DER KONSTRUKTEUR 10/2023
DER KONSTRUKTEUR 10/2023
DER KONSTRUKTEUR 10/2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WERKSTOFF- UND VERBINDUNGSTECHNIK<br />
HOCHLEISTUNGS-KUNSTSTOFFE AUSLEGEN MIT KI<br />
In einem neu gestarteten Verbundprojekt soll, durch die Entwicklung von KI-Modellen<br />
zur Vorhersage der Faserorientierung in Probekörpern und deren Auswirkung auf<br />
das mechanische Verhalten, die Erstellung anisotroper Materialmodelle automatisiert<br />
und der Einsatz der integrativen Simulation vereinfacht werden.<br />
PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />
Die Erstellung anisotroper Materialmodelle für die Struktursimulation<br />
von Kunststoffbauteilen erfordert einen<br />
iterativen Kalibrierungsprozess, bei dem Ergebnisse aus<br />
der Probenherstellung (Spritzguss) und der Materialprüfung<br />
(Zugversuche) mit entsprechenden Simulationsergebnissen<br />
(Füll- und strukturmechanische Simulation) abgeglichen<br />
werden. Diese Vorgehensweise verlangt vom Anwender erhebliches<br />
Knowhow. Hier unterstützt das Kunststoff-Zentrum SKZ seit<br />
vielen Jahren bei konkreten Fragestellungen zur Materialprüfung<br />
und Digitalisierung in der Kunststofftechnik.<br />
Um diese Know-how-Lücke nun zu schließen, haben Part<br />
Engineering, Aixtrusion und das SKZ ein neues Forschungsprojekt<br />
gestartet. Dabei sollen die notwendigen Simulationsprogramme<br />
durch geeignete KI-Modelle (Künstliche Intelligenz)<br />
ersetzt werden. Ziel ist es, dem Anwender ein vollständig gekapseltes<br />
und automatisiertes Werkzeug zur Erstellung und Validierung<br />
anisotroper Materialmodelle zur Verfügung zu stellen.<br />
Dr.-Ing. Frédéric Achereiner, Expert Engineer der Gruppe<br />
Bauteileigenschaften, SKZ – KFE gGmbH, Würzburg<br />
In dem 30-monatigen Projekt werden zwei KI-Modelle entwickelt,<br />
um sowohl die lokale Faserorientierung in spritzgegossenen<br />
Proben als auch das mechanische Verhalten dieser Proben in<br />
Zugversuchen vorherzusagen. Die KI-Modelle werden mit Simulationsergebnissen<br />
aus den Füll- und strukturmechanischen<br />
Simulationen für verschiedene Materialien trainiert. Die Vorhersagequalität<br />
der KI-Modelle wird anhand von praktischen Messdaten<br />
und zusätzlichen Simulationen validiert.<br />
INTEGRATIVE SIMULATION<br />
FÜR KMU ERMÖGLICHEN<br />
Die Projektergebnisse sollen in Form eines Zusatzmoduls in eine<br />
kommerzielle Software einfließen, die den Einsatz der integrativen<br />
Simulation deutlich vereinfacht. „Das Potenzial der integrativen<br />
Simulation für einen effizienteren Materialeinsatz wird heute<br />
noch viel zu wenig genutzt“, sagt Dr. Marcus Stojek, Geschäftsführer<br />
von Part Engineering. „Für viele unserer kleinen und mittelständischen<br />
Kunden liegt die Hürde in der Verfügbarkeit von<br />
anisotropen Werkstoffmodellen. Nicht selten fehlt schlicht der<br />
Zugang zu einem der notwendigen externen FE-Solver für die<br />
Füll- und strukturmechanische Simulation, um solche Modelle<br />
selbst zu erstellen. In vielen Fällen ermöglicht erst die Integration<br />
40 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2023</strong>/<strong>10</strong> www.derkonstrukteur.de