BOKU Magazin 3/2023

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„Man hat an der BOKU das Gefühl, dass hier alle an einem Strang ziehen“ Christian Malecki, Sofija Matic und Deborah Sailer über ihre Vorhaben für die kommenden beiden Jahre als ÖH BOKU-Vorsitzteam, die Wahl ihres Studiums und was die BOKU einzigartig macht. Interview: Bettina Fernsebner-Kokert Wo werden eure Schwerpunkte als ÖH- Vorsitzteam in den kommenden beiden Jahren liegen? Christian Malecki: Ein niederschwelliger Zugang zur Universität ohne Zugangsbeschränkungen ist sicher einer unserer Schwerpunkte – und dass die Aufnahmeverfahren, die beispielsweise bei Umwelt- und Bioressourcenmanagement sowie Lebensmittel- und Biotechnologie abgeschafft wurden, nicht wieder eingeführt werden. Darüber hinaus würden wir die hybride Lehre aus den Corona-Jahren gerne beibehalten und wenn möglich ausbauen sowie den Verlust der Facultas- Standorte dadurch ausgleichen, indem man PDFs über BOKU Learn bekommen kann und nicht extra in den 9. Bezirk dafür fahren muss. Sofija Matic: Wir sind diesbezüglich mit dem Rektorat in gutem Kontakt. Deborah Sailer: Wie bereits gesagt, dass Studieren flexibler gestaltet und dadurch auch für alle und jede Lebenssituation zugänglicher wird, ist ein wichtiges Anliegen. Aber man darf auch die soziale Seite nicht vergessen und muss die Studierenden finanziell unterstützen, die diese Hilfe brauchen. Dazu müssen die Richtlinien des ÖH-Sozialfonds dahingehend gestaltet werden, dass diese Förderungen auch besser erfolgen können. Welche Unterstützung kann die ÖH den Studierenden geben, um die negativen 24 BOKU Magazin 3 | 2023
FOTOS: BOKU/CHRISTOPH GRUBER Folgen von Teuerung und Inflation besser bewältigen zu können? Sailer: Die Überarbeitung der Richtlinien wird ein explizites Projekt sein, aber auch, darauf zu schauen, dass die wirklich Bedürftigen die finanzielle Unterstützung bekommen und nicht, wer als erstes den Förderantrag stellt. Aber genauso wichtig ist es, dafür zu kämpfen, dass auch von anderer Seite etwas passiert, beim Thema Abschaffung der Studiengebühren werden wir natürlich auch nicht lockerlassen. Was sind eure vorrangigen Forderungen an die Politik? Sailer: Freier und offener Hochschulzugang und dass alle dieselben Chancen und Möglichkeiten haben, zu studieren. Für mich als Vorarlbergerin bedeutet das bereits etwas anderes als für Studierende aus Wien, die keinen zweiten Wohnsitz brauchen. Das kann zum Beispiel für manche ein Knock-out-Kriterium sein, von denen es noch weitere gibt. Da muss noch viel getan werden. Malecki: Das gilt auch für alle unsere BOKU-Studis, die aus Drittstaaten kommen und knapp 750 Euro Studiengebühren pro Semester zahlen müssen. Das ist schon ein harter finanzieller Einschnitt. An der BOKU lag die Wahlbeteiligung mit mehr als 31 Prozent deutlich höher als der bundesweite Schnitt (21 Prozent), woran lag das eurer Meinung nach? Sailer: Wir sehen natürlich schon noch Luft nach oben. Aber was wir alle an der BOKU schätzen, ist die sehr familiäre Atmosphäre, wodurch die Vertretungsarbeit der ÖH viel besser bei den Studierenden ankommt. Wir als ÖH können einfach näher dran sein und ich glaube, das zeigt sich auch im Wahlergebnis. » » Beim Thema Abschaffung der Studiengebühren werden wir natürlich auch nicht locker lassen. Deborah Sailer Matic: Die BOKU ist von den Studis her eine politisch ziemlich aktive Uni und ich denke, dass es den Studierenden hier genauso wichtig ist, zur ÖH-Wahl zu gehen und dadurch mitzubestimmen, wie uns. Sailer: Unsere Vorgänger*innen haben einfach auch sehr gute Arbeit gemacht, das trägt sicher auch dazu bei. Wäre ein Teilzeitstudium-Modell, das einer bundesweiten gesetzlichen Regelung bedarf, ein gangbarer Weg, um Studium und Arbeit besser vereinbaren zu können? Sailer: Ich glaube, dass es höchste Zeit für ein echtes Teilzeitstudium ist, denn ein Großteil der Studierenden arbeitet. Einen Teilzeitjob mit einem Vollzeitstudium zu kombinieren, da geht die Rechnung nicht ganz auf. Hier sind die Politik und andere Stellen am Zug, um das der heutigen Realität anzupassen. Welche weiteren Herausforderungen seht ihr in der nahen und weiteren Zukunft? Sailer: Wie schon gesagt, besteht bei der hybriden Lehre noch Aufholbedarf. Teuerung und Inflation spüren Studierende extrem, da muss etwas passieren, dass uns entlastet und Studieren nicht noch weniger leistbar wird. Matic: Was Lernplätze betrifft, könnte es an der BOKU noch einige Verbesserungen geben, auch wenn die Richtung stimmt. Malecki: Ein Thema der BOKU ist immer auch die Verbesserung der Studierbarkeit, und die ETCS-Gerechtigkeit sollte man nicht vergessen. Für die Zukunft sehe ich auch durchaus den Umgang mit Die BOKU ist von den Studis her eine politisch ziemlich aktive Uni und ich denke, dass es den Studierenden hier genauso wichtig ist, zur ÖH-Wahl zu gehen und dadurch mitzubestimmen, wie uns. Sofija Matic KI und ChatGPT als Themen, die immer wichtiger werden. Gibt es Knackpunkte zwischen der Unabhängigen Fachschaftsliste BOKU und dem VSStÖ, wo ihr mögliches Konfliktpotenzial für euren gemeinsamen ÖH-Vorsitz seht? Sailer: Bis jetzt sind wir ziemlich auf einem Nenner, aber vielleicht finden wir ja die Knackpunkte noch heraus. Wir sind aber zuversichtlich, schließlich hat sich diese Kombination ja schon bewährt. Was ist euer persönlicher Antrieb, euch in der Unipolitik zu engagieren? Sailer: Ich war schon in der Schulpolitik engagiert und habe auch an der Uni wieder bemerkt, was man für Studierende bewirken und verändern kann. Ich komme aus einer Arbeiter*innenfamilie, also mein Weg war auch nicht ganz glatt und da merkt man schon, was eigentlich alles BOKU Magazin 3 | 2023 25
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