14 Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de special FEMALE <strong>Transformation</strong> bei (neuen) unternehmen COVER: SHUTTERSTOCK 2162361093/ 1999155647
Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 15 Ihre Vision für Vielfalt Mit ihrer Leidenschaft für Innovation und ihrem Blick für Chancengleichheit ist Tijen Onaran eine inspirierende und wichtige Persönlichkeit in der Start-up-Welt. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang, ihre Herausforderungen und ihre Vision für eine vielfältige Unternehmenslandschaft. Text Larrisa Xander FOTO: DANIEL SOMMER Liebe Tijen, die Gründung eines Start-ups kann eine ziemliche Achterbahnfahrt sein. Welche Motivationen und Ziele haben dich angetrieben? Bei der Unternehmensgründung hatte ich nie eine streng geplante Struktur oder einen detaillierten Businessplan. In den verschiedenen Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, habe ich oft die Rolle einer Unternehmerin innerhalb des Unternehmens eingenommen. Ich habe mir meine Positionen aus eigener Initiative erarbeitet und neue Projekte ins Leben gerufen. Dabei wollte ich mich immer weiterentwickeln. Wenn ich an Konferenzen und Panels im Bereich der digitalen Technologien teilgenommen habe, ist mir oft aufgefallen, dass ich die einzige Frau im Raum war. Das wollte ich ändern. Deshalb habe ich vor acht Jahren in Berlin einen Frauenstammtisch ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Frauen zu vernetzen. Irgendwann stand ich dann vor der Entscheidung, ob ich mein Engagement als Hobby betrachte oder ernsthaft verfolgen möchte. Diese Frage stellt sich jeder, der ein eigenes Unternehmen gründen will. Schließlich habe ich mich entschieden, einfach loszulegen. Ich glaube, das ist auch eine der Erfolgsformeln: einfach machen. In Deutschland gibt es oft Diskussionen über viele Hürden und Herausforderungen für Start-ups. Was sind deine Erfahrungen und Tipps? Mein Antrieb war, in der deutschen Wirtschaft etwas zu bewegen und mit meinem Netzwerk den Frauenanteil in der Wirtschaft zu erhöhen. Ich wollte den Status quo herausfordern und etwas verändern. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ich viele Entscheidungen treffen, wie zum Beispiel die Frage der Finanzierung. Aber bei allen Entscheidungen war es mir immer wichtig, einen ruhigen und realistischen Blick auf die Situation zu bewahren. So findet man den besten Weg für sich selbst! Ich sage auch immer: "Wer nicht fragt, hat schon ein Nein bekommen." Das heißt, man sollte mutig um Unterstützung bitten und dabei auch Absagen einstecken. Aber wichtig ist, dass man sich nicht vom Weg abbringen lässt. Welche konkreten Schritte können unternommen werden, um mehr Frauen zur Gründung von Startups zu ermutigen? Ich bin fest davon überzeugt, dass im Networking unter Frauen eine ungeheure Kraft steckt. Wenn man sich in einem Kreis von Frauen bewegt, die ähnlich denken, bekommt man einen enormen Schub. Das ist besonders hilfreich, wenn man sich unter Druck fühlt oder sich in einer schwierigen Situation befindet und jemanden braucht, der Verständnis hat. Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich betonen möchte, ist, dass sich Frauen in der Branche von dem Gedanken verabschieden müssen, es allen recht machen zu wollen. Mein Motto lautet: "Everybodies darling is everybodies depp!“ Als Gründerin und beim Pitchen vor Business Angels werden einem oft veralteten Fragen gestellt. gestellt. Anstatt sich darüber zu ärgern, kann man sich auf die Suche nach besseren Business Angels oder sogar weiblichen Investoren machen. Diesen Prozess wiederholt man so oft, bis man das ideale Umfeld gefunden hat. Nahe und authentische Vorbilder sind besonders wichtig. Tijen Onaran, Unternehmerin, Kommunikationsmanagerin, Moderatorin und Autorin Welche Vorbilder aus der Welt der weiblichen Gründerinnen haben dich inspiriert? Die internationale Persönlichkeit, die mich fasziniert, ist Sarra Blakely, die Gründerin von Spanx Inc. Ich bewundere ihren Werdegang, wie sie von Tür-zu-Tür-Verkäufen von