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Meine Firma 3/2023

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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3 | <strong>2023</strong><br />

<strong>Meine</strong>FIRMA<br />

Das KMU-Magazin der AXA<br />

Entrepreneurship<br />

Von der Geschäftsidee<br />

zum Businessmodell<br />

Seite 8<br />

Customer Experience<br />

Management<br />

Dank Kundennähe<br />

zum Wettbewerbsvorteil<br />

Seite 14<br />

Erfrischend<br />

anders<br />

Die Rivella-Co-CEOs Erland Brügger<br />

und Silvan Brauen im Interview<br />

Seite 30


Mein Stolz<br />

Jonas Blaser, Nicolas Sigrist<br />

und Fadri Zimmermann von<br />

GANGO LUEGE<br />

Als ich Nicolas vor acht Jahren am Gurtenfestival<br />

kennengelernt habe, haben wir uns sofort super verstanden.<br />

Filmemachen war damals für uns beide eigentlich<br />

mehr ein Hobby. Als wir erste Jobs gemeinsam<br />

wahrnahmen, merkten wir jedoch schnell, dass<br />

wir super zusammenarbeiten. Wir wollten nie selbstständig<br />

sein, aber mit der Zunahme unserer Aufträge<br />

passierte das ganz automatisch. 2016 haben wir dann<br />

GANGO LUEGE ins Leben gerufen und holten 2021<br />

Fadri, den Dritten im Bunde, ins Boot. Vielleicht liegt<br />

es ja daran, dass wir alle am gleichen Tag Geburtstag<br />

haben, wir sind jedenfalls ein super Dreiergespann. Bei<br />

Drei Filmemacher – eine Vision<br />

uns machen alle alles, und so was wie ein Nein gibt es<br />

bei GANGO LUEGE nicht. Nebst der Produktion von<br />

Imagefilmen, Musikvideos, 2D- und 3D-Animationen<br />

und dem Durchführen von Workshops haben wir<br />

auch einen eigenen Podcast. Wer uns bei der Arbeit<br />

mal über die Schultern schauen möchte, sieht sich am<br />

besten unsere wöchentlichen Video-Blogs auf YouTube<br />

an. Für die Zukunft wäre es grossartig, über einen längeren<br />

Zeitraum an einer Doku zu arbeiten. Wenn unser<br />

Film dann auch noch in Locarno am Filmfestival<br />

gezeigt werden würde, fänden wir das natürlich toll.<br />

gangoluege.ch<br />

Foto: Sarah Stangl<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

2 03/<strong>2023</strong>


Mein Stolz<br />

Evelin Stefano<br />

von VUP<br />

Selbstständig bin ich schon mein ganzes Leben. Gestartet<br />

habe ich mit der BIM BAM BINO AG, einer Event- und<br />

Einrichtungsagentur für Kinder. Daraus ergab sich später<br />

Ballmania.ch, ein Bällebad für Erwachsene. 2016 machte<br />

ich eine Weiterbildung zur diplomierten Farb- und Modestilberaterin<br />

und merkte schnell: Das ist mein Ding! Zeitgleich<br />

fiel mir auf, dass die Krawatte immer mehr von den<br />

Männerhälsen verschwand und Unsicherheit bezüglich<br />

des korrekten Business-Dresscodes herrschte. Also machte<br />

ich es zu meiner Mission, die Krawatte zu revolutionieren.<br />

Kurzerhand kaufte ich unzählige Krawatten, nahm sie auseinander<br />

und setzte sie neu zusammen. Schliesslich hielt<br />

Multifunktionales Accessoire<br />

ich ein Accessoire in den Händen, von dem ich wusste: Das<br />

wird gross. So wurde VUP geboren, ein multifunktionales<br />

Accessoire für alle und für jeden Stil. Ob Privat- oder Firmenkunden<br />

– meine Kundschaft ist so vielseitig wie das<br />

Produkt selbst. Letztes Jahr durfte ich zum Beispiel eine<br />

Bank mit über 1000 VUPs ausstatten. <strong>Meine</strong> Passion leben<br />

zu dürfen, macht mich wahnsinnig glücklich. Unzufrieden<br />

im Job zu sein, kann ich mir gar nicht vorstellen. Was ich<br />

mir wünsche? Dass meine Erfindung den Stellenwert bekommt,<br />

den sie verdient, und dass VUP als neue Gattungsgruppe<br />

in die Modegeschichte eingeht.<br />

vup.fashion<br />

03/<strong>2023</strong> 3<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Eben noch den<br />

Quartalsabschluss<br />

geprüft, jetzt schon das<br />

Betreibungsbegehren<br />

eingereicht.<br />

Jetzt gratis registrieren!<br />

Der Online-Schalter für Unternehmen<br />

EasyGov.swiss


INHALTSVERZEICHNIS | EDITORIAL<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

AXA, Newsroom<br />

Adresse der Redaktion:<br />

AXA «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

Römerstrasse 17<br />

8400 Winterthur<br />

www.meine-firma.ch<br />

E-Mail: meine.firma@axa.ch<br />

Redaktion:<br />

Melanie Ade (Leitung)<br />

Mitarbeit an dieser<br />

Ausgabe:<br />

Simona Altwegg<br />

Joëlle Jeitler<br />

Online: Urs Wildi<br />

Übersetzung:<br />

Language Services, AXA<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

Der Layouter,<br />

Marco Vara, AXA Newsroom<br />

Druck und Versand:<br />

Swissprinters AG<br />

Brühlstrasse 5<br />

CH-4800 Zofingen<br />

Erscheinungsweise:<br />

dreimal jährlich in Deutsch,<br />

Französisch und Italienisch<br />

Gesamtauflage:<br />

84’000<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Galledia Fachmedien AG<br />

Burgauerstrasse 50<br />

9230 Flawil<br />

Tel. 058 344 97 69<br />

ornella.assalve@galledia.ch<br />

www.galledia.ch<br />

Adressänderungen und<br />

Abbestellungen:<br />

Bitte per Mail an<br />

meine.firma@axa.ch<br />

Drucksache<br />

myclimate.org/01-23-280583<br />

8<br />

2<br />

3<br />

7<br />

8<br />

14<br />

18<br />

Mein Stolz: Jonas Blaser, Nicolas Sigrist,<br />

Fadri Zimmermann, gangoluege GmbH<br />

Mein Stolz: Evelin Stefano, VUP Fashion<br />

Erfolg<br />

Entrepreneurship: Blut, Schweiss und Tränen.<br />

Was es braucht, um sich als junges Unternehmen<br />

erfolgreich im Markt zu positionieren.<br />

Customer Experience Management: Richtig eingesetzt,<br />

generiert es KMU einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

und ist damit der Schlüssel zum Erfolg von morgen.<br />

Grafik: Autoland Schweiz<br />

«Gring ache<br />

u seckle»<br />

Kennen Sie diesen legendären Satz aus<br />

den 90er-Jahren noch? Er stammt von<br />

der damals 19-jährigen Leichtathletin<br />

Anita Weyermann, die 1997 an der<br />

WM in Athen über 1500 m völlig überraschend<br />

Bronze für die Schweiz holte<br />

und damit Sportgeschichte schrieb.<br />

Den Spruch dürften sich noch heute<br />

viele Jungunternehmerinnen und<br />

Jungunternehmer immer wieder vor<br />

Augen halten, denn: Ein Start-up zu<br />

gründen, ist das eine – es erfolgreich<br />

am Markt zu positionieren und über<br />

Jahre hinweg wirtschaftlich rentabel<br />

zu halten und zu wachsen, das andere.<br />

Wie es von der Geschäftsidee im stillen<br />

Kämmerlein bis zum internationalen<br />

Businesserfolg klappt und weshalb<br />

man dabei auch mal Dinge tun muss,<br />

die einem nicht besonders liegen, lesen<br />

Sie in der Titelgeschichte.<br />

Apropos Businesserfolg: Den dann<br />

auch zu halten, ist heutzutage ebenfalls<br />

nicht mehr selbstverständlich.<br />

In Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung<br />

und Inflation werden<br />

Kundennähe und Kundenverständnis<br />

zum alles entscheidenden Wettbewerbsvorteil.<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie<br />

Ihre Kundschaft begeistern – und Ihre<br />

Mitbewerber hinter sich lassen. Das<br />

und vieles mehr in unserer aktuellen<br />

Ausgabe.<br />

Viel Spass bei der Lektüre!<br />

19<br />

20<br />

22<br />

Sicherheit<br />

Future Leadership Skills: Wie der Führungsstil der Zukunft<br />

aussieht und welche Fähigkeiten es dafür braucht.<br />

KMU-Studie: Weshalb die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit in<br />

typischen Männerberufen immer noch eingeschränkt sind.<br />

Melanie Ade<br />

Chefredaktorin<br />

«<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

Fotos: Dan Cermak; Keystone/Gaëtan Bally<br />

Wir sind auch auf<br />

LinkedIn.<br />

Besuchen Sie uns unter<br />

www.linkedin.com/<br />

company/meine-firma<br />

für spannende Inhalte<br />

auch online.<br />

25<br />

26<br />

30<br />

34<br />

35<br />

Verantwortung<br />

Transportversicherung: Wie man das Risiko beschädigter<br />

Ware minimieren kann.<br />

Interview: Wie es gelingt, ein Getränk mit Milchserum zum<br />

Nationalgetränk zu machen, erklären die beiden Rivella-<br />

Co-CEOs Erland Brügger und Silvan Brauen im Gespräch.<br />

Mein Stolz: Thomas Mächler, Züriring / IMAG AG<br />

Mein Stolz: Constanze Gülle, Hörzentrum Schweiz<br />

03/<strong>2023</strong> 5<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIE GRAFIK: INVENTING IN SWITZERLAND<br />

Entspannt in den<br />

Feierabend?<br />

Zuverlässiges Internet<br />

für Ihr Unternehmen.<br />

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26.90<br />

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TV<br />

Mobile<br />

Telefonie<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

Hosting<br />

Cloud<br />

Domains<br />

Data Center<br />

6 02/<strong>2023</strong>


Erfolg<br />

Leserfrage<br />

Kauf auf Raten<br />

Ich verkaufe übers Internet Elektrogeräte,<br />

die ich meinen Kunden mit<br />

einer Rechnung zustelle. Auf der<br />

Rechnung (sowie im Internetausschrieb)<br />

steht, dass diese innert 30 Tagen zu<br />

begleichen ist. Nun bezahlt ein Kunde in<br />

Raten, obwohl dies im Vertrag nicht<br />

vorgesehen ist. Darf er das?<br />

S. T., Fribourg<br />

Nein, das Vorgehen Ihres Kunden ist<br />

nicht zulässig, da vorliegend die Zahlungsbedingungen<br />

des Kaufvertrags gelten.<br />

Fehlt eine Abmachung betreffend Ratenzahlung,<br />

gilt das Gesetz. Dieses geht<br />

von einer einmaligen Zahlung nach Erhalt<br />

der Ware aus. Die übliche Zahlungsfrist<br />

beträgt in der Schweiz 30 Tage.<br />

Carole Kaufmann Ryan<br />

Anwältin AXA-ARAG<br />

Fotos: zVg; Keystone/Nils Hendrik Mueller<br />

Baustreitigkeiten<br />

nehmen zu<br />

Laute Kinder, übers Grundstück ragende Pflanzen oder ein neues<br />

Gartenhaus, das Schatten wirft: Es gibt viele Gründe, warum man<br />

sich über die Nachbarschaft ärgern kann. Nachdem die Anfragen<br />

zu nachbarrechtlichen Streitereien während der Pandemie deutlich<br />

zugenommen haben, scheint sich die Situation nun wieder zu<br />

normalisieren. Letztes Jahr verzeichnete die AXA-ARAG 13 Prozent<br />

weniger Fälle als im Vorjahr, im laufenden Jahr beträgt der Rückgang<br />

aktuell weitere 6 Prozent. Überproportional viele Anfragen zu Auseinandersetzungen<br />

gehen aus den Kantonen Waadt, Wallis und Bern<br />

ein. Am wenigsten Nachbarschaftsstreitigkeiten pro Anzahl gemeldeter<br />

Rechtsfälle gibt es im Kanton Zürich, gefolgt von Aargau und<br />

Thurgau. Am häufigsten streiten sich Nachbarinnen und Nachbarn<br />

über Bauvorhaben, Pflanzen und Lärm. Diese Themen dominieren<br />

seit Jahren. Während jedoch Anfragen zu Bepflanzungen und Lärmemissionen<br />

rückläufig sind, gibt es immer mehr Streite aufgrund<br />

von Bautätigkeiten. Die AXA-ARAG stellt einen jährlichen Anstieg um<br />

10 Prozent fest. Als erster Schritt bei einem Nachbarschaftsstreit ist<br />

immer das direkte Gespräch empfehlenswert. Finden die Parteien<br />

keine Lösung, ist es ratsam, eine unparteiische Stelle hinzuzuziehen.<br />

Eine Mediation bringt hier meist mehr als der Gang vor Gericht, da ein<br />

Gerichtsverfahren mit Risiken verbunden ist und sehr langwierig und<br />

kostspielig werden kann. Darüber hinaus löst ein richterliches Urteil<br />

in den meisten Fällen den Konflikt nicht.<br />

03/<strong>2023</strong> 7<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


START-UPS<br />

Von Höhen<br />

und Tiefen<br />

Eine gute Idee allein ist leider keine Erfolgsgarantie. Es braucht Mut, Durchhaltewillen<br />

und manchmal auch ein bisschen Glück, um sich als Start-up erfolgreich am Markt zu etablieren.<br />

