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BOKU Magazin 4/2023

Inhalt Editorial Marion Huber-Humer im Interview Einwegpfand in Österreich Lebensmittabfälle in den Haushalten Elektroaltgeräte: Wertvoll und gefährlich Dem Mikroplastik auf der Spur Safe and Sustainable by Design „Nanocarrier“ auf dem Prüfstand Schlüsselressource Biogene Abfälle Plastic Pirates ABF goes international Making BOKU the hub for bioeconomy Der BOKU-Nachhaltigkeitsbericht Demokratie in der Klimakrise: Der BOKU-Nachhaltigkeitstag 2023 Im Höhenflug zum BOKU-Ball Helmut Habersack „Österreicher des Jahres“ BOKU-Student im Jungbauernkalender Das neue Hinweisgebersystem an der BOKU Abend des Lehrens und Lernens Interview Ars docendi-Anerkennungspreis Lehrveranstaltung Citizen Science Project4 (Gender & Diversity) Neue Kolumne Citizen Science Splitter Forschung: FAQ / ERC Grants Kreislaufwirtschaft in der BASE:academy Start-up Hut & Stiel Strategische Kooperation BOKU – Umweltbundesamt BOKU-Diversitätspreis für Forschung

Inhalt

Editorial
Marion Huber-Humer im Interview
Einwegpfand in Österreich
Lebensmittabfälle in den Haushalten
Elektroaltgeräte: Wertvoll und gefährlich
Dem Mikroplastik auf der Spur
Safe and Sustainable by Design
„Nanocarrier“ auf dem Prüfstand
Schlüsselressource Biogene Abfälle
Plastic Pirates
ABF goes international
Making BOKU the hub for bioeconomy
Der BOKU-Nachhaltigkeitsbericht
Demokratie in der Klimakrise: Der BOKU-Nachhaltigkeitstag 2023
Im Höhenflug zum BOKU-Ball
Helmut Habersack „Österreicher des Jahres“
BOKU-Student im Jungbauernkalender
Das neue Hinweisgebersystem an der BOKU
Abend des Lehrens und Lernens
Interview Ars docendi-Anerkennungspreis
Lehrveranstaltung Citizen Science Project4
(Gender & Diversity)
Neue Kolumne Citizen Science
Splitter
Forschung: FAQ / ERC Grants
Kreislaufwirtschaft in der BASE:academy
Start-up Hut & Stiel
Strategische Kooperation BOKU – Umweltbundesamt
BOKU-Diversitätspreis für Forschung

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<strong>BOKU</strong><br />

DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT DES LEBENS<br />

Nr. 4 | Dezember <strong>2023</strong><br />

ISSN: 2224-7416<br />

IST DAS MÜLL ODER<br />

KANN DAS WEG?<br />

30 Jahre Abfall- und<br />

Kreislaufwirtschaft an der <strong>BOKU</strong><br />

ABEND DES LEHRENS<br />

UND DES LERNENS<br />

INTERVIEW MIT<br />

MARION HUBER-HUMER<br />

MODELN FÜR DEN<br />

JUNGBAUERNKALENDER


INHALT<br />

3 Editorial<br />

4 Marion Huber-Humer im Interview<br />

8 Einwegpfand in Österreich<br />

10 Lebensmittelabfälle in den Haushalten<br />

14 Elektroaltgeräte: Wertvoll<br />

und gefährlich<br />

18 Dem Mikroplastik auf der Spur<br />

21 Safe and Sustainable by Design<br />

23 „Nanocarrier“ auf dem Prüfstand<br />

24 Schlüsselressource Biogene<br />

Abfälle<br />

26 Plastic Pirates<br />

28 ABF goes international<br />

30 Making <strong>BOKU</strong> the hub for bioeconomy<br />

34 Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht<br />

36 Demokratie in der Klimakrise:<br />

Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag <strong>2023</strong><br />

38 Im Höhenflug zum <strong>BOKU</strong>-Ball 2<br />

39 Helmut Habersack<br />

„Österreicher des Jahres“<br />

40 <strong>BOKU</strong>-Student im Jungbauernkalender<br />

42 Das neue Hinweisgebersystem<br />

an der <strong>BOKU</strong><br />

44 Abend des Lehrens und Lernens<br />

48 Interview Ars Docendi<br />

Anerkennungspreis<br />

50 Lehrveranstaltung Citizen Science<br />

Project<br />

52 Gender & Diversity<br />

56 Neue Kolumne Citizen Science<br />

57 Splitter<br />

61 Forschung: FAQ / ERC Grants<br />

62 Kreislaufwirtschaft in der<br />

BASE:academy<br />

63 Start-up Hut & Stiel<br />

ÖH <strong>BOKU</strong><br />

10<br />

16 18<br />

21 36<br />

<strong>BOKU</strong>-IHB/KROMOSER<br />

<strong>BOKU</strong>/CHRISTOPH GRUBER<br />

64 Strategische Kooperation <strong>BOKU</strong> –<br />

Umweltbundesamt<br />

70 <strong>BOKU</strong>-Diversitätspreis für Forschung<br />

56<br />

70


EDITORIAL<br />

<strong>BOKU</strong>/GEORG WILKE<br />

O DIE <strong>BOKU</strong> ALS PIONIERIN DER KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

EVA SCHULEV-STEINDL<br />

Rektorin<br />

Sehr geehrte Kolleg*innen!<br />

liebe Studierende!<br />

Die Feiertage stehen vor der Tür und wie alle Jahre<br />

wieder ist es eine Zeit, in der wir mehr Lebensmittel<br />

einkaufen als nötig wäre und die wir dann ebenso entsorgen<br />

müssen wie die vielen Geschenkverpackungen.<br />

Doch selbst wenn wir vorbildlich Müll trennen, der beste Abfall<br />

ist immer jener, der erst gar nicht entsteht.<br />

Hier an der <strong>BOKU</strong> haben wir vor Kurzem das 30-jährige Bestehen<br />

unseres Instituts für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

gefeiert und es kann gar nicht genug betont werden, welch<br />

entscheidende Rolle die Abfall- und Kreislaufwirtschaft bei<br />

einer nachhaltigen Entwicklung und im Umweltschutz einnimmt,<br />

sowohl im globalen Kontext als auch regional.<br />

Das spiegelt sich auch in den thematisch breit aufgestellten<br />

Forschungsbereichen des ABF-<strong>BOKU</strong> wider, die wir Ihnen in<br />

dieser Schwerpunktausgabe vorstellen möchten. Denn in den<br />

vergangenen 30 Jahren hat sich viel getan, vieles verbessert,<br />

es sind aber auch neue Herausforderungen hinzugekommen:<br />

Wie können wir völlig neue, innovative Materialien im Kreislauf<br />

behalten? Wie gehen wir in den nächsten Jahrzehnten mit<br />

Komponenten und Stoffen in Elektrogeräten um, die in der<br />

Zwischenzeit verboten wurden? An Lösungen dafür arbeiten<br />

die Wissenschaftler*innen am Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

inter- und transdisziplinär mit Kolleg*innen an<br />

der <strong>BOKU</strong>, aber auch international. Denn das Abfallproblem<br />

betrifft in seinen unterschiedlichen Aspekten die gesamte<br />

Welt und erfordert daher auch globale Lösungen für Abfallwirtschaftssysteme<br />

und Technologien, die auch die regionalen<br />

Gegebenheiten berücksichtigen.<br />

Doch das Ziel muss, wie Marion Huber-Humer, die Leiterin<br />

des ABF-<strong>BOKU</strong> im nachfolgenden Interview betont, jedenfalls<br />

eine abfallvermeidende Gesellschaft sein und dazu kann<br />

jede*r Einzelne beitragen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen angenehme, abfallarme<br />

Feiertage, eine anregende Lektüre sowie das Beste für 2024!<br />

Eva Schulev-Steindl<br />

IMPRESSUM: Medieninhaberin und Herausgeberin: Universität für Bodenkultur Wien (<strong>BOKU</strong>), Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien Chefredaktion: Bettina Fernsebner-<br />

Kokert Redaktion: Hermine Roth Autor*innen: Astrid Allesch, Peter Beigl, Erwin Binner, Barbara Birli, Lisa Bohunovsky, Florian Borgwardt, Damiano Cilio, Daniel Dörler,<br />

Eva-Kathrin Ehmoser, Florian Part, Lada Fialova, Anna Elisabeth Gerstenbauer, Martin Greimel, Sabina Greßler, Olivier Guillaume, Olena Hanoshenko, Alina Hauke, Florian<br />

Heigl, Nicole Hochrainer, Marlies Hrad, Marion Huber-Humer, Hut & Stiel, Aleksander Jandric, Julia Knogler, Sabine Lenz, Anika Leodolter, Zacharias Lumerding, Gudrun<br />

Obersteiner, Christoph Olscher, Maciej Palucki, Anna Pavlicek, Ela Posch, Stefan Salhofer, Ruth Scheiber-Herzog, Silvia Scherhaufer, Ronja Schwelch, Souphaphone<br />

Soudachanh, Anna Elisabeth Spindelegger, Rosemarie Stangl, Antonia Staudacher, Alexandra Strauss-Sieberth, Tanja Valenta, Verena Vlajo, Christian Zafiu Lektorat: Michaela<br />

Kolb Grafik: Patricio Handl Cover: Photocase Druck: Druckerei Berger Auflage: 5.000 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Blattlinie: Das <strong>BOKU</strong>-<strong>Magazin</strong> versteht sich als<br />

Informationsmedium für Angehörige, Absolvent*innen, Freund*innen der Universität für Bodenkultur Wien und soll die interne<br />

und externe Kommunikation fördern. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder<br />

und müssen mit der Auffassung der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus<br />

Platzgründen vorbehalten. Beiträge senden Sie bitte an: public.relations@boku.ac.at Bei Adressänderung wenden Sie sich bitte<br />

an: alumni@boku.ac.at<br />

UZ24<br />

„Schadstoffarme<br />

Druckerzeugnisse“<br />

UW 734<br />

Dieses Produkt<br />

stammt aus nachhaltig<br />

bewirtschafteten<br />

Wäldern und<br />

kontrollierten Quellen<br />

3


FOTOS: CHRISTOPH GRUBER<br />

„Das Ziel ist eine abfallvermeidende Gesellschaft“<br />

Marion Huber-Humer über den Beitrag der Abfallwirtschaft zum Klimaschutz, die Auswirkungen globaler<br />

Warenströme und die Herausforderung neuer Hightech-Materialien. Im Gespräch mit Bettina Fernsebner-<br />

Kokert erläutert die Leiterin des Instituts für Abfall und Kreislaufwirtschaft, warum wir uns bis auf Weiteres<br />

von dem Gedanken verabschieden sollten, dass wir völlig ohne Deponie auskommen werden können.<br />

Das Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

hat vor Kurzem sein 30-jähriges<br />

Bestehen gefeiert. Was ist in diesen drei<br />

Jahrzehnten bei der Abfallvermeidung und<br />

Entsorgung besser geworden?<br />

Huber-Humer: Wir forschen schwerpunktmäßig<br />

im kommunalen Siedlungsabfallbereich<br />

und da hat sich vor allem<br />

auf der rechtlichen Ebene sehr viel getan.<br />

Man sieht das auch auf globaler Ebene:<br />

Überall dort, wo die regulativen und institutionellen<br />

Rahmenbedingungen fehlen,<br />

hinkt die Abfallwirtschaft noch sehr<br />

hinterher. Hier in Österreich haben wir<br />

mittlerweile ein beinahe überbordendes<br />

und überreguliertes Rechtssystem<br />

im Abfallbereich, was fast wieder als<br />

hemmend gesehen wird – gerade im Zusammenhang<br />

mit Kreislaufwirtschaft. Es<br />

beginnt bei der Definition, was Abfall ist.<br />

In Österreich unterscheiden wir rechtlich<br />

zwischen dem sogenannten subjektiven<br />

Abfallbegriff, also dass sich jemand einer<br />

Sache entledigt – auch wenn das Pro-<br />

dukt noch einen Wert hat, wird es als<br />

Abfall definiert. Auf der anderen Seite<br />

der objektive Abfallbegriff: wenn der<br />

Abfall aus Sicherheitsgründen im Sinne<br />

des Schutzes der öffentlichen Interessen<br />

behandelt werden muss. Derzeit wird<br />

auch auf EU-Ebene diskutiert, ob diese<br />

Kategorien noch zeitgemäß sind und uns<br />

voranbringen<br />

Wo liegen die aktuellen Herausforderungen<br />

in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft?<br />

4 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Wir sind im europäischen Umfeld gleichauf<br />

mit Ländern wie Deutschland oder<br />

Dänemark, also was die Entsorgungsseite<br />

betrifft, ist Österreich sehr gut<br />

aufgestellt. Wo allerdings noch Luft<br />

nach oben ist, ist bei einer hochwertigen<br />

Kreislaufführung und auch bei der<br />

Abfallvermeidung. Wir haben uns von<br />

einer entsorgungsorientierten hin zu<br />

einer ressourcenorientierten Abfallwirtschaft<br />

entwickelt, wir wollen uns als<br />

Recyclinggesellschaft verstehen – aber<br />

das endgültige Ziel ist eine abfallvermeidende<br />

Gesellschaft.<br />

Worin liegen der Stellenwert und die Aufgaben<br />

der Abfallbewirtschaftung in einer<br />

modernen Kreislaufwirtschaft?<br />

Es scheint, dass sich die klassische Abfallwirtschaft<br />

in der neu gedachten, modern<br />

geführten Kreislaufwirtschaft neu finden<br />

muss. Wobei das Kreislaufdenken ja aus<br />

der Abfallwirtschaft kommt, seit den<br />

1980er-Jahren heißt zum Beispiel das<br />

Abfallwirtschaftsgesetz in Deutschland<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz. Erste Begriffe<br />

für Design for Recycling gibt es<br />

seit den 1960er- und -70er-Jahren. Auch<br />

der Begriff „Zero Waste“ wurde in den<br />

70ern geprägt, und zwar in der Industrie,<br />

als man damals versuchte, industrielle<br />

Prozesse möglichst abfallfrei und zirkulär<br />

zu machen. Obwohl der Begriff<br />

„Zero Waste“ natürlich irreführend ist, es<br />

muss uns bewusst sein, dass wir derzeit<br />

noch sehr weit davon entfernt sind. Und<br />

selbst wenn es uns gelingt, alle Kreisläufe<br />

weitgehend zu schließen, wird es immer<br />

noch Abfälle geben, weil wir auch dann<br />

Dinge ausschleusen werden müssen, weil<br />

sie Schadstoffe enthalten. Ein Beispiel:<br />

Viele Elektrogeräte, die vor 20 Jahren<br />

gebaut wurden, enthalten Stoffe, die in<br />

der Zwischenzeit verboten wurden – das<br />

wird uns noch die nächsten Jahrzehnte<br />

begleiten. Aus technischer Sicht wird es<br />

nie eine Recyclingquote von 100 Prozent<br />

geben, da es sogenannte dissipative Verluste<br />

gibt, z. B. Stichwort Mikroplastik.<br />

Stichwort Plastikmüll: Ist das global betrachtet<br />

überhaupt noch in den Griff zu<br />

bekommen?<br />

Einfangen kann man das nicht mehr,<br />

sondern man muss den Eintrag stoppen<br />

und mit Materialien arbeiten, die nicht<br />

so persistent sind, dass sie die nächsten<br />

Jahrhunderte überdauern, falls sie<br />

unkontrolliert in der Umwelt landen.<br />

Vor allem dort, wo diese Materialien im<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

5


Freiland zum Einsatz kommen wie in der<br />

Landwirtschaft. Ein großes Thema ist<br />

auch der Farbabrieb von Fassaden und<br />

Bodenmarkierungen, dabei handelt es<br />

sich ja meist auch um Farben auf Kunststoffbasis.<br />

FOTOS: ADOBE STOCK<br />

Welchen Beitrag kann die Abfallwirtschaft<br />

zum Klimaschutz leisten?<br />

Der Beitrag ist sehr vielfältig und auf<br />

den ersten Blick oft gar nicht so leicht<br />

zu erkennen. Werden organische Abfälle<br />

auf einer Deponie verdichtet, werden<br />

sie anaerob und das heizt die Methanproduktion<br />

so richtig an – und mit 70<br />

Prozent weltweit ist die Deponierung<br />

von Siedlungsabfällen immer noch der<br />

wichtigste Entsorgungsweg. In der EU<br />

und in Österreich gibt es bereits die Vorgaben,<br />

biologisch abbaubares Material<br />

nicht mehr auf Deponien bringen zu dürfen.<br />

Trotzdem darf man nicht vergessen,<br />

dass jedes Produkt bereits ein CO 2<br />

-Packerl<br />

mitbringt und wenn man das dann<br />

nur sehr kurz nutzt und gleich wegwirft,<br />

ist das schlecht für die Klimabilanz.<br />

Wo gibt es Reibungspunkte zwischen der EU<br />

und globalen Abfallwirtschaftsagenden?<br />

Wir haben globale Warenströme, aber<br />

Gesetzgebung auf EU-Ebene, so ist<br />

z. B. gerade eine Ökodesign-Richtlinie in<br />

Ausarbeitung, wo es eben genau darum<br />

geht, Produkte kreislauffähig, langlebig,<br />

und reparaturfreudig zu machen. Seit<br />

Jahrzehnten gibt es auch bereits die sogenannte<br />

erweiterte Produzentenverantwortung<br />

auf EU-Ebene, die Möglichkeiten<br />

gäbe, einzugreifen, die aber bisher<br />

nur sehr rudimentär angewendet wird.<br />

Produzenten müssten Elektroaltgeräte<br />

eigentlich zurücknehmen, aber sie können<br />

sich auch „finanziell entpflichten“,<br />

sie zahlen dafür, dass Sammel- und Verwertungssysteme,<br />

die in den EU-Ländern<br />

eingerichtet wurden, die Aufgabe<br />

für sie erledigen. Am Ende zahlen es die<br />

Konsument*innen über den Kaufpreis<br />

selbst und das ursprüngliche Ziel, aus<br />

dem Umgang in der End-of-life-Phase<br />

eines Produktes für die Produktgestaltung<br />

zu lernen, ist fehlgeschlagen. Durch<br />

die globalen Produkt- und Materialflüsse<br />

kommen zudem Produkte auf den europäischen<br />

Markt, die diesen Vorgaben<br />

nicht entsprechen, aber hier als Abfälle<br />

anfallen. Das müsste auf globaler Ebene<br />

diskutiert werden, was aber schwierig ist,<br />

weil die Voraussetzungen international<br />

sehr inhomogen sind. Das bringt große<br />

Reibungsverluste mit sich.<br />

Wo stehen wir in Österreich gerade? Welche<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

wären noch notwendig?<br />

Was die Entsorgung angeht, sind wir sehr<br />

gut aufgestellt. Jetzt wäre es wichtig,<br />

Weichen zu stellen, damit wir in einen<br />

hochwertigen Kreislauf kommen mit<br />

unseren Produkten. Beim Produktdesign<br />

sind wir wie gesagt noch sehr rudimentär,<br />

was die Möglichkeiten einzugreifen betrifft<br />

oder wir nutzen die vorhandenen<br />

Instrumente nicht gezielt. Die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen würden schon<br />

sehr viel möglich machen. Wir als Konsument*innen<br />

müssen unser Verhalten aber<br />

ebenfalls umstellen und das bedeutet<br />

einen Eingriff in unser alltägliches Leben,<br />

was wir alle nicht so gerne hören.<br />

Beim Einwegpfand war Österreich ja nicht<br />

gerade Spitzenreiter.<br />

Auch wenn wir sonst im Abfallbereich<br />

sehr fortschrittlich sind, waren wir da<br />

ziemlich hinten nach. Gekommen ist das<br />

Einwegpfand ja auch nur, weil eine EU-<br />

Verordnung, die sogenannte „Single Use<br />

Plastics Direc tive“, eine Erfassungs- und<br />

Sammelquote für Einwegkunststoffgetränkeflaschen<br />

ab 2029 von mindestens<br />

90 Prozent vorgibt – das hätte Österreich<br />

allein mit einer Optimierung des<br />

bestehenden Systems nicht geschafft.<br />

Während wir mit dem Finger auf die Supermärkte<br />

zeigen, entsteht mehr als die Hälfte<br />

aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle<br />

in den Haushalten. Gibt es hierfür bereits<br />

ein ausreichendes Bewusstsein?<br />

Der Handel liegt hier im Vergleich bei<br />

unter zehn Prozent. Offenbar hat es etwas<br />

mit Bequemlichkeit zu tun. Bis zur<br />

Inflation und der damit einhergegangenen<br />

Teuerung sind die Ausgaben für<br />

Lebensmittel in den vergangenen Jahrzehnten<br />

im Verhältnis zu anderen Haushaltsausgaben<br />

laufend gesunken und<br />

die Lebensmittel hatten offensichtlich<br />

immer mehr an Wert für uns verloren.<br />

Wir haben in Studien ermittelt, dass zwischen<br />

250 und 800 Euro pro Haushalt<br />

eingespart werden könnte, wenn man<br />

Lebensmittelabfälle großteils vermeidet.<br />

Uns fehlt auch häufig schlicht die<br />

Zeit, uns jeden Tag zu überlegen, was<br />

wir im Kühlschrank haben und wie wir<br />

die Lebensmittel verkochen, bevor sie<br />

schlecht werden.<br />

Welche Themen der Abfallwirtschaft rücken<br />

aktuell in den Fokus?<br />

Textilien, also fast fashion, deren Umweltauswirkungen<br />

immer deutlicher<br />

werden, werden zunehmend zum Thema.<br />

Auf EU-Ebene gibt es zunehmend Vorgaben,<br />

wie etwa eine getrennte Erfassung<br />

ab 2025. Es stehen allerdings derzeit<br />

noch keine Quoten fest, das kommt<br />

noch. Hier in Österreich überlegt man,<br />

wie wir das hinbekommen werden. Es<br />

6 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


ZUR PERSON<br />

Marion Huber-Humer hat an der <strong>BOKU</strong><br />

Landschaftsökologie und Landschaftsplanung<br />

studiert, bereits ihre Diplomarbeit<br />

schrieb sie am Institut für Abfallwirtschaft.<br />

2005 promovierte Huber-<br />

Humer im Fachbereich Kulturtechnik<br />

und Wasserwirtschaft mit einer Arbeit<br />

über die Möglichkeiten der Reduzierung<br />

von Methanemissionen auf Mülldeponien.<br />

Es folgten internationale<br />

Forschungs- und Lehraufträge, unter<br />

anderem an der Universität von Thessaloniki<br />

und Lima. Von 2007 bis 2011 war<br />

Huber-Humer als stellvertretende Leiterin<br />

des Instituts für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

tätig, mit ihrer Professur<br />

für Globale Abfallwirtschaft übernahm<br />

sie 2011 die Leitung.<br />

scheint eine Art duales System zu kommen:<br />

die klassische Altkleidersammlung,<br />

wo Textilien für die Wiederverwendung<br />

z.B. über die karitative Schiene weitergegeben<br />

werden. Dazu wird es wahrscheinlich<br />

ein getrenntes Sammelsystem<br />

für Alttextilien geben, die nicht weiterverwendet<br />

werden können, sondern<br />

hochwertig recycelt werden.<br />

Ist hier in Österreich Mülltrennung bereits<br />

zur Selbstverständlichkeit geworden?<br />

Wir bezeichnen uns ja gerne als die<br />

Trennmeister und wir sind in vielen Bereichen<br />

nicht so schlecht, außer bei den<br />

Kunststoffverpackungen. Dazu gab es<br />

unter anderem von der ARA in den letzten<br />

Jahren auch die sogenannten Sinus-<br />

Milieu-Studien: Grob und vereinfacht<br />

könnte man von einer „Drittel-Gesellschaft“<br />

sprechen: Ein Drittel der Befragten<br />

trennt Müll, ist motiviert und weiß<br />

auch, warum es das macht. Ein weiteres<br />

Drittel erreicht man gut, man muss nur<br />

ständig dranbleiben und muss immer<br />

wieder Bewusstseinsbildung betreiben,<br />

um diese Gruppe nicht zu verlieren, aber<br />

prinzipiell sind diese Menschen bereit,<br />

Müll zu trennen. Und dann gibt es knapp<br />

unter ein Drittel österreichweit, v. a.<br />

aber in größeren Städten und urbanen<br />

Strukturen, da kann man tun, was man<br />

will, man erreicht diese Personengruppe<br />

kaum, weil alles, was mit Umwelt und Abfallvermeidung<br />

bzw. -sammlung zu tun<br />

hat, an ihrer Realität vorbeigeht. Vielleicht<br />

funktionieren hier Anreizsysteme<br />

wie das Einwegpfand. Interessanterweise<br />

sind das nicht die ärmeren sozialen<br />

Schichten, sondern eher die hedonistische<br />

Mittelschicht bzw. untere Mittelschicht<br />

und die sogenannten „digitalen<br />

Individualisten“, d.h. die starken Digital<br />

User. Trotz zielgruppenspezifischer Sprache<br />

und Bewusstseinsbildung in den digitalen<br />

Medien ist man an diese Gruppen<br />

nur sehr eingeschränkt herangekommen.<br />

Was sind die wesentlichen zukünftigen<br />

Forschungsthemen und neuen Ansätze?<br />

Wir in der Abfallwirtschaft waren schon<br />

immer sehr inter- und transdisziplinär<br />

aufgestellt, hatten Kontakt mit Stakeholdergruppen<br />

und sind sehr anwendungsorientiert.<br />

Das wird sich mit der<br />

Kreislaufwirtschaft noch verstärken,<br />

um hier tragfähige, breit akzeptable<br />

Lösungsansätze zu finden, und um auf<br />

diverse soziale Bevölkerungsgruppen<br />

zuzugehen, vielleicht müssen wir auch<br />

noch verstärkt umweltpsychologische<br />

Aspekte mit hereinholen. Was auch<br />

spannend wird, sind Advanced Materials,<br />

also neue Materialien wie etwa<br />

innovative Beschichtungen, die ganz<br />

spezielle Eigenschaften haben, die uns<br />

beim Recycling aber vielleicht vor neue<br />

Herausforderungen stellen. Die Innovationszyklen<br />

werden außerdem immer<br />

schneller und kürzer, darauf muss sich<br />

die Abfallwirtschaft auch einstellen. Hier<br />

sind wir wieder beim Produktdesign ganz<br />

zu Beginn, wo man nicht nur an die Nutzungsphase<br />

denken darf, sondern auch<br />

an die Phase danach. Das sind Themen,<br />

zu denen wir hier forschen. Zu Lebensmittelabfällen<br />

arbeiten wir bereits seit<br />

Gründung des ABF, also seit 30 Jahren<br />

– viele andere befassen sich erst in den<br />

letzten Jahren damit.<br />

Die Entwicklung geht in den europäischen<br />

Industrieländern in Richtung deponiefreie<br />

Gesellschaft. Die International<br />

Solid Waste Association hat es sich<br />

unter anderem zum Ziel gemacht, weltweit<br />

größten unkontrollierten Deponien,<br />

die „open dumps“, zu schließen oder in<br />

einen geregelten Zustand zu überführen.<br />

Das sehe ich als eine der riesigsten<br />

Herausforderungen: diese Flächen umwelt-<br />

und menschenfreundlich zu machen.<br />

Denn man muss den Menschen,<br />

die heute auf und von den Deponien<br />

leben, neue Existenzgrundlagen geben<br />

– diese Projekte muss man wirklich umsichtig<br />

und umfassend angehen. Dabei<br />

dürfen wir nicht übersehen, dass wir auch<br />

hier in Europa und in Österreich in den<br />

nächsten Jahrzehnten noch temporäre<br />

oder finale „Lager“ brauchen werden,<br />

um schadstoffhaltige Materialien und<br />

schädliche Stoffe auszuschleusen. Es<br />

werden andere Deponien sein als heute,<br />

mit neuen Konzepten, aber auch die<br />

Kreislaufwirtschaft wird nicht ohne eine<br />

Form von Deponie auskommen. Auch<br />

dazu forschen wir aktuell. W<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

7


Verpackungssammlung in Transformation<br />

Einführung des Einwegpfandsystems in Österreich<br />

Von Astrid Allesch und Peter Beigl<br />

FOTOS: ABF-<strong>BOKU</strong><br />

D<br />

ie bevorstehenden Herausforderungen<br />

für die Transformation der<br />

Sammlung von Haushalts- und gewerblichen<br />

Verpackungen, insbesondere<br />

dem Einwegpfandsystem für Kunststoffund<br />

Metallgetränkeverpackungen, sind<br />

gewaltig. Grundlegende Systemänderungen<br />

auf Veranlassung von EU- und<br />

Bundesvorgaben ergeben sich durch die<br />

bundesweit einheitliche Sammlung von<br />

Kunststoff- und Metallverpackungen aus<br />

Haushalten sowie die für abfallerzeugende<br />

Betriebe neuerdings kostenlose Verpackungssammlung<br />

im Gewerbebereich<br />

ab <strong>2023</strong>, erstmals verpflichtende Sammelquoten<br />

für Mehrweggetränkeverpackungen<br />

ab 2024 sowie die Einführung<br />

eines Pfandsystems für Einwegkunststoffflaschen<br />

sowie Metallgetränkegebinde<br />

(kurz: Einwegpfand) ab 2025.<br />

PFAND ALS ANREIZ<br />

Die EU-Richtlinie zur Verringerung von<br />

Einwegplastik sieht vor, dass Kunststoffgetränkeflaschen<br />

bis zum Jahr 2029 zu<br />

zumindest 90 Prozent zum Zwecke des<br />

Recyclings getrennt gesammelt werden.<br />

Damit soll insbesondere das achtlose<br />

Wegwerfen (Littering) hintangehalten<br />

und die Verschmutzung der Umwelt verringert<br />

werden.<br />

Ein wesentlicher Anreiz für Bürger*innen,<br />

gebrauchte Getränkeflaschen geordnet<br />

abzugeben, ist das Einheben eines<br />

Pfandes. Internationale Erfahrungen zeigen,<br />

dass dies derzeit die einzige realistische<br />

Maßnahme darstellt, Kunststoffgetränkeflaschen<br />

zu zumindest 90 Prozent<br />

getrennt zu sammeln. Seitens der<br />

Universität für Bodenkultur (Institut für<br />

8 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Abfall- und Kreislaufwirtschaft) wurde<br />

der Prozess von der Entscheidung, ob<br />

ein Pfandsystem nötig ist, bis hin zur Ausgestaltung<br />

des Pfandsystems im Auftrag<br />

des BMK wissenschaftlich begleitet.<br />

ALLE STAKEHOLDER EINGEBUNDEN<br />

Der Einführung des Einwegpfandsystems<br />

kann höchste umweltpolitische Relevanz<br />

zugeordnet werden. Nach der politischen<br />

Entscheidung, ein Einwegpfand einzuführen,<br />

war die Frage der Ausgestaltung<br />

essenziell. Dafür wurde in den Stakeholdergruppen<br />

(I) Abfüller, (II) Handel,<br />

(III) Abfallwirtschaft, (IV) Sammel- und<br />

Verwertungssysteme und (V) Zivilgesellschaft<br />

eine mögliche Ausgestaltung<br />

eines Einwegpfandsystems diskutiert. In<br />

jeder dieser Stakeholdergruppen wurden<br />

sogenannte Gestaltungselemente<br />

eines möglichen Einwegpfandsystems<br />

erarbeitet. Entscheidungsfelder für die<br />

Gestaltung und Umsetzung des Einwegpfandsystems<br />

sind breit und erstrecken<br />

sich vom Management der Materialflüsse,<br />

insbesondere Rücknahme, Zugriff auf die<br />

Sammelware, über die Finanzierung und<br />

Geldflüsse (z. B. Clearing) bis zu Fragen<br />

zu Registrierung und Datenmanagement.<br />

Obwohl inzwischen Erfahrungen von etablierten,<br />

europäischen Einwegpfandsystemen,<br />

insbesondere aus Skandinavien<br />

und dem Baltikum, vorliegen, stellte und<br />

stellt sich die Frage, wann bestehende Lösungen<br />

übernommen und angepasst werden<br />

sollen beziehungsweise, wann es sich<br />

lohnen kann, neue Wege einzuschlagen.<br />

Die wichtigsten Eckpunkte für Kund*innen<br />

sind:<br />

• Pfand gilt für alle Getränkearten mit<br />

Ausnahme von Milch und Milchmixgetränken<br />

und für alle Gebinde mit<br />

einem Volumen zwischen 0,1 und 3<br />

Liter.<br />

• Die Pfandhöhe beträgt einheitlich 25<br />

Cent, unabhängig vom Material oder<br />

der Größe des Gebindes.<br />

• Letztvertreiber*innen sind zur Rücknahme<br />

von leeren Gebinden verpflichtet;<br />

jene Verkaufsstellen, die<br />

Leergebinde manuell (ohne Rücknahmeautomaten)<br />

zurücknehmen,<br />

müssen nur solche Gebinde zurücknehmen,<br />

die sie hinsichtlich Material<br />

und Größe auch anbieten und auch<br />

nur so viel, wie sie üblicherweise an<br />

einzelne Kund*innen verkaufen.<br />

Die Gestaltung der Rücknahme, insbesondere<br />

eine Rücknahmeverpflichtung,<br />

ist essenziell für die zu erreichende Sammelquote,<br />

wobei genauso wie im internationalen<br />

Vergleich ein Kompromiss<br />

zwischen einer verständlichen, flächendeckenden<br />

Rücknahmelösung und den<br />

Limitationen von kleinen, manuellen<br />

Rücknehmern zu finden war. Für die automatisierte<br />

oder manuelle Erfassung<br />

der abgegebenen Gebinde sind die genannten<br />

Rücknehmer eigenverantwortlich<br />

zuständig, wobei die entstehenden<br />

Kosten für die Bereitstellung und Lagerung<br />

an der Rücknahmestelle (z. B. im Filiallager)<br />

mit einheitlicher Aufwandsentschädigung<br />

(handling-fee), differenziert<br />

nach Packstoff und Art der Rücknahme<br />

(manuell bzw. automatisiert), abgegolten<br />

werden. Grundsatz hierfür ist die<br />

Kostenneutralität des Einwegpfandsystems,<br />

der mittels prozessorientierter<br />

Kostenabgrenzung gegenüber dem<br />

Mehrwegpfandsystem umzusetzen war.<br />

Die Ermittlung der handling-fee erfolgt<br />

dabei nach internationalem Vorbild der<br />

skandinavischen und baltischen Systeme.<br />

ABF-<strong>BOKU</strong><br />

SHUTTERSTOCK<br />

VORKAUFSRECHT<br />

Das logistische Management sowie die<br />

Sortierung der Sammelware obliegt einer<br />

zentralen Stelle als Eigentümer der<br />

Sammelware. Die wesentliche Neuerung<br />

bei der österreichischen Pfandlösung ist<br />

das Vorkaufsrecht für sortierte Einweggetränkeverpackungen,<br />

wobei jedem Inverkehrsetzer<br />

(Abfüller oder Importeur)<br />

die sortierte Ware anteilig nach Material<br />

und Farbe anzubieten ist. Dieses Modell<br />

soll den Zugriff der Inverkehrsetzer auf<br />

das verkaufte Material erlauben, um die<br />

erforderlichen Substitutionsquoten mittels<br />

Wiedereinsatz von sekundärem Material<br />

zu ermöglichen und auch Marktungleichgewichte<br />

zwischen Abfüllern<br />

hintanzuhalten.<br />

Betreffend Finanzierung verbleiben Materialerlöse<br />

und nicht ausbezahlte Pfandbeträge<br />

nach internationalem Standard<br />

bei der zentralen Stelle. Die dritte Finanzierungssäule<br />

der zentralen Stelle, die<br />

generell als Non-Profit-Organisation zu<br />

betreiben ist, stellt die Produzentenbeiträge<br />

dar. Nach dänischem und norwegischem<br />

Vorbild ist eine Differenzierung<br />

der Produzentenbeiträge nach ökologischen<br />

Gesichtspunkten, entsprechend<br />

der Ökomodulation, vorzunehmen. Bei<br />

der Berechnung der Produzentenbeiträge<br />

sind neben den genannten Einnahmen<br />

die Kosten für Rücknahme<br />

(handling-fee), Sammlung, Sortierung<br />

und Transport, unter anderem auch Abfallvermeidungs-<br />

und Reinigungskosten<br />

zu berücksichtigen, wobei ein negativer<br />

Produzentenbeitrag nicht zulässig ist.<br />

FÜR ÖSTERREICH ADAPTIERT<br />

Zusammenfassend orientiert sich das<br />

österreichische Einwegpfandsystem an<br />

internationalen schon etablierten Systemen.<br />

Einige Gestaltungselemente<br />

mussten allerdings neu definiert werden,<br />

um österreichische Gegebenheiten<br />

zu berücksichtigen, aber auch um neue<br />

Entwicklungen abzubilden. Die Einwegpfandverordnung<br />

wurde im September<br />

<strong>2023</strong> veröffentlicht, womit das Pfandsystem<br />

für Einweggetränkeverpackungen<br />

plangemäß am 1. Jänner 2025 startet.<br />

W<br />

DI in Dr. in Astrid Allesch ist Universitätsassistentin<br />

am ABF, DI Mag. Peter Beigl forscht dort als<br />

Senior Scientist.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

9


Lebensmittelabfälle in österreichischen<br />

Haushalten – was bringen<br />

unterschiedliche Vermeidungsansätze?<br />

Von Gudrun Obersteiner und Silvia Scherhaufer<br />

FOTOS: ABF-<strong>BOKU</strong><br />

Die Problematik der Lebensmittelverschwendung<br />

ist heutzutage in aller<br />

Munde. Allein die in Haushalten<br />

anfallende Menge an großteils vermeidbaren<br />

Lebensmittelabfällen wird für Österreich<br />

auf über 500.000 Tonnen pro<br />

Jahr geschätzt, wenn man Abfälle, die im<br />

Kanal oder Biomüll landen, mitberücksichtigt<br />

(Obersteiner & Luck, 2020). Insgesamt<br />

zeigen die Zahlen für Österreich,<br />

Deutschland und die Europäische Union,<br />

dass Haushalte für rund 50 Prozent aller<br />

Lebensmittelabfälle verantwortlich sind.<br />

Die Gründe, warum Lebensmittel in<br />

Haushalten entsorgt werden, sind vielfältig<br />

und können nicht auf einzelne<br />

Verhaltensweisen oder Einflussfaktoren<br />

reduziert werden. Laut einer Studie von<br />

WRAP (2008) gibt es in den Haushalten<br />

große Unsicherheit und Unwissenheit<br />

bezüglich der korrekten Lagerung von<br />

Obst und Gemüse. Nicht zuletzt deshalb<br />

werden auch in Österreich am häufigsten<br />

Obst und Gemüse sowie Brot und Gebäck<br />

entsorgt.<br />

Am Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

beschäftigen wir uns seit 2003<br />

mit der Analyse des Aufkommens an Lebensmittelabfällen<br />

und versuchen Wege<br />

und Möglichkeiten zu deren Vermeidung<br />

aufzuzeigen. Die folgenden drei Konzepte<br />

sollen Einblick in unsere Ergebnisse<br />

geben.<br />

Eine wichtige Möglichkeit, dem frühzeitigen<br />

Verderb einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Lebensmittelproduktgruppen, aber<br />

vor allem auch bei Obst und Gemüse,<br />

vorzubeugen, sind entsprechend optimierte<br />

Verpackungssysteme beziehungsweise<br />

optimierte Lagerung. Diese sind<br />

in der Lage, das Lebensmittel möglichst<br />

gut zu schützen sowie auch die Haltbarkeit<br />

aktiv zu verlängern. Das ABF-<strong>BOKU</strong><br />

hat daher versucht herauszufinden, ob<br />

Verpackungssysteme, die theoretisch<br />

die Haltbarkeit bestimmter Lebensmittel<br />

verlängern, auch tatsächlich zu einer<br />

Abfallreduktion auf Konsumentenebene<br />

führen (https://boku.ac.at/wau/abf/<br />

schwerpunktthemen/lebensmittel-imabfall/stop-waste-save-food).<br />

Dazu wurde das Abfallvermeidungspotenzial<br />

bei Lebensmitteln auf Konsument*innenebene<br />

und die Wahrnehmung und<br />

Nutzung von optimierten Verpackungen<br />

mittels Onlinebefragung erhoben. Neben<br />

den Kaufgewohnheiten, Entscheidungsgründen<br />

und Präferenzen sollte vor allem<br />

der Umgang mit Verpackungen im<br />

Haushalt sowie die Gewohnheiten bei der<br />

Lagerung untersucht werden.<br />

Es zeigte sich, dass vor allem Obst- und<br />

Gemüse nach wie vor auch in Österreich<br />

nicht optimal gelagert werden. So gaben<br />

über 70 Prozent der Teilnehmer*innen der<br />

Umfragen an, ihre Äpfel bei Raumtemperatur<br />

zu lagern, was deren Haltbarkeit<br />

10 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Lagerungsgewohnheiten<br />

Gemeinsam aktiv werden<br />

ist gewinnbringender<br />

und kraftgebender.<br />

Katharina Rogenhofer<br />

Abb. 1: Lagerungsgewohnheiten österreichischer Haushalte<br />

GEKAUFTE LEBENSMITTEL IN EIGENER VERPACKUNG<br />

Salat<br />

40 %<br />

14 % 8 % 36 %<br />

2 %<br />

Gurken<br />

40 %<br />

7 % 3 % 48 % 3 %<br />

Pilze<br />

48 %<br />

24 %<br />

4 %<br />

10 %<br />

14 %<br />

Wurstwaren<br />

57 %<br />

2 %<br />

22 %<br />

0 %<br />

19 %<br />

Käse<br />

68 %<br />

2 %<br />

25 %<br />

1 %<br />

4 %<br />

Fleisch<br />

68 %<br />

1 % 14 % 1 %<br />

16 %<br />

Erdbeeren<br />

36 % 29 %<br />

7 %<br />

15 %<br />

13 %<br />

Tomaten<br />

28 %<br />

24 %<br />

3 %<br />

41 %<br />

4 %<br />

0 %<br />

10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %<br />

Aufbewahren in Originalverpackung<br />

Aufbewahren in geöffneter Originalverpackung (z. B. für bessere Luftzufuhr)<br />

Umverpacken und anders verpackt aufbewahren (z. B. Frischhaltefolie, Kunststoffbehälter)<br />

Ohne Verpackung aufbewahren (lose)<br />

Dieses Produkt kaufe ich nicht<br />

Abb. 2: Onlinebefragung – Lagerung direkt nach dem Einkauf<br />

verkürzt. Auch Orangen weisen bei kühler<br />

Lagerung eine längere Haltbarkeit auf,<br />

werden aber nur von weniger als zehn Prozent<br />

der Teilnehmer*innen im Kühlschrank<br />

und bei mehr als 80 Prozent der Teilnehmer*innen<br />

bei Raumtemperatur gelagert.<br />

Ähnliches gilt für Weintrauben, die von<br />

annähernd 55 Prozent der Befragten bei<br />

Raumtemperatur statt im Kühlschrank<br />

gelagert werden. Tomaten werden von<br />

rund der Hälfte der Befragten im Kühlschrank,<br />

von der anderen Hälfte jedoch<br />

bei Zimmertemperatur gelagert. (Abb. 1)<br />

Fragt man die Konsument*innen, wie sie<br />

bestimmte Produkte nach dem Einkauf<br />

zu Hause lagern, so zeigt sich eine deutliche<br />

Tendenz zur Lagerung außerhalb der<br />

Originalverpackung (Abb. 2). So werden<br />

Salat, Gurken oder Tomaten tendenziell<br />

eher ohne Verpackung (lose) gelagert.<br />

Als neue Möglichkeit, die gekauften Lebensmittel<br />

bestmöglich zu nutzen und<br />

Abfälle zu vermeiden, werden immer<br />

mehr Apps angeboten, die dabei helfen<br />

sollen, die Einkäufe besser zu managen.<br />

Im Rahmen des EU Projektes<br />

LOWINFOOD (lowinfood.eu) wurde<br />

untersucht, inwiefern durch die Nutzung<br />

einer derartigen App tatsächlich Lebensmittelabfälle<br />

vermieden werden können.<br />

Die CozZo-App – die derzeit nur für iOS-<br />

Nutzer verfügbar ist – ist eine ganzheitliche<br />

Küchenmanagement-Anwendung<br />

für Haushalte, die hilft, den Verderb von<br />

Lebensmitteln zu vermeiden indem der<br />

Einkauf von Lebensmitteln und die Kochplanung<br />

optimiert werden. Insgesamt 52<br />

Haushalte in Österreich, Finnland und<br />

Griechenland nutzten die Anwendung<br />

über einen Zeitraum von 3 bis 6 Wochen.<br />

In allen Ländern ist ein Rückgang der<br />

Lebensmittelabfallmengen in der Demonstrationsphase<br />

im Vergleich zur Zeit<br />

vor der Demonstration zu beobachten.<br />

Die Ergebnisse des t-Tests zeigten, dass<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

11


The household approach<br />

Abb. 3: Ablauf des Experiments zur Nutzung einer App zur Vermeidung von Lebensmittelabfall (Abbildung von Tampere Universität, Finnland)<br />

der Unterschied im Vorher-Nachher-<br />

Vergleich statistisch signifikant war.<br />

Über alle Teilnehmer*innen wurde eine<br />

Reduktion der Lebensmittelabfälle von<br />

43 Prozent erreicht. Neben den Mengen<br />

wurden auch Stärken und Schwächen der<br />

App aus Sicht der Nutzer mittels Befragungen<br />

qualitativ erhoben, um Verbesserungspotenziale<br />

für die App abzuleiten.<br />

Allein die Nutzung der App scheint das<br />

allgemeine Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung<br />

und die zahlreichen<br />

Bereiche des Haushaltsmanagements,<br />

die damit zusammenhängen (etwa Planung<br />

des Einkaufs, Bestandsverwaltung,<br />

Lagerung und Zubereitung), zu schärfen.<br />

Die regelmäßige Nutzung der App und<br />

vor allem die Integration in die Alltagspraxis<br />

stellt jedoch noch eine Herausforderung<br />

dar, da die App in puncto Nutzerfreundlichkeit<br />

noch Mängel aufweist. Die<br />

Funktionen der App müssen so intuitiv<br />

wie möglich gestaltet werden, damit die<br />

App langfristig genutzt wird und damit<br />

die Gewohnheiten der Konsument*innen<br />

hinsichtlich eines besseren Lebensmittelmanagements<br />

geändert werden.<br />

Die CozZo-App bietet eine Vielzahl an<br />

Funktionen an, um dies theoretisch zu<br />

erreichen. Die App wird laufend verbessert<br />

und erweitert und auch bald für<br />

Android-Nutzer verfügbar sein.<br />

Neben dem vorrangigen Ziel, die Lebensmittelabfälle<br />

im eigenen Haushalt zu<br />

vermeiden, sind aber viele Leute mittlerweile<br />

bestrebt, auch an anderen Stationen<br />

der Wertschöpfungskette bei der<br />

Vermeidung von Lebensmittelabfällen<br />

zu unterstützen. Dazu zählen zum Beispiel<br />

die freiwillige Arbeit bei karitativen<br />

Einrichtungen, wo durch die Weitergabe<br />

von überschüssigen Lebensmitteln aus<br />

Handel und Produktion an bedürftige<br />

Personen der soziale Aspekt im Vordergrund<br />

steht.<br />

Bei Aktivitäten wie Foodsharing, aber<br />

auch Dumpstern (hier wird das Essen<br />

aus dem Müll der Handelsunternehmen<br />

geholt) ist der eigentliche Antrieb für<br />

viele der Umweltaspekt oder einfach der<br />

persönliche ökonomische Nutzen. Bei<br />

der Nutzung der App Too Good To Go<br />

sind es beide Beweggründe. So gaben<br />

81 Prozent der Nutzer*innen als Beweggrund<br />

an, dass sie die App nutzen, um<br />

Geld zu sparen und 92 Prozent nutzen<br />

die App, um die Lebensmittelverschwendung<br />

zu reduzieren. Die 2015 in Dänemark<br />

gegründete App Too Good To Go<br />

(TGTG) hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

der Lebensmittelverschwendung in der<br />

Gastronomie und im Einzelhandel entgegenzuwirken.<br />

Das Konzept der App<br />

ist es, Betrieben die Möglichkeit zu geben,<br />

Produkte, die bis Tagesende nicht<br />

12 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Nutzung der App nach Alter<br />

