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04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel

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BAU<br />

Dirk Datzert<br />

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«<br />

FODER<br />

seine Sicht eines modernen Managements. Seiner Erfahrung nach<br />

zahle es sich aus, wenn sich die Unternehmensführung nicht in Entscheidungen<br />

einzelner Abteilungen einmische. So bedeute das Schlagwort<br />

„K<strong>und</strong>enorientierung“ <strong>–</strong> wenn man es ernst nimmt <strong>–</strong> dass <strong>Ver</strong>träge<br />

zwischen dem Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en ausgehandelt werden. „Je<br />

mehr sich die Firmenleitung einschaltet, desto schneller ist der K<strong>und</strong>e<br />

wieder fort.“ Als „Bauchgefühl“ für <strong>Führung</strong>skräfte empfiehlt Baecker<br />

einen ges<strong>und</strong>en Stoizismus. <strong>–</strong> STOIZISMUS: AUS DER GRIECHISCHEN PHILOSO-<br />

PHIE STAMMENDER BEGRIFF FÜR EINE LEBENSHALTUNG, DIE NEBEN EINER BETONUNG<br />

DER VERNUNFT UNERSCHÜTTERLICHKEIT UND GLEICHMUT VERLANGT.<br />

Nicht ausschließlich auf Kennzahlen mag sich Hermann-Josef Hall verlassen,<br />

Vorstandsmitglied der Sauren Fonds-Research-AG in Köln. Sein<br />

Unternehmen bietet so genannte Dachfonds an. In diesem Geschäftsmodell<br />

werden die Papiere verschiedener Fonds in einem Dachfonds<br />

gesammelt <strong>und</strong> dieser schließlich an den Anleger gebracht. „Wir<br />

machen unsere Entscheidung, welche Papiere wir in unsere Dachfonds<br />

aufnehmen, von der Persönlichkeit der jeweiligen Fondsmanager abhängig“,<br />

sagt Hall. Diese müssten nicht nur gute Zahlen vorweisen, sondern<br />

„Herzblut <strong>und</strong> Treue“ zeigen, in der Art, wie sie wirtschaften. Er<br />

legt Wert darauf, die Fondsmanager kennen zu lernen: „Im persönlichen<br />

Gespräch merkt man, ob sich jemand intensiv mit seinen Produkten<br />

beschäftigt, indem er beispielsweise zu einem längeren Referat<br />

ansetzt.“ Da man die einzelnen Fonds nicht im Detail bewerten könne,<br />

bleibe bei der Auswahl „ein subjektives Element“. „Es denkt“, sollte<br />

man sagen, so wie man sagt: „Es blitzt.“ <strong>–</strong> Diese Idee schoss dem<br />

Physiker Georg Christoph Lichtenberg schon vor über 200 Jahren durch<br />

den Kopf. Neurobiologen wie Gerhard Roth belegen, dass daran mehr<br />

Wahres ist, als man vielleicht denkt: Selbst komplexe Entscheidungen<br />

sind Gefühlsentscheidungen. Der <strong>Ver</strong>stand ist lediglich ein Berater, der<br />

dem Chef, dem limbischen System, Vorschläge macht.<br />

Kopf oder Bauch <strong>–</strong> Irrungen: Gleichgültig, wie Entscheidungen<br />

entstehen: Recht eindeutig benennen Psychologen Situationen, in<br />

denen sich Menschen regelmäßig unvernünftig verhalten.<br />

Schöne Aussichten. Ein Arzt steht vor dem Bett seines Patienten, um<br />

ihn über die Chancen aufzuklären, dass er eine Operation übersteht. Es<br />

entscheiden sich deutlich mehr Patienten für die OP, wenn ihnen gesagt<br />

wird, dass die Wahrscheinlichkeit zu überleben bei 80 Prozent liegt. Statt<br />

zu hören: „Es ist zu 20 Prozent wahrscheinlich, dass sie dabei sterben.“<br />

Sichtbar Geld zahlen schmerzt mehr. Auch wer in einem abbezahlten<br />

Haus wohnt, trägt Kosten. Jedoch neigen Wohnungseigentümer eher<br />

dazu, diese Kosten zu unterschätzen: Ein Mieter wird viel eher eine zu<br />

große <strong>und</strong> teure Wohnung aufgeben als ein Eigentümer, selbst wenn<br />

die Ersparnis exakt gleich wäre.<br />

Fehlschätzung. Je nachdem, womit man beginnt ein Problem zu<br />

lösen, kann man zu drastisch unterschiedlichen Ergebnissen kommen.<br />

In einem Experiment sollen die <strong>Ver</strong>suchspersonen in kürzester<br />

Zeit schätzen, wie viel 1 x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x 7 x 8 ist, die Teilnehmer<br />

der <strong>Ver</strong>gleichsgruppe 8 x 7 x 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1. Bei der<br />

ersten Schätzung kamen die Probanden zu wesentlich kleineren<br />

Ergebnissen als bei der zweiten.<br />

Warten auf die Straßenbahn. Sie warten im Winter auf Ihre Straßenbahn,<br />

werden unruhig, weil Sie einen Termin einhalten möchten. Ob die<br />

nächste Bahn kommen wird, wissen Sie nicht. Obwohl es möglicherweise<br />

zweckmäßiger ist, die Haltestelle einer anderen Linie aufzusuchen,<br />

warten Sie <strong>–</strong> sollten Sie ein Durchschnittsmensch sein <strong>–</strong> wahrscheinlich<br />

noch eine Weile (zu lang) weiter, weil Sie den „Aufwand“ der bisherigen<br />

Wartezeit nicht verschwenden möchten.<br />

tieren, sie vergleichen <strong>und</strong> modifizieren. So bringen Sie Ihre Entscheidung anderen nahe <strong>und</strong> zeigen<br />

Respekt für Ihre Umwelt. Man wird Sie dafür schätzen. Entscheidungen hängen ab von Wahrnehmung,<br />

<strong>Ver</strong>arbeitung <strong>und</strong> Erfahrung. Ein Arzt, der Sichtungen vornimmt, muss in Sek<strong>und</strong>enschnelle Informationen<br />

über den Zustand der <strong>Ver</strong>letzten aufnehmen: Atmung, Stöhnen, Körperspannung, Ausdruck in den Augen.<br />

Mit sehr großer Erfahrung kann er intuitiv einordnen <strong>und</strong> entscheiden. Auch wer Fondsmanager auswählt,<br />

hört auf der Oberfläche die Argumente. Darunter jedoch beschaffen die Sinne ungleich mehr Informationen.<br />

Das bedeutet: Je genauer man wahrnimmt <strong>und</strong> je größer der Erfahrungsschatz, desto besser gelingen<br />

Entscheidungen. Sorgen Sie also für ausreichend Input. Gehen Sie ins Museum, lernen Sie Fechten,<br />

nehmen Sie Gesangsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> reden Sie mit fremden Leuten in der S-Bahn. UTA GLAUBITZ<br />

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