Von Bischof zu Bischof - Rotpunktverlag
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In 9 Tagen von Chur nach Como<br />
gina. Die Hauptfraktion der Gemeinde Trezzone liegt gut zweihundert Meter<br />
über dem See.<br />
Auch hier oben hat der Rebbau Spuren hinterlassen, einige Fassaden sind<br />
kupfersulfatimprägniert. Jetzt, <strong>zu</strong>r Mittagszeit, wirkt das Dorf wie ausgestorben.<br />
Die Gasse führt uns am Dorfende <strong>zu</strong> einer kleinen neuen Steinbrücke<br />
und <strong>zu</strong> einem Sentiero, der einer Trockenmauer folgt. Die Querung<br />
durch das Tobel ist neu hergerichtet. Später geht der Wanderweg in einen<br />
Fahrweg über, der eben verläuft (man braucht nicht mehr nach Caino an<strong>zu</strong>steigen).<br />
Bevor der Fahrweg deutlich ansteigt (etwa 100 Meter vor/unter der<br />
Kurve der Caino-Straße mit Wegkapelle), steigen wir an einem Haus vorbei<br />
über die Treppe mit grünem Geländer <strong>zu</strong>m alten, wenig begangenen Fußweg<br />
hinunter. Nächstes Ziel ist die gut sichtbare Kirche von Arbosto/Vercana<br />
mit der ebenso sichtbaren Pizzeria Bellavista. Eine schattige Laube vor einer<br />
Dorfbar kommt uns gerade recht.<br />
Beim Kirchplatz beginnt der Prachtweg, der via die Madonna della Neve<br />
<strong>zu</strong>m Bergfuß führt, wo uns nicht die Frau vom Schnee erscheint, sondern<br />
das Ristorante San Silvestro. <strong>Von</strong> solchen Überraschungen träumt man. Nur<br />
haben wir erstens bereits gepicknickt und zweitens, beziehungsweise eher<br />
erstens, sitzt die Küchencrew bereits beim Kaffee unter der Pergola. (Wir<br />
sind wieder gekommen, an einem kühlen regnerischen Tag. Mit Draußensitzen<br />
ist nichts, wir werden in den ersten Stock komplimentiert. Der schlichte<br />
Raum gefällt uns, die alten Fotos an der Wand, auch der freundliche Service,<br />
der Brasato und der lokale Wein aus den Rebbergen ob Domaso. Ende des<br />
Werbespots.) Eine alte Brücke führt über den Bergbach Livo. Danach steuern<br />
wir auf die unübersehbare Kirche San Bartolomeo in Domaso <strong>zu</strong>.<br />
Nochmals steigen wir auf fast 400 Meter Höhe an. Und zwar so: Bei der<br />
Kirche San Bartolomeo geht man am Asilo infantile vorbei nach rechts,<br />
nimmt die Via Valsecchi und gelangt ansteigend in eine gepflästerte Mulattiera<br />
(wo geradeaus keine Pflästerung mehr ist, die Rechtskurve nehmen und<br />
später, bei einem alten Wegstein, die Linkskurve). Den Weiler Poz<strong>zu</strong>olo verlassen<br />
wir über die obere Dorfgasse, steigen <strong>zu</strong>m Waldrand über den Reben<br />
hinauf und spazieren <strong>zu</strong>m Pässchen von Segna hinüber. Nun geht es abwärts.<br />
Eingangs von San Carlo wechseln wir in den alten Weg und unterqueren<br />
eine Druckleitung und dann die Straße. Später, dem Ziel Gravedona schon<br />
nahe, kann man so (oder anders) absteigen: auf einem rot gepflästerten Weg<br />
direkt hinunter oder etwas versetzt auf der Via Regina weiter auf die Piazza<br />
Motta, unter einem Bogen durch, schließlich vor oder nach dem Castello<br />
6G Dascio–Gravedona<br />
runter, vorbei am Restaurant Ca de Mätt. Man landet so oder so auf der<br />
Piazza Mazzini am See. Due prosecchi per Giuseppe (Mazzini). Oder auch<br />
ein Gelato. Die große Gelateria ist umschwärmt wie ein Bienenhaus, reihenweise<br />
sitzen Männlein, Weiblein und Kinderlein auf den Bänken am Seeufer<br />
und schlecken vor sich hin.<br />
Wo nächtigen? Es sei ein Mittelding zwischen Bruchbude und Geheimtipp,<br />
haben wir einmal über das Italia, die Visitenkarte an der Schifflände,<br />
geschrieben. Jetzt hat die Bruchbude obsiegt, die Türe ist vernagelt. Ruhig<br />
gelegen ist das Lauro (mit Piazza und Pizza und großer Bocciabahn). Es liegt<br />
zentral, aber etwas versteckt in einem Hof (von der Via Sabbati durch ein<br />
Seitengässchen hoch). Zimmer hat auch das Ristorante Centrale unten am<br />
See. Und an der Hauptstraße oben im Dorf findet man das auf elegant restaurierte<br />
Dreisternhaus La Villa.<br />
Wo essen? In der Osteria Ca’ de Mätt natürlich. Dort betreut die Schangnauerin<br />
Rita Siegenthaler fachkundig eine Weinauswahl, die einer mittleren<br />
Enoteca wohl anstünde. Gatte Pierangelo Gurini kocht. Er ist unweit des<br />
Pian del Vino bei Bormio aufgewachsen. Damit sind wir in der angenehmen<br />
Osteria dem Veltlin entschieden näher als dem Emmental.<br />
Gravedona um 1838 (Aquatinta von Pompeo Pozzi).<br />
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