ILLUSTRATIONEN: ANIKA LEODOLTER<br />

Ich kenne und nutze die App nicht<br />

Ich kenne die App, habe sie<br />

aber noch nicht genutzt<br />

Ich habe die App früher genutzt,<br />

aber aktuell nicht mehr<br />

Ich kenne die App und nutze<br />

sie gelegentlich<br />

Ich kenne die App und nutze<br />

sie regelmäßig<br />

Abb. 4: Nutzung der App Too Good To Go in<br />

verschiedenen Altersklassen<br />

mehr als die<br />

Hälfte<br />

1 %<br />

nichts<br />

42%<br />

Anteil entsorgt<br />

mehr als<br />

ein Viertel<br />

3 %<br />

weniger als ein<br />

Viertel, aber<br />

mehr als 10 %<br />

3 %<br />

einzelne<br />

Produkte<br />

(5-10%)<br />

15 %<br />

Teile einzelner<br />

Produkte, z. B.<br />

einzelne schlechte<br />

Früchte (unter 5 %)<br />

36 %<br />

Abb. 5: Befragungsergebnisse zur Entsorgung<br />

von Lebensmittelabfällen aus Too Good To Go-<br />

Überraschungssackerln.<br />

verkauft wurden und noch genießbar<br />

sind, in Form eines Überraschungspakets<br />

zu einem billigeren Preis an App-<br />

Nutzer*innen zu verkaufen. Obwohl die<br />

positiven Auswirkungen der App auf<br />

das Abfallaufkommen im Lebensmitteleinzelhandel<br />

und in der Gastronomie<br />

unbestritten sind, war nicht auszuschließen,<br />

dass es zumindest zum Teil zu einer<br />

Verlagerung des Abfallaufkommens von<br />

der Gastro nomie und dem Handel hin zu<br />

den Einzelhaushalten kommt. Das hat<br />

nicht zuletzt Auswirkungen auf die kommunale<br />

Abfallsammlung. Analysen vom<br />

ABF-<strong>BOKU</strong> konnten aber klar zeigen,<br />

dass die Nutzung der App in Relation zu<br />

kaum einem höheren Abfallaufkommen<br />

bei den Konsument*innen führt, jedoch<br />

stark zur Abfallvermeidung in den Betrieben<br />

beitragen kann. Eine repräsentative<br />

Umfrage zeigte, dass immerhin<br />

66 Prozent der Österreicher*innen die<br />

App kennen und 28 Prozent nutzen sie<br />

zumindest gelegentlich.<br />

Im Mittel werden pro Sackerl 2,3 kg<br />

an Lebensmitteln im Handel gerettet,<br />

wobei in weiterer Folge rund zehn Prozent<br />

dieser geretteten Lebensmittel im<br />

Haushalt entsorgt werden. Besonders<br />

häufig betrifft dies Fisch und Ready to<br />

Eat-Produkte. Die Umfrage ergab, dass<br />

Haushalte nicht das Gefühl haben, von<br />

über Too Good To Go-Sackerln bezogene<br />

oder andere vergünstigte Produkte<br />

mehr zu entsorgen als andere. Das entspricht<br />

auch den Ergebnissen früherer<br />

Erhebungen, wo für Haushalte ein Anteil<br />

von rund sechs Prozent des gesamten<br />

Einkaufes als unterer anzunehmender<br />

Wert berechnet wurde.<br />

In Summe hat sich gezeigt, dass falsche<br />

Lagerung und ein falscher Umgang mit<br />

Verpackungen wesentlich zur Menge der<br />

anfallenden Lebensmittelabfälle im Haushalt<br />

beitragen. Die Ergebnisse der Online-Umfrage<br />

zeigen, dass die Verbraucher*innen<br />

das Potenzial von optimierten<br />

Verpackungen zur Lebensmittelabfallvermeidung<br />

nicht wahrnehmen, sondern<br />

vielmehr dazu neigen, Produkte als überverpackt<br />

zu empfinden. Sie sind sich nicht<br />

bewusst, dass die Lagerung von Lebensmitteln<br />

in ihrer Originalverpackung ihre<br />

Frische und Haltbarkeit verlängert. Hier<br />

können Apps zum Küchenmanagement<br />

unterstützen, Einkauf und Vorratshaltung<br />

zu optimieren, sodass weniger Lebensmittelabfälle<br />

im Haushalt anfallen. Aber<br />

auch Apps zur Lebensmittelrettung funktionieren,<br />

indem sie Unternehmen mit<br />

überschüssigem Angebot und Haushalte<br />

mit Bedarf vernetzen. Entgegen früherer<br />

Vermutungen kommt es hier nicht zu<br />

einer Abfallverlagerung, sondern zu einer<br />

tatsächlichen Abfallvermeidung. W<br />

DI in Dr. in Gudrun Obersteiner und DI in (FH) Silvia<br />

Scherhaufer sind Senior Scientists am ABF-<strong>BOKU</strong>.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

13


Elektroaltgeräte: Der wertvollste<br />

und gefährlichste Haushaltsabfall<br />

Koordinierte Maßnahmen sind dringend notwendig, um die Recyclingquoten zu erhöhen<br />

und negative Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.<br />

Von Stefan Salhofer und Aleksander Jandric<br />

Die Nutzung elektrischer und<br />

elektronischer Geräte nimmt<br />

zu, nicht nur in den industrialisierten<br />

Ländern, sondern besonders<br />

rasant in den Schwellen-<br />

und am wenigsten entwickelten<br />

Ländern. Mobile Endgeräte ersetzen<br />

beispielsweise in Afrika immer häufiger<br />

eine fehlende elektrische und digitale<br />

Infrastruktur. Wenig überraschend<br />

nimmt in der Folge die Masse der zu<br />

entsorgenden Geräte zu und hat bereits<br />

die Menge von 50 Millionen Tonnen pro<br />

Jahr (2019) überschritten.<br />

Allerdings ist der Anteil der gesammelten<br />

und verwerteten Geräte mit<br />

17 Prozent erschreckend gering. Nach<br />

Regionen liegt dieser Wert in Europa<br />

mit 42 Prozent vergleichsweise hoch,<br />

während in Asien, Nord- und Südamerika<br />

und Ozeanien nur rund zehn Prozent<br />

14 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


der Geräte nach Nutzung ihren Weg in<br />

eine Recyclinganlage finden, für Afrika<br />

wird von einer dokumentierten Recyclingquote<br />

von einem Prozent berichtet<br />

(Forti et al., 2020). Dies ist in mehrfacher<br />

Hinsicht problematisch: Elektround<br />

Elektronikgeräte werden mit hohem<br />

Material- und Energieeinsatz produziert,<br />

sodass eine längere Nutzung in der Regel<br />

am meisten dazu beitragen kann, die<br />

Umweltauswirkungen gering zu halten.<br />

Die Entwicklungen zeigen aber, dass in<br />

den meisten Regionen und Ländern der<br />

Fokus auf der stofflichen Verwertung<br />

zur Rückgewinnung von wertvollen Materialien<br />

liegt. Während dies bei Eisen<br />

und Stahl, Aluminium und Kupfer erfolgreich<br />

umgesetzt werden kann, gibt es<br />

klare technologische Grenzen bei der<br />

Rückgewinnung der kleinen Anteile an<br />

Edelmetallen und insbesondere der Seltenen<br />

Erden, die als Leuchtstoff, Magnetmaterial,<br />

Legierungsbestandteil oder<br />

in Batterien gebraucht werden.<br />

SAMMELQUOTEN NICHT ERREICHT<br />

Bei der Recyclingtechnologie gibt es<br />

große regionale Unterschiede: In den<br />

EU-Mitgliedsstaaten, wenn auch nach<br />

Ländern unterschiedlich, wurden Recyclingtechnologien<br />

entwickelt und auch<br />

umgesetzt. Basierend auf einer umfassenden<br />

Europäischen Gesetzgebung<br />

(EAG-Richtlinie, RoHS-Richtlinie) sind<br />

die Hersteller und Importeure im Rahmen<br />

der Produzentenverantwortlichkeit<br />

verpflichtet, die Sammlung und Verwertung<br />

zu finanzieren. Allerdings kann<br />

man auch hier nur von einem Teilerfolg<br />

sprechen, da sich die Verpflichtung der<br />

Verursacher nur auf eine Teilmenge der<br />

auf den Markt gebrachten Geräte bezieht<br />

(die vorgegebenen Sammelquoten<br />

liegen bei 65 Prozent der in Verkehr gebrachten<br />

Geräte) und diese Sammel-<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

15


FOTOS: ABF-<strong>BOKU</strong><br />

quoten auch heute von den meisten Mitgliedsstaaten,<br />

einschließlich Österreich,<br />

nicht erreicht werden.<br />

In anderen Teilen der Welt fehlt weitgehend<br />

die gesetzliche Regelung. Da die<br />

Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten<br />

nicht kostendeckend ist – aufwendige<br />

Aufbereitungsschritte übersteigen<br />

die Materialerlöse in der Regel – gibt<br />

es ohne gesetzliche Verpflichtung keine<br />

Motivation seitens der Entsorgungswirtschaft,<br />

sich dieses Abfallstroms anzunehmen.<br />

Lukrative Ausnahmen wie die<br />

Verwertung von Laptops gibt es zwar,<br />

doch für die Masse der Haushaltsgeräte<br />

entsteht bei ordnungsgemäßer Schadstoffentfrachtung<br />

und Behandlung kein<br />

wirtschaftlicher Gewinn. In der Folge<br />

besteht in vielen weniger entwickelten<br />

und regulierten Ländern nur ein erweiterter<br />

Schrotthandel, meist mit Beteiligung<br />

des informellen Recyclingsektors<br />

mit ausgewählten Materialien aus einer<br />

Zerlegung von EAG, während nicht nachgefragte<br />

Teile häufig unkontrolliert entsorgt<br />

werden.<br />

KOMPLEXE MATERIALIEN<br />

Elektroaltgeräte sind gleichzeitig der<br />

wertvollste und der gefährlichste Abfall<br />

aus Haushalten. Die primäre Gefährlichkeit<br />

geht von den verschiedenen darin<br />

enthaltenen Materialien aus. Ein weiterer<br />

Risikofaktor kommt jedoch hinzu,<br />

wenn Elektronikprodukte im informellen<br />

Recyclingsektor behandelt werden. Elektronische<br />

Produkte enthalten eine Reihe<br />

industrieller Standardmaterialien und<br />

-legierungen, wie Kupfer, Stahl, Aluminium,<br />

Keramik, Glas und andere, die in<br />

der Regel für wesentliche Funktionen<br />

wie robuste Gehäuse, Schrauben und<br />

Matten, elektrische Leitfähigkeit und<br />

Ähnliches verwendet werden. Mit der<br />

Miniaturisierung und der zunehmenden<br />

Rechenleistung elektronischer Geräte<br />

werden immer komplexere Materialien<br />

benötigt, um diese Funktionen zu erfüllen.<br />

So enthalten beispielsweise LCDs<br />

Chrom, Indium und Seltene Erden, und<br />

Batterien benötigen erhebliche Mengen<br />

an Kobalt, Nickel, Phosphor, Lithium und<br />

Graphit. Im Gegensatz dazu enthalten<br />

Leiterplatten über 50 Elemente oder die<br />

meisten bekannten Metalle, einschließlich<br />

Industriemetalle, Edelmetalle und<br />

Seltene Erden (Chancerel et al., 2013;<br />

Hagelüken, 2014; Jandric et al., 2018).<br />

ENDOKRINE DISRUPTOREN<br />

Kunststoffe in elektronischen Produkten<br />

machen zwischen zehn Prozent der Kühlund<br />

Haushaltsgroßgeräte (Kühl- und Gefrierschränke,<br />

Backöfen, Mikrowellen<br />

und andere) aus, und bis zu 90 Prozent<br />

der Gesamtmasse bei bestimmten IToder<br />

Sportgeräten oder Spielzeugen.<br />

Die Nachfrage nach Kunststoffen in<br />

elektronischen Produkten ist außerordentlich<br />

hoch, unter anderem in Bezug<br />

auf Haltbarkeit unter verschiedenen Umweltbedingungen,<br />

Flexibilität, Festigkeit,<br />

Farbe oder Transparenz, Hitzebeständigkeit<br />

und Flammwidrigkeit. Um diese<br />

Anforderungen zu erfüllen, benötigt<br />

die Basisstruktur von Kunststoffpolymeren<br />

funktionelle Zusatzstoffe, Filamente,<br />

Farbstoffe und Verstärkungen.<br />

Die Kunststoffadditive werden strengen<br />

Tests unterzogen und stellen in den Geräten<br />

keine nennenswerte Gefahr für die<br />

16 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Gesundheit und die Umwelt dar. Nehmen<br />

wir jedoch an, dass dieselben Kunststoffe<br />

in der Umwelt entsorgt oder offen verbrannt<br />

werden, wie es bei der informellen<br />

Behandlung von Elektroaltgeräten<br />

üblich ist. In diesem Fall verursachen sie<br />

als endokrine Disruptoren erhebliche<br />

Schäden für die menschliche Gesundheit,<br />

schädigen das Atmungssystem und<br />

sind krebserregend (Cesaro et al., 2019;<br />

Vaccari et al., 2019).<br />

KOORDINIERTE<br />

MASSNAHMEN NOTWENDIG<br />

Die Herausforderungen im EAG-Management<br />

sind vielschichtig. Neben<br />

den technologischen Grenzen bei der<br />

Rückgewinnung wertvoller Materialien<br />

besteht ein erhebliches Problem in der<br />

mangelnden Umsetzung von Gesetzen<br />

und Richtlinien zur Produzentenverantwortlichkeit,<br />

insbesondere in weniger<br />

entwickelten Ländern. Die gefährlichen<br />

Inhaltsstoffe von Elektro- und Elektronik<br />

geräten machen sie zu einem besonders<br />

problematischen Abfallstoff, dessen<br />

unsachgemäße Behandlung nicht<br />

nur die Umwelt belastet, sondern auch<br />

erhebliche Risiken für die menschliche<br />

Gesundheit birgt.<br />

In Anbetracht dieser Herausforderungen<br />

ist es entscheidend, dass sowohl auf<br />

nationaler als auch auf internationaler<br />

Ebene Maßnahmen ergriffen werden,<br />

um die effektive Sammlung, Verwertung<br />

und Entsorgung von Elektroaltgeräten<br />

zu fördern. Dies erfordert nicht nur die<br />

Entwicklung und Umsetzung strengerer<br />

Gesetze und Richtlinien, sondern auch<br />

verstärkte Anstrengungen im Bereich<br />

der Aufklärung und Sensibilisierung,<br />

um das Bewusstsein für die Bedeutung<br />

des nachhaltigen Umgangs mit Elektround<br />

Elektronikgeräten zu schärfen. Nur<br />

durch eine umfassende und koordinierte<br />

Anstrengung können die negativen Auswirkungen<br />

dieses wachsenden Problems<br />

minimiert und langfristig vermieden<br />

werden.<br />

W<br />

LITERATUR<br />

Cesaro, A., Belgiorno, V., Gorrasi, G., Viscusi,<br />

G., Vaccari, M., Vinti, G., Jandric, A., Dias, M.I.,<br />

Hursthouse, A., Salhofer, S., 2019. A relative<br />

risk assessment of the open burning of WEEE.<br />

Environmental Science and Pollution Research<br />

26(11), 11042-11052.<br />

Chancerel, P., Rotter, V.S., Ueberschaar, M.,<br />

Marwede, M., Nissen, N.F., Lang, K.-D., 2013.<br />

Data availability and the need for research to<br />

localize, quantify and recycle critical metals in<br />

information technology, telecommunication<br />

and consumer equipment. Waste Management<br />

& Research 31(10_suppl), 3-16.<br />

Forti, V., Balde, C.P., Kuehr, R., Bel, G., 2020.<br />

The Global E-waste Monitor 2020: Quantities,<br />

flows and the circular economy potential. United<br />

Nations University/United Nations Institute<br />

for Training and Research and International<br />

Telecommunication Union, Bonn, Geneva and<br />

Rotterdam.<br />

Hagelüken, C., 2014. Recycling of (critical)<br />

metals, Critical Metals Handbook. pp. 41-69.<br />

Jandric, A., Tran, D.C., Beigl, P., Micuda, Z.,<br />

Salhofer, S., 2018. Exploration of the material<br />

distribution of complex components in waste<br />

electrical and electronic equipment. Global<br />

Nest Journal.<br />

Vaccari, M., Vinti, G., Cesaro, A., Belgiorno, V.,<br />

Salhofer, S., Dias, M.I., Jandric, A., 2019. WEEE<br />

Treatment in Developing Countries: Environmental<br />

Pollution and Health Consequences-An<br />

Overview. International journal of environmental<br />

research and public health 16(9), 1595.<br />

.<br />

Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Stefan Salhofer ist Universitätsdozent<br />

am ABF, DI Aleksander Jandric ist dort<br />

als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter tätig.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

17


Kunststoffe stellen eine der<br />

größten Umweltverschmutzungen<br />

dar, die uns aufgrund<br />

ihrer langen Haltbarkeit auf unbestimmte<br />

Zeit begleiten werden.<br />

Während Makroplastik (> 5 mm),<br />

das in die Umwelt gelangt, gut erkannt<br />

und daher auch wieder aus der Umwelt<br />

entfernt werden kann, trifft das bei Mikroplastik<br />

nicht zu, weshalb diese Kunststoffe<br />

mittlerweile stark in den Fokus der<br />

Forschung gerückt sind.<br />

Dem Mikroplastik auf der Spur<br />

Von Sabine Lenz, Gudrun Obersteiner, Christian Zafiu<br />

reicht hierbei von Rieselhilfen bis hin zu<br />

Schmirgel- und Schleifmittel, die sowohl<br />

in der Industrie als auch in der Kosmetik<br />

Anwendung finden und nun von der EU<br />

schrittweise verboten werden (wie etwa<br />

Glitter oder Kunstrasengranulat). Diese<br />

Produkte werden von einigen Autor*innen<br />

häufig auch als primäre Mikroplastikpartikel<br />

Typ A bezeichnet und unterscheiden<br />

sich von jenen, die während<br />

der Produktnutzung aus einem makroskopischen<br />

Kunststoff während deren<br />

Benutzung emittiert werden, wie das bei<br />

Reifenabriebsemissionen der Fall ist (Typ<br />

B). Sekundäres Mikroplastik fragmentiert<br />

aus makroskopischen Kunststoffen durch<br />

physikalisch, chemische und biologische<br />

Prozesse. Die Einteilung nach der Quelle<br />

ist besonders wichtig, da eine Vermeidung<br />

der Verschmutzung nur in Abhängigkeit<br />

vom Ursprung erfolgen kann.<br />

Mikroplastikpartikel werden heutzutage<br />

quasi überall gefunden. Doch woher sie<br />

Als Mikroplastik bezeichnet man Kunststoffteilchen<br />

(z. B. Polyethylen Polypropylen,<br />

etc.) mit einem Durchmesser von<br />

bis zu 5 Millimetern. Die untere Abgrenzung<br />

wird entweder mit 1 µm, 100 nm<br />

oder ohne untere Größenbeschränkung<br />

angegeben. Grundsätzlich wird zwischen<br />

primärem und sekundärem Mikroplastik<br />

unterschieden. Primäres Mikroplastik ist<br />

jenes, das als Produkt oder als Produktzusatz<br />

hergestellt wird. Die Produktpalette<br />

Einteilung der Mikrokunststoffe nach Ursprung. (© Christian Zafiu)<br />

18 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


FOTOS: ABF-<strong>BOKU</strong><br />

Analyse der Probe (FTIR-Mikroskop BRUKER Lumos II)<br />

genau kommen, wie sie wohin gelangen<br />

und wie viel davon sich bereits in<br />

der Umwelt befindet, ist nur teilweise<br />

bekannt. Am Institut für Abfall- und<br />

Kreislaufwirtschaft (ABF-<strong>BOKU</strong>) analysieren<br />

wir aktuell Kunststoffe aus zwei<br />

spezifischen Umweltbereichen. Einerseits<br />

wurden und werden im Rahmen<br />

unterschiedlicher Projekte Analysen von<br />

Mikroplastik in Flüssen durchgeführt, andererseits<br />

werden Mikroplastikpartikel in<br />

Komposten, Gärresten, Kultursubstraten<br />

und Böden untersucht.<br />

PROBENAHME UND<br />

PROBENAUFBEREITUNG<br />

Aktuell sind weder die Probenahme noch<br />

Vorbereitung oder Messung standardisiert<br />

und die publizierten Ergebnisse<br />

häufig nicht vergleichbar. Der Aufwand<br />

für diese schwierige und zeitaufwendige<br />

Aufgabe hängt stark von der Probenmenge<br />

und -zusammensetzung und<br />

somit von der Probenahme-Methode<br />

ab und sollte daher bei der Wahl der<br />

Methode mitberücksichtigt werden. Je<br />

nach Fragestellung sowie dem zu untersuchenden<br />

Medium werden optimierte<br />

Probenahme- und -aufbereitungsmethoden<br />

angewandt. Für die Beprobung von<br />

Mikroplastik in Fließgewässern kommen<br />

neben Netzen des Instituts für Wasserbau,<br />

Hydraulik und Fließgewässerforschung,<br />

die für die zeitgleiche Untersuchung<br />

unterschiedlicher Wassertiefen<br />

entwickelt wurden (Liedermann et al.,<br />

2018, 2020), auch einfachere Manta-<br />

Netze wie auch mit Pumpen betriebene<br />

Filtersysteme oder die vom Umweltbundesamt<br />

eingesetzte Sedimentationsbox<br />

zum Einsatz. Die Probenahme von festen<br />

Matrizen (z. B. Kompost und Klärschlamm)<br />

ist zwar weniger aufwendig,<br />

doch weisen die festen Proben einen<br />

hohen Anteil an störenden Matrixelementen<br />

auf.<br />

Je nach Methode kommt es zu unterschiedlichen<br />

Herausforderungen bei der<br />

Aufbereitung, Analyse und Interpretation<br />

der Ergebnisse. Vor allem Mikroplastik,<br />

das zusammen mit großen Mengen<br />

an organischem und anorganischem<br />

Beifang (z. B. Laub, kleine Organismen,<br />

Sedimente etc. in Fluss-Netzproben)<br />

beprobt wird, muss zunächst isoliert<br />

werden. Ziel der Aufbereitung im Labor<br />

ist es, die Kunststoffpartikel ohne<br />

Verluste und Zersetzung abzutrennen,<br />

um eine ordnungsgemäße Analyse der<br />

Mikroplastikpartikel (Anzahl, Kunststoffart<br />

usw.) zu ermöglichen. Die Probenvorbereitung<br />

ist mit einem wesentlich<br />

größeren Aufwand verbunden als die<br />

tatsächliche Analyse. Zur Probenvorbereitung<br />

werden meist chemische oder<br />

enzymatische Aufschlussverfahren gewählt,<br />

die die organische Matrix zersetzen<br />

kann, ohne den Kunststoff anzugreifen.<br />

Störende mineralische Bestandteile<br />

werden durch Dichtetrennschritte<br />

ausgeschleust. Für Flussproben wurde<br />

ein ursprünglich für Meeresproben entwickeltes<br />

Reinigungsprotokoll adaptiert<br />

und umfasst Siebung, Dichtetrennung,<br />

Fenton-Oxidation und enzymatischen<br />

Aufschluss mit verschiedenen Enzymen.<br />

Zur Bewertung des Extraktionsprotokolls<br />

wurde ein Experiment zur Bestimmung<br />

der Wiederfindungsrate durchgeführt,<br />

wobei eine Gesamtwiederfindungsrate<br />

von 90 Prozent festgestellt wurde.<br />

Allerdings gibt es Einschränkungen bei<br />

kleinen Partikelgrößen.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

19


FOTOS: ABF-<strong>BOKU</strong><br />

Links: Probe, rechts: „Chemisches Bild“ eines Probenfilters; Polymere in Farbe abgebildet<br />

Die Probenaufbereitung von Kompost<br />

und Klärschlamm ist aufgrund der geringeren<br />

Heterogenität der Probe hinsichtlich<br />

Partikelgröße und Materialzusammensetzung<br />

nicht ganz so komplex.<br />

Nichtsdestotrotz ist die sequentielle<br />

Nasssiebung zumindest durchzuführen<br />

um die Mikroplastikpartikel aus größtenteils<br />

Kompost/Klärschlamm abzutrennen.<br />

ANALYTISCHE METHODEN<br />

Da Kunststoffe so vielfältig eingesetzt<br />

sind, ist die Quellenbestimmung sehr<br />

schwierig. Als Identifikationsmerkmale<br />

werden Form, Farbe und Polymertyp<br />

verwendet. Während Form und Farbe<br />

bei größeren Mikroplastikpartikeln mit<br />

einfachen Mitteln, wie dem freien Auge<br />

oder dem Mikroskop, ermittelt werden<br />

können, ist zur Identifikation des Polymers<br />

immer eine analytisch-chemische<br />

Methode notwendig, wobei die häufigste<br />

Methode die Infrarotspektroskopie ist.<br />

Problematisch bei der Identifikation sind<br />

Anhaftungen der Probenmatrix, welche<br />

Mikrokunststoffe verdecken können.<br />

Deshalb spielt gerade bei der Mikrokunststoffanalyse<br />

die oben beschriebene<br />

Probenvorbereitung eine entscheidende<br />

und umfangreiche Rolle. Neben den<br />

mikroskopischen, die zu den „zählenden“<br />

Verfahren zählen und Quantitäten<br />

in Form von Partikelzahlen ergeben,<br />

haben sich auch thermische Verfahren<br />

etabliert, die Kunststoffmassen auch für<br />

sehr kleine Mikroplastikpartikel ermitteln<br />

können. Beide Methoden werden<br />

als komplementär angesehen, da die<br />

thermischen Methoden keine Auskunft<br />

über die Partikelgröße geben können<br />

und durch „zählende“ Methoden nur im<br />

Falle von sehr großen Partikeln die Masse<br />

über Separation der Partikeln und deren<br />

Wägungen ermittelbar ist.<br />

Am ABF-<strong>BOKU</strong> wurden folgende Herangehensweisen<br />

gewählt:<br />

1) „Handpicking“ der größeren Mikroplastikpartikel<br />

aus der nach der Probenvorbehandlung<br />

verbleibenden<br />

Probenmatrix unter dem Mikroskop,<br />

gefolgt von der Messung und Identifizierung<br />

der einzelnen Partikel mittels<br />

Infrarotspektroskopie (Bruker, Alpha;<br />

ATR-Messung).<br />

2) Übertragung der Proben (Partikel<br />

einschließlich Restmatrix) auf Filter<br />

und automatisierte Messung und<br />

Identifizierung kleiner Mikroplastikpartikel<br />

mit einem automatisierten<br />

stand-alone FTIR-Mikroskop (Bruker,<br />

Lumos II; Transmissionsmessung). Dieses<br />

Gerät des <strong>BOKU</strong>-Imaging Centers<br />

ist mit einem FPA Imaging System<br />

ausgestattet, das hochauflösende<br />

Rasteraufnahmen ganzer Filter zur<br />

Bestimmung von Mikroplastikpartikeln<br />

ab 20 µm Größe ermöglicht. Für<br />

die untersuchten Proben lieferten<br />

beide Methoden zuverlässige Ergebnisse.<br />

Obwohl sich die Forschung bereits seit<br />

rund zwei Jahrzehnten intensiv mit Mikroplastik<br />

beschäftigt, wurden erst in<br />

den letzten Jahren Erfolge gegen die<br />

weitere Verschmutzung durch Mikroplastik<br />

erzielt. So wurde 2020 das sogenannte<br />

„Plastiksackerlverbot“ ins<br />

Abfallwirtschaftsgesetz aufgenommen<br />

und der Aktionsplan Mikroplastik durch<br />

das BMK veröffentlicht. Auch auf EU-<br />

Ebene wurde primäres Mikroplastik in<br />

Konsumgütern mittlerweile verboten.<br />

Forschungsbedarf wird es auch künftig<br />

geben, da wir auch weiterhin Kunststoffe<br />

einsetzen werden und viele Emissionsquellen<br />

gefunden und eliminiert werden<br />

müssen. Es existiert auch kein einfacher<br />

Lösungsansatz, doch stehen uns Prinzipien<br />

der Abfallwirtschaft wie Reduktion<br />

und Substitution zu Verfügung. W<br />

Ass.-Prof. Mag. Dr. Christian Zafiu und DI in Sabine<br />

Lenz forschen am ABF-<strong>BOKU</strong>.<br />

20 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Safe and Sustainable by Design<br />

von Advanced Materials<br />

Von Sabine Greßler und Florian Part, SSbD Team*<br />

ADOBE STOCK<br />

Um neuartige chemische Substanzen wie<br />

Advanced Materials beziehungsweise<br />

Nanomaterialien zukünftig sicherer und<br />

umweltfreundlicherer zu produzieren,<br />

setzt die europäische Chemikalienpolitik<br />

auf das sogenannte „Safe and Sustainable<br />

by Design“(SSbD)-Prinzip. Die Basis<br />

hierfür sind der „European Green Deal“<br />

sowie die Aktionspläne „Zero Pollution“<br />

und „Circular Economy“, mit dem Ziel,<br />

schadstofffreie und recyclingfähige<br />

Produkte nachhaltig zu produzieren. So<br />

sollen im Sinne des SSbD-Prinzips zukünftig<br />

alle Chemikalien hinsichtlich ihrer<br />

Sicherheit und Nachhaltigkeit bewertet<br />

werden. Im ersten Bewertungsschritt<br />

werden die Gefahreneigenschaften (Persistenz,<br />

Bioakkumulation, Toxizität und<br />

Mobilität in der Umwelt) auf Basis von<br />

Sicherheitsdatenblättern beziehungs-<br />

In der EU sind über 106.000 unterschiedliche<br />

Chemikalien registriert,<br />

die zur Herstellung diverser Produkte<br />

eingesetzt werden. Von diesen für den<br />

EU-Markt zugelassenen Sub stanzen<br />

sind wiederum schätzungsweise bis zu<br />

fünf Prozent der Chemikalien potenziell<br />

schädlich für Mensch und Umwelt. Eine<br />

besondere Stoffklasse stellen sogenannte<br />

„Advanced Materials“ dar, welche aufgrund<br />

ihrer einzigartigen physikalischchemischen<br />

Eigenschaften neuartige Anwendungsfelder<br />

ermöglichen. Zu dieser<br />

Stoffgruppe zählen, neben neuartigen<br />

biobasierten Materialien oder Kompositen,<br />

auch Nanomaterialien mit einer<br />

Partikelgröße zwischen 1-100nm (1nm ist<br />

ein Milliardstel eines Meters, Anm.). Beispielsweise<br />

werden Nano-Kohlenstoffröhrchen<br />

in Kunststoffen eingearbeitet,<br />

um Bauteile elektrisch leitfähig zu machen.<br />

Graphen oder Quantenpunkte werden<br />

als Halbleiter in Solarzellen oder zur<br />

Krebsdiagnostik eingesetzt. Auf der einen<br />

Seite ermöglichen diese Advanced Materials<br />

einzigartige Materialeigenschaften,<br />

auf der anderen Seite bergen sie auch<br />

Umwelt- und Gesundheitsrisiken, die<br />

noch nicht alle bekannt sind.<br />

* Das SSbD-Team: DI Dr. Florian Part, Mag. a<br />

Sabine Greßler, Christoph Olscher, MSc.,<br />

DI in Anna Elisabeth Spindlegger, Ass.Prof. Mag.<br />

Dr. Christian Zafiu, und Univ.Prof. in DI in Dr. in<br />

Marion Huber-Humer sind am ABF-<strong>BOKU</strong> tätig;<br />

Anna Pavlicek MSc MSc und Univ.Prof. in Dr. in<br />

Eva-Kathrin Ehmoser am Institut für Synthetische<br />

Bioarchitekturen. Dr. Bernd Giese am Institut für<br />

Sicherheits- und Risikowissenschaften<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

21


weise Testungen beurteilt (intrinsische<br />

Gefahr des Stoffes). Im zweiten und dritten<br />

Schritt werden mögliche Auswirkungen<br />

auf Menschen und Umwelt bewertet<br />

(Exposition). Hierbei spielen mögliche<br />

Emissionen entlang der Wertschöpfungskette<br />

– von der Rohstofferzeugung und<br />

Verarbeitung bis zur Entsorgung – eine<br />

essenzielle Rolle. Im vierten Schritt soll<br />

eine Ökobilanzierung (engl. Life Cycle<br />

Assessment, LCA) entlang des gesamten<br />

Produktlebenszyklus durchgeführt<br />

werden – im Idealfall von der Wiege<br />

bis zur Bahre („cradle to grave“) einer<br />

chemischen Substanz. Dieser innovative<br />

„Redesign“-Ansatz soll den zukünftigen<br />

Weg in eine schadstofffreie Umwelt und<br />

funktionierende Kreislaufwirtschaft ebnen.<br />

Um sozioökonomische Aspekte<br />

der Nachhaltigkeit zu bewerten, wird im<br />

fünften Schritt die Durchführung einer<br />

„Social LCA“ und „Life Cycle Cost Analysis“<br />

(S-LCA bzw. LCCA) empfohlen.<br />

Am Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

wird intensiv an der erfolgreichen<br />

SSbD-Umsetzung im Rahmen zahlreicher<br />

Forschungsprojekte geforscht, da die<br />

Bewertungsmethoden weiterentwickelt<br />

und gemeinsam mit Firmenpartnern getestet<br />

werden müssen. Im Projekt „Solar-<br />

Circle“ wurden beispielsweise Methoden<br />

zur Nachhaltigkeitsbewertung von neuartigen<br />

Solarzellen (aus Advanced Materials)<br />

näher ausgearbeitet. Im Projekt<br />

„SafeLiBatt“ wurde an der Sicherheit und<br />

Nachhaltigkeit von sogenannten „Second<br />

life“-Lithium-Ionen-Batterien geforscht,<br />

um die nachhaltige Zweitnutzung von<br />

E-Autobatterien als Batteriespeicher<br />

gewährleisten zu können. Im aktuellen<br />

Projekt „SuESS“ werden unterschiedliche<br />

Batterietechnologien für Großspeicher<br />

im Sinne des SSbD-Prinzips bewertet.<br />

Das Projekt „REPOXYBLE“ hat zum Ziel,<br />

sichere, biobasierte und recyclingfähige<br />

Epoxide zu entwickeln, die für Auto- und<br />

Flugzeugkomponenten eingesetzt werden<br />

sollen. Im Projekt „SiNa“ wurde die<br />

Praxistauglichkeit der SSbD-Werkzeuge<br />

am Beispiel von Kosmetika beurteilt. Die<br />

Projektergebnisse wurden in Brüssel der<br />

Europäischen Kommission vorgestellt,<br />

um die SSbD-Bewertungsmethoden zukünftig<br />

zu verbessern und praxistauglicher<br />

gestalten zu können. Im Folgenden<br />

werden zwei weitere SSbD-Projekte des<br />

Institutes näher erläutert. W<br />

„Wundermaterial“ Graphen<br />

Sichere und umweltfreundliche<br />

Kommerzialisierung von Produkten<br />

André Geim und Konstantin Novoselov<br />

entwickelten 2004 eine<br />

simple Methode zur Herstellung<br />

einlagiger Schichten von Kohlenstoffatomen<br />

aus Graphitpulver mittels Klebestreifen.<br />

Dafür erhielten die beiden<br />

2010 den Nobelpreis in Physik. Dieses als<br />

Graphen bezeichnete, zweidimensionale<br />

(2D) und nur etwa 0,3nm dünne Material<br />

weist herausragende Eigenschaften auf<br />

und weckte rasch das Interesse von Forschung<br />

und Industrie. Zu diesen besonderen<br />

Eigenschaften des „Wundermaterials“<br />

gehören etwa das sehr geringe<br />

Gewicht, die Flexibilität und Transparenz,<br />

die wesentlich höhere Zugfestigkeit als<br />

Stahl sowie die gute Leitfähigkeit für<br />

Elektrizität und Wärme. Die möglichen<br />

Einsatzgebiete sind demnach vielfältig<br />

und reichen von der Elektronik, Photonik,<br />

Sensor- und Umwelttechnik, Energiegewinnung<br />

und -speicherung, Biomedizin<br />

und Messtechnik bis hin zu Verbundmaterialien,<br />

die auch für Konsumprodukte<br />

wie etwa Sportartikel verwendet werden<br />

können. Auch die Europäische Union hat<br />

das enorme Potenzial von Graphen erkannt<br />

und mit dem durch das „Horizon<br />

Europe“ Forschungsprogramm finanzierte<br />

„Graphene Flagship“555-Projekt<br />

2013 die größte europäische Initiative<br />

zur Förderung von Forschung und Entwicklung<br />

im Bereich von Graphen und<br />

anderen 2D-Materialien gestartet.<br />

Kartusche für Haushaltswasserfilter mit<br />

Membranen aus einem Polymer-Graphenoxid-<br />

Verbundmaterial, entwickelt von der Firma<br />

Medica SpA (Italien).<br />

Unerlässlich für eine erfolgreiche<br />

Kommerzialisierung von Graphen beziehungsweise<br />

von graphenbasierten<br />

Produkten ist jedoch eine umfassende<br />

Risikoabschätzung, damit die Sicherheit<br />

für Mensch und Umwelt gewährleistet<br />

wird. Die Kenntnis über regulatorische<br />

Voraussetzungen für eine Zulassung von<br />

graphenbasierten Produkten ist hierfür<br />

entscheidend. Dem widmete sich das<br />

Teilprojekt „SafeGraph“ der „Graphene<br />

Flagship“-Initiative anhand von Anwendungsbeispielen<br />

aus den Bereichen Luftfahrt,<br />

Wasserfilter, tragbarer Elektronik<br />

(E-Textiles) und Sensortechnik. Das Institut<br />

für Abfall- und Kreislaufwirtschaft befasste<br />

sich als Projektpartner einerseits<br />

mit regulatorischen Fragestellungen im<br />

Zusammenhang mit dem Zulassungsverfahren<br />

als Lebensmittelkontaktmaterial<br />

von graphenbasierten Wasserfiltern für<br />

den Haushaltsgebrauch und andererseits<br />

mit den „End of Life“-Aspekten von Materialien<br />

in der Flugzeugtechnik und von<br />

textilintegrierten elektronischen Komponenten<br />

auf Basis von Graphen. Des<br />

Weiteren wurden Expositionsszenarien<br />

für graphenbasierte Produkte näher ausgearbeitet.<br />

Die Ergebnisse des Projekts<br />

resultierten in einer Roadmap, in der<br />

regulatorische Voraussetzungen für eine<br />

Marktzulassung sowie Resultate aus der<br />

Risikoabschätzung dargestellt wurden,<br />

um den Weg für eine Kommerzialisierung<br />

sicherer und nachhaltiger graphenbasierter<br />

Produkte zu erleichtern. W<br />

GRAPHENE FLAGSHIP /JULIANE HAERENDEL<br />

22 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Schematische Darstellung<br />

eines lipidbasierten<br />

„Nanocarriers“.<br />

„Nanocarrier“ – Winzige Packesel auf dem Prüfstand<br />

Umweltverhalten innovativer Träger- und Verkapselungssysteme<br />

Viele Arzneimittel und Wirkstoffe<br />

wie zum Beispiel Vitamine, sekundäre<br />

Pflanzenstoffe, Aromen oder<br />

Farbstoffe, die in der Medizin, Kosmetik<br />

oder Lebensmitteln vorteilhaft eingesetzt<br />

werden können, sind leider schlecht<br />

wasserlöslich und empfindlich. Abhilfe<br />

schafft hier die Verpackung in geeignete<br />

chemische Trägersubstanzen, die als<br />

„Nanocarrier“ bezeichnet werden. In der<br />

Medizin setzt man große Hoffnungen in<br />

die Winzlinge, vor allem in der Krebstherapie,<br />

denn „Nanocarrier“ können<br />

so gestaltet werden, dass ein gezielter<br />

Transport von Arzneimitteln zum Wirkort<br />

möglich wird und somit die Effektivität<br />

von Arzneimitteln erhöht bzw. Nebenwirkungen<br />

vermindert werden können.<br />

In der Landwirtschaft werden mit „Nanocarriern“<br />

ähnliche Ziele verfolgt, nämlich<br />

ein zielgerichteter Transport von Pestiziden<br />

oder Düngemitteln zu den Blättern<br />

oder Wurzeln der Pflanzen und eine<br />

Verbesserung der Wirksamkeit. Manche<br />

Trägersubstanzen wie etwa Lipide,<br />

die durch Selbstorganisation im Wasser<br />

kugelförmige Strukturen bilden und in<br />

deren Inneren Wirkstoffe eingeschlossen<br />

werden können, sind schon lange<br />

bekannt und in Anwendung. Andere, wie<br />

zum Beispiel natürliche sowie biobasierte<br />

synthetische Polymere, gewinnen zunehmend<br />

an Bedeutung. Anorganische<br />

„Nanocarrier“ etwa aus Metallen oder<br />

Kohlenstoffmaterialien und zum Teil<br />

hochkomplexe Hybridmaterialien sind<br />

in Forschung und Entwicklung. Inspiriert<br />

vor allem von der medizinischen Forschung<br />

werden „Nanocarrier“ in immer<br />

mehr Anwendungsbereichen eingesetzt<br />

und in Zukunft kann eine Ausweitung der<br />

Einsatzgebiete erwartet werden.<br />

Zum Umweltverhalten von „Nanocarriern“<br />

ist noch wenig bekannt. Vor allem<br />

bei umweltoffenen Anwendungen wie<br />

etwa in der Landwirtschaft ist dies jedoch<br />

von großer Bedeutung. Viele Fragen gilt<br />

es hier noch zu klären, etwa zur Abbaubarkeit<br />

bzw. Persistenz und zur Mobilität<br />

der eingesetzten Trägermaterialien in<br />

den Umweltmedien. „Nanocarrier“ sind<br />

aber auch als System von Trägersubstanz<br />

und Wirkstoff zu verstehen und die Frage,<br />

inwieweit sich das Umweltverhalten<br />

der eingesetzten Substanzen durch das<br />

Zusammenspiel als System verändert, ist<br />

noch weitgehend ungeklärt.<br />

Einen Beitrag zur Klärung offener Forschungsfragen<br />

soll ein Projekt in Kooperation<br />

mit dem Institut für Sicherheits- und<br />

Risikowissenschaften und dem Institut für<br />

Synthetische Bioarchitekturen im Auftrag<br />

des Umweltbundesamtes Deutschland<br />

leisten. Das dreijährige Projekt betrachtet<br />

„Nanocarrier“ als Fallbeispiel für sogenannte<br />

„Advanced Materials“, welche<br />

besondere Herausforderungen für die<br />

Regulierung und Risikoabschätzung mit<br />

sich bringen. Im Zuge dessen werden<br />

eine systematische Übersicht der unterschiedlichen<br />

„Nanocarrier“ erstellt<br />

sowie Prüfstrategien entwickelt, die<br />

eine Untersuchung ihres Umweltverhaltens<br />

und der möglichen Freisetzung<br />

des transportierten Wirkstoffes unter<br />

umweltrelevanten Laborbedingungen<br />

ermöglichen. Dieses Leuchtturmprojekt<br />

ist ein wichtiger Grundstein für die Risikobewertung<br />

neuartiger Chemikalien im<br />

Sinne des SSbD-Prinzips (Schritte 1-3).<br />

INFORMATION<br />

KONTAKT<br />

Florian Part<br />

florian.part@boku.ac.at<br />

https://boku.ac.at/wau/<br />

abf/forschung/forschungsschwerpunkt/safe-and-sustainable-by-design-von-advanced-materials<br />

