28.12.2012 Aufrufe

04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel

04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel

04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

44«<br />

AUSZUG<br />

«<br />

„MIT MIR SELBST<br />

KÖNNTE ICH<br />

NICHT ARBEITEN“<br />

Sie sind jetzt länger unterwegs? Ich bin<br />

gerade mit Studenten einer Filmhochschule im<br />

tiefsten Allgäu. Die drehen dort ihre Abschlussarbeit,<br />

<strong>und</strong> ich mache mit. Mit meinen 68 Jahren<br />

ist das mein bescheidener Beitrag für eine<br />

Generation, die ja schließlich für unsere Renten<br />

sorgt.<br />

Was war Ihr erstes Berufsziel? In der Oberschulzeit<br />

war ich relativ sicher, Musiker zu werden.<br />

Danach hat sich das Schreiben durchgesetzt,<br />

wodurch der Welt ein weiterer schlechter<br />

Musiker erspart geblieben ist.<br />

Was betrachten Sie als Ihren größten beruflichen<br />

Erfolg? Das kann ich schwer sagen, da<br />

ich Erfolg eigentlich nicht wahrnehme. Das<br />

„Machen“ finde ich viel interessanter. Die Zeitschrift<br />

„MAD“ 20 Jahre lang rauszubringen, war<br />

sicherlich meine nachhaltigste Leistung. Unser<br />

Motto war: „Zweifelt erst mal alles an <strong>–</strong> vor<br />

allem euch selbst.“<br />

Gehört das Zweifeln dazu, um die eigenen<br />

Talente zu entdecken <strong>und</strong> zu fördern? Für einen<br />

Chef der Deutschen Bank ist Selbstzweifel nicht<br />

Er ist ständig auf Achse <strong>und</strong> jagt<br />

der Zeit hinterher. Ein Heim im<br />

klassischen Sinne besitzt er nicht <strong>–</strong><br />

ein Herbert Feuerstein ist eben<br />

dort zu Hause, wo gerade sein<br />

Schreibtisch steht. Rainer Bachmann<br />

erwischte den viel beschäftigten<br />

Globetrotter in einer Drehpause.<br />

so günstig. Im künstlerisch-kreativen Bereich<br />

hingegen ist er die Gr<strong>und</strong>voraussetzung, denn<br />

schließlich kann man immer alles besser<br />

machen.<br />

Wie haben Sie Ihr komisches Talent entdeckt?<br />

Habe ich eins? Vielleicht war das die Reaktion<br />

eines unglücklichen oder unterforderten Kindes,<br />

um Leben <strong>und</strong> Alltag zu bewältigen. Meine<br />

Eltern hätten mich gern zur Normalität erzogen<br />

<strong>–</strong> jedenfalls zu dem, was sie selber darunter<br />

verstanden.<br />

Könnten Sie sich auch vorstellen, in die Politik<br />

zu gehen? Nicht wirklich, weil ich immer über<br />

die dort nötige Lügerei lachen müsste <strong>und</strong><br />

mein eigenes Wahlprogramm nicht ernst nehmen<br />

könnte. Allerdings kann ich mir vorstellen,<br />

eine Sekte zu gründen. Ich habe es gerne,<br />

angebetet zu werden.<br />

Hüten Sie ein bislang verborgenes Talent?<br />

Wer mich kennt, weiß: Bei mir bleibt nichts<br />

lange verborgen. <strong>Ver</strong>mutlich habe ich ein ausgeprägtes<br />

assoziatives Talent, das mir hilft, aus<br />

jeder Sache etwas Komisches zu machen. Es<br />

gibt krumme Windungen in meinem Hirn, die<br />

mich regelrecht dazu zwingen. Der Rest sind<br />

Neugier <strong>und</strong> ein messerscharfer <strong>Ver</strong>stand.<br />

Sind Sie über die Neugier auch dazu gekommen,<br />

Reisebücher zu schreiben? Ja, sie ist<br />

