nicola-hinz.com.<br />
…gekündigt zu haben<br />
Oliver Jäkel ist zurzeit noch arbeitslos, aber nicht ohne Arbeit. Doch darin<br />
liegt sein Glück: „Ich habe vier Jahre völlig berufsfremd gearbeitet“, berichtet<br />
der Politikwissenschaftler, der im Jahr 2000 in Berlin seinen Abschluss<br />
machte <strong>–</strong> <strong>und</strong> im Anschluss keine adäquate Stelle fand. „Aufgr<strong>und</strong> meiner<br />
EDV-Kenntnisse bekam ich aber einen Job, in den ich richtig hereingerutscht<br />
privat<br />
bin.“ In einem Unternehmen der Logistikbranche war Jäkel unter anderem für<br />
die Netzwerkorganisation zuständig. „Und wie das dann so ist, man lebt sich<br />
ein, kommt einigermaßen klar“, beschreibt er diese Zeit, „aber im Hintergr<strong>und</strong><br />
gärte immer noch der Wunsch zu promovieren.“ Als sein Leidensdruck<br />
wuchs, begann er sich nach Alternativen umzuschauen, fand aber nur die<br />
schlechte Lage des Arbeitsmarktes vor <strong>und</strong> sah auch keine Möglichkeit, seinen<br />
Lebensunterhalt aus wissenschaftlicher Arbeit zu bestreiten: „Ich habe<br />
natürlich in der heutigen Hochschullandschaft keine Chance, eine Stelle zu<br />
bekommen, die mir die Promotion erlauben würde. Und auf ein Stipendium<br />
einer der bekannten Stiftungen brauchte ich mit meinen 34 Jahren auch nicht<br />
zu hoffen.“ Angeregt durch ein Berufsfindungsseminar wagte Oliver Jäkel<br />
dann doch den riskanten Schritt. „Es kam mir die Idee, mein EDV-Wissen <strong>und</strong><br />
die Erfahrungen, die ich in der freien Wirtschaft gesammelt habe, als selbstständiger<br />
Berater zu nutzen“, erklärt er seine Pläne für die nächste Zeit, „<strong>und</strong><br />
jetzt zweigleisig zu fahren.“ Zurzeit baut Oliver Jäkel sein Ein-Mann-Unternehmen in<br />
Berlin auf. Erste Aufträge gibt es bereits. Und er arbeitet an seiner Doktorarbeit zu einem<br />
politikwissenschaftlichen Thema. ZIEL<br />
seine Ziele mit mehr Leichtigkeit <strong>und</strong> Spaß zu erreichen. 2. mit den Umständen, die uns umgeben: Auch die äußeren Umstände annehmen<br />
<strong>und</strong> zunächst zufrieden zu sein, mit dem, was wir haben: mit unserem Aussehen, Beruf, <strong>Ver</strong>mögen, unseren Partnern <strong>und</strong> Kindern <strong>–</strong><br />
mag einiges auch noch so verbesserungsbedürftig erscheinen. Egal auf welchem „Niveau“ wir leben, es wird immer etliches geben, was<br />
völlig in Ordnung ist, <strong>und</strong> daneben manches, was uns stört <strong>und</strong> nach <strong>Ver</strong>änderung schreit. Aber: Es gibt weit<br />
mehr Dinge, mit denen wir zufrieden sein können! Fragt man Menschen, denen man zehn Rechnungen vorlegt,<br />
von denen neun richtig <strong>und</strong> eine falsch sind, was ihnen daran auffällt, so antworten alle, ausnahmslos alle:<br />
„Eine ist falsch!“. Keiner sagt: „Neun sind richtig“. Ist dies nicht eine Haltung, mit der wir ganz oft durchs Leben<br />
gehen? Zufriedenheit erlangen wir, wenn wir uns immer wieder die „neun Richtigen“ bewusst machen. Dann wird<br />
das ZufriedenSEIN zum Trampolin für <strong>Ver</strong>änderung <strong>und</strong> Wachstum im Leben.<br />
Dr. Marco von Münchhausen arbeitet als Referent <strong>und</strong> ist Autor des Buches „So zähmen Sie Ihren inneren Schweineh<strong>und</strong>“. www.vonmuenchhausen.de<br />
Studio Meinen<br />
Felbert+Eickenberg/STOCK4B<br />
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44«<br />
AUSZUG<br />
«<br />
„MIT MIR SELBST<br />
KÖNNTE ICH<br />
NICHT ARBEITEN“<br />
Sie sind jetzt länger unterwegs? Ich bin<br />
gerade mit Studenten einer Filmhochschule im<br />
tiefsten Allgäu. Die drehen dort ihre Abschlussarbeit,<br />