Sabine Gressler<br />

sabine.gressler@boku.ac.at<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

23


Biogene Abfälle –<br />

eine Schlüsselressource für die<br />

Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie<br />

Von Marlies Hrad, Erwin Binner und Marion Huber-Humer<br />

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums<br />

des Instituts für Abfall-<br />

und Kreislaufwirtschaft<br />

(ABF-<strong>BOKU</strong>) werfen wir einen<br />

detaillierteren Blick auf eine bedeutende<br />

Ressource für die Kreislaufwirtschaft und<br />

Bioökonomie, die eng mit dem Werdegang<br />

der Forschungseinrichtung verbunden<br />

ist: biogene Abfälle.<br />

Fast zeitgleich mit der Institutsgründung<br />

des ABF-<strong>BOKU</strong> im Jahr 1993 und in den<br />

Jahren danach etablierte sich die getrennte<br />

Sammlung biogener Siedlungsabfälle<br />

in Österreich. Sie bildet bis heute<br />

den Grundstein für die aktuelle, hochwertige<br />

Kompostwirtschaft, an deren<br />

Ausgestaltung das ABF-<strong>BOKU</strong> unter<br />

anderem durch die Entwicklung von<br />

Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung<br />

der Güte und der positiven<br />

Komposteigenschaften maßgeblich beteiligt<br />

war.<br />

KOMPOST ALS<br />

WERTVOLLES PRODUKT<br />

Mit der österreichischen Kompostverordnung<br />

im Jahr 2001 wurde erstmalig in<br />

Europa eine „Abfallendeverordnung“ erlassen,<br />

wodurch Kompost einen Produktstatus<br />

erhielt. Damit ist gemeint, dass<br />

biogene Abfälle durch Kompostierung<br />

nach Kompostverordnung ihre Abfalleigenschaft<br />

verlieren und Kompost als<br />

Produkt wieder dem Wirtschaftskreislauf<br />

zugeführt werden kann und soll. Seither<br />

erzeugen wir in Österreich Kompost zur<br />

Düngung und Bodenverbesserung nach<br />

gesetzlich definierten Qualitäten etwa<br />

für die Landwirtschaft, Hobbygärten<br />

oder Rekultivierung.<br />

2015 wurde auf europäischer Ebene das<br />

Kreislaufwirtschaftspaket verabschiedet,<br />

das klare Zielsetzungen für eine nachhaltige<br />

europäische Circular Economy enthält.<br />

Beispielsweise sollen bis 2035 mindestens<br />

65 Prozent aller Siedlungsabfälle einem<br />

Recycling zugeführt und als Rohstoffquelle<br />

wieder genutzt werden. Biogene<br />

Siedlungsabfälle stellen mit einem Anteil<br />

von rund 34 Prozent am gesamten Siedlungsabfallaufkommen<br />

die mengenmäßig<br />

größte Abfallfraktion in der EU dar (EEA,<br />

2020). Dies verdeutlicht, dass die Bewirtschaftung<br />

und stoffliche Verwertung biogener<br />

Abfälle eine entscheidende Rolle<br />

bei der Erreichung der Recyclingziele für<br />

Siedlungsabfälle einnehmen.<br />

„MULTITASKING“-POTENZIALE<br />

Biogene Abfälle, die nicht für die Kompostierung<br />

geeignet sind – zum Beispiel<br />

pastöse Speisereste aus der Küche – werden<br />

zum Teil auch der anaeroben Verwertung,<br />

sprich der Biogasgewinnung,<br />

zugeführt. Biogas beziehungsweise das<br />

daraus gewinnbare Biomethan ist ein<br />

erneuerbarer Energieträger, der zur Erzeugung<br />

von Strom und Wärme, als Kraftstoff<br />

beziehungsweise Erdgas substitut<br />

dient. Der bei der Gewinnung von Biogas<br />

verbleibende Gärrest kann auf landwirtschaftlich<br />

betriebenen Flächen ausgebracht<br />

(und damit nachhaltige Nährstoffkreisläufe<br />

fördern) oder bei entsprechender<br />

Qualität zu hochwertigem Kompost<br />

verarbeitet werden. Aktuell wird der<br />

Ausbau der Biogaserzeugung – vor allem<br />

mithilfe von biogenen Abfällen und<br />

Reststoffen – als wichtiger Bestandteil<br />

der Energiewende angesehen. Die beiden<br />

Hauptgründe: Erstens erfolgt die Energiebereitstellung<br />

aufgrund der Vorort-<br />

Speicherfähigkeit von Biogas wesentlich<br />

flexibler und bedarfsorientierter als etwa<br />

bei Photovoltaik und Windenergie. Und<br />

zweitens besteht beim Einsatz von biogenen<br />

Abfällen keine direkte Konkurrenz<br />

zur Lebens- und Futtermittelproduktion,<br />

wie es bei der Biogasgewinnung aus sogenannten<br />

Energiepflanzen wie Mais der<br />

Fall ist. Derzeit gibt es in Österreich 410<br />

Kompostanlagen und 162 Biogasanlagen,<br />

die für die Verwertung von biogenen Abfällen<br />

ausgelegt sind (BAWP, <strong>2023</strong>).<br />

24 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


<strong>BOKU</strong> MARLIES HRAD<br />

Einsatz der open-path Lasermessgeräte zur Quantifizierung der Methanemissionen aus Biogasanlagen<br />

Biogene Abfälle und Reststoffe aus der<br />

Agrar- und Lebensmittelindustrie bieten<br />

zudem ein hohes Potenzial als Inputmaterial<br />

für sogenannte Bioraffinerien. Inspiriert<br />

von der traditionellen Raffiniertechnologie<br />

(z. B. Erdölraffinerie) werden<br />

die verschiedenen Fraktionen der<br />

biogenen Materialien unter Anwendung<br />

von mechanischen, thermochemischen<br />

oder biochemischen Verfahren möglichst<br />

vollständig in hochwertige stoffliche und<br />

energetische Produkte umgewandelt.<br />

Ziel ist es, in einer effizienten Kaskadennutzung<br />

eine breite Palette von hochwertigen<br />

Produkten zu erzeugen, darunter<br />

Chemikalien, Werkstoffe, Futtermittel,<br />

Biokraftstoffe oder Bioenergie. Diese optimierte<br />

stofflich-energetische Verwertung<br />

ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

für die von der Gesellschaft und Politik<br />

angestrebte „Bioökonomie“.<br />

NOTWENDIGES<br />

EMISSIONSMONITORING<br />

Die fachgerechte und effiziente Bewirtschaftung<br />

biogener Abfälle kann somit<br />

einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz<br />

und zur Förderung erneuerbarer<br />

Energie liefern. Vor diesem Hintergrund<br />

ist es von entscheidender Bedeutung,<br />

einen emissionsarmen Betrieb der Behandlungsanlagen<br />

zu gewährleisten,<br />

um Treibhausgasemissionen so gering<br />

wie möglich zu halten und den gesamtheitlichen<br />

Nutzen für die Umwelt zu<br />

optimieren. Auch dieser Aspekt bildet<br />

einen langjährigen Forschungsbereich<br />

am ABF-<strong>BOKU</strong>, dabei werden vor allem<br />

klimarelevante Methanemissionen während<br />

der biologischen Behandlung, sowohl<br />

bei der Kompostierung als auch auf<br />

Biogasanlagen, untersucht. Die Quantifizierungen<br />

der emittierten Methanfrachten<br />

auf österreichischen Anlagen<br />

basieren auf einer meteorologischen<br />

Ausbreitungsmodellierung in Verbindung<br />

mit einem innovativen open-path<br />

Lasermessgerät (siehe dazu Hrad et al.<br />

2014, 2022).<br />

AUSBLICK<br />

Trotz langjähriger Etablierung der getrennten<br />

Sammlung biogener Abfälle<br />

in Österreich besteht weiteres Optimierungspotenzial<br />

hinsichtlich der getrennten<br />

Erfassung und weiteren Verwertung.<br />

Unter anderem landen nach<br />

wie vor immer noch viel zu viele Lebensmittelabfälle<br />

im Restmüll. Zudem stellt<br />

der Störstoffanteil – vor allem in Form<br />

von Kunststoffen – in der Biotonne ein<br />

großes Problem dar (Stichwort „Mikrokunststoffe“).<br />

Auch hier ist Handlungsbedarf<br />

gegeben. Aktuell forscht dazu das<br />

ABF-<strong>BOKU</strong> an der Mikrokunststoff-Verunreinigung<br />

von Komposten. Die Forschungsergebnisse<br />

sollen zukünftig in die<br />

Kompostverordnung NEU einfließen, in<br />

der erstmals Grenzwerte für Störstoffe<br />

in biogenen Abfällen definiert werden<br />

sollen.<br />

W<br />

REFERENZEN<br />

BAWP, <strong>2023</strong>. Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft<br />

in Österreich. Statusbericht<br />

<strong>2023</strong> für das Referenzjahr 2021. Hrsg. Bundesministerium<br />

für Klimaschutz, Umwelt, Energie,<br />

Mobilität, Innovation und Technologie, Wien.<br />

EEA, 2020. Bio-waste in Europe — turning challenges<br />

into opportunities. European Environment<br />

Agency Report 4/2020. ISSN 1977-8449.<br />

Online verfügbar unter: https://www.eea.europa.eu/publications/bio-waste-in-europe<br />

Hrad, M., Binner, E., Piringer, M., Huber-Humer,<br />

M. 2014. Quantification of methane emissions<br />

from full-scale open windrow composting<br />

of biowaste using an inverse dispersion technique.<br />

Waste Management, 34(12), 2445-2453.<br />

Hrad, M., Huber-Humer, M., Reinelt, T., Spangl,<br />

B., Flandorfer, C., Innocenti, F., Yngvesson, J.,<br />

Fredenslund, A., Scheutz, C. 2022. Determination<br />

of methane emissions from biogas plants,<br />

using different quantification methods. Agricultural<br />

and Forest Meteorology, 326, 109179.<br />

DI in Dr. in Marlies Hrad ist Senior Scientist, DI Erwin<br />

Binner wissenschaftlicher Mitarbeiter am ABF.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

25


Plastic Pirates<br />

Ein Citizen Science-Projekt zur Erhebung der<br />

Kunststoffverschmutzung in und an Flüssen<br />

Von Gudrun Obersteiner und Sabine Lenz<br />

<strong>BOKU</strong>/ELISABETH SCHMIED<br />

Seit mehr als fünf Jahren beschäftigen<br />

wir uns am ABF mit der Problematik<br />

von Kunststoffen in und an<br />

Flüssen. Ausgehend von der Erforschung<br />

von Herkunft und Vermeidungsmöglichkeiten<br />

von Makroplastik in der Donau im<br />

Rahmen des Interreg Projektes Plastic-<br />

FreeDanube (plasticfreeconnected.com)<br />

konnten wir diesen Schwerpunkt im Rahmen<br />

des Projektes Tidy(Up) weiter ausbauen<br />

und uns nicht nur noch intensiver<br />

mit der Vereinheitlichung von Methoden<br />

zur Erfassung von Kunststofflittering am<br />

Ufer von Flüssen beschäftigen, sondern<br />

auch das Mikroplastik in Flüssen näher<br />

analysieren.<br />

AUFKOMMEN<br />

SITUATIONSABHÄNGIG<br />

Eine Erkenntnis aus beiden Projekten ist,<br />

dass das Aufkommen von Kunststoffen in<br />

und an Flüssen sehr situationsabhängig<br />

ist und keinesfalls ausschließlich auf direktes<br />

Littering zurückgeführt werden<br />

kann, sondern je nach Standort auch<br />

Austragungen zum Beispiel bei Hochwasser<br />

oder andere Faktoren für ein hohes<br />

Kunststoffaufkommen verantwortlich<br />

sind. Direkte Vergleiche unterschiedlicher<br />

Standorte hinsichtlich Aufkommen<br />

und Zusammensetzung von Litteringabfällen<br />

sind daher ohne Kenntnisse der<br />

Rahmenbedingungen nicht möglich. Bei<br />

sogenannten Clean-up-Aktionen ist aber<br />

gerade dies zumeist der Fall. Der Fokus<br />

liegt auf der Reinigung der Flussufer und<br />

nicht auf der Erhebung wissenschaftlicher<br />

Daten, sodass die Verwertbarkeit<br />

der gesammelten Informationen für Monitoringzwecke<br />

gering ist.<br />

Regelmäßige Erhebungen nach wissenschaftlichen<br />

Standards sind jedoch personal-<br />

und zeitintensiv, sodass derartige<br />

Untersuchungen zumeist nicht in der<br />

nötigen Anzahl stattfinden können. Und<br />

hier kommt das Citizen Science-Projekt<br />

Plastic Pirates ins Spiel. Bei Citizen<br />

Science-Projekten bedient sich die Wissenschaft<br />

der Mithilfe von interessierten<br />

Laien, die etwa Messungen durchführen,<br />

Beobachtungen melden und Daten erheben<br />

und/oder auswerten (vgl. www.<br />

citizen-science.at). Das geschieht nach<br />

vorgegebenen wissenschaftlichen Kriterien,<br />

sodass die Daten für neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse herangezogen<br />

werden können.<br />

ABF BETREUT PLASTIKPIRAT*INNEN<br />

Plastic Pirates – Go Europe! wurde als<br />

Plastikpiraten erstmals im Jahr 2016<br />

in Deutschland entwickelt. Seit Januar<br />

2022 wurde die Initiative mit Unterstützung<br />

der EU-Kommission als eine<br />

europäische bürgerwissenschaftliche<br />

Aktion auf ganz Europa ausgeweitet, bei<br />

der Schulklassen und Jugendgruppen<br />

(Jugendliche im Alter von zehn bis 16<br />

Jahren) Plastikproben an Bächen und<br />

Flüssen sammeln und ihre Ergebnisse<br />

dokumentieren. Die europaweit erhobenen<br />

Daten werden in eine Datenbank<br />

eingetragen und anschließend durch<br />

Wissenschaftler*innen ausgewertet. Im<br />

26 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Rahmen des Projektes werden an einem<br />

geeigneten Ufer an einem Fluss oder<br />

Bach die von den einzelnen Gruppen<br />

identifizierten Abfallarten (wie Zigarettenreste,<br />

Folien- oder Verpackungsteile)<br />

mithilfe detaillierter Aktionsmaterialien<br />

erfasst und in weiterer Folge auf einer<br />

digitalen Landkarte veröffentlicht. Die<br />

durch die Jugendlichen erhobenen<br />

Daten helfen der Wissenschaft im Anschluss,<br />

bestehende Forschungslücken<br />

zu Vorkommen, Zusammensetzung<br />

und Aufkommen von Plastikmüll nach<br />

und nach zu schließen. Das Institut für<br />

Abfall- und Kreislaufwirtschaft ist seit<br />

Mitte 2022 involviert und betreut die<br />

teilnehmenden Plastikpirat*innen noch<br />

mindestens bis ins Jahr 2026.<br />

In den Sammelperioden Herbst 2022<br />

und Frühling <strong>2023</strong> wurden von über 500<br />

Teilnehmer*innen rund 30 Sammlungen<br />

durchgeführt. Dabei wurden 1878<br />

Plastikgegenstände gesammelt, kategorisiert<br />

und dokumentiert und somit<br />

rund 30 Kilogramm Kunststoffabfall aus<br />

der Natur entfernt und entsorgt. Bei<br />

etwa einem Drittel der gezählten Plastikgegenstände<br />

handelte es sich um Einwegkunststoffe.<br />

Die bis dahin über 20<br />

untersuchten Fließgewässer verteilen<br />

sich auf ganz Österreich und decken eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Fließgewässertypen<br />

ab (von der Bregenzerach in<br />

Vorarlberg bis zur Donau in Wien). Nach<br />

rund eineinhalbjähriger Projektlaufzeit in<br />

Österreich nimmt die Anzahl der durchgeführten<br />

Sammlungen pro Sammelperiode<br />

beständig zu. In der aktuellen<br />

Periode Herbst <strong>2023</strong> wurden bereits<br />

über 20 Datensätze hochgeladen, die<br />

derzeit noch verifiziert und ausgewertet<br />

werden.<br />

Minister Martin Polaschek unterstützt die Plastikpirat*innen<br />

ILLUSTRATIONEN: ANIKA LEODOLTER<br />

Aktionsheft sowie das zugehörige Lehrund<br />

Arbeitsmaterial (für Lehrkräfte)<br />

können über die Website https://www.<br />

plastic-pirates.eu/at/material/download<br />

heruntergeladen werden.<br />

Die Herangehensweise von Citizen Science-Projekten<br />

im Allgemeinen und von<br />

Plastic Pirates im Besonderen ermöglicht<br />

nicht nur neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse, sondern auch einen Dialog<br />

zwischen Wissenschaft und Gesellschaft,<br />

in unserem Fall vor allem Jugendlichen,<br />

wie er sonst nicht oder nur sehr schwer<br />

möglich ist. Ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Projektes ist demzufolge auch<br />

die Öffentlichkeitsarbeit, um möglichst<br />

viele Menschen auf die Initiative und die<br />

dahinterstehende Problematik aufmerksam<br />

zu machen. Unterstützung haben wir<br />

dabei von Bildungs-, Wissenschafts- und<br />

Forschungsminister Martin Polaschek<br />

bekommen, der eine Probeentnahme<br />

der Schüler*innen des BG9 Wasagasse<br />

an der Donau begleitete. W<br />

BKA/ALEXANDER ZILLERBAUER<br />

NEUE PLASTIC PIRATES WILLKOMMEN<br />

Junge Menschen, die sich für Wissenschaft<br />

und Umwelt interessieren, erhalten<br />

so die Möglichkeit, praktisch an<br />

der Forschung mitzuwirken. Sie leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zur Erforschung<br />

des Zustands der europäischen Flüsse<br />

und des Ausmaßes der Verschmutzung<br />

durch Plastikmüll. Interessierte Schulklassen<br />

und Jugendgruppen sind nach<br />

wie vor herzlich eingeladen, sich an der<br />

Initiative zu beteiligen. Sämtliche Infos<br />

zu den „Plastic Pirates“ finden Sie unter<br />

https://www.plastic-pirates.eu/at. Ein<br />

Junge Menschen, die sich<br />

für Wissenschaft und<br />

Umwelt interessieren,<br />

erhalten die Möglichkeit,<br />

praktisch an der Forschung<br />

mitzuwirken.<br />

citizen-science.at<br />

Plastic Pirates<br />

Download Materialien<br />

PlasticFreeConnected<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

27


FOTOS: ABF/<strong>BOKU</strong><br />

Informal workers at Guanapo Landfill, Trinidad and Tobago<br />

ABF goes international<br />

Waste Management in Carribean, Laos and Ukraine<br />

By Souphaphone Soudachanh und Olena Hanoshenko<br />

MANAGEMENT OF E-WASTE IN<br />

GUYANA, SURINAME AND<br />

TRINIDAD AND TOBAGO The Basel<br />

Convention Regional Centre for Training<br />

and Techno logy Transfer for the Caribbean<br />

(BCRC-Caribbean) and the University<br />

of Natural Resources and Life Sciences,<br />

Vienna (<strong>BOKU</strong>) jointly executed a project<br />

entitled “Management of E-waste in<br />

Guyana, Suriname and Trinidad and Tobago”,<br />

which is funded by the Inter-American<br />

Development Bank (IDB) Water and<br />

Sanitation Division.<br />

Trinidad and Tobago, Suriname and Guyana<br />

are small island developing States<br />

with a medium to higher generation rate<br />

of e-waste. In 2020, Guyana with a generation<br />

rate of 9.2 kg/cap/year, is roughly<br />

comparable to the Caribbean average of<br />

7.8 kg/cap/year and the global average<br />

of 7.5 kg/cap/year, whereas Trinidad and<br />

Tobago (2020) and Suriname (2021) have<br />

higher generation rates of 16 and 13.2 kg/<br />

cap/year respectively.<br />

At present, in the project countries most<br />

of e-waste is not collected and does not<br />

undergo a formal treatment. Thus, the<br />

valuable content is not utilised and as<br />

hazardous materials from e-waste are<br />

not separated, they end up in dumpsites,<br />

landfills, and the environment, causing<br />

pollution.<br />

Legal regulations for e-waste are partly<br />

enforced e.g., Waste Management Rules<br />

and Certificate of Environmental Clearance<br />

in Trinidad and Tobago which addresses<br />

collection, treatment standards,<br />

the disposal of hazardous materials and<br />

finally the financing of recycling. However,<br />

for Suriname and Guyana, these<br />

legal regulations need to be established<br />

and enforced to ensure environmentally<br />

sound management of e-waste.<br />

The informal Recycling Sector in Trinidad<br />

and Tobago; Suriname is active in collection<br />

(pick-up from households, from<br />

bulky waste collection) and in sorting<br />

at landfills and dumpsites. In Guyana,<br />

there is an organized organization of approximately<br />

70 recyclers (waste pickers),<br />

specifically operate at the Haags Bosch<br />

Sanitary Landfill Site.<br />

A smaller number of treatment facilities<br />

is in place, where manual dismantling is<br />

done, and a part of the output materials<br />

is exported. However, most of the material<br />

today is lost to dumpsites, landfills<br />

and the environment.<br />

E-WASTE MANAGEMENT IN LAOS<br />

Under the funding scheme of ASEA<br />

UNINET, the Institute of Waste Management<br />

and Circularity, <strong>BOKU</strong> cooperated<br />

with the Faculty of Environmental<br />

Science, National University of Laos<br />

28 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


DESTRUCTION WASTE<br />

MANAGEMENT IN UKRAINE<br />

In May <strong>2023</strong>, ABF-<strong>BOKU</strong> launched the<br />

project „Municipal solid waste and landfill<br />

management, reconstruction and<br />

monitoring in post-war Ukraine“ as part<br />

of the Marie Curie Individual Scholarship<br />

Program. The main goal of the project is<br />

to gain experience of leading European<br />

countries, knowledge and skills in the<br />

field of solid waste management and<br />

modern landfill technologies and monitoring,<br />

study current examples of best<br />

practices in the European Union (e.g.,<br />

Austria), and on this basis develop a scientifically<br />

sound concept of a modern<br />

and future-oriented (post-war) waste<br />

management system and further landfill<br />

treatment in Ukraine.<br />

E-waste found at Haags Bosch Sanitary Landfill<br />

In the long term, the post-war economic<br />

development process should be used<br />

to fundamentally transition Ukraine to<br />

a green and clean economy and should<br />

be based on modern circular economy<br />

principles to conserve resources. A<br />

region-specific guiding document for<br />

Ukraine will be developed with a special<br />

focus on the safe management of postwar<br />

disaster waste and the implementation<br />

of future-oriented circular economy<br />

issues.<br />

Ruined buildings, Kyiv, Ukraine<br />

(NUOL) to conduct research on e-waste<br />

management in Laos.<br />

In 2020, in Laos approximately 8200 t of<br />

e-waste were generated which is equivalent<br />

to 1.1kg/cap/year and it is expected to<br />

reach 20000t (2.7kg/cap/year) in 2025.<br />

There are existing laws and regulations related<br />

to waste management but not specific<br />

to e-waste. At the current practice,<br />

there are no formal e-waste recycling facilities<br />

in the country, and most of e-waste<br />

is either dumped in landfills or burned<br />

in open-air pits, which releases toxic<br />

fumes into the air. E-waste is informally<br />

collected by junkshops, where WEEE is<br />

dismantled before selling to domestic or<br />

exporting to neighbouring countries such<br />

as Vietnam, China and Thailand.<br />

As of September <strong>2023</strong>, the total amount<br />

of direct documented damage to<br />

Ukraine‘s infrastructure due to Russia‘s<br />

full-scale invasion has increased to $150<br />

billion (at replacement cost).<br />

So far, Ukrainian legislation has not<br />

contained requirements for the reuse<br />

of construction waste. Only in 2022 did<br />

the government of Ukraine approve the<br />

Procedure for the Management of Waste<br />

Generated by Damage (Destruction) of<br />

Buildings and Structures as a Result of<br />

Hostilities, Terrorist Acts, Sabotage, or<br />

Work to Eliminate Their Consequences.<br />

This document regulates the management<br />

of such waste.<br />

And finally, on July 9, <strong>2023</strong>, the Law<br />

of Ukraine “On Waste Management”<br />

of 20.06.2022 No. 2320-IX came into<br />

force. This long-awaited document<br />

launches the waste management reform<br />

and brings Ukrainian legislation closer<br />

to EU legislation, despite the difficult<br />

challenges of wartime.<br />

W<br />

Dr. Olena Hanoshenko and DI in Souphaphone<br />

Soudachanh are research assistants at the ABF.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

29


FOTOS: CHRISTOPH GRUBER<br />

Making <strong>BOKU</strong> the hub for bioeconomy<br />

By Damiano Cilio<br />

INTRODUCTION<br />

In 2019, with just a few months of experience<br />

under its belt, the Centre for<br />

Bioeconomy of <strong>BOKU</strong> did not waste any<br />

time and immediately got involved on the<br />

European level, contributing to shaping<br />

one of the key European academic bioeconomy<br />

networks to come, the European<br />

Bioeconomy University Alliance –<br />

EBU. The involvement of the Centre in<br />

this initiative, founded in the summer of<br />

2019, brought <strong>BOKU</strong> to the core of the<br />

bioeconomy debate in Europe. Taking<br />

it one step further, the Centre for Bioeconomy<br />

brought the chair of the EBU<br />

President Board to <strong>BOKU</strong> for the term<br />

<strong>2023</strong>-2024.<br />

Taking on the coordination of the EBU<br />

presidency at the end of 2022, the Centre<br />

for Bioeconomy has been responsible<br />

for leading all activities of the network<br />

ever since, including the implementation<br />

of its strategy and governance. Among<br />

others, a key part of the presidency has<br />

been the organisation of the EBU scientific<br />

forum, the official in-person general<br />

meeting of all EBU representatives held<br />

biennially in combination with a scientific<br />

forum. Coming to its second edition,<br />

<strong>BOKU</strong> hosted the European Bioeconomy<br />

Scientific Forum <strong>2023</strong> – EBSF<strong>2023</strong><br />

thanks to the organisational effort of the<br />

Centre for Bioeconomy, making Vienna a<br />

hub for European stakeholders involved<br />

in the bioeconomy field.<br />

The event, which took place at the university<br />

campus of Türkenschanze on<br />

6-8 September <strong>2023</strong>, was the first EBU<br />

forum held in person, following a first<br />

edition organised online in 2021 by the<br />

previous EBU chair, the University of<br />

Hohenheim. Under the theme “Moving<br />

towards the transformation”, the forum<br />

summarised almost a year of successful<br />

work under <strong>BOKU</strong>’s direction, providing<br />

a platform to strengthen EBU’s coordination<br />

and engagement, while also<br />

fostering networking and intensifying<br />

collaborations between the different<br />

stakeholders involved in the bioeconomy<br />

field on the European level.<br />

EVENT OVERVIEW<br />

The scientific forum EBSF<strong>2023</strong> was organised<br />

as a platform meant to bring together<br />

scientists, experts, policy-makers,<br />

industry representatives, youth organisations<br />

and other stakeholders from across<br />

Europe to share experiences, discuss<br />

challenges, and identify opportunities for<br />

promoting the transformation towards<br />

a sustainable and holistic bioeco nomy.<br />

Throughout four engaging sessions, a<br />

diverse range of topics was explored,<br />

shedding light on the immense potential<br />

of the bioeconomy in addressing the<br />

pressing contemporary challenges. In<br />

particular, the EBSF<strong>2023</strong> emphasised<br />

the societal perspective, highlighting its<br />

importance as a key pillar of the bioeconomy.<br />

This broad and holistic perspective<br />

and the scientific approach contributed<br />

to differentiating the forum from other<br />

bioeconomy events.<br />

During the EBSF<strong>2023</strong>, the sessions<br />

were characterised by vibrant and inspiring<br />

conversations that sparked new<br />

thoughts and perspectives, encouraged<br />

by the cross-sectorial points of view<br />

which echoed the common mission of<br />

exploring and enhancing the bioeconomy.<br />

The depth of knowledge shared and<br />

the engaging discussions, coupled with<br />

the proactive and insightful participation<br />

30 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Youth Delegation composed of IFSA and IAAS members<br />

of the audience, embodied the dedication<br />

towards a more sustainable future<br />

of the EBU network, for which <strong>BOKU</strong> is<br />

currently in the driver’s seat.<br />

The forum’s journey started on the first<br />

day with a session on “Raising Awareness<br />

for the Transformation towards a Sustainable<br />

Bioeconomy”. Esteemed po licymakers<br />

joined us to emphasise the necessity<br />

of dedicated bioeconomy policies,<br />

among others the Austrian Minister for<br />

Climate Action, Environment, Energy, Mobility,<br />

Innovation and Technology, Leonore<br />

Gewessler; the Head of Unit Food Systems<br />

and Bioeconomy of the DG Research &<br />

Innovation at the European Commission,<br />

Peter Wehrheim and the former European<br />

Union‘s Commissioner for Agriculture,<br />

Rural Development and Fisheries, Franz<br />

Fischler. Notable highlights included the<br />

urgency of a rapid transition to a circular<br />

bioeconomy, the importance of a common<br />

understanding, the relevance of the<br />

bioeconomy sector, and the urge to seize<br />

opportunities as well as involve the youth<br />

as change agents.<br />

The following session, “Identifying<br />

Synergies for a Holistic Bioeconomy<br />

Approach” revealed the multifaceted<br />

nature of the bioeconomy concept,<br />

“Our journey towards a sustainable<br />

bioeconomy is ongoing, and it<br />

requires continuous collaboration,<br />

learning, and adaptation. With the<br />

EBSF<strong>2023</strong>, we have taken a significant<br />

step forward in the right<br />

direction and I am confident that<br />

the connections fostered and ideas<br />

exchanged during this event will<br />

serve as the foundation for transformative<br />

change.”<br />

Martin Greimel<br />

Head of the Centre for<br />

Bioeconomy of <strong>BOKU</strong><br />

showcasing its historical development<br />

and diverse visions and values. From<br />

the role of the bio-based industry in the<br />

transition from fossil to bio-based products<br />

to the role of “biocities” as future<br />

cities guided by biological principles, the<br />

speakers explored different aspects and<br />

strengths of bioeconomy concepts, as<br />

well as their impacts, emphasising the<br />

importance of the ecological economy.<br />

Reconnecting the discourse with the<br />

scientific nature of the EBSF<strong>2023</strong>, the<br />

session highlighted the relation of these<br />

different concepts with research.<br />

With the third session opening the second<br />

day, the focus shifted to “Promoting the<br />

Social Dimension of the Transformation”,<br />

exploring the often-overlooked social<br />

science perspectives within bioeconomy<br />

discourses. The session, designed to<br />

impart food for thought, recognised the<br />

need for tools and policies to integrate<br />

sustainability indicators across environmental,<br />

economic, and social aspects.<br />

One crucial aspect that was specifically<br />

highlighted revolved around transparent<br />

communication, from companies to consumers;<br />

indeed, as technologies are rarely<br />

truly neutral and can have unintended<br />

consequences, it is crucial to consider<br />

the social implications of innovations.<br />

In addition to this, individual motivation<br />

represents a driving factor for achieving<br />

a sustainable bioeconomy and, therefore,<br />

motivating sustainable behaviour, rather<br />

than simply educating, should be at the<br />

forefront. While investigating the social<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

31


The former European Union‘s Commissioner for Agriculture, Rural Development and Fisheries, Franz Fischler, and the Austrian Minister for Climate<br />

Action, Environment, Energy, Mobility, Innovation and Technology, Leonore Gewessler<br />

dimension of bioeconomy transformation,<br />

the session stressed the role of social<br />

networks and their potential for fostering<br />

behaviour change as diversifying<br />

social interactions can lead to new ideas.<br />

The forum concluded with the final session<br />

entitled “Achieving the Transformation”,<br />

examining the current state of the<br />

bioeconomy on a European level, gaining<br />

global insights, and contemplating the<br />

ecological implications of the transformation.<br />

It was fitting that this dynamic<br />

event, marked by a young and enthusiastic<br />

audience, was brought to a close by a<br />

representative of a youth delegation that<br />

attended the EBSF<strong>2023</strong>. This symbolic<br />

ending not only reflected the energy of<br />

the forum but also underscored EBU’s<br />

unwavering commitment to the future<br />

and the generations to come, emphasising<br />

the role of inter-generational<br />

cooperation in shaping a sustainable<br />

tomorrow.<br />

TOWARDS A BIGGER ALLIANCE<br />

The EBSF<strong>2023</strong> marked a defining moment<br />

in the journey toward a sustainable<br />

bioeconomy and for the future of<br />

the EBU Alliance. Indeed, in addition to<br />

the successful forum sessions, the networking<br />

opportunities offered and the<br />

cooperations forged during the forum,<br />

the European Bioeconomy University<br />

network has grown larger. Founded in<br />

2019 with six leading universities from<br />

six European countries, two more institutions<br />

joined EBU as core members<br />

– the Warsaw University of Life Sciences<br />

(SGGW) and the Swedish University of<br />

Agricultural Sciences (SLU) – strengthening<br />

the alliance expertise and broadening<br />

its geographical reach.<br />

NETWORKING AND<br />

COLLABORATIONS<br />

Beyond all expectations, the forum’s<br />

networking opportunities were one of<br />

the highlights of the EBSF<strong>2023</strong>. The<br />

event turned out to be incredibly lively<br />

and dynamic, emphasising the collaborative<br />

spirit that defines the EBU alliance:<br />

professionals, researchers and youth<br />

came together to share experiences<br />

and expertise, paving the way for future<br />

projects and partnerships.<br />

Additionally, to maximise the opportunities<br />

presented by an in-person event and<br />

reduce the environmental impact, participants<br />

were encouraged to or ganise<br />

private sessions or internal meetings as<br />

side events alongside the forum. Be it a<br />

project partners’ meeting, a board meeting<br />

or a workshop, the EBSF<strong>2023</strong> hosted<br />

14 side events. Notably among these,<br />

Youth Workshops led by IFSA and IAAS,<br />

the Bioeconomy Youth Ambassadors’<br />

Summer Camp, BIObec‘s project partner<br />

meeting, as well as meetings of the EBU<br />

President Board and EBU Coordination<br />

Group, were held as part of the forum,<br />

increasing the impact of the event.<br />

One objective of the EBSF<strong>2023</strong> was to<br />

bring junior and senior researchers from<br />

all EBU partners together to exchange<br />

project and research experiences and<br />

establish connections for future European<br />

research collaborations. Therefore,<br />

on the afternoon of the second day, the<br />

Austrian Research Promotion Agency<br />

(FFG) held a seminar to provide insights<br />

on European-funded programme opportunities<br />

for the upcoming years. Furthermore,<br />

EBU members with strong expertise<br />

in proposal development contributed<br />

to the session by sharing “dos and don‘ts”<br />

for successful project proposals. To foster<br />

research endeavours within the EBU<br />

network, research groups from EBU universities<br />

came together during project<br />

development workshops to collaborate<br />

32 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


<strong>BOKU</strong>‘s Rector Eva Schulev-Steindl<br />

on concrete Horizon Europe proposals,<br />

which will be submitted for the work programme<br />

2024 under the EBU umbrella.<br />

The forum also offered a space for young<br />

researchers to present their work in a<br />

poster competition. The competition<br />

saw the exceptional contributions of 25<br />

young researchers and represented a<br />

unique opportunity to promote innovation<br />

in the field of bioeconomy. During<br />

the forum, the selected researchers<br />

shared their studies through poster<br />

presentations, which were on display at<br />

the event venue. With all participants being<br />

entitled to vote for the posters they<br />

deemed to be outstanding and worthy<br />

of praise, 3 posters were rewarded as<br />

winners of the competition.<br />

IMPACT AND OUTCOMES<br />

The number of participants at EBSF<strong>2023</strong><br />

exceeded all expectations, coming from<br />

very diverse fields, backgrounds, demographics,<br />

and countries. The total number<br />

of participants reached 221 over the<br />

3 days of the event. Out of these attendees,<br />

52 percent were representatives<br />

from the different EBU members: with<br />

delegates from all 8 EBU universities<br />

and all 3 EBU partners, the forum ensured<br />

the complete engagement of the<br />

alliance. Considering that the remaining<br />

48 percent were comprised of representatives<br />

from non-EBU institutions,<br />

our outreach extended beyond the alliance<br />

itself, enriching and enlarging the<br />

network. This highlights a rising interest<br />

in EBU’s initiatives and a shared commitment<br />

to promoting the shift toward<br />

a sustainable bioeconomy.<br />

The event witnessed significant youth<br />

involvement, with 47 percent of participants<br />

being under the age of 35 years,<br />

also thanks to the active participation<br />

of well-established youth networks. In<br />

addition to this, the forum demonstrated<br />

significant diversity, with 54 percent of<br />

participants identifying as female, showcasing<br />

a balanced gender representation<br />

and underscoring the success of<br />

initiatives promoting gender inclusion<br />

in the bioeconomy sector. The participation<br />

of representatives from institutions<br />

based in 21 different European countries<br />

demonstrated the widespread international<br />

engagement and collaboration<br />

promoted by EBU in the bioeconomy<br />

sector at the European level.<br />

All these numbers suggest that the<br />

event successfully attracted attention<br />

and involvement from a wide range of<br />

stakeholders, demonstrating a collective<br />

interest in discussing and advancing bioeconomy-related<br />

initiatives, research,<br />

and policies. Indeed, this diverse representation<br />

contributed to the exchange<br />

of knowledge, ideas, and best practices<br />

that took place during the forum.<br />

CONCLUSION<br />

The EBSF<strong>2023</strong> marked a defining moment<br />

in the journey toward a sustainable<br />

bioeconomy in Europe and for the future<br />

of the EBU Alliance, representing a milestone<br />

for the EBU alliance and <strong>BOKU</strong>’s<br />

role in the European bioeconomy. Indeed,<br />

under the competent guidance of<br />

the Centre for Bioeconomy of <strong>BOKU</strong>,<br />

the highly appreciated event offered vast<br />

and effective networking opportunities<br />

which led to cooperations being forged<br />

during the forum and to the expansion<br />

of the membership of EBU.<br />

The event marked a resounding success<br />

which was made possible by the generous<br />

support of Österreichische Hagelversicherung<br />

and SAN Group GmbH, as<br />

sponsors of the event, as well as the City<br />

of Vienna, which ensured that the social<br />

dinner, a highlight of the event, was truly<br />

exceptional. We are looking back on an<br />

event filled with insights, discussions, and<br />

future commitments where, throughout<br />

four engaging sessions, a diverse range<br />

of topics was explored, underscoring the<br />

immense potential of the bioeconomy in<br />

addressing the pressing contemporary<br />

challenges.<br />

The forum was a very inspiring moment<br />

for the European bioeconomy field and<br />

has clearly shown the immense potential<br />

of the bioeconomy for positive change to<br />

contribute to shaping a more sustainable<br />

and prosperous future. On one hand,<br />

this has generated a cascading effect<br />

which has increased the engagement<br />

and enthusiasm within the EBU network<br />

to drive the transformation towards a<br />

sustainable bioeconomy forward. At the<br />

same time, this has also brought <strong>BOKU</strong><br />

to the forefront of the bioeconomy discourse,<br />

paving the way for many opportunities<br />

to come.<br />

With one year of chairing the EBU Presidency<br />

left, the Centre for Bioeconomy<br />

will lead the EBU Alliance in the development<br />

of research projects, as well as educational<br />

opportunities and stake holder<br />

activities. Within <strong>BOKU</strong>, the Centre will<br />

continue to promote internal and external<br />

cooperation, as well as communication<br />

and collaboration. Indeed, many<br />

plans are in store for 2024 for the Centre<br />

– which marks the 5th anniversary of its<br />

foundation –, among others a satellite<br />

event to the Bioeconomy Changemakers<br />

Festival 2024 organised by the European<br />

Commission in March 2024 which will<br />

take place in Vienna in the same month.<br />

Stay tuned for more!<br />

W<br />

Sponsors of the event<br />

https://european-bioeconomy-university.eu/ebu-scientific-forum/ebsf<strong>2023</strong>/<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

33


Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht 2022<br />

ist jetzt online!<br />

Von Antonia Staudacher und Lisa Bohunovsky<br />

Auch dieses Jahr veröffentlicht die <strong>BOKU</strong> – zum vierten Mal in Folge – als bisher einzige österreichische<br />

Universität einen nach GRI-Standards extern geprüften Nachhaltigkeitsbericht. Dabei kamen die neuen<br />

GRI-Universal Standards, die im Oktober 2021 veröffentlicht wurden, zur Anwendung. Nachhaltige und verantwortungsvolle<br />

Unternehmenskonzepte sollen durch die neuen Standards transparent dargestellt werden.<br />

A<br />

uf 168 Seiten trägt der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht<br />

2022 die umfangreichen<br />

Nachhaltigkeitsaktivitäten der<br />

<strong>BOKU</strong> zusammen. Rektorin Eva Schulev-Steindl<br />

schreibt dazu im Vorwort des<br />

Berichts: „Wir können zu Recht stolz sein,<br />

als eine Universität wahrgenommen zu<br />

werden, die aktiv Lösungen für die großen<br />

und komplexen Herausforderungen<br />

aufzeigt, vor denen unsere Welt steht.“<br />

Entlang der sechs Berichtsbereiche (1)<br />

Lehre und Studium, (2) Forschung, (3)<br />

Austausch mit der Gesellschaft, (4) Betrieb,<br />

(5) Organisationskultur und (6)<br />

Governance wird über Fortschritte und<br />

Aktivitäten berichtet. Die Umsetzung<br />

der neuen Standards findet sich vor allem<br />

im neuen Berichtskapitel (6) Governance.<br />

Hier finden Interessierte unter<br />

anderem konkrete Informationen zur<br />

Unternehmensführung, zu Strategien,<br />

Richtlinien und Praktiken sowie zur Vergütungspolitik.<br />

NACHHALTIGKEITSBERICHT-<br />

ERSTATTUNG, GRI-STANDARDS<br />

UND EXTERNE PRÜFUNG<br />

Option 1:<br />

Wer sich schon einmal mit Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

auseinandergesetzt<br />

hat, ist vermutlich früher oder<br />

später auch über die Global Reporting<br />

Initiative (kurz: GRI) gestolpert. Die<br />

von der GRI entwickelten Sustainability<br />

Reporting Guidelines sind international<br />

anerkannte und führende Standards<br />

für Nachhaltigkeitsberichterstattung.<br />

Die <strong>BOKU</strong> hat 2019 beschlossen, gemäß<br />

diesen GRI-Standards über ihre<br />

Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten<br />

und sich auch extern prüfen zu lassen.<br />

Auf europäischer Ebene verpflichtet<br />

die NFR-Richtlinie (Non-Financial Re -<br />

porting Directive) circa 11.000 Unternehmen<br />

dazu, jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

zu erstellen. Es gibt neben<br />

den GRI-Standards auch andere Regelwerke,<br />

auf die man für die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

zurückgreifen<br />

kann. Die GRI sind allerdings die am<br />

weitesten verbreiteten Standards. Ändern<br />

könnte sich dies durch die neue<br />

europäische CSR-Richtlinie (Corporate<br />

Sustainability Reporting Directive). Es<br />

sind nicht nur weitaus mehr Unternehmen<br />

als durch die Vorgängerrichtlinie<br />

zur Berichterstattung und zu einer externen<br />

Prüfung des Berichts verpflichtet,<br />

sondern es wurden auch europaweit<br />

geltende Sustainability Reporting Standards<br />

(ESRS – European Sustainability<br />

Reporting Standards) veröffentlicht. Wie<br />

die <strong>BOKU</strong> diese Änderungen umsetzen<br />

wird, wird momentan diskutiert.<br />

Aktuell (und vermutlich auch zukünftig)<br />

ist die <strong>BOKU</strong> gesetzlich zwar weder zur<br />

Berichterstattung noch zu einer externen<br />

Prüfung verpflichtet. Als Vorreiterin<br />

legt sie dennoch seit 2020 (für das<br />

Berichtsjahr 2019) als erste und bisher<br />

34 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


einzige österreichische Universität einen<br />

Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Standards.<br />

Bei der externen Prüfung wird der<br />

Nachhaltigkeitsbericht und die darin enthaltenen<br />

Informationen und Kennzahlen<br />

durch entsprechende Nachweise stichprobenartig<br />

von externen Prüfer*innen<br />

geprüft. Für die <strong>BOKU</strong> übernimmt dies<br />

die Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

m.b.H. als unabhängige dritte<br />

Stelle.<br />

WESENTLICHKEITSANALYSE<br />

Ein grundlegender Baustein eines transparenten<br />

Nachhaltigkeitsberichts ist<br />

eine belastbare Wesentlichkeitsanalyse.<br />

Die <strong>BOKU</strong> hat 2020 im Rahmen ihrer<br />

Wesentlichkeitsanalyse zwölf wesentliche<br />

Themen im Nachhaltigkeitskontext<br />

identifiziert. Diese Themen wurden im<br />

Rahmen der Kerngruppe Nachhaltigkeit<br />

und in Abstimmung mit den zuständigen<br />

Vizerektor*innen im Zuge der Reflexion<br />

und Evaluierung des Prozesses zur Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

vom Vorjahr<br />

auf ihre Aktualität geprüft. In Anbetracht<br />

der aktuellen Entwicklungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

strebt die<br />

<strong>BOKU</strong> für <strong>2023</strong> einen erneuten Prozess<br />

zur Ermittlung ihrer wesentlichen<br />

Themen an. Dieser Prozess ist auch im<br />

Hinblick auf die <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsstrategie<br />

relevant.<br />

THG-Emissionen der <strong>BOKU</strong> nach Emissionsposten 2019–2022<br />

(t CO 2<br />

eq.)*<br />

2019 (Ʃ 21.999) | 2020 (Ʃ 13.137) | 2021 (Ʃ 8.312)** | 2022 (Ʃ 10.910)<br />

* Im Jahr 2019 wurde mit den Emissionsfaktoren 2018 gerechnet, in den Jahren 2020–2022 mit<br />

den aktuellsten verfügbaren Emissionsfaktoren von 2019.<br />

** Für den vorliegenden Bericht wurde die THG-Bilanz von 2021 mit dem korrigierten Anteil an<br />

UZ 46-zertifiziertem Strom neu berechnet, daher ergibt sich eine Differenz bei den hier abgebildeten<br />

Stromemissionen von 2021 im Vergleich zum <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht 2021.<br />

EIN BLICK IN DEN BERICHT / <strong>BOKU</strong><br />

TREIBHAUSGASBILANZ &<br />

STUDIERENDENBEFRAGUNG<br />

Auch im diesjährigen Bericht zieht die<br />

<strong>BOKU</strong> Bilanz über ihre Treibhausgas-<br />

Emissionen – mit dem Ziel vor Augen,<br />

zwei Drittel ihrer Emissionen bis 2030<br />

(Referenzjahr 2019) einzusparen. Insgesamt<br />

konnten die Emissionen im Vergleich<br />

zu 2019 um 50 Prozent reduziert<br />

werden. Ein wichtiger Schritt hierfür war<br />

der Wechsel der <strong>BOKU</strong> im Jahr 2021 auf<br />

zertifizierten Grünen Strom nach dem<br />

Umweltzeichen 46 (UZ 46) – in jenen<br />

Bereichen, wo die <strong>BOKU</strong> dies selbstständig<br />

entscheiden kann (82 Prozent).<br />

Ein vollständiger Umstieg ist angestrebt.<br />

Weitere wichtige Stellschrauben zur<br />

Emissionsreduktion sind die Fernwärme<br />

und Dienstreisen. Klimaschutzmaßnahmen<br />

der <strong>BOKU</strong> fokussieren sich daher<br />

besonders auf diese drei großen Stellschrauben.<br />

Trotzdem müssen auch die<br />

kleineren Posten weitestgehend reduziert<br />

werden – denn jede Tonne zählt.<br />

Der Bericht enthält auch Informationen<br />

zur <strong>BOKU</strong>-Energiesparkampagne, die<br />

2022 erarbeitet und in vier Handlungsfeldern<br />

parallel umgesetzt wurde. Sie<br />

enthält unter anderem Maßnahmen zur<br />

Betriebsoptimierung sowie den Aufruf<br />

zu persönlichen Beiträgen von <strong>BOKU</strong>-<br />

Angehörigen. Mehr dazu lesen Sie im<br />

Abschnitt „Betrieb“.<br />

Auch im Bereich Forschung und Lehre<br />

gibt es spannende Neuigkeiten. Es wurde<br />

beispielsweise eine Studierendenbefragung<br />

durchgeführt, um Potenziale und<br />

Ansatzpunkte aufzuzeigen, um Angebote<br />

zum Erwerb von Nachhaltigkeitskompetenzen<br />

in der Lehre zu verbessern.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse lesen Sie im<br />

