04 Chili con Charme – Aggression und (Ver-)Führung ... - BerufSZiel
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LEBENSZIEL<br />
Jürgen Kluge studierte nach dem Abitur zunächst Physik <strong>und</strong><br />
schloss das Studium 1984 mit einer Doktorarbeit über Laser-<br />
physik ab. Am INSEAD erwarb Kluge einen MBA. Im selben Jahr<br />
kam er als Berater zu McKinsey & Company, wurde 1989 Partner<br />
<strong>und</strong> ist seit 1995 Director des Beratungshauses. Er unterrichtet<br />
als Professor Maschinenbau an der TU Darmstadt. Als Deutsch-<br />
landchef des geschäftigen Unternehmens steht er morgens um<br />
6:45 Uhr auf, um gegen 8 Uhr am Schreibtisch zu sitzen, meist<br />
fliegt er jedoch zu Klienten. Kluges Arbeitstag im Büro endet in<br />
der Regel zwischen 20 <strong>und</strong> 22 Uhr, wenn er nicht Abendtermine<br />
wahrnimmt oder auf Reisen ist.<br />
Jürgen Kluge ist ein Berater, der mobil macht. Nicht nur, weil viele seiner Mandanten aus der Auto-<br />
mobilindustrie kommen <strong>und</strong> er zu einem Auto ein ganz besonderes <strong>Ver</strong>hältnis hat. Mehr Bewegung<br />
möchte er auch in Bildungsfragen sehen. Und die Personalpolitik seines Unternehmens bewegt<br />
Frauen. Das Gespräch mit Professor Dr. Jürgen Kluge, dem Deutschlandchef von McKinsey, führten<br />
Viola Strüder <strong>und</strong> Martin Rath. Mit Bildern von Andrea Dingeldein.<br />
LIEBLINGSWERT:<br />
Das Büro, das Jürgen Kluge in Düsseldorf nutzt, wird zum Flur hin nur von einer großen Glaswand<br />
getrennt. An Fläche nicht groß, erlaubt es ihm den Blick auf die Porträts einiger seiner deutschen<br />
Partner-Kollegen <strong>–</strong> sowie auf die Mitarbeiter vor Ort. Und sie werfen Blicke zurück.<br />
Ihr Büro gleicht einem Aquarium… (Lacht.) Anfangs nannten es manche auch „Haifischbecken“.<br />
Das höre ich natürlich nicht so gern.<br />
Möchten Sie alles sehen oder lieber gesehen werden? Beides, ich bin ein Fan von Transparenz.<br />
Sie betonen immer wieder den Wert von Bildung. Hat das einen biografischen Hintergr<strong>und</strong>? Ja,<br />
eindeutig. Ich wurde 1953 in eine Flüchtlingsfamilie geboren. Mein Vater kam ursprünglich aus<br />
Schlesien. Er wuchs im Umfeld einer großen Textilfabrik auf, die schon in Gerhart Hauptmanns<br />
„Die Weber“ eine Rolle spielte. Nach dem Krieg <strong>und</strong> der <strong>Ver</strong>treibung wurde er Textilingenieur.<br />
Außer dem „bisschen“ Ausbildung hatte er zunächst nichts. Er arbeitete in Acht-St<strong>und</strong>en-Schichten.<br />
Immer, wenn er frei hatte, ist er mit mir kleinem ,Dötz‘ spazieren gegangen <strong>und</strong> hat mir die<br />
Welt erklärt. Mein Vater legte sehr großen Wert darauf, dass ich eine gute Ausbildung mache.<br />
Alles, was ich bin, verdanke ich meinen Eltern <strong>und</strong> kommt aus meiner Ausbildung. Darum schätze<br />
ich den Wert von Bildung besonders hoch ein.<br />
Sie waren Anfang der 1980er-Jahre im Sili<strong>con</strong> Valley. Es war seinerzeit geradezu ein Mythos,<br />
was den technologischen <strong>und</strong> ökonomischen Aufbruchsgeist anging. Warum gibt es in<br />
Deutschland keine solchen Mythen? Damals war eine besonders günstige Zeit für Laserphysiker,<br />
weil Ronald Reagan gerade das Projekt ‚Star Wars‘ ausgerufen hatte <strong>und</strong> unglaublich hohe staatliche<br />
Mittel flossen. Für Ausländer gab es in diesem Bereich aus Sicherheitsgründen zwar nur wenige<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten, aber Firmen aus dem zivilen Bereich zogen in großem Maßstab<br />
ausländische Mitarbeiter an, da die amerikanischen Kollegen mit ,Star Wars‘ beschäftigt waren.<br />
Was können wir vom Sili<strong>con</strong> Valley lernen? Die Konzentration von Wissen <strong>und</strong> Innovation. Um die<br />
Arbeitslosigkeit in Deutschland durch Innovationen zu beseitigen, bräuchten wir eigentlich vier oder<br />
Jürgen Kluge,<br />
Deutschlandchef<br />
von McKinsey,<br />
in der Düsseldorfer<br />
Dependance<br />
COACHING ZONE I AUSNAHMEN AUSMACHEN Schauen Sie es den Physikern ab, hinter den kleinen<br />
Abweichungen neue Regeln zu entdecken! Das ist, auch ohne naturwissenschaftlichen Hintergr<strong>und</strong>, mitunter recht produktiv. Beispielsweise<br />
sind Beratungsbücher zu Managementthemen überwiegend unsäglich, die Denkmuster gleichen wie ein Ei dem anderen.<br />
Die Ratschläge populärer Managementliteratur sind zu simpel für eine komplexe Welt. Das ist die Regel. Eine Ausnahme<br />
in puncto Managementliteratur kann man mit gutem Gewissen machen <strong>und</strong> als gewinnbringend empfehlen:<br />
„Winning. Das ist Management“ von Jack <strong>und</strong> Suzy Welch. Jack Welch war lange Jahre Chief Executive Officer<br />
(CEO) von General Electrics (GE) <strong>und</strong> schrieb mit seiner Frau ein Managementbuch, erfahrungssatt <strong>und</strong> darum für<br />
Sie vielleicht hilfreich. Erfahrungssatt, das heißt nicht etwa: Ein älterer Herr verbreitet Weisheiten. Er schenkt<br />
Erfahrungen. In jungen Jahren, Welch war noch frisch im Unternehmen, flog ein Chemietank in die Luft, die <strong>Ver</strong>ant-