Drei Unternehmen zeigen, wie es gelingt.<br />

Text Melanie Ade Fotos Dan Cermak<br />

D<br />

as typische Schweizer Start-up<br />

entsteht aus einem gemeinsamen<br />

Projekt an der Uni oder einem<br />

ETH-Spin-off, ist im Technologiesektor<br />

tätig, und seine Grundidee<br />

ist innovativ, wenn nicht sogar disruptiv, und<br />

hochgradig skalierbar. «So ganz ins Schema<br />

passen wir da nicht», lacht Andreas Lenzhofer,<br />

Co-Founder von Dagsmejan. Sowohl er als auch<br />

seine Frau Catarina Dahlin hatten bereits mehrere<br />

Jahre in Grossunternehmen gearbeitet – er<br />

in der Unternehmensberatung, sie im Marketing.<br />

Doch in der Mitte ihres Berufslebens entstand<br />

2016 bei beiden der Wunsch, den Rest<br />

ihrer beruflichen Tätigkeit als Unternehmer<br />

tätig zu sein. Das Konzept dazu entwickelten<br />

sie nach Feierabend im heimischen Wohnzimmer.<br />

«Wir gingen strategisch vor, analysierten<br />

die Trends, die unsere Gesellschaft die nächsten<br />

20 Jahre beschäftigen werden, welche Fähigkeiten<br />

wir mitbringen und wo wir erfolgreich<br />

sein könnten», sagt Lenzhofer. Entstanden ist<br />

Der Experte<br />

Raphael Tobler ist Unternehmer und Präsident<br />

der Swiss Startup Association. Die nichtstaatliche<br />

Organisation setzt sich für eine erfolgreiche<br />

Schweizer Start-up-Szene ein. Ihr Ziel ist es, die<br />

Schweiz zur Nummer eins unter den europäischen<br />

Start-up-Hotspots zu machen.<br />

swissstartupassociation.ch<br />

daraus ihre <strong>Firma</strong> Dagsmejan. Und die erfüllt<br />

den innovativen und skalierbaren Aspekt eines<br />

typischen Start-ups auf jeden Fall.<br />

Besser schlafen<br />

dank funktioneller Schlafbekleidung<br />

Dagsmejan setzt sich aus den schwedischen Begriffen<br />

«dag», also Tag, und «mejan», Energie,<br />

zusammen. Energie für den Tag also, und genau<br />

das wollen die beiden bewirken. «Wir haben<br />

festgestellt, dass Sportbekleidung in den letzten<br />

Jahren stark weiterentwickelt wurde, währenddessen<br />

Schlafbekleidung nach wie vor ein<br />

Schattendasein fristet und meist aus ausgedienten<br />

Shorts und T-Shirts besteht», so der ehemalige<br />

Unternehmensberater. Wohlgemerkt also<br />

die Kleidungsstücke, in der wir rund ein Drittel<br />

unseres Tages verbringen, erklärt Andreas<br />

Lenzhofer. «Gesundheit und Wohlbefinden und<br />

damit verbunden auch ein optimales Schlaferlebnis<br />

werden für unsere Gesellschaft immer<br />

wichtiger. Trotzdem hatte sich bisher niemand<br />

überlegt, dass funktionelle Pyjamas den Schlaf<br />

verbessern könnten. Uns war schnell klar: Da<br />

sind wir auf eine Marktlücke gestossen.»<br />

Im Bewusstsein, dass sie als Textil-Laien bei<br />

der Produktentwicklung auf Unterstützung<br />

angewiesen waren, holte sich das Gründerpaar<br />

mit der Empa (der Eidgenössischen Materialprüfungs-<br />

und Forschungsanstalt), der Hochschule<br />

Luzern und einem Schlafprofessor der<br />

Universität Stockholm externe Hilfe ins Boot –<br />

finanziert wurde das Forschungsprojekt durch<br />

die Schweizer Agentur für Innovationsförderung<br />

Innosuisse. «Da wir ein völlig neues Produkt<br />

entwickeln wollten, mussten wir auf wissenschaftlichen<br />

Grundlagen erforschen, was<br />

der menschliche Körper im Schlaf überhaupt<br />

braucht, welche Materialien sich für diese Art<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Dagsmejan verhilft mit funktioneller<br />

Schlafbekleidung<br />

zu besserem Schlafkomfort.<br />

Ihre Produkte sind nachhaltig<br />

und ethisch produziert<br />

und bestehen zu 100%<br />

aus Naturfasern. Das 2016<br />

gegründete Unternehmen<br />

mit Hauptsitz in Zürich verschickt<br />

seine Pyjamas heute<br />

in über 80 Länder weltweit.<br />

dagsmejan.ch<br />

Andreas Lenzhofer und<br />

Catarina Dahlin wollen die<br />

bequemste Schlafbekleidung<br />

der Welt herstellen und damit<br />

nachweislich, natürlich und<br />

nachhaltig den Schlafkomfort<br />

verbessern.<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

8 03/<strong>2023</strong>


03/<strong>2023</strong> 9<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


<strong>Meine</strong> FIRMA 10<br />

03//<strong>2023</strong>


START-UPS<br />

«Es empfiehlt sich vor allem am Anfang, externe Unterstützung von<br />

erfahrenen Unternehmern und Business Angels zu holen.»<br />

Cristian Grossmann, CEO Beekeeper<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Beekeeper ist eine Kommunikationsplattform,<br />

Kommunikations- und die<br />

digitale<br />

gewerblich Kollaborations-App, geprägte die Firmen<br />

dabei Firmen unterstützt, dabei unterstützt, ihre Mitarbeitenden<br />

Mitarbeitenden ohne digitalen ohne PC-<br />

ihre<br />

Arbeitsplatz untereinander<br />

zu verbinden, sie einzubinden<br />

informieren<br />

zu informieren.<br />

und zu engagieren.<br />

und<br />

2012 gegründet, beschäftigt<br />

das Unternehmen heute<br />

über 200 Mitarbeitende.<br />

beekeeper.ch<br />

beekeeper.io/de<br />

Das mobile Betriebssystem<br />

von Beekeeper-CEO Cristian<br />

Grossmann bietet Beschäftigten<br />

ohne PC-Arbeitsplatz<br />

Zugang zu anderen Mitarbeitenden,<br />

Prozessen und<br />

Informationen, um produktiv,<br />

motiviert und sicher zu<br />

arbeiten.<br />

Funktionswäsche eignen würden und wie ein<br />

Pyjama für eine optimale Funktion geschnitten<br />

sein müsste», erklärt Andreas Lenzhofer.<br />

Rückschläge gibt es immer wieder<br />

Was einfach klingt, war viel schwieriger als gedacht:<br />

Die Forschungs- und Entwicklungsphase<br />

dauerte nicht wie angenommen neun, sondern<br />

rund achtzehn Monate, nach einem Schritt<br />

nach vorn ging es wieder zwei Schritte zurück.<br />

«Es war wie eine Achterbahn, nach einem Teilerfolg<br />

tauchte gleich wieder ein neues Problem<br />

auf, das wir lösen mussten. Wir standen mehr<br />

als einmal davor, aufzugeben», erinnert sich<br />

der Co-Gründer. Das kann auch Raphael Tobler,<br />

selbst Unternehmer und Präsident der Swiss<br />

Startup Association (SSA), nachvollziehen.<br />

«Jungunternehmer müssen enorm hartnäckig<br />

und ausdauernd sein. Niemand hat auf dein<br />

Produkt gewartet, Rückschläge gibt es immer<br />

wieder. Da muss man in der Lage sein, immer<br />

wieder aufzustehen, aus seinen Fehlern zu lernen<br />

und weiterzumachen.»<br />

Für Andreas Lenzhofer und Catarina Dahlin<br />

hat sich das Durchhalten gelohnt – Dagsmejan<br />

hat sich heute erfolgreich am Markt etabliert,<br />

die Pyjamas werden mittlerweile in die ganze<br />

Welt verschifft. Was er anderen Gründern raten<br />

würde? «Wichtig sind ein gutes Produkt,<br />

das sich nicht schnell kopieren lässt. Ein gut<br />

funktionierendes Gründerteam, das kurz-, mittel-<br />

und langfristig dieselben Interessen verfolgt.<br />

Ein gemeinsames Verständnis darüber,<br />

wie stark man mit Investoren zusammenarbeiten<br />

will. Und keine Scheu, sämtliche Unterstützung<br />

anzunehmen, die das Schweizer Start-up-<br />

Ökosystem bietet.»<br />

Die Mitarbeitenden<br />

an der Frontline vernetzen<br />

Als Cristian Grossmann sein Start-up «Beekeeper»<br />

gemeinsam mit seinem Partner 2012<br />

gründete, steckte das Schweizer Start-up-Ökosystem<br />

noch in den Kinderschuhen. Eine breit<br />

aufgestellte Investoren-Community oder Mentoringprogramme<br />

gab es damals noch kaum.<br />

Trotzdem hatten die beiden Gründer ein erklärtes<br />

Ziel: Sie wollten Arbeitskräften an der<br />

Front – also in der Produktion, im Einzelhandel,<br />

auf dem Bau, in der Pflege oder der Gastronomie<br />

– eine Plattform bieten, auf der sie sich<br />

miteinander vernetzen, informieren und engagieren<br />

können. «Weltweit arbeiten mehr als<br />

80 Prozent aller Beschäftigten an der Front.<br />

Trotzdem hinkt die Digitalisierung und Techno-<br />

logieentwicklung für diese Arbeitskräfte hinterher»,<br />

erklärt Cris Grossmann, der auch CEO des<br />

Technologieunternehmens ist. «Unser mobiles<br />

Betriebssystem verbindet Beschäftigte ohne PC-<br />

Arbeitsplatz mit allen Mitarbeitenden, Prozessen<br />

und Informationen, die sie brauchen, um<br />

produktiv, motiviert und sicher zu arbeiten.»<br />

Externe Unterstützung in Anspruch nehmen<br />

Eine grosse Vision, doch auch Beekeeper hatte<br />

Startschwierigkeiten, wie Grossmann erklärt:<br />

«In unseren Anfängen war es schwierig, die<br />

richtigen Mitarbeitenden zu finden. Viele wollten<br />

lieber für bereits etablierte Unternehmen<br />

wie Google oder die UBS arbeiten und viel Geld<br />

verdienen, nicht für ein unbekanntes Start-up,<br />

dessen Erfolgschancen ungewiss waren.» Darüber<br />

hinaus verliere man am Anfang viel Zeit<br />

damit, ganz triviale Fragen rund um rechtliche,<br />

steuerliche oder administrative Aspekte<br />

zu lösen. «Oftmals denken Jungunternehmer,<br />

sie müssten das Rad neu erfinden. Dabei mussten<br />

sich bereits viele andere Gründer mit denselben<br />

Problemstellungen auseinandersetzen<br />

und haben dafür schon Lösungen gefunden. Es<br />

empfiehlt sich deshalb vor allem am Anfang,<br />

externe Unterstützung von erfahrenen Unternehmern<br />

und Business Angels zu holen.» Das<br />

unterstreicht auch SSA-Präsident Raphael Tobler<br />

und ergänzt: «Sobald Start-ups erste Verträge<br />

mit Kunden, Investoren oder Partnern aufsetzen,<br />

sollten sie unbedingt einen Rechtsanwalt<br />

hinzuziehen, der die Dokumente prüft. Gerade<br />

in diesen Dingen kann unüberlegtes Handeln<br />

ohne das notwendige rechtliche Wissen verheerend<br />

sein und viel Geld kosten im Nachgang.»<br />

Heute, über zehn Jahre später, ist Beekeeper<br />

in mehr als 30 Ländern tätig, über 1300 Unternehmen<br />

vertrauen der digitalen Lösung. Und<br />

auch Grossmann würde wieder gründen: «Im<br />

Vergleich zu anderen Ländern ist die Schweiz<br />

ein Paradies für Start-ups. Die Kunden sind offen<br />

für Innovationen, es gibt hier viele internationale<br />

Firmen und ein staatlich gefördertes<br />

System, das Jungunternehmer unterstützt und<br />

sie auffängt, sollte es doch nicht klappen.» Das<br />

bekräftigt Raphael Tobler, sieht aber dennoch<br />

Sensibilisierungsbedarf in unserer Gesellschaft:<br />

«Das Thema Entrepreneurship wird gerade im<br />

Schulsystem noch zu wenig behandelt. Vielen<br />

fehlt deshalb später der Mut, sich aus ihrer<br />

Komfortzone und dem sicheren Job wegzubewegen,<br />

obwohl sie vielleicht eine gute Idee für<br />

ein neues Businessmodell hätten.» Er rät potenziellen<br />

Jungunternehmern deshalb: «Wer eine<br />

▶<br />

03/<strong>2023</strong> 11<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