Abschnitt „Lehre und Studium“.<br />

AUSBLICK<br />

Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht ist<br />

und bleibt ein wichtiges Tool, um transparent<br />

über laufende und geplante<br />

Nachhaltigkeitsaktivitäten der <strong>BOKU</strong><br />

zu berichten. Im Hinblick auf neue, europaweite<br />

Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

wird sich auch<br />

der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht in<br />

den nächsten Jahren immer weiterentwickeln.<br />

Als Innovations-, Forschungsund<br />

Bildungsstätte spielen Universitäten<br />

eine besondere Rolle, wenn es darum<br />

geht, nachhaltige Transformationsprozesse<br />

innerhalb, aber auch außerhalb<br />

der Universitäten voranzutreiben. Die<br />

<strong>BOKU</strong> nimmt ihre Rolle als Impulsgeberin<br />

und Motor für zukunftsfähige Konzepte<br />

wahr und setzt einen weiteren<br />

wichtigen Schritt, um aktiv ihrer gesellschaftlichen<br />

Verantwortung gerecht<br />

zu werden und eine nachhaltige Zukunft<br />

mitzugestalten. „Gleichzeitig dürfen wir<br />

uns als Universität nicht auf diesen Lorbeeren<br />

ausruhen und nicht vergessen,<br />

dass mit diesem Ruf auch eine große<br />

Verantwortung einhergeht“, betont die<br />

Rektorin im Vorwort. Wir freuen uns, im<br />

nächsten <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitsbericht<br />

über Fortschritte zu berichten! W<br />

Sie sind neugierig geworden? Machen<br />

Sie sich selbst ein Bild.<br />

Jetzt zum Download und als Flipbook<br />

verfügbar unter:<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

nh-bericht2022<br />

Demnächst auch in gedruckter<br />

Form in Ihrem<br />

Institut.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

35


FOTOS:CHRISTOPH GRUBER<br />

„Demokratie in der Klimakrise“ -<br />

von Julia Knogler<br />

Das war der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag <strong>2023</strong><br />

A<br />

m 9. <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag<br />

widmete sich die <strong>BOKU</strong><br />

dem Thema „Demokratie in<br />

der Klimakrise“. Ein Schwerpunkt,<br />

der aktueller und „brennender“<br />

nicht sein könnte. Bis auf den<br />

letzten Stuhl gefüllte Seminarräume<br />

zeigten, wie viele Studierende,<br />

Mitarbeiter*innen und externe<br />

Besucher*innen die Dringlichkeit<br />

von Klimaschutzmaßnahmen<br />

beschäftigt. In einem abwechslungsreichen<br />

Programm wurden<br />

He rausforderungen, Chancen und<br />

Ansätze für eine demokratische<br />

Lösung der Klimakrise diskutiert.<br />

Wir bedanken uns herzlich bei<br />

allen, die am 9. <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag<br />

dabei waren und an dieser<br />

bunten und inspirierenden Veranstaltung<br />

mitgewirkt haben!<br />

Eröffnet wurde der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag <strong>2023</strong> durch einen Klima-Poetry-Slam<br />

zusammen mit dem Kulturverein FOMP. Die Poet*innen Fabian Navarro, Janea Hansen<br />

und Leonie May zeigten uns eine literarisch kreative Herangehensweise an das Thema<br />

„Demokratie in der Klimakrise“. Mit sprachlicher Finesse und charmantem Witz wurden<br />

neue Blickwinkel auf die komplexen Herausforderungen unserer Gesellschaft erprobt.<br />

36 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Tagsüber konnten Besucher*innen<br />

aus einer Vielzahl an<br />

Workshops und wissenschaftlichen<br />

Kurzvorträgen (Pecha<br />

Kuchas) wählen. Das vielfältige<br />

Workshopangebot – Science-<br />

Activism, Kreativtraining, Klima<br />

Puzzle, dekoloniale Klimapolitik,<br />

Lieferkettengesetz,<br />

partizipative Planung und<br />

„Demokratisch zur Suffizienz“ –<br />

wurde sehr gut angenommen.<br />

Begleitend waren Umweltschutzorganisationen<br />

und<br />

studentische Initiativen mit<br />

Infoständen vertreten. Danke<br />

für die hohe Beteiligung an<br />

den Workshops, Präsentationen<br />

und Infoständen!<br />

Im dicht besetzten Veranstaltungssaal diskutierten Bundesministerin Gewessler (BMK), Patrick Scherhaufer (<strong>BOKU</strong>), Daniela<br />

Kraus (Presseclub Concordia) und Jasmin Duregger (Greenpeace) über demokratische Lösungen, Chancen und Herausforderungen<br />

in der Klimakrise. Die von Maria Mayrhofer (Aufstehn) moderierte Podiumsdiskussion bot einen spannenden Einblick in die<br />

verschiedenen Perspektiven und (gemeinschaftlichen) Handlungsmöglichkeiten von Politik, Wissenschaft, Medien und NPOs.<br />

Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag <strong>2023</strong> holte herausragende, für den <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitspreis<br />

nominierte, Projekte von <strong>BOKU</strong>-Studierenden und Wissenschaftler*innen<br />

vor den Vorhang. Das knackige Pecha-Kucha-Format machte aktuelle Nachhaltigkeitsforschung<br />

an der <strong>BOKU</strong> für die Besucher*innen greifbar.<br />

Im Rahmen der Abendveranstaltung wurden die Gewinner*innen der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitspreise<br />

<strong>2023</strong> durch das Rektorat gekürt. Herzliche Gratulation an alle<br />

ausgezeichneten und nominierten Personen. Vielen Dank für die Vielzahl an Einreichungen<br />

und das großartige Engagement für Nachhaltigkeitsprojekte an der <strong>BOKU</strong>!<br />

Der <strong>BOKU</strong>-Nachhaltigkeitstag<br />

wurde vom Zentrum für globalen<br />

Wandel und Nachhaltigkeit federführend<br />

organisiert sowie finanziell<br />

unterstützt von der Stadt Wien<br />

(MA22), den Bezirken Währing und<br />

Döbling, der ÖH <strong>BOKU</strong> sowie der<br />

Österreichischen Hagelversicherung.<br />

Weitere Informationen<br />

zu den Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

an der <strong>BOKU</strong> finden<br />

Sie unter<br />

https://boku.ac.at/nachhaltigkeit<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

37


PETER ZESCHITZ<br />

<strong>BOKU</strong>BALL.AT<br />

Im Höhenflug zum <strong>BOKU</strong>-Ball<br />

Von Anna Elisabeth Gerstenbauer<br />

A<br />

m 19. Januar öffnen sich erneut<br />

die Tore des Wiener Rathauses für<br />

den <strong>BOKU</strong>-Ball 2024 unter dem<br />

Motto „Im Höhenflug durch die Nacht“.<br />

Etwa 3.000 Besucher*innen werden in<br />

festlicher Tracht und Ballrobe tanzen und<br />

feiern. Wir freuen uns darauf, Ihnen auch<br />

in diesem Jahr einen unvergesslichen<br />

Abend zu bereiten.<br />

WAS ERWARTET SIE<br />

BEIM <strong>BOKU</strong>-BALL?<br />

Empfangen werden Sie von unseren<br />

Jagdhornbläser*innen und dem <strong>BOKU</strong>-<br />

Chor, die Sie auf den Abend einstimmen<br />

werden. Um alle abzuholen, erwartet Sie<br />

in unseren insgesamt fünf Räumlichkeiten<br />

ein vielfältiges Musikangebot. Von<br />

klassischer Ballorchestermusik über die<br />

<strong>BOKU</strong>-Blasmusik bis hin zu Rock und<br />

Blues ist für jeden Geschmack etwas dabei,<br />

um das Tanzbein zu schwingen.<br />

WER STECKT HINTER<br />

DEM <strong>BOKU</strong>-BALL?<br />

Auch in diesem Jahr wird der Ball wieder<br />

von der ÖH <strong>BOKU</strong> organisiert. Ein Team<br />

aus zehn Personen arbeitet bereits seit<br />

Monaten daran, Ihnen einen prachtvollen<br />

Abend zu bescheren. Hat Ihnen am<br />

letzten Ball etwas gefehlt oder haben<br />

Sie Anregungen, die für uns wichtig sein<br />

könnten? Dann melden Sie sich gerne<br />

unter bokuball@oehboku.at.<br />

MIT DIESEN FAKTEN ÜBER<br />

BUNTSPECHTE KÖNNEN SIE<br />

AM BALLABEND BEEINDRUCKEN<br />

Nicht umsonst tragen die Spechte den<br />

Titel „Zimmerleute des Waldes“. Mit<br />

ihrer einzigartigen Anatomie und Technik<br />

schaffen sie es, bis zu 20 Mal pro<br />

Sekunde oder bis zu 12.000 Mal pro Tag<br />

zu hacken – und das ohne Kopfschmerzen<br />

zu bekommen. Die so entstehenden<br />

Lebensräume geben auch anderen Tieren<br />

eine Brutstätte, welche in diesem Zusammenhang<br />

gerne als „Nachmieter*innen“<br />

bezeichnet werden. Obwohl Spechte<br />

durchaus zwitschern und andere Laute<br />

von sich geben können, haben sie keine<br />

typischen melodischen Gesangslieder.<br />

Als Hauptkommunikationsmittel dient<br />

ihnen das Klopfen auf resonante Objekte,<br />

wie hohle Bäume, was das charakteristische<br />

Geräusch erzeugt.<br />

Insekten und Baumsäfte stehen auf dem<br />

Speiseplan des Spechts. Um diese aus der<br />

Rinde zu bekommen, verfügt er je nach<br />

Spezies über eine bis zu 10 cm lange Zunge,<br />

die sich eingezogen um sein Gehirn<br />

wickelt und es so beim Picken schützt.<br />

Der meistverbreitete Specht in Mitteleuropa<br />

ist der Buntspecht.<br />

BALL- & TISCHKARTEN<br />

Ab Anfang Dezember sind die Karten in<br />

unserem Online-Shop unter bokuball.at<br />

erhältlich. Weitere Informationen finden<br />

Sie auch auf unserer Homepage und<br />

in den sozialen Medien der ÖH <strong>BOKU</strong><br />

(@oehboku).<br />

Wir freuen uns, Sie am 19. Januar 2024<br />

wieder im Wiener Rathaus begrüßen zu<br />

dürfen.<br />

W<br />

<strong>BOKU</strong>-BALL<br />

Webseite<br />

ÖH <strong>BOKU</strong><br />

Instagram<br />

Anna Elisabeth Gerstenbauer ist CO-Hauptorganisatorin<br />

des Balls.<br />

38 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Helmut Habersack<br />

„Österreicher des Jahres“<br />

Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung<br />

konnte sich gegen starke Konkurrenz in der Kategorie Forschung durchsetzen.<br />

<strong>BOKU</strong>-Hydrologe Helmut Habersack<br />

wurde bei den Austria<br />

23-Awards der Tageszeitung „Die<br />

Presse“ in Kooperation mit der FFG, bei<br />

der Sieger*innen durch eine Fachjury aus<br />

einem Dreiervorschlag gekürt werden,<br />

der aus einem Leser*innen-Voting ermittelt<br />

wird, in der Kategorie Forschung als<br />

Österreicher des Jahres ausgezeichnet.<br />

Als Leiter des Instituts für Wasserbau,<br />

Hydraulik und Fließgewässerforschung<br />

hat er im Bereich nachhaltige Wasserwirtschaft<br />

Außergewöhnliches geleistet.<br />

Die Eröffnung des weltweit einzigartigen<br />

Wasserbaulabors und die von ihm<br />

initiierten Vienna Water Conferences<br />

brachten ihm im Jahr <strong>2023</strong> sowohl große<br />

wissenschaftliche Anerkennung als auch<br />

mediale Aufmerksamkeit ein.<br />

„Mit Helmut Habersack hat ein großer<br />

Idealist die Ehrung erhalten. Seine<br />

Expertise zum Wasserbau wirkt von<br />

Wien aus in die ganze Welt. Was Helmut<br />

Habersack geschafft hat, interessiert<br />

Fachleute rund um den Globus. [….] Und<br />

überraschend sei auch die Auszeichnung,<br />

sagte der Leiter des Instituts für Wasserbau,<br />

Hydraulik und Fließgewässerforschung<br />

der <strong>BOKU</strong>, der sich in einem<br />

knappen Rennen gegen die bekannte<br />

Virologin Dorothee von Laer (Uni Innsbruck,<br />

MedUni Wien) und die Metallurgin<br />

Susanne Michelic (Montanuni Leoben)<br />

in der Jury durchgesetzt hatte, in seiner<br />

ersten Reaktion. Auf die erste Überwältigung<br />

folgte ein beherzter Appell:<br />

Die Nachrichten seien voller negativer<br />

Nachrichten, doch es sei noch nicht zu<br />

spät: „Wir haben nur eine Donau und nur<br />

eine Mur, das ist richtig, aber wir können<br />

den Weg für eine positive Zukunft noch<br />

bereiten.“ Dazu brauche es Innovationen,<br />

Forschende kämpften jeden Tag für den<br />

Fortschritt. „,Wir müssen miteinander<br />

nach Lösungen suchen und dabei auch<br />

Lichtblicke für die junge Generation bieten‘,<br />

so Habersack“, schreibt Die Presse<br />

über den Österreicher des Jahres in der<br />

Kategorie Forschung.<br />

Und, so Die Presse weiter: „Neben der<br />

Donau forscht und berät Habersack,<br />

der überdies den UNESCO-Lehrstuhl<br />

für Fließgewässerforschung hält, unter<br />

anderem auch an Rhein und Elbe. Wichtig<br />

ist ihm letztlich aber auch vor allem<br />

die globale Sicht. Er sammelte Expertise<br />

am westafrikanischen Niger, am<br />

Mekong in Südostasien oder am kanadischen<br />

Sunwapta River oder versuchte,<br />

die Weltbank von der Bedeutung nachhaltiger<br />

Projekte zu überzeugen. Diese<br />

habe er etwa gewarnt, dass man beim<br />

Mount Everest kein großes Kraftwerk<br />

ohne Sedimentmanagement genehmigen<br />

dürfe: ,Mein großes Ziel ist, etwas<br />

zu bewegen.‘ Das Know-how aus Wien<br />

wird jedenfalls längst weltweit geschätzt,<br />

die nächsten Projekte sind bereits in der<br />

Pipeline.“<br />

Wir gratulieren sehr herzlich!<br />

W<br />

ROLAND RUDOLPH<br />

Neben Helmut Habersack: Henrietta Egerth und Karin Tausz, Geschäftsführerinnen der FFG<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

39


„Muss das denn sein, dass du dich so darstellst?“<br />

JUNGBAUERNKALENDER<br />

Benedikt Quinz hat für den Jungbauernkalender 2024 gemodelt. Im Interview mit Bettina Fernsebner-Kokert<br />

erzählt der UBRM-Student über seine persönliche Motivation, sich für das Fotoshooting zu bewerben, aber<br />

auch von kritischen Stimmen aus seinem Umfeld.<br />

Sie sind eines der Models im neuen Jungbauernkalender.<br />

In welchem Monat werden<br />

Sie zu sehen sein?<br />

Ich repräsentiere den Oktober; das<br />

habe ich bei der Kalenderpräsentation,<br />

die vor Kurzem stattgefunden hat, erfahren.<br />

Dort werden die Bilder einzeln<br />

vorgestellt werden – aber nachdem es<br />

ein Holzmotiv ist, habe ich schon vorher<br />

vermutet, dass es ein Herbstmonat<br />

sein wird.<br />

Wie kam es dazu, dass Sie dafür gemodelt<br />

haben?<br />

Ich habe einen landwirtschaftlichen<br />

Hintergrund, was Voraussetzung für die<br />

Teilnahme ist. Zudem habe ich mich körperlich<br />

verändert und der Zeitpunkt war<br />

ideal, um neben dem persönlichen Umfeld<br />

auch von außerhalb eine Form der<br />

Bestätigung dafür zu bekommen. Zudem<br />

war ein Freund schon im Jungbauernkalender<br />

und hat mir zur Bewerbung geraten.<br />

Für die Bewerbung war ein kurzer<br />

Text erforderlich, der die Motivation und<br />

vor allem den landwirtschaftlichen Bezug<br />

darstellen sollte.<br />

Warum haben Sie sich zu dieser körperlichen<br />

Veränderung entschlossen?<br />

Meine Freunde sind alle sportlich – und<br />

wenn man dann zum Beispiel gemeinsam<br />

auf den Berg geht und als Letzter hinterherschnauft,<br />

nervt das irgendwann. Ich<br />

habe auch immer gern gegessen – und<br />

das tue ich nach wie vor. Wir haben eine<br />

Landwirtschaft, da gibt es natürlich immer<br />

gute Sachen.<br />

Wie sind Sie die Veränderung angegangen?<br />

Im Prinzip war das gar nicht so schwierig:<br />

Mehr Sport, und man muss nicht unbedingt<br />

weniger essen – es kommt vielmehr<br />

darauf an, was man isst. Ich habe auch<br />

Glück gehabt: Ein Freund hat mir geholfen,<br />

meine Ernährung und das Training zu<br />

planen. Es einfach so ins Blaue zu probieren<br />

ist mühsam, da geht nichts weiter. Am<br />

40 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


esten startet man mit einfachen Übungen,<br />

und beim Essen weiß man ja eigentlich,<br />

was nicht gesund ist und lässt das<br />

dann einfach weg. Verbote bringen nichts.<br />

Ich mache dreimal die Woche Krafttraining;<br />

Ausdauersport wie Laufen ist mir zu<br />

langweilig. Das geht natürlich nur in Wien;<br />

zuhause in der Steiermark gibt es leider<br />

kein Fitnessstudio in der Nähe.<br />

<strong>BOKU</strong> STEFAN PRAMHAAS<br />

Wie hat Ihr Umfeld reagiert?<br />

Das engste Umfeld bekam das so step<br />

by step mit und dann fällt das gar nicht<br />

so auf. Verwandte hingegen, die man<br />

nur selten sieht, haben mich fast gar<br />

nicht erkannt. Das Feedback war durchaus<br />

positiv, aber es braucht doch etwas<br />

Zeit, bis sich die Menschen an den neuen<br />

Look gewöhnen.<br />

Wie war das Fotoshooting – haben Sie so<br />

etwas zum ersten Mal gemacht?<br />

Ja, das war das erste Mal. Anfangs ist<br />

es schon etwas eigenartig, denn es sind<br />

ja nicht nur Model und Fotografin vor<br />

Ort, sondern auch ein großes Team.<br />

Ich habe mich aber schnell an die Situation<br />

gewöhnt, zumal die Fotografin<br />

sehr professionell war und immer wieder<br />

Rückmeldung gegeben hat. Es ging auch<br />

relativ schnell – eine halbe Stunde und<br />

die Fotos waren im Kasten. Der Großteil<br />

der Bilder wurde in der Steiermark, in der<br />

Nähe der Therme Loipersdorf, gemacht.<br />

Beim Shooting selbst war ich nicht aufgeregt,<br />

aber mit den anderen Models und<br />

dem großen Team lernt man viele neue<br />

Gesichter kennen, das ist schon spannend.<br />

Den Models geht es ja allen gleich,<br />

man gibt sich gegenseitig Feedback und<br />

spricht sich Mut zu.<br />

Der Jungbauernkalender hat eine spezielle<br />

Ästhetik – ist die eigentlich noch zeitgemäß?<br />

Darüber kann man freilich diskutieren,<br />

aber letztlich sind Fotos von ästhetischen<br />

Körpern auch noch nach längerer Zeit<br />

schön. Obwohl: Auch wenn die meisten<br />

meine Veränderung positiv empfunden<br />

haben, gab es in meinem Umfeld auch<br />

kritische Stimmen: Muss das denn sein,<br />

dass du dich so darstellst?<br />

Was haben Sie den Kritiker*innen geantwortet?<br />

Ich habe mir das schon zu Herzen genommen<br />

und darüber nachgedacht. Wichtig<br />

war mir, seriös zu bleiben; zudem habe<br />

ich das Jungbauernkalender-Shooting<br />

ja in erster Linie für mich gemacht. Das<br />

war dann auch meine Antwort.<br />

Der gesellschaftliche Diskurs bewegt sich<br />

derzeit stark zwischen ästhetischer Gestaltung<br />

des eigenen Körpers auf der einen und<br />

Body Positivity auf der anderen Seite. Wo<br />

sehen Sie sich in diesem Spannungsfeld?<br />

Ich kenne beide Seiten und bin absolut<br />

dafür, dass man sich in den Spiegel schaut<br />

und gut findet – sich selbst dabei aber<br />

auch nicht belügt. Ich habe mir selbst<br />

lange eingeredet „es passt eh alles“,<br />

aber wenn sich im Inneren alles dagegen<br />

wehrt, dann stimmt es halt nicht mehr.<br />

Bis 25 Jahre war mein Körper für mich<br />

kein Thema und in Ordnung, aber dann<br />

kam eben der Punkt, wo’s nicht mehr<br />

gepasst hat.<br />

Was studieren Sie an der <strong>BOKU</strong>?<br />

Anfangs hatte ich mich für Landwirtschaft<br />

interessiert, aber letztlich ist es<br />

Umwelt- und Bioressourcen-Management<br />

geworden. Vor allem das Masterstudium<br />

ist durch seine Spezialisierungsmöglichkeiten<br />

spannend; mein<br />

Schwerpunkt liegt hier bei der Regionalen<br />

Entwicklung. Ich bin aber auch an<br />

Medienarbeit interessiert und mache<br />

Radio-Nachrichten bei Radio Arabella.<br />

Ideal wäre es, wenn ich mein abgeschlossenes<br />

Masterstudium Umweltjournalismus<br />

an der FH Wien mit dem <strong>BOKU</strong>-Studium<br />

verbinden könnte.<br />

Der Hof Ihrer Eltern, wäre das auch eine<br />

Zukunftsperspektive?<br />

Das wird sich zeigen; ich habe einen<br />

Bruder und eine Schwester und wir alle<br />

wollen den Hof weiter bewirtschaften –<br />

auch mein Vater wünscht sich natürlich,<br />

dass der Hof weitergeführt wird.<br />

Wie studiert es sich hier an der <strong>BOKU</strong> im<br />

Vergleich zur FH?<br />

Vom Studentenleben her ist es an der<br />

<strong>BOKU</strong> angenehmer und man fühlt sich<br />

wohler. Menschen mit <strong>BOKU</strong>-Hintergrund<br />

ticken – im positiven Sinn – anders,<br />

und die Umgebung hier an der Türkenschanze<br />

ist ein Traum.<br />

W<br />

Benedikt Quinz (26) kommt aus St. Marein in der<br />

Steiermark und macht derzeit an der <strong>BOKU</strong> ein<br />

Masterstudium in Umwelt- und Bioressourcenmanagement.<br />

Parallel dazu hat er ein Masterstudium<br />

an der Fachhochschule Wien abgeschlossen, in dessen<br />

Rahmen er sich im Bereich Umweltjournalismus<br />

spezialisiert hat. Bei Radio Arabella gestaltet Benedikt<br />

Quinz Radionachrichten.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

41


Das neue Hinweisgebersystem an der <strong>BOKU</strong><br />

Chancen und Herausforderungen durch das HinweisgeberInnenschutzgesetz.<br />

Von Tanja Valenta<br />

Spätestens seit Edward Snowden als<br />

ehemaliger CIA-Mitarbeiter Überwachungs-<br />

und Spionagepraktiken<br />

von Geheimdiensten enthüllte oder seit<br />

Julian Assange mit der Offenlegung<br />

von Militärprotokollen auf der von ihm<br />

gegründeten Enthüllungsplattform<br />

WikiLeaks weltweit Aufmerksamkeit erregte,<br />

hat das Thema Whistleblowing =<br />

Hinweisgeben = Enthüllen = Aufdecken<br />

von für die Öffentlichkeit wichtigen Informationen<br />

aus einem geheimen oder<br />

geschützten Bereich und der Schutz von<br />

hinweisgebenden Personen an Bedeutung<br />

gewonnen.<br />

RECHTSGRUNDLAGEN<br />

In Umsetzung der EU-Richtlinie 2019/1937,<br />

auch bekannt als EU-Whistle blowing-<br />

Richtline, ist in Österreich mit einiger<br />

Verspätung am 25. Februar <strong>2023</strong> das HinweisgeberInnenschutzgesetz<br />

(HSchG) in<br />

Kraft getreten. Es legt insbesondere fest,<br />

wer als Hinweisgeber*in gilt und wie er*sie<br />

geschützt ist, welche Organisationen interne<br />

Meldekanäle einzurichten und zu<br />

betreiben haben, wie interne Meldekanäle<br />

ausgestaltet sein müssen und wie mit Hinweisen<br />

umzugehen ist.<br />

GELTUNGSBEREICH<br />

Unternehmen/öffentliche Einrichtungen<br />

mit 250 oder mehr Mitarbeitenden müssen<br />

spätestens seit dem 25. August <strong>2023</strong><br />

sichere Hinweisgebersysteme eingeführt<br />

haben und betreiben. An der <strong>BOKU</strong><br />

wurde fristgerecht mit 24. August <strong>2023</strong><br />

ein webbasiertes Hinweisgebersystem<br />

implementiert und im Vorfeld eine Betriebsvereinbarung<br />

über die Implementierung<br />

eines solchen abgeschlossen.<br />

WOZU?<br />

• Es geht vor allem um die Aufdeckung<br />

von Korruption, Betrug und sonstigem<br />

Fehlverhalten beziehungsweise<br />

Rechtsverstößen in Organisationen<br />

• Mitarbeitende haben Insiderwissen,<br />

erlangen schneller Kenntnis von Missständen<br />

und können zur Aufdeckung<br />

beitragen, um eine Veränderung in<br />

Gang zu setzen<br />

• Bislang gab es europaweit kein einheitliches<br />

System im Zusammenhang<br />

mit Schutzmaßnahmen für Hinweisgeber*innen<br />

vor Repressalien<br />

ZIEL<br />

• Vereinheitlichung der Bestimmungen<br />

über den Schutz von Hinweisgeber*innen<br />

im EU-Raum<br />

• Festlegung von Mindeststandards<br />

• Hinweise helfen, Fehlverhalten und/<br />

oder Regelverstößen frühzeitig entgegenzuwirken<br />

• Verhinderung von Schäden für eine<br />

Organisation, ihre Mitarbeitenden,<br />

Stakeholder, Geschäfts- und Kooperationspartner*innen<br />

und sonstige<br />

Dritte, die mit der Organisation in<br />

beruflicher Verbindung stehen<br />

PERSÖNLICHER UND SACHLICHER<br />

ANWENDUNGSBEREICH<br />

Geschützt sind hinweisgebende Personen,<br />

die an der <strong>BOKU</strong> beschäftigt sind,<br />

aber auch Dritte, die im beruflichen<br />

Kontext Informationen über Verstöße<br />

42 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


ADOBE STOCK<br />

abgeben möchten. Die Vertraulichkeit<br />

bleibt in jedem Fall gewahrt. Sämtliche<br />

Informationen bleiben verschlüsselt, IP-<br />

Adressen werden nicht gespeichert.<br />

erlangt haben. Hinweisgeber*innen müssen<br />

redlich sein, das heißt begründeten<br />

Anlass zu der Annahme haben, dass der<br />

gemeldete Vorfall zum Zeitpunkt der<br />

Meldung der Wahrheit entsprach. Bewusst<br />

falsch gemeldete Hinweise können<br />

rechtliche Konsequenzen nach sich<br />

ziehen und sind nach dem HSchG mit<br />

einer Geldstrafe von bis zu 20.000 Euro,<br />

im Wiederholungsfall von bis zu 40.000<br />

Euro zu bestrafen, sofern die Tat nicht<br />

nach einer anderen Bestimmung mit<br />

strengerer Strafe bedroht ist.<br />

Über das <strong>BOKU</strong>-Hinweisgebersystem<br />

können nur solche Missstände gemeldet<br />

werden, die Verstöße gegen das Unionsrecht<br />

darstellen oder sonstige (wirtschafts-)kriminelle<br />

Handlungen betreffen<br />

(siehe § 3 HSchG) beziehungsweise<br />

den für die <strong>BOKU</strong> in der Betriebsvereinbarung<br />

festgelegten relevanten Bereichen<br />

zuordenbar sind. Allgemeine und<br />

geringfügige Verstöße (Beschwerden<br />

oder Anregungen), die den alltäglichen<br />

Universitätsbetrieb betreffen, können<br />

nicht über das elektronische System gemeldet<br />

werden.<br />

SCHUTZ VOR<br />

VERGELTUNGSMASSNAHMEN<br />

Jede Form von Repressalien aufgrund<br />

einer Meldung ist gegen Hinweisgebende<br />

untersagt. Beispielsweise sind folgende<br />

Maßnahmen, die in Vergeltung<br />

eines berechtigten Hinweises erfolgt<br />

sind, rechtsunwirksam: Suspendierung,<br />

Kündigung, Nichtverlängerung eines befristeten<br />

Arbeitsvertrages, Herabstufung<br />

oder Versagung einer Beförderung.<br />

FUNKTIONSWEISE DES<br />

SYSTEMS UND ANFORDERUNGEN<br />

Das <strong>BOKU</strong>-Hinweisgebersystem kann<br />

über den Webbrowser im Internet aufgerufen,<br />

betrieben und angewendet<br />

werden. Es entspricht den gesetzlichen<br />

Anforderungen des HSchG, inklusive<br />

datenschutzrechtlicher Bestimmungen.<br />

Hinweisgebende haben die Möglichkeit<br />

auszuwählen, ob sie die Meldung anonym<br />

oder offen unter Angabe ihrer Identität<br />

WIE LÄUFT EINE MELDUNG AB?<br />

Der Zugriff auf das System erfolgt über<br />

die Compliance Webseite der <strong>BOKU</strong>,<br />

abrufbar unter https://boku.ac.at/recht/<br />

compliance über<br />

• die Kontaktaufnahme-Box auf der<br />

Compliance Hauptseite oder<br />

• den Menüpunkt „Kontakt aufnehmen“<br />

oder<br />

• direkt über https://boku.academicwhistleblower.at/<br />

Auf der Startseite erhalten Sie zunächst<br />

Informationen über die Funktionsweise<br />

des Systems und über die geltenden<br />

Datenschutzbestimmungen. Durch Anklicken<br />

das Buttons „Neuen Hinweis abgeben“<br />

wird der Meldeprozess gestartet.<br />

Über einen Fragebogen können Sie<br />

Ihren Hinweis melden. Mit dem Button<br />

„Hinweis einreichen“ wird die Meldung<br />

abgeschickt und Sie erhalten einen automatisch<br />

generierten, passwortgeschützten<br />

Link. Mit diesem Link können Sie<br />

Ihren Hinweis aufrufen, Mitteilungen<br />

einsehen und gegebenenfalls auf Rückfragen<br />

antworten.<br />

Entgegennahme und Bearbeitung der<br />

eingehenden Hinweise erfolgen durch<br />

den Compliance Officer der <strong>BOKU</strong> bzw.<br />

die für Compliance zuständige Person, die<br />

nicht weisungsgebunden ist. Eine Tiefenprüfung<br />

des Sachverhalts erfolgt streng<br />

vertraulich und im möglichst kleinen Personenkreis.<br />

Einen Überblick über den Ablauf<br />

der Bearbeitung der Meldung finden<br />

Sie in Anhang 2 der am 24. August <strong>2023</strong><br />

im Mitteilungsblatt Nr. 28 veröffentlichten<br />

Betriebsvereinbarung. W<br />

KONTAKT<br />

INFORMATION<br />

https://boku.ac.at/recht/<br />

compliance/hinweisgeber-system<br />

Abgabe einer Meldung<br />

compliance@boku.ac.at oder<br />

Hinweisgebersystem<br />

https://boku.academic-whistleblower.at/<br />

Mag. a Dr. in Tanja Valenta ist Chief Compliance<br />

Officer der <strong>BOKU</strong>.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

43


<strong>BOKU</strong> LEHRPREISE <strong>2023</strong>:<br />

Gute Lehre sichtbar machen<br />

Rückschau auf den Abend des Lehrens und des Lernens<br />

Von Verena Vlajo und Alexandra Strauss-Sieberth<br />

DIDAKTIK<br />

ALLE FOTOS: CHISTOPH GRUBER/<strong>BOKU</strong><br />

Gute Lehre an der <strong>BOKU</strong> ist praxisorientiert<br />

und ermöglicht den<br />

Studierenden, das erworbene Wissen<br />

direkt anzuwenden und praktische<br />

Erfahrungen zu sammeln. Sie fördert<br />

die Selbstständigkeit der Studierenden,<br />

indem sie ihnen Raum gibt, eigene Ideen<br />

zu entwickeln und eigenverantwortlich<br />

zu handeln. Gute Lehre ist interaktiv und<br />

schafft eine offene Lernatmosphäre, in<br />

der sich die Studierenden aktiv am Lehrformat<br />

beteiligen können. Sie legt Wert<br />

auf eine klare Kommunikation zwischen<br />

Lehrenden und Studierenden, um Missverständnisse<br />

zu vermeiden und effektives<br />

Lernen zu ermöglichen. Nur mit<br />

engagierten und motivierten Lehrenden<br />

und Studierenden funktioniert gute Lehre.<br />

Der Abend des Lehrens und Lernens,<br />

die Festveranstaltung zur Würdigung der<br />

Leistungen, die Lehrende und Studierende<br />

tagtäglich erbringen, fand zum dritten<br />

Mal in diesem Format statt.<br />

Die Verleihung von Lehr- und Studierendenpreisen<br />

ist ein wichtiges Instrument,<br />

um „gute Lehre und herausragende Leistungen<br />

von Studierenden sichtbar zu<br />

machen“ und die Bedeutung der Lehre<br />

aufzuzeigen.<br />

Als Gastgeberin und Moderatorin führte<br />

Vizerektorin für Lehre, Weiterbildung<br />

und Studierende Assoc.Prof. in DI in Dr. in<br />

Doris Damyanovic durch den Abend.<br />

Keynote Speakerin Olivia Vrabl<br />

LEHRPREIS <strong>2023</strong> –<br />

KATEGORIE VORLESUNG<br />

Die Vorlesung als ursprüngliches Format<br />

der universitären Wissensvermittlung<br />

ist auch heute noch eines der Lehrformate<br />

an Hochschulen. Der Charakter<br />

der Wissensvermittlung durch einen<br />

Frontalvortrag gilt jedoch als überholt.<br />

Aber ist das wirklich so? Ist die Vorlesung<br />

noch zeitgemäß? Mit dem Impulsvortrag<br />

„Vorlesungen: überholtes Format<br />

oder wertvolles Gut?“ geht Dr. in Olivia<br />

Vrabl, externe Didaktikerin und langjährige<br />

Trainerin didaktischer Fortbildungen,<br />

dieser spannenden Frage nach.<br />

Mit der diesjährigen Ausschreibung<br />

sollten Vorlesungen ins Rampenlicht<br />

gerückt werden, die das Potenzial des<br />

Formats Vorlesung aufzeigen. Ausgezeichnet<br />

wurden Vorlesungen, denen es<br />

gelungen ist, mit spannenden Lehr- und<br />

Lernkonzepten die Lehrveranstaltung<br />

aktiv zu gestalten und die Studierenden<br />

einzubeziehen. Didaktisch gut gewählte<br />

Lehr- und Lernmethoden sowie ein hohes<br />

Engagement und ein respektvoller Umgang<br />

in der Vorlesung waren wichtige<br />

Bewertungskriterien.<br />

Unter den Einreichungen stachen vier<br />

Vorlesungen besonders hervor. Aus<br />

44 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Von links, oben: Daniel Ennöckl, Martin Schmid, Barbara Hinterstoisser (Laudatorin), Viktor Schwabl, Walter Seher (Laudator), Roland Ludwig (Laudator),<br />

Ulrike Pröbstl-Haider (Laudatorin), Rektorin Eva Schulev-Steindl. Von links, unten: Olivia Vrabl (Keynote), Peter Hietz, Gerda Schneider,<br />

VR in Doris Damyanovic, Reinfried Mansberger, Patrick Meißl, Sophie Kratschmer, Anja Lebedicker, Sanna Riedl, Johanna Burtscher, Eva Wagner<br />

diesem Grund beschloss die Expert*innenjury,<br />

die Kategorie „Vorlesung“ in<br />

die Unterkategorien „Pflichtlehrveranstaltung“<br />

und „Wahllehrveranstaltung“<br />

zu unterteilen.<br />

Vier Vorlesungen wurden für ihre herausragende<br />

Qualität und ihren Mehrwert für<br />

die Studierenden ausgezeichnet. Jede<br />

Vorlesung zeichnete sich durch eine klare<br />

Struktur, interaktive Lehr- und Lernkonzepte<br />

und einen wertschätzenden<br />

Umgang mit den Studierenden aus. Den<br />

Lehrenden ist es gelungen, komplexe<br />

Sachverhalte verständlich zu erklären,<br />

das Interesse der Studierenden zu wecken<br />

und mit innovativen Ansätzen zur<br />

Wissensvermittlung beizutragen. Die<br />

prämierten Lehrveranstaltungen haben<br />

also nicht nur die Studierenden begeistert,<br />

sondern auch bei der Expert*innenjury<br />

einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen,<br />

weshalb zwei Lehrpreise und zwei<br />

Anerkennungspreise vergeben wurden.<br />

Pflicht-VO: Grundlagen des Rechts<br />

und Rechtsgrundlagen –<br />

Univ.Prof. Daniel Ennöckl<br />

Mit dieser Einreichung würdigt die Jury<br />

eine Vorlesung, die verschiedene Methoden<br />

und Denkweisen aus verschiedenen<br />

Fachrichtungen nutzt, um das komplexe<br />

Thema „Recht“ im Kontext der jeweiligen<br />

Studienrichtung zu behandeln. Durch die<br />

Integration verschiedener Perspektiven<br />

wird den Studierenden ein umfassendes<br />

Verständnis des Rechts vermittelt. Die Vorlesung<br />

besticht durch eine klare Struktur,<br />

die sich an den Bedürfnissen der Studierenden<br />

orientiert und trotz der hohen Studierendenzahl<br />

Raum für Interaktion lässt.<br />

Die Kombination eines interdisziplinären<br />

Ansatzes mit einem gut durchdachten didaktischen<br />

Konzept kann zu einer bereichernden<br />

Lernerfahrung führen und das<br />

Rechtsverständnis der <strong>BOKU</strong>-Studierenden<br />

vertiefen.<br />

Wahl-VO: Naturschutzrelevante<br />

Tierarten und ihre Habitatansprüche –<br />

Dr. in Sophie Kratschmer<br />

Ausgezeichnet wurde eine interaktive,<br />

kompetenzorientierte Lehrveranstaltung,<br />

die die Jury mit ihrem Ansatz der Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung sehr beeindruckt<br />

hat. Die Lehrveranstaltung fördert<br />

und fordert die Handlungskompetenz der<br />

Studierenden in hohem Maße. Durch ein<br />

gut strukturiertes und nach dem neuesten<br />

Stand der Didaktik entwickeltes Lehr- und<br />

Lernkonzept werden alle vier Kompetenzbereiche<br />

angesprochen: Fachkompetenz, Methodenkompetenz,<br />

Sozialkompetenz und<br />

Selbstkompetenz. Der didaktische Aufbau<br />

der Einheiten mit den unterschiedlichen<br />

Phasen: einer Einführungsphase, die in eine<br />

Erarbeitungsphase übergeht, gefolgt von<br />

einer Anwendungsphase, an die sich eine<br />

Transferphase anschließt, bis hin zu einer<br />

zusammenfassenden und übersichtlichen<br />

Abschlussphase. Die Vorlesung ist nach allen<br />

didaktischen Gesichtspunkten ein sehr<br />

gelungenes Format und zeigt den Mehrwert<br />

des Formats Vorlesung.<br />

ANERKENNUNGSPREISE<br />

Pflicht-VO – Mikrobiologie (AW) –<br />

Ass.Prof. in Dr. in Johanna Burtscher<br />

und Eva Wagner, PhD<br />

Als besonders wertvoll hebt die Jury die<br />

gelebte Solidarität der beiden Lehrenden<br />

untereinander und die Einbeziehung der<br />

Komplexität des Lehrens und Lernens in das<br />

didaktische Lehr- und Lernkonzept hervor.<br />

Wahl-VO –<br />

Die soziale Ökologie des Anthropozäns<br />

Assoc.Prof. Dr. Martin Schmid<br />

Die Jury ist beeindruckt von der Verknüpfung<br />

aktueller Themen in Vergangenheit<br />

und Zukunft und von der Bereitschaft zur<br />

Förderung und zum kritischen Diskurs mit<br />

den Studierenden.<br />

Manfred Schwanninger Preis <strong>2023</strong> –<br />

Lehr- und Lernunterlagen<br />

Innovative Lehr- und Lernmaterialien<br />

spielen an Hochschulen eine entscheidende<br />

Rolle, um den Studierenden ein<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