<strong>und</strong> ich mache mit. Mit meinen 68 Jahren<br />
ist das mein bescheidener Beitrag für eine<br />
Generation, die ja schließlich für unsere Renten<br />
sorgt.<br />
Was war Ihr erstes Berufsziel? In der Oberschulzeit<br />
war ich relativ sicher, Musiker zu werden.<br />
Danach hat sich das Schreiben durchgesetzt,<br />
wodurch der Welt ein weiterer schlechter<br />
Musiker erspart geblieben ist.<br />
Was betrachten Sie als Ihren größten beruflichen<br />
Erfolg? Das kann ich schwer sagen, da<br />
ich Erfolg eigentlich nicht wahrnehme. Das<br />
„Machen“ finde ich viel interessanter. Die Zeitschrift<br />
„MAD“ 20 Jahre lang rauszubringen, war<br />
sicherlich meine nachhaltigste Leistung. Unser<br />
Motto war: „Zweifelt erst mal alles an <strong>–</strong> vor<br />
allem euch selbst.“<br />
Gehört das Zweifeln dazu, um die eigenen<br />
Talente zu entdecken <strong>und</strong> zu fördern? Für einen<br />
Chef der Deutschen Bank ist Selbstzweifel nicht<br />
Er ist ständig auf Achse <strong>und</strong> jagt<br />
der Zeit hinterher. Ein Heim im<br />
klassischen Sinne besitzt er nicht <strong>–</strong><br />
ein Herbert Feuerstein ist eben<br />
dort zu Hause, wo gerade sein<br />
Schreibtisch steht. Rainer Bachmann<br />
erwischte den viel beschäftigten<br />
Globetrotter in einer Drehpause.<br />
so günstig. Im künstlerisch-kreativen Bereich<br />
hingegen ist er die Gr<strong>und</strong>voraussetzung, denn<br />
schließlich kann man immer alles besser<br />
machen.<br />
Wie haben Sie Ihr komisches Talent entdeckt?<br />
Habe ich eins? Vielleicht war das die Reaktion<br />
eines unglücklichen oder unterforderten Kindes,<br />
um Leben <strong>und</strong> Alltag zu bewältigen. Meine<br />
Eltern hätten mich gern zur Normalität erzogen<br />
<strong>–</strong> jedenfalls zu dem, was sie selber darunter<br />
verstanden.<br />
Könnten Sie sich auch vorstellen, in die Politik<br />
zu gehen? Nicht wirklich, weil ich immer über<br />
die dort nötige Lügerei lachen müsste <strong>und</strong><br />
mein eigenes Wahlprogramm nicht ernst nehmen<br />
könnte. Allerdings kann ich mir vorstellen,<br />
eine Sekte zu gründen. Ich habe es gerne,<br />
angebetet zu werden.<br />
Hüten Sie ein bislang verborgenes Talent?<br />
Wer mich kennt, weiß: Bei mir bleibt nichts<br />
lange verborgen. <strong>Ver</strong>mutlich habe ich ein ausgeprägtes<br />
assoziatives Talent, das mir hilft, aus<br />
jeder Sache etwas Komisches zu machen. Es<br />
gibt krumme Windungen in meinem Hirn, die<br />
mich regelrecht dazu zwingen. Der Rest sind<br />
Neugier <strong>und</strong> ein messerscharfer <strong>Ver</strong>stand.<br />
Sind Sie über die Neugier auch dazu gekommen,<br />
Reisebücher zu schreiben? Ja, sie ist<br />
mein Hauptmotiv für das Reisen. Es gibt keine<br />
Ziele, die uninteressant wären, was ja eher<br />
betrüblich ist, denn die Welt ist so riesig, <strong>und</strong><br />
das Leben viel zu kurz, sie auch nur einigermaßen<br />
zu entdecken.<br />
Was raten Sie gestressten Managern, um mal<br />
abzuschalten? Könnte ich unmöglich beantworten,<br />
da ich niemals reise, um abzuschalten <strong>–</strong><br />
sondern, im Gegenteil, um aufzudrehen.<br />
Stimmt es, dass Sie Wert auf ein Mittagsschläfchen<br />
legen? Ja, absolut! Es macht aus<br />
einem Tag zwei. Es muss allerdings ein richtiges<br />
Schläfchen sein, mit Bett <strong>und</strong> Ausziehen, kein<br />
Sek<strong>und</strong>enschlaf. Sonst muss ich, um auch<br />
noch die zweite Tageshälfte zu überleben, so<br />
hässliche Sachen machen wie Kaffee trinken,<br />
obwohl ich den hasse.<br />