START-UPS<br />

«Wenn ich wieder irgendwo einen Pitch halten musste, habe ich mich<br />

schon manchmal gefragt: Warum tue ich mir das eigentlich an?»<br />

Manuel Baumann, Chief Technology Officer Oviva<br />

Idee hat, sollte diese möglichst schnell auf ihre<br />

Akzeptanz hin prüfen. Erzählen Sie es in der Familie<br />

und dem Freundeskreis, fragen Sie bei potenziellen<br />

Kunden nach, ob sie das Produkt kaufen<br />

würden, und entwickeln Sie es aufgrund der<br />

Rückmeldungen weiter.» Es nütze nichts, einen<br />

Business Case über Jahre hinweg im stillen Kämmerlein<br />

voranzutreiben, wenn man nicht wisse,<br />

ob überhaupt ein Bedarf am Markt besteht.<br />

Gründen? Aber sicher<br />

Im Gründeralltag hat man auch mal<br />

Pech. Und ab und an passieren Fehler.<br />

Damit das nicht das Ende Ihrer Selbstständigkeit<br />

bedeutet, gibt es die Startup-Versicherungen<br />

der AXA.<br />

axa.ch/startups<br />

Das eigene Businessmodell verfeinern<br />

Diese Erfahrung haben auch Manuel Baumann<br />

und seine beiden Kompagnons gemacht. Sie<br />

gründeten ihr Unternehmen Oviva 2014 mit<br />

dem Ziel, medizinische Beratungen, bei denen<br />

keine physische Konsultation nötig ist, via digitale<br />

Interaktion über eine App durchzuführen.<br />

Das Angebot sollte Ärzte entlasten und Patienten<br />

Zeit sparen. Schnell mussten sie aber merken:<br />

Die App ist viel zu generisch aufgebaut und<br />

unterscheidet sich kaum von WhatsApp. Also<br />

musste das Businessmodell weiterentwickelt<br />

werden. «Um sowohl Ärzten als auch Patienten<br />

einen Mehrwert zu bringen, mussten wir uns<br />

überlegen: Welchen Teil im Gesundheitswesen<br />

könnten wir mit unserer Idee am besten abdecken,<br />

oder welche medizinische Dienstleistung<br />

könnte durch ein digitales Angebot ersetzt werden?»,<br />

erklärt Manuel Baumann, Chief Technology<br />

Officer von Oviva.<br />

Einer der drei Gründer, ein Kinderarzt, hatte<br />

bereits die Erfahrung gemacht, dass übergewichtige<br />

Kinder sich leichter für eine Ernährungsumstellung<br />

motivieren lassen, wenn<br />

dabei das Smartphone eingesetzt wird – also<br />

entwickelte Oviva ihr Angebot in diese Richtung<br />

weiter: eine digitale Ernährungsberatung<br />

via App mit der Möglichkeit, sich durch medizinisches<br />

Fachpersonal persönlich unterstützen<br />

zu lassen. Doch nach einem Jahr mussten die<br />

Jungunternehmer merken: Auch dieses Businessmodell<br />

funktioniert nicht. «Unsere App<br />

richtete sich an Menschen, die etwas für ihre<br />

Bikinifigur tun wollten. Dieser Markt ist aber<br />

bereits hart umkämpft, und man steht in Konkurrenz<br />

mit Weight Watchers und tausend anderen,<br />

ähnlichen Apps. Da hätte uns nur schon<br />

die Werbung auf Google die ganze Marge gekostet,<br />

wenn wir nicht sogar hätten draufzahlen<br />

müssen», lacht Baumann.<br />

Der Product-Market-Fit muss stimmen<br />

Das bewog die drei Gründer, ihr Businessmodell<br />

erneut zu justieren. Heute wird Oviva grösstenteils<br />

aufgrund einer ärztlichen Verordnung an<br />

Patienten verschrieben – dafür übernimmt die<br />

Krankenkasse die Kosten. Das ist eine Win-win-<br />

Situation für alle: Die Ärzte werden entlastet,<br />

die Patienten erhalten eine auf ihre Bedürfnisse<br />

zugeschnittene Beratung und die Krankenkassen<br />

eine wissenschaftlich fundierte<br />

Behandlung für ihre Leistung. «Im Vergleich<br />

zu typischen Ernährungsberatungen, die ihre<br />

Patienten ausschliesslich in der Praxis vor Ort<br />

beraten, verfügen wir über einen fundierten Algorithmus<br />

und können aufgrund des grösseren<br />

Datensatzes belegen, dass wir effektiver sind<br />

als herkömmliche Ernährungsberatungen»,<br />

erklärt der CTO.<br />

Eine Erfolgsgeschichte also; heute hat Oviva<br />

weltweit über 300’000 Patienten behandelt und<br />

gilt als eines der vielversprechendsten Start-ups<br />

der Schweiz. Hätte ihm das in seinen Anfängen<br />

jemand vorhergesagt, hätte Baumann gelacht,<br />

sagt er rückblickend: «Wenn ich wieder<br />

irgendwo einen Pitch halten musste, um die<br />

nächste Finanzierungsrunde zu sichern, habe<br />

ich mich schon manchmal gefragt: Warum<br />

tue ich mir das eigentlich an?» Als Gründer<br />

müsse man aber über seinen eigenen Schatten<br />

springen und Dinge tun, die der eigenen Persönlichkeit<br />

nicht unbedingt liegen. Sein Tipp<br />

deshalb: «Idealerweise ist das Gründungsteam<br />

sehr divers aufgestellt und deckt alle nötigen<br />

Basic Skills ab, sowohl kommerzielle als auch<br />

technische. Wann immer man eine Dienstleistung<br />

extern einkaufen muss, hat man plötzlich<br />

Drittinteressen drin, die nicht den eigenen Interessen<br />

entsprechen. Das wird dann schnell<br />

teuer und kompliziert.»<br />

Einen Extratipp zum Schluss hat auch Raphael<br />

Tobler noch für unsere Leserinnen und Leser:<br />

«Wenn ein Start-up Sie für eine Zusammenarbeit<br />

kontaktiert, schmettern Sie die Idee nicht von<br />

vornherein ab, sondern seien Sie offen für neue<br />

Ideen und geben Sie der Sache eine Chance. Es<br />

hilft der gesamten Schweizer Wirtschaft, wenn<br />

sich erfahrene KMU und innovative Start-ups<br />

zusammenschliessen, denn schlussendlich können<br />

alle voneinander profitieren.»<br />

●<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Oviva bietet Menschen mit<br />

gewichtsbedingten Krankheiten<br />

eine App-begleitete<br />

und wissenschaftlich basierte<br />

Ernährungsberatung, die auf<br />

ärztliche Verordnung verschrieben<br />

wird und über die<br />

Krankenkasse abgerechnet<br />

werden kann. Oviva wurde<br />

2014 gegründet und beschäftigt<br />

heute rund 600 Mitarbeitende<br />

weltweit.<br />

oviva.com<br />

Via App, vor Ort in der<br />

Arztpraxis oder telefonisch:<br />

Oviva begleitet Patientinnen<br />

und Patienten Schritt für<br />

Schritt zu ihrem Wohlfühlgewicht.<br />

Chief Technology Officer<br />

Manuel Baumann hat die <strong>Firma</strong><br />

2014 mitgegründet.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

12 03/<strong>2023</strong>


03/<strong>2023</strong> 13<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


«Kundenzentriertheit<br />

ist kein Projekt,<br />

das irgendwann abgeschlossen<br />

ist. Es ist<br />

eine Haltung und ein<br />

kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess<br />

über alle Schnittstellen<br />

hinweg.»<br />

Lukas Karrer, Leiter Digital Helion AG<br />

In den Schuhen<br />

der Kunden<br />

Customer Experience Management ist in aller Munde. Richtig<br />

eingesetzt, generiert es KMU einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

und ist damit der Schlüssel zum Erfolg von morgen.<br />

Text Melanie Ade Fotos Marco Vara<br />

D<br />

ie Inflation und makroökonomische<br />

Einflüsse haben direkte Auswirkungen<br />

auf das Kaufverhalten<br />

der Konsumenten, wie eine aktuelle<br />

Studie zeigt: Zwei Drittel<br />

aller Befragten sind weniger markentreu als<br />

noch vor zwei Jahren. Für KMU bedeutet das:<br />

Entweder man bindet seine Kundschaft durch<br />

attraktive finanzielle Angebote an sich – oder<br />

man investiert seine Ressourcen gezielt darin,<br />

die Erfahrung der Kunden mit den Produkten<br />

und Leistungen des Unternehmens so angenehm<br />

und positiv wie möglich zu gestalten<br />

und damit Kundennähe zu schaffen.<br />

«Nach einem positiven Kundenerlebnis behält<br />

der Kunde eine Marke langfristig in guter Erinnerung.<br />

Das stärkt die emotionale Bindung<br />

der Käufer zur Marke und schafft Loyalität.<br />

In einem immer stärker umkämpften Markt<br />

sichern sich KMU damit entscheidende Wettbewerbsvorteile»,<br />

erklärt Glenn Oberholzer,<br />

CEO der Stimmt AG. Für KMU stellt sich also<br />

die Frage: Wie kann ich die für meine Zielkunden<br />

relevanten Interaktionen so gestalten, dass<br />

sie positiv in Erinnerung bleiben und das Verhalten<br />

der Kunden für mich geschäftsfördernd<br />

ist? Wie kann ich die Beziehung zu meinen<br />

Kunden stärken und sie dadurch zu Markenbotschaftern<br />

machen?<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Als schweizweit grösster<br />

Energielösungsanbieter<br />

leistet Helion mit seinen Produkten<br />

und Services einen<br />

entscheidenden Beitrag zur<br />

Energiewende. Neben Solaranlagen<br />

und Wärmepumpen<br />

bietet das Unternehmen<br />

auch Komplettlösungen rund<br />

um Elektromobilität an. Die<br />

<strong>Firma</strong> betreibt sechs Standorte<br />

in der ganzen Schweiz<br />

und beschäftigt über 550<br />

Mit arbeitende.<br />

helion.ch<br />

Mehrwert für Kunden stiften<br />

Diese Fragen musste sich auch das Energielösungsunternehmen<br />

Helion Energy AG aus<br />

Zuchwil stellen. Ihre Herausforderung: Der<br />

Markt für alternative Energien ist von grosser<br />

Konkurrenz geprägt, die Produkte jedoch<br />

austauschbar. «Um uns von den Mitbewerbern<br />

abzuheben und unsere ambitionierten Wachstumsziele<br />

zu erreichen, müssen wir uns über<br />

unsere Services differenzieren – und über das<br />

Kundenerlebnis. An Ideen mangelte es uns<br />

nicht, aber wir mussten herausfinden, mit<br />

welchen Massnahmen wir tatsächlich einen<br />

Mehrwert für unsere Kunden stiften», so Lukas<br />

Karrer, Leiter Digital. Das sei der springende<br />

Punkt, sagt Glenn Oberholzer. «Bei Customer<br />

Experience Management gehe es nicht darum,<br />

alle Interaktionen mit dem Unternehmen zu<br />

verbessern, sondern diejenigen Interaktionen<br />

zu bestimmen, die für den Kunden als relevant<br />

angesehen werden, und sich auf diese zu fokussieren.»<br />

Setzt man den Fokus auf die relevanten<br />

Interaktionen, können die Ressourcen<br />

genau dort eingesetzt werden, wo sie den grössten<br />

Impact haben.<br />

«Viele Unternehmen meinen zu glauben, dass<br />

sie die Kundenbedürfnisse genau kennen.<br />

Diese Inside-Out-Sicht führt leider oft zu Fehlern.<br />

Das beste Produkt begeistert einen Kun-<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

14 03/<strong>2023</strong>


CUSTOMER EXPERIENCE MANAGEMENT<br />

Der Energiewendemacher:<br />

Lukas Karrer, Leiter Digital<br />

beim Energielösungsanbieter<br />

Helion.<br />

03/<strong>2023</strong> 15<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


«Die Rückmeldungen<br />

der Stakeholder 3<br />

haben uns genau<br />

aufgezeigt, wo sie sich<br />

Unterstützung für<br />

ihren Arbeitsalltag<br />

wünschen. Dort<br />

haben wir angesetzt.»<br />

Patrick Meier,<br />

Geschäftsführer Belcolor AG<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Belcolor AG Flooring wurde<br />

