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Katharina Greschat: Kirchengeschichte I: Von der Alten Kirche bis zum Hochmittelalter (Leseprobe)

Der Band bringt in elf Kapiteln das Grundwissen im Fach Kirchengeschichte bis zum Hochmittelalter in einem Umfang näher, wie es Inhalt eines Studiums der Evangelischen Theologie sein sollte. Dabei wird ein großer Bogen vom 2. bis zum 13. Jahrhundert, also von den Anfängen der nachapostolischen Zeit bis zu den einflussreichen Lehrsystemen der Scholastik, gespannt. Auch wenn das schon lange her ist, so bleibt dies für das europäische Christentum nach wie vor – und zum Teil auch in überraschender Weise – dennoch prägend. Dabei steht in diesem Lehrbuch nicht die Vermittlung einer Überfülle an Namen, Daten und Fakten im Vordergrund. Es kommt hier vielmehr darauf an, Zusammenhänge zu verstehen, und zu entdecken, dass auch die Beschäftigung mit der Kirchengeschichte einen Beitrag zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Vielfalt des Christlichen in einer globalisierten Welt leisten kann.

Der Band bringt in elf Kapiteln das Grundwissen im Fach Kirchengeschichte bis zum Hochmittelalter in einem Umfang näher, wie es Inhalt eines Studiums der Evangelischen Theologie sein sollte. Dabei wird ein großer Bogen vom 2. bis zum 13. Jahrhundert, also von den Anfängen der nachapostolischen Zeit bis zu den einflussreichen Lehrsystemen der Scholastik, gespannt. Auch wenn das schon lange her ist, so bleibt dies für das europäische Christentum nach wie vor – und zum Teil auch in überraschender Weise – dennoch prägend. Dabei steht in diesem Lehrbuch nicht die Vermittlung einer Überfülle an Namen, Daten und Fakten im Vordergrund. Es kommt hier vielmehr darauf an, Zusammenhänge zu verstehen, und zu entdecken, dass auch die Beschäftigung mit der Kirchengeschichte einen Beitrag zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Vielfalt des Christlichen in einer globalisierten Welt leisten kann.

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XVIII<br />

VORWORT<br />

von seiner Umwelt abgrenzen möchte, wo wir als Betrachter des 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

möglicherweise doch eher geneigt sind zu betonen, dass genau<br />

das, was Tertullian vehement abgelehnt hatte, <strong>zum</strong> Verständnis des<br />

Christentums in seiner ganzen Breite dazugehört. Geradezu paradigmatisch<br />

macht Tertullian darüber hinaus mit seiner rhetorischen Zuspitzung<br />

sehr einfache Gegensätze auf: hier die griechische Kultur und da<br />

das Juden- bzw. Christentum, hier die Philosophie und da die <strong>Kirche</strong>,<br />

hier die Häretiker und da die Rechtgläubigen. Wer ein <strong>der</strong>art rhetorisch<br />

pointiertes Modell wie das, welches Tertullian hier zeichnet, heutzutage<br />

einfach nur wie<strong>der</strong>holt, steht in Gefahr, sich die Sache allzu einfach zu<br />

machen o<strong>der</strong> nur das wahrzunehmen, was die eigenen Ansichten stützt<br />

und stärkt. Eine solche Beschäftigung mit <strong>der</strong> <strong><strong>Kirche</strong>ngeschichte</strong> kann<br />

zwar die Relevanz des Gelernten für die Gegenwart aufweisen, doch<br />

neigt sie zur Immunisierung gegenüber Kritik und macht es aus diesem<br />

Grund schwer, sich mit Positionen, die einem nicht auf den ersten Blick<br />

sympathisch sind, angemessen und sachgemäß auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Um jedoch ein eigenständiges protestantisches Profil im ökumenischen<br />

und interreligiösen Gespräch vertreten zu können, ist es deshalb unerlässlich,<br />

gerade auch dasjenige Christliche, das einem fremd zu sein<br />

scheint o<strong>der</strong> zunächst gar nicht gefällt, ganz bewusst wahrzunehmen.<br />

Die intensive Beschäftigung mit <strong>der</strong> <strong><strong>Kirche</strong>ngeschichte</strong> <strong>der</strong> Antike und<br />

des Mittelalters ist deshalb nicht weniger wichtig als die mit <strong>der</strong> Reformation,<br />

Neuzeit o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> neuesten Zeit. Sie leistet insgesamt einen<br />

wichtigen Beitrag zur konstruktiven Auseinan<strong>der</strong>setzung mit unterschiedlichen<br />

Formen des Christentums, die die vermeintlichen Sicherheiten<br />

des eigenen Herkommens und seiner impliziten Selbstverständlichkeiten<br />

relativieren können. Wer sich in dieser Weise mit dem eigenen<br />

Herkommen beschäftigt und sich in eine differenzierte Betrachtung <strong>der</strong><br />

Vergangenheit einübt, muss sie we<strong>der</strong> unkritisch fortführen noch in<br />

Bausch und Bogen als unzeitgemäß ablehnen.<br />

An dieser Stelle ist noch kurz auf die Problematik des Begriffs<br />

Mittelalter einzugehen, <strong>der</strong> nicht einfach nur einen bestimmten historischen<br />

Abschnitt <strong>der</strong> europäischen Geschichte zwischen Antike und<br />

Neuzeit meint. Vielmehr wird häufig das, was als rückständig, düster,<br />

fremdartig o<strong>der</strong> auch in seiner Abständigkeit faszinierend erscheint, als<br />

mittelalterlich bezeichnet und somit implizit o<strong>der</strong> explizit in Kontrast<br />

zu einer als normativ verstandenen aufgeklärten bzw. säkularisierten<br />

Mo<strong>der</strong>ne gesetzt. Die mittelalterlichen Menschen müssen dementspre-

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