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04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel

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LEBENSSZIEL<br />

Circenstrategien<br />

Peperonischarf oder zuckersüß? Das richtige Maß an <strong>Aggression</strong> im passenden Moment<br />

einzusetzen, ist die eine Möglichkeit. Wenn Sie sich dezenter durchbeißen müssen, eignet<br />

sich die Circenstrategie. Auf den ersten Blick perfekt für raffinierte <strong>Führung</strong>sfrauen. Auf den<br />

zweiten ebenso nützlich für „männliche Circen“. Susanne Westphal, Gründerin <strong>und</strong> für sieben<br />

Jahre Chefin der Preisagentur „Preiswärter“, heute PR-Beraterin, erklärt, warum.<br />

«<br />

08<br />

Circe (oder Kirke) Name einer Zauberin in Homers „Odyssee“. Sie verwandelte<br />

die Schiffscrew des Odysseus in Schweine <strong>und</strong> verführte den antiken<br />

Helden mit lang anhaltendem Erfolg.<br />

Aus dem Projekt, in das Sie so viel Arbeit gesteckt haben, wird erst einmal<br />

nichts. Keine Ihrer Zahlen kann Ihren Chef überzeugen, keines Ihrer<br />

Argumente zieht. Vielleicht haben Sie es ja mit einem Supermacho zu<br />

tun oder einem Unterhalter, die mehr brauchen als das reine Zahlenmaterial.<br />

Die wollen anders überzeugt oder besser „becirct“ werden.<br />

Im Job geht es eben oft nicht allein um die besseren Argumente, sondern<br />

darum, das Gegenüber im besten, im eigenen Sinne zu (ver-)führen.<br />

Moderne Circen, Nachfahrinnen der Tochter des griechischen Sonnengottes<br />

Helios, verstehen es, sich in andere hineinzuversetzen. Ihr<br />

Erfolgsgeheimnis heißt Stimmungsmanagement. Mit welchen vier Circen-<br />

Typen (<strong>und</strong> ihren männlichen Pendants) Sie es im Berufsleben zu tun<br />

bekommen können, beschreibt Susanne Westphal in ihrem Buch „Einfach<br />

becircend <strong>–</strong> die Typologie des weiblichen Erfolgs“.<br />

Wie aufstrebende Business-Frauen (<strong>und</strong> Männer) ihre richtige Strategie<br />

aufbauen, erzählt Susanne Westphal im Gespräch mit Martin Rath.<br />

Die Circen Typen:<br />

... <strong>und</strong> ihre männlichen Pendants dazu:<br />

Jodie ähnelt Frauen wie Jodie Foster oder Madame Curie.<br />

Jodie Pendant: Der Strategen-Odysseus.<br />

Madonna trägt Züge des Popstars.<br />

Madonna Pendant: Der Supermacho.<br />

Anke teilt Eigenschaften der Comedian Anke Engelke.<br />

Anke Pendant: Der Unterhalter.<br />

Ähnlichkeiten mit Elke Heidenreich finden sich beim Typ Elke.<br />

Elke Pendant: Der Unterstützer.<br />

Sie unterscheiden vier Frauentypen, welcher macht am ehesten<br />

Karriere? Natürlich der Madonna-Typ: Frauen, die einen Machtanspruch<br />

haben. Zielstrebigkeit ist ihr großes Geheimnis, <strong>und</strong> das ist die Komponente,<br />

die vielen Frauen am meisten fehlt. Das liegt daran, dass selbst<br />

jungen Frauen als Kindern beigebracht wurde, sich nicht aufzudrängen:<br />

Sei bescheiden, sei lieb, sei nett! Das ist wenig hilfreich, wenn es für<br />

eine erfolgreiche Karriere heißt, sich Ziele zu setzen <strong>–</strong> <strong>und</strong> man die Mittel<br />

einschätzen können muss, diese zu erreichen.<br />

Könnten Sie für jeden Frauentyp die wichtigste Karrierestrategie nennen?<br />

Einer Frau vom Typ Madonna würde ich gratulieren, weil ich davon<br />

ausgehe, dass sie schon Karriere macht. Ihr würde ich den Tipp geben,<br />

öfter zuzuhören, sich in andere hineinzuversetzen, weil dieser Typ dazu<br />

neigt, andere auch einmal zu überwältigen. Der Typ Anke beschreibt<br />

sehr vielseitige, lustige, kontaktstarke Frauen. Ihnen würde ich empfehlen,<br />

sich auf eine Kernkompetenz oder ein Thema zu konzentrieren.<br />

Anke kann zwar sehr gut 15 Dinge gleichzeitig bearbeiten <strong>und</strong> profitiert<br />

von dieser Fähigkeit, irritiert damit aber andere, die sich nicht vorstellen<br />

können, dass sie dies auch noch gut macht. Sie wirkt glaubwürdiger,<br />

wenn sie sich konzentriert. Elke gehört zu einem sehr einfühlsamen,<br />

Susanne Westphal<br />

harmoniebedürftigen Typ, der sehr gut moderieren kann. Sie ist Herz<br />

<strong>und</strong> Seele eines Unternehmens. Ihr würde ich sagen: „Du musst auch<br />

einmal ,Nein‘ sagen <strong>und</strong> an dich denken.“ Der perfektionistische Typ<br />

