27.09.2023 Aufrufe

Frauengesundheit

Die Kampagne "Frauengesundheit" bricht Tabus rund um Erkrankungen und Beschwerden, fördert Empowerment und ermutigt Frauen, ihre Gesundheit aktiv in die Hand zu nehmen.

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Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />

INSPIRATION<br />

Self Care<br />

Letter to myself<br />

Steckbrief:<br />

Name: Carina<br />

Liebe Carina!<br />

Ich weiß, dein Leben hat sich verändert.<br />

Du musstest Träume begraben und deine<br />

Ziele im Leben neu definieren. Der Krebs<br />

hat dir vieles genommen – vieles, worum<br />

du auch heute, über zwei Jahre nach<br />

der einschneidenden Diagnose Brustkrebs,<br />

noch trauerst. Es ist in Ordnung<br />

zu trauern, denn es benötigt Zeit, all das<br />

Geschehene zu verarbeiten und neue<br />

Kraft zu tanken. Die vielen Chemotherapien,<br />

Operationen, Krankenhausaufenthalte,<br />

Ängste und Sorgen haben Spuren<br />

hinterlassen. Doch die Erkrankung hat<br />

dich auch wachgerüttelt, aufgeweckt aus<br />

einem Leben, das von Stress dominiert<br />

wurde und dich eigentlich nicht glücklich<br />

gemacht hat. Es fällt schwer, sich<br />

mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzen<br />

zu müssen. Doch das hast<br />

du – und du hast gekämpft und tust es<br />

immer noch. Darauf kannst du unfassbar<br />

stolz sein!<br />

Erinnerst du dich an den Tag, an dem<br />

dir klar wurde, was du alles gemeistert<br />

hast? Als du nach der Akuttherapie den<br />

Kampfmodus kurz ruhenlassen konntest<br />

und sich der Nebel in deinem Kopf lichtete?<br />

Als du gesehen hast, wie stark du<br />

bist, und du vor Freude geweint hast …<br />

geweint vor Glück und Dankbarkeit, dass<br />

du am Leben bist. Als du beschlossen<br />

hast, sorgsamer mit dir selbst umzugehen<br />

und dich und deine Bedürfnisse<br />

nicht mehr hintanzustellen, sondern das<br />

Leben mit all seinen Facetten zu lieben,<br />

dich selbst zu lieben!?<br />

Diese Erkrankung hat dir gezeigt, was<br />

im Leben wirklich zählt. Es ist so schön<br />

zu erkennen, wie sich deine Prioritäten<br />

verändert haben und wie sehr du dich<br />

über Kleinigkeiten freuen kannst; wie<br />

Dinge, die du als selbstverständlich<br />

wahrgenommen hast, zu Dingen wurden,<br />

die du nun wertschätzt.<br />

Der Krebs hat dir vieles genommen,<br />

aber du bist jetzt stärker und du hast viel<br />

über dich selbst und das Leben gelernt;<br />

du hast gekämpft und nie aufgegeben,<br />

auch wenn es dir oft schwergefallen ist,<br />

weiterzumachen … Es hat sich gelohnt.<br />

Denn heute bist du an einem Punkt in<br />