1971 gegründet und hat<br />

sich zum namhaften Grosshändler<br />

von exklusiven Bodenbelägen<br />

entwickelt. Das<br />

Unternehmen mit Hauptsitz<br />

in St. Gallen beschäftigt<br />

75 Mitarbeitende an fünf<br />

Standorten und bietet seinen<br />

Kunden neben einem grossen<br />

Produktsortiment auch<br />

vielseitige Beratungs- und<br />

Serviceangebote.<br />

belcolor.ch<br />

Geschäftsführer Patrick Meier<br />

hat früh erkannt, dass der<br />

Weg zum Erfolg über<br />

das Kundenerlebnis führt.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

16 03/<strong>2023</strong>


CUSTOMER EXPERIENCE MANAGEMENT<br />

Tipps und<br />

Tricks<br />

den nicht, wenn es an anderer Stelle in der<br />

Customer Journey hakt und es Probleme bei<br />

der Bestellung oder Wartezeiten in der Hotline<br />

gibt. Der erste Schritt beim Customer Experience<br />

Management ist deshalb immer, sich in<br />

die Schuhe der Kunden zu versetzen. Die Perspektive<br />

der Kunden einzunehmen, hilft dabei,<br />

zu verstehen, worauf diese Wert legen.»<br />

Die Helion Energy AG führte diverse Kundengespräche<br />

und stellte fest: Zum einen fehlt es<br />

Kundinnen und Kunden oft am nötigen Fachwissen<br />

und an umfassenden Informationen<br />

beim Kaufentscheid, zum anderen scheuen<br />

viele den lästigen Papierkram mit den Behörden,<br />

wenn es um den Einbau einer Photovoltaikanlage<br />

oder Wärmepumpe geht. Für beides<br />

hat Helion eine Lösung entwickelt. Ihr digitaler<br />

Konfigurationsrechner bietet mit wenigen<br />

Klicks einen detailgetreuen Überblick über<br />

Preise, Alternativen und Rentabilität des Produkts;<br />

zudem begleitet Helion vom Papierkram<br />

über die Finanzierungsplanung bis zum Behördengang<br />

sämtliche anfallenden Arbeiten rund<br />

um die Anlage. «Helion baut die Anlage nicht<br />

nur ein, sondern bietet von der Offerte bis zur<br />

Wartung über den ganzen Prozess hinweg ein<br />

Rundum-sorglos-Paket – und erfüllt damit ein<br />

echtes Kundenbedürfnis», sagt Lukas Karrer.<br />

Mit Erfolg: Seit der Einführung der beiden<br />

Massnahmen konnte die <strong>Firma</strong> trotz Konkurrenzdruck<br />

stetig wachsen. Das sei aber kein<br />

Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, so<br />

Karrer: «Kundenzentriertheit ist kein Projekt,<br />

das irgendwann abgeschlossen ist. Es ist eine<br />

Haltung und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

über alle Schnittstellen hinweg.»<br />

Differenzierung durch Mehrwert<br />

Auch bei der Belcolor AG, dem führenden Anbieter<br />

von Bodenbelägen in der Schweiz, hat man<br />

früh erkannt, dass der Weg zum Erfolg über<br />

das Kundenerlebnis führt. «Wir sind in einem<br />

Markt mit austauschbaren Produkten tätig, die<br />

Digitalisierung hat zudem gerade im Handel gezeigt,<br />

dass disruptive Geschäftsmodelle ganze<br />

Branchenzweige auslöschen können. Wer garantiert<br />

mir also, dass wir in 15 Jahren noch erfolgreich<br />

sind?», sagt Patrick Meier, Geschäftsführer<br />

der Belcolor AG. Noch verzeichnet seine<br />

<strong>Firma</strong> keine Umsatzeinbussen, aber abwarten,<br />

bis es so weit ist, will Meier nicht: «Wir müssen<br />

uns im preisgetriebenen Verdrängungskampf<br />

durch den Kundennutzen differenzieren. Dafür<br />

mussten wir unser Geschäftsmodell dahingehend<br />

entwickeln, dass wir nicht nur Produkte<br />

1 <br />

Kennen Sie Ihre Kunden<br />

Eine genaue Analyse ist die<br />

Basis für ein erfolgreiches<br />

Customer Experience Management.<br />

Dabei sollten Sie<br />

die folgenden Fragen beantworten:<br />

Wer sind Ihre Kunden?<br />

Welche Erwartungen<br />

haben sie an Ihr Produkt,<br />

Ihre Dienstleistung, Ihr Unternehmen?<br />

Welches sind<br />

die wichtigsten Pain Points<br />

entlang der Customer Journey,<br />

und wie können Sie sie<br />

verbessern?<br />

2 <br />

Analysieren Sie die<br />

wichtigsten Touchpoints<br />

Nicht alle Interaktionen mit<br />

einem Unternehmen sind<br />

relevant aus Kundensicht.<br />

Bestimmen Sie diejenigen<br />

Berührungspunkte, die für<br />

die Kunden als relevant<br />

angesehen werden, und<br />

fokussieren Sie sich darauf.<br />

Dadurch können Sie Ihre<br />

Ressourcen dort einsetzen,<br />

wo sie den meisten Nutzen<br />

generieren. Optimieren Sie<br />

diese Interaktionen auf ein<br />

positives Kundenerlebnis,<br />

führt dies zu begeisterten<br />

Kunden.<br />

3 <br />

Planen Sie eine ganzheitliche<br />

Strategie<br />

Einzelne Massnahmen zur<br />

Steigerung der Interaktion<br />

und Kundenzufriedenheit<br />

sind gut und schön, führen<br />

aber nicht zwingend zum<br />

Erfolg. Im schlimmsten Fall<br />

investieren Sie mehr, als<br />

Sie profitieren. Denken Sie<br />

deshalb ganzheitlich und<br />

strategisch, um sich in Sachen<br />

Customer Experience<br />

wirklich professionell aufzustellen.<br />

Dabei sollten Sie<br />

alle nach aussen sichtbaren<br />

Prozesse kritisch hinterfragen.<br />

verkaufen, sondern einen Mehrwert über traditionelle<br />

Dienstleistungen hinaus bieten.»<br />

Gemeinsam mit der Stimmt AG analysierte<br />

die Belcolor in zahlreichen Interviews, wo<br />

die grössten Pain Points ihrer Kunden liegen<br />

und wie sie diese lösen könnte. «Die Rückmeldungen<br />

der Stakeholder haben uns genau<br />

aufgezeigt, wo sie sich Unterstützung für ihren<br />

Arbeitsalltag wünschen. Dort haben wir<br />

angesetzt», so Meier. Entstanden sind dabei<br />

zwei innovative Dienstleistungen: ein mobiler<br />

Laserscanner, der für das Ausmessen und die<br />

computerunterstützte Herstellung von Treppenstufen<br />

gebucht werden kann – «ein bisher<br />

ausschliesslich manueller und sehr aufwendiger<br />

Prozess für Bodenleger, den wir durch unseren<br />

präzisen und schnellen Service komplett<br />

ersetzen können». Und zwei Terrassen-Trucks,<br />

die das gesamte Outdoor-Equipment der Belcolor<br />

als mobile Showrooms direkt zu den<br />

Kunden nach Hause bringen – inklusive Expertenberatung<br />

für die Gartengestaltung. Weitere<br />

Projekte für ein verbessertes Kundenerlebnis<br />

sind auch bei der Belcolor bereits in Planung.<br />

«Die beiden Beispiele zeigen, dass Customer<br />

Experience Management schnell viel Mehrwert<br />

bringt und dabei gar nicht so kompliziert ist,<br />

wie viele meinen. Es braucht Bereitschaft, sich<br />

in die Kunden hineinzuversetzen, sich selbst,<br />

seine Produkte und Prozesse zu hinterfragen<br />

und konkrete Massnahmen zu implementieren.<br />

Ich rate allen KMU, egal wie gross oder<br />

klein, diese beiden Punkte auf die eine oder<br />

andere Art anzugehen und regelmässig umzusetzen,<br />

wenn sie ihre <strong>Firma</strong> weiterentwickeln<br />

und nachhaltig erfolgreich bleiben wollen», so<br />

Glenn Oberholzer.<br />

●<br />

Der Experte<br />

Seit 1998 unterstützt die Stimmt AG Klienten<br />

dabei, sich durch positive Kundenerlebnisse zu<br />

differenzieren. Als Vorreiter in den Bereichen<br />

Kundenfokus, Kundenbeziehungen und Kundenerlebnisse<br />

sind Glenn Oberholzer und sein Team<br />

Experten, wenn es darum geht, mehr Kundennähe<br />

zu schaffen.<br />

stimmt.ch<br />

03/<strong>2023</strong> 17<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIE GRAFIK: MOBILITÄT<br />

Autoland Schweiz<br />

Auch wenn die Schweiz als eine ÖV-Hochburg gilt, ist das Auto auch<br />

hierzulande das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel. Stark auf dem<br />

Vormarsch ist die E-Mobilität – aber es gibt Vorbehalte.<br />

0 km<br />

Auf Achse<br />

Von den 30 Kilometern, die Herr und Frau Schweizer 2021<br />

täglich zurückgelegt haben, entfielen mehr als zwei Drittel<br />

auf das Auto. Die Bahn brachte es dagegen nur gerade auf<br />

4,9 Kilometer. Besonders mobil waren die 18–24-Jährigen,<br />

die im Schnitt 40,9 Kilometer zurücklegten.<br />

Neue Inverkehrsetzungen<br />

2022 wurden in der Schweiz 322ʹ387<br />

Motorfahrzeuge neu in Verkehr gesetzt.<br />

Dies sind 7,8 Prozent weniger als 2021. Im<br />

Vergleich zum letzten «Vor-Covid-Jahr» 2019<br />

betrug das Minus sogar 21,2 Prozent.<br />

Dazu beigetragen hat auch der Ukraine-Krieg,<br />

der die pandemiebedingten Lieferengpässe<br />

noch verschärfte. Die Personenwagen machten<br />

rund drei Viertel der Neuzulassungen aus.<br />

E-Autos nehmen zu<br />

2022 waren 17,7 Prozent<br />

der neu zugelassenen<br />

Personenwagen rein<br />

elektrisch betrieben,<br />

4,5 Prozentpunkte mehr<br />

als 2021 (13,2%).<br />

Auto<br />

20,8 km<br />

Öffentlicher Strassenverkehr<br />

1,0 km<br />

Motorisierte<br />

Zweiräder<br />

0,4 km<br />

30 km<br />

Freie Fahrt<br />

Klimaaktivisten können sich noch so oft vor<br />

dem Gotthard auf den Asphalt kleben:<br />

Schweizerinnen und Schweizer verbinden mit<br />

dem Autofahren in erster Linie Selbstständigkeit,<br />

Freiheit und Spass – die Umweltbelastung<br />

folgt erst an vierter Stelle.<br />

Zustimmung in Prozent:<br />

Selbstständigkeit<br />

Freiheit<br />

Spass<br />

Umweltbelastung<br />

Aktiv sein<br />

Ruhe<br />

Luxus<br />

Entspannung<br />

Attraktivität<br />

Stress<br />

Fortschrittlichkeit<br />

Faul sein<br />

Vorgestrigkeit<br />

Ansehen/Prestige<br />

Keine<br />

30<br />

28<br />

22<br />

20<br />

20<br />

19<br />

13<br />

12<br />

10<br />

9<br />

5<br />

4<br />

5<br />

65<br />

59<br />

Bahn<br />

4,9 km<br />

Geteilte Meinungen<br />

Die Elektromobilität ist auf dem<br />

Vormarsch: Mehr als die Hälfte<br />

der Schweizerinnen und Schweizer<br />

kann sich den Umstieg vorstellen.<br />

Fast 30 Prozent lehnen die neue<br />

Antriebstechnologie allerdings<br />

kategorisch ab.<br />

29%<br />

Kommt nicht<br />

in Frage<br />

16%<br />

Weiss nicht<br />

Zu Fuss<br />

1,6 km<br />

56%<br />

Kann ich mir<br />

vorstellen<br />

Alter 18–35<br />

Velo (inkl. E-Bike)<br />

0,9 km<br />

Übrige<br />

0,4 km<br />

Kein Umdenken<br />

Mehr als zwei Drittel aller Schweizer<br />

- innen und Schweizer finden es nach<br />

wie vor wichtig, ein eigenes Auto zu<br />

besitzen. Selbst bei den Jüngeren ist<br />

die Klimajugend eine klare Minderheit:<br />

Gerade einmal 37 Prozent der<br />

18–35-Jährigen legen keinen Wert<br />

darauf, einen PKW zu besitzen.<br />

unwichtig/eher unwichtig <br />

36–55<br />

>55<br />

eher wichtig/wichtig<br />

0% 20 40 60 80 100<br />

Quellen: AXA Mobilitätstacho <strong>2023</strong>; Bundesamt für Statistik BfS<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

18 03/<strong>2023</strong>


Sicherheit<br />

Leserfrage<br />

Zu viel<br />

auf dem Tacho<br />

Ich habe ein Auto im Internet verkauft<br />

und aus Versehen in den Artikel geschrieben,<br />

dass der Wagen zirka 65’000 Fahrkilometer<br />

habe. Als der Käufer den<br />

Wagen abholte, bemerkte er, dass auf<br />

dem Tacho 85’000 Kilometer steht.<br />

Er sprach mich darauf an. Ich erklärte<br />

ihm, dass dies ein Tippfehler meinerseits<br />

gewesen sei, und entschuldigte mich für<br />

dieses Versehen. Eine Preisreduktion<br />

möchte ich dem Käufer nicht gewähren.<br />

Ist dieses Vorgehen korrekt?<br />

P. K., Chur<br />

Der Kilometerstand stellt eine zugesicherte<br />

Eigenschaft eines Autos dar. Weil der<br />

Kilometerstand nun höher ist als im Internet<br />

von Ihnen angepriesen, verringert sich der<br />

Wert des Fahrzeugs. Der Käufer kann daher<br />

eine nachträgliche Preisminderung oder<br />

sogar unter Anwendung von Art. 205 Abs. 1<br />

OR eine Rückabwicklung des Vertrags<br />

geltend machen. Wir raten Ihnen daher, auf<br />

die Preisminderung einzugehen.<br />

Carole Kaufmann Ryan<br />

Anwältin AXA-ARAG<br />

Fotos: zVg; Somyot Techapuwapat/EyeEm<br />

Anlagen: Frauen<br />

konservativer, aber<br />

konstanter als Männer<br />

Beim Geldanlegen zeigt sich ein klarer Gender-Gap: Männer sind risikoreicher<br />

