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Meine Firma 3/2023

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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START-UPS<br />

«Wenn ich wieder irgendwo einen Pitch halten musste, habe ich mich<br />

schon manchmal gefragt: Warum tue ich mir das eigentlich an?»<br />

Manuel Baumann, Chief Technology Officer Oviva<br />

Idee hat, sollte diese möglichst schnell auf ihre<br />

Akzeptanz hin prüfen. Erzählen Sie es in der Familie<br />

und dem Freundeskreis, fragen Sie bei potenziellen<br />

Kunden nach, ob sie das Produkt kaufen<br />

würden, und entwickeln Sie es aufgrund der<br />

Rückmeldungen weiter.» Es nütze nichts, einen<br />

Business Case über Jahre hinweg im stillen Kämmerlein<br />

voranzutreiben, wenn man nicht wisse,<br />

ob überhaupt ein Bedarf am Markt besteht.<br />

Gründen? Aber sicher<br />

Im Gründeralltag hat man auch mal<br />

Pech. Und ab und an passieren Fehler.<br />

Damit das nicht das Ende Ihrer Selbstständigkeit<br />

bedeutet, gibt es die Startup-Versicherungen<br />

der AXA.<br />

axa.ch/startups<br />

Das eigene Businessmodell verfeinern<br />

Diese Erfahrung haben auch Manuel Baumann<br />

und seine beiden Kompagnons gemacht. Sie<br />

gründeten ihr Unternehmen Oviva 2014 mit<br />

dem Ziel, medizinische Beratungen, bei denen<br />

keine physische Konsultation nötig ist, via digitale<br />

Interaktion über eine App durchzuführen.<br />

Das Angebot sollte Ärzte entlasten und Patienten<br />

Zeit sparen. Schnell mussten sie aber merken:<br />

Die App ist viel zu generisch aufgebaut und<br />

unterscheidet sich kaum von WhatsApp. Also<br />

musste das Businessmodell weiterentwickelt<br />

werden. «Um sowohl Ärzten als auch Patienten<br />

einen Mehrwert zu bringen, mussten wir uns<br />

überlegen: Welchen Teil im Gesundheitswesen<br />

könnten wir mit unserer Idee am besten abdecken,<br />

oder welche medizinische Dienstleistung<br />

könnte durch ein digitales Angebot ersetzt werden?»,<br />

erklärt Manuel Baumann, Chief Technology<br />

Officer von Oviva.<br />

Einer der drei Gründer, ein Kinderarzt, hatte<br />

bereits die Erfahrung gemacht, dass übergewichtige<br />

Kinder sich leichter für eine Ernährungsumstellung<br />

motivieren lassen, wenn<br />

dabei das Smartphone eingesetzt wird – also<br />

entwickelte Oviva ihr Angebot in diese Richtung<br />

weiter: eine digitale Ernährungsberatung<br />

via App mit der Möglichkeit, sich durch medizinisches<br />

Fachpersonal persönlich unterstützen<br />

zu lassen. Doch nach einem Jahr mussten die<br />

Jungunternehmer merken: Auch dieses Businessmodell<br />

funktioniert nicht. «Unsere App<br />

richtete sich an Menschen, die etwas für ihre<br />

Bikinifigur tun wollten. Dieser Markt ist aber<br />

bereits hart umkämpft, und man steht in Konkurrenz<br />

mit Weight Watchers und tausend anderen,<br />

ähnlichen Apps. Da hätte uns nur schon<br />

die Werbung auf Google die ganze Marge gekostet,<br />

wenn wir nicht sogar hätten draufzahlen<br />

müssen», lacht Baumann.<br />

Der Product-Market-Fit muss stimmen<br />

Das bewog die drei Gründer, ihr Businessmodell<br />

erneut zu justieren. Heute wird Oviva grösstenteils<br />

aufgrund einer ärztlichen Verordnung an<br />

Patienten verschrieben – dafür übernimmt die<br />

Krankenkasse die Kosten. Das ist eine Win-win-<br />

Situation für alle: Die Ärzte werden entlastet,<br />

die Patienten erhalten eine auf ihre Bedürfnisse<br />

zugeschnittene Beratung und die Krankenkassen<br />

eine wissenschaftlich fundierte<br />

Behandlung für ihre Leistung. «Im Vergleich<br />

zu typischen Ernährungsberatungen, die ihre<br />

Patienten ausschliesslich in der Praxis vor Ort<br />

beraten, verfügen wir über einen fundierten Algorithmus<br />

und können aufgrund des grösseren<br />

Datensatzes belegen, dass wir effektiver sind<br />

als herkömmliche Ernährungsberatungen»,<br />

erklärt der CTO.<br />

Eine Erfolgsgeschichte also; heute hat Oviva<br />

weltweit über 300’000 Patienten behandelt und<br />

gilt als eines der vielversprechendsten Start-ups<br />

der Schweiz. Hätte ihm das in seinen Anfängen<br />

jemand vorhergesagt, hätte Baumann gelacht,<br />

sagt er rückblickend: «Wenn ich wieder<br />

irgendwo einen Pitch halten musste, um die<br />

nächste Finanzierungsrunde zu sichern, habe<br />

ich mich schon manchmal gefragt: Warum<br />

tue ich mir das eigentlich an?» Als Gründer<br />

müsse man aber über seinen eigenen Schatten<br />

springen und Dinge tun, die der eigenen Persönlichkeit<br />

nicht unbedingt liegen. Sein Tipp<br />

deshalb: «Idealerweise ist das Gründungsteam<br />

sehr divers aufgestellt und deckt alle nötigen<br />

Basic Skills ab, sowohl kommerzielle als auch<br />

technische. Wann immer man eine Dienstleistung<br />

extern einkaufen muss, hat man plötzlich<br />

Drittinteressen drin, die nicht den eigenen Interessen<br />

entsprechen. Das wird dann schnell<br />

teuer und kompliziert.»<br />

Einen Extratipp zum Schluss hat auch Raphael<br />

Tobler noch für unsere Leserinnen und Leser:<br />

«Wenn ein Start-up Sie für eine Zusammenarbeit<br />

kontaktiert, schmettern Sie die Idee nicht von<br />

vornherein ab, sondern seien Sie offen für neue<br />

Ideen und geben Sie der Sache eine Chance. Es<br />

hilft der gesamten Schweizer Wirtschaft, wenn<br />

sich erfahrene KMU und innovative Start-ups<br />

zusammenschliessen, denn schlussendlich können<br />

alle voneinander profitieren.»<br />

●<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Oviva bietet Menschen mit<br />

gewichtsbedingten Krankheiten<br />

eine App-begleitete<br />

und wissenschaftlich basierte<br />

Ernährungsberatung, die auf<br />

ärztliche Verordnung verschrieben<br />

wird und über die<br />

Krankenkasse abgerechnet<br />

werden kann. Oviva wurde<br />

2014 gegründet und beschäftigt<br />

heute rund 600 Mitarbeitende<br />

weltweit.<br />

oviva.com<br />

Via App, vor Ort in der<br />

Arztpraxis oder telefonisch:<br />

Oviva begleitet Patientinnen<br />

und Patienten Schritt für<br />

Schritt zu ihrem Wohlfühlgewicht.<br />

Chief Technology Officer<br />

Manuel Baumann hat die <strong>Firma</strong><br />

2014 mitgegründet.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

12 03/<strong>2023</strong>

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