deinem Leben angekommen, an dem du<br />

weißt, wer du bist, was du willst und was<br />

in dir steckt. Auch, wenn die laufende<br />

Antihormontherapie dich oft an deine<br />

Grenzen bringt und die Nebenwirkungen<br />

dich anstrengen, du bleibst weiterhin<br />

optimistisch und lässt dich nicht<br />

unterkriegen.<br />

Dass du damals den selbst ertasteten<br />

Knoten in deiner Brust direkt abklären<br />

hast lassen, hat dir dein Leben gerettet.<br />

So konnte der Krebs frühzeitig erkannt<br />

werden – und du hast ihm keine Chance<br />

gelassen, sich weiter in deinem Körper<br />

auszubreiten. Du hast deine Angst<br />

vor der Diagnose Brustkrebs zur Seite<br />

geschoben und bist aktiv für deine<br />

Gesundheit eingestanden.<br />

Du hast Großartiges geleistet! Du<br />

leistest Großartiges, jeden Tag.<br />

Vergiss das bitte niemals!<br />

Carina Traxler<br />

Bloggerin und Brustkrebs-Betroffene<br />

FOTO: GERALD_HORNER<br />

Alter: 36<br />

Krebserkrankung:<br />

hormonabhängiger Brustkrebs<br />

Diagnose-Datum: Anfang<br />

des Jahres 2021<br />

INSTAGRAM Blog: „brustkrebsreise“<br />

Fokus auf die Aufklärung und<br />

Unterstützung von Betroffenen und<br />

Angehörigen.<br />

Persönliche Geschichte: Ich habe<br />

mich durch meine Akuttherapie gekämpft,<br />

16 Chemotherapien, mehrere<br />

Operationen und unzählige Besuche<br />

bei Ärzt:innen. Aktuell befinde ich<br />

mich unter Antihormontherapie, die<br />

mich in einen künstlichen Wechsel<br />

versetzt und die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Rezidivs minimiert.<br />

Lebensmotto:<br />

Wir kämpfen gemeinsam,<br />

wir lachen gemeinsam und<br />

wir weinen gemeinsam,<br />

… DENN GEMEINSAM<br />

SIND WIR STÄRKER!<br />

www.brustkrebsreise.com<br />

@brustkrebsreise<br />

Der Krebs raubte mir die Chance<br />

auf Erfahrungen als Frau ...<br />

Claudia Staudt, 42, bereut ihre Entscheidung nicht: Nach der im Zuge<br />

einer Kinderwunschbehandlung zufälligen Diagnose ließ sie sich sofort<br />

ihre vom Krebs befallene Gebärmutter plus ihre Eileiter und Eierstöcke<br />

entfernen (Hysterektomie). Es ging schließlich um Leben und Tod.<br />

Rückblickend wünscht sie sich mehr Aufklärung darüber, was es für sie<br />

körperlich und seelisch bedeuten würde, ohne die Organe zu leben, die<br />

frau – und die Gesellschaft – mit Frausein und Weiblichkeit verbinden.<br />

Claudia Staudt MA<br />

Journalistin & Autorin<br />

(erstes Buch<br />

erscheint im Frühjahr<br />

2024) und Gebärmutterkrebs-Betroffene<br />

@claudistaudi<br />

Text: Doreen Brumme<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Claudia, wie kam es zu Ihrer Diagnose?<br />