unterwegs, werfen ihre Strategie aber auch dreimal häufiger<br />

über den Haufen als Frauen. Auch Junge und Alte zeigen ein<br />

massiv unterschiedliches Anlageverhalten, wie eine Statistik der AXA<br />

zeigt. Frauen investieren nicht nur seltener, sondern wenn sie es tun,<br />

dann auch mit einer kleineren Summe und deutlich weniger risikoreich.<br />

Bei der AXA beträgt das durchschnittliche Investitionsvolumen<br />

von Männern 90’000 Franken, von Frauen 75’000 Franken. Während<br />

Anleger durchschnittlich einen Aktienanteil von 63 Prozent wählen,<br />

entscheiden sich Anlegerinnen für einen im Schnitt um 10 Prozent<br />

tieferen Aktienanteil und investieren stattdessen vermehrt in Edelmetalle<br />

und Immobilien. Was ebenfalls auffällt: Männer stellen gemäss<br />

den Zahlen der AXA öfter eine individuelle Strategie zusammen<br />

(32%) als Frauen (25%) und passen diese mehr als dreimal öfter an.<br />

Investorinnen schichten also weniger um, was bei langfristigen Anlagen<br />

meist sinnvoll ist. Die Statistik der AXA zeigt auch: Bei unter<br />

50-Jährigen ist der Unterschied zwischen Anlegern und Anlegerinnen<br />

bezüglich Risikobereitschaft noch grösser. Frauen dieser Altersklasse<br />

investieren nicht nur 10, sondern gar 15 Prozent weniger in Aktien<br />

als ihre männlichen Altersgenossen. Man könnte auch sagen, junge<br />

Männer lieben das Risiko besonders. Denn: Generell wählen Jüngere<br />

einen höheren Aktienanteil als Ältere – 71 Prozent beträgt er bei der<br />

Altersgruppe 31 bis 40, nur 45 Prozent bei den über 70-Jährigen.<br />

03/<strong>2023</strong><br />

19 <strong>Meine</strong> FIRMA


FUTURE LEADERSHIP SKILLS<br />

Befiehlst du noch,<br />

oder führst du schon?<br />

Die zunehmend komplexe Welt und neue Bedürfnisse<br />

der Arbeitnehmenden setzen Führungskräfte unter Druck.<br />

Wie der Führungsstil der Zukunft aussieht und welche<br />

Fähigkeiten es dafür braucht.<br />

Text Melanie Ade<br />

I<br />

n Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung<br />

müssen sich KMU nie dagewesenen<br />

Herausforderungen stellen. Neue<br />

Technologien, schnelllebige Trends und<br />

disruptive Geschäftsmodelle zwingen<br />

Unternehmen und ihre Führungskräfte, sich<br />

selbst und die eigene Organisation stetig weiterzuentwickeln<br />

und flexibel auf komplexe<br />

Veränderungen zu reagieren. Darüber hinaus<br />

hat der Fachkräftemangel das Gleichgewicht<br />

im Arbeitsmarkt verschoben, Arbeitnehmende<br />

können sich heutzutage aussuchen, wo sie<br />

arbeiten möchten. Das bedingt auch ein Umdenken<br />

der Führungskräfte, sagt Leadership-<br />

Experte Prof. Dr. Wolfgang Jenewein.<br />

Positive Führung auf Augenhöhe<br />

Wo früher ein klassisch hierarchischer Führungsstil<br />

ausgereicht habe, um Erfolg zu haben,<br />

müsse man heute auf positive Führung<br />

auf Augenhöhe setzen, sagt Wolfgang Jenewein:<br />

«Es geht darum, Menschen zu sehen<br />

und zu hören, eine echte Verbindung zu ihnen<br />

aufzubauen und ihnen das Gefühl zu geben,<br />

dass sie wertvoll sind. Dafür braucht man<br />

ein aufrichtiges Interesse am Gegenüber. Man<br />

kann ein Zielerreichungsgespräch kühl und ergebnisorientiert<br />

führen oder menschlich und<br />

involvierend. Man kann oberlehrerhaft auf<br />

Missstände und Qualitätsmängel hinweisen<br />

oder der Belegschaft wertschätzend begegnen<br />

und sie fragen, wo sie selbst Verbesserungspotenzial<br />

sieht.»<br />

«Führung ist keine Frage der Zeit,<br />

sondern der Haltung.»<br />

Wolfgang Jenewein, Titularprofessor, Universität St. Gallen<br />

Aktivieren statt korrigieren<br />

In einem modernen Führungsverständnis verschieben<br />

sich die Schwerpunkte, der Chef von<br />

gestern wird zum Coach von heute. Führungskräfte<br />

müssen ihre Mitarbeitenden aktivieren,<br />

zum Mitdenken und Mitmachen motivieren,<br />

anstatt starre Strategien und Prozesse vorzugeben<br />

und abarbeiten zu lassen. Dabei gehe es<br />

nicht darum, seine Mitarbeitenden mit Samthandschuhen<br />

anzufassen, so Jenewein: «Vorgesetzte<br />

dürfen nach wie vor fordern, aber in<br />

erster Linie sollten sie die Stärken ihrer Mit-<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

20 03/<strong>2023</strong><br />

Foto: iStock


FUTURE LEADERSHIP SKILLS<br />

arbeitenden erkennen und diese weiterentwickeln.<br />

Geschulte und intrinsisch motivierte<br />

Mitarbeitende setzen sich in der Regel überdurchschnittlich<br />

für die <strong>Firma</strong> ein. Dafür benötigen<br />

sie aber im Umkehrschluss Freiräume<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten.»<br />

Wer jetzt der Meinung ist, das Thema Organisationsentwicklung<br />

oder Führungskultur<br />

betreffe ihn nicht, der irre, so der Betriebsökonom:<br />

«Wer seinen Führungsstil nicht anpasst,<br />

wird mittelfristig keine geeigneten Talente<br />

mehr für sein Unternehmen finden und damit<br />

langfristig die eigene <strong>Firma</strong> nicht mehr so agil<br />

und innovativ weiterentwickeln können, wie<br />

es nötig wäre, um im Wettbewerb bestehen zu<br />

können. Das führt dazu, dass die Kunden weiterziehen<br />

und man Stück für Stück hinter die<br />

Konkurrenz zurückfällt.»<br />

Alles beginnt mit Selbstreflexion<br />

KMU tun also gut daran, sich innerhalb der<br />

Geschäftsleitung einmal selbst zu reflektieren:<br />

Wie führen wir eigentlich? Was ist unser<br />

Verständnis der Zusammenarbeit in der Organisation?<br />

Wie hat sich das entwickelt in den<br />

letzten Jahren? In vielen Fällen könne der Austausch<br />

mit einem Organisationsentwicklungscoach<br />

helfen, sagt Wolfgang Jenewein. Danach<br />

empfehle es sich, ein gemeinsames Führungs-<br />

Der Experte<br />

Wolfgang Jenewein ist Titularprofessor<br />

für Leadership<br />

an der Universität St. Gallen.<br />

Seine Forschung beschäftigt<br />

sich schwerpunktmässig mit<br />

positiver Führung, der kulturellen<br />

Transformation von<br />

Organisationen sowie der<br />

Führung von Hochleistungsteams<br />

in der Wirtschaft und<br />

im Sport. Mit seiner eigenen<br />

Leadership- und Kulturberatung<br />

Jenewein AG befähigt<br />

er gemeinsam mit seinen<br />

Mitarbeitenden Organisationen,<br />

Teams und Individuen,<br />

ihre Potenziale zu entfalten.<br />

linkedin.com/in/wolfgangjenewein<br />

verständnis zu entwickeln und das im Rahmen<br />

eines begleiteten Entwicklungsprozesses innerhalb<br />

der <strong>Firma</strong> zu verankern. «Einen neuen<br />

Führungsstil muss man regelmässig trainieren,<br />

nicht nur einmalig predigen. So entsteht<br />

langsam ein Bewusstsein für gute Führung, für<br />

gutes Miteinander und für eine positive Unternehmenskultur»,<br />

so der Experte.<br />

Menschlich und authentisch<br />

Für Führungskräfte hat Wolfgang Jenewein zuletzt<br />

noch drei wichtige Tipps: «Erstens: Nimm<br />

dich selbst nicht so verdammt wichtig.» Nur<br />

wer Bodenhaftung bewahre und auch mal über<br />

sich selbst lachen könne, schaffe Nähe zu seinen<br />

Mitarbeitenden und erhalte auch ehrliches<br />

Feedback, wenn etwas mal nicht so gut läuft.<br />

Zweitens: «Sei du selbst und spiel keine Rolle.<br />

Führungskräfte sind auch nur Menschen.» Zeigen<br />

Sie sich auch einmal verletzlich, teilen Sie<br />

Ängste, Sorgen und Fehler mit Ihren Mitarbeitenden.<br />

Wir verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz<br />

als mit unseren Familien, da sollte das<br />

Umfeld von Menschlichkeit geprägt sein. Das<br />

Commitment Ihrer Belegschaft wird Ihnen sicher<br />

sein. Und drittens: «In dir muss brennen,<br />

was du in anderen entzünden willst. Nur wer<br />

selbst eine Leidenschaft hat für das, was er tut,<br />

kann andere motivieren und mitreissen.» ●<br />

Weiterkommen<br />

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Mitgliedfirmen<br />

Praxisorientierte Lehrgänge und Seminare<br />

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one step 03/<strong>2023</strong> ahead.<br />

21<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


STUDIE<br />

Nur wenige KMU ergreifen<br />

konkrete Massnahmen, um<br />

einer bestehenden<br />

Geschlechterungleichheit<br />

entgegenzuwirken.<br />

Foto: iStock<br />

Möglichkeiten für Teilzeitarbeit<br />

in typischen<br />

Männerberufen immer<br />

noch beschränkt<br />

KMU befürworten Teilzeitarbeit, das erforderliche Mindestpensum liegt jedoch bei vielen<br />

Unternehmen bei 80 Prozent. Das erschwert gerade Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.<br />

Und auch die Viertagewoche erhält zunehmend Gegenwind.<br />

Text Melanie Ade<br />

A<br />

ufgrund des demografischen Wandels<br />

befindet sich der Arbeitsmarkt<br />

im Umbruch: Erstmals werden mehr<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

pensioniert, als neue in den<br />

Arbeitsmarkt eintreten – die Arbeitgebenden<br />

sind mit einem zunehmend ausgetrockneten<br />

Arbeitsmarkt konfrontiert. Der Umbruch im<br />

Arbeitsmarkt betrifft jedoch nicht nur die Zahl<br />

der Arbeitskräfte, sondern auch deren Erwartungen<br />

und Anforderungen. Gerade weil sich aufgrund<br />

des Arbeitskräftemangels die Kräfteverhältnisse<br />

zugunsten der Arbeitnehmerschaft<br />

verschieben, gewinnen deren Bedürfnisse an<br />

Bedeutung.<br />

Ein wichtiger und viel diskutierter Trend ist<br />

die Teilzeitarbeit. Grundsätzlich sind Schweizer<br />

KMU der Teilzeitarbeit gegenüber positiv einge-<br />

<strong>Meine</strong><br />

<strong>Meine</strong> FIRMA FIRMA<br />

22 03/<strong>2023</strong>


STUDIE<br />

«Es macht einen grossen Unterschied, ob mit Teilzeitarbeit<br />

ein 40- oder ein 80-Prozent-Pensum gemeint ist.»<br />

Michael Hermann, Leiter Sotomo<br />

stellt. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen<br />

KMU-Arbeitsmarktstudie, welche die AXA in<br />

diesem Jahr zum zweiten Mal mit dem Forschungsinstitut<br />

Sotomo durchgeführt hat: Nur<br />

rund eines von zehn Unternehmen sieht keinen<br />

Nutzen in einem 80-Prozent-Pensum gegenüber<br />

einer Vollzeitanstellung. In Zeiten des<br />

Fachkräftemangels stellt sich zwar aus volkswirtschaftlicher<br />

Sicht zunehmend die Frage,<br />

ob sich die Schweizer Wirtschaft Teilzeitarbeit<br />

überhaupt leisten kann – Fakt ist aber, dass<br />

das Wunschpensum der Schweizerinnen und<br />

Schweizer über alle Altersgruppen hinweg im<br />

Teilzeitbereich liegt.<br />

Hohe Untergrenze beim Mindestpensum<br />

Das Problem: Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit.<br />

«In der Debatte um Teilzeitarbeit wird oft generalisiert<br />

von Teilzeitarbeit im Allgemeinen gesprochen.<br />

Konkret macht es aber einen grossen<br />

Unterschied, ob mit Teilzeitarbeit ein 40- oder<br />

ein 80-Prozent-Pensum gemeint ist», erklärt<br />

Michael Hermann, Leiter Sotomo. Für die KMU-<br />

Arbeitsmarktstudie wurden die Unternehmen<br />

deshalb gefragt, wie hoch das Arbeitspensum<br />

sein muss, damit Mitarbeitende ihre Aufgaben<br />

und Verpflichtungen vollumfänglich erfüllen<br />

kön nen. Die Studienergebnisse zeigen: Die Untergrenze<br />

liegt bei kleinen KMU mit 5 bis 9 Mitarbeitenden<br />

bei einem mittleren 80-Prozent-Pensum<br />

und damit deutlich höher als bei mittleren<br />

und grossen KMU, bei denen auch ein mittleres<br />

60-Prozent-Pensum ausreicht (Grafik 1).<br />

Am tiefsten ist das Mindestpensum mit 50 Prozent<br />

in Branchen mit einem hohen Frauenanteil<br />

wie dem Detailhandel, dem Erziehungswesen<br />

sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen. «Die<br />

anhaltende Rollenverteilung der Haushalts- und<br />

Erziehungsarbeit führt dazu, dass Teilzeitarbeit<br />

in typischen Frauenberufen verbreitet und institutionalisiert<br />

ist, während die Möglichkeiten<br />

zur Teilzeitarbeit in typischen Männerberufen<br />

nach wie vor beschränkt sind. Man kann sich<br />

also fragen, wie sehr die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit<br />

mit der Tätigkeit an sich zu tun hat<br />

und wie sehr mit den anhaltenden Rollenbildern»,<br />

so Hermann.<br />

Einfluss gesellschaftlicher Vorstellungen<br />

43 Prozent der befragten KMU begründeten<br />

das bei ihnen vorherrschende Mindestpensum<br />

mit einem erhöhten Koordinations- und Planungsaufwand,<br />

der bei einem tieferen Pensum<br />

anfallen würde. An zweiter Stelle nannten die<br />

Befragten die Erwartung der Kundschaft an die<br />

Grafik 1: Notwendiges Mindestpensum –<br />

nach Unternehmensgrösse und Branche<br />

Kleine KMU (5–9)<br />

Mittlere KMU (10–49)<br />

Grosse KMU (50–250)<br />

Erbringung von Finanz- und<br />

Versicherungsdienstleistungen<br />

Information und Kommunikation<br />

Handel<br />

Baugewerbe/Bau<br />

Industrie<br />

Gastgewerbe/Beherbergung<br />

und Gastronomie<br />

Detailhandel<br />

Erziehung und Unterricht<br />

Gesundheits- und Sozialwesen<br />

Nach Unternehmensgrösse<br />

Nach Branche<br />

0%<br />

80%<br />

60%<br />

60%<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

80%<br />

80%<br />

80%<br />

80%<br />

60%<br />

60%<br />

50%<br />

50%<br />

50%<br />

25% 50% 75% 100%<br />

«Wie hoch muss das Arbeitspensum von regulären Mitarbeitenden Ihres Unternehmens<br />

mindestens sein, damit diese ihre Aufgaben und Verpflichtungen vollumfänglich erfüllen<br />

können?» (N=301), Erwerbspensum in Prozent, dargestellt der Median.<br />

Grafik 2: Massnahmen zur Reduktion<br />

des Geschlechterungleichgewichts<br />

Flexible Arbeitszeiten<br />

Förderung von Teilzeitarbeit<br />

und Jobsharing<br />

Möglichkeit vom Homeoffice<br />

Berücksichtigung des<br />

Geschlechts bei Rekrutierung<br />

Keine Sitzungen zu Randzeiten<br />

Gezielte Förderprogramme<br />

Geschlechterquoten<br />

Anderes<br />

Keine Massnahmen<br />

0%<br />

36%<br />

29%<br />

22%<br />

18%<br />

11%<br />

10%<br />

6%<br />

2%<br />

30%<br />

25% 50% 75% 100%<br />

«Welche Massnahmen ergreift Ihr Unternehmen, um die Gleichstellung der Geschlechter<br />

zu erreichen?». Nur KMU mit Geschlechterungleichheit, (N = 201), Angaben in Prozent.<br />

03/<strong>2023</strong> 23<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