45


Lehrlebenswerk <strong>2023</strong> – Ass.Prof. Reinfried Mannsberger und Prof. in Gerda Schneider<br />

effektives und zeitgemäßes Lernerlebnis<br />

zu bieten.<br />

Lehr- und Lernunterlage<br />

„Botanik@home“ –<br />

Univ.Prof. Peter Hietz<br />

Ausgezeichnet wurde das Gemeinschaftswerk<br />

„Botanik@home“, das Hunderte von<br />

Pflanzenarten aus unserem Alltag mit Beschreibung,<br />

Bedeutung, Fotos und internationalen<br />

Kochrezepten vorstellt. In „Botanik@home“<br />

werden Fachkompetenz (Wissen<br />

über Pflanzen), Methodenkompetenz<br />

(Recherche, Dokumentation, Auswertung)<br />

und Handlungskompetenz (Rezepte für das<br />

Kochbuch) kombiniert. „Lernende lernen<br />

immer in einem persönlichen Kontext“ –<br />

akademisches Lernen in all seinen Facetten<br />

steht im Mittelpunkt von „Botanik@home“.<br />

Aktives, vernetztes Lernen, Neugierde und<br />

Spaß sind der Schlüssel zur universitären<br />

Lehre und das ist Prof. Hietz mit diesen<br />

herausragenden Lehr- und Lernunterlagen<br />

gelungen.<br />

JUNGLEHRENDEN-PREIS<br />

Engagierte Junglehrende spielen eine<br />

entscheidende Rolle in der <strong>BOKU</strong>-Lehre,<br />

da sie nicht nur Wissen vermitteln, sondern<br />

auch als Vorbilder und Mentor*innen<br />

für ihre Studierenden dienen. Diese<br />

jungen Lehrenden zeichnen sich durch<br />

ihre Leidenschaft für das Lehren aus und<br />

sind bestrebt, einen positiven Einfluss<br />

auf das Lernen und die Entwicklung ihrer<br />

Studierenden zu nehmen.<br />

Junglehrenden-Preis <strong>2023</strong> –<br />

Viktor Schwabl<br />

Die Lehrperson Viktor Schwabl zeichnet<br />

sich durch Einfühlungsvermögen und Verständnis<br />

für die Studierenden und die Leidenschaft<br />

für gute und kompetente Lehre<br />

aus. Er stellt den Lernprozess in den Mittelpunkt<br />

seines didaktischen Konzepts. Als<br />

Lehrender ist es ihm wichtig, den hohen Anspruch,<br />

den man an die Studierenden stellt,<br />

auch an sich selbst zu stellen, um nicht nur<br />

inhaltlich, sondern auch didaktisch eine<br />

Qualität zu bieten, die dem „state of the<br />

art“ entspricht.<br />

LEHRLEBENSWERK<br />

Die Lehre ist eine wichtige und wertvolle<br />

Aufgabe der Hochschulen, durch die<br />

Wissen und Erfahrungen weitergegeben<br />

werden, um die nächste Generation<br />

zu bilden und zu inspirieren. Die Hochschullehre<br />

spielt eine entscheidende<br />

Rolle in der Gesellschaft, da sie nicht<br />

nur Wissen vermittelt, sondern auch<br />

Werte und Fähigkeiten entwickelt. Lehrende<br />

sind Vorbilder für Studierende<br />

und prägen deren Denken und Handeln.<br />

Hochschullehre erfordert Geduld, Engagement<br />

und Leidenschaft. Sie ist oft<br />

mit langen Arbeitszeiten, der Erstellung<br />

von Lehr- und Lernmaterialien und der<br />

Korrektur von Prüfungen verbunden.<br />

Es ist aber auch eine sehr erfüllende<br />

Aufgabe, weil man die Fortschritte der<br />

Studierenden miterlebt. Wissenschaft<br />

und Lehre sind eng miteinander verbunden,<br />

sie inspirieren und beeinflussen<br />

sich gegenseitig – und das ein ganzes<br />

Berufsleben lang.<br />

Lehrlebenswerk <strong>2023</strong> –<br />

Prof. in Gerda Schneider und<br />

Ass.Prof. Reinfried Mannsberger<br />

Für beide ist die Lehre ein wichtiger Bestandteil<br />

ihrer Arbeit an der <strong>BOKU</strong>. Frei<br />

nach Pestalozzi: Ganzheitlich lehren – das<br />

Kopf-Herz-Hand-Prinzip beschreibt beide<br />

Lehrpersönlichkeiten am besten.<br />

Wir gratulieren allen Preisträger*innen<br />

und möchten uns bei allen Einreichenden<br />

bedanken! Die Jury war begeistert<br />

von der hohen didaktischen Qualität der<br />

Einreichungen.<br />

Wollen Sie Ihre oder die Lehre einer*eines<br />

Kollegin*Kollegen sichtbar machen?<br />

Dann reichen Sie beim <strong>BOKU</strong>-Lehrpreis<br />

2024 oder Ars Docendi 2024 ein. Wir<br />

freuen uns auf zahlreiche Einreichungen!<br />

W<br />

LINK<br />

KONTAKT<br />

lehrpreise@boku.ac.at<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

Lehrpreise<br />

46 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

47


DIGTIALSTORM<br />

DIDAKTIK<br />

„Es geht vor allem darum, die Kreativität und<br />

das Engagement der Studierenden zu fördern“<br />

Die Ars docendi <strong>2023</strong>-Anerkennungspreisträger Daniel Dörler und Florian Heigl über die Lehre,<br />

die Citizen Science unterstützt.<br />

Interview: Alexandra Strauss-Sieberth und Verena Vlajo<br />

Die <strong>BOKU</strong> konnte bereits zum dritten<br />

Mal ihre exzellente Lehre mit<br />

dem Ars docendi Staatspreis <strong>2023</strong><br />

sichtbar machen. Ziel des Staatspreises<br />

ist es, die große Bedeutung der Lehre<br />

im Wissenschaftssystem zu würdigen<br />

und die damit verbundene Qualitätsentwicklung<br />

in der Hochschullehre zu<br />

unterstützen.<br />

Mit der Lehrveranstaltung – Projekt „Citizen<br />

Science: Co-Creation in der transdisziplinären<br />

Lehre“ überzeugten Dr. Florian<br />

Heigl und Dr. Daniel Dörler die Jury<br />

in der Kategorie „Forschungsbezogene<br />

beziehungsweise kunstgeleitete Lehre“<br />

mit ihrem innovativen Lehr- und Lernkonzept.<br />

Gerade in Zeiten der „Wissenschafts-Skeptik“<br />

sind Citizen Science-<br />

Projekte, in denen Wissenschaftler*innen<br />

gemeinsam mit der Gesellschaft an<br />

wissenschaftlichen Themen arbeiten, ein<br />

Mehrwert für die universitäre Lehre.<br />

Wir möchten mit unseren<br />

Lehrveranstaltungen den<br />

Einstieg und das schrittweise<br />

Heranführen an CS fördern,<br />

damit die Studierenden am<br />

Ende mit unserem Projekt<br />

Citizen Science einen<br />

Aha-Effekt erleben.<br />

Daniel Dörler<br />

Was hat euch motiviert, für den Ars docendi<br />

einzureichen?<br />

Daniel Dörler: Generell war die Idee,<br />

unsere Lehrveranstaltung beim Ars Docendi<br />

einzureichen, recht spontan. Wir<br />

haben gesehen, dass die Einreichphase<br />

gerade geöffnet ist, haben uns angeschaut,<br />

welche Lehrveranstaltungen<br />

in den letzten Jahren gewonnen haben,<br />

und uns gedacht, dass es gar nicht so<br />

verschieden ist zu dem, was wir im Projekt<br />

Citizen Science anbieten. Und die<br />

Möglichkeit, eine Lehrveranstaltung zu<br />

Citizen Science (CS) einzureichen, und<br />

damit auch CS in der Lehre zu stärken,<br />

war dann ein zusätzlicher Ansporn für uns.<br />

Florian Heigl: Wir haben kurz gezögert, als<br />

wir gelesen haben, dass eine Einreichung<br />

nicht direkt erfolgen kann, sondern über<br />

die Universitäten und/oder Studierendenvertretungen,<br />

doch nach kurzem Kontakt<br />

mit euch war die anfängliche Skepsis sehr<br />

48 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


schnell verflogen. Durch eure Unterstützung<br />

wurde unser Einreichtext viel präziser.<br />

Eure Erfahrung hat uns diesbezüglich<br />

sehr weitergeholfen.<br />

Was war die Idee für die Durchführung<br />

dieser experimentellen Lehrveranstaltung?<br />

Dörler: Unsere Aufgabe an der <strong>BOKU</strong> ist<br />

es, CS bekannter zu machen und auch<br />

Lehre zu CS anzubieten. Dies machen<br />

wir nun schon seit 2016 mit mehreren<br />

Lehrveranstaltungen. In diesen LVs achten<br />

wir immer darauf, dass es möglichst<br />

viele interaktive Elemente gibt und die<br />

Studierenden durch aktives Mitarbeiten<br />

wichtige Aspekte von CS kennenlernen<br />

können. Dennoch sind wir zu Beginn<br />

immer auf einer theoretischen Ebene<br />

geblieben, d.h. die Studierenden haben<br />

die theoretischen Grundlagen gelernt,<br />

aktive Citizen Science-Projekte kurz<br />

ausprobiert oder Präsentationen über<br />

CS-Projekte gehalten.<br />

Heigl: Die Studierenden kamen immer<br />

wieder auf uns zu und wollten auch selbst<br />

Citizen Science-Projekte in einer Lehrveranstaltung<br />

durchführen. Wir haben<br />

sehr lange hin- und herüberlegt, wie man<br />

ein solch komplexes Thema in einer LV<br />

unterbringen kann, die nach einem Semester<br />

wieder endet. Dadurch kamen<br />

wir auf die Idee, die LV „Projekt Citizen<br />

Science“ zu entwickeln, die diesen Anspruch<br />

erfüllen sollte. Die Initiative ging<br />

also von den Studierenden aus.<br />

Eine Lehrveranstaltung im Team zu konzipieren<br />

– was bedeutet das?<br />

Dörler: Es bedeutet zuerst einmal sehr<br />

viel Offenheit und Spontanität. Eine<br />

Vorlesung kann man etwa sehr gut vorbereiten,<br />

indem man Folien und Inhalte<br />

entsprechend verständlich vor- und<br />

aufbereitet. Das geht beim Projekt CS<br />

kaum. Wir haben zwar in der ersten Einheit<br />

einen Input, der die Basis für die<br />

restliche Arbeit im Semester legt, aber<br />

die Forschungsideen kommen von den<br />

Studierenden. Da ist unser Anspruch<br />

auch, dass wir keine Ideen von vornherein<br />

ablehnen, sondern dass wir gemeinsam<br />

mit den Studierenden diskutieren und<br />

auszuloten versuchen, welche Fragen sie<br />

sinnvoll bearbeiten können.<br />

Das Wichtige ist für uns,<br />

dass die Studierenden<br />

auch in Kontakt mit<br />

außeruniversitären<br />

Mitforschenden kommen<br />

und erfahren können, wie<br />

eine Zusammenarbeit in<br />

einem Forschungsprojekt<br />

funktionieren kann.<br />

Florian Heigl<br />

Heigl: Es geht vor allem darum, die Kreativität<br />

und das Engagement der Studierenden<br />

zu fördern und sie ausprobieren<br />

zu lassen. Wichtig ist, dass das gemeinsame<br />

Forschen im Projekt CS von uns nicht<br />

vorgegeben, sondern lediglich angeleitet<br />

wird. Wir möchten den Studierenden<br />

den Raum geben, selbst Erfahrungen<br />

zu sammeln. Diese Anleitung ist natürlich<br />

auch besonders dann wichtig, wenn<br />

sie Forschungsfragen wählen, die eine<br />

direkte oder indirekte Interaktion mit<br />

aktiven Citizen Scientists voraussetzt.<br />

Was versteht ihr unter transdisziplinäre<br />

Lehre?<br />

Dörler: Für mich bedeutet transdisziplinäre<br />

Lehre, dass „am lebenden Projekt“<br />

gelehrt wird. Es geht also nicht so sehr<br />

um die theoretischen Grundlagen, sondern<br />

um die Arbeit in einem laufenden<br />

Forschungsprojekt, in dem bereits Bürger*innen<br />

mitforschen. Dafür benötigt<br />

es viele sogenannte Soft Skills, wie Kommunikation.<br />

Heigl: Genau. Das Wichtige ist dabei<br />

für uns, dass die Studierenden auch in<br />

Kontakt mit außeruniversitären Mitforschenden<br />

kommen und erfahren können,<br />

wie eine Zusammenarbeit in einem Forschungsprojekt<br />

funktionieren kann. Aber<br />

nicht nur im Projekt Citizen Science wird<br />

Transdisziplinäre Lehre bei uns durchgeführt,<br />

auch in Citizen Science in der<br />

Ökologie lehren wir gemeinsam mit<br />

Lehrenden aus der Statistik, der Geoinformation,<br />

den Medienwissenschaften<br />

und der Rechtsabteilung.<br />

Was ist eure Lehrphilosophie?<br />

Dörler: Wir möchten mit unseren Lehrveranstaltungen<br />

den Einstieg und das<br />

schrittweise Heranführen an CS fördern,<br />

damit die Studierenden am Ende mit<br />

unserem Projekt Citizen Science einen<br />

Aha-Effekt erleben. Sie sollen im „Citizen<br />

Science Seminar“ und in „Citizen Science<br />

in der Ökologie“ Citizen Science kennenlernen<br />

und die grundlegenden Konzepte<br />

verstehen und dann im „Projekt Citizen<br />

Science“ selbst anwenden und im besten<br />

Fall diesen Aha-Effekt erleben.<br />

Heigl: Wir möchten vor allem als Begleiter<br />

im Lernprozess gesehen werden,<br />

die gerne ihre Erfahrung teilen. Wir sehen<br />

uns eher nicht als die klassischen<br />

Dozenten, die vorne stehen und Fakten<br />

vortragen. Am meisten lernen die Studierenden,<br />

aus unserer Sicht, wenn sie<br />

sich Dinge selbst erarbeiten und neue<br />

Methoden ausprobieren dürfen, die sie<br />

selber spannend finden.<br />

Was bedeutet für euch persönlich gute<br />

Lehre?<br />

Dörler: Gute Lehre bedeutet für mich,<br />

mit dem bereits vorhandenen Wissen<br />

der Studierenden zu arbeiten und sie<br />

schrittweise an neue Themen heranzuführen.<br />

Wenn man es dann schafft, die<br />

Lehrveranstaltungsinhalte mit den persönlichen<br />

Interessen der Studierenden zu<br />

verknüpfen, dann kann Lehre für Lehrende<br />

und Lernende eine bereichernde und<br />

motivierende Erfahrung sein.<br />

Heigl: Dem schließe ich mich an, möchte<br />

aber noch hinzufügen, dass gute Lehre<br />

sowohl auf Seiten der Lehrenden als auch<br />

auf Seiten der Lernenden eine Bereitschaft<br />

zur Zusammenarbeit erfordert.<br />

Ohne diese Bereitschaft kann gute Lehre<br />

nicht funktionieren. <br />

W<br />

Projekt Roadkill<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

49


DIDAKTIK<br />

Ars Docendi Anerkennungspreis <strong>2023</strong> für<br />

Lehrveranstaltung – Projekt Citizen Science<br />

Von Florian Heigl und Daniel Dörler<br />

Citizen Science, als aktive Beteiligung<br />

von Bürger*innen an wissenschaftlichen<br />

Projekten, ist in den letzten<br />

Jahren zu einem wichtigen Teil der Third<br />

Mission an Universitäten geworden. Immer<br />

mehr Wissenschaftler*innen binden<br />

die Zivilgesellschaft in ihre Forschung<br />

mit ein und somit hat Citizen Science<br />

als wissenschaftliche Methode an den<br />

Universitäten an Bedeutung gewonnen.<br />

Citizen Science setzt aber vonseiten der<br />

Wissenschaftler*innen, der Bürger*innen<br />

und der Studierenden, neben dem fachspezifischen<br />

Wissen, auch den Blick über<br />

den Tellerrand voraus, damit Kompetenzen<br />

wie Bürgerschaftskompetenz, Wissenschaftskompetenz,<br />

interpersonelle<br />

Kompetenz und digitale Kompetenzen<br />

vermittelt werden. An der <strong>BOKU</strong> werden<br />

seit 2016 regelmäßig unterschiedliche<br />

Lehrveranstaltungen zu Citizen Science<br />

angeboten.<br />

PROJEKT ROADKILL<br />

Die dieses Jahr mit dem Ars Docendi-Anerkennungspreis<br />

prämierte Lehrveran-<br />

staltung „Projekt Citizen Science“ ist eine<br />

in mehrere Module strukturierte Lehrveranstaltung,<br />

deren Kern ein Co-Creation-<br />

Prozess von Studierenden, Lehrenden und<br />

Citizen Scientists ist. Basis für die Lehrveranstaltung<br />

ist das Projekt Roadkill (www.<br />

roadkill.at), das 2014 gestartet wurde.<br />

Seither sammeln Citizen Scientists Daten<br />

zu überfahrenen Wirbeltieren (sogenannten<br />

Roadkills) auf Österreichs Straßen.<br />

Durch einen modularen Aufbau der Lehrveranstaltung<br />

erhalten die Studierenden<br />

eine nachvollziehbare Struktur in dem für<br />

die meisten ungewohnten Co-Creation-<br />

Prozess, der auch an den vorab angegebenen<br />

Lernergebnissen ausgerichtet ist.<br />

Gleichzeitig kann die Lehrveranstaltung<br />

auf diese Weise maximal flexibel mit nur<br />

wenigen Präsenzterminen organisiert<br />

werden, um auf die verschiedenen Lebensrealitäten<br />

der Studierenden Rücksicht<br />

nehmen zu können.<br />

Im Einführungsmodul erhalten die Studierenden<br />

einen theoretischen Input,<br />

in dem das zugrundeliegende Citizen<br />

Science-Projekt Roadkill im Detail erklärt<br />

wird und die Abläufe im Projekt<br />

vorgestellt werden (z. B. Datenqualitätssicherung,<br />

Kommunikation mit den<br />

Citizen Scientists).<br />

ERSTE FORSCHUNGSFRAGEN<br />

Nach diesem Einblick werden erste Themen,<br />

die die Studierenden interessieren,<br />

gesammelt und gemeinsam mit ihnen<br />

erste Entwürfe für Forschungsfragen<br />

formuliert. Die Forschung wird entweder<br />

direkt im Rahmen des Citizen<br />

Science-Projekts Roadkill durchgeführt<br />

oder die Ergebnisse aus der LVA fließen<br />

in das Projekt ein. Die gewählten Forschungsfragen<br />

zeigen eine große Vielfalt.<br />

So wurde von den Studierenden in<br />

vergangenen Semestern bereits untersucht,<br />

wo Feldhasen besonders häufig<br />

überfahren werden und welche Faktoren<br />

dazu führen könnten. Außerdem<br />

wurde das unterschiedliche Meldeverhalten<br />

von Citizen Scientists analysiert<br />

oder untersucht, ob Nationalparks ihre<br />

50 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


BMBWFMEDIA<br />

Daten von den Studierenden oder den<br />

Citizen Scientists erhoben, vorhandene<br />

Daten ausgewertet und analysiert oder<br />

beispielsweise Social Media-Kampagnen<br />

auf den bereits bestehenden Kanälen des<br />

Projektes Roadkill durchgeführt werden.<br />

Die Ergebnisse müssen detailliert dokumentiert<br />

werden, sie werden gruppenübergreifend<br />

besprochen und eventuelle<br />

Fehler verbessert. Es werden auch erste<br />

Ideen zur Interpretation der Ergebnisse<br />

gesammelt, die die Grundlage für das<br />

Einführungs- und Diskussionsmodul bilden.<br />

Florian Heigl und Daniel Dörler mit Bundesminister Martin Polaschek bei der Preisverleihung<br />

Schutzfunktion in Bezug auf Roadkills<br />

erfüllen.<br />

In der zweiten Einheit werden die Forschungsfragenentwürfe<br />

erneut in einem<br />

kollaborativen Prozess konkretisiert und<br />

die Studierenden wählen aus, welche<br />

der selbst entwickelten Forschungsfragen<br />

sie verfolgen möchten. Dabei ist<br />

es den Studierenden freigestellt, ob sie<br />

alle gemeinsam an einer Forschungsfrage<br />

arbeiten oder ob sie sich in mehrere<br />

Gruppen mit jeweils einer eigenen Fragestellung<br />

aufteilen.<br />

JURYBEWERTUNG<br />

ARS DOCENDI<br />

Die Jury des Ars Docendi war beeindruckt<br />

vom sequenziell klaren, modularen<br />

Aufbau, der dennoch einer<br />

kollaborativen Praxis weiten Raum<br />

einräumt. Mit dieser Nominierung für<br />

die Shortlist würdigte die Jury eine<br />

Lehrveranstaltung, die in überzeugender<br />

Weise die Anliegen von Citizen<br />

Science aufgreift und in einem probaten<br />

Zusammenhang zu einem Unterfangen<br />

studentischer Forschung<br />

werden lässt.<br />

METHODEN FESTGELEGT<br />

Im Methodenmodul werden gemeinsam<br />

mit den Studierenden die Methoden zur<br />

Beantwortung ihrer Forschungsfragen<br />

diskutiert und festgelegt. Die Grundstruktur<br />

zur Dokumentation orientiert<br />

sich dabei am Aufbau einer wissenschaftlichen<br />

Publikation (also Einleitung, Material<br />

und Methoden, Ergebnisse und<br />

Diskussion). Dabei stehen die Lehrenden<br />

jederzeit, auch kurzfristig, für Hilfestellungen<br />

zur Verfügung. Im Folgenden arbeiten<br />

die Studierenden in Kleingruppen<br />

die Methoden selbstständig fertig aus<br />

und dokumentieren diese. Das Methodenmodul<br />

endet mit einer gemeinsamen<br />

Besprechung des Methodendokuments.<br />

Dort werden Stärken und Schwächen besprochen,<br />

aber auch Fragen und Ideen,<br />

die die Studierenden im Plenum geäußert<br />

haben. Die Gruppendiskussionen<br />

werden von allen Studierenden verfolgt,<br />

so dass die Gruppen auch voneinander<br />

lernen können.<br />

Im Ergebnismodul werden die Methoden<br />

zunächst in die Praxis umgesetzt. Konkret<br />

bedeutet dies, dass entweder neue<br />

FORSCHUNGSLÜCKEN GESUCHT<br />

Im Einleitungs- und Diskussionsmodul<br />

recherchieren die Studierenden die zu<br />

ihrer Forschungsfrage passende Literatur.<br />

Die Ergebnisse werden kontextualisiert,<br />

indem die Studierenden in ihrem<br />

Einleitungsdokument die vorhandene<br />

Literatur zu ihrer Forschungsfrage zusammenfassen<br />

und herausarbeiten, wo<br />

es Forschungslücken gibt. Im Diskussionsdokument<br />

werden die Ergebnisse<br />

aus der Gruppenarbeit mit Ergebnissen<br />

aus der Literatur verglichen und interpretiert,<br />

warum es Unterschiede, Widersprüche<br />

oder Bestätigungen gibt.<br />

Am Ende der Module haben die Studierenden<br />

nicht nur ein eigenes Forschungsprojekt<br />

durchgeführt, sondern<br />

im Zuge der Dokumentation auch eine<br />

Seminararbeit in der Struktur einer wissenschaftlichen<br />

Publikation verfasst und<br />

sind so innerhalb eines Semesters mit<br />

der wissenschaftlichen Arbeitsweise in<br />

einem transdisziplinären Citizen Science-<br />

Projekt vertraut geworden. W<br />

Ars Docendi <strong>2023</strong><br />

Lehrveranstaltung<br />

„Projekt Citizen Science“<br />

Florian Heigl und Daniel Dörler sind Senior<br />

Scientists am Institut für Zoologie und koordinieren<br />

an der <strong>BOKU</strong> das Citizen Science Network<br />

Austria. Für ihre Lehrveranstaltung wurden sie<br />

<strong>2023</strong> mit dem Ars Docendi-Anerkennungspreis<br />

ausgezeichnet.<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

51


GENDER &<br />

DIVERSITY<br />

Das waren die Awareness Days <strong>2023</strong><br />

Im November fanden zum dritten Mal die Awareness Days an der <strong>BOKU</strong> statt. Studierende und<br />

Mitarbeitende waren eingeladen, verschiedene Formate zu besuchen, sich zu informieren und<br />

Kompetenzen anzueignen.<br />

Von Ela Posch<br />

<strong>BOKU</strong>/CHRISTOPH GRUBER<br />

Am 22. November hat die <strong>BOKU</strong> ein Zeichen gesetzt und eine orange Fahne gehisst, um auf geschlechterbasierte Gewalt und sexualisierte Diskriminierung<br />

aufmerksam zu machen.<br />

form – im aktuellen Studienjahr in Kooperation<br />

mit der Koordinationsstelle<br />

für Gleich stellung, Diversität und Behinderung<br />

und der ÖH <strong>BOKU</strong>. Insgesamt<br />

zehn Animations-Kurzfilme machten<br />

dieses vielschichtige Thema sichtbar<br />

und streiften Fragen zu sexistischen Abwertungen,<br />

Grenzüberschreitungen und<br />

Mansplaining in öffentlichen Räumen,<br />

sexualisierten Übergriffen in familiären<br />

und privaten Räumen oder inter*- und<br />

transfeindlichen Handlungen und institutionellen<br />

Barrieren. Zusammen mit<br />

Expert*innen der <strong>BOKU</strong>, etwa der Vorsitzenden<br />

des allgemeinen Betriebsrates,<br />

Eva Baldrian-Wagner sowie Kooperationspartnerin<br />

und Festivalleiterin von<br />

Tricky Women/Tricky Realities, Waltraud<br />

Grausgruber, wurde in der anschließen-<br />

Eine wichtige Auseinandersetzung<br />

wurde in Kooperation mit<br />

dem Nachhaltigkeitstag weitergeführt:<br />

die Frage zu dem<br />

Verhältnis von Rassismuskritik<br />

und Klimakrise, die im Rahmen<br />

eines Workshops mit dem Verein d!srupt<br />

erörtert wurde. Dabei wurden koloniale<br />

Kontinuitäten in demokratischen Prozessen<br />

diskutiert sowie dekoloniale und<br />

antirassistische Aspekte beleuchtet.<br />

Ein Schwerpunkt war dieses Jahr dem<br />

Thema sexualisierte Diskriminierung und<br />

Gewalt gewidmet, das mit verschiedenen<br />

Kooperationspartner*innen aufgegriffen<br />

und perspektiviert wurde. Den<br />

Auftakt machte das <strong>BOKU</strong>-Kino – die<br />

Filmreihe mit Diskussion der Ethikplatt-<br />

den Diskussion angeregt debattiert. Das<br />

Referat für Feminismus und Gleichstellung<br />

der <strong>BOKU</strong> stellte nicht nur den*die<br />

Diskutanten*Diskutantin Sina Buczolich,<br />

sondern auch ein Awareness-Team, das<br />

während der gesamten Veranstaltung zur<br />

Verfügung stand.<br />

Der universitätsübergreifende Onlinevortrag<br />

„Grauzonen gibt es nicht. Muster<br />

sexueller Belästigung anhand des Red<br />

Flag Systems erkennen“ von Sara Hassan<br />

adressierte sexualisierte Gewalt an<br />

der Universität. Hier wurde vor allem<br />

herausgearbeitet, dass das eigene Unbehagen<br />

in einer Belästigungssituation<br />

kein Einzelfall, sondern eine strukturelle<br />

Angelegenheit ist und sexualisierter<br />

Machtmissbrauch nicht als Einzelerfah-<br />

52 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


<strong>BOKU</strong>/CHRISTOPH GRUBER<br />

rung missdeutet oder abgetan werden<br />

kann. In der anschließenden Diskussion<br />

wurde deutlich, dass Grenzüberschreitungen<br />

systematisch gestützt werden<br />

und in allen gesellschaftlichen Bereichen<br />

stattfinden – insbesondere aber auch in<br />

hierarchisch strukturierten Organisationen<br />

wie der Universität. Es braucht Maßnahmen<br />

auf verschiedenen Ebenen, um<br />

eine sichere und respektvolle Umgebung<br />

für alle zu schaffen.<br />

bedarf es sowohl bewusstseinsbildender<br />

Maßnahmen auf individueller als auch<br />

Veränderungen auf institutioneller und<br />

struktureller Ebene. Weitere Informationen<br />

zu den Aktionen und dem Thema<br />

geschlechterbasierte Gewalt finden Sie<br />

hier:<br />

x<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

genderbasedviolence<br />

CAROLINE HAMMER<br />

Mit zwei Formaten kooperierte die<br />

<strong>BOKU</strong> auch dieses Jahr mit UN Women<br />

Austria und der Aktion ORANGE THE<br />

WORLD. Bei der Podiumsdiskussion Safer<br />

Cities, Safer Public Spaces diskutierten<br />

sechs <strong>BOKU</strong>-interne und -externe<br />

Expert*innen darüber, wie sicher und<br />

inklusiv öffentliche (Stadt-)Räume für<br />

vulnerable Gruppen sein können. Vor<br />

dem Wilhelm-Exner-Haus wurde für 16<br />

Tage eine orange Fahne zum Zeichen<br />

gegen geschlechterbasierte Gewalt gehisst.<br />

Zahlreiche <strong>BOKU</strong> Akteur*innen aus<br />

unterschiedlichen Bereichen und Hierarchieebenen<br />

bekannten sich zu dem<br />

Anliegen, die Universität sicher und respektvoll<br />

für alle gestalten zu wollen. Hier<br />

Ein Novum im Bereich Inklusion war<br />

heuer auch die Kooperation dreier Universitäten<br />

– <strong>BOKU</strong>, WU und TU Wien<br />

– die gemeinsam Vorträge, Fragerunden<br />

und Vernetzungsmöglichkeiten für<br />

Studierende wie auch für Lehrende zum<br />

Thema Neurodiversität – Studieren mit<br />

AD(H)S und Autismusspektrum (ASS)<br />

organisiert haben. Selbst betroffene Expertinnen<br />

informierten hierzu und boten<br />

Möglichkeiten der Beratung an den drei<br />

Universitäten an.<br />

Die Awareness Days sind ein wesentlicher<br />

Baustein der Diversitätsstrategie der<br />

<strong>BOKU</strong> und dienen der Bewusstseinsbildung<br />

sowie dem Kompetenzaufbau in den<br />

Bereichen Chancengerechtigkeit, Diversität<br />

und Inklusion. Mehr Informationen<br />

zur Diversitätsstrategie finden Sie hier:<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

diversitaetsstrategie<br />

GLEICHSTELLUNGSBERICHT<br />

Alle zwei Jahre berichtet die <strong>BOKU</strong><br />

zu Geschlechterverhältnissen und<br />

Diversitätsaspekten im Studium sowie<br />

im Bereich wissenschaftliches<br />

und allgemeines Personal. Der Bericht<br />

Gleichstellung und Diversität<br />

an der Universität für Bodenkultur<br />

Wien 2021/22 zeigt in Grafiken und<br />

Zeitreihen den Status quo sowie Entwicklungen<br />

im zeitlichen Verlauf. Der<br />

Gleichstellungsbericht macht Ungleichheitsverhältnisse<br />

hinsichtlich<br />

Karriereverläufen, Leitungspositionen<br />

und Pay Gap deutlich und bildet damit<br />

eine wichtige Grundlage für konkrete<br />

Gleichstellungs- und Diversitätsmaßnahmen.<br />

Zudem gibt er einen umfangreichen<br />

Ein- und Überblick in die<br />

Bereiche Studierende und Mitarbeitende<br />

der <strong>BOKU</strong>, siehe https://short.<br />

boku.ac.at/gleichstellungsbericht<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

53


GENDER &<br />

DIVERSITY<br />

Safer Cities, Safer Public Spaces<br />

Von Maciej Palucki<br />

Von links: Sophie Thiel,<br />

Andrea Jany, Sabina Riss,<br />

Doris Damyanovic, Eva Kail,<br />

Gabu Haindl, Katharina<br />

Kräftner, Eva Schulev-Steindl<br />

Inklusive und sichere (Stadt-)Räume<br />

für alle, für wirklich alle! Unter<br />

diesem Motto fand in Kooperation<br />

mit UN Women Austria und mit<br />

Unterstützung von UniNEtZ zum<br />

Abschluss der <strong>BOKU</strong> Awareness<br />

Days <strong>2023</strong> eine Podiumsdiskussion<br />

im Ilse-Wallentin-Haus statt. Die Veranstaltung<br />

war somit in diesem Herbst<br />

die zweite Zusammenarbeit der BO-<br />

KU-Koordinationsstelle für Gleichstellung,<br />

Diversität und Behinderung mit<br />

UN Women Austria für die Kampagne<br />

ORANGE THE WORLD. Vizepräsidentin<br />

Katharina Kräftner begrüßte das Publikum,<br />

darunter viele Studierende der<br />

<strong>BOKU</strong>, aber auch Besucher*innen von<br />

anderen Universitäten und Institutionen,<br />

und stellte die wichtigen Initiativen des<br />

Vereins für Gleichstellung vor.<br />

Vizerektorin Doris Damyanovic, die als<br />

langjährige Professorin für Landschaftsplanung<br />

später am Podium Platz nahm,<br />

sprach ebenfalls Eröffnungsworte. Sie<br />

strich die symbolische Bedeutung der<br />

Räumlichkeit der Veranstaltung hervor:<br />

Ilse Wallentin, die Namensgeberin des<br />

gleichnamigen <strong>BOKU</strong>-Gebäudes in der<br />

Peter-Jordan-Straße 82, die 1924 als<br />

erste Frau an der Universität für Bodenkultur<br />

promovierte.<br />

Keynote Speakerin Gabu Heindl, Architektin<br />

und Professorin an der Universität<br />

Kassel, sprach im Kontext von Stadtplanung<br />

über ungleiche Teilhabe von<br />

Frauen, FLINTAs, Women of Color und<br />

weitere vulnerable Gruppen. In ihrem<br />

Vortrag brachte sie auch bleibende Beispiele<br />

für intersektionale feministische<br />

(Wohn-)Raumprojekte in Erinnerung. In<br />

der anschließenden Podiumsdiskussion<br />

unter der Moderation des Journalisten<br />

und Autors Wojciech Czaja diskutierten<br />

Gabu Heindl und Doris Damyanovic mit<br />

weiteren Expertinnen für Architektur,<br />

Stadt- und Raumplanung, Andrea Jany<br />

(Universität Graz), Sabina Riss (TU Wien),<br />

Sophie Thiel (<strong>BOKU</strong>) sowie der österreichischen<br />

Koryphäe für gendergerechte<br />

Stadtplanung, Eva Kail (Stadt Wien).<br />

So ging es um Gender Planning und auch<br />

um die Frage, welche strukturellen Maßnahmen<br />

es bräuchte, um geschlechterbasierte<br />

Gewalt massiv einzudämmen<br />

und zu beenden. Das Panel war sich einig,<br />

dass es mehrere Hebel dafür brauche:<br />

eine paritätische Teilhabe bei der<br />

Planung von Räumen, eine höhere Beleuchtungsstärke<br />

im öffentlichen Raum,<br />

flächendeckende gewaltpräventive Buben-<br />

und Burschenarbeit und geschulte<br />

Awareness Teams bei Veranstaltungen,<br />

wie etwa bei Festivals.<br />

Bewusstseinsbildung und Inklusion waren<br />

bei der Veranstaltung zu Safer Cities und<br />

Safer Public Spaces auch sichtbar: Yilmaz<br />

Delil und Mona Wieshofer übersetzten in<br />

Gebärdensprache.<br />

W<br />

54 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


JAKOB VEGH<br />

Mendelhaus<br />

#PURPLELIGHTUP<br />

Zum Internationalen Tag der Menschen<br />

mit Behinderung am 3. Dezember<br />

wurde durch die globale Kampagne<br />

#PurpleLightUp weltweit ein<br />

sichtbares Zeichen gesetzt, um auf<br />

die Situation wie auch die vielfachen<br />

Potenziale von Menschen mit Behinderungen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Ein notwendiger und wichtiger Schritt<br />

für mehr Chancengleichheit ist die<br />

Schaffung eines inklusiven Bildungssystems<br />

und inklusiven Arbeitsmarktes.<br />

Bildung und Ausbildung sind<br />

zentrale Elemente für ein selbstbestimmtes<br />

Leben – sie ermöglichen<br />

die Verwirklichung der persönlichen<br />

Talente und Fähigkeiten – und somit<br />

gleichberechtigte Teilhabe innerhalb<br />

und an der Gesellschaft.<br />

Als Universität unterstützen wir diese<br />

Initiative!<br />

https://www.myability.<br />

org/wir/partnerschaften/purplelightup<br />

NEURODIVERSITÄT IM SPEKTRUM:<br />

ZUM THEMA AD(H)S UND<br />

AUTISMUSSPEKTRUM (ASS)<br />

IM STUDIENALLTAG<br />

Von Ruth Scheiber-Herzog<br />

Den meisten Menschen sind AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)<br />

und Autismusspektrum (ASS) ein Begriff. Dabei bestimmen aber oftmals<br />

vorherrschende Klischees wie „AD(H)S haben nur Kinder“ oder „Autisten sind<br />

alle hochbegabte Nerds“ die Vorstellung darüber, wie und wer die Betroffenen<br />

sind. Tatsächlich umfasst Neurodiversität und die jeweiligen Ausprägungen ein<br />

breites Spektrum und betrifft mehr Menschen als angenommen.<br />

Inwieweit sich AD(H)S beziehungsweise ASS auf die Bewältigung des Studienalltags<br />

auswirken kann und wie Studierende und Lehrende damit umgehen können,<br />

beantworteten vier selbst betroffene Expertinnen des Vereins ADAPT im Rahmen<br />

von Vorträgen mit anschließenden Frage- und Vernetzungsmöglichkeiten.<br />

BMI/JÜRGEN MAKOWECZ<br />

Unter großer Teilnahme von interessierten Studierenden und Lehrenden fand<br />

diese Veranstaltungsreihe an insgesamt vier Terminen und erstmals in Kooperation<br />

dreier Universitäten – <strong>BOKU</strong>, WU und TU Wien – und dem Verein ADAPT statt.<br />

Auch der Verein „im spektrum“ konnte sich in diesem Rahmen mit einem Infostand<br />

vorstellen. Mitfinanziert wurden die Vorträge durch UNIABILITY-ARGE zur<br />

Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen<br />

an Österreichs Universitäten und Hochschulen.<br />

Bundesministerium für Inneres<br />

Mehr Informationen zum Thema Neurodiversität sowie alle Vorträge<br />

als auch eine Sammlung an FAQ sind auf der Website der<br />

Koordinationsstelle zu finden:<br />

https://short.boku.ac.at/ADHS0<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

55


ALINA HAUKE<br />

CITIZEN SCIENCE<br />

Wissen macht Leute – der Citizen<br />

Science-Podcast an der <strong>BOKU</strong><br />

Von Alina Hauke,<br />

Florian Heigl und<br />

Daniel Dörler<br />

Stellen Sie sich vor, in Österreich<br />

würden Zehntausende Menschen<br />

aktiv in wissenschaftlichen Projekten<br />

mitforschen. Im ganzen Land<br />

würden sie dabei helfen, zum Beispiel<br />

den Bestand von Vogelarten regelmäßig<br />

zu prüfen oder historische Archive<br />

digital verfügbar und durchsuchbar zu<br />

machen. Sie würden sich regelmäßig<br />

mit Forscher*innen austauschen und so<br />

aktiv dabei helfen, neue Forschung zu<br />

ermöglichen.<br />

Das ist keine Utopie, sondern bereits<br />

Realität: In Österreich beteiligen sich bereits<br />

über 175.000 Menschen an Citizen<br />

Science-Projekten.<br />

Citizen Science ist eine wissenschaftliche<br />

Methode, bei der Bürger*innen aktiv bei<br />

wissenschaftlichen Projekten mitforschen<br />

können. In Österreich gibt es seit<br />

2014 die Plattform Österreich forscht,<br />

auf der sich derzeit über 80 Projekte<br />

aus ganz Österreich finden. Österreich<br />

forscht wird von Daniel Dörler und Florian<br />

Heigl, beide Senior Scientists an der<br />

<strong>BOKU</strong>, koordiniert.<br />

Seit 2022 stellt Alina Hauke, studentische<br />

Mitarbeiterin am Institut für Zoologie<br />

der <strong>BOKU</strong>, gemeinsam mit Lisa<br />

Recnik im Podcast „Wissen macht Leute“<br />

Citizen Science einer interessierten Hörer*innenschaft<br />

vor. In bisher 21 Folgen<br />

blickt „Wissen macht Leute“ in jeweils 30<br />

Minuten hinter die Kulissen von Citizen<br />

Science und rückt Citizen Scientists ins<br />

Rampenlicht.<br />

GROSSE BANDBREITE<br />

Für die Folge „Citizen Scientists am<br />

Wort“ vom 20. März <strong>2023</strong> wurden vier<br />

Citizen Scientists vors Mikrofon geholt<br />

und zu ihrer Motivation und ihren Tätigkeiten<br />

in Projekten interviewt. Zu Gast<br />

waren: Thomas Schreiner von Wettermelden.at<br />

(GeoSphere Austria), Maria<br />

Schönswetter von der Werkstatt Neu<br />

Leopoldau (TU Wien), Peter Kovar von<br />

StadtWildTiere (VetMed Wien) und<br />

Christine Kovar von ornitho.at (BirdLife<br />

Österreich).<br />

Die Vielfalt an Projekten, gepaart mit<br />

der Begeisterung der Citizen Scientists,<br />

ergibt spannende Einblicke in Citizen<br />

Science in Österreich.<br />

In der Folge „In Linz beginnt’s“ vom 15.<br />

Mai <strong>2023</strong> reflektieren Alina Hauke und<br />

Lisa Recnik über ihre Erfahrungen bei der<br />

Österreichischen Citizen Science-Konferenz<br />

<strong>2023</strong>, die in Linz stattfand. Diese<br />

LINKS<br />

Lisa Recnik, ehrenamtlich<br />

für den Podcast tätig, und<br />

Irmgard Greilhuber-Krisai,<br />

Universität Wien<br />

Folge ist vor allem durch die persönlichen<br />

Eindrücke, die die Moderatorinnen<br />

während der Konferenz sammeln<br />

konnten, geprägt.<br />

Neue Folgen erscheinen monatlich auf<br />

Spotify und in sieben freien Radios in<br />

Österreich! <br />

W<br />

Podcast<br />

www.citizen-science.at/<br />

eintauchen/podcast<br />

Plattform Österreich forscht<br />

www.citizen-science.at<br />

Wettermelden.at<br />

www.citizen-science.at/projekte/wettermelden-at-trusted-spotter-networkaustria<br />

Werkstatt Neu Leopoldau<br />

www.citizen-science.at/projekte/<br />

projektarchiv/werkstatt-neu-leopoldau<br />

ornitho.at<br />

www.citizen-science.at/projekte/<br />

ornitho-at<br />

Citizen Science<br />

in Austria<br />

56 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


SPLITTER<br />

SEC<br />

Zwei <strong>BOKU</strong>-Forscher<br />

unter den weltweit<br />

„Highly Cited Researchers“<br />

Laut der aktuellen Publikationsanalyse „Highly Cited<br />

Researchers <strong>2023</strong>“, die Clarivate Analytics jährlich<br />

veröffentlicht, können sich Karlheinz Erb und Helmut<br />

Haberl zu den weltweit meist zitierten Wissenschaftler*innen<br />

zählen.<br />

Auf der diesjährigen Liste der „Highly Cited Researchers“<br />

des Datenkonzerns Clarivate befinden sich insgesamt<br />

6.849 Forscher*innen aus 67 Ländern. Sie bilden<br />

laut der alljährlichen Analyse das oberste Prozent der<br />

am häufigsten zitierten Wissenschaftler*innen. Als Maß<br />

für die wissenschaftliche Relevanz der Arbeit gilt neben<br />

der Zahl von Publikationen in Fachzeitschriften vor allem<br />

auch, wie oft eine Arbeit von anderen Fachkolleg*innen<br />

zitiert wurde. In der aktuellen Liste finden sich 41 (zumindest<br />

teilweise) in Österreich tätige Forscher*innen,<br />

im Vorjahr waren es 46.<br />

Unter den 41 in Österreich tätigen „Highly Cited Researchers“<br />

befinden sich Karlheinz Erb und Helmut<br />

Haberl, beide vom Institut für Soziale Ökologie an der<br />

<strong>BOKU</strong> (SEC). Mit ihren fachübergreifenden Arbeiten<br />

in der Kategorie „Cross-Field“ haben sie laut Clarivate<br />

starken Einfluss auf mehrere wissenschaftliche Gebiete.<br />

ELSA gewinnt den ELLS Award – ab Sommersemester wird an der <strong>BOKU</strong><br />

ein*e neue*r ELSA gesucht.<br />

Die <strong>BOKU</strong> bei den ELLS-Konferenzen<br />

<strong>2023</strong>: ELSA ausgezeichnet!<br />

Die Universität Hohenheim veranstaltete von 16. bis 18. November<br />

die jährlichen Konferenzen der Euroleague for Life Sciences<br />

(ELLS). Die <strong>BOKU</strong> war mit fast 50 Studierenden und 14 Mitarbeiter*innen<br />

dabei.<br />

Die Netzwerkkonferenz für Mitarbeiter*innen der ELLS stand<br />

heuer unter dem Motto „Communicating (about) Biodiversity“.<br />

In der Podiumsdiskussion „Food production in times of mass extinction<br />

– starving for biodiversity“ diskutierten Vertreter*innen<br />

verschiedener Interessengruppen mit den ELLS-Mitgliedern,<br />

wie man das Wissen um Biodiversitätsverlust in die Gesellschaft<br />

tragen kann und forderten ein Umdenken in der Landwirtschaft.<br />

ELSA, die Euroleague Student Association, wurde <strong>2023</strong> mit dem<br />

ELLS Award für besondere Verdienste in der ELLS geehrt. ELSA<br />

ist nicht nur als Stimme der Studierenden ein wesentlicher Entscheidungsträger<br />

im Netzwerk, sondern auch verantwortlich<br />

für die Organisation der Scientific Student Conference (SSC).<br />

Unter dem Motto „The Power of Science – Many Perspectives on<br />

our World“ präsentierten Studierende der ELLS-Universitäten ihre<br />

Bachelor- und Masterarbeiten. Sophie Rohringer, Marie König und<br />

Anna Omasits von der <strong>BOKU</strong> gewannen je einen Preis für die beste<br />

Poster-Präsentation. Im letzten Studienjahr haben 172 Studierende<br />

ein gemeinsames Masterprogramm der ELLS abgeschlossen. Die<br />

<strong>BOKU</strong>- und Hohenheim-Studierenden Lea Wagner (Enveuro)<br />

und Mira Heßelmann (EUR-Organic) gewannen die Preise für die<br />

beste Master Thesis. Wir gratulieren allen Preisträger*innen und<br />

Teilnehmer*innen zu ihren neuen Erfahrungen!<br />

Schon jetzt möchten wir Sie zur nächsten ELLS Scientific Student<br />

Conference einladen: „The Puzzle of Life Sciences – add your<br />

piece“, Wageningen University & Research, 14. bis 16. 11. 2024.<br />

www.euroleague-study.org<br />

https://ells<strong>2023</strong>.uni-hohenheim.de/ssc<br />

www.boku.ac.at/ells<br />

SAMUEL TSCHAFFON<br />

Weitere Infos auf<br />

https://clarivate.com/highly-cited-researchers/<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

57


<strong>BOKU</strong><br />

SPLITTER<br />

L’Oreal-Stipendium<br />

für Charlotte Zajc<br />

Charlotte Zajc vom Institut für Proteinbiochemie ist eine<br />

der vier Wissenschaftler*innen, die am 22. November<br />

mit dem mit 25.000 Euro dotierten Stipendium „For<br />

Women in Science“ ausgezeichnet wurden. Das Förderprogramm<br />

ist eine Kooperation von L’Oreal Österreich,<br />

der Österreichischen UNESCO-Kommission sowie der<br />

Österreichischen Akademie der Wissenschaften und<br />

wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung finanziell unterstützt. Mit den Stipendien<br />

wird es vielversprechenden weiblichen Talenten, die<br />

zugleich auch Vorbilder für Mädchen und Frauen mit<br />

wissenschaftlichen Ambitionen sind, ermöglicht, ihre<br />

wissenschaftlichen Karrieren voranzutreiben. Zudem<br />

soll das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung der<br />

Grundlagenforschung geschärft und auf die Dringlichkeit<br />

der Nutzung des Potenzials von Wissenschaftlerinnen<br />

hingewiesen werden. DI in Charlotte Zajic PhD forscht an<br />

der <strong>BOKU</strong> zu scFv-Fragmenten (single chain fragment<br />

variables), die die tonische Signalgebung von CAR-T-Zellen<br />

beeinflussen.<br />

MOLDEN VERLAG / CHRIS MAVRIC<br />

Keine Zeit mehr für Pessimismus<br />

Die zehn wärmsten Jahre der Messgeschichte traten in den<br />

vergangenen 16 Jahren auf, der Meeresspiegel stieg seit 1950<br />

um etwa 15 Zentimeter und die Arktis ist in den Sommern<br />

zur Hälfte eisfrei. Gegen Ende des Jahrhunderts steuert die<br />

Temperatur auf mehr als +3 Grad Celsius zu. In Österreich<br />

liegt der bisherige Temperaturanstieg bereits bei +2,7 Grad,<br />

in der Stadt Wien bei +3 Grad. Doch was tun?<br />

In ihrem zweiten, hochaktuellen Buch „Für Pessimismus ist es<br />

zu spät. Wir sind Teil der Lösung“ zeichnet Österreichs Klimapionierin<br />

Helga Kromp-Kolb ein eindringliches Bild der Lage<br />

und liefert wichtige Denkanstöße: Warum hat sich Österreich<br />

vom Vorbild zum Klimanachzügler entwickelt und wird seine<br />

Ziele deutlich verfehlen? Wieso ist Transformation so wichtig?<br />

Was sind die Kipppunkte im Klimasystem? Und überhaupt:<br />

Warum handeln wir nicht?<br />

Die Klimaforscherin beleuchtet aber auch, was uns im Kampf<br />

um Klimaschutz Mut gibt weiterzumachen, warum aus der<br />

Geschichte des Klimawandels eine Erfolgsgeschichte werden<br />

und wie uns alle das Bild einer besseren, glücklichen Zukunft<br />

aufrichten kann. Denn: Klimaschutz wird nur dann gelingen,<br />

wenn alle an einem Strang ziehen. Wir brauchen die Wirtschaft,<br />

die Politik – im Grunde genommen alle. Und das ist gut so:<br />

Es schafft Gemeinschaft, wenn wir zusammen an der Lösung<br />

eines Problems arbeiten, es bringt uns eine Gesellschaftsform,<br />

in der alle ein besseres Leben haben können.<br />

Helga Kromp-Kolb engagiert sich seit bald 50 Jahren für<br />

unsere Umwelt. Ihr Lebensthema ist der Kampf gegen den<br />

Klimawandel. Sie hat längst ihre persönliche Entscheidung<br />

getroffen: Pessimistisches Jammern können wir uns nicht<br />

mehr leisten – das lähmt. Für eine sichere und gute Zukunft<br />

braucht es jede und jeden von uns. Und zwar jetzt!<br />

„Es ist keine Kunst, Gründe zu finden, warum es NICHT gehen wird.<br />

Die Kunst ist, zu sehen, was sich schon bewegt, das zu fördern<br />

und neue Wege zu gehen, um das möglich zu machen,<br />

von dem wir wissen, dass es notwendig ist.“<br />

Helga Kromp-Kolb<br />

58 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


SPLITTER<br />

Atlas der guten Lehre – Österreichische Innovationen in der Lehre<br />

Gute Lehre sichtbar zu machen, ist eine wichtige Aufgabe der<br />

Hochschulen. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung bietet mit dem „Atlas der guten Lehre“<br />

ein Online-Nachschlagewerk mit Good Practice-Beispielen<br />

in der Hochschullehre. Der Atlas dient Lehrenden zum Austausch<br />

von Ideen und Erfahrungen in verschiedenen Bereichen<br />

der Lehre und soll so die kontinuierliche Verbesserung<br />

der Qualität in der Lehre unterstützen. Die Anwendbarkeit<br />

des gelernten Wissens ist ein Merkmal guter Lehre.<br />

Die <strong>BOKU</strong> ist mit folgenden 18 unterschiedlichen Lehrformaten<br />

vertreten:<br />

<strong>2023</strong> • Projekt Citizen Science: Co-Creation in der<br />

transdisziplinären Lehre<br />

• Raumplanungslehre im Bachelorstudium<br />

LAP/LARCH<br />

• Botanik@home@<br />

• iGEM Vienna @ <strong>BOKU</strong><br />

2022 • Flüsse durch Exkursionen erleben und<br />

verstehen – Forschungsorientierte Lehre und<br />

Feedback 2.0 mittels SoTL<br />

• Nachhaltig innovative Unternehmensführung<br />

durch forschungsgeleitete Lehre<br />

2021 • Virtuelle Exkursionen am Institut für<br />

Bodenforschung<br />

• Umweltcoach – Praktische Wissensvermittlung<br />

im Umweltbereich<br />

• LandscapeLab! – Ein spiele-basiertes Werkzeug<br />

für partizipatives Lernen und Forschen<br />

• Mediated Modelling for Sustainability –<br />

kollaboratives, konzeptuelles kausales<br />

Modellieren für Nachhaltigkeit<br />

• Online Two-stage Exams als Prüfungsmethode<br />

in der Lehrveranstaltung „Angewandte Statistik“<br />

2020 • Hörsaal-Experiment mit Studierendenbeteiligung:<br />

„Der Unit-Hydrograph als Werkzeug<br />

zur Niederschlags-Abfluss-Prognose“<br />

• „City & Traffic“ – Internationales Praktikum der<br />

Verkehrsplanung, Angewandte Mikrobiologie<br />

Übungen<br />

2017 • Negotiating change: simulating an international<br />

conference for sustainable development<br />

• Angewandte Statistik<br />

• Literaturrecherche und Informationskompetenz<br />

– Schlüsselqualifikationen für das wissenschaftliche<br />

Arbeiten<br />

• BODEN BEGREIFEN: Räumlich-zeitliche<br />

Flexibilisierung und Individualisierung des<br />

Lernens in der Bodenkunde durch eine<br />

optimierte Kombination von digitalen Medien<br />

mit traditionellen Lehrformen an der<br />

Universität für Bodenkultur Wien (<strong>BOKU</strong>)<br />

Schauen Sie rein und lassen<br />

Sie sich inspirieren.<br />

https://gutelehre.at<br />

Ansprechpartner*innen:<br />

<strong>BOKU</strong> Didaktik: didaktik@boku.ac.at<br />

<strong>BOKU</strong> LERNCOACH Klar und strukturiert lernen!<br />

Die Universität als Lernenden-Institution hat seit Bologna mit<br />

der studierendenzentrierten Lehre den/die Lernende*n in den<br />

Mittelpunkt gestellt. Motiviert lernende Studierende sind ein<br />

Mehrwert für jede*n Lehrende*n und jede Institution.<br />

Lernen ist ein individueller und sozialer Prozess, der erlernt<br />

werden kann. Richtige Lernstrategien und Lernmanagement<br />

sind ein Erfolgsfaktor für ein erfolgreiches Studium und erhöhen<br />

die Studierbarkeit. Das schulisch sozialisierte „Bulimielernen“<br />

steht im Gegensatz zum „universitären Lernen“. Ziel<br />

des universitären Lernens ist es, Wissen zu erarbeiten, zu<br />

verstehen und zu vernetzen. Mit dem Lerncoach werden<br />

gemeinsame eigene Lernstrategien erarbeitet, das eigene<br />

Lernmanagement überdacht und neue Wege aus dem „reinen“<br />

Auswendiglernen gefunden.<br />

Seit diesem Semester gibt es das Service <strong>BOKU</strong> Lerncoach.<br />

Eine diplomierte Lerncoachin kann Tipps zur Prüfungsvorbereitung<br />

geben oder dabei unterstützen, den Weg durch<br />

den Lerndschungel zu finden. Außerdem unterstützt sie bei<br />

Schwierigkeiten in der Motivation oder Organisation bei der<br />

Durchführung von Bachelor- oder Masterarbeiten.<br />

Weitere Informationen<br />

https://short.boku.ac.at/Lerncoach<br />

Ansprechpartner*innen: <strong>BOKU</strong> Didaktik<br />

didaktik@boku.ac.at<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

59


SPLITTER<br />

<strong>BOKU</strong> Erfindung <strong>2023</strong><br />

FOTOS: <strong>BOKU</strong><br />

<strong>BOKU</strong> Erfinderin <strong>2023</strong><br />

Von links: Hubert Hettegger, Antje Potthast, Takaaki Goto und<br />

Robert Bischof (Lenzing AG).<br />

Die Idee und der innovative Charakter einer Erfindung<br />

werden mit der Verleihung des Preises <strong>BOKU</strong> Erfindung<br />

<strong>2023</strong> ausgezeichnet. Vor allem die herausragendste Leistung<br />

im Bereich schutzfähige Innovation wird damit gewürdigt.<br />

Der Preis ging an die Erfinder*innen Hubert Hettegger,<br />

Antje Potthast und Thomas Rosenau vom Department für<br />

Chemie mit der Technologie „Komplexierung von Metallionen<br />

vor der Peroxid-Bleiche von Zellstoff“. Die Erfindung<br />

ist das Ergebnis exzellenter wissenschaftlicher Forschung<br />

in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Wood K<br />

Plus sowie dem Unternehmen Lenzing AG. Mithilfe dieser<br />

Erfindung können umweltschädliche Komplexbildner<br />

wie bspw. EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) ersetzt<br />

werden, wodurch die Prozesse in der Viskoseherstellung<br />

nicht nur nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger<br />

ablaufen können. Die <strong>BOKU</strong> hat ihren 45-Prozent-Anteil<br />

an der Erfindung erfolgreich an die Miteigentümerin<br />

Lenzing AG übertragen, die bereits daran arbeitet, die<br />

Technologie weiterzuentwickeln und ihre technische Umsetzbarkeit<br />

zu erhöhen. Diese Erfindung ist ein perfektes<br />

Beispiel dafür, wie wichtig die Grundlagenforschung ist,<br />

und dass man diese nicht von der angewandten Forschung<br />

trennen sollte.<br />

Für diesen Preis werden Erfinderinnen vor den Vorhang geholt,<br />

um jungen Wissenschaftlerinnen Inspiration und Vorbild zu<br />

sein. Dem Technologietransfer der <strong>BOKU</strong> vollständig gemeldete<br />