Faxgeräten begann und erfolgreich figurformende Unterwäsche für Frauen entwickelte. Meine persönliche Mentorin ist Ann-Kristin Achleitner, eine Top-Frau in der Wirtschaft, die in Start-ups investiert und mich mit Ratschlägen unterstützt. Ich glaube, jeder benötigt solche Anker, sei es im direkten oder indirekten Kontakt, um Unterstützung zu finden und zu erkennen, dass andere ähnliche Herausforderungen haben. Daher sind nahe und authentische Vorbilder besonders wichtig. ANZEIGE FACE Your Future Wie Studentinnen und Wissenschaftlerinnen inspiriert werden, ihr eigenes Start-up zu gründen, zeigt das Programm FACE an der Ruhr-Universität in Bochum. Start-ups sind Innovationstreiber und ein wichtiger Motor für die digitale und ökologische <strong>Transformation</strong>. Doch: Lediglich 20 Prozent der Start-ups werden in Deutschland von Frauen gegründet, Tendenz nur langsam steigend, wie der Female Founders Monitor 2022 feststellt. Dass es auch anders geht, zeigt das Programm Female Academic Entrepreneurs (FACE) an der Ruhr-Universität Bochum. Dort liegt der Frauenanteil in Gründungsvorhaben inzwischen bei 33 Prozent. Die Basis: Disziplinäre Vielfalt und wissenschaftliche Exzellenz Die Ruhr-Universität Bochum gehört zu den größten Universitäten in Deutschland. 19 Fakultäten – das Spektrum reicht von den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften über die Medizin und Natur- und Ingenieurwissenschaft –, zwei Exzellenzcluster in der Chemie und der IT-Sicherheit, 12 laufende Sonderforschungsbereiche und mehr als 40.000 Studierende bilden die Basis für eine hochdynamische Gründungskultur an der Universität. Motto: Selbst aktiv werden! Studentinnen und Wissenschaftlerinnen haben im FACE-Programm schon früh die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und an eigenen Gründungsideen zu arbeiten. Im Zentrum des Angebots für Studentinnen stehen Lehrveranstaltungen, die auch durch den Austausch mit Expertinnen und erfahrenen Gründerinnen einen tiefen Einblick in den Alltag als Gründerin geben. Schon während des Bachelor-Studiums ist der Einstieg im Rahmen eines Projektseminars möglich, in einer jährlich stattfindenden Summer School können Teilnehmerinnen im Master eigene Gründungsideen ausarbeiten und vor einer Jury pitchen. Im Kreativen Ideenlabor gilt es für die Teilnehmerinnen, ihre digitalen Kompetenzen zu erweitern. Auf dem Programm stehen Themen wie App-Entwicklung und perspektivisch auch Einführungen in die KI, die im Makerspace der Ruhr-Universität auf dem ehemaligen Gelände des Bochumer Opel-Werkes stattfinden. Fortgeschrittene Gründerinnen fördern An fortgeschrittene Masterstudentinnen und Wissenschaftlerinnen richtet sich der FACE Xelerator, der erste Accelerator für Gründerinnen an Hochschulen in Deutschland. Gefördert durch die NRW.Bank, durchlaufen die Teilnehmerinnen in vier Monaten ein individuell auf den Stand ihres Gründungsvorhabens zugeschnittenes Programm. Dazu zählt insbesondere die Entwicklung passender Finanzierungsstrategien. Empowerment Noch immer heißt es vielfach, Frauen fehle der Mut, ein Start-up zu gründen, sie seien risikoaverser und weniger bereit, Führungsrollen zu übernehmen. Um für die Höhen und Tiefen im Gründungsprozess besser gewappnet zu sein, spielt die Auseinandersetzung mit Stereotypen über Frauen in der Gründungsszene bei FACE daher eine besondere Rolle. FACE setzt nicht bei vermeintlichen Defiziten der Teilnehmerinnen an, sondern unterstützt sie, ihr Potential voll auszuschöpfen und selbstbewusst ihre Sichtbarkeit als Gründerin zu erhöhen. Erfolgsfaktor: Ein starkes Netzwerk für Gründerinnen Möglich wurde der Aufbau von FACE durch die Initiative Exzellenz Start-up Center des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums. Ein zentraler Erfolgsfaktor für FACE ist die enge Vernetzung mit dem Worldfactory Start-up Center der Ruhr-Universität und der stete Austausch mit Stakeholdern aus dem lokalen und regionalen Ökosystem. Weitere Informationen zu unserem Programm finden Sie auf unserer Webseite unter: www. face.rub.de