Ich befand mich Ende 2018 in einer Kinderwunschbehandlung<br />

und hatte – auch wegen<br />

meiner Endometriose – viele erfolglose<br />

künstliche Befruchtungen hinter mir. 2013<br />

hatten mein Mann und ich unsere heute<br />

zehnjährige Tochter adoptiert. Irgendwann<br />

war der Kinderwunsch wieder stark, auch<br />

Lena Marie fragte nach einem Geschwisterchen.<br />

Wir wagten einen neuen Versuch.<br />

Leider starb einer der beiden mir eingesetzten<br />

Embryonen in der Gebärmutter,<br />

während der andere sich im Eileiter einnistete.<br />

Ein Eingriff wurde nötig, um diesen zu<br />

entfernen.<br />

Als ich zum Abschlussgespräch in der<br />

Klinik war, saßen mir drei Ärzt:innen gegenüber.<br />

Das machte mich stutzig. Als es dann<br />

noch hieß, dass das untersuchte Gewebe aus<br />

der Gebärmutter auffällig gewesen wäre, war<br />

mir klar: Ich habe Krebs. Denn der ist in meiner<br />

Familie ein Thema: Wir haben viele vom<br />

Krebs Genesene und an Krebs Verstorbene.<br />

Da mein Vater Allgemeinmediziner ist<br />

und selbst schon zwei Krebsdiagnosen<br />

bekommen hatte, war er einer der ersten,<br />

den ich nach der Diagnose anrief. Er war<br />

gefasst und sagte mir, dass der Befund nicht<br />

besser sein könnte: Mein Krebs war noch im<br />

Anfangsstadium. Das änderte meinen Fokus,<br />

weg von ‚Ich werde sterben‘ und hin zu ‚Ich<br />

werde leben‘.<br />

Fiel Ihnen die Entscheidung schwer, Ihre<br />

Gebärmutter trotz Kinderwunsch entfernen<br />

zu lassen?<br />

Nein, das war für mich der einzige Weg, den<br />

Krebs loszuwerden. Ich wollte leben, unsere<br />

Tochter brauchte mich – sie saß inzwischen<br />

im Rollstuhl, war ein Pflegefall. Und die Aussichten<br />

bei alternativen Gebärmutterkrebsbehandlungen<br />

waren eher trüb. Mit meinem<br />

Vater, der Magenkrebs hatte, seinen Magen<br />

komplett entfernen ließ und heute krebsfrei<br />

ist, hatte ich ein gutes Beispiel dafür vor<br />

Augen, dass Krebs besiegbar ist. Ich plante<br />

bereits zwei Tage nach der Diagnose die OP.<br />

Den Kinderwunsch verdrängte ich.<br />

Haben Sie die Entscheidung bereut?<br />

Nein, ich bin den Krebs los – das war das<br />

Ziel. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht<br />

traurig und mitunter auch wütend bin, keine<br />

Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke mehr<br />

zu haben. Mir fehlt damit ein Teil meiner<br />

Weiblichkeit und ein Teil der weiblichen<br />

Erfahrungswelt: kein Zyklus, keine Schwangerschaft,<br />

keine Geburt, kein Stillen. Man<br />

hatte mir zudem vorausgesagt, dass ich<br />

schnell in die Wechseljahre käme – zwei<br />

Wochen nach der OP war’s soweit. Ich wachte<br />

nachts schweißgebadet auf und hatte auch<br />

tagsüber immer wieder Schweißausbrüche.<br />

Die zusätzliche Belastung machte die körperlich<br />

anstrengende Pflege unserer Tochter<br />

nicht leichter.<br />

Ich bekam es<br />

mit Gewichtszunahme<br />

und Blaseninkontinenz<br />

zu<br />

tun, Letzteres<br />

insbesondere beim<br />

Umlagern des Kindes.<br />

Eine Hormontherapie habe<br />

ich angefangen, aber wieder<br />

abgebrochen – ich fühlte mich<br />

damit unwohl.<br />

Wie geht es Ihnen heute?<br />

Ich bin krebsfrei. Die erste<br />

Hormontherapie habe ich<br />

abgebrochen, aber etwa<br />

ein Jahr später eine andere<br />

begonnen - mit dieser komme<br />

ich seitdem gut klar.<br />

Ihr Beitrag zeigt, wie viel<br />

ein Mensch ertragen kann –<br />

haben Sie noch ermutigende<br />

Worte für Betroffene?<br />

Es gibt so viele Ratschläge, die mir<br />

persönlich geholfen haben: alle<br />

Gefühle zulassen; mal weinen, mal Wut<br />

rauslassen, mal lachen und dankbar sein;<br />

sich von niemandem einreden lassen, wie<br />

und wie lange man zu trauern oder zu<br />

verarbeiten hat; und vor allem aber akzeptieren.<br />

Wenn man akzeptiert, was man nicht<br />

ändern kann, kann man die Energie auf jene<br />

Dinge lenken, die man selbst in der Hand<br />

hat: Was tut mir gut? Lebe ich wirklich das<br />

Leben, das ich leben möchte? Gibt es Dinge,<br />

die ich immer mal machen woll- te,<br />

aber stets aufgeschoben habe?<br />

Dann tu es jetzt! Denn morgen<br />

kann es zu spät sein. Ich<br />

schreibe gerade das Buch,<br />

von dem ich so viele Jahre<br />

geträumt habe, und darf<br />

es im kommenden<br />

Frühjahr in den<br />

Händen halten. Und<br />

vor allem: Niemals<br />

aufgeben!

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