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Von Bischof zu Bischof - Rotpunktverlag

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194 In 9 Tagen von Chur nach Como<br />

6C Andeer–Monte Spluga<br />

Klacks gegen das gigantische Stauseeprojekt aus den 1940er Jahren, das<br />

Splügen überflutet hätte.<br />

Auf schweizerischer Seite ist Splügen der Geburtsort der Via Spluga. Die<br />

Grundlagen lieferten Kurt Wanner, Lehrer und langjähriger Gemeindepräsident,<br />

und der IVS-Wegforscher Arne Hegland in einer umfangreichen Studie<br />

»Kulturwanderweg Thusis–Chiavenna«.<br />

Wir verlassen Splügen über die Rheinbrücke, fädeln am Café Rustico<br />

vorbei wieder in die Via Spluga ein, die wiederholt die alte, 1818–1823 von<br />

Österreich erbaute Passstraße quert. Die Marmorbrücke (Punkt 1697) entstand<br />

etwas später; das Material stammte aus dem wenig höher gelegenen<br />

Steinbruch, dessen Marmor zeitweise sogar nach Mailand geliefert wurde,<br />

für den Bau des Doms.<br />

Der alte Saumweg über den Splügenpass war breit genug, dass zwei<br />

Saumtiere kreuzen konnten. Seit den 1990er Jahren kann man diesen Weg<br />

wieder begehen. Einzelne »Fenster« zeigen noch die historische Pflästerung,<br />

ansonsten geht man bequem auf der Grasnarbe.<br />

Monte Spluga liegt in der Abendsonne, eine kleine trotzige Häuserzeile in<br />

einer großartig leeren Passlandschaft. Wenn nur das Vittoria an kühlen<br />

Schon 1830 stand in Monte Spluga, was Reisende brauchten: Gasthaus und Kirche.<br />

Abenden etwas heizen würde, wenn nur von der <strong>zu</strong> kalten Weinflasche bis<br />

<strong>zu</strong>m ungenießbaren Hirschpfeffer nicht alles den Weg über den Mikrowellenofen<br />

nähme, wenn nur der Bar- und Aufenthaltsraum nicht mehr gar so<br />

sehr einer Tropfsteinhöhle gliche, dann wär’s ganz nett, und auch die Zeit<br />

könnte man sich bestens vertreiben, mit Heften der höchst anregenden Zeitschrift<br />

»L’alpe«, die wir hier entdeckten. Wer auf Geschichte hält, müsste<br />

dem Vittoria, dem alten Hospiz, die Ehre geben.<br />

Uns genügt für einmal unsere eigene Geschichte. Wir mögen das Posta,<br />

das klassische Berggasthaus wie aus dem Bilderbuch, seit wir vor vielen Jahren<br />

das erste Mal vorbeigekommen sind – und, <strong>zu</strong>gegeben, <strong>zu</strong>erst in der<br />

Enoteca, der wohlbestückten, landeten. Dann, bepackt mit etlichen Flaschen,<br />

in der Bar unter dem großen Bild eines Ozeandampfers der Lloyd,<br />

dem Auswanderertraum par excellence, einen Espresso runterschütteten,<br />

bevor wir aufs Postauto rennen mussten und uns schworen, bald wieder <strong>zu</strong><br />

kommen. Was wir seither regelmäßig tun. Und uns den ganzen Tag auf den<br />

Abend freuen, denn die Küche legt immer noch <strong>zu</strong>, Jahr für Jahr. Man speist<br />

am sorgfältig gedeckten Tisch im schönen alten Speisesaal sehr gut. Punkt.<br />

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