STUDIE<br />

«Die Schweizer Wirtschaft wäre aber darauf angewiesen,<br />

dass Frauen in höheren Pensen arbeiten.»<br />

Michael Hermann, Leiter Sotomo<br />

Präsenzzeit der Mitarbeitenden (41%). Nur ein<br />

gutes Drittel (35%) begründet das Mindestpensum<br />

damit, dass die Arbeit an sich eine gewisse<br />

Präsenzzeit erfordere. Während der erhöhte Koordinations-<br />

und Planungsaufwand bei niedrigprozentigen<br />

Pensen auf der Hand liegt, haben<br />

durch die Kundschaft erforderte Präsenzzeiten<br />

viel mit gesellschaftlichen Vor-stellungen zu<br />

tun. Bei Unternehmen und Branchen mit einem<br />

hohen Mindestpensum stellt sich also ebenfalls<br />

die Frage, ob dies durch die Arbeit selbst bedingt<br />

ist, oder durch gesellschaftliche Vorstellungen<br />

über die Art und Weise der Ausübung eines bestimmten<br />

Berufs.<br />

Viertagewoche erhält Gegenwind<br />

Im Vergleich zur Vorjahresbefragung ist die<br />

Skepsis gegen eine gesetzliche Viertagewoche<br />

gestiegen: Während 2022 noch 39 Prozent der<br />

Befragten die Einführung einer allgemeinen<br />

Viertagewoche positiv beurteilten, ist der Anteil<br />

<strong>2023</strong> auf unter ein Drittel (31%) gesunken.<br />

Die Studienergebnisse zeigen darüber hinaus,<br />

dass bei Schweizer KMU sehr unterschiedliche<br />

Vorstellungen darüber herrschen, was die<br />

Einführung der Viertagewoche überhaupt bedeutet.<br />

Nur eine Minderheit der Befragten,<br />

nämlich 39 Prozent, versteht darunter die Reduktion<br />

der Arbeitszeit bei gleichbleibendem<br />

Lohn (Modell Lohnausgleich). 32 Prozent der Befragten<br />

gehen davon aus, dass eine Viertagewoche<br />

bedeutet, dass die gleiche Stundenzahl<br />

wie heute in vier statt in fünf Tagen geleistet<br />

Grafik 3:<br />

Verständnis der<br />

Viertagewoche<br />

39%<br />

Reduzierte<br />

Stundenzahl<br />

bei<br />

gleichem<br />

Lohn<br />

30%<br />

Reduzierte<br />

Stundenzahl<br />

bei<br />

reduziertem<br />

Lohn<br />

32%<br />

Gleiche<br />

Stundenzahl<br />

bei<br />

gleichem<br />

Lohn<br />

«Was verstehen Sie unter<br />

einer solchen, auf vier Tage<br />

verkürzten Arbeitswoche?»<br />

(N=301), Angaben in<br />

Prozent.<br />

wird (Modell Arbeitszeitverlagerung). Weitere<br />

30 Pro zent gehen zwar von einer Reduktion der<br />

Stundenzahl pro Woche aus, jedoch bei gleichzeitiger<br />

Reduktion des Lohns (Modell Arbeitszeitausgleich,<br />

Grafik 3).<br />

Bei jenem Teil der Befragten, der gegenüber<br />

der Viertagewoche positiv eingestellt ist, deckt<br />

sich die Vorstellung davon häufiger mit dem<br />

Lohnausgleichsmodell als bei den Skeptikern.<br />

55 Prozent von ihnen, die sich für eine Viertagewoche<br />

aussprechen, verstehen darunter eine Reduktion<br />

der Arbeitszeit bei gleichbleibendem<br />

Lohn. Insgesamt sprechen sich allerdings nur<br />

17 Prozent für eine Viertagewoche mit gleichbleibendem<br />

Lohn aus. «80-Prozent-Anstellungen<br />

sind heute breit akzeptiert. Auf eine gesetzliche<br />

Viertagewoche und erst noch mit<br />

Lohnausgleich wollen sich hingegen die wenigsten<br />

KMU einlassen», so Michael Hermann.<br />

Kaum konkrete Massnahmen<br />

zur Frauenförderung<br />

Eine vieldiskutierte Strategie im Umgang mit<br />

dem Arbeitskräftemangel ist eine höhere Erwerbsbeteiligung<br />

der Frauen. Denn meist sind<br />

es nach wie vor die Frauen, die einen grösseren<br />

Teil der Haus- und Erziehungsarbeit übernehmen<br />

und deshalb ihr Pensum reduzieren.<br />

Die Schweizer Wirtschaft wäre aber darauf<br />

angewiesen, dass Frauen in höheren Pensen arbeiten.<br />

Die Studienergebnisse zeigen, dass zwar<br />

70 Prozent der befragten Unternehmen mit<br />

bestehender Geschlechterungleichheit versuchen,<br />

dem entgegenzuwirken (Grafik 2). Nur<br />

wenige KMU ergreifen jedoch gezielte Massnahmen:<br />

Am meisten verbreitet sind flexible<br />

Arbeitszeiten (36%) und die Ermöglichung<br />

von Teilzeitarbeit und Jobsharing (29%). Noch<br />

seltener sind gezielte Massnahmen wie die Berücksichtigung<br />

des Geschlechts bei der Rekrutierung<br />

(18%) oder gezielte Förderprogramme<br />

(10%). «Gerade die letzten beiden Massnahmen<br />

könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten,<br />

dass Frauen nicht nur häufiger angestellt werden,<br />

sondern auch vermehrt Karriere machen<br />

und zu höheren Pensen arbeiten», sagt Michael<br />

Hermann.<br />

●<br />

Foto: Marco Vara<br />

Michael Hermann, Leiter Sotomo: «Es macht einen grossen Unterschied, ob mit Teilzeitarbeit<br />

ein 40- oder ein 80-Prozent-Pensum gemeint ist.»<br />

Zur Studie<br />

Für die vorliegende Studie befragte das Forschungsinstitut<br />

Sotomo 301 Schweizer KMU mit fünf und<br />

mehr Beschäftigten aus der deutsch- und französischsprachigen<br />

Schweiz. Die Datenerhebung erfolgte vom<br />

21. Februar bis 1. März <strong>2023</strong> über das Unternehmenspanel<br />

von AmPuls.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

24 03/<strong>2023</strong>


Verantwortung<br />

Leserfrage<br />

Fahrfehler<br />

Immer mehr Fahrzeuge können automatisch<br />

parkieren, bremsen und<br />

ausweichen. Was passiert, wenn<br />

ich meine Flotte mit solchen Assistenzsystemen<br />

ausrüste, aber diese fehlerhaft<br />

reagieren und es dadurch zu einem<br />

Drittschaden kommt?<br />

T. K., Thun<br />

Park- und Bremsassistenten gehören in neuen<br />

Fahrzeugen schon beinahe zur Standardausrüstung.<br />

Es handelt sich dabei aber um reine<br />

Assistenz- oder Unterstützungssysteme für<br />

den Lenker. Dieser muss jederzeit die Kontrolle<br />

über sein Fahrzeug haben und bei einem<br />

erkennbaren Fehler des Systems manuell<br />

eingreifen. Kann der Fahrer oder die Fahrerin<br />

jedoch beweisen, dass das Parkassistenzsystem<br />

während des Parkierens anstatt langsam<br />

anzuhalten plötzlich wieder beschleunigt hat<br />

und damit erwiesenermassen ein Systemfehler<br />

des Assistenzsystems zum Schaden am<br />

bereits parkierten Drittfahrzeug geführt hat,<br />

so übernimmt die Haftpflichtversicherung<br />

des Motorfahrzeughalters die Reparatur des<br />

beschädigten Drittfahrzeugs und prüft anschliessend<br />

einen Rückgriff auf den Fahrzeughersteller.<br />

Der Schaden am eigenen Fahrzeug<br />

wird durch eine Kollisionskaskoversicherung<br />

oder allenfalls den Fahrzeughersteller<br />

übernommen. Festzuhalten bleibt, dass die<br />

AXA die Nutzung von Assistenzsystemen<br />

unterstützt, da dadurch die Anzahl schwerer<br />

Schadenfälle im Strassenverkehr trotz zunehmender<br />

Verkehrsdichte abnimmt.<br />

Patrick Villiger<br />

Leiter Schaden<br />

Motorfahrzeuge<br />

Fotos: zVg, Sarayut Thaneerat<br />

Mehr Nachhaltigkeit von<br />

Pensionskassen gefordert<br />

Pensionskassen sollten von Gesetzes wegen dazu verpflichtet werden,<br />

nachhaltig anzulegen. Diese Meinung vertritt fast die Hälfte der Schweizer<br />

Bevölkerung, wie eine repräsentative Umfrage der AXA zeigt. Insbesondere<br />

Personen aus der Westschweiz (62%) und Junge (55%) sprechen<br />

sich dafür aus. Unter den Gegnern gibt es überdurchschnittlich viele<br />

Männer: 39 Prozent lehnen die gesetzlich verordnete Nachhaltigkeit<br />

ab, bei den Frauen sind es mit 20 Prozent nur halb so viele. Ebenfalls<br />

rund die Hälfte der Befragten ist eher bis sehr daran interessiert, dass<br />

das eigene Vorsorgevermögen aus allen drei Säulen nachhaltig investiert<br />

wird. Und das, obwohl nur 34 Prozent glauben, dass sich nachhaltige<br />

Investitionen positiv auf die Rendite auswirken. Beim eigenen<br />

Anlageverhalten wanken die Überzeugungen: Nur ein Viertel investiert<br />

das eigene 3a-Vorsorgekapital ausschliesslich oder vorwiegend in nachhaltige<br />

Lösungen (Frauen 30%; Männer 22%), ein weiteres Drittel versucht<br />

dies, weicht jedoch davon ab, wenn die Rendite nicht stimmt.<br />

Auf keinen Fall investieren sollten Pensionskassen in Kinderarbeit, Produzenten<br />

von geächteten Waffen und Unternehmen oder Länder mit<br />

Menschenrechtsverletzungen, so der Tenor der Befragten. Besonders<br />

wichtig hingegen sind ihnen erneuerbare Energie, Biodiversität und<br />

Naturschutz sowie der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen<br />

– nachhaltige Investments der Pensionskassen sollten aus ihrer Sicht<br />

am ehesten dort getätigt werden.<br />

03/<strong>2023</strong> 25<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


SCHADENREPORTAGE<br />

Ab die Post:<br />

Lieferketten ohne<br />

Unterbruch<br />

Das Unternehmen Neutromedics verzeichnet jährlich<br />

über 5000 Paketsendungen. Meist läuft alles reibungslos,<br />

aber nicht immer. Wenn Päckli steckenbleiben,<br />

springt die Transportversicherung ein und übernimmt<br />

neben den Kosten auch schwierige Verhandlungen.<br />

Text Simona Altwegg Fotos Marco Vara<br />

W<br />

er ein Paket der <strong>Firma</strong> Neutromedics<br />

öffnet, dürfte<br />

nicht schlecht staunen.<br />

Verpackt sind da nämlich<br />

Waren der besonderen Art:<br />

humane Knochen, Sehnen und Nerven. Versendet<br />

werden diese bei minus 80 Grad Celsius<br />

in gut isolierten und mit Trockeneis gefüllten<br />

Styroporboxen. Es versteht sich von selbst,<br />

dass die Logistik und der Transport reibungslos<br />

funktionieren müssen und die Pakete nicht<br />

längere Zeit herumliegen dürfen. Verflüchtigt<br />

sich das Trockeneis, erhöht sich die Temperatur,<br />

und der Inhalt wird unbrauchbar. «Dieses<br />

Risiko können wir nicht eingehen», sagt Bea<br />

Schnitzer, Leiterin Admin der Neutromedics<br />

AG.<br />

Humanes Material für Operationen<br />

Die <strong>Firma</strong> mit sieben Mitarbeitenden vertreibt<br />

humane Implantate zu medizinischen Zwecken.<br />

Sie bestellt humane Sehnen, Nerven und<br />

Knochen aus den USA, die von Spenderinnen<br />

und Spendern stammen. Neutromedics, deren<br />

Arbeit landesweit einzigartig ist, verkauft das<br />

Material wiederum an Sportärzte und Orthopäden<br />

in der Schweiz, die es bei Operationen an<br />

Patienten verwenden.<br />

Ein Produkt, dessen Transport besonders heikel<br />

ist, sind Menisken. Neutromedics sucht in den<br />

USA nach einem «Match», der den Vorgaben eines<br />

bestimmten Patienten in der Schweiz am<br />

nächsten kommt, und lässt ihn importieren.<br />

Die Logistik ist dabei eng getaktet: Der Versand<br />

zum vorgegebenen Operationstermin muss mi-<br />

«Man kann<br />

sich dies wie<br />

eine Vollkaskoversicherung<br />

vorstellen.<br />

Passiert dem<br />

Paket auf der<br />

Reise etwas,<br />

bezahlen wir<br />

unseren<br />

Kundinnen<br />

und Kunden<br />

umgehend den<br />

Schaden.»<br />

Marco Gämperle, Leiter Schaden<br />

Transportversicherungen bei der AXA<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Neutromedics AG wurde<br />