Erfindungen sind hier die Grundlage für die Vorauswahl.<br />

Als Anerkennung für ihre exzellente wissenschaftliche Leistung<br />

und ihren professionellen Beitrag zum Wissens- und Technologietransfer<br />

erhält Miriam Klausberger, neben einem Geldpreis,<br />

ein persönliches Video. Vizerektor Christian Obinger<br />

bedankte sich bei der Ehrung im Rahmen des Herbstfestes in<br />

Tulln bei ihr für ihre herausragenden Leistungen und betonte,<br />

dass die <strong>BOKU</strong> stolz sei, mit Miriam Klausberger ein würdiges<br />

Role Model für junge Wissenschaftlerinnen und angehende<br />

Studentinnen zu haben.<br />

<strong>BOKU</strong> Start-up <strong>2023</strong><br />

Auch heuer wurde der<br />

mit 3.000 Euro dotierte<br />

<strong>BOKU</strong> Start-up-Preis<br />

vergeben. Ausgezeichnet<br />

wird die beste Start-up-<br />

Idee, die zu einer Gründung<br />

führte. Die Einreichenden<br />

werden nach<br />

den Kriterien Gründung<br />

innerhalb der letzten fünf<br />

Jahre, <strong>BOKU</strong>-Bezug, Gesellschaftlicher<br />

Mehrwert<br />

und Innovative Idee ausgewählt.<br />

Holloid – ein <strong>BOKU</strong> Spin-off – ist der Gewinner des <strong>BOKU</strong><br />

Start-up-Preises <strong>2023</strong>. Basierend auf einer <strong>BOKU</strong>-Technologie<br />

bietet Holloid Echtzeit-3D-Bildgebung und 3D-Messungen<br />

von Bakterien, Algen, Hefen, Mikroplastik und anderen Partikeln<br />

und ermöglicht damit Inline-Überwachungslösungen<br />

für diverse Produktionsanlagen in Industrien wie Pharma,<br />

Lebensmittel und Biotech.<br />

60 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


FORSCHUNG: FAQ<br />

Finished PhD or the 1 st PostDoc?<br />

Are you at a crossroad, what to do now?<br />

Von Lada Fialova<br />

Finishing PhD or early PostDoc is a<br />

critical point at which a young researcher<br />

has to decide on her/his<br />

next career path. Continue research<br />

career with the view of moving every<br />

few years until reaching a permanent<br />

position? Go to industry with more stable<br />

conditions but less freedom? Quit<br />

research completely?<br />

PATRIK TOULA<br />

This and more was discussed at the<br />

training “Navigating Brussels”, organized<br />

annually by six ELLS* universities in<br />

Brussels and funded by the ELLS Fund<br />

for Incentives. At the three-day event in<br />

May <strong>2023</strong>, the participants got insights<br />

in European research programmes,<br />

policies and research related job outside<br />

academia and industry. We visited ERC<br />

Executive Agency, European Parliament,<br />

Permanent Representations of two EU<br />

countries, had a discussion with a DG in<br />

European Commission.<br />

Participants of the “Navigating Brussels <strong>2023</strong>” in European Parliament<br />

The next event will be organized in spring<br />

2024. Don’t miss the opportunity to extend<br />

your network, start new collaborations,<br />

friendships, and investigate your<br />

future career options. <br />

W<br />

CONTACT<br />

lada.fialova@boku.ac.at<br />

ERC Grants: Now it is your turn!<br />

Von Olivier Guillaume<br />

W<br />

hat do the recently nominated<br />

Nobel Prize winners<br />

Professor Ferenc Krausz and<br />

Professor Anton Zeilinger<br />

have in common? Both of them are<br />

Austrian and both have been doing research<br />

in Quantum Physics, that’s true.<br />

But more importantly for us, both have<br />

received funding for their discoveries<br />

through ERC grants, and this is not a<br />

coincidence.<br />

WHAT IS THE ERC?<br />

The European Research Council (ERC)<br />

is the most important European funding<br />

organization for excellent frontier research.<br />

It enables researchers from any<br />

nationality and from any field of science<br />

to get funding for their creative, original<br />

and ground-breaking research projects.<br />

ERC grants are a fantastic opportunity<br />

to financially cover your research, at<br />

any stage of your academic career. And<br />

the good thing is, you must not wait<br />

to receive the Nobel Prize to apply for<br />

them! In fact, different ERC schemes<br />

are available to cover all post-PhD career<br />

stages. Early postdocs can target<br />

the ERC Starting grants, whereas, more<br />

experienced scientists can apply for ERC<br />

Consolidators or Advanced. Whatever<br />

scheme you will focus on, do not forget,<br />

an ERC will transform your research possibilities<br />

and your scientific recognition …<br />

We, the <strong>BOKU</strong> Project Support Team, are<br />

here to help you in finding the best calls,<br />

to support you in shaping your grant proposal<br />

and to prepare you for the hearing.<br />

Now, let’s make your ERC! W<br />

CONTACT<br />

LINK<br />

ERC Funding<br />

Opportunities::<br />

Forschungsservice::<strong>BOKU</strong><br />

Dr. Olivier Guillaume<br />

Research Support, Innovation and<br />

Technology Transfer - Pre-award<br />

support<br />

olivier.guillaume@boku.ac.at<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

61


Kreislaufwirtschaft in der BASE:academy<br />

Entrepreneurial Skills für zukunftsfähiges Wirtschaften<br />

Von Ronja Schwelch und Zacharias Lumerding<br />

I<br />

m Herbst <strong>2023</strong> wurde ein neues Angebot<br />

geschaffen: Die BASE:academy.<br />

In dieser Workshop-Reihe gibt<br />

die <strong>BOKU</strong>:BASE Studierenden nützliche<br />

Skills an die Hand, um ihre unternehmerischen<br />

Kompetenzen zu stärken. Im<br />

Rahmen der Erfüllung der Third Mission<br />

will die <strong>BOKU</strong>:BASE den Wissenstransfer<br />

von der Universität in die Gesellschaft<br />

durch das Anregen von Unternehmer*innengeist<br />

ermöglichen.<br />

FOTOS: PRIVAT<br />

Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Aspekt<br />

von nachhaltigem Unternehmertum,<br />

weshalb es in einem der Workshops<br />

um dieses Thema geht. Die Workshopleiterinnen<br />

Raphaela Hellmayr und Angelika<br />

Gutwirth widmen sich dabei folgenden<br />

Fragen: Was ist Kreislaufwirtschaft und<br />

welche Rolle spielt sie beim Wirtschaften<br />

innerhalb der planetaren Grenzen?<br />

Führt Kreislaufwirtschaft zu einer ökologischen,<br />

ökonomischen und sozialen<br />

Transformation?<br />

Verpackt in einem Nachmittag, geben<br />

sie zuerst einen kurzen, ausgewählten<br />

Einblick in die Thematik, bevor in einem<br />

interaktiven Teil gemeinsam die Bedeutung<br />

zirkulärer Praxis anhand von Beispielen<br />

erarbeitet wird.<br />

„Meine Faszination für die<br />

Kreislaufwirtschaft kommt<br />

von der Hoffnung, dass<br />

zirkuläres Denken und<br />

Handeln dazu führen kann,<br />

das Überleben der Menschheit<br />

zu gewährleisten.“<br />

Angelika Gutwirth<br />

Aufmerksamkeit für das Thema Kreislaufwirtschaft<br />

zu schaffen.<br />

„Kreislaufwirtschaft und<br />

Bioökonomie helfen uns, die<br />

auf der Erde verfügbaren<br />

Rohstoffe nachhaltig zu<br />

nutzen. Dabei stellt sich<br />

folgende Frage: Welche<br />

Rohstoffe stehen in<br />

Zukunft zur Verfügung<br />

und was brauchen wir<br />

für ein gutes Leben?“<br />

Raphaela Hellmayr<br />

Das Besondere: Um interuniversitären<br />

Austausch zu fördern, findet dieser<br />

Workshop in Zusammenarbeit mit dem<br />

WU Gründungszentrum statt. Studierenden<br />

der Wirtschaftsuniversität wird<br />

aktiv die Teilnahme an dem Kreislaufwirtschaft-Workshop<br />

angeboten, während<br />

im Gegenzug Studierende der <strong>BOKU</strong><br />

die Möglichkeit bekommen, in einem<br />

Ideenfindungs-Workshop an der WU<br />

Inspiration für nachhaltige Visionen zu<br />

sammeln.<br />

Die Kooperation bringt nicht nur verschiedene<br />

Perspektiven und Hintergründe<br />

zusammen, sondern trägt auch<br />

dazu bei, außerhalb der <strong>BOKU</strong> mehr<br />

Werden die Brücken zwischen Entrepreneurship<br />

und Kreislaufwirtschaft<br />

gestärkt, können spannende Initiativen<br />

und Projekte entstehen. Ein solches<br />

Projekt mit <strong>BOKU</strong>-Bezug, das erfolgreich<br />

umgesetzt wurde, ist das Start-up<br />

Hut & Stiel. <br />

W<br />

KONTAKT<br />

https://base.boku.ac.at<br />

www.instagram.com/boku.base<br />

62 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Die Austernpilze von<br />

heute wachsen auf dem<br />

Kaffeesatz von gestern.<br />

ELENA SEITARIDIS<br />

RAFFAELA SCHUMER<br />

Hut & Stiel: Good Practice für Kreislaufwirtschaft<br />

Ein Start-up mit <strong>BOKU</strong>-Bezug<br />

Von Hut & Stiel, Ronja Schwelch und Zacharias Lumerding<br />

Seit 2015 züchtet Hut & Stiel<br />

Speisepilze auf Kaffeesatz –<br />

einer Ressource, die in einer<br />

Großstadt wie Wien beinahe<br />

unendlich verfügbar ist. Anstatt<br />

im Restmüll zu landen, wird der<br />

Kaffeesatz von Wiener Kaffeehäusern,<br />

Restaurants, Großküchen und Büros abgeholt,<br />

zu Pilzsubstrat weiterverarbeitet<br />

und als Nährboden für die Austernpilze<br />

verwendet.<br />

Austernpilze sind äußerst vielseitig in der<br />

Küche einsetzbar. Ob für Saucen oder<br />

Suppen, zu Nudelgerichten oder gegrilltem<br />

Gemüse: Sie sind eine köstliche,<br />

nachhaltige Eiweißquelle und besonders<br />

unter Vegetarier*innen und Veganer*innen<br />

sehr beliebt.<br />

Hut & Stiel macht aus einer<br />

ungenutzten Ressource<br />

wertvollen Nährboden.<br />

Kurz nach der Ernte werden die Pilze an<br />

Restaurants und Kund*innen ausgeliefert,<br />

ab Hof und auf Märkten verkauft<br />

oder zu haltbaren Produkten wie Pesto,<br />

Aufstrich, Sugo oder Gulasch weiterverarbeitet.<br />

Die regionale Erzeugung und<br />

kurze Transportwege innerhalb Wiens<br />

bieten große Vorteile: So können Produkte<br />

klimafreundlich zugestellt und<br />

höchste Qualität und Frische der Pilze<br />

gewährleistet werden. Bereits nach fünf<br />

Wochen können die ersten Pilze geerntet<br />

werden. Bis zu drei Ernten ergeben sich<br />

aus einem Pilzsubstrat. Nachdem es in<br />

der Pilzzucht ausgedient hat, wird das<br />

Substrat dem Boden als nährstoffreicher<br />

Dünger zurückgegeben – so können wieder<br />

neue Pflanzen wachsen.<br />

Mit diesem Kreislauf gelingt es Hut &<br />

Stiel, nachhaltig und ressourcenschonend<br />

zu produzieren. Doch nicht nur das: Sie<br />

teilen ihr Wissen und ihre Erfahrung und<br />

regen damit zum Umdenken und Selbermachen<br />

an. Dafür haben sie die „Pilzzucht<br />

für Daheim“ entwickelt. Mit diesem<br />

Starter-Set kann man aus dem eigenen<br />

Kaffeesatz Austernpilze züchten und eine<br />

Mini-Kreislaufwirtschaft Zuhause leben.<br />

KONTAKT<br />

www.hutundstiel.at<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

63


Strategische Kooperation<br />

<strong>BOKU</strong> – UMWELTBUNDESAMT<br />

INGEBORG SPERL<br />

Der Mehrwert ist die Vielfalt!<br />

Als heutige Beiratsvorsitzende und frühere Koordinatorin<br />

der Strategischen Kooperation <strong>BOKU</strong> – Umweltbundesamt<br />

haben mich immer schon der Abwechslungsreichtum und die<br />

Vielfalt in den gemeinsamen Projekten und Formaten fasziniert.<br />

Von dieser Faszination ist nichts verloren gegangen,<br />

und das Engagement in beiden Häusern ist ungebrochen.<br />

Ich bedanke mich hiermit bei allen Beirät*innen, die ich in<br />

meiner früheren Funktion begleiten durfte und die mich in<br />

meiner jetzigen Funktion unterstützen. Ihr seid eine wichtige<br />

Motivation und Inspiration! Eure Vielfalt bringt den Mehrwert,<br />

und letztlich eint uns alle die Überzeugung, dass wir<br />

etwas bewegen wollen und können!<br />

Mein besonderer Dank jedoch gilt Florian Borgwardt, der<br />

mit höchster Professionalität, umfassendem Überblick und<br />

sensitivem Weitblick im Vordergrund und im Hintergrund<br />

die Aktivitäten zwischen <strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt<br />

koordiniert und damit dieser Vielfalt einen wesentlichen<br />

Mehrwert verleiht!<br />

Herzlich willkommen heiße ich Barbara Birli aus dem Umweltbundesamt,<br />

die seit Jänner <strong>2023</strong> als meine neue Stellvertreterin<br />

Helmut Gaugitsch nach vier Jahren im Vorsitz<br />

abgelöst hat. Bei ihm möchte ich mich herzlich für die<br />

konstruktiven Arbeitstreffen und fruchtbringenden Diskussionen<br />

bedanken! Mit Barbara Birli hat er dem Beirat<br />

eine weitere kompetente Persönlichkeit vermittelt, die<br />

sich insbesondere im Themenbereich Boden und Wissenskommunikation<br />

engagiert.<br />

Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Beirat und die<br />

weitere Zusammenarbeit!<br />

Rosemarie Stangl<br />

Die Strategische<br />

Kooperation <strong>BOKU</strong> –<br />

Umweltbundesamt<br />

Einblicke in eine<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Von Florian Borgwardt, Barbara Birli und Rosemarie Stangl<br />

DIE HISTORIE DER KOOPERATION<br />

Am 9. Juni 2005 unterzeichneten die Geschäftsführung des<br />

Umweltbundesamtes und das Rektorat der <strong>BOKU</strong> das Abkommen<br />

zur „Strategischen Kooperation <strong>BOKU</strong> – Umweltbundesamt“.<br />

In den letzten knapp 20 Jahren konnte sich die<br />

Kooperation entwickeln und – mit einem Blick in den Rückspiegel<br />

– als Erfolgsgeschichte sehen. Die Initiative für diese<br />

Partnerschaft beruhte auf bestehenden Kontakten, die sich<br />

im Rahmen von fachlichem Austausch etabliert hatten und<br />

als vertiefenswert erachtet wurden. Ein „Letter of Understanding“<br />

setzte gemeinsame Ziele fest und rückte die Synergien<br />

zwischen den Häusern in den Vordergrund.<br />

Schon damals war die Einbringung der Kompetenzen und Expertisen<br />

für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und<br />

den Ressourcen als eine Priorität für die Kooperation definiert.<br />

So standen Austausch und Kommunikation schon immer auf<br />

der Agenda, um einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt<br />

in Politik und Gesellschaft stärker zu verankern. Dabei sah sich<br />

die Kooperation zwischen <strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt nie als<br />

exklusiver Zweier-Klub. Der Aufbau der strategischen Ebene<br />

zwischen den beiden Institutionen ermöglicht(e) nicht nur ein<br />

abgestimmtes Vorgehen zwischen den Häusern, sondern diente<br />

auch dazu, die Zusammenarbeit mit Dritten zu verstärken<br />

und der Notwendigkeit für ein politisches Handeln Nachdruck<br />

zu verleihen. Dahingehend kann die Etablierung der Kooperation<br />

zum damaligen Zeitpunkt als überaus vorausschauend<br />

und innovativ bezeichnet werden. Ansätze, die in Förderprogrammen<br />

und Ausschreibungstexten eigentlich erst in den<br />

letzten Jahren forciert werden, wie z. B. die gesellschaftliche<br />

Transformation, der Multi-Actor-Approach auf EU-Ebene,<br />

die oft genannte inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

oder die verstärkte Einbindung der Öffentlichkeit und von<br />

Stakeholdern wurden bereits damals vorweggedacht.<br />

64 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Übersicht zur Anzahl an neuen Kooperationsprojekten pro Jahr<br />

Zur Abstimmung der weiteren Aktivitäten<br />

erfolgte die Besetzung des Kooperationsbeirat.<br />

Dieser besteht aus jeweils<br />

fünf Vertreter*innen beider Institutionen<br />

und hatte ursprünglich die Aufgabe,<br />

Programmvorschläge zu definieren, zu<br />

koordinieren, zu begleiten und fachlich<br />

zu bewerten. Damals wie heute stützt<br />

sich der Kooperationsbeirat auf das freiwillige<br />

Engagement von Vertreter*innen<br />

der <strong>BOKU</strong> und des Umweltbundesamtes.<br />

In den ersten Jahren lag es primär am<br />

Beirat, die Aktivitäten der Kooperation<br />

voranzutreiben. Basierend auf den Erkenntnissen<br />

der Evaluierung im Jahr<br />

2009 erfolgte dann die Besetzung einer<br />

Koordinierungsstelle, da klar wurde,<br />

dass es eine*n „Kümmerin*Kümmerer“<br />

braucht, um aktive Zusammenarbeit zu<br />

stimulieren und Raum für gemeinsame<br />

Aktivitäten zu schaffen.<br />

DIE KOOPERATION SEIT<br />

EINRICHTUNG DER<br />

KOORDINIERUNGSSTELLE<br />

Mit Einrichtung der Koordinierungsstelle<br />

im Jahr 2010 gibt es eine Person, die die<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

Geschicke der Kooperation unterstützt<br />

und begleitet und so kontinuierlich Impulse<br />

setzen kann. Der Tätigkeitsbereich<br />

der Koordinierungsstelle umfasst dabei<br />

ein weites Spektrum an Aktivitäten: von<br />

Informationsweitergabe, z. B. zu Ausschreibungen,<br />

über die Identifizierung<br />

von relevanten Themen bis hin zur Vernetzung<br />

von Akteur*innen und der Unterstützung<br />

bei der Projektanbahnung<br />

und -abwicklung. Auch die Dokumentation<br />

der Kooperationsaktivitäten selbst<br />

liegt natürlich im Aufgabenbereich der<br />

Koordinierungsstelle. Die Arbeit erfolgt<br />

dabei proaktiv, impulsgebend, aber auch<br />

in Reaktion auf Anfragen und Anliegen,<br />

um als Servicestelle die Zusammenarbeit<br />

zu erleichtern. Die Koordinationsstelle<br />

hat sich jedenfalls bewährt und etabliert.<br />

Eine Besonderheit dieser Stelle liegt sicherlich<br />

in der Aufteilung des Arbeitsplatzes<br />

je zur Hälfte an der <strong>BOKU</strong> und<br />

am Umweltbundesamt – eine vermutlich<br />

einzigartige Lösung, um eine geeignete<br />

Grundlage für Kooperation zu schaffen<br />

und beide Häuser ausreichend zu betreuen.<br />

KOOPERATIONSPROJEKTE<br />

Die Dokumentation gemeinsamer<br />

Projekte listet aktuell<br />

mehr als 130 extern finanzierte<br />

Projekte aus den letzten<br />

20 Jahren. Diese Zahl für sich<br />

untermauert bereits deutlich,<br />

wie umfangreich <strong>BOKU</strong> und<br />

Umweltbundesamt zusammenarbeiten.<br />

Abgelehnte<br />

Anträge sowie Kooperationen<br />

ohne externe Finanzierung,<br />

wie sie weiter unten<br />

noch vorgestellt werden, sind<br />

hier nicht berücksichtigt. Anzumerken<br />

ist auch, dass sich<br />

die Zahl dieser gemeinsamen<br />

Projekte seit Einrichtung der<br />

Koordinierungsstelle im Jahr<br />

2010 deutlich erhöht hat.<br />

Mehr als drei Viertel der Projekte<br />

sind in diesem Zeitraum<br />

entstanden. Sowohl was die<br />

Projektvolumina als auch die Geldgeber*innen<br />

betrifft, decken die Projekte<br />

eine große Bandbreite ab: von kleinen<br />

nationalen Projekten bis hin zu sehr großen<br />

EU-Projekten. Vieles in der Zusammenarbeit<br />

wird natürlich durch nationale<br />

Geldgeber*innen wie z. B. Ministerien<br />

oder nationale Forschungsförderung<br />

wie das Austrian Climate Research Programme<br />

(ACRP) finanziert. Ebenso ist<br />

die Vielfalt an Themen in den Projekten<br />

groß und reicht von Klimawandelfolgen<br />

und -anpassung, Risikokommunikation,<br />

Landnutzung und Landnutzungsveränderung,<br />

über Boden und Flächeninanspruchnahme,<br />

Mikroplastik, Aquakultur<br />

und Fischerei bis hin zu Ökosystem- und<br />

Risikoforschung.<br />

Diese Liste ließe sich natürlich noch verlängern.<br />

Daran zeigt sich die breite inhaltliche<br />

Auffächerung, die mittlerweile<br />

weit über die naturwissenschaftlichen<br />

Stammthemen der beiden Häuser in<br />

Richtung sozial- und wirtschaftswissenschaftliche<br />

bis hin zu Kommunikationsthemen<br />

hineinreicht.<br />

W<br />

65


Strategische Kooperation<br />

<strong>BOKU</strong> – UMWELTBUNDESAMT<br />

FLORIAN BORGWARDT<br />

Herbst 2022 fand zum Beispiel der Grüne<br />

Salon zum Thema Klimawandel und<br />

Tourismus statt. Das hochaktuelle Thema<br />

wurde danach von unterschiedlichen<br />

Medien inhaltlich aufgegriffen, womit die<br />

Inhalte der Veranstaltung einer breiten<br />

Öffentlichkeit nähergebracht wurden.<br />

In der Veranstaltungsreihe Dialog für<br />

den Wandel schlagen <strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt<br />

Brücken hin zur breiten<br />

Gesellschaft. Das Veranstaltungsformat<br />

lädt Bürger*innen dazu ein, Wissen<br />

und Erfahrungen in einem offenen<br />

Raum auszutauschen, wofür innovative<br />

Dialogformate Anwendung finden, um<br />

die unterschiedlichen Personengruppen<br />

in Beziehung zu setzen. Die Vortrags-<br />

und Diskussionsveranstaltungen<br />

können von <strong>BOKU</strong>-Studierenden aber<br />

auch als Teil einer Lehrveranstaltung besucht<br />

werden. Dialog für den Wandel<br />

baut auf den langjährigen Aktivitäten<br />

der Initiative Risikodialog und auf der<br />

ehemaligen Diskussionsreihe Mut zur<br />

Nachhaltigkeit auf – beides Formate,<br />

in denen <strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt<br />

mit anderen Partnerinstitutionen auch<br />

davor bereits zusammengearbeitet haben.<br />

Die Kooperation hat in mehreren<br />

Beiträgen zum <strong>BOKU</strong> Nachhaltigkeitstag<br />

Studierenden das Zusammenspiel<br />

der beiden Häuser nähergebracht. Auch<br />

der Green Chemistry Fachdialog wurde<br />

2019 mit Unterstützung der Kooperation<br />

an der <strong>BOKU</strong> abgehalten. Ebenso erwähnenswert<br />

ist die Wanderausstellung<br />

Umweltkommunikation MitWirkung, die<br />

im Winter 2020 an der <strong>BOKU</strong> auf Betreiben<br />

der Kooperation gezeigt wurde.<br />

Die Inhalte der Ausstellung wurden auf<br />

der 4. Umweltbeobachtungskonferenz<br />

erarbeitet und von Design-Studierenden<br />

der Fachhochschule Potsdam gestaltet.<br />

Ausstellung Umweltkommunikation MitWirkung<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Neben der Projekt-Zusammenarbeit hat<br />

sich eine Vielzahl an Formaten etabliert,<br />

in denen Umweltbundesamt und <strong>BOKU</strong><br />

zusammen agieren. In vielen dieser<br />

Formate erfolgt auch unmittelbar ein<br />

Austausch mit Akteur*innen der Gesellschaft,<br />

insbesondere in unterschiedlichen<br />

Veranstaltungsformaten, bei denen<br />

Wissenskommunikation und Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Häusern, aber<br />

auch mit unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Akteur*innen sowie der breiten<br />

Öffentlichkeit stattfindet. Einige ausgewählte<br />

Beispiele geben einen Einblick,<br />

welcher Mehrwert sich daraus ergibt. Im<br />

WEITERE FORMATE<br />

DER KOOPERATION<br />

Ein besonderes Kooperationsformat<br />

stellt die <strong>BOKU</strong>doku Plastic Age – Forever?<br />

dar. Diese Kurzdokumentation, die<br />

auf Initiative der Kooperation entstand,<br />

nimmt die Problematik von Plastik in der<br />

Umwelt und Mikroplastik genauer unter<br />

die Lupe. Der Film wurde mittlerweile<br />

auch bei internationalen Filmfestivals<br />

gezeigt und war am 6. Green Film Festival<br />

in der Kategorie „Bester Kurzdokumentarfilm“<br />

nominiert. Eine weitere,<br />

sehr besondere Art der Kooperationen<br />

ist StartClim. Dabei handelt es sich um<br />

ein Forschungsprogramm, das seit mehr<br />

als 20 Jahren kleine Projekte im Bereich<br />

Klimawandelanpassung finanziert und<br />

maßgeblich von <strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt<br />

inhaltlich und administrativ betrieben<br />

wird. Ein Wissenstransfer abseits<br />

66 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


der herkömmlichen Pfade fand auch im<br />

Themenbereich Literaturverwaltung und<br />

Literaturdatenbanken statt. Die <strong>BOKU</strong><br />

Bibliothek hat dem Umweltbundesamt<br />

Einblicke in ihren Erfahrungsschatz gewährt,<br />

um geeignete Strukturen im Zusammenhang<br />

mit diesen Fragestellungen<br />

aufbauen zu können.<br />

Erwähnenswert an dieser Stelle ist auch,<br />

dass das Umweltbundesamt in Kooperation<br />

mit dem <strong>BOKU</strong> Department für<br />

Agrarbiotechnologie, IFA Tulln, seit 2013<br />

Ringversuche für Wasserproben anbietet<br />

und so die externe Qualitätssicherung<br />

für Labore zur Wasseranalytik in Österreich<br />

sicherstellt. Jährlich werden etwa<br />

20 verschiedene Ringversuche geplant,<br />

bei denen eine Vielzahl von organischen<br />

und anorganischen Parametern, wie zum<br />

Beispiel Herbizide, Nährstoffe, Arzneimittel,<br />

Metalle und Spurenelemente sowie<br />

PFAS in Wasser gemessen werden.<br />

Schlussendlich sollen an dieser Stelle<br />

auch die zahlreichen Lehrveranstaltungen<br />

an der <strong>BOKU</strong>, in denen Expert*innen<br />

des Umweltbundesamts als Vortragende<br />

aktiv ihr Wissen und ihre Praxiserfahrung<br />

direkt an Studierende weitergeben, Erwähnung<br />

finden.<br />

DER KOOPERATIONSBEIRAT HEUTE<br />

UND SEINE SCHWERPUNKTTHEMEN<br />

Der Kooperationsbeirat begleitet die<br />

Kooperation inhaltlich und versucht zusätzlich<br />

zur bestehenden, vielfältigen<br />

Zusammenarbeit in Projekten immer<br />

wieder neue Themen aufzugreifen, anzuregen<br />

und in Richtung Projekteinreichung<br />

weiterzuentwickeln. Dadurch<br />

können Synergien genutzt und die einander<br />

ergänzenden Kompetenzen und Expertisen<br />

der beiden Häuser gezielt in<br />

Austausch gebracht werden. Bei der<br />

Auswahl der Themen werden Aktualität<br />

und Dringlichkeit, aber auch die erzielbare<br />

Wirksamkeit im umwelt- und gesellschaftspolitischen<br />

Kontext berücksichtigt.<br />

Darüber hinaus sollen relevante<br />

Grüner Salon, mit der Podiumsdiskussion zum Thema Klimawandel und Tourismus<br />

Entwicklungen auf nationaler, europäischer<br />

und globaler Ebene in die Festlegung<br />

von Schwerpunktthemen Eingang<br />

finden. Die aktuellen Schwerpunktthemen<br />

der Kooperation sind Bioökonomie,<br />

Entsiegelung und nachhaltiges Boden-/<br />

Flächenmanagement, Förderung von<br />

grünen Infrastrukturen und Biodiversität<br />

sowie Wasser. Alle davon knüpfen an<br />

wichtige Punkte des österreichischen<br />

Regierungsprogramms an. Eine weitere<br />

inhaltliche Unterstützung erfährt der<br />

Beirat durch Vorträge geladener Expert*innen.<br />

Diese Form des Austauschs<br />

liefert Inspiration für neue Themen, die<br />

zukünftig in der Kooperation schwerpunktmäßig<br />

behandelt werden können.<br />

In diesem Sinne hoffen wir, dass sich auch<br />

in Zukunft viele spannende Ideen über<br />

die Strategische Kooperation <strong>BOKU</strong> –<br />

Umweltbundesamt realisieren lassen. Für<br />

Anfragen bezüglich Zusammenarbeit mit<br />

dem Umweltbundesamt stehen der Beirat<br />

und die Koordinierungsstelle gerne<br />

zur Verfügung. <br />

W<br />

KONTAKT<br />

LINKS<br />

DI Dr. Florian<br />

Borgwardt<br />

florian.borgwardt@<br />

boku.ac.at<br />

Strategische Kooperation <strong>BOKU</strong> –<br />

Umweltbundesamt<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

fos_stratkoopbokuu<br />

Dialog für den Wandel<br />

www.umweltbundesamt.at/<br />

dialog-fuer-den-wandel<br />

Umwelt MitWirkung<br />

www.umweltbeobachtung.eu/journal/<br />

U01-EU18-de.pdf<br />

Plastic Age<br />

https://boku.ac.at/boku-it/themen/<br />

media-services/videoproduktion/<br />

plastic-age-forever<br />

CHRISTOPH GRUBER | <strong>BOKU</strong>-IT<br />

JÜRGEN PLETTERBAUER<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

67


Strategische Kooperation<br />

<strong>BOKU</strong> – UMWELTBUNDESAMT<br />

Die Beiratsmitglieder der Strategischen<br />

Umweltbundesamt<br />

JOACHIM BIRLI<br />

BERNHARD_GRÖGER<br />

BERNHARD_GRÖGER<br />

BARBARA BIRLI Boden und Flächenmanagement, Bodenschutz und<br />

Ausgleichsmaßnahmen, Citizen Science<br />

Die Arbeit im Beirat bedeutet für mich, weiterhin an<br />

der guten Kooperation und dem gegenseitigen Verständnis<br />

der beiden Häuser zu arbeiten. Das Umweltbundesamt,<br />

das für die Transformation von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft zur Sicherung nachhaltiger Lebensbedingungen<br />

steht, und die <strong>BOKU</strong> als Garant für aktuelles<br />

Wissen und umfassende Forschung können durch diese<br />

gute Zusammenarbeit ihre Wirksamkeit erhöhen, um<br />

gemeinsam an den aktuellen Herausforderungen im<br />

Umweltbereich zu arbeiten.<br />

THOMAS DIRNBÖCK Stoffkreisläufe in Ökosystemen sowie Biodiversitätstrends,<br />

Forschungsinfrastruktur eLTER (kurz für „Long-Term Ecological Research“)<br />

HELMUT GAUGITSCH<br />

Biodiversität, Landnutzung, Bioökonomie<br />

Die strategische Kooperation zwischen <strong>BOKU</strong> und<br />

Umweltbundesamt ermöglicht mir, das Potenzial der<br />

Forschungsinfrastruktur eLTER in die jeweiligen Institutionen<br />

zu tragen, breit zu verankern und so einen<br />

Mehrwert zu schaffen. Die eLTER Standorte der <strong>BOKU</strong><br />

und des Umweltbundesamts (Zöbelboden, Rosalia<br />

Lehrforst, Agrarstandorte) sowie die sozial-ökologische<br />

Forschungsplattform Eisenwurzen erfordern ein<br />

ständiges gemeinsames Tun, um Projektakquise zur<br />

Finanzierung der Infrastruktur sowie Arbeiten an den<br />

Standorten erfolgreich abzustimmen.<br />

Das Besondere an der Strategischen Kooperation<br />

<strong>BOKU</strong> – Umweltbundesamt besteht in der gemeinsamen<br />

Bearbeitung von Themen, die zur dringend<br />

notwendigen Lösung von übergreifenden Herausforderungen<br />

und Krisen in den Bereichen Klima, Biodiversität,<br />

Schadstoffe und Ressourcen beitragen. Der<br />

Mehrwert besteht darin, zusätzlich zu bestehenden<br />

breiten fachlichen Kooperationen der beiden Häuser,<br />

neue Themen anzuregen, die in Projekten aufgegriffen<br />

und weiterentwickelt werden.<br />

PHILIPP HOHENBLUM<br />

BERNHARD_GRÖGER<br />

PHILIPP HOHENBLUM<br />

Oberflächengewässer, Wasserqualität, Siedlungswasserwirtschaft,<br />

(Mikro-)Plastik<br />

Ich erlebe den Kooperationsbeirat<br />

seit<br />

2007 als Forum für<br />

strategischen Austausch<br />

relevanter<br />

Umweltthemen und<br />

der Verknüpfung von<br />

Verwaltung und Wissenschaft.<br />

Hier werden<br />

Schwerpunkte<br />

gesetzt, gemeinsam umgesetzt und durch<br />

diese Vernetzung ein wertvoller Beitrag<br />

zum Schutz der Umwelt geleistet.<br />

WOLFGANG LEXER Klimawandel und<br />

Klimawandelanpassung, u. a. mit Fokus auf<br />

Governance und Raumplanung, Vulnerabilitätsabschätzungen,<br />

Strategien zur Klimaanpassung,<br />

transformative Klimamaßnahmen<br />

Die Bewältigung der<br />

Klimakrise und die<br />

notwendigen Transformationsaufgaben<br />

schaffen drängende<br />

und komplexe Herausforderungen,<br />

die nur gemeinsam,<br />

interdisziplinär und<br />

in institutioneller Zusammenarbeit<br />

bewältigt werden können.<br />

Expertise, Kompetenzen und Rollen von<br />

<strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt ergänzen<br />

einander in dieser Hinsicht hervorragend<br />

und schaffen einen wesentlichen Mehrwert.<br />

Aus den Beiratssitzungen nehme ich<br />

regelmäßig spannende Anknüpfungspunkte<br />

für unsere eigenen Arbeiten am Umweltbundesamt<br />

mit.<br />

68 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


Kooperation <strong>BOKU</strong> – Umweltbundesamt<br />

<strong>BOKU</strong><br />

KATHARINA GOSSOW<br />

ULRIKE PRÖBSTL-HAIDER<br />

GEORG GÜBITZ Umweltbiotechnologie und<br />

Bioraffinerie, Nutzung von Mikroorganismen und<br />

Enzymen für Recyclingprozesse oder zur Aufwertung<br />

von Ressourcen wie etwa Lignin<br />

Schon die Bezeichnung<br />

unseres Instituts<br />

für Umweltbiotechnologie<br />

deutet<br />

auf fachliche Überschneidungen<br />

zu<br />

Themen des Umweltbundesamts<br />

hin. Neben der wissenschaftlichen<br />

Zusammenarbeit<br />

in gemeinsam akquirierten<br />

Projekten sehe ich meine Funktion als Beirat<br />

in der gemeinsamen Erörterung von<br />

gesellschaftlich relevanten Themen für<br />

eine Schwerpunktsetzung, zusammen mit<br />

wirkungsvoller Öffentlichkeitsarbeit und<br />

„Lobbying“.<br />

ULRIKE PRÖBSTL-HAIDER<br />

Landnutzung, Landnutzungsänderung,<br />

Erholungs- und Naturschutzplanung<br />

Kooperationen stärken!<br />

Das trifft auch<br />

auf die strategische<br />

Kooperation von<br />

Umweltbundesamt<br />

und <strong>BOKU</strong> zu. Allerdings<br />

ist hervorzuheben,<br />

dass sich die<br />

Kooperation nicht<br />

nur auf die wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit bezieht, sondern<br />

darüber hinaus auch auf die mediale<br />

Zusammenarbeit und die Möglichkeiten,<br />

die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf<br />

wichtige umweltpolitische Fragen zu lenken.<br />

ROSEMARIE STANGL Grüne Infrastruktur und naturbasierte Lösungen, Entsiegelung,<br />

Ingenieurbiologie und Vegetationstechnik<br />

Wissen vernetzen und Kompetenzen vereinen: Die<br />

Kooperation <strong>BOKU</strong> – Umweltbundesamt bündelt umfassendes<br />

Know-how sowie breit gefächerte Expertisen<br />

aus Forschung, Verwaltung und Umweltkontrolle. Dies<br />

ermöglicht, wirtschafts- und gesellschaftspolitisch relevante<br />

Herausforderungen strategisch zu bearbeiten und<br />

Akteur*innen über breite Themenfelder zu vernetzen<br />

und inhaltlich zu stärken. Wir folgen damit einem gemeinsamen<br />

gesellschaftlichen Auftrag, unsere Ressourcen,<br />

Umwelt- und Lebensräume nachhaltig zu schützen.<br />

GERNOT STÖGLEHNER<br />

Raumplanung, Energieraumplanung, Umweltplanung<br />

CHRISTINE STUMPP<br />

Boden, Grundwasser, Hydrologie, Wasserqualität<br />

Wir stehen vor drängenden umweltbezogenen gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen wie z. B. Schutz der<br />

Böden vor Inanspruchnahme durch Bauland und Infrastruktur,<br />

Klimaschutz und Klimawandelanpassung,<br />

oder Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität.<br />

<strong>BOKU</strong> und Umweltbundesamt arbeiten intensiv zu<br />

diesen Themen, weshalb die strategische Vernetzung<br />

einen wichtigen Baustein darstellt.<br />

Der fachliche Austausch und die aktive Zusammenarbeit<br />

beider Organisationen haben für mich einen<br />

deutlichen, gewinnbringenden Mehrwert, um politisch<br />

relevante und wissenschaftliche Zukunftsthemen gemeinsam<br />

und mit ergänzenden Expertisen anzugehen.<br />

Die Strategische Kooperation ermöglicht politisch<br />

relevante und wissenschaftliche Zukunftsthemen zu<br />

erarbeiten und zu bearbeiten, um somit auch auf gesellschaftliche<br />

Herausforderungen im Bereich Umwelt<br />

zukünftig besser reagieren zu können.<br />

HERIBERT CORN<br />

<strong>BOKU</strong>/CHRISTIAN FÜRTHNER<br />

CHRISTOPH GRUBER/<strong>BOKU</strong>-IT<br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

69


<strong>BOKU</strong> Diversitätspreis für Forschung<br />

Diversität ist (uns) einen Preis wert!<br />

Mit Dezember <strong>2023</strong> wurde an der <strong>BOKU</strong> erstmals der Diversitätspreis für Forschung ausgeschrieben.<br />

Die Verleihung findet – noch eine Premiere – beim ersten <strong>BOKU</strong> Diversity Day am 5. Juni 2024 in Tulln statt.<br />

Von Maciej Palucki und Ela Posch<br />

Forschung wird an der <strong>BOKU</strong><br />

großgeschrieben. Mit Blick auf<br />

den internationalen Universitätskontext<br />

nimmt Diversität<br />

eine zunehmend wichtige Rolle<br />

ein – etwa bei der Zusammensetzung<br />

von Forschungsteams, der Wahl der<br />

Forschungsthemen und -fragestellungen,<br />

den Zugängen und Arbeitsweisen<br />

oder den Ergebnissen und deren (gesellschaftlichen)<br />

Auswirkungen.<br />

Die <strong>BOKU</strong> will diese Diversität nun stärker<br />

sichtbar machen und hat daher mit<br />

Dezember erstmals den Diversitätspreis<br />

für Forschung ausgeschrieben.<br />

Die Installierung des Preises ist eine<br />

Maßnahme der Diversitätsstrategie, die<br />

an der <strong>BOKU</strong> implementiert wurde und<br />

in alle Handlungsfelder unserer Universität<br />

– wie in diesem Fall im Handlungsfeld<br />

Diversität und Forschung – ausstrahlen<br />

soll.<br />

WARUM IST DIVERSITÄT IN DER<br />

FORSCHUNG WICHTIG?<br />

Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass<br />

eine diverse Zusammensetzung von Forschungsteams<br />

viele Vorteile und Innovationen<br />

bringt: etwa eine erhöhte Qualität<br />

der Ergebnisse oder die Reduktion von<br />

Biases, also weniger unbewusste Vorannahmen.<br />

Und wer will das in ihrer*seiner<br />

wissenschaftlichen Arbeit nicht! Auch<br />

können durch einen inhaltlichen und/<br />

oder methodischen Fokus die Perspektivenvielfalt<br />

gesteigert und umfassendere<br />

Forschungsergebnisse erzielt werden.<br />

WER KANN WAS EINREICHEN?<br />

Eingeladen sind alle, die als Einzelpersonen<br />

oder Teams diversitätssensibel<br />

forschen. Eingereicht werden können<br />

Forschungsprojekte (laufend oder abgeschlossen),<br />

Publikationen, wissenschaftliche<br />

Vorträge und Poster.<br />

Bis 31. März 2024 können Forschende<br />

der <strong>BOKU</strong> ihre Einzel- oder Teamprojekte<br />

einreichen.<br />

WAS SIND DIE KRITERIEN?<br />

Die Einreichungen werden anhand von<br />

drei Ebenen bewertet. Auf der personellen<br />

Ebene werden beispielsweise<br />

Geschlechterverhältnisse, Herkunft,<br />

Inklusion sowie weitere biografische<br />

Faktoren berücksichtigt. Auf der inhaltlichen<br />

und methodischen Ebene spielen<br />

gendertheoretische sowie diversitätssensible<br />

Faktoren eine Rolle – etwa was<br />

die Fragestellung oder methodische Vorgehensweise<br />

betrifft. Auf struktureller<br />

Ebene ist der gesellschaftliche Impact<br />

des Forschungsprojekts relevant, etwa<br />

was Teilhabe und Sichtbarkeit hinsichtlich<br />

Diversität betrifft. Eine <strong>BOKU</strong>-Jury<br />

wird die Projekte anhand der festgelegten<br />

Kriterien bewerten.<br />

VERLEIHUNG AM DIVERSITY DAY<br />

Wir wollen die Vergabe des ersten Diversitätspreises<br />

für Forschung gebührend<br />

feiern. Am 5. Juni 2024 werden<br />

die Preise – ein Hauptpreis und ein Anerkennungspreis<br />

– im Rahmen des ersten<br />

<strong>BOKU</strong> Diversity Day in Tulln verliehen.<br />

Nach der Vergabe lädt die <strong>BOKU</strong> dann<br />

zum Diversity Brunch – kulinarische Vielfalt<br />

inklusive!<br />

W<br />

https://short.boku.ac.at/<br />

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70 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