Wie sind Sie selbst als Chef? Eine Katastrophe.<br />
Leuten, die ich mag, lasse ich alles durchgehen.<br />
Und die, die ich nicht mag, die haben trotz<br />
aller Begabung keine Chance. Dazu kommt,<br />
dass ich nicht fähig bin zu delegieren. Darum<br />
habe ich auch noch nie einen Assistenten oder<br />
eine Sekretärin gebrauchen können. Ich würde<br />
immer danebenstehen <strong>und</strong> beobachten, ob<br />
alles richtig gemacht wird. Und sogar mit dem<br />
Fernglas verfolgen, ob die Briefe auch richtig<br />
eingeworfen werden.<br />
Hatten Sie schon mal einen Chef, den Sie<br />
nicht mochten? Eher umgekehrt, weil ich Chefs<br />
eigentlich nie so richtig anerkannt habe. Aber<br />
durch meinen österreichischen Schmäh gelang<br />
es mir meistens, Vorgesetzte zu manipulieren<br />
<strong>und</strong> um den Finger zu wickeln. Manche leiden<br />
heute noch darunter.<br />
Sind Sie als Kollege Abschreckung oder Vorbild?<br />
Abschreckung. Ich könnte mit mir selbst<br />
nicht arbeiten.<br />
Wir schreiben ja gerade das Einstein-Jahr.<br />
Wie fänden Sie denn ein Feuerstein-Jahr?<br />
Der Einstein musste ja auch eine gewisse Zeit<br />
warten, bis er so weit war. Lassen Sie mich<br />
doch bitte erst mal in Ruhe sterben.<br />
COACHING ZONE I SIND SIE ANDERS als andere? Humorvoller, schneller, klüger, philosophischer, kritischer,<br />
kreativer...? Dann pflegen Sie das Leben als „bunter H<strong>und</strong>“. Wahrscheinlich werden Sie niemals im herkömmlichen Sinne Karriere<br />
machen. Denn die Angepassten, Mittelmäßigen verunsichern Vorgesetzte wesentlich weniger. Aber Sie werden wahrscheinlich ein<br />
interessanteres, lustigeres, spannenderes Leben führen als manche andere. Anders sein heißt, „Ich“ sein dürfen.<br />
Anders sein heißt, der Welt einen Schubs geben. Anders sein ist die größte Chance, die Sie haben. Wenn Sie es aushalten<br />
können, immer ein Stück aus der Masse herauszuragen. Denn besondere Menschen werden besonders angeguckt:<br />
Warum kann diese Person nicht sein wie wir? Die Welt wäre arm ohne die, die anders sind. Wenn keiner mehr<br />
dazwischenfunkt, herrscht Stille auf diesem Planeten. Deshalb: Bevor Sie per Anhalter in die Galaxis verschwinden,<br />
mischen Sie den Laden hier einmal tüchtig auf. Trauen Sie sich! SABINE ASGODOM<br />
Kabel 1<br />
«
‡ man sagt: studenten sind fachidioten. ‡<br />
wir suchen Talente, die neugierig <strong>und</strong> vielseitig sind. Ihr einstieg<br />
ins banking mit unseren trainee-programmen.<br />
‡ ideen nach vorn ‡<br />
////////////////////////////////////////////////////////// www.commerzbank.de/karriere / ///////////
S&F<br />
Was Sie machen, hat Hand <strong>und</strong> Kopf?<br />
Gute Strategien entstehen im Kopf. Doch sie bewirken nur dann etwas, wenn aus Denken Handeln wird. Wer beides vereint, kann die<br />
Spielregeln des Marktes verändern <strong>und</strong> Wissen in Wachstum verwandeln. Wachsen Sie mit <strong>–</strong> in einem Team, das durch seine Vielfalt<br />
inspiriert <strong>und</strong> den Mut hat, mit außergewöhnlichen Lösungen den entscheidenden Unterschied zu machen. Denn nur so können wir<br />
wegweisende Strategien entwickeln <strong>und</strong> in handfeste Wettbewerbsvorteile umsetzen. Wir suchen herausragende Universitätsabsol-<br />
ventinnen <strong>und</strong> -absolventen aller Fachrichtungen sowie Young Professionals mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung. Worauf warten<br />
Sie noch? Sie haben es in der Hand <strong>–</strong> <strong>und</strong> im Kopf.<br />
Ingrid Samuel (02 11) 30 11-31 83 oder Inka Rethfeldt (0 89) 23 17-43 61, www.bcg.de/karriere<br />
Künstler: Christoph Schirmer, 2005