Jodie ist wahrscheinlich perfekt im Qualitätsmanagement <strong>und</strong> sollte für<br />

den beruflichen Erfolg lernen, auch einmal fünf gerade sein zu lassen<br />

<strong>und</strong> nicht zu humorlos oder gar pessimistisch zu wirken.<br />

In Ihrem letzten Buch geben Sie eine Reihe recht lebenspraktischer<br />

Tipps, zum Beispiel zu Kleidung, Parfums, den Austausch von Visitenkarten.<br />

Gibt es hier unter Karrieremenschen Nachholbedarf? Ich bin<br />

überzeugt, dass über solche Themen zu wenig nachgedacht wird. Man<br />

sollte sich im Geschäftsleben viel öfter fragen: Wer ist mein Gegen<strong>–</strong><br />

über? Wo kommt er her? Was geht in seinem Kopf möglicherweise<br />

vor? Dann erschließt sich von selbst, dass manche Kleidung einen<br />

Kulturschock hervorrufen könnte oder unser Ton zu locker oder zu<br />

förmlich angeschlagen wurde. Kulturelle Unterschiede haben wir nicht<br />

nur in verschiedenen Ländern, sondern auch in unterschiedlichen B<strong>und</strong>esländern,<br />

Branchen oder Altersschichten. Konkret sollte ich mir<br />

Gedanken darüber machen, welcher Typ mein Gegenüber ist: Ist mein<br />

Gegenüber eher eine Madonna, ein Supermacho, eine Jodie oder ein Strategen-Odysseus?<br />

Jedes Mal werde ich mich anders verhalten müssen, um<br />

zum Ziel zu kommen. Das hat übrigens nichts damit zu tun, was für ein Typ<br />

ich selbst bin. Auch eine Madonna sollte sich einem <strong>Ver</strong>kehrspolizisten<br />

gegenüber nicht wie eine verhalten. Es würde ihr nichts bringen, sondern<br />

nur die staatliche Autorität gegen sich aufbringen. Wenn es um mehr geht,<br />

etwa weil Sie einen wichtigen K<strong>und</strong>en gewinnen wollen, müssen Sie sich<br />

natürlich eine richtige Strategie überlegen.<br />

Wie könnte denn eine Circenstrategie aussehen? Ich gebe Ihnen ein<br />

Beispiel aus meiner Praxis: Es ging einmal darum, den Auftrag eines<br />

großen Firmenk<strong>und</strong>en aus Hamburg zu gewinnen. Die <strong>Ver</strong>handlungen<br />

waren schon recht weit gediehen, <strong>und</strong> es ging um die endgültige Entscheidung.<br />

Also stand ein Besuch der Herren aus Hamburg an. Ich<br />

habe den Termin mit Ihnen extra so verhandelt, dass er in die „Wies’n“-<br />

Zeit fiel. Am Abend vor dem großen Termin gingen wir also auf das Oktoberfest,<br />

<strong>und</strong> von meinen Gesprächspartnern kam der Vorschlag, dort<br />

nicht über das Geschäftliche zu sprechen. Ich habe mich ins Dirndl<br />

geworfen, wir machten einen schönen R<strong>und</strong>gang über die Festwiese.<br />

COACHING ZONE I beherrscht, kann mit jedem Menschen reden, egal wie sympathisch er ihn findet. Wer Strategien<br />

beherrscht, wird sein Ziel auch erreichen, wenn privat Gewitterwolken ziehen. Wer Wertschätzung in jeder Situation aufbringen kann,<br />

hat es leichter im Leben, ohne Frage. So <strong>–</strong> <strong>und</strong> damit kommen wir zur Grenze: Professionalität ohne Authentizität<br />

ist gefährlich. Das „Ich“, meine Werte, meine Überzeugung stecken die Grenzen des strategischen Vorgehens<br />

fest. Manches mag geschickt sein, aber wenn Ihre innere Stimme sich dagegen sträubt, dann hören Sie<br />

darauf! <strong>Ver</strong>biegen hieße, gegen meine Werte zu handeln. Das tut weh. <strong>Ver</strong>biegen hieße, die Breite meiner<br />

Schleimspur so auszudehnen, dass es mich schaudert. Das ist ekelhaft. <strong>Ver</strong>biegen hieße, mich selbst zu verachten.<br />

Das darf nicht sein. Sicher hat jeder von uns schon einmal etwas tun müssen, was er nicht so toll<br />

fand. Aber es kommt auf die Tendenz an. „<strong>Ver</strong>liere“ ich mich auf diesem Weg? Auf Dauer können wir nur<br />

privat

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