1993 gegründet und vertreibt<br />

humane Implantate<br />

zur Nutzung in der Orthopädie.<br />

Die <strong>Firma</strong> mit Sitz in<br />

Cham beschäftigt sieben<br />

Mitarbeitende.<br />

neutromedics.ch<br />

nutiös geplant, sämtliche Restriktionen müssen<br />

eingehalten und die Kühlkette muss stets<br />

gewährleistet werden. Das Trockeneis wird ab<br />

Versand bis zum Ziel mehrfach kontrolliert<br />

und gegebenenfalls nachgefüllt. «Ich habe jedes<br />

Mal etwas Bammel vor dem Versand und<br />

hoffe, dass alles gut geht», sagt Bea Schnitzer.<br />

Vereinzelte verlorene Pakete<br />

Über 5000 Sendungen jährlich verzeichnet die<br />

<strong>Firma</strong> aus Cham. Zwar funktionieren die meisten<br />

Transporte reibungslos, doch es gibt immer<br />

mal wieder Zwischenfälle. «Etwa zwei Pakete<br />

pro Jahr kommen nicht wie gewünscht an», so<br />

Bea Schnitzer. Für diese Fälle hat Neutromedics<br />

eine Warentransportversicherung bei der AXA<br />

abgeschlossen. Diese kommt für entstandene<br />

Schäden auf – und zwar sowohl wenn Neutromedics<br />

Empfängerin ist als auch wenn sie als<br />

Absenderin fungiert. «Man kann sich dies wie<br />

eine Vollkaskoversicherung vorstellen. Passiert<br />

dem Paket auf der Reise etwas, bezahlen wir<br />

unseren Kundinnen und Kunden umgehend<br />

den Schaden. Unabhängig davon, ob die transportierten<br />

Waren zwischen Cham und Bern<br />

oder New York und Paris unterwegs sind», so<br />

Marco Gämperle, Leiter Schaden Transportversicherungen<br />

bei der AXA.<br />

Mühsame Verhandlungen<br />

In einem zweiten Schritt nimmt die Versicherung<br />

mit jenem Anbieter Kontakt auf, der für<br />

den Transportschaden haftet, also mit der Post<br />

oder einem Kurierdienst, und fordert eine Entschädigung<br />

ein. Ohne Transportversicherung ▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

26 03/<strong>2023</strong>


SCHADENREPORTAGE<br />

1 – Das Trockeneis hält die<br />

humanen Implantate frisch.<br />

Verflüchtigt es sich, wird der<br />

Inhalt der Pakete unbrauchbar.<br />

2 – Über 5000 Sendungen jährlich<br />

verzeichnet die Neutromedics<br />

AG. Da ist ein reibungsloser<br />

Ablauf unabdingbar.<br />

3 – Die richtige Innen- und<br />

Aussenverpackung schützt das<br />

versendete Gut vor Schlägen<br />

und anderen Einwirkungen.<br />

4 – Der Versand von Menisken und<br />

Achillessehnen bedarf einer<br />

sorgfältigen Planung und<br />

minutiösen Vorbereitung.<br />

2<br />

1<br />

4<br />

3<br />

03/<strong>2023</strong> 27<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


SCHADENREPORTAGE<br />

müsste die <strong>Firma</strong> dies selbst tun. Die Haftung<br />

ist allerdings limitiert und das Einfordern umständlich.<br />

«Im Normalfall bezahlen Versanddienstleister<br />

nur eine Kilogrammentschädigung<br />

und nicht den ganzen Wert des Pakets.<br />

Ausserdem kommt es oft vor, dass sie entweder<br />

gar nicht zurückschreiben oder die Haftung<br />

ablehnen, insbesondere wenn sich eine kleine<br />

<strong>Firma</strong> an einen grossen Kurierdienst am anderen<br />

Ende des Globus wendet», erklärt Marco<br />

Gämperle. Die AXA kann im Ausland auf ihr<br />

weltweites Netzwerk zurückgreifen. «Ich bin<br />

froh, übernimmt die Versicherung diesen<br />

Aufwand für uns», so Bea Schnitzer und fügt<br />

an: «Auf unsere Transportversicherung, die<br />

für alle Versandpartner global gilt, möchten<br />

wir nicht verzichten, wir sind sehr zufrieden<br />

damit.» Die Versicherung eignet sich für alle<br />

Produktions- und Handelsbetriebe mit regelmässigen<br />

Paketsendungen. Und sie lohnt sich<br />

je länger, je mehr: Paketsendungen haben in<br />

den letzten Jahren stark zugenommen. Ob auf<br />

Wasser, an Land oder in der Luft – Rohstoffe<br />

und Produkte werden weltweit gehandelt und<br />

transportiert. Damit steigt auch das Risiko,<br />

dass etwas abhandenkommt.<br />

Marco Gämperle und sein Team suchen für ihre<br />

Kundinnen und Kunden massgeschneiderte<br />

Lösungen. «Die Bandbreite von versendetem<br />

Material ist sehr gross. So unterschiedlich die<br />

Pakete, so unterschiedlich die Versicherungsdeckungen»,<br />

sagt er. Gemeinsam analysieren<br />

sie auch den geeignetsten Versandpartner.<br />

Dass sich Qualität beim Transporteur auszahlt,<br />

darin sind sich Bea Schnitzer und Marco Gämperle<br />

einig. Denn auch wenn die Versicherung<br />

den Transportschaden bezahlt, ein erfolgreiches<br />

Geschäft ist es nur, wenn es beim ersten<br />

Anlauf klappt.<br />

●<br />

Transportversicherung<br />

Die Warentransportversicherung<br />

schützt Güter vom Abgangs- bis zum<br />

Bestimmungsort – egal ob bei Verlust<br />

oder Beschädigung. Produktions- und<br />

Handelsbetriebe sichern damit ihr<br />

finanzielles Risiko ab und überlassen<br />

schwierige Verhandlungen im Schadenund<br />

Regressfall der AXA.<br />

axa.ch/transport<br />

Wertvolle Fracht: Bürohund Teddy wird höchstens auf dem Arm transportiert.<br />

Risikominderung: Tipps für Paketsendungen<br />

1 Adäquate Verpackung<br />

Die richtige Innen- und Aussenverpackung<br />

schützt das versendete Gut vor<br />

Schlägen und anderen Einwirkungen.<br />

Diese lohnt sich, selbst wenn es mehr<br />

Gewicht, Volumen und höhere Frachtkosten<br />

bedeutet. Je nach Warenart ist<br />

zudem eine neutrale Verpackung zu<br />

erwägen, um das Diebstahlrisiko zu<br />

reduzieren. Bei temperaturempfindlichen<br />

Gütern empfiehlt es sich, bei der<br />

Verpackung eine eventuelle Lieferverzögerung<br />

einzurechnen.<br />

2 Versanddienstleister<br />

sorgfältig auswählen<br />

Bei der Auswahl des Versandpartners<br />

sollten nicht nur die Verfügbarkeit und<br />

der Preis eine Rolle spielen, sondern<br />

auch die Qualität. Zudem ist auf die<br />

vertraglichen Vereinbarungen zu achten:<br />

Insbesondere die Haftungshöhe<br />

sowie die Richtlinien für Sicherheit<br />

und Schadenverhütung können<br />

matchentscheidend sein. Bei schlechten<br />

Erfahrungen sollte man einen<br />

Anbieterwechsel in Betracht ziehen.<br />

3 Subunternehmer prüfen<br />

Vom Versanddienstleister engagierte<br />

Subunternehmen sind nur mit vorhergehender<br />

Prüfung zu akzeptieren.<br />

4 Warenkontrolle<br />

Das Gut sollte bei Auslieferung und Abholung<br />

kontrolliert werden – möglichst<br />

gegen Unterschrift.<br />

5 Transportversicherung<br />

Für die Warentransportversicherung<br />

müssen diverse Parameter festgelegt<br />

werden. Hier lohnt es sich, eine<br />

Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen<br />

und mit der Versicherung im Austausch<br />

zu sein.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

28 03/<strong>2023</strong>


Weniger Unfälle,<br />

weniger Ausfälle<br />

Freizeitunfälle zu verhüten, lohnt sich für Unternehmen.<br />

Die BFU bietet dazu alles aus einer Hand – forschungsbasiert und unabhängig:<br />

• Beratungen und Schulungen für Sicherheitsfachleute und Vorgesetzte<br />

• Sensibilisierungsangebote und Einsatzmittel für Mitarbeitende<br />

bfu.ch/unternehmen<br />

Beratungsstelle für<br />

Unfallverhütung<br />

02/<strong>2023</strong><br />

29<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


30<br />

MARKETING<br />

INTERVIEW<br />

Und welche Farbe<br />

hat Ihr Durst?<br />

Seit 1952 ist Rivella aus der Schweiz nicht mehr wegzudenken.<br />

Trotz der über 70-jährigen Erfolgsgeschichte<br />

ist das Unternehmen innovativ wie kaum ein anderes.<br />

Seit Mai teilen sich Erland Brügger und Silvan Brauen<br />

den Job als CEO und erklären, was das Unternehmen so<br />

erfolgreich macht.<br />

Interview Melanie Ade<br />

Fotos Marco Vara<br />

Trinkt man in Ihrer Funktion<br />

ausschliesslich Rivella?<br />

Silvan Brauen: Selbstverständlich! Oder gerne<br />

auch eine unserer weiteren Marken wie Focuswater.<br />

Natürlich probieren wir aber hin<br />

und wieder auch ein Konkurrenzprodukt. Wir<br />

müssen ja auf dem Laufenden bleiben, was der<br />

Markt alles bietet.<br />

Und welche Sorte ist Ihr Favorit?<br />

Erland Brügger: Ich mag sie alle, trinke aber<br />

hauptsächlich das leichtere, weniger süsse Refresh<br />

– wenn man nicht mehr 25 ist, muss man<br />

entweder sehr viel Velo fahren, oder auf seine<br />

Kalorienzufuhr achten. (Lacht.)<br />

Art und Weise anzugehen, als ich es in den letzten<br />

Jahren getan habe. Auf der anderen Seite<br />

will man in einem Familienunternehmen dem<br />

Bedürfnis der Aktionäre nach Stabilität gerecht<br />

werden. In unserem Tandem vereinen wir beides<br />

– frischen Wind und jahrelange Erfahrung.<br />

Dadurch profitiert das gesamte Unternehmen.<br />

Gab es auch Herausforderungen?<br />

Silvan Brauen: Schnelligkeit und unkomplizierte<br />

Strukturen sind die Stärken unseres<br />

Betriebs. Es war uns deshalb wichtig, dass wir<br />

durch das neue Modell nicht langsamer werden,<br />

weil wir uns absprechen müssen. Darüber<br />

hinaus durften operative Prozesse nicht<br />

komplizierter werden, weil die Mitarbeitenden<br />

plötzlich zwei Ansprechpersonen haben – das<br />

stand für uns im Fokus.<br />

Erland Brügger: Wenn man zudem dreissig<br />

Jahre lang 100 Prozent gearbeitet hat, merkt<br />

man schon, dass man bei einer Pensumreduktion<br />

weniger Ressourcen hat – aktuell arbeite<br />

ich noch achtzig, ab Januar sechzig Prozent.<br />

Man muss die freien Tage bewusst einhalten,<br />

das funktioniert bei mir noch nicht immer<br />

gleich gut. Aber ich arbeite daran.<br />

Sie teilen sich seit Mai <strong>2023</strong> die Rolle<br />

als CEO. Wie läufts?<br />

Silvan Brauen: Sehr gut. Die ersten Monate<br />

sind gut angelaufen, erste grosse strategische<br />

Entscheide haben wir bereits gemeinsam getroffen<br />

und konnten dabei stark vom gegenseitigen<br />

Austausch profitieren.<br />

Erland Brügger: Man merkt natürlich, dass<br />

wir schon seit zwölf Jahren intensiv zusammenarbeiten.<br />

Zudem haben wir bei Rivella sehr<br />

flache Hierarchien, Probleme werden dort gelöst,<br />

wo die fachliche Kompetenz liegt. Unsere<br />

Arbeitsteilung ist also nicht komplett neu, einfach<br />

stärker akzentuiert.<br />

Nun ist das Arbeitsmodell Topsharing<br />

ja eher selten, insbesondere in<br />

CEO-Positionen. Wie kam es dazu?<br />

Erland Brügger: Ich habe den Job als Geschäftsführer<br />

zwölf Jahre allein gemacht und<br />

hatte den Wunsch, neue Impulse in die Führung<br />

einzubringen, Themen auf eine andere<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Rivella wurde 1952 vom<br />

damaligen Jus-Studenten<br />

Robert Barth in Stäfa ZH gegründet.<br />

Heute ist das Unternehmen<br />

in Rothrist AG<br />

beheimatet. Im Werk im<br />

Aargau werden nebst dem<br />

Rivella-Sortiment Focuswater,<br />

Michel-Fruchtsäfte<br />

sowie seit 2022 das koffeinhaltige<br />

Getränk Enertea<br />

abgefüllt. Rivella beschäftigt<br />

237 Mitarbeitende.<br />

rivella-group.com<br />

rivella.ch<br />

Wie können Sie voneinander<br />

profitieren?<br />

Silvan Brauen: Das gegenseitige Lernen ist einer<br />

der Hauptvorteile des Modells. Uns trennt<br />

eine Generation, da hat man unterschiedliche<br />

Ansichten und Kompetenzen. Erland bringt<br />

jahrelange Führungserfahrung als CEO mit,<br />

ich eher den Innovations- und Marktfokus.<br />

Erland Brügger: Wir ergänzen uns aber auch<br />

vom Charakter her, einige Dinge liegen naturgemäss<br />

Silvan besser, andere mir. In einem<br />

Co-Modell kann man genau davon profitieren.<br />

In der Schweiz kennt jedes Kind<br />

Rivella. Wie macht man ein Getränk<br />

mit Milchserum zum Kassenschlager?<br />

Silvan Brauen: Eines der wichtigsten Erfolgskriterien<br />

ist Differenzierung, und das gelingt<br />

Rivella durch seine Einzigartigkeit wie kaum<br />

einer anderen Marke. Zudem betreibt Rivella<br />

seit Anfang an eine differenzierte Marktbearbeitung<br />

und ein konsequentes Sponsoring,<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

30<br />

03/<strong>2023</strong>


Unterschiedliche Generationen,<br />

unterschiedliche Fähigkeiten – und<br />

gerade deshalb ein Spitzenteam:<br />

die Co-CEOs Silvan Brauen und<br />

Erland Brügger.<br />

03/<strong>2023</strong> 31<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