IST DAS<br />

MÜLL ODER<br />

KANN DAS<br />

WEG?<br />

MAKE<br />

USE<br />

RECYCLE<br />

30 Jahre Abfall- und<br />

Kreislaufwirtschaft an der <strong>BOKU</strong><br />

<strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong><br />

71


ILLUSTRATION: ANIKA LEODOLTER<br />

30 Jahre Abfall- und<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

an der <strong>BOKU</strong><br />

72 <strong>BOKU</strong> <strong>Magazin</strong> 4 | <strong>2023</strong>


DAS MAGAZIN DES ALUMNIVERBANDES DER UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR WIEN • 12/<strong>2023</strong> • NR. 4


Die Zukunft gestalten.<br />

Ein Team aus 8.920<br />

Persönlichkeiten.<br />

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uns alle zu schaffen. In 26 Ländern bündeln jeden Tag rund 9.000 Persönlichkeiten<br />

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2<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

Der natürliche Mehrwert


EDITORIAL<br />

<strong>BOKU</strong> schafft<br />

Verbindungen<br />

fürs Leben!<br />

<strong>BOKU</strong> | G. WILKE<br />

<strong>BOKU</strong> MEDIENSTELLE, <strong>BOKU</strong> G. GAVA<br />

H. MOALLA<br />

Alumni-Tag/<br />

Goldene Diplome<br />

Das größte Wiedersehen<br />

Geschmacksforschung<br />

Klaus Dürrschmid über<br />

Weihnachtsdüfte<br />

Großes Jubiläum<br />

4<br />

12<br />

20<br />

Liebe Alumni,<br />

war der Alumni-Tag des Vorjahres schon überwältigend,<br />

so haben Sie sich heuer nochmals übertroffen.<br />

Eine Teilnahmezahl, die uns an die logistischen<br />

Grenzen bringt, ist allerdings kein Problem, sondern<br />

Grund zu großer Freude. DANKE dafür! Die Stimmung<br />

sowohl am Alumni-Tag als auch bei den Jahrgangstreffen<br />

zeigt, welch’ große Familie die <strong>BOKU</strong> ist.<br />

Die Universität für Bodenkultur braucht und schätzt<br />

Sie als Botschafter*innen, die in ihrem beruflichen<br />

und privaten Umfeld die <strong>BOKU</strong> »ins Land tragen«.<br />

Wie erfolgreich Sie dabei sind, zeigen die Zahlen der<br />

Studierenden, die sich für ein Studium an der <strong>BOKU</strong><br />

entscheiden.<br />

Wir sind stolz, dieses Jahr zum wiederholten Mal und<br />

entgegen der demografischen Entwicklung, eine angestiegene<br />

Zahl an Studierenden im ersten Semester<br />

begrüßen zu dürfen. Dies hilft uns einerseits in der<br />

Frage der Finanzierung durch den Bund und zeigt<br />

weiters die Attraktivität unseres Studienangebotes<br />

für die kommenden Generationen von Studierenden.<br />

Unsere neuen Studienangebote im Master – Green<br />

Building Engineering, Climate Change and Societal<br />

Transformation sowie Green Chemistry – werden alle<br />

auf Englisch angeboten und sollen die <strong>BOKU</strong> in Bereichen,<br />

die uns immer schon bedeutend waren, ganz<br />

prominent positionieren. Alle drei neuen Studiengänge<br />

– rasch umgesetzt mit enormer Unterstützung<br />

vom Senat, den beteiligten Departments und Lehrenden<br />

sowie der administrativen Abteilungen – zeigen<br />

bereits jetzt im ersten Studienjahr beachtlichen<br />

Zulauf.<br />

Ich wünsche einen angenehmen Jahresausklang und<br />

ein gutes neues Jahr 2024!<br />

25 Jahre VHÖ & 50 Jahre<br />

Holzwirtschaftsstudium<br />

Obfrau des Alumnidachverbandes,<br />

Eva Schulev-Steindl<br />

Ausgabe 12/<strong>2023</strong> • Nr. 4<br />

alumni.boku.wien/magazin | IMPRESSUM Herausgeber: Alumnidachverband der Universitä für Bodenkultur Wien, Gregor-Mendel-Straße 33,<br />

1180 Wien, www.alumni.boku.wien • Geschäftsführer <strong>BOKU</strong> ALUMNI: Ewald Pertlik, alumni@boku.ac.at • Redaktion: Natalia Lagan, alumnimagazin@boku.ac.at,<br />

Tel.: 01/47654-10442 • Auflage: 5000 • Mitarbeit: Dorottya Bazso, Andreas Kugler, Sebastian Nieß, Christine Thurner, Anna Leitner,<br />

Manfred Gössinger, Stephanie Drlik, Lena Maria Leiter, Raphael Kerschbaumer • Coverbild: Haroun Moalla • Grafik: Monika Medvey • Druck: Druckerei<br />

Berger • Lektorat: Marlene Gölz, Mathilde Sengoelge<br />

Alle redaktionellen Beiträge sind nach bestem Wissen recherchiert, es wird jedoch keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen. Namentlich nichtgekennzeichnete<br />

Beiträge stammen von der Redaktion. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen sind aus Platzgründen vorbehalten. Nichtgekennzeichnete<br />

Fotos sind private Fotos.<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

3


SPLITTER<br />

Gehölz-Führung durch den Türkenschanzpark<br />

Das große Treffen am Alumni-Tag<br />

Am Samstag, den 14. Oktober, lud der Alumniverband seine Absolvent*innen wieder<br />

ins TÜWI zum größten jährlichen Zusammentreffen der Alumni aller Studienrichtungen<br />

ein – dieses Jahr mit dem ersten Inskriptionsjubiläum der UBRM-Alumni. Für jene, die<br />

nicht persönlich vorbeikommen konnten, bestand erneut die Möglichkeit, den Vorträgen<br />

über einen Live-Stream zu lauschen. Die hervorragenden Besucher*innen-Zahlen aus<br />

dem Vorjahr konnten wir heuer übertreffen. Wir fühlen uns geehrt, dass über 400<br />

unserer Alumni ihren Weg zu uns gefunden und somit das große Wiedersehen zu einer<br />

unvergesslichen Erinnerung gemacht haben.<br />

Fotos: Haroun Moalla<br />

Der Alumni-Tag startete heuer um 11 Uhr mit einer<br />

Auswahl an Führungen, welche die Vielfalt<br />

der <strong>BOKU</strong> unterstrich.<br />

Führung durch die Häuser. Traditionell führten auch<br />

heuer <strong>BOKU</strong>-Archivar Peter Wiltsche gemeinsam mit<br />

Altrektor Hubert Sterba interessierte Besucher*innen<br />

durch die Geschichte der <strong>BOKU</strong>-Häuser. Die Tour<br />

endete im ältesten Hörsaal der Universität – dem<br />

wohlbekannten Hörsaal 15 – welcher Austragungsort<br />

vieler wichtiger Prüfungen und Vorlesungen war.<br />

Führung durch den Türkenschanzpark. Hildegund<br />

Fauler, Lektorin am Institut für Ingenieurbiologie<br />

und Landschaftsbau, begleitete wissbegierige Alumni<br />

durch die faszinierende Welt der Gehölzkunde im<br />

Türkenschanzpark. Beim gemeinsamen Schlendern<br />

lauschten alle ihren Erklärungen, erinnerten sich zurück<br />

an die Gehölzkundeprüfung oder erlernten gar<br />

neue Fakten.<br />

4<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


N. LAGAN | ALUMNI<br />

Führung durch das Wasserbaulabor. Zum ersten<br />

(und bestimmt nicht zum letzten) Mal führte Helmut<br />

Habersack eine Gruppe interessierter Absolvent*innen<br />

durch das neu errichtete Wasserbaulabor<br />

am Brigittenauer Sporn. Nach einem Vortrag<br />

über die aktuelle Wasserforschung bekamen die<br />

Teilnehmenden einen Einblick in die Strömungstechnik<br />

und Funktionalität des Labors.<br />

»<br />

Als ich mein Studium beendet hatte,<br />

waren fast alle meine Kollegen schon<br />

fertig. Ich bin zwar später nachgekommen,<br />

habe aber dafür viele Erfahrungen<br />

gesammelt, zum Beispiel am Meidlinger<br />

Markt als Erdäpfel- und Obstverkäufer. Ich<br />

habe alle Obstsorten gekannt, aber auch<br />

fast alle Opern und Konzerte besucht, die<br />

es in dieser Zeit gegeben hat. Somit hat das<br />

Studium halt etwas länger gedauert.<br />

— Heinz Augustin, LW 1953<br />

Die Häuser-Führung endete im ältesten Hörsaal 15<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

5


Rektorin Eva Schulev-Steindl bei der Eröffnungsrede<br />

Nachmittagsprogramm. Ab 12 Uhr konnte das Konzert<br />

der beiden <strong>BOKU</strong>-Professoren Rupert Wimmer und<br />

Peter Schwarzbauer in der Mensa genossen werden,<br />

welches kurz durch die Begrüßungsrede unserer Rektorin<br />

Eva Schulev-Steindl pausiert wurde. Begleitet wurde die<br />

Zeit bis zum Gruppenfoto und der anschließenden Revival-Vorlesung<br />

von einem ausgewogenen Mittagsbrunch<br />

aus herzhaften, belegten Brötchen und weiteren Leckereien.<br />

Nach dem musikalischen Schmaus konnte man im<br />

großen TÜWI-Hörsaal in das Thema Umweltethik bei der<br />

Revival-Vorlesung von Peter Weish eintauchen. Unter<br />

der Moderation von Alumni GF Ewald Pertlik und Mitarbeiter<br />

Martin Sowa fand die darauffolgende Podiumsdiskussion<br />

mit Alumni in Führungspositionen statt. Dabei<br />

kamen KTWW-Alumna Nora Sophie Griefahn (Geschäftsführerin<br />

der Cradle to Cradle NGO), LBT-Alumna<br />

Sabine Herlitschka (Vorstandsvorsitzende der Infineon<br />

Technologies Austria AG), KTWW-Alumnus James Schober<br />

(Vorstandsvorsitzender der Donau Chemie AG) und<br />

Forst-Alumnus Hans-Peter Weiß zu Wort. Griefahn betonte<br />

die Bedeutung nachhaltiger Unternehmenspraktika,<br />

während Herlitschka die Dynamik der Halbleiterbranche<br />

6<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

Das Konzert von Peter Schwarzbauer und Rupert<br />

Wimmer sorgte für eine musikalische Untermalung


SPLITTER<br />

Bei der Podiumsdiskussion, v. l. n. r.:<br />

James Schober, Sabine Herlitschka,<br />

Martin Sowa, Ewald Pertlik, Hans-Peter<br />

Weiß, Nora Sophie Griefahn<br />

beleuchtete. Schober teilte Einblicke in nachhaltige Chemie<br />

und Weiss sprach über Schlüsselaspekte der Immobilienentwicklung.<br />

Die Alumni reflektierten über ihre individuellen<br />

Erfahrungen, die Herausforderungen in ihren<br />

Branchen und die zukünftigen Entwicklungen. Diese Diskussion<br />

vermittelte nicht nur wertvolle berufliche Einblicke,<br />

sondern bot auch einen Einblick in die sich wandelnde<br />

Landschaft ihrer jeweiligen Sektoren. Das Programm<br />

endete mit einer Grußbotschaft einer internationalen<br />

LBT-Alumna, Sivlia Lorenz, welche in Valencia, Spanien,<br />

residiert und berufstätig ist.<br />

N. LAGAN | ALUMNI<br />

Die ältesten Besucher des Jahrgangstreffens (LW<br />

1953): Heinz Augustin und Walter Uhlik<br />

»<br />

Mein schönstes Erlebnis an der <strong>BOKU</strong>:<br />

Professor Franz von der Geologie war<br />

schon grantig, wenn jemand ein paar Monate<br />

später zu seiner Vorlesung gekommen ist.<br />

Ich bin erst nach fünf Jahren zur Prüfung<br />

angetreten. Ich war ausgerüstet mit allen<br />

möglichen Ausreden und etwas Wissen über<br />

Geologie. Ich sitze bei ihm, er zieht einen<br />

Lohnstreifen heraus und fragt ruhig: »Gehört<br />

dieser Lohnstreifen Ihnen?« Und er hat mich<br />

wie einen Gentleman behandelt und nicht<br />

gefragt, warum ich so spät komme. Mir sind<br />

die Steine, an denen ich so viel herumgekratzt<br />

habe, dann vom Herzen gefallen.<br />

— Walter Uhlik, LW 1953<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

7


SPLITTER<br />

Das Alumni-Team<br />

Generalversammlung des Alumnidachverbandes.<br />

Am Alumni-Tag fand vormittags auch die jährliche Generalversammlung<br />

unter der Leitung der Obfrau Eva<br />

Schulev-Steindl statt.<br />

• In Folge des Rücktrittes von Karsten Schulz wurde Doris<br />

Damyanovic als Vorstandsmitglied und Schriftführerin<br />

gewählt.<br />

• Die Rechnungsprüfer wurden entlastet.<br />

• Die Entlastung des Vorstandes wurde, bis zur Klärung<br />

inwieweit einige Zahlungen dem Vereinszweck entsprechen,<br />

vertagt.<br />

• Der vorgelegte Budgetplan für das Jahr 2024 wurde<br />

ohne Gegenstimme angenommen.<br />

• Die bei der Generalversammlung 2022 beschlossene<br />

Statutenänderung wurde von der Vereinsbehörde zurückgewiesen.<br />

Eine allfällige Statutenänderung wird<br />

nach Vorliegen des Berichtes der Arbeitsgruppe zur<br />

Restrukturierung des Alumnibereiches der nächsten<br />

Generalversammlung vorgelegt werden.<br />

• Die Fachverbände referierten über ihre vergangenen<br />

und geplanten Aktivitäten.<br />

Jahrgangstreffen. Knapp 250 Alumni durften wir heuer<br />

beim Jahrgangstreffen der Inskriptionsjahrgänge<br />

2003, 1993, 1983, 1973, 1963 und 1953 bei einem separaten<br />

Zusammenkommen ab 17 Uhr willkommen heißen.<br />

Begrüßt wurden die bei hervorragendem Wetter<br />

vor dem Gebäude wartenden Gäste mit einem Konzert<br />

der <strong>BOKU</strong>-Jagdhornbläser*innen. Altrektor Martin<br />

Gerzabek eröffnete daraufhin die Jahrgangstreffen<br />

in der TÜWI-Mensa und im Simony-Haus. Zum ersten<br />

Mal mussten wir die Teilnehmenden aufgrund des hohen<br />

Andrangs auf zwei Gebäude aufteilen, um eine<br />

gemütliche Atmosphäre gewährleisten zu können. Beide<br />

Gruppen wurden mit regionalen Bio-Gerichten der<br />

TÜWI-Mensa verwöhnt, begleitet von köstlichen Säften<br />

der Marke Höllinger, einer vielseitigen Weinvariation<br />

und natürlich dem heiß begehrten <strong>BOKU</strong>-Bier. Auch<br />

heuer konnte man tolle und zum Teil außergewöhnliche<br />

Preise bei unserer Tombola gewinnen sowie Jahrgangsfotos<br />

mit den Studienkolleg*innen machen. Es war ein<br />

gemütlicher Abend, begleitet von zahlreichen Anekdoten,<br />

Erfolgsgeschichten und Erinnerungen.<br />

I. GERZSI | ALUMNI<br />

Der Hauptpreis,<br />

gesponsert von der<br />

St. Martin’s Therme<br />

(2 Tageseintrittskarten),<br />

ging an<br />

Robert Berer<br />

Alle Jahrgangsfotos zum Herunterladen sowie alle<br />

Videos zum Nachschauen finden Sie auf unserer Homepage<br />

unter alumni.boku.wien/alumnitag<br />

Wir danken den Unternehmen für ihr Sponsoring der diesjährigen Tombola-Preise.<br />

8<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


SPLITTER<br />

»<br />

Abgesehen davon, dass das Studium<br />

wirklich sehr nützlich war, und in Kanada<br />

akzeptiert wurde, ich eine superinteressante<br />

Karriere machen konnte, waren es aber die<br />

Freundschaften, die am wichtigsten sind. Ein<br />

Studienkollege war Dolmetscher bei meiner<br />

Hochzeit, ein anderer war mein Trauzeuge.<br />

Wir sind seit 60 Jahren immer noch in<br />

Kontakt. Hier entstehen Freundschaften fürs<br />

Leben! — Heinz Unger, KTWW 1963<br />

Wir freuen uns, unsere Alumni beim<br />

Alumni-Tag 2024 wieder begrüßen zu dürfen –<br />

nächstes Jahr bereits Ende September!<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

9


Goldene Diplome: Eine<br />

lange <strong>BOKU</strong>-Tradition<br />

An der Universität für Bodenkultur Wien wird den<br />

Absolvent*innen, die vor 50 Jahren ihre Abschluss-<br />

und Diplomprüfungen erfolgreich abgelegt haben,<br />

eine besondere Ehre zuteil. Sie erhalten das Goldene<br />

Ingenieurdiplom bzw. Goldene Doktordiplom.<br />

Fotos: Nelson Photography<br />

Zum 69. Mal lud die <strong>BOKU</strong> ihre goldenen Jubilar*innen<br />

an die Alma Mater Viridis ein, um<br />

eine lange Tradition fortzusetzen. Die Feierlichkeiten<br />

fanden am Samstag, den 14. Oktober, im<br />

Festsaal des Gregor-Mendel-Hauses statt. Rektorin<br />

Eva Schulev-Steindl und Senatsvorsitzender Roland<br />

Ludwig überreichten den Alumni das Goldene Diplom<br />

und die Laudationes wurden von Altrektor Martin<br />

Gerzabek und Alfred Haiger gehalten. Absolvent*innen<br />

der Studiengänge Landwirtschaft, Kulturtechnik,<br />

Gärungstechnik sowie Forstwirtschaft wurden heuer<br />

ausgezeichnet.<br />

Wie kam es zur Einführung dieser Tradition? Initiiert<br />

wurde sie vom damaligen Professor für Technologie<br />

des Holzes Hermann Flatscher in einem Schreiben<br />

vom 10. Juli 1953.<br />

Am 29. Mai 1954 wurden daraufhin die ersten Goldenen<br />

Ingenieurdiplome an der <strong>BOKU</strong> verliehen. Wegbereiter<br />

dieser Auszeichnung waren Forstingenieure,<br />

die 50 Jahre zuvor ihr Studium an der Forstlichen<br />

Fakultät abgeschlossen hatten. Die Zeremonie fand<br />

ebenso im Festsaal statt und markierte den Beginn<br />

der Tradition. Die Feierlichkeit zur Verleihung der Goldenen<br />

Diplome war nicht nur ein Meilenstein in der<br />

Anerkennung der Leistungen der Absolventen*innen,<br />

sondern unterstrich auch das tiefe Gefühl der Dankbarkeit<br />

für ihr anhaltendes Engagement in unserer<br />

akademischen Gemeinschaft.<br />

10<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


»<br />

Vor fünf Jahren gab es ein Goldenes Inskriptionsjubiläum<br />

am Alumni-Tag – da war ich auch dabei.<br />

Wir haben eine Tour mit Altrektor Sterba gemacht<br />

und ich bin damals nach Hause gegangen mit dem<br />

Gedanken: »Da würde ich wieder studieren!« Und<br />

dieser Gedanke hat sich heute wieder bestätigt. Für<br />

mich war es so viel wert, wieder diese Nähe zur Universität<br />

selbst zu spüren.<br />

— Franz Pramberger, Absolvent der Kulturtechnik<br />

»<br />

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Universität<br />

besuchen konnte. Ich habe nette<br />

Leute kennengelernt, die mich mein ganzes<br />

späteres Leben begleitet haben. Alles, das ich<br />

schon als Volksschüler machen wollte, konnte<br />

ich hier erlernen, verwirklichen und auch im<br />

Berufsleben umsetzen.<br />

— Wolfgang Chaloupek, Absolvent der<br />

Forstwirtschaft<br />

»<br />

Grundsätzlich hat mich die <strong>BOKU</strong> ein Leben<br />

lang begleitet mit ihrer Philosophie, weniger<br />

im Berufsleben, dafür mehr im privaten Leben und<br />

im Alltag. Denn beruflich war ich eigentlich etwas<br />

abseits der Norm unterwegs, habe in der Industrie<br />

bei diversen Großprojekten, wie z. B. Tauernschleuse-Tunnel<br />

und Arlberg-Straßentunnel mitgearbeitet.<br />

Es war nicht immer etwas Spezifisches aus der<br />

Kulturtechnik. Aber es war mir eine große Freude,<br />

die Grundlagen dafür hier zu bekommen und das<br />

dann auch umzusetzen.<br />

— Anton Matura, Absolvent der Kulturtechnik<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

11


C. FRANK<br />

12<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


M. MEDVEY<br />

Der Duft von Weihnachten<br />

Weihnachten steht vor der Tür. Und somit auch der Christkindlmarkt, Glühwein, Orangenpunsch<br />

sowie Lebkuchen und Variationen an Weihnachtskeksen. Spezielle Düfte und sensorische Eindrücke<br />

sind besonders in dieser Jahreszeit stark vertreten. Wir sprachen mit Wahrnehmungspsychologen<br />

und Lebensmittelsensoriker Klaus Dürrschmid über den Duft von Weihnachten. Interview: Natalia Lagan<br />

Woher stammt Ihre Faszination für die Sensorik?<br />

Ich vermute, das ist etwas Angeborenes. Es gibt womöglich<br />

eine genetische Komponente, dass manche Leute an<br />

ihren sensorischen Eindrücken stärker interessiert sind als<br />

andere. Ich habe schon von klein auf gerne gekocht und es<br />

hat mich wahnsinnig interessiert, wie sich das Essen dabei<br />

sensorisch verändert und warum. Ich habe beispielsweise<br />

als kleines Kind, als meine Eltern nicht zu Hause waren,<br />

schon Vanillekipferl gebacken. Im Hochsommer! (lacht)<br />

Aus diesem kulinarisch-sensorischen Interesse heraus<br />

habe ich schlussendlich an der <strong>BOKU</strong> studiert.<br />

Was ist Ihr Lieblingsgeruch?<br />

Ach, ich weiß nicht. Es gibt so viele Gerüche, die mit Erinnerungen<br />

verbunden sind. Einer ist für mich der Grasgeruch.<br />

Ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen und in<br />

der Nachbarschaft gab es einen Bauern, bei dem ich oft<br />

mitgeholfen habe. Es war einfach toll, wenn wir dann mit<br />

geerntetem Gras heimgefahren sind. Ich saß am Anhänger<br />

oben am Gras und habe gewusst: »Jetzt habe ich was geleistet<br />

und es gibt bald eine Speckjause!« (lacht)<br />

Was war die faszinierendste Erkenntnis aus Ihrer<br />

Forschung bisher?<br />

Hochinteressant waren die Studien mit observationalen<br />

Techniken: Emotionsmessung mittels Face-Reader oder<br />

Blickbeobachtung mittels Eye-Tracking. Mit dem Eye-Tracker<br />

haben wir zum Beispiel gezeigt, dass adipöse Menschen<br />

einen anderen Blick auf Lebensmittel als unter- und<br />

normalgewichtige haben. Sie blicken länger und rascher<br />

auf Teile von Lebensmitteln und Speisen, die energiedicht<br />

sind, und haben damit auch eine größere Wahrscheinlichkeit,<br />

sie auszuwählen. Diese Erkenntnis stimmt<br />

überein mit Ergebnissen der Charité in Berlin und zwar,<br />

dass adipöse Menschen bereits beim Anblick energiedichter<br />

Lebensmittel angenehme Gefühle empfinden,<br />

die nicht-adipöse Personen erst beim Essen haben. Die<br />

Emotionsmessung mit dem Face-Reader hat sich dagegen<br />

als eher problematisch erwiesen, da der Face-Reader die<br />

Mimik des Menschen noch zu wenig differenzieren kann.<br />

Beispielsweise kann er ein spöttisches Lächeln noch nicht<br />

von einem glücklichen unterscheiden.<br />

Was passiert in unserem Körper, wenn wir etwas<br />

riechen, das schöne Konnotationen weckt?<br />

Dabei werden alle möglichen Neurotransmitter ausgestoßen<br />

und bestimmte Gehirnregionen aktiviert. Der<br />

Nucleus accumbens ist ein typisches Beispiel dafür. Es<br />

handelt sich dabei um ein Belohnungs- und Lustzentrum,<br />

in dem Dopamin ausgestoßen wird. Der angenehme Geruch<br />

– beispielsweise von Vanille – löst in uns ein positives<br />

Gefühl aus und aktiviert gleichzeitig den Wunsch, den Ursprung<br />

des Duftes – beispielsweise Vanillekipferl – haben<br />

zu wollen. Das führt dann im Fall des Vanillekipferls zum<br />

lustvoll-befriedigenden Verzehr. Wir verknüpfen Geruchserfahrungen<br />

immer sehr eng mit der Situation, in der wir<br />

den Geruch wahrnehmen. Kekse, Orangen, Punsch und<br />

Glühwein werden meistens in Situationen des angenehmen<br />

Beisammenseins, der Vertrautheit und vielleicht der<br />

frohen Erwartung auf Weihnachten verzehrt. Diese Gefühle<br />

schwingen dann immer mit, wenn man nur die Gerüche<br />

dieser Lebensmittel wahrnimmt.<br />

Welche Rolle spielen Gerüche in unserer Gesellschaft<br />

und Kultur?<br />

Eine sehr große, denke ich. Die Gerüche werden weitgehend<br />

unterschätzt mit ihrer Wirkung auf das Wohlbefinden<br />

und Verhalten der Menschen. Wie schrecklich<br />

der plötzliche Verlust des Riechvermögens sich auf das<br />

Wohlbefinden auswirkt, mussten viele Menschen erfahren,<br />

die eine COVID19-Infektion durchlebten. Für viele<br />

war das tatsächlich eine Zeit der Verstimmung und Depression.<br />

Nichts schmeckt mehr, nichts riecht mehr. Alles<br />

wird fremd und leblos ohne Gerüche. Gerüche werden<br />

im Regelfall des Alltags aber nicht bewusst wahrgenommen.<br />

Solange sie zur Situation passen, entsprechend<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

13


unserer Erfahrung, bleiben sie im Hintergrund<br />

des Bewusstseins. Erst wenn ein Geruch nicht<br />

passt, nehmen wir ihn bewusst wahr, weil dann<br />

vielleicht auch Handlungsbedarf besteht. Ein ungewöhnlicher<br />

Parfum-Geruch am Partner oder<br />

der Partnerin oder ein rauchiger Geruch aus der<br />

Küche veranlassen uns sofort, der Ursache des<br />

Geruchs nachzugehen. Aber Gerüche sind nicht<br />

nur beim Essen wichtig, sondern auch im sozialen<br />

Bezugssystem. Das Sprichwort »Jemanden<br />

nicht riechen können« hat tatsächlich eine naturwissenschaftliche<br />

Fundierung. Man bevorzugt<br />

beispielsweise Sexualpartner*innen, deren Immunsystem<br />

vom eigenen abweicht und die damit<br />

einen anderen Eigengeruch haben als wir selbst.<br />

Im Fall einer Fortpflanzung wäre das günstig.<br />

C. FRANK<br />

Gibt es einen Geruch oder Geschmack, welcher<br />

weltweit positiv konnotiert wird?<br />

Ja, das haben wir in unserer letzten Publikation<br />

untersucht. Bei einer österreichischen Vorstudie<br />

hat sich schon gezeigt, dass Vanille eine starke<br />

positive Bewertung erfährt und vorwiegend mit<br />

Kindheit assoziiert wird. In der anschließenden<br />

weltweiten Studie konnte dann bestätigt werden,<br />

dass der Geruch von Vanille mit Kindheit und<br />

Jugend assoziiert und sehr positiv empfunden<br />

wird. Es gibt aber länderspezifisch auch andere<br />

Aromen, die mit der Kindheit assoziiert werden.<br />

Zum Beispiel Kokos-Geruch in Thailand und Vietnam.<br />

Wie riecht Weihnachten in Österreich?<br />

Nach vielem, aber primär wohl nach Vanille, Nüssen,<br />

Orange, Nelken, gebratenem Apfel und Zimt.<br />

Wobei sich das durchaus ändern kann. Beispielsweise<br />

wird in den letzten Jahren vieles mit Zimt<br />

versetzt. Diese Zimtlastigkeit kommt wohl aus<br />

Skandinavien, ist aber bei uns inzwischen mit voller Wucht<br />

eingetroffen und soll wohl ein Gefühl der wohligen Wärme<br />

und angstfreien Entspannung vermitteln.<br />

Also ist es durchaus möglich, in ein bestehendes<br />

Geschmacksprofil einen neuen Duft einzuführen?<br />

Ja, man muss den neuen Geruch mit Bestehendem verknüpfen<br />

und dann sehr langsam »salonfähig« machen,<br />

sprich mit Produkten, in die dieser Geruch gut passt. Zu<br />

Weihnachten wäre das wahrscheinlich mit Keksen. Und<br />

dann lässt man diese mit dem bestehenden sensorischen<br />

Profil zusammenschmelzen und eindiffundieren zu einer<br />

neuen Geschmacksfacette. Zudem muss man dem neuen<br />

Geruch auch eine Bedeutung geben.<br />

Wie schmeckt Weihnachten in Österreich?<br />

Das ist womöglich ein bisschen eine Überinterpretation,<br />

aber ein Beispiel ist für mich das schon mehrfach erwähnte<br />

Vanillekipferl. Wir haben ja herausgefunden, dass Vanille<br />

für Jugend und Kindheit steht. Aber gleichzeitig hat<br />

sich herausgestellt, dass der nussige Geruch und das<br />

Nuss-Aroma mit älteren Menschen assoziiert wird. Das<br />

heißt, wir haben im Vanillekipferl einerseits die Kindheit<br />

und andererseits das Altern im Geruch verkörpert. Hinzu<br />

kommt, dass das Vanillekipferl nicht nur süß ist, was ebenfalls<br />

für Jugend und Kindheit steht, sondern durch die Nüsse<br />

auch eine bittere Note hat. Der bittere Geschmack wird<br />

wiederum hauptsächlich mit erwachsenen Menschen assoziiert,<br />

wie wir zeigen konnten. Das heißt, der gesamte<br />

Lebenszyklus vom jungen zum alten Menschen spiegelt<br />

sich in diesen Assoziationen wider, was auch von der Sichelform<br />

des Kipferls unterstrichen wird. Und das gerade<br />

in der Weihnachtszeit, der Hauptkonsumzeit des Vanillekipferls,<br />

in der es zentral um die Geburt, den Beginn des<br />

Lebenszyklus geht. Das ist schon verdächtig symbolträchtig,<br />

oder? (lacht) •<br />

Mit einer großen Vorliebe fürs Kochen, für Gerüche und Geschmäcker<br />

studierte Klaus Dürrschmid Lebensmittel- und<br />

Gärungstechnologie an der <strong>BOKU</strong>. Seine Karriere begann er als<br />

Universitätsassistent nach dem Studienabschluss am Institut für<br />

Lebensmittelwissenschaften, er promovierte 1997. Seit 2005 ist<br />

Dürrschmid Assistenzprofessor am selbigen Institut und hat sich<br />

voll und ganz der Lebensmittelsensorik verschrieben.<br />

14<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


INTERVIEW<br />

EIN-/AUFSTIEG<br />

PwC AT,<br />

Technology<br />

Consulting<br />

Managerin<br />

im Data&<br />

Analytics Team<br />

Nachschau: Vollversammlung und<br />

Seminar »KTWW-heute«<br />

Texte: Sebastian Nieß<br />

Verband der Absolventinnen und<br />

Absolventen der Studien für Kulturtechnik<br />

und Wasserwirtschaft<br />

Am 19. Juni lud der KT-Verband wieder zu seiner jährlichen Vollversammlung<br />

sowie zum Seminar »KTWW-heute« ein. Unter dem Motto<br />

»Von der Abfallwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft« wurden von den Vortragenden<br />

spannende Beiträge zu verschiedenen Themen präsentiert.<br />

Bei der anschließenden Vollversammlung wurden die Preisträger*innen<br />

mit dem Julius Kar-Preis ausgezeichnet sowie die Goldenen Ehrennadeln<br />

verliehen.<br />

Emilia Bessonova<br />

hat sowohl ihren Bachelor in Lebensmittel-<br />

und Biotechnologie als<br />

auch ihren Master in Biotechnologie<br />

mit Schwerpunkt Bioinformatik an<br />

der <strong>BOKU</strong> absolviert. Bereits während<br />

ihres Studiums begann sie ihre<br />

berufliche Laufbahn als Praktikantin<br />

bei PwC in der IT-Beratung. Dabei<br />

konnte sie von ihrem grundlegenden<br />

Wissen und Verständnis für<br />

Programmierung profitieren, das sie<br />

während ihres Studiums erworben<br />

hatte. Dieses technische Knowhow<br />

legte den Grundstein für ihren<br />

weiteren beruflichen Werdegang. In<br />

ihrer Festanstellung bei PwC ist Emilia<br />

nun an Projekten im Bereich Data<br />

& Analytics und Cloud Computing<br />

beteiligt und leitet als Managerin<br />

ein Team mit Fokus auf die<br />

Pharma-Industrie.<br />

Nachschau: Exkursion U2/U5 Baustelle am<br />

Matzleinsdorfer Platz<br />

Die Exkursion führte uns in die Unterwelt von Wien. Am 15. September<br />

erhielten Interessierte eine Führung durch eines der zukunftsträchtigsten<br />

Projekte Wiens. In einer Tiefe von 35 Metern wurde den Teilnehmer*innen<br />

ein detaillierter Einblick in den Stationsbau ermöglicht. Beim<br />

anschließenden Ausklang im Restaurant Luftburg gab es die Möglichkeit,<br />

sich bei Speis und Trank untereinander auszutauschen.<br />

Fachhochschule<br />

Wiener Neustadt<br />

Studiengangsleiter<br />

Eco-Design<br />

Franz<br />

Theuretzbacher<br />

studierte UBRM<br />

sowie NAWARO und startete seine<br />

akademische Karriere am <strong>BOKU</strong>-<br />

Institut für Landtechnik. Später<br />

zog es ihn an den Campus Wieselburg<br />

der Fachhochschule Wiener<br />

Neustadt (FHWN). Im Jahr 2018<br />

übernahm er die Leitung des<br />

Fachbereichs Nachhaltige Energiesysteme<br />

und wirkte auch bei<br />

der Gründung des Instituts für<br />

Nachhaltigkeit an der FHWN mit.<br />

Nach seiner Promotion wechselte<br />

er 2021 zur FFG und arbeitete dort<br />

an der Umsetzung der FTI-Initiative<br />

Kreislaufwirtschaft mit. Nun führte<br />

ihn sein Weg zurück an den Campus<br />

Wieselburg, wo er im Juli die<br />

Leitung des Masterstudiengangs<br />

Eco-Design übernommen hat.<br />

FH WIENER NEUSTADT<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

15


PROHOLZ SALZBURG<br />

EIN-/AUFSTIEG<br />

Landeshauptstadt<br />

München<br />

Bezirks- und<br />

Mobilitätsmanagerin<br />

Isabella Britze<br />

ist Bezirks- und<br />

Mobilitätsmanagerin bei der<br />

Landeshauptstadt München. In<br />

dieser Position koordiniert sie alle<br />

laufenden Planungen mit Mobilitätsbelangen,<br />

wie die Umsetzung<br />

des Radentscheids oder die Entwicklung<br />

autoreduzierter Quartiere<br />

in den Stadtbezirken 10 und 23. Sie<br />

studierte Landschaftsarchitektur<br />

an der TU München und der <strong>BOKU</strong><br />

und arbeitete in einem Landschaftsarchitekturbüro<br />

und in der Orts- &<br />

Bauleitplanung der Gemeinde<br />

Holzkirchen u. a. an Projekten der<br />

Mobilitätswende.<br />

Gebietsbauleitung<br />

Bregenz<br />

Gebietsbauleiter<br />

Thomas Frandl<br />

wurde am 7. Juli<br />

zum neuen Gebietsbauleiter<br />

der<br />

Gebietsbauleitung (GBL) Bregenz bestellt.<br />

Nach seinem Forstwirtschaftsstudium<br />

mit dem Schwerpunkt auf<br />

Wildbach- und Lawinenverbauung<br />

(WLV) an der <strong>BOKU</strong> startete er seine<br />

Karriere 1999 am Institut für Alpine<br />

Naturgefahren. 2000 verschlug es<br />

ihn in seine Wahlheimat nach Vorarlberg<br />

in die Sektion WLV. Zwei Jahre<br />

später wechselte er nach erfolgreicher<br />

Absolvierung der Staatsprüfung<br />

für den höheren Forstdienst in die<br />

GBL Bludenz. 2007 kehrte er wiederum<br />

in die GBL Bregenz zurück, wo<br />

er mit seiner Arbeit den gesamten<br />

Tätigkeitsbereich des WLV abdeckt.<br />

Außerdem belegt er das Amt des<br />

Präsidenten des Vereins der Diplomingenieur*innen<br />

der Wildbach- und<br />

Lawinenverbauung von 2014 bis<br />

<strong>2023</strong>, ist seit 2018 Leiter des Fachzentrums<br />

für Monitoring der WLV<br />

und Gefahrenzonenreferent der<br />

Sektion Vorarlberg.<br />

Österreichische Gesellschaft für<br />

Landschaftsarchitektur<br />

ÖGLA Bauvisite: Neues Landgut<br />

Texte: Stephanie Drlik<br />

Am 20. Oktober lud die ÖGLA zu einer Bauvisite des jüngsten Wiener<br />

Stadtentwicklungsgebietes »Neues Landgut« in Favoriten ein. Rund<br />

50 Interessierte haben an der Veranstaltung teilgenommen. Die Landschaftsarchitekt*innen<br />

der zuständigen Planungsbüros (DnD Landschaftsplanung,<br />

Simma Zimmermann Landschaftsarchitektinnen, Karl<br />

Grimm Landschaftsarchitekten und Joachim Kräftner Landschaftsarchitektur)<br />

haben durch das in Fertigstellung befindliche Areal geführt.<br />

IFLA Europe Delegiertenwechsel<br />

Der langjährige ÖGLA-Funktionär Karl Grimm (im Bild rechts) hat mit<br />

Ende der letzten Vereinsperiode seine Tätigkeiten zurückgelegt. Damit<br />

wurde auch seine Aufgabe als Delegierter bei der IFLA Europe frei, dem<br />

Europäischen Dachverband der Landschaftsarchitekt*innen. Mit der<br />

Überreichung eines Dankesschreibens der IFLA Europe Präsidentin,<br />

Katerina Gkoltsiou, hat ÖGLA-Vorstandsmitglied Thomas Kerekes (im<br />

Bild links) die Funktion übernommen. Wir danken Karl Grimm für seinen<br />

Einsatz über viele Jahre und wünschen Thomas Kerekes, der auch<br />

als IFLA Europe Vize-Präsident für Kommunikation fungiert, viel Erfolg!<br />

DRLIK DnD<br />

16 <strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


Rund dreißig Agrar-Absolvent*innen nahmen an der Führung durchs Parlament teil<br />

Verband der Agrarabsolventen<br />

Parlamentsexkursion<br />

im Oktober<br />

Text: Andreas Kugler<br />

Mehr als fünf Jahre lang war das geschichtsträchtige<br />

Parlamentsgebäude aufgrund seiner<br />

Sanierung für die Öffentlichkeit nicht<br />

zugänglich. Seit Anfang Jänner dieses Jahres<br />

ist das Hohe Haus an der Wiener Ringstraße<br />

wieder für Interessenten geöffnet. Rund<br />

30 Agrarabsolvent*innen besuchten Mitte<br />

Oktober das Zentrum der heimischen Demokratie,<br />

um einen Einblick in die Historie und<br />

architektonischen Besonderheiten zu erhalten.<br />

Die Führung spannte einen hochinteressanten<br />

Bogen, von den ersten vielsprachigen<br />

Plenarsitzungen des damaligen Vielvölkerstaates<br />

im Jahr 1883 im heutigen Sitzungssaal<br />

der Bundesversammlung bis hin zum<br />

aktuellen Plenarsaal des Nationalrates.<br />

Letzterer wurde im Zuge der Renovierung<br />

bewusst in der alten Optik der 1950er-Jahre<br />

erhalten, gleichzeitig aber einer dringend<br />

notwendigen Modernisierung auf den heutigen<br />

Stand der Technik unterzogen. Nach dem<br />

Besuch der Dachterrasse mit imposantem<br />

Blick auf die umliegende Innenstadt folgte<br />

ein gemütlicher Ausklang in einem nahe gelegenen<br />

Lokal.<br />

Fachgruppe Jagdwirt/in<br />

Bewerbungspforten sind geöffnet!<br />

Text: Christine Thurner<br />

An alle, die sich mit dem Gedanken tragen, eine qualifizierte<br />

Weiterbildung an der <strong>BOKU</strong> zu beginnen:<br />

Der Jagdwirt öffnet wieder seine Bewerbungs-Pforten! Als<br />

Entscheidungshilfe ist soeben die vorläufige Terminvorschau<br />

für den kommenden Jahrgang online gegangen.<br />

Dieser berufsbegleitende Universitätslehrgang startet im<br />

Herbst 2024.<br />

Alle Informationen finden Sie auf www.jagdwirt.at<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

17


EIN-/AUFSTIEG<br />

ROSWITHA REISINGER<br />

LEBENSART<br />

VERLAG<br />

Geschäftsführer<br />

Florian Leregger<br />

hat Umwelt- und<br />

Bioressourcenmanagement<br />

(Bachelor & Master) studiert. In den<br />

vergangenen sechs Jahren leitete<br />

er als Geschäftsführer das Institut<br />

für Umwelt, Friede und Entwicklung.<br />

Seit September arbeitet er als<br />

designierter Geschäftsführer im Lebensart<br />

Verlag. Dort verantwortet<br />

er ab Jänner 2024 die kaufmännischen<br />

Agenden und wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Unternehmens.<br />

Mit den Nachhaltigkeits-<strong>Magazin</strong>en<br />

LEBENSART und BUSINESSART<br />

sowie weiteren Medienangeboten<br />

widmet er sich mit seinem Team<br />

dem lösungsorientierten Journalismus<br />

im Sinne der SDGs.<br />

MARIA HOLLUNDER<br />

Holcim Beton<br />

GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Christof Kunesch<br />

absolvierte 2001<br />

das KTWW-Studium<br />

an der <strong>BOKU</strong><br />

und ist seit Juni Geschäftsführer<br />

von Holcim Beton Österreich mit<br />

dem Fokus auf nachhaltige Betone<br />

mit dem kleinsten CO 2<br />

-Fußabdruck.<br />

»Ich kann allen Studierenden nur<br />

empfehlen, die naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagen gründlich zu<br />

studieren, um dadurch ein stabiles<br />

Fundament für weiteres Wissen<br />

zu schaffen. Mir persönlich hat<br />

genau dieses Wissen ermöglicht,<br />

mich schnell in die verschiedensten<br />

Aufgabengebiete einzuarbeiten. So<br />

gestaltete sich dann auch meine<br />

berufliche Laufbahn«, so Kunesch:<br />

Vom Produktmanager über die Leitung<br />

der Kalkwerke in der Slowakei<br />

und Ungarn bis in die Füllstoffbranche<br />

bei Baumit, dem Aufbau<br />

des slowakischen Talk Bergwerks<br />

euroTalc und der Geschäftsführung<br />

der euroMinerals in Lassing.<br />

Nachschau: 20 Jahre UBRM am Alumni-Tag<br />

Text: Anna Leitner<br />

Anlässlich unseres 20-jährigen Jubiläums waren erstmals auch<br />

UBRM-Absolvent*innen zum <strong>BOKU</strong> Alumni-Tag am 14. Oktober geladen.<br />

Rund drei Dutzend UBRM-Alumni nutzten die Gelegenheit,<br />

um Studienkolleg*innen wiederzusehen und in den Uni-Hallen in<br />

Erinnerungen zu schwelgen. Wir freuen uns besonders, dass der<br />

Jubiläums-Jahrgang 2003 gut vertreten war!<br />

Das UBRM-Special am <strong>BOKU</strong> Alumni-Tag startete dieses Jahr mit einer<br />