mein Hauptmotiv für das Reisen. Es gibt keine<br />

Ziele, die uninteressant wären, was ja eher<br />

betrüblich ist, denn die Welt ist so riesig, <strong>und</strong><br />

das Leben viel zu kurz, sie auch nur einigermaßen<br />

zu entdecken.<br />

Was raten Sie gestressten Managern, um mal<br />

abzuschalten? Könnte ich unmöglich beantworten,<br />

da ich niemals reise, um abzuschalten <strong>–</strong><br />

sondern, im Gegenteil, um aufzudrehen.<br />

Stimmt es, dass Sie Wert auf ein Mittagsschläfchen<br />

legen? Ja, absolut! Es macht aus<br />

einem Tag zwei. Es muss allerdings ein richtiges<br />

Schläfchen sein, mit Bett <strong>und</strong> Ausziehen, kein<br />

Sek<strong>und</strong>enschlaf. Sonst muss ich, um auch<br />

noch die zweite Tageshälfte zu überleben, so<br />

hässliche Sachen machen wie Kaffee trinken,<br />

obwohl ich den hasse.<br />

Wie sind Sie selbst als Chef? Eine Katastrophe.<br />

Leuten, die ich mag, lasse ich alles durchgehen.<br />

Und die, die ich nicht mag, die haben trotz<br />

aller Begabung keine Chance. Dazu kommt,<br />

dass ich nicht fähig bin zu delegieren. Darum<br />

habe ich auch noch nie einen Assistenten oder<br />

eine Sekretärin gebrauchen können. Ich würde<br />

immer danebenstehen <strong>und</strong> beobachten, ob<br />

alles richtig gemacht wird. Und sogar mit dem<br />

Fernglas verfolgen, ob die Briefe auch richtig<br />

eingeworfen werden.<br />

Hatten Sie schon mal einen Chef, den Sie<br />

nicht mochten? Eher umgekehrt, weil ich Chefs<br />

eigentlich nie so richtig anerkannt habe. Aber<br />

durch meinen österreichischen Schmäh gelang<br />

es mir meistens, Vorgesetzte zu manipulieren<br />

<strong>und</strong> um den Finger zu wickeln. Manche leiden<br />

heute noch darunter.<br />

Sind Sie als Kollege Abschreckung oder Vorbild?<br />

Abschreckung. Ich könnte mit mir selbst<br />

nicht arbeiten.<br />

Wir schreiben ja gerade das Einstein-Jahr.<br />

Wie fänden Sie denn ein Feuerstein-Jahr?<br />

Der Einstein musste ja auch eine gewisse Zeit<br />

warten, bis er so weit war. Lassen Sie mich<br />

doch bitte erst mal in Ruhe sterben.<br />

COACHING ZONE I SIND SIE ANDERS als andere? Humorvoller, schneller, klüger, philosophischer, kritischer,<br />

kreativer...? Dann pflegen Sie das Leben als „bunter H<strong>und</strong>“. Wahrscheinlich werden Sie niemals im herkömmlichen Sinne Karriere<br />

machen. Denn die Angepassten, Mittelmäßigen verunsichern Vorgesetzte wesentlich weniger. Aber Sie werden wahrscheinlich ein<br />

interessanteres, lustigeres, spannenderes Leben führen als manche andere. Anders sein heißt, „Ich“ sein dürfen.<br />

Anders sein heißt, der Welt einen Schubs geben. Anders sein ist die größte Chance, die Sie haben. Wenn Sie es aushalten<br />

können, immer ein Stück aus der Masse herauszuragen. Denn besondere Menschen werden besonders angeguckt:<br />

Warum kann diese Person nicht sein wie wir? Die Welt wäre arm ohne die, die anders sind. Wenn keiner mehr<br />

dazwischenfunkt, herrscht Stille auf diesem Planeten. Deshalb: Bevor Sie per Anhalter in die Galaxis verschwinden,<br />

mischen Sie den Laden hier einmal tüchtig auf. Trauen Sie sich! SABINE ASGODOM<br />

Kabel 1<br />

«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!