MARKETING<br />

INTERVIEW<br />

Zur Person<br />

nicht nur im Sport, sondern auch im Eventbereich.<br />

Darüber hinaus helfen uns sicher die<br />

Swissness und der Sympathiefaktor; nicht umsonst<br />

werden wir seit Jahren zu einer der beliebtesten<br />

oder vertrauenswürdigsten Marken<br />

der Schweiz gekürt.<br />

Erland Brügger: Man darf nicht vergessen,<br />

dieser Erfolg wurde Rivella nicht geschenkt,<br />

sondern ist hart erarbeitet. Rivella ist ein Produkt,<br />

das die Welt nicht zwingend braucht und<br />

so auch nicht noch mal existiert. Hätte man<br />

vor der Gründung klassische Marktforschung<br />

betrieben, hätte man das Getränk wohl nie an<br />

den Markt gebracht. In den ersten zehn Jahren<br />

hat Rivella keinen Gewinn abgeworfen, da<br />

steckt viel Arbeit und Herzblut unserer Vorgänger<br />

drin.<br />

Woher stammt eigentlich<br />

der Name Rivella?<br />

Silvan Brauen: Der Name Rivella ist dem Tessiner<br />

Dorf Riva San Vitale entlehnt. Aus dem<br />

Ortsnamen und dem italienischen Begriff «rivelazione»<br />

– zu Deutsch Offenbarung – entwickelte<br />

Gründer Robert Barth den Markennamen<br />

Rivella.<br />

Mit Ausnahme der Niederlande blieb<br />

Ihnen der Erfolg im Ausland verwehrt,<br />

aus Deutschland haben Sie sich 2019<br />

zurückgezogen. Warum?<br />

Erland Brügger: In Holland sind wir bereits<br />

seit 1958 mit Rivella blau aktiv, noch bevor wir<br />

die leichtere Version in der Schweiz eingeführt<br />

haben. Damit haben wir das erste Light-Getränk<br />

überhaupt in Europa auf den Markt gebracht<br />

und konnten uns über die Jahre etablieren. In<br />

Deutschland haben wir später versucht, Rivella<br />

rot zu lancieren, da war der Markt schon gesättigt.<br />

Zudem geriet Zucker zu der Zeit bereits<br />

massiv in die Kritik, da war es schwierig, sich<br />

mit einem zuckerhaltigen Getränk am Markt<br />

zu positionieren.<br />

Gutes Stichwort. Haben zuckerhaltige<br />

Getränke wie Rivella rot überhaupt<br />

noch eine Zukunft? Wie gehen Sie<br />

damit um?<br />

Erland Brügger: Indem wir Alternativen anbieten.<br />

Wir wollen den Konsumentinnen und<br />

Konsumenten nicht vorschreiben, was sie trinken<br />

dürfen. Auch wenn offizielle Stellen die<br />

Haltung vertreten, man müsse die Konsumenten<br />

durch eine Besteuerung vor ihrem Zuckerkonsum<br />

schützen, verfolgen wir einen libera-<br />

Silvan Brauen arbeitet seit<br />

2011 bei der Rivella-Gruppe.<br />

Der 38-Jährige hatte in den<br />

letzten Jahren verschiedene<br />

Funktionen innerhalb des<br />

Unternehmens inne, zuletzt<br />

war er als Leiter Marketing<br />

tätig. Als Co-CEO «Märkte»<br />

zeichnet er in Zukunft verantwortlich<br />

für die Themen<br />

Marketing, Verkauf, M&A und<br />

Unternehmenskommunikation.<br />

Silvan Brauen hat einen<br />

Abschluss in Wirtschaftswissenschaften<br />

der Universitäten<br />

Fribourg und Göteborg<br />

(Schweden). Er ist in Murten<br />

aufgewachsen und lebt mit<br />

seiner Partnerin und zwei<br />

kleinen Kindern in Bern.<br />

«Uns trennt<br />

eine Generation,<br />

da hat<br />

man unterschiedliche<br />

Ansichten und<br />

Kompetenzen.<br />

Erland bringt<br />

jahrelange<br />

Führungserfahrung<br />

als<br />

CEO mit, ich<br />

eher den Innovations-<br />

und<br />

Marktfokus.»<br />

Silvan Brauen, Co-CEO<br />

leren Weg. Aus diesem Grund haben wir uns<br />

auch zu einer freiwilligen Zuckerreduktion<br />

verpflichtet; unsere neuen Produkte sind alle<br />

deutlich weniger gesüsst als das Original.<br />

Nach einem zwischenzeitlichen Einbruch<br />

konnten Sie Ihren Umsatz 2022<br />

weiter steigern. Wie ist das gelungen?<br />

Erland Brügger: Softdrinks werden impulsgetrieben<br />

konsumiert und damit weniger zu<br />

Hause als auswärts im Restaurant oder unterwegs<br />

getrunken. Corona-bedingt fiel dieser<br />

Bereich komplett weg, die Restaurants hatten<br />

geschlossen, und die Leute haben zu Hause vermehrt<br />

Wasser getrunken. Das hat uns während<br />

der Pandemie empfindlich getroffen, sich mittlerweile<br />

aber wieder stabilisiert.<br />

Silvan Brauen: Zudem konnten wir uns mit<br />

unserem 2019 übernommenen Vitaminwasser<br />

Focuswater in einem Segment positionieren,<br />

das absolut im Trend und stark wachsend ist.<br />

Sie sind bis heute in Familienbesitz.<br />

Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?<br />

Erland Brügger: Ich würde behaupten, für<br />

viele Mitarbeitende ist das der Grund, weshalb<br />

sie hier arbeiten. Die Familie Barth steckt viel<br />

Herzblut und Energie in dieses Unternehmen<br />

und will die Marke nachhaltig attraktiv halten,<br />

das spüren unsere Mitarbeitenden. Man weiss,<br />

für wen man arbeitet, und ist nicht einfach ein<br />

Rädchen in einem global tätigen Konzern. Zudem<br />

sind viele unserer Abnehmer im Gastronomiebereich<br />

selbst familiengeführt, dadurch<br />

baut man schneller eine Verbindung auf als ein<br />

multinationaler Anbieter.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

32 03/<strong>2023</strong>


INTERVIEW<br />

Zur Person<br />

Erland Brügger leitet die<br />

Geschicke der Rivella-Gruppe<br />

bereits seit 2011 als CEO.<br />

Seit Mai <strong>2023</strong> übt der 57-Jährige<br />

dieses Amt in einem<br />

Coworking-Modell aus und<br />

ist als Co-CEO «Operations»<br />

vor allem für die Themen<br />

Supply Chain, Finanzen/IT<br />

und Human Resources verantwortlich.<br />

Der gebürtige<br />

Solothurner ist diplomierter<br />

Ökonom und Marketingspezialist<br />

und war unter<br />

anderem auch bei Unilever<br />

Schweiz und Wander tätig.<br />

Er ist verheiratet, hat<br />

drei erwachsene Kinder und<br />

wohnt in Muri bei Bern.<br />

Andere Traditionsmarken wie Franz<br />

Carl Weber wurden gerade an grosse<br />

Ketten verkauft, auch Calida sucht<br />

einen Käufer. Stand ein solcher Verkauf<br />

jemals zur Debatte?<br />

Erland Brügger: Da muss man sich nichts vormachen<br />

– wir haben ein familiengeführtes Aktionariat,<br />

da stellt sich automatisch alle paar<br />

Jahrzehnte die Frage nach der Zukunft. Bisher<br />

liess sich innerhalb der Familie eine Nachfolgelösung<br />

finden. Sollte das einmal nicht mehr<br />

der Fall sein, muss man nach einer Alternativlösung<br />

suchen. Das ist bei uns nicht anders als<br />

bei anderen Unternehmen.<br />

Es gibt immer mehr lokale Limonadenhersteller.<br />

Was halten Sie von der Partikularisierung<br />

des Getränkemarkts?<br />

Silvan Brauen: Dieser Trend ist im Biersegment<br />

bereits seit mehreren Jahren verbreitet<br />

und schwappt nun auch auf unseren Markt<br />

über. In der Schweiz haben unserer Meinung<br />

nach sowohl kleine Anbieter als auch multinationale<br />

Player ihre Daseinsberechtigung – Vielfalt<br />

belebt das Geschäft.<br />

Rivella ist ein Traditionsunternehmen,<br />

trotzdem zeichnen Sie sich immer wieder<br />

durch Innovationen aus, neustes<br />

Beispiel sind die Enerteas. Weshalb<br />

dieser Innovationsfokus?<br />

Erland Brügger: Rivella rot und blau sind<br />

stark verankerte Brands mit Tradition, die<br />

sich über Generationen hinweg am Markt behaupten<br />

konnten. Damit sind sie wichtiger Teil<br />

unserer Firmengeschichte und Erbe unserer<br />

Vorgänger. Wir als Nachfolger sind nun dafür<br />

verantwortlich, die Marke und ihre Produkte<br />

in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, dabei<br />

sind stetige Weiterentwicklung und Innovation<br />

unverzichtbar. Das ist seit 1952 Credo<br />

unseres Unternehmens und Teil unserer DNA.<br />

Andere Innovationen wie zum Beispiel<br />

die Sorten Rhabarber oder Pfirsich<br />

haben sich nicht durchgesetzt. Können<br />

Sie sich das erklären?<br />

Silvan Brauen: Geschmacksrichtungen wie<br />

Rhabarber, Pfirsich oder Holunder waren limitierte<br />

Auflagen, die bewusst nur für eine<br />

bestimmte Zeit angeboten wurden, um Konsumentinnen<br />

und Konsumenten kurzfristig zu<br />

begeistern und so für die Marke zu gewinnen.<br />

Ganz im Gegensatz zu strategischen Innovationen<br />

wie Rivella Refresh, das aus einem Kundenbedürfnis<br />

heraus entwickelt wurde und als<br />

Konzept langfristig im Sortiment bleiben wird.<br />

Mit der Übernahme der Lifestyle-Marke<br />

Focuswater gelang Ihnen 2019 ein<br />

Glücksgriff, seither hat sich der Umsatz<br />

der Vitaminwässer verfünffacht.<br />

Setzen Sie künftig auf den Einkauf<br />

fremder Marken statt auf eigene Entwicklungen?<br />

Silvan Brauen: Ganz klar auf beides. Die Übernahme<br />

von Focuswater war ein Riesenerfolg,<br />

solche Möglichkeiten gibt es nicht oft. Wir sind<br />

auch in Zukunft an solchen Chancen interessiert,<br />

treiben aber gleichzeitig auf all unseren<br />

Marken weitere Produktinnovationen voran<br />

und entwickeln neue Geschäftsmodelle. ●<br />

«Wir ergänzen<br />

uns aber auch<br />

vom Charakter<br />

her, einige<br />

Dinge liegen<br />

naturgemäss<br />

Silvan besser,<br />

andere mir.<br />

In einem<br />

Co-Modell<br />

kann man genau<br />

davon<br />

profitieren.»<br />

Erland Brügger, Co-CEO<br />

03/<strong>2023</strong> 33<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Mein Stolz<br />

Thomas Mächler<br />

vom Züriring<br />

Mit 23 Jahren habe ich die damals von meinem<br />

Grossvater gegründete Batterieproduktion<br />

IMAG übernommen und führe das Unternehmen<br />

dieses Jahr in dritter Generation ins<br />

100-Jahr-Jubiläum. Vor zwei Jahren habe ich mir<br />

dann mit dem «Züriring» ein zweites Standbein<br />

aufgebaut. Der Züriring bietet Racing-Simulatoren<br />

und Räumlichkeiten für Events und Meetings<br />

in stilvollem Ambiente. Als ich an einem<br />

Event zum ersten Mal in einem Racing-Simulator<br />

sass, hat es mich sofort gepackt. Die gestochen<br />

scharfe Grafik, die fühlbaren Unebenheiten im<br />

Auf der Überholspur<br />

Boden und der Adrenalinkick haben es mir angetan.<br />

Da ich über genügend Platz in meinem<br />

Unternehmen verfügte, stieg ich 2020 kurzerhand<br />

selbst ins Geschäft mit den Racing-Simulatoren<br />

ein und rief den «Züriring» ins Leben.<br />

Mittlerweile fanden bei uns bereits zahlreiche<br />

Firmenevents, Geburtstage oder Junggesellenabschiede<br />

statt. Besonders stolz macht es mich,<br />

dass ich die IMAG ins 100-Jahr-Jubiläum führen<br />

und gleichzeitig mit dem Züriring eine weitere<br />

<strong>Firma</strong> aufbauen konnte.<br />

zueriring.ch<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

34 03/<strong>2023</strong>


Mein Stolz<br />

Constanze Gülle (Mitte) mit<br />

Team vom Hörzentrum Schweiz<br />

in Köniz<br />

Ich arbeite seit 16 Jahren im Hörzentrum Schweiz in<br />

Köniz und bin dort für die ganze Firmengruppe als<br />

Geschäftsführerin, Gesellschafterin und Akustikerin<br />

tätig. Wir sind in Köniz ein Team von fünf Personen<br />

und reparieren, reinigen und passen Hörgeräte an.<br />

Dass ich unseren Kundinnen und Kunden helfen kann,<br />

wieder am Alltag teilzunehmen, ist ein Aspekt meiner<br />

Tätigkeit, den ich sehr schätze. Ich sage immer:<br />

«Hören heisst dazugehören.» Denn durch Hörverlust<br />

ist eine persönliche Vereinsamung akut vorhanden;<br />

es besteht eine grosse Gefahr, vom Zusammenleben<br />

und von der Umwelt isoliert zu werden. Wenn jemand<br />

Hören heisst dazugehören<br />

das Vogelgezwitscher oder das Lachen seiner Enkelkinder<br />

wieder hört, ist das natürlich schon ein tolles<br />

Erfolgserlebnis für uns. Für die Zukunft wünsche ich<br />

mir, dass wir uns als kleines KMU weiterhin gegen<br />

die grossen Player am Markt behaupten können. Dies<br />

gelang uns bisher stets erfolgreich, da wir auf eine<br />

nachhaltige Kundenbetreuung setzen. Der Mensch<br />

steht bei uns im Mittelpunkt, und wir pflegen zu vielen<br />

unserer Kundinnen und Kunden ein fast schon<br />

freundschaftliches Verhältnis. Diese Beständigkeit<br />

werden wir auch in Zukunft beibehalten.<br />

hzs.ch<br />

03/<strong>2023</strong> 35<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Steigen Sie ein in<br />

die Audi Business Class<br />

Als KMU profitieren Sie bei Audi von<br />

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