Keynote über »Verantwortung in der Polykrise – UBRM am Zug«. Einmal<br />

mehr zeigen schockierende Daten aus der Klimapolitikforschung, wie<br />

dringend unsere Arbeit ist.<br />

Nach einer kurzen Diskussion stand die Vernetzung im Vordergrund.<br />

Wir bedanken uns bei den Hosts unserer Thementische:<br />

• Susanne Lehner (Daxner & Merl GmbH) für Nachhaltigkeitsberatung<br />

• Diedo Ladstätter (ÖBB) für Mobilität<br />

• Tobias Rieder (Wien Energie GmbH) für Energie<br />

• Michael Bartmann (ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände)<br />

für Abfall- und Kreislaufwirtschaft<br />

• Katharina Schwarzfurtner-Lutnik (Wiener Klimateam, MA 20 – Energieplanung)<br />

für Partizipation und Regionale Entwicklung<br />

Danach wurde die Eröffnung des Alumni-Tages durch Rektorin Eva<br />

Schulev-Steindl besucht. Einen gemütlichen Austausch gab es anschließend<br />

vor dem neuen TÜWI mit <strong>BOKU</strong>-Bier.<br />

18 <strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


VERBÄNDE<br />

Verband österreichischer<br />

Lebensmittel- und Biotechnologen<br />

Erste zweitägige Exkursion<br />

in die Steiermark<br />

Text: Manfred Gössinger<br />

Am Dienstag, den 29. September, startete die Reisegruppe<br />

mit dem Bus von Wien in die Steiermark. Das<br />

Gebiet um die Riegersburg ist bekannt für ihre vielen<br />

renommierten Lebensmittelbetriebe.<br />

Die erste Station war die Gölles Manufaktur für<br />

Edlen Brand & Feinen Essig. Der Chef persönlich,<br />

Alois Gölles, führte die Teilnehmer*innen durch den Betrieb<br />

und beantwortete geduldig die vielen Fragen. Bei der<br />

kommentierten Verkostung von Essigen und Obstdestillaten<br />

bestätigte sich, dass hier die hohe Kunst der Obstbrennerei<br />

und Essigherstellung perfekt beherrscht wird. Nach<br />

einer Stärkung im Betrieb ging es weiter zur Zotter Schokolade<br />

GmbH, wo sich auch die Juniorchefin, Julia Zotter,<br />

persönlich Zeit nahm, um die Fragen der »Schoko-Fans«<br />

zu beantworten. Nach dem Besuch des Betriebes, wo, wie<br />

erwartet, niemand hungrig geblieben ist, ging die Reise<br />

weiter zum David Gölles house of whiskey, gin & rum.<br />

Auch hier führte uns der Chef, David Gölles, persönlich<br />

durch den Betrieb. Wie bei seinem Vater, spürt man auch<br />

bei ihm die Faszination für die Veredelungsprodukte. Nach<br />

einer kurzweiligen und abwechslungsreichen Reise durch<br />

die Whiskey-, Gin- und Rum-Welt mit vielen Kostproben<br />

wartete schon die Lava Bräu Bier- und Whiskymanufaktur<br />

an der Vulkanland Route 66 in Auersbach, um von der<br />

Gruppe als nächstes erkundet zu werden. Dabei durften<br />

die Teilnehmer*innen selbst verschiedene Biere zapfen<br />

und mit dem Inhaber unterschiedlichste Themenbereiche<br />

diskutieren. Der Abschluss des Tages war zu fortgeschrittener<br />

Stunde ein üppiges Abendmahl im Hotel.<br />

Am Mittwoch war der erste Programmpunkt die Agrana<br />

Fruit Austria GmbH in Gleisdorf. Auch hier genossen<br />

die Teilnehmenden eine spannende Führung durch den<br />

Betrieb des weltweit größten Herstellers von Fruchtzubereitungen.<br />

Die vielfältigen Kompetenzen und besondere<br />

Gastfreundschaft wussten alle zu schätzen. Nach<br />

dem köstlichen Mittagessen im Betrieb hielt die Gruppe<br />

in der Steirerkraft Kernothek in St. Ruprecht an der<br />

Raab. Hautnah an der Produktion wurde die Welt des<br />

Steirischen Kürbiskernöls nähergebracht. Die letzte Station<br />

auf der Reise war die Grünewald Fruchtsaft GmbH<br />

in Stainz. Julia Grünewald, wieder die Chefin persönlich,<br />

stellte auf ihre freundliche und kompetente Art die Grünewald-Gruppe<br />

mit ihren Geschäftsfeldern vor. Die Besichtigung<br />

des Produktionsbetriebes und Labors beeindruckte<br />

alle Anwesenden.<br />

Anschließend trat die bunt zusammengewürfelte Gruppe<br />

wieder die Heimreise an. Zufrieden, etwas müde, aber erfüllt<br />

mit vielerlei Eindrücken von der ambitionierten Reise,<br />

den vielen Gesprächen und neuen Bekanntschaften, waren<br />

sich alle Teilnehmer*innen einig:<br />

Beim nächsten Mal fahren wir wieder mit!<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

19


Jubiläumsfeier 25 Jahre VHÖ / 50 Jahre Holz-Studium an der <strong>BOKU</strong><br />

Text: Lena Maria Leiter und Raphael Kerschbaumer<br />

Am 17. November gab es am UFT Anlass zum Feiern. Neben einem Vierteljahrhundert<br />

VHÖ blickten wir auf bereits 50 Jahre Holzwirtschafts-Studium an der <strong>BOKU</strong> zurück.<br />

Start der Veranstaltung war um 14 Uhr am Institut für<br />

Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe in<br />

Tulln. In einem spannenden und lehrreichen Stationenbetrieb<br />

konnten Absolvent*innen und geladene Gäste<br />

aktuelle Forschungsfelder kennenlernen und spannende<br />

Einblicke in die Arbeit am Institut bekommen. Zu den vorgestellten<br />

Bereichen zählten u. a. »Neue biobasierte Oberflächen<br />

& Klebstoffe«, »Nicht-Holzrohstoffe und Rinde«,<br />

»Neue Wege zu konstruktiven Holzwerkstoffen«, »Brand«,<br />

»Holzhybride und verdichtetes Holz« sowie »Digitalisierung<br />

in der Holzwirtschaft«.<br />

Direkt im Anschluss fand die jährliche Vollversammlung<br />

des Absolventenverbandes von Holzwirtschaftern sowie<br />

Holz- und Naturfasertechnologen (VHÖ) statt. Der Höhepunkt<br />

der Sitzung war die Ehrung des langjährigen Geschäftsführers<br />

der Holzforschung Austria (HFA), Martin<br />

Brandstätter, als neues VHÖ-Ehrenmitglied.<br />

Christian Tippelreither moderierte die abendliche Festveranstaltung.<br />

Für musikalische Klänge und Stimmung sorgten<br />

die »Blues Professors«. Bereits bei der Eröffnungsrede<br />

durch Rektorin Eva Schulev-Steindl und in einer Videobotschaft<br />

des Bundesministers Norbert Totschnig wurde auf<br />

die Bedeutung des »hölzernen« Studienzweiges für die<br />

österreichische Wirtschaft eingegangen und weiter auf<br />

die Schlüsselrolle des Rohstoffs Holz zur Bewältigung der<br />

Klimakrise hingewiesen. Diese Botschaft wurde in der Keynote-Rede<br />

von Andreja Kutnar, University of Primorska<br />

in Koper in Slovenien, mit dem Titel »Wood and Climate<br />

Crisis« erneut aufgegriffen und weiter vertieft. In der anschließenden<br />

Gesprächsrunde mit Susanne Formanek<br />

(Gründerin GRÜNSTATTGRAU und RENOWAVE), Barbara<br />

Hinterstoisser (<strong>BOKU</strong>), Alois Lahnsteiner (Holzwirt in Rente,<br />

ehemals Kaindl), Gerold Schneider (Fa. EGGER) sowie<br />

Rüdiger Lex (Geschäftsführer proHolz Tirol) wurde über<br />

die Entwicklung des Studienganges in den vergangenen<br />

20<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


INTERVIEW<br />

EIN-/AUFSTIEG<br />

Jahren gesprochen – inklusive einiger<br />

spannender und auch lustiger Anekdoten<br />

aus 50 Jahren Studium.<br />

Johannes Konnerth und Rupert Wimmer<br />

gaben anschließend einen Ausblick auf<br />

die zukünftigen Veränderungen des aktuellen<br />

Studienplans: Modularisierung<br />

und eine allgemeine »Verbesserung der<br />

Studierbarkeit« standen dabei im Fokus<br />

und sollen für Bachelor-Studierende bereits ab dem Wintersemester<br />

2025 in Kraft treten.<br />

Abschließend wurde die Jubiläumsbroschüre »50 Jahre Holzwirtschaft<br />

& 25 Jahre VHÖ« von Johannes Plackner, Vorsitzender des<br />

VHÖ, vorgestellt und der Festakt mit einer Foto-Slideshow als Rückblick<br />

in die Geschichte beendet. Einen würdigen Abschluss fand der<br />

gesellige Abend bei angeregten Gesprächen am Buffet mit erneuter<br />

musikalischer Umrahmung der Blues-Professors.<br />

Wir bedanken uns bei den Sponsoren: Microtec, HS Timber Group,<br />

Egger und Esterhazy, die diesen Abend unterstützt haben.<br />

ProHolz Salzburg<br />

Geschäftsführer<br />

Martin Winkler<br />

absolvierte 2020<br />

das Masterstudium<br />

der Forstwissenschaften<br />

an der <strong>BOKU</strong>. Parallel studierte er<br />

Agrar- und Umweltpädagogik an der<br />

HAUP in Wien. Seit Herbst 2020 ist<br />

er in der Forstabteilung der Kammer<br />

für Land- und Forstwirtschaft<br />

in Salzburg als Forstberater mit den<br />

Schwerpunkten Bewertung und<br />

Entschädigung, Holzvermarktung,<br />

Waldbauberatung und Jagd tätig.<br />

Vor Kurzem hat er zusätzlich die<br />

Geschäftsführung von proHolz<br />

Salzburg übernommen. In diesem<br />

Bereich verfolgt er mit seinem fünfköpfigen<br />

Team das Ziel, den Einsatz<br />

des Rohstoffes Holz in Salzburg<br />

durch Fachberatung, Holzmarketing<br />

und Öffentlichkeitsarbeit zu<br />

erhöhen sowie die brancheninterne<br />

Zusammenarbeit zu stärken.<br />

KPMG<br />

Partnerin<br />

Katharina<br />

Schönauer<br />

setzte sich bereits<br />

während ihrer<br />

universitären<br />

Ausbildung an der WU Wien im<br />

Rahmen der Diplomarbeit mit ökologischer<br />

Wirtschaft auseinander<br />

und vertiefte sich an der <strong>BOKU</strong> mit<br />

dem Masterstudium Umwelt- und<br />

Bioressourcenmanagement sowie<br />

zahlreichen Praktika weiterführend<br />

im Bereich Nachhaltigkeit.<br />

Nach langjähriger Tätigkeit im<br />

Rechnungswesen kam sie 2013 zu<br />

KPMG, wo sie seither Unternehmen<br />

zu Fragestellungen rund um ESG<br />

betreut. Ihre Schwerpunkte liegen<br />

in der strategischen Integration von<br />

Nachhaltigkeitsthemen, der Messung<br />

und Steuerung von ESG-Auswirkungen<br />

sowie der Prüfung von<br />

Nachhaltigkeitsinformationen. Sie<br />

ist Mitglied in internationalen und<br />

nationalen Gremien zur Entwicklung<br />

von ESG-Reporting-Standards.<br />

KPMG AUSTRIA PROHOLZ SALZBURG<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

21


INTERNATIONAL ALUMNI – INTERVIEW<br />

Field visitation at Saatzucht Gleisdorf<br />

»The best memories in life<br />

are always about people.«<br />

After graduating from Northeast Agricultural University in Harbin, China, Xindong Yao’s academic<br />

journey led him to <strong>BOKU</strong>, where he pursued a doctoral program in Plant Breeding. Upon completing<br />

his studies, Xindong is going to continue his study in China as a postdoctoral fellow, specializing<br />

in soybean breeding research. In this interview he shares his unique journey, discussing his<br />

experiences, challenges and insights into the world of plant breeding and impactful work in soybean<br />

research. Interview: Natalia Lagan, Dorottya Bazso<br />

Why did you choose to study seed science?<br />

When I was a child, my uncle who was working in a breeding<br />

institute always brought us some seeds to be sowed in the<br />

garden. Even though the seeds looked the same as our<br />

neighbours’, the yield and the taste were always better.<br />

When I saw that small seeds can change into very tall and<br />

big plants, it was like a magic show to me. Since then, I<br />

wanted to do the same work as my uncle.<br />

Were you nervous about coming to Austria and Europe?<br />

Well, the opportunity came all of a sudden, actually. In the<br />

beginning, I was at Wageningen University & Research in<br />

the Netherlands. However, I learned that the soybean<br />

research at <strong>BOKU</strong> is better and Vienna is such an important<br />

centre for soybeans in Europe. Thus, I decided to come here<br />

to deepen my knowledge. I was quite nervous at the start.<br />

It was my first time going abroad and, to be honest, I had<br />

little knowledge about Austria. All I knew was that Vienna is<br />

a very classical European city. The biggest problem for me<br />

was that I wondered if I could make some friends in such<br />

an unfamiliar environment. Fortunately, I did make some<br />

good friends here!<br />

Did you enjoy your time studying and working at <strong>BOKU</strong>?<br />

I really enjoyed my studies and life here at <strong>BOKU</strong> and in<br />

Vienna. The best memories in life are always about people.<br />

22<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


INTERNATIONAL ALUMNI – INTERVIEW<br />

therefore global climate change<br />

can pose harm to soybeans.<br />

The extremely dry weather during<br />

the emergency period, high<br />

temperatures during the flowering<br />

period, hale, and typhoons<br />

during the maturity period can<br />

reduce the yield of soybeans.<br />

Fortunately, some genotypes<br />

tolerate extreme weather and<br />

we can improve other traits<br />

based on existing varieties. If<br />

you wish to learn more about<br />

European soybeans, we are available<br />

at www.legumehub.eu.<br />

Joint meal with colleagues at the Donau Soja office<br />

My colleagues and supervisor were amazing. Life in Austria<br />

was truly unforgettable, particularly since I spent a special<br />

period here, the COVID-19 pandemic. When the lockdown<br />

was lifted, my colleagues invited me to celebrate the<br />

Chinese New Year together, as they knew I couldn’t go back<br />

to my family because of the closed border. They were really<br />

kind and and created lots of sweet memories for me.<br />

What is your philosophy on life?<br />

I really like a quote from the movie ›Forrest Gump‹ »Life is<br />

like a box of chocolates. You never know what you’re gonna<br />

get.«<br />

What impact has studying at <strong>BOKU</strong> had on your work<br />

and life?<br />

Studying at <strong>BOKU</strong> has taught me a lot, mostly to take work<br />

seriously but also to chill in life. Having a work-life balance<br />

is quite a philosophy.<br />

How would you describe your career path so far?<br />

Although there were some ups and downs in my career,<br />

I have to say most of it was smooth. I was doing molecular<br />

work in my master’s, but my doctoral project was more on<br />

bioinformatics. That was the biggest challenge in my career,<br />

as I had to learn how to analyse the data as a beginner<br />

without any previous experience. Currently, I am still focusing<br />

on soybean research. I aim to establish connections<br />

between Chinese and European soybean stakeholders and<br />

I am pleased to facilitate mutual understanding and communication<br />

among them in the complex global landscape.<br />

What’s most fascinating about soybeans to you?<br />

Soybean, with its high protein and oil content, is gaining<br />

popularity as it serves as a crucial protein source for vegetarians<br />

and vegans, and also functions as an oil resource<br />

for Chinese people. However, the average yield of soybeans<br />

is not as high as that of other crops. Soybean is a shortday<br />

plant and very sensitive to daylight and temperature,<br />

What skills lead to success in<br />

China and in your field?<br />

China is a developing country<br />

with a substantial population,<br />

therefore there is considerable<br />

competition in every area. The<br />

Chinese character » 卷 « is really<br />

popular among the young generation in my country to<br />

describe this situation. Thus, if one aims to succeed in China<br />

(and globally), staying abreast of the latest knowledge and<br />

engaging in continuous learning is crucial. Nevertheless,<br />

success is subjective depending on one’s definition,<br />

but, in general, being open to new ideas does no harm.<br />

Moreover, keen insight should be one of the most important<br />

skills. When working in the field, consistently monitoring<br />

mutations in plants is essential.<br />

What advice would you like to pass on to our readers?<br />

I held stereotypes about European and American cities<br />

before going abroad, assuming that all global capitals<br />

would resemble Beijing, New York and Tokyo. I envisioned<br />

skyscrapers, numerous shopping centres, and residents<br />

facing substantial pressure in those areas. However, upon<br />

arriving in Vienna and visiting other countries, I experienced<br />

a huge shock. Since then, I engaged in learning the local<br />

history, connecting with residents, and integrating in the<br />

community. Embracing shared values while maintaining<br />

individuality and respecting diverse cultures allows for a<br />

broader perspective, contributing to a more peaceful and<br />

harmonious world. So, guys, enjoy the current life and<br />

follow your hearts! •<br />

Xindong Yao graduated from<br />

Northeast Agricultural University<br />

in Harbin, China. In his bachelor<br />

studies he majored in Seed Science and<br />

Technology. In his Master’s he focussed<br />

on Crop Science. After his studies he joined<br />

<strong>BOKU</strong> as a doctoral student in the field of<br />

Plant Breeding. After graduation from <strong>BOKU</strong>, Xindong returned<br />

to China as a postdoctoral fellow in soybean breeding research.<br />

His life motto is one from an ancient Chinese novel, »Embrace the<br />

unexpected, life is a journey full of surprises.«<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

23


SPLITTER<br />

AUS DEM ARCHIV<br />

Skilanglauf-Duell – Professor gegen<br />

ÖH-Vorsitzenden<br />

Im Artikel ›Akademische Dekadenz‹, erschienen im Oktober<br />

1968 in der Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft<br />

›bilanz‹, rechnete Karl Steinhauser mit den Ordinarien<br />

der Professorenkurie in einem bisher nicht üblichen<br />

Tonfall ab. »Sie stehen ehrerbietig Wache vor einem Wissen,<br />

das nichts anderes ist als die historische Akkumulation<br />

von Irrtümern. In ihrer Borniertheit verrammen sie das Tor<br />

zum Fortschritt, weil sie vermeinen, in ihren Gehirnen bereits<br />

der Weisheit letzten Schluß aufgespeichert zu haben.«<br />

Der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft<br />

(ÖH), Sepp G. Bieler, argumentierte, dass der gezeichnete<br />

Artikel in der ›bilanz‹ die Meinung des Verfassers und nicht<br />

die der ÖH wiedergäbe, jedoch sollten kritische, selbst<br />

provokante Artikel in der ›bilanz‹ geschrieben werden dürfen.<br />

Einige Professoren der österreichischen Hochschulen<br />

wollten den Verfasser gerichtlich wegen Ehrenbeleidigungen<br />

belangen.<br />

Auch Professor Hannes Mayer vom Waldbau-Institut der<br />

<strong>BOKU</strong> fühlte sich in seiner Ehre »tief verletzt« und forderte<br />

nicht den Verfasser, sondern den Vorsitzenden der ÖH zum<br />

zeitgemäßen »Duell«, einem Skilanglauf über die klassische<br />

Distanz von 42,2 km.<br />

Der Zweikampf fand statt. Am 12. Jänner 1969 konnte<br />

Mayer Bieler im Ziel um sechs Runden abhängen. Schon im<br />

Vorfeld hatte Bieler in einem Interview der ›boku blätter‹<br />

gesagt: »Ich betrachte die Angelegenheit eher als heiter und<br />

bezweifle, daß der Gewinner für sich beanspruchen kann,<br />

rechtgehabt zu haben.«<br />

SAVE THE DATE –<br />

71. Wintertagung<br />

Vom 23. Jänner bis 1. Februar 2024<br />

findet die alljährliche Wintertagung<br />

des Ökosozialen Forums in hybrider<br />

Form statt. Nicht verpassen und<br />

gleich anmelden unter oekosozial.at/<br />

wintertagung/wintertagung-2024/<br />

<strong>BOKU</strong> IN DEN MEDIEN:<br />

science.apa.at, 21. August<br />

In Zukunft ohne<br />

Herbizide?<br />

Mit dem Ziel, Alternativen zur künstlichen<br />

Unkrautbekämpfung zu finden<br />

schlossen sich Forscher*innen vom<br />

landwirtschaftlichen Zentrum Agroscope<br />

in der Schweiz mit <strong>BOKU</strong>-Forschenden<br />

im Projekt ›Interaktion von<br />

Nutzpflanzen und Beikraut im Boden‹<br />

zusammen. »Die Wurzeln geben Substanzen,<br />

sogenannte Exsudate ab, um<br />

zum Beispiel Nährstoffe zu mobilisieren,<br />

Bodeneigenschaften zu verändern<br />

oder symbiotische Beziehungen<br />

anzuregen. Außerdem wird über die<br />

Wurzel mit umgebenden Organismen<br />

interagiert, seien es Mikroorganismen<br />

oder andere Pflanzen«, so Bodenökologe<br />

Markus Puschenreiter vom<br />

<strong>BOKU</strong>-Institut für Bodenforschung.<br />

Im Rahmen des Projekts interessieren<br />

sich die Forschenden für spezielle<br />

chemische Signale, die die Entwicklung<br />

von Nachbarpflanzen negativ<br />

beeinflussen. Die zu untersuchenden<br />

Pflanzen wachsen vorerst in feinem<br />

Glassand statt in der Erde und werden<br />

über eine Nährlösung versorgt.<br />

Die Wurzelexsudate werden analytisch-chemisch<br />

mittels Massenspektrometrie<br />

am <strong>BOKU</strong>-Institut für<br />

Analytische Chemie unter Stephan<br />

Hann untersucht. Sind die methodischen<br />

und analytischen Hürden erst<br />

einmal überwunden, will das Team<br />

den Ansatz auf Experimente im Boden<br />

statt in Glassand ausweiten. •<br />

AC WORKS CO | PIXABAY<br />

24<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


SPLITTER<br />

<strong>BOKU</strong>-<br />

PROFESSOR*INNEN<br />

RÄTSEL<br />

WER BIN ICH?<br />

38 Jahre an der <strong>BOKU</strong>.<br />

Huch, so lange ist’s<br />

schon her. Viele kennen<br />

mich als Dozentin, und<br />

andere durch ein ganz<br />

besonderes »Dirndl«.<br />

Sie wissen, um welche <strong>BOKU</strong>-<br />

Professorin es sich handelt?<br />

Dann schicken Sie uns eine<br />

E-Mail mit Ihrer Antwort an<br />

alumnimagazin@boku.ac.at<br />

Die ersten fünf richtigen<br />

Antworten erhalten ein<br />

Wachstuch (gelb oder grün)<br />

aus unserem <strong>BOKU</strong> Shop.<br />

Unser eigenes Weingut –<br />

Mayersistas<br />

Auflösung aus der September-Ausgabe: Peter<br />

Schwarzbauer vom Institut für Marketing und<br />

Innovation<br />

Text: Nicole Mayer<br />

Die Liebe zum Wein und unsere Verbundenheit zur<br />

Natur lassen uns charmante und einzigartige Weine<br />

kreieren. Meine Schwester Sandra Mayer (29) und<br />

ich, Nicole Mayer (34), führen das nördlichste Weingut<br />

im Waldviertel. Unsere Leidenschaft sind schäumende<br />

Weine – Pétillant Naturel und Frizzante. Ohne<br />

Kompromisse werden unsere Weingärten biologisch<br />

bewirtschaftet.<br />

»Florale Nuancen, ein Hauch von Blutorange, weiße<br />

Tropenfrucht unterlegt ein facettenreiches Bukett.«<br />

Mit diesen Worten erreichte unser Pétillant Naturel<br />

vom Grünen Veltliner <strong>2023</strong> (92 Punkte) zum wiederholten<br />

Mal den 2. Platz der Falstaff Sparkling Trophy.<br />

Ein Erfolg auf ganzer Linie. Unser Wissen haben wir<br />

an der <strong>BOKU</strong> gesammelt. Sandra hatte sich während<br />

ihres Bachelors ›Agrarwissenschaften‹ vollkommen<br />

dem Weinbau verschrieben und ich absolvierte mein<br />

Masterstudium ›Nutzpflanzenwissenschaften‹ mit<br />

Schwerpunkt auf Boden und Chemie. Im Studium<br />

konnten wir die Mikrobiologie des Weines, die Arbeit<br />

im Weingarten und ein sensorisches Grundwissen<br />

erlernen. Wir waren Exkursionsweltmeisterinnen,<br />

haben jede Möglichkeit genutzt, Weine zu verkosten,<br />

und die Vielfalt an Freigegenständen geschätzt. In<br />

Zukunft möchten wir gemeinsam Spaß an der Arbeit<br />

haben, viele Weine verkosten und das Leben genießen.<br />

Die <strong>BOKU</strong> war für uns der richtige Start für ein<br />

erfolgreiches Start-up.<br />

Alle Kreationen zu finden unter mayersistas.at<br />

Foto: AdobeStock<br />

YOUR<br />

DEVELOPMENT<br />

@SAN GROUP<br />

Check our open<br />

positions now!<br />

We are the place to be for interns, young professionals,<br />

and experienced professionals in the fields of<br />

■ Agricultural sciences<br />

■ Crop protection<br />

■ Plant Sciences<br />

■ Veterinary medicine<br />

■ Microbiology<br />

■ Biotechnology<br />

■ (Bio)Chemistry<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 www.san-group.com<br />

– 12/23<br />

25


24. & 25. MAI 2024:<br />

3. BIOFELDTAGE<br />

AM BIO-LANDGUT ESTERHAZY<br />

Einblicke in die Bio-Landwirtschaft, vielseitige Fachvorträge<br />

und die Möglichkeit des Austauschs für Konsumenten und<br />

Produzenten: Die BIOFELDTAGE gehen im Mai 2024 in die<br />

nächste Runde. Das Veranstaltungsformat am Bio-Landgut<br />

Esterhazy in Donnerskirchen hat sich schon bei der<br />

Premiere 2018 und der Fortsetzung 2021 mit rund 20.000<br />

Besuchern als bedeutende Informationsdrehscheibe etabliert<br />

und bot Interessierten sowie Fachpublikum eine Plattform<br />

zum Austausch über biologische Landwirtschaft. Auch im<br />

kommenden Jahr sollen die BIOFELDTAGE den einzigartigen<br />

Schulterschluss aus Praxis, Wissenschaft und Forschung<br />

wieder vor Ort erlebbar machen und die Faszination und<br />

Vielfalt moderner biologischer Landwirtschaft vermitteln.<br />

Wie bereits in den Vorjahren steht bei den BIOFELDTAGEN<br />

die Möglichkeit des Diskurses zwischen den unterschiedlichen<br />

Interessengruppen der Landwirtschaft im Fokus:<br />

Angesprochen werden Landwirtschaftsbetriebe, ganz gleich,<br />

ob konventionell oder biologisch wirtschaftend, sowie<br />

interessierte Konsumenten. Auch für das junge Publikum<br />

sind die BIOFELDTAGE dank des breiten Informationsspektrums<br />

als mögliches Sprungbrett in die Berufswelt von<br />

großer Bedeutung. Einzigartig an der Veranstaltung ist die<br />

Kombination aus Wissenschaft und praktischer Anwendung<br />

der Erkenntnisse im Landwirtschaftssektor. Für das<br />

Meistern zukünftiger Herausforderungen, insbesondere<br />

in der Bio-Landwirtschaft, ist das Zusammenspiel von<br />

Praxis und Forschung sehr wichtig.<br />

Das ca. 70 Hektar große, bereits bestens erprobte Veranstaltungsareal<br />

rund um den Seehof Donnerskirchen wurde in<br />

den letzten Jahren deutlich erweitert und bietet als Austragungsort<br />

für sämtliche Fachbereiche entsprechend erschlossene<br />

und großzügig angelegte Schau- und Demonstrationsflächen.<br />

Dabei wird die Sortenschau auch 2024 wieder das<br />

Herzstück der Veranstaltung darstellen: Vielfältige Sortenversuche<br />

sowie offene Bodenprofile sollen angelegt werden,<br />

um die Basis für fachliche Diskussionen zu bilden.<br />

Auch das Umdenken aufgrund der Klimaveränderung wird<br />

bei den BIOFELDTAGEN thematisiert: Die Rahmenbedingungen<br />

der Landwirtschaft unterliegen in den letzten Jahren<br />

einem steten Wandel, besonders was die klimatischen Umstände<br />

betrifft. Somit ist es wichtiger denn je, vorausschauend<br />

zu agieren sowie Bewusstsein und vor allem Erfahrungswerte<br />

rund um das Themenfeld der Klimaveränderung zu<br />

schaffen. Diese Erfahrungen will PANNATURA, gemeinsam<br />

mit den Ausstellern und den langjährigen Organisationspartnern<br />

– dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau<br />

Österreich (FiBL), der Bundesverband BIO AUSTRIA,<br />

der österreichischen Landwirtschaftskammer (LKÖ) und<br />

der Universität für Bodenkultur Wien – den interessierten<br />

Gästen vermitteln.<br />

Die Programmpunkte, Infos zur laufenden Ausstelleranmeldung<br />

und alle weiteren Details sind jederzeit auf<br />

biofeldtage.at zu finden.<br />

Events wie die BIOFELDTAGE sind einer von<br />

vielen Schwerpunkten bei PANNATURA –<br />

du willst Teil des Unternehmens werden?<br />

Hier geht’s zu den offenen Stellen:<br />

KONTAKT UND BEWERBUNG<br />

Mag. (FH) Kerstin Schmitl-Ohr<br />

+43 2682 63004 134<br />

k.schmitl-ohr@esterhazy.at<br />

26 <strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


SPLITTER<br />

Föllig Gemüse<br />

Text: Fabian Franta<br />

Walter Gössinger, Student der Ökologischen<br />

Landwirtschaft mit Schwerpunkt Internationale<br />

Landwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit,<br />

und Fabian Franta, der nach einem Bachelor<br />

in Internationaler Entwicklung für den Master<br />

Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an die <strong>BOKU</strong><br />

wechselte, lernten sich 2015 im Referat für Entwicklungspolitik<br />

der ÖH <strong>BOKU</strong> kennen. Beiden<br />

war schnell klar, dass sie sowohl persönlich wie<br />

auch inhaltlich gut miteinander konnten und so<br />

haben sie nach einigen gemeinsam organisierten<br />

Veranstaltungen »<strong>BOKU</strong>s kritische Studierende«<br />

(<strong>BOKU</strong>s KriStus) als Plattform zur Förderung einer<br />

hinterfragenden Debattierkultur ins Leben gerufen,<br />

welche 2018 auch mit dem <strong>BOKU</strong>-internen<br />

Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie »Soziale<br />

Verantwortung« ausgezeichnet wurde. Im selben<br />

Jahr war die Gruppe für eine Klausur in der leerstehenden<br />

Gärtnerei von Fabian Frantas Großcousin<br />

zu Gast. Erst die ruhigeren Monate der ersten beiden<br />

Lockdowns brachten die beiden schließlich auf<br />

die Idee, sich 40 km außerhalb von Wien mit dem<br />

Unternehmen »Föllig Gemüse« in biologischer<br />

Gemüseproduktion zu versuchen.<br />

Blick ins Glashaus; Fabian Franta und Walter Gössinger<br />

Zwei Jahre später beliefern sie 35 Steinbrunner<br />

Haushalte mit biologischem Gemüse und produzieren<br />

darüber hinaus Fassadenbegrünungspaneele<br />

für ein Wiener Start-up. In Zukunft möchten<br />

die beiden neben der lokalen Gemüseversorgung<br />

weitere Haushalte beliefern, regionale Diskurse<br />

über Ernährungssicherheit sowie die Zukunft einer<br />

gerechten und nachhaltigen Lebensmittelpolitik<br />

fördern.<br />

<strong>BOKU</strong> IN DEN MEDIEN: science.apa.at, 4. Oktober<br />

GewissensBISS:<br />

Neue Wanderausstellung<br />

für mehr Wissen und<br />

Bewusstsein rund um<br />

Lebensmittelabfälle<br />

Die Universität für Bodenkultur Wien (<strong>BOKU</strong>), Die<br />

Tafel Österreich und das Naturhistorische Museum<br />

Wien gaben in der BHAK Wien 10 den Startschuss<br />

zu einer Wanderausstellung, die sich vor allem an<br />

Schulen richtet, »GewissensBISS – geerntet. gekauft.<br />

gekübelt.«, die sensibilisiert und interaktiv zum<br />

Thema Lebensmittelverschwendung informiert.<br />

»Die ökologischen und sozialen Auswirkungen der<br />

Verschwendung sind massiv und die Zusammen-<br />

hänge sind uns oft gar nicht bewusst«, betont<br />

Gudrun Obersteiner vom <strong>BOKU</strong>-Institut für Abfallund<br />

Kreislaufwirtschaft. »Unsere Analysen haben<br />

gezeigt, dass Informationen in diesem Bereich bitter<br />

nötig sind. Nur 16 % der Österreicher*innen nehmen<br />

Haushalte als Hauptverursacher von Lebensmittelabfall<br />

wahr, 70 % der Haushalte glauben<br />

auch, dass sie selber weniger oder deutlich weniger<br />

Lebensmittelabfälle produzieren als andere.« •<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

27


SPLITTER<br />

TULLN<br />

DocDays <strong>2023</strong><br />

Text: Susanne Stöhr-Eißert<br />

Im Oktober war das UFT der Austragungsort<br />

der DocDays, die vor zehn Jahren von Georg<br />

Gübitz vom IFA-Tulln initiiert wurden. Ziel der<br />

zweitägigen Konferenz ist es, den am Campus<br />

Tulln tätigen Doktorand*innen eine Plattform<br />

zur Präsentation ihrer Forschung und zum<br />

Networking zu bieten. Koordiniert werden die<br />

DocDays von der BiRT-Initiative, deren Schwerpunkte<br />

sich rund um das Thema »nachhaltige<br />

Nutzung biologischer Ressourcen« drehen.<br />

Am ersten Tag hielten Studierende Vorträge<br />

und Posterpräsentationen in Form eines Mini-Symposiums<br />

ab. Der zweite Tag stand nach<br />

Vorträgen von externen Expert*innen zu Herausforderungen<br />

in der Forschung und Wissenschaftskommunikation<br />

ganz im Zeichen der Vernetzung<br />

mit besonderem Fokus auf interdisziplinären Austausch.<br />

Traditionell wird das Programm von Studierenden<br />

organisiert. Heuer stammte das Team aus<br />

den Instituten für Holztechnologie und Nachwachsende<br />

Rohstoffe sowie Pflanzenschutz.<br />

V. l. n. r.: Gewinner*innen für beste<br />

Poster und Vorträge: Johanna Kreuter,<br />

Chiara Siracusa,<br />

Elisabeth Billich, Anna Sieber,<br />

Lalropuia Lalropuia, Laid Dardabou<br />

LUNZ<br />

Die Ybbs – Modellregion<br />

für Europa<br />

Text: Gabriele Weigelhofer<br />

Gemeinsam mit der <strong>BOKU</strong> und der Universität<br />

Wien hat der WasserCluster Lunz das FFG-Infrastrukturprojekt<br />

DANUBIUS Austria eingeworben.<br />

Im Rahmen des Projekts wird ein Netzwerk aus<br />

Flussüberwachungsstationen im Einzugsgebiet<br />

der Oberen Donau aufgebaut, mit deren Hilfe<br />

zeitlich und räumlich hochaufgelöste Daten über<br />

die Wasserqualität generiert werden können.<br />

Eines der Überwachungsgebiete ist die Ybbs.<br />

Hier liegt der Schwerpunkt auf Veränderungen<br />

der Nährstoff- und Kohlenstoffkreisläufe durch<br />

den Klimawandel und die Landwirtschaft.<br />

KATRIN ATTERMEYER<br />

»In DANUBIUS Austria generieren wir Wissen, das<br />

eine zukünftige nachhaltige Nutzung von Flusssystemen<br />

und deren Wasserressourcen sichern<br />

soll«, so die Projektleiterin Gabriele Weigelhofer.<br />

Die Messstationen sollen als Supersite »Obere<br />

Donau Österreich« in die pan-europäische ESFRI<br />

Infrastruktur DANUBIUS-RI eingebettet werden.<br />

DANUBIUS Austria wird so die Konkurrenzfähigkeit<br />

Österreichs bei der Beteiligung an EU-Missionen<br />

und in internationalen Konsortien steigern.<br />

Weihnachtsgeschenke im<br />

28<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


SPLITTER<br />

<strong>BOKU</strong> IN DEN MEDIEN: ots.at, 9. November<br />

Digitale Waldinventur:<br />

Forschungsinitiative<br />

testet Einsatz von<br />

künstlicher Intelligenz<br />

im Bundesforste-Wald<br />

Der Klimawandel bringt die heimischen Wälder immer stärker<br />

unter Druck. Im Rahmen einer dreijährigen Forschungsinitiative<br />

wird gemeinsam mit dem Austrian Institute of<br />

Technology (AIT), dem Bundesforschungszentrum für Wald<br />

(BFW) und dem Institut für Waldwachstum der Universität<br />

für Bodenkultur Wien (<strong>BOKU</strong>) erhoben, wie künstliche<br />

Intelligenz die Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels<br />

unterstützen kann. Seit November 2022 wird auf<br />

rund 5.000 Hektar ÖBf-Flächen im Raum Ebensee (OÖ)<br />

getestet, in welcher Qualität Walddaten mittels Laserscan<br />

am Boden und mit Drohnenbefliegungen erhoben sowie<br />

mit KI-Unterstützung sinnvoll ausgewertet werden können.<br />

»Gemeinsam testen wir nun, wie hier neue Technologien<br />

sinnvoll eingesetzt werden können, um deutlich präzisere<br />

Informationen über die heimischen Wälder gewinnen zu<br />

können«, erläutert Arne Nothdurft, Professor für Waldmonitoring<br />

am <strong>BOKU</strong>-Institut für Waldwachstum. •<br />

PODCAST-TIPP:<br />

12. NOVEMBER<br />

BauertothePeople (B2P)<br />

Der Podcast hinter den Kulissen<br />

von deinem Essen: »Werner Zollitsch –<br />

Nachhaltigkeit, Nutztiere, Wissenschaft«<br />

Bianca Blasl und Wilhelm Geiger sprechen mit <strong>BOKU</strong>-Professor für Nachhaltigkeit<br />

tierischer Produktionssysteme und Leiter des Zentrums für globalen<br />

Wandel Werner Zollitsch über seine Karriere, Erkenntnisse aus jahrelanger<br />

Forschung, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit sowie vieles mehr.<br />

PFÜDERI | PIXABAY<br />

AQUARELL: M. MEDVEY<br />

Höhlentier<br />

des Jahres <strong>2023</strong>:<br />

Der Feuersalamander<br />

Salamandra salamandra<br />

Text: Lukas Landler<br />

Zumindest auf Fotos ist der Feuersalamander<br />

mit seinen auffälligen<br />

gelben Flecken auf schwarzem<br />

Grund durchaus bekannt. Wer einen<br />

Feuersalamander in natura zu Gesicht<br />

bekommen will, muss mit regenfester<br />

Kleidung und einer Taschenlampe<br />

ausgerüstet sein. Die Hauptaktivität<br />

dieser Tiere findet nämlich nachts und<br />

bei Regen statt, während sie sich sonst<br />

eher im Untergrund aufhalten. Zu ihren<br />

Verstecken zählen kleine Höhlen, Bodenlückensysteme<br />

genauso wie Totholz und<br />

Baumstümpfe. Wie bei anderen auffällig<br />

gefärbten Amphibien deuten seine gelben<br />

Flecken eine gewisse Gefährlichkeit<br />

an. Feuersalamander können nämlich<br />

Gift durch ihre Drüsen absondern. Während<br />

das Gift für Menschen bei bloßem<br />

Hautkontakt ungefährlich ist, kann es<br />

bei Hunden, die diese ins Maul nehmen,<br />

von Krämpfen bis hin zum Tod führen.<br />

Eine Besonderheit dieser Art ist, dass die<br />

Weibchen, im Gegensatz zu den anderen<br />

heimischen Amphibien, Larven anstatt<br />

Eier ins Wasser absetzen. In der Regel<br />

werden dafür kleine Bäche und Quellbereiche<br />

genutzt, aber auch manchmal<br />

Stillgewässer. Der Feuersalamander wird<br />

als potentiell gefährdet eingestuft, hauptsächlich<br />

aufgrund der ausbreitenden<br />

Salamanderpest (Bsal) – einer Pilzinfektion,<br />

die sicher auch nicht vor unseren<br />

heimischen Beständen halt machen wird.<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

29


SPLITTER<br />

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30<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23


SPLITTER<br />

AUFRUF<br />

Wie geht es unseren<br />

Absolvent*innen?<br />

Haben Sie im Studienjahr 2021/22 Ihr Studium an<br />

der <strong>BOKU</strong> abgeschlossen? Dann laden wir Sie ein,<br />

an der derzeit laufenden Absolvent*innenbefragung<br />

teilzunehmen. Der <strong>BOKU</strong> ist es ein großes Anliegen,<br />

mehr über ihre Alumni zu erfahren.<br />

Jahrgangstreffen der Forstwirte<br />

Am 27. Oktober feierte der Inskriptionsjahrgang 1958 der<br />

Forstwirte das 65. Jubiläum. Aus diesem Anlass versammelten<br />

sich 18 von 31 Alumni im Festsaal der <strong>BOKU</strong>. Nach der<br />

Eröffnung durch den Geschäftsführer des Alumniverbandes<br />

und Forst-Alumnus Ewald Pertlik, lauschten alle gespannt<br />

und interessiert den Vorträgen des Professors für Forsttechnik<br />

Karl Stampfer sowie des Klima- und Forstdirektors<br />

Andreas Januskovecz. Nach einer kleinen Stärkung in der<br />

Hermesvilla im Lainzer Tiergarten gab es noch eine kleine<br />

Führung mit dem Forstmeister Hannes Berger. Das Treffen<br />

fand einen gemütlichen Ausklang beim Heurigen »Das<br />

Schreiberhaus« in Neustift.<br />

Der Zugangscode wurde per E-Mail an die betreffenden<br />

Absolvent*innen versandt. Sollten Sie im<br />

Studienjahr 2021/22 abgeschlossen, aber keine<br />

Nachricht von uns erhalten haben, wenden Sie sich<br />

bitte an Frau Elfriede Wagner (elfriede.wagner@<br />

boku.ac.at).<br />

Der Fragebogen kann noch bis 31. Jänner 2024<br />

ausgefüllt werden.<br />

Zum Fragebogen: https://koab.istat.de/p/<br />

wien_boku/<br />

Ergebnisse bisheriger Absolvent*innenstudien an<br />

der <strong>BOKU</strong> finden Sie unter https://short.boku.<br />

ac.at/absstudien.html<br />

Die <strong>BOKU</strong> nützt die in der Befragung gewonnen<br />

Informationen für die Weiterentwicklung der Curricula<br />

und die Verbesserung des Serviceangebots.<br />

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!<br />

IN MEMORIAM<br />

Roland Stern<br />

Roland Stern verstarb<br />

nach kurzer und schwerer<br />

Krankheit am 20. Juni<br />

im Alter von 93 Jahren.<br />

Stern studierte nach dem<br />

2. Weltkrieg Forstwirtschaft<br />

an der <strong>BOKU</strong> mit<br />

einem Fokus auf Botanik<br />

und Bodenkunde. Außerdem<br />

war er ein begnadeter<br />

Bergsteiger und<br />

studierter Geologe. Über<br />

20 Jahre lang war Stern<br />

Lektor für Ingenieurbiologie<br />

und Landschaftsökologie<br />

an der <strong>BOKU</strong>, las auch<br />

an anderen Universitäten<br />

(u. a. Graz und Florenz)<br />

zusätzlich zum Themenkomplex<br />

Gebirgswaldbau<br />

und wurde später mit<br />

der Ehrenmedaille der<br />

<strong>BOKU</strong> ausgezeichnet.<br />

Viele Jahre war Stern als<br />

freischaffender Konsulent<br />

für Landschaftsökologie<br />

und Ingenieurbiologie<br />

nebenher tätig. Seit den<br />

1970er-Jahren fungierte<br />

er als stellvertretender<br />

Leiter der Außenstelle für<br />

Subalpine Waldforschung<br />

in Innsbruck des BFW,<br />

wo er von 1990 bis zu<br />

seiner Pensionierung als<br />

interimistischer Leiter<br />

tätig war.<br />

Peter<br />

Kaltenegger<br />

Peter Kaltenegger, ein<br />

ehemaliger EU-Kommissions-Beamter,<br />

verstarb<br />

nach einem tragischen<br />

Unfall am 4. Juli im<br />

Alter von 68 Jahren.<br />

Kaltenegger studierte<br />

Landwirtschaft an der<br />

<strong>BOKU</strong> und Politikwissenschaften<br />

an der Universität<br />

Wien. Danach reiste<br />

er 15 Jahre durch Afrika<br />

und Zentralamerika,<br />

um Entwicklungshilfe zu<br />

leisten. Daraufhin kehrte<br />

Kaltenegger zu seinen<br />

Wurzeln in die Steiermark<br />

zurück und lehrte vorerst<br />

drei Jahre lang an einer<br />

landwirtschaftlichen<br />

Fachschule. 2001 ergab<br />

sich ein Karrierewechsel<br />

in die Generaldirektion<br />

für Landwirtschaft der<br />

EU-Kommission, wo er<br />

anfänglich für die Verwaltung<br />

in Deutschland,<br />

Österreich und Slowenien<br />

in Fragen der ländlichen<br />

Entwicklung zuständig<br />

war. Bis zu seiner Pensionierung<br />

im Jänner 2021<br />

war er in der EU-Kommission<br />

tätig. Kaltenegger<br />

war verheiratet und Vater<br />

von sechs Kindern.<br />

<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23<br />

31


SPLITTER ALUMNI IN ENGLISH<br />

A big gathering on Alumni Day<br />

On 14 th of October <strong>2023</strong> <strong>BOKU</strong> celebrated its Alumni Day with over 400<br />

alumni, surpassing last year’s turnout and marking the first anniversary<br />

of UBRM (Environmental and Bioresource Management) alumni. Guided<br />

tours showcased <strong>BOKU</strong>’s diversity, and the day featured a concert, a<br />

brunch, and a lecture on environmental ethics. A panel discussion with<br />

prominent alumni offered valuable industry insights. Year-group reunions<br />

created a cozy atmosphere filled with anecdotes. Read the full article to<br />

discover the details of this memorable event on page 4.<br />

H. MOALLA<br />

The holiday scents<br />

NELSON PHOTOGRAPHY<br />

Golden Diplomas:<br />

A long-standing <strong>BOKU</strong><br />

tradition<br />

The University of Natural Resources<br />

and Life Sciences honors graduates<br />

who successfully completed their degrees<br />

50 years ago with the prestigious Golden<br />

Diploma. In its 69 th occurrence, <strong>BOKU</strong><br />

welcomed these special alumni back<br />

to Alma Mater Viridis, continuing a<br />

cherished tradition. Held on October<br />

14 th , the Golden Diplomas were<br />

presented to deserving recipients in<br />

the fields of Agriculture, Agricultural<br />

Engineering, Fermentation Engineering,<br />

and Forestry. For insights into the event<br />

and the origins of this long-standing<br />

tradition, read the article on page 10.<br />

G. GAVA<br />

As the next holiday season approaches, the<br />

anticipation of Christkindlmarkt with mulled<br />

wine and festive treats such as gingerbread<br />

cookies fills the air. We spoke with perception<br />

psychologist and food sensory expert Klaus<br />

Dürrschmid about the essence of Christmas<br />

scents. He is a <strong>BOKU</strong> graduate in Food and Fermentation<br />

Technology, and shares his passion for cooking<br />

and sensory experiences. He also reflects on his intriguing<br />

research findings, such as the connection between scents<br />

and emotions. For more insights and the fascinating<br />

world of scents, read the full interview on page 12.<br />

Anniversary celebration 25 years of VHÖ / 50 years of<br />

wood studies at <strong>BOKU</strong><br />

On November 17 th , the University and Research<br />

Center Tulln (Universitäts- und Forschungszentrum<br />

Tulln-UFT) celebrated the 25 th anniversary of the<br />

Association of Austrian Foresters (Verband der Holzwirte Österreichs, VHÖ)<br />

and 50 years of Wood Studies at <strong>BOKU</strong>. The event included a journey through<br />

current research areas at the Institute for Wood Technology and Renewable<br />

Resources in Tulln. In the later afternoon, the VHÖ assembly took place,<br />

during which Martin Brandstätter, the longtime director of Holzforschung<br />

(Wood research) Austria, was honored as a new VHÖ honorary member.<br />

For more details about the celebration, read the article on page 20.<br />

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<strong>BOKU</strong> ALUMNI • NR.4 – 12/23

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