Von Bischof zu Bischof - Rotpunktverlag
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In 9 Tagen von Chur nach Como<br />
Kohls »Alpenreisen« lesen: »Im Paradiese darf der Comersee nicht fehlen,<br />
denn es ist unmöglich, dass ihn irgendein anderer See an Naturschönheiten<br />
übertreffe. Er ist daher auch so <strong>zu</strong> sagen der Lieblingssee der ganzen gebildeten<br />
Welt geworden, und eine Villa am Comersee <strong>zu</strong> haben, gehört eben so <strong>zu</strong><br />
den Träumen geschmackvoller Europäer wie der Wunsch, ein Zimmer im<br />
Grosvenor-Square <strong>zu</strong> besitzen, <strong>zu</strong> den Lieblinswünschen eines Londoner<br />
Fashionable. Sehr viele haben jenen Traum <strong>zu</strong> verwirklichen gewusst, und es<br />
gibt jetzt nicht nur lombardische Nobili, sondern auch russische Fürsten,<br />
deutsche Prinzen und Prinzessinnen, Pariser Tänzerinnen oder Banquiers,<br />
die sowohl ein Winterhaus in Berlin oder Petersburg, in Mailand oder Venedig,<br />
in London oder Paris, als <strong>zu</strong>gleich auch ein Sommerhaus am Comersee<br />
besitzen. Es gibt zwar auch Villen genug am Lago di Garda, am Luganer See,<br />
so wie am Lago Maggiore, allein diese gehören meistens nur einheimischen<br />
Besitzern. Ein so großes Gemisch von allerlei Besitzern Europas, ein solches<br />
Rendezvous für die die Natur bewundernde Welt aller Länder findet man<br />
nur an den Ufern des Comersees.«<br />
Das Kursschiff hält in elegantem Bogen auf die Hafenmole von Como <strong>zu</strong>.<br />
Die Kuppel des Domes fällt uns <strong>zu</strong>erst auf, noch vor dem Hotel Marco’s<br />
(links) oder dem Metropole & Suisse (rechts), dem Heldendenkmal aus den<br />
heroischen 1920er Jahren (noch mehr rechts), noch vor den Boulevardcafés<br />
an der Piazza Cavour (in der Mitte des Bildes). Der Dom liegt absolut zentral,<br />
ein Kunstwerk von hellem Marmor, eine Pracht. Bescheiden waren sie<br />
nicht, die Kollegen in Como. Die Kathedrale von Chur hätte (so überschlagen<br />
wir) wohl im Schiff des Domes von Como Platz. Dafür wirkt der Sitz der<br />
Diözese an der Piazza Grimoldi bescheidener als der Churer Schlosshügel.<br />
Gleich hinter dem Dom (oder auch neben, wie man will) lag bis 2007 das<br />
einfache Albergo Sociale mit einer guten Trattoria. Sommers saß man unter<br />
den Bögen, die Türme und Türmchen der Kathedrale vor der Nase, nachts<br />
fast fluoreszierend weiß im Scheinwerferlicht. 2008 war das Haus im Umbau;<br />
ob das Sociale neu eröffnet wird, wusste niemand so genau. Günstig und<br />
weiterhin offen ist das Piazzolo an einem kleinen, ruhigen Platz zwischen<br />
Dom und Bahnhof. Architekturinteressierte logieren vielleicht im Posta, das<br />
der berühmte Comeser Architekt Giuseppe Terragni (1904–1943) fertigbaute.<br />
Versteckt in Seitengassen des Dreiecks Piazza Cavour, Dom und westlicher<br />
Stadtmauer finden sich kleine Trattorien, die gut sind und günstig,<br />
etwa in der Via Vitani die Osteria und Enoteca del Gallo oder das Nostrad’-<br />
Amos oder das Rino. Um die hungrigen Mägen der Touristen buhlen in<br />
Como viele. Im Sommer ist die attraktive Ecke beim Hotel San Marco ein<br />
Mit vollen Segeln über den Comersee – das war einmal.<br />
6J Menaggio–Lenno oder Como<br />
Rummelplatz, freie Tische in den Restaurants sind rar. Wer im Herbst oder<br />
Winter herkommt, kann das kaum glauben, dann ist sogar im gediegenen<br />
i Tigli ohne Reservation ein Tisch <strong>zu</strong> haben.<br />
Für den ganz großen Überblick ist gleich nebenan gesorgt. Eine Standseilbahn<br />
führt in spektakulärer Steigung nach Brunate hoch, ob Sommer oder<br />
Winter. So manche Jugendstilvilla dämmert schön herausgeputzt in den<br />
schattigen Gärten des ehemaligen Luftkurortes vor sich hin – im Gegensatz<br />
<strong>zu</strong>m alten Hotel Milano, einst Flagschiff der gehobenen Hotellerie an stolzester<br />
Aussichtslage. Abheben wird der Kasten sicher nicht mehr, auch wenn<br />
er heute den Yogis gehört.<br />
Das Ristorante Bellavista (Dienstag geschlossen) ist ein kleiner tröstlicher<br />
Kontrapunkt, bietet nicht nur eine großartige Sicht und im Sommer lauschige<br />
Apero-Winkel, auch die Karte animiert <strong>zu</strong>m Wiederkommen, von<br />
den Vorspeisen Assortito al pesce di lago oder Affetato di salumi del territorio<br />
bis <strong>zu</strong>m Käse aus den umliegenden Tälern Valsassina, Valchiavenna